Kennt die Schrift einen freien Willen

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Moderator: Jörg

Albrecht
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Beitrag von Albrecht »

Lieber C.K.,

Du schriebst:

Gott erlöst also Menschen, um sie anschliessend in die Hölle zu werfen?

Genau so ist es. Nur werden die Menschen nicht in die Hölle geworfen, daraus werden ja am Ende alle Menschen die sich nicht haben erlösen lassen und deshalb im Machtbereich des Satans geblieben sind, d.h. bei ihrem Tod in die Hölle (wo der Teufel herrscht) gekommen sind, bei der Auferstehung aller Toten in Offb. 20, 11ff. hervorgeholt, sondern sie werden dem ewigen Gericht im Feuersee überantwortet. Das ist ein Gericht Gottes, dem der Satan und diejenigen die in dieser Welt ihm angehangen haben, dann ausgeliefert werden.

Christus hat für die ganze Welt die Erlösung geschaffen, d.h. der Satan wurde vollständig besiegt, ihm bleibt (am Ende) keine Macht mehr, über keinen einzigen Menschen. Er muß alle herausgeben. Aber nicht alle werden deshalb in die ewige Herrlichkeit eingehen, sondern dorthin eingehen werden nur diejenigen, die das Opfer Christi hier in diesem Leben angenommen haben. Die anderen, die sich in dieser Welt für den Satan entschieden haben, d.h., die sich aus der Rebellion Satans gegen Gott nicht haben herausretten lassen, sondern in dieser Stellung der Rebellion gegen Gott unter der Herrschaft Satans verblieben sind, die werden, wie der Satan und seine Engel auch, am Ende zwar aus der Hölle geholt, wo sie nach dem Tod zunächst hinkamen, aber dann dem ewigen Gericht im Feuersee ausgeliefert werden.

Wer das Opfer Christi verwirft, stirbt den zweiten Tod aus dem es kein zurück mehr gibt. Aber er stirbt diesen Tod nicht, weil der Teufel ihn da hineinwirft, diese Macht hat der Teufel gar nicht mehr, nachdem er ja durch Christus entmachtet ist, er wird ja selbst von Gott dort hineingeworfen, sondern er stirbt diesen Tod weil Gott ihn dort hineinwirft. Die Erlösung war auch für ihn erbracht, er hätte sie nur annehmen müssen. Weil er es aber nicht getan hat muß Gott, der heilig ist, ihn richten. Dieses Gericht ist ein ewiges Gericht, weil, die Strafe auch wenn sie noch so lange wehrt, die Sünde nicht aufheben kann. Das hätte allein das Opfer Christi gekonnt, dieses allein hätte ihn vor dem Gericht Gottes retten können und dieses hat er abgelehnt.

Grüße, Albrecht

C.K.
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Beitrag von C.K. »

Albrecht hat geschrieben: .... Die Erlösung war auch für ihn erbracht, er hätte sie nur annehmen müssen. Weil er es aber nicht getan hat muß Gott, der heilig ist, ihn richten....
Nun denn, so liegt also die Erlösung nicht bei Gott, sondern beim Menschen, der sich verkehrt (oder richtig) entscheidet.

:!: :?:
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Gast

Beitrag von Gast »

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Zuletzt geändert von Gast am 22.01.2008 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast »

C.K. hat geschrieben:
Albrecht hat geschrieben: .... Die Erlösung war auch für ihn erbracht, er hätte sie nur annehmen müssen. Weil er es aber nicht getan hat muß Gott, der heilig ist, ihn richten....
Nun denn, so liegt also die Erlösung nicht bei Gott, sondern beim Menschen, der sich verkehrt (oder richtig) entscheidet.

:!: :?:
Ich nehme mir mal die Freiheit zu antworten. Wenn Albrecht das anders sieht, kann er es ja korrigieren:



Nein, das tut sie ganz klar nicht. Die Zueignung der durch Christus geschehenen Erlösung des Menschen wird allein und ausschliesslich durch Gott gewirkt. In dem Gott durch die Predigt des Evangeliums Glauben schafft. Allerdings - und hier sind wir beim I des TULIP-Systems - kann dieser Gnadenwirkung Gottes widerstanden werden. Eine irresistible grace gibt es nicht. Wenn Gott durch Mittel wirkt - die Predigt des Evangeliums - kann ihm wiederstanden werden.

