Bildhafte Kreuzdarstellungen – Zeugnis oder Götzendienst?

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Moderator: Jörg

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Stefan Pohl
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Bildhafte Kreuzdarstellungen – Zeugnis oder Götzendienst?

Beitrag von Stefan Pohl »

In einem anderen Zweig dieses Forums

(http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?p=2805#2805)

ist ein Gedanke aufgetaucht, den ich – erstens wegen seiner Wichtigkeit und zweitens um diesen Zweig nicht zu überdehnen – hiermit abteile.

Andy hatte zum Thema christlicher Commerz geschrieben:

... Die Eingeweihten schließlich genießen die gemütliche Atmosphäre in den meist gähnend leeren Läden. Da unterhält man sich gern mit den netten Verkäufern und macht noch eine Runde durch die Kitschabteilung. Farbige Holzkreuze, Armbänder und Fischaufkleber braucht ja jeder - ebenso wie das 154. Sonnenaufgangs-Lesezeichen mit dem "Flügel der Morgenröte"-Vers drauf, oder die Keramiktasse mit der Jahreslosung. Den Jesus-Kugelschreiber und das Lederetui mit Fisch könnte man auch noch mitnehmen...

Was mich aber noch mehr nervt, das ist die Tatsache, daß unter dem Titel "Büchertisch" diese ganze Flut an Zeugs sonntags in unseren Gemeinden feilgeboten wird, ohne daß irgendwer auch nur im geringsten den Vergleich zieht zwischen dieser Praxis und dem Verkauf von Tieren zu Opferzwecken, den Jesus im Jerusalemer Tempel eindeutig verurteilt aufgrund der Profitgier hat. Wo bitte ist denn der Unterschied? ...



Stefan Pohl hatte geantwortet:

...Das Problem mit dem Devotionalienhandel, das Du darstellst, ist tatsächlich ätzend. Besonders Handel und Gebrauch von gegenständlichen Kreuzdarstellungen in Bild und Skulptur würden eine gesonderte Betrachtung verdienen. Daß Paulus hier ohne Zögern Götzendienst diagnostizieren würde, ist genauso offensichtlich wie es heute unter den »bibeltreuen« nicht mehrheitsfähig scheint. Da gibt es großen Lehrbedarf. Man stelle sich nur vor, daß heute jemand (vielleicht in einer Brüdergemeinde) mit dem Kreuz an der Wand oder auf dem Büchertisch ebenso verführe wie Hiskijah mit Nechustan, der erzenen Schlange (2. Kön. 18)...

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Die Fragestellung, der wir konsequenterweise nachgehen müßten heißt: Kann es im Neuen Bund überhaupt so etwas wie gegenständliche Symbole geben? Wenn wir allein das Zeugnis der Schrift betrachten und geschichtliche Einflüsse außer acht lassen, dann werden wir diese Frage ohne den Schatten eines Zweifels mit Nein beantworten.

