Die Pflichten eines Gemeindedieners
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Ein Auszug aus dem Buch Die
lebendige Gemeinde von John MacArthur
Kapitel 12
Die Pflichten eines Gemeindedieners
In 1. Timotheus 4,6-16 listet Paulus die Qualifikationen für
einen guten Diener Jesus Christi auf. Der Schlüsselbegriff
steht in Vers 6: "
so wirst du ein guter Diener Christi
Jesu sein." In gewissem Sinne ist dies das Generalthema
des ganzen Briefes, den Paulus zur Unterweisung von Timotheus
schrieb, wie er der Gemeinde in Ephesus dienen kann.
Das griechische Wort für "gut" kann besser übersetzt
werden mit "exzellent", "edel", "bewundernswert"
oder "vorzüglich". In 1. Timotheus 3,1 bezeichnet
es den Aufseherdienst und hier beschreibt es den Charakter des
Mannes, den Gott als Mitarbeiter im Gemeindedienst wünscht.
"Diener" ist die Übersetzung des griechischen
Wortes diakonos, von dem das Wort Diakon abstammt.
Es bezeichnet die offiziellen Diakone in der Gemeinde, die in
Kapitel 3 dieses Briefes beschrieben werden. Hier bezeichnet
dieses Wort zwar nicht das offizielle Diakonenamt, doch impliziert
es auch hier, dass sich jeder, der in irgendeiner Weise im Dienst
der Gemeinde mitarbeitet, als ein Diener des Herrn Jesus Christus
betrachten muss.
Das Wort diakonos unterscheidet sich von doulous,
das ebenfalls oft mit "Diener" übersetzt wird,
aber häufig einen Sklaven bzw. Leibeigenen in Unterwerfung
bezeichnet. Diakonos hingegen beschreibt einen Diener
in einer freieren Stellung, der freiwillig dient. Der Ausdruck
vermittelt den Gedanken der Nützlichkeit und impliziert,
dass alle Christen danach streben sollten, sich im Werk des
Herrn nützlich zu machen. In 1. Korinther 4,1-2 schreibt
Paulus: "Dafür halte man uns: für Diener Christi
und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Übrigens sucht man
hier an den Verwaltern, dass einer treu befunden werde."
Wir sind berufen, Diener und Verwalter zu sein, die den Besitz
Gottes so verwalten, dass es seinem Namen Ehre macht. Die Anweisungen
von Paulus an Timotheus gelten für alle, die dem Herrn
dienen.
In 1. Timotheus 4,1-5 spricht Paulus von dämonischen Lehren,
die von betrügerischen Geistern durch heuchelnde Lügner
verbreitet werden. Nachdem er Timotheus gewarnt und ihm eingeschärft
hat, dass falsche Lehren nicht von Menschen, sondern von Dämonen
stammen, erklärt er ihm, wie er trotz der Gefahr falscher
Lehre ein guter und effektiver Diener sein kann. Doch in seinen
Anweisungen, wie Timotheus mit falschen Lehren umgehen sollte,
betont Paulus nicht das Negative, sondern das Positive. Er fordert
Timotheus nicht auf, einen defensiven Dienst des Widerlegens
und Zurückweisens von Irrtum aufzubauen, sondern betont
die offensive Vorgehensweise: Er soll das Wort Gottes lehren
(V. 6.11.13.16). Der Dienst der Gemeindeleiter sollte hauptsächlich
darin bestehen, das Volk Gottes aufzuerbauen, und nicht ausschließlich
im Aufzeigen und Angreifen von Irrtümern.
In den Versen 6-16 nennt Paulus elf Charaktermerkmale, die erforderlich
sind, um ein guter Diener Christi zu sein. Sie sind praktische
und hilfreiche Ziele für jeden, der wünscht, dem Herrn
in der Führung seines Volkes zu dienen.
Der exzellente Diener warnt vor Irrtümern
Obwohl der Verkündigungsdienst nicht vorwiegend negativ
ausgerichtet ist, bedeutet das nicht, dass Warnungen vor der
Schädlichkeit falscher Lehren keinen Platz hätten.
Zunächst klärte Paulus vor dämonischen Lehren
auf und leitete dann über zur Erläuterung, wie man
ein exzellenter Diener Jesu Christi sein kann. In dieser Überleitung
fordert er Timotheus auf, die Gemeinde vor derartigen Lehren
zu warnen: "Wenn du dies den Brüdern vorstellst, so
wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein" (V. 6). Es
ist notwendig, Christen vor Irrlehren zu warnen. Warnungen gehören
zum Verkündigungsdienst.
Der griechische Ausdruck für "vorstellen" steht
hier im Partizip Präsens, was bedeutet, dass vor real existierenden
Irrlehren beständig gewarnt werden sollte. Es bedeutet
nicht, Befehle zu erteilen, sondern den Zuhörern in milder,
demütiger Haltung seelsorgerlichen Rat zu bieten. Ein Diener
Christi muss den Leuten Unterscheidungsvermögen vermitteln,
indem er sie zu biblischem Denken anleitet.
Das Aufzeigen von Irrtümern ist in der Verkündigung
eines typischen Predigers nicht das Generalthema, sollte aber
eine immer wiederkehrende Erinnerung sein. Paulus sagte zu den
Ältesten von Ephesus: "Ich weiß, dass nach meinem
Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die
die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden
Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger
abzuziehen hinter sich her. Darum wacht und denkt daran, dass
ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe,
einen jeden unter Tränen zu ermahnen! Und nun befehle ich
euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, aufzuerbauen
und ein Erbe unter allen Geheiligten zu geben" (Apg 20,29-32).
Paulus machte die Epheser immer wieder auf Irrlehren aufmerksam
und zeigte ihnen die positive Lösung: das Wort Gottes.
Die Wahrheit bietet die geeignete Grundlage zum Umgang mit Irrtümern.
Wenn Christen fest gegründet im Wort Gottes sind, können
sie dadurch vermeiden, "Unmündige (zu) sein, hin-
und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre"
(Eph 4,14). Auch in 1. Johannes 2,13-14 wird bestätigt,
dass ein Gläubiger lernt, teuflische Irrtümer abzulehnen,
wenn er stark ist im Wort Gottes, dem Schwert des Geistes. Nur
so kann man im Kampf gegen jene Wesen bestehen, die sich als
Engel des Lichts und Diener der Gerechtigkeit tarnen (2Kor 11,14-15).
Weil die Gemeinde in dieser Generation versäumt hat, wachsam
Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden, konnten alle möglichen
Irrtümer in sie eindringen. Sie ist orientierungslos, schwach
und nicht selten abtrünnig. Eine oberflächliche Theologie
und überzeugungslose Verkündigung sind an die Stelle
von kräftiger Lehre und klarer Schriftauslegung getreten.
Das zieht ein tragisches Vermächtnis nach sich. Die Gemeinde
wurde überflutet mit Orientierungslosigkeit, unbiblischer
Psychologie, okkulten Einflüssen, erfolgsorientierten Philosophien
und Wohlstandstheologie.
Die Gemeinde muss klare Linien zwischen Irrtum und Wahrheit
ziehen und ihre Gläubigen im Wort Gottes auferbauen. Gemeindeleiter
sind vor Gott dafür verantwortlich, die ihnen anvertrauten
Gläubigen vor geistlichen Gefahren zu warnen. Der Herr
sagte zu Hesekiel: "Menschensohn, ich habe dich dem Hause
Israel zum Wächter gesetzt; und du sollst das Wort aus
meinem Munde hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn
ich zu dem Gesetzlosen spreche: Du sollst gewisslich sterben!
und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gesetzlosen
vor seinem gesetzlosen Wege zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten,
so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben,
aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern" (Hes
3,17-18). Wenn geistliche Führungspersonen das unterlassen,
werden sie vor Gott dafür Rechenschaft geben müssen
(Hebr 13,17). Auch wenn die Gemeinde heute anscheinend alles
mit offenen Armen akzeptiert, einschließlich Irrlehren,
muss ein Diener Gottes solche Überzeugungen entwickeln,
die auf einer biblischen Theologie gründen. Er muss die
ihm anvertrauten Gläubigen beständig vor Irrtümern
warnen. Es weiß sich verpflichtet, die Herde vor Gefahr
zu schützen und nicht die Gefahr herabzuspielen.
