Charismatische Erfahrungen
von Joachim Friedl
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Einleitung
Die Auseinandersetzung über die Beurteilung der charismatischen
Bewegung innerhalb der Christenheit ist nun bald so alt wie diese
Bewegung selbst. Innerhalb der nicht-charismatischen
Christenheit gibt es zu dieser Lehr- bzw. Glaubensrichtung die
verschiedensten Auffassungen, die unterschiedlicher nicht sein
könnten. Das Meinungsspektrum reicht auf der einen Seite
von einer wohlwollenden Anerkennung dieser Geisteskräfte
als von Gott gegeben, bis hin zur völligen Ablehnung der
gesamten Bewegung als von einem fremden Geist gewirkt, auf der
anderen Seite.
Was soll man nun noch glauben? Tatsache ist, dass es sich
dabei um eine weltweite Bewegung handelt, der sich Millionen von
Gläubigen angeschlossen haben und mit der man früher
oder später in Berührung kommen wird, wenn man sich
in christlichen Kreisen bewegt.
Für einen Christen unserer Zeit ist es nun von großer
Bedeutung für sich persönlich Klarheit darüber
zu bekommen, wie er denn selbst diese Bewegung einstuft. Denn
je nachdem zu welcher Einschätzung man gelangt, hat dies
große Auswirkungen auf das persönliche Glaubensleben
und auch auf die Wahl der Gemeindezugehörigkeit.
Kommt man zu dem Schluss, dass es der Geist Gottes ist, der sich
in all den übersinnlichen Geistesgaben manifestiert, dann
sollte man sich ebenfalls um diese vermeintlichen Segnungen bemühen
und sich möglichst einer Gemeinde anschließen, in der
die Kraftwirkungen dieses Geistes auch erfahrbar sind.
Kommt man aber zu der Auffassung, dass es sich dabei um einen
verführerischen Geist handelt, dann wird man sich konsequent
von dieser Bewegung distanzieren und andere Gläubige vor
dieser Bewegung und ihren Veranstaltungen warnen. Denn dann werden
die Gläubigen in diesen Versammlungen in die Irre geleitet
und es wird dort unserem wahren Herrn die Ehre geraubt.
Die vorliegende Schrift ist im Wesentlichen ein Erfahrungsbericht,
der zum einen Einblicke in die Praktiken und Lehren dieser Bewegung
geben soll und zum anderen dem Leser eine Orientierungshilfe bei
der kritischen Auseinandersetzung mit dieser Geistesströmung
bieten möchte.
1. Vorgeschichte
Nach sieben Jahren esoterischer Betätigung durfte ich im
Dezember 2001 zu dem Jesus Christus finden, der in der Bibel bezeugt
wird. Nach dem Ende des Umherirrens in der Welt der übersinnlichen
Heilsangebote für Leib und Seele fand ich in einer Baptisten-Gemeinde
ein geistiges Zuhause, in dem ich mich angenommen und verstanden
wusste. Ich erlebte, wie sehr man durch die Gemeinschaft mit Gläubigen
gestärkt und getröstet werden kann, und ich bin sehr
dankbar für all den Segen, den ich in meiner Gemeinde empfangen
durfte.
Im weiteren Verlauf meines Glaubenslebens hörte ich dann
irgendwann davon, dass es eine so genannte charismatische
Bewegung innerhalb der Christenheit gibt. Dabei wurde sehr
schnell deutlich, dass bei dieser Gruppierung ein Glaubensverständnis
anzutreffen war, das eine ganz neue Dimension des Glaubenslebens
beinhaltete.
Da in den nachfolgenden Ausführungen immer wieder von der
einen oder anderen Sonderlehre dieser Bewegung die Rede sein wird,
soll an dieser Stelle ein kurzer Überblick über die
wesentlichen Elemente der charismatischen Glaubenslehren gegeben
werden, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu
wollen.
Wesentliche Elemente der charismatischen Glaubenslehren:
Auch wenn es innerhalb dieser Geistesbewegung unterschiedliche
Lehrmeinungen gibt und - je nach Auffassung - das eine oder das
andere Element dieser Geisteswirkungen mehr oder weniger stark
betont wird bzw. der eine oder andere Lehrer keine Anerkennung
findet, so ist doch für die ganze Bewegung charakteristisch,
dass sie in ihrem Glaubensverständnis das Element einer Geistestaufe
besonders hervorhebt. Man lehrt und glaubt, dass es der Heilige
Geist ist, der durch diese Geistestaufe erst in seiner wahren
Kraft in den Gläubigen zum Ausdruck kommt, da durch diese
Erfahrung Geistesgaben in den Gläubigen geweckt werden, die
sie zu besonderen Diensten im Leib Christi befähigen sollen.
Dabei beruft man sich darauf, die urchristlichen Geistesgaben
scheinbar heute wieder praktizieren zu können. Eine kleine
Übersicht dieser Gaben wird nachfolgend dargestellt.
a) Man lehrt, dass das äußere Zeichen,
woran man erkennen kann, dass jemand die Geistestaufe erlebt hat,
die Zungenrede ist. Wenn jemand in Zungen reden kann, dann ist
er auch geistesgetauft. Diese Gabe soll sowohl zur eigenen Erbauung
als auch zur Erbauung der Gemeinde dienen und wird entsprechend
in den Versammlungen praktiziert. Oft wird sogar ein gemeinsames
Zungen-Singen angestimmt.
b) Die Gabe der Heilung wird in speziellen Heilungsgottesdiensten
eingesetzt, bei denen Menschen auf übernatürliche Weise
von ihren Leiden befreit werden sollen. Immer wieder wird dabei
von spektakulären Heilungen berichtet, nachdem ein Heilungsprediger
für Kranke gebetet hat.
c) Weitere außergewöhnliche Erfahrungen,
die man in derartigen Versammlungen machen kann, sind das Empfangen
und Weitergeben von so genannten Prophetien und Weissagungen.
Dabei erleben Gläubige oftmals, dass diese Botschaften sehr
persönlich in ihr Leben hinein sprechen.
d) Eine ganz besondere Demonstration der Kraft
dieses Geistes findet im so genannten Ruhen im Geist
seinen Ausdruck. Hierbei werden Gläubige von der dort wirkenden
Geisteskraft durch unterschiedliche Methoden - aber i.d.R. rücklings
- zu Boden geworfen (z.B. durch Blasen ins Mikrofon,
Handauflegung, u.a.) und bleiben dann unter den verschiedensten
Empfindungen, so lange in einer Art Trance liegen, bis die Geisteswirkung
aufgehört hat und man wieder in der Lage ist sich zu erheben.
Es wird dort gelehrt, dass dies ebenfalls dazu dient, sich mit
dem Heiligen Geist füllen zu lassen.
e) Die Realität Satans und der Mächte
der Finsternis wird in allen bibeltreuen Gemeinden gelehrt und
ist aufgrund des Zeugnisses der Bibel und von Seelsorgeerfahrungen
keine unbekannte Größe im Glaubensleben eines Christen.
Allerdings gehen die Charismatiker auch hier noch einen Schritt
weiter, indem sie die Kräfte der Finsternis im Gebet aktiv
herausfordern und eine so genannte geistliche Kampfführung
gegen territoriale Dämonen betreiben. Man möchte
auf diese Weise Straßen, Städte oder gar ganze Landstriche
für Jesus Christus erobern und glaubt sich durch die empfangenen
Geistesgaben in einer besonderen Vollmachtsstellung gegenüber
der Finsternis.
Was meinen Bekanntenkreis anging, so gab es damals
sowohl Geschwister, die keine Berührungsängste mit der
charismatischen Bewegung hatten, als auch Geschwister, die mich
regelrecht vor der Begegnung mit den Charismatikern warnten und
mir einzuschärfen versuchten, mich nicht auf diese Kraftwirkungen
einzulassen.
Als ich das erste Mal von dieser Bewegung hörte, genügte
es mir zunächst, diese unterschiedlichen Meinungen einfach
so stehen zu lassen. Ich selbst wusste damals zu wenig darüber
und wollte auch nicht wirklich wissen, was es damit auf sich hat.
Da in unserer Gemeinde im Gottesdienst keine derartigen spektakulären
Geistesgaben praktiziert wurden, sah ich erst einmal auch keine
Notwendigkeit, mich weiter damit auseinanderzusetzen. Ich vertraute
der Gemeindeleitung bezüglich ihrer Lehrhaltung hinsichtlich
der charismatischen Geistesgaben. Ohne konkret nachvollziehen
zu können warum eigentlich, kam ich für mich so zu der
Auffassung, dass es wohl besser wäre, dieser Bewegung erst
einmal aus dem Weg zu gehen.
Trotz meiner zunächst ablehnenden Haltung kam ich nun aber
doch mit dieser Bewegung und dem darin wirkenden Geist in Berührung.
Wie es dazu kam und was sich dabei ereignete, will ich im Folgenden
berichten. Mein Name ist Joachim Friedl. Ich bin 32 Jahre alt
und lebe in Schwäbisch Gmünd. Die Gemeinde, bei der
meine charismatischen Erfahrungen begannen, war die Freie
Christliche Jugendgemeinschaft Lüdenscheid (FCJG) unter
der geistlichen Leitung von Walter Heidenreich.
2. Wie alles begann
Seit ein paar Wochen arbeitete ich gelegentlich als Aushilfe in
einer christlichen Buchhandlung in Schwäbisch Gmünd.
Eines Tages entdeckte ich dort ein Buch mit dem Titel Wen
der Sohn frei macht, der ist richtig frei. In diesem Buch
geben ehemalige Drogenabhängige Zeugnis, wie ihre Beziehung
zu Jesus Christus ihr Leben verändert hat. Mit großer
innerer Bewegtheit hatte ich diese Geschichten gelesen und zum
ersten Mal seit ich dort arbeitete, war ich froh gewesen, dass
sich keine Kundschaft im Laden befand. Weinend saß
ich im Sessel hinter der Kasse.
Und so dachte ich mir, dass das doch kein Zufall sein könnte.