Die grosse Frage ist natürlich: Wenn zum einen die Erlösung eines Menschen nur das Werk Gottes ist - Monergismus - und zum anderen die Gnade Gottes über alle Menschen geht, warum werden dann nicht alle erlöst. Auch hier gilt wieder: die Frage ist aus der Schrift nicht zu beantworten. Wer sie zu beantworten versucht, wird entweder die biblische Lehre des Monergismus, der sola gratia in Frage stellen (=Arminianismus) oder die biblische Lehre der gratia universalis und dann bei limited atonement landen (=Calvinismus). Beides ist falsch.

C.K.
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Beitrag von C.K. »

Interessantes zum Monergismus:

Wussten Sie schon...?
... dass die Frage um die Freiheit des menschlichen Willens oder die Frage, ob die Wiedergeburt tatsächlich erst nach der Entscheidung des Menschen für Christus erfolgt, schon lange vor der Reformation und vor der Entstehung der Dordrechter Synode (wo die "5 Punkte des Calvinismus" formuliert wurden) geklärt wurde?

Die Kirche im 6. Jahrhundert setzte sich bereits mit diesen zentralen Wahrheiten auseinander - im Kampf gegen die zersetzende Wirkung des Pelagianischen Heilsverständnisses, das den Menschen quasi an die Stelle Gottes setzte, indem es ihn zum bestimmenden Faktor seines Heils werden liess.

Das Bekenntnis von Orange (529) führte die Kirche zurück zur Lehre der Apostel in Bezug auf die biblische Offenbarung über die Gnade Gottes, also zurück zum monergistischen Verständnis des Heils (Gott allein wirkt alles Entscheidende).

Hier die ersten 8 Artikel des Bekenntnisses von Orange:

1.
Wer sagt, der Mensch sei durch die Beleidigung der Übertretung Adams nicht ganz, d. h. dem Leib und der Seele nach, ”zum Schlechteren gewandelt worden”, sondern glaubt, die Freiheit der Seele habe unversehrt fortbestanden und lediglich der Leib sei der Verderbnis verfallen, der stellt sich - vom Irrtum des Pelagius getäuscht - gegen die Schrift, die sagt: ”Die Seele, die gesündigt hat, wird selbst sterben” (Ez 18,20); und: ”Wisst ihr nicht, dass ihr Sklaven dessen seid, dem ihr gehorcht, wenn ihr euch jemandem als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet?” (Röm 6,16); und: ”Von wem einer überwältigt wird, dem wird er auch als Sklave zugesprochen” (vgl. 2 Petr 2,19).


2.
Wer behauptet, die Übertretung Adams habe nur ihm, nicht auch seiner Nachkommenschaft geschadet, oder versichert, jedenfalls sei nur der Tod des Leibes, der die Strafe für die Sünde ist, nicht aber auch die Sünde, die der Tod der Seele ist, durch einen Menschen auf das ganze menschliche Geschlecht übergegangen, der wird Gott ein Unrecht zuschreiben, da er dem Apostel widerspricht, der sagt: ”Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und so ging er (der Tod) auf alle Menschen über; in ihm haben alle gesündigt” (vgl. Röm 5,12).

3.
Wer sagt, die Gnade Gottes könne aufgrund menschlichen Flehens verliehen werden, nicht aber, die Gnade selbst bewirke, dass sie von uns angerufen wird, der widerspricht dem Propheten Jesaja bzw. dem Apostel, der dasselbe sagt: ”Ich wurde von denen gefunden, die mich nicht suchten; ich wurde denen offenbar, die nicht nach mir fragten” (Röm 10,20; vgl. Jes 65,1).

4.
Wer behauptet, Gott warte auf unseren Willen, damit wir von der Sünde gereinigt werden, aber nicht bekennt, es geschehe durch die Eingießung und das Wirken des Heiligen Geistes in uns, dass wir auch gereinigt werden wollen, der widerstreitet dem Heiligen Geist selbst, der durch Salomo sagt: ”Der Wille wird vom Herrn bereitet” (Spr 8,35 LXX) , und dem Apostel, der zu unserem Heil verkündet: ”Gott ist es, der in uns sowohl das Wollen als auch das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen bewirkt” (vgl. Phil 2,13).