Dies trifft auch und gerade auf das Kreuz zu. Strenggenommen spricht das Griechisch des NT ohnehin von einem Pfahl (stauros), olso ohne Querbalken, auch wenn wir uns das nach 2000 Jahren Kirchengeschichte kaum noch vorstellen können. (Ihr Lieben, kommt jetzt bitte nicht damit, daß das Zeugen-Jehovas-Sonderlehre wäre; Ich habe mit dem Wachtturm nichts am Hut, aber wer argumentiert, daß man den Begriff »Pfahl« ablehnen müßte, weil die ZJ ihn gebrauchen, müßte konsequenterweise auch den Begriff »Kreuz« ablehnen, weil die Katholiken ihn gebrauchen. und was dann? Und wer ist eigentlich die gefährlichere Sekte – ZJ oder RKK?)
Kreuz oder Pfahl – das ist ja eigentlich nicht heilsentscheidend, es bleibt, daß Jesus unsere Verfehlungen an das Fluchholz hinaufgetragen hat. Ich habe aber doch festgestellt, daß die Beantwortung dieser Frage nicht unerheblich ist für unseren Umgang mit dem Wort Gottes. Fakt ist: Wo immer das Wort stauros im Griechischen auftaucht, stellt es einen einfachen, geraden Pfahl dar. Trotzdem tragen die meisten deutschen Übersetzungen dem nicht Rechnung, indem sie stauros mit Kreuz wiedergeben. Sie tragen ihre historisch begründete Vermutung, daß es sich bei dem Hinrichtungsinstrument der Römer um ein Kreuz gehandelt haben müsse, in die Übersetzung hinein. Das ist erst einmal wissenschaftlich unredlich, aber auch arrogant in Bezug auf Gottes Wort: Wahr ist bei dieser Betrachtungsweise an der Schrift nur noch das, was mit unserer angelernten Weltsicht übereinstimmt. Wenn die Bibel also sagt, daß Joschua Sonne und Mond zum Stillstand gebracht hat (Jos. 10, 13), die Wissenschaft – wenn auch erst seit wenigen hundert Jahren – aber behauptet, daß die Erde sich um die Sonne drehe und deshalb, wenn überhaupt, die Erde stillgestanden haben müsse – wem glauben wir? Wer seine Weltsicht dem Wort Gottes überordnet, wird biblische Wahrheit bald nur noch selektiv wahrnehmen können und wohl auch wollen.
Besonders problematisch ist die Stilisierung des Kreuzes zu einem Glaubenssymbol. Die Schrift belehrt uns, daß der Glaube aus dem Hören kommt, nicht aus dem Sehen: »Demnach ist der Glaube aus dem Hören, das Hören aber aus dem Reden des Christus.« (Röm. 10, 17) Dieses Wort ist die einzige Glaubensgrundlage, die dem Christen gegeben ist. Hierdurch gerade unterscheidet er sich ja Christentum von den Religionen. Das aber ist dem menschlichen Wesen zuwider, das sich lieber greifbarere Zeichen vor Augen halten möchte als die Zusagen eines obendrein unsichtbaren Gottes. So gibt es immer wieder Versuche, dem Wort Gottes ergänzend beizuspringen – durch Symbole, kultische Handlungen, festgeschriebene Liturgien, Bilder, repräsentative Gebäude, Altäre und sonstige Hilfsmittelchen, um der Seele etwas sichtbare Identifikation anzubieten. Um es ohne Umschweife zu sagen: All diese Dinge sind Hinzufügungen zum Wort Gottes und einem Christen nicht erlaubt. Während das Wort vom Pfahl den Geretteten Gottes Kraft ist (1. Kor. 1, 18), ist das Kreuz als Bildwerk, das an der Wand oder um den Hals des Glaubenden hängt, der erste Schritt in Richtung Götzendienst.
Den ersten Christen jedenfalls wäre es als absurde Verirrung vorgekommen, in Richtung auf ein Symbol hin zu beten, sich unter einem Symbol zu versammeln, ein solches zu verehren oder sich auch nur damit zu identifizieren. Die Einführung des Kreuzes als vorgeblich christliches Symbol wird dem römischen Kaiser Konstantin zugeschrieben, fällt also in das vierte Jahrhundert. Es geht auf ein Zeichen des Sonnengottes Sol invictus zurück, den Konstantin verehrte. Der römische Sol invictus ist auch als Mithras im hellenischen Bereich und als Elaga-Baal in Syrien bekannt. Es gibt also eine direkte Verbindung zu assyrischen Baalskulten. Daß der wöchentliche Feiertag des Sol invictus – des »Gottes der unbesiegbaren Sonne« – der erste Wochentag, der Sonnentag (dies soli), ist, wurde ja schon an anderer Stelle im Forum erwähnt. Darüberhinaus wird Sol-Mithras jährlich zur Wintersonnenwende, am 25. Dezember, gefeiert. All diese Gebräuche und Symbole hat Konstantin in seine Privatversion des »Christentums« integriert. Das hat ihm und vielen Gleichgesinnten ermöglicht, sich nach außen hin als Christen darzustellen, ohne ihren Götzendienst aufgeben zu müssen. Jeder einigermaßen Bibelkundige wird eine Vorstellung davon haben, was zum Beispiel Paulus hierzu gesagt hätte, nur wenige aber ziehen daraus die Konsequenzen für sich selbst.
In der römisch-heidnischen Vorstellungswelt jedenfalls war das Kreuz ein Sonnensymbol, eng verbunden also mit dem Kult der Verehrung der Sonne, den schon das Alte Testament ausdrücklich verbietet. Indem Konstantin das Christentum – bzw. was er dafür hielt – zur römischen Staatsreligion machte, hat er diesem mehr geschadet als vorherige Kaiser mit ihren blutigen Christenverfolgungen. Nicht nur wurden dem Christentum heidnische Bräuche untergemischt, auch wurde es mit dem Staat verbunden und plötzlich für Opportunisten attraktiv. Es hat sich von diesem Schlag bis heute nicht erholt. Noch immer halten sich viele Menschen für Christen, obwohl sie eigentlich einer mehr oder minder konstantinischen Mischreligion anhängen. Mit dem Wissen um diese Herkunft des Kreuzsymbols erscheint es nun nicht mehr nebensächlich, ob wir – wie die Schrift – von einem Pfahl sprechen, oder von einem Kreuz.
Der Pfahl, der in seiner Darstellung einen simplen Strich ergibt, eignet sich wohl auch weniger zum symbolhaften Gebrauch. Wenn es überhaupt eine quasi symbolische Darstellung des Pfahles gibt, so findet sie ihre Entsprechung im hebräischen Buchstaben w (Waw), der übersetzt »und« bedeutet. Das »und« ist ja das Wort des Verbindens; wir lesen im Eph. 2, ab Vers 13, wie sich dieses göttliche w auswirkt. Aber dies ist ein verbales Symbol, kein gegenständliches, und natürlich wäre es genau so falsch, sich nun einen Pfahl um den Hals oder an die Wand zu hängen.
Das Kreuz war auch eines der ältesten magischen Schutzzeichen des germanischen Kulturkreises. Seine Zauberabwehrkraft wurde vom Volksglauben dann später dem »christlichen« Kreuz zugeschrieben. Das Kreuzeszeichen auf der Brust, an Türen, Ställen, Böden und auf Wegen sollte gegen Hexen und böse Geister schützen (Brockhaus, 15. Aufl. 1931). Diese heidnische Vorstellungswelt wurde unmittelbar ins Christentum eingeschleppt. Fetischistischer Gebrauch des Kreuzes ist bis heute anzutreffen, z. B. in charismatischen Kreisen, die ansonsten jeglichen Bezug zum germanischen Heidentum weit von sich weisen würden. Aber auch jeder, der ein Kreuz am Hals oder an der Wand sein eigen nennt, prüfe sich selbst: Fühlt er sich unwohl bei dem Gedanken, es abzulegen bzw. abzuhängen, meint er dann weniger geschützt oder gesegnet zu sein, meint er gar, seine Rettung hierdurch zu gefährden, oder verursacht ihm diese Vorstellung einfach nur eine anonyme Pein, die er vielleicht als schlechtes Gewissen bezeichnen würde, dann hat er die Grenze zum Fetischismus bereits überschritten. Denn unser Vertrauen soll ja auf Gottes Zusage gerichtet sein, auf das Wort vom Pfahl, nicht auf ein Bild davon. Der Durcheinanderwerfer verfolgt hier also einmal mehr die Strategie, den Götzendienst so eng mit christlichen Begriffen zu vermengen, daß bei den geistlich Schwächeren Skrupel entstehen, diesen Götzendienst abzulegen.
Wie wir z. B. aus der Geschichte der Versuchung Jesu wissen, benutzt er dazu selbst das Wort Gottes, indem er es aus dem Zusammenhang herauslöst (Mt. 4, 1ff).
Gott weiß also, daß wir hier besonderer Warnung bedürftig sind, und so hat er schon im Alten Testament ein Vor-Bild für die Vergötzung des Kreuzessymbols angelegt:
In Joh. 3, 14 lesen wir, daß die Schlange, die Mose am Pfahl erhöhte, ein Vorbild auf Christus ist, der ebenso erhöht werden müsse. Dies ist bis dahin noch Gemeingut evangelikaler Verkündigung. Seltener ist zu hören, wie die Geschichte weitergeht: Pfahl samt Schlange werden zum Gegenstand kultischer Verehrung; über Jahrhunderte hinweg werden dem Gebilde Räucheropfer dargebracht. Auch in der Königszeit, wo sich immer mal ein gerechter König findet, der die Baals- und Ascherabilder zerschlägt, bleibt die Schlange zunächst unangetastet. Schließlich hat sie Mose auf Gottes Geheiß gemacht, also kann man sie ja nicht gut vernichten. Sie ist ja ein Stück von Gottes Heilgeschichte mit Israel – oder? Endlich kommt mit Hiskijah ein König an die Macht, der seine Sicherheit allein aus seiner Beziehung zu Gott bezieht. Sein Vertrauen ist so stark, daß er nicht nur die Ascherim, sondern auch die kupferne Schlange zerschlägt. Das Gezeter der Religiösen hätte ich hören mögen! Aber er findet Anerkennung bei seinem Gott und Vater: Die Schrift hält fest, daß weder vor ihm noch nach ihm irgendeiner der Könige Jehudas ihm gleichkommt. Wir finden seine Geschichte in 2. Könige 18.
Es kann keinen Zweifel geben: Ebenso wie die erhöhte Schlange in der Wüste eine prophetische Vorschattung ist auf Christus hin, so ist auch die Geschichte vom Schlangenpfahl, der hernach zum Götzenbild wird, ein prophetischs Vorbild dessen, was mit dem zum Kreuz mutierten Pfahl bis zum heutigen Tage geschieht. Hiskijahs Beispiel läßt auch keinen Zweifel daran, was Gott von uns erwartet: Wir sollen uns in Treue mit dem Wort vom Pfahl begnügen, bildliche Darstellungen aber von uns hinwegtun. Bilderstürmern sei aber gesagt: Vollmacht dazu haben wir nur innerhalb des Verantwortungsbereiches, in den uns Gott gestellt hat – der Familienvater in seiner Haushaltung, der Älteste in der Herausgerufenen seines Wohnortes. Es bringt keine Frucht, religiösen Menschen ihre Götzen gewaltsam zu nehmen; werden sie nicht durch das Wort selbst davon überzeugt, diese aufzugeben, werden sie sich schnell andere erschaffen.