Der exzellente Diener ist versiert im Bibelstudium
Ein guter Diener ist auch ein Experte im Bibelstudium, "der
sich nährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre,
der du gefolgt bist" (V. 6). Es ist eine traurige Feststellung,
dass viele Gemeindeleiter nur eine minimale Bibelkenntnis haben
und die Bibel nur mit wenig Hingabe studieren. In der Kirchengeschichte
gab es eine Zeit, als die Gemeindehirten herausragende Experten
in Bibel und Theologie waren. Die puritanischen Prediger waren
nicht in erster Linie gute Redner oder Entertainer, sondern
vor allem und zuallererst Studenten des Wortes Gottes. Sie arbeiteten
daran, das Wort Gottes mit Präzision und Weisheit zu verstehen,
auszulegen und anzuwenden.
Das griechische Wort, das mit "sich nähren" übersetzt
wurde, ist ein Partizip Präsens passiv. Das bedeutet, dass
das Ernähren mit dem Wort Gottes ein ständiger, fortdauernder
Prozess ist. Dazu gehört, die Bibel zu lesen, darüber
nachzusinnen, am Text zu arbeiten und ihn so lange zu studieren,
bis man ihn beherrscht. Es ist elementar wichtig, dass wir uns
fortwährend mit dem "Wort des Glaubens" ernähren.
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Gesamtheit der christlichen
Wahrheit in der Schrift. Wir sollen Meister der Bibelkenntnis
sein. Wir werden sie nie völlig beherrschen, aber wir sollen
danach streben. Wir sollen Experten der Schriftkenntnis sein,
und nicht nur gute Redner, die den Leuten in den Ohren kitzeln
und ihnen den Eindruck vermitteln, sie würden etwas Angenehmes
hören (2Tim 4,3). Wir müssen das Wort Gottes sorgfältig
und exakt interpretieren und verteidigen. Wir sollen uns nicht
nur direkt von den "Worten des Glaubens" nähren,
sondern auch von "der guten Lehre" (gr. kalê
didaskalia). Zur "guten Lehre" gehört das
Lehren biblischer Wahrheit und das Anwenden ihrer Prinzipien.
Geistliches Wachstum basiert auf unserem vertrauten Umgang mit
biblischer Wahrheit.
1. Petrus 2,2 - Wir wachsen geistlich, wenn
wir die Bibel studieren.
2. Timotheus 2,15 - Paulus schrieb: "Strebe
danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen
als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der
das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet!" Vorrangig
vor allen anderen Aspekten des Verkündigungsdienstes sind
wir dazu berufen, erfahrene Forscher im Wort Gottes zu sein.
Epheser 6,17 - Wir sollen mit großer Präzision
Gebrauch machen vom "Schwert des Geistes, das ist Gottes
Wort".
Kolosser 3,16 - Das Wort Christi soll reichlich
und tiefgründig in uns wohnen.
2. Timotheus 3,16-17 - Das Wort Gottes ist "nützlich
zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur
Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig
sei, für jedes gute Werk ausgerüstet". Deshalb
müssen wir es kennen, wenn wir andere geistlich zurüsten
wollen.
Um biblisch denken und reden zu können, muss ein Gemeindehirte
einen Großteil seiner Zeit damit verbringen, sich den
Bibeltext zu erarbeiten. Die Bibel ist ein unerschöpflicher
Schatz, und es erfordert eine ganze Lebenszeit, nur anzufangen,
ihre Reichtümer zu begreifen. Unkenntnis ist keine Tugend.
Leider sind wir eine Generation, die nicht gerne nachdenkt;
Unterhaltung und Amüsement sind uns lieber. Dennoch müssen
wir das Wort Gottes mit Entschlossenheit studieren, verstehen
und vermitteln.
Leider gibt es viele Männer, die keine Freude am Studieren
haben. Sie beschäftigen sich hier und da eine Stunde mit
der Bibel oder überhaupt nicht. Viele Gemeindehirten betrachten
Studium als eine unliebsame Aufgabe, die einen ansonsten leichtgängigen
Tagesablauf störend unterbricht. Am liebsten haben sie
so oft wie möglich Gastredner auf ihren Kanzeln, damit
sie sich den fürs Bibelstudium nötigen Zeitaufwand
sparen, und widmen sich lieber den vielfältigen Aufgaben
in Verwaltung, Organisation und Besprechungen. Ihr Minimum an
Bibelstudium bringt nur schwache Predigten hervor, die weder
zum Herzen noch zum Verstand der Zuhörer vordringen.
William Tyndale, dem die englische Übersetzung des Neuen
Testaments von 1525 zu verdanken ist, befand sich im Gefängnis
und erwartete seinen Märtyrertod. Er schrieb einen Brief
an den amtierenden Herrscher und erbat, dass ihm Folgendes aus
seinem Besitz gesandt werden möge: Eine wärmere Mütze
und ein wärmerer Mantel und ein Stück Tuch, um seine
Hose zu flicken. Dann sagte er: "Doch am allermeisten erbitte
und erflehe ich Ihr Mitleid, dem Beauftragten zu drängen,
dass er mir freundlicherweise erlaubt, eine hebräische
Bibel, eine hebräische Grammatik und ein hebräisches
Wörterbuch zu haben, damit ich die Zeit mit deren Studium
verbringen kann." Jeder Bibelschulabsolvent, der mit Hebräisch
zu kämpfen hatte, wird wahrscheinlich eine solche Bitte
nicht nachvollziehen können! Doch wenn man später
tiefer im Wort Gottes gräbt, ist es wunderbar sagen zu
können: Am liebsten ist mir das, was mir hilft, das Wort
Gottes besser zu verstehen.
Der exzellente Diener meidet den Einfluss unheiliger Lehre
"Die unheiligen und altweiberhaften Fabeln aber weise
ab" (V. 7). "Fabeln" ist eine Übersetzung
des griechischen Wortes mythos, das uns auch aus unserem
Sprachgebrauch bekannt ist. In 2. Timotheus 4,4 lesen wir: "Sie
werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln
hinwenden." Wahrheit und Fabeln werden hier als Gegensätze
gesehen. Der Christ muss sich von der Wahrheit ernähren
und muss das Gegenteil der Wahrheit ablehnen.
Die Beschreibung der Fabeln als "altweiberhaft" hat
eine kulturelle Bedeutung. Der Ausdruck wurde in philosophischen
Kreisen als sarkastisches Beiwort gebraucht, wenn man eine bestimmte
Auffassung mit besonderer Verachtung schmähen wollte. Er
vermittelt das Bild einer alten Oma, die einem Kind ein Märchen
erzählt, und wurde auf alles angewendet, was unglaubwürdig
war.
Der Verstand ist eine kostbare Sache. Gott möchte, dass
die geistlichen Führer einen reinen Verstand haben, der
randvoll mit dem Wort Gottes gefüllt ist. Er hat keinen
Platz für törichte Mythen oder unheilige Widersprüche
zur Wahrheit. Doch irgendwie glaubt unsere Gesellschaft lieber
fiktiven Geschichten als biblischer Wahrheit. In manchen Kreisen
wird die theologische Gelehrsamkeit nicht mehr daran gemessen,
wie gut man seine Bibel kennt, sondern wie gut man sich mit
den Spekulationen des säkularen akademischen Establishments
auskennt.
Als ich überlegte, in Theologie zu promovieren, prüfte
der Vertreter des Promotionskurses an der Universität meine
Skripte und schloss daraus, dass ich mich in meiner bisherigen
akademischen Arbeit zu viel mit Bibel und Theologie beschäftigt
hatte. Deshalb gab er mir eine Liste mit 200 Büchern, die
ich zur Vorbereitung lesen sollte, bevor ich in das Programm
aufgenommen werden konnte. Ich ging die Liste mit einem Experten
in christlicher Literatur durch und stellte fest, dass keines
dieser Bücher etwas anderes enthielt als liberale Theologie
und humanistische Philosophie. Sie waren voller profaner altweiberhafter
Fabeln, die als akademische Gelehrsamkeit ausgegeben wurden!
Die Universität verlangte außerdem, dass ich an einem
Kurs teilnahm mit dem Titel: "Jesus und das Kino."
Dazu gehörte es, moderne Kinofilme anzuschauen und zu überprüfen,
ob sie die "Jesus-Moral" förderten oder bekämpften.
Die zweite Person Gottes wurde zu einem Moralapostel degradiert!
Ich wandte mich wieder an besagten Vertreter und sagte ihm:
"Ich möchte nur, dass Sie wissen: Ich habe mein ganzes
Leben mit dem Studium der Wahrheit zugebracht, und ich kann
nicht einsehen, welchen Wert es haben soll, dass ich die nächsten
paar Jahre damit verbringen soll, Irrtum zu lernen." Dann
legte ich die Unterlagen auf seinen Schreibtisch und verabschiedete
mich.