5.
Wer sagt, wie das Wachstum, so sei auch der Anfang des Glaubens und selbst die Neigung zur Gläubigkeit - durch die wir an den glauben, der den Sünder rechtfertigt, und zur (Wieder)Geburt der heiligen Taufe gelangen - nicht durch das Geschenk der Gnade - d. h. durch die Einhauchung des Heiligen Geistes, die unseren Willen von der Ungläubigkeit zum Glauben, von der Gottlosigkeit zur Frömmigkeit lenkt -, sondern von Natur aus in uns, der erweist sich als Gegner der Lehren der Apostel, da der selige Paulus sagt: ”Wir vertrauen darauf, dass der, der das gute Werk in euch begonnen hat, es vollenden wird bis zum Tage Jesu Christi” (vgl. Phil 1,6); und jenes Wort: ”Euch ist, was Christus betrifft, nicht nur verliehen, dass ihr an ihn glaubt, sondern auch, dass ihr für ihn leidet” (vgl. Phil 1,29); und: ”Aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und dies nicht aus euch: Es ist nämlich das Geschenk Gottes” (vgl. Eph 2,8). Wer nämlich sagt, der Glaube, mit dem wir an Gott glauben, sei natürlich, der behauptet, dass alle die, die nicht zur Kirche Christi gehören, gewissermaßen Gläubige seien.

6.
Wer sagt, wenn wir - ohne die Gnade Gottes - glauben, wollen, uns sehnen, uns anstrengen, uns abmühen, bitten, wachen, streben, verlangen, suchen und anklopfen, dann würde uns von Gott Barmherzigkeit verliehen, nicht aber bekennt, es geschehe durch die Eingießung und Einhauchung des Heiligen Geistes in uns, dass wir glauben, wollen, bzw. alles das zu tun vermögen, wie es sich gehört; und wer den Beistand der Gnade von der Demut und dem Gehorsam des Menschen abhängig macht, aber nicht zustimmt, dass es ein Geschenk der Gnade selbst ist, dass wir gehorsam und demütig sind, der widersetzt sich dem Apostel, der sagt: ”Was hast du, das du nicht empfangen hast?” (1 Kor 4,7); und: ”Durch die Gnade Gottes bin ich das, was ich bin” (1 Kor 15,10).

7.
Wer behauptet, man könne durch die Kraft der Natur und ohne die Erleuchtung und Einhauchung des Heiligen Geistes - der allen die Freude verleiht, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben – irgend etwas Gutes, das für das Heil des ewigen Lebens Bedeutung hat, in geeigneter Weise denken oder erwählen, oder der heilsamen Verkündigung - d. h. der des Evangeliums - zustimmen, der wird durch häretischen Geist getäuscht und versteht nicht die Stimme Gottes, der im Evangelium sagt: ”Ohne mich könnt ihr nichts tun” (Joh 15,5); und jenes Wort des Apostels: ”Nicht dass wir fähig wären, irgend etwas von uns aus zu denken, als ob es aus uns wäre; vielmehr stammt unsere Fähigkeit aus Gott” (2 Kor 3,5) .

8.
Wer behauptet, die einen könnten aufgrund der Barmherzigkeit, andere aber durch den freien Willen - der bekanntlich in allen verdorben ist, die seit der Übertretung des ersten Menschen geboren wurden - zur Gnade der Taufe gelangen, der erweist sich als dem rechten Glauben fremd. Er behauptet nämlich, dass der freie Wille nicht bei allen durch die Sünde des ersten Menschen geschwächt worden sei, oder meint wenigstens, er sei nur so verletzt worden, dass dennoch einige fähig seien, das Geheimnis des ewigen Heiles ohne die Offenbarung Gottes durch sich selbst erwerben zu können. Wie sehr dies widersprüchlich ist, bezeugt der Herr selbst, der versichert, nicht irgendwelche, sondern niemand könne zu ihm kommen, außer ”wen der Vater gezogen hat” (vgl. Joh 6,44), so wie er auch dem Petrus sagt: ”Selig bist du, Simon Bar-Jona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist” (Mt 16,17); und der Apostel: ”Niemand kann sagen: ‘Herr Jesus’, außer im Heiligen Geist” (vgl. 1 Kor 12,3).


