Sinn oder Unsinn von Apologetik

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Joschie
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Sinn oder Unsinn von Apologetik

Beitrag von Joschie »

Ich möchte folgenden Artikel reinsetzen:
  • Bernhard Kaiser, 7.4.2006

    Auf meinen Schreibtisch flattern regelmäßig Zeitschriften und Veröffentlichungen aus dem konservativen evangelikalen Spektrum, die sich vordergründig der Orientierung der Gläubigen widmen. Sie setzen sich mit jeder neuen Irrlehre auseinander und können bestens Bescheid sagen, was alles im Argen liegt. Vor Verführung zu warnen, Irrlehrer zu enttarnen und den endzeitlichen Abfall zu beklagen ist ein beliebtes Geschäft. Es vermittelt das Gefühl, besser zu sein als andere und zu einer verkannten geistlichen Elite zu gehören.

    Gewiß, es gab und gibt Anlaß zu solcher Arbeit, die man Apologetik nennt. Vieles, was gegenwärtig in die Gemeinden oder in unsere Gesellschaft eindringt, fordert ebenso zu einer Stellungnahme von bibeltreuer Seite heraus wie die bekannten Ideologien von links und rechts im 19. und 20. Jahrhundert. Doch bei manchen Veröffentlichungen gewinnt man das Gefühl, daß selbst hinter jedem frommen Busch ein böser Geist lauert. Die Welt ist dann so dämonisiert und die Christenheit so verführt, daß man am liebsten auf einer einsamen Insel mit der Schar der wenigen Getreuen sein Paradiesgärtlein errichten möchte oder daß man in eine Endzeiteuphorie fällt und meint, der Abfall sei ja schon so weit fortgeschritten, daß der Herr spätestens übermorgen wiederkommen müsse. Der so orientierte Christ findet keine Perspektive mehr, sich in der Welt der Gegenwart zurechtzufinden. Zu Hause und in seinem Kreis lebt er sein ängstliches Christsein, und mit der bösen Welt hat er nur so viel Kontakt, wie zum Broterwerb nötig ist. Über diese Gespaltenheit des Lebens könnte man eigens weiter nachdenken.

    Angesichts der Tatsache, daß nicht wenige Verführungsspezialisten und Endzeitmahner nichts besseres als christliche Mystik und ein gesetzliches Christentum predigen, erlaube ich mir die Frage, wovon solche Christen eigentlich leben. Besteht ihr Christsein im Orientiertsein über die vielen Gestalten der Verführung, in der Abgrenzung gegen Andersdenkende und vielleicht sogar in der Überzeugung, an allen Fehlentwicklungen nicht beteiligt zu sein? Das ist doch eher pharisäischer Dünkel statt christlicher Glaube!

    Ich will nicht bestreiten, daß wir in der Endzeit leben und daß – nicht nur in der Endzeit, sondern zu allen Zeiten – Wachsamkeit und darum auch Apologetik geboten sind. Doch leben kann ein Christ nicht von der Abgrenzung gegen den Irrtum und der Verneinung der Welt. Er lebt nur von den Verheißungen des Evangeliums und im Glauben an Jesus Christus. Wer nicht an den Christus glauben will, der im Evangelium verkündigt wird und wer nicht aus Gnaden selig werden will, hat kein ewiges Leben und keine lebendige Hoffnung. Darum ist die rechte Erkenntnis Christi so wichtig und die aus ihr kommende Freude die Stärke des Christen. Sie allein bewahren vor den vielen Irrlichtern, die die Aufmerksamkeit der Menschen erregen. Sie sind das Motiv, wenn es gilt, Nachteile in kauf zu nehmen oder für Christus zu leiden. Sie lassen einen getrost sein im Angesicht des Todes.

    Erst wer der Welt vorgetragen hat, was Gott uns in Christus gegeben hat, kann rechte Apologetik betreiben. Die Erkenntnis Christi macht die Apologetik nicht überflüssig, aber sie rückt sie an den richtigen Platz. Sie soll nicht im Zentrum stehen, weder im Leben eines Christen noch im Dienst eines Pastors oder Theologen noch in den Themen einer Zeitschrift. Im Zentrum sollte kein anderer stehen als der gekreuzigte und auferstandene Christus.Quelle http://www.irt-ggmbh.de/026263978f0eb46 ... 26710.html
Mich würde eure Meinung zu diesem Artikel und insbesondere zur Apologetik interessieren
Gruß und Segen von Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

maxb
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Beitrag von maxb »

Sehr guter Artikel!! Ich kann dem nur zustimmen.
Apologetik ist gut, aber man muss ihr wirklich einen angemessenen Platz geben und darf sie nicht überbetonen. Die im Text benutzten Übertreibungen treffen auf einige Leute ganz genau zu.

