Wer kann mit dem NT in der Hand eine Vorentrückung belegen?

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Moderator: Jörg

Hardy
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Beitrag von Hardy »

Die Vorentrückung ist nicht unbiblisch!
Ich möchte nicht alle Argumente wiederholen die hier schon gebracht wurden. Wen diese nicht überzeugen!?
Aber eines noch:
In Jesaja 65,20 heisst es:
"Und es wird dort keinen Säugling mehr geben (,der nur wenige) Tage (alt wird,) und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllte. Denn der Jüngste wird im Alter von hundert Jahren sterben, und wer das Alter von hundert Jahren nicht erreicht, wird als verflucht gelten."

Aus dem Text geht eindeutig hervor, dass Menschen sterben werden, allerdings werden sie mindestens hundert Jahre alt werden. Es handelt sich hier um die Zeit, wie auch der Textzusammenhang deutlich macht, des messianischen Reiches (Tausendjähriges Reich). Die hundert Jahre und das Sterben metaphorisch zu deuten ist reine Willkür und wird vom Text nicht nahe gelegt. Im himmlischen Reich wird nicht mehr gestorben.

"Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen." Offb 21,4

Das Alte Testament spricht sehr häufig von einem messianischen Reich, durch das Buch der Offenbarung wissen wir, wie lange dieses dauern wird, nämlich 1000 Jahre, auch hier ist eine metaphorische Deutung reine Willkür.

Ebenso spricht das NT ständig von einer Naherwartung des HERRN Jesus Christus für die Gläubigen. Es wäre unredlich vom HERRN uns dazu aufzufordern IHN jeden Moment zu erwarten, wenn er eigentlich nocht gar nicht kommen könnte, weil erst noch irgendwelche Bedingungen (Auftreten des Antichristen, Bau des dritten Tempels usw.) erfüllt werden müssten.

Ich kenne Darby und seine Theologie nicht, aber auch Irrlehrer können mal was richtiges sagen, das geschieht ständig. Ausserdem habe ich mal gehört, dass die Vorentrückungslehre in Schriften des 3. und 4. Jhdts auftaucht (müsste ich nochmal recherchieren) das hiesse dann ja wohl, dass sie wirklich "nur" verschüttet war. Vielleicht wurde dazu auch einfach nicht viel gesagt, weil es zu den Grundlagen des christlichen Glaubens gehörte, dass die Entrückung jeden Moment geschehen kann; schliesslich wird ja auch nicht ständig anhand der Schrift zu beweisen versucht, dass die Auferstehung tatsächlich stattgefunden hat.

"Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und im Herzen (zu) träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben!" Lukas 24,25
Das beziehe ich natürlich auch auf mich. Unsere Erkenntnis ist nur Stückwerk.
Jesus allein!
Hardy

Schoham
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Irrlehre

Beitrag von Schoham »

Die Offenbarung Jesu Christi durch Johannes

Hier spricht Jesus Christus zu Seinen erlösten Kindern. Seine Kinder beten Ihn im Geist und in der Wahrheit an. Sie werden in den sieben Sendschreiben ermutigt und ermahnt. Wir sehen den Kampf zwischen Licht und Finsternis.
Leben wir in dieser innigen Einheit, wie sie uns Johannes 17 beschreibt, dann kämpft der HERR in und durch uns Seinen Kampf weiter. Tun wir Fürbitte für Menschen, die durch Satan gebunden sind,( ich meine nicht vom Teufel besessen - nein ich meine gebunden im Sinn von gefangen in Süchten und Zwängen. In Geiz, Eifersucht, Zweifel usw.), so wird Satan gebunden, d.h. der Mensch für den wir beten, kann plötzlich Gott erkennen und sich zu Ihm wenden und völlige Befreiung erleben. Auf Gottes Ruf, geht aus mein Volk aus ihr (Babylon), haben seit 2000 Jahren viele Menschen gehört. Sie wurden aber von den bestehenden Kirchen immer verfolgt. Die 1000 Jahre sind:
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass "ein" Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. 2.Petr. 3,8
Die Offenbarung ist ein Liebesbrief des Sohnes Gottes an jeden Menschen, den Sein Geist wiedergeboren hat zu einem neuen Leben. Und das seit Patmos. Was in kürze geschieht...(Off, 1,1)
Vorentrückung und 1000 Jähriges Friedensreich kommt nicht aus Gottes Wort.
Das kommt direkt aus der Küche Satans. Wir sollen jeden Augenblick für unseren HERRN dasein und nur für Ihn leben. Diese falschen Lehren verführen die Menschen, schläfern sie ein. Sie warten auf einen Tempel, der in Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, sie warten auf den Antichristen, sie warten auf Zeichen. Dabei merken sie nicht, das der Satan schon längstens in die Herzen der Menschen eingezogen ist und sich von ihnen anbeten lässt. In allen Schattierungen. Falls wirklich ein sichtbarer Tempel in Jerusalem aufgebaut wird, dann aber nur für Satan, der sich als Gott ausgibt. Unser HERR kommt sichtbar in den Wolken des Himmels und holt Seine Schafe zu sich. Der Antichrist tobt auch schon lange. Vielleicht kommt ja noch jemand und lässt sich so anbeten wie der Papst! Für Kinder Gottes ist das alles so unwichtig. Sie leben jeden Augenblick in einer echten und tiefen Verbindung mit Ihrem HERRN. Da kann Er kommen, wann Er will, sie haben genug Oel in ihren Lampen. Wir sollen mit unserem Leben Gottes Sohn verherrlichen und nicht ein Buch aus 66 Büchern immer so verteidigen. Weizen und Unkraut wachsen zusammen bis zum Ende...
Ich liebe kurze Postings – manchmal geht’s nicht kürzer!
Schoham - maria

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

Das kommt direkt aus der Küche Satans
Satan hat sicherlich keine Küche.

Wo liegt das Problem:

Offb 20, 2 Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und band ihn für 1000 Jahre
Offb 20, 3 und warf ihn in den Abgrund und schloss ihn ein und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführen kann, bis die 1000 Jahre vollendet sind. Und nach diesen muss er für kurze Zeit losgelassen werden.

Glaubt lieber dem Wort als der theologischen Pharisäerschaft. Ist doch ganz einfach - man muss nur wollen.


Also ich führe hiermit den Begriff: Nachentrückungslehre ein.

cu

Michael

R. C. Müller
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Re: Irrlehre

Beitrag von R. C. Müller »

Schoham hat geschrieben:Diese falschen Lehren verführen die Menschen, schläfern sie ein. Sie warten auf einen Tempel, der in Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, sie warten auf den Antichristen, sie warten auf Zeichen.
Also, da komme ich nicht mit. Jemand der die "Vorentrückungslehre" vertritt, glaubt gerade nicht, dass noch irgend etwas erfüllt werden muss, bevor der Herr kommt, sondern wartet jeden Tag darauf. Und wenn er das im Herzen hat und davon gepägt ist, führt das zur gespannten Wachsamkeit und dazu, dass er die kurze Zeit im Dienst für den Herrn auszukaufen versucht. Nach Deiner Logik wäre das also gerade ein Beweis FÜR die "Vorentrückungslehre" und nicht dagegen.

