Andachten zum 2. Buch Mose

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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D.Rappard Du sollst nicht stehlen. 2. Mos. 20,15.

Es soll niemand angesichts unseres heutigen Textes denken: ,,Das geht mich nicht an; ein Dieb könnte ich niemals werden." O stolzes Herz, du bist zu allem Bösen fähig. Überaus trügerisch und bösartig bist du (Jer. 17, 9). Jener angesehene Mann, der um der Verschwendungssucht seiner jungen Frau willen in Schulden geriet und einer anvertrauten Kasse ,,nur leihweise" eine Summe entnahm, hätte es nie gedacht, daß er einmal als Dieb ins Gefängnis käme. Auch Schuldenmachen kann ein feiner Diebstahl sein.

Geiz - Geldliebe - ist eine Wurzel alles Übels. Über diese Wurzel gilt es wachsam sein. Eine kleine Untreue in anvertrautem Geld, ein kleines Vertuschen der Wahrheit Eltern und Vorgesetzten gegenüber, ein geheimes Übervorteilen des Nächsten befleckt das Gewissen und stört die Gemeinschaft mit Gott. Ich kann meinen Freunden nicht genug raten: Nehmt es auf Heller und Pfennig genau mit dem Gewissen. Hütet euch vor Schuldenmachen. Viel erfreulicher ist es, auf einen erwünschten Gegenstand hin im voraus zu sparen, um ihn dann zur rechten Stunde fröhlich anzuschaffen.

Vor allem vergeßt es nicht, daß ihr selbst Ihm gehört, der euch erkauft hat. Sein Eigentum ihm vorenthalten ist Sünde. Gebt ihm, was sein ist: euch selbst!

Lehre mich, Herr, treu sein in meinem ganzen Hause, ganz ehrlich und wahr in allen Dingen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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C.O.Rosenius Du sollst nicht stehlen! 2. Mos. 20, 15.

Laßt uns sehen, was unter Stehlen und Dieberei verstanden werden soll. Allgemein wird darunter jede Weise verstanden, in der wir unserem Nächsten sein Eigentum entwenden, mag es heimlich oder offenbar, mit Gewalt oder mit List, unter der groben Gestalt des Verbrechens oder unter dem Schein von Gesetz und Recht geschehen. Stehlen ist etwas so Grobes und Häßliches, daß die meisten Menschen von dieser Sünde frei zu sein glauben. Mag es einem auch gelingen, sonst ehrbare Weltmenschen von der Verletzung der übrigen Gebote zu überzeugen, so sind sie doch ganz anderer Meinung, wenn man zu dem siebenten Gebot kommt; ihm gegenüber meint man gerecht zu sein. Man hat doch nicht gestohlen, seine Hand nicht nach dem Eigentum anderer ausgestreckt und hält es darum auch für eine entsetzlich harte Rede, rechtschaffene Menschen einfach zu Dieben machen zu wollen!

Ja, wahrlich, hieße nur das stehlen, daß man die Schlösser anderer aufbricht und in so grober Weise Geld und Eigentum entwendet, dann wären gewiß die meisten Menschen gerecht vor diesem Gebot. Wie ganz anders aber sieht es aus, wenn wir es im Lichte der Erklärung Christi betrachten! Welch eine zerknirschende Entdeckung, wenn du durch eine solche Erklärung gewahr wirst, daß auch du ein Dieb bist! Wird es einem gegeben, zu sehen und vor den Augen Gottes zu bedenken, daß jede Weise, sich zum Schaden des Nächsten einen Gewinn zu verschaffen, Diebstahl ist, mag es nun z. B. bei einem Handel, den man für günstig ansieht, durch das geschehen, was man bezeichnend ,,Spottpreis" nennt, oder dadurch, daß der Verkäufer viel zu viel für seine Ware fordert und erhält, oder aber durch eine fahrlässige Arbeit des Tagelöhners usw. -, so wird man die Wahrheit der Worte Luthers finden, daß ,,kein Nahrungszweig auf Erden so allgemein ist, wie der Diebstahl", daß dieser ,,ein so weitläufig allgemeines Laster, aber so wenig geachtet und wahrgenommen ist, daß, wo man sie alle an Galgen hängen sollte, was Diebe sind und doch nicht heißen wollen, soll die Welt bald wüste werden und an Henkern und Galgen gebrechen".

Wir reden jetzt nicht vom Herzen oder davon, wie Gottes Augen auf dich als auf einen Dieb gerichtet sind, während du das Eigentum deines Nächsten noch nicht um einen Heller verkleinert hast, auch wenn du Lust dazu hast und nur aus Furcht und Vorsicht davon abgehalten wirst. Wir reden noch vom Diebstahl im Werk und in der Tat. Und dann wiederholen wir es noch einmal und bitten einen jeden, ernstlich zu bedenken, was darin liegt, daß jede Weise, das Eigentum des Nächsten zu verkleinern, tatsächlich Diebstahl ist. Man stiehlt nicht nur, wenn man Kisten und Taschen plündert, sondern auch, wenn man auf dem Markte oder in den Kaufläden für eine

Ware zuviel verlangt oder zuwenig gibt, oder wenn man in der Werkstatt schlechte oder betrügerische Arbeit verrichtet und volle Bezahlung nimmt, oder wenn ein Knecht oder eine Magd im Hause nicht treu arbeitet oder etwas verderben läßt, mit einem Wort, nicht um das Beste der Hausherrschaft besorgt ist, oder wenn man in teurer Zeit auf Grund der Verlegenheit und Not des Bedürftigen unbillig hohe Zinsen auf ausgeliehene Gelder nimmt usw. In solcher Weise kannst du deinem Nächsten bald zehn, zwanzig, fünfzig oder hundert Mark entwenden und bist dennoch frei, während mancher wegen viel Geringerem im Gefängnis gewesen ist, nur weil er sich einer anderen Weise des Diebstahls bediente.