Quelle:
http://kvetterli.blogspot.com/search/label/Monergismus
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Gast

Beitrag von Gast »

C.K. hat geschrieben:Interessantes zum Monergismus:

Wussten Sie schon...?
... dass die Frage um die Freiheit des menschlichen Willens oder die Frage, ob die Wiedergeburt tatsächlich erst nach der Entscheidung des Menschen für Christus erfolgt, schon lange vor der Reformation und vor der Entstehung der Dordrechter Synode (wo die "5 Punkte des Calvinismus" formuliert wurden) geklärt wurde?
Diese Frage schon. Sie ist aber nur einer der 5 Punkte des TULIP Systems. Und auch wenn ihr es nicht glaubt: Man muss nicht automatisch allen fünf Punkten zustimmen wenn man nur einem oder zwei zustimmt. Limited Atonement und irresistible grace hat vor Calvin fast niemand gelehrt. Sie finden sich in deinem Zitat auch nicht.

Unter http://www.wscal.edu/clark/atonement.php gibt es ein bischen was über die Geschichte der Doktrin des limited atonements. Leider englisch.

C.K.
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Beitrag von C.K. »

tschilli hat geschrieben: .... ist aber nur einer der 5 Punkte des TULIP Systems. Und auch wenn ihr es nicht glaubt: Man muss nicht automatisch allen fünf Punkten zustimmen wenn man nur einem oder zwei zustimmt.
Hier ein sehr lesenswerter Artikel dazu; es lohnt sich, die Argumentationen zu durchdenken:

http://www.lebensquellen.de/?p=64
Der besagte Artikel hat geschrieben:.....Ein “4-Punkte-Kalvinist” ist deshalb ein Mythos, eine inkonsequente theologische Unmöglichkeit. Es ist letztlich eine Form des Arminianismus, die auf den Menschen baut, der sich selbst retten muss....
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Robert
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Beitrag von Robert »

Ich verstehe nicht, warum Jesus gesagt hat, wir sollen glauben wie die Kinder, wenn alle Diskussionen nur auf tiefe theologiesche Erkenntnisse basieren.
Die Frage für mich ist:
Was bedeutet es, wenn GOTT uns in SEINEM BILDE geschaffen hat?Nichts?
Was bedeutet Gerechtigkeit, wenn Menschen sagen können, GOTT hätte sie vor Ewigkeit zur Hölle bestimmt?Keine Chance gehabt?
Die Antwort, GOTT ist keine Rechenschaft schuldig ist zu einfach, die akzeptiere ich nicht.(Römer 9 wurde sehr gut erklärt und tut nichts für die Antwort dieser Frage)
Was besagen Jesu Aussagen :Ihr habt nicht gewollt?Der Wille wird oft in der Bibel erwähnt und muß Berücksichtigung finden.

Keine theologische Fragen, ich weiß, aber wenn ich die Bibel lese wie ein Kind und glaube wie ein Kind, helfen theologische Glaubensgebäude nicht weiter.

Auch die Schriftstellen von Werner sind nicht hilfreich, weil sie keine Antwort auf die wirkliche Frage geben, wie geschieht die neue Geburt.

Danke an Albrecht, daß er das Thema versachlicht hat.

Gast

Beitrag von Gast »

C.K. hat geschrieben:
Der besagte Artikel hat geschrieben:.....Ein “4-Punkte-Kalvinist” ist deshalb ein Mythos, eine inkonsequente theologische Unmöglichkeit. Es ist letztlich eine Form des Arminianismus, die auf den Menschen baut, der sich selbst retten muss....
Die Argumente gehen immer wieder in die gleiche Richtung: "wir können nur an ein 'konsequentes, logisches' System glauben. Nur der 5-Punkte-Calvinismus ist logisch also ist er richtig".