Gruß mit Mt. 25,6

Ralf Christian

Jakob
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Re: Irrlehre

Beitrag von Jakob »

Schoham hat geschrieben:Die Offenbarung Jesu Christi durch Johannes
Die 1000 Jahre sind:
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass "ein" Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. 2.Petr. 3,8
2.Petrus 3,8 auf diese Weise zu deuten ist nicht in Ordnung. Du darfst einen Vers nicht aus seinem Zusammenhang reißen. Was der Vers aussagen will wird wohl klar wenn man sich die Verse drumherum anschaut.

"In den letzten Tagen werden Spötter mit Spötterei kommen, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft?..." (Kap 3,3.4)

In diese Situation spricht Petrus hinein und macht ihnen deutlich, dass sie sich nicht verunsichern lassen brauchen. Der 2. Petrusbrief wird recht spät datiert (um 66-67 n.Chr.) . Paulus war umgebracht worden, Petrus stand kurz davor (2.Petr 1,4), die Christen wurden verfolgt... es war eine harte Prüfung für die Christen zu dieser Zeit. Petrus macht ihnen Mut, dass die Verheißungen Gottes bestand haben. "Auch wenn es 1000 Jahre sind die ihr wartet, eure Hoffnung soll so frisch sein, wie wenn Jesus Christus gestern gesagt hätte, dass er wiederkommt." Wir selbst leben jetzt bald 2000 Jahre nach Jesus Tod und es könnten Menschen fragen wo denn unser Retter bleibt. Hat er doch im vorletzten Vers gesagt, dass er bald kommt.

"Ja, ich komme bald." (Offb 22,20)

Aber auch wir brauchen die Hoffnung nicht zu verlieren weil wir gewiss sein dürfen, dass der Herr wiederkommt.

"Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen GEist, der uns gegeben worden ist." (Römer 5,5)

Es ist schlichtweg unredlich 2.Petrus 3,8 in dem Zusammenhang zu nennen wie du es tust. Mit der gleichen Logik könnte jemand behaupten der Herr Jesus sei noch nicht auferstanden, weil er nach 3 Tagen auferstehen sollte und 3 Tage nach Petrus 3000 Jahre wären. Wenn etwas von 1000 Jahren steht, dann sollten wir es auch wörtlich nehmen, es sei denn es gibt einen triftigen Grund dies nicht zu tun.

Schoham
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Vorentrückung

Beitrag von Schoham »

@ MichaelM
Ich meine mit Satans Küche etwas geistiges!
Wollen wir Ihm einmal in seine Töpfe schauen?
Verführung, Mord, Götzendienst, Streit, Uneinigkeit, Lieblosigkeit, Verwirrung, Sklaverei.....................

Wie sperrt man Wortwörtlich Satan ein, ein Geistwesen?

Ich erlebe täglich, wie mein HERR den Satan bindet, damit meine Fürbitte und mein Arbeiten für Ihn Frucht bringen. Satan wird durch Jesus gebunden. Durch Sein Blut und durch Sein Wort.

Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund. Mat. 8,16

Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. 1.Joh. 1,7

@ Ralph Christian

Das Wort Vorentrückung, sagt das etwas Vor-her geschieht. Also gibt es auch ein Nach-her. Und eben dieses Nach-her ist so verführerisch. Siehe mein Posting oben.
Matthäus 25,6 zeigt uns, auf was es wirklich ankommt: Auf das Oel. Habe ich dieses Oel? Das ist die entscheidende Frage. Und die muss jeder für sich ganz alleine beantworten.

@ Jakob

In dem Zusammenhang der Aussage von einem Tag / 1000 Jahre, spricht Petrus von der Sintflut, dem Gericht, von dem Feuer, das die gottlosen Menschen vernichten wird. Morgen kann für mich der letzte Tag sein. Ich kann morgen tot sein. Die Offenbarung ist ein Liebesbuch von meinem HERRN für mich geschrieben für heute und Jetzt.
Denn Er ist unser Gott und wir das Volk Seiner Weide und Schafe Seiner Hand. Wenn ihr doch heute auf Seine Stimme hören wolltet. Ps. 95,7
Wäre es nicht so, was für einen Sinn hätte das Buch für all die Menschen gehabt, die seit Patmos auf Erden gelebt haben?

maria

Hardy
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Beitrag von Hardy »

Hardy hat geschrieben: Ausserdem habe ich mal gehört, dass die Vorentrückungslehre in Schriften des 3. und 4. Jhdts auftaucht (müsste ich nochmal recherchieren)
Also ich habe das in einem Vortrag von Dave Hunt gehört "Die Gemeinde Jesu in der Endzeit" (7. Teil "Fragen und Antworten" - runterzuladen bei www.sermon-online.de ) Dort entgegnet Dave Hunt auf den Vorwurf, dass die Lehre der Vorentrückung erstmals durch J.N. Darby in der Kirchengeschichte auftritt mit der Aussage, dass diese Behauptung schlichtweg falsch sei und es Traktate und Predigten des 4. Jhdts gibt, die ebenfalls eine Vorentrückung lehren.

Ich für meinen Teil bin sicher, dass schon die Gemeinde zur Zeit der Abfassung des NT davon überzeugt war, dass sie vor der Trübsalszeit entrückt würden. Das geht meiner Ansicht nach aus dem NT deutlich hervor. Dennoch sei sich jeder in seiner Meinung völlig gewiss, und bereit sich vom Wort Gottes korrigieren zu lassen! Ich wehre mich nur gegen den Vorwurf, dass eine solche Lehre nicht schriftgemäss sei.
Jesus allein!
Hardy

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ThomasR
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Beitrag von ThomasR »

Pelikan hat geschrieben: Aber fatal wäre zu sagen, dass uns nichts geschehen könne, weil ja vorher die Entrückung käme, was ich in brüdergemeindlichen Büchern las.
Hallo Pelikan,

das wäre in der Tat fatal. Denn schon jetzt stecken wir Christen in den größten Verführungen der Kirchengeschichte. Es sind endzeitliche Verführungen und sie kommen ganz ohne Antichrist aus. Leider befinden sich viele Christen im geistlichen Tiefschlaf und bemerken nicht einmal, was da passiert, wenn
-die Zeichen&Wunder-Bewegung,
-die Prophetenbewegung,
-die "Megachurches"-Bewegung und
-die Ökumene

die gesamte Christenheit unterwandern mit ihren zahlreichen anderen Evangelien, die mit der Lehre der Apostel nicht mehr viel gemeinsam haben.
Thomas
Gottes Segen
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joasch
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Beitrag von joasch »

Lieber Ron,

Du bringst es auf den Punkt, wenn Du „eine biblische Begründung“ forderst. Genau das ist ja die Frage: Lassen wir Gottes Wort für sich selbst sprechen, oder zwängen wir es in das Korsett unserer vorgefertigten Theologie? Dein erstes Posting in diesem Thread habe ich gelesen; in einigen Punkten stimme ich Dir zu, aber nicht in allen.

Zugegeben, Eschatologie ist nicht das leichteste Thema. Ich habe bereits an anderer Stelle offen gesagt, daß auch ich nicht alle Aussagen der Bibel erklären kann. Die reformierte Eschatologie scheint mir allerdings mehr hermeneutische und exegetische Probleme zu produzieren als zu lösen.

1. Zu Darby und den Irvingianern
1. Es beweist nichts, wenn man sagt, die Lehre sei von dieser oder jener Person erfunden worden. Die Frage ist, ob sie mit der Schrift übereinstimmt.

