Sehr interessantes Thema über dass ich mir auch schon sehr viele Gedanken gemacht habe, aber bei dem es mir leider auch nie gelungen ist, zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Prinzipiell dürfte es klar sein, dass man als Christ gewalttätige Konflikte auf jeden Fall vermeiden und bei jedem aufkommenden Problem natürlich eine friedliche Lösung anstreben sollte - ich denke, darüber ebsteht kein Zweifel.
Ein äußerst schwieriger Fall ist natürlich die Selbstverteidigung, wie hier ja auch schon gesagt wurde. Fällt es schon schwer, auf jegliche Gegenwehr zu verzichten, wenn man direkt angegriffen wird, so stelle ich es mir noch deutlich schwieriger vor, die Verteidigung von Freunden/Verwandten/Hilfbedürftigen zu unterlassen. Und obwohl das Neue Testament an vielen Stellen absolute Gewaltlosigkeit zu lehren scheint, kann ich es mir nicht vorstellen, dass man im christlichen Sinne handelt, wenn man zusieht, wie beispielsweise ein alter, schutzloser Mensch von einem aggressiven Halbstarken niedergeprügelt wird. In einem solchen Fall sollte das Gebot der Feindesliebe nicht dazu führen, dass man das Gebot der Nächstenliebe gegenüber dem Hilfsbedürftigen ignoriert, das kann kein christliches Verhalten sein. Aus dem Gebot der Feindesliebe und der Gewaltlosigkeit eine "absolute Passivität" abzuleiten, halte ich für äußerst schwierig.
FrankS hat geschrieben:
Gerade zu absurd mutet zu diesem Thema die Aussage von Johannes dem Täufer in Lk 3,14 an. Jedoch wirft auch Johannes ihnen nicht vor Soldat zu sein.
Stimmt. Luther übersetzt hier:
"Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! "
Das mutet tatsächlich absurd an. Er verbietet den Soldaten zwar nicht ihren Beruf, aber fordert sie zur Gewaltlosigkeit auf. Die Schlachterbibel übersetzt an dieser Stelle aber interessanterweise etwas anders:
"Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen: Und was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Mißhandelt niemand, erhebt keine falsche Anklage und seid zufrieden mit eurem Sold! "
"Gewalt tun" und "Jemanden misshandeln" sind zweifelsohne unterschiedliche Dinge.
Idea Nachrichten hat geschrieben:Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß (Bielefeld), kritisierte die Tötung des Terroristenführers ebenfalls. Gewalt anzuwenden, um Gewalt aus der Welt zu schaffen, sei eine verhängnisvolle Logik
Das sehe ich wiederum genauso, gerade nachdem ich neulich auf Spiegel Online erfuhr, dass Bin Laden wohl unbewaffnet erschossen worden ist. Dass dieser Konflikt nicht auch auf friedlichere Weise hätte gelöst werden können, zweifel ich deswegen stark an. Das sein Tod geradezu gefeiert wird, halte ich ebenfalls für schlimm, und obwohl ich seine Schreckenstaten keineswegs verharmlosen will: Den Tod eines Menschen zu feiern halte ich für unmoralisch.
Darf man als Christ Soldat sein? Zurzeit würde ich sagen: Ja, und hinzufügen, dass es sicher kein Beruf ist, der einem Christen immer leicht von der Hand gehen dürfte.
Hier stimme ich dir zu. Man darf es sicher, aber für mich käme es keinesfalls in Frage und ich würde es auch keinem Christen empfehlen oder raten.
Was auch nicht unbedingt direkt mit dem Thema zu tun hat, aber was ich an dieser Stelle dennoch interessant finde ist (Da gerade das Beispiel des israelischen Heeres zuvor schon angesprochen wurde), dass es scheinbar schon im Alten Israel eine Freiwilligkeit im Heeresdienst gab (5. Mose 20,5-8), sodass das göttliche Gebot schon zu jener Zeit vorsah, dass solche, die es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können bzw. wie es hier ausgedrückt wird "ein verzagtes Herz haben", nicht gezwungen werden sollen, in den Krieg zu ziehen.
Freundliche Grüße,
Simon
Simon W.