G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Sie umgeben mich wie Bienen; aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen.
Psalm 118,12


Das Volk Gottes schlägt am Ende alle seine Widersacher mit dem Schwerte des Geistes zu Boden. So sagt David: Im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. Die Seele kann sich des Worts der Verheißung und der Gnade Jesu Christi wohl so und dergestalt bemeistern, dass sie mit Paulus sagt: Wir überwinden weit in Allem. Den Unglauben schlägt sie mit einem: Es ist je gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort, dass Jesus Christus in die Welt kommen ist, Sünder selig zu machen, – dermaßen aufs Haupt, dass er sich in langer Zeit nicht wieder im Felde blicken lassen darf; die Sünde schüttelt sie von sich, wie der Adler den Staub von seinen Fittichen. Ein Mut, wie eines jungen Löwen, wohnt zu ihrer Brust, und mit einem: Christus ist hier! – bricht sie durch alles durch, bricht hervor wie die Morgenröte, welcher die nächtlichen Schatten weichen, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, schrecklich wie Heeresspitzen. Deshalb sagt auch die Kirche: Freue dich nicht, meine Feindin, dass ich darnieder liege; ich werde wieder aufkommen, und so ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht.

Und wenn des Satans Heer
Mir ganz entgegen wär',
Darf ich doch nicht verzagen;
Mit dir kann ich sie schlagen,
Dein Blut darf ich nur zeigen,
So muss ihr Trotz bald schweigen.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Sie werden weder hungern und dürsten; sie wird keine Sonne noch Hitze stechen.
Jesaja 49,10


Sie wird nicht hungern noch dürsten. Und warum nicht? Weil es im Reiche Gottes weder an Speise noch an Trank mangelt, sondern Alles, was zum Ziel Alles, was zum göttlichen Wandel dient, im größten Überfluss vorhanden ist, so dass der heilige Geist kein Verlangen in der Seele wirkt, was hier nicht volle Befriedigung findet. Freilich hatten die Kinder Israel nur eine Speise, das Manna; sie hatten nur Einen Trank, das Wasser, das dem geschlagenen Felsen entquoll; aber von Beidem war auch überflüssig vorhanden. Ach ja, wir haben ein Gut, das volle Ruhe gewährt für unsere Seele; mögen es auch wenige kennen, mag dies Gut auch jenem Schatze im Acker gleichen, den ein Mensch fand; er wusste wohl, warum er den Acker kaufte, mochten Andere auch nicht begreifen können, was ihn dazu bewog. Wir haben ein Gut, das das ewige Leben gibt, weil es selbst das ewige Leben ist, und die Wahrheit und er Weg, alles mit einander und auf einmal. Wir haben den guten Meister; Niemand aber ist gut, denn der einige Gott. Kein Wunder, wenn die Seele hungert und dürstet, ohne satt zu werden, nach Ruhe, Frieden, Freiheit, Freude, Kraft, Trost und Heiligkeit, So lange sie den guten Meister nicht kennt, sich zerarbeitet in der Menge ihrer Wege, weil sie den einigen Weg nicht kennt. Kein Wunder aber auch, wenn der Durst ist hin, weil der mich speist, der selbst das Leben ist. Bei einem wahrhaften Christentum ist nicht bloß ein Suchen, sondern auch ein Finden; nicht bloß ein Anklopfen, sondern auch ein Aufgetanwerden; nicht bloß ein Laufen, Ringen und Kämpfen, sondern auch ein Lagern, ein Stillesein, ein Ruhefinden für seine Seele, weil man von ihm lernet, der sanftmütig und von Herzen demütig ist.

