Jesusfreaks....

Alte, geschlossene Beitragsfolgen

Moderator: Jörg

Gast

Beitrag von Gast »

storch hat geschrieben:nun bin ich doch wieder hier. komisch.

junia steht im akkusativ, die form ist junian, was beide geschlechter möglich macht. bis zum mittelalter (kein bock nachzusehen, ich glaube, 12.jhd.) hat es keinen ausleger gegeben, der von einem mann (junias) ausgegangen ist. alle frühen zeugen gehen von einer frau aus. hinzu kommt, dass junias in dieser zeit als männername nicht vorkam.
Hi Storch,

nun kenne ich mich mit den Kirchenvätern ein wenig aus, daher würde es mich schon interessieren, welche Ausleger vor dem 12. Jahrhundert diese Stelle auslegten und nicht von einem Mann ausgegangen sind. Mir würden da ein-zwei Stellen schon reichen - möglichst belegt.

Wir können auch mal gerne verschiedenste Übersetzungen durchgehen, um klarzumachen, welche dieser Übersetzungen Junias stehen haben und welche Junia.

Nur der Vollständigkeit halber: In Luther 1545 heißt es "Grüsset den Andronikus und den Junias," - aber das ist ja auch schon nach dem 12. Jahrhundert.

Jakob
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Beitrag von Jakob »

Hallo Dafresl,

ich hatte nie vor mich um einen Namen zu streiten. Ich wollte nur zeigen, dass es anscheinend nicht so klar ist, und selbst wenn es eine Frau sein sollte steht ist wie gesagt noch fraglich ob es in dem Vers überhaupt um einen Apostel geht.
Ich sehe die Argumentation mit diesem Vers in etwa so wie die Argumentation von Kindertäufern wenn sie das rechtfertigen indem sie auf Stellen verweisen in denen das ganze Haus getauft wurde. "Da werden doch schon Kinder dabei gewesen sein..." woher wissen sie das? Weil es "sehr wahrscheinlich" ist? Genauso wahrscheinlich wie in Röm 6,17 Junia übersetzt werden muss und, achja, da bleibt ja noch die Sache mit der fragwürdigen Apostelschaft...
Die Bibel spricht sowohl in der Frage der Kindertaufe als auch in der der Frage der Rolle der Frau in der Gemeinde eine eindeutige Sprache. Du hast selbst die 2 wichtigsten Stellen genannt und ich habe in meinem letzten Posting einige weitere zur Rollenunterscheidung von Mann und Frau aufgeführt.

Gruß,
Jakob

Achja, bitte in diesem Thread jetzt keine Diskussion über Kindertaufe. :wink:

storch
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@janand

Beitrag von storch »

@janand:

- Origenes von Alexandria (185-253) hielt den Namen für eine Variation von Julia
- Chrysostomos, Bischof von Konstantinopel (337-407), sagt über Junia: ?O, wie gross muss die Hingabe dieser Frau gewesen sein, dass sie für wert geachtet wurde, ein Apostel zu sein?.
- Ägidius von Rom (1245-1316) scheint der erste zu sein, der von einem Mann ausgeht.

wegen der Bibelübersetzungen:
männlich (Junias):
Schlachter 1951
Schlachter 2000
Alte Elberfelder 1905
Mühlheimer NT 1914
Luther 1984
Hoffnung für Alle
Zürcher
Einheitsübersetzung 1980
Elberfelder 1993

weiblich (junia)
Münchner NT 1998

Die 1912er Luther übersetzt sehr tendenziös und eindeutig falsch: Grüßet den Andronikus und den Junias. Der Artikel steht da nicht. Leider kann man hier kein griechisch zitieren, deshalb ohne Beweis.

Manche Übersetzungen erwähnen in Fussnoten oder Marginalien die Schwierigkeit der Geschlechtsbestimmung.

