G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Herrliche Dinge werden in dir gepredigt, du Stadt Gottes.
Psalm 87,3


Was sind das für große Vorstellungen des Evangeliums, nach welchen diejenigen, welche ihm gehorsam sind, nicht mehr unter dem Gesetz stehen, welches ihnen nichts mehr zu verbieten, nichts mehr zu drohen, nichts mehr zu verheißen hat, dem sie getötet sind, und gegen welches sie nach Römer 7 eben so wenig Verpflichtungen haben, als ein Weib gegen ihren verstorbenen Mann; sintemal sie bei einem andern, nämlich Christo, sind? Was für erstaunliche Vorstellungen, nach welchen bußfertige Sünder, die nichts als Sünde und Elend, wenn gleich auch Kummer und Betrübnis darüber, so wie Hass und Widerwillen dagegen in sich finden, im Evangelio angewiesen werden, sich dafür zu halten, dass sie samt Christo – ich will nicht sagen: gekreuziget und gestorben, ich will auch nicht sagen: samt ihm erweckt sind, um in einem neuen Leben zu wandeln, – sondern – was noch mehr ist – sich für solche zu halten, welche samt ihm schon gen Himmel gefahren sind, die also nicht erst selig zu werden brauchen, sondern es schon längst sind, die bei Leibes Leben den Tod, das Grab, das Gericht, nicht mehr vor sich, sondern schon längst hinter sich liegen haben, dieweil sie durch den Glauben vom Tode zum Leben durchgedrungen sind, und nicht in's Gericht kommen? Sind das nicht ganz außerordentliche Dinge, und sollte man nicht geneigter sein zu denken, bei solchen Vorstellungen liege mehr Übertreibung als echte Wahrheit zu Grunde? So wird's aber dem Glauben vorgehalten, so soll er Christum fassen, so soll er lauter Sieg sein.

Wie kann es fein? ich sag es noch:
Herr, ist es auch Betrug?
Ich armer Sünder, hab ja doch
Verdienet deinen Fluch!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Ps. 73,26


Wie sieht's oft im Innern der Kinder Gottes aus? Ist da immer Sonntag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Christtag? Ober gibt's da auch wohl Karwochen? Ist da immer Sommer, oder wird's auch wohl ein beraubender Herbst? immer gut Wetter, oder auch wohl trübe Tage, Sturm und Ungewitter? Erfahren alle wahre Christen zu aller Zeit dass das Reich Gottes Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist sei, oder werden sie auch gewahr, dass man durch viele Trübsal in dasselbe eingeht? Steht ihnen das Evangelium immer in voller lieblicher Klarheit vor den Augen, oder werden sie auch gewahr, was jenes Lieb singt: Nichts als Dunkelheit und Schmerzen, bleibt im Herzen, wenn dein Gnadenglanz gebricht? Leset einen Hiob, höret einen David, vernehmt einen Jeremias. Seht, wie finster und bedrängt es oft in ihrem Herzen aussieht, und erkennt daraus, wie die über Jemand waltende Gnade es dennoch wohl im Innern so kann werden hassen, dass man eher daraus auf Zorn als auf Liebe schließen könnte. Und dies alles sind keine Widerlegungen der göttlichen Liebe? Soll man also glauben auf Hoffnung, wo nichts zu hoffen ist? Soll man den bösen Tag auch für gut nehmen? O Herr! stärke uns, stärke uns! Ohne dich können wir nichts tun! Alles aber vermögen wir, wenn du uns mächtig machst. Der Nichtchrist ist elend mitten im Glück; der Christ ist selig mitten im Elend; den Er wird ihn herausreißen und zu Ehren machen. Dennoch bleibe ich stets bei dir.