Kein Hunger wird die Seele jemals pressen.
Denn mir ein Teil vom Manna zugemessen,
Das du allein, o süßer Jesu, bist.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Johannes 18,36


In dem Reiche dieses Königs geht es in ganz entgegengesetzter Weise, wie in den Weltreichen. Der König war ein Knecht, der diente, nicht aber sich dienen ließ, der Füße wusch, oder wie wir sagen würden, Schuhe reinigte, und sagte: Sehet so soll euer Sinn sein. – Die Natur will groß, stark, weise, ansehnlich sein; aber hier gilt der Grundsatz Davids: Ich will noch geringer werden, denn also. Hier geht's so, wie Paulo gesagt wurde: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Hier hat man sich zu freuen, wenn man um seines Namens willen gelästert wird, und dies als eine Ehre anzusehen. Von diesem Reiche kann man nicht sagen: hie oder da ist es, denn es ist inwendig in euch. Dies Reich umfasst die Armen, Kranken, Schwachen, Elenden, die doch reich, gesund, stark und herrlich sind in ihrem Könige. Dem entrichten sie keine Abgaben, sondern weil er ihr Hirte ist, so wird ihnen nichts mangeln. Außer ihm bedürfen sie keiner Festung, sondern sein Name ist ihr festes Schloss; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet. Außer ihm bedürfen sie keiner Waffen, denn er selbst streitet für sie, und sie sind stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Außer ihm bedürfen sie keines Schutzes, denn er ist eine feurige Mauer um sie her, und er beschützt sie, obschon auch auf eine Weise, die nicht von dieser Welt ist; denn nach Hebr. 11 haben etliche erduldet Spott und Geißel, dazu Bande und Gefängnis, sind gesteinigt, zerhackt, zersägt, mit dem Schwerte getötet, sind umhergegangen mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach – Menschen, deren die Welt nicht wert war. Es ist nicht von dieser Welt, und deshalb darf man nicht erwarten, dass es einem äußerlich in der Welt desto besser gehen werde, je rechtschaffener Christ jemand ist. Dies Reich besteht in Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geist, und man geht in dasselbe ein durch eine Geburt aus Gott; dann kommt dies Reich zu uns und wir in dasselbe.

Christen sind nicht auf der Welt,
Dass sie sich mit ihr erfreuen,
Und gedeihen;
Ihr Beruf heißt: Jesu nach;
Durch die Schmach,
Durch's Gedräng' von aus und innen
Dass Geraume zu gewinnen,
Dessen Pforte Jesus brach.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
1. Johannes 2,17


Es ist gewiss, dass die Erde mit allen ihren Kostbarkeiten für den Geist eine Wüste ist, die ihm die sättigende Speise nicht gibt, die er ersehnt. Was ist es im Grunde betrachtet mit der Welt und allem, was darin ist, es mag Namen haben, wie es will? Eitelkeit der Eitelkeiten, sagt Salomo. Er sagt's, von eigener Erfahrung belehrt, er sagt's, im Besitz des Höchsten, was die Welt an Herrlichkeit darbietet, und was er sagt, gilt noch stets. Er sagt auch sonst: Gut hilft nicht am Tage der Not, – und der Psalmist lehrt mit Recht: Einem König hilft nicht seine große Macht und die Riesen werden nicht errettet durch ihre große Stärke (sonst würden sie nicht sterben), viele Rosse helfen auch nicht. Es vergeht alles mit einander und es kommt die Zeit, wo es gar nichts gilt, mag jemand reich oder arm sein, oder was er sonst will und kann, sondern wo ganz andere Dinge gelten, die die Erde nicht hat und nicht liebt. Wohl dem, in dessen Sinn, und Urteil diese Welt auch nicht anders als eine Wüste gilt, und der sich so gut durch dieselbe windet, als es angeht. Wohl dem, der dabei ein anderes Vaterland kennet und sucht und weiß, wie die heiligen Erzväter. – Nein, der Christ ist hier nicht zu Hause, und findet hier nicht, was seine Seele sättigt.