2. Darby lehrte eine Entrückung aller wahren Christen vor der „großen Trübsal“, Margaret Macdonald hingegen eine Teilentrückung der ganz besonders Frommen mitten in der Trübsalszeit. Und das sind nun wirklich zwei verschiedene Paar Schuhe.

3. Wenn man mit einer Person einige Ansichten teilt, heißt das ja noch lange nicht, daß man automatisch alle Lehren übernimmt. Das sollte man eigentlich als selbstverständlich voraussetzen können. Warum dann Deine wiederholte Attacke unter Bezug auf verschiedene Irrtümer Darbys? Daß er in so manchem irrte (z.B. seine völlig falsche Sicht über das Verhältnis der Gemeinde zum Neuen Bund), steht auch für mich außer Frage. Doch ist das kein Beweis dafür, daß seine Ansicht über die Entrückung falsch wäre!

2. Zu meinem Posting vom 28.04.2005 (http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?p=703#703)
Du bemängelst, ich hätte keine exegetische Begründung angegeben und würde es mir (zu) einfach machen. Zur Erinnerung, ich schrieb: „Der Kürze halber nur in Stichworten“. Vieles wurde bereits an anderer Stelle gesagt, das ich nicht unnötig wiederholen, sondern auf den Punkt bringen wollte. So z.B. Deine Kritik: „Zuerst ist seine Voraussetzung eines irdischen Milleniums biblisch zu hinterfragen.“ Dazu habe ich mich bereits im Thread „Die Zukunft Israels - hat Gott Israel verworfen?“ ausführlich geäußert. Siehe http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?p=109#109 und die dort folgenden Postings.

Meine grundsätzliche Frage ist: Wie lautet die konkrete, objektiv nachvollziehbare Begründung, was symbolisch statt wörtlich zu verstehen ist und was das jeweilige Symbol bedeuten soll? Hier warte ich seitens der reformierten Theologie nach wie vor auf eine biblisch begründete Antwort. Ohne eine solche ist jede Aussage nur subjektive Spekulation. Der pauschale Verweis auf die vielfältige Symbolik ist alles andere als befriedigend, wenn der Wortlaut des Textes einen guten Sinn ergibt; so wird nichts erklärt, sondern im Gegenteil alles unklar.

Um auf Deine Beispiele einzugehen: natürlich ist der Ausdruck „sieben Geister Gottes“ symbolisch gemeint. Der ganze Zusammenhang von Offb 1-3 ist voller solcher Symbole. Im Kontext von Offb hingegen ist von zahlreichen handfesten Realitäten die Rede (vgl. etwa das vorangehende Kap. 19). Du schreibst: „In Off.20 steht zwar etwas von 1000 Jahren (und dies ist die einzigste [sic!] Stelle in der gesamten Schrift [...])“. Sechs mal wird dort ausdrücklich gesagt, daß die Zeit, in der Christus mit seinen Heiligen herrschen und der Satan gebunden sein wird, tausend Jahre dauert (V.2, 3, 4, 5, 6 und 7). Besonders deutlich wird das aus V.7f: „Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden 8 und wird hinausgehen, die Nationen zu verführen...“

Wenn die „tausend Jahre“ lediglich symbolisch für die Ewigkeit stünden, kämen wir hier an ein ernsthaftes Problem. Ich nehme an, wir sind uns darin einig, daß es sich bei den Menschen, die in der Ewigkeit im Reich Gottes leben, ausschließlich um Erlöste (im Auferstehungsleib) handelt. Wie könnte Satan sie dann noch zum Abfall verführen (V.8+9)? Wie könnten sie dann noch vom Feuer verzehrt werden (V.10)? Das hieße, daß selbst in der Ewigkeit sich niemand seines Heils gewiß sein und man sogar dann noch sein Heil verlieren könnte – eine Vorstellung, die jeder Vertreter reformierter Theologie zurückweisen muß.

An dieser Stelle kommt also die reformierte Eschatologie in massiven Konflikt mit der reformierten Soteriologie!

Wenn man hingegen den Zusammenhang beachtet, daß Gott in V.11ff Himmel und Erde vernichtet und dann das „jüngste Gericht“ hält, ist klar, daß der zuvor geschilderte letzte Aufstand Satans und der Menschen noch auf dieser Erde stattfinden muß.

Ein buchstäbliches Verständnis eines tausendjährigen Friedensreichs steht also in Übereinstimmung mit dem unmittelbaren und dem gesamtbiblischen Kontext, während der Versuch, dieses zu „vergeistlichend“ wegzuerklären, zu schweren Widersprüchen führt.

3. Zu Deinem Vorwurf, ich argumentierte verworren und widersprüchlich
Nun, ich hoffe, dieser Verwirrung abhelfen und vermeintliche Widersprüche klären zu können.
Ron hat geschrieben:Will Joachim wirklich sagen, dass Joh.3,3ff vom Eintritt in das Millenium redet? Wie kommt er nur darauf? Im Text steht das nicht! Es geht (auch in Mt.25,31ff) um das ewige Leben (Joh.3,14ff; Mt.25,46). Und nach Joachim werden die Menschen im Millennium doch sterben!?!
1. Joh 3,3ff spricht vom Eintritt in das Reich Gottes. Dies habe ich konkret auf das Millennium angewendet, aber nicht darauf beschränkt. Ebenso mein Hinweis auf Mt 25,31ff: mir kommt es vor allem auf den Aspekt an, daß allein die Gläubigen das Reich Gottes erben und ins ewige Leben eingehen. Das Millennium ist das Reich Gottes auf dieser Erde, das zeitlich auf 1000 Jahre befristet ist und am Ende in die ewige Herrlichkeit einmündet (neuer Himmel und neue Erde).

2. Der Herr sagt in Joh 3: Niemand kann in das Reich Gottes kommen, der nicht „von neuem geboren“ = an Jesus gläubig = errettet ist = das ewige Leben hat. Wenn wir also von einem Millennium nach o.g. Definition ausgehen, können dort keine Ungläubigen hineinkommen.

3. Der Begriff „ewiges Leben“ wird im NT in zwei Bedeutungen verwendet:
a) im bereits gegenwärtigen Sinn, d.h. unter Betonung des Lebens aus Gott, das der Gläubige bereits hier und jetzt in Christus hat, auch wenn er noch im sterblichen Leib ist (Joh 5,24; 10,28; 11,25f; 17,3);
b) im zukünftigen Sinn, d.h. unter Betonung der Vollendung in der kommenden Welt (Joh 4,14.36; 12,25).

4. Ich schrieb nicht, im Millennium würden „die“ Menschen sterben (oder gar alle), sondern daß dann Menschen leben werden, denen Kinder geboren werden und von denen einige sterben; es handelt sich also um Menschen, die noch nicht den Auferstehungsleib haben. Ins Millennium hineinkommen werden nur Errettete, die sich allerdings darin unterscheiden werden, daß die einen bereits auferstanden, die anderen noch im natürlichen Leib sind. Da dieser noch der Sünde unterworfen ist, sind auch ihre Nachkommen geborene Sünder, die ohne persönlichen Glauben verloren gehen. Diese sind es, die sich am Ende des Millenniums dem letzten Aufstand Satans anschließen werden; andere Ungläubige sterben bereits vorher, d.h. während des Millenniums.