Das ist NICHT sola scriptura! Die Schrift steht über unserem Verständnis von Logik und konsequenter Systematik. Zugegeben gibt es in dem Artikel auch eine biblische Argumentation für die Lehre der begrenzten Sühne. Auf das werde ich später noch eingehen.

Kirchengeschichtich ist der Artikel übrigens nicht besonders erleuchtet. Auch in diesem Artikel geht es wieder nur um den Widerspruch zwischen Arminianismus und Calvinismus. Das die Reformation vor Calvin - und in ihrem lutherischem Zweig bis heute - ganz anders gedacht hat wird ausgeblendet. Johann Sebastian Bach zu zitieren ist von da her eher unpassend, denn Bach war Lutheraner.
Zuletzt geändert von Gast am 22.01.2008 16:23, insgesamt 4-mal geändert.

C.K.
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Beitrag von C.K. »

Was gibt es kindlicheres, als sich einfach darüber zu freuen, dass Gott einen errettet hat, obwohl man es weder verdient hat noch erwirken konnte, und anfänglich auch gar nicht wollte?
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

Wie kann man über ein biblisches Thema reden, ohne Theologie??

"Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene!" (1Kor 14,20)

Über ein theologisches Problem kann man nicht wie ein Kind reden! Aber das Ergebnis glauben wie eines!
Fürwahr, Gott ist mein Heil: ich bin voller Zuversicht und fürchte mich nicht! Denn Gott, der HERR, ist meine Stärke und mein Lobgesang, und er ist mir ein Retter geworden! - Jes 12, 2 (Menge)

Gast

Beitrag von Gast »

tschilli hat geschrieben:
C.K. hat geschrieben:
Der besagte Artikel hat geschrieben:.....Ein “4-Punkte-Kalvinist” ist deshalb ein Mythos, eine inkonsequente theologische Unmöglichkeit. Es ist letztlich eine Form des Arminianismus, die auf den Menschen baut, der sich selbst retten muss....
Die Argumente gehen immer wieder in die gleiche Richtung: "wir können nur an ein 'konsequentes, logisches' System glauben. Nur der 5-Punkte-Calvinismus ist logisch also ist er richtig".

Das ist NICHT sola scriptura! Die Schrift steht über unserem Verständnis von Logik und konsequenter Systematik. Zugegeben gibt es in dem Artikel auch eine biblische Argumentation für die Lehre der begrenzten Sühne. Auf das werde ich später noch eingehen.

Kirchengeschichtich ist der Artikel übrigens nicht besonders erleuchtet. Auch in diesem Artikel geht es wieder nur um den Widerspruch zwischen Arminianismus und Calvinismus. Das die Reformation vor Calvin - und in ihrem lutherischem Zweig bis heute - ganz anders gedacht hat wird ausgeblendet. Johann Sebastian Bach zu zitieren ist von da her eher unpassend, denn Bach war Lutheraner.
Ich habe geschrieben, dass ich auf den Artikel noch weiter eingehen werde, habe es aber nie getan. Und werde es auch nicht mehr. Unter
http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?p=6535#6535
habe ich dargelegt warum ich es nicht tun werde.

Robert
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Beitrag von Robert »

Schade, daß niemand auf die Frage eingehen will, was es bedeutet im Bilde GOTTES geschaffen zu sein.
Die Behauptung , GOTT würde alles ohne unseren Willen tun, ist nie und nimmer aus der Bibel nachzuvollziehen.
Nur Kluge, nicht mehr zu einfachem Denken fähige Theologen haben das behauptet.
So der Nicht-Christ aber heilige Kirchenvater Augustinus, der als Vater des Calvinismus gesehen wird, oder Thomas von Aquin, der 1700 Seiten zum Thema geschrieben hat.

Wer zu Schriftstellen, die das Wort Erwählung, Vorherbestimmung usw. zum Inhalt haben , nicht die richtigen Fragen stellt, erhält auch keine richtigen Antworten.

Sie verstehen nicht, daß der Satan auch so argumentiert:" Gott, niemand liebt Dich und wird Dich lieben!Du mußt also Menschen gegen ihren Willen zwingen, Dich zu lieben!
Böser Gott!""