Schau an die Welt, schau ihren Reichtum an;
Kann er auch wohl die müde Seele laben?
Mein Jesus kann's; er tut's in Überfluss,
Dass alle Welt zurücke stehen muss.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünden trägt.
Johannes 1,29


Das Wörtlein „Siehe“ enthält eine Aufmunterung, von allem weg, hierher zu sehen. Weg sollten die Juden sehen vom Tempel und Allem, was darin geschah; weg sollten sie, und insbesondere Johannes Jünger sehen von ihm selbst, allein auf diesen hin. Er musste wachsen, alles Andere abnehmen. Auch wir sollen uns mit unserm ganzen Vertrauen, mit allen unsern Hoffnungen und all unserm Verlangen zu ihm wenden. Aber wie schwer sind wir dahin zu bringen, wie an Johannes Jüngern zu sehen ist, welche all seines Unterrichts ungeachtet, doch fort und fort bei ihm blieben. Sollen wir aber auf dies Lamm Gottes schauen, so müssen wir wahre Bedürfnisse für dasselbe haben, und mit Johannes erkennen, dass wir bedürfen, von ihm gewaschen zu werden; wir müssen unsere Sünden und Elend fühlen, wie die Kinder Israel den Schlangenbiss, damit wir uns so genötigt sehen, zu diesem Lamm zu flüchten, und bei ihm zu bleiben. Sollen wir von allem wegsehen, so müssen wir erlernt haben und lernen, dass außer diesem Lamme nirgends das Wahre und Rechte anzutreffen ist, Selbst nicht in der sonst göttlichen Anordnung der Predigt und des Abendmahls, will geschweigen bei uns selbst, in unsern eignen Kräften. Das so tief gewurzelte Vertrauen zu uns selbst muss sich in lauter Misstrauen umgewandelt haben, und uns nichts übrig bleiben, als dies eine Lamm. Sollen wir auf dasselbe allein sehen, so müssen wir verstehen gelernt haben, dass in diesem Lamme alle Fülle wohnt, dass es mit seinem Leben belebt, mit seinem Blut wäscht, mit seiner Wolle bekleidet und schmückt, mit seiner Stimme lehrt und erfreut, mit seinem Fleische speiset und sättigt, dass uns in und mit diesem Lamme alles geschenkt ist. Alles, Mut und Glauben, und wie es heißen mag. Wer so sich selbst, wer so die Kreatur und dieses Lamm kennen lernt, der kann der Aufforderung Johannes entsprechen: Siehe!

Mein sonst blödes Auge, sieh dich munter
Nach dem Haupt um, wie's erbleicht,
Und sich im Moment des Tod's herunter
Zu uns armen Sündern neigt!
Bleib, mein Herz, ihm ewiglich verbunden,
Seel' und Glieder huldigt seinen Wunden,
Und wie ihm sein Auge bricht, –
Ach, der Blick verlass mich nicht!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Und er fing an, zu trauern und zu zagen, und sprach: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.“
Matthäus 26,37.38


Bebte dort der Hohepriester, wann er sich der Schwelle – dem Bilde der Heiligkeit Gottes – nahte, o! dieser Hohepriester fing an zu zittern, zu zagen, und um betrübt zu werden bis in den Tod. Was sagt das deimalige Niederfallen mit dem Angesicht zur Erde? Was das Eli Eli lama asabthani? O, unbegreifliche Verhandlung im Dunkeln des Allerheiligsten, zur Versöhnung unserer Seelen! Wer kann es fassen, was es gekostet, dass wir erlöset sind! Mit Recht ertönt der Himmel von nichts, als von dieses Königs Lob. Er war vorne an und so nahm dieser Kampf ohne Gleichen den herrlichen Ausgang, den der Triumph verkündet: Es ist vollbracht! und den die Auferstehung versiegelte. Jetzt ist eine vollkommene, ewig gültige Versöhnung gestiftet; die göttliche Kindschaft erworben, der heilige Geist wird als derselben Pfand gegeben, und die volle Erbschaft ist ihr Ziel. Der freie Zutritt zum Gnadenthron ist geöffnet; nichts hindert ihn; nicht Gottes Tugenden, denn sie sind verherrlicht; nicht die Sünde, denn sie ist versöhnt und bedeckt; nicht das Gesetz – es ist erfüllt, und darf weder fordern noch drohen; nicht der Satan, denn er ist verworfen und überwunden durch des Lammes Blut. Danksaget nun dem König der Ehren, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, zu Lobe seiner herrlichen Gnade, durch welche wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten.

