Bibeltreu

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Moderator: Jörg

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andy
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Beitrag von andy »

Amillennialismus

Hier wird, glaube ich, von einigen bekannten persönlicxhen Ansichten auf ein gesamtes Weltbild geschlossen. Der Amillenialismus sagt lediglich, daß das tausendjährige Reich nur symbolischer Natur ist und nie tatsächlich in der Zukunft existieren wird. Das Wort "positive" im Englischen bedeutet hier lediglich "überzeugt", so wie ich sagen kann, "I am positive that I have missed the bus" um auszudrücken, daß ich mir definitiv sicher bin, den Bus verpaßt zu haben. Es hat also nichts mit "positiv" im Sinne einer als gut anzusehenden Entwicklung (z.B. Erweckung) zu tun, sondern trifft lediglich eine Unterscheidung zu anderen Amillennialisten, die zwar nicht an ein tausendjähriges Reich in der Zukunft glauben, doch andererseits für möglich halten, daß dieses Reich die Erde in der Zeit zwischen Pfingsten und der Wiederkehr Jesu bildhaft umschreiben soll (auch wenn dies biblisch kaum haltbar ist).

Keine dieser Ansichten sagt irgendetwas über Erweckungen oder Evangelisation aus - und unter Amillenialisten beider Lager gibt es darüber genausosehr verschiedene Ansichten wie überall anders auch. Aus den Aussagen einiger prominenter Amillennialisten zu diesen Themen zu schließen, daß hier die allgemeine Meinung von Amillennialisten wiedergegeben wird, ist daher eher problematisch.

Die politische Verantwortung eines Christen

Jesus weinte über Städte. Als Lösung brachte er ein Evangelium, das Herzen von grundauf veränderte und die Liebe Gottes zum Maßstab auch im gesellschaftlichen Zusammenleben derer machte, die seinem Wort folgten. Nie hat er auch nur im geringsten erwähnt, daß Abhilfe geschaffen werden könne durch strukturelle Verbesserungen, einen politischen Machtwechsel oder bessere Gesetze. Das Problem in den Herzen der Menschen kann nur durch Gott und sein Wort und seinen Geist gelöst werden. Die Politik kann zwar die Symptome einer Gott hingegebenen Gesellschaft nachzubilden versuchen (intakte Familien, Rücksicht auf Benachteiligte, gerechte Rechtsprechung etc.), aber sie kann nicht an die Wurzel des Übels herangehen, das die Abweichung von diesen guten Dingen in der Vergangenheit verursacht hat und aufgrund der unveränderlichen Natur des Menschen auch wieder verursachen wird.

So ist jede politische Kraft mit entsprechendem Einfluß unter dem Druck, "gutes" von oben herab (d.h. durch die staatlichen Machtinstrumente) zu fördern, ungeachtet der bösen Natur der Menschen. Dieser Widerspruch kann nur mit zunehmender Energie aufrechterhalten werden. Es steigt nicht nur die Zahl der Straftaten, sondern auch der Prozentsatz derer, die sie begehen. Also muß mehr Kontrolle her, die jedoch mehr Frustration bei der kontrollierten Bevölkerung erzeugt und noch mehr Leute provoziert, sich als Opfer zu sehen - und statt der Allgemeinheit zu dienen dann doch lieber aufs eigene Wohl zu schauen und bei der Steuererklärung ein Auge zuzudrücken. Diese Abwärtsspirale ist durch keine Hierarchie zu beheben, sondern nur durch eine Beziehung zu Gott durch Jesus (die meist nach einer tiefen politischen Krise von mehr Menschen angestrebt wird als in Friedens- und Wohlstandszeiten). Eine Gruppe, die Jesu Bedrückung über unsere Städte teilt, sollte nicht Politik machen, sondern Menschen zu Jesus führen, die dann ihrerseits wieder Menschen zu Jesus führen. Nur so können unsere Städte umgekrempelt und gleichzeitig das Reich Gottes gebaut werden, das auch dann fortbesteht, wenn alles andere vergangen sein wird.

