Christus ist das ENDE der Offenbarung Gottes

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Moderator: Jörg

Dirkpähler
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Beitrag von Dirkpähler »

joasch hat geschrieben: Inspiriert sind die Originale der Heiligen Schrift, nicht aber deren Abschriften. Bei diesen haben sich im Laufe der Jahrhunderte nachweislich immer wieder Fehler eingeschlichen, ohne daß jedoch dadurch der Wortlaut des Originals jemals ernsthaft gefährdet gewesen wäre. Durch Vergleich der verschiedenen Handschriften kann man in der Regel recht schnell feststellen, was zum biblischen Originaltext gehört und was nicht. Wenn ich die Echtheit von Markus 16,9-20 in Frage stelle, dann deshalb, weil die ältesten und besten Handschriften diese Worte nicht enthalten. Bibeltreue bedeutet nämlich nicht nur, Kürzungen des Wortes Gottes abzulehnen, sondern auch Hinzufügungen! Siehe 5.Mose 4,2; 13,1; Sprüche 30,5+6; Offenbarung 22,18+19.

Sehe ich als Buchhändler genauso.
In der Ausbildung haben ich einen kleinen Einblick in die Bearbeitung Historischer Texte bekommen. Die Bibel wird genauso behandelt (wissenschaftlich gesehen) wie andere Historische Texte.
Meistens existieren die ursprünglichen Schriften nicht mehr, aber es exestieren noch Abschriften. Forscher vergleichen die verschiedenen Handschriften miteinander und stellen somit den urspünglichen Text wieder herraus. Denn so viele Fehler kann es überhaubt nicht geben das der eigentliche Text total verändert worden ist.
Die heutige Bibel ist zu 98% identisch mit den ursprünglichen Texten(egal ob Nestle Aland oder Textus Receptus) die restlichen 2 % beinhalten unter anderem andere Lesearten (verschieden Worte haben dieselbe Bedeutung -> im deutschen werden z.B. für die gr. Worte philea und agape nur das Wort Liebe verwendet, was eigentlich nicht korrekt ist.) oder sind hinzufügungen oder streichungen im Laufe der Generation.
Zum Beispiel habe ich in einem Berich gelesen, das das "Comma Johanneum" nur in den ersten Schriften des Textus Receptus verwendet wird, in späteren aber nicht. Bibelausleger (nicht nur MacArthur) sind sich z.B. darüber einig, das z.B. Joh. 8,1-11 ursprünglich nicht zum Johannes -Evangelium gehört haben soll, genauso wie Markus 16 9-20 - aber Gott hat es zugelassen das diese Texte in Seiner Bibel drinstehen.
Ich persönlich liebe die Schlachter2000 und die rev.Elberfelder Bibel, sie gehören zu den genauesten Bibelübersetzungen die der deutsche Markt zu bieten hat. Die kommunikativen Übersetzungen (z.B. Hfa, Gute Nachricht usw.) sind im höchstfall Lesebibeln, Kinderbibel oder Einstigsbibeln (wobei ich immer dazu Rate nach einer kleinen Weile doch zu einer Konkordanten Übersetzung zu Wechseln). Aber selbst sie können nur 98% von dem Wiedergeben was in den ursprünglichen Texten stand.
Wir können Gott dankbar sein, dass er die Abschriften bewahrt hat. Immer wieder werden Textfragmente gefunden die bestätigen, dass der Text den wir heute haben soweit stimmig ist. Ich hab schon Artikel gelesen, dass Forscher der Meinung waren das neue Textfragmente die aktuelle Bibel infrage stellen würden. Doch jedesmal ergab sich, das der Bibeltext den wir heute zur verfügung haben bestätigt wurde.

(Zur Beruhigung, die 2% sind so verschwindent gering, das wir uns schon auf unsere Bibeln verlassen können).

In Liebe
LG
D.

