Der Sabbat und der Zehnte gelten nicht mehr den Christen!
Moderator: Jörg
Der Sabbat und der Zehnte gelten nicht mehr den Christen!
Hallo zusammen,
die Heilige Schrift macht deutlich, dass für die Christen im Neuen Bund die Gesetzesbetimmungen des Sabbat als auch des Zehnten nicht mehr gelten (natürlich noch mehr Gebote, aber diese zwei sollen hier zur Diskussion gestellt werden). Nirgendwo werden wir im NT dazu aufgefordert.
Lieben Gruss
Ron
die Heilige Schrift macht deutlich, dass für die Christen im Neuen Bund die Gesetzesbetimmungen des Sabbat als auch des Zehnten nicht mehr gelten (natürlich noch mehr Gebote, aber diese zwei sollen hier zur Diskussion gestellt werden). Nirgendwo werden wir im NT dazu aufgefordert.
Lieben Gruss
Ron
Formulierung
Hallo Ron,
Da hast du vollkommen recht - aber ich möchte noch die Formulierung verfeinern :
Der Sabbat und der Zehnte GALTEN NOCH NIE den Christen!
Und für alle gesetzlichen Dinge, ist dann noch Kolosser 2 :
13 Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat;
14 als er ausgetilgt die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte;
15 als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.
16 So richte euch nun niemand über Speise oder Trank, oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbathen,
17 die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi.
Gruß
ThomasR
Da hast du vollkommen recht - aber ich möchte noch die Formulierung verfeinern :
Der Sabbat und der Zehnte GALTEN NOCH NIE den Christen!
Und für alle gesetzlichen Dinge, ist dann noch Kolosser 2 :
13 Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat;
14 als er ausgetilgt die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte;
15 als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.
16 So richte euch nun niemand über Speise oder Trank, oder in Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbathen,
17 die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist Christi.
Gruß
ThomasR
- Stefan Pohl
- Beiträge: 277
- Registriert: 07.04.2005 10:48
Lieber Ron,
ich gehe mal davon aus, daß Du das richtige meinst, auch wenn erst einmal festzuhalten ist, daß Christus nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen, sondern um das Gesetz zu erfüllen. Insofern ist z. B. das Sabbatgebot nicht einfach gestrichen, es bedarf aber der geistlichen Einordnung in den Neuen Bund. Diese besteht im Falle des Sabbats darin, daß wir zur Ruhe gelangen von unseren eigenen Werken, daß nicht mehr wir wirken, sondern Christus in uns – dies natürlich an jedem einzelnen Wochentag. Zum Halten eines bestimmten Tages, also des letzten Wochentages oder gar dem Tag des Sonnengottes Mithras, sind wir tatsächlich nicht verpflichtet. Ahnliches gilt für das Zehntengebot, das im Neuen Bund darin erfüllt ist, daß wir sozusagen in »ehelicher Gütergemeinschaft« mit Christus leben. Wenn wir mit unserem ganzen Sein Christus gehören, dann schließt das natürlich unseren Besitz mit ein, und zwar zu 100 Prozent. Zu beiden Themen wird ja sehr viel traditioneller Unsinn gelehrt, der den Blick auf das Evangelium verstellt. Für eine ausführliche biblische Begründung, um die ich nicht verlegen bin, ist hier wohl nicht Raum; wenn Dich (oder jemand anderen im Forum) die Themen Sabbat und Zehnter interessieren, schicke ich gern kostenlos Ausarbeitungen dazu zu, als PDF oder als Heft.
Herzliche Grüße
Stefan.
ich gehe mal davon aus, daß Du das richtige meinst, auch wenn erst einmal festzuhalten ist, daß Christus nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen, sondern um das Gesetz zu erfüllen. Insofern ist z. B. das Sabbatgebot nicht einfach gestrichen, es bedarf aber der geistlichen Einordnung in den Neuen Bund. Diese besteht im Falle des Sabbats darin, daß wir zur Ruhe gelangen von unseren eigenen Werken, daß nicht mehr wir wirken, sondern Christus in uns – dies natürlich an jedem einzelnen Wochentag. Zum Halten eines bestimmten Tages, also des letzten Wochentages oder gar dem Tag des Sonnengottes Mithras, sind wir tatsächlich nicht verpflichtet. Ahnliches gilt für das Zehntengebot, das im Neuen Bund darin erfüllt ist, daß wir sozusagen in »ehelicher Gütergemeinschaft« mit Christus leben. Wenn wir mit unserem ganzen Sein Christus gehören, dann schließt das natürlich unseren Besitz mit ein, und zwar zu 100 Prozent. Zu beiden Themen wird ja sehr viel traditioneller Unsinn gelehrt, der den Blick auf das Evangelium verstellt. Für eine ausführliche biblische Begründung, um die ich nicht verlegen bin, ist hier wohl nicht Raum; wenn Dich (oder jemand anderen im Forum) die Themen Sabbat und Zehnter interessieren, schicke ich gern kostenlos Ausarbeitungen dazu zu, als PDF oder als Heft.
Herzliche Grüße
Stefan.
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Dieses Gebot gibt es in der Bibel meines wissens nicht. Ich glaube Luther hat einfach aus Sabbat Feiertag gemacht weil die Christen sich eben nicht mehr Samstags sondern Sonntag trafen um die Auferstehung des Herrn zu feiern. (vgl. 1.Kor.16,2 - erster Wochentag = Sonntag)ewigesleben hat geschrieben:Und was ist mit "Du sollst den Feiertag heiligen"? Was sagt Ihr zu diesem Gebot Gottes?
Kaiser Konstantin war es dann, der den Sonntag 321 n.Chr. offiziell zum Feiertag machte.
- Stefan Pohl
- Beiträge: 277
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Liebe Maria,
die Frage nach der Gültigkeit des mosaischen Gesetzes im Neuen Bund kann an dieser Stelle nicht erschöpfend behandelt werden.
Da das Sabatgebot aber auch Bestandteil des Mosaischen Gesetzes ist, müssen wir kurz der Frage nachgehen, inwieweit dieses Gesetz überhaupt für uns Gültigkeit besitzt. Sehen wir uns dazu an, wie Jesus mit dem Gesetz umgeht: In der Bergpredigt lesen wir, daß, so wir der Regentschaft der Himmel teilhaftig werden wollen, unsere Gerechtigkeit die der Pharisäer und Schriftkenner übersteigen muß (Mth. 5, 20). Offensichtlich ist, daß hier kein quantitatives Mehr gemeint sein kann; vielmehr muß unsere Gerechtigkeit von einer anderen, wertvolleren Art sein als die pharisäische. In Philipper 3, 9 – wie auch an vielen anderen Stellen – beschreibt Paulus die Quelle dieser besseren Gerechtigkeit: Sie kommt nicht aus dem Gesetz, sondern aus der Treuebindung an den Christus. Paulus bezieht seine Gerechtigkeit direkt aus Gott und aus dem Wissen heraus, daß er zusammen mit Jesus gestorben und auferstanden ist, ihm also in allem gleichgestaltet wurde.
Dabei läßt Jesus keinen Zweifel daran, daß der Neue Bund nicht in einer Aufhebung des Gesetzes besteht, sondern in seiner Erfüllung (Mth. 5, 17). Das Wort »Erfüllung« (Pleroma) ist hier genauer wiederzugeben mit dem Begriff »Vervollständigung«. Es bedeutet, daß etwas unvollkommenes bzw. unvollständiges zur Fülle, zur Fertigstellung, zur Reife, zur Vollständigkeit gebracht wird. So wird zum Beispiel Eva, die ja erst aus dem Adam herausgenommen wird (1. M. 2, 22), zu seiner Vervollständigung, indem sie ihm wieder hinzugefügt wird. So wird die Herausgerufene [Gemeinde] zur Vervollständigung des Christus, indem sie ihm, dem Haupt in den Himmeln, die Glieder auf der Erde zur Verfügung stellt. Die Vervollständigung des Gesetzes ist die Liebe (Röm. 13, 10). Somit ist auch der Neue Bund nicht – wie gelegentlich gemeint wird – die Auflösung des Alten Bundes, sondern dessen Vervollständigung. Bei Jeremiah (Jer. 31, 33) lesen wir, wie diese »andere Art« der Gesetzeserfüllung beschaffen ist: »…dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel schneiden werde nach diesen Tagen – Treuewort JHWHs: Ich gebe meine Zielgebung, daß sie in ihrem Innern, und auf ihr Herz schreibe ich sie, und ich werde ihnen zum Elohim, und sie, sie werden mir zum Volk.«
Zitiert wir dieses Prinzip in Hebr. 10, 16. Hier steht »ich werde sie (die Gesetze) auf ihr Durchdenken schreiben«.
Die Erfüllung der Zielgebung folgt im Neuen Bund also nicht mehr aus der Beobachtung einzelner Verordnungen, sondern aus der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott heraus. Das buchstäbliche Erfüllen des Gesetzes kann dabei völlig unzureichend sein.
