Ein Überblick zum
Thema "Biblische Seelsorge"
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Gliederung
· Buße
· Gottes perfekte Lösung: Kreuz und Auferstehung
· Keine Selbstliebe
· Das Wort Gottes
1. Seelsorge - einige Beispielbereiche
Drei Bereiche (Überschneidungen sind üblich, vor
allem zwischen 1. und 2.):
1.) Helfen, Heilen und Ermutigen in Notsituationen:
Probleme und Krisen in der Ehe (zwischen Gläubigen
oder zwischen Gläubig/Nichtgläubig)
Andere familiäre Krisen: Erziehung, drogensüchtige
Eltern etc.
Andere Beziehungsprobleme: schlechte Freundschaften,
gemeine Arbeitskollegen/Vorgesetzte
Harte Lebenssituationen: durch Arbeitsplatz, Krankheit,
Verlust, kaputte Familie etc.
Gewohnheiten und Belastungen aus dem alten
Leben
Depression, allgemeine Entmutigung
Versagen, z.B. schulisch
Okkulte Belastung
2.) Ermahnen in sündigen Situationen:
Sucht, Abhängigkeiten und sündige Bindungen
Notwendigkeit von (Gemeinde-) Zucht und Wiederherstellung
Weltliche bzw. irdisch gesinnte Lebensausrichtung
3.) Anleiten in Lebensfragen:
Ehevorbereitung
Führungs- und Entscheidungsfragen
> gibt es zwei Gruppen von Gläubigen? Helfer und Hilfesuchende?
In vielen Bereichen ist die Situation so komplex, dass
alles notwendig ist: Hilfe, Wegweisung, Ermahnung, Ermutigung
und Heilung.
2. Wo Heilung nötig ist - aus
biblischer Sicht:
Eine schlimme Situation finden wir in Johannes 5,1-16: eine
Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer in Jerusalem.
Hier muss der Herr ein besonderes Wunder tun.
Krankheitszustände bedeuten, nicht der Absicht Gottes
zu entsprechen und von den Folgen der Sünde geplagt zu
sein. Unfähigkeit, Gottes Bestimmung für das Leben
nachzukommen.
Krank: Von Konsequenzen der Sünde gepeinigt,
(Vorleben?, Gewissen befleckt?, moralische Kraft fehlt?)
Blindheit: Blick auf den Herrn und geistliches Unterscheidungsvermögen
fehlt
Gelähmtsein: Völlige Blockade, dem Herrn
wirksam zu dienen
Dürr: Ernährung mit dem Wort fehlt, Erfülltsein
mit Christus und dem Heiligen Geist fehlt, Substanz fehlt,
Kraft fehlt
Schwach: Worin schwach? In der Gnade? Im Wort? Oder
im eigenen Vermögen? Letzteres muss einfach angenommen
werden.
Besessenheit: Vollkommen im Griff der Macht der Finsternis
sind nur Nichtgläubige. Das Gegenmittel ist das Evangelium.
Die Frage, unter wessen Herrschaft ein Mensch steht, ist absolut
grundsätzlich.
Aussätzig: Sünde, von der man sich trennen
muss. Der Herr muss anrühren, um zu heilen.
Tot oder im Tiefschlaf: Das Evangelium und der Weckruf,
der auf den Herrn hinweist.
Fruchtlosigkeit: Geistlicher Charakter (Gal 5,22),
Anbetung (Hebr 13,15) und Vermehrung durch Jüngermachen
fehlt (1Mo 1,28; Mt 28,19). Der Herr ist so gnädig, dass
er dafür plädiert, dass um dem Baum noch einmal
umgegraben und gedüngt wird (Lk 13,6-9). Der Vater schneidet
fruchtlose Reben ab oder hebt sie hoch (Joh 15,1-2).
