Evangelium unwiderstehlich
leicht
von John MacArthur
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Die wichtigste Aufgabe erfolgreicher Verkaufsförderung
besteht darin, den Kunden genau das anzubieten, was sie haben
wollen. Wenn sie größere Hamburger haben wollen, dann
machen wir die Hamburger eben größer. Limonade in sechs
fruchtigen Geschmacksrichtungen in Designerflaschen? Kein Problem!
Kleinbusse mit zehn Becherhaltern? Wie wärs mit zwanzig?
Man muss den Kunden ja schließlich zufrieden stellen. Wenn
man ein Geschäft aufbauen und die Konkurrenz übertrumpfen
will, müssen Produkt und Botschaft eben den Wünschen
der Verbraucher angepasst werden.
Genau diese Anpassung an die Wünsche der Verbraucher hat
heute auch in die christliche Gemeinde Einzug gehalten. Ist Ihnen
der Gottesdienst zu lang? Dann machen wir ihn kürzer! Ein
Pastor garantiert sogar, dass er nie länger als sieben Minuten
predigt! Oder ist der Gottesdienst für Ihren Geschmack zu
förmlich? Dann kommen Sie nächstes Mal im Jogginganzug!
Zu langweilig? Na, dann warten Sie einmal ab, was unsere Band
zu bieten hat!
Und wenn die Botschaft zu konfrontativ, richtend, exklusiv, beängstigend
oder schwierig ist oder irgendwie sonst nicht deinem Geschmack
entspricht, sind Gemeinden überall eifrig bemüht, die
Verkündigung deinen Wünschen anzupassen, damit du dich
dort so richtig wohl fühlst. Diese neue Version des Christentums
macht dich zu einem Partner im Team, zu einem Designberater in
Sachen Gemeindeleben und beseitigt die altmodische Autorität,
das Gerede über Schuld, die Pflichterfüllung und die
unbeugsamen Moralmaßstäbe.
Eine Vorortgemeinde versprach in ihrem Postwurfprospekt kürzlich
eine gemütliche, entspannende, ungezwungene Atmosphäre
und super Musik von unserer Band und versicherte obendrein,
dass alle Besucher, ob Sies glauben oder nicht, sogar
Spaß haben werden. Das klingt doch alles einfach großartig
für eine gemütliche Kneipe jedenfalls. Aber wer
behauptet, zum Evangelium Jesu einzuladen und dabei so etwas in
den Vordergrund setzt, lädt zu einer Lüge ein.
Es ist ein kundenfreundliches Christentum, ein Christentum light.
Beim Versuch, das biblische Evangelium attraktiver und beliebter
zu machen, wird es verdreht, verwässert und falsch erklärt.
Es geht die Kehle runter wie Öl und liegt nicht schwer im
Magen. Es ist anscheinend Balsam für die Seele und kitzelt
in den Ohren; es ist genau auf deine Vorlieben zugeschnitten.
Aber dieses Evangelium light wird dich niemals mit
dem wahren, rettenden Evangelium von Jesus Christus sättigen,
weil es nicht von Gott, sondern von Menschen entworfen wurde.
Es ist leer und wertlos. Es ist sogar noch schlimmer als wertlos,
weil diese Light-Version den Eindruck vermittelt, man würde
das echte Evangelium hören und vor dem ewigen Gericht gerettet,
aber in Wirklichkeit wird man dadurch auf tragische Weise irregeführt.
Das falsche Evangelium der Selbstachtung
Das wahre Evangelium ist kein Aufruf
zur Selbstverwirklichung, sondern zur Selbstverleugnung. Deshalb
widerspricht es dem heutigen evangelikalen Evangelium, das Jesus
als wundersamen Dienstleistungsanbieter darstellt. Einfach an
der Wunderlampe reiben, dann kommt er sofort heraus und sagt,
dass du alles kriegst, was du dir wünschst. Du gibst ihm
deinen Wunschzettel und er liefert sofort.
Die Verteidigung des wahren Evangeliums hat mich in ernste Gegnerschaft
zu Leuten gebracht, die die Bibel nicht ernst nehmen wollen. Ich
betone immer, dass die Gläubigen der Grace Church,
wo ich als Hirte diene, von Herzen bereit sein müssen, sich
dem Wort Gottes unterzuordnen. Denn das Wort Gottes ist genau
die Botschaft, die sie bekommen werden ungeschminkt und
unverfälscht, und jedes Mal, wenn sie den Gemeindesaal betreten.
Wer nicht bereit ist, sich solchen harten Wahrheiten zu stellen
wie Sündenerkenntnis und Selbstverleugnung und sich auf die
anspruchsvolle Nachfolge Christi einzulassen, wird einfach nicht
sehr lange bei uns bleiben.
Einige Evangelikale behaupten, Jesus wolle einfach nur, dass es
uns gut geht. Und wenn es dir nicht gut geht, dann liegt das daran,
dass du deinen geistlichen Lottoschein nicht abgegeben hast. Wenn
du nicht reich bist, dann deshalb, weil du es nicht eingefordert
hast. Jesus will dich von Schulden befreien, und wenn du dem Fernsehevangelisten
genug Geld schickst, wird dieser Glaubensakt dich vom Schulden-Dämon
befreien. Deine Errettung durch Christus ist eine Garantie für
Gesundheit, Reichtum, Wohlstand und Glück.
