Benedikt - Superstar??

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Brigitte
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Benedikt - Superstar??

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Folgenden Text habe ich auf www.idea.de gefunden

Populärer Papst, profilloser Protestantismus

Evangelische Kirche war auf Weltjugendtag schlecht vorbereitet

Benedikt Superstar – der Papst aus Bayern hat bei seinem ersten Deutschlandbesuch die Massen begeistert. Zeitweise war sein Gesicht während des katholischen Weltjugendtages (WJT) in Köln auf fast allen Fernsehkanälen gleichzeitig zu sehen. Die Großveranstaltung mit bis zu einer Million Teilnehmern zeigte auch, wie wenig Selbstbewusstsein die evangelische Kirche an den Tag legt. Marcus Mockler kommentiert.

Um 12 Uhr wetteifern die Glocken der evangelischen Antoniter-Kirche beim Kölner Neumarkt mit den Martinshörnern von Polizei und Krankenwagen, die während des Papstbesuchs häufig zu hören sind. Die Glocken läuten zum Angelus-Gebet. 20 Seelen haben sich in der Kirche eingefunden. Pfarrer Bertold Höcker liest einen Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium, singt aus dem Gesangbuch „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und spendet den Segen. Die Hälfte der Besucher bekreuzigt sich – wahrscheinlich sind sie katholisch. Die Veranstaltung dauert knapp vier Minuten, dann sind die Gäste wieder entlassen. Den Katholiken dürfte kaum aufgefallen sein, dass sie sich in einer evangelischen Kirche befunden haben – es sei denn, sie haben den Tabernakel mit den Abendmahls-Hostien gesucht, vor denen ein frommer Katholik beim Betreten und Verlassen der Kirche seine Knie beugt. Einen solchen Tabernakel gibt es in einer evangelischen Kirche nicht.

Protestantisch = schwulenfreundlich?
Wenn eine Botschaft von der Antoniter-Kirche klar nach außen dringt, dann diese: Die evangelische Kirche ist Heimat nicht nur für heterosexuelle, sondern auch für gleichgeschlechtliche Paare. „Celebrate Diversity“ brüllt ein riesiges Plakat neben dem Haupteingang – „Feiert die Vielfalt“. Auf den Fotos ist ein schwules, ein lesbisches und ein Hetero-Paar zu sehen. dass ausgerechnet das im Protestantismus so umstrittene Thema gleichgeschlechtlicher Liebe so auf den Schild gehoben wird, müssen die Veranstalter des Weltjugendtags durchaus als Provokation begreifen – schließlich hatten sie alle Bemühungen der ökumenischen Initiative „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) zurückgewiesen, im offiziellen WJT-Programm aufzutauchen.

Homo-Kirche als Monstranz
Pfarrer Bertold Höcker leistet in der Antoniter-Kirche mit drei haupt- und über 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern statistisch eine erfolgreiche City-Arbeit. Die zugehörige Kircheneintrittsstelle weist die höchste Resonanz im Bundesgebiet auf und hat seit dem 1. Advent 2003 schon 613 Frauen und Männer für die Mitgliedschaft gewonnen. Beim Thema Homosexualität hat er eine Mission. Seiner Ansicht nach vertritt die Bibel die „Gleichwertigkeit aller in Liebe gelebten Gemeinschaften“. Erstaunlich ist diese Ansicht nicht (auch wenn sie sich über einen Jahrtausende währenden Konsens christlicher Theologie und über die Bedenken unzähliger Theologen hinwegsetzt, dass praktizierte Homosexualität Sünde ist). Schließlich hat die Evangelische Kirche im Rheinland, für die er arbeitet, als eine der ersten die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare beschlossen. Erstaunlich ist aber, dass ausgerechnet beim Weltjugendtag dieses Thema wie eine Monstranz ausgestellt wird. Die Antoniter-Kirche arbeitet offiziell mit der Initiative „Rubicon“ zusammen, die Schwule und Lesben beim Coming-out berät. Geradezu dreist wirkt die Darstellung der Aktion auf der Internetseite der Kirche: „Wir möchten GesprächspartnerInnen als Fachleute für evangelische Theologie zur Verfügung stellen und dabei schwule und lesbische Jugendliche in diesem Themenfeld beraten. Wir glauben, dass wir so am besten den Wünschen unserer katholischen Schwesterkirche und dem protestantischen Verkündigungsauftrag gerecht werden können.“ Die Katholiken habe sich das Engagement schließlich verbeten, und viele Protestanten sind ebenfalls dagegen.