Nein, Menschen können Gott lieben , wie sie alles lieben können.
GOTT ist nicht der Urheber, daß Menschen Ihn lieben.

Ich liebte GOTT schon als kleines Kind, betete zu ihm, ohne von neuem geboren zu sein.
Das sollen Andere nicht können?

Olly
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Beitrag von Olly »

Robert hat geschrieben:Schade, daß niemand auf die Frage eingehen will, was es bedeutet im Bilde GOTTES geschaffen zu sein.
Die Behauptung , GOTT würde alles ohne unseren Willen tun, ist nie und nimmer aus der Bibel nachzuvollziehen.
Beispiele für den Willen Gottes:
Römer 12, 2:
Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

1. Thessalonicher 4, 3:
Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligung, dass ihr euch von der Unzucht fernhaltet,

1. Thessalonicher 5, 18 :
Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
Beispiel für den Willen des Teufels:
2. Timotheus 2, 26
und sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels heraus nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen worden sind für seinen Willen
Es stellt sich nun aber nicht die Frage, ob der Mensch einen freien Willen hat, sondern die Frage, in welchem Willensbereich der Mensch lebt.

Lebst Du im Willensbereich Gottes oder des Teufels?


Diesbezüglich ist nun festzustellen, ob der Mensch überhaupt selber befinden kann, in welchem Willensbereich er sich aufhält. Im Sinne der Machtfrage müsste zunächst einmal geklärt werden, ob Du überhaupt Gott als das mächtigste Wesen anerkennst. Falls ja, dann weißt Du ja auch, dass der Mensch im Garten Eden, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde, zunächst als „gut“ befunden wurde. Allerdings war nach dem so genannten Sündenfall der Mensch nicht mehr gut in den Augen Gottes und daraus folgte, dass sich Gott von dem Menschen „geistlich“ trennen mußte, denn Gott ist aufgrund seines Wesens von guter Art und hat daher nichts mit dem Bösen zu tun. Der Rauswurf des Menschen aus dem Garten Eden machte den Menschen außerdem sterblich, und der Mensch befindet sich seit dieser Tatsache im Willensbereich des Teufels. Allerdings hat bereits Gott im so genannten Ur-Evangelium die Rettung in 1. Mose 3, 15 verheißen, wonach einerseits eine Feindschaft zwischen „Gut“ und „Böse“ angekündigt und andererseits mit dem Personalpronomen „er“ auf Jesus Christus hingewiesen wird, der der Retter der Menschen zur Vergebung der Sünden ist.

Der Mensch ist bezüglich der Erbsünde und seiner diesbezüglich sündhaften Natur ein in Gottes Augen bösartiger Mensch von Kindheit an (1. Mose 6, 5 / 1. Mose 8, 21).

Gott sieht das Herz des Menschen an:
„ … denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an … „
(siehe auch 1. Samuel 16, 7)

Bemerke weiterhin, dass Gott in der Heilsgeschichte die Herzen der Menschen reinigen und ihm wieder wohlgefällig machen will. Dies geschieht im neuen Bund nach Jeremia 31, 33, indem Gott sein Gesetz auf die Herzen der Menschen schreibt. Danach ergibt sich wieder die göttliche Möglichkeit, mit Gott in Beziehung zutreten und Gemeinschaft mit Gott zu haben, sofern der Mensch an das Werk Gottes glaubt (Johannes 6, 29) und nicht mehr gewohnheitsmäßig sündigt, denn die Freiheit eines Christenmenschen ist es nämlich, nicht mehr sündigen zu müssen.

Bestandteile des Evangeliums sind nach der Bibel:

Sendung des Wort Gottes ins Fleisch – Menschwerdung des Wort Gottes mit dem Namen Jesus – Jesus wandelt auf Erden und wirkt mit seinem Wort und Werken – Gehorsam bis in den Tod am Kreuz von Golgatha – Sieg über die Welt durch Überwindung derselbigen – Jesus wurde begraben – Jesus stand am dritten Tag nach seinem Begräbnis von den Toten auf – diese Totenauferstehung zeigt die Kraft Gottes und dass Jesus Gott ist – der Glaube an Jesus rettet vor dem Gericht Gottes und überwindet dadurch die Welt, welche der Willensbereich des Teufels ist.

