Leitung des Geistes in Gemeindestunden

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Moderator: Jörg

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User1211
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Leitung des Geistes in Gemeindestunden

Beitrag von User1211 »

Hallo Zusammen,

in letzter Zeit bin ich vermehrt in Gesprächen auf das oben genannte Thema gekommen. Dadurch habe ich auch persönlich versucht mich mit diesem Thema auseinander zu setzten.

Ich besuche eine Gemeinde, in der auf die Leitung des Heiligen Geistes während der Gemeindestunden vertraut wird. Das heißt konkret, dass wir keinen angestellten Prediger oder Pastor haben und alle Brüder (Männer, die wiedergeborene Christen sind) dazu aufgerufen sind sich mit Gebeten, Liedvorschlägen, dem Vorlesen von Bibelstellen und Predigten in die Gemeindestunden einzubringen. Meiner Ansicht nach ist das eine biblische Variante (daher besuche ich auch diese Gemeinde :wink: ).

Nun stellt sich aber die Frage, wie weit ist diese Freiheit für alle Brüder zu fassen. Gibt es überhaupt Möglichkeiten, die sich aus der Bibel ableiten, einen Bruder zum Schweigen zu bringen oder eine eingeschränkte Beteiligungsmöglichkeit aufzuerlegen? Wenn ja welche und mit welchen Biblestellen kann man sie untermauern?

Ich bin mit meinen Gedanken zu diesem Thema noch nicht am Ende und alles ist in meinem Kopf noch sehr unausgereift. Daher würde ich mich freuen, wenn Ihr Eure Ansichten zu diesem Thema postet ohne zuerst auf eine Stellungnahme von mir zu dringen. Vielen Dank.
Lieben Gruß
Thorsten

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Hallo Thorsten,
versuche mal diese Lehre der "Geistesleitung in den Stunden" mit gesunder Bibelauslegung zu begründen.
Bin gespannt,
lieben Gruß (und nachträglich: herzlich willkommen hier!)
Werner

Michael Pieper
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Leitung des hlg. Geistes in den Gemeindestunden

Beitrag von Michael Pieper »

Hallo Thorsten,

ich denke der Geist führt auch in den Gemeindestunden. In Joh. 16, 14 lesen wir von dem was der hlg. Geist machen wird:

- die Welt überführen von Sünde
- uns in die ganze Wahrheit führen
- ER WIRD IHN VERHERRLICHEN

Anbetung ist immer dadurch gekennzeichnet, dass er verherrlicht wird. Und das macht der heilige Geist auch in uns. Daran kann man auch erkennen, ob der heilige Geist wirksam ist, wenn der Herr Jesus verherrlicht wird. Das gilt dann sowohl für unser persönliches Leben als Christ, als auch für die Gemeindestunden.

Häufig wird aber die Wirkung innerhalb der Stunden stark überbetont. Wir meinen häufig, die Leitung des hlg. Geistes zu erkennen, wenn Lieder Textlesungen Gebete thematisch aufeinander abgestimmt sind. Oder er wirkt nur, wenn wir immer alles gleich machen. Vorsicht!

Zu den Brüdern aus Deiner Gemeinde, wenn jemand eben nicht konform ist (an Stellen betet, wo wir normalerweise ein Lied singen...), dann habe ich damit i.d.R. überhaupt keine Problem. Wenn man sich selbst groß macht anstelle des Herrn, bin ich immer sehr skeptisch. Den der Geist wird IHN verherrlichen (nicht mich). In 1. Kor. 12,11 lesen wir, dass ein und der selbe Geist austeilen wird, wie er will. Daran kann man auch sehen, dass nicht immer alles gleich ist.

Ich finde schon, dass man jemanden ansprechen kann, wenn man mit seiner Beteiligung Probleme hat. Man sollte das biblisch begründen können. Ein Bruder der geistlich ist, wird das auch gerne annehmen und in seinem Gebetsleben prüfen, ob der Herr ihn da korrigieren wollte.

LG Michael
Zuletzt geändert von Michael Pieper am 16.04.2005 13:40, insgesamt 1-mal geändert.

Antestor
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Beitrag von Antestor »

ich finde dieses prinzip auch echt gut, wir praktizieren es auch so, jedoch braucht eine gemeinde dennoch leitung. und nur dass die stunden "individuell" gestaltet werden, heißt ja nicht, dass man sich zuhause nicht gut vorbereiten sollte und nicht überlegen sollte, wie man gottes botschaft weitergibt, so dass die anderen sie auch verstehen.
Frykt ikke

Michael Pieper
Moderator
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Beitrag von Michael Pieper »

Hallo Antestor,

was meinst Du mit "jedoch braucht eine gemeinde dennoch leitung"?

