Neigt sich charismatische Bewegung dem Ende zu?

Aktuelle Entwicklungen und Vorkommnisse in der Christenheit

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Joschie
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Neigt sich charismatische Bewegung dem Ende zu?

Beitrag von Joschie »

Neigt sich charismatische Bewegung dem Ende zu?
Wolfhart Margies: Der Bewegung fehlt es an missionarischer Kraft
Berlin – Die charismatische Bewegung neigt sich ihrem Ende zu. Diese Ansicht vertritt einer ihrer führenden Repräsentanten, Pastor Wolfhart Margies (Berlin). Nach seinen Worten stagniert die Mitgliederentwicklung der Bewegung. Außerdem fehle es ihr an missionarischer Kraft, schreibt er im Thesenpapier „Gedanken zur charismatischen Bewegung und zur Emerging Church“, das Margies charismatischen Leitungspersonen vorgelegt hat. Margies leitet eine der größten freien charismatischen Gemeinden Deutschlands - die 1981 aus der Trennung von einer Berliner Baptistengemeinde hervorgegangene „Gemeinde auf dem Weg“. Sie hat nach eigenen Angaben 664 Mitglieder; zu ihren beiden Sonntagsgottesdiensten kommen insgesamt etwa 750 Besucher. Margies zufolge lebt die charismatische Bewegung „schon seit langem aus fremdem Gut“. Die meisten Mitglieder hätten sich nicht in den eigenen Reihen, sondern in evangelikalen Gemeinden bekehrt, um später zu den charismatischen Gemeinden zu wechseln.

Die missionarische Wirksamkeit charismatischer Gemeinden sei „erstaunlich gering“. Die klassische charismatische Gemeinde tue sich schwer damit, für Nichtchristen attraktiv zu sein und ihnen eine bleibende Heimat zu bieten: „Ihre Gottesdienste sind mit charismatischen Stilmitteln überladen, überwiegend unprofessionell bis dilettantisch oder gar kitschig. Die Anbetung – ihre Domäne – weist in vielen Gemeinden erhebliche Qualitätsmängel auf, ist zu laut oder zu lang oder handwerklich einfach mangelhaft.“ Alle Beiträge, Predigten eingeschlossen, litten