Ich danke Gott, dass mein Verstand von Beginn meines Lernens
an mit Wahrheit aufgefüllt worden ist. Mein Verstand ist
kein Schlachtfeld der Unschlüssigkeit, was wahr ist und
was falsch, und befasst sich nicht "mit Fabeln und endlosen
Geschlechtsregistern
die mehr Streitfragen hervorbringen,
als sie den Verwalterdienst Gottes fördern" (1Tim
1,4). Das kann ich mit voller Überzeugung sagen, weil es
in meinem Denken keine Zweideutigkeiten gibt. Um die Plage der
vermeintlichen Intellektuellen oder Gelehrten, die der biblischen
Wahrheit widersprechen, habe ich einen Bogen gemacht. Ein Bekannter
von mir hatte jedoch Probleme auf diesem Gebiet. Er ging auf
ein liberales Seminar, um sich auf seinen Gemeindedienst vorzubereiten,
aber verließ das Seminar schließlich als Kellner.
Die Orientierungslosigkeit des Liberalismus hat seine Motivation,
Gott zu dienen, zerstört. Unser Verstand ist kostbar und
wir müssen ihn vor satanischen Lügen bewahren. Der
exzellente Diener des Wortes Gottes bewahrt seine biblischen
Überzeugungen und seinen klaren Verstand, indem er sich
viel mit dem Wort Gottes beschäftigt.
Der exzellente Diener übt sich in persönlicher Gottseligkeit
J. Oswald Sanders schreibt in seinem Buch Spiritual Leadership
("Geistliche Leiterschaft"): "Geistliche Ziele
können nur von geistlichen Menschen erreicht werden, die
geistliche Methoden anwenden." Im Gemeindedienst geht es
vor allem um Gottseligkeit. Es geht nicht darum, wie clever
man ist oder wie gut man sich verkaufen kann; sondern ob man
das Wort Gottes kennt und ein gottseliges Leben führt.
Der Dienst für den Herrn ergibt sich aus Letzterem.
In 1. Timotheus 4,7 lesen wir: "
übe dich aber
zur Gottseligkeit". Unser Wort Gymnasium stammt
von dem griechischen Ausdruck, der hier mit "üben"
übersetzt ist (gymnasô). Es wurde für
Sportler verwendet, die für einen Wettkampf trainierten
und bedeutet strenges, selbstkasteiendes Training. In der griechischen
Kultur wurde eine Turnhalle als Gymnasium bezeichnet,
die für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren der zentrale
Platz der Stadt war. Da großer Wert auf Sport gelegt wurde,
gab es gewöhnlich in jeder Stadt eine solche Turnhalle.
Dieser Körperkult führte dazu, dass übermäßig
viel Zeit mit Sport, Training und Wettkämpfen verbracht
wurde, ganz ähnlich wie heute bei uns.
Paulus spielte auf diese kulturelle Gegebenheit an, als er Timotheus
ermahnte, auf das Ziel der Gottseligkeit hin zu "trainieren",
und sagte damit im Endeffekt: "Wenn du dich mit Training
beschäftigen willst, so konzentriere dich darauf, deine
innere Natur zur Gottseligkeit zu trainieren." Das griechische
Wort für Gottseligkeit ist eusebia, was "Frömmigkeit",
"Gottesfurcht" oder "wahre geistliche Tugend"
bedeutet. "Trainiere eifrig für eine Steigerung der
geistlichen Tugend", wäre eine passende Übersetzung
von Paulus' Ermahnung an Timotheus.
Paulus war sich im Klaren, wie wichtig Disziplin im geistlichen
Dienst ist: "Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn,
damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich
werde" (1Kor 9,27). Timotheus sagte er: "Nimm teil
an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu! Niemand,
der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen
des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Wenn
aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht
den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft"
(2Tim 2,3-5). So wie ein Soldat Entbehrungen auf sich nimmt,
Opfer bringt und sich von der Welt trennt, um demjenigen zu
gefallen, der ihn rekrutiert hat, und so wie ein Sportler fleißig
trainieren und sich im Wettkampf an die Regeln halten muss,
so muss ein Diener Gottes Opfer auf sich nehmen, Disziplin üben
und sich an den Maßstab Gottes halten.
Körperliche Übungen nützen wenig (V. 8). Erstens
dienen sie nur dem Körper und nicht dem Geist. Zweitens
halten ihre positiven Auswirkungen nur kurze Zeit an. Man kann
Jahre damit verbringen, sich in Form zu bringen, aber sobald
man mit dem Training nachlässt, verliert man sofort die
Fitness, die man sich so hart antrainiert hat.
Im Gegensatz dazu gilt: "Die Gottseligkeit aber ist zu
allen Dingen nütze, weil sie die Verheißung des Lebens
hat, des jetzigen und des zukünftigen" (V. 8). Gottseligkeit
ist nützlich nicht nur für den Körper, sondern
auch für die Seele. Wenn Sie sich Vorsätze für
das neue Jahr machen, dann nehmen Sie sich nicht vor, drei Mal
pro Woche Sport zu treiben, wenn Sie nicht bereits täglich
Zeit mit dem Wort Gottes verbringen und Ihre Gottseligkeit fördern.
Geistliche Disziplin wird Ihnen ein erfülltes, von Gott
gesegnetes, fruchtbares und sinnvolles Leben einbringen. Und
der Segen der Gottseligkeit bleibt in Ewigkeit bestehen.
"Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert" (V. 9).
Diesen Ausdruck verwendete Paulus noch an vier weiteren Stellen
seiner Pastoralbriefe (1Tim 1,15; 3,1; 2Tim 2,11; Titus 3,8).
"Aller Annahme wert" betont seine Bekräftigung
und bezeichnet eine vertrauenswürdige Aussage oder ein
offenkundiges Axiom. Es liegt unbestreitbar auf der Hand, dass
geistliche Übung von größerem Nutzen ist als
körperliche.
Sich übermäßig viel mit seinem Körper zu
beschäftigen, zeugt von geistlicher Unreife und von einer
eingeschränkten Wahrnehmung geistlicher und ewiger Dinge.
In der Gemeinde sollte es unzweifelhaft feststehen, dass Christen
keinen Körperkult betreiben, sondern Menschen sind, die
sich geistlich ertüchtigen, um dem Willen Gottes zu entsprechen.
Der exzellente geistliche Diener strebt nach Gottseligkeit.
Er wendet dazu alle verfügbaren Gnadenmittel an - Gebet,
Bibelstudium, Teilnahme am Mahl des Herrn, Sündenbekenntnis,
aktive Mitarbeit, Verantwortung und manchmal auch Fasten - um
sich in der Gottseligkeit zu üben.
Gottseligkeit ist das Herzstück der Wahrheit (1Tim 6,3).
Sie wird durch Christus empfangen (2Petr 1,3), doch müssen
wir auch danach streben (1Tim 6,11). In einer feindlichen Umgebung
verursacht sie Drangsal (2Tim 3,12). Und sie segnet uns für
die Ewigkeit, aber nicht unbedingt mit zeitlichem Wohlstand
(1Tim 6,5-8).
Der exzellente Diener weiß sich zu harter Arbeit verpflichtet
Nachdem Paulus uns zur Gottseligkeit aufgefordert hat, bringt
er uns nun auf den Erdboden zurück. Der Verkündigungsdienst
ist eine himmlische Beschäftigung, aber gleichzeitig eine
irdische Aufgabe - harte Arbeit. "
denn dafür
arbeiten und kämpfen wir" (V. 10).
In 2. Korinther 5,9 schreibt Paulus: "Deshalb setzen wir
auch unsere Ehre darein, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm
wohlgefällig zu sein." Dann nennt er zwei Gründe,
weshalb wir hart arbeiten sollten. Erstens sagt er in Vers 10:
"Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi
offenbar werden." Wir werden vor Christus stehen und für
unseren Dienst für ihn ewigen Lohn empfangen. Der Lohn
wird dem von uns geleisteten Dienst entsprechen, sei er gut
oder nutzlos (vgl. 1Kor 3,11-15).
In Vers 11 sagt Paulus dann: "Da wir nun den Schrecken
des Herrn kennen, so überreden wir Menschen." Hier
blickte Paulus über sich selbst hinaus auf unerrettete
Menschen. Sie werden keinen Lohn zu erwarten haben, sondern
Gericht. Und da wir das wissen, sollen wir sie von der Wahrheit
des Evangeliums überzeugen, damit sie gerettet werden und
dem Gericht entgehen können.
Paulus arbeitete hart, weil er wusste, dass seine Mühen
Konsequenzen für die Ewigkeit haben werden: Lohn für
ihn selbst und die Möglichkeit, das Schicksal der Ungläubigen
zu wenden. Das ist die Perspektive, von der die Diener Gottes
angetrieben werden. Es gibt einen ewigen Himmel, aber auch eine
ewige Hölle.