Von all den Büchern in der Buchhandlung griff ich ausgerechnet
zu diesem. Niemand hatte es mir jemals empfohlen oder mir davon
erzählt. Als ich am Ende des Buches die Adresse einer Gemeinde
in Lüdenscheid fand, beschloss ich spontan mich dort zu erkundigen,
ob es denn eine Möglichkeit gäbe, die Arbeit unter Drogenabhängigen
einmal in Form eines Praktikums kennen zu lernen. Wie sich bei
diesem Telefonat herausstellen sollte, war dies ohne Probleme
möglich und ich erhielt bald darauf eine Zusage für
einen einwöchigen Einsatz im Missionshaus der FCJG in der
letzten Juliwoche 2003.
Bei meinem ersten Anruf in Lüdenscheid hatte ich noch keine
Ahnung welcher Gemeinderichtung die FCJG angehörte. Das Lebenszeugnis
der Drogenabhängigen hatte mich damals so beeindruckt, dass
ich blindes Vertrauen hatte. Als ich einige Tage nach meinem Anruf
die Unterlagen über die FCJG im Briefkasten fand, kamen dann
aber doch meine ersten Bedenken auf. Ich kannte eigentlich kaum
irgendwelche Lehrer aus dieser Bewegung mit Namen, doch den Namen
Reinhard Bonnke hatte ich schon des Öfteren im Zusammenhang
mit der charismatischen Bewegung gehört. Und eben dieser
Name tauchte nun in einem der Prospekte auf, die mir die FCJG
zugesandt hatte.
Als ich daraufhin einer Schwester im Glauben von meinem Vorhaben
erzählte, wurde ich darüber aufgeklärt, dass die
FCJG in Lüdenscheid eine durch und durch charismatisch geprägte
Gemeinde ist. Sie erklärte mir auch, dass Walter Heidenreich,
der die ganze Organisation mit leitet, in der charismatischen
Christenheit in Deutschland - aber auch international - ein sehr
bekannter Mann sei.
Nachdem jetzt klar war, worauf ich mich mit der FCJG eingelassen
hatte, kam ich durch diese Einsicht in eine geistige Zwickmühle.
Auf der einen Seite gab es meine Begeisterung für die dortige
Arbeit unter den Drogenabhängigen. Auf der anderen Seite
standen die Ermahnungen der Geschwister, die vor der charismatischen
Bewegung warnten. Da ich nun wusste, wie ernst diese gemeint waren,
konnte und wollte ich diese Warnungen auch nicht einfach übergehen.
Ich fürchtete mich damals regelrecht davor, mich einer Geistesströmung
auszusetzen, von der ich nicht beurteilen konnte, was sie denn
letzten Endes in mir bewirken würde, wenn ich mich auf sie
einlassen sollte.
Und so war ich kurz davor, alles wieder abzusagen, als ich dann
doch noch ein gedankliches Schlupfloch entdeckte,
wie ich die Warnungen vor dieser Gemeindeströmung mit meinem
Wunsch deren Arbeit unter Drogenabhängigen kennen zu lernen,
unter einen Hut bringen konnte. Ein Bruder, den ich sehr gern
habe, gab mir damals den folgenden Rat: Du kannst ja einmal
dort hingehen und es dir ansehen du brauchst dir ja nicht
gleich die Hände auflegen zu lassen. Das war
die Lösung gewesen. Die Zwickmühle war überwunden.
Zwar mit gemischten Gefühlen aber doch erwartungsvoll, konnte
ich bald darauf meine Reise nach Lüdenscheid mit gutem Gewissen
antreten.
3. Das Praktikum
3.1 Erste Berührungen mit dem Geist der charismatischen
Bewegung
a) Wunder werden wahr
Zu der Zeit als ich mein Praktikum antrat, veranstaltete die FCJG
gerade den Summer of Love. Sechzig Tage am Stück
sollte an jedem Abend eine besondere Glaubensveranstaltung auf
dem dortigen Gebetsberg stattfinden. Lehrer aus verschiedenen
Ländern waren eingeladen, um ihre Lehre weiterzugeben und
die Gläubigen zu ermutigen und aufzubauen.
Mein Praktikum begann im Missionshaus, wo ich zum ersten Mal persönlich
ehemalige Drogenabhängige kennen lernte, die vor kurzem noch
schwerstabhängig waren und die mir glaubwürdig schilderten
durch ihre Begegnung mit Jesus von der Sucht frei geworden zu
sein. Dieselben Geschwister erzählten mir auch von Heilungen,
die sie an den vorangegangenen Abenden auf dem Gebetsberg am eigenen
Leib erfahren hatten. Der Mann, durch den diese Wunder im Rahmen
der Summer of Love-Veranstaltungen gewirkt worden
waren, hieß Charles Ndifon. Dieser Heilungsprediger aus
Afrika hatte sich einige Monate zuvor durch sein spektakuläres
Wirken in der Mongolei bereits einen Namen gemacht und es wurde
nun regelrecht den noch verbleibenden zwei Tagen mit diesem Mann
entgegen gefiebert. So war ich nun sehr gespannt, was da auf mich
zukommen würde. Es sollte meine erste Teilnahme an einem
Heilungsgottesdienst sein.
Die Atmosphäre einer solchen Veranstaltung ist nur schwer
in Worte zu fassen. Es ist eine Mischung aus gespannter Erwartung
und bewunderndem Staunen. Während dieser Veranstaltung geschahen
mehrere übernatürliche Heilungen, die von verschiedenen
Menschen an jenem Abend bezeugt wurden. Im Folgenden möchte
ich beispielhaft einen kurzen Ausschnitt davon wiedergegeben,
damit der Leser einen kleinen Eindruck bekommt, was ihm bei einer
derartigen Versammlung begegnen kann.
Nachdem einige Zeit sehr emotional ansprechende Anbetungslieder
gesungen wurden, betete der Heilungsprediger im Namen Jesu für
den Abend und die Anwesenden. Immer wieder fragte er mit sanfter
Stimme Seid ihr bereit für Wunder? und fügte
hinzu: Es ist so einfach, du musst nur glauben.. Dann
begann er einige Leute im Versammlungszelt anonym anzusprechen,
indem er ihre Krankheiten beim Namen nannte und ihnen zusagte,
dass sie in jenem Augenblick, wo er sie ansprach, geheilt würden.
Das hörte sich in etwa wie folgt an: Es befindet sich
jemand hier im Saal mit der Krankheit X und ich sage dir, dass
du gerade geheilt wirst. Im Namen Jesu, sei geheilt!.
Anschließend erklärte er der Versammlung, dass hier
ein Mann mit einem Lungenleiden anwesend wäre, das ihn dazu
zwang, ständig ein Atemgerät bei sich zu tragen. Diesen
forderte er nun auf, zu ihm nach vorn zu kommen. Und tatsächlich
kam daraufhin jemand auf die Bühne, auf den diese Beschreibung
passte. Der Prediger erklärte nun, dass dieses Atemgerät
nicht Gottes Wille für den Mann wäre, sondern dass Gott
ihm Lungen zum Atmen gegeben hätte und fragte ihn, ob er
von dem Gerät befreit werden möchte. Er fragte den Mann
weiter, ob er an Jesus glaube und ob er glaube, dass dieser ihn
in jenem Augenblick gesund machen würde. Als er ihm jedes
Mal mit Ja antwortete, erklärte der Prediger,
dass er nun keine Angst zu haben bräuchte, und dass es für
die Heilung nicht einmal nötig wäre, ihn zu berühren.
Gott ist hier, der dich jetzt gesund macht., sagte
er ihm zu.
Nochmals erklärte er jenem Mann, dass Gott ihm Lungen zum
Atmen gegeben hätte und bat ihn nun, das Atemgerät von
sich zu legen. Er ermutigte ihn daraufhin, ohne dieses Gerät
auf der Bühne hin- und herzulaufen und der Mann tat wie ihm
geheißen. Der Prediger erklärte, dass Jesus für
diesen Mann am Kreuz bezahlt habe, und dass es der Teufel sei,
der es möchte, dass er weiter an dieser Maschine hängt.
Er erklärte dem Mann, dass er ruhig weitergehen könnte,
und dass er jetzt frei sei. Und so geschah es dann tatsächlich.
Ich erinnere mich noch, wie ich diesen Mann, zusammen mit
seinen Angehörigen tränenüberströmt den Mittelgang
des Zeltes nach draußen gehen sah und ich musste mir bei
allem kritischen Hinterfragen eingestehen, dass es so aussah,
als ob er wirklich geheilt worden wäre.
Der Heilungsprediger erklärte uns daraufhin, dass dies für
ihn nichts Außergewöhnliches gewesen sei, und dass
er auf der ganzen Welt schon Tausende gesehen hätte wie diesen
Mann, die alle ebenso wieder gesund geworden waren. Dann forderte
er die Versammlung dazu auf, Gott für das eben gewirkte Wunder
einen Applaus zu geben.
Im weiteren Verlauf des Abends wurden wir nun dazu aufgerufen,
uns in Zweier-Teams zu formieren und uns gegenseitig die Hände
aufzulegen, um so füreinander beten zu können. Doch
da mir die Warnung meiner Geschwister von zu Hause noch in den
Ohren klang, verweigerte ich meinem Nächsten diese Geste.
Nur nicht die Hände auflegen lassen! - Das war
das Gebot der Stunde.
Aber nun begann in meinem Inneren eine Auseinandersetzung, die
mich zweifeln ließ: Beim Betrachten meiner Lage, stellte
ich fest, dass ich in einer Versammlung von mehreren hundert Gläubigen
war, von denen wohl die allermeisten fest davon überzeugt
waren, dass dieser Prediger im Geiste Gottes handelte, und dass
die von ihm angepriesenen Wunder und Heilungen vom Herrn Jesus
gewirkt waren. Und so bekam ich den Eindruck, dass nur ausgerechnet
ich unerfahrenes, noch keine zwei Jahre altes Kind Gottes, an
der Echtheit dieser Wunder zu zweifeln wagte. Ich kam mir
ziemlich komisch dabei vor und fragte mich außerdem, was
Gott denn über diese Gedanken denken würde. Noch mehr
bedrückte mich der Gedanke, dass ich jetzt meinem Nächsten
neben mir ein Gebet verweigert haben könnte, das ihn eventuell
hätte heil werden lassen können. Denn ich wusste, dass
der Bruder, der mich zu dieser Veranstaltung geleitet hatte, ein
großes gesundheitliches Problem hatte und ich begann ein
schlechtes Gewissen zu bekommen bei dem Gedanken, dass ich jetzt
Schuld wäre, wenn er nicht gesund würde. Doch auch diese
Bedenken konnten mich zunächst nicht umstimmen.