Und ein schönen und gesegneten Sonntag
$:D $:D $:D $:D $:D

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andy
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Beitrag von andy »

H.W.Deppe hat geschrieben:Der von andy gebrachte Hinweis auf Mt 10,19 ("es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt") ist ganz sicher kein Beleg für ein über die Zeit der Apostel hinausgehendes Offenbarungsreden Gottes. Denn diese Aussage Jesu richtet sich ja gerade konkret an die Apostel und kann nicht einfach darüber hinaus verallgemeinert werden.
Diese Stelle war, wie aus dem Kontext meines Beitrags m.E. klar zu erkennen ist, eben gerade NICHT als Hinweis auf ein Offenbarungsreden Gottes in nachapostolischer Zeit gedacht - sondern lediglich als eine von vielen Stellen, aus denen hervorgeht, daß Gott durch Menschen redet, ohne daß dies eine "Offenbarung" sein muß, sondern daß dies durchaus auch anderen spezifischen Zwecken dienen kann. In welcher Zeit dies stattfindet, das ist eine andere Frage.

Schwierig finde ich die Haltung, daß wir Jesu Worte nicht auf uns beziehen sollen, nur weil er sie damals exklusiv an seine Apostel richtete. Dies trifft auf einen derart großen Anteil der Worte Jesu zu, daß wir - wenn diese Haltung konsequent weiterentwickelt würde - am Ende die für uns definitiv gültigen Jesus-Zitate auf anderthalb DIN A4-Seiten unterbringen könnten. Natürlich gibt es einige Dinge, die klar zeitlich fixiert und/oder personengebunden sind. Aber die von mir zitierte Passage gehört sicherlich nicht dazu. Denn daß uns Jesus in schwierigen Situationen durch seinen Geist die richtigen Worte gibt und uns in unserer Schwachheit durch seinen Geist zu einem mächtigen Zeugnis gegenüber der Welt verhilft, das ist ebenso unvergänglich wie sein ebenfalls ausschließlich an seine Jünger gerichtetes Versprechen, daß er bei uns sein werde bis zum Ende der Welt.

Wer entscheidet eigentlich, welche Worte Jesu gegenüber seinen Aposteln nur ihnen galten, und welche "darüber hinaus verallgemeinert" werden dürfen? Das kann sicherlich nicht die Aufgabe selbsternannter "Experten" sein... da muß es doch einen objektiveren Maßstab geben? ;o)

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

andy hat geschrieben:Wer entscheidet eigentlich, welche Worte Jesu gegenüber seinen Aposteln nur ihnen galten, und welche "darüber hinaus verallgemeinert" werden dürfen? Das kann sicherlich nicht die Aufgabe selbsternannter "Experten" sein... da muß es doch einen objektiveren Maßstab geben? ;o)
Genau - einen objektiven Maßstab brauchen wir dafür. Und den liefert die Schrift selbst. Aus dem Text und seinem Zusammenhang können wir entnehmen, ob sich der Herr an die Apostel, an seine damaligen Jünger, an seine Jünger allgemein oder an alle Menschen allgemein (oder an die Pharisäer oder oder oder) richtete. Und genau so ist der Text gemeint. Natürlich ist die ganze Schrift zu unserer Belehrung und Erbauung. Bei Aussagen des Herrn, die nur seinen Aposteln gelten, sehe ich spontan drei Aspekte, die uns betreffen:
1.) Die historische und lehrmäßige Wahrheit des Wirkens Jesu (z.B. "keine Tasche auf den Weg mitnehmen noch Sandalen" Mt 10,11 etc).
2.) Die Zurüstung der Apostel für ihren Dienst an uns durch Lehre, Anweisungen und Verheißungen (z.B. die Verheißung, der Hl. Geist werde die Apostel in die ganze Wahrheit leiten - eine für uns sehr wichtige Aussage).
3.) Allgemeine Grundsätze, die sich daraus ableiten lassen, z.B. "Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dir fällt ein, dass dein Bruder etwas gegen dich hat ..." Heute haben wir keinen buchstäblichen Altar und der Herr richtete sich an die damaligen Juden (insbesondere seine Jünger Mt 5,1), aber der Grundsatz für uns heute ist klar.