Einer pietistischen Standardeinwendung bin ich schon kurz begegnet: Es sei schon deshalb unmöglich, den Begriff »Kreuz« durch den Begriff »Pfahl« zu ersetzen, weil ja die Zeugen Jehovas vom Pfahl sprechen, und mit diesen Sektierern möchte man sich ja nicht gemein machen. Das ist ein Scheinargument! Mit der selben Berechtigung könnte man schließlich sagen, daß es unzulässig sei, vom Kreuz zu sprechen – es spricht ja auch die Katholische Kirche vom Kreuz. Ganz emotionslos und nur im Lichte der Schrift betrachtet: Wer sind den nun die schlimmeren Sektierer und weiter vom Zeugnis der Heiligen Schrift entfernt, Bibelforscher oder Katholiken? Entscheidend für den Wahrheitsgehalt einer Aussage kann also nicht sein, wer sie sonst noch vertritt, sonder nur, was Gott darüber sagt. Und wenn wir dadurch am Ende selbst von den Freunden verkürzter Argumente Sektierer gescholten werden, darf uns das nicht sonderlich beeindrucken, sie haben ja auch Christus schon zuverlässig als Sektierer eingestuft. (Mt. 10, 25; Joh. 15, 20)
Aber wenn Gott in seinem Buch von einem Pfahl spricht, haben wir kein Recht, einen weiteren Balken hinzuzufügen. Wer dies tut, indem er stauros willkürlich mit Kreuz übersetzt, hat dafür bestenfalls historische Gründe. Dann soll er sich aber auch offen dazu bekennen, daß er einer historisch-kritischen Theologie anhängt, die von der Bibel nur gelten läßt, was mit den jeweiligen historischen Vorstellungen seiner Zeit – manche sprechen vom »jeweils gültigen wissenschaftlichen Irrtum« – übereinstimmt.

Tob
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Beitrag von Tob »

Hallo Stefan Pohl,

Du schreibst:
Die Fragestellung, der wir konsequenterweise nachgehen müßten heißt: Kann es im Neuen Bund überhaupt so etwas wie gegenständliche Symbole geben? Wenn wir allein das Zeugnis der Schrift betrachten und geschichtliche Einflüsse außer acht lassen, dann werden wir diese Frage ohne den Schatten eines Zweifels mit Nein beantworten.
Ich wage Dir zu widersprechen:
Das Brot und der Wein beim Abendmahl sind für mich schon gegenständliche Symbole im Neuen Bund.
Siehst Du das nicht so?