Diese grundsätzlichen Überlegungen sind unbedingt notwendig zur Beantwortung unserer Frage nach dem Sabbatgebot. Wenn wir hier vom Allgemeinen auf das Konkrete schließen, so heißt das:
Erstens: Das Sabbatgebot ist im Neuen Bund nicht überflüssig geworden oder aufgehoben, vielmehr kommt es erst hier zu seiner eigentlichen Erfüllung.
Zweitens: Die Erfüllung des Sabbatgebots im Neuen Bund muß eine grundsätzlich andersartige Qualität haben als im Alten Bund. Die Gedanken, die Gott mit dem Sabbat ursprünglich verbunden hat, und die im Gebot des Alten Bundes nur »schattenhaft« (Kol. 2, 17) dargestellt sind, können im Neuen Bund vollständig dargestellt werden und sollen Bestandteil unserer Lebenspraxis sein. Das dritte und vierte Kapitel des Hebräerbriefes handelt davon, daß das Volk des Alten Bundes wegen seines Ungehorsams die ihm zugedachte Sabbatruhe verfehlt hat und daß wir, als Volk des Neuen Bundes, wiederum die Möglichkeit, ja den Auftrag haben, in diese Ruhe einzugehen.
Herzliche Grüße
Stefan.
die Frage nach der Gültigkeit des mosaischen Gesetzes im Neuen Bund kann an dieser Stelle nicht erschöpfend behandelt werden.
Da das Sabatgebot aber auch Bestandteil des Mosaischen Gesetzes ist, müssen wir kurz der Frage nachgehen, inwieweit dieses Gesetz überhaupt für uns Gültigkeit besitzt. Sehen wir uns dazu an, wie Jesus mit dem Gesetz umgeht: In der Bergpredigt lesen wir, daß, so wir der Regentschaft der Himmel teilhaftig werden wollen, unsere Gerechtigkeit die der Pharisäer und Schriftkenner übersteigen muß (Mth. 5, 20). Offensichtlich ist, daß hier kein quantitatives Mehr gemeint sein kann; vielmehr muß unsere Gerechtigkeit von einer anderen, wertvolleren Art sein als die pharisäische. In Philipper 3, 9 – wie auch an vielen anderen Stellen – beschreibt Paulus die Quelle dieser besseren Gerechtigkeit: Sie kommt nicht aus dem Gesetz, sondern aus der Treuebindung an den Christus. Paulus bezieht seine Gerechtigkeit direkt aus Gott und aus dem Wissen heraus, daß er zusammen mit Jesus gestorben und auferstanden ist, ihm also in allem gleichgestaltet wurde.
Dabei läßt Jesus keinen Zweifel daran, daß der Neue Bund nicht in einer Aufhebung des Gesetzes besteht, sondern in seiner Erfüllung (Mth. 5, 17). Das Wort »Erfüllung« (Pleroma) ist hier genauer wiederzugeben mit dem Begriff »Vervollständigung«. Es bedeutet, daß etwas unvollkommenes bzw. unvollständiges zur Fülle, zur Fertigstellung, zur Reife, zur Vollständigkeit gebracht wird. So wird zum Beispiel Eva, die ja erst aus dem Adam herausgenommen wird (1. M. 2, 22), zu seiner Vervollständigung, indem sie ihm wieder hinzugefügt wird. So wird die Herausgerufene [Gemeinde] zur Vervollständigung des Christus, indem sie ihm, dem Haupt in den Himmeln, die Glieder auf der Erde zur Verfügung stellt. Die Vervollständigung des Gesetzes ist die Liebe (Röm. 13, 10). Somit ist auch der Neue Bund nicht – wie gelegentlich gemeint wird – die Auflösung des Alten Bundes, sondern dessen Vervollständigung. Bei Jeremiah (Jer. 31, 33) lesen wir, wie diese »andere Art« der Gesetzeserfüllung beschaffen ist: »…dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel schneiden werde nach diesen Tagen – Treuewort JHWHs: Ich gebe meine Zielgebung, daß sie in ihrem Innern, und auf ihr Herz schreibe ich sie, und ich werde ihnen zum Elohim, und sie, sie werden mir zum Volk.«
Zitiert wir dieses Prinzip in Hebr. 10, 16. Hier steht »ich werde sie (die Gesetze) auf ihr Durchdenken schreiben«.
Die Erfüllung der Zielgebung folgt im Neuen Bund also nicht mehr aus der Beobachtung einzelner Verordnungen, sondern aus der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott heraus. Das buchstäbliche Erfüllen des Gesetzes kann dabei völlig unzureichend sein.
Diese grundsätzlichen Überlegungen sind unbedingt notwendig zur Beantwortung unserer Frage nach dem Sabbatgebot. Wenn wir hier vom Allgemeinen auf das Konkrete schließen, so heißt das:
Erstens: Das Sabbatgebot ist im Neuen Bund nicht überflüssig geworden oder aufgehoben, vielmehr kommt es erst hier zu seiner eigentlichen Erfüllung.
Zweitens: Die Erfüllung des Sabbatgebots im Neuen Bund muß eine grundsätzlich andersartige Qualität haben als im Alten Bund. Die Gedanken, die Gott mit dem Sabbat ursprünglich verbunden hat, und die im Gebot des Alten Bundes nur »schattenhaft« (Kol. 2, 17) dargestellt sind, können im Neuen Bund vollständig dargestellt werden und sollen Bestandteil unserer Lebenspraxis sein. Das dritte und vierte Kapitel des Hebräerbriefes handelt davon, daß das Volk des Alten Bundes wegen seines Ungehorsams die ihm zugedachte Sabbatruhe verfehlt hat und daß wir, als Volk des Neuen Bundes, wiederum die Möglichkeit, ja den Auftrag haben, in diese Ruhe einzugehen.
Herzliche Grüße
Stefan.
- Stefan Pohl
- Beiträge: 277
- Registriert: 07.04.2005 10:48
Liebes? Paramaeicum,
mit dem ersten Wochentag bist Du auf dem falschen Dampfer. Hier übersetzten die meisten deutschen Übersetzungen schlichweg falsch. Im Grundtext steht Sabbath (letzter Wochentag)!
Nachfolgend zur Erklärung ein längeres Selbstzitat aus »Mann der Ruhestatt – über den Sabbath unter den Bedingungen des Neuen Bundes«:
»
Von den ersten Christen lesen wir erst einmal, daß sie sich täglich versammelten. Es ist davon auszugehen, daß sie sich so zum Sabbat gestellt haben wie ihr Meister. Das geistliche Sabbatverständnis war ja durchaus Gegenstand der Lehre der Apostel. Freilich sind Zusammenkünfte am letzten Wochentag, also dem Samstag, überliefert (Apg. 20, 7; 1. Kor. 16, 2), und zwar von Christen in Troas und in Korinth, die also nicht einmal dem Judentum entstammten. Es war ja das Herkommen aus dem Judentum für die ersten Brüder eine unmittelbar bewußte Tatsache, und so war Rücksicht zu nehmen auf die jüdischen Gemeinschaften, die diese ersten Herausgerufenen sicherlich sehr genau beobachtet haben – auch auf ihre Gesetzestreue hin. Hier war also analog das zu beachten, was Paulus über das Fleischessen schreibt: Vieles ist erlaubt, aber wenn es einem anderen zum Anstoß wird und ihm so den Weg zu Christus verbaut, ist es besser, auf die Freiheit zu verzichten und sich »wie unter Gesetz« zu verhalten. Es werden aber keine anderen Gründe nahegelegt, den letzten Wochentag als zwingenden oder auch nur als zu bevorzugenden Ruhe- und Versammlungstag anzusehen.
Ein besonderes Zusammenkommen am ersten Wochentag (Sonntag) ist in der Schrift jedoch an keiner einzigen Stelle bezeugt. Außerbiblische Quellen für das Aufkommen dieses Brauches finden wir erst etwa ab dem zweiten bis dritten Jahrhundert. Wir wissen heute, daß sich zu dieser Zeit schon der große Abfall abgezeichnet hat, der schließlich zur konstantinischen Mischreligion geführt hat.
Woher kommt nun das Herausstellen des ersten Wochentages? Da die Bibel den ersten Wochentag buchstäblich für keiner Erwähnung wert hält … müssen wir hier einen kleinen historischen Exkurs einschieben:
Wie wir wissen, gab es im alttestamentlichen Israel zu nahezu jeder Zeit Probleme mit Götzenkulten. Immer wieder erwähnt werden von den Propheten Gottes die Kulte der Aschera (Astarte) und der Baale. Offensichtlich hatten diese Götzen der umliegenden Nationen eine große Attraktivität für eine wechselnde Zahl der Israeliten. Das Festhalten an einem unsichtbaren Gott wurde von vielen – wie auch heute – als Zumutung empfunden. Einer dieser Baale war der syrische Elaga-Baal, ein Sonnengott. Sein Kult hatte in den umliegenden Civilisationen einige Verbreitung gefunden; die Griechen verehrten ihn unter dem Namen Mithras, die Römer unter dem Namen Sol invictus (lat. »unbesiegte Sonne«). Unter dem römischen Kaiser Aurelian wird er um 274 als Reichsgott eingesetzt. Sein Feiertag ist der 25. Dezember, die Wintersonnenwende. Sein Gedenktag ist der erste Wochentag – der »Tag der Sonne«. Der spätere Kaiser Konstantin war ein glühender Anhänger der Sonnenverehrung. Er dekretiert im Jahr 321: »Alle Richter, die städtische Bevölkerung und alle Gewerbe sollen am verehrungswürdigen Tag des Sol ruhen…« Der Grundstein für einen allgemeinen Ruhetag zur Verehrung des Sol invictus war gelegt.