O Anblick. der mir's Herze bricht,
Herr Jesu, das vergess ich nicht,
Wie du am Kreuze für mich büßtest!
O dass du für die Seelenangst,
In der du mit dem Tode rangst,
Nun ewig mit mir prangen müsstest!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Aber Jesus schwieg stille.
Matthäus 26,63


Er schwieg um seiner Gemeine willen, damit dieselbe ihn auch an diesem Stillschweigen als denjenigen erkenne, auf den der Herr unser aller Missetat warf, der um unserer Missetat willen verwundet würde. Weil er ausdrücklich als ein solcher beschrieben wird, der da verstummte und seinen Mund nicht auftat. Mag er schweigen, mag er reden, seine Gemeine weiß, was sie an ihm tat, nämlich ihren Bürgen. – Er schwieg – indem er sich im Geiste als vor dem Gerichte der allerheiligsten göttlichen Majestät statt der Auserwählten stehend betrachtete. Sie müssen bekennen, dass sie auf Tausend nicht Eins antworten können. Sie müssen ausrufen: Herr, so du willst Sünden zurechnen, wer wird bestehen? Zwar war Jesus von aller eignen Schuld frei; desto größer aber und schrecklicher war die Schuld, die diesem Unschuldigen von Gott zugerechnet wurde, da er das Lamm Gottes war, das der Welt Sünde trug. Müssten sie, wenn sie vor Gericht gefordert würden, und Nachfrage nach ihnen geschähe, und die Zeugen abgehört würden, auf eine schreckliche Weise verstummen: so verstummte er für sie, um sie von dem tiefsten Jammer zu erretten. – Er schwieg, dass seine Schafe ihm auch im geduldigen Stillschweigen nachfolgen, und mit Jenem im Leib ihren Mund nicht auftun, sondern in Hoffnung harren, dass sie sich aller unnützen Worte enthalten, wofür Jesus auch mit seinem Stillschweigen gebüßt hat, und das Wort Christi reichlich unter sich wohnen lassen. – Jesus schweiget. Um so mehr und freimütiger und kindlicher mögen nun alle Bekümmerten und Geplagten zu ihm reden, und ihn nur alles wissen lassen, was ihren Leib und ihre Seele anbetrifft, was sie wünschen und beklagen, was sie bekümmert, drückt und plagt. Sie sollen's ihn Alles wissen lassen, und in seinen Schoß ausschütten, und sodann seiner Hilfe warten. Er schwieg zwar, weiß aber auch ungestüme Meere zum
Schweigen zu bringen, wütende Stürme zu beschwichtigen, und den brüllenden Satan auch zu schelten.


Die falschen Zeugen brachten ihre Klagen;
Und du hast nicht ein Wort d'rauf wollen sagen
Weil ich auf tausend konnt' antworten nicht.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Psalm 4,9


Dies ist ein Schlaf, wobei das Herz wacht, und woraus der Freund die Seele nicht geweckt wissen will. Da werden alle Streitkräfte in eine anmutige Stille eingewiegt. Das Herz ist nicht mehr, wie ein ungestümes Meer, sondern wie ein stiller Spiegel, worin sich der Himmel abmalt. Die nagenden Sorgen haben weg gemusst und sind auf Den geworfen, der so treulich, so hirtenmäßig sorgt. Die Seele braucht nicht mehr ängstlich auf sich zu sehen, sondern hat sich selbst über dem Aufschauen auf Jesum, den Anfänger und Vollender, seliglich aus den Augen verloren, und braucht sich um sich selbst nicht mehr zu bekümmern, wie sie bisher musste, ohne etwas dadurch anzurichten, als dass sie sich in der Menge ihrer Wege zerarbeitete und immer müder wurde. Sie braucht nicht selbst zu wirken, sondern genießt nur die Früchte dessen, was es ausgemacht, da er uns in dem Gerichte längst mit Ehren durchgebracht. Seine Gebote sind ihr jetzt nicht schwer, und indem sie von ihm lernet, findet sie ihn sanftmütig und von Herzen demütig, sein Joch aber sanft und seine Last leicht. Da sind denn die sechs langen Werktage einmal herum, und der Sabbath bricht an, wenn es heißt: Da werdet ihr keine Arbeit mehr tun, sondern erfahren, dass ich der Herr bin, der euch heiligt. Da gürtet sich der Herr und erweiset sich als ein solcher, der nicht gekommen ist, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen; als ein Hirte, bei welchem die Schafe volle Genüge haben.