Solche Evangelikale, die mit psychologischem Geschick den Menschen
in den Mittelpunkt stellen, sagen: Jesus gibt dir Frieden. Jesus
gibt dir Freude. Jesus macht dich erfolgreich im Beruf. Jesus
hilft dir, beim Fußball mehr Tore zu schießen. Jesus
will wirklich, dass du besser von dir selbst denkst. Er will dein
Selbstbild polieren. Er will dein negatives Denken stoppen.
Es ist interessant, wie diese Entwicklung in die christliche Gemeinde
eingedrungen ist. Da ich schon lange die Szene beobachte, habe
ich sie kommen sehen. Am unverblümtesten vorangetrieben wurde
diese Entwicklung meiner Meinung nach durch den Erfolg der allgegenwärtigen
religiösen Fernsehpersönlichkeit Robert Schuller und
seines Buches Selbstachtung: Die neue Reformation.
Dieses Buch habe ich seinerzeit für eine US-Zeitschrift rezensiert.
Ich dachte, Schullers Ansicht sei, wie der Titel es ausdrückt,
im wahrsten Sinne des Wortes ein Wendepunkt - ein Versuch, eine
neue Reformation durchzusetzen. Es war ein Versuch, das biblische
Evangelium durch ein neues Evangelium zu ersetzen. Und das hat
funktioniert.
In diesem Buch greift Schuller die protestantische Reformation
an. Er fordert eine neue Reformation und schreibt: Die klassische
Theologie hat sich genau an dieser Stelle geirrt: dass sie darauf
besteht, Theologie sei auf Gott und nicht auf den Menschen zentriert.
So besteht nach Schuller unsere wichtigste Aufgabe darin, die
klassische Theologie, die Gott in den Mittelpunkt stellt, zu beenden
und sie durch eine Theologie zu ersetzen, in der der Mensch im
Mittelpunkt steht.
Um einen menschenzentrierte Theologie (was schon ein Widerspruch
in sich ist) zu definieren, schrieb er weiter: Dieser meisterhafte
Plan Gottes wurde entworfen mit den tiefsten Bedürfnissen
des Menschen im Zentrum: Selbstwürde, Selbstrespekt, Selbstwert
und Selbstachtung. Für Schuller ist Selbstachtung die
kostbare Perle aus Matthäus 13,46. Weiter schreibt er: Erfolg
muss definiert werden als die Begabung zur Selbstachtung. Gott
gibt uns diese Begabung als Lohn für unseren aufopfernden
Dienst, wenn wir bei anderen ihre Selbstachtung fördern ...
Wenn wir Gottes Plan so treu wie möglich folgen, werden wir
gut von uns denken. Das ist Erfolg!
Pardon, aber da komme ich nicht mit. Das ist das letzte je auszudenkende
Konzept, dem ich mich anschließen würde.
In dieser neuen Selbstwert-Reformation muss als erstes Gott von
seinem hoch erhabenen Platz herabgesetzt werden, damit man sich
dann selbst erhöhen kann. Jede Theologie, die Gott erhöht,
muss durch eine den Menschen erhöhende Selbstwert-Psychologie
ersetzt werden. Dazu müssen Bibel und Evangelium umgeschrieben
oder uminterpretiert werden, was dem großartigen Zweck dienen
soll, dass Menschen besser von sich selbst denken, damit sie ihre
Träume wahr machen und ihre Visionen verwirklichen können.
Die vielleicht erstaunlichste Aussage in Schullers Buch ist folgende:
Wenn jemand erst einmal glaubt, er sei ein unwürdiger
Sünder, ist es zweifelhaft, ob er wirklich aufrichtig
die rettende Gnade annehmen kann, die Gott in Jesus Christus anbietet.4
Wenn du also gerettet werden willst, darfst du dich diesem neuen
Evangelium zufolge nicht für einen unwürdigen Sünder
halten. Ist das nicht völlig verdreht? Wie sehr steht das
doch im Widerspruch zur Wahrheit! Aber genau dieses mensch-zentrierte
Selbstwert-Evangelium war der Startpunkt der Besucherfreundlichkeits-Bewegung,
die so viele Gemeinden in Beschlag genommen hat. Dem zugrunde
liegt ein scheinchristlicher Narzissmus, eine Selbstliebe, die
für falsche Lehrer geradezu charakteristisch ist: 2. Timotheus
3 warnt, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten
werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein
(2Tim 3,1-2; wörtlich selbstliebend).
In den Händen von besucherfreundlichen Gemeindeleitern
hat sich das Christentum von einer Selbstverleugnungs- zu einer
Selbstverwirklichungs-Bewegung entwickelt. Früher hieß
es: Du musst alles aufgeben, heute heißt es:
Du kriegst alles, was du willst. Diese Gemeindeleiter
haben das Evangelium Gottes zu einer Jahrmarktsware heruntergespielt.
Sie haben Gottes Herrlichkeit ersetzt durch die Zufriedenstellung
des Menschen. Sie haben die Lehre von der Lebenshingabe zur Ehre
Christi eingetauscht gegen die Lehre, dass Christus uns ehre.
So sollen nicht mehr wir uns seinem Willen unterwerfen, sondern
er sich unserem. Da die Menschen das wahre Evangelium normalerweise
ablehnen, haben die modernen Evangelikalen die Botschaft einfach
abgeändert.
