Gemeinde Leitung

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Moderator: eddi

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dneufeld
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Gemeinde Leitung

Beitrag von dneufeld »

Hallo,

heute hatten wir seid langem wieder einmal eine Gemeindestunde. Größtenteils ging es um die Gemeinde Leitung und den Vorstand. Auf die genauen Probleme ein zu gehen wäre im Moment etwas aufwendig. Darauf kann ich in einem späteren Beitrag ein gehen. Was ich jetzt aber wissen möchte: Wie läuft es bei euch in der Gemeinde ab? Wie ist die Leitung auf gebaut? Wie transparent sind die Entscheidungen der Gemeinde Leitung?

Gruß,
Dennis

Jose
Beiträge: 978
Registriert: 29.05.2010 19:23

Re: Gemeinde Leitung

Beitrag von Jose »

dneufeld hat geschrieben:Wie läuft es bei euch in der Gemeinde ab? Wie ist die Leitung auf gebaut? Wie transparent sind die Entscheidungen der Gemeinde Leitung?
Hallo Dennis.
Was mich und meine Gemeinde anbetrifft, so haben wir mehrere lokale d.h. Ortsgemeinden und einen oder mehrere Älteste, die für die Ortsgemeinde verantwortlich sind. Darüber haben wir außerdem Älteste, die nach dem apostolischen Prinzip für alle Gemeinden die übergeordnete Verantwortung tragen. Wir richten uns hierbei nach diesem Vorgehen: "Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren" Apg 14,23, und wie wir es z.B. sehr deutlich im Brief des Paulus an Titus lesen: "Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte" Tit 1,5.

Die Entscheidungen der Leitung sind i.d.R. für mich nachvollziehbar, manches liegt allerdings auch im Ermessen und in der Verantwortung der leitenden Brüder, die täglich mit den Lasten und Sorgen der ganzen Gemeinden und Gemeindeglieder konfrontiert werden. Es steht bei Unklarheiten aber jederzeit den Gemeindegliedern zu, nachzufragen wie es zu dieser oder jene Entscheidung kam.

Wichtig ist für mich, dass die Gemeinde kein e.V. ist und besonders kein Mitglied in ökumenischen Vereinigungen. Die Mitarbeit in ökumenischen Organisationen schränkt bzw. beeinflusst nach meiner Überzeugung die Möglichkeiten und Verantwortung der Gemeindeleitung ein, durch gegenseitige Verpflichtungen. Das sollte man auch bedenken, wenn über Gemeindeleitung und Transparenz die Rede ist.

Ich hoffe, dass meine Antwort für dich verständlich und hilfreich war. Bitte beachte, dass es sich hierbei nur um die Antwort eines Benutzers dieses Forums handelt.

Gottes Segen,
José

Manfred01
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Beitrag von Manfred01 »