In 1. Timotheus 4,10 bedeutet "arbeiten" (gr. kopiaô)
"arbeiten bis zur Erschöpfung". "Kämpfen"
(gr. agônizomoai) bedeutet "im Todeskampf
ringen". Wir arbeiten bis zur Erschöpfung und oft
in Schmerzen, weil wir wissen, um welche ewigkeitsrelevanten
Ziele es geht.
J. Oswald Sanders schrieb, wenn ein Mann "nicht bereit
ist, für seinen Führungsdienst den Preis der Erschöpfung
zu zahlen, wird er immer mittelmäßig bleiben."
Er sagte außerdem: "Wahre Leiterschaft fordert stets
einen hohen Preis, und je effektiver Leiterschaft ist, desto
höher wird der Preis sein." Wir wollen diesen Preis
nicht herabsetzen, weil wir wissen, wie dringlich unser Dienst
ist. Müdigkeit, Einsamkeit, Kämpfe, frühes Aufstehen,
kurze Nächte und Verzicht auf Vergnügen gehören
alle zum Dienst dazu. In 1. Korinther 9 sagt Paulus: "Ein
Zwang liegt auf mir. Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium
nicht verkündigte!
Ich kämpfe so, nicht wie
einer, der in die Luft schlägt; sondern ich zerschlage
meinen Leib und knechte ihn" (V. 16.26-27). Damit beschreibt
er seine enorme Mühe und Hingabe für einen Dienst
mit ewigkeitsrelevanten Konsequenzen. In 2. Korinther 11,24-27
berichtet Paulus, wie oft er geschlagen und ausgepeitscht wurde
und Erschöpfung, Leid, Schmerz, Kampf und Schiffbruch erfahren
hat. Er nahm alle diese Gefahren auf sich, weil er seinem unmittelbaren
Dienst völlig hingegeben war. Warum? Weil er die Ewigkeit
im Blick hatte. Er erkannte, dass das Schicksal von Seelen auf
dem Spiel stand.
"Weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen" (V. 10)
bedeutet wörtlich: "Wir haben unsere Hoffnung auf
den lebendigen Gott gerichtet." Missionare, die das Evangelium
über Jahre hin verkünden, verzichten auf nahezu jede
irdische Annehmlichkeit, weil ihre Hoffnung auf den lebendigen
Gott gerichtet ist. Sie glauben, dass er über dieses Leben
hinaus für sie sorgen wird. Niemand von uns sollte versuchen,
hier ein Vermögen anzusammeln, um vor seinem Abscheiden
noch in Überfluss schwelgen können. Unsere Hoffnung
ist auf die Zukunft gerichtet.
Man beachte, dass Paulus Gott hier beschreibt als "ein
Retter aller Menschen, besonders der Gläubigen" (V.
10). In welchem Sinne ist Gott der Retter aller Menschen? Und
inwiefern ist er der Retter insbesondere der Gläubigen?
Hierzu gibt es viele verschiedene Auslegungsversuche. Der Schlüssel
zur Auslegung dieses Ausdrucks besteht darin, den Kontext zu
beachten.
Als Paulus zu den gebildeten Athenern auf dem Marshügel
sprach, sagte er, dass Gott "nicht von Menschenhänden
bedient wird, als wenn er noch etwas nötig hätte,
da er selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Denn in ihm
leben und weben und sind wir
Denn wir sind auch sein
Geschlecht" (Apg 17,25.28). In einem allgemeinen Sinne
ist Gott der Versorger und Erhalter des Lebens aller Menschen.
Bei einem Unwetter auf See sagte Paulus zur Schiffsmannschaft:
"Deshalb ermahne ich euch, Speise zu euch zu nehmen, denn
dies gehört zu eurer Rettung" (Apg 27,34). Hier steht
für "Rettung" dieselbe griechische Wurzel wie
bei "Retter" in 1. Timotheus 4,10. Paulus sprach hier
nicht von geistlicher, sondern leiblicher Errettung.
In Jakobus 5,15 lesen wir: "Und das Gebet des Glaubens
wird den Kranken retten" (Hervorhebung zugefügt).
Die griechischen Wörter für "Rettung" oder
"retten" sind in ihrer Bedeutung nicht auf die Rettung
der Seele beschränkt. Sie können sich auf Befreiung
von Krankheit oder Problemen beziehen oder auf die Versorgung
mit Nahrung.
Davon spricht Paulus in 1. Timotheus 4,10. Wir haben gesehen,
dass Gott auf weltweiter Ebene Kraft gibt. Wir haben gesehen,
wie er großzügig für die zeitlichen Bedürfnisse
aller Menschen sorgt. Doch diese Fürsorge ist für
den Gläubigen besonders kostbar, weil sie nicht nur zeitlich,
sondern auch ewig ist.
Paulus argumentiert so: Wir arbeiten und kämpfen im Verkündigungsdienst,
weil wir glauben, dass diese Arbeit Konsequenzen für die
Ewigkeit haben wird. Wir haben unsere Hoffnung auf einen lebendigen
Gott gerichtet und wir wissen, dass er die Seelen derer retten
wird, die dem Evangelium glauben, weil wir seine erhaltende
Macht in der Welt gesehen haben. Deshalb arbeiten wir hart.
Ich erinnere mich, wie ich von einem Mann namens Thomas Cochrane
las, der interviewt wurde, weil er in die Mission gehen wollte.
Er wurde gefragt: "Auf welchen Teil des Missionsfeldes
fühlen Sie sich besonders berufen?" Er antwortete:
"Ich weiß nur, dass ich das Schwierigste wünsche,
das Sie mir anbieten können." Das Werk des Herrn ist
nichts für Leute, die Bequemlichkeit und Wohlleben wollen.
Aber es bietet ewigen Lohn für solche, die ihre Hoffnung
auf die Ewigkeit richten.
Richard Baxter schrieb: "Die Arbeit als geistlicher Diener
muss mühsam und fleißig ausgeführt werden, da
sie von solch unaussprechlicher Konsequenz für andere und
für uns selbst ist. Wir versuchen, die Welt zu bewahren,
sie vor dem Fluch Gottes zu retten, die Schöpfung vollkommen
zu machen, die Ziele der Erlösung Christi zu erreichen
und das Reich Christi aufzurichten, und helfen anderen, das
Reich der Herrlichkeit zu erreichen. Und können diese Arbeiten
mit einer leichtfertigen Gesinnung oder einer schlaffen Hand
verrichtet werden? Oh, siehe zu, dass du diese Arbeit mit all
deiner Kraft tust! Studiere emsig, denn der Brunnen ist tief
und unsere Hirne seicht".
Unsere ganze Arbeit ist eine Mühe, aber keine menschliche
Mühe: Paulus sagte, sein Ziel sei es, "jeden Menschen
vollkommen in Christus darzustellen" (Kol 1,28). Dann sagte
er: "
wozu ich mich auch bemühe [gr. kopiaô
"im Todeskampf ringen"] und kämpfend ringe gemäß
seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft" (V. 29).
Unsere Arbeit wird nicht im Fleisch vollbracht. Der Herr kräftig
die, die ihm dienen, durch seinen Geist.
Der exzellente Diener lehrt mit Autorität
"Dies gebiete und lehre!", befahl Paulus Timotheus
(V. 11). Das griechische Wort, das mit "lehre" übersetzt
ist, beschreibt das Vermitteln von Informationen, in diesem
Fall das Weitergeben von Anweisungen bzw. Glaubenslehren. Dies
soll in Form eines Befehls geschehen.
Heute wird oft in vergnügter, unterhaltsamer Weise gepredigt,
aber selten so, dass die Predigt vollmächtig ist oder das
Leben der Hörer umgestaltet. Sind die seichten Meinungen,
die heute von den Kanzeln zu hören sind, wirklich das,
was Gott will? In Apostelgeschichte 17,30 sagte Paulus, dass
Gott den Menschen gebietet, dass sie alle überall
Buße tun sollen" (Hervorhebung zugefügt).
In Matthäus 7,28-29 lesen wir: "Und es geschah, als
Jesus diese Worte vollendet hatte [die Bergpredigt], da erstaunten
die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie
wie einer, der Vollmacht hat." Paulus forderte Timotheus
vielmals auf, autoritativ zu sein. In 1. Timotheus 1,3 sagt
er: "
du solltest einigen Weisung erteilen, nichts
anderes zu lehren." Dann schrieb er: "Dies gebiete!"