In jedem Gebot ist aber nicht nur etwas verboten, sondern auch etwas befohlen. Das ist auch bei dem siebenten der Fall. Es enthält nicht nur, daß wir nicht stehlen sollen, sondern daß wir, wie es im Kleinen Katechismus Luthers ausgedrückt wird, auch ,,unserem Nächsten sein Gut und seine Nahrung bessern und behüten helfen". Wenn wir bedenken, daß der Herr mit demselben Ernst, mit dem Er das Böse verbietet, auch das Gute von uns fordert, dann wird dieser Teil der Betrachtung noch tiefer auf uns eindringen und auch die zu Sündern machen, die es im vorigen noch nicht geworden sind. Dazu aber ist es erforderlich, daß wir nicht auf das Ansehen der Werke schauen, sondern daß Gott selbst für uns von Bedeutung ist. Die Welt und die Vernunft sagen: ,,Wenn ich einem anderen nichts nehme, dann darf ich frei und nach Belieben mit dem handeln, was mir gehört." Im Reiche Christi aber gilt ein anderes Gesetz: ,,Du sollst deinem Nächsten nicht nur nichts Böses zufügen, sondern im Gegenteil ihm mit den Gaben und den Mitteln, die Gott dir dazu verliehen hat, alles Gute tun. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wer nichts Böses tut, begeht doch große Sünde, wenn er nicht das Gute tut, was er tun kann und soll. Denn Gott hat uns unser irdisches Gut nicht gegeben, damit wir nur uns selbst damit dienen, sondern auch unseren Nächsten Gutes damit tun, als die Verwalter unseres Herrn, die kein Recht dazu haben, mit Seinen geschenkten Gaben zu tun, was sie gelüstet, sondern was Seine heiligen Liebesabsichten fordern. Das ist der Grund einer ganzen Kette von Pflichten, von denen die Welt nichts weiß. Laßt uns darum auf der Goldwaage des Liebesgebotes noch besser unser Verhalten dem siebenten Gebot gegenüber wägen. Wir werden dann mit Erstaunen finden, wie fast alle unsere Werke, unser Essen und Trinken, unsere Arbeit und Ruhe, unsere Sparsamkeit und Freigebigkeit, alles, alles mit der Sünde gegen dieses Gebot befleckt und durchsäuert ist.

Herr, öffne mir die Tiefe meiner Sünden, Laß mich auch seh'n die Tiefe Deiner Gnad'; Laß keine Ruh mich suchen oder finden, Als nur bei Dir, der solche für mich hat, Der meine Seel so gern erquickt, Wenn meine Sündenschuld mich drückt.
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Jörg
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D.Rappard Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. 2. Mos. 20,16.

Wenngleich in diesem Gebot zunächst an falsche Zeugenaussage gedacht ist, so bezieht es sich doch auf das ganze Gebiet des Redens über den Nächsten. Welch ein großes, unheimliches Gebiet das ist, weiß ein jedes von uns wohl. Man hat gesagt, das Afterreden sei das große Übel der Frommen. Daß es da mehr vorkommt als anderswo, glaube ich zwar nicht. Eins aber weiß ich: es sollte aus den Kreisen der Jünger Jesu g a n z v e r b a n n t s e i n.

R e d e v o n n i e m a n d B ö s e s! sollte nicht nur als Mahnung an der Wand hängen, sondern unser fester Entschluß, unsere göttliche Lebensregel sein. - Wenn du etwas von deinem Nächsten erzählen willst, sagt Einer, so frage dich: 1. Ist es ganz wahr? 2. Kommt es aus der Liebe? 3. Nützt es etwas, es zu sagen? In den allermeisten Fällen wirst du, wenn du ehrlich bist, hernach schweigen. Das Reden wider den Nächsten hat schon unendlich viel Schaden gebracht, sowohl dem Betreffenden selbst, als auch dem Redenden und denen, die es hörten. Der abgeschossene Pfeil kann nicht aufgehalten, der ausgestreute Same nicht wieder zusammengelesen, das verleumderische Wort nicht unausgesprochen gemacht werden. Darum schweige deine Zunge, daß sie nichts Böses rede.

O Herr, bewahre Du selbst das Tor meiner Lippen, daß ich nicht sündige wider Dich. Hilf mir, alles Afterreden völlig abzulegen in Deiner Kraft!
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C.O.Rosenius Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten! 2. Mos. 20, 16.

Dies ist das Gebot, das fast kein Mensch beachtet, und um dessentwillen man stets in Verlegenheit darüber ist, so reden zu können, daß seine Wichtigkeit begreiflich werde. Das fünfte, sechste und siebente Gebot haben den Vorteil, daß Verbrechen gegen sie von der weltlichen Obrigkeit und beinahe von allen Menschen bestraft und abgelehnt werden. Was aber bedeutet es schon, nur das kleine Glied, die Zunge, zu bewegen, und sei es auch nur zur Herabsetzung des Nächsten? Wer die Schlösser anderer aufbricht und Geld herausnimmt und dafür mit Gefängnis bestraft wird, oder wer Menschenblut vergießt und danach u. U. auf einem Richtplatz hingerichtet wird, den kann man für einen großen Verbrecher halten. Wer aber nur in einer vertraulichen Unterredung seine Zunge bewegt, ob er dadurch auch seinem Nächsten das stiehlt, was ihm viel kostbarer als Geld, ja, oft kostbarer als das Leben war - seinen guten Namen, seinen guten Ruf - der wird nicht für einen großen Verbrecher gehalten der wird nicht ins Gefängnis geworfen oder sonstwie bestraft. ,,O, es waren doch nur einige Worte, nur ein leichter Wind, der über die Zunge strich." So heißt es dann. In der Heiligen Schrift aber heißt es anders. Wenn ein Dieb und ein Verleumder miteinander verglichen werden, dann heißt es so: ,,Sei nicht ein Ohrenbläser und verleumde nicht mit der Zunge. Ein Dieb ist ein schändlich Ding, aber ein Verleumder ist viel schändlicher." Und abermals: ,,Ein Dieb ist nicht so böse wie ein Mensch, der zu lügen sich gewöhnt; aber zuletzt kommen sie beide an den Galgen."