Symptome wie z.B. akute Not sind nur äußerliche
Signale, die bei Notwendigkeit von Ursache nicht einmal gegeben
sein müssen. Die schlimmsten Ursachen und Konsequenzen
liegen oft jenseits des Horizonts der derzeitigen Wahrnehmung.
Wir müssen sie ihnen aufzeigen. Oft brauchen die Leute
am dringendsten Hilfe, denen es jetzt gut geht. Aktuelle Probleme
können sogar eine Hilfe für den Gesamtzustand und
den letztendlichen Ausgang der Sache sein.
Die Vorbeugung: Belehren, betreuen und Schützen der Schafe
(bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist), Jüngerschaft
und Familienbeziehung (oder Glieder-eines-Leibes-Beziehung)
untereinander haben
3. Das Ziel von Seelsorge
Bei biblischer Seelsorge geht es nicht darum, dass Menschen,
ob errettet oder nicht, sich besser fühlen oder
gar, dass es ihnen äußerlich besser geht. Aktuelle
Notlagen sind oft nur die Spitze des Eisberges und
Symptome von tieferliegenden grundsätzlichen Missständen.
Leute, denen es gut geht, sind womöglich viel schlimmer
dran, weil bei ihnen die Warnsignale fehlen. Die langfristigen
Konsequenzen sind ein viel schwerwiegenderer Grund - eine größere
Not. (Ein in Leid verbrachter Tag ist nichts gegen eine in Leid
verbrachte Ewigkeit).
Das Ziel biblischer Seelsorge: Langfristige positive Lebensveränderung.
Heiligung zur Ehre Gottes, um Frucht zu bringen.
... zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende
Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen
Fülle Gottes ... (Eph 3,19).
Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen
ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden
Menschen vollkommen in Christus darzustellen (Kol 1,28).
... Epaphras ... der allezeit für euch
ringt in den Gebeten, daß ihr vollkommen und völlig
überzeugt in allem Willen Gottes dasteht (Kol 4,12)
Dadurch wird mein Vater verherrlicht, daß
ihr viel Frucht bringet und meine Jünger werdet. (Joh
15,8)
Diese Ziele werden durch Seelsorge angestrebt, wenn das vom
gegenwärtigen Zustand der Person aus keine Frage
des bloßen Wachstums, sondern
der Reinigung, des Beschneidens, des Heilens, Beistehens
und Helfens ist.
4. Stellenwert von Seelsorge und
Wichtigkeit von Vorbeugung
In den Gemeinden sind die hirtenmäßig begabten
Geschwister oft leider völlig damit aus- oder sogar überlastet,
sich um alle Problemfälle zu kümmern. Es ist immer
so, dass es mehr Arbeit gibt als Arbeiter. Damit nicht die ganze
vorhandene Arbeitsleistung in die Beschäftigung mit Problemfällen
investiert wird, sind zwei Grundsätze zu beachten:
In Fällen, wo keine positive Veränderung
erwünscht wird oder nur unter den eigenen Bedingungen,
ist Zucht das von Gott vorgesehene Mittel zur Heilung. Die
Auswahl der Personen, um die man sich kümmert, sollte
nach ihrer Bereitschaft zum bedingungslosen Befolgen der seelsorgerlichen
Anweisungen geschehen. Ein Zuviel an Seelsorge
kann auch Selbstfixiertheit verstärken, die in unserer
Gesellschaft ohnehin ein Problem ist.
Seelsorgerliche Problemfälle treten vermehrt
dort auf, wo es an grundsätzlichen Dingen der Gemeindepraxis
mangelt: Systematische Belehrung, Gemeinschaft durch tiefe
Beziehung, einander verantwortlich sein, Gebet, Herausforderungen
der Jüngerschaft vermitteln usw. Deshalb ist es wichtig,
die Arbeitskapazität einer Gemeinde so aufzuteilen, dass
vernünftige Anteile in Seelsorge einerseits und Zurüstung,
Beziehungsaufbau usw. andererseits fließen. (Anders
sieht es aus, wenn durch Evangelisation Leute dazu kommen,
die vorbelastet sind und wo Aufarbeitung nötig
ist - Lk 6: das Schiff drohte wegen der Menge der Fische zu
sinken).