Indem Konstantin das Christentum für seine politischen Zwecke instrumentalisierte, mischte er ihm heidnische Elemente – besonders aus dem von ihm so geschätzten Sonnenkult – unter. Die Katholische Kirche hat dieses Werk der Vermengung von Heiden- und Christentum fortgeführt und perfektioniert. Durch das Korrumpieren weiter Teile des Christentums hat Konstantin diesem weit größeren Schaden zugefügt als Nero mit seiner direkten Verfolgung. So finden wir heute in etlichen Gebräuchen, die die Öffentlichkeit als »christlich« ansieht, eine direkte Fortsetzung des Baals-Kultes, den schon die Propheten des alten Bundes bekämpft haben, und der uns über den Umweg des Mithras- bzw. Sol-Kultes erhalten geblieben ist. Ziel dieses Angriffs des Feindes war es, Baal-Mithras-Sol als Anstatt-Christos (1. Joh. 2, 18; Mt. 24, 24) zu installieren.
Durch das Mittelalter hindurch sind uns allgemein nur wenige Zeugnisse kleiner Gruppen erhalten, die entgegen dem Terror der Konstantinischen Mischreligion am Wort der Wahrheit festgehalten haben. Die katholische Kirche fängt an zu lehren, daß der Sonnentag der neutestamentliche Sabbat wäre und installiert die Legende, daß der Auferstehungstag des Christus ein Sonntag gewesen wäre. Diese Legende muß bis heute zur Rechtfertigung der Sonntagspraxis herhalten. Der Begriff »Tag des Herrn«, der in der Schrift nur in Offenbarung 1, 10 vorkommt und an dieser Stelle das Versetztsein des Johannes in einen zukünftigen Tag bezeichnet, wird als Bezeichnung für den ersten Wochentag etabliert. Eine biblische Rechtfertigung dafür fehlt völlig. Das ist für den Katholizismus auch nicht weiter tragisch, da er die Bibel ohnehin nur soweit akzeptiert, wie sie den Lehren »der Kirche« nicht in die Quere kommt. Wer die Bibel aber als Wort Gottes akzeptiert, sollte seine Begrifflichkeit auch am Wort messen lassen und »ein Muster gesundseiender Worte« (2. Tim. 1, 13) pflegen. Wer den Mithras-Tag als »Tag des Herrn« bezeichnet, muß sich fragen lassen, von welchem Herrn er spricht. Die Adventisten haben insofern nicht unrecht, wenn sie den Kult um den ersten Wochentag als Zeichen des Götzendienstes brandmarken; falsch ist allerdings, daß sie dem die Feier des letzten Wochentages als Ausweis geistlichen Lebens entgegenstellen. Einen Christen zeichnet eben nicht aus, daß er am letzten Wochentage von seinen Werken ruht, sondern daß er ganz zur Ruhe gekommen ist von eigenen Werken – daß nicht mehr er selbst wirkt, sondern Christus durch ihn.
Um zur Kirchengeschichte zurückzukommen: Luther hat etliche Lehren und Gebräuche des Katholizismus von der Reformation ausgenommen, z.B. die Zwangstaufe an Unmündigen, den Antisemitismus, den größten Teil des Katholischen Amts- und Kirchenverständnisses, die wesentlichen Eckpunkte des katholischen Kirchenjahres mit seinen heidnischen Kulten. An der Feier des ersten Wochentages wollte er aus pragmatischen Gründen – der öffentlichen Ordnung wegen – nicht rütteln. Der Konflikt zwischen kirchlicher Sonntagspraxis und Wort Gottes muß Luther aber wohl bewußt gewesen sein, spricht er doch in seinen Schriften neutral und wohl etwas verschämt vom »Feiertag«. Bemerkenswert ist dabei, daß Luther die Bibelstellen, die heute von den Apologeten einer Feier des ersten Wochentages angeführt werden, noch richtig übersetzt hat. In der ursprünglichen Lutherübersetzung, wie sie noch bis in das 19. Jahrhundert hinein gedruckt wurde, lesen wir richtig, daß sich die ersten Christen (unter anderem) am Sabbat versammelt haben (z. B. Apg. 20, 7 und 1. Kor. 16, 2).
Spätere Revisoren der Lutherübersetzung haben hier das Wort Sabbat, das ja zweifelsfrei den letzten Wochentag bezeichnet, durch die Bezeichnung »erster Tag der Woche« ersetzt. Offensichtlich war die Diskrepanz zwischen biblischer Offenbarung und gelebter Praxis so unerträglich geworden, daß sich etwas ändern mußte. Von den zwei Möglichkeiten – also entweder die eigenen Gebräuche dem Wort Gottes anzupassen oder das Wort Gottes zu fälschen, um das eigene Tun zu verschleiern – entschied man sich für die zweite, die falsche. So ist die Legende entstanden, daß schon die ersten Christen sich am ersten Wochentage versammelt hätten.
Am Beispiel der Interlinear-Übersetzung sehen wir, wie der Text schrittweise verfälscht wird: Wir sehen uns dazu wieder beispielhaft Apg. 20, 7 an. Die wörtliche Übersetzung müßte lauten: »Aber in dem einen der Sabbate…« Die Interlinear-Übersetzung funktioniert den Partikel »ein« zum Zahlwort »eins« um (was im griechischen noch besser zu unterscheiden ist als im Deutschen), erfindet das Wort »Tag« aus dem Nichts dazu und funktioniert das Wort »Sabbat« in »Woche« um. Schon ist die Versammlung um einen Tag nach hinten verschoben!
Andere Übersetzer sind dem schlechten Beispiel gefolgt; selbst die Elberfelder Übersetzung, die den Ruf der Genauigkeit hat, konnte der Versuchung nicht widerstehen, hier »theologisch« zu übersetzen, daß heißt, den biblischen Wortlaut der persönlichen Theologie anzupassen. Menge, der das Wort Sabbat, daß er ja im Grundtext vorfand, nicht einfach streichen wollte, überträgt »am ersten Tage nach dem Sabbat«. Die Fügung »am ersten Tage nach« ist dabei frei erfunden. Die »Living Bible« überträgt gleich »Sunday« (Sonntag)!
Als mir dies zum ersten Mal bewußt geworden ist, war ich doch einigermaßen fassungslos. Ich finde nämlich gegenüber dem Vorwurf der Bibelfälschung keinerlei Entlastungsgründe. Ein Irrtum der Übersetzer oder Schwierigkeiten mit Unklarheiten im griechischen Grundtext erscheinen außerordentlich unwahrscheinlich: Dort wo das Wort Sabbaton die Juden unter dem Alten Bund betrifft, wurde es jeweils korrekt wiedergegeben; dort wo es sich auf die ersten Christen bezieht, verfälscht. Rühmliche Ausnahmen bilden hier – neben dem schon erwähnten alten Luther – nur die Konkordante Übersetzung und die Dabhar-Übersetzung. Beiden liegt das sogenannte konkordante Übersetzungsprinzip zugrunde, das jedem Grundtextwort exakt ein Wort in der Zielsprache zuordnet. Dies führt zwar oft zu schwieriger Wortwahl und ungewohntem Satzbau, schließt aber private theologische Textmanipulation zuverlässig aus.
«
Wie oben gesagt, ich schicke das Ganze gern als Heft oder PDF zu. Teilweise sind die Fußnoten und Abbildungen, die hier fehlen, zum Verständnis wichtig, ganz abgesehen vom sonstigen Textzusammenhang.
Herzliche Grüße an den Bodensee
Stefan.
mit dem ersten Wochentag bist Du auf dem falschen Dampfer. Hier übersetzten die meisten deutschen Übersetzungen schlichweg falsch. Im Grundtext steht Sabbath (letzter Wochentag)!
Nachfolgend zur Erklärung ein längeres Selbstzitat aus »Mann der Ruhestatt – über den Sabbath unter den Bedingungen des Neuen Bundes«:
»
Von den ersten Christen lesen wir erst einmal, daß sie sich täglich versammelten. Es ist davon auszugehen, daß sie sich so zum Sabbat gestellt haben wie ihr Meister. Das geistliche Sabbatverständnis war ja durchaus Gegenstand der Lehre der Apostel. Freilich sind Zusammenkünfte am letzten Wochentag, also dem Samstag, überliefert (Apg. 20, 7; 1. Kor. 16, 2), und zwar von Christen in Troas und in Korinth, die also nicht einmal dem Judentum entstammten. Es war ja das Herkommen aus dem Judentum für die ersten Brüder eine unmittelbar bewußte Tatsache, und so war Rücksicht zu nehmen auf die jüdischen Gemeinschaften, die diese ersten Herausgerufenen sicherlich sehr genau beobachtet haben – auch auf ihre Gesetzestreue hin. Hier war also analog das zu beachten, was Paulus über das Fleischessen schreibt: Vieles ist erlaubt, aber wenn es einem anderen zum Anstoß wird und ihm so den Weg zu Christus verbaut, ist es besser, auf die Freiheit zu verzichten und sich »wie unter Gesetz« zu verhalten. Es werden aber keine anderen Gründe nahegelegt, den letzten Wochentag als zwingenden oder auch nur als zu bevorzugenden Ruhe- und Versammlungstag anzusehen.