Ach, bring' mich zu der stolzen Ruh'.
Da Streit und alle Müh' verschwinden.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wisset, dass euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirket.
Jakobus 1,3


Macht das Evangelium von der Gnade Gottes, so wie es gepredigt, geschrieben ist, und durch die christlichen Feste vergegenwärtigte wird, macht es des Eindruck, den es doch billig machen sollte, und der ihm angemessen wäre, auf diejenigen, bei denen wirklich geistliches Leben ist? Bringt es die Frucht, die es haben sollte? Wo ist die Freudigkeit im Glauben, die Zuversicht der Hoffnung, die Inbrunst der Liebe, die Standhaftigkeit der Geduld, der Sieg über die Welt, die Gottseligkeit des gesamten Wandels, der himmlische Sinn, die zarte Bruderliebe, die freundliche Tragsamkeit? Wo? Wie gebrechlich geht’s durchgängig damit zu! Wie viel Zweifelmut, Kleinglaube, Ungeduld, Hoffart und dergleichen ist noch da, wie viel Weltsinn, Leichtsinn und Sünde! Lauter Beweise, wie viel Ursache wir haben, mit David zu beten: Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder in deinem Gesetz Wie viel Traurige sind noch zu Zion denen man zurufen muss: es schwebt euch euer Leid nur vor, ihr hebt euch nicht genug empor zum süßen Heiland eurer Schmerzen. Das ist ja sehr zu beklagen. Wachset deshalb in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi, denn wo solches reichlich bei euch wohnt, wird es euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen, und euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen

Reiche unseres Herrn Jesu Christi.
Komm, o komm, du Geist des Lebens.
Wahrer Gott von Ewigkeit;
Deine Kraft sei nicht vergebens,
Sie erfüll' uns jederzeit!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.
Römer 10,4


Gewiss wird Niemand zu fest und zu bald gläubig an den Herrn Jesus; ja es wäre sehr weise, mit dem fröhlichsten und zuversichtlichsten Vertrauen zu ihm sofort den Anfang zu machen, wiewohl mir kein Exempel der Art bekannt ist. Es heißt: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du selig. Was sollen aber die Umstände und Weitläufigkeiten bedeuten, die man macht, dies Gebot in wirkliche und tätige Ausübung zu bringen? Was denken wir ohne Jesus auszurichten, und wie viel meinen wir ohne ihn zu können? Was sind alle die Bedenklichkeiten und Zweifel, die du dir machst, anders, als Spinngewebe, hinter welchen du deinen Unglauben zu verbergen suchst? Du gibst vor, du wolltest wohl glauben, wenn nur dies nicht und das nicht wäre. Ach, wenn es bloß daran liegt, dass du nicht glaubst, so lass dich doch das nicht hindern, sondern fahre zu und besprich dich nicht weiter mit Fleisch und Blut; Lazarus mag schlafen oder tot sein, oder schon vier Tage liegen. So du nur glauben könntest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes Sehen. Glaube nur, alles Übrige wird Jesus tun. Ob's denn die Versetzung eines Maulbeerbaums oder eines Berges betrifft, das macht keinen Unterschied. So redet das Evangelium. GesetzIich aber ist es, wenn man denkt: wärest du frömmer, wärest du demütiger, hättest du mehr Liebe, mehr Ernst, mehr Eifer und dergleichen, dann wolltest du glauben; das hieße die Ordnung der Dinge umkehren. Glaube! so wirst du dies alles, und noch mehr werden.