Viele Grüße

Tob

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Lieber Tob,

die Frage ist sehr berechtigt, aber das sehe ich tatsächlich nicht so. Das Abendmahl ist ein gelebtes Symbol, eine symbolische Handlung wie auch die Taufe.

In dem Moment, wo Brot und Wein sich verselbständigen und zu Verehrungsgegenständen werden, wie wir das ja beim »eucharistisch-sakralen« Abendmahlsverständnis sehen, ist auch hier von Götzendienst zu sprechen.

Herzliche Grüße, Stefan.

Tob
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Beitrag von Tob »

Lieber Stefan,

vielen Dank.

Ich verstehe nach 1. Kor 11 das Brot beim Abendmahl als ein (gegenständliches) Symbol für den Leib des Herrn, den Er für uns hingegeben hat und den Wein als ein Symbol für das Blut, das Er für uns vergossen hat.
In dem Moment, wo Brot und Wein sich verselbständigen und zu Verehrungsgegenständen werden, wie wir das ja beim »eucharistisch-sakralen« Abendmahlsverständnis sehen, ist auch hier von Götzendienst zu sprechen.
Hierbei gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Es ist der HErr, der angebetet und verehrt werden soll und nicht das Stück Brot oder der Wein.

Viele Grüße

Tob

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User1211
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Gibt es nicht doch Symbole im neutestamentlichen Bund???

Beitrag von User1211 »

Hallo Stefan,

ich möchte gerne auf eine Ausarbeitung aufmerksam machen, die wir mal im Rahmen des SBS (Samstag-Bibel-Seminar) in Trier durchgenommen haben. Dabei ging es um die "fünf Symbole des Christentums". Konkret handelt es sich um:

1.) Wasser (die christliche Taufe)
2.) Brot (Symbol für den Leib des Herrn und alle Gläubigen)
3.) Wein (Smbol für das Blut Jesu)
4.) unbedecktes Männerhaupt (Herrlichkeit Gottes)
5.) bedecktes Frauenhaupt (die Herrlichkeit des Menschen, Schöpfungsordnung)

Wenn es Dich interessiert, dann kannst Du dir die entsprechenden Unterlagen HIER downloaden (fünftes Thema von oben). Die ZIP-Datei enthält jedoch lediglich das Word-Dokument. Ausführlich sind die Punkte in der Power-Point Präsentation aufgelistet, da im Word-Dokument nur Bibelstellen zu Brotbrechen und Taufe stehen.

Das man sich an vielen Stellen über Symbole und vor allem den Handel mit den Selbern aufregt, kann ich in gewissem Maße nachvollziehen. Nicht jedoch, wie man zu der Aussage kommen kann, dass wir keine Symbole im neutestemtlichen Bund hätten.
Lieben Gruß
Thorsten

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andy
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Beitrag von andy »

User1211 hat geschrieben:[...] Nicht jedoch, wie man zu der Aussage kommen kann, dass wir keine Symbole im neutestamentlichen Bund hätten.
Ich denke, da sind sich alle einig? Es ging ja um die Problematik eines Bildnisses (vor allem, wenn es das Christentum insgesamt verbildlichen soll), nicht um symbolhafte Handlungen...

Das Kreuz - Hoheitsemblem der Staatskirche

Das Kreuz ist das grundlegende Element im kirchlichen "Corporate Design". Es existiert als Symbol, seitdem die institutionalisierte (röm.-kath.) "Kirche" ihre Stellung im Bereich des öffentlichen Lebens so weit ausbaute, daß sie weltliche Macht für sich beanspruchte. Hierzu ist ein verbindendes Symbol unabdingbar. Unter diesem Symbol wurden Machtkämpfe ausgetragen und Kriege geführt, und es erfüllte denselben Zweck wie das Hakenkreuz für Hitler oder die rote Flagge für Stalin: Eine Ideologie wird zu einem sichtbaren Symbol reduziert, das aufgrund seiner Simplizität weitgehend "neutral" (d.h. ohne eigene Aussage) und somit an sich weder gut noch böse ist. Jeder kann seine Träume und Hoffnungen hineininterpretieren.

Ein Symbol ist in der Tat ein Götze, der vom Volk verehrt wird. Der gefallene Mensch will stets zu etwas großem gehören, was er sehen kann. Nicht umsonst haben gerade die Amerikaner, aber zum Teil auch europäische Nationen ein fast fanatisches Verhältnis zu ihrer Flagge. (Beispiel: Wenn das US-Sternenbanner im Rahmen offizieller Handlungen je den Boden berühren sollte, müßte es laut Vorschrift verbrannt werden, weil es durch den Staub der Erde entehrt würde.) Soldaten vieler Länder salutieren ihrer Flagge und schwören sogar den "Fahneneid". In den USA ist es sogar in vielen Grundschulen noch immer gängige Praxis, jeden Morgen aufzusagen: "Ich gelobe die Treue gegenüber der Flagge [...] und der Nation, für die sie steht..."

Auch Israel wollte ein sichtbares Symbol haben. Gott selbst wollte ihr König sein, doch sie wollten einen sichtbaren König, der mit Prunk und Pracht angetan als Symbol der Nation dienen sollte. Auch heute wollen Christen mit dem Kreuz (oder dem Fisch) das unsichtbare Reich Gottes sichtbar machen. Anstatt sich am Wort Gottes zu orientieren und gemäß der Worte Jesu als Licht der Welt sein Reich durch unser Leben sichtbar werden zu lassen, nehmen wir die Abkürzung. Wenn uns alle anderen - von Autoherstellern bis hin zu Sportschuhmarken - ihre Logos im Alltagsleben ständig um die Ohren hauen, dann fühlen sich einige Christen eben herausgefordert, in weltlichem Stolz zu sagen, "das können wir auch". Damit tun wir so, als sei Gott vom Niveau her irgendwo zwischen Adidas und Zigarettenmarken einzuordnen.