Lasst sein Antlitz sich verstellen,
Ist sein Herz doch treu gesinnt,
Und bezeugt in allen Fällen,
Ich sei sein geliebtes Kind.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, die nach dem Vorsatz berufen sind.
Römer 8,28


O, welch eine Glückseligkeit, sich in einem Stande zu befinden, wo nichts, gar nichts schaden kann, wo alles dienen, ja zur Seligkeit dienen muss! Man sollte ja kaum sagen, dass es wirklich einen solchen Stand gebe, da wir so sehr an Abwechselung aller Art gewohnt sind. Aber das Wort Gottes predigt einen solchen Stand, und es ist der der Kindschaft und Gnade. Sind wir durch Gnade in diesem Stande, so sind wir der Behütung eben so bedürftig, als vorher der Errettung aus dem Stande der Natur und des Zorns. Diese Bedürftigkeit für das Behüten des Herrn gründlich zu erkennen, ist sehr nötig und heilsam, und dienet zugleich dazu, uns dieses Gut desto kostbarer zu machen. Wir gleichen dem Petrus auf dem Meer. Jeder seiner Tritte musste durch das allmächtige Wort Christi: Komm her! – getragen werden, wenn er gelingen sollte, und sein Glaube nicht weniger, sollte er bis ans Ende beharren. Wo soll es mit uns hinaus. Wenn wir allein gehen? Wenn wir fallen. Wer will uns aufhelfen? Sind wir nicht einmal tüchtig, ein Haar schwarz oder weiß zu machen, nicht tüchtig aus uns selbst etwas zu denken: was wollen wir anfangen, wenn es sich um wichtigere Dinge handelt? Wohl dem deswegen, der sich alle Wege fürchtet, aber auch alle Wege auf die Güte des Herrn hofft!
Was ist, das mir nun schaden könnt,

So schädlich es auch scheinet?
Mein Vater, der vor Liebe brennt,
Und es nie böse meinet,
Macht selbst die Leiden dieser Zeit
Zu Mitteln hoher Seligkeit,
Dass sie zum Besten dienen.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Wandel durch den heiligen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott.
Hebräer 9,14


Unser Hoherpriester opferte sich selbst und ward sogar an unsrer Statt ein Fluch, damit er uns den Segen erwürbe. Er ist nun der Weg. Nie, nie müssen wir den Grund der Hoffnung, des Segens teilhaftig zu werden, in uns selbst, sei es in unserm Wohlverhalten, sei es selbst in unserm Glauben oder in unserer Liebe suchen und darin setzen, oder wir bauen neben dem Fundament. Wir müssen uns wohl und tief einprägen, dass unsere ganze Seligkeit stehe in dem einigen Opfer Jesu Christi, einmal am Kreuz geschehen. Verklärt uns dies der heilige Geist, so werden wir auch durch denselben stets einen Zugang zu diesem Segen haben können, vor welchem uns sonst das Gefühl unserer stets währenden Unwürdigkeit zurückschreckt. An jenem großen Tage, da der Sohn Gottes unter dem Triumphgeschrei: es ist vollbracht! verschied, da geschah unsere Versöhnung. Da wurden wir – so wir's im Glauben annehmen können – gereinigt von allen Sünden. Da ist Grundes genug und überflüssig, allen Segen mit völliger Zuversicht zu erwarten, und wir werden es tun, wir, so es verstehen. Er hat uns versöhnt, dass uns Gott seine Huld gönnet.

Lass auf deinen Tod mich trauen,
O mein Gott und Zuversicht!
Lass mich feste darauf bauen,
Dass den Tod ich schmecke nicht.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Hoffet auf ihn allezeit, lieben Leute; schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsere Zuversicht.
Psalm 62,9


Worauf wollen wir hoffen? Auf unser Herz? so sind wir Narren. Auf unsern Verstand? da zu einem Narren mehr Hoffnung ist, als zu dem, der sich weise dünkt. Auf unsere gute Gesinnung? Ist nicht sogar Adam aus dem Stande der Unschuld gefallen? Wo Wölfe, ja wo Löwen sind, bedürfen da die Schafe nicht einer großen Bewahrung? können sie ohne den Hirten nichts, mit ihm Alles, ist ihnen denn nicht der Weg vorgezeichnet? Außer ihm verloren, in ihm sicher. Je weiter wir in dieser Überzeugung gefördert und gegründet worden sind, je mehr wir erkennen, dass unser Friede in den beiden Punkten steht: So er in uns bleibt, und wir in ihm bleiben – desto köstlicher wird uns die Gewissheit seiner Behütung. Sie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Was bedürfen wir weiter Zeugnis? Die Schrift darf doch nicht gebrochen werden. Ist uns der Sohn zu diesem Zwecke noch nicht genug, so versichert er: Niemand wird sie aus meines Vaters Hand reißen, und der Vater ist größer, denn Alles, und derselbe gibt den Tröster, den heiligen Geist, der wird bei euch bleiben ewiglich. Eine solche dreifache Schnur reißt nicht, und das, was wir dabei wahrzunehmen haben, wird ebenfalls mildiglich dargereicht werden durch den Glauben.