Welches Reich?

Wir sollen zuerst nach dem Reich Gottes trachten. Wenn wir dies tun, wird uns alles andere zufallen - auch die Obrigkeiten, die Gott zum Zwecke seiner Gnade oder seines Gerichts über uns gebraucht. Wenn wir uns um das Sichtbare sorgen und dabei sogar diejenigen für unser Unterfangen gewinnen wollen, die am unsichtbaren aber dennoch realen Reich Gottes bauen, wo ihnen ein Lohn im Himmel sicher ist, dann tun wir nicht den Willen Gottes.

Selbst hinsichtlich der Leiterschaft gibt uns die Bibel einige Grundlagen, die uns den klaren Widerspruch zwischen Politik und Bibel zeigen: In der Politik gewinnen stolze Reden und profitable Ideen. In der Bibel gewinnt Demut und gottgegebene, manchmal schwer zu ertragende Weisheit. In der Politik regiert die Mehrheit. In der Bibel einige Älteste, die vor Gott in einer hohen Verantwortung stehen. In der Politik braucht man ein Studium und viele Menschen, die gut von einem reden. Biblisch gesehen ist es ein schlechtes Zeichen, wenn man beliebt ist - und statt Bildung braucht man Integrität. Politik lebt von Kompromissen. Die Bibel ist ein absoluter Maßstab, der jeden Kompromiß zum Verrat macht.
daveshine hat geschrieben:aber ich erlebe halt in gemeinden oft, das schimpfen auf christen, die in diesem bereich eine berufung haben und das als ihren weg erkannt haben, die werden oft in ihren eigenen gemeinden "runtergeputzt", das ist sehr traurig.
Genau diese "Berufung" sehe ich aus o.g. Gründen mit Vorsicht. Wenigstens ist der darauffolgende Satz konsequent:
daveshine hat geschrieben:hier wünsche ich mir etwas mehr gelassenheit, und jawohl, "toleranz" bzw. respekt dieses dienstes (man muß ja nicht gleich zu allem applaudieren).
Unbiblisch - aber zumindest eine logische Konsequenz aus dem zuvor gesagten. Denn Toleranz ist wirklich der einzige Weg, wie wir einerseits unser Bekenntnis zu Jesus weiter in die Welt posaunen und andererseits unseren eigenen Willen durchsetzen können. Wenn einer sagt, er sei dazu berufen, (a) daß er um Anerkennung bei Menschen und damit - wie jede Partei - um die Gunst potentieller Wähler wirbt, (b) daß er Macht und Einfluß zu gewinnen sucht und (c) daß er Kompromisse zugunsten einer Konsensfindung eingeht, dann weiß ich nicht, welchem Gott dieser Mensch dient. Der Gott, der solche Berufungen austeilt, ist in der Bibel nicht zu finden.

daveshine
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Beitrag von daveshine »

hallo!

@andy:
deinem redeschwall und dem "auseinandernehmen" kann ich ehrlich gesagt nicht folgen.

andererseits sehe ich es auch als meine aufgabe an, zuerst botschafter (also evangelist) zu sein. mein politisches engagement ist da zuerst einmal ein job. ABER: es gibt da super thematische anknüpfungspunkte und kontakte zu menschen, wo man dann das evangelium mit anbringen kann. und bei abstimmungen usw. kann man versuchen, die im christlichen sinne zu beeinflussen. ich sehe das durchaus als eine gute chance an.

wenn ich hier die worte "berufung" und "toleranz" aussprach, so möge man nicht sofort drauf eindreschen, denn: "berufung" hat auch was mit beruf zu tun, mit profession, mit leidenschaft, etwas, was man gerne macht, wo man sich einbringt. ich meine das jetzt nicht unbedingt in dem sinne, daß das gottes auftrag an jemanden wäre. das gibt es natürlich auch.
aber es gibt auch die frage, was ist dein weg, dein platz in dieser welt, was ist gerade dran?
und "toleranz" habe ich herkömmlichen sinne des "erduldens" gemeint. erdulden von mitchristen, die andere vorstellungen haben als die eigenen. ich finde nichts schlimmes daran, dieses wort mal zu verwenden!
ungeachtet dessen, ist mir die "neue" bedeutung sehr wohl bewußt (bühne-buch etc.) aber das ist ein ganz anderes thema!


viele grüße, dave : )
Lobe den Herrn meine Seele.