Ein gottesfürchtiger Autor formulierte dies bereits vor vielen
Jahrhunderten in einem Gebet:
Herr, der du hoch und erhaben bist, sanftmütig
und demütig, lass mich diesen scheinbaren Widerspruch lernen,
dass der Weg nach unten der Weg nach oben ist, dass Erniedrigung
Aufrichtung bedeutet, dass das zerbrochene Herz das geheilte Herz
ist, dass der bußfertige Geist der jubelnde Geist ist, dass
die bereuende Seele die siegreiche Seele ist, dass nichts haben
bedeutet, alles zu besitzen, dass das Kreuz zu tragen ist wie
eine Krone auf dem Haupt, dass Geben gleich Empfangen ist. Lass
mich dein Licht finden in meiner Dunkelheit, deine Freude in meiner
Traurigkeit, deine Gnade in meiner Sünde, deine Reichtümer
in meiner Armut, deine Herrlichkeit in meinem Tal, dein Leben
in meinem Tod.
Dein Leben in meinem Tod - das ist
das wahre Evangelium. Jesus sagte es unmissverständlich und
ohne Wenn und Aber: Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne
er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! Denn
wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben
verliert um meinetwillen, wird es finden (Mt 16,24-25).
Es geht nicht darum, mich zu erhöhen, sondern mich zu erschlagen.
Das Seelenheil ist der Tod des Selbst. Man gewinnt, indem man
verliert. Man lebt, indem man stirbt. Und das ist die zentrale
Botschaft des Evangeliums. Das ist das Wesen der Jüngerschaft.
Die Bibelstelle sagt weder etwas von einer Verbesserung des Selbstwertgefühls,
noch von Reichtum und Erfolg, noch von einer guten Einstellung
zu sich selbst, noch von Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Doch das ist es, was heute in so vielen Gemeinden gepredigt wird,
um die Wahrheit zu versüßen.
Wer also hat Recht? Heißt die Botschaft des Christentums
Selbstverwirklichung oder Selbstverleugnung? Beides kann nicht
sein. Wäre das nur Ansichtssache, würde ich mein Leben
leben und du deins, und wir würden beide zufrieden in verschiedene
Richtungen unseres Weges ziehen. Aber Christentum, das echte Evangelium
Jesu Christi, ist keine Ansichtssache. Es ist eine Frage der Wahrheit.
Es kommt überhaupt nicht darauf an, was du willst, was ich
will, oder was sonst jemand will. Das Evangelium bleibt, was es
ist durch Gottes souveränen Willen.
Die harten Worte Jesu
Für mich ist es unerklärlich,
wie die Anhänger der Light-Version des Christentums
ihre Auffassung von Religion mit den Lehren Jesu in Einklang bringen,
oder wie sie unverblümt ignorieren können, was er sagte.
Doch die für uns alle einzig akzeptable Herangehensweise
besteht darin, unseren Herrn bei seinem Wort zu nehmen, und zwar
anhand der einzigen Wahrheitsquelle für jeden echten Christen:
dem offenbarten Wort Gottes, der Bibel. Lassen Lesen wir also
dort nach.
Lukas 9 dringt zum Kern der Frage vor, worum es beim Christsein
geht. Jesus sprach hier mit seinen Jüngern unmittelbar nach
der wundersamen Speisung der Fünftausend, die gekommen waren,
um ihn zu hören. Mit einem einzigen bescheidenen Korb von
Broten und Fischen hatte er die Menge gesättigt. In Lukas
9,23-26 lesen wir:
Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen
will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich
und folge mir nach! Denn wer sein Leben retten will, wird es
verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der
wird es retten. Denn was wird es einem Menschen nützen,
wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre
oder einbüßte? Denn wer sich meiner und meiner Worte
schämt, dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen,
wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters
und der heiligen Engel.
Es ist also ganz einfach: Jeder, der Jesus ins
Reich Gottes folgen will also jeder, der ein Christ sein
will , muss sich drei Geboten stellen: 1.) sich selbst verleugnen,
2.) sein Kreuz täglich auf sich nehmen und 3.) ihm nachfolgen.
Diese Worte sind schwer zu glauben. Sie sind nicht verbraucherorientiert
oder besucherfreundlich. Christsein-Light
gibt es hier nicht. Auch handelt es sich hier weder um eine unklare
Bibelstelle noch einen Widerspruch zu anderen Lehren Jesu. Es
sind Prinzipien, die er während seines Wirkens ständig
lehrte und wiederholte, immer und immer wieder in allen möglichen
Situationen.
Das ist nichts Neues. Als Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an
die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte und so die
Reformation auslöste, erklärte er in der vierten These,
dass Errettung Selbsthass erfordert. Er schrieb, dass der
Hass gegen sich selbst das ist die wahre Herzensbuße
bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich.
Das ursprüngliche griechische Wort für verleugnen
bedeutet sich weigern, sich mit einer Sache zu verbinden
oder mit einer Sache zu tun zu haben. Der Gedanke dahinter
besagt, dass jemand, der ein Jünger Christi sein und Vergebung
und ewiges Leben empfangen will, sich weigern muss, mit sich selbst
etwas zu tun zu haben! Du hast dein sündiges Ich satt und
willst nichts mehr mit dir zu tun haben. Und schließt möglicherweise
nicht nur dich selbst ein, sondern auch deine Familie.
In Matthäus 10,32 spricht Jesus davon, ihn als Herrn und
Retter zu bekennen: Jeder nun, der sich vor den Menschen
zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor
meinem Vater, der in den Himmeln ist. Und weiter in den
Versen 34-36: Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden
auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen,
sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien
mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter
mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine
eigenen Hausgenossen sein.