Fazit: Alles eine Frage einer gesunden Hermeneutik, nämlich einer Sola-Scriptura-Hermeneutik. Ich glaube nichts ist heute nötiger als das. Nichts darf unsere Schriftauslegung bestimmen als nur die Schrift allein - keine menschlichen Regeln und vor allem keine vorgefassten Meinungen, Traditionen und Lehrsysteme.

Gruß, Werner

C.K.
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Beitrag von C.K. »

H.W.Deppe hat geschrieben: Fazit: Alles eine Frage einer gesunden Hermeneutik, nämlich einer Sola-Scriptura-Hermeneutik. Ich glaube nichts ist heute nötiger als das. Nichts darf unsere Schriftauslegung bestimmen als nur die Schrift allein - keine menschlichen Regeln und vor allem keine vorgefassten Meinungen, Traditionen und Lehrsysteme.
Ein dreifaches Amen dazu :!:

In der Praxis erweist sich dies allerdings manchmal als äusserst schwierig - menschliche Denksysteme sind so hartnäckig, dass sie kaum auszurotten sind - Ärger als irgendwelches Unkraut. Um das eigene Denksystem (das manchmal einfach nur als Prägung da ist, ohne detaillierte Kenntnis resp. Möglichkeit der exakten Beschreibung desselben) aufzubrechen, ist es hilfreich, wenn man sich die Auffassung bzw. Auslgegung verschiedenster Richtungen anschaut und sie anhand der Bibel prüft. Da erlebt man manches Aha-Erlebnis. :wink:
SOLI DEO GLORIA!

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andy
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Beitrag von andy »

H.W.Deppe hat geschrieben:Genau - einen objektiven Maßstab brauchen wir dafür. Und den liefert die Schrift selbst.
Amen dazu - und ich stimme mit Dir auch darin überein, daß wir auch durch diejenigen Anweisungen, die nur bestimmten Personen galten, den Charakter Gottes näher kennenlernen können und daraus wiederum wertvolle Rückschlüsse ziehen sollen, wie Gott über bestimmte grundsätzliche Dinge denkt (z.B. das Sandalenbeispiel und die darin zum Ausdruck kommende Tatsache, daß wir von Gott allein abhängig sein sollen und nicht um unser eigenes Wohl und unsere Versorgung besorgt sein sollen).
C.K. hat geschrieben:In der Praxis erweist sich dies allerdings manchmal als äusserst schwierig - menschliche Denksysteme sind so hartnäckig, dass sie kaum auszurotten sind [...]
Das ist wahr - und während dies unter Christen zeitweise erkannt wird, geraten manche dann in den entgegengesetzten Strom, der besagt, wir müßten alles althergebrachte über den Haufen werfen und Gott ganz neu definieren... seufz... das Wort und den Geist Gottes brauchen wir...

mike
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Beitrag von mike »

Hallo H.W.Deppe

du hast folgendes geschrieben:
Genau - einen objektiven Maßstab brauchen wir dafür. Und den liefert die Schrift selbst. Aus dem Text und seinem Zusammenhang können wir entnehmen, ob sich der Herr an die Apostel, an seine damaligen Jünger, an seine Jünger allgemein oder an alle Menschen allgemein (oder an die Pharisäer oder oder oder) richtete.
Mit deiner Aussage provozierst du folgende These: Apostel Paulus schrieb alle Briefe immer an eine spezielle Gemeinde. Würde man das von dir oben zitierte nun auf diese Briefe anwenden, könnte man ausser der Offenbarung und den 4 Evangelienberichten den Rest aus dem NT streichen, da die restlichen Bücher an eine damalige, bestimmte Gemeinde gerichtet wurde!!! Das kann wohl nicht dein Ernst sein oder?