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andy
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Beitrag von andy »

daveshine hat geschrieben:"berufung" hat auch was mit beruf zu tun, mit profession, mit leidenschaft, etwas, was man gerne macht, wo man sich einbringt. ich meine das jetzt nicht unbedingt in dem sinne, daß das gottes auftrag an jemanden wäre.
Aha. Nur ist es etwas bedenklich, wenn Christen 40 Stunden pro Woche mit etwas verbringen, was nicht Gottes Auftrag an sie ist und ihnen lediglich die finanziellen Mittel bereitstellt, mit denen sich die Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des hiesigen Lebens leisten können?!

Wie finden wir unseren Platz? Bibeltreu!
daveshine hat geschrieben:aber es gibt auch die frage, was ist dein weg, dein platz in dieser welt, was ist gerade dran?
Genau. Und da müssen wir Gott fragen und dürfen nicht danach schauen, ob es uns Spaß macht und wieviel wir dabei verdienen. Ein guter Anfangspunkt ist die Bibel. Dieser Thread handelt von einem an der Bibel ausgerichteten Leben, und da müssen wir uns den Tatsachen stellen: In die Politik zu gehen bedeutet, daß ich um die Gunst von Menschen werbe, daß ich mein Vorankommen durch Kompromisse suche und daß ich mich zwangsläufig mit meinem Namen für politische Ideale einsetze, an sie "glauben" muß und mich mit ihnen identifizieren muß. Vergleicht man dies mit den biblischen Richtlinien für ein gottgefälliges Leben, so wird man feststellen, daß dies kein Beruf für einen Christen ist - wie viele andere auch nicht.

Der Zweck und die Mittel
daveshine hat geschrieben:es gibt da super thematische anknüpfungspunkte und kontakte zu menschen, wo man dann das evangelium mit anbringen kann. und bei abstimmungen usw. kann man versuchen, die im christlichen sinne zu beeinflussen.
Dies könnte so wortwörtlich über so ziemlich jeder Anstrengung stehen, die seitens evangelikaler Werke unternommen wird, um mit zweifelhaften Methoden (z.B. Kooperation mit der kath. Kirche) angeblich Menschen erreichen zu wollen. Wenn dies ein gültiges Argument wäre, dann sollten wir vielleicht auch Christen haben, die in Yoga-Zentren und in Bordellen arbeiten. Und noch ein paar homosexuelle "Christen". All dies eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, um Menschen zu erreichen, die wirklich auf der Suche sind. Diese Extrembeispiele sollen zeigen: Nahezu jeder Kompromiß mit der Welt bietet neue Möglichkeiten, sich unerretteten Menschen anzunähern. Je weiter wir in die Sünde hineinrutschen, desto besser verstehen wir uns auf einmal mit den Sündern, die wir erreichen wollen. Nur: Dies ist NICHT der Weg der Bibel.

Das Beispiel Jesu

Jesus ging nicht zu den Sündern - sondern sie kamen zu ihm. Weil er anders war als alle anderen; weil er kompromißlos seinen Weg ging und Worte des ewigen Lebens hatte. Jesus hätte viel mehr Menschen erreichen können, hätte er sein "politisches Mandat" akzeptiert und sich nicht gewehrt, als die Juden ihn zum König ausrufen wollten. Doch sein Reich ist nicht von dieser Welt, und wir sollen uns nicht einbilden, daß sich dies heute geändert hätte - und daß es nun auf einmal Gottes Wille sei, daß wir nun unsere Kraft und Zeit und Gaben in diesseitige Politik stecken, deren Endresultate Gott ohnehin unabänderlich vorherbestimmt hat.