Lieber Dennis,
eine kleine Ausarbeitung von mir.
Das Amt und der Dienst der Ältesten
Die Ältesten.
Das NT gebraucht vor allem drei Worte , um die zu bezeichnen, die die Ortsgemeinde leiten :
Älteste, Bischöfe,Leiter.
Das Wort "Ältester" war schon im AT üblich bei führenden Mitgliedern der Synagoge. Sie waren für das zivile und religiöse Leben des Volkes zuständig, sowie für den Unterricht der Jugend. Sie wurden von der Gemeinde auf Lebenszeit gewählt und eine Synagoge wurde in
der Regel von sieben oder neuen Ältesten geleitet. Manchmal wurden sie auch Synagogenvorsteher genannt.
Das Wort " Bischof " bezeichnet im griechischen Sprachgebrauch einen Beauftragten, die ein Gebiet regieren sollte..
der In Syrien wurde das Wort für Männer verwendet , die einen Bau beaufsichtigten . In der Septuaginta bedeutet es Aufseher und der Sinaiticus nennt sie Achthabende .
Älteste = Bischof
Im NT wird dieser Begriff wechselseitig verwendet.
....Paulus bittet die Ältesten von Ephesus nach Milet zu kommen, Apg.20,17 und er spricht sie als Bischöfe an, V.28;....Paulus bittet Titus, in jeder Stadt Älteste einzusetzen; Tit.1,5 und in der Aufzählung der Bedingungen sagt er: Ein Bischof aber soll.......V.7.
Älteste und Bischof sind zwei Ausdrücke die auswechselbar sind, je nach Aufgabe innerhalb, der Ältestenschaft.
Ältester = Bischof = Hirte (Pastor)
Paulus sagt zu den Ältesten von Ephesus : " So habt nun acht auf die ganze Herde, unter welche euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen (Achthabenden), zu weiden die Gemeinde Gottes " .Apg.20, 28. Petrus ermahnt die Ältesten: "Weidet die Herde Christi ".
1.Petr.5,1. In Kap.2,25 wird Christus der Hirte und Bischof unserer Seele genannt.
So bezeichnen die Ausdrücke: Ältester, Bischof, Hirte dasselbe Amt.
Älteste = Leiter
In Apg.15,22 werden Judas und Silas als "Führer unter den Brüder" genannt.
In Hebr.13,7.17.24 heißt es von den Leitenden: Seid eingedenk euren Leitenden; fügt euch euren Leitenden; grüßet alle Leitenden. in Römer 12, 8, die Leitung als Gnadengabe aufgezählt ist, kann es sein, daß diese Aufgabe auch von Ältesten ausgeübt wurde. Auch die
"Regierer" in 1.Kor.12,28 gehören wohl in diese Rubrik.
Auf jeden Fall sehen wir, daß es in den ersten Gemeinden keine Stereotypie gab, sondern klare Leitungsfunktionen, die von allen anerkannt war und je nach Zeit und Art auch verschiedene Namen und Bezeichnungen tragen konnten.
So könnte man sagen:
Der Ausdruck Ältester unterstreicht die Würdigkeit Bischof, die Funktion (Aufseher), Hirte, beschreibt für die "Schafe", Leiter, beschreibt die Stellung des durch sein Vorbild, seinen Einfluß oder seinen Rat angibt , des Amtes, die Aufgabe Führers, der die Richtung angibt.
Gemeinsame Führung der Gemeinde durch Älteste.
Die Ausdrücke Ältester oder Bischof kommen im ganzen NT und in der Literatur der nachapostolischen Zeit immer in der Mehrzahl vor außer , wenn der Apostel die Qualifikationen aufzählt die ein Ältester haben soll. Paulus und Barnabas "ließen in jeder Gemeinde Älteste ernennen ".Apg.14,23. In 1.Thess.5,12 bittet Paulus die Gläubigen, denen
"die" an ihnen arbeiten Achtung zu erweisen.
Im Briefkopf an die Philipper schließt er die Bischöfe und die Diakone mit ein. Den Titus bittet er, " in jeder Stadt Älteste einzusetzen , 1.5. Zu Timotheus spricht er von der "Ältestenversammlung" 1.Tim.4,14., Er schreibt ihm: Die Ältesten, die wohl vorstehen,. . . " 1.Tim.5,17. Mehrere arbeiten an der Wortverkündigung und an der Lehre, Vers 17. Jakobus
schreibt, die Kranken sollen die Ältesten der Gemeinde rufen, 5,14. In der Gemeinde zu Jerusalem war immer von Ältesten die Rede, Apg.11,30; 15,23; 21,18. Petrus richtet auch seine Rede an die Ältesten unter euch, 1.Petr.5,1