Und so war ich am Ende der Veranstaltung noch immer fest entschlossen,
am folgenden Tag mit meinen kritischen Prüfungen fortzufahren.
Allerdings mit dem Unterschied, dass ich es nun bereits für
möglich hielt, dass sich die warnenden Geschwister geirrt
haben könnten. Dieser Heilungsdienst hatte mich so beeindruckt,
dass ich die Möglichkeit nicht mehr ausschließen wollte,
dass es der echte Geist Gottes war, der dort wirkte. Ich hatte
vor meinen Augen erlebt, wie Menschen durch Gebet von körperlichen
Gebrechen geheilt wurden. Und auch wenn ich nicht alles im Detail
erkennen konnte, so erschien mir das Zeugnis der wieder heil gewordenen
Menschen, doch glaubwürdig gewesen zu sein. Es war nicht
zu leugnen, dass tatsächlich etwas geschehen war und so hatte
dieser eine Abend bereits in mir bewirkt, dass ich von meiner
ablehnenden Distanz abzurücken begann.
b) Die inneren Barrieren fallen
Am Dienstagvormittag sollte es dann weitergehen. Es waren wesentlich
weniger Leute anwesend und ich konnte somit auch viel näher
an das ganze Geschehen herantreten. Zu Beginn erklärte uns
der Prediger sein Glaubensverständnis und führte aus,
dass Jesus selbst gesagt hat, dass seine Jünger noch größere
Dinge tun würden als er. Eine seiner zentralen Glaubenslehren
in diesem Zusammenhang war die, dass er betonte, dass der Jesus,
der vor 2000 Jahren über die Erde ging, derselbe Jesus sei,
der heute auch in ihm wirke und er fügte hinzu, dass es allein
an unserem Glauben läge, dies zu fassen.
Nachdem er zunächst an Einzelnen seine Gabe der Heilung demonstriert
hatte, rief er die Gläubigen dazu auf nach vorn zu kommen.
Wie am Vorabend wurde man nun aufgefordert sich gegenseitig die
Hände aufzulegen, um anschließend nach den Anweisungen
des Predigers füreinander zu beten. Beeindruckt von den vorangegangenen
Heilungen, begann auch ich nun ernsthaft abzuwägen, ob ich
nicht einfach ebenfalls nach vorn gehen sollte. Doch trotz dieser
Überlegungen wagte ich es auch dieses Mal nicht mitzumachen.
Als dann am Ende der Veranstaltung wieder zig Gläubige aus
allen Altersgruppen freudestrahlend von den verschiedensten Heilungserfahrungen,
die sie gerade erlebt hatten, Zeugnis gaben, war mein Erstaunen
groß und ich wusste nicht mehr, was ich noch Negatives daran
finden sollte. Es war alles im Namen Jesu geschehen, und der Prediger
gab stets Gott die Ehre für alles was gewirkt wurde. Außerdem
wurde immer wieder darauf verwiesen, was die Bibel zu diesem oder
jenem über Heilungen sagen würde, und ich glaubte, dass
diese Interpretationen biblisch waren.
So kam es, dass ich am Ende dieser Morgenveranstaltung geistig
an einem Punkt angelangt war, dass ich bereit war das Wirken dieses
Mannes, als vom echten Geist Gottes gegeben, anzuerkennen. Ich
dachte mir: Die Brüder und Schwestern können sagen
was sie wollen, aber das, was ich hier mit eigenen Augen erlebt
habe, wiegt für mich mehr als irgendwelche theoretischen
Erklärungen.
Für die letzte Veranstaltung jenes Heilungspredigers wurde
die Nacht der großen Wunder angekündigt.
Wir wurden schon am Morgen ermutigt, ganz besondere Heilungen
für die Abendveranstaltung zu erwarten und ich war sehr gespannt,
was da passieren würde. Auch wenn ich bei der nächsten
Gelegenheit nicht gleich voller Begeisterung nach vorn laufen
wollte, war ich jetzt doch innerlich bereit, mich auf diese Kraftwirkungen
einzulassen. Das erste Mal seit meiner Ankunft fand ich die innere
Freiheit, mich richtig auf die bevorstehende Veranstaltung zu
freuen. Durch meine Erfahrungen und Erlebnisse in Lüdenscheid
konnte ich die Warnungen von zu Hause nicht mehr annehmen. Meine
inneren Barrieren waren eingerissen.
Im folgenden möchte ich zwei Ereignisse aus jener Abendveranstaltung
aufgreifen und kurz schildern, da diese für die weitere Entwicklung
meiner Glaubenshaltung gegenüber den dort erfahrbaren Kraftwirkungen
eine wesentliche Rolle spielten.
Zunächst gab es an jenem Abend ein bemerkenswertes Beispiel
dafür, wie sehr dieser Geist mit dem Geist der Zeit Hand
in Hand geht. Nachdem der Prediger alle Anwesenden, die ein Handy
dabei hatten, dazu aufgefordert hatte, nach vorn zu kommen, bat
er sie nun bei jemandem anzurufen, von dem sie wüssten, dass
er Heilung bräuchte und an diesem Abend gerade zu Hause wäre.
Als alle per Zeichen bekundeten, dass sie jemanden am anderen
Ende erreicht hatten, begann er für die durch die Standleitung
mit der Versammlung verbundenen Heilungsbedürftigen zu beten.
Durch diese Standleitung sollten nun, wie angekündigt, die
ersten großen Wunder des Abends gewirkt werden.
Der allmächtige und allgegenwärtige Gott sollte sich
also nach dem Willen dieses Predigers einer Standleitung per Handy
bedienen, um so Menschen von ihren Gebrechen zu heilen.
Das war schon eine erstaunliche Vorgehensweise. Das muss man erst
einmal zu glauben bereit sein. Doch mein Vertrauen war groß
und ich fand auch da gleich eine Erklärung, die meine Zweifel
verdrängte: Bei Gott ist kein Ding unmöglich..
Und tatsächlich meldeten sich auch einige der angerufenen
Heilungsbedürftigen am anderen Ende der Standleitung und
bekundeten, dass bei ihnen eine Besserung eingetreten sei. So
war ich weiterhin bereit zu glauben, dass es der Heilige Geist
ist, der dort wirkt.
Das andere Ereignis dieses Abends, auf das ich eingehen möchte,
war der Augenblick als ich selbst dazu bereit war, mich im Gebet
geistig mit dem Heilungsprediger eins zu machen. Denn in jenem
Moment bat ich das erste Mal den Geist, der dem Prediger die Macht
gab, diese Wunder zu tun, um Hilfe. Ganz konkret geschah das,
als der Prediger für diejenigen Anwesenden betete, die an
einem gebrochenen Herzen litten. Da traf er bei mir ins
Schwarze. Und obwohl ich nicht nach vorn gegangen war und lediglich
auf meinem Platz mitgebetet hatte, meinte ich bei diesem Gebet
tatsächlich eine Berührung in meinem Herzen empfunden
zu haben. Ich fühlte so etwas wie Wärme und Geborgenheit
und ich glaubte damals, dass es Jesus war, der das bewirkt hatte.
Auch wenn ich dem Handauflegen noch immer skeptisch gegenüber
stand, so gab mir diese erste Berührung doch die Gewissheit,
dass es da wohl mehr geben muss im Glaubensleben eines Christen,
als mir bisher bekannt war. Und so verließ ich diese Veranstaltung
mit großen Erwartungen, was ich denn noch alles während
meines Aufenthalts in Lüdenscheid erleben würde.
Was die Warnungen meiner Geschwister von zu Hause anging, so entkräftete
ich diese von nun an mit der neu gewonnenen Auffassung, dass sie
deshalb nie diese besonderen Segnungen erfahren hatten, weil sie
eben noch nie bereit gewesen waren, sich auf diese Geisteswirkungen
einzulassen. Wenn sie das alles an meiner Stelle erlebt hätten,
so war ich mir gewiss, dann würden sie ihre Meinung sicherlich
ebenfalls korrigiert haben. Aber das sollte nun meine Sorge nicht
mehr sein. Ich war gerade dabei, den Glauben der Christen ganz
neu zu entdecken - so glaubte ich damals jedenfalls und
diese Entdeckungen gefielen mir immer besser.
Am nächsten Morgen durfte ich nun das Obdachlosen-Cafe in
Lüdenscheid kennen lernen. Die Hingabe der dort arbeitenden
Geschwister beeindruckte mich sehr und es machte mir viel Freude,
dort mithelfen zu dürfen. Alles passte irgendwie zusammen
und gab für mich ein schlüssiges Bild ab: Wo eine
besondere Hingabe gelebt wird, da wirkt auch der Geist Gottes
auf eine besondere Art und Weise., folgerte ich damals unvoreingenommen.
Und so besuchte ich mit gestärktem Vertrauen an jenem Mittwochabend
die nächste Veranstaltung auf dem Gebetsberg. Ein Mann aus
Deutschland, namens Olli (Reiner) Ewers, predigte über die
Liebe und ich hatte das Empfinden, dass von ihm eine besondere
Kraft ausging. Immer wenn er ein Wort Gottes zitierte, hatte ich
den Eindruck, dass dieses Wort mich regelrecht körperlich
berührte. Diese Erfahrung interpretierte ich damals als ein
Zeichen besonderer Vollmacht dieses Predigers. Und so verließ
ich diese Veranstaltung einmal mehr beeindruckt von den dort wirkenden
Geisteskräften.