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Ich muss dich enttäuschen - es kommt noch schlimmer: Auch das Buch der Offenbarung ist an sieben konkrete historische Ortsgemeinden gerichtet. Und auch die Evangelien haben ihren historischen Empfänger(kreis).
Tatsächlich ist es bei gesunder Auslegung immer wichtig zu berücksichtigen, wer die Empfänger sind. Das ist eine Regel, die einfach untrennbar zum Wesen von Sprache gehört. Gott hat sich über sprachliche Botschaften offenbart, und Sprache hat per Definition stets einen Urheber, einen Inhalt und einen Empfänger (und jede Aussage hat einen internen und einen externen Kontext - soviel zur Sprachwissenschaft). Das alles muss beachtet werden, um die vom Urheber beabsichtigte Bedetung richtig zu verstehen. Das gilt einfach für jede sprachliche Äußerung, ob in der Bibel, bei Cicero, Kant oder Merkel. Sonst geben wir das Wesen von Sprache und damit unsere eigene klare Kommunikationsfähigkeit auf.
Die Bibel soll für uns ja gerade die *objektive* Wahrheit Gottes sein. Deshalb dürfen wir nicht subjektiv an sie herangehen nach dem postmodern-pluralistisch-relativistischen Motto "Was hat dieses Wort *mir* zu sagen?" Die Frage muss lauten: "Was sagt es objektiv und allgemeingültig?"

Zurück zu den Lehrbriefen und dem Rest des NT: Gerade in den Briefen fällt ja ein großer Teil unter die Kategorie "allgemeine Lehraussagen und nicht auf die Empfänger eingeschränkt." So ist z.B. der Römerbrief eine ganz objektive umfassende, von den Empfängern nahezu unabhängige Darlegung des Evangeliums und somit für uns eine wunderbare systematische Lehroffenbarung Gottes, die abgesehen von den letzten beiden Kapiteln nahezu eins zu eins uns gilt.
Bei anderen Lehrbriefen muss unbedingt der historische Hintergrund beachtet werden, der aber auch klar aus der Schrift selbst hervorgeht. Das gilt für Korrkektur- und Notfallbriefe wie 1. Korinther und Galater. Berücksichtigen muss man das wie gesagt für die *Auslegung*, d.h. für das Erklären der Bedeutung des Geschriebenen (vgl. Neh 8,8). Die Offenbarung Gottes besteht ja gerade in der objektiven Bedeutung, und nicht in einem subjetiven, relativistischen Empfinden, was so oft völlig neben der Bedeutung liegt.

Beispiel: Ein Gläubiger gewöhnte sich schlagartig das Rauchen ab, nachdem er in der Bibel gelesen hatte, dass im Himmel auch das gebunden sein wird, was auf der Erde gebunden ist. Er verstand das so, wenn er auf der Erde ans Nikotin gebunden ist, werde er das auch im Himmel sein. Nun, es ist schön, dass der Bruder sich das Rauchen abgewöhnt hat, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er den Sinn der Schriftaussage völlig falsch verstanden hatte und sein Verständnis nicht der Offenbarung Gottes entsprach.
Ein anderer fühlte sich von Gott geführt, eine Arbeitsstelle in den Bethel-Anstalten in Bielefeld anzunehmen, nachdem er gelesen hatte: "Ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst." Nunja ...
Es wird auch niemand bei der Lektüre der Timotheusbriefe sich berufen fühlen, Paulus' Mantel zu suchen und diesen nach Troas zu befördern. Woher nehmen wir uns also die Autorität, Einzelaussagen, die eindeutig in einer historischen Situation an bestimmte Empfänger gerichtet sind, eins zu eins auf uns zu übertragen? Das hat imho eher mit pfingstlerischer (oder auch pietistischer) Schwärmerei zu tun als mit gesunder Auslegung.