Gruss und Segen,

Storch

Gast

Beitrag von Gast »

- Origenes von Alexandria (185-253) hielt den Namen für eine Variation von Julia
- Chrysostomos, Bischof von Konstantinopel (337-407), sagt über Junia: ?O, wie gross muss die Hingabe dieser Frau gewesen sein, dass sie für wert geachtet wurde, ein Apostel zu sein?.
- Ägidius von Rom (1245-1316) scheint der erste zu sein, der von einem Mann ausgeht.
Hast Du auch die Quellen dazu? Gerade "Chrysostomos" interessiert mich, da hier m.E. eine Verwechslung mit einem Philosophen ähnlichen Namens vorliegt. Das Zitat konnte mir bislang niemand belegen.

storch
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Beitrag von storch »

sehr gerne. es kommt aus seinem kommentar zum römerbrief. müsste von 391 sein und scheint schwer zu kriegen zu sein. soweit ich weiss, gibt es eine englische übersetzung, aber selbst das lateinische original dürfte kaum käuflich zu erwerben sein (oder es ist sehr teuer). falls du eine internetquelle dieses kommentares auf englisch, deutsch oder altgriechisch kennst, lass es mich bitte wissen.

storch
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Beitrag von storch »

korrigiere mich geringfügig. es ist doch nicht so schwer. es handelt sich um die homile nr.31.
hier ist der englische text zu finden:
http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf111.vii.xxxiii.html

feine sache, ccel.org!

Gast

Beitrag von Gast »

Merci - ich werde mir das morgen einmal ansehen

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

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Zuletzt geändert von MichaelM am 22.11.2005 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast »

Hi Michael,

Wikipedia ist eben alles andere als wirklich zuverlässig. Nehmen wir das Beispiel Origenes. Hast Du die Stellen, die sich angeblich auf Allversöhnung bei ihm beziehen, mal gelesen? Ich schon. Auf dieselbe Weise könntest Du aus der Bibel selber die Allversöhnung ableiten - irrt deshalb die Bibel?

Eine zweite Sache: Der Irrtum eines Gottesmannes in einem Punkt bedeutet niemals, daß er in allen Punkten irrt. Petrus wurde von Paulus wegen seines Verhaltens in aller Öffentlichkeit zurechtgewiesen - sollen wir daher seine Briefe wegwerfen?

Die Aussagen der Glaubens- und Kirchenväter sind in keinster Weise sacrosankt oder inspiriert - darum ging es hier jedoch auch garnicht. Es ging darum, ob diese Kirchenväter geschrieben haben, daß Junias eine Frau ist. Bei Chrysostomus scheint dies der Fall gewesen zu sein - da werde ich mir noch weitere Literatur zu besorgen.

Wenn wir in eine Diskussion darüber einsteigen wollen, dann müssen unsere Argumente schon besser sein als die Schmähung der Quellen.

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

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Gast

Beitrag von Gast »

MichaelM hat geschrieben:Mir sind "Kirchenväter" und sonstige "Heilige" vollends gleichgültig. Massstab ist für mich ALLEIN Gottes Wort und nicht selbsterwählte Heilige die sich selbst kastrieren.
Hallo Michael,

niemand von uns setzt die Kirchenlehrer auf eine Stufe mit der Bibel - würdest Du also bitte diese böswilligen Unterstellungen unterlassen? Du drehst in lügenhafter Weise unsere Worte gegen uns - das ist falsches Zeugnis, was Du hier treibst.

Wir haben darüber gesprochen, ob es in der genannten Stelle Junia oder Junias heißt. Das kannst Du nicht aus Deiner Bibel herauslesen - es sei denn, Du hättest den Urtext in der Schublade. Also müssen wir sehen, wie diese Stelle in der Kirchengeschichte übersetzt wurde - und da brauchen wir eben auch die Bücher der von Dir geschmähten Kirchenväter.
MichaelM hat geschrieben: Menschen sind Sünder und machen zu viele Fehler, als dass man sie neben der Bibel ernst nehmen kann.

Wen interessiert es schon, was "Kirchenväter" gesagt haben. Ich sehe darin keinen Sinn.
Wie gesagt, Du hast in keinster Weise kapiert, worüber wir sprechen.
MichaelM hat geschrieben: "Origenes war wohl der erste, der systematische „Textkritik“ im modern-wissenschaftlichen Sinn betrieb, und wird
von heutigen Textkritikern deshalb hochgeschätzt. Einige Forscher schreiben Origenes einen großen Einfluß auf
die Handschriften des Sinaiticus und Vaticanus zu. Diese Handschriften wurden vermutlich von Kaiser Konstantin
bei dem Origenes-Verehrer Eusebius von Caesarea in Auftrag gegeben, der sie nach den textkritischen
Grundsätzen seines Meisters gestalten ließ. So kamen gnostische und andere verderbliche Einflüsse der
alexandrinischen Überlieferung in diese Handschriften hinein."

aus: Der überlieferte Text des Neuen Testaments und die heutigen Bibelübersetzungen von Rudolf Ebertshäuser
Menschen sind Sünder und machen zu viele Fehler, als dass man sie neben der Bibel ernst nehmen kann.