3.2 Die Geistesgaben
a) Das Ruhen im Geist
Am folgenden Donnerstag war nun das erste Mal seit meiner Ankunft
in Lüdenscheid keine offizielle Großveranstaltung geplant
gewesen. Weil ich aber an jenem Abend etwas Zeit alleine verbringen
wollte, beschloss ich dennoch wieder auf den Gebetsberg zu gehen.
Zu meiner Überraschung stellte ich bei meiner Ankunft fest,
dass ich nicht so alleine sein würde, wie ich es erwartet
hatte. Im kleinen Gebetszelt fand doch wieder eine Veranstaltung
statt. Da ich aber an meinem ursprünglichen Vorhaben festhalten
wollte, interessierte ich mich zunächst nicht weiter dafür.
Erst nachdem ich meine persönliche Stille beendet hatte und
noch immer Licht in besagtem Zelt brennen sah, machte ich mich
nun doch noch auf den Weg dorthin, um zu sehen, warum die anderen
gekommen waren.
Nachdem ich Platz genommen hatte, hörte ich gerade noch,
wie der bereits erwähnte Olli Ewers über das Leben im
Geist lehrte. Aber schon bald nach meiner Ankunft war der Vortrag
beendet und ich dachte nun, dass ich jetzt mit den anderen wieder
nach Hause gehen könnte. Doch zu meiner Überraschung
sollte dies noch nicht das Ende der Veranstaltung gewesen sein.
Es gab noch einen zweiten Teil. - Es folgte nun die Ankündigung
der beiden Leiter des Abends (neben Olli Ewers war auch Helmut
Diefenbach als Vertreter der FCJG anwesend), dass sie so wörtlich
etwas vom Heiligen Geist empfangen hätten, und
dass sie diese Gabe nun gerne an die Gläubigen weitergeben
möchten. Wie selbstverständlich erhob man sich daraufhin
von den Stühlen und brachte sie an den Zeltrand, um Platz
zu schaffen. Als nächstes stellten sich dann die Gläubigen
in gewissem Abstand voneinander im Zelt auf und Olli und Helmut
begannen nun, von vorn beginnend, durch das Zelt zu gehen, um
jedem Einzelnen, der da stand, die Hände aufzulegen.
Und so beobachtete ich, wie die vor mir stehenden Geschwister
der Reihe nach, einer nach dem anderen, umkippten. Die meisten
fielen steif gestreckt nach hinten und wurden noch während
des Fallens von zwei hinter ihnen positionierten Geschwistern
aufgefangen und zu Boden gelegt.
Einen Mann sah ich auch auf eine andere Art fallen. Er sackte
regelrecht auf der Stelle, wo er gestanden hatte, in sich zusammen.
Sein Körper fiel wie leblos zu Boden und blieb dort liegen.
Manche der anderen mussten noch Schreien bevor sie umfielen und
wenige blieben stehen, obwohl ihnen die Hände aufgelegt wurden.
Trotz dieser außergewöhnlichen Erfahrungen und Erlebnisse,
lief doch alles in einer sehr ruhigen und unspektakulären
Art und Weise ab. Das hatte mich sehr beeindruckt. Es war kein
besonderer Showeffekt gewünscht. Alles ging seinen Lauf
jeder wusste, was ihn erwartete bzw. was er zu tun hatte.
Für die meisten im Zelt, so schien es, war dies offenbar
keine besondere Vorgehensweise, sondern ein bekanntes Ritual.
Das Ruhen im Geist, wie es genannt wird, wurde hier
lebendig praktiziert und ich war nun kurz davor, das erste Mal
in meinem Leben ebenfalls eine solche Erfahrung zu machen.
Ich stand ganz hinten auf der rechten Seite des Zeltes und beobachtete
das alles mit großen Augen. - Jetzt wurde es ernst. Viele
Gedanken schossen mir durch den Kopf. Einerseits waren da, wie
so oft zuvor, die Warnungen: Lass dir nur nicht die Hände
auflegen! Andererseits blickte ich dann wieder auf
all die Erfahrungen in Lüdenscheid. Ich wusste, wenn ich
jetzt davon laufen würde, dann bedeutete dies auch all die
anderen Erfahrungen, die ich in Lüdenscheid gemacht hatte
- und die ich bereits als von Gottes Geist gewirkt, anerkannt
hatte - wieder ins Zwielicht zu rücken. Das konnte und wollte
ich nicht. Das hätte nämlich gleichzeitig bedeutet,
auch all die lieben Geschwister dort als verführt einzustufen,
und das hielt ich zu diesem Zeitpunkt für unmöglich.
Ich hatte Vertrauen gefasst und wollte daran festhalten. Aufgeregt
begann ich zu beten: Herr Jesus Christus, wenn diese Gabe,
die dort weitergegeben wird, von Dir ist, dann möchte ich
sie empfangen, aber wenn nicht, dann will ich sie auch nicht haben.
Je näher Olli sich auf mich zu bewegte, desto größer
wurde meine Anspannung. Ich hörte wie er beim Händeauflegen
immer wieder kurz in Zungen betete und häufig dabei sagte
Der Verstand muss weg!. Auch schnippte er dabei regelmäßig
wie selbstverständlich mit den Fingern.
Nun stand er also direkt vor mir. Alles ging ganz schnell. Ich
bemerkte wie sich die Fänger hinter mir bereit machten und
ich betete noch immer um Jesu Beistand. Auch bei mir betete Olli
kurz etwas in Zungen. Er legte mir seine Hand auf den oberen Stirnbereich
und befahl auch mir, dass der Verstand weg muss. Im blinden Vertrauen
darauf nun die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen, hörte
ich daraufhin auf zu beten und gab mich in jenem Moment innerlich
ganz auf.
Und tatsächlich nachdem Olli zweimal gesagt hatte
Der Verstand muss weg!, - spürte ich, wie ich
plötzlich in einer Art Schwerelosigkeit nach hinten kippte.
In meinem Geiste nahm ich alles wahr, was geschah. Ich realisierte,
dass ich fiel, und dass ich aufgefangen und zu Boden gelegt wurde.
Allerdings hatte ich während des Moments des Fallens das
Empfinden der Körperlichkeit völlig verloren. Es fühlte
sich schwebend an. Als ich meine Augen wieder öffnete, hätte
ich aus meinem Empfinden heraus nicht sagen können, wie lange
ich auf dem Boden gelegen hatte. Da aber viele, die vor mir gefallen
waren, immer noch da lagen, wusste ich doch, dass es nur eine
kurze Zeit gewesen sein konnte.
Als ich nun wieder aufstand, spürte ich eigentlich nichts
Besonderes mehr. Keine Kraft, keine übersinnlichen Fähigkeiten,
keine außergewöhnlichen Wahrnehmungen alles
schien so zu sein wie vor dem Fallen auch. Und so war ich doch
etwas enttäuscht gewesen, da es für mich zunächst
so aussah, als hätte sich nichts Wesentliches in meinem Leben
verändert. Die Fülle des Geistes hatte ich mir damals
irgendwie anders vorgestellt. Aber Geisteskraft hin oder her
ich freute mich sehr, dass ich jetzt auch das Ruhen im Geist
miterlebt hatte und war froh darüber, nicht weggelaufen zu
sein.
Doch schon am folgenden Tag sollte ich hinsichtlich der Wirkung
dieses Erlebnisses eines Besseren belehrt werden. Als ich an jenem
Freitagmorgen zur Bibel griff, um meine stille Zeit zu beginnen,
erlebte ich zu meiner Verwunderung etwas ganz Neues mit dem Wort
Gottes. Als ich zu lesen begann, spürte ich regelrecht am
eigenen Leib, wie ich von einer Kraft berührt wurde. Da es
in Hebräer 4,12 heißt ... das Wort Gottes ist
lebendig und kräftig..., kam ich sehr bewegt zu dem
Schluss, dass ich wohl gerade diese Erfahrung gemacht haben musste.
Der Zusammenhang mit den Erlebnissen des Vorabends war schnell
hergestellt. Das Ruhen im Geist war also doch nicht
ohne Wirkung geblieben und ich hatte tatsächlich etwas empfangen.
Ich freute mich riesig.
Was meine Freude trübte, war das immer näher rückende
Ende meines Praktikums. Jener Freitag sollte mein letzter offizieller
Tag im Missionshaus und im Obdachlosen-Cafe sein und ich war schon
ein bisschen traurig, jetzt wieder aus diesem wunderbaren Kräftewirken
herausgehen zu müssen. Nach dieser Erfahrung am Morgen hatte
ich eigentlich den Wunsch, mehr über den Umgang mit dieser
Geisteskraft zu lernen. Außerdem hatte ich mich in Lüdenscheid
sehr wohl gefühlt und auch die lebendige Gemeinschaft dort
hatte mir sehr gut gefallen. - Was blieb war also das bevorstehende
Wochenende. Und das sollte es noch in sich haben.
b) Die Zungenrede
Am Samstag fand nun eine besondere Veranstaltung statt, bei der
über Prophetie gelehrt werden sollte. Die Lehrer kamen aus
der Morningstar-Gemeinde von Rick Joyner aus den Vereinigten Staaten.
Rick Joyner ist derzeit ein sehr populärer geistiger Leiter
der so genannten Prophetenbewegung.
Die Veranstaltung begann bereits vormittags und sollte bis in
den Nachmittag andauern. Es waren wieder mehrere hundert Gläubige
versammelt und man war gespannt auf die Lehre.
Die Versammlung wurde von dem bereits erwähnten Helmut Diefenbach
eröffnet. Er erklärte auf der Bühne, dass er in
der vorangegangenen Nacht auf dem Weg zum Kühlschrank eine
Eingebung empfangen hatte. Er behauptete, dass ihm der Geist Gottes
offenbart hatte, dass es an diesem Samstag zwei Personen in der
Versammlung geben würde, die bereit wären, die gesamten
Kosten dieser Veranstaltung zu übernehmen. Er nannte einen
vierstelligen Eurobetrag und rechnete uns vor, wie viel denn nun
jeder der zwei Zahlungswilligen zu übernehmen hätte.