(5,7). In 5,20 drängt er Timotheus, bestimmte Personen
öffentlich zurechtzuweisen. In 6,17 nennt er ihm Befehle
für die Reichen in der Gemeinde. In Titus 2,15 schreibt
er: "Dies rede und ermahne und überführe mit
allem Nachdruck! Niemand soll dich verachten!" Das bedeutet
nicht, dass wir unsere Autorität missbrauchen oder gnadenlos
sein sollen. Aber wenn Christen dem Wort Gottes nicht gehorchen,
müssen wir sie zur Verantwortung ziehen.
Der treue Diener ist freimütig. Er brandmarkt Sünde
ohne Umschweife. Er verurteilt Unglauben, Ungehorsam und Mangel
an Hingabe. Gott beschrieb Jesus als "mein geliebter Sohn
Ihn hört!" (Mt 17,5). Der exzellente Diener
gibt diese Aufforderung Gottes weiter und befiehlt allen Menschen,
Buße zu tun und auf Jesus Christus zu hören.
Unsere Autorität hat eine Grundlage. Erstens müssen
wir wissen, was wir über die Bibel glauben. Wenn wir nicht
sicher sind, dass sie Gottes Wort ist, können wir nicht
autoritativ sein. Dann müssen wir wissen, was Gottes Wort
sagt. Wenn wir nicht sicher sind, was es bedeutet, können
wir nicht autoritativ sein. Dann muss es uns wichtig sein, dass
das Wort Gottes richtig vermittelt wird, weil wir dafür
Sorge tragen, dass es bewahrt wird. Und schließlich sollte
uns wichtig sein, wie die Leute auf Gottes Wort reagieren.
Unsere Lehre sollte nicht nur mit sentimentalen Vorschlägen
angefüllt sein, sondern mit Befehlen. Anstatt uns mit Gottes
Wahrheit an die Leute heranzuschleichen, müssen wir das
Wort Gottes freimütig und geradewegs verkünden und
darauf vertrauen, dass es nicht unwirksam bleiben wird.
Der exzellente Diener ist ein Vorbild an geistlicher Tugend
Paulus schrieb Timotheus: "Niemand verachte deine Jugend,
vielmehr sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel,
in Liebe, im Glauben, in Keuschheit!" (V. 12). Das griechische
Wort, das hier mit "Vorbild" übersetzt wurde,
ist typos, was Modell, Muster oder Abdruck bedeutet.
Wenn ein Schneider ein Kleidungsstück mit Hilfe eines Musters
anfertigt, legt er das Muster oben auf den Stoff und schneidet
rundherum. Ein Maler verwendet ein Modell, um seine Gemälde
zu reproduzieren. Wenn wir ein Vorbild sind, liefern wir den
Menschen eine Mustervorlage für ihr Leben. Jemand sagte
einmal: "Dein Leben redet so laut, dass ich nicht hören
kann, was du sagst." Ihr Lebensstil ist Ihre vollmächtigste
Botschaft.
Ein Freund von mir besuchte kürzlich seine frühere
Hochschule, eine der bekanntesten theologischen Ausbildungsstätten
in den USA. Er stellte fest, dass die meisten Absolventen offenbar
ein mangelhaftes Verständnis von wahrer Gottseligkeit hatten.
Er schlug vor, dass sie zusätzlich das Unterrichtsfach
"Persönliche Heiligung" aufnehmen sollten. Einer
der Professoren sagte zu ihm: "Das hätte keine akademische
Glaubwürdigkeit." Aber akademische Glaubwürdigkeit
ist im Hirtendienst nicht das Wichtigste. Nennen Sie mir einen
gottesfürchtigen Menschen, und ich werde Ihnen zeigen,
dass er dadurch ein Vorbild für unser Leben ist. Nennen
Sie mir einen Menschen, dessen Kopf voller Erkenntnis ist, dem
es aber an Heiligung fehlt, und ich zeige Ihnen, dass man sich
an ihm besser kein Vorbild nehmen sollte. Er würde Sie
orientierungslos machen und Sie würden anfangen, es ihm
gleichzutun: Die richtige Lehre ist vorhanden, aber das richtige
Verhalten fehlt. Diese Doppelmoral ist tödlich und abschreckend.
Das Neue Testament fordert immer wieder dazu auf, ein Vorbild
für ein gottesfürchtiges Leben zu sein. Schauen wir
uns allein diese Befehle des Apostels Paulus an:
1. Korinther 4,16 - "Ich bitte euch nun,
seid meine Nachahmer!" Man könnte meinen, Paulus sei
anmaßend. Aber nein, er demonstrierte einfach den Charakter
eines gottesfürchtigen Menschen, der sich im Klaren war,
dass er ein Vorbild sein musste. Offensichtlich wusste er, dass
er nicht vollkommen war, aber er strebte danach - soweit es
möglich ist -, so zu sein, wie der Mensch sein soll. Ein
geistlicher Diener sollte nach nichts weniger streben als das.
Das griechische Wort für "Nachahmer" ist mimête,
wovon unsere Worte Mimik und mimen abstammen.
1. Korinther 10,31.33; 11,1 - "Tut alles
zur Ehre Gottes! Wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen
strebe, dadurch dass ich nicht meinen Vorteil suche, sondern
den der vielen, dass sie errettet werden. Seid meine Nachahmer,
wie auch ich Christi Nachahmer bin!"
Philipper 3,17 - "Seid miteinander meine
Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln,
wie ihr uns zum Vorbild habt!"
Philipper 4,9 - "Was ihr auch gelernt und
empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut!"
1. Thessalonicher 1,5-6 - "Unser Evangelium
erging an euch nicht im Wort allein, sondern auch in Kraft und
im Heiligen Geist und in großer Gewissheit; ihr wisst
ja, als was für Leute wir um euretwillen unter euch auftraten.
Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und die des Herrn."
2. Thessalonicher 3,7.9 - "Ihr selbst wisst,
wie man uns nachahmen soll; denn wir haben unter euch nicht
unordentlich gelebt. Nicht, dass wir nicht das Recht dazu haben,
sondern damit wir uns euch zum Vorbild gäben, damit ihr
uns nachahmt."
2. Timotheus 1,13 - "Halte fest das Vorbild
der gesunden Worte, die du von mir gehört hast."
Der Schreiber des Hebräerbriefes sagte: "Gedenkt
eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben!
Schaut den Ausgang ihres Wandels an und ahmt ihren Glauben nach!"
(13,7). Wer in der Gemeinde als Hirte dient, muss ein Leben
führen, das andere nachahmen können. Das ist eine
enorme Herausforderung. Deshalb sagte Jakobus: "Werdet
nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir
ein schwereres Urteil empfangen werden!" (Jak 3,1). Es
ist eine schlimme Sache, wenn man sich falscher Lehre oder eines
heuchlerischen Lebens schuldig macht. Das Leben eines Mannes
muss mit seiner Botschaft übereinstimmen. Leider wird gegen
dieses Prinzip im Gemeindedienst immer wieder verstoßen.
Timotheus war jung, wahrscheinlich noch keine vierzig, und daher
wurde seine Autorität und Kompetenz zum Teil in Frage gestellt.
Deshalb schrieb Paulus an Timotheus, dass er respektiert werden
müsse, wenn die Gläubigen ihm folgen sollen. Doch
da Timotheus jung war, musste er sich diesen Respekt verdienen.
Wie sollte er das erreichen? Indem er sich als "ein Vorbild
der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Geist, im
Glauben, in Keuschheit" erwies.
Im Wort
Der Diener Gottes muss in seinem Reden vorbildlich sein. In
Matthäus 12,34 sagt Jesus: "Aus der Fülle des
Herzens redet der Mund." Was aus dem Mund eines Menschen
hervorgeht, zeigt, was in seinem Herzen ist. Deshalb sagte Jesus:
"Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden,
und aus deinen Worten wirst du verdammt werden" (V. 37).
Aus Epheser 4 lernen wir, wie unsere Rede sein soll. In Vers
25 lesen wir: "Legt die Lüge ab." Ein Diener
des Herrn sollte nie etwas Falsches sagen. Er sollte nicht dem
einen etwas anderes sagen als dem anderen. Dann sagt Paulus:
"Redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten!"
(V. 25). Wir sollen zu allen die Wahrheit sagen. Wenn die Leute
untereinander feststellen, dass ein geistlicher Führer
dem einen etwas anderes gesagt hat als dem anderen und sie angelogen
hat, wird das seine Glaubwürdigkeit zunichte machen.