Diese Mehrzahl der Ältesten oder Bischöfe in jeder Gemeinde war die Fortsetzung auch der jüdischen Tradition, deren Synagoge durch 7 oder 9 Älteste verwaltet wurde. Im gesamten NT tritt keine monarchische Gemeindeleitung auf. Das zeigt deutlich auf, daß es innerhalb
der Dienstgemeinschaft der Ältesten Grenzen gibt. Es ist äußerst wichtig, daß jeder Älteste weiß, daß es einen Dienst neben ihm gibt und daß dieser andere Dienst genauso wichtig ist wie der eigene. So sehen wir, daß der HERR diese verschiedenen Dienste gibt und damit gibt
er auch jedem Dienst seine Grenze.
Beispiel:
Die Ältesten von Jerusalem stehen dem ganzen Leben der Gemeinde vor; Apg.11,30;
15,2.4.6.; 16,4. In Lystra legen die Ältesten dem Timotheus die Hände auf; Apg.16, 1-3;
1.Tim.4,14 . In Antiochia werden Barnabas und Saulus durch die Propheten und Lehrer der Gemeinde "eingesegnet". Apg.13,1-3.
Vorzüge gemeinsamer Gemeindeleitung
Sprüche 11,12; 24,6: "Das Heil liegt in der Zahl der Ratgeber".
Die begrenzten Fähigkeiten des Einzelnen ergänzen sich. Bei möglichen Schwächen des einen, wachen die anderen. Wenn ein Ältester sündigt, soll er vor den anderen zurechtgewiesen werden, damit die andern wieder Ehrfurcht vor ihrem Amt bekommen,
1.Tim.S, 20 .W.Nee in "Das normale Gemeindeleben Seite 55 :
"Gott will, daß mehrere Brüder gemeinsam die Verantwortung in der Gemeinde tragen, damit sie im Dienst voneinander abhängig und aufeinander angewiesen bleiben" .
Primus inter pares?Erster unter Gleichen?
Die Wiederherstellung des gemeinsamen Dienstes aller Ältesten ist eine der Bedingungen für gesundes Gemeindewachstum. Sicher hat der "vollzeitliche" Dienst eines besonders ausgebildeten Bruders seine Vorteile in theologischer Kompetenz , verfügbare Zeit,
Unterweisung , Gespräche und Organisation. Manche Gemeinden verzeichneten einen gewissen Aufschwung, nachdem ein Mann " das Ruder in die Hand nahm". Der Apostel Paulus kennt die Besoldung der Diener Gottes, Gal.6,6; 1.Thess.2,6.9; 2.Kor.11,7. Phil.4,10, und er sieht eine materielle Unterstützung für "diejenigen, die am Wort und an der Lehre dienen". 1.Tim.5,17. Dieses "Ein-Mann" Denken entwickelte sich im Laufe der Geschichte zu einem verhängnisvollen Kluft zwischen " Laien" und "Geistlichen". Besonders groß ist dann die Gefahr, wenn der "dienende" Bruder, der einzige in der Ortsgemeinde ist. Da er ständig
nur auf sich gestellt ist, läuft er Gefahr, nach und nach in Einsamkeit zu versinken, wo es schwer wird, ihn mit Rat und Tat, Ermahnung oder Warnungen zu erreichen.
So "schiebt" die Gemeinde alles auf ihn ab: er hat ja Zeit ,er wird ja dafür bezahlt, und diese Einstellung führt zu einer Verarmung des Gesamtzeugnisses der Gemeinde.
Die Funktionen der Ältesten
Sie tragen die Verantwortung in der Gemeinde, leiten sie und organisieren den Ablauf.
Als "Episkope'', Bischöfe oder Aufseher überwachen sie die verschiedenen Bereiche der Gemeinde.
Als Führer und Leiter sollen sie vor der Herde gehen als Vorbilder in Treue, Gebet und Hingabe.
Als Hirten oder Pastoren weiden sie die Herde, die schon vorher da war. Er führt die Herde auf dem Weg der Wahrheit, er gibt Acht auf sie, sorgt für Nahrung und betreut jedes Schaf persön1ich (Pau1us ermahnt 3 Jahre lang einen jeden unter Tränen).
Was bedeutet: Leiten, bewachen, erbauen, betreuen ?
Leiten bedeutet, vor der Herde hergehen als Vorbild in Wort und Wandel. 1.Petr.5,3. Die Leitung schließt die Seelsorge ein: Der Hirte muß fähig sein, die Gläubigen im Gewirr von
Meinungen und Lehrauffassungen Orientierung zu geben.
Bewachen bedeutet, daß die Leiter über die ihnen anvertrauten Seelen wachen, denn sie wissen, daß sie einmal Rechenschaft darüber geben müssen. Der berufene Hirte beschützt die Schafe vor reißenden Wölfen, falscher Lehre und ermahnt unter Tränen jeden einzelnen in der Gemeinde.
Er verwarnt aber auch die Unordentlichen.
1.Kor.14. 26: Lasset alles geschehen zur Auferbauung.