Ein Netz von Vertrauensbeziehungen in der Gemeinde ist absolut
wichtig und notwendig, um die Last auf viele zu verteilen und
Notfälle zu vermeiden (dass keiner an der Gnade Mangel
leide).
5. Wer kann Seelsorge ausüben?
Grundsätzlich alle Gläubigen > der Heilige
Geist in ihnen ist der Tröster; alle Gläubigen
sind aufgefordert, z.B.
einander zu
lieben, mit Inbrunst (Joh 13,34; 15,12,17; Röm
13,8; 1Thes 4,9; 1Petr 1,22; 1Jo 3,11; 4,7.11; 2Jo 5)
ermahnen (Röm 15,14)
ermuntern, trösten, erbauen (1Thes 4,18; 5,11;
Hebr 3,13; 10,25)
füreinander Sorge haben (1Kor 12,25)
die Füße zu waschen (Joh 13,14)
aufzunehmen (Röm 15,7)
gegeneinander gütig und mitleidig zu sein (Eph
4,32)
vergeben (Eph 4,32; Kol 3,13)
füreinander beten (Jak 5,16)
Lasten tragen (Gal 6,2)
mit-leiden, mit-freuen (1Kor 12,26)
herzlich sein, Ehre erbieten (Röm 12,10)
dienen, durch Liebe, mit Gaben (Gal 5,13; 1. Pt 4,10)
Sünden bekennen (Jak 5,16)
aufeinander acht haben, zu Liebe und guten Werken
anreizen (Hebr 10,24)
Wenn eine solche Gemeinschaft verwirklicht wird, dann werden
in den Gemeinden die meisten Problemfälle erspart
bleiben. Auch Härtefalle, Traurigkeit usw. wird dadurch
überwunden, wenn wir uns so gegenseitig Trost und Hilfe
geben. Seelsorge kann ganz unkompliziert sein - aber nicht anspruchslos!
Röm 15,14: (Ich bin aber, meine Brüder, auch selbst
betreffs euer überzeugt,) daß auch ihr selbst
voll Gütigkeit seid,
erfüllt mit aller Erkenntnis und
>> fähig, auch einander zu ermahnen.
Wie fördern wir diese unsere Fähigkeit? Voller Gütigkeit
und Erkenntnis sein!
>> Die Bibel so lesen, dass man Gewinn für die
Seelsorge daraus zieht. Notizen: Vorgefertigte Blätter
mit nach und nach ergänzenden Notizen zu verschiedenen
Themen.
>>Wichtige Texte zum Studium:
Mt 18 (Demut, Zucht, Zurechtbringung und Vergebung)
Joh 13 (Sich um den Dreck anderer kümmern)
Gal 6 (Gefallene zurechtbringen, Lasten tragen)
Lk 10,25 (Verhalten des barmherzigen Samariters)
u.v.a.
Dann gibt es natürlich die besondere Gabe / Begabung
der Hirten und Heiler
Wichtige Anforderungen an alle:
Liebe = Bereitschaft zur Aufopferung und Anteilgeben
an eigenem Leben
Weisheit = Schriftkenntnis, Anwendung des Wortes,
Wissen um geistliche Grundsätze
Erfahrung, Bewährung
moralische Kraft + Vollmacht, d.h. Heiligung, Erfülltsein
mit Heiligem Geist
6. Geistliches Unterscheidungsvermögen
in der Seelsorge
Um zu wissen, wie man mit einem Hilfebedürftigen umgehen
soll, sind grundsätzliche Unterscheidung notwendig. Hier
einige davon:
Die Hauptunterscheidung: Handelt es sich um eine errettete
oder unerrettete Person?