Darum allein auf dich,
Herr Christ, verlass ich mich.
Jetzt kann ich nicht verderben,
Dein Reich muss ich ererben.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Und er fing an, zu trauern und zu zagen, und sprach: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.“
Matthäus 26,37.38


Bebte dort der Hohepriester, wann er sich der Schwelle – dem Bilde der Heiligkeit Gottes – nahte, o! dieser Hohepriester fing an zu zittern, zu zagen, und um betrübt zu werden bis in den Tod. Was sagt das deimalige Niederfallen mit dem Angesicht zur Erde? Was das Eli Eli lama asabthani? O, unbegreifliche Verhandlung im Dunkeln des Allerheiligsten, zur Versöhnung unserer Seelen! Wer kann es fassen, was es gekostet, dass wir erlöset sind! Mit Recht ertönt der Himmel von nichts, als von dieses Königs Lob. Er war vorne an und so nahm dieser Kampf ohne Gleichen den herrlichen Ausgang, den der Triumph verkündet: Es ist vollbracht! und den die Auferstehung versiegelte. Jetzt ist eine vollkommene, ewig gültige Versöhnung gestiftet; die göttliche Kindschaft erworben, der heilige Geist wird als derselben Pfand gegeben, und die volle Erbschaft ist ihr Ziel. Der freie Zutritt zum Gnadenthron ist geöffnet; nichts hindert ihn; nicht Gottes Tugenden, denn sie sind verherrlicht; nicht die Sünde, denn sie ist versöhnt und bedeckt; nicht das Gesetz – es ist erfüllt, und darf weder fordern noch drohen; nicht der Satan, denn er ist verworfen und überwunden durch des Lammes Blut. Danksaget nun dem König der Ehren, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, zu Lobe seiner herrlichen Gnade, durch welche wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten.

O Anblick. der mir's Herze bricht,
Herr Jesu, das vergess ich nicht,
Wie du am Kreuze für mich büßtest!
O dass du für die Seelenangst,
In der du mit dem Tode rangst,
Nun ewig mit mir prangen müsstest!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.
Hebräer 4,9


Das wird's einst sein, wenn die müden Streiter von dem mühseligen Kampfplatze dieser Erde erlöset, auf immer und vollkommen erlöset, eingeführt werden in, die ewige Ruhe! Aber etwas Ähnliches ereignet sich hienieden schon, sonderlich alsdann, wenn die geängstigte Seele, sie, die kein Durchkommen mehr sah und ihre Errettung fast für ein Stück der Unmöglichkeit hielt, sie, die sich nicht vorstellen konnte, dass sie je eine fröhliche Stunde auf Erden mehr würde haben, will geschweigen, zu eurer wahren Freude und zu der gewissen Versicherung ihrer Begnadigung, ihrer Kindschaft und ihres unbezweifelten Anteils am ewigen Leben gelangen könne, sie, die es nur niederschlug, wenn man ihr Mut zusprechen, und sie zum Glauben ermuntern wollte, weil alles gewiss noch einmal ganz gut gehen werde, und die vollends zaghaft würde, wenn sie Andere getrost und freudig sah, – wenn eine solche Seele nun oft ganz unerwartet und schnell von der Finsternis zu des Herrn wunderbarem Lichte berufen und tüchtig gemacht wird, seine herrlichen Tugenden zu verkündigen; wenn der Vater den verlornen Sohn, da er noch fern ist, erblickt, ihm entgegen eilt, umarmt, auf's Schönste schmückt und köstlich bewirtet! Da hört man auch einen Gesang und Reigen, und oft weiß sich die nun getröstete Seele gar vor Freude nicht zu fassen.