Zur Betrachtung dieses Gebotes wollen wir nun sehen, was der Herr wollte, als Er befahl: ,,Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!" Wir sehen hier die göttliche Besorgnis für die Menschen. Als Er im ersten Gebot der zweiten Tafel einen allgemeinen Grund der heilsamen Ordnung unter den Menschen auf Erden gelegt hatte, waren es besonders vier kostbare Schätze, die der gütige Vater dem Menschen sichern wollte: Zuerst das leibliche Leben, dann die Heiligung der Ehe, ferner unser irdisches Eigentum und jetzt schließlich unseren guten Namen und unseren guten Ruf, der uns gewöhnlich kostbarer als irdisches Gut, ja, kostbarer als das Leben selbst ist. Aber ebenso teuer wie dir dein guter Name ist, für den du nicht die geringste Kränkung duldest, ebenso teuer wird auch einem anderen seine Ehre und sein Ansehen sein. Darum ist dies Gebot ebenso ernstlich zu dir wie zu einem anderen geredet, so daß hier wie in den anderen Geboten ein jeder ins Auge gefaßt und niemand von der bindenden Kraft des Gebotes ausgenommen ist. Wer du auch bist, du mußt es auf dich beziehen: ,,Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!" Denn unser Herr will so ernstlich, daß der Ruf, die Ehre und die Rechtschaffenheit unseres Nächsten ebensowenig wie sein Gut und Geld verscherzt und verkleinert werden sollen, auf daß jedermann dem Gemahl, den Kindern, Hausleuten und Nachbarn gegenüber seine Ehre behalte. Das muß ein jeder bedenken.

Dieses Gebot enthält zunächst, daß du es nicht nur vor dem Richterstuhl, sondern auch in deinem Umgang mit Menschen aufs ernstlichste genau nimmst mit deinen Worten und Andeutungen über den Nächsten, und daß du nie unnötig zu unvorteilhaften Gedanken über ihn Anlaß gibst. Ferner sollst du allem falschen und lügenhaften Wesen aus dem Wege gehen und dich in deinem Umgang aufs strengste der reinen Wahrheit befleißigen.

Gegen dieses Gebot wird also zunächst vor dem Richterstuhl gesündigt, wenn jemand seinen Nächsten fälschlich anklagt, oder wenn der Angeklagte mit lügenhaften Ausflüchten die Wahrheit zu verheimlichen sucht, oder wenn ein Zeuge etwas Falsches, etwas zuviel oder etwas zuwenig in der Sache sagt, oder wenn ein Anwalt mit Wissen und Willen eine falsche Behauptung verficht oder wenn der Richter wissentlich ein falsches Urteil fällt.

Aber auch außerhalb des Richterstuhles, im täglichen Leben, findet dies statt, wenn man aus Unbedachtsamkeit oder aus Bosheit seinem Nächsten falschen Leumund macht, entweder dadurch, daß man falsche Berichte über ihn erdichtet oder auch nachschwätzt und verbreitet, oder wenn man mit bloßem Stillschweigen oder bedenklicher Miene und einem Achselzucken etwas Böses über ihn andeutet, was man entweder nicht mit Gewißheit weiß oder auch gemäß dem Gebot der Liebe anzudeuten nicht verpflichtet war. Solches kann zuweilen überaus fein und unbemerkt schon dadurch geschehen, daß man seinen Worten oder Handlungen eine gewisse Wendung gibt, wodurch die Auffassung falsch wird, - ja, so fein und unbemerkt kann es geschehen, daß nur der allsehende Gott es merken kann. Das heißt ,,seinen Nächsten fälschlich belügen und über ihn afterreden".

Bedenken wir daneben, wie der Herr Christus uns das Gesetz erklärt hat, nämlich, daß wir unseren Nächsten so lieben sollen wie uns selbst und gegen andere nur das tun, was wir wollen, daß sie gegen uns tun sollen, so erkennen wir die Wahrheit der Erklärung Luthers über dieses Gebot. Wir sollen Gott so lieben und fürchten, daß wir nicht nur unseren Nächsten nicht fälschlich belügen und ihm bösen Leumund zufügen, sondern ihn auch nicht verraten und über ihn afterreden. Wir sollen im Gegenteil ,,ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren".

Laß Wahrheit, Herr, in meinen Worten sein, Leg' Wahrheit in mein Wesen stets hinein, Daß Deines Geistes Kraft man bei mir merk, Bewahr mich vor der Sünde heimlich Werk.
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D.Rappard Laß dich nicht gelüsten . . . . alles dessen, das dein Nächster hat. 2. Mos. 20,17.

Alle die Gebote, die sich auf unseren Nächsten beziehen, werden in diesem letzten der ,,zehn Worte" nochmals zusammengefaßt. Zugleich berührt es die innerste Quelle unseres Wesens. Über ä u ß e r e H a n d l u n g e n kann man am Ende mit großer Willenskraft herrschen, aber keine menschliche Macht vermag den G e f ü h l e n d e r S e e l e wirksam zu gebieten. Da muß der Stärkere kommen und den Starken binden, der uns von Natur gefesselt hält. Dann sind wir die leibeigenen Knechte Immanuels und zugleich Herren und Sieger über die Sündenlust. Das ist der Kampf und der Sieg, den Paulus so lebendig beschreibt (Röm. 7 und 8).