Das ist keine freundliche Einladung, sondern eine Warnung: Wenn
du zu Jesus kommst, kann das deine Familiensituation verschlechtern
statt verbessern. Das kann ein Sprengstoff für deine Familie
sein, wie du es bisher noch nie erlebt hast. Wenn du dein Leben
Jesus Christus gibst, wird das eine unüberwindbare Kluft
aufreißen zwischen dir und denen, die ihm nicht ihr Leben
geben. Es ist tatsächlich so, wie mir der Hindu-New-Age-Mystiker
Deepak Chopra einmal in einer Fernsehsendung sagte: Sie
und ich sind in zwei verschiedenen Universen. Ich antwortete
ihm, er habe völlig Recht. Und das gilt nicht nur für
Fremde, sondern auch für Familienangehörige, denn dieser
Unterschied verursacht einen Bruch in diesen persönlichsten
aller Beziehungen.
Vers 37 fügt hinzu: Wer Vater oder Mutter mehr liebt
als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter
mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wenn
wir nicht bereit sind, den Preis einer ständigen Familienspaltung
zu zahlen (sofern unsere Lieben nicht zu Christus kommen), wenn
wir nicht bereit sind, den Preis von traumatischen Erlebnissen,
Konflikten und Trübsalen in unserer Familie zu zahlen
dann sind wir nicht würdig, Jesu Jünger zu sein.
Vers 38: Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt,
ist meiner nicht würdig. Einen Augenblick bitte. In
der Zeit Jesu dachten die Leute beim Wort Kreuz an
eine einzige Sache: ein Kreuz war ein Tötungsinstrument.
Der Herr sagte also: Wir sind seiner nicht würdig, wenn wir
nicht bereit sind, mit der Welt in solchem Maße in Konflikt
zu stehen, dass es uns das Leben kosten kann.
Vers 39: Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer
sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden. Das
ist quasi ein Echo aus Lukas 9. Wir sollen unser Leben verlieren.
Das ist keine Theologie mit dem Menschen im Mittelpunkt. Das ist
eine Theologie mit Christus als Zentrum, die besagt: Ich
gebe Christus alles, egal zu welchem Preis, selbst wenn es mich
mein Leben kostet.
Das wahre Evangelium der Bibel
Das ist eine Grundwahrheit des Christentums,
die in der Bibel wiederholt bestätigt wird. Jesus sagte dieselbe
Wahrheit auf vielerlei Weise. Er erklärte sie bei der Begebenheit
mit dem reichen Jüngling. In Markus 10,17 kam der junge Mann
zu Jesus, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter
Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe?
Was für eine Gelegenheit für persönliche Evangelisation!
Jesus hätte sagen können: Sprich dieses Gebet!,
oder: Entscheide dich, mich anzunehmen! Aber das tat
er nicht. Statt dessen konfrontierte er den jungen Mann mit der
Realität der Sünde, um aufzudecken, ob er wirklich von
seiner Gottlosigkeit überführt war und seine Sünden
bereute. Jesus nannte ihm einige der Zehn Gebote als Beispiele
von Gottes Gesetz, das der junge Mann gebrochen hatte.
Doch der junge Mann wies jeden Gedanken an Sündhaftigkeit
und Buße von sich und prahlte stattdessen, er habe die Zehn
Gebote sein ganzes Leben lang gehalten. Er dachte, er sei ein
perfekter Kandidat für das ewige Leben. Er bekam jedoch eine
Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte. In Vers 21 sagt Jesus:
Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös
den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm,
folge mir nach! Jesus zeigte ihm seine Selbstgerechtigkeit
und deckte dann auch noch seine Geldliebe auf. Der reiche Jüngling
wollte wissen, wie er ewiges Leben haben könne. Aber Jesus
erklärte ihm, dass er dafür seine eingebildete Selbstgerechtigkeit
aufgeben und sich eingestehen muss, dass er ein unwürdiger,
elender Sünder ist. Und er musste bereit sein, sich dem Herrn
Jesus zu unterwerfen, selbst wenn dies bedeutete, dass er seinen
ganzen irdischen Besitz aufgeben musste. Das war zwar nicht, dass,
was er erwartete, aber die Voraussetzung für ewiges Leben
ist die Bereitschaft, alles aufzugeben, wenn Jesus es verlangt.
Der junge Mann tat weder das eine noch das andere: Weder gab er
seine Sünde zu noch verleugnete er sich selbst. Vers 22 berichtet:
Er aber ging, entsetzt über das Wort, traurig weg,
denn er hatte viele Güter. Er entschied sich, lieber
am Betrug der Selbstgerechtigkeit festzuhalten und lieber sein
Geld und seinen Besitz zu behalten, als Jesus zu haben. Er hatte
kein Interesse an Selbstverleugnung, Selbstaufopferung oder Gehorsam.
Deshalb war er nicht würdig, Jesu Jünger zu sein, und
er selbst verschloss sich die Tür zum Reich des Heils.
Jeder von uns kennt jemanden wie den reichen Jüngling: anmaßend,
selbstsicher und von seinen eigenen guten Taten und Eigenschaften
überzeugt, der das christliche Heil daher einfach als ein
weiteres Ziel ansieht, das es durch Leistung, Fähigkeiten,
Geld und Einfluss zu erstreben gilt. Die Bibel sagt jedoch, dass
es so nicht funktioniert. Das Ziel ist recht ungewohnt: Es besteht
aus bußfertigem Sündenbekennen, Gehorsam und Opfern.