Ein Bildnis machen...

Das Kreuz ist heute somit nicht mehr so offensichtlich ein Zeichen des römisch-katholischen Machtanspruchs. Andererseits ist es noch immer ein Symbol, das von Menschen eingesetzt wurde und wird, um menschliche Ziele zu erreichen. Dazu kann ich nur meinen Beitrag zum Thema Forumsdesign zitieren:
Die Bibel stellt klar, daß wir uns kein Bild machen sollen (d.h., versuchen, Gott, seinen heiligen Geist, Christus oder unsere Identität als Leib Christi grafisch darzustellen). Sie gibt uns klare Hinweise darauf, welche Kennzeichen unsere Identität sichtbar machen. Zum Beispiel die Liebe, die wir untereinander haben - oder praktisch jede andere Frucht des Geistes, die uns zu Licht und Salz in dieser Welt macht. Die Welt will Äußerlichkeiten ("Herr, gib uns ein Zeichen"), doch es ist das Wesen dieses Reiches, das nicht von dieser Welt ist, daß es für das Auge unsichtbar ist und nur mit dem Geist wahrnehmbar ist - und nur von denen, die Gott von ganzem Herzen suchen. Wenn dies Gottes Absicht ist und ihm dies genügt, dann sollten wir uns vor der Haltung hüten, wir wüßten es besser und könnten mit unseren menschlichen Fähigkeiten irgendetwas daran verbessern - egal, wie sehr es uns im Fleisch danach jucken mag.
Kreuz oder nicht - wen oder was verherrlichen wir sonst noch?

Wenn wir ein Zeichen haben wollen, dann werden wir immer dasselbe Problem haben: Menschen werden die Kraft des Zeichens zu ihren eigenen Zielen nutzen und das gesamte Christentum unglaubwürdig machen. Mit "Kraft" meine ich natürlich keine mystische Kraft, sondern die Tatsache, daß das Fleisch einen besonderen Drang hat, sich einem starken Symbol unterzuordnen, d.h. sich damit zu identifizieren. Wir sind überall dabei, Kompromisse einzugehen. Selbst wenn ich keinen Fisch aufs Auto klebe und meine Kirche kein Kreuz trägt... welche anderen Namen verherrliche ich durch mein Leben?

Ich mußte da vor ein paar Jahren kräftig "aufräumen". Wer mich eine Woche lang beobachtete, der bekam alles mögliche zu lesen. Adidas oder Nike, später Quicksilver und Tommy Hilfiger. Auf dem Parkplatz gesellten sich Kenwood und BBS dazu. Bis zu Rolex und Ferrari habe ich es glücklicherweise nicht gebracht. Wir identifizieren uns eigentlich ständig mit Namen, die Größe beanspruchen und wählen Produkte nach Marken aus. Mancher wird jetzt einwenden, ich schaue nicht so sehr auf Marken; ich geh' beim Lidl einkaufen. Genau mein Punkt: Warum geht man zu Lidl? Weil man eben nicht jede Woche neu überlegt, wo man Lebensmittel einkaufen könnte - und weil Lidl eine Marke ist, der man vertraut und mit der man gewisse Eigenschaften verbindet (z.B. ein bestimmtes Preis-/Leistungsverhältnis). Im anderen Thread habe ich schon geschrieben, wie auch im christlichen Bereich solche Marken wie Willow Creek, Vineyard, Hillsong, dies und jenes "mit Vision", "Hour of Power" oder die Marken der etablierten Verlage den Markt für sich erobern wollen.

Wer der erste sein will, ist am Ende des Allerletzte... äh, muß zum Diener der Masse werden... oder so

Selbst herkömmliche deutsche Werke achten immer mehr darauf, daß sie mit einem meist teuer gestalteten Logo auf sich als Quelle von Publikationen aufmerksam machen. Oft wird als Grund angegeben, daß man das Logo als Qualitätsiegel eingeführt hat, weil der Verbraucher ja wisse, daß man vom Werk xy nur Gutes erwarten könne und dieses Werk sein Zeichen nicht leichtfertig hergibt. Welch eine Arroganz... denn genau diese Maßnahmen kommen oft als Vorboten der Tatsache, daß das Werk auch in anderen Punkten mehr und mehr den Marktgesetzen folgt und schließlich ganz den guten Kurs verläßt.

Fast jedes größere evangelikale Werk unterliegt diesem Schicksal. Selbst aus den etablierten missionarischen Radio- und Fernsehsendern wurden Wohlfühlprogramme für die verwöhnte Christenheit. Teure Sendeanlagen für die internationale Reichweite wurden eingetauscht gegen noch teurere Anlagen, die einigen wenigen jetzt noch bessere Klangqualität per Satellitenempfang ermöglichen. Lieber die christlichen Charts mit dem richtigen Wumms als Evangelium für Leute, von denen eh keine Spendengelder zurückfließen. Und die Werbung immer professioneller - aber eben die Werbung fürs eigene Werk. Traurig.

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Lieber Thorsten,

ich meinte erklärt zu haben, daß ich unterscheide zwischen gegenständlichen Symbolen (Kreuz, Altar usw.) und gelebten Symbolen (Taufe, Abendmahl, Fußwaschung).

Eure Ausarbeitungen hierzu interessieren mich tatsächlich (zumal ich die Fußwaschung vermisse), aber als Mac-User tue ich mich etwas schwer mit Word-, Power-Point- und sonstigen Windows-Dateien. Gibt es das vielleicht als .pdf?