4. Zum Verständnis von Jesaja 65
Ron hat geschrieben:Dabei sagt Jes.65,20 nichts über ein Millennium. Auch dies legt Joachim einfach in den Text. Der Kontext redet eindeutig (V.15ff) von der neuen Welt Gottes (neuer Himmel und Erde). Daher sind die Beschreibungen (sterben etc.) metaphorisch zu deuten, da wir aus dem NT wissen, dass es in dieser neuen Welt Gottes kein Sterben geben wird!
Nichts für ungut, Ron, aber das ist ein Musterbeispiel für eine nicht zwingende Schlußfolgerung:

Grundannahme: Hier ist eindeutig vom neuen Himmel und der neuen Erde die Rede.
Nebenbedingung: In Gottes neuer Welt gibt es kein Sterben mehr.
Schlußfolgerung: Daher ist das Sterben etc. metaphorisch zu deuten.

Wenn Grundannahme oder Nebenbedingung falsch ist (oder beides), dann ist auch die Schlußfolgerung falsch.

Der Nebenbedingung stimme ich zu, aber der Grundannahme nicht. Jesaja 65,1-16 spricht vom Gericht über Juda wegen Götzendienst und Unglaube, aber auch von der Wiederannahme des gläubigen Überrests. In V.17 („Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde...“) weist Gott auf seine Schöpferallmacht hin. D.h. aber nicht zwangsläufig, daß V.18ff den neuen Himmel und die neue Erde beschreiben. Dort geht es darum, daß Gott in seiner Allmacht das Schicksal Jerusalems wendet: „Denn siehe, ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Freude.“ Dann folgen die Schilderungen des langen Lebens usw.


So viel erst mal für heute (sorry, daß das so lang geworden ist).

Liebe Grüße
Joachim

Ron
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Beitrag von Ron »

Lieber Joachim,
zu 1) In diesem Fall hat man aber eben keine biblische Begründung, sondern passt es einfach einem theol. System an, in der eine solche Vorentrückungsüberzeugung gut hineinpasst. Dies scheint Darby getan zu haben. Daneben hat (auch Stadelmann) man eindeutig einen Zusammenahng zwischen Darby und den Ereignissen um die „Offenbarungen“ von Macdonald festgestellt. Dass Darby einiges modifiziert und verändert hat ändert nichts an der Tatsache, dass diese Grundüberzeugung aus schwarmgeistigen Quellen stammt!
Daneben fehlt in dieser ganzen Diskussion eine exegetische Begründung einer Vorentrückung. Hier werden immer wieder nur dogmatisch Bibelstellen aus dem AT und NT im Sinne des Dispensationalismus zusammengewürfelt.

Zu 2) Soweit ich weiß, geht es hier nun (gesondert) um die Vorentrückungslehre und nicht um das Millennium oder Israel und dessen Zukunft!? Und ob die Argumente in dem Thread „Die Zukunft Israels - hat Gott Israel verworfen?“ ausführlich geäußert wurden habe ich ja schon dort an Ort und Stelle in Frage gestellt…

Zuerst muss gesagt werden, dass dies doch ein Eigentor ist. Denn man kann keine hermeneutische(!) Begründung von jemanden fordern, wenn man für seine eigene Schriftauslegungsmethode selber keine Begründung geben kann. Die Aussage „…der (wörtliche) Wortlaut ergibt einen guten Sinn“ ist keine exegetische Begründung, sondern eine subjektive Einschätzung bzw. um es mit Joachim zu sagen: Spekulation. Und wenn die eindeutige metaphorisch-symbolische Sprache der Off. keine befriedigende Antwort für Joachim ist, dann hat das mehr als nur wenig zu sagen (es ist weder ein exegetisches noch theologisches Argument). Man könnte anhand einer Analyse leicht feststellen, dass der größte Teil der prophetischen Aussagen der Off. einen symbolischen Charakter haben. Daher liegt die Beweislast nicht bei denjenigen, die eine symbolische Auslegung der 1000 Jahre verlangen, sondern diejenigen, die eine wörtliches Verständnis für richtig halten. Und nur weil Joachim durch eine symbolische Interpretation die „Klarheit“ seines spekulativ-subjektiven Verständnisses des Textes bzw. theol. Systems in Gefahr sieht heißt das eigentlich gar nichts. Die Unklarheit liegt mE bei der dispensationalistischen Interpretation.
Zudem kämpft Joachim gegen einen Strohmann, da ich nie gesagt habe, dass die 1000 Jahre wörtlich zu verstehen sind. Es kann gut sein, dass die 1000 Jahre die erste Zeit der Ewigkeit bedeuten. Ich wehrte mich bisher nur dagegen, in diese 1000 Jahre (die möglicherweise eher symbolisch zu verstehen sind) zu viel hineinzulegen was gar nicht dasteht (nichts über Israel, über einen Bezug zu AT Stellen usw.). Und das die Off. nicht einlinig chronologisch aufgebaut ist macht es unmöglich auf angeblichen chronologischen Abläufen seine Argumentation aufzubauen!

Die symbolische Sprache redet ja auch von realen Dingen. Zumeist sind auch reale Dinge mit symbolischen Ausdrücken vermischt (bes.19-20!). Aber das Off.20 eindeutig eine gänzlichen „wörtlichen“ Sinn hat, ist eine subjektiv-spekulative Einschätzung. Auch hier kann man viele symbolische und sich wiederholende Sprache sehen (Gog und Magog zB u.a.)
Ich habe übrigens nie behauptet, dass die 1000 Jahre symbolisch für die Ewigkeit steht! Aber es sollte dennoch darauf aufmerksam gemacht werden, dass nach den 1000 Jahren die restlichen Toten auferstehen werden. Diese werden dann wieder verführt, was deutlich macht, dass sie und auch Satan etc. das endgültige Gericht verdient haben. Nicht Christen, sondern die „übrigen Toten“ werden hier verführt.
Und das es in dieser Stelle die 1000 Jahre 6x erwähnt werden ändert nichts an der Tatsache, dass dies die einzige Stelle in der gesamten Schrift dazu ist – und hier steht nicht sehr viel und vor allem nicht alles das, was der Dispensationalimus hier sehen will!
Ich möchte nochmals betonen, dass die Eschatologie des NT sich nicht widerspricht. Daher sollten wir unsere dogmatischen Standpunkte nicht an spekulativen und subjektiven Interpretationen der symbolischen Aussagen der Off. begründen, sondern aus den eschatlogischen Lehraussagen des NT. Und dort finden wir keinerlei Hinweis auf ein irdisches Zwischenreich, eine Vorentrückung oder sonst welchen Dabyischen Auslegungen.
Die Aussage von Joachim „Ein buchstäbliches Verständnis eines tausendjährigen Friedensreichs steht also in Übereinstimmung mit dem unmittelbaren und dem gesamtbiblischen Kontext, während der Versuch, dieses zu „vergeistlichend“ wegzuerklären, zu schweren Widersprüchen führt.“ ist daher völlig absurd. Denn außer Off.20 hat er gar nichts (und diese Verse sind nicht einfach in der Willkür zu interpretieren, wie man das gerne möchte!). Und der gesamtbiblische Kontext spricht eindeutig gegen ein irdisches Millennium (vor allem eine im disp. Sinne)!