Höchsterwünschtes Seelenleben,
Ach wie unbekannt bist du!
Da des Geistes Kräfte streben
Nach der gold'nen Himmelsruh'.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschiehet durch Gnade.
Hebr. 13,9


Der beständigen Abwechselungen wird die berufene Seele endlich ungemein müde, und sie fragt! sollte denn das Herz nicht fest werden können? sollte es denn nur ein Paulus gewesen sein, der sagen konnte: Ich weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiss? – Hier nun bekommt der Mensch weit tiefere Einsichten in die eigentliche verderbte Beschaffenheit unseres Herzens, in die schreckliche Eigengerechtigkeit und Eigenliebe, die uns ganz durchdrungen hat, in den ungeheuren Unglauben, worin wir begraben sind, und muss alles Selbsttun als lauter Hinderung betrachten. Nichts bleibt ihm übrig, als sein Vertrauen und Hoffnung auf den Herrn zu setzen, und zu beten: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! du segnest mich denn in einem höhern Lichte, als mir bisher geleuchtet, wodurch ich dich, mein Heiland, recht erblicke; wie du am Kreuze mich hast versöhnet; mit einem standhaften Frieden, der mein Herz und Sinn bewahrt in Christo Jesu; mit einem völligen Glauben, der aus deiner Fülle nimmt eine Gnade um die andere, und an dir bleibt, wie eine Rebe am Weinstock, – mit einer wahren Gemeinschaft und Umgang mit dir, so dass ich ohne Unterlass beten, dir Dank opfern und dadurch dich preisen kann!

Gnade, die aus Jesu Wunden
Über arme Sünder fließt,
Macht sie so mit ihm verbunden,
Wie ein' Reb' am Weinstock ist;
Fördert, weil sie selbst nichts können,
Ihr Gedeih'n aus seiner Füll,
Und wehrt allem, was sie trennen
Und im Wachstum hindern will.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässest. Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue die ersten Werke.
Offbarung 2,4.5


Es ist betrübt, wenn Christen nach und nach also in weltliche Händel, Geschäfte und Umtriebe zerstreut und verstrickt werden, dass man sie kaum mehr erkennt, und zwischen ihnen und ganzen Weltmenschen keinen bedeutenden Unterschied gewahr werden kann. So eifrig sie früher waren, so nachlässig sind sie jetzt, als ob sie jetzt was Dringenderes unter Händen hätten, als sich nahe zum Herrn zu halten. Vielleicht tragen solche nicht einmal sonderlich Leide über ihren geistlichen Verfall, mögen sich daran nicht mahnen lassen und sprechen gar: ich bin reich und habe gar satt, und darf nichts. So darf's aber nicht bleiben. So ist's gar dem echten Christentum nicht gemäß, und solche Seelen haben alle Ursache, stark daran zu zweifeln, ob wohl jemals ein echtes Gnadenwerk in ihnen begonnen, und ob es nicht viel ratsamer für sie wäre, die Gnade der ersten Buße ernsthaft zu suchen, als sich mit dem beständigen Bewahren der Gläubigen zu beruhigen, und ernstlich zu wirken, statt sich einzubilden, Jesus habe es ihnen durch sein Werk erworben, so leblos dahin zu gehen, was ein großer Missbrauch und Missverstand ist. – Seelen, die über ihre Unfruchtbarkeit und Trockenheit Leide tragen, sie beweinen, sich dadurch zum Herrn und den Gnadenmitteln treiben lassen, sind von anderer Art, und mit jenen nicht zu verwechseln. Diese mögen an Mosen denken, der einen Aaron und Hur hatte, welche seine lassen Hände, wenn sie sanken, wieder aufrichteten. Ich will Wasser gießen auf die Durstigen und Ströme auf die Dürren.