Nicht ganz fair finde ich deine Behauptung, dieser Grundsatz würde in der Konsequenz dazu führen, großte Teile aus dem Wort Gottes zu streichen. Ich habe in meinen Beiträgen in diesem Thread doch zur Genüge gezeigt, wie wichtig mir die gesamte Offenbarung Gottes in der gesamten Schrift ist. Nochmal: "Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt."

Beachte den Absolutheitsanspruch: die *ganze* Bibel ist *völlig* ausreichend. Wir brauchen die *ganze* Schrift und *nur* die Schrift. Das ist Sola Scriptura. Und Sola-Scriptura-Hermeneutik heißt, wie oben gesagt, die Schrift auch nur mit der Schrift auszulegen (unter Wahrung des Wesens von Sprache) und bei dem zu bleiben, was dort steht, und keine leichtfertigen "Übertragungen auf uns" zu machen, die von der Bibel selbst her nicht begründet sind.

Ich halte es sogar für eine armselige Einstellung, den objektiven Sinn des Wortes Gottes zu verkennen und zu behaupten, Teile könnten aus der Bibel gestrichen werden, wenn sie nicht direkt eins zu eins uns gelten. Wie kann man mit dieser Einstellung Freude am Wort Gottes, an der Offenbarung Gottes in der Geschichte, haben? Ist das nicht eine ziemlich egozentrische Herangehensweise, die Gottes großartigen Heilsplan und sein historisch einmaliges Heilswerk (und damit letzlich die Fakten des Glaubens) diskreditiert?

Gruß, Werner

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

Hallo mike,

nun siehst Du, wohin es führt, wenn man biblische Aussagen nicht anerkennen will. Man versucht sie einfach auf eine bestimmte Empfängergruppe zu limitieren.
Wer ehrlich und objektiv die Bibel ließt, wird erkennen, dass dies unbiblisch und nichts weiter als eine weitere Lehrmeinung ist.

Diese unseelige Bibeldeutung nennt sich "Dispensationalismus"
siehe auch http://www.hauszellengemeinde.de/dispen ... ismus.html

Gruß
Michael

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

MichaelM, deine Aussage zeugt mal wieder von deiner Unkenntnis. Weder die gesunde Hermeneutik noch ich haben etwas mit dem Dispensationalismus zu tun, im Gegenteil distanziere ich mich ausdrücklich von der von J.N. Darby eingeführten Sonderlehre des Dispensationalismus. (Dazu wäre ein neuer Thread nötig.)

Mir scheint, du hast mich auch überhaupt nicht verstanden. (Klassische)Dispensationalisten leugnen z.B. die Gültigkeit der Bergpredigt für die Jetztzeit. Im Gegensatz dazu glaube ich, dass die Bergpredigt sehr wohl jetzt gültig ist, nur für eine exakte Auslegung muss man die tatsächlichen Empfänger berücksichtigen. So habe ich weiter oben bereits an dem Beispiel mit dem Altar gezeigt, dass sich das zwar nicht buchstäblich auf uns bezieht, aber der grundsätzliche Wille Gottes für uns darin klar geoffenbart ist.

Außerdem bist du es, der biblische Aussagen nicht anerkennen will - z.B. aus der Bergpredigt. Das ist in deiner an anderer Stelle geführten Diskussion über Selbstbefriedigung, deren Sündhaftigkeit du abstreitest, ja nur zu offensichtlich geworden.

Bzgl. Objektivität möchte ich euch noch mit einem Beispiel herausfordern. Die Schrift sagt, "Bleibe bei dem, was du gelernt hast" (2Tim 3,15). Welche Bedetung entnimmt man dem, wenn man - wie Michael schreibt - "die Bibel ehrlich und objektiv liest"? Ich war früher Katholik, hätte ich diesem Schriftwort zufolge also Katholik bleiben sollen?

Gruß, Werner

mike
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Beitrag von mike »

Hallo H.W.Deppe

danke für deine Ausführungen.