1. Thessalonicher 5,14 sagt:
Wir ermahnen euch aber, Brüder:
(a) Weiset die Unordentlichen zurecht,
(b) tröstet die Kleinmütigen,
(c) nehmet euch der Schwachen an,
(d) seid langmütig gegen alle.
Langmut gilt also allen. Unterscheiden müssen
wir hingegen, ob es sich um einen Unordentlichen handelt, der
Zurechtweisung braucht, oder um einen Kleinmütigen oder
Schwachen, der Trost bzw. Annahme und Zuwendung braucht.
Weitere Unterscheidungen:
Wurzel und Ursache der Probleme > diese müssen
behandelt werden, und nicht die
Symptome und Auswirkungen
Geht es grundsätzlich um:
unverschuldetes Leid? (Dann nicht den Fehler der
Freunde Hiobs begehen!! Trösten und die Hoffnung auf
Gott ausrichten!)
selbst verschuldete Probleme? Auch hier wäre
die Haltung der Freunde Hiobs ungeistlich, nicht
wie in Gal 6. Aber hier muß zur Bewältigung und
Verantwortungsfähigkeit geführt werden.
Frage dich auch:
Wird die Schuld auf andere / auf die Umstände
geschoben, oder
Ist Einsicht vorhanden, dass man selbst in der Bewältigung
der Umstände versagt hat.
Folgendes sollte der Reihe nach geprüft werden:
1. Mit welchen Ackerboden (Mt. 13) haben wir es
zu tun? Was ist die Beziehung zu Gott?
2. Ist die Person bereit, Hilfe anzunehmen, ohne die Bedingungen
vorzugeben?
3. Wie soll diese Hilfe aussehen?
Was ist hier notwendig zu tun?
Helfen (praktisch, z.B. finanziell)
Betreuen (eine Beziehung der Anleitung unter Aufsicht,
Rechenschaft, Zielkontrolle)
Beraten (wird ein Weg gesucht, der allein nicht gefunden
werden kann)
Trösten, Beistehen, Ermutigen
7. Vier große Unterschiede
zu weltlicher Therapie
1.) Buße
Die Wurzel allen Übels ist Sünde. Das bedeutet,
dass wir und von unseren bösen Taten und auch von unserem
bösen Herzen angeekelt wegwenden müssen, denn sie
sind Gott ein Gräuel und verdienen die ewige Höllenstrafe.
Es bedeutet auch, dass wir die Umstände dieses Zeitalters
in Abhängigkeit von und Hoffnung auf Gott ertragen müssen,
z.B. Krankheiten.
Buße bedeutet Verurteilung (innere Einstellung) und
Ausziehen (praktische Konsequenz) all dessen, was
aus uns selbst kommt - nicht nur solche Taten, die gegen eines
der 10 Gebote verstoßen, sondern alles, was nicht die
Herrlichkeit Gottes erlangt, was nicht aus Glauben ist und was
nicht dem Maßstab Jesu Christi entspricht.
2.) Gottes perfekte Lösung: Kreuz und Auferstehung
Das Kreuz ist Gottes Radikalkur gegen die Verderbtheit dieser
Welt und unseres Ichs. Gegen die Sünde hilft kein anderes
Mittel als Tod und Gericht. Wir dürfen dankbar annehmen,
was der Herr Jesus an unserer Stelle erlitten hat und dürfen
dadurch Frieden mit Gott haben (Christus starb für uns
- Seite 1 der Medaille). Der Herr Jesus hat am Kreuz
den vollständigen Sieg über Sünde, Tod, Fleisch,
Welt und Teufel errungen - auch über mich.
