Leider verbreitet auch Wilfried Plock diese Meinung vom Freien Willen...
Na ja... Es ist immer traurig, dass Christen in dieser Frage uneins sind. Plock meint zwar, er geht einen Lösungsweg zwischen "Calvinismus" und "Arminianismus", aber soweit ich es sehe sind es immer noch genau die gleichen Argumente wie Jahrhunderte zuvor auch. Dieses Thema hat schon ewig die Gemeinde gespalten. Ich sage auch nicht, dass ich auf alle Fälle die Wahrheit weiß in diesem Thema, aber die Schrift kann ich bisher einfach nicht anders verstehen als dass Gott aktiv verrottete Sünder, die ihn hassen und eben "nicht wollen" ("aber ihr habt
nicht gewollt!"), neu macht, neu gebiert und ihnen nach seinem Willen lebendig macht und ein neues Herz gibt, dass ihn liebt und nach ihm begehrt. Ich habe wenig Verständnis für Leute, die meinen, dass manche Sünder "besser" wären als andere, dass einige also nach Gott begehren und andere nicht. Denn dann liegt die Ursache des Heils letzlich wirklich im Sünder und nicht mehr in Gott allein, und das macht automatisch "bessere" und "schlechtere" Sünder. Einige "wollen", andere "wollen nicht"; einige "interessieren sich für die Wahrheit und suchen sie", andere nicht.
Das ist der Nährboden von geistlichen Stolz und Pragmatismus in Evangelisation...
Auch das Buch von Jettel und Janzten gegen die Erwählungslehre fand ich schwach. Viele Auslegungen der Erwählungs-Texte im Sinne ihrer Nicht-Erwählung bzw. Erwählung wegen Gottes Vorsehen der freien Entscheidung seiner Geschöpfe wirken auf mich sehr willkürlich und voreingenommen. Irgendwie scheint es mir, als wollten sie zwanghaft die Texte umdeuten. Und immer wieder heißt es, dass es der Mensch sei, der sich verstockt, dass der menschliche Wille sei, der lettzlich entscheidend sei, und der Allmächtige, von dem es heißt "er lenkt das Herz des Königs wie Sturzbäche" und "er gibt den Königen ins Herz, die Hure zu verwüsten", sonst "nicht tun" könne, um einen Sünder zu erlösen.
Wenn es heißt: "Euch ist es
gegeben, die Geheimnisse vom Reich Gottes zu verstehen; jenen aber ist es
nicht gegeben...", dann lesen sie immer: "Ja, weil Gott halt ihr Herz sieht, dass sie gar nicht wollen, darum gibt er es iihnen auch nicht..." Wenn da steht "Wer Ohren
hat, zu hören!", dann lesen Jantzen und Jettel es so, dass es die meint, die hören wollen, und dass jeder die Fähigkeit zu hören hat (dabei sagt der Herr Jesus explizit "Wer Ohren
hat, zu hören!" Er sagt nicht "Wer hören will, der höre!", und er geht auch nicht davon aus, dass viele der Menschen keine Ohren mehr am Kopf haben... Sondern er meint, was er immer sagt: Einigen ist es gegeben, zu verstehen, anderen nicht. "Glückselig bist du, Sohn des Jona, denn
nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart,
sondern mein Vater im Himmel!" Mt 16; "die nicht aus dem Willen des Mannes, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Blut, sondern aus Gott geboren sind", Joh 1.)
Freie Wille Christen werden immer irgendwelche anderen Auslegungen für solche Verse finden, die im Grunde darauf hinauslaufen werden: "Ja, Gott wusste, dass sie ihm suchten, darum hat er es ihnen auch offenbart!" Und so weiter. Ich habe das genug durch mit solchen. Ein besseres Argument als das hörte ich bisher noch nicht. Deswegen finde ich auch wenig Sympathei für diese Freie Wille-Ansicht.
Der Wille ist böse, weil der Mensch böse ist. Der Wille ist nicht unabhängig vom Wesen des Menschen. Zu behaupten, ein Mensch suche oder wolle Gott, bedeutet, die Sünde als Rebellion gegen Gott und Unfähigkeit, zu glauben, zu verstehen. Es meint, das es im Sünder noch etwas geistlich Gutes ist, dass Gott suchen und lieben kann. Das widerspricht aber so sehr der gesamten Bibel, dass ich es nicht akzeptieren kann bis mich einer vom Gegenteil überzeugt und mich des Irrtums überführt. Aber wohl eher werde ich Jehovas Zeuge als dass mich ein Vertreter vom Freie Wille-Evangelium zu seiner Meinung bekehren kann.
Luthers Buch ist eines der besten theologischen Werke, die ich zu der Frage kenne, wenn auch etwas schwer zu lesen für unser als moderne Leser. Darum wird es wohl nicht alzuviele Leser finden. Vielleicht kann man den Text bzw. seine Argumente in eine moderne, leserfreundlichere Fassung umformulieren?