Ein besonderes Zusammenkommen am ersten Wochentag (Sonntag) ist in der Schrift jedoch an keiner einzigen Stelle bezeugt. Außerbiblische Quellen für das Aufkommen dieses Brauches finden wir erst etwa ab dem zweiten bis dritten Jahrhundert. Wir wissen heute, daß sich zu dieser Zeit schon der große Abfall abgezeichnet hat, der schließlich zur konstantinischen Mischreligion geführt hat.
Woher kommt nun das Herausstellen des ersten Wochentages? Da die Bibel den ersten Wochentag buchstäblich für keiner Erwähnung wert hält … müssen wir hier einen kleinen historischen Exkurs einschieben:
Wie wir wissen, gab es im alttestamentlichen Israel zu nahezu jeder Zeit Probleme mit Götzenkulten. Immer wieder erwähnt werden von den Propheten Gottes die Kulte der Aschera (Astarte) und der Baale. Offensichtlich hatten diese Götzen der umliegenden Nationen eine große Attraktivität für eine wechselnde Zahl der Israeliten. Das Festhalten an einem unsichtbaren Gott wurde von vielen – wie auch heute – als Zumutung empfunden. Einer dieser Baale war der syrische Elaga-Baal, ein Sonnengott. Sein Kult hatte in den umliegenden Civilisationen einige Verbreitung gefunden; die Griechen verehrten ihn unter dem Namen Mithras, die Römer unter dem Namen Sol invictus (lat. »unbesiegte Sonne«). Unter dem römischen Kaiser Aurelian wird er um 274 als Reichsgott eingesetzt. Sein Feiertag ist der 25. Dezember, die Wintersonnenwende. Sein Gedenktag ist der erste Wochentag – der »Tag der Sonne«. Der spätere Kaiser Konstantin war ein glühender Anhänger der Sonnenverehrung. Er dekretiert im Jahr 321: »Alle Richter, die städtische Bevölkerung und alle Gewerbe sollen am verehrungswürdigen Tag des Sol ruhen…« Der Grundstein für einen allgemeinen Ruhetag zur Verehrung des Sol invictus war gelegt.
Indem Konstantin das Christentum für seine politischen Zwecke instrumentalisierte, mischte er ihm heidnische Elemente – besonders aus dem von ihm so geschätzten Sonnenkult – unter. Die Katholische Kirche hat dieses Werk der Vermengung von Heiden- und Christentum fortgeführt und perfektioniert. Durch das Korrumpieren weiter Teile des Christentums hat Konstantin diesem weit größeren Schaden zugefügt als Nero mit seiner direkten Verfolgung. So finden wir heute in etlichen Gebräuchen, die die Öffentlichkeit als »christlich« ansieht, eine direkte Fortsetzung des Baals-Kultes, den schon die Propheten des alten Bundes bekämpft haben, und der uns über den Umweg des Mithras- bzw. Sol-Kultes erhalten geblieben ist. Ziel dieses Angriffs des Feindes war es, Baal-Mithras-Sol als Anstatt-Christos (1. Joh. 2, 18; Mt. 24, 24) zu installieren.
Durch das Mittelalter hindurch sind uns allgemein nur wenige Zeugnisse kleiner Gruppen erhalten, die entgegen dem Terror der Konstantinischen Mischreligion am Wort der Wahrheit festgehalten haben. Die katholische Kirche fängt an zu lehren, daß der Sonnentag der neutestamentliche Sabbat wäre und installiert die Legende, daß der Auferstehungstag des Christus ein Sonntag gewesen wäre. Diese Legende muß bis heute zur Rechtfertigung der Sonntagspraxis herhalten. Der Begriff »Tag des Herrn«, der in der Schrift nur in Offenbarung 1, 10 vorkommt und an dieser Stelle das Versetztsein des Johannes in einen zukünftigen Tag bezeichnet, wird als Bezeichnung für den ersten Wochentag etabliert. Eine biblische Rechtfertigung dafür fehlt völlig. Das ist für den Katholizismus auch nicht weiter tragisch, da er die Bibel ohnehin nur soweit akzeptiert, wie sie den Lehren »der Kirche« nicht in die Quere kommt. Wer die Bibel aber als Wort Gottes akzeptiert, sollte seine Begrifflichkeit auch am Wort messen lassen und »ein Muster gesundseiender Worte« (2. Tim. 1, 13) pflegen. Wer den Mithras-Tag als »Tag des Herrn« bezeichnet, muß sich fragen lassen, von welchem Herrn er spricht. Die Adventisten haben insofern nicht unrecht, wenn sie den Kult um den ersten Wochentag als Zeichen des Götzendienstes brandmarken; falsch ist allerdings, daß sie dem die Feier des letzten Wochentages als Ausweis geistlichen Lebens entgegenstellen. Einen Christen zeichnet eben nicht aus, daß er am letzten Wochentage von seinen Werken ruht, sondern daß er ganz zur Ruhe gekommen ist von eigenen Werken – daß nicht mehr er selbst wirkt, sondern Christus durch ihn.
Um zur Kirchengeschichte zurückzukommen: Luther hat etliche Lehren und Gebräuche des Katholizismus von der Reformation ausgenommen, z.B. die Zwangstaufe an Unmündigen, den Antisemitismus, den größten Teil des Katholischen Amts- und Kirchenverständnisses, die wesentlichen Eckpunkte des katholischen Kirchenjahres mit seinen heidnischen Kulten. An der Feier des ersten Wochentages wollte er aus pragmatischen Gründen – der öffentlichen Ordnung wegen – nicht rütteln. Der Konflikt zwischen kirchlicher Sonntagspraxis und Wort Gottes muß Luther aber wohl bewußt gewesen sein, spricht er doch in seinen Schriften neutral und wohl etwas verschämt vom »Feiertag«. Bemerkenswert ist dabei, daß Luther die Bibelstellen, die heute von den Apologeten einer Feier des ersten Wochentages angeführt werden, noch richtig übersetzt hat. In der ursprünglichen Lutherübersetzung, wie sie noch bis in das 19. Jahrhundert hinein gedruckt wurde, lesen wir richtig, daß sich die ersten Christen (unter anderem) am Sabbat versammelt haben (z. B. Apg. 20, 7 und 1. Kor. 16, 2).
Spätere Revisoren der Lutherübersetzung haben hier das Wort Sabbat, das ja zweifelsfrei den letzten Wochentag bezeichnet, durch die Bezeichnung »erster Tag der Woche« ersetzt. Offensichtlich war die Diskrepanz zwischen biblischer Offenbarung und gelebter Praxis so unerträglich geworden, daß sich etwas ändern mußte. Von den zwei Möglichkeiten – also entweder die eigenen Gebräuche dem Wort Gottes anzupassen oder das Wort Gottes zu fälschen, um das eigene Tun zu verschleiern – entschied man sich für die zweite, die falsche. So ist die Legende entstanden, daß schon die ersten Christen sich am ersten Wochentage versammelt hätten.
Am Beispiel der Interlinear-Übersetzung sehen wir, wie der Text schrittweise verfälscht wird: Wir sehen uns dazu wieder beispielhaft Apg. 20, 7 an. Die wörtliche Übersetzung müßte lauten: »Aber in dem einen der Sabbate…« Die Interlinear-Übersetzung funktioniert den Partikel »ein« zum Zahlwort »eins« um (was im griechischen noch besser zu unterscheiden ist als im Deutschen), erfindet das Wort »Tag« aus dem Nichts dazu und funktioniert das Wort »Sabbat« in »Woche« um. Schon ist die Versammlung um einen Tag nach hinten verschoben!
Andere Übersetzer sind dem schlechten Beispiel gefolgt; selbst die Elberfelder Übersetzung, die den Ruf der Genauigkeit hat, konnte der Versuchung nicht widerstehen, hier »theologisch« zu übersetzen, daß heißt, den biblischen Wortlaut der persönlichen Theologie anzupassen. Menge, der das Wort Sabbat, daß er ja im Grundtext vorfand, nicht einfach streichen wollte, überträgt »am ersten Tage nach dem Sabbat«. Die Fügung »am ersten Tage nach« ist dabei frei erfunden. Die »Living Bible« überträgt gleich »Sunday« (Sonntag)!