Wenn wir nicht bereit sind, uns von unseren Familien zu trennen,
uns von der Welt zu verabschieden und materiellen Besitz fahren
zu lassen, ist uns Jesus nicht viel wert. Das Evangelium ist ein
Alles-oder-Nichts-Lehrsatz.
Es gibt in Lukas 9,57 noch ein weiteres Beispiel: Jesus zog mit
einigen seiner Nachfolger die Straße entlang, und einer
von ihnen versprach ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin
du auch gehst, Herr. (V. 57). Jesus sagte nicht: Hey,
das ist ja super. Wir werden alle ins Ritz-Carlton-Hotel gehen
und Kaviar essen. Sondern in Vers 58 erklärte er: Die
Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester;
aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt.
Jesus sagte nicht: Folge mir nach, und du wirst glücklich
sein, du wirst reich, gesund und erfolgreich sein, und es wird
dir gut gehen. Er sagte: Eines sollst du wissen: Ich
habe noch nicht einmal einen Platz zum Schlafen. Jüngerschaft
wird dich alles kosten, was du hast. Erwarte kein bequemes und
leichtes Leben.
In Vers 59 geht die Geschichte weiter: Er sprach aber zu
einem anderen: Folge mir nach! Der aber sprach: Herr, erlaube
mir, vorher hinzugehen und meinen Vater zu begraben. Diese
Aussage impliziert, dass sein Vater noch nicht gestorben war.
Was meinte er mit zuerst meinen Vater begraben? Wollte
er nur schnell noch zur Beerdigung gehen? Nein, er meinte, dass
er warten wollte, bis er das Erbe bekommt! Doch wenn er Jesus
nachfolgte, würde er überhaupt nichts davon bekommen.
Jesus konnte ihm nichts geben, also wollte er lieber bei seiner
Familie bleiben, bis er ein Erbe einpacken und danach Jesus nachfolgen
konnte. Auch er verschwand.
Ein dritter Möchtegern-Nachfolger Jesu wollte nach Hause
zurückgehen und eine große Abschiedsparty mit Freunden
und Familie organisieren. Damit wollte er sich womöglich
ihre Unterstützung für sein Vorhaben sichern. Jesus
sagte ihm, dass Untertanen seines Reiches nicht ins alte Leben
zurückgehen, um Dinge von dort mitzubringen. Sie gleichen
vielmehr einem Bauern: Wenn er erst einmal seine Hand an den Pflug
gelegt hat, blickt er stracks nach vorn, damit die Furche gerade
bleibt (Lk 9,61-62).
Jesus setzte den Maßstab der völligen Selbstverleugnung.
In Lukas 14,26 folgte ihm eine große Volksmenge, und
er wandte sich um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu mir kommt
und hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Frau und die
Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch
sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.
Selbsthass? Was für eine kraftvolle Wahrheit! Das ist nicht
Errettung durch gute Werke, sondern das genaue Gegenteil: Errettung
durch das Verwerfen jeglicher Hoffnung, aus sich selbst heraus
Gott gefallen zu können.
Bei der Nachfolge Jesu geht es nicht um dich und mich. Beim Christsein
geht es nicht um uns; es geht nicht um unser Selbstwertgefühl.
Nachfolge Jesu bedeutet, dass wir unsere Sünde satt haben
und auf die Vergebung hoffen. Sie bedeutet, Christus als unschätzbaren
Retter von Sünde, Tod und Hölle anzusehen. Dann werden
wir bereitwillig alles aufgeben, selbst wenn es uns um unsere
Familien, unsere Ehen und um alles bringt, was wir lieben und
besitzen.
Es kann uns sogar das Leben kosten, wie Jesus in Lukas 9,24 gesagt
und in Lukas 14,27 bestätigt hat: Und wer nicht sein
Kreuz trägt, d.h. bereit ist, zu sterben und sein Leben
zu geben, und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger
sein.
Deutlicher kann es gar nicht gesagt werden. Wenn du versuchst,
an dir selbst, deinen Plänen, deinem Erfolg, deinem Selbstwert
festzuhalten, wirst du die Vergebung und den Himmel verpassen.
In Johannes 12,24 sagte Jesus: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.
Anders ausgedrückt: Wenn du mir nachfolgen und Frucht
bringen willst, wird es dich dein Leben kosten. Du wirst sterben
müssen. Vers 25: Wer sein Leben liebt, verliert
es; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen
Leben bewahren. Der Weg, auf dem Jesus ging, war ein Weg,
der zu Verfolgung und Tod führte.
Du willst doch Jesus nachfolgen, oder etwa nicht? Es wird dich
absolut alles kosten.
Vielleicht nimmt der Herr nicht dein Leben. Er nimmt dir vielleicht
nicht dein ganzes Geld. Er nimmt dir vielleicht nicht deine Familie
oder deinen Partner. Er nimmt dir vielleicht nicht deinen Arbeitsplatz.
Aber du musst bereit sein, all dies aufzugeben, wenn er es verlangt.
Du musst so verzweifelt sein, dass du dich, koste es, was es wolle,
an Christus klammerst.