zu 3) Warum in aller Welt wendet Joachim Joh.3 auf das Millennium an, wenn dieser Text nichts mit einem Millennium zu tun hat? Die Rede davon, dass er diese Stelle nicht auf das M. beschränkt, ist noch beängstigender. Dies ist Willkür in höchster Form. Man nimmt Bibelstellen um etwas zu begründen, obwohl diese Stellen wissentlich nicht darüber sprechen! Man kann mir hier sagen was man will. Aber eine theol. Behauptung, die man mit biblischen Stellen zu belegen versucht, die jedoch eindeutig gar nicht zu dieser theol. Behauptung passen bzw. gehören, ist Willkür und Widersprüchlichkeit. Hier wäre es angebracht mit Joachim zu sagen, dass eine solche Argumentation Unklarheit und Verwirrung bringt! Man kann nicht einfach seine dogmatischen Systeme auf Bibelstellen pressen, wenn diese nicht im Geringsten damit zusammenhängen. Dies belegt eindeutig, dass man verzweifelt nach Argumenten sucht (selber schafft!), weil man in Wirklichkeit keine hat! Diese Argumentation in ernstlich zu verwerfen und ein Armutszeugnis für die disp. Theologie! Man kann nicht erst mit Bibelstellen argumentieren um anschließend (nachdem man auf die Unhaltbarkeit der Argumentation aufmerksam gemacht wurde!) zu sagen, dass man diese Aussagen nicht „ausschließlich“ auf ein Millennium anwendet. Entweder reden die Stellen vom Millennium oder nicht. Und wenn nicht, darf man diese Stellen nicht mit einem Millennium in Verbindung bringen!
Und was soll die Argumentation mit dem ewigen Leben? Bei Joh. bedeutet dies einfach, dass wie leben werden auch wenn wir sterben! Daher gehört uns schon heute das ewige Leben, weil wir niemals den Tod sehen werden (8,51; 11,25f). Die künstliche Zweiteilung ist daher unbegründet. Ewiges Leben hat keiner zwei Bedeutungen, weil wir es jetzt schon haben (auch wenn wir irdisch sterben sollten!). Und ich frage mich, was er überhaupt bzgl. des Millenniums damit sagen will…?

zu 4) Dieser Abschnitt ist so etwas von dogmatischer Philosophie, dass eine Kommentierung überflüssig ist. Nichts in diesem Punkt kann exegetisch begründet werden. Es ist eine willkürliche und dogmatische Spekulation eines theol. Systems. Behauptungen ohne Begründung!
Und zu Jes.65: Es geht grammatisch-inhaltlich eindeutig um ein und dieselbe Sache in V.17ff: Gott SCHAFFT die (endgültige) Wiederherstellung Israels bzw Jerusalems. Hier ist die Wasserschneide zwischen Disp. Und nicht-Disp. Theologie. Das AT wird im Licht des NT interpretiert. Nach dem NT ist dieses neue Jerusalem der Neue Himmel und Erde (endgültige Wiederherstellung von Jerusalem und Neuer Himmel und Erde gehören im NT zusammen!).
Joachim sollte schon konsequent sein in seiner Dogmatik. Wenn er Darbys Lehre bzgl. Neuer Bund verwirft, wie kann er dann an seiner Interpretation von Jes.65 festhalten? Denn auch der Neue Bund gilt laut AT allein Israel und Juda. Im NT aber wird deutlich, dass dieses Israel nicht ein national-politisches, sondern geistliches ist: alle Jesusgläubigen aus Juden und Heiden!

Soweit erstmal. Ich will mich auch nicht immer wiederholen.
Zuerst müssen wir beim Thema bleiben. Bisher wurde noch keine exegetische Begründung einer Vorentrückung seitens Joachim gegeben (im Gegensatz zu mir – siehe mein erstes Postig zum Thema!).
Zum zweiten verweise ich hier nochmals auf das Buch über Israel, welches - so Gott will – noch dieses Jahr im betanien-Verlag erscheinen wird. Hier wird es ausführliche Ausführungen und Diskussionen zu den Themen geben.


Liebe Grüße
Ron

Hardy
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Beitrag von Hardy »

Leute, was macht ihr es euch eigentlich so schwer?
Die Entrückung und das Wiederkommen des HERRN zum Gericht sind zwei getrennte Ereignisse, darüber kann es ja wohl keine zwei verschiedenen Meinungen geben!
Die Frage ist doch nur, wann die Entrückung geschieht: Vor der Trübsal oder irgendwann während der Trübsal?
Nun sagt der HERR uns aber: "Denn der Sohn des Menschen kommt in der Stunde, da ihr es nicht meint." (Lk 12,40)Also überraschend! Jeder Überraschungseffekt wäre aber dahin, wenn die Trübsal einmal begonnen hätte.
Ergo: Die Entrückung geschieht vor der Trübsal!
Jesus allein!
Hardy

joasch
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Beitrag von joasch »

Lieber Ron,

Du wirfst mir wiederholt vor, willkürlich mit der Schrift umzugehen; auf meine Argumente bist Du aber bisher kaum ernsthaft eingegangen. Statt dessen verweist Du auf Dein erstes Posting und Dein demnächst erscheinendes Buch (da es noch nicht erschienen ist, kann man es auch noch nicht beurteilen). Meine Bitte um bessere Gründe, da viele Deiner Argumente mich nicht überzeugen, beantwortest Du lapidar mit der Behauptung, ich könne keine hermeneutische Begründung von Dir fordern, da ich für meine Schriftauslegungsmethode angeblich keine Begründung hätte.

Das ist ja nun sehr erstaunlich; es heißt nichts anderes als „Friß oder stirb.“ Du erwartest doch wohl nicht ernsthaft von mir, Deine Meinung ungeprüft zu übernehmen oder selbst dann, wenn ich in ihr schwerwiegende Widersprüche zur Bibel sehe. Als Paulus nach Beröa kam, prüften die dortigen Juden seine Lehre anhand der Schrift. Offensichtlich hatte er (selbst als Apostel!) nichts dagegen; Lukas lobt sie sogar dafür (Apg 17,11). D.h. übrigens nichts weniger, als daß die neutestamentliche Lehre vom Alten Testament her objektiv begründbar und überprüfbar ist (siehe auch Apg 9,22; 18,28). Wenn ich hingegen Deine Meinung infragestelle, scheint das ein Sakrileg zu sein.