Als mir dies zum ersten Mal bewußt geworden ist, war ich doch einigermaßen fassungslos. Ich finde nämlich gegenüber dem Vorwurf der Bibelfälschung keinerlei Entlastungsgründe. Ein Irrtum der Übersetzer oder Schwierigkeiten mit Unklarheiten im griechischen Grundtext erscheinen außerordentlich unwahrscheinlich: Dort wo das Wort Sabbaton die Juden unter dem Alten Bund betrifft, wurde es jeweils korrekt wiedergegeben; dort wo es sich auf die ersten Christen bezieht, verfälscht. Rühmliche Ausnahmen bilden hier – neben dem schon erwähnten alten Luther – nur die Konkordante Übersetzung und die Dabhar-Übersetzung. Beiden liegt das sogenannte konkordante Übersetzungsprinzip zugrunde, das jedem Grundtextwort exakt ein Wort in der Zielsprache zuordnet. Dies führt zwar oft zu schwieriger Wortwahl und ungewohntem Satzbau, schließt aber private theologische Textmanipulation zuverlässig aus.
«
Wie oben gesagt, ich schicke das Ganze gern als Heft oder PDF zu. Teilweise sind die Fußnoten und Abbildungen, die hier fehlen, zum Verständnis wichtig, ganz abgesehen vom sonstigen Textzusammenhang.
Herzliche Grüße an den Bodensee
Stefan.
Hallo Stefan,
ich habe mir einen neuen Nic mit meinem richtigen Namen zugelegt, nachdem ich die "Hausordnung" gelesen habe. ;)
Jetzt muss ich erlich sagen, dass ich auch überrascht bin. Ich hab grad nachgeschaut. Du hast recht, auch in unterschiedlichen Grundtexten steht im Griechischen das Wort Sabbaton. Wie kommt es, dass MacDonald zu diesem Vers folgenden Kommentar schreibt.
„Obwohl die Anweisungen in Vers 2 für eine besondere Sammlung galten, bleiben doch die hier genannten Prinzipien von bleibendem Wert. Zunächst sollte die Sammlung »an jedem ersten Wochentag« durchgeführt werden. Hier haben wir einen ausdrücklichen Hinweis darauf, daß die ersten Christen den Sabbat oder siebten Tag nicht länger als eine für sie geltende Regel betrachteten. Der Herr war am ersten Tag der Woche auferstanden, und Pfingsten fand ebenfalls am ersten Tag der Woche statt, und die Jünger versammelten sich am ersten Tag der Woche, um das Brot zu brechen (Apg 20,7). Nun sollten sie »an jedem ersten Wochentag« etwas zurücklegen.“
Auch MacArthur schreibt:
„ersten Wochentag. Ein Beleg dafür, dass die Urgemeinde am Sonntag zusammenkam (Apg 20,7).“
Dabei wird in Apg 20,7 ebenfalls Sabaton gebraucht. Ich bin zwar der Meinung, dass man trotzdem nicht daraus schließen kann, dass wir uns am Samstag versammeln müssen oder da unseren Ruhetag einlegen müssen, aber es ist schon merkwürdig. Denkst du denn, dass man hierraus konsequenzen ziehen muss?
Viele Grüße,
Jakob
ich habe mir einen neuen Nic mit meinem richtigen Namen zugelegt, nachdem ich die "Hausordnung" gelesen habe. ;)
Jetzt muss ich erlich sagen, dass ich auch überrascht bin. Ich hab grad nachgeschaut. Du hast recht, auch in unterschiedlichen Grundtexten steht im Griechischen das Wort Sabbaton. Wie kommt es, dass MacDonald zu diesem Vers folgenden Kommentar schreibt.
„Obwohl die Anweisungen in Vers 2 für eine besondere Sammlung galten, bleiben doch die hier genannten Prinzipien von bleibendem Wert. Zunächst sollte die Sammlung »an jedem ersten Wochentag« durchgeführt werden. Hier haben wir einen ausdrücklichen Hinweis darauf, daß die ersten Christen den Sabbat oder siebten Tag nicht länger als eine für sie geltende Regel betrachteten. Der Herr war am ersten Tag der Woche auferstanden, und Pfingsten fand ebenfalls am ersten Tag der Woche statt, und die Jünger versammelten sich am ersten Tag der Woche, um das Brot zu brechen (Apg 20,7). Nun sollten sie »an jedem ersten Wochentag« etwas zurücklegen.“
Auch MacArthur schreibt:
„ersten Wochentag. Ein Beleg dafür, dass die Urgemeinde am Sonntag zusammenkam (Apg 20,7).“
Dabei wird in Apg 20,7 ebenfalls Sabaton gebraucht. Ich bin zwar der Meinung, dass man trotzdem nicht daraus schließen kann, dass wir uns am Samstag versammeln müssen oder da unseren Ruhetag einlegen müssen, aber es ist schon merkwürdig. Denkst du denn, dass man hierraus konsequenzen ziehen muss?
Viele Grüße,
Jakob
Re: Der Sabbat und der Zehnte gelten nicht mehr den Christen
Lieber Ron,Ron hat geschrieben:Hallo zusammen,
die Heilige Schrift macht deutlich, dass für die Christen im Neuen Bund die Gesetzesbetimmungen des Sabbat als auch des Zehnten nicht mehr gelten
beim Sabbat geben ich Dir Recht.
Aber natürlich gilt der Zehnte noch:
Jesus: "Aber weh euch Pharisäern, daß ihr verzehnt die Minze und Raute und allerlei Kohl, und geht vorbei an dem Gericht und an der Liebe Gottes! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen."
Viele Grüße und Gottes Segen
Markus
- Stefan Pohl
- Beiträge: 277
- Registriert: 07.04.2005 10:48
Lieber Jakob,
Wie es kommt, daß MacDonald / MacArthur schreiben, was sie schreiben, kann ich Dir natürlich auch nicht sagen. Vielleicht war die Liebe zur Tradition doch größer als die Grundtexttreue. Ich bin mehr oder weniger zufällig über die Sache gestolpert und war selbst erst mal erstaunt bis entsetzt.
Konsequenzen muß es schon haben, wenn man auf einmal merkt, daß gar nicht das dasteht, was einige Bibelübersetzer einen glaubenmachen wollen. Die erste Konsequenz wäre, sich seine Übersetzung sehr kritisch auszuwählen. Wer einmal »theologisch« übersetzt, also den Text verbiegt, bei dem muß man auch an anderen Stellen damit rechnen. Ich empfehle Dabhar- oder Konkordante Übersetzung, wenngleich zweitere nicht vollständig ist (NT und einige Bücher AT). Beide sind gewöhnungsbedürftig, was Vokabular und Satzbau angeht, aber die Mühe lohnt sich. Einige Textstellen erschließen sich überhaupt erst, über die man in einer ungenaueren Übersetzung einfach so wegliest. Inzwischen schlage ich, wenn ich mal in einer anderen Übersetzung gelesen habe, meist noch mal in der Dabhar nach, was denn wirklich dasteht.
Aber Du meintest sicher Konsequenzen in Bezug auf den Sabbat. Auch die sind natürlich zu ziehen, bestehen aber nicht darin, den Tag zu wechseln, sondern, wie erwähnt, die Gedanken Gottes mit dem Sabbat geistlich zu verstehen und »in die Sabbatruhe einzugehen«, wie es im Hebräerbrief steht, das heißt, gänzlich vom eigenen Wirken zur Ruhe zu kommen, und Christus in sich wirken lassen. Die ganze Samstag-Sonntag-Diskussion ist letztlich ein Scheingefecht, das uns vom Eigentlichen ablenken soll.
Ich würde das gern ausführlich besprechen, will aber erstens das Forum nicht sprengen und habe zweitens noch einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Deshalb nochmal der Verweis auf mein Heft zum Thema Sabbat, das ich gern zusende. Du erreichst mich auch unter Tel. 0341/4771614.
Herzliche Grüße
Stefan Pohl.
Wie es kommt, daß MacDonald / MacArthur schreiben, was sie schreiben, kann ich Dir natürlich auch nicht sagen. Vielleicht war die Liebe zur Tradition doch größer als die Grundtexttreue. Ich bin mehr oder weniger zufällig über die Sache gestolpert und war selbst erst mal erstaunt bis entsetzt.
Konsequenzen muß es schon haben, wenn man auf einmal merkt, daß gar nicht das dasteht, was einige Bibelübersetzer einen glaubenmachen wollen. Die erste Konsequenz wäre, sich seine Übersetzung sehr kritisch auszuwählen. Wer einmal »theologisch« übersetzt, also den Text verbiegt, bei dem muß man auch an anderen Stellen damit rechnen. Ich empfehle Dabhar- oder Konkordante Übersetzung, wenngleich zweitere nicht vollständig ist (NT und einige Bücher AT). Beide sind gewöhnungsbedürftig, was Vokabular und Satzbau angeht, aber die Mühe lohnt sich. Einige Textstellen erschließen sich überhaupt erst, über die man in einer ungenaueren Übersetzung einfach so wegliest. Inzwischen schlage ich, wenn ich mal in einer anderen Übersetzung gelesen habe, meist noch mal in der Dabhar nach, was denn wirklich dasteht.