Eine Jüngerin Jesu erzählte einst mit beweglichen Worten, wie sie, die kinderlose Frau, beim Besuch einer reichen Kindermutter einmal von so furchtbarer Eifersucht befallen worden sei, daß sie sich von höllischen Mächten umgeben gefühlt habe und fast unterlegen wäre. Da habe sie mit Geschrei und heißen Tränen zu Jesu geblickt und gerufen: ,,Herr, hilf mir! Sieger, siege!" Und augenblicklich habe der Kampf in ihrem Innern aufgehört, der Neid einer herzlichen Liebe und die Unruhe einem süßen Frieden Platz gemacht. - Denn was dem Gesetz unmöglich ist, das tut Gott durch seinen Sohn Jesum Christum, unseren mächtigen Erlöser.

Ewig Dank sei Dir gebracht, Mein Erlöser! Ich vertraue Deiner Macht!
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Jörg
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C.O.Rosenius Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Frau, noch seines Knechts ... noch alles, was dein Nächster hat. 2. Mose 20, 17.

Hier hat die göttliche Majestät das ausgesprochen, was Gott eigentlich in allen Seinen Geboten will und meint, daß wir nämlich ganz rein und heilig sein sollen, wie Er heilig ist. Hier hat sie die erste Regung, ja, das Vorhandensein eines sündlichen Gelüstes im Herzen verboten. Beachte! ,,Sündliches" Gelüst oder Verlangen. Es kann nicht geleugnet werden, daß es auch ein unschuldiges Verlangen gibt, ein rein natürliches, wie z. B. nach Speise, Trank, Schlaf usw., soweit es innerhalb der Grenzen der Mäßigkeit gehalten wird, oder auch ein geistliches, wie z. B. Sehnsucht und Verlangen nach Gott und nach all dem Guten, von dem David so oft spricht: ,,Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn und nach dem lebendigen Gott."

Sündlich aber sind alle jene Gelüste, die in irgendeiner Weise gegen die Gebote und Verordnungen Gottes streiten, so z. B. die Gelüste, die der Herr hier nennt: Gelüste nach der Frau des Nächsten (oder die Lüste der unreinen Wollust), oder nach seinen Knechten (welches Gelüste des Eigennutzes sein können), oder nach seinem Ochsen oder seinem Esel (Gelüste des Geizes), oder nach irgend etwas, ,,das dein Nächster hat." Mit anderen Worten: Alles, was Gott deinem Nächsten, aber nicht dir gegeben hat, sei es nun irdisches Gut oder Ehre und Auszeichnung oder irgendein anderer Vorzug, alles dessen sollst du dich aus bloßer Ehrfurcht vor der Austeilung und dem Wohlgefallen deines Gottes nicht gelüsten lassen. Kurz, das Gelüst ist sündlich, sobald du Gott und Seinem Wohlgefallen nicht untertan bist. Das Gelüst ist sündlich, auch wenn der Gegenstand desselben unschuldig ist. Als die Kinder Israel in der Wüste nach dem gelüstete, was böse war, da war der Gegenstand an sich ganz unschuldig, nämlich Fleisch, Fisch und Gewürze. Daß sie sich aber nicht in den Willen Gottes und in Seine Verordnung für ihr Leben in der Wüste fügen, sondern dort dasselbe wie in Ägypten haben und sich nicht sagen lassen wollten, wenn der Wille Gottes ihnen vorgehalten wurde, darin lag das Böse, um deswillen der Zorn Gottes sie so traf, so daß ,,die Stätte Lustgräber heißt bis auf diesen Tag, darum daß man daselbst das lüsterne Volk begrub." (4. Mose 11, 34).

Wir erkennen hieraus das Geheimnis dieses Gebotes: Wir sollen als gute Kinder nichts mehr begehren, als nur Gott und Sein Wohlgefallen. Will Er uns Speise, Trank, Kleider, Ehre und Ansehen geben, dann sollen wir es zu unserem Besten genießen und Ihm danken, solange Er es uns gibt. Gefällt es Ihm aber, diese Dinge von uns zu nehmen, dann sollen wir ebenso zufrieden sein, als da Er sie uns schenkte, weil wir ja Ihn und Sein Wohlgefallen, das unser einziges Verlangen sein soll, behalten dürfen. - Asaph singt: ,,Herr, wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil."

Hieraus wird ganz unbestreitbar deutlich, was auch erleuchtete Lehrer erkannt haben, daß nämlich das letzte Gebot mit dem ersten wie in einen Ring zusammenläuft. Es fordert eigentlich nur, daß der Herr der alleinige Gott des Herzens, der einzige Gegenstand unseres Verlangens, unserer Liebe, ja, unseres Trostes und unserer Sehnsucht sein muß. Denn das war die Absicht der Majestät Gottes, als Er den Menschen zu Seinem Bild schuf, daß dieser in allen Dingen nur auf Ihn sehen, in Ihm und von Ihm als seinem Ursprung und Element leben sollte. Zum Bild Gottes und zum wahren Leben gehörte vor allem, daß der Mensch ein Herz besaß, in dem Gott wohnte, ein Herz, das ohne Ihn nicht leben konnte, das sich nach Ihm sehnte und sich von Ihm nährte, gleichwie ein Kind sich von der Milch seiner Mutter nährt.

Diesen Durst nach Gott pflanzte Er in der Schöpfung so tief in den Menschen hinein, daß unser Herz ohne Ruhe, ohne Trost und Frieden sein soll, solange es nicht Ihn, den lebendigen Gott, umfaßt und allein in Ihm seine Lust und sein ganzes Vergnügen hat. Weder irdische Lust und Freude, noch Silber oder Gold, keine Kunst oder Wissenschaft, nicht Ehre oder Fürstentum, keine Welt und kein Himmel mit allen seinen Heerscharen sollte das innerste Verlangen und die innerste Sehnsucht des Menschenherzens befriedigen. Der Mensch sollte mitten im Besitz all dieser Dinge arm und elend sein ohne Ihn, den lebendigen Gott, das höchste Gut. Alles andere, welchen Namen es auch immer haben möge, sollte er seiner Sehnsucht für unwürdig halten. Die ganze Welt mit allem, was sie ist und hat, sollte uns auch nicht einen Tropfen Befriedigung für unser durstiges Herz geben. Nach dem Allergrößten und Allerhöchsten, nach dem Unendlichen und Ewigen, nach Ihm allein, unserem Herrn und Gott, sollte uns dürsten. Er allein will unsere Erquickung, unsere Ruhe und Sättigung sein. Darum gestaltete Er unser Herz so, daß es voll unendlicher Sehnsucht, voll Begehren und Verlangen ist. Seine Absicht dabei war, daß Er selbst der Gegenstand dieser Sehnsucht sein wollte.