Habt Ihr eine Gemeindeleitung, die die Inhalte der Stunden festlegt (wer predigt wann worüber) oder wer überhaupt öffentliche Dienste tun darf? So etwas wäre für mich schon ein wenig zu "klerikal". Gemeindeleitung hat aber schon die Aufgabe zum Dienst zu ermuntern und auch zu korrigieren.

Zu dem Punkt Vorbereitung gebe ich Dir voll und ganz Recht. Ich glaube nicht, dass wir wie vom Blitz getroffen auf einmal ein Botschaft bekommen, die wir über 60 Minuten der Gemeinde mitteilen sollen.

Gruß

MP

Antestor
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Beitrag von Antestor »

Hallo Michael,

mit Leitung meine ich nicht einen Kreis von Brüdern (Älteste), die die Gemeine in die richtige Richtung führen mit Furcht und Zittern, immer in Gottes Autorität.

Was passiert ,wenn es diese Leitung NICHT gibt, habe ich erlebt.
Wir hatten in unserer Gemeinde Probleme damit, dass Brüder von außen eingedrungen sind und die Gemeinde entzweit haben. Mit einer starken Leitung wäre dies sicher nciht passiert. Diese Ältesten ermuntern und ermutigen die Gemeinde und halten Ausschau nach weiteren, die in der Gemeinde Verantwortung übernehmen können.

Was die Zusammenkünfte betrifft ist bei uns nichts festgelegt, es gibt auch keinen Predigtplan, außer dass ein Bruder die Gemeinde begrüßt, weil wir oft Gäste haben, die auch teilweise dem Glauben noch fernstehen. Da war die unvorbereitete Begrüßung in der Vergangenheit etwas platt.

Wie schon gesagt, wenn das Prinzip funktioniert, ist es genial, es kommt da aber auch immer darauf an, dass alle mitmachen und das ist halt meistens das Problem.

Liebe Grüße
Tim
Frykt ikke

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User1211
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Beitrag von User1211 »

Dear all,

zunächst vielen Dank für die anregenden Beiträge zu diesem Thema. Dennoch möchte ich kurz darauf hinweisen, dass die Antwort auf die eigentliche Frage bis jetzt noch nicht gekommen ist. Sie lautet:
Nun stellt sich aber die Frage, wie weit ist diese Freiheit für alle Brüder zu fassen. Gibt es überhaupt Möglichkeiten, die sich aus der Bibel ableiten, einen Bruder zum Schweigen zu bringen oder eine eingeschränkte Beteiligungsmöglichkeit aufzuerlegen? Wenn ja welche und mit welchen Biblestellen kann man sie untermauern?
Wenn ich die bisherigen Beiträge richtig gelesen habe, dann gab es darauf noch keine (biblisch begründeten) Antworten.
H.W.Deppe hat geschrieben:versuche mal diese Lehre der "Geistesleitung in den Stunden" mit gesunder Bibelauslegung zu begründen.
Nun, Werner, richtiger Weise impliziert Deine Frage bzw. Bitte, dass es keine konkrete Bibelstelle gibt, die auf die Geistesleitung in den Gemeindestunden hinweist oder eine solche Praxis als biblisch und somit von Gott gewollt begründet. Gleiches wirst Du jedoch auch nicht mir einer pastoralen Leitung von Gemeindestunden machen können.

Doch was nun? Wieso komme ich dennoch zu der Übezeugung (wie viele Andere auch [siehe oben]), dass es sich bei der in unserer Gemeinde praktizierten Vorgehensweise um eine biblische handeln könnte oder sogar handelt? Ich denke, dass ich das meiner Ansicht nach mit 1.Korinther 14v26 begründen kann:
Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprachenrede , hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.
Meiner Ansicht nach funktioniert das Einbringen aller Brüder, wie Paulus es hier beschreibt, nur dann, wenn man auch allen Brüdern die Möglichkeit gibt sich in die Gemeindestunden einzubringen. Dieses Einbringen aller Brüder wäre jedoch ausgeschlossen, wenn ich die Möglichkeit auf einen oder wenige Brüder beschränke (pastoraler Dienst). Das dieses Einbringen aller Brüder in die Gemeindestunden dann geleitet durch den Heiligen Geist stattfinden sollte, ist meiner Ansicht nach schon deshalb logisch, weil unser ganzes Leben durch den Geist geleitet sein sollte.