Vergebliche Mühe

Wie kann ein "christlicher" Politiker denn bitte die Politik "christlich beeinflussen"? Kennt er Gottes Willen? Ist es z.B. unbedingt Gottes Wille, Krieg zu verhindern? Es ist wiederum die Bibel, die voraussagt, daß Kriege kommen müssen. Oder daß der Homosexualität ein Riegel vorgeschoben wird? Gottes Wort sagt uns, daß die Erscheinung der Homosexualität Teil von Gottes Gericht ist. Oder die Gottlosigkeit in der Politik eindämmen? Gott selbst ist es doch, der die Zunahme der Gottlosigkeit in praktisch allen Lebensbereichen zuläßt, damit die Bosheit des Menschen offenbar wird und durch die immer offensichtlicher werdende Notwendigkeit einer Entscheidung zwischen Anpassung und Absonderung die Spreu vom Weizen getrennt wird. Und da wollen "christliche Politiker" dazwischenfunken? Was für eine traurige Zeitverschwendung...

Toleranz als "Erdulden"

Da eine politische Tätigkeit nur aufgrund der o.g. Sünden überhaupt funktionieren kann, ist es nicht angebracht, daß Gemeinden diese Vermischung von Wahrheit und Opportunismus "erdulden". Vielmehr sollten die Gemeinden denen, die sich leidenschaftlich für etwas einsetzen wollen, hilfreich zur Seite stehen und sie zu vollmächtigen Evangelisten heranreifen lassen. Saulus hatte eine enorme Leidenschaft für seine (religiös-)politischen Ziele, denen er ebenfalls "zur Ehre Gottes" nachjagte. Und doch verstand er Gottes Wesen überhaupt nicht, bis er in der Autorität Christi das Wort Gottes predigte. Bevor er sein Leben vollständig dem Wort Gottes unterordnete und zu keinem Kompromiß mehr bereit war, hat er nur Schaden angerichtet - obwohl er es doch so gut meinte und Gott gefallen wollte. Das Motiv ist eben nicht das einzig entscheidende, wenn das Wort Gottes nicht die Grundlage unserer Vorhaben ist.

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Pilger Andreas
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Beitrag von Pilger Andreas »

Politiker zu sein ist doch nicht von vornherein unmoralisch. In vielen Betrieben werden ungesetzliche Mittel angewandt, eben da ist es für uns Christen die Pflicht, Gottes Wort höher zu achten als Menschenwort und Dinge nicht zu tun, wenn sie der Arbeitgeber verlangt, wenn sie gegen Gottes Gebot verstoßen.

Andy bist Du so konsequent und lehnst jede ärztliche Hilfe ab? Ärzte nehmen z.B. Abtreibungen vor! Sie haben ein falsches Weltbild, denn sie behandeln nur die Symptome, denn letztendliche Ursache für Krankheit und Tod ist die Sünde. Sie können uns nicht wirklich helfen, denn den letzten Feind, den Tod, können sie nicht besiegen.

Ihr Ärzte entschuldigt, daß ich pauschalisiere und ich nehme Eure Hilfe gern in Anspruch. Ich möchte nur Andy zeigen, daß es verkehrt ist einen Berufszweig zu diffamieren, der genauso seine Daseinsberechtigung hat, auch unter Christen, wie nahezu jeder andere.

Gruß
Andreas

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andy
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Beitrag von andy »

Beruf ist nicht gleich Beruf

Es geht nicht darum, einen Berufszweig zu diffamieren. Ich habe zuvor im Thread über Anpassung und Psychologie eindeutig gesagt, daß Ärzte gute Dienste leisten, wenn es um die körperliche Gesundheit geht. Da hier mechanischer Verschleiß und biochemische Prozesse Leiden verursachen, die bestimmten Mustern folgen, ist es doch logisch, daß man dem mit Dingen entgegentritt, die erfahrungsgemäß helfen. Auch Rost am Auto und jeder andere Verfall ist eine Konsequenz der Sünde, doch deshalb werde ich es mir nicht nehmen lassen, eine solche Stelle mit Rostumwandler zu behandeln, um den Verfall zumindest zu verlangsamen. Problem der Politik ist nicht der vergebliche Versuch, die Symptome der Sünde zu bekämpfen, sondern die Tatsache, daß die Politiker aufgrund der Natur ihrer Tätigkeit zur Sünde gezwungen sind und dieses Verhalten anderen zum Vorbild geben. Darauf gehe ich weiter unten detaillierter ein.