Jetzt aber fragt es sich: Hat nicht der große Gott noch heute denselben Willen, dieselbe Meinung? Wahrlich, es ist noch heute Sein ernster Wille. Sein erstes und sein letztes Gebot gehen noch heute auf dasselbe hinaus: ,,Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften."

Du bist Sein! Ihm allein gehörst du an, Deinem Schöpfer und Erhalter, Der dir lauter Gutes getan! Von der Jugend bis ins Alter Sollst und darfst du keines andern sein; Du bist Sein!
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Jörg
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J.Kroeker Von Israel und seinem Fall.

"Als nun das Volk solches sah, zitterte es und stand von ferne und sprach zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören, Gott jedoch soll nicht mit uns reden. Wir möchten sonst sterben." 2.Mose 20,18 f.


Als durch die Bestimmungen und durch die Heiligung des Volkes der dritte Tag für den Empfang des Gesetzes vorbereitet war, führte Mose das Volk aus dem Lager Gott entgegen. "Da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berge und ein überaus scharfer Posaunenton. Alles Volk, das im Lager war, erbebte." Ja, Gott kann und will in seinem Worte vernommen werden, auch wenn die ganze Welt zittert und bebt. Denn das Erzittern vor Ihm führt zum Leben, nicht aber zum Tode. Wie schwer jedoch der Mensch das zu seinem Heil je und je erfasste, das zeigt uns das fernere Verhalten der Gemeinde Israels unten am Berge. "Als nun das Volk solches sah, zitterte es und stand von ferne und sprach zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören; aber Gott soll nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben."

Wie oft ist seit dem großen Sinaiereignis der Mensch dieser inneren Stimmung seiner Seele verfallen, dass er vorzog, lieb er die Stimme des Propheten als die Stimme Gottes zu hören. Ist doch diese Sprache der Furcht seitdem nicht nur unzählige Male von der israelitischen Gemeinde, sondern auch von der neutestamentlichen gesprochen worden. Man kam bis zum Propheten, aber nicht zu dem, der den Propheten gesandt hatte. Was Wunder, wenn später dann das Volk zwar unendlich viel von seinen Propheten, aber so unendlich wenig von Gott zu sagen wusste. Man trug hinfort weit mehr das Bild eines Propheten als das Bild Gottes in seiner Seele. Infolge solch einer falschen Einstellung denen gegenüber, durch die Gott seine Offenbarung dolmetschen ließ, hing der Mensch später vielfach weit mehr an den Lippen seiner Propheten, denn am Munde Gottes.

Aber in der Regel blieb der Mensch auch dabei noch nicht stehen. Eines Tages zog er es vor, lieber seine eigene Stimme, als die der Knechte Gottes zu hören. Als Mose auf dem Berge weilte und daselbst die Gesetzesoffenbarung für das ganze Leben und den innerlichen Aufbau der Gottesgemeinde empfing, sprach unten eines Tages das Volk zu Aaron: "Auf! Mache uns Götter, die vor uns hergehen sollen; denn dieser Mann Mose, der uns aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, von dem wissen wir nicht, was ihm geschehen ist." In diesem seinem törichten Wunsch des Herzens hörte das Volk nun sich selbst. Das Göttersymbol, das goldene Kalb, sollte dem Volke hinfort das Sprechen Gottes und das seines Knechtes ersetzen. Denn nachdem Aaron ein goldenes Kalb gegossen hatte, sprach das Volk: "Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten geführt haben!"
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C.H.Spurgeon ,,Wo du mit deinem Messer darüber fährst, so wirst du ihn entweihen." 2 Mose 20, 25.

Gottes Altar mußte aus unbehauenen Steinen errichtet werden, damit keine Spur menschlicher Sorgfalt und menschlicher Arbeit daran sichtbar sei. Die menschliche Weisheit ist darauf erpicht, die Lehre vom Evangelium des Kreuzes in eine künstlichere Fassung zu bringen und zusammenzuordnen, damit sie dem entarteten Geschmack der gefallenen Natur glätter eingehe; aber statt daß die fleischliche Weisheit das Evangelium zu verbessern vermöchte, entweiht sie es nur und macht ein andres Evangelium daraus und weicht von der Wahrheit Gottes ganz und gar ab. Alle Veränderungen und sogenannte Verbesserungen am Worte des Herrn sind nichts als Verunstaltungen und Entweihungen. Das stolze menschliche Herz ist gar geschäftig, seine Hand mit darin zu haben bei der Rechtfertigung der Seele vor Gott; da träumt man von Vorbereitung auf Christum, da vertraut man auf Gefühle der Demut und Reue, da beruft man sich auf gute Werke, da wird groß Aufhebens gemacht von der natürlichen Begabung, und so wird auf alle Weise versucht, mit dem menschlichen Messer über den göttlichen Altar zu fahren. Es wäre gut, wenn die Sünder bedächten, daß ihr fleischlicher selbsterwählter Hort, weit entfernt, des Heilandes Werk zu vervollkommnen, es nur entehren und entweihen kann. Der Herr allein muß im Versöhnungswerk erhöht werden und auch nicht eine einzige Spur eines menschlichen Hammers oder Meißels darf geduldet werden. Es ist eine Gotteslästerung, wenn man sucht, etwas hinzuzutun zu dem, was Christus in seinem Sterben als ,,vollbracht" bezeugt hat, oder das zu verbessern, woran der Herr völliges Wohlgefallen hat. Zitternder Sünder, hinweg mit deinem Messer, und falle in demütiger Anbetung nieder; und nimm den Herrn Jesum an als den Altar deiner Versöhnung, und verlaß dich allein auf Ihn. Manche Gläubige mögen sich das heutige Schriftwort zu einem Warnungsruf dienen lassen. Unter Christen ist viel zu sehr die Neigung herrschend, die Offenbarungswahrheiten zu schroten und zu schlichten; das ist Anmaßung und Unglaube; kämpfen wir dagegen; nehmen wir die Wahrheit so auf, wie sie uns geboten wird; und freuen wir uns dessen, daß die Lehren der Heiligen Schrift unbehauene Steine und umso mehr geeignet sind, den Altar des Herrn zu erbauen.
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C.H.Spurgeon ,,Wenn ein Feuer aufkommt und ergreift die Dornen, und verbrennt die Garben oder Getreide, das noch steht, oder den Acker: so soll der wieder erstatten, der das Feuer angezündet hat." 2 Mose 22, 6.