Wenn du dem Herrn Jesus in den Himmel folgen willst, ist hier
die Botschaft dazu: Verleugne dich sich selbst, nimm dein Kreuz
auf und folge ihm nach. Hört man solche Aussagen in der heutigen
Evangeliumsverkündigung? Hört man das bei den großen
Evangelisationskampagnen? Haben wir jemals erlebt, dass jemand
vor einer Menschenmenge stand und sagte: Wenn du Christ
werden willst, dann töte dich! Weigere dich, länger
mit dir selbst zu tun zu haben! Lehne alles ab, was dein Ich verlangt,
begehrt und erhofft! Sei bereit, um Christi willen zu sterben,
wenn nötig! Und lebe als Sklave Jesu Christi, unterwerfe
dich ihm in Gehorsam! Eine solche Botschaft verkauft sich
einfach nicht! Das ist kein geschicktes Marketing.
Das ist eine Botschaft, die schwer zu glauben ist, denn Selbstverleugnung
ist schwer. Nur: diese Botschaft ist die Wahrheit!
Die enge Pforte
Was sollen wir also tun? Nach Meinung
vieler Gemeinden und Prediger sollen wir das Evangelium popularisieren:
Weg mit all diesen Lehren von Selbstabtötung und Kreuztragen,
statt dessen muss eine anständige Band auf die Bühne.
Sagt allen, dass Gott sie glücklich und erfolgreich und voller
Selbstwertgefühl machen will.
Das einzige Problem dabei ist, dass denen, die es nicht besser
wissen, die Illusion vermittelt wird, sie seien gerettet, obwohl
sie es gar nicht sind. Und wenn sie einst vor Christus stehen,
werden sie sagen Herr, Herr!, und er wird antworten:
Fort von mir. Ich habe euch nie gekannt (vgl. Mt 7,23).
Was ist eine gute Lobpreisband dann noch wert? Genauso viel wie
ein gesunde Selbstwertgefühl.
Die Menschen wollen geehrt werden. Sie wollen Gesundheit. Sie
wollen Reichtum. Sie wollen Glück. Sie wollen all ihre Bedürfnisse
befriedigt und ihre Wehwehchen gestreichelt haben. Sie wollen
ein Leben ohne Schmerz. Sie wollen die Krone ohne das Kreuz. Sie
wollen alles und zwar sofort. Sie wollen, dass die christliche
Heilsbotschaft einfach ist.
So denken die Menschen. Aber das ist nicht Gottes Anweisung für
uns. Nach Hebräer 2,10 haben Leiden den Urheber unserer
Rettung vollkommen gemacht. Und so müssen auch wir
durch den Schmelztiegel des Leidens gehen. Als erstes erleiden
wir den Tod aller eigenen Hoffnungen, aller eigenen Ambitionen,
aller eigenen Wünsche, allen eigenen Verlangens, aller eigenen
Bedürfnisse.
Wenn wir heute einem evangelikalen besucherfreundlichen
Prediger zuhören, denken wir wahrscheinlich, Christsein sei
einfach. Sprich einfach die paar Worte nach, sag dieses kleine
Gebet auf und - schwupps! gehörst auch du zum Club.
Doch der Bibel zufolge funktioniert es so nicht. In Matthäus
7,13 ermahnt Jesus seine Nachfolger während der Bergpredigt:
Geht hinein durch die enge Pforte! Die Bedeutung von
eng ist hier eingeengt, zugezogen. Damit
ist ein sehr, sehr enger Spalt gemeint. Wir können überhaupt
nichts mitnehmen, wir kommen nur mit völlig leeren Händen
hindurch.
Die Religion bietet aber auch eine breite Pforte, und es macht
mich traurig, daran zu denken, dass so viele Prediger und Gemeinden
die Menschen durch diese breite Pforte führen. Sie sagen:
Sie brauchen nicht all diese schwierigen Dinge zu tun, um
in den Himmel zu kommen. Wir sind aufgeschlossen und tolerant
und wir glauben, dass jeder, der will, gerettet werden wird.
Wir sind mittlerweile so weit gekommen, dass sich Leute, die sich
als Christen bekennen, stellvertretend für alle Christen
dafür entschuldigen, dass wir so unverbesserlich starrköpfige
Erbsenzähler sind: Wir würden an der überholten
Vorstellung festhalten, Christentum müsse bibeltreu, exklusiv,
kompromisslos und unbequem sein. Vor kurzem veröffentlichte
eine Gruppe von über fünfzig Pastoren und Laienpredigern
sowie einem Bibelschulleiter (die über ein Dutzend bedeutende
Denominationen repräsentierten), eine Anzeige in eine der
größten US-Tageszeitungen. Darin behaupteten sie, es
sei ethisch, moralisch und geistlich falsch, wenn eine Einzelperson,
eine Gruppe, eine Gemeinde oder eine Religion für sich in
Anspruch nimmt, den alleinigen Zugang zu Gott oder zu Gottes Gnade,
Segen oder Heil zu haben. Exklusivitätsansprüche von
Christen oder anderen haben unsagbares menschliches Leid verursacht
und sich dabei noch selbst gerechtfertigt.
Pardon, aber wenn Christen nicht mehr glauben und verkünden,
dass allein in Christus Heil ist, lotsen sie unwissende Völkerscharen
durch die breite Pforte ins Verderben. Das ist nicht meine Meinung;
das sagt Gottes Wort. Die Menschen strömen munter durch diese
breiten, bequemen, einladenden Pforten mitsamt ihrem Gepäck,
ihren Bedürfnissen, ihrem Selbstwert und ihrem Verlangen
nach Erfüllung und Selbstzufriedenheit. Das Schrecklichste
daran ist, dass sie glauben, in den Himmel zu kommen. Und manch
einer glaubt, ihnen einen großen Gefallen getan zu haben
mit seinem verbraucherfreundlichen Evangelium, das bei allen gut
ankommt.
