Der neue Bund – nur irdisch?

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H.W.Deppe
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Der neue Bund – nur irdisch?

Beitrag von H.W.Deppe »

Darby und viele Dispensationalisten nach ihm lehren (z.B. A. Fruchtenbaum), dass der „neue Bund“ aus Jer 31, der im NT mehrfach erwähnt wird, rein irdisch sei (da laut Darby alle Bündnisse in der Bibel prinzipiell irdisch seien). Der neue Bund beziehe sich lediglich auf das ethnische Israel und dessen Wiederherstellung im tausendjährigen Reich. Und auch sofern wir in der Jetztzeit etwas von den „Segnungen des neuen Bundes abbekommen“ (eine ohnehin nicht biblisch begründbare Theorie), seien das ausschließlich irdische Segnungen.

Diese Sichtweise möchte ich mit folgendem neutestamentlichen Befund in Frage stellen:

In Lk 22,20 spricht der Herr vom neuen Bund, der durch sein vergossenes Blut geschlossen wird. Durch dieses vergossene Blut hat der Herr Jesus uns das Heil, das ewige himmlische Heil, erkauft. Wenn das nicht uns – Juden- und Heidenchristen der Jetztzeit - gelten würde, dann hätten wir offenbar gar kein Heil.

Diese Aussage aus Lk 22,20 wird in 1Kor 11,25 von Paulus in einem Brief an eine vorwiegend heidenchristliche Gemeinde wiederholt und bestätigt. Wenn der neue Bund nicht uns gelten würde, bräuchten wir auch gar kein Abendmahl feiern.

In 2Kor 3,6 bezeichnet Paulus sich, den Heidenapostel, als „Diener des neuen Bundes“. Wie könnte Paulus das sein, wenn der neue Bund nur dem ethnischen Israel im Hinblick auf das taus. Reich oder rein „irdische Segnungen“ gelte?

Laut Hebr 7,22 beruht Jesu Hohepriestertum für uns darauf, dass er „Bürge eines besseren Bundes geworden“ ist. Wenn der neue Bund also noch nicht in Kraft wäre, dann hätten wir nicht nur kein Heil, sondern auch keinen himmlischen Hohenpriester (Hebr 7,26)!

Die Verheißung des neuen Bundes aus Jer 31 wird in Hebr 8,8-12 mit dem längsten AT-Zitat im NT zitiert. Aus dem Zusammenhang (bes. V. 6.13) geht klar hervor, dass der neue Bund für die Jetztzeit gilt, dies ist die gesamte Aussageabsicht dieses Abschnitts.

Auch aus Hebr 9,15ff geht hervor, dass der neue Bund mit dem Tod Jesu am Kreuz in Kraft getreten ist und uns gilt: dieses Bundesblut hat unser Gewissen gereinigt (V. 14) und die zu diesem Bund Berufenen empfangen ein ewiges Erbe (V. 15).

In Hebr 10,16 wird nochmals der neue Bund aus Jer 31 zitiert und eindeutig auf die Jetztzeit gedeutet, denn das Bundes-Zitat wird angeführt als Beleg für unsere vollkommene Heiligung durch das Opfer Jesu (V. 14). Dann wird aus diesem Bundes-Zitat auf unsere jetzige Vergebung geschlossen (V. 18).

Laut Hebr 12,24 sind wir zu „Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes“ gekommen. Dies würde keinen Sinn machen, wenn er nicht auch für uns der Mittler dieses Bundes wäre. Man beachte auch den Zusammenhang, der Realitäten aus dem AT geistlich auf uns überträgt: himmlisches Jersusalem, Zion usw. (V. 12ff).

Dies sind alles keine "rein irdischen Segnungen".

Gruß, Werner

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Sanftwut
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Beitrag von Sanftwut »

Hi,

die Grundlage der Erlösung für jeden Menschen, egal zu welchem Zeitpunkt er lebte und an welchem Bund er auch teilhatte, ist immer das Erlösungswerk des Herrn am Kreuz und sein vergossenes Blut.
Der neue Bund gründet sich also auf die Gnade, die das Kreuz möglich macht. Die gleiche Grundlage bestimmt regelt auch unsere Versöhnung mit Gott, was aber nicht zwangsläufig heißen muss, dass Gott mit den gläubigen der Gemeindezeit einen Bund geschlossen hat.
Bundesschlüsse
beziehen sich tatsächlich auf diese Erde und der neue Bund ist die Grundlage für Gottes Handeln mit dem irdischen Volk Israel.
Zur weiteren Erläuterung empfehle ich die Auslegung von WJO zum Hebräerbrief insbesondere was er zu Kapitel 8 schreibt.

Gruß
Sanftwut
Critically examine everything.
Hold on to the good. (1.Thess.5,21)

Gast

Beitrag von Gast »

Du schreibst: Der neue Bund gründet sich also auf die Gnade, die das Kreuz möglich macht. Die gleiche Grundlage bestimmt regelt auch unsere Versöhnung mit Gott, was aber nicht zwangsläufig heißen muss, dass Gott mit den gläubigen der Gemeindezeit einen Bund geschlossen hat.
Werner hat das oben m.E. sehr geut beschrieben.
Lukas 22,20: ebenso auch den Kelch nach dem Mahle und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
Jesus selber setzt den neuen Bund in der Gemeinde seiner Jünger ein. So wie er es tat, tun wir es noch heute, wenn wir Sonntagsmorgens seines Todes und seiner Leiden gedenken.

Ausserbiblische Literatur, die das in Frage stellt, sollte man, denke ich, etwas kritischer beurteilen.

Herzliche Grüße
Willy

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