Versteckte Schätze der Reformation
Man könnte über den extrem einseitigen Eindruck, den die Antoniter-Kirche mit ihrem Schwulen-Engagement den Weltjugendtagsbesuchern vom Protestantismus vermittelt, leichter hinwegsehen, wenn diese Angebote nicht praktisch die einzigen evangelischen während der Großveranstaltung wären. Die katholische Kirche machte von Anfang an klar, dass sie an ökumenischen Veranstaltungen während des Weltjugendtages kein Interesse hat. Das ist an sich kein unanständiger Wunsch, doch wurde er in einer Konsequenz umgesetzt, die neue Fragen aufwirft. So taucht im Programmheft in der Selbstdarstellung der katholischen Kirche die Ökumene praktisch nicht auf. „Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 ist ein Beispiel, wie der Dialog zwischen den Konfessionen bereits in einer sehr frühen Phase gelingen konnte“, heißt es im Heft – ein abstruser Satz, da es in Augsburg nicht um Dialog, sondern um die konfessionelle Aufteilung deutscher Regionen ging. Ist man seit dem 16. Jahrhundert nicht weitergekommen? Hat der Vatikan nicht 1999 – ebenfalls in Augsburg – die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit unterzeichnet und damit einen wichtigen Streitpunkt zwischen Lutheranern und Katholiken zumindest entschärft? Und haben sich die Unterzeichner nicht selbst verpflichtet, dem Thema Rechtfertigung vor Gott in der kirchlichen Arbeit mehr Geltung zu verschaffen? Beim Weltjugendtag tauchte das Thema nicht auf. Auch die Informationsstände versuchte man, möglichst katholisch rein zu halten. Lediglich bei der Musik schlüpften auch erfolgreiche evangelikale Künstler wie „W4C“ oder Judy Bailey durchs engmaschige konfessionelle Netz.

Wer informiert, was evangelisch ist?
Der Protestantismus wirkte seinerseits in jeder Hinsicht schlecht vorbereitet auf Weltjugendtag und Papstbesuch. Warum hat die EKD oder die Evangelische Kirche im Rheinland nicht eine Broschüre aufgelegt, die auf wenigen Seiten erläutert, woran Protestanten glauben und was Katholiken über die Reformation wissen sollten? Statt dessen mussten die Mitarbeiter in der evangelischen Antoniter-Kirche auf Informationsblätter zurückgreifen, die mehr über Architektur und Kunst ihrer Kirche sagen als über den biblischen Glauben. Auch die Begegnung mit dem Papst war sehr einseitig diktiert. Durch namentliche Einladung bestimmte die katholische Seite, wen sie beim Treffen dabei haben wollte – und wen nicht. Höflich wäre es gewesen, die EKD-Spitze selbst entscheiden zu lassen, wer neben dem Ratsvorsitzenden zu der Begegnung kommt – wie es noch 1996 beim Treffen mit Papst Johannes Paul II. in Paderborn der Fall war. Im Rat der EKD hat dieses Verfahren dem Vernehmen nach für schwere Verstimmungen gesorgt.

Kaum evangelikale Akzente
Auch von evangelikaler Seite wurden keine nennenswerten Akzente gesetzt. Die Bibelverse, die der Christliche Allianz-Plakatdienst (Köln) in U- und S-Bahnen aushängen ließ, um den biblischen Heilsweg zu zeigen, blieben eher unauffällig und wurden höchstwahrscheinlich von keinem Weltjugendtagsbesucher als Korrektur zu römischer Ablasslehre oder übertriebener Marienverehrung verstanden. Der CVJM bot in einem Hinterhof ein Begegnungscafé, das allerdings inhaltlich keine Akzente setzte. Evangelische Freikirchen am Rhein ließen sich vom katholischen Großereignis nicht zu eigenen Initiativen herauslocken.

Missionarischer Papst
Das Gesamtereignis Weltjugendtag hat indessen keineswegs nur Kritik verdient. So positiv wie in den vergangenen Tagen wurde gerade über die katholische Kirche schon seit Jahren nicht mehr berichtet. Als Joseph Ratzinger noch Chef der römischen Glaubenskongregation war, galt er als theologischer Wadenbeißer und wegen seiner dezidiert konservativen Ansichten als rückwärtsgewandter „Panzerkardinal“. In Köln war Benedikt Liebling der Massen. Selbst die Musik- und Sexpostille für Jugendliche „Bravo“ brachte ein großes Poster mit dem Konterfei des Pontifex Maximus heraus. Ratzinger hat sich diese Popularität nicht erarbeitet, er hat sie von seinem Vorgänger Johannes Paul II. ererbt. Wie sein Vorgänger nutzt er sie, um die Menschen für den Glauben an Gott zu begeistern. Überraschend dürfte es für deutsche Journalisten gewesen sein, wie stark sich die jugendlichen Besucher auch mit den ethischen Positionen des Papstes identifizierten. Viele junge Frauen und Männer bekräftigten vor Fernsehkameras und Radiomikrophonen, dass sie wie der Papst außerehelichen Sex genauso für falsch halten wie Kondome. Der von der kritischen Initiative „Kirche von unten“ angezettelte Streit um die Kondomfrage fand kaum statt. Offenbar schüttelt eine nachkommende Generation die auch im Katholizismus verbreitete Liberalität wieder ab. Das Bemühen der Veranstalter, den Weltjugendtag nicht auf eine Megaparty zu reduzieren, gab dem Kölner Großereignis deutlich mehr Tiefe, als man sie etwa bei deutschen Katholikentagen oder Evangelischen Kirchentagen erlebt. Selten verloren sich Vorträge in politische Banalitäten, häufig wurde nach den Auswirkungen der christlichen Botschaft auf das persönliche Leben gefragt. Freilich haben sich die Veranstalter um die umstrittenen Themen ein bisschen herumgemogelt – denn auch der Kampf gegen Abtreibung, Euthanasie und Pornographie spielte bei den Veranstaltungen des Weltjugendtages kaum eine Rolle. Damit hat die katholische Kirche eine Chance vertan, junge Sympathisanten auf die von Johannes Paul II. verkündigte „Kultur des Lebens“ einzuschwören.