Dann machte er vor der Versammlung nochmals deutlich, dass ja
bekannt sei, was die Bibel über den Umgang mit falschen Propheten
sagt (vergl. 5. Mose 18,20-22; Hes. 13,3-9; Mt 7,15-23) und bat
nun diejenigen zwei Personen, die sich angesprochen fühlten,
aufzustehen. Bald darauf erhob sich eine junge Frau und erklärte
sich bereit, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Doch
die zweite Person wollte sich nicht erheben und gab sich auch
durch keinerlei andere Zeichen zu erkennen. Helmut fragte immer
wieder in die Versammlung und ermahnte dazu, sich doch endlich
zu erkennen zu geben. Doch es blieb dabei, nur eine Person
hatte den angeblich prophetischen Ruf vernommen.
Das war ein ganz schön vermurkster Auftritt.,
dachte ich damals bei mir selbst. Doch trotz dieser seltsamen
Gebärden war mein Vertrauen ungebrochen. Was die anderen
Gläubigen anging, so schien sie die misslungene Prophetie
ebenso wenig zu stören wie mich. Keiner warf mit Steinen
oder forderte den Ausschluss des falschen Propheten. Es ging einfach
weiter im Programm.
Was dann kam, war ein so genannter Lobpreisteil, bei dem einem
fast die Ohren sausten. Nachdem einige Lieder gesungen waren,
gab es dann eine Pause und die Versammlung wurde dazu aufgerufen,
dem Herrn ein Lied in Zungen zu singen. Ein jeder sollte in der
Sprache, die er von dem Geist empfangen hatte, einfach darauf
los singen. Und so setzte ein wildes Gemurmel ein, das sich noch
am ehesten mit dem Summen eines Wespennestes vergleichen ließe.
Als dieses Singen begann, erlebte ich nun, dass sich in mir eine
Regung im Kehlkopfbereich äußerte, die ich zuvor noch
nie erlebt hatte. Ich spürte, wie ich regelrecht dazu gedrängt
wurde, meine Stimme ebenfalls zu erheben. Ich tat meinen Mund
auf, formte einen Laut und dann ging es wie von selbst los. Ohne
weiter nachzudenken, erlebte ich, wie der Geist meine Stimmbänder
benutzte, um irgendwelche Laute zu formen, die mir völlig
fremd waren. Alles geschah in einem besonderen Rhythmus und ich
erkannte, dass das nicht nur irgendein seltsames Gelalle sein
konnte. Und obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich da aussprach,
begriff ich in jenem Moment doch, was sich gerade ereignet hatte:
Die Gabe der Zungenrede war in mir geweckt worden. Nun hatte ich
also die Gewissheit, dass ich eine Geistestaufe, wie sie in den
pfingst-charismatischen Kreisen gelehrt wird, empfangen hatte.
Und so stimmte ich zu Tränen gerührt vor Freude über
diesen Segen in das Gemurmel ein und machte so lange mit, bis
dann wieder zum weiteren Ablauf zurückgekehrt wurde.
c) Prophetische Übungen
Als nächstes waren die Prophetinnen aus den USA an der Reihe
und stellten uns neuartige Lehren über Prophetie vor, deren
Wirksamkeit anhand sehr bewegender Zeugnisse eindrücklich
untermauert wurde. Ob diese Lehren biblisch waren oder nicht,
war hier nicht das Thema. Das Vertrauen in die Lehrer war
so groß, dass es völlig ausreichte, zu hören,
dass durch die Anwendung dieser Methoden Menschen zu Christus
gefunden haben. Und so folgte ich - einmal mehr beeindruckt von
diesen ungeahnten Möglichkeiten - den Ausführungen über
prophetische Evangelisation und prophetischen
Tanz.
Nachdem diese Lehren ausführlich erläutert wurden, folgte
die Ankündigung, dass man nun Gelegenheit erhalten würde,
die prophetische Gabe selbst praktisch zu üben. Zu diesem
Zweck teilte man die gesamte Versammlung in Kleingruppen auf,
die jeweils von einer der Prophetinnen aus den USA
geleitet wurden. Wie dies aussah und was sich dabei abspielte,
möchte ich nachfolgend ausführlicher schildern.
Zuerst wurden wir (ca. 40-50 Personen) dazu aufgefordert, mit
unseren Stühlen einen Kreis zu bilden, und die Leiterin bestimmte
daraufhin einen aus unserer Runde, an dem die prophetische Gabe
geübt werden sollte. Sie erklärte, dass nun jeder von
uns den Herrn Jesus darum bitten sollte, ihm ein prophetisches
Wort für diesen ausgewählten Mann zu geben. Die Regel
war die, dass jeder, der etwas für die besagte Person empfing
- sei es in Wort oder Bild - es auch der Gruppe mitteilen sollte.
Es wurde gelehrt, dass es vorkommen könnte, dass jemand ein
Bild empfängt, ohne ebenfalls die entsprechende Auslegung
dazu zu erhalten. Dafür könnte dann im Kreis jemand
anderes sitzen, der die Auslegung zum Bild des anderen empfangen
hat und man sich so einander ergänzt.
Ich war ziemlich erstaunt darüber, dass das so einfach gehen
sollte. Aber für die meisten schien dies keine außergewöhnliche
Vorgehensweise zu sein. - Sie hatten schon öfters ein prophetisches
Wort für jemanden empfangen. Und tatsächlich lief das
Ganze dann so ab, wie es zuvor beschrieben worden war. Der eine
sah z.B. eine Palme, ein anderer hatte eine Auslegung dazu usw.
Ich staunte nicht schlecht über diesen Austausch.
Nach einer Weile fragte die Leiterin, wer denn nun in dieser Runde
noch nie ein prophetisches Wort empfangen hatte. Wie die anderen,
die ebenfalls noch ohne diese Gabe waren, folgte auch ich der
Aufforderung, sich in der Mitte des Kreises aufzustellen. Diejenigen,
die bereits die Gabe im Gebrauch hatten, bildeten daraufhin einen
noch größeren Ring um uns herum, und wurden dann aufgefordert,
für uns zu beten. Danach gab es wieder eine Übungsrunde,
um herausfinden zu können, ob denn die Gabe nun geweckt worden
war. Und tatsächlich blieb dieses Gebet nicht ohne Wirkung.
Diejenigen, die noch immer nichts empfangen konnten, wurden von
Runde zu Runde weniger.
Nachdem dieses Ritual zwei Mal wiederholt wurde, war ich noch
immer unter denen, welche die Gabe nicht empfangen hatten, als
auf einmal einige aus unserem Kreis prophetische Worte und Weissagungen
über mich und mein Leben aussprachen. Als ich eingestehen
musste, dass einige dieser Weissagungen einen nachvollziehbaren
Zusammenhang mit meiner Vergangenheit hatten, war mein Erstaunen
groß. Da eigentlich niemand in der Runde etwas über
mich persönlich wissen konnte, schrieb ich diese Einblicke
einem göttlichen Wirken zu. Und so glaubte ich damals, dass
diese Weissagungen eine besondere Aufmerksamkeit Gottes mir gegenüber
gewesen waren.
Gegen Ende der Übungsrunde konnte dann einer aus der Gruppe
sehen, dass diejenigen unter uns, die die Gabe der Prophetie noch
nicht praktizieren konnten, so etwas wie Ohrenschützer auf
den Ohren hatten, die uns daran hinderten, die prophetischen Worte
zu empfangen. Dies wurde dann gleich aufgegriffen und man betete
zum Schluss der Veranstaltung noch dafür, dass Gott denen,
die noch nicht hören konnten, diese Ohrenschützer wegnehmen
sollte. Aber auch dies blieb ohne Erfolg. - Der Empfang
blieb weiterhin aus. Mein Trost war die Weissagung eines Bruders,
dass ich die Stimme Gottes noch hören würde, dass mir
die Ohren krachen werden. Und so gab ich die Hoffnung nicht auf,
irgendwann auf meinem weiteren Glaubensweg, doch noch auch diese
Gabe empfangen zu können.
Aber auch wenn es mit der prophetischen Gabe noch nicht geklappt
hatte, so war ich doch zutiefst beeindruckt von diesen Erfahrungen.
Fassungslos vor Erstaunen fragte ich mich nun ernsthaft, ob ich
denn jemals schon richtig geglaubt hatte. Wenn all dies
möglich war, so haderte ich damals, wieso hatte
ich dann bisher so ein vergleichsweise armseliges Christentum
gelebt?.
Bei aller Enttäuschung darüber, dass mir diese Geistesgaben
in meiner Heimatgemeinde vorenthalten wurden, war ich auf der
anderen Seite unglaublich froh darüber, wenigstens jetzt
vor dem Leben in der Fülle des Geistes zu stehen.
Jetzt gehts erst richtig los!, dachte ich damals,
und hoffte, dass nun alles nur noch eine Frage der Zeit sein würde,
bis auch ich diese Gaben aktiv gebrauchen konnte.
4. Prüft die Geister!
4.1 Das Ringen um Wahrheit
a) Anfängliche Begeisterung
Nun war ich fest entschlossen, meine in Lüdenscheid gemachten
Erfahrungen nicht wieder loszulassen und wollte mehr über
diese Art des Glaubenslebens kennen lernen. Am vorerst letzten
Sonntag bei der FCJG klärte ich die Bedingungen für
ein längeres Praktikum im Missionshaus ab und wir kamen überein,
dass ich noch vor Ende des Jahres ein zunächst einjähriges
Praktikum mit offenem Ende beginnen könnte. Mein Blick richtete
sich nun ganz auf mein neues Ziel aus: Das Praktikum in der FCJG.
Ich verband damit die Erfüllung meiner Sehnsucht nach einem
geisterfüllten Leben als Christ und erhoffte mir davon eine
neue Perspektive für mein Leben. Am 08.11.2003 sollte es
in Lüdenscheid losgehen. Kaum zu Hause angekommen, kündigte
ich meine Wohnung und meine damalige Arbeitsstelle in Schwäbisch
Gmünd auf Ende Oktober 2003. Ich war bereit, alles hinter
mir zu lassen.