Die Formulierung, dass der Rest aus der Bibel gestrichen werden soll, ist ein Formulierungsfehler. Ich meinte natürlich, dass dann nur die Evangelien für alle geschrieben ist. Die Bibel ist so wie sie ist, und es darf natürlich weder etwas hinzu- noch weggenoommen werden.

Das mit dem objektiven Auslegen ist so ne Sache, welche immer wieder zu Streitigkeiten führt. Ist die Frauenfrage nun an die Korinther oder an die Epheser gerichtet. Gilt das heute noch. Die einen sagen, gemäss den historischen Gegebenheiten galt das den Frauen von damals; andere wiederum verneinen die Kultur, historische Hintergründe und die Sprachwissenschaft und meinen das gilt heute noch. Und so geht es durch die ganze Bibel hindurch. Ist sooft gar nicht so einfach zu beurteilen, was nun objektiv ist oder nicht.

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Thema "Frauenfrage" liefert hier sicher ein gutes Beispiel.

Aus Paulus' Argumentation z.B. in 1Tim 2 wird klar, dass es sich um keine eingeschränkte Anweisung für die damalige Situation handelte, sondern um eine allgemeine Wahrheitsoffenbarung. Denn Paulus begründet das Lehrverbot mit der Frau mit a) der Schöpfungsordnung (1Tim 2,13) und b) dem Sündenfall (V. 14). Die Begründung ist also völlig allgemein, daher gilt auch die darauf gegründete Lehre allgemein.
Auch 1Kor 11 (Kopfbedeckung) ist nicht mit der damaligen Kultur begründet, sondern mit "um der Engel willen" (1Kor 11,10).
Das Schweigegebot für Frauen in Gemeindezusammenkünften in 1Kor 14 begründet Paulus ebenfalls nicht kulturell oder eingeschränkt, sondern mit dem Gesetz (1Kor 14,34). Der Empfängerkreis des 1Kor ist zudem von Paulus selbst allgemein bestimmt (1Kor 1,2 - ich weiß, dass relativiert meine Aussage im Beitrag oben).

Gruß, Werner

mike
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Beitrag von mike »

Hallo H.W.Deppe

Genau das meine ich. Für dich ist diese Auslegung objektiv, weil Paulus noch andere Bibelstellen aus dem AT zitiert. Andere nehmen hier die Kultur und Hintergrundinformationen der damaligen Gemeinde, andere Bibelstellen (es ist egal ob Jude oder Grieche, Mann oder Frau...) und widerlegen dir deine Betrachtungsweise. Es geht mir nicht um dieses Thema, sondern was ist objektiv. Schon die Apostel hatten sich so sehr gestritten, dass sie keinen gemeinsamen Nenner fanden und sich danach trennten.
Und so wird es auch in unserer Zeit bleiben, dass sich Christen bekämpfen und sich streiten, wer die objektivste Auslegung und Sichtweise hat. Ja was ist denn schon objektiv. Kann ein Mensch objektiv sein?

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andy
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Beitrag von andy »

Bibelkontext statt Zeitkontext

Mit meinem bereits hochbetagten Erwähnen der Objektivitätsproblematik habe ich wohl eine wahre Lawine losgetreten. Grundsätzlich gebe auch ich den von H.W.Deppe angeführten Empfehlungen recht, die von uns verlangen, daß wir den Kontext herbeiholen, bevor wir zu einem für uns verbindlichen Rückschluß gelangen. Gleichfalls hat mike aber auch recht damit, daß eine allgemeine Objektivität nicht durch eine individuell unterschiedliche und dennoch als objektiv verstandene Herangehensweise erreicht werden kann.

Der Schlüssel liegt für mich darin, jede Stelle nicht nur in ihrem historischen und kulturellen Kontext zu sehen, sondern im Kontext der gesamten Bibel. Oft werden Stellen aus ihrem unmittelbaren Kontext heraus scheinbar überzeugend ausgelegt, doch bei näherem Hinschauen fallen Widersprüche auf zu Aussagen in anderen Teilen der Bibel.