Die Reformatoren pochten gegenüber der röm.-kath. Kirche auf dem Prinzip der Klarheit der Schrift, d.h. daß die Bibel in ihren Aussagen grundsätzlich für jedermann klar zu verstehen ist. Die röm.-kath. Kirche hingegen behauptet noch heute, die Bibel sei so schwer verständlich, daß nur das Lehramt der Kirche in der Lage sei, sie richtig auszulegen. Ich frage mich, was daran falsch sein soll, wenn ich erstere Position vertrete?
Ron hat geschrieben:Soweit ich weiß, geht es hier nun (gesondert) um die Vorentrückungslehre und nicht um das Millennium oder Israel und dessen Zukunft!?
Ich schrieb bereits in meinem Posting vom 28.04.2005 (http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?p=703#703), daß beides miteinander zusammenhängt. Wenn es kein irdisches Millennium gibt, gibt es m.E. auch kaum ein Argument für eine Entrückung vor der „großen Trübsal“ bzw. 70. Jahrwoche Daniels. Daß nämlich viele Gründe für den Zeitpunkt der Entrückung, die Darby, Scofield u.a. anführten, nicht stichhaltig sind, steht auch für mich außer Frage.
Ron hat geschrieben:Die Aussage „…der (wörtliche) Wortlaut ergibt einen guten Sinn“ ist keine exegetische Begründung, sondern eine subjektive Einschätzung
Ich schrieb nicht nur, daß ein wörtliches Verständnis von Offb 20 guten Sinn ergibt, sondern auch, daß eine symbolische Auffassung offensichtlich Widersprüche und Unsinn produziert, und habe das bereits mehrfach ausführlich begründet.
Ron hat geschrieben:Zudem kämpft Joachim gegen einen Strohmann, da ich nie gesagt habe, dass die 1000 Jahre wörtlich zu verstehen sind. Es kann gut sein, dass die 1000 Jahre die erste Zeit der Ewigkeit bedeuten.
:?: Ich nehme an, Du meinst: „da ich nie gesagt habe, dass die 1000 Jahre nicht wörtlich zu verstehen sind“? Alles, was Du bisher dazu hier geschrieben hast, klingt aber so. Etwa Deine Aussage:
Ron hat geschrieben:Man könnte anhand einer Analyse leicht feststellen, dass der größte Teil der prophetischen Aussagen der Off. einen symbolischen Charakter haben. Daher liegt die Beweislast nicht bei denjenigen, die eine symbolische Auslegung der 1000 Jahre verlangen, sondern diejenigen, die eine wörtliches Verständnis für richtig halten.
:?: Was meinst Du denn nun und was nicht? Langsam versteh ich nur noch Bahnhof.
Ron hat geschrieben:Ich habe übrigens nie behauptet, dass die 1000 Jahre symbolisch für die Ewigkeit steht! Aber es sollte dennoch darauf aufmerksam gemacht werden, dass nach den 1000 Jahren die restlichen Toten auferstehen werden. Diese werden dann wieder verführt, was deutlich macht, dass sie und auch Satan etc. das endgültige Gericht verdient haben. Nicht Christen, sondern die „übrigen Toten“ werden hier verführt.
Das habe ich noch nie gehört. Wo geht hier aus dem Zusammenhang hervor, daß es so wäre? Man kann dazu nur dann gelangen, wenn man die Reihenfolge in Offb 20 munter durcheinanderwirft, um den Text in die vorgefaßte Meinung zu pressen. Für Dich ist das legitim; wenn ich hingegen der im Text vorgegebenen Anordnung folge, sei das Willkür. Seltsam. Deine „Begründung“, es sei eben nicht alles streng chronologisch, ist vollkommen unzulänglich. In Offb 20 liegt eine einfache Aneinanderreihung von Aussagesätzen mit „und“ vor, die keinen anderen Schluß zuläßt, als daß hier eine Kette aufeinanderfolgender Ereignisse beschrieben wird.
Sorry, aber so mißbrauchst Du die Bibel als Steinbruch. Wenn wir beliebige Versatzstücke nach Bedarf zusammenflicken, können wir alles mögliche behaupten.

Es würde nicht nur den Rahmen des Threads sprengen, auf manch anderes in Deinem letzten Posting einzugehen, sondern auch vom eigentlichen Thema weiter wegführen. Mir scheint, wir können prima aneinander vorbeireden... $:(


Frustriert, aber dennoch mit freundlichen Grüßen

Joachim

Ron
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Registriert: 07.04.2005 10:13

Beitrag von Ron »

Lieber Joachim,
ich denke es ist besser, wenn wir diese Diskussion nicht länger an dieser Stelle weiterführen. Ich sehe es immer noch so, dass Du weder auf meine biblischen Argumente bzw. Anfragen eingegangen bist noch eine eigene exegetisch-biblische Begründung für Deine Sicht geliefert hast. Außer einer kurzen dogmatischen Aufeinanderreihung (vom 28.04.) irgendwelcher Bibelstellen habe ich bisher nichts von Dir gelesen (Deinen Verweis auf das „Israel-Posting“ habe ich bereits kommentiert – daneben wird die Vorentrückungslehre nicht von allen Disp. vertreten und hängt nicht zwingend mit einem irdischen Millennium zusammen, sondern mit der sog. Trübsalszeit).
Dagegen habe ich sehr wohl eine exegetisch-biblische Begründung meiner Sicht dargestellt als auch eine Widerlegung der Vorentrückungslehre samt „theologischen Anhang“.
An keiner Stelle habe ich (in Analogie zur röm.-kath. Kirche) die Klarheit der Schrift in Frage gestellt. Ich wäre der letzte, der dies tun würde (vgl. meinen Artikel über Wort und Geist auf betanien.de). Anscheinend verwechselst Du aber Dein Bibelverständnis mit der Klarheit der Schrift (dies sind für dich Synonyme). Auch Dein Verständnis über Sinn und Unsinn (was Du keineswegs „begründet“ hast!) setzt Du mit der Klarheit der Schrift gleich.
Ein Großteil der Off. hat metaphorischen Charakter. Bes. die Zahlen in der Off (7 Geister Gottes, 144000, 42 Monate usw.). Daher liegt die Beweislast bei denen, die eine Zahl oder Aussagen wörtlich verstehen wollen. Der Hinweis auf die eigene subjektive Empfindung über Sinn und Unsinn reicht da nicht aus!
Und wenn Du von einer Auslegung noch nie gehört hast, dann muss dies doch nicht gleich bedeuten, dass sie abwegig ist. Es gibt eine schöne wissenschaftliche Monographie von Meale „After the 1000 years“ darüber. Ohne diese gelesen zu haben, solltest Du Dir kein Urteil darüber bilden. Daneben zeigt mir diese Aussage, dass Du Dich evtl. nicht ausführlich mit der „Gegenposition“ auseinander gesetzt hast. Und Dein Verweis, dass die Vorentrückungslehre untrennbar mit einen irdischen Millennium zusammenhängt, zeigt unter dessen auch, dass Du anscheinend Dich auch nicht ausführlich mit Deiner eigenen Richtung beschäftigt hast (denn dort lehren nicht alle eine Vorentrückung!). Wenngleich ich sicher auch nicht alle disp. Ansätze gelesen habe, so kenne ich deren Argumentation: sie hat sich (trotz einiger Variationen) eigentlich nicht groß verändert oder neue exegetische Ansätze hervorgebracht (auch der progr. Disp. nicht!). Dies wäre auch verwunderlich, da sie hier – bis auf ein paar Einzelheiten und Abläufe wie z.B. die Vorentrückung! – wenig Offenheit zeigen (würde doch das ganze System zusammenbrechen). Die nicht-disp. kann hier offener sein, weil sie sich in kein Interpretationszwang steckt. Denn hier ist es weitgehend egal, ob man die 1000 Jahre wörtlich oder symbolisch versteht, da man hier von den klaren Lehraussagen der Schrift seine Eschatologie aufbaut und dann auch Off.20 in diesem Licht versteht. Dies ermöglicht es, mehrere Interpretationen bzgl. Off.20 zu liefern, sofern sie im Einklang mit der übrigen Schrift stehen. Dies kann das feste System des Disp. mit seinen eigenen Regeln nicht. Hier muss alles passen und alles beantwortet sein. Der nicht-disp. Ausleger kann hier ruhig bleiben, weil er von den klaren Lehraussagen argumentiert und Off.20 u.a. in diesem Licht interpretiert (auch wenn er nicht alle Einzelheiten deutet, weil sie auch in der Schrift nicht gedeutet werden). Würde Off.20 sagen, dass dieses Herrschen ein Zwischenreich ist und auf der alten Erde stattfinden wird und sich hier Stellen wie Jes.65 erfüllen werden und Israel im Mittelpunkt steht etc.pp., dann hätte keiner damit Probleme. Doch genau dies steht nicht dort. Der nicht-disp. Ausleger bleibt bei dem, was der Text sagt bzw. hergibt. Der Disp. Ausleger meint alles zu wissen – sogar noch mehr, als was im Text geschrieben steht. Seine Systemtreue zwingt ihn dazu mehr in den Text zu legen, als darin zu finden ist bzw. klare Auslegungen des AT im NT zu ignorieren und zu meinen es besser zu wissen (Beispiele: Neuer Bund nur für nat. Israel; Tempel und Opfer werden wieder eingeführt usw.). Diese Vorgehensweise ist – um es mit Deinen polemischen Worten zu sagen – wirklich ein Sakrileg! Dies ist einer der wesentlichen Unterschiede und Gründe, warum wir uns in der Diskussion nicht nähern.
Dass die Off. nicht (einlienig) chronologisch aufgebaut ist, wird auch von namhaften Dispensationalisten mittlerweile vertreten. Niemand kommt an der Tatsache herum, dass zB die Zornschalen viele Parallelen beinhalten und alle mit dem Ende der Welt Enden. Auch hier kann ich Dir gerne wiss. Monographien und Kommentare nennen.
Das Argument mit dem Steinbruch gebe ich an Dich weiter.
Mein Verweis auf das Buch habe ich im Zusammenhang mit meiner Weigerung zu Wiederholungen erwähnt. Ich wollte damit sagen, dass es bald ausführliche exegetische und theologische Argumente zu diesem Thema in diesem Buch geben wird. Denn richtig ausführlich können wir hier auf bifo nicht sein. Es war schlicht und ergreifend eine Vorankündigung, damit der Leser des bifo weiß, dass da noch was kommt (weil ich auf bifo nicht ausführlich werden kann). Dass es keine Aufforderung war, es jetzt zu lesen oder zu prüfen, ist doch klar. Daher fand ich Deinen Kommentar diesbzgl. nicht fair und überspitzt.
Also nochmals: Ich beende diese Diskussion an dieser Stelle und verweise auf das Buch, welches - so Gott will und es herauskommt (betanien-verlag) – diese meine (und anderer) Ansicht ausführlich belegen und dies disp. Position widerlegen wird.
Lieben Gruß
Ron