Was mein persönliches Glaubensleben angeht, hatte ich nach
meiner Rückkehr aus Lüdenscheid zunächst eine sehr
erbauliche Zeit und war regelrecht von einer Euphorie beflügelt
und getragen. Ich hatte große Freude am Bibellesen und machte
regelmäßig übersinnliche Erfahrungen mit einer
neuen Kraft in meinem Leben, die ich für den Heiligen Geist
hielt. Jedes Mal wenn ich anfing in meiner stillen Zeit zu beten,
erlebte ich, wie diese Kraft meinen Körper ganz leicht hin
und her wippen ließ. Ich empfand diese übersinnliche
Berührung als sehr angenehm, und dieses leichte Wippen wurde
mir zum Zeichen der Gegenwart des Geistes, den ich empfangen hatte.
Da ich anfangs keine Zweifel an der Echtheit dieser Kraftwirkungen
hatte, praktizierte ich die Gaben des Geistes so oft wie möglich.
Meine Gebetszeiten wurden dabei häufig durch ein Singen im
Geist begleitet und ich war erstaunt, wie leicht es mir nun fiel,
auch sehr lange zu beten. Wenn mir die Worte ausgingen, so aktivierte
ich eben das Zungengebet.
Nach all diesen geistigen Erfahrungen fühlte ich mich wie
ein neuer Mensch. Mich konnte nichts mehr halten. Ich war damals
fest davon überzeugt, dass ich auf diesem Weg Jesus nachfolge
und alles andere war unwichtig. Und so beschloss ich, dass ich
mich auch durch die bevorstehende Begegnung mit den kritischen
Geschwistern nicht mehr von meinem Ziel abbringen lassen würde.
Doch auch wenn ich mir meiner Sache gewiss war, so wollte ich
erst selbst noch erfahrener im Umgang mit diesen vermeintlichen
Segnungen werden, ehe ich mich dieser Auseinandersetzung stellen
wollte. Da ich um die kontroversen Diskussionen wusste, erzählte
ich so zunächst nur zwei mir sehr nahe stehenden Geschwistern
von meinen neuen geistigen Erfahrungen. Doch bereits dieser Austausch
sollte eine ganz neue Auseinandersetzung mit meinen frisch gewonnenen
Glaubenserfahrungen ins Rollen bringen.
b) Jesaja 28,13
Nachdem ich meine charismatischen Erlebnisse einem jener Brüder
geschildert hatte, sagte er mir, dass seiner Einschätzung
nach, vieles dafür sprechen würde, dass die empfangenen
Gaben echt seien. Was er allerdings zu bedenken gab, war der Hinweis
auf eine Bibelstelle in Jesaja 28,13. Dort wird ausdrücklich
von einer unverständlichen Zungenrede gesprochen und das
nach hinten Umfallen wird dort zweifelsohne nicht als Zeichen
eines Segens, sondern als ein Gerichtszeichen Gottes gewertet.
Er gab mir offen zu verstehen, dass er deshalb kein abschließendes
Urteil zu treffen vermochte und erklärte mir, dass man jetzt
das Ganze erst einmal beobachten müsste, wie es sich weiter
entwickeln würde.
Von dieser Bibelstelle hatte ich früher schon gehört,
doch versuchte ich sie erst einmal nicht zu wichtig zu nehmen.
Ich hatte ja meine Erfahrungen, und die schienen den Zusammenhang
mit dieser Bibelstelle eindeutig zu widerlegen. Da ich aber wusste,
dass die Warnung von einem sehr erfahrenen und an sich auch recht
liberalen Bruder kam, nahm ich seine Bedenken sehr ernst. So begann
ich diese Bibelstelle immer wieder zu lesen und fragte mich mit
gemischten Gefühlen, was es wohl bedeutet, wenn da stand
...dass sie hingehen und rücklings fallen, zerbrochen
verstrickt und gefangen werden.
Die einzigen charismatischen Lehrbücher, die mir damals zur
Verfügung standen, waren die von Derek Prince. So rief ich
in dessen Deutschlandorganisation an, um mich zu erkundigen, was
denn er über das Ruhen im Geist lehrt. Bei meinem
Anruf sprach ich dann mit einer sehr resoluten Dame, die mir,
nachdem ich ihr mein Anliegen vorgetragen hatte, ermutigend durch
den Hörer rief: Wenn der Geist Gottes jemanden nach
hinten umwerfen will, dann kann er das tun. Da können die
sagen was sie wollen. Sie erzählte, dass sie es selbst
schon am eigenen Leib erlebt hatte, und machte mir Mut meine Bedenken
abzulegen und mich stattdessen an dem empfangenen Segen zu freuen.
Vielleicht machte ich mir wirklich zu viele Gedanken und
die Frau hatte Recht?, dachte ich bei mir selbst. So nahm
ich diesen Zuspruch zunächst dankbar an, denn diese Ermutigung
gab mir für einen kurzen Moment etwas mehr Zuversicht. Aber
wie ich es auch drehte und wendete, es reichte nicht, die erwähnte
Bibelstelle zu entkräften. Auf der ganzen Welt machen Tausende
Gläubige diese Erfahrung, doch kann man daraus nicht einfach
schließen, dass deswegen das, was die Bibel dazu sagt, keine
Bedeutung mehr hat. Ich war, wie so viele andere auch, rücklings
gefallen und ich fragte mich nun ernsthaft, ob ich fortan zerbrochen,
verstrickt und gefangen werden sollte. Da hörte der
Spaß nun wirklich auf. Das war kein Feld auf dem man mal
eben so herum experimentiert. Das war eine existentielle Glaubensfrage.
Ich war verunsichert.
c) Esoterische Erinnerungen
Diese Verunsicherung wurde nun bald darauf durch ein sehr befremdendes
Erlebnis während meiner Gebetszeit weiter bekräftigt.
An einem Morgen, während meiner stillen Zeit, erlebte ich,
dass das leichte Wippen meines Körpers, das ich regelmäßig
während des Zungenredens erlebte, plötzlich in ein starkes
Schütteln überging. Meine Arme, die ich im Gebet seitlich
nach oben gestreckt hatte, begannen sich dabei sehr stark hin
und her zu bewegen und mein ganzer Oberkörper wurde plötzlich
heftig durchgeschüttelt.
Ich weiß nicht, ob dies eine Erfahrung ist, die andere Geschwister,
die sich diesem Geist geöffnet haben, ebenfalls erleben und
wie sie diese Erscheinung für sich interpretieren mögen.
- Für mich persönlich jedenfalls war das ein Zeichen,
das mir einen riesigen Schrecken einjagte. Denn dies war nicht
das erste Mal, dass ich genau eine derartige Erfahrung gemacht
hatte. Mir war dieses Erlebnis sehr vertraut aus einer Zeit, als
ich noch tief in die Welt der Esoterik verstrickt war.
Zu jener Zeit war ich noch Reiki-Schüler gewesen. Zum ersten
Mal erlebte ich derartige Schüttelerlebnisse bei einer Einweihungszeremonie
in den ersten Reiki-Grad. Als ich mich von der Meisterin für
diese Energie hatte öffnen lassen, spürte ich regelrecht
wie eine fremde Kraft in meinen Körper kam und meinen ganzen
Körper heftig durchschüttelte. In den darauf folgenden
Jahren erlebte ich dann immer wieder in den unterschiedlichsten
Lebenssituationen dieses seltsame Schütteln, vor allem an
Armen und Kopf. Erst als ich mich bei meiner Bekehrung von diesem
Geist losgesagt hatte, hörte dieses immer wiederkehrende
Schütteln auf und verschwand bald darauf wieder ganz aus
meinem Leben. Dieses Lossagegebet lag nun noch nicht einmal zwei
Jahre zurück.
So musste ich mir nun die Frage stellen, ob sich der Heilige Geist
genau so manifestieren sollte wie dieser Reiki-Geist? Das war
schon eine seltsame Vorstellung. Doch ich war zunächst tatsächlich
bereit, auch dies noch anzunehmen. Ich kam zu der Auffassung,
dass es sich bei mir persönlich ja so verhalten könnte,
dass wenn ich einen Geist empfange, dies sich dann eben u.a. durch
solche Schüttelbewegungen äußerte und manifestierte.
Nun hatte ich eben den Geist Gottes empfangen, so
glaubte ich, warum sollte es da anders sein wie damals beim
Reiki-Geist? Ich war schon immer ein gutgläubiger Mensch
gewesen, - manche mögen es naiv nennen. Wie auch immer, ich
wollte das eben so sehen. Doch leider merkte ich bald, dass diese
selbst gebastelte Theorie nicht genügte, um mir meine immer
stärker aufkeimenden Zweifel zu nehmen.
d) Das Gebet
Ich bemerkte immer mehr, wie diese übersinnlichen Erfahrungen
meinen eigenen Geist uneins machten und mich innerlich in eine
Zwickmühle brachten. Es gab einen Teil in mir, der sich am
liebsten keinen Kopf mehr um diese ganzen Erfahrungen gemacht
hätte und mit Begeisterung und Freude im November nach Lüdenscheid
gefahren wäre. Auf der anderen Seite gab es in mir eine Stimme,
die sich zunehmend Sorgen machte, ob denn das tatsächlich
der richtige Weg sein würde.
Das Dilemma war nun, dass ich nicht mehr wusste an welchen Kriterien
ich meine Einschätzung festmachen sollte. Je mehr ich in
diese Auseinandersetzung kam, desto verwirrter wurde ich. Aufgrund
meiner Erfahrungen in Lüdenscheid glaubte ich zunächst,
dass die empfangene Gabe von Gott gegeben sein musste. - Nach
einer kritischen Überprüfung durch das Wort Gottes und
einigen nachfolgend sehr befremdenden Erfahrungen kamen mir jedoch
zusehends Zweifel, ob denn meine damalige Einschätzung tatsächlich
die wahrheitsgemäße war. Auf der anderen Seite fürchtete
ich den Geist Gottes auf eine sehr schlimme Weise zu betrüben,
wenn ich nun diese Geistesgaben vorschnell ablehnen sollte und
ich hatte Angst, mich so völlig um den Segen Gottes zu bringen.