Der Charakter Gottes offenbart sich gerade durch sein unterschiedliches Wirken zu unterschiedlichen Zeiten (ich höre jetzt einige rufe, "aha, ein Dispensationalist", aber sei's drum - ich bin keiner). Dadurch geraten wir nicht in die Gafehr, Gott durch sein Wirken zu definieren, sondern wir müssen seine Absichten erkennen, bevor vieles Sinn macht. Sein Wirken verändert sich durchaus, aber seine Absichten sind immer dieselben, und sein Charakter ist ewig gleich.

An der Zielgruppe (scheinbar) vorbeigepredigt

Zu dem Argument, wir müßten sehen, wan und an wen bestimmte Aussagen gerichtet waren: Das klappt nicht immer. Bestimmte Dinge sind selbst Jesu Jüngern erst im nachhinein klargeworden, so à la Johannes 12:16: "Solches aber verstanden seine Jünger anfangs nicht, sondern als Jesus verherrlicht war, wurden sie dessen eingedenk, daß solches von ihm geschrieben stehe und daß sie ihm solches getan hatten."

Wir haben es hier also mit Worten Jesu zu tun, die selbst in dem Kontext, in dem sie gesprochen wurden, den Zuhörern völlig unverständlich waren! Es gibt Dinge (wie z.B. auch die Offenbarung), die nur deshalb in den Zeiten der frühen Kirchengeschichte gesagt wurden, damit sie aufgeschrieben würden und erst in späteren Generationen einen Sinn ergeben würden. Auf Anhieb finde ich viele Stellen, in denen gesagt wird, daß die Leute nicht verstanden, was Jesus zu ihnen sagte. Das war anscheinend ziemlich normal. Die Zuhörer waren Leute von damals, aber die Zielgruppe sind wir! All die Warnungen, die Jesus seinen Jüngern gegenüber äußerte und die die Endzeit betreffen, waren für die Jünger praktisch uninteressant... sie sollten sie lediglich aufbewahren und an spätere Generationen weitergeben. Wenn man nur den Kontext betrachtet, dann müßte man zu dem Schluß kommen, die Jünger würden diese Zeiten selbst miterleben. Genaugenommen ist es allein durch menschliche Erfahrung ersichtlich, daß sich die Sonne noch immer nicht verfinstert hat und wir demnach annehmen müssen, daß dies erst in der Zukunft eintreten wird.

Alles nicht so einfach eben. Und selbst wenn es jemandem gelingt, eine bestimmte Stelle korrekt auszulegen, dann hört ihm niemand zu, weil er entweder durch den Geist geleitet dorthin gelangt ist (was er aber Skeptikern gegenüber nicht beweisen kann, und diese ihre eigene fleischliche Auslegung als angenehmer empfinden) oder er sich lediglich einbildet, von Gott diese Stelle offenbart bekommen zu haben (woraufhin er zwar durch das Verfassen zahlreicher Bücher und die Aufzeichnung einiger Lehrvideos reich werden kann, aber am Ende nichts an der ganzen Sache dran war).

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

Da die Bibel selbst keinen Bezug zu ausgedachten Kontexten SCHRIFTLICH niedergeschrieben hat, gibt es diese auch nicht. Wäre dem so, dann würde das in Gottes Wort auch eindeutig niedergeschrieben sein, und man müßte nicht orakeln, was nun wann und für wenn jetzt überhaupt gegolten hat oder gilt.

Ich bin dankbar, dass ich wie ein Kind Gottes Wort annehmen darf und nicht mit Seinem ewiggültigem Wort hadern muß.

Mk 13, 31 Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen.

mike
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Beitrag von mike »

hallo MichaelM

was verstehst Du unter Kontext?

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