In Vers 26 schreibt Paulus: "Zürnet, und sündigt
nicht!" Heiliger Zorn und gerechter Grimm haben zwar ihren
Platz, aber nicht, wenn dieser Zorn Sünde ist. Das gilt
insbesondere für diesen schwelenden Zorn, der über
mehrere Tage anhält. Ein exzellenter Diener darf sich nicht
dazu hinreißen lassen, derart zornig zu sein, dass seine
Worte bitter, hetzend oder gnadenlos werden. Auch für ihn
gilt: "Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt"
(Kol 4,6).
Vers 29 sagt: " Kein faules Wort komme aus eurem Mund."
Ein Gläubiger sollte sich niemals in unreiner Weise ausdrücken.
Es ist peinlich zu hören, wie jemand behauptet, Christus
zu dienen, aber gottlose Worte gebraucht. Das offenbart ein
unreines Herz. Im Leben des Christen gibt es keinen Platz für
verderbliche oder schmutzige Ausdrücke. Eine Sprache, die
Gott verherrlicht, ist "gut zur notwendigen Erbauung, damit
es den Hörenden Gnade gebe" (V. 29). Freude und Spaß
haben ihren Platz, denn "ein fröhliches Herz bringt
gute Besserung" (Spr 17,22). Keinen Platz gibt es hingegen
für schmutzige Ausdrücke, aufbrausende Worte oder
eine lügnerische Zunge.
Im Wandel
Der Diener muss ein Vorbild für ein gerechtes Leben sein
- jemand, der seine Überzeugungen auslebt, die auf biblischen
Prinzipien basieren. Was Sie tun, wohin Sie gehen, was Sie besitzen
- jeder Aspekt Ihres Lebens ist eine Predigt. Diese Predigt
untermauert oder untergräbt das, was Sie sagen.
Worin investieren Sie Ihre Zeit, Ihr Geld und Ihre Kraft? Der
Lebensstil, der heute von der Welt vorgelebt wird, ist mit dem
biblischen Maßstab völlig unvereinbar. Viele Familien
gehen kaputt, weil beide Elternteile arbeiten wollen, damit
sie sich ein größeres Haus und ein größeres
Auto leisten können. Die wenige verbleibende Freizeit widmen
sie ihrer körperlichen Fitness, anstatt sie zur Erbauung
ihrer Seelen, ihrer Familien und ihrer Kinder zu nutzen. Und
auch die Gemeinde ahmt oft die Perspektive der Welt nach.
In Liebe
In Liebe zu dienen, bedeutet nicht unbedingt, allen die Hände
schütteln und auf die Schulter klopfen zu müssen.
Paulus und Epaphroditus zeigten ihre Liebe zur Gemeinde durch
harte Arbeit (1Thes 2,7-12; Phil 2,27-30). Manchmal frage ich
mich: "Soll ich in der Grace Church bleiben und mich hier
aufreiben, oder soll ich in eine andere Aufgabe wechseln?"
Doch ich weiß, dass Gott mich berufen hat, mein Leben
für die Menschen dieser Gemeinde zu geben. Dadurch kommt
meine Liebe zu den Geschwistern zum Ausdruck. Wir alle müssen
aufopferungsvoll anderen dienen.
Im Glauben
Das griechische Wort, das hier mit "Glauben" übersetzt
ist, kann auch "Treue", "Zuverlässigkeit"
oder "Verbindlichkeit" bedeuten. Timotheus musste
in seinem Dienst zuverlässig und treu sein, man musste
sich auf ihn verlassen können. Einem solchen Führer
können die Menschen folgen. In 1. Korinther 4,2 schreibt
Paulus: "Übrigens sucht man hier an den Verwaltern,
dass einer treu befunden werde." Zuverlässigkeit unterscheidet
die Erfolgreichen von den Versagern.
Paulus war für seine Zuverlässigkeit bekannt. Das
Gleiche galt für seine Mitarbeiter. Epaphras (Kol 1,7)
und Tychikus (Kol 4,7) waren nur zwei von vielen zuverlässigen
Dienern Christi.
In Reinheit
Das griechische Wort, das mit "Reinheit" übersetzt
wurde (hagneia) bezeichnet nicht nur sexuelle Reinheit,
sondern auch die innere Reinheit des Herzens. Wenn unser Herz
rein ist, wird auch unser Verhalten rein sein.
Die Geschichte hat gezeigt, dass ein geistlicher Dienst durch
sexuelle Unreinheit einer Führungsperson ruiniert werden
kann. Männer in Führungspositionen sind auf diesem
Gebiet verwundbar, wenn sie nicht auf der Hut sind. Wir alle
müssen absolute sittliche Reinheit bewahren.
Der exzellente Diener übt einen gründlichen biblischen
Dienst aus
"Bis ich komme", schrieb Paulus an Timotheus, "achte
auf das Vorlesen, auf das Ermahnen, auf das Lehren!" (V.
13). Das griechische Verb, das mit "achten" übersetzt
wurde, ist prosechô. Es steht im Imperativ Präsens
aktiv, d.h. es ist ein fortdauernder Befehl. Paulus befahl Timotheus,
beständig auf das Vorlesen, Ermahnen und Lehren zu achten.
Das sollte zum Lebensstil von Timotheus werden. Der Bibelausleger
Donald Guthrie schreibt, das Verb "impliziert vorherige
persönliche Vorbereitung". Dasselbe Verb wird in Hebräer
7,13 von den Priestern gesagt, die sich ständig ihrem Dienst
am Altar widmeten (ihn "warteten"). So sollte der
Mittelpunkt des Dienstes von Timotheus aus Vorlesen, Ermahnen
und Lehren bestehen.
Vorlesen
In Vers 13 steht im Griechischen ein bestimmter Artikel vor
"Vorlesen". Timotheus sollte auf "das Vorlesen"
achten. Bei den Zusammenkünften der Urgemeinde war eine
bestimmte Zeit für das Verlesen der Schrift vorgesehen.
Darauf folgte eine Auslegung des Textes. Dieses Modell der textauslegenden
Predigt stammt aus Nehemia 8,8: "Und sie lasen aus dem
Buch, aus dem Gesetz Gottes, abschnittsweise vor und gaben den
Sinn an, sodass man das Vorgelesene verstehen konnte."
Die Bibel muss erklärt werden, damit die Menschen sie verstehen
können. Je weiter wir uns kulturell, geografisch, sprachlich,
philosophisch und geschichtlich von der ursprünglichen
Welt der Bibel entfernen, desto notwendiger wird es, diese ursprünglichen
Gegebenheiten zu erforschen. Das ist die Herausforderung für
den Bibellehrer und dort sind seine Mühen gefragt.
Ermahnen
Wenn wir durch das Vorlesen und Auslegen der Schrift bereits
erfahren, was sie bedeutet, wozu dient dann noch das Ermahnen?
Es ist der Aufruf an die Zuhörer, das Verstandene anzuwenden.
Ermahnen bedeutet, jemanden zu warnen, damit er im Hinblick
auf das Gericht dem Wort Gottes gehorcht. Wir sollen andere
ermuntern, entsprechend auf das Wort Gottes zu reagieren, indem
wir ihnen sagen, welchen Segen oder welche Konsequenzen ihr
Verhalten haben wird. "Ermahnen" ist der verbindliche
Appell an das Gewissen, das Verhalten entsprechend zu ändern.
Lehren
Das griechische Wort, das mit "Lehren" übersetzt
wurde (didaskalia), bedeutet "Lehre vermitteln".
Damit ist das systematische Lehren des Wortes Gottes gemeint.
Das bezieht sich sowohl auf Gruppen- als auch Einzelunterricht.
Didaskalia erscheint fünfzehn Mal in den Pastoralbriefen.
Das gibt uns einen Eindruck, wie wichtig das Lehren für
das Leben der Gemeinde ist. Es verwundert nicht, dass ein Ältester
"lehrfähig" sein muss (1Tim 3,2). Da sich der
ganze Gemeindedienst um das Lehren des Wortes Gottes dreht,
wie könnte da jemand auf eine Führungsposition in
der Gemeinde hoffen, wenn er kein begabter Lehrer ist?
In 1. Timotheus 5,17 lesen wir: "Die Ältesten, die
gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden,
besonders die in Wort und Lehre arbeiten." Je intensiver
jemand in der Vermittlung des Wortes Gottes arbeitet, desto
mehr Ehre verdient er. Es ist traurig, dass viele Männer
im Gemeindedienst von der wichtigsten Aufgabe abgebracht worden
sind.
Wir müssen unnachgiebige Lehrer sein. Der puritanische
Prediger John Flavel schrieb: "Bei uns ist es nicht wie
bei anderen Arbeitern: Wenn sie zu ihrer Arbeit zurückkehren,
finden sie diese genauso vor, wie sie sie verlassen haben."