In der Diskussion um Berufe und die Aussage, bestimmte Berufe basierten auf unbiblischen Prinzipien, geht es um Berufe, die auf mit der Bibel unvereinbaren Grundlagen basieren. Schade, wenn Du Ärzte kennst, die ihre Weltanschauung zur Grundlage ihres Praktizierens machen - ich arbeite im Gesundheitswesen und kann dies nur sehr vereinzelt beobachten. Ein Arzt hat nicht das Ziel, den Zustand der Menschheit insgesamt zu verbessern (das wäre biblisch gesehen unsinnig, da hast Du recht), sondern bestimmte Leiden zu lindern, wo mit der Bibel vereinbare Lösungen bekannt sind. Ein Arzt muß niemandem den Glauben vermitteln, daß der Arm wieder zusammenwächst; der Arm tut es halt, weil Gott es so vorgesehen hat - während ein Politiker nur dann überhaupt Politik machen kann, wenn er den Glauben daran vermittelt, es gäbe für ein Problem eine Lösung, die mehrheitsfähig sein könnte.

Sünde als Randerscheinung oder Sünde als Basis?
Pilger Andreas hat geschrieben:Politiker zu sein ist doch nicht von vornherein unmoralisch. In vielen Betrieben werden ungesetzliche Mittel angewandt, eben da ist es für uns Christen die Pflicht, Gottes Wort höher zu achten als Menschenwort und Dinge nicht zu tun, wenn sie der Arbeitgeber verlangt, wenn sie gegen Gottes Gebot verstoßen.
Da hast Du recht. Aber es macht einen Unterschied, ob es unbiblische Randerscheinungen sind, oder ob die Grundausrichtung ein unbiblisches Ziel verfolgt. Wenn ich in einem Malerbetrieb arbeite, dann gerate ich eventuell in Probleme, weil mein Arbeitgeber verlangt, daß ich mehr Stunden aufschreibe, als ich tatsächlich gearbeitet habe. Das Problem ist jedoch lösbar (wenn der Arbeitgeber einsichtig ist) - denn auch ohne Schummelei kann man genug verdienen und es ist nichts unbiblisches daran, daß man Wände wieder schön und neu aussehen läßt. Die Schummelei ist in keiner Weise eine notwendige Voraussetzung dafür, daß das erklärte Ziel (durch Anstreichen von Wänden Geld zu verdienen) erreicht wird.

In der Politik hingegen ist unchristliches Verhalten (Sünde) einer der notwendigen Faktoren, um überhaupt das angestrebte Ziel erreichen zu können. Politik basiert darauf, die Gunst der Wähler zu suchen, Leute von sich zu überzeugen und sich stets im besten Licht zu präsentieren. Desweiteren ist Politik nicht möglich ohne den Versuch, die öffentliche Meinung zu lenken und Kompromisse anzustreben, die Gott ein Greuel sind. Wir denken manchmal, daß es das wert ist, sich dafür einzusetzen, daß der Antragsprozeß für eine Abtreibung erschwert wird. Aber das ändert erstens nichts daran, daß unerwünschte Kinder am Ende doch mit Worten getötet werden - weil die Politik keinerlei Einfluß auf das Herz des Menschen hat... und zweitens halte ich es für Sünde, nach einer "Einigung" ein Papier zu verabschieden, daß aussagt, Abtreibung sei unter bestimmten Umständen eben doch erlaubt. Und solches ist der Job eines beliebigen Politikers.