Danke für diesen Post. Ich werd mir die Seite mal merken und öfters vorbei schauen.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Eine kleine Einführung in der Apologetik http://www.verax.ws/seminar/menu.html
Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Joschie,
der Artikel könnte von H.M. Broder sein, wenn er auf SPON erscheinen würde... $:D
Ich habe einen ähnlich formulierten Gedankengang ( wenn auch nicht so präzis und schön verpackt) mal an Herrn Meskemper geschickt, dessen Magazin ich (unaufgefordert) durch die Bestellung eines Buches bei Herrn Gassmann zugestellt bekam. Dessen Magazin erhielt ich nat. auch, ebenfalls unaufgefordert, neben diversen anderen Sachen...
Nichts gegen die genannten Herren und ihre Zeitungen, aber was zuviel ist, ist zuviel. Irgendwann habe ich in Jeder Zeitung einen Artikel über "Emerging-church" gelesen, und es waren bestimmt ein halbes Dutzend, von "factum" bis "Bibel&Gemeinde". Jetzt gibt es auch noch ein Buch zu kaufen. Das soll man auch noch "unbedingt lesen". Ja liebe Leut, wieviel Zeit dafür kann man als Christ eigtl. haben? Bleibt da noch Zeit für intensive Stunden mit Gott und seinem Wort? Daran mangelt es uns doch, seien wir doch ehrlich. Und Zeit für ernstliches Gebet (Jak. 5)? Vielleicht Stunden vor Gott verbringen? Wer hat denn so viel Zeit?
Wem dann noch Zeit bleibt, um sich mit Apologetischem zu nähren, dem sei ein Glückwunsch ausgesprochen. Im Übrigen ist das Wort Gottes voll mit Apologetik. Haben wir gelernt, Seine Stimme von anderen zu unterscheiden, dann haben wir das Grundzeug zum Unterscheiden und Beurteilen der Geister.
Gruß
M.

P.S.: alles hat seine Zeit. Sich mit Apologetik beschäftigen oder nicht. Maßhalten, das ist alles. Wer sich hauptsächl. von solchen Schriften ernährt, muß sich nicht wundern, wenn er geistlich obstipiert oder massive geistige Flatulenz entwickelt.

Gast

Beitrag von Gast »

Ich finde, dass diese sogenannte Apologetik = Verteidigung des Glaubens nur in einem Rahmen vertretbar ist. Landesverteidigung nimmt ja auch in einem Staat bestenfalls 5-10% der Finanzmittel des Staatshaushalts in Anspruch.

Auch ist es schon sonderbar, dass diverse Instutitionen und Personen dies zu einem Hauptteil ihrer Tätigkeit machen und vielfach auch Gewinn nicht unwesentlich ist.

Doch, auch das muss man sagen, betrachtet man all die Wirrungen und Irrtümer in den Kirchen, scheint es noch immer viel zu wenig Verteidiger zu geben. Auch muss man beachten, wie viele Fronten es gibt, so dass letztlich jeder irgendwo an einer Verteidigungslinie oder Front steht. Dem Glauben an Jesus Christus, dem klaren Bekenntnis zur Bibel wird doch in unserer Zeit überall klar widersprochen, so dass man ständig in Verteidigungsposition ist.

Problem ist daher nicht vorrangig die Apologetik als solche, sondern der Inhalt und diese sogenannten Feindbilder. Verteidigt man den Glauben an Christus oder Meinungsfelder seiner Selbstdarstellung? Geht es wirklich darum, etwas Angegriffenes zu verteidigen oder ist es Angriffskrieg gegen einen mißliebigen Standpunkt? ....

Was mir fehlt ist vielfach der echte apologetische Standpunkt, wie ihn Paulus darstellte und vorlebte:
Phil 1,12 Ich will aber, Brüder, daß ihr wisset, wie alles, was mir begegnet ist, nur mehr zur Förderung des Evangeliums ausgeschlagen hat -
Phil 1,13 so daß in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei den übrigen allen bekannt geworden ist, daß ich um Christi willen gebunden bin,
Phil 1,14 und daß die Mehrzahl der Brüder im Herrn, durch meine Bande ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht;
Phil 1,15 etliche predigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht, andere aber aus guter Gesinnung:
Phil 1,16 diese aus Liebe, weil sie wissen, daß ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin;
Phil 1,17 jene aber, die es aus Parteisucht tun, verkündigen Christus nicht lauter, da sie beabsichtigen, meinen Banden noch Trübsal hinzuzufügen.
Phil 1,18 Was tut es? Wenn nur auf alle Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt wird, so freue ich mich darüber und will mich auch freuen!

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Martin
Richtet sich für dich die Apologetik nur nach draußen oder auch nach drinnen.Hier ein Link http://www.bible-only.org/german/handbu ... getik.html
Gruß und Segen von Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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