Praktische Glaubenstipps
Man beließ es lieber beim Praktischen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode etwa gab den jungen Leuten praktische Tipps für die tägliche Gewissenserforschung. Sie sollten abends analysieren, wo sie heute Gott erlebt haben, wo sie sich anderen Menschen zugewandt haben und wo sie christliche Gemeinschaft erlebt haben. „Wenn eines von den dreien fehlt, war es ein schlechter Tag“, so Bode. Der Bischof bekam schon bei der Begrüßung und dann nach seinem seelsorgerlichen Vortrag donnernden Applaus. So viel Euphorie von jungen Leuten wäre bei einem evangelischen Bischof bei einem evangelischen Kirchentag kaum denkbar – ebenso wenig übrigens wie die vielen Deutschlandflaggen, mit denen Jugendgruppen auf ihr Heimatland hinwiesen. Auch hier kam eine Form von Selbstbewusstsein zum Ausdruck, die der Protestantismus in Deutschland verloren hat.

Protestantismus muss zu sich selbst finden
Am Ende des Weltjugendtages lässt sich trotz aller Beteuerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber feststellen: Die evangelisch-katholische Ökumene steht auf dünnem Eis. Der Vatikan gibt dem Protestantismus auf verschiedene Weise zu verstehen, dass er mit ihm keine Gespräche auf Augenhöhe führt (wenn etwa evangelische Kirchen nur als „kirchliche Gemeinschaften“ tituliert werden, was der Papst in Köln ausdrücklich wiederholt hat). Manche Landeskirchen haben das Ihre getan, um sich für das Gespräch mit „Rom“ zu diskreditieren. Man denke nur noch einmal an das Streitthema Homosexualität, bei dem die EKD ein Klub der Widersprüche ist – manche Landeskirchen segnen schwule Paare, andere lehnen das ausdrücklich ab. Der Papst hat gerade die ethischen Widersprüche bei der Begegnung mit Orthodoxen und Protestanten kritisiert. Insofern war die Selbstdarstellung des Protestantismus durch die Antoniter-Kirche während des Weltjugendtages symptomatisch. Die evangelischen Kirchen in Deutschland müssen offenbar in Lehre und Leben erst wieder zu sich selbst finden, bevor sie dem Papst aus Deutschland mit dem gesunden Selbstbewusstsein begegnen können, ohne das es keinen echten Fortschritt in der Ökumene geben kann.

Autor: Marcus Mockler
www.idea.de/22.8.2005

Gast

Opus Dei und seine Freunde

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Gast

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Brigitte
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Beitrag von Brigitte »

Arne Beccard hat geschrieben:Es giebt auch Menschen aus der Katholische Kirche die sich die Frage stellen, wie werde ich Erettet ?
Dieser Link ist für solche vieleicht eine kleine Hilfe auf ihrem Weg zu Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser.

http://www.justforcatholics.org/de.htm
Diese Menschen gibt es bestimmt, Arne, aber ich bezweifle sehr, dass die sich von dem genannten Link beeindrucken lassen.

Ein Katholik weiß, dass er "gerettet", indem er a) getauft, zur Kommunion zugelassen und gefirmt ist und b) immer im Stande der Heiligmachenden Gnade ist, d.h. dass er keine Todsünde begangen, immer die Gebote seiner Kirche gehalten hat. Deshalb ist eine Missionierung oder Evangelisation unter praktizierenden, gläubigen Katholiken eine so unermesslich schwierige Angelegenheit. Es ist leichter, einen ungläubigen Menschen von der Erlösung durch Jesus Christus zu überzeugen als einen Katholiken, denn der glaubt ja auch, durch Jesus Christus erlöst zu sein. Die Lehre der katholischen Kirche ist ja eine Lehre, die Jesus Christus UND .... zum Inhalt hat. Jesus Christus und Sakramente, Jesus Christus und Maria, Jesus Christus und Ablässe, Papst, Rosenkranzaufsagen usw. Aber niemals Jesus Christus allein....
Lieber Arne, ich weiß, wovon ich schreibe, schließlich war ich selbst früher katholisch. Zwar hat der Herr mir gläubige Christen an die Seite gegeben, die mir zu Gehilfen meines Glaubens geworden sind, aber die eigentliche Überzeugungsarbeit hat ER SELBST geleistet.

Für heute mache ich erst einmal Schluss und wünsche einen gesegneten Sonntag allerseits !!!


Brigitte
Meine Augen werden den König sehen in seiner Schönheit - (nach Jesaja 33,17)

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