Wenn Du also schreibst, "Politiker zu sein ist doch nicht von vornherein unmoralisch", dann ist dies nicht korrekt. Wenn Du mir einen einzigen Politiker zeigen könntest, der nicht auf sein Image und die Meinung anderer achtet, dann wäre das schon eine sehr bemerkenswerte Ausnahme. Schade nur, daß er dann genaugenommen gar kein Politiker wäre:

Die Natur der Politik
Wikipedia hat geschrieben:Politik hat naturgemäß mit Machteinfluss zu tun, [...] Politik im Staat ist erst dadurch möglich, dass der Staat die wesentliche Machtfunktion inne hat (Machtmonopol) und die Menschen durch die erzwungene Teilnahme am Staat bindet. Der Erfolg dieser Politik misst sich im Ansammeln von Macht (zum Beispiel Wählerstimmen). [...] Die Unterscheidung der theoretischen Kernelemente ist eine weitere Möglichkeit, den Begriff Politik genauer zu bestimmen. Politik ist danach der Vorgang und das Ergebnis eines Ringens um Legitimität (siehe auch die Legitimitätsbegriffe bei Max Weber), Souveränität, Autorität und Macht.
Wenn dies zutrifft (was ich glaube), dann ist Poltik in einem demokratischen Kontext als Ansammlung von Macht und Legitimität durch die Anhäufung von Gunst seitens der Wähler zu verstehen. Daß dies nicht biblisch ist, dürfte klar sein. Bei Menschen beliebt zu sein, ist ein Zeichen dafür, daß man die Wahrheit zugunsten seines Ansehens kompromittiert hat - denn die Wahrheit ist aufgrund ihrer biblischen Definition niemals schmackhaft für die Allgemeinheit.

Dein Vegleich mit "vielen Betrieben" hinkt also schon daher, daß ein Betrieb Waren oder Leistungen in den Markt einbringen kann, ohne daß hierzu zunächst eine weltliche Beurteilung seitens der Allgemeinheit darüber befinden muß, ob er überhaupt gewollt ist. Betriebe werden am Resultat gemessen und hängen von diesem ab. In der Politik wird man am Image gemessen, so daß man allein durch populäres Auftreten weit nach oben gelangen und viel Macht an sich ziehen kann, ohne daß man je die Resultate seiner Ideen hätte präsentieren müssen. Nichts, was die Politiker auf hoher Ebene einführen, ist je im kleineren Rahmen in gleicher Weise getestet worden: Man profitiert in der Politik allein von der Werbung und davon, wie gut man sich "verkauft" hat, d.h. wie gut man sich der Meinung der Mehrheit oder zumindest eines substantiellen Teils der Bevölkerung angepaßt hat, so daß sich das Volk "repräsentiert" fühlt. Du übersiehst einen wichtigen Punkt: Es geht in der Politik nicht darum, die Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens durch Einbringung eigener Ideologien zu verbessern - sondern darum, möglichst genau das zu sagen, wam den Willen der Mehrheit entspricht, damit diese möglichst wahrheitsgemäß repräsentiert wird. Alles andere ist Manipulation und widerspricht der demokratischen Grundordnung, auf der unser Staat verfassungsgemäß beruht.

Von daher klingt es zwar sehr schön, wenn Du sagst, "da ist es für uns Christen die Pflicht, Gottes Wort höher zu achten als Menschenwort". Nur welcher Christ geht denn bitteschön in einen Beruf, in dem es fast ausschließlich darum geht, sich nach dem Menschenwort (d.h. der Meinung der Mehrheit) zu richten, dieses auf politischer Ebene zu repräsentieren und den Willen des Volkes zu tun, von dem wir von der Bibel her völlig eindeutig gesagt bekommen, daß es dem Willen Gottes diametral entgegenläuft. Mit einem Chef hat man natürlich auch solche Probleme... doch es ist durchaus möglich ist, sich mit einem einzelnen Vorgesetzten prima zu einigen - während das gegenüber dem Willen eines Volkes nicht möglich ist, ohne seine eigene eigene Position vollständig an den Nagel zu hängen.