Ich hoffe, dass obig Ausführungen verständlich sind. Sollte ich mich damit auf einem Holzweg befinden, bitte ich um korrektur.
Lieben Gruß
Thorsten

Silke
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Beitrag von Silke »

Hallo Thorsten,

gerade zu diesem Thema hat William MacDonald in seinem Buch [i]Wahrheiten, denen wir verbunden sind[/i] zwei kurze, aber aus meiner Sicht treffende Kapitel geschrieben (Kein Ein-Mann-Betrieb und Geistesleitung). Seine Argumente sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern mit Bibelversen untermauert.

Ist zwar jetzt wahrscheinlich nicht recht hilfreich für dich, aber bei Bedarf kann ich den Text gern kurz zusammenfassen.

Herzlichst, Silke
so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,20)

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Hallo Thorsten,
ohne dir auf den Schlips treten zu wollen - ich fragte ja nach gesunder Bibelauslegung, also nicht irgendeinen Vers aus dem Zusammenhang gerissen. 1Kor 14,26 ist keinesfalls eine Aufforderung, es bei der Predigt verantwortungslos drauf ankommen zu lassen, was passiert, wenn man vorher nichts plant. Auch das "allgemeine Priestertum" aus 1Petr hat nichts mit "allgemeinem Rednertum" zu tun.

Die Tim- und Tit-Briefe hingegen sagen einiges über den Predigtdienst. Sie werden zurecht "Pastoralbriefe" genannt, in dem Sinne, dass sie sich an Hirten der Gemeinde richten. Ich rede hier natürlich keinem klerikalen System das Wort. Die Begriffe "Pastor" und "pastoral" sind unter uns leider auch mit negativen Assoziationen verbunden.

Nachfolgend noch ein Auszug aus einer früheren Stellungnahme von mir:

""
1.) Die Bibel lehrt kein Verbot von Predigtplanung – weder Vorbereitung noch Festlegung eines Predigttermins sind verboten
2.) Die Bibel lehrt hingegen die Notwendigkeit von bestimmten Brüdern, die sich dem „Dienst des Wortes widmen“ (Apg 6,4), mit Fleiß (Röm 12,8.11) und verantwortungsvollem Pflichtbewusstsein (1. und 2. Tim, Tit)
3.) Die Bibel lehrt nicht das Konzept von „Geistesleitung“, wie es von der Brüderbewegung verstanden wird, dieses Geistesleitungs-Konzept ist im Grunde Mystizismus

Timotheus selbst hatte die Aufgabe, in der Gemeinde regelmäßig zu predigen. Verantwortungsvolle Hirten sorgen dafür, dass die Herde systematisch und mit gut ausgearbeiteter Belehrung versorgt wird. Die Brüder-Lehre der "Geistesleitung" entspringt vielmehr der Mystik der Romantik als der Schrift. Ich halte diese schwärmerische Tendenz der Brüderbewegung für gefährlich. Sie veranlasst uns, in uns selbst hineinzuhorchen, auf Eindrücke zu lauschen, als ob Gott uns etwas durch Eingebung und dergleichen sagen wolle. Doch das Herz ist unheilsam trügerisch (Jer 17,9). Die Leitung durch den Heiligen Geist hat m.W. in der neutestamentlichen Lehre nirgends etwas mit einem unvorbereiteten, passiven Warten auf übernatürliche Eingebungen zu tun. Das kenne ich ansonsten nur aus dem Pfingstlertum. Der Geist wirkt durch das Wort Gottes - und nicht durch Eingebungen (ich habe vor, im Betanien Verlag demnächst ein Buch über den Zusammenhang zwischen Heiligem Geist und Wort Gottes herauszugeben, wo dies ausführlich begründet wird, Vorab-Artikel siehe unter www.betanien.de). Vom Geist geleitet sind wir dann, wenn wir dem Wort Gottes gehorchen. Das oft angeführte 1Kor 14,26 ist keinesfalls eine Aufforderung, es bei der Predigt drauf ankommen zu lassen, was passiert, wenn man vorher nichts plant. Das ist "Hineinlegung". Erstens ist 1Kor 14,26 nur eine Tatsachenbeschreibung ("ein jeder HAT", nicht "habe"), und zweitens geht es dort nicht um die Predigt, und drittens ist 1Kor bekanntlich in einer Übergangszeit geschrieben, weshalb auch dort das Zungenreden noch nicht aufgehört hatte. Die Hineinlegung in diesen Vers als einzige Begründung für diese Sonderlehre der Brüderbewegung zu nehmen, ist äußerst wackeliger Boden!