Herzliche Grüße, Stefan.

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User1211
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Beitrag von User1211 »

Hallo Stefan,

frag doch mal bei der Bücherstube nach, es kann nur meist etwas daueren, bis Du eine Antwort erhälst. Sollte es keine PDF geben, könnte ich aus der Power-Point eine erstellen. Du müsstest Dich dann nur melden.

Ich denke, dass die Fußwaschung deshalb fehlt, weil sie tatsächlich (als Tat) nicht angewendet wird.

Dass das Abendmahl von Dir jedoch nicht als gegenständliches Symbol angesehen wird (die Kopfbedeckung wohl auch nicht), kann ich nicht nachvollziehen. Bei uns steht beim Abendmahl immer ein Brot und Becher mit Wein auf dem Tisch. Für mich ist das sehr gegenständlich.
Lieben Gruß
Thorsten

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andy
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Beitrag von andy »

"Gegenständlich" oder nicht...?
User1211 hat geschrieben:Bei uns steht beim Abendmahl immer ein Brot und Becher mit Wein auf dem Tisch. Für mich ist das sehr gegenständlich.
Die Gegenstände sind dennoch nicht das Symbol. Wenn Jesus sagte, tut dies zu meinem Gedächtnis, dann ist folglich die Handlung das Symbol und nicht ein paar dazu notwendige Gegenstände:
1. Kor. 11,24ff hat geschrieben:Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr ihn trinket, zu meinem Gedächtnis!
Wenn der Gegenstand die Beziehung ersetzen soll

Das Gedenken an seinen Tod entsteht nicht durch das Vorhandensein eines Kelchs oder eines Brotes, sondern dadurch, daß wir beim Abendmahl dankbar Jesu Tod für unsere Sünden als das größte Geschenk anerkennen, das Gott uns gegeben hat. Das Symbol existiert nur innerhalb der Beziehung zu ihm, und findet seinen Ausdruck in zwei Handlungen: (1: das Brot brechen; 2: aus dem Kelch trinken). Brot derselben Art aß man auch sonst; und man hatte auch keine besonderen Kelche für das Abendmahl, sondern benutzte dieselben Kelche, die man sonst auch zum Trinken verwendete. Erst später führte die institutionalisierte röm.-kath. Kirche im Rahmen ihrer allgemeinen Vorliebe für "heilige" Gegenstände die Praxis ein, daß man besondere, "geweihte" Brote und Kelche zu verwenden habe, die noch heute (längst nicht nur im Katholizismus) in absichtlich unhandlichen und schweren Spezialkelchen und den stets unangenehm am Gaumen klebenden Kitsch-Oblaten mit Prägemotiven ihren Höhepunkt findet.

Auf den Höhen...

Während das Abendmahl also von Jesus selbst als eine symbolhafte Handlung eingeführt wurde, war das von Menschen eingeführte Kreuz von vornherein ein visuelles Symbol. Seine Wirksamkeit als Symbol kommt allein durch sein Vorhandensein zustande - und dadurch, daß man diesem Symbol stets die prominentesten Anbringungsorte zuweist, die ihm die höchstmögliche Aufmerksamkeit verschaffen: Über dem Altar, auf der Kirchturmspitze... kurz, dort wo Menschen es mit dem Auge sehen können. Es sollte den einfachen Leuten Ehrfurcht gebieten vor der Kirche. Später verstärkte man den Effekt dadurch, daß die Gebäude selbst immer höher und pompöser wurden, damit sich der Einzelne klein und verloren vorkommen sollte gegenüber der Macht der Kirche.

Die Errichtung eines Pfahls, einer Säule oder eines Bildnisses auf einer "Höhe" (oft wurden natürliche "Höhen" verwendet; Berge, Hügel etc.) ist übrigens ein Kennzeichen, das in der Bibel ausschließlich mit Götzendienst in Verbindung gebracht wird. Beim Turmbau zu Babel ging es ebenfalls darum, in die "Höhe" vorzustoßen. Auch menschlichen Idolen stehen keine "Höhen" zu. Der Anspruch auf Höhe ist allein das Privileg unseres Herrn, der auf dieser Erde erhöht werden mußte, um unsere Schuld hinwegzunehmen. Alle anderen sollten aus Versen wie dem folgenden erkennen können, wie Gott über Symbole auf den Höhen denkt:
3. Mose 26:30 hat geschrieben:Und ich will eure Höhen vertilgen und eure Sonnensäulen abhauen und eure Leichname auf die Leichname eurer Götzen werfen (Anm: das deutet auf lebende, menschliche Götzen hin), und meine Seele wird euch verabscheuen.
4Mose 33:52 hat geschrieben:so sollt ihr alle Einwohner des Landes vor eurem Angesicht vertreiben und alle ihre Bildsäulen zerstören; auch alle ihre gegossenen Bilder sollt ihr zerbrechen und alle ihre Höhen verwüsten;
Symbole, die durch Abwesenheit glänzen

Natürlich haben zeitweise auch die Kinder Israel auf den Höhen ihrem Gott geopfert. Aber sie haben dort kein Symbol ihres Gottes hinterlassen. Im Gegenteil - sie wurden von anderen regelrecht verspottet, weil sie stets Altäre (meist einfache Steinhaufen) bauten, und obendrauf war gar nichts. Dort, wo bei den heidnischen Völkern stets der prunkvolle Götze hingehörte, war gähnende Leere. Gott ist eben nicht mit dem menschlichen Auge sichtbar, und kein Symbol kann ihn repräsentieren.