Auch der Rat meiner Geschwister konnte mir bei dieser Fragestellung
nicht weiterhelfen. In meinem Bekanntenkreis gab es damals erfahrene
Geschwister, die mich ermutigten, den Weg nach Lüdenscheid
in Freuden zu gehen. Und es gab ebenso erfahrene Geschwister,
die mich mit Tränen in den Augen vor diesem Schritt warnten.
Und ich selbst hatte bald gar keinen Durchblick mehr und fühlte
mich völlig überfordert. Ich konnte damals nicht sagen,
welche Einschätzung denn nun die vertrauenswürdigere
gewesen war. Und doch wusste ich, dass ich mich entscheiden musste.
Es war nicht möglich, beide Standpunkte zu vertreten.
In dieser inneren Verzweiflung fasste ich dann neuen Mut mit dem
Bibelwort aus Psalm 55,23, wo es heißt: Wirf dein
Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten
in Ewigkeit nicht wanken lassen.. Ermutigt durch diese Zusage
fand ich daraufhin zu einem für mich sehr befreienden Gebet.
Ich erklärte dem Herrn Jesus gegenüber, dass ich bereit
sei nach Lüdenscheid zu gehen, und dass ich mein Leben jetzt
so gestalten würde, wie wenn ich am 08.11.03 nach Lüdenscheid
ginge. Aber wenn es nicht Dein Wille sein sollte,
so betete ich damals, dann gib mir bitte auf irgendeine
Art zu verstehen, dass ich nicht gehen soll. Und wenn es
am letzten Tag vor der Abreise sein sollte, so sagte ich damals
zu, dann würde ich bleiben.
Trotz der Tragweite dieser Entscheidung hatte ich jetzt großes
Vertrauen und eine Gewissheit, dass ich den rechten Weg geführt
werden würde. In Psalm 37,5-7 heißt es: Befiehl
dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wirds wohl machen...Sei
stille dem Herrn und warte auf ihn. Und so wartete ich nun
auf seine Führung.
4.2 Aufklärende Einsichten: Drei Tage
Eine Antwort
a) Das Video
Es verstrichen einige Wochen bis ich dann an einem Montagmittag
zu einem befreundeten Bruder eingeladen wurde. Wir hatten bereits
den 13. Oktober und meine eventuelle Abreise war nur noch knappe
3 Wochen entfernt. Er hatte mir schon vor einiger Zeit von einem
Video über die charismatische Bewegung erzählt und in
diesem Zusammenhang erwähnt, dass er sich sicher sei, dass
eine ihrer führenden Persönlichkeiten namens Benny Hinn
ein Zauberer sei, und dass dessen Taten, seiner Einschätzung
nach, nicht durch den Geist Gottes gewirkt werden.
Und so schlug er vor, dass wir uns an jenem Mittag dieses Video
gemeinsam ansehen, damit ich selbst einmal sehen könnte wie
Benny Hinn die von ihm ausgehende Kraft gebraucht und wie diese
Geisteskraft wirkt. Da ich zwischenzeitlich sehr daran interessiert
war, gerade auch kritische Informationen über die Kraftwirkungen
dieses Geistes zu sammeln, um mir so selbst ein Bild machen zu
können, war ich gegenüber diesem Vorschlag sehr aufgeschlossen.
Was nun allerdings dort zu sehen war, übertraf alle Vorstellungen.
Ich konnte beinahe nicht glauben, was dort aufgezeichnet war.
Wenn man bei diesen Szenen den Ton abgeschaltet hätte, würde
ein neutraler Beobachter wohl zu der Auffassung kommen, dass dort
ein Mann völlig von Sinnen, auf die Leute im Saal losgelassen
wurde, um ihnen das Bewusstsein zu rauben.
Immer wenn Benny Hinn in die Nähe von Menschen kam, fielen
diese wie bewusstlos nach hinten um. Nachdem zunächst einige
spektakuläre Krankheitsaustreibungen gezeigt wurden, bei
denen die Hilfesuchenden jedes Mal nach hinten umgeworfen wurden,
bewegte er sich auf verschiedene Leute, die auf der Bühne
standen, zu, um auch diese mit der so genannten Salbung
des Heiligen Geistes zu Boden zu werfen. Als nächstes
rief er die Evangelisten in der Halle auf die Bühne. Als
diese dann angelaufen kamen, wedelte er mit seinem Sakko in ihre
Richtung, und auch diese Männer wurden, trotz erheblichem
Abstand, dadurch zu Boden geworfen und blieben liegen. Der Höhepunkt
der Respektlosigkeit dieses Mannes ereignete sich, als er die
Bühne verließ und auf die Menschen in den ersten Reihen
zuging, um ihnen seine Hände auf den Kopf zu drücken,
worauf diese wie leblos auf ihren Stühlen zusammensackten.
Ein Wahnsinn!
Das volle Ausmaß der verborgenen Tragik in dieser Aufführung
wurde aber erst deutlich, wenn man dem Ton dieser Szenen Beachtung
schenkte. Denn dort war zu hören, wie Benny Hinn die Gläubigen
in dieser riesigen Halle wie ein Dirigent dazu aufrief, Loblieder
auf den Herrn Jesus Christus zu singen. Er betete immer wieder
im Namen Jesu, lobte die Kraft, die von ihm ausging und forderte
die Versammlung dazu auf, Gott für dieses Wirken zu danken.
Als ich diese Bilder sah, wusste ich zunächst nicht ob ich
lachen oder weinen sollte. Diese ganze Aufführung war einfach
unglaublich und doch hatte sie gerade auch für mich persönlich
einen erschreckend ernsten Hintergrund. Denn wenn es möglich
war, dass Tausende von Christen glauben konnten, dass der Geist
unseres Herrn Jesus Christus sich derartig unwürdig und erniedrigend
aufführen würde, dann war es auch möglich, dass
all die Christen, die in Lüdenscheid diesen Geist anbeteten,
ebenso verführt sein könnten - mich eingeschlossen.
Es erschien mir völlig absurd, dass ein gläubiger Christ
ernsthaft zu der Auffassung kommen konnte, dass dieses Schauspiel,
das auf dem Video zu sehen war, durch den Geist Gottes aufgeführt
würde. Und doch wusste ich von einer Predigtkassette von
Walter Heidenreich (Übernatürliche Kraftwirkungen
des Heiligen Geistes - FCJG-Lüdenscheid), dass eben
dieser Benny Hinn auch von der FCJG Lüdenscheid verehrt und
anerkannt wird, und dass man das Wirken dieses Mannes dort ebenfalls
dem Heiligen Geist zurechnete. Dieser Zusammenhang versetzte meinem
Vertrauen in die empfangenen Geistesgaben einen heftigen Schlag.
Ich bekam große Zweifel darüber, ob die bisherige Einschätzung
hinsichtlich meiner Erfahrungen in Lüdenscheid wahrheitsgetreu
war.
Nach dem Video hatten wir eine Gebetsgemeinschaft, bei der wir
Gott baten, dass er mir zeigen möge, ob diese von mir empfangenen
Gaben, denn wirklich von ihm sind. Und tatsächlich sollte
dieses Video erst der Anfang einer Reihe von Ereignissen sein,
die mir halfen, meine charismatischen Erfahrungen in einem neuen
Licht zu betrachten. Denn am darauf folgenden Tag ging es gleich
weiter.
b) Okkulte Parallelen - Die Hypnose
An jenem Dienstag begab es sich, dass mir eine gläubige Schwester
von einem großen Magier in ihrer Verwandtschaft erzählte,
der schon als Jugendlicher von diesen übersinnlichen Fähigkeiten
fasziniert war, und damals erlernt hatte, Hasen zum Umfallen zu
bringen. Außerdem berichtete sie von seiner Kraft, Menschen
etwas zu suggerieren und sie zu hypnotisieren.
Als wir nun über die Hypnose redeten, wurde mir etwas deutlich,
was ich bisher so noch nicht hatte sehen können. Die Situation
in Lüdenscheid in dem Gebetszelt war genau die, wie sie in
einer Hypnosesituation vorherrscht. Wie es auch bei der Hypnose
notwendig ist, dass sich der zu Hypnotisierende in eine völlige
geistige Passivität begibt, so wurden wir auch von Olli dazu
aufgefordert unseren Verstand auszuschalten. Dadurch erhält
der Hypnotiseur Macht über denjenigen, der zugestimmt hat,
hypnotisiert werden zu wollen. Genau in dieser Haltung befanden
sich die Gläubigen im Gebetszelt, die damit einverstanden
waren, durch diese Methode die angebliche Gabe des Heiligen Geistes
zu empfangen. Ein weiteres Element aus der Hypnose war das Fingerschnippen,
das Olli gebraucht hatte. In der Hypnosesituation bewirkt dieses
Schnippen, dass in diesem Moment die ganze Aufmerksamkeit des
zu Hypnotisierenden auf den Hypnotiseur gelenkt wird. So musste
ich mich nun zu meinem weiteren Erschrecken ernsthaft fragen,
ob ich hypnotisiert worden war. Es schien eigentlich unglaublich,
aber es sprach sehr viel dafür. Der darauf folgende Mittwoch,
der 15.10.03, sollte nun Klarheit bringen.
c) Das Warten hat ein Ende
Einige Wochen zuvor hatte ich begonnen ein Buch zu lesen mit dem
Titel Hinter den Kulissen - Toronto: Segen oder Fluch?.
Bis zum Mittwoch hatte ich etwa ein Drittel gelesen, und fand
nun wieder Zeit damit fortzufahren. Mit großer innerer Anspannung
folgte ich den Ausführungen des Autors und nachdem ich ein
ganzes Stück weiter gelesen hatte, fing ich zunehmend an,
mich selbst in den dort dargestellten Beschreibungen wieder zu
finden. Sehr vieles was der Autor über die Zusammenhänge
in der Begegnung mit der charismatischen Bewegung beschrieb, traf
auch auf mich zu. Ich konnte mich fast wie in einem Film nochmals
durch die Tage in Lüdenscheid gehen sehen, aber dieses Mal
in einem ganz anderen Licht. Mir war so, als ob regelrecht ein
Schleier von meinen Augen genommen wurde, und ich nun alles neu
und klar sehen konnte. Doch was ich sah, machte mich sehr traurig.