Aber es ist ein falsches Evangelium, eine irreführende Lüge.
Diese bequem passierbare Pforte führt nicht in den Himmel.
Es steht zwar Himmel drauf, aber sie führt letztendlich
in die Hölle.
Denn eng ist die Pforte, sagt Jesus in Matthäus
7,14, und schmal der Weg, der zum Leben führt, und
wenige sind, die ihn finden. Ich gebe zu, dass es heute
besonders schwierig ist, sie zu finden. Sie können eine Gemeinde
nach der anderen besuchen und diese Pforte doch nicht finden.
Es ist eine sehr kleine Pforte.
Dieselbe Lehre finden wir in Lukas 13,23-24: Es sprach aber
jemand zu ihm: Herr, sind es wenige, die errettet werden? Er aber
sprach zu ihnen: Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzugehen;
denn viele, sage ich euch, werden hineinzugehen suchen und werden
es nicht können. Sie ist schwer zu finden, und sie
ist schwer zu passieren.
Warum ist sie heute so schwer zu finden und zu passieren? Sie
ist schwer zu finden, weil so viele Gemeinden nicht mehr die Wahrheit
des Evangeliums verkünden. Und wenn wir die Wahrheit erst
einmal gehört haben, ist es noch schwerer, sich ihr auch
zu unterwerfen. Der Mensch betet sich selbst an. Er ist sein eigener
Gott. Unsere Botschaft ist nicht: Komm zu Jesus und du wirst
besser von dir selbst denken, oder: Jesus will alle
deine Bedürfnisse stillen. Jesus will nicht unsere
weltlichen, irdischen und menschlichen Bedürfnisse befriedigen.
Er will, dass wir bereit sind zu sagen: Ich will alles,
was ich vermeintlich brauche, um Christi willen aufgeben.
Die enge Pforte ist schwer zu passieren, weil es uns so schwer
fällt, uns selbst zu verleugnen. Jesu erste Forderung in
Lukas 9 war, dass Christen sich selbst verleugnen sollen, aber
das ist fast unmöglich. Der sündige Mensch wird von
seiner Selbsteingenommenheit beherrscht: Er ist der Meister seiner
eigenen Seele, der Kapitän seines eigenen Schicksals, der
König seiner eigenen Welt.
Die Aussage, dass man sich selbst verleugnen und abtöten
muss, scheint einfach zu viel verlangt zu sein. Wenn wir ein Evangelium
predigen würden, in dem diese Lehre nicht vorkommt, dann
würden die Leute scharenweise kommen, um aus der Hölle
heraus- und in den Himmel hineingerettet zu werden. Aber versuche
nur einmal, das wahre Evangelium zu predigen: die harten Worte
Jesu, seinen Aufruf zu völliger Selbstverleugnung, das Eingeständnis,
dass wir wertlos und unwürdig sind und in keiner Weise verdienen,
gerettet zu werden. Das ist weit weniger beliebt. Dafür bin
ich im US-Fernsehen angegriffen worden.
Die Kosten überschlagen
In Lukas 14,28-30 fragt Jesus: Denn
wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht vorher
hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung
habe? Damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht
vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten,
und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht
vollenden.
Wenn du zu Christus kommen willst, musst du die Kosten überschlagen.
Hast du die Kosten überschlagen? Begreifst du überhaupt,
dass ein Preis bezahlt werden muss? Wir kennen den Preis, weil
die Bibel es uns klar, unmissverständlich und wiederholt
sagt. Der Preis ist die Bereitschaft, wenn nötig, seinen
Vater und seine Mutter und sogar das eigene Leben zu hassen, sein
Kreuz zu tragen und Jesus nachzufolgen. Nichts auf der Welt dürfen
wir so sehr lieben, dass wir Christus dafür preisgeben würden.
Weiter sagt Jesus in den Versen 31-32: Oder welcher König,
der auszieht, um sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen,
setzt sich nicht vorher hin und ratschlagt, ob er imstande sei,
dem mit zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend
anrückt? Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch
fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen.
Entweder schließt du Frieden mit dem Feind, wenn du ihn
nicht besiegen kannst, oder du versicherst dich, dass du zum Sieg
genug Truppen hast. Mit anderen Worten sagt Jesus hier: Komm
nicht eher zu mir, bevor du die Kosten überschlagen hast.
Und der Preis ist die Verleugnung, Kreuzigung und Unterwerfung
des Selbst.
In Lukas 14,33 bringt Jesus es auf den Punkt: So kann nun
keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger
sein. Wir werden nicht dadurch gerettet, dass wir alle unsere
irdischen Güter verschleudern, aber wir müssen dazu
bereit sein. So sehr hingegeben müssen wir um Christi willen
sein. Dann werden wir uns selbst und unser ganzes weltliches Verlangen
verleugnen. Dann werden wir sogar unser eigenes Recht auf Leben
verleugnen und, wenn nötig, unser Leben um Christi willen
hingegeben. Dann werden wir uns seinem Willen unterwerfen, ihm
nachfolgen und alles tun, was immer er verlangt, egal, ob er sagt,
dass wir irgendetwas aufgeben müssen oder nicht. Die Entscheidung
liegt allein bei ihm.