Stellen wir uns einen Tischler vor, der abends sein unvollendetes
Werk verlässt und es am nächsten Morgen genauso vorfindet,
wie er es am Tag zuvor zurückgelassen hat. Flavel fährt
fort: "Sünde und Satan machen fast alles zunichte,
was wir tun; die Eindrücke, die wir bei der einen Predigt
den Seelen vermitteln, sind bis zur nächsten Predigt verschwunden."
Mit diesem Auflösungsprozess haben wir stets zu kämpfen.
Deshalb wiederhole ich viel von dem, was ich bereits gelehrt
habe. Jeder gute Gemeindeleiter und Lehrer weiß, dass
die Leute vergessen, was er gelehrt hat, und deshalb muss er
es wiederholen. Aber er ist sich auch im Klaren, dass die Leute
mit seiner Lehre vertraut werden. Wenn sie merken, dass etwas
gelehrt wird, was sie schon einmal gehört haben, meinen
sie, dass kennen sie schon und fühlen sich gelangweilt.
Der Lehrer steht vor der Herausforderung, seine Lehre in solcher
Weise zu wiederholen, dass die Leute meinen, er lehre etwas
Neues. Es wäre für mich ein Leichtes, hundert Predigtunterlagen
zu nehmen, auf Reise zu gehen und diese Predigten immer wieder
zu verkündigen. Meine Herausforderung ist es, hier am selben
Ort zu bleiben, immer wieder dieselben Dinge zu sagen und doch
den Leuten den Eindruck zu vermitteln, dass ich etwas lehre,
was sie noch nie zuvor gehört haben. Wenn Sie die Bibel
studieren, werden Sie feststellen, dass die Bibel genauso vorgeht.
Ihre Prinzipien werden immer und immer wieder in unterschiedlichen
Zusammenhängen und durch Erzählungen aus anderer Perspektive
wiederholt.
Der exzellente Diener erfüllt seine Berufung
In 1. Timotheus 4,14 schreibt Paulus: "Vernachlässige
nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch
Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!"
Manche Christen werden Prediger oder Gemeindeleiter, aber steigen
nach einer Zeit aus, weil sie nicht in diese Position berufen
waren. Aber manchmal steigen Gläubige aus dem Dienst aus,
obwohl sie dazu berufen sind, und damit verlassen sie den Platz,
an dem Gott sie haben wollte.
Die Aufforderung "vernachlässige nicht die Gnadengabe",
kann ein Hinweis darauf sein, dass Timotheus im Begriff stand,
seinen Dienst zu vernachlässigen oder bereits nachlässig
geworden war. Vielleicht stand er sogar kurz vor dem Aufgeben
und befand sich an einem Punkt, wo er mit dem inneren und äußeren
Druck der Situation nicht mehr fertig wurde. Das griechische
Verb "vernachlässige nicht" steht im Imperativ
Präsens aktiv. Es ist ein Befehl im Hinblick auf ein fortdauerndes
Verhalten. Das griechische Wort für "Gnadengabe"
ist charisma und bezeichnet ein Geschenk der Gnade Gottes.
Jeder Gläubige hat eine Gabe bekommen, die ein Mittel oder
Werkzeug ist, durch das der Geist Gottes anderen dient. Umfassende
Listen dieser Gaben finden sich in Römer 12 und 1. Korinther
12 und weitere Hinweise dazu in Epheser 4 und 1. Petrus 4.
Ich beschreibe Geistesgaben gern als von Gott gegebene Fähigkeiten.
Sie werden uns vom Geist Gottes gemäß seinem souveränen
Plan erteilt. Die Gemeinde besteht aus vielen Menschen. Sie
funktioniert wie ein Körper, wobei jeder Mensch ein Teil
dieses Körpers ist. Die uns verliehenen Geistesgaben befähigen
zusammen den Körper, richtig zu funktionieren. Timotheus
hatte die Gabe des Lehrens. Deshalb forderte Paulus ihn auf
zu lehren, zu predigen, Anweisungen zu erteilen und zu ermahnen.
Er sollte die Arbeit eines Evangelisten tun und somit seinen
Dienst völlig unter Beweis stellen (2Tim 4,5). Er war begabt
auf den Gebieten Evangelisation, Predigt, Lehre und Leitung.
Diese Begabungen ergaben zusammen eine einzigartige Geistesgabe.
Jeder Christ hat eine Geistesgabe, eine Mischung aus verschiedenen
Gaben, die der Heilige Geist für jeden von uns zusammengestellt
hat. Wie ein Maler aus den wenigen Farben auf seiner Palette
durch deren Kombination eine unendliche Anzahl von Farbtönen
mischen und kreieren kann, so mischt der Geist Gottes ein wenig
von der einen Gabe mit ein wenig von einer anderen und gestaltet
so die perfekte Kombination in uns. Folglich haben wir eine
einzigartige Stellung im Leib Christi und können in einer
Weise dienen wie niemand sonst.
In Vers 14 schreibt Paulus an Timotheus, dass ihm seine Gabe
unter Weissagung gegeben worden ist. Das ist die objektive Bestätigung
für die Berufung von Timotheus in den Dienst. Ich glaube
nicht, dass er die Gabe durch die Weissagung empfing, aber ich
glaube, dass seine Gabe durch eine Offenbarung von Gott öffentlich
bestätigt wurde.
Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass die Erfahrung von
Timotheus untypisch war. Ich übe meinen Dienst
nicht deshalb aus, weil Gott mir eine Offenbarung gegeben hat.
Die Gabe von Timotheus wurde in der apostolischen Zeit bestätigt.
Heute würde die Gabe nicht durch direkte Offenbarung objektiv
bestätigt, sondern durch Vorsehung. Gott bestätigt
unsere Berufung oft dadurch, wie er unsere Umstände und
Gelegenheiten lenkt und wie er Menschen zueinander führt.
Manchmal werde ich von jungen Männern gefragt, ob ich denke,
dass sie auf ein theologisches Seminar gehen sollten. Einer
sagte mir: "Ich fühle mich so zum Predigen gedrungen,
aber ich weiß nicht, ob ich auf ein Seminar gehen sollte."
Ich antwortete: "Besteht denn für dich die Möglichkeit,
ein Seminar zu besuchen?" Das bejahte er. Dann fragte ich:
"Kannst du es dir leisten?" Auch das bestätigte
er. Ich fragte weiter: "Kennst du ein gutes Seminar, das
du besuchen möchtest?" Wiederum bejahte er. Daher
sagte ich schließlich: "Hört sich das vielleicht
danach an, dass der Herr die Umstände durch seine Vorsehung
so gelenkt hat?" Dem jungen Mann wurde klar, dass es wohl
so sein müsse. Wenn Sie sich also zu einer bestimmten Aufgabe
gedrängt fühlen und die Gelegenheit dazu bietet sich,
kann das Gottes Bestätigung durch seine Vorsehung sein.
Die "Handauflegung der Ältestenschaft" (V. 14)
war die gemeinsame Bestätigung der Berufung von Timotheus.
Die Gemeinde bestätigte seine Gabe. Ich bin sicher, dass
dies während des Zeitraums von Apostelgeschichte 16,1-5
geschah.
Als die Ältesten Timotheus die Hände auflegten, bestätigte
die Gemeinde damit, dass Timotheus der richtige Mann war. Und
der eigene Wunsch von Timotheus, zu predigen und zu lehren,
bestätigte seine Berufung. Auf diese Weise ruft Gott auch
heute noch Menschen in den Dienst. Zunächst muss der Gläubige
den Wunsch haben zu dienen. Als nächstes müssen die
Umstände die Vorsehung Gottes bezeugen. Und schließlich
muss eine Gruppe von geistlichen Führungspersonen dem angehenden
Diener ihre Hände auflegen, um damit seine Qualifikation
anzuerkennen. Paulus ermutigte also Timotheus, die Berufung
Gottes zu erfüllen und nicht die Gnadengabe zu vernachlässigen,
die Gott bei ihm bestätigt hatte.
Im Gemeindedienst gibt es viele, die eine Zeitlang dienen, dann
aber plötzlich aufgeben. Sie sind wie Sternschnuppen oder
kurzlebige Kerzen. Im Gegensatz dazu bewundere ich solche, die
bis an ihr Lebensende am Wort Gottes dienen. Ich nenne sie geistliche
Marathon-Prediger. Sie haben womöglich eine kleine Gemeinde,
sind unbekannt, aber bleiben ihrer Berufung treu und erfüllen
sie. Bildlich ausgedrückt, sterben sie im geistlichen Sattel.