Aber Du meintest sicher Konsequenzen in Bezug auf den Sabbat. Auch die sind natürlich zu ziehen, bestehen aber nicht darin, den Tag zu wechseln, sondern, wie erwähnt, die Gedanken Gottes mit dem Sabbat geistlich zu verstehen und »in die Sabbatruhe einzugehen«, wie es im Hebräerbrief steht, das heißt, gänzlich vom eigenen Wirken zur Ruhe zu kommen, und Christus in sich wirken lassen. Die ganze Samstag-Sonntag-Diskussion ist letztlich ein Scheingefecht, das uns vom Eigentlichen ablenken soll.
Ich würde das gern ausführlich besprechen, will aber erstens das Forum nicht sprengen und habe zweitens noch einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Deshalb nochmal der Verweis auf mein Heft zum Thema Sabbat, das ich gern zusende. Du erreichst mich auch unter Tel. 0341/4771614.
Herzliche Grüße
Stefan Pohl.
- Stefan Pohl
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Lieber Markus,
das stimmt so nicht. Auch hier hilft der Blick in eine exakte Übersetzung. Die Frage, ob Jesus nicht in Mth. 23, 23 und Luk. 11, 42 den Zehnten in den Neuen Bund hinein verlängert, ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Wenn wir uns den Text genau ansehen, dann steht dort: (Lukas): »Jedoch, wehe Euch Pharisäern, daß Ihr den Zehnten gebt von der Minze und der Raute und von allem Gemüse, und in Bezug auf das Gericht und die Liebe des Gottes danebenkommt; aber bindend WAR, dies zu tun und jenes nicht zu lassen.« (so auch bei Matthäus). Wenn man hier ungenau übersetzt – z. B. »dieses sollt Ihr tun, und jenes nicht lassen« – dann entsteht freilich der Eindruck, daß Jesus das Geben des Zehnten in die Zukunft verlängern würde. Anhand der korrekten Übersetzung sehen wir aber, daß Jesus – weniger durch das direkte Ansprechen der Pharisäer, sondern vor allem durch die Zeitform – hier eine abschließende Beurteilung des pharisäischen Verhaltens innerhalb der Grenzen des Alten Bundes abgibt. Aufgabe der Pharisäer WÄRE GEWESEN, sowohl den Zehnten zu geben als auch Barmherzigkeit zu üben. Als Verlängerung der Zehntenpraxis in den Bereich des Neuen Bundes ist diese Aussage jedenfalls nicht tauglich. Wichtig ist sie indessen auch für uns: Wir können daraus einmal mehr sehen, daß es wertlos ist, Gebote dem Buchstaben nach zu befolgen und sie dabei dem Geist nach zu brechen.
Warum aber kann der Zehnte keinen Platz im Neuen Bund haben? Daß wir Gestorbene sind (Gal. 2, 19f) und unsere Existenzberechtigung nun nicht mehr in unserem Eigenleben, sondern nur noch in Christus begründet ist, bestimmt auch unser Verhältnis zu Geld und Besitz. Hier liegt der Grund, warum wir den Zehnten im Neuen Bund nicht mehr finden: Wer an den Zehnten glaubt und das Geben des Zehnten praktiziert, unterteilt das ihm anvertraute Geld in ein Zehntel heiliges, Gott gehörendes Geld auf der einen Seite und neun Zehntel persönliches Geld auf der anderen. Dieses Unterscheiden setzt aber voraus, daß er sich noch als Eigen-Person rechnet. Wenn wir aber samt dem Christus gestorben und hernach in der Taufe begraben und mit ihm auferstanden sind – und das ist ja der Stand eines Christen – dann sind wir zugeeignete dem Leib des Christus, Leib-Eigene also im Wortsinne. Und als solche sind wir besitzlos, denn wenn wir selbst dem Christus angehören, schließt das ja auch all das ein, was wiederum uns zueigen wäre. Ein Unterscheiden in Gottes Geld und eigenes, privates Geld ist also im Neuen Bund gar nicht möglich. Sowohl nach bürgerlichem als auch nach göttlichem Recht hört jeglicher Besitz mit dem Tode auf. Selbst die allgemeine Volksweisheit hat die simple Tatsache erfaßt, daß das letzte Hemd keine Taschen hat. Sind wir also mit Christus gestorben, dann besitzen wir auch nichts mehr, mit uns selbst ist auch unser Eigentum an Christus übergegangen. Im Umkehrschluß heißt das: Wenn wir neun Zehntel – oder wieviel auch immer – unseres Einkommens als unseren Privatbesitz deklarieren, dann erklären wir damit, daß wir nicht mit Christus gestorben sind! Damit aber legen wir die Axt an die Wurzel unseres Christseins überhaupt. Dies ist die grundsätzliche Gefahr einer Unterweisung, die den Zehnten in den Neuen Bund integrieren möchte.
Nun ist der Zehnte eine zu bequeme, saubere Lösung, als daß er von seinen Verfechtern so leicht aufgegeben würde: Schon ein pfiffiger Schulanfänger kann ihn berechnen, man muß ja nur die letzte Null weglassen. Aber so billig (nicht was die Beträge, sondern was unser Mitdenken angeht), läßt Gott uns nicht davonkommen. Natürlich wissen auch die Verteidiger der Zehntenpraxis, daß wir im Neuen Testament nirgends dazu aufgefordert werden, den Zehnten zu geben. Sie führen aber an, daß der Zehnte deshalb Bestand haben müsse, weil er älter ist als das Gesetz des Mose, also auch die neutestamentliche Freiheit vom Gesetz sich auf diesen nicht erstrecken könne. Formaljuristisch ist das fein ausgedacht, weil aber, wie wir eingangs gesehen haben, die Zehntenpraxis unsere Stellung in Christus verschleiert, bringt uns auch dieses schöne Argument nicht weiter. Noch einmal: Wenn ein Zehntel meines Einkommens Gott gehört, dann heißt das im Umkehrschluß, daß neun Zehntel in meinem Besitz verbleiben. Bei dieser Sichtweise schließe ich aus, daß ich mit allem, was ich bin und habe, dem Christus gehöre. Und das macht den Zehnten zu einer gemeingefährlichen Einrichtung. Dabei steht überhaupt nicht in Abrede, daß der Zehnte älter ist als das mosaische Gesetz; diese Tatsache allein qualifiziert ihn aber noch lange nicht für den Neuen Bund. Auch Tieropfer sind älter als das Gesetz des Mose, ja älter selbst als der Zehnte. Trotzdem haben sie keinen Platz im Neuen Bund.
Einer der Gründe für die Schwierigkeit, die Zehntenlehre auszurotten, besteht schließlich auch darin, daß er gleichzeitig sowohl Voraussetzung als auch Folgeerscheinung des »Pastorenkirchentums«, also der Klerus-Laien-Struktur, ist. Ich will das kurz erklären: Wenn jemand ein Gemeindebild praktiziert, in dem ein möglichst angestellter Pastor in einem möglichst eigenen Gebäude eine möglichst große Versammlung leitet, dann braucht er vor allem eines: Geld. Viel Geld. Die Zehntenlehre ist dann die beinahe »natürliche« Folge dieser Gemeindestruktur, denn ein solches Modell wird zusammenbrechen, wenn nicht beständig genügend Geld einkommt – idealerweise also der zehnte Teil des Einkommens der Mitglieder. Wir haben das in der freien Gemeindebewegung immer wieder gesehen: Mancher Hausgemeindeleiter kann sich, sofern er selbst vom klerikalen Gemeindebild verprägt ist, geistlichen Fortschritt nur derart vorstellen, daß besagte Hausversammlung möglichst schnell zu einer »vollwertigen« Gemeinde heranwächst, die in der Lage ist, ihn als »Pastor« anzustellen. Deshalb gibt es so viele exclusive Grüppchen von gerade mal 20 oder 50 Mitgliedern, die einen Vollzeitpastor beschäftigen. Das funktioniert sogar – wirtschaftlich zumindest – weil ja alle den Zehnten geben, vielleicht auch mehr.
Nun hat aber genau derjenige das faktische Lehrmonopol, der auf diese Einnahmen angewiesen ist: Der angestellte Pastor. Er wird den Zehnten unter keinen Umständen in Frage stellen, müßte er dann doch wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen und auf das Prestige seiner Stellung verzichten. Auch seine Gruppe wird das in der Regel nicht wollen, fühlt sie sich doch erst aufgrund ihrer Potenz, einen »eigenen« Pastor zu beschäftigen, so richtig als Gemeinde.
Also richtet der Zehnte mehr Schaden an als es auf den ersten Blick erscheint, hilft er doch auch, ein Gemeindemodell zu cementieren, das von der Schrift weit entfernt ist. Biblische Gemeindestrukturen, die ohne Immobilienbesitz und Arbeitsverträge auskommen, brauchen zu ihrer Selbstverwaltung eigentlich nahezu kein Geld. Sie nutzen die ohnehin vorhandenen Ressourcen der Glieder wie z. B. die Wohnungen als Versammlungsräume und natürlich auch die Gesamtheit der mündigen Brüder als kostenfreies Lehr- und Missionspotential.