Das NT lehrt aber darüber hinaus auch deutlich, wie diese
Lösung in unserem Leben Anwendung findet (Wir starben mit
Christus - Seite 2 der Medaille).
unser alter Mensch ist mitgekreuzigt, das Fleisch
(Röm 6,6; Gal 5,24)
wir sind der Sünde gestorben (Röm 6,2)
ich bin mit Christus gekreuzigt (Gal 2,20)
unsere Leidenschaften und Lüste sind gekreuzigt
(Gal 5,24)
ich bin der Welt gekreuzigt (Gal 6,14)
die Welt ist mir gekreuzigt (Gal 6,14)
Das Kreuz bedeutet für uns auch
Verfolgung und Leiden.
Trübsale sind im Leben als Christ unumgänglich (Röm
5,3f, Apg 14,22 u.a.) (durch viele Trübsale ins Reich Gottes).
Dadurch wird geprüft,
worauf unsere Hoffnung gerichtet ist: auf Gott und
die Auferstehung.
Vergebung gegenüber anderen
3.) keine Selbstliebe
Die Aufforderung zur Selbstliebe ist in christlichen Kreisen
in erschreckendem Maße in Mode gekommen, obwohl sie eindeutig
unbiblisch ist. Stattdessen lehrt die Bibel:
Gottes Liebe annehmen und im Glauben darin leben
(Eph 3,19): Wie unvergleichlich besser als eine fade, betrügerische
Selbstliebe!
Selbstverleugnung und -aufopferung. Wir müssen
hier zwei Seiten unterscheiden:
wir verurteilen uns selbst ganz und gar, stimmen
zu, dass nichts Gutes in uns wohnt, sehen uns als mit Christus
gekreuzigt, gestorben und begraben (Röm 6,1-12 - geht
mit der Errettung einher)
wir sind von der Liebe Christi so angezogen, dass
wir uns ihm ganz hingeben und nichts für uns zurückhalten
wollen (Röm 12,1-3 - folgt aus der Errettung)
4.) Das Wort Gottes
Im Unterschied zur weltlichen Therapie brauchen wir nicht
auf menschlichen Mutmaßungen zu bauen, sondern können
das unfehlbare und verlässliche Wort Gottes mit aller Freimütigkeit
anwenden (z.B. wie ein Schwert oder wie eine Speise) und auf
seine Verheißungen bauen. Es ist uns in der Seelsorge
das Lehrbuch
der Maßstab
die lebensverändernde Kraft
8. Das Prinzip von Entscheidung, Konsequenz
und Verantwortung
Gott hat den Menschen in seinem Bild erschaffen, d.h. er teilt
Gottes Eigenschaften in gewissen Bereichen. Ein höchst
wichtiger Bereich ist hier die Eigenschaft des Menschen, verantwortliche
Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu tragen.
Ziele biblischer Seelsorge müssen sein:
dass die bisherigen Entscheidungen in biblischem
Licht geprüft werden
aufzeigen, dass Entscheidungen Konsequenzen haben,
für die man verantwortlich ist
wenn diese Entscheidungen falsch waren, muss man
bereit sein, die Konsequenzen zu tragen
christliche Liebe verpflichtet uns, diese Lasten
einander zu tragen (Röm 15, Gal 6)
man hilft niemanden, wenn man aktuell falsche Entscheidungen
unterstützt, indem man die Konsequenzen tragen hilft,
obwohl eine Änderung möglich wäre
Entscheidungen dürfen nicht vom Helfer abgenommen
werden, sondern der Helfer leitet zur eigenen Entscheidung
an, indem er Gottes Wort und die langfristigen Konsequenzen
erklärt
bei Kurzsichtigkeit ist es wichtig, langfristig zu
fragen: was wird in 10, 20, 30 Jahren sein? In der Ewigkeit?
Das letztendliche Ziel ist also, eigenverantwortlich
die richtigen Entscheidungen treffen und verbindlich ausführen
zu können.
9. Weitere grundsätzliche Regeln
Lasse dich nicht durch ihre subjektiven Interessen
beeindrucken oder irritieren, du musst wissen, was Gott für
sie will, nicht sie selbst.