Verführt ist man dann, wenn man selbst fest davon überzeugt
ist, das Richtige zu tun, und doch völlig in die Irre geleitet
wird, weil man die Fähigkeit verloren hat, die Wahrheit von
der Lüge zu unterscheiden. Ich war rücklings
gefallen und jetzt wusste ich, dass ich zerbrochen, verstrickt
und gefangen gewesen war. Der Schreck saß tief. -
Ich hatte einer Lüge geglaubt. Ich musste mir eingestehen,
dass ich verführt worden war.
Indem ich mich einem fremden Geist zur Verfügung stellte,
der sich als der Heilige Geist ausgibt und der mich dazu gebracht
hatte, dass ich ihn und seine Kraftwirkungen verehrt und angebetet
habe, hatte ich geistige Hurerei betrieben und Gott die Treue
gebrochen. Geblendet von Gefühlen und übersinnlichen
Erfahrungen hatte ich mich einem unsichtbaren Götzen hingegeben,
der mir eine Illusion von Vollmacht und Segen vorspielte. Es ist
die Tragik unserer Zeit, dass Hand in Hand mit der Überschwemmung
unserer Gesellschaft mit dem esoterischen Gedankengut, auch derartige
spiritistische Praktiken und Lehren innerhalb der Christenheit
Eingang gefunden haben, und dass dieser fremde Geist Gläubige
gefangen genommen hat, die seine Botschaften und seine Gaben wie
einen Virus im Namen Jesu Christi weiter verbreiten.
5. Gott ist treu!
Mein Trost in dieser Lage war nun das Wissen um eine Gemeinde
in meiner Nähe, von der ich gehört hatte, dass sich
deren Leiter völlig von der charismatischen Bewegung distanzierten.
Zuvor hatte ich meist Stimmen gehört, die über diese
Haltung gespottet hatten. Und ich erinnere mich, dass ich mich
damals ebenfalls über diese sehr enge Sichtweise wunderte.
Heute kann ich nachvollziehen, welche Gründe eine Gemeinde
dazu bewegen, diese Abgrenzung vorzunehmen. Man wollte die Gläubigen
vor dem Einfluss dieses fremden Geistes schützen und Gott
die Treue halten.
Nachdem ich dem Pastor dieser Gemeinde meine Erlebnisse kurz am
Telefon geschildert hatte, verabredeten wir uns am folgenden Samstag,
um das Ganze in einem persönlichen Gespräch zu erörtern.
Nach einem längeren Austausch und einigen Bibelbetrachtungen
schlug er mir vor, ein Lossagegebet zu sprechen. Ich war einverstanden.
Der Pastor erklärte mir, dass Gläubige in dieser Situation
manchmal fürchteten, dass sie sich gegenüber dem Heiligen
Geist versündigen könnten, und empfahl mir, mein Lossagegebet
so zu formulieren, dass hier keine Bedenken aufkommen könnten.
Und so sprach ich am Ende unseres Treffens dieses Gebet, in dem
ich Jesus Christus darum bat, alles hinwegzunehmen, was seit Lüdenscheid
in mein Leben gekommen war, das nicht von Ihm gewirkt worden ist
und bat Ihn auch um Vergebung dafür, dass ich mich einem
fremden Geist geöffnet hatte.
Schon am Tag darauf bemerkte ich, wie sich diese übersinnlichen
Phänomene, die gerade während meiner Gebetszeit regelmäßig
auftraten, nicht mehr manifestieren konnten. Das Wippen kam nicht
wieder und ich wurde auch nicht mehr zur Zungenrede gedrängt.
Zu meiner Freude durfte ich so erleben, daß der falsche
Geist seinen Einfluß auf mein Leben wieder verloren hatte
und ich jetzt wieder beten konnte wie ein ganz gewöhnliches
Kind Gottes. Die Erleichterung war groß.
Doch hatte ich nicht viel Zeit zum Durchatmen, da ich nun als
nächstes mein Leben in Schwäbisch Gmünd wieder
ganz neu gestalten musste. Es war bereits Mitte Oktober und ich
hatte noch zwei Wochen Zeit, um mir eine neue Wohnung und einen
neuen Arbeitsplatz zu suchen. Gleichzeitig hatte diese ganze Auseinandersetzung,
bei aller Freude darüber, dass sie zu Ende war, ziemlich
an meinem Nervenkostüm gezehrt. Ich war sehr müde und
innerlich ziemlich angeschlagen. Ich wusste weder ein noch aus,
und so blieb mir auch hier nichts anderes übrig, als auf
Gott zu hoffen. Und diese Hoffnung sollte nicht vergebens bleiben.
Gleich am Tag nach meiner Entscheidung nicht nach Lüdenscheid
zu gehen, erfuhr ich an meinem Arbeitsplatz, dass der Kollege,
der bereits seit zwei Monaten eingearbeitet wurde, um mich ab
Anfang November ersetzen zu können, überraschend zum
31.Oktober gekündigt hatte. An dem Tag als ich mich gegen
Lüdenscheid entschieden hatte, hatte er eine Zusage für
eine andere Arbeitsstelle erhalten, die für ihn wesentlich
attraktiver war. Somit war meine frühere Arbeitsstelle ab
Anfang November wieder zu besetzen. Ich staunte nicht schlecht
und konnte diese Fügungen kaum fassen. - Das war wie für
mich gemacht. Und so erklärte ich meinen Kollegen noch am
selben Tag, dass ich mich umentschieden hatte und jetzt doch wieder
zur Verfügung stehen würde, wenn unser Vorgesetzter
meiner Weiterbeschäftigung zustimmen sollte.
Da diese Lücke in der Personaldecke so kurzfristig nur schwer
zu schließen gewesen wäre, war auch mein Chef nicht
unglücklich über meine erneute Bewerbung. Innerhalb
weniger Tage bekam ich dann Bescheid, dass meine Neueinstellung
von der Hausleitung bewilligt wurde und ich bleiben konnte. Gleichzeitig
war damit auch meine Wohnungsfrage gelöst. Der Kollege, der
so kurzfristig gekündigt hatte, hatte bis dahin auch eine
Wohnung für Firmenangehörige belegt und diese stand
nun ebenfalls zur Verfügung.
Auch wenn diese Neueinstellung zunächst nur bis Ende Januar
befristet war, fühlte ich mich angesichts meiner Ausgangssituation,
mehr als reich beschenkt und war dafür sehr dankbar. Denn
so hatte ich doch wenigstens etwas Zeit gewonnen, um mich neu
zu besinnen und mein Leben wieder zu ordnen. Aber es sollte noch
besser kommen.
Schon bald nach meiner Wiedereinstellung bewarb sich eine Kollegin,
die schon lange Jahre auf dieser Position arbeitete, überraschend
auf eine andere Stelle und erhielt tatsächlich eine Zusage,
ab Februar 2004 dort anfangen zu können. Wiederum war mein
Vorgesetzter in der Notlage sehr kurzfristig eine Personallücke
füllen zu müssen und wiederum deckte sich der Beginn
dieser Lücke mit meinem Vertragsende. Da so schnell kein
geeigneter Ersatz für die ausscheidende Mitarbeiterin gefunden
werden konnte, eröffnete mir unser Chef, dass er sich vorstellen
könnte, die Zeit bis Ende August 2004 vorübergehend
mit meiner Mitarbeit zu überbrücken. Noch vor Weihnachten
wurde mein Arbeitsvertrag bis Ende August 2004 verlängert,
und obendrein wurde mir noch eine erhebliche Verdienstverbesserung
in Aussicht gestellt.
So war nun mein ursprüngliches Arbeitsverhältnis, wie
ich es vor meinen Lüdenscheidplänen angestrebt hatte,
wieder hergestellt. Ich konnte meiner Arbeit wieder in Frieden
nachgehen und freute mich riesig über die verbesserte Bezahlung.
Dank sei Gott! - Gott ist treu!
Schluss
Abschließend möchte ich dem Leser danken, dass er sich
die Zeit genommen hat, meine Ausführungen zu lesen. Ich habe
versucht aufzuzeigen, wie sehr ein nicht informierter Christ durch
die Begegnung mit den Wirkungen dieses Geistes beeindruckt und
beeinflusst werden kann, und wie wichtig es für uns heute
ist, sich der Auseinandersetzung mit der charismatischen Bewegung
zu stellen.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass dieser Aufsatz viele
Geschwister vor den Kopf stoßen wird. Und ich möchte
Euch versichern, dass ich keinen Gefallen daran habe. Ich habe
mich lange gefragt, ob ich diese Schrift veröffentlichen
soll, zumal ich ja niemand bin, der irgendwelche besonderen Verdienste
im Leib Christi vorzuweisen hat, die diesen Ausführungen
entsprechendes Gewicht verleihen würden. Was mich letzten
Endes dazu gedrängt hat diesen Erfahrungsbericht niederzuschreiben,
waren die Gespräche, die ich mit verschiedenen Geschwistern
geführt hatte, die sich diesem Geist bereits ebenfalls geöffnet
haben, bzw. die dieser Geistesströmung sehr aufgeschlossen
gegenüberstehen.
So hoffe ich nun zum einen, dass diejenigen Geschwister, die mich
persönlich kennen, besser verstehen können, warum ich
meine Einstellung zu der charismatischen Bewegung und ihren Lehren
korrigieren musste. Zum anderen ist es mein Gebet, dass diese
Schrift dazu dienen möge, den einen oder anderen vor den
Verirrungen, die ich durch eigene Fahrlässigkeit durchwandern
musste, zu bewahren.
Möge der Herr Jesus diese Schrift dazu benutzen, dass sie
ihm zur Ehre dient.
P.S.: Falls jemand einen Kommentar oder Fragen zu meinen Ausführungen
hat, können diese an folgende E-Mail-Adresse gesendet werden:
joa-chim[at]gmx.de. So weit es gewünscht wird, werde ich
baldmöglichst darauf antworten.
© Joachim Friedl - Schwäbisch Gmünd,
den 21. Juni 2004
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