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User1211
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Beitrag von User1211 »

andy hat geschrieben:
User1211 hat geschrieben:Bei uns steht beim Abendmahl immer ein Brot und Becher mit Wein auf dem Tisch. Für mich ist das sehr gegenständlich.
Die Gegenstände sind dennoch nicht das Symbol. Wenn Jesus sagte, tut dies zu meinem Gedächtnis, dann ist folglich die Handlung das Symbol und nicht ein paar dazu notwendige Gegenstände:
1. Kor. 11,24ff hat geschrieben:Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr ihn trinket, zu meinem Gedächtnis!
Hallo andy,

sorry, aber das verstehe ich nicht. Du zitierst oben stehende Verse und wendest lediglich das "solches tut" auf die Symbolik an, nicht jedoch das "das ist mein Leib" und "Dieser Kelch ist"!!! Woher leitest Du da einen Unterschied ab? Für mich steht das Brot für den Leib Jesus und den Leib der Gemeinde (alle Gläubigen). Der Kelch ist für mich ein Symbol für das Blut Jesu.
Lieben Gruß
Thorsten

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Lieber Thorsten,

die Sicht von Andy, daß beim Abendmahl der Schwerpunkt auf dem tun liegt, teile ich vollständig.
Analog werte ich auch die weibliche Kopfbedeckung. Hier ist besonders offensichtlich, daß der Gegenstand an sich nur tote Religion ist. Wenn ein Kopftuch (in einigen Versammlungen auch recht absurde winzige Häkelfleckchen, die man wahrlich nicht als Herabverhüllung [katakalupto] bezeichnen kann) jeweils zum Gebet übergezogen wird und dann schnell verschwindet, wenn auch die Unterordnung unter das Haupt fehlt, die diese Herabverhüllung darstellen soll, dann kann, ja sollte man auch ganz darauf verzichten, da man sich durch das auseinanderfallen von innerer Haltung und äußerer Darstellung selbst richtet. Dort wo die Verhüllung wirklich Darstellung gelebter Unterordnung ist, haben wir ja wieder das gelebte Symbol, der Schwerpunkt liegt auf dem Tun, der damit verbundene Gegenstand hat nur Erinnerungscharakter, aber keine »kultische« Bedeutung.
Auch hierhin zeigt sich eine Analogie zum Abendmahl. Die Warnung des Paulus, vor einem unwürdigen Mahl erklärt sich ja nicht mit irgendwelchen allgemeinen Verfehlungen, sondern ganz konkret damit, daß in Korinth das sichtbare Symbol des Mahlfeierns nicht übereingestimmt hat mit der Gemeindepraxis. Paulus schreibt deswegen in Bezug auf Brot und Kelch des Herrn: »Der Essende und Trinkende ißt und trinkt sich selbst Urteil, wenn er den Leib (des Christus) nicht (richtig) beurteilt. Deshalb sind inmitten von Euch viele Schwache und Sieche, und sind viele schlummerngemacht.« Indem die Korinther Teile des Leibes des Christus sich selbst bzw. ihren Lieblingslehrern zurechneten, haben sie den Christus falsch beurteilt und dadurch den Leib des Christus zerteilt. Wenn sie das Mahl des Herrn feierten, verkündigten sie aber die Einheit des Christus: »Das Brot, das wir brechen, ist es nicht Gemeinschaft des Leibes des Christus, da wir, die vielen, ein Brot, ja ein Leib sind, denn wir alle haben mit Teil aus dem einen Brot.« (1.Kor. 10, 16f). Mit ihrer Gemeindestruktur wiederum verkündigten sie: »Es gibt einen apollischen Leib, einen kephischen Leib, einen christischen Leib usw.« Damit waren sie im Widerspruch zu sich selbst und zum Herrn, Verkündigung und Tun fielen weit auseinander, sie aßen und tranken sich selbst zum Urteil; die Verkündigung, die dem Mahl innewohnt, verurteilte ihre Gemeindepraxis. Die Folge waren Krankheit und Tod, denn hier erfüllt sich das Wort: »Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, so wird diesen der Gott verderben; denn der Tempel des Gottes ist heilig, der Ihr, ja Ihr seid.« (Ich überlasse es Phantasie und Konsequenz des Lesers, abzuleiten, was dies für das Abendmahl in konfessionell verfaßten Versammlungen bedeutet.)
Ohne dem Wort Gewalt anzutun, könnte man also wohl sagen: Welche Frau eine Verhüllung trägt, ohne in Unterordnung zu leben, trägt diese sich selbst zum Urteil. Der Schwerpunkt liegt also auch hier nicht auf der Gegenständlichkeit des Symbols.
Daß auch die Taufe als Handlung wertlos ist, wenn sie nicht durch Glaubenstreue untersetzt ist – also z. B. eine Zwangstaufe an Unmündigen, wie sie in diesem Lande ja häufig praktiziert wird – setze ich in diesem Forum mal voraus.

Nun noch zwei Fragen:

Unklar ist mir bisher, wie weit die weibliche Herabverhüllungspflicht zu sehen ist, da sich die Herabverhüllung ja einerseits auf das Gebet bezieht, wir andererseits aber allezeit im Gebet verharren sollen.

Nummer zwei: Kann mir hier irgendjemand verraten, warum die Fußwaschung im Vergleich zum Abendmahl so stiefmütterlich behandelt wird? Warum wird Joh. 13, 14f (»Wenn nun ich, der Herr und Lehrer, Euch die Füße gewaschen habe, seid auch Ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe Euch ein Beispiel gegeben, damit auch Ihr tut, wie ich an Euch getan habe.«) rein metaphorisch verstanden, während die Worte »dies tut zu meinem Gedächtnis« in Bezug auf das Abendmahl praktisch aufgefaßt werden?

Herzliche Grüße, Stefan.