Lasse sie deine Liebe und persönliche Wärme
spüren, behandle sie nicht als Projekte oder Aufgaben
Sei selber konsequent und mache keine Kompromisse in
dem, was du von ihnen verlangst. Fordere aber nicht etwas, worin
du selber scheiterst.
Sei ein Trainer, ein Anleiter, kein Diktator.
Bringe alle nötigen Informationen ans Licht. Frage
immer wieder: Warum ist das so? Was steht dahinter? Wie kam
es dazu? Mit halben Informationen kann man nicht arbeiten.
Bringe sie dazu, selbst ihre Situation geistlich richtig
zu analysieren.
Das beste Mittel im Gespräch sind nicht Vortrags-Monologe,
sondern Fragen (siehe Anhang). Du kannst auch ihre Fragen mit
Gegenfragen beantworten.
Vertraulichkeit ist eine Selbstverständlichkeit.
Wenn man aber mit einer Sache überfordert ist,
muss der Hilfesuchende bereit sein, eine kompetentere Person
einzuschalten. Das muss aber unbedingt in Abhängigkeit
vom Herrn geschehen, denn es kann sein, dass er uns mit Problemen
konfrontiert, die uns scheinbar überfordern, durch die
er uns aber seine Größe und Macht zeigen will.
Deine Aufgabe ist nicht, dir ihre Klagen lediglich
anzuhören. Wenn sie sich ständig über andere
beklagen, ist es vertane Zeit.
Komplexe Probleme müssen in einzelne Komponenten
zerlegt werden, mit denen man sich in vernünftiger Reihenfolge
nacheinander beschäftigt.
Gefühle müssen beherrscht werden durch den
Geist, sie dürfen nicht Entscheidungen bestimmen. In sehr
gefühlsintensiven Situationen sollten keine langfristigen
Entscheidungen getroffen werden.
Das Aufschreiben von Ergebnissen kann sehr hilfreich
sein und Verbindlichkeit fördern.
Achte auf eine gute Kommunikation. Prüfe durch
Nachfragen, ob der Hilfesuchende wirklich verstanden hat, was
du ihm vermitteln willst.
Seelsorge erfordert Zeit und Geduldig. Hektik und zeitlicher
Druck führen zu krummen und unausgereiften Ergebnissen.
Vermeide Abhängigkeit des Hilfesuchenden von dir
absolut.
Wenn der Hilfesuchende ausweicht und nicht offen ist,
kann ihm nicht geholfen werden.
10. Seelsorge im Rahmen
der Gemeinde und das Beispiel Ehevorbereitung
In der Gemeinde ist Seelsorge keine Sache von Eigeninitiative.
Die Gemeindeleitung sollte eine Art geistliche Inventur
der Gemeinde vornehmen und überlegen:
Was wollen wir erreichen und welcher Anteil Arbeitsaufwand
ist dabei für Seelsorge nötig? Haben wir viele Neubekehrte,
die Altlasten haben? Besondere Situationen?
Welche Leistungskapazität ist überhaupt
vorhanden? Welche Geschwister sind in welchen Bereichen tätig,
wozu berufen, wozu begabt?
Wie können wir Mitarbeiter heranbilden?
Wie können wir einen vorsorgenden, schützenden
Rahmen von Gemeinschaft, Belehrung und Herausforderung bieten?
Dann sollte eine Aufteilung in die Bereiche Helfen, Ermahnen
und Anleiten erfolgen. Die Geschwister müssen um ihre Verantwortungsbereiche
wissen. Der Impuls zur Mitarbeit muss von oben kommen,
nicht aus Eigeninitiative.
In Aufgaben wie Seelsorge wird man nicht Hals über Kopf
hineingestellt. Hier ist Zurüstung besonders wichtig (siehe
oben). Die Gemeinde sollen einen Rahmen von Schulung und Austausch
bieten. Mitarbeiterbesprechungen und Leiterschaftssitzungen
(und deren Vorbereitung!) sind absolut wichtig.