A.Morgen
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Beitrag von A.Morgen »

andy hat geschrieben:
daveshine hat geschrieben:Aha. Nur ist es etwas bedenklich, wenn Christen 40 Stunden pro Woche mit etwas verbringen, was nicht Gottes Auftrag an sie ist und ihnen lediglich die finanziellen Mittel bereitstellt, mit denen sich die Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des hiesigen Lebens leisten können?!
Soll das jetzt heißen, das es gegen Gottes Willen verstößt, wenn ein Christ arbeiten geht ??! $:?

Grüße

Arno
...der nehme sein Kreuz auf sich...

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andy
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Beitrag von andy »

Hallo Arno - und alle anderen...

Nein, arbeiten gehen kann man natürlich. Aber ich kann z.B. die Aussage nicht leiden, Gott habe jemandem so einen klasse Job gegeben - wenn diese Aussage nicht auch biblisch geprüft wird. Oft erlaubt Gott, daß uns in der Welt äußerst schmackhafte Angebote gemacht werden - um uns zu prüfen. Zu selten bemerken wir, daß wir hier Verträge mit Leuten unterschreiben, die uns unsere Kreativität und Energie für ihre Zwecke rauben wollen. Wenn dann außerhalb der Arbeit keine Kraft mehr da ist, um noch wirklich für die Familie und die Gemeinde da sein zu können, und wenn man fürs Bibelstudium und konzentriertes Gebet keine Zeit oder Kraft mehr hat, dann ist man eindeutig nicht dem Ruf Gottes gefolgt, sondern hat sich durch Geld- und Karriere-Aussichten blenden lassen. Da sollten wir alle mehr drauf achten, denke ich.

Zwei Arten von Berufen

Gleichermaßen gibt uns die Bibel viele Leitlinien fürs Leben, und anhand dieser Leitlinien können wir auch potentielle Jobs beurteilen. Wenn ein Job daraus besteht, daß man etwas produziert oder instandsetzt, etwas organisiert oder was auch immer, dann wird man dafür bezahlt, etwas praktisches zu tun. Das finden wir in der Bibel überall, daß Menschen ihre Arbeitskraft einsetzen, um ihre Familie zu ernähren. Auch in geistlichen "Berufen" finden wir in der Bibel Menschen, die der Gemeinde dienen, und wo die Gemeinde für ihren Lebensunterhalt aufkommt.

Schwierig wird es in all jenen Berufen, wo wir für die Dauer unserer Arbeitszeit unseren Kopf (Geist und Seele) vermieten - wo wir also unsere Energie dafür einsetzen, daß ideologische oder gar geistliche Ziele erreicht werden. Dies gibt es durchaus nicht nur in der Politik, sondern auch in vielen anderen Berufen. Diese Berufe haben alle eins gemeinsam: Daß ich im Berufsleben ein anderer Mensch bin als im wirklichen Leben; wo ich mich also "verstellen" muß, um in das Raster einer "corporate culture" hineinzupassen und wo ich zwischen 9 und 17 Uhr meine eigene Erkenntnis von Gut und Böse dem unterordne, was die Firma pauschal als ihre Strategie beschlossen hat.

Also sind dies Berufe, wo man nicht nur für schlechte Leistung im Rahmen meßbarer Produktion oder Dienstleistungen gefeuert wird, sondern oft für einen Mangel an Loyalität gegenüber den Zielen des Unternehmens. Auf gut Deutsch: Berufe, wo man an die Ziele der Firma "glauben" muß, wo man sich mit dem Geist der Firma eins macht und wo man sich mit diesem Gebilde so weit identifizieren soll, daß keine persönlichen Einflüsse mehr die Leistung beeinträchtigen können. Eine "professionelle" Haltung wird erwartet, in der das persönliche Gewissen idealerweise ausgeschaltet werden soll, um so zu verhindern, daß das ganze Unternehmen dadurch ausgebremst wird, daß bei jedem Kurswechsel erst einmal jeder für sich selbst entscheiden will, ob er mit dieser neuen Strategie einverstanden ist.