Geldsammlungen sind im Neuen Testament nur zu einem Zweck überliefert: Um notleidenden Geschwistern zu helfen (Röm. 15, 26; 1. Kor. 16, 1ff). Weder für Sakralbauten, Großevangelisationen, Lohnkosten noch Jesus-Märsche haben die ersten Christen Geld gesammelt. Die Erfahrung legt folgende Vermutung nahe, die freilich keine unumstößliche Norm darstellt: Wenn einer Herausgerufenen (Gemeinde) mehr Geld zur Verfügung steht, als für die Versorgung von Armen benötigt wird, dann wird sie im Regelfall religiöse Ambitionen entwickeln und sich selbst geistlich ausmanövrieren. Sie wird Häuser bauen, öffentlich-rechtliche Strukturen schaffen, die Verkündigung professionellen, angestellten Mitarbeitern übertragen; kurz, sie wird alles tun, was sie unabhängig macht vom unmittelbaren Wirken Gottes.
So, jetzt ist genug getextet. Wenn Du den ganzen Artikel über den Zehnten haben willst, laß es mich wissen (Tel. 0341/4771614). Einen anderen wertvollen Artikel (»Die Zehntenlüge« von Thomas Giese) findest Du im Netz auf http://www.eaglerocks.de
Herzliche Grüße
Stefan Pohl.
das stimmt so nicht. Auch hier hilft der Blick in eine exakte Übersetzung. Die Frage, ob Jesus nicht in Mth. 23, 23 und Luk. 11, 42 den Zehnten in den Neuen Bund hinein verlängert, ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Wenn wir uns den Text genau ansehen, dann steht dort: (Lukas): »Jedoch, wehe Euch Pharisäern, daß Ihr den Zehnten gebt von der Minze und der Raute und von allem Gemüse, und in Bezug auf das Gericht und die Liebe des Gottes danebenkommt; aber bindend WAR, dies zu tun und jenes nicht zu lassen.« (so auch bei Matthäus). Wenn man hier ungenau übersetzt – z. B. »dieses sollt Ihr tun, und jenes nicht lassen« – dann entsteht freilich der Eindruck, daß Jesus das Geben des Zehnten in die Zukunft verlängern würde. Anhand der korrekten Übersetzung sehen wir aber, daß Jesus – weniger durch das direkte Ansprechen der Pharisäer, sondern vor allem durch die Zeitform – hier eine abschließende Beurteilung des pharisäischen Verhaltens innerhalb der Grenzen des Alten Bundes abgibt. Aufgabe der Pharisäer WÄRE GEWESEN, sowohl den Zehnten zu geben als auch Barmherzigkeit zu üben. Als Verlängerung der Zehntenpraxis in den Bereich des Neuen Bundes ist diese Aussage jedenfalls nicht tauglich. Wichtig ist sie indessen auch für uns: Wir können daraus einmal mehr sehen, daß es wertlos ist, Gebote dem Buchstaben nach zu befolgen und sie dabei dem Geist nach zu brechen.
Warum aber kann der Zehnte keinen Platz im Neuen Bund haben? Daß wir Gestorbene sind (Gal. 2, 19f) und unsere Existenzberechtigung nun nicht mehr in unserem Eigenleben, sondern nur noch in Christus begründet ist, bestimmt auch unser Verhältnis zu Geld und Besitz. Hier liegt der Grund, warum wir den Zehnten im Neuen Bund nicht mehr finden: Wer an den Zehnten glaubt und das Geben des Zehnten praktiziert, unterteilt das ihm anvertraute Geld in ein Zehntel heiliges, Gott gehörendes Geld auf der einen Seite und neun Zehntel persönliches Geld auf der anderen. Dieses Unterscheiden setzt aber voraus, daß er sich noch als Eigen-Person rechnet. Wenn wir aber samt dem Christus gestorben und hernach in der Taufe begraben und mit ihm auferstanden sind – und das ist ja der Stand eines Christen – dann sind wir zugeeignete dem Leib des Christus, Leib-Eigene also im Wortsinne. Und als solche sind wir besitzlos, denn wenn wir selbst dem Christus angehören, schließt das ja auch all das ein, was wiederum uns zueigen wäre. Ein Unterscheiden in Gottes Geld und eigenes, privates Geld ist also im Neuen Bund gar nicht möglich. Sowohl nach bürgerlichem als auch nach göttlichem Recht hört jeglicher Besitz mit dem Tode auf. Selbst die allgemeine Volksweisheit hat die simple Tatsache erfaßt, daß das letzte Hemd keine Taschen hat. Sind wir also mit Christus gestorben, dann besitzen wir auch nichts mehr, mit uns selbst ist auch unser Eigentum an Christus übergegangen. Im Umkehrschluß heißt das: Wenn wir neun Zehntel – oder wieviel auch immer – unseres Einkommens als unseren Privatbesitz deklarieren, dann erklären wir damit, daß wir nicht mit Christus gestorben sind! Damit aber legen wir die Axt an die Wurzel unseres Christseins überhaupt. Dies ist die grundsätzliche Gefahr einer Unterweisung, die den Zehnten in den Neuen Bund integrieren möchte.
Nun ist der Zehnte eine zu bequeme, saubere Lösung, als daß er von seinen Verfechtern so leicht aufgegeben würde: Schon ein pfiffiger Schulanfänger kann ihn berechnen, man muß ja nur die letzte Null weglassen. Aber so billig (nicht was die Beträge, sondern was unser Mitdenken angeht), läßt Gott uns nicht davonkommen. Natürlich wissen auch die Verteidiger der Zehntenpraxis, daß wir im Neuen Testament nirgends dazu aufgefordert werden, den Zehnten zu geben. Sie führen aber an, daß der Zehnte deshalb Bestand haben müsse, weil er älter ist als das Gesetz des Mose, also auch die neutestamentliche Freiheit vom Gesetz sich auf diesen nicht erstrecken könne. Formaljuristisch ist das fein ausgedacht, weil aber, wie wir eingangs gesehen haben, die Zehntenpraxis unsere Stellung in Christus verschleiert, bringt uns auch dieses schöne Argument nicht weiter. Noch einmal: Wenn ein Zehntel meines Einkommens Gott gehört, dann heißt das im Umkehrschluß, daß neun Zehntel in meinem Besitz verbleiben. Bei dieser Sichtweise schließe ich aus, daß ich mit allem, was ich bin und habe, dem Christus gehöre. Und das macht den Zehnten zu einer gemeingefährlichen Einrichtung. Dabei steht überhaupt nicht in Abrede, daß der Zehnte älter ist als das mosaische Gesetz; diese Tatsache allein qualifiziert ihn aber noch lange nicht für den Neuen Bund. Auch Tieropfer sind älter als das Gesetz des Mose, ja älter selbst als der Zehnte. Trotzdem haben sie keinen Platz im Neuen Bund.
Einer der Gründe für die Schwierigkeit, die Zehntenlehre auszurotten, besteht schließlich auch darin, daß er gleichzeitig sowohl Voraussetzung als auch Folgeerscheinung des »Pastorenkirchentums«, also der Klerus-Laien-Struktur, ist. Ich will das kurz erklären: Wenn jemand ein Gemeindebild praktiziert, in dem ein möglichst angestellter Pastor in einem möglichst eigenen Gebäude eine möglichst große Versammlung leitet, dann braucht er vor allem eines: Geld. Viel Geld. Die Zehntenlehre ist dann die beinahe »natürliche« Folge dieser Gemeindestruktur, denn ein solches Modell wird zusammenbrechen, wenn nicht beständig genügend Geld einkommt – idealerweise also der zehnte Teil des Einkommens der Mitglieder. Wir haben das in der freien Gemeindebewegung immer wieder gesehen: Mancher Hausgemeindeleiter kann sich, sofern er selbst vom klerikalen Gemeindebild verprägt ist, geistlichen Fortschritt nur derart vorstellen, daß besagte Hausversammlung möglichst schnell zu einer »vollwertigen« Gemeinde heranwächst, die in der Lage ist, ihn als »Pastor« anzustellen. Deshalb gibt es so viele exclusive Grüppchen von gerade mal 20 oder 50 Mitgliedern, die einen Vollzeitpastor beschäftigen. Das funktioniert sogar – wirtschaftlich zumindest – weil ja alle den Zehnten geben, vielleicht auch mehr.
Nun hat aber genau derjenige das faktische Lehrmonopol, der auf diese Einnahmen angewiesen ist: Der angestellte Pastor. Er wird den Zehnten unter keinen Umständen in Frage stellen, müßte er dann doch wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen und auf das Prestige seiner Stellung verzichten. Auch seine Gruppe wird das in der Regel nicht wollen, fühlt sie sich doch erst aufgrund ihrer Potenz, einen »eigenen« Pastor zu beschäftigen, so richtig als Gemeinde.