Ach, wie oft bin ich geraten
In dieselbe Blindheitsnacht,
Wenn ich Regungen und Taten
Nicht sorgfältig hab' bewacht.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Johannes 18,36


In dem Reiche dieses Königs geht es in ganz entgegengesetzter Weise, wie in den Weltreichen. Der König war ein Knecht, der diente, nicht aber sich dienen ließ, der Füße wusch, oder wie wir sagen würden, Schuhe reinigte, und sagte: Sehet so soll euer Sinn sein. – Die Natur will groß, stark, weise, ansehnlich sein; aber hier gilt der Grundsatz Davids: Ich will noch geringer werden, denn also. Hier geht's so, wie Paulo gesagt wurde: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Hier hat man sich zu freuen, wenn man um seines Namens willen gelästert wird, und dies als eine Ehre anzusehen. Von diesem Reiche kann man nicht sagen: hie oder da ist es, denn es ist inwendig in euch. Dies Reich umfasst die Armen, Kranken, Schwachen, Elenden, die doch reich, gesund, stark und herrlich sind in ihrem Könige. Dem entrichten sie keine Abgaben, sondern weil er ihr Hirte ist, so wird ihnen nichts mangeln. Außer ihm bedürfen sie keiner Festung, sondern sein Name ist ihr festes Schloss; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet. Außer ihm bedürfen sie keiner Waffen, denn er selbst streitet für sie, und sie sind stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Außer ihm bedürfen sie keines Schutzes, denn er ist eine feurige Mauer um sie her, und er beschützt sie, obschon auch auf eine Weise, die nicht von dieser Welt ist; denn nach Hebr. 11 haben etliche erduldet Spott und Geißel, dazu Bande und Gefängnis, sind gesteinigt, zerhackt, zersägt, mit dem Schwerte getötet, sind umhergegangen mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach – Menschen, deren die Welt nicht wert war. Es ist nicht von dieser Welt, und deshalb darf man nicht erwarten, dass es einem äußerlich in der Welt desto besser gehen werde, je rechtschaffener Christ jemand ist. Dies Reich besteht in Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geist, und man geht in dasselbe ein durch eine Geburt aus Gott; dann kommt dies Reich zu uns und wir in dasselbe.

Christen sind nicht auf der Welt,
Dass sie sich mit ihr erfreuen,
Und gedeihen;
Ihr Beruf heißt: Jesu nach;
Durch die Schmach,
Durch's Gedräng' von aus und innen
Dass Geraume zu gewinnen,
Dessen Pforte Jesus brach.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
1. Johannes 2,17


Es ist gewiss, dass die Erde mit allen ihren Kostbarkeiten für den Geist eine Wüste ist, die ihm die sättigende Speise nicht gibt, die er ersehnt. Was ist es im Grunde betrachtet mit der Welt und allem, was darin ist, es mag Namen haben, wie es will? Eitelkeit der Eitelkeiten, sagt Salomo. Er sagt's, von eigener Erfahrung belehrt, er sagt's, im Besitz des Höchsten, was die Welt an Herrlichkeit darbietet, und was er sagt, gilt noch stets. Er sagt auch sonst: Gut hilft nicht am Tage der Not, – und der Psalmist lehrt mit Recht: Einem König hilft nicht seine große Macht und die Riesen werden nicht errettet durch ihre große Stärke (sonst würden sie nicht sterben), viele Rosse helfen auch nicht. Es vergeht alles mit einander und es kommt die Zeit, wo es gar nichts gilt, mag jemand reich oder arm sein, oder was er sonst will und kann, sondern wo ganz andere Dinge gelten, die die Erde nicht hat und nicht liebt. Wohl dem, in dessen Sinn, und Urteil diese Welt auch nicht anders als eine Wüste gilt, und der sich so gut durch dieselbe windet, als es angeht. Wohl dem, der dabei ein anderes Vaterland kennet und sucht und weiß, wie die heiligen Erzväter. – Nein, der Christ ist hier nicht zu Hause, und findet hier nicht, was seine Seele sättigt.

Schau an die Welt, schau ihren Reichtum an;
Kann er auch wohl die müde Seele laben?
Mein Jesus kann's; er tut's in Überfluss,
Dass alle Welt zurücke stehen muss.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünden trägt.
Johannes 1,29