Manche Brüdergemeinden (die exklusiven) haben mit ihrem Maßstab, dass Predigten nicht geplant sein dürfen, etwas zur Schrift Hinzugefügtes zum Maßstab für die Gemeinde gemacht. Man hat bestenfalls eine menschliche Konstruktion und schlimmstenfalls einen schwärmerischen Irrtum zum göttlichen Maßstab verabsolutiert und viele andere Christen und Gemeinschaften fälschlicherweise der "kirchlichen Ungerechtigkeit" bezichtigt.

Außerdem: Aus den Timotheusbriefen („ein Arbeiter ... der das Wort recht teilt“ ... „Predige das Wort“ ...etc etc) wird deutlich, dass fleißig ausgearbeitete Predigten unverzichtbar sind für die Gesundheit und Bewahrung der Gemeinde. Das Wort Gottes ist seine Kraft. Gut ausgearbeitete Predigten sind lebensnotwendig für gesunde Gemeinden, denn gesunder Glaube kann nur auf gesunder Lehre gründen. Fleißige Arbeiter, wie Paulus sie im Tim. meinst, benötigen oft zig Stunden, um ihre Auslegungspredigt sauber und fundiert auszuarbeiteten. Wir dürfen den Maßstab für die Wortverkündigung nicht niedrig machen, um ein „allgemeines Rednertum“ zu fördern. Die Schrift lehrt: „Werdet nicht viele Lehrer!“ (Jak 3,1)
""

Lieben Gruß, Werner

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User1211
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Beitrag von User1211 »

Hallo Werner,

zu Deiner Beruhigung: Ich fühle mich keineswegs auf den Schlips getreten, lediglich etwas falsch verstanden. Ich hatte meine Frage bewußt nicht auf den Predigdienst beschränkt. Soeben habe ich mir mein Eingangsposting nochmals durchgelesen. Ich schreibe da nichts davon, dass es mir um Predigten und die Geisteleitung in Zusammenhang damit geht.

Was vorbereitete bzw. die Pflicht zu unvorbereiteten Predigt angeht, sehe ich das ähnlich wie Du. Ich habe auch erst mit 18 Jahren lernen müssen, dass es für einen Bruder nicht zu Beginn der Stunde "wusch" machen kann und er dann über einen Abschnitt predigt, über den er noch nie vorher nachgedacht hat. Aber das geht an meiner ursprünglichen Fragestellung vorbei. Vielleicht können wir uns darüber in einem gesonderten Thread austauschen.

Ich habe es in meinem letzten Thread wiederholt, tue es gerne noch einmal: In wie weit kann ich die Beteiligung eines Bruders an den Gemeindestunden (Anbetungsstunde/Abendmahlfeier, Predigtstunde und Gebetsstunde mit Wortbetrachtung) einschränken oder verbieten? Wie kann ich eine solche Maßnahme schriftgemäß begründen (gibt die Schrift mir an irgendeiner Stelle die Handhabe so eine Beschränkung oder ein Verbot einem anderen Bruder aufzuerlegen [wobei dieses Auferlegen nicht von einer Einzelperson sondern von der Gemeinde kommen sollte]).

Ich hoffe ich habe Dir jetzt nicht auf den Schlips getreten.
Lieben Gruß
Thorsten

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Buchtipp

Beitrag von User1211 »

Für alle, die an Silkes Buchtipp interessiert sind: Das Buch kann man u.a. HIER BESTELLEN bzw. HIER ALS PDF DOWNLOADEN.
Lieben Gruß
Thorsten

Rolf
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Beitrag von Rolf »

Lieber Br. Werner,

wiewohl ich grundsätzlich Deine Meinung zur Leitung des Geistes in der Beschränkung auf die Gemeindestunden teile, glaube ich doch, dass Deine Antwort an der einen oder anderen Stelle etwas weiter geht als die Bibel. So schreibst Du:

´Die Leitung durch den Heiligen Geist hat m.W. in der neutestamentlichen Lehre nirgends etwas mit einem unvorbereiteten, passiven Warten auf übernatürliche Eingebungen zu tun.´