Niemand wird den Dienst von John MacArthur auswerten können,
bevor nicht alle Faktoren bekannt sind. Das wahre Kennzeichen
eines exzellenten Dieners Jesu Christi ist, dass er seine Berufung
bis zum Ende erfüllt. Er wird innerlich von der Leidenschaft
seines Herzens angetrieben und äußerlich von den
Gelegenheiten überzeugt, die Gott ihm gibt, sowie von der
Bestätigung durch geistliche Gläubige. Ich erinnere
mich sehr gut an den Tag, als ich mich in Gegenwart heiliger
Männer niederkniete und sie mir ihre Hände auflegten,
um mich für den Dienst auszusondern. In meinem Büro
hängt eine Urkunde mit den Namen derer, die bestätigt
haben, dass ich mein Leben lang das Werk des Dienstes tun soll.
Das Erfüllen der Berufung gehört untrennbar dazu,
ein solcher Diener zu sein, wie Gott ihn haben möchte.
Der exzellente Diener geht ganz in seiner Arbeit auf
"Bedenke dies sorgfältig", schrieb Paulus an
Timotheus, "lebe darin" (V. 15). Ein vorzüglicher
Diener ist mit ungeteilter Gesinnung auf seinen Dienst ausgerichtet,
im Gegensatz zu einem geteilten Menschen, der in allen seinen
Wegen unbeständig ist (Jak 1,8). Das griechische Wort,
das mit "sorgfältig bedenken" übersetzt
wurde (meletaô) vermittelt den Gedanken, etwas
im Voraus durchzudenken, zu planen, Strategien zu entwickeln
und etwas gedanklich zu durchdringen. Wenn ein Diener Gottes
gerade nicht mit dem Werk des Dienstes selbst beschäftigt
ist, muss er es planen.
"Lebe darin" heißt im Griechischen wörtlich
"sei darin". Wir müssen im Dienst völlig
aufgehen, völlig davon in Beschlag genommen sein. Es verlangt
von einem Gläubigen nicht nur viel, ein Diener zu sein,
sondern es verlangt alles von ihm. Ein vorzüglicher Diener
geht völlig in seiner Arbeit auf.
Ein Diener im Gemeindedienst kann keine zwei Ziele zugleich
anstreben. Er kann seine Kräfte nicht aufteilen zwischen
den beiden Zielen, seinen Dienst zu erfüllen und ein Tennis-
oder Golf-Ass zu sein, reich zu werden oder nebenbei eine Firma
aufzubauen. Wer in diese Falle hineintappt, wird nie sein ganzes
Potential erkennen, weil zu viele Dinge ihn ablenken und Kräfte
verzehren. Ein exzellenter Diener Christi muss sich ganz seinem
Dienst hingeben, wie Epaphroditus, der beim Erfüllen seiner
Aufgabe beinahe ums Leben gekommen wäre (Phil 2,25-27).
In 2. Timotheus 4,2 schreib Paulus an Timotheus: "Predige
das Wort, stehe bereit!" Der Griechischexperte Fritz Rienecker
erklärt, dass der griechische Begriff für "stehe
bereit" (ephistêmi) ein militärischer
Ausdruck ist und so viel bedeutet wie "auf dem Posten sein",
"Dienst haben"26. Ein Diener Gottes ist niemals außer
Dienst, sondern steht immer auf seinem Posten. Mein Vater sagte
oft zu mir, ein Prediger müsse stets auf der Stelle bereit
sein zu predigen, zu beten oder zu sterben.
Paulus forderte Timotheus auf: "Stehe bereit zu gelegener
und ungelegener Zeit!" (2Tim 4,2). Ein Diener Christi ist
im Dienst, sowohl wenn es ihm passt als auch wenn es ihm ungelegen
ist. Ich erinnere mich an einen Sonntagabend, als ich sehr müde
nach Hause kam. Ich hatte nur zwei Wünsche: Ein kühles
Getränk und einen Sessel um auszuruhen. Doch ich hatte
mich noch nicht gesetzt, da klingelte das Telefon. Eine Familie
steckte in schweren Problemen. Ich telefonierte fast eine dreiviertel
Stunde, während der das Essen, das meine Tochter mir zubereitet
hatte, ungenießbar wurde. Als ich aufgelegt hatte, klingelte
das Telefon schon wieder, und diesmal ging es um eine noch schlimmere
Katastrophe. Ich nehme an, dass der Herr mir auf diese Weise
klar machte, dass ich immer im Dienst bin. So ist das im Gemeindedienst
- man muss völlig davon in Beschlag genommen sein.
Ein exzellenter Diener ist ständig geistlich am Wachsen
Paulus schreibt: "
damit deine Fortschritte allen
offenbar seien!" (V. 15). Das bedeutet, dass das geistliche
Wachstum von Timotheus für alle offenkundig sein sollte.
Demzufolge hatte er noch keine Perfektion erlangt. Ein Diener
sollte die ihm anvertrauten Gläubigen nicht zu überzeugen
versuchen, dass er fehlerlos sei, sondern ihnen vielmehr sein
Wachstum vor Augen führen. Der Maßstab für einen
Diener Christi ist hoch; niemand erreicht ihn völlig. Sogar
Paulus sagte: "Nicht, dass ich es schon ergriffen habe
oder schon vollendet bin; ich
jage auf das Ziel zu"
(Phil 3,12.14). Paulus hatte seine Fehler; er war nicht vollkommen
(Apg 23,1-5). Die Leute müssen unsere Aufrichtigkeit und
Demut erkennen können. Ich bin nicht perfekt, aber ich
hoffe, dass ich Fortschritte mache.
Das griechische Wort, das mit "Fortschritte" übersetzt
wurde (prokopê), wird im militärischen Sinne
für eine herannahende Truppe verwendet. Die Stoiker bezeichneten
damit den "Fortschritt in der Erkenntnis"27. Es wurde
auch für einen Pionier verwendet, der mühevoll eine
Schneise schlug und sich so an ein neues Ziel heranarbeitete.
Wir sollen Fortschritte machen hin zur Christusähnlichkeit,
und das soll nicht im Verborgenen geschehen.
Manchmal macht mich jemand darauf aufmerksam, dass ich auf einer
Vortragskassette etwas sage, was einer Aussage auf einer späteren
Vortragskassette widerspricht. Dann antworte ich, dass ich am
Wachsen bin. Ich wusste damals noch nicht alles, und ich weiß
auch jetzt noch nicht alles.
Menschlich gesprochen, eignet sich niemand für die Aufgabe
des Verkündigungsdienstes. Der Herr weiß das; derselbe
Herr, der uns hohe Maßstäbe gab, weiß auch,
dass wir diese Maßstäbe nie aus unserer Kraft erfüllen
können. Doch wenn wir uns dem Geist Gottes ergeben und
von ihm das erwarten, was wir selber niemals erreichen könnten,
wird seine Kraft durch uns wirken.
Am Ende von 1. Timotheus 4 schreibt Paulus: "Habe Acht
auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen!"
(V. 16). "Habe Acht" bedeutet aufpassen. Timotheus
sollte auf zwei Dinge achten: auf sein Verhalten und auf seine
Lehre. Diese zwei bilden das Herzstück des Gemeindedienstes.
Die elf Kennzeichen, die wir in diesem Abschnitt betrachtet
haben, können in diesen zwei Befehlen zusammengefasst werden.
Die Bibel bekräftigt immer wieder: Wer wirklich gerettet
ist, wird im Glauben ausharren. Paulus versicherte Timotheus,
dass sein Beharren in der persönlichen Heiligung und seine
korrekte Lehre ihn weiterbringen werden auf seinem Weg zur letztendlichen
und glorreichen Errettung: "Denn wenn du dies tust, so
wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich
hören" (V. 16). Seine Beharrlichkeit sollte der Beweis
sein für die Echtheit seines Glaubens.
Wenn wir in Gottseligkeit und Wahrheit ausharren, wird unser
Leben Auswirkungen auf andere haben; wir werden ihnen die Botschaft
der Errettung vermitteln. Wir selbst sind nicht die Retter,
aber wir werden von Gott dazu gebraucht, wenn wir sein Wort
verkünden und ein heiliges Leben führen. Alle Qualifikationen
des vortrefflichen Diener Gottes dienen letztlich der Errettung
von Seelen. Das ist der Zweck unseres Lebens und der Grund,
weshalb wir noch auf der Erde bleiben, nachdem wir erlöst
worden sind. Wenn Gott nichts weiter von uns wollte, als dass
wir ihn anbeten, könnte er uns im Augenblick unserer Errettung
in den Himmel nehmen. Aber er will, dass wir die Heilsbotschaft
zu den Verlorenen bringen. Das ist die Summe des ganzen geistlichen
Dienstes. Das ist eine hohe, heilige und herrliche Berufung!
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