Allerdings – wer bestimmt denn, dass man den richtigen und wahren Glauben hat? Nicht etwa Gott, der die Bedingungen aufstellt? Der Mensch kann sich wohl kaum selber sooo gut befinden, sodass er gerecht und rein und heilig vor Gott ist!

Daher lesen wir ja auch in Epheser 2, 8-9:
Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
Dies ist also sehr plausibel, dass Gott von Anfang an einen Masterplan hatte, um den Menschen wieder in seinen Willensbereich zurückzuholen. Und wie kann jetzt der Mensch einen eigenen Willen haben ?

Gott anbefohlen

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lutz
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Ebenbildlichkeit des Menschen

Beitrag von lutz »

Zur Problematik der Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes findet man hier www.calvin-institutio.de Einiges:
1. Buch, 15. Kapitel:
"Von der Erschaffung des Menschen, den Fähigkeiten seiner Seele, vom Ebenbilde Gottes, dem freien Willen und der ursprünglichen Reinheit der menschlichen Natur."

Nun zu den richtigen Fragen:
"Woher kommt meine Liebe zu Gott? Hatte ich sie bereits oder kam sie mir von außen?"
"Woher kommt mein Wille zum Guten? Hatte ich ihn bereits oder musste etwas im Vorfeld mit mir geschehen?"
Diese Fragen werden in Gottes Wort beantwortet und hier brauche ich weder ein theologisches System zu kennen noch sonst zusätzliche Erkenntnisquellen. Einzig eine gute Übersetzung von Gottes Wort und als Arbeitshilfe eine Konkordanz (welche lediglich das Suchen erleichtert).

Es geht um nichts anderes als um die BESCHREIBUNG DES MENSCHEN nach dem Sündenfall. Nach solchen Stellen muss ich suchen. Aus diesen können dann Schlussfolgerungen gezogen werden, die dann wiederum auf ihre Zulässigkeit hin zu prüfen sind. Also für diese Schlussfolgerungen muss ich dann wieder Belegstellen finden. Auf diese Weise wird man kaum fehlgehen.
Steht eine Schlussfolgerung im Widerspruch zu Aussagen der Schrift ist sie zu verwerfen.

Jetzt möchte ich noch etwas zu solchen Behauptungen sagen, wie:
"Gott würde alles ohne unseren Willen tun" - "Menschen gegen ihren Willen zwingen, Gott zu lieben".

Calvin schreibt: "Wenn uns Gott zum Trachten nach dem Rechten bekehrt, dann ist das die Verwandlung eines Steins in Fleisch. So wird das abgetan, was unserm Willen eigen ist, und was an dessen Stelle tritt, stammt ganz und gar von Gott! Ich sage, der Wille werde abgetan. Das heißt nicht: er wird als Wille abgetan, denn was zur ersten (ursprünglichen) Natur gehört, das bleibt in der Bekehrung des Menschen unangetastet. Ich meine so: der Wille wird neu geschaffen, nicht um etwa erst anzufangen, Wille zu sein, sondern um vom Bösen zum Guten bekehrt zu werden! Und das geschieht, behaupte ich, rein von Gott her, denn wir sind wie der Apostel sagt, nicht einmal geschickt, etwas "zu denken aus uns selber" (2. Kor. 3, 5). Deshalb zeigt er auch sonstwo, dass Gott nicht etwa bloß unserem schwachen Willen Hilfe leiht oder unseren bösen Willen bessert, sondern dass er selbst in uns wirken will (Phil. 2, 13). Daraus lässt sich mein Satz, was in unserem Willen Gutes ist, das sei einzig ein Werk der Gnade, leicht folgern. In diesem Sinn sagt er auch: "Denn Gott ist, der da wirkt alles in allen" (1. Kor. 12, 6)."
(Institutio, 2. Buch, Kapitel 3 - II, 3, 6)

Zum Schluss noch eine Bemerkung genereller Art:
Unser Gott ist kein Gott, der falsch Zeugnis gibt über den Menschen. Welche Ebenbildlichkeit wird man sehen, wenn wir falsch Zeugnis über andere Menschen geben?

Lutz

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