joasch
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Beitrag von joasch »

Lieber Ron,

zuerst einmal bitte ich für manche ironische Spitzen in meinem letzten Posting um Entschuldigung; es war nicht meine Absicht, Dich zu beleidigen. (Sorry, aber manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, Du hättest gar nicht richtig gelesen, was ich geschrieben habe.)

Ich denke ebenfalls, daß eine weitere Diskussion dieses Themas den Rahmen des BIFO sprengen würde; deshalb bin ich auch auf viele Deiner Argumente noch nicht eingegangen, zu denen wohl noch etwas zu sagen wäre.

Zuletzt möchte ich noch betonen: Es kommt mir nicht darauf an, dieses oder jenes theologische System zu verteidigen. Es geht mir darum, was die Schrift lehrt und wie wir mit der Schrift umgehen. Alles, was nicht mit der Schrift übereinstimmt, gehört auf den Müllhaufen der Theologiegeschichte, ob es nun von Calvin, Darby oder wem auch immer stammt. Hier sehe ich bei beiden Seiten einige ernsthafte „Klopfer“. Die von Dir erwähnten Literaturangaben würden mich daher durchaus interessieren.


Liebe Grüße
Joachim

C.K.
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Re: 70. Jahrwoche?

Beitrag von C.K. »

H.W.Deppe hat geschrieben:Wie kommt man eigentlich darauf, dass zwischen der 69. und der 70. Jahrwoche ein beliebig langer Zeitraum liegen soll? Der ursprüngliche Sinn von Dan 9 gibt das ja nicht her, sondern hier handelt es sich um eine Konstruktion.
Einige interessante Gedanken zu dieser Thematik, zitiert aus Endzeitführer, Orientierung im Dschungel der Endzeittheorien, W. Hornstra:

3. Die siebzig Jahrwochen
Daniels siebzigste Jahrwoche ist für das dispensationalistische Endzeitszenario fundamental wichtig. Es gibt aber ernstzunehmende Fragen über die vorgeschlagene Auslegung von Daniel 9.
So nimmt die dispensationalistische Auslegung als Anfangszeitpunkt das Jahr 445 vor Chr., als Nehemia Erlaubnis erhielt, die Stadtmauer Jerusalems wieder aufzubauen. Das war allerdings mehr als neunzig Jahre, nachdem die ersten jüdischen Exilanten nach Jerusalem zurückgekehrt waren und mit dem Wiederaufbau angefangen hatten.
Ausserdem wird mit Jahren von 360 Tagen gerechnet, also fünft Tage kürzer als normale Kalenderjahre (die Begründung lautet, dass die 42 Monate in Offb 13,5, die zu den letzten sieben Jahren gehören, 1260 Tage gleichen (Offb 12,6), das ist 30 Tage pro Monat. Ein ganzes Jahr wäre dann 360 Tage [so die Fussnote zu Dan 9,24 in der Scofield Bibel]). Nur so gelingt es, die 483 Jahre der 69 Wochen genau bis auf Jesu Dienst andauern zu lassen und nicht darüber hinaus (483 minus 445 wäre ja 38). Beide Annahmen sind ausserhalb des dispensationalistischen Lagers auf wenig Zustimmung gestossen.
Die Mehrheit der nichtdispensationalistischen Ausleger meint, dass alle 70 Jahrwochen beim ersten Kommen Jesu erfüllt waren. Andere sehen die letzte Woche als symbolisch; sie stellt das ganze Gemeindezeitalter dar. Wenn man aber populäre Bücher über die Endzeit liest, würde man nie auf die Idee kommen, dass es fundierte und weitverbreitete alternative Auslegungen für diese höchst schwierige Bibelstelle gibt (wie schwierig die Auslegung dieser Stelle ist, zeigt sich, wenn man mehrere Übersetzungen vergleicht. Zum Teil weichen sie so stark voneinander ab, dass sie zu radikal verschiedenen Auslegungen führen. Der hebräische Text ist hier alles andere als klar und eindeutig). Es ist sowieso ein kluges Auslegungsprinzip, nicht zu viel Gewicht auf Problemstellen zu legen – hingegen hat der Dispensationalismus Daniel 9 zu einem Eckstein des Systems gemacht.
Eine weitere Schwierigkeit ist die vorgeschlagene Zeitlücke innerhalb der 490 Jahre – eine Zeitlücke, die inzwischen schon an die 2000 Jahre zählt. Die vorgeschlagene Zeitlücke wird weder im Buch Daniel noch im übrigen Alten oder Neuen Testament je explizit erwähnt. Würde es trotzdem zutreffen, dass die letzte Woche noch aussteht, dann würde das keine der anderen Sichtweisen in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Trifft es aber nicht zu, dann ist der Dispensationalismus als System schon deswegen nicht länger haltbar.