Das Wörtlein „Siehe“ enthält eine Aufmunterung, von allem weg, hierher zu sehen. Weg sollten die Juden sehen vom Tempel und Allem, was darin geschah; weg sollten sie, und insbesondere Johannes Jünger sehen von ihm selbst, allein auf diesen hin. Er musste wachsen, alles Andere abnehmen. Auch wir sollen uns mit unserm ganzen Vertrauen, mit allen unsern Hoffnungen und all unserm Verlangen zu ihm wenden. Aber wie schwer sind wir dahin zu bringen, wie an Johannes Jüngern zu sehen ist, welche all seines Unterrichts ungeachtet, doch fort und fort bei ihm blieben. Sollen wir aber auf dies Lamm Gottes schauen, so müssen wir wahre Bedürfnisse für dasselbe haben, und mit Johannes erkennen, dass wir bedürfen, von ihm gewaschen zu werden; wir müssen unsere Sünden und Elend fühlen, wie die Kinder Israel den Schlangenbiss, damit wir uns so genötigt sehen, zu diesem Lamm zu flüchten, und bei ihm zu bleiben. Sollen wir von allem wegsehen, so müssen wir erlernt haben und lernen, dass außer diesem Lamme nirgends das Wahre und Rechte anzutreffen ist, Selbst nicht in der sonst göttlichen Anordnung der Predigt und des Abendmahls, will geschweigen bei uns selbst, in unsern eignen Kräften. Das so tief gewurzelte Vertrauen zu uns selbst muss sich in lauter Misstrauen umgewandelt haben, und uns nichts übrig bleiben, als dies eine Lamm. Sollen wir auf dasselbe allein sehen, so müssen wir verstehen gelernt haben, dass in diesem Lamme alle Fülle wohnt, dass es mit seinem Leben belebt, mit seinem Blut wäscht, mit seiner Wolle bekleidet und schmückt, mit seiner Stimme lehrt und erfreut, mit seinem Fleische speiset und sättigt, dass uns in und mit diesem Lamme alles geschenkt ist. Alles, Mut und Glauben, und wie es heißen mag. Wer so sich selbst, wer so die Kreatur und dieses Lamm kennen lernt, der kann der Aufforderung Johannes entsprechen: Siehe!

Mein sonst blödes Auge, sieh dich munter
Nach dem Haupt um, wie's erbleicht,
Und sich im Moment des Tod's herunter
Zu uns armen Sündern neigt!
Bleib, mein Herz, ihm ewiglich verbunden,
Seel' und Glieder huldigt seinen Wunden,
Und wie ihm sein Auge bricht, –
Ach, der Blick verlass mich nicht!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Und er fing an, zu trauern und zu zagen, und sprach: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.“
Matthäus 26,37.38


Bebte dort der Hohepriester, wann er sich der Schwelle – dem Bilde der Heiligkeit Gottes – nahte, o! dieser Hohepriester fing an zu zittern, zu zagen, und um betrübt zu werden bis in den Tod. Was sagt das deimalige Niederfallen mit dem Angesicht zur Erde? Was das Eli Eli lama asabthani? O, unbegreifliche Verhandlung im Dunkeln des Allerheiligsten, zur Versöhnung unserer Seelen! Wer kann es fassen, was es gekostet, dass wir erlöset sind! Mit Recht ertönt der Himmel von nichts, als von dieses Königs Lob. Er war vorne an und so nahm dieser Kampf ohne Gleichen den herrlichen Ausgang, den der Triumph verkündet: Es ist vollbracht! und den die Auferstehung versiegelte. Jetzt ist eine vollkommene, ewig gültige Versöhnung gestiftet; die göttliche Kindschaft erworben, der heilige Geist wird als derselben Pfand gegeben, und die volle Erbschaft ist ihr Ziel. Der freie Zutritt zum Gnadenthron ist geöffnet; nichts hindert ihn; nicht Gottes Tugenden, denn sie sind verherrlicht; nicht die Sünde, denn sie ist versöhnt und bedeckt; nicht das Gesetz – es ist erfüllt, und darf weder fordern noch drohen; nicht der Satan, denn er ist verworfen und überwunden durch des Lammes Blut. Danksaget nun dem König der Ehren, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, zu Lobe seiner herrlichen Gnade, durch welche wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten.