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andy
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Beitrag von andy »

Hallo User 1211,
User1211 hat geschrieben:[...] das verstehe ich nicht. Du zitierst oben stehende Verse und wendest lediglich das "solches tut" auf die Symbolik an, nicht jedoch das "das ist mein Leib" und "Dieser Kelch ist"!!! Woher leitest Du da einen Unterschied ab?

Brot und Wein: Symbolik durch Beziehung

Ich habe versucht, das zu erklären, aber irgendwie habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. Brot und Wein werden erst durch die Handlung zu einem Symbol für den Leib und das Blut Christi. Ein paar Stunden vorher war das Brot ein ganz normales Brot, oder meinetwegen ein Brot im Sonderangebot. Der Wein stand ebenfalls zwischen vielen anderen Weinflaschen im Supermarktregal und unterschied sich nicht im geringsten von der Nachbarflasche, die im Einkaufswagen eines Alkoholikers landen oder bei einer heiteren Betriebsfeier geköpft werden wird. Erst durch die Handlung des Abendmahls werden dieses eine Brot und dieser eine Kelch Wein etwas besonderes, symbolhaftes, das uns hilft, uns neu auf Jesus auszurichten und Hoffnung aus seiner Ankündigung zu schöpfen, daß er wiederkommen wird.

Das Kreuz: Symbolik durch das Schauen

Beim Kreuz hingegen ist das etwas anderes. Es wurde von vornherein als Symbol hergestellt. So ein Ding erfüllt keinen praktischen Nutzen und ist ausschließlich dazu da, ein visuelles Signal an jeden potentiellen Betrachter zu senden. Wenn man es aus dem kirchlichen Kontext herausnimmt und ein Kreuz beispielsweise an einer verlorenen Kette auf dem Boden einer Telefonzelle findet, dann ist immer noch klar, daß dies ein Symbol für die Kirche ist. Paulus sagte, das Kreuz sei ein Ärgernis denen, die Jesus ablehnten. Ein Kreuz erzeugte im Alltag vermutlich dasselbe Unbehagen wie heute der Begriff "Gaskammer". Doch über die Jahrhunderte hinweg haben Menschen aus diesem Folter- und Hinrichtungsinstrument niedliche Schuckstücke und ein stolzes kirchliches "Corporate Design" gemacht. In dem Maß, in dem man versucht, das Kreuz zu verniedlichen und zu verharmlosen, in dem Maß geht auch die überwältigende Erkenntnis darüber zugrunde, welchen Preis unser Herr für unser Leben in Kauf nahm. Aus dem Symbol für den Tod, den wir eigentlich selber verdient hätten, wurde ein Symbol menschlichen Stolzes und römisch-katholischer Macht.

Das Auge weiß nicht zu schätzen, was Gott zu seiner Verherrlichung erwählt

Vielleicht ist es jetzt klarer, was ich meinte. Nebenbei bemerkt ist es ein sehr schöner Wesenszug Gottes, daß er oft das gewöhnliche erwählt und ihm eine besondere Bedeutung verleiht. Gewöhnliche Menschen wie David machte er groß, und gewöhnliche Orte wie Bethlehem und Nazareth machte er weltweit berühmter als es so manche damalige Metropole je wurde. Die institutionalisierte Kirche hätte es gern andersherum - viel exklusiver. So erfand man als neue Regeln, Sünden könne nur der Klerus vergeben und zur Feier des Abendmahls müssen geweihte, prunkvolle Geräte her. Und es "funktioniere" auch nicht einfach so zu Hause, sondern man müsse dazu an einen angemessenen "heiligen" Ort kommen. Jesus hingegen stellte sicher, daß das Abendmahl allen zugänglich ist: Brot und einen Becher Wein hatte jeder im Haus. Für die Fußwaschung gilt dasselbe. Simpel und schlicht in der äußerlichen Form, stellen diese symbolischen Handlungen die Prioritäten klar heraus. Die Beziehung zu Jesus als Haupt steht klar im Mittelpunkt, und diese Gemeinschaft im Gedenken an sein Werk tut unserer Beziehung untereinander im Leib ebenfalls gut.

Matthias Knobloch
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Beitrag von Matthias Knobloch »

Was soll diese Diskussion?

Am Kreuz ist unser Herr für uns, für unsere Schuld und unsere Sünden, aber auch für unsere oftmals unsinnigen Diskussionen, welche letzten Endes von Jesus Christus ablenken, gestorben. Wer ein Kreuz als bildliches Abbild zum Glauben braucht, der soll es nehmen und in Ehren halten. Weresnicht braucht, der erinneresich genauso daran, dass sein Heil nur durch den Kreuzestod Christi erworben wurde.
Wenn Luther im "Kleinen Katechismus" zur Taufe, zum Taufwasser schreibt: "Wasser allein tut es nicht, sondern das Wort Gottes" dann ist die Frage der Symbolik meines Erachtens nach geklärt. Nicht unsere Vorstellungen, sondern das Wort Gottes ist es, dass wir glauben können.
Jesus Christus ist der Herr!

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Stefan Pohl
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Registriert: 07.04.2005 10:48

Beitrag von Stefan Pohl »

Lieber Matthias,

ich habe heftige Zweifel, ob Du die Beiträge zu dieser Diskussion, die Du für unsinnig hältst, überhaupt gelesen hast oder gar vor dem Herrn geprüft, ob sie mit dem Wort übereinstimmen und Dir vielleicht etwas zu sagen haben. Das ist hier übrigens BiFo und nicht LuFo, wir versuchen uns darüber auszutauschen, was die Bibel zu einem Thema sagt, und nicht, was Luther zu einem Thema sagt.

Herzliche Grüße, Stefan.

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