lutz hat geschrieben:Wieso fängst du nicht "vorne" an?
Wenn du so auflistest, dann würde ich erst einmal wissen wollen, wie du zu Punkt 1 stehst.
Wenn hier ein gemeinsamer Glaubensinhalt vorliegt, dann hätten wir zumindest einen gemeinsamen Ausgangspunkt.
Völlige Verderbtheit oder völlige Fähigkeit
Aufgrund des Sündenfalls beherrscht die Sünde den ganzen Menschen, sein Denken, seine Gefühle und seinen Willen. Daher ist der normale Mensch nicht fähig, die Botschaft des Evangeliums zu verstehen, er ist geistlich völlig hilflos und verloren. Der Mensch kann Gottes rettende Botschaft erst verstehen, nachdem er durch den Heiligen Geist dazu befähigt wurde.
Mein Erlebnis mit der Sündenerkenntnis
Als ehemaliger Katholik hatte ich zuvor in den Messen mit den anderen mitgesprochen, dass Jesus für meine Schuld, meine große Schuld gestorben sei. Aber das war nur auswendig gelernt, nicht persönlich erfasst.
Was Schuld vor Gott ist, hatte ich nicht erkannt.
Als ich 1982 ernsthaft anfing Gott zu suchen, da litt ich besonders darunter, dass ich bereits seit 8 Jahre inkomplett querschnittsgelähmt war. Diese Not belastete mich sehr und nahm mir die Lebensfreude. Irgendwann, ermutigt durch eine Christin aus einer Freikirche mit der ich im Kontakt stand,
fing ich an, Gott zu bitten mir zu begegnen und mir zu helfen, an Ihn zu glauben. Ich redete einfach und bekannte Gott auch, dass ich noch nicht an Ihn glaubte und erst recht nicht wüsste, wie ich Ihm vertrauen soll. Genau das war aber mein Anliegen, denn ich kam mit meinem Zustand immer weniger klar und auch Selbstmordgedanken waren mir nicht fremd.
Ich betete und suchte Gott über Tage und Wochen. Irgendwann sagte die erwähnte Christin zu mir: "Du, früher hast du immer über deinen Zustand geklagt und das tust du jetzt nicht mehr, sondern bist fröhlich und ausgeglichen". Persönlich war ich mir dessen gar nicht so sehr bewusst, aber eines hatte ich erfahren, irgendwann hatte ich erfasst, dass meine Gebete nicht nur bis zur Decke stiegen sondern wirklich zu Gott gelangten, und Gott sich zu mir neigte. Obwohl ich die Bibel noch nicht so kannte, erfuhr ich die Wirklichkeit dessen, was im Psalm 145 steht: „
Nahe ist der HERR allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrheit anrufen.“ Ps 145,18. Aber als der Herr sich zu mir herabneigte,
da begann ich erst meine Sünden zu erkennen, mich in Seinem Licht zu sehen.
Plötzlich erkannte ich Dinge in meinem Leben, Regungen in meinem Herzen, und so vieles mehr, die ich eindeutig als Sünde erkannte und für die Jesus am Kreuz gestorben war.
Mein Zustand war dann plötzlich nicht mehr was mich am meisten belastete, sondern meine Sünde beschwerte mein Gewissen und mein Herz. Aber Lob und Dank,
ich durfte Jesus im Glauben am Kreuz erblicken und Vergebung meiner Sünden finden.
Damit begann mein Christenleben, aber ich war noch so sehr am Anfang. Wie fleischlich war ich noch, wie verdorben, wie
sehr mangelt es mir noch an Selbst- und weitreichende Sündenerkenntnis. Mein sündhaftes und völlig verderbtes Wesen hatte ich aber erkannt, sowie die Liebe Gottes, die Jesus auf diese Welt gesandt hat, um für mich am Kreuz zu sterben und stellvertretend das Gericht Gottes an meiner statt zu erdulden. Ich muss aber gestehen, von Tag zu Tag erkenne ich immer mehr,
wie unfähig ich wäre, ohne Gottes Gnade im Glauben zu bleiben. Wenn Gott seine bewahrende Hand von mir wegziehen würde, ich wäre zu allem fähig.
Im Römerbrief lesen wir: „"
Wie geschrieben steht: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer. Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch. Otterngift ist unter ihren Lippen. Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt. Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen." Röm 3,10-18. Das ist der natürliche Mensch, ohne Gott, und so bin auch ich von Natur -
immer noch, bis wir Ihn gleich sein werden.
An die lieben Geschwister des Calvinismus:
Vielleicht ist dieser Beitrag nicht wie von euch erhofft, aber man kann mit der Bibel vieles belegen und fruchtlose Diskussionen führen. Da möchte ich lieber an manchen Stellen meine Überzeugung auch durch persönliche Zeugnisse darlegen.
Gott ist größer als unser Herz und Schablonen kennt Er nicht. Wir aber stehen immer wieder in Gefahr, Gott verstehen zu wollen und erkennen dann vielleicht nicht, dass wir uns ein
eigenes Bild von Gott aufgebaut haben. Mich bewegt das Zeugnis Hiobs so sehr: „
Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.“ Hiob 42,5. Nur vom
Hörensagen vernommen, so stufte Hiob seinen Glauben ein. Dabei hielt er treu zu Gott und durfte am Ende auch für seine Freunde beten. Gott selbst gab ihm schon am Anfang das Zeugnis:
Es gibt keinen wie ihn auf Erden - ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ Hiob 1,8.
Abschließend:
Es ist richtig, dass wir von uns aus Gott nicht erfassen können, mit unseren natürlichen Fähigkeiten. Jesus sagt ja: "
„Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Joh 6,29. Dennoch hat sich Gott allen Menschen in der Natur geoffenbart, wie es im Römerbrief bezeugt wird: „
Sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien“ Röm 1,20. Und alle Menschen sind aufgefordert, Ihn zu suchen: „
Sucht den HERRN, während er sich finden läßt! Ruft ihn an, während er nahe ist.“ Jes 55,6.