Wen interessiert es schon, was "Ebertshäuser" gesagt hat. Ich sehe darin keinen Sinn.

Merkst Du was? Wir zitieren die Kirchenväter als Quelle und Du greifst uns an. Du selber berufst Dich aber auf "Deine Heiligen", auf Ebertshäuser und Wittwer. Übrigens wüßte ich gerne, welche Quellen Wittwer zitiert hat von Origenes - mir kommt es vor, als ob ich diese Passage aus anderen Büchern kenne, so daß hier eventuell nur wieder einmal den Fall gibt, daß einer vom anderen abschreibt. Das Origenes von der Kirche als Ketzer verdammt wurde, spricht meiner Meinung nach eher für ihn als gegen ihn.

Noch einmal: Wir können gerne diskutieren - wenn du aber den Tonfall weiter beibehältst, den Du hier anschlägst, werde ich Dir in Deinem Tonfall antworten. Du hast es nicht mit Feinden hier zu tun, sondern mit Brüdern, also bringe den Respekt auf, den Du selber erwartest.

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

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Zuletzt geändert von MichaelM am 22.11.2005 18:54, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast »

Stimmt - Ebertshäuser ist eine typisch außerbiblische Quelle - daß Du ihn zitierst, beweist also, daß Du der Schrift mißtraust..

<ironieoff>
Sei mir nicht böse, aber auf dieser Ebene, die jegliche Sachlichkeit zugunsten eines blinden Fanatismusses fallen läßt, mag ich nicht mit Dir diskutieren.

MichaelM
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Beitrag von MichaelM »

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Gast

Beitrag von Gast »

MichaelM hat geschrieben:Mit dem Unterschied, dass Du außerbiblische Quellen zur Interpretation der Bibel heranziehen willst.

Meine außerbiblischen Quellen interpretieren nicht die Bibel, sondern nur außerbiblische Quellen. Das Wort legt sich selbst aus und bedarf keiner drittklassiger Heiliger :mrgreen:

cu
Michael
Also noch einmal, Michael, zur Erklärung: Ich habe hier neben mir über 30 Bibelübersetzungen unterschiedlichster Richtung stehen. Von diesen Bibeln benutzen einige die männliche Form, einige die weibliche Form und einige die männliche, schreiben jedoch in Fußnote, daß die weibliche gemeint sei.

Die erste Form (männlich) benutzen:
Hoffnung für alle
New international Version
van Eß *
Jerusalemer Bibel *
Luther 1964
Thimme
Jörg Zink
Ulrich Wilkens
Das Neue Testament in der Sprache der Gegenwart (Mülheimer Ausgabe 1914) **
Weizsäcker
Luther 1956
Fritz Tillmann *
NWÜ ***
Otto Karrer *
Elberfelder
Konstantin Rösch *
Emil Dimmler *
Josef Kürzinger *
Peter Ketter *
Allioli *
Kistemaker *
Weinhart *
Zürcher Übersetzung
Einheitsübersetzung *
Schlachter 2000
Menge

Die zweite Form (weiblich) benutzen:
Gute Nachricht
King James Bible
Neue Genfer Übersetzung
Neues Leben Übersetzung


Die dritte Form (männlich mit Erklärung) benutzen:
Luther 1984
Elberfelder, revidiert


Eine wahrhaft beeindruckende Liste, die für die erste und gegen die zweite oder gar dritte Version spricht, oder?

Das Problem stellt sich dann, wenn ich ansehe, daß unter den Bibeln, die die erste Form bevorzugen, die meisten (nämlich alle die, die mit einem Stern versehen sind) katholische Bibeln sind, die (mit Ausnahme der van Eß-Bibel) eine kirchliche Imprimatur beinhalten, d.h. ihr Inhalt wurde von einem Bischof der römischen Kirche geprüft und als mit der Lehrmeinung der römischen Kirche übereinstimmend festgestellt (van Eß hat diese Erlaubnis nie bekommen, da sein AT ohne Apokryphen ist und er vieles für die Protestanten hineinschrieb :-) )

Die mit zwei Sternen versehene Übersetzung gehört afaik zur Pfingstbewegung, die mit drei Sternen versehene NWÜ ist die Neue Welt Übersetzung der Zeugen Jehovas und wahrlich keine Bibel.