Aber was kann der wiedererstatten, der die Feuerbrände des Irrtums oder die feurige Glut des Leichtsinns umherstreut und die Menschenseelen mit höllischem Feuer in Brand steckt? Solches Verschulden ist unermeßlich, und die Folge ist ein unwiederbringlicher Verlust. Wenn ein solcher Missetäter Vergebung empfängt, welchen Kummer muß es ihm machen, wenn er auf seine Vergangenheit zurückblickt und erkennen muß, wie er das Unglück, das er angerichtet hat, nie wieder gut machen kann! Ein böses Beispiel kann eine Flamme anfachen, welche Jahre eines bußfertigen Wandels nicht wieder auszulöschen vermögen. Eines Menschen Nahrung zu verbrennen, ist arg genug, aber wieviel ärger, wenn man seiner Seele Mordbrenner wird! Es mag segensreich für uns sein, wenn wir darüber nachdenken, wie weit wir in frühern Tagen uns hierin versündigt haben, und wenn wir weiter fragen, ob uns vielleicht noch jetzt allerlei Böses anhafte, das den Seelen unsrer Angehörigen Schaden bringen könnte. Das Feuer der Streitsucht ist ein furchtbares Unglück, wenn es eine christliche Gemeinde verheert. Wo die Zahl der Bekehrten wächst und Gott verherrlicht wird, betreiben Eifersucht und Neid die Arbeit des Teufels gar eifrig und wirksam. Wo die goldnen Garben eingesammelt werden, um die schwere Arbeit des großen Boas zu belohnen, da bricht das Feuer der Zwietracht aus und läßt wenig andres übrig als Rauch und Ruß und ein Häuflein Asche. Wehe denen, durch welche das Ärgernis kommt. Ach, daß doch solches Unheil nie durch uns veranlaßt werde; denn obgleich wir nichts wieder gut machen können, so müssen wir doch am meisten darunter leiden, wenn wir die Hauptanstifter sind. Wer das Feuer ernährt, verdient gerechte Strafe; wer es aber anzündet, hat die größere Schuld. Die Zwietracht ergreift zuerst die Dornen; es wird genährt bei den Heuchlern und unlautern Bekennern in der Gemeinde, und angefacht von dem Wehen der Hölle, erfaßt es auch die Rechtschaffenen und Aufrichtigen, und wer weiß, was das für ein Ende nimmt. O du Herr und Heiland des Friedens, mache uns zu Friedfertigen.
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W.MacDonald »Die Richter (wörtl.: 'Götter') sollst du nicht lästern, und einem Fürsten deines Volkes sollst du nicht fluchen.« 2. Mose 22,27

Als Gott Mose das Gesetz gab, schloß Er das Verbot ein, negativ oder respektlos von denen zu reden, die Autoritätspositionen bekleideten. Der Grund dafür ist klar. Diese Herrscher und Führer sind Stellvertreter Gottes. »Denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet« (Römer 13 ,1). Die Obrigkeit ist »Gottes Dienerin, dir zum Guten« (Römer 13,4). Wenn auch die betreffende Autoritätsperson den Herrn nicht persönlich kennt, ist sie doch offiziell von Gott verordnet. Die Verbindung zwischen Gott und menschlichen Herrschern ist so eng, daß Er sie manchmal als Götter bezeichnet. So heißt es im heutigen Vers wörtlich: »Die Götter sollst du nicht lästern« (siehe Elberfelder Fußnote zu 2. Mose 21,6), was sich auf eine Stellung hoheitlicher Autorität bezieht, eben »Richter« oder andere hohe Beamte. Auch in Psalm 82,1.6 bezeichnet der Herr die Richter als ,Götter' (siehe Fußnote Elberfelder) - was nicht heißen soll, daß sie Gottheiten sind, sondern einfach an Gottes Stelle Handelnde. Trotz König Sauls heimtückischer Attentate und Angriffe gegen David ließ letzterer nicht zu, daß seine Leute dem König auch nur das Geringste antaten, weil er der Gesalbte des Herrn war (s. 1. Samuel 24,6). Als der Apostel Paulus versehentlich den Hohenpriester beleidigte, tat er sofort Buße und entschuldigte sich: »Ich wußte nicht, Brüder, daß es der Hohepriester ist; denn es steht geschrieben: 'Von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht übel reden'« (Apostelgeschichte 23,5). Respekt vor Autoritäten gibt es sogar im geistlichen Bereich. Nur so ist es zu verstehen, daß Michael, der Erzengel, es nicht wagte, ein lästerndes Urteil über Satan zu fällen, sondern einfach sprach: »Der Herr schelte dich« (Judas 9). Eines der Kennzeichen der Abgefallenen der letzten Tage ist es, daß sie Herrschaften verachten und keine Angst haben, Gewalten zu lästern (2. Petrus 2,10). Die Lektion für uns ist deutlich. Wir haben unsere Obrigkeit als offizielle Diener Gottes zu betrachten, auch wenn wir mit ihrer Politik nicht übereinstimmen oder ihren persönlichen Charakter nicht billigen können. Unter gar keinen Umständen sollten wir je sagen, was ein Christ in der Hitze einer politischen Kampagne sagte: »Der Präsident ist ein gemeiner Halunke.« Außerdem sollen wir beten »für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst« (1. Timotheus 2,2).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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S.Keller 2. Mose 23, 2: «Du sollst nicht folgen der Menge zum Bösen und nicht antworten vor Gericht, daß du der Menge nach vom Rechten weichest.»