Diese Ansicht wird in gewissem Sinne z.B. durch Luk.12,11&12 widerlegt, wobei sich dies natürlich nicht auf die Gemeindestunden bezieht. Versteht man das Zusammenkommen als Gemeinde aber nicht mehr losgelöst von der restlichen Lebenswirklichkeit, bekommt diese Stelle doch eine gewisse Relevanz. Diese - und andere Stellen - wiederlegen m.E. auch deutlich Deine Ansicht, dass sich die Leitung des Geistes in dem Gehorsam gegenüber dem Wort erschöpft. wenn dem so wäre hielte ich es für sehr dümmlich, nach Gottes Führung im persönlichen Leben zu fragen (s. den Threat zum Thema Ehe), denn manche Dinge ( so z.B. den Namen meiner Ehefrau) finde ich nicht in der Bibel. Ich denke dass man da einfach auf die ganz persönliche Antwort Gottes angewiesen ist. Ich persönlich finde es gut und spannend, dass uns die Bibel in dieser Frage der Gestaltung von Gottesdienst, Anbetung und Predigt so viel Freiraum lässt

@Thorsten als ersten Anstoss: ich glaube dass manche Fragen hinsichtlich des Umgangs mit einem Bruder der die die geschilderten Probleme in der Gemeinde erzeugt dadurch beantwortet werden können, dass man begreift, dass die Massstäbe der Bibels eben auch für z.B. die Predigt gelten. Wenn also die Predigt nicht auferbaut, wenn Sie Geschwister unweise verletzt, wenn deutlich wird dass der betr. Bruder absichtlich ´menschelt´, dann ist genau so Seelsorge im ersten Schritt, aber auch entsprechende Ermahnung gefragt, wie in allen anderen Fällen außerhalb der Gemeindestunden auch.

Yours in him
Rolf

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Hallo Thorsten,
sorry für das Aneinandervorbeireden - der Begriff ist offenbar ein Reizthema für mich, sodass ich gleich meine apologetische Verteidigung abspule ... :idea:
lieben Gruß, Werner

maria
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Beitrag von maria »

Lieber Thorsten
Deine Anfangsfrage lautete: Gibt es überhaupt Möglichkeiten, die sich aus der Bibel ableiten, einen Bruder zum Schweigen zu bringen oder eine eingeschränkte Beteiligungsmöglichkeit aufzuerlegen? Wenn ja welche und mit welchen Biblestellen kann man sie untermauern?

Ich kenne keine Bibelstelle, die ein solches Vorgehen bestätigen würde. Wir Menschen können einander sehr auf die Nerven gehen. Wenn also ein Bruder in der Versammlung sich nicht so verhält, weil er vielleicht zu viel redet oder sich in seiner noch fleischlichen Gesinnung hervortun möchte, habe ich kein Gesetz zur Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Aber ich habe andere Möglichkeiten.

Ich gehe alleine zu Ihm, falls ich den Mut aufbringe und sage Ihm, dass sein Verhalten mich stört. Falls er noch seine alte Natur hat, wird er es Dir sehr wahrscheinlich übel nehmen und Dich in Zukunft meiden und Dich eventuell bei anderen Gemeindegliedern schlecht machen.
Ich kann täglich für ihn beten, ihn segnen, nicht ihn bei Gott anklagen.
Meinem himmlischen Vater für diesen schwierigen Menschen von herzen danken, weil er mich durch Ihn erzieht. Ich lerne sehr viel dabei. Demut, Geduld und andere höher zu achten als mich selbst. An diesem Bruder darf ich den Herrn Jesus verherrlichen. Ich darf diesem Bruder gegenüber die Sanftmut, Langmut und Liebe, die der Herr Jesus bei der Neugeburt in mich gelegt hat sichtbar werden lassen.
Ich prüfe mein Verhalten und meine Gesinnung dem Bruder gegenüber an Hand der heiligen Schrift.
Je nachdem für welche Variante ich mich entscheide, wird sehr wahrscheinlich folgendes passieren:

Sage ich nichts und bete auch nicht für ihn, so wird der Bruder mich weiterhin so nerven, dass ich keinen Segen am Gottesdienst haben werde.
Nimmt er mir meine Offenheit übel, wird er mir in Zukunft aus dem Wege gehen.
Bete ich täglich für Ihn, so wird er sich vielleicht nicht ändern, aber der HERR wird etwas in mir verändern und aufeinmal werde ich erstaunt feststellen, dass er gar nicht mehr so schlimm ist.
Weil ich täglich für ihn bete, habe ich einen besonderen Grund, vor Gottes Angesicht zu erscheinen und dies wird sich positiv auf meinen Charakter auswirken.
Indem ich mich Gottes Geist aussetze, hat Er die Möglichkeit zu meinem Herzen zu reden. Vielleicht schenkt Er mir Busse und Reue und das ist sehr heilsam.