Natürlich bleiben für diesen Befund immer noch ausreichende Zeugen, darunter einige wirklich anerkennenswerte (Menge, Elberfelder, Zürcher, Weizsäcker), und mir würde ihr Zeugnis im Prinzip ausreichen, gäbe es da nicht zwei Haken:

1. Unter denen, die die weibliche Form benutzen, befindet sich die King James Bible, eine englische Bibel, die ich als ausserordentlich zuverlässig kenne, soweit es die Überlieferung des Textus Receptus angeht.

2. Unter denen, die die weibliche Form in der Erläuterung haben, befindet sich die revidierte Elberfelder.

So haben wir für die Möglichkeit, daß es sich um einen Frauennamen handelt, zwei gewichtige Zeugen, die man nicht einfach beiseite schieben kann - eine aus dem Textus-Receptus-Lager, eine aus dem Nestle-Aland-Lager.

Nun, mein werter Bruder, wie willst Du dieses Problem jetzt anhand Deiner Bibel lösen? Erklärst Du die Elberfelder zur einzig wahren und alle anderen für falsch? Dann würdest Du Dich allerdings von all den englischen Geschwistern trennen, die die KJB mit dem überlieferten Text (TR) lesen. Fängst Du an, den Urtext zu suchen? Nur: Der ist leider nicht erhalten. Schließt Du aus Pauli' Worten: "Einem Weibe gestatte ich nicht, daß sie lehrt", daß hier keine Frau genannt sein kann? Dann stellst Du Deine Auslegung auf eine Ebene mit der Bibel, denn wenn die King James recht hätte, würdest Du sie als falsch und Deine Auslegung als höherwertig betrachten als sie.

Du merkst, so einfach findet man in dieser Frage (die ja noch nicht einmal eine Lehrfrage ist, sondern im Endeffekt die Diskussion um einen Buchstaben) die Antwort nicht in der Bibel - eben weil uns nur mehr oder weniger gute Übersetzungen vorliegen.

Gehen wir kurz zurück an den Anfang der Diskussion: Dort wurde behauptet, daß der Buchstabe "S" im Mittelalter eingefügt wurde, um aus "Junia" einen "Junias" zu machen. Man müßte also eine Bibel aus der Zeit vor dem Mittelalter haben. Vielleicht liegt bei Dir eine in derSchublade des Bernsteinzimmers - meine älteste Bibel ist von 1816, also definitiv nicht alt genug.

Aber es gibt eine Alternative, die ich nutzen kann: Ich kann nachsehen, wie in der Zeit vor dem Mittelalter über diese Passage gesprochen wurde. In diesem Zusammenhang können mir Predigten, Bücher, Auslegungen etc helfen, die aus der Zeit vor dem Mittelalter stammen.

Eine der wichtigsten Quellen in dieser Frage sind nun einmal die sogenannten Kirchenväter. Ich verstehe und akzeptiere Deine Schmähungen dieser Leute nicht, denn viele von ihnen waren überzeugte Christen, und was sie an Fehlern gemacht haben - sorry, bist Du ohne Fehler, ohne Irrtümer, ohne Schuld? Mir geht es doch nicht darum, eine Lehre auf ihren Worten aufzubauen (wiewohl die Lehre der Reformatoren z.B. auf den Worten des Augustinus und anderer Kirchenväter aufgebaut ist), sondern mir geht es um eine grammatikalische Frage. Um diese zu klären, benötige ich Informationen, die mir die Bibel eben nicht geben kann, also ziehe ich ihre Texte hinzu (Davon ab eine Erklärung in eigener Sache: Man kann von den Kirchenvätern genausoviel lernen wie von Grafe, Spurgeon, Calvin, Luther, Bengel, Darby, Müller, Ebertshäuser und anderen. Und man kann bei ihnen genauso in die Irre gehen wie bei jenen, wenn man nicht sorgfältig anhand der Schrift überprüft, ob es sich so verhält).

Wenn Du Deine Konsequenz, allein die Bibel gelten zu lassen, wirklich bis zum Ende durchdenkst, so wirst Du feststellen, daß diese Konsequenz unbiblisch ist und zur Irrlehre führt. Denn:
- Dir fehlt das Korrektiv der Brüder, da Du nur die Bibel gelten läßt
- Dir fehlt die Predigt, aus der aber der Glaube erwächst.
- Dir fehlt der Gedankenaustausch, den wir doch benötigen, da unser Wissen Stückwerk ist.

Ich hoffe, mein Anliegen deutlich gemacht zu haben.

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