O Anblick. der mir's Herze bricht,
Herr Jesu, das vergess ich nicht,
Wie du am Kreuze für mich büßtest!
O dass du für die Seelenangst,
In der du mit dem Tode rangst,
Nun ewig mit mir prangen müsstest!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Aber Jesus schwieg stille.
Matthäus 26,63


Er schwieg um seiner Gemeine willen, damit dieselbe ihn auch an diesem Stillschweigen als denjenigen erkenne, auf den der Herr unser aller Missetat warf, der um unserer Missetat willen verwundet würde. Weil er ausdrücklich als ein solcher beschrieben wird, der da verstummte und seinen Mund nicht auftat. Mag er schweigen, mag er reden, seine Gemeine weiß, was sie an ihm tat, nämlich ihren Bürgen. – Er schwieg – indem er sich im Geiste als vor dem Gerichte der allerheiligsten göttlichen Majestät statt der Auserwählten stehend betrachtete. Sie müssen bekennen, dass sie auf Tausend nicht Eins antworten können. Sie müssen ausrufen: Herr, so du willst Sünden zurechnen, wer wird bestehen? Zwar war Jesus von aller eignen Schuld frei; desto größer aber und schrecklicher war die Schuld, die diesem Unschuldigen von Gott zugerechnet wurde, da er das Lamm Gottes war, das der Welt Sünde trug. Müssten sie, wenn sie vor Gericht gefordert würden, und Nachfrage nach ihnen geschähe, und die Zeugen abgehört würden, auf eine schreckliche Weise verstummen: so verstummte er für sie, um sie von dem tiefsten Jammer zu erretten. – Er schwieg, dass seine Schafe ihm auch im geduldigen Stillschweigen nachfolgen, und mit Jenem im Leib ihren Mund nicht auftun, sondern in Hoffnung harren, dass sie sich aller unnützen Worte enthalten, wofür Jesus auch mit seinem Stillschweigen gebüßt hat, und das Wort Christi reichlich unter sich wohnen lassen. – Jesus schweiget. Um so mehr und freimütiger und kindlicher mögen nun alle Bekümmerten und Geplagten zu ihm reden, und ihn nur alles wissen lassen, was ihren Leib und ihre Seele anbetrifft, was sie wünschen und beklagen, was sie bekümmert, drückt und plagt. Sie sollen's ihn Alles wissen lassen, und in seinen Schoß ausschütten, und sodann seiner Hilfe warten. Er schwieg zwar, weiß aber auch ungestüme Meere zum
Schweigen zu bringen, wütende Stürme zu beschwichtigen, und den brüllenden Satan auch zu schelten.

Die falschen Zeugen brachten ihre Klagen;
Und du hast nicht ein Wort d'rauf wollen sagen
Weil ich auf tausend konnt' antworten nicht.

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Beitrag von Peter01 »

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Psalm 4,9


Dies ist ein Schlaf, wobei das Herz wacht, und woraus der Freund die Seele nicht geweckt wissen will. Da werden alle Streitkräfte in eine anmutige Stille eingewiegt. Das Herz ist nicht mehr, wie ein ungestümes Meer, sondern wie ein stiller Spiegel, worin sich der Himmel abmalt. Die nagenden Sorgen haben weg gemusst und sind auf Den geworfen, der so treulich, so hirtenmäßig sorgt. Die Seele braucht nicht mehr ängstlich auf sich zu sehen, sondern hat sich selbst über dem Aufschauen auf Jesum, den Anfänger und Vollender, seliglich aus den Augen verloren, und braucht sich um sich selbst nicht mehr zu bekümmern, wie sie bisher musste, ohne etwas dadurch anzurichten, als dass sie sich in der Menge ihrer Wege zerarbeitete und immer müder wurde. Sie braucht nicht selbst zu wirken, sondern genießt nur die Früchte dessen, was es ausgemacht, da er uns in dem Gerichte längst mit Ehren durchgebracht. Seine Gebote sind ihr jetzt nicht schwer, und indem sie von ihm lernet, findet sie ihn sanftmütig und von Herzen demütig, sein Joch aber sanft und seine Last leicht. Da sind denn die sechs langen Werktage einmal herum, und der Sabbath bricht an, wenn es heißt: Da werdet ihr keine Arbeit mehr tun, sondern erfahren, dass ich der Herr bin, der euch heiligt. Da gürtet sich der Herr und erweiset sich als ein solcher, der nicht gekommen ist, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen; als ein Hirte, bei welchem die Schafe volle Genüge haben.

Ach, bring' mich zu der stolzen Ruh'.
Da Streit und alle Müh' verschwinden.

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