Und heute? Da hat in den meisten Fällen die Majorität (die Menge) recht! Wie schwer ist's, gegen den Strom zu schwimmen! Wie schwer, sich seine eigene Meinung zu bilden und sie dann gegen die Menge zu behaupten! Das gilt auch von der frommen Menge. Herrschen doch auch in christlichen Kreisen gewisse Moden und Schlagworte; wer da nicht mitmacht, des Glaubensstellung wird angezweifelt, oder man kehrt ihm den Rücken. Wenn wir vom Beifall der Menge abhingen, wäre es bald aus mit uns. Die Menge geht leichter dem Bösen nach, weil dabei das Fleisch seine Rechnung findet. Das gibt erst wertvolle christliche Persönlichkeiten, die sich bewußtermaßen gegen die Menge behauptet haben, und deren Recht nach Jahr und Tag offenbar ward. Wer schon in seinem Leben so gerechtfertigt worden ist, der läßt sich von der Menge nicht mehr anstecken, daß er ihr zulieb, ihr nach dem Rechten wiche. "Der eine fragt: Was kommt danach? Der andere fragt nur: Ist es recht? Und darin unterscheidet sich der Freie und der Knecht." Jesus hat uns von der Menge der Knechte erlöst und zu seiner Freiheit berufen. Lasset uns solche Freiheit ehrlich, behutsam hüten, als unser heiliges neues Leben.

Herr Jesus, du bist allein mir mehr wert als die Menge. Schließe mich inniger und fester an dich und mach mein Herz fest, daß ich nicht zittre vor dem Urteil der Menge und nicht buhle um ihren Beifall. Du sollst mein Führer sein und bleiben. Amen.
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Jörg
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A.Christlieb Wenn mein Engel dich an die Kanaaniter heranbringt, daß ich sie vertilge, dann sollst du ihre Götzen umreißen und zerbrechen. 2. Mose 23, 23

In diesem Wort wird den Israeliten gesagt, wie sie sich zu verhalten hätten vom ersten Augenblick an, wo sie in Berührung mit den Kanaanitern kämen. Gott befiehlt: Ausrottung der Götzen! Todfeindschaft dem heidnisch sündigen Treiben! - In diesem Befehl liegt ein wichtiger Hinweis auch für unseren Kampf mit der Sünde. Da gilt es ebenfalls von der ersten Berührung an - Todfeindschaft! Es tauchen unreine Gedanken in uns auf und möchten, daß wir uns mit ihnen befassen. Augenblicklich davon wegsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens und zu ihm sagen: ,,Lieber Herr! Siehe, welche schrecklichen Gedanken mir da gekommen sind. Tilge sie aus!" Die bösen Gedanken vergehen dabei, wie die Bazillen am Sonnenlicht sterben. - Wieviel Schaden ist schon dadurch entstanden, daß man nicht im ersten Augenblick der Begegnung mit der Sünde Feindstellung bezog! Mancher hat ob dieses Versäumnisses später blutige Tränen weinen müssen! - Gott hat damals für Israel jenen Befehl eingeleitet mit den Worten: ,,Wenn nun mein Engel dich an die Kanaaniter heranbringt". Er wollte Israel daran erinnern, daß er selber in dem Engel als Helfer gegenwärtig sei. - Das ist auch für uns ein bedeutsames Gleichnis. Wir stehen in dem Kampf nicht allein. Wir haben den Heiland bei uns, von dem 1. Joh. 4, 4 sagt: ,,Der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist". Darum darf der Gedanke an unsere Ohnmacht uns niemals davon abhalten, sofort im Namen Jesu den übermächtig starken Feind anzugreifen. - Todfeindschaft der Sünde, von der ersten Berührung an. ,,Das helfe Gott uns allen gleich, daß wir von Sünden lassen, und führe uns zu seinem Reich, daß wir das Unrecht hassen und seine Warnung fassen."
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C.H.Spurgeon ,,Öl zur Lampe." 2 Mose 25, 6.