Also richtet der Zehnte mehr Schaden an als es auf den ersten Blick erscheint, hilft er doch auch, ein Gemeindemodell zu cementieren, das von der Schrift weit entfernt ist. Biblische Gemeindestrukturen, die ohne Immobilienbesitz und Arbeitsverträge auskommen, brauchen zu ihrer Selbstverwaltung eigentlich nahezu kein Geld. Sie nutzen die ohnehin vorhandenen Ressourcen der Glieder wie z. B. die Wohnungen als Versammlungsräume und natürlich auch die Gesamtheit der mündigen Brüder als kostenfreies Lehr- und Missionspotential.
Geldsammlungen sind im Neuen Testament nur zu einem Zweck überliefert: Um notleidenden Geschwistern zu helfen (Röm. 15, 26; 1. Kor. 16, 1ff). Weder für Sakralbauten, Großevangelisationen, Lohnkosten noch Jesus-Märsche haben die ersten Christen Geld gesammelt. Die Erfahrung legt folgende Vermutung nahe, die freilich keine unumstößliche Norm darstellt: Wenn einer Herausgerufenen (Gemeinde) mehr Geld zur Verfügung steht, als für die Versorgung von Armen benötigt wird, dann wird sie im Regelfall religiöse Ambitionen entwickeln und sich selbst geistlich ausmanövrieren. Sie wird Häuser bauen, öffentlich-rechtliche Strukturen schaffen, die Verkündigung professionellen, angestellten Mitarbeitern übertragen; kurz, sie wird alles tun, was sie unabhängig macht vom unmittelbaren Wirken Gottes.
So, jetzt ist genug getextet. Wenn Du den ganzen Artikel über den Zehnten haben willst, laß es mich wissen (Tel. 0341/4771614). Einen anderen wertvollen Artikel (»Die Zehntenlüge« von Thomas Giese) findest Du im Netz auf http://www.eaglerocks.de
Herzliche Grüße
Stefan Pohl.
Lieber Stefan,Stefan Pohl hat geschrieben: das stimmt so nicht. Auch hier hilft der Blick in eine exakte Übersetzung. Die Frage, ob Jesus nicht in Mth. 23, 23 und Luk. 11, 42 den Zehnten in den Neuen Bund hinein verlängert, ist mit einem klaren Nein zu beantworten. Wenn wir uns den Text genau ansehen, dann steht dort: (Lukas): »Jedoch, wehe Euch Pharisäern, daß Ihr den Zehnten gebt von der Minze und der Raute und von allem Gemüse, und in Bezug auf das Gericht und die Liebe des Gottes danebenkommt; aber bindend WAR, dies zu tun und jenes nicht zu lassen.« (so auch bei Matthäus). Wenn man hier ungenau übersetzt – z. B. »dieses sollt Ihr tun, und jenes nicht lassen« – dann entsteht freilich der Eindruck, daß Jesus das Geben des Zehnten in die Zukunft verlängern würde.
ich finde Deine Ausführungen äußerst interessant, sie spenden für mich ganz neue Dimensionen in diese zwei Passagen.
Bemerkenswert ist m. E. auch, dass die gängige, gebräuchliche Übersetzung Luthers, vom Sinn her meist auch von anderen Übersetzungen wie folgt wiedergegeben wird:
"Aber weh euch Pharisäern, daß ihr verzehnt die Minze und Raute und allerlei Kohl, und geht vorbei an dem Gericht und an der Liebe Gottes! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen." (Luther 1912 und 1545)
In der interlinearen Übersetzung aus dem Grundtext heißt es in Lukas 11:
"houtos de esthiO poieO kakeinos mE pareimi" (Inter NA)
"dieses jedoch wäre nötig zu-tun und-jenes nicht zu-lassen"
Das Imperfekt (past tense) bezieht sich hier also auf das Fehlverhalten der Pharisäer, welches vom Zeitpunkt der Kritik aus gesehen richtigerweise in der Vergangenheit liegt.
Daher schlage ich als Nicht-Theologe vor, dass wir, um beim Original-Wortlaut zu bleiben, akzeptieren müssen: Die Stelle ist keineswegs von Luther & Co einfach mal eben versehentlich falsch übersetzt worden, sondern liegt im Kontext auf dem bereits vergangenen Fehlverhalten der Pharisäer.
Ich halte mich somit an Luthers Übersetzungskünste von 1545, wähne mich auf der sicheren Seite.
Jesus sagt, er ist nicht gekommen, den Bund aufzuheben, sondern ihn zu erfüllen. Also "nicht aufzuheben", aber "zu erfüllen". Das ist ein Unterschied.
Vielleich hast Du ja auch Recht, vielleicht aber auch Luther, vielleicht haben auch alle Unrecht? Wer weiß?
Lassen wir diese Stelle einfach mal so stehen.
Neuer Fall: Wie siehst Du Hebräer 7,7-8 (Präsens):
"Nun ist's ohne alles Widersprechen also, daß das Geringere von dem Besseren gesegnet wird; und hier nehmen die Zehnten die sterbenden Menschen, aber dort einer, dem bezeugt wird, daß er lebe."
Kannst mir ja mal Deine 130 Seiten mailen, wenn's keine Umstände macht (allerdings kann ich dann erst frühestens nächstes Jahr drauf antworten, wenn überhaupt).
Viele Grüße und Gottes Segen
Markus
Zuletzt geändert von Gast am 14.04.2005 05:21, insgesamt 5-mal geändert.
Nicht, dass die Frage nach dem Ruhetag wichtig wäre, wie Paulus in Kolosser 2,16+17 unmissverständlich deutlich macht, so frage ich mich doch, angesichts der obigen Ausführungen ob folgende Schriften auch gefälscht bzw. falsch übersetzt sind:
Aus dem Barnabasbrief (70-130 n.Chr.), Kapitel 15:
"Weshalb wir auch den achten Tag zur Freude begehen, an welchen auch Jesus von den Toten auferstand und an welchem er in den Himmel aufgefahren ist."
Aus der "Ersten Apologie" von Justin dem Märtyrer (ca. 155 n.Chr.), Kapitel 67:
"Aber der Sonntag ist der Tag, an welchem wir alle unsere übliche Versammlung halten, denn es ist der erste Tag, an dem Gott die Welt machte, indem er einen Wandel in der Dunkelheit der Welten erwirkte, und Jesus Christus, unser Erlöser, erstand am selbigen Tage von dem Tod."
Aus dem Barnabasbrief (70-130 n.Chr.), Kapitel 15:
"Weshalb wir auch den achten Tag zur Freude begehen, an welchen auch Jesus von den Toten auferstand und an welchem er in den Himmel aufgefahren ist."
Aus der "Ersten Apologie" von Justin dem Märtyrer (ca. 155 n.Chr.), Kapitel 67:
"Aber der Sonntag ist der Tag, an welchem wir alle unsere übliche Versammlung halten, denn es ist der erste Tag, an dem Gott die Welt machte, indem er einen Wandel in der Dunkelheit der Welten erwirkte, und Jesus Christus, unser Erlöser, erstand am selbigen Tage von dem Tod."
Jesus allein!
Hardy
Hardy
- Stefan Pohl
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- Registriert: 07.04.2005 10:48
Lieber Markus,
ich möchte eigentlich gar nicht auf der Grammatik herumreiten, dazu bin ich auch nicht fit genug. Der Textzusammenhang (Hebräer) ergibt aber jenseits jedes vernünftigen Zweifels, daß sich das »nehmen« einerseits auf Melchisedek, andererseits auf das aaronitische Priestertum bezieht, so daß also auch diese zweite Erwähnung des Zehnten im NT nicht zur Rechtfertigung der Zehntenpraxis im Neuen Bund herhalten kann.
Ich wollte eigentlich folgendes ausdrücken: Es gibt (siehe vorherige Einträge) in der neutestamentlichen Lehre triftige Gründe, warum der Zehnte hier keinen Platz hat. Die Aussagen in Lukas / Hebräer sind jedenfalls nicht geeignet, dies auszuhebeln.
Wie kommst Du auf 130 Seiten? ich schicke die Datei (12 Seiten) nachher raus, habe nur im Moment noch ein technisches Problem mit der PDF-Konversion.
Herzliche Grüße
Stefan.
ich möchte eigentlich gar nicht auf der Grammatik herumreiten, dazu bin ich auch nicht fit genug. Der Textzusammenhang (Hebräer) ergibt aber jenseits jedes vernünftigen Zweifels, daß sich das »nehmen« einerseits auf Melchisedek, andererseits auf das aaronitische Priestertum bezieht, so daß also auch diese zweite Erwähnung des Zehnten im NT nicht zur Rechtfertigung der Zehntenpraxis im Neuen Bund herhalten kann.
Ich wollte eigentlich folgendes ausdrücken: Es gibt (siehe vorherige Einträge) in der neutestamentlichen Lehre triftige Gründe, warum der Zehnte hier keinen Platz hat. Die Aussagen in Lukas / Hebräer sind jedenfalls nicht geeignet, dies auszuhebeln.
Wie kommst Du auf 130 Seiten? ich schicke die Datei (12 Seiten) nachher raus, habe nur im Moment noch ein technisches Problem mit der PDF-Konversion.
Herzliche Grüße
Stefan.
- Stefan Pohl
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