Ein paar Bibelstellen betreffend meinem Nächsten:
Röm. 14,10 Bruder richten. 3. Mose 19,17.18 Bruder nicht hassen sondern lieben.
Kol. 3,13 Es ertrage einer den andern. Mat. 18,15 Wenn Dein Bruder sündigt.
Einen lieben Gruss von maria
Da fand ich, Den meine Seele liebt.

Stefan Fischer
Beiträge: 6
Registriert: 20.04.2005 12:02

Beitrag von Stefan Fischer »

Liebe Freunde,
gestattet mit eine kurze Ergänzung.
Im NT finden wir lediglich drei Stellen, die diese Begrifflichkeit ("Geistesleitung") beinhalten. Sicherlich wäre es hilfreich, zur Klärung dieser Frage zuerst! diese Stellen zu lesen (Röm.8,14; Joh.16,13 und Gal.5,18). Wir stellen beim Lesen überrascht fest, dass die genannten Stellen keinen direkten Versammlungsstundenbezug herstellen. Insbesondere die Römerstelle macht uns deutlich, dass das Leiten durch den Geist ein Hinweis bzw. Beweis für die Gotteskindschaft ist. Nur der Mensch, der durch den Geist geleitet ist, ist ein Kind Gottes. Dabei sollten alle Lebensbereiche zu jeder Zeit unter der Wirkung bzw. Leitung durch den Geist stehen. Das Leiten des Geistes zeigt sich u.a. im Verhalten und in der Herzenseinstellung. Die Frucht (Gal.5,22) ist auch für Außenstehende erkennbar.
Wenn nun alle Bereiche meines Lebens vom Geist geleitet werden sollten, dann doch erst recht auch der Augenblick in der Versammlungsstunde, in der der Herr in der Mitte von versammelten Christen ist (Matth18).
Der verherrlichte Herr ist dort anwesend - sofern wir zu seinem Namen hin versammelt sind.!
Als natürlicher Mensch kann ich aber den Herrn nicht verherrlichen und anbeten (es sei denn im Sinne der Pharisäer Mk.7,6; oder wie das Volk Israel im AT). Das Anbeten (man beschränkt es leider ausschließlich immer nur auf die Stunden: der Schwerpunkt des Brotbrechens ist nach der Schrift aber nicht die Anbetung, sondern das Erinnern!) geschieht durch den Geist Gottes, der mich füllt und gebraucht (Joh.4,23).
Die Stelle im Korintherbrief ist sicherlich mehr als nur eine Zustandsbeschreibung. Die Kausalität wird durch die Bedingnung "Wenn" verdeutlicht. Meiner Meinung nach sollte jeder Bruder "vorbereitet" in die Stunden gehen. Die Grammatik macht an dieser Stelle sonst keinen Sinn ("ein jeder hat"). In dem Moment ist es wunderbar zu erkennen, dass der Herr dann leiten und führen kann. Ich bin weder übermäßig emotional noch im neg.Sinn charismatisch, und doch behaupte ich, dass der Herr durch den Geist auch in einer solchen Stunde führen kann.

Daher sollte auch mein ganzer Lebensbereich -auch außerhalb der Stunden- stets vom Geist geleitet sein (Gal.5). Selbst im Alltag wird er mich führen, wenn er nicht durch meine Sünde gedämpft wird (1.Thess5,19). So lesen wir in der Apostelg. 16,7, dass der Geist die Reisepläne des Apostels durchkreuzte. Auch ich kann Zeugnis davon geben, wie der Herr durch den Geist mich oftmals im Alltag führte.

Die Stelle im Joh.ev. zeigt einen weiteren wichtigen Zusammenhang. Die zwingende Verbindung zwischen dem Wort Gottes und dem Geist. Ohne Wirken des Geistes werden wir als Menschen die Wahrheit des Herrn nicht verstehen können. Bitte auch 1.Kor.2,10ff lesen.

Die dritte Stelle betrifft die Funktionalität des Gesetzes. Für die Galater eine wichtige und entscheidene Frage!

Liebe Grüße aus Sprockhövel

Stefan

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