Kein gemeinsames Joch
Paulus hat geschrieben:Ziehet nicht am gleichen Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? (2. Korinther 6:14)
Es ist also wichtig, daß wir nicht mit dem Ungläubigen "unter ein Joch" gehen - also in ein Verhältnis, in dem unsere Entscheidungen auch in persönlichen Gewissensfragen vom Arbeitgeber mitgetroffen werden und wir unweigerlich im Kompromiß landen. Wir sollten lieber fest stehen und sagen: Ich vermiete meinem Arbeitgeber für 40 Stunden die Woche meine Arbeitskraft, aber nicht meinen Geist. Mit dem kann Gott zwar auch in meiner Arbeit wirken, und manches Mal wird dies positive Auswirkungen für mich und meine Kollegen haben - aber ich habe ihn Jesus gegeben und betrachte ihn insofern nicht mehr als mein eigenes Eigentum. Wenn also ein Arbeitgeber will, daß ich mich mit irgendwelchen humanistischen Philosophien identifiziere (die bei vielen globalen Unternehmen direkt mit dem Arbeitsvertrag verknüpft sind), dann kann uns so etwas gestohlen bleiben. So einen Unsinn unterschreibe ich auch dann nicht, wenn es viel Geld oder Erfolg bringen würde... denn mein Gott haßt sowas :o)

daveshine
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Beitrag von daveshine »

hallo!

@andy:
auf den rest von dir will und kann ich nicht eingehen.
das ist mir realitätsfremd und zu perfektionistisch. wenn du alle so einkategorisierst, wie kommst du dann überhaupt mit anderen "geschwistern" aus?
andy hat geschrieben:Aha. Nur ist es etwas bedenklich, wenn Christen 40 Stunden pro Woche mit etwas verbringen, was nicht Gottes Auftrag an sie ist und ihnen lediglich die finanziellen Mittel bereitstellt, mit denen sich die Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten des hiesigen Lebens leisten können?!
wie gesagt, das ist ein _ehrenamtlicher_ job *), da gibt's keinen zent für! (im gegenteil: fahrgelder usw. - da geht mitunter einiges drauf). aber die menschen usw. sind es mir wert!
woher willst du wissen, daß es nicht gottes auftrag ist? etwa von deiner definition von politik oder weil das sowieso alles "sündig" ist?
spricht aus dir der neid, wenn du hier "annehmlichkeiten" ausführst?

nur noch eine letzte frage: warum schickt dann johannes der täufer die soldaten weiter in ihren "dienst" und verbietet ihnen nicht das "soldatensein"?

sorry, ich glaub das ist ein aussichtsloses feld mit politik hier in *diesem* forum. da wird es keinen milimeter bewegung geben. trotzdem traurig, was es so für meinungen gibt. da fällt einem das tolerieren (erdulden) wirklich nicht leicht! aber gut, so ist es - besser: sind wir - nun mal.
jesus hat _diese_ ganze last schon auf sich genommen.


viele grüße, david :)


*) job im sinne: es gibt da was zu tun!
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andy
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Beitrag von andy »

Ich habe meine zunächst hier veröffentlichte Antwort zurueckgezogen... war etwas lieblos und enthielt nichts wirklich neues. Manchmal muss man da den Drang des Fleisches erkennen, sich in ein bestimmtes Licht zu ruecken. Da dies jedoch Teil genau dessen ist, was ich hier kritisiert habe, sollte ich wohl lieber ganz lieb ruhig sein und daveshine und allen anderen, die dies lesen, eine gesegnete Woche wuenschen. Manchmal ist Zeit fuer eifrige Diskussionen, aber manchmal ist eben Zeit, innezuhalten, stille zu werden, und zu wissen, dass unser Gott der Herr ist. Im Eifer des Gefechts verliert man hin und wieder aus den Augen, was wirklich wichtig ist. Ich bitte um Vergebung, wo ich diesen Punkt nicht bemerkt (oder verdraengt?) habe und meinte, ueber das Konstruktive hinaus meine weitgehend irrelevante Meinung verbreiten zu mussen. :o)

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