Meine Seele, wie sehr hast du Öl nötig, denn ohne Öl wird deine Lampe nicht mehr lange brennen. Dein Docht wird rauchen und übeln Geruch verbreiten, wenn dein Licht ausgeht; und ausgehen wird's, wenn's an Öl gebricht. Du hast keinen sprudelnden Ölquell in deiner menschlichen Natur, und darum mußt du hingehen zu den Ölverkäufern und für dich einkaufen, sonst mußt du mit den fünf törichten Jungfrauen ausrufen: ,,Unsre Lampen verlöschen!" Auch die geheiligten Lampen vermochten ohne Öl kein Licht zu verbreiten; obgleich sie im Tempel standen, mußten sie dennoch mit Öl gespeist werden; obgleich kein rauher Wind gegen sie blies, mußten sie dennoch ,,geschmückt" werden, und dein Bedürfnis ist ebenso groß. Unter den glücklichsten Verhältnissen kannst du keine Stunde länger das Licht deines Glaubens leuchten lassen, wenn nicht neues Gnadenöl in dich gegossen wird. Nicht jegliches Öl durfte im Dienste des Herrn verwendet werden; weder das Erdöl, das in früheren Zeiten namentlich im Morgenlande so reichlich der Erde entquoll, noch das Fett der Fische, noch das Öl von Nüssen durfte Verwendung finden; auf ein einziges Öl fiel die Wahl, und das war das auserlesenste Olivenöl. Die angemaßte Tugend natürlicher Herzensgüte, oder die eingebildete Tugend äußerlicher Heiligkeit ist nie und nimmer ein Öl nach dem Herzen Gottes. Der wahrhaft Gläubige weiß, daß der Herr kein Wohlgefallen hätte an ganzen Strömen solchen Öles. Er geht zur Ölpresse auf Gethsemane, und holt seinen Bedarf bei Dem, der darin gekeltert ward. Das Öl der Heilsgnade ist rein und frei von Hefen und Unreinigkeiten, und darum ist das Licht, das mit diesem Öl ernährt wird, klar und hell. Unsre Gemeinden sind die goldenen Leuchter des Heilandes, und weil sie sollen Lichter sein in der Welt, so bedürfen sie viel Öl des Heiligtums. O, bitten wir doch für uns, für unsre Hirten und für unsre Gemeinden, daß es doch nie am ,,Öl zur Lampe" gebrechen wolle. Wahrhaftigkeit, Heiligkeit, Freude, Erkenntnis, Liebe, das alles sind Flammen des geheiligten Lichtes; aber sie schlagen nicht aus uns empor, wenn wir nicht im Kämmerlein Öl empfangen von Gott dem Heiligen Geiste. Er aber, der Geber alles Guten, schenke uns täglich neues Öl in die Gefäße unsers Glaubens, damit unsre Lampen allezeit geschmückt seien zum Empfang des Seelenbräutigams.
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W.Nee Daselbst werde ich mit dir zusammenkommen und von dem Gnadenstuhl herab, zwischen den zwei Cherubim hervor, die, auf der Lade des Zeugnisses sind, mit dir reden. 2. Mose 25,22

Was ist die Grundlage für unsere Verbindung mit Gott? Seine Herrlichkeit. Am Gnadenstuhl mit den sie versinnbildlichenden Cherubim haben wir Gemeinschaft mit Gott, und es sind »Cherubim der Herrlichkeit«. Dort, wo sich Gottes Herrlichkeit und das in ihr einbeschlossene Gericht über den Menschen offenbart, dort und nur dort können wir Gnade finden. Aber kann Gott als der Allmächtige nicht Gnade erzeigen, wo er will? Nein, er kann es nur da, wo auch seine Reinheit und Herrlichkeit gewahrt ist. Deshalb trennt er den Gnadenstuhl nicht von den Cherubim.

Was die Verbindung zwischen dem sündigen Menschen und Gott ermöglicht, ist das vergossene Blut Jesu. Wegen des Blutes Jesu kann Gott Gnade erzeigen, ohne seine Herrlichkeit zu entweihen; kann er mit Menschen reden, ohne sich selbst zu verleugnen. Christi Blut ist somit für die Gemeinschaft unentbehrlich, absolut unentbehrlich! Es ist jedoch nicht deren Grundlage. Wenn ich mit Gott an seinem Gnadenstuhl in Verbindung trete, schaue ich nicht auf das Blut Jesu, sondern auf die Herrlichkeit. Die Decke ist hinweggetan, mit aufgedecktem Gesicht erblicken wir alle die Herrlichkeit Gottes.
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A.Christlieb Aaron soll mein Priester sein; und du sollst Aaron heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien. Das sind aber die Kleider: Das Amtsschild, der Leibrock, der Purpurrock, der enge Rock, Hut und Gürtel. 2. Mose 28, 1-4

Aaron hat als Priester die Aufgabe gehabt, sühnend bei jeder Versündigung des Volkes vor Gott einzutreten. Scharen von Priestern hatten mit ihm diesen heiligen Dienst zu versehen. - Im Neuen Testament werden die an den Herrn Jesus gläubigen Menschen das ,,priesterliche Volk" genannt (1. Petr. 2, 9). Aaron und seine Priester dürfen wir als Vorbilder für das neutestamentliche Priestervolk ansehen. So betrachten wir die einzelnen Stücke der Kleidung Aarons in ihrer sinnbildlichen Bedeutung. - Da ist zunächst das Amtsschild. Es bestand aus zwölf goldgefaßten Edelsteinen, auf welchen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren. 2. Mose 28, 29 heißt es: ,,Also soll Aaron die Namen der Kinder Israel tragen auf seinem Herzen, wenn er in das Heiligtum geht." - Wahre Christen gehen auch täglich ins Heiligtum, tragen die Namen ihrer Angehörigen, Freunde und Bekannten vor Gott in ernster Fürbitte. Welche Macht geht doch aus von einem Familienvater, der täglich die Namen seiner Lieben vor den Gnadenthron trägt! Kinder eines solchen Vaters sind reicher als Millionärskinder! - Aaron hatte auf seinem Amtsschild die Namen aller zwölf Stämme seines Volkes. Er trug das ganze Volk auf betendem Herzen. - Manche Gläubigen sind so eng begrenzt in ihrer Fürbitte. O Volk Gottes! Nimm wieder das Schildlein mit dem Namen des ganzen Volkes auf dein Herz! Paulus sagt: ,,Haltet an mit Flehen für alle Heiligen!" Es gibt Christen, in deren Gebetsschildlein fehlen wohl elf Steine! Das muß anders werden! Gesegnet die Beter, die für andere flehen: ,,Zeige ihnen die Gefahr, in der sie stehen!" - ,,Bewahre sie vor Verbindungen, die dir, o Gott, mißfallen!" - ,,Laß, o Herr, ihre Seelen etwas gelten vor dir!" Sie tun den wahren Priesterdienst.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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