Wenn die Gemeinde in diesem Thema weiterkommen will, sollten
sich die Leiter darüber besprechen, wo sie anfangen sollten.
Dieser Überblick könnte dazu eine Orientierung bieten.
Es ist außerdem ratsam, erfahrene Hirten aus benachbarten
oder befreundeten Gemeinden zu Rate zu ziehen.
Ein Beispiel gut strukturierbarer Seelsorge ist eine systematische
Ehevorbereitung (siehe dazu das entsprechende Kapitel
in Auf dem Weg zur Verantwortung). Wenn ein Paar den Segen
der Gemeinde erhalten möchte, muss es sich auf Folgendes
einlassen:
die Hirten müssen mindestens 6 Monate vor der
Hochzeit informiert werden
6 Treffen mit verschiedenen Ehepaaren, die jeweils
eines der folgenden Themen mit ihnen durchsprechen: Rollen
von Mann und Frau, Umgang mit Finanzen, Kindererziehung, Kommunikation
in der Ehe, gemeinsames geistliches Leben, die sexuelle Beziehung.
Dazu gehören auch Hausaufgaben.
das Paar muss bereit sein, ggf. die Ratsamkeit der
Ehe zu überdenken und den Hochzeitstermin zu verschieben
oder ganz aufzugeben.
Das Paar muss zu weiteren Treffen und Besprechungen
nach der Hochzeit bereit sein.
11. Ausblick auf Vertiefungsmöglichkeit
des Themas
Material zum Weiterlernen:
Jean Gibson: Auf dem Weg zur Verantwortung
- Ein Modell biblischer Seelsorge (CLV, DM 12,80)
Jean Gibson: Besuchsdiensttraining. Loseblattsammlung
im Hefter, zu bestellen für DM 5,00 bei Bücher für
Christen, München, Tel. 089-164213.
Anhang 1
Warum der Herr Jesus Fragen stellte:
1. Um seinem Gegenüber etwas bewusst zu machen.
Warum stellte Jesus Christus den Jüngern, die erfolglos
gefischt hatten, gerade die folgende Frage: Kinder, habt
ihr wohl etwas zu essen? Joh 21,5
2. Um sie zum Nachdenken und Hinterfragen zu bringen (von
Worten und Taten, was sie wirklich bedeuten).
Warum fragte der Herr seine Jünger, nachdem er ihnen
die Füße gewaschen hatte, gerade folgendes: Wisst
ihr, was ich euch getan habe? Joh 13,12
3. Um an das Gewissen zu appellieren (mit dem Ziel von Sündenerkenntnis
und Buße).
Warum stellte der Herr seinen jüdischen Anklägern
die Frage: Was sucht ihr mich zu töten? Joh
7,19
4. Um den Glauben zu prüfen (auf wen oder was vertrauen
wir in Krisenzeiten?)
Warum stellte Jesus Philippus die Frage: Woher sollen
wir Brote kaufen, dass diese essen? Joh 6,5
5. Um alle Zweifel zu beseitigen, wer allein retten kann.
Warum fragte der Herr die Ehebrecherin: Frau, wo sind
deine Ankläger? Joh 8,10
6. Um herauszufordern (einen Standpunkt einnehmen zu müssen).
Warum fragte der Herr die Jüngern, nachdem viele ihn
verlassen hatten: Wollt ihr etwa auch weggehen?
7. Um eine Einladung auszusprechen (Menschen zu fragen, ob
sie sich für IHN entscheiden wollen).
Warum fragte Jesus den Bettler, nachdem sie ihn aus der Synagoge
hinausgeworfen hatten: Glaubst du an den Sohn Gottes?
Joh 9,35
Anhang 2
Fragenbogen geistliche Checkliste: siehe Extrablatt
Anhang 3
Auswertungsbögen für seelsorgerliche Gespräche:
siehe Extrablätter
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