Das ist die Botschaft des Evangeliums. Wenn Sie Menschen zu Jesus
rufen, ist dies genau das, was Sie sagen müssen.
Den Kunden bei Laune halten
Nun kommen wir zu dem Punkt, was hinter
all der Popmusik und Selbstbeweihräucherung und dem ganzen
Spaß steckt, der von besucherfreundlichen
Gemeinden geboten wird: Die Leuten wollen keine Christen werden,
wenn das so schwierig ist. Wenn es nicht ihren Bedürfnissen
entspricht, haben sie kein Interesse. Wenn sie sechs fruchtige
Geschmacksrichtungen wollen und du nur zwei bietest, dann hast
du sie verloren. Sie brauchen ein leicht bekömmliches Christentum
- die schwerer zu schluckenden Wahrheiten kann man ihnen ja später
erklären.
Im Marketing ist das eine bekannte Strategie: man nennt sie Lockvogeltaktik,
Etikettenschwindel oder auf Englisch Bait and Switch (Ködern
und das Thema wechseln). Man macht Werbung für einen
Fernseher zum sensationellen Tiefpreis, aber wenn der Verbraucher
ins Geschäft kommt, ist dieses bestimmte Modell nicht erhältlich.
Hier ist ein anderer, teurerer Fernseher, jedoch ist er um einiges
teurer. Es ist nicht das, was wir Ihnen versprochen haben. Eigentlich
hat das Versprochene nie existiert. Das Angebot war eine Attrappe.
Was passiert in einer besucherfreundlichen Gemeinde, wenn jemand
den Lockvogel will? Er denkt: Hey, dieses Christentum ist
ja überhaupt nicht schwierig. Man trifft nette Leute, hört
eine inspirierende Botschaft und coole Musik und kommt in den
Himmel. Aber irgendwann kommt die Wahrheit heraus und er
erfährt die harten Worte Jesu: Es geht nicht um dich,
es geht um mich und darum, dass du dich selbst aufopferst, um
mir nachzufolgen.
Es ist natürlich absolut wahr, dass unter diesen Umständen
niemand ein Christ sein will, es sei denn der Geist Gottes wirkt
an seinem Herzen. Erst wenn der Heilige Geist von Sünde überführt,
das tote Herz erweckt und Glauben bewirkt, wird nichts geschehen
trotz aller menschlichen Bemühungen. Nur die wahre
Botschaft von Jesus wird, verbunden mit dem Werk des Heiligen
Geistes, zu wahrer Errettung führen. Dann strömt die
Gnade zu dem sich selbst verleugnenden Sünder. Das ist das
eigentliche Wesen der Gnade. Wenn wir selber absolut nichts zu
bieten haben, was das Heil verdienen würde, sondern uns als
wertlos verabscheuen, gewährt Gott uns Gnade, um uns von
Sünde und Hölle zu retten.
Wir können das Evangelium nicht neu erfinden und anpassen
an uns, unsere Bequemlichkeit und Annehmlichkeiten. Aber genau
das ist es, was heute gemacht wird. Deshalb habe ich dieses Buch
geschrieben. Wenn wir die Botschaft verändern, um das Christentum
attraktiver zu machen, dann ist das, was dabei herauskommt, kein
Christentum mehr.
Ich befürworte in keiner Weise Gesetzlichkeit, sondern nur
Treue zur Schrift, auch wenn manche behaupten, ich sei barsch
und hartherzig. Ein befreundeter evangelikaler Prominenter meinte,
er würde mir ein Kompliment machen, als er mich mit folgenden
Worten ankündigte: Das ist John MacArthur, der als
Mensch viel netter ist als in seinen Büchern.
Ich lächelte und sagte: Auf persönlicher Ebene
ist es viel einfacher, die Liebe Christi zu zeigen.
Viele wohlmeinende Gemeinden und Pastoren geben sich redlich Mühe,
um die unbequemen Lehren Jesu zu umgehen. Nicht aus Bosheit oder
Arglist oder weil sie Leute betrügen wollten, sondern weil
es einfach Spaß macht, gute Nachrichten zu bringen, aber
eine harte Botschaft peinlich ist. Harte Worte können bestürzend
und beschämend sein und es ist schwer, den Leuten dabei in
die Augen zu schauen.
Christen wissen oft nicht, wie sie die harten Aussagen Jesu interpretieren
und weitersagen sollen und deshalb überspringen sie sie einfach.
Aber nur die halbe Botschaft zu bringen ist fast noch schlimmer,
als überhaupt nichts zu sagen. Alles, was Jesus zu sagen
hat, ist wichtig. Es ist nicht unsere Entscheidung, was wir davon
weitergeben und was wir unter den Tisch fallen lassen können.
Ich bete, dass dieses Buch dem Leser verstehen hilft, dass die
richtige Einladung zum Christentum diejenige ist, die vollständig
und transparent ist; dass das Verschweigen der Wahrheit nichts
nützt, sondern unermesslichen Schaden anrichtet; und dass
es Wege gibt, wie Sie das volle Ausmaß des Evangeliums gebrauchen
können, um eine kraftvolle, überzeugende evangelikale
Botschaft zu verkündigen, die der Herr segnen wird.
© John MacArthur, 2003
© der dt. Übersetzung Betanien
Verlag 2004
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