6. Die verborgene Entrückung
Die Entrückung an sich wird von keiner bibeltreuen eschatologischen Schule in Frage gestellt. In 1. Thessalonicher 4 und in einigen wenigen anderen Bibelstellen wird sie klar erwähnt. Die Streitfrage ist nicht, ob ein solches Ereignis überhaupt stattfinden wird. Vielmehr geht es darum, ob sie mit der sichtbaren Wiederkunft Christi mehr oder weniger gleichzeitig ist, oder ob sie sieben Jahre vorher stattfindet und ein plötzliches und unsichtbares Eingreifen Gottes darstellt.
Es ist vielleicht an diesem Punkt, dass der Dispensationalismus am radikalten von gängigen christlichen Lehrsätzen abgewichen ist. Vor 1830 hatte niemand je die Wiederkunft in zwei Phasen aufgeteilt. Jeder war davon ausgegangen, dass Entrückung und Wiederkunft zusammengehörten und gleichzeitig stattfinden würden.
Dave MacPherson hat die Herkunft dieser Idee, Entrückung vor der Trübsal, erforscht und die Ergebnisse in seinem Buch „The Incredible Cover-Up: The True Story on the Pre-Trib Rapture“ veröffentlicht. Darin stellt er diese Herkunft als fragwürdig dar (aus der Zusammenfassung):

„Wir haben gesehen, dass ein schottisches Mädchen namens Margaret MacDonald in Port Glasgow, Schottland, Anfang 1830 privat eine Offenbarung erhielt, dass eine ausgewählte Gruppe von Christen entrückt werden würde, um Christus in der Luft zu begegnen vor den Tagen des Antichristen. Ein Augenzeuge, Dr. med. Robert Norton, überlieferte ihren handgeschriebenen Bericht in zwei seiner Bücher und sagte, dass es das erste mal war, dass jemand je die Wiederkunft in zwei verschiedene Teile oder Phasen aufgespalten hatte.
Margarets Ansichten waren denen, die sie zu Hause besuchten, wohlbekannt, unter ihnen John Darb der Brethren. Innerhalb weniger Monate spiegelte sich ihre abweichende prophetische Ansicht in der Septemberausgabe von 1830 von The Morning Watch und in der ersten Brethren Versammlung in Plymouth, England, wieder. Die ersten Jünger der Entrückung-vor-der-Trübsal sprachen oft von einem neuen Lehrsatz“ (MacPherson, The Incredible Cover-Up, S. 91).

Nach MacPherson wurde diese Lehre zum ersten Mal in einem ultracharismatischen Umfeld geäussert, 1780 Jahre, nachdem Paulus den 1. und 2. Thessalonicherbrief schrieb. Wir sind nicht sicher, welchen Einfluss Margaret MacDonald auf John Darby hatte (viele Theologen sind von MacPhersons Beweisführung nicht überzeugt). Darby selber war sich sicher, dieses Dogma in der Bibel gefunden zu haben, und er scheint nicht der Typ gewesen zu sein, der seine Lehre von subjektiven Offenbarungen bestimmen liess. Tatsache bleibt, dass die Idee der verborgenen Entrückung vor 1830 unbekannt war. Sie war also ein gut bewahrtes Geheimnis! Wie jemand gesagt hat: „Die geheime Entrückung vor der Trübsal ist so geheim, dass die Gemeinde 1800 Jahre lang nie davon erfahren hat.“ (MacPherson, S. 137).

Wie ist das biblische Fundament dieser Lehre zu bewerten? Zunächst gilt: Wenn man das dispensationalistische System der Einschiebungen oder die disp. Auslegung der 70. Jahrwoche ablehnt, dann fehlt die theoretische Grundlage für eine Entrückung vor der Trübsal.

Was die Thessalonicherbriefe betrifft, muss ich bekennen, dass die disp. Auslegung für mich keinen Sinn ergibt; ich verstehe sie einfach nicht. Es erscheint mir, dass die betreffenden Bibelstellen genau das Gegenteil lehren: Wiederkunft und Entrückung gehören zusammen. Nur wenn es um den geht, „der es jetzt noch aufhält“ (2.Thess 2,6-7), kann ich mit der disp. Argumentation etwas anfangen. Wenn dieser „Zurückhalter“ die Gemeinde oder der Heilige Geist ist, wie viele Dispensationalisten behaupten, dann gilt offensichtlich, dass die Gemeinde aus dem Wege geschafft werden muss, bevor das Ende seinen Lauf nehmen kann. Die Bedeutung dieses Ausdruckes ist aber sehr umstritten, und es gibt verschiedene Auslegungen dazu. Da die Identität des „Zurückhalters“ so unsicher ist, wäre es unklug, ihm in unserem System zuviel Gewicht zu verleihen. Im Übrigen bleibt im disp. System unklar, wie nach der Entfernung des Heiligen Geistes eine Massenbekehrung unter den Juden und eine rasche Evangelisation der ganzen Welt stattfinden kann, wie sie von Dispensationalisten erwartet wird.
Dass Dispensationalisten manchmal versuchen, die geheime Entrückung auch mit Offenbarung 4 zu belegen, ist wohl eher ein Akt der Verzweiflung oder der Ignoranz; diese Auslegung ist einfach zu weit hergeholt. Es gibt keinen Hinweis im Text, dass die Erfahrung des Johannes in seiner Vision irgendwie die Entrückung der Gemeinde andeutet. Dass die Gemeinde nach Kapitel 3 angeblich bis Kapitel 19 (die Braut) nicht mehr erwähnt wird, lässt sich ebenfalls nicht erhärten. Begriffe wie „die Heiligen“ (Offb. 13,7) und „die, die (...) habend das Zeugnis Jesu“ (Offb 12,17) werden ausserhalb des disp. Systems generell als Bezeichnung für die Gemeinde verstanden. Was die Verheissung an die Philadelphia-Gemeinde betrifft (Offb. 3,10), gilt, dass die genaue Bedeutung des Verses wieder alles andere als klar ist. Dispensationalisten lesen schon sehr viel aus dieser kurzen Aussage heraus. Ist die „Stunde der Versuchung“ die Trübsal der Endzeit, oder könnte sie eine Periode der Verfolgung zur Zeit des Römischen Reiches darstellen? Heisst „bewahren vor“ herausholen durch Entrückung? Und würde eine buchstäbliche Auslegung nicht erfordern, dass die Verheissung an die Gemeinde in Philadelphia erfüllt ist, weil es zur Zeit diese Gemeinde nicht mehr gibt?
Das biblische Fundament für Darbys neuen Lehrsatz scheint schwach. Er verwandelt einen Detailaspekt der Wiederkunft in ein Hauptereignis der Heilsgeschichte. „Die selige Hoffnung“ der Gemeinde (Tit 2,13) und der Mittelpunkt der neutestamentlichen Erwartung ist aber nicht die Entrückung, sondern die sichtbare Wiederkunft und Erscheinung Jesu Christi in Herrlichkeit.
SOLI DEO GLORIA!

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