dneufeld
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Registriert: 08.02.2012 23:16

Beitrag von dneufeld »

Hallo ihr beiden,
danke erstmal für eure Antworten!

An Jose: Ein Rückfrage habe ich aber noch:
Wichtig ist für mich, dass die Gemeinde kein e.V. ist...
Was spricht denn dagegen, dass die Gemeinde ein eingetragener Verein ist?

An Bibelfundi: Respekt und Dank für den langen und ausführlichen Beitrag! Rückmeldung werde ich dir jetzt nicht direkt geben, weil ich mir deine Ausarbeitung in Ruhe durch lesen und prüfen möchte. Ich will nicht aufdringlich sein, aber du hast nicht zufällig eine Version als PDF oder so mit übersichtlicherer Formatierung? $:D

Liebe Grüße und Gottes Segen,
Dennis

Manfred01
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Registriert: 03.03.2012 19:08
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Beitrag von Manfred01 »

http://www.grundtexte.de/index.php?opti ... load&id=99


Hier findest Du den Text als PDF.
Herzlichen Gruß
Bibelfundi
1.Kor.14. 26: Lasset alles geschehen zur Auferbauung.

Jose
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Gemeinde als eingetragener Verein ?

Beitrag von Jose »

dneufeld hat geschrieben:
Jose hat geschrieben:Wichtig ist für mich, dass die Gemeinde kein e.V. ist...
Was spricht denn dagegen, dass die Gemeinde ein eingetragener Verein ist?
Hallo Denis.
Damit ich nicht missverstanden werde: Ich gehe nicht so weit zu behaupten, dass eine biblische Gemeinde kein e.V. sein darf, zudem ich gar nicht beurteilen kann, ob es zuweilen Gründe geben kann, die es erforderlich machen. Für mich stellt sich allerdings die Frage nach den Verpflichtungen und Risiken, die eine Gemeinde mit e.V. Status eingeht. Hierüber müssten sich die Verantwortlichen Gedanken machen, ob alles der geistlichen Entwicklung der Gemeinde förderlich ist. Mir persönlich ist es wichtig, nicht zu einer Gemeinde mit e.V. Status zu gehören.

Ich bin so informiert, dass eine Gemeinde mit e.V. Status z.B. dazu verpflichtet werden kann, ihre Räumlichkeiten auch für weltliche Zwecke zur Verfügung zu stellen, z.B. als Wahllokale. Das spricht aber somit eindeutig gegen den Status sprechen, wenn wir Gemeinde Jesu bilden wollen.

In Wikipedia habe ich vorhin gelesen:
Eingetragene Vereine sind juristische Personen. Sie sind vollrechtsfähig, das heißt sie können als Rechtssubjekte selbst Träger von Rechten und Pflichten sein. Sie können vor Gericht klagen und verklagt werden. Der Vorstand vertritt den Verein nach außen.

Quelle: Wikipedia, Abschnit: Eingetragener Verein
Ob das Auftreten als juristische Person sich immer vereinbaren lässt mit den Erwartungen Gottes an Seine Gemeinde, stelle ich persönlich in Frage. In den 80er Jahren hatte ich in meiner damaligen Gemeinde negative Erfahrungen (zuviel Demokratie, Abstimmungen bei Mitgliederversammlungen, Diskussionen über Mitgliedsbeiträge, etc.).

Gruß und Gottes Segen,
José

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