Der Glaub' ergreifet Jesum Christ,
Sein Kreuz, Verdienst und Sterben,
Dadurch die Sünd' getilget ist;
Wir können's nicht erwerben.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Da schrie der ganze Haufe und sprach: Hinweg mit diesem, und gib uns Barabbas los!
Lukas 23,18


Barabbas wurde frei, und Christus litt die Strafe eines Mörders und Aufrührers, die ihm das Volk in dem Geschrei zuerkannte: kreuzige, kreuzige ihn! So ungerecht dies auch in dem weltlichen Gericht war, da weder das Volk, noch auch Pilatus irgend ein Recht hatte, ohne die Einwilligung Jesu also zu verfahren, ja Jesus selbst nicht einmal das Recht gehabt hätte, diese Einwilligung, wenn er darum wäre gefragt worden, zu geben, wenn Er, wie doch die Juden von ihm glaubten, ein bloßer Mensch gewesen wäre, da es hier das Leben selber galt, und es ja auch ganz zweckwidrig gewesen wäre, der menschlichen Gesellschaft ein so nützliches Glied, wie Jesus war, zu rauben, und sie durch die Erhaltung eines solchen Verbrechers zu gefährden: So gerecht, so zweckmäßig war doch die Verwechselung, welche im Gericht Gottes zwischen Christo und dem Volke vorging, das mit Recht ein geliebter Sohn genannt werden mag , wie der Name Barabbas heißst. Kraft dieser Verwechselung wird eine Schar, die niemand zählen kann, von allen verdienten Strafen und vom ewigen Tode errettet, und gelangt zum Leben, zum ewigen Leben; es entsteht kraft derselben eine Gemeine, die herrlich ist, die nicht hat Flecken noch Runzeln, oder des etwas; die aus lauter Gerechten besteht; eine Gemeine, welche, nachdem sie gewaschen ist mit seinem Blute von ihren Sünden, und angenehm gemacht ist ihrem Geliebten, zum Lobe seiner herrlichen Gnade, durch welche wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, eine Behausung Gottes wird im Geist, ein Tempel, worin der dreieinige Gott wohnt und wandelt, eine Gemeine, über welche Er rein Wasser sprengte, dass er sie reinige von aller ihrer Ungerechtigkeit (Unreinigkeit), deren Herz gereinigt wird durch den Glauben an Jesum, eine Gemeine, welche errettet ist von der Obrigkeit der Finsternis und versetzet in das Reich des lieben Sohnes, und tüchtig gemacht zum Erbteil der Heiligen im Licht.

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe,
Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,
Für seine Knechte.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Christus hat das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium.
2. Timotheus 1,10


Das Evangelium tritt zu dem Menschen als zu einem tief gefallenen Sünder, tritt zu ihm, wie ein Arzt zu einem Kranken, wie ein Bürge zu einem, der in Not und Schulden steckt, wie ein Befreier zu dem, der in Not und Banden liegt, wie eine Mutter zu ihrem betrübten Kinde. Es bricht dem Hungrigen das Brot und kleidet die Nackten. Es weiß gar wohl, welch ein elendes Ding es ist um aller Menschen Leben, und tritt demselben ratend, tröstend und helfend gegenüber. Mit einem Wort: es verkündigt einen Jesum, der eben deswegen so heißt, weil er sein Volk selig macht von ihren Sünden. Es setzt Blinde, Lahme, Krüppel, Sünder, Besessene, also lauter Elende, es setzt solche voraus, die schwerlich und mannigfaltig gesündigt, die Gottes Zorn und Ungnade und die ewige Verdammnis verdient haben, die noch immerdar zu allem Bösen geneigt und fähig sind, die jeden Tag in Gefahr stehen, sich selbst in ein ewiges Verderben zu stürzen, ein Raub des Teufels und aller Sünden zu werden, die es also bedürfen, dass ganz von vorne mit ihnen angefangen, dass sie auf's Neue geboren, ja auf's Neue geschaffen werden. Je gründlicher, aufrichtiger und unumwundener jemand sich unter diese Wahrheiten demütigt, desto mehr ist der Acker seines Herzens für das Samenkorn des Evangeliums zubereitet und empfänglich gemacht; je weniger aber jemand das will, desto mehr ist er vom Reiche Gottes entfernt. Räumt's also doch nur getrost ein, ihr bekümmerten Seelen, dass ihr wirklich so seid, wie ihr euch ja fühlet. Gesteht's Gott und euch selbst nur demütig ein, dass euer Schaden verzweifelt böse und euer Schmerz unheilbar sei. Ihr habt nicht Ursache, deswegen zu verzagen, sondern vielmehr zu hoffen, ja zu vertrauen. Denn die Gesunden bedürfen ja des Arztes nicht, sondern die Kranken, und die Kränkesten am allermeisten.

Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los;
Ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Und das Volk stand da und sahe zu.
Lukas 23,35


Oh, dass ein jeglicher seine eigene Schuld und Strafbarkeit mit innigster Beugung anerkennte, dass er einen tiefen Groll und Abscheu an aller Sünde fasste, die dem unschuldigen Lamme Gottes solche Angst und Schmerzen, ja den Tod selbst verursacht hat. Das hieße auf eine würdige, der Sache angemessene Weise stehen und zusehen. O! stellt euch denn also hin, und schaut. Weinet, werdet elend, zerreißt euer Herz, und tragt Leide. – Ihr, die ihr also geartet seid, stellt ihr euch denn hin, und seht zu mit gläubigem Herzen. Es geschieht dies Alles für euch. Dein alter Mensch, dein Fluch, deine Sünde und die Handschrift derselben hängt da, und wird abgetan, dir wird die Gerechtigkeit und der Segen bereitet. So eigne es dir denn zu, so deute es auf dich, so stehe denn so lange und stehe unverwandt zu, bis du mit völliger Zuversicht des Glaubens sagen kannst: ich werfe nicht weg die Gnade Jesu Christi, welcher sich selbst für mich gegeben hat. – Bist du dazu gelangt, sollte es dann noch Not tun, dich zu ermahnen und anzutreiben: habe Christus lieb, der dich also sehr geliebt hat? – wirst du anders wollen, anders können? – wird die Liebe Christi dich nicht dringen, das, was du lebest, nicht dir selbst, der Welt und deinen Lüsten, sondern dem zu leben, der für dich gestorben ist? Gewiss, wenn deinem Glauben die Liebe mangelte, so würde es kein rechter Glaube sein, so wenig ein Feuer ohne Wärme ein echtes Feuer wäre. Schicke dich aber auch sodann zur Gemeinschaft der Leiden Christi. Weil Christus am Fleisch gelitten hat, so wappne dich mit demselben Sinn. Weigere dich nicht, auch den Kelch zu trinken, den er getrunken, und dich mit der Taufe taufen zu lassen, womit er getauft ist.

Tretet her mit Liebestränen,
Und seht den blut'gen Mann
In seinen Leidensschönen,
In seiner Marter an!
Wie ist euch, ihr Gespielen,
Im Geist bei Jesu Kreuz?
Welch innigen Frieden fühlen
Die Herzen allerseits.

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Beitrag von Peter01 »

Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst.
Lukas 23,33


Was hängt da am Kreuze? Es ist wahr, der Mensch Jesus hängt da, Er, der keine Sünde getan hatte, und in dessen Munde kein Betrug war gefunden worden; Er, den selbst kein weltlicher Richter von aller Schuld freisprechen musste, und freisprach; Er, der alle Gerechtigkeit erfüllet hatte. Was hängt da? Unser alter Mensch, sagt die Schrift. Wohlan denn, ihm widerfahre sein Recht. Wird Jakob in Esaus Kleidern gesegnet, so werde denn Esau in Jakobs Rock verworfen. Unser alter Mensch also ist es, der hier in wohlverdienter Marter, Schmach und Schande hängt. Ihm gilts, du Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Was hängt da? Ein Verfluchter; denn verflucht sei Jedermann, sagt das göttliche Gesetz, wer am Holze hängt, ohne Ausnahme. Das Wort Gottes spricht den Fluch über jeden Übertreter aus; denn verflucht soll sein, wer nicht Alles hält, und alles Volk soll sagen: Amen. Jesus übernahm jenen Fluch und ward ein Fluch für uns, auf dass er uns den Segen erwerbe, und dass er das wirklich würde, erkennen wir eben aus seinem Hangen am Kreuz, welches nicht menschliches Dafürhalten, sondern ein göttliches Urteil für verflucht erklärt. Wo ist denn, o du bekümmertes Herz, wo ist denn dein verdienter Fluch geblieben? Siehe ihn am Kreuz! Von wo kommt dir aller Segen? Eben daher. So hebe denn an zu singen: Kein Fluch ist übrig blieben. – Was hängt da? Die Sünde. Wie? Die Sünde hinge da, und nicht der Heilige und Geliebte Gottes? Eins hebt hier das Andere nicht auf, und in diesem großen Kreuzgeheimnis begegnen sich die entgegengesetzten Dinge, sich einander in lauter Einklang aufzulösen. Denn so sagt der Apostel 2. Kor. 5: Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu; und er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit Gottes. O! Wunderbare, o segensreiche Verwechselung!

Hier hängt aller Opfer Gegenbild;
Der Bürge zahlte hier den letzten Scherfen;
Hier wird durchbohrt mein einiger Glaubensschild
Vom Pfeil, den Gottes Zorn wollt auf mich werfen.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

In der Zeit wird das Haus Davids und die Bürger zu Jerusalem einen freien Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit.
Sacharja 13,1

In diesem Spruch wird von einem Brunnen wider die Sünde und Unreinigkeit geredet, und wenn dabei des Hauses Davids gedacht wird, so beschuldigt dies zugleich alle Welt der Sünde und Unreinigkeit. Die Allgemeinheit des Übels verringert aber seine Wichtigkeit und Bedenklichkeit nicht, da es ohnehin das höchste Übel ist. Diejenigen sind aber in einem äußerst kläglichen und schädlichen Irrtum befangen, die sich eben deshalb wenig daraus machen, dass sie Sünder sind, weil alle Andere es auch seien. Aber diejenigen sollten erst einmal lernen, dass sie Sünder sind, dann würden sie mit Paulus sagen: was Andere sind, oder gewesen, kümmert mich nicht. Liegt in diesem Spruch die Wahrheit, dass man sich selbst nicht reinigen könne. Dies geben Einige gern zu, um nur, aller Mühe enthoben, fortschlummern zu können, und so hat die Wahrheit durch ihre eigene Schuld bei ihnen die Wirkung eines tödlichen Giftes, was sie auch nicht besser verdienen. Andere sträuben sich dagegen, weil ihre Krankheit im Selbstvertrauen besteht, die sich darin zeigt, dass sie die Arznei zurückweisen. Einige ängstigt es, weil sie der Arznei nicht trauen, oder besorgen, sie gehörten weder zu dem Hause Davids noch zu den Bürgern zu Jerusalem. Andere demütiget es, und leitet sie recht. Die dritte Wahrheit, die wir hier niedergelegt finden, ist die: Es gibt einen Born wider die Sünde und Unreinigkeit. Mag er von noch so Vielen verschmäht werden, und das Haus Davids, an welchem er seine Kraft erweisest, eben nicht zahlreich sein, so hebt dies die Wahrheit nicht auf. Sie steht aber überhaupt für diejenigen da, denen der Feind und der Unglaube gern glauben machen möchte, es sei kein Retter da. Auch gegen diese Sünde des Unglaubens ist dieser Born geöffnet.

Durch dein unschuldig Blut,
Die schöne rote Flut,
Wasch ab all meine Sünde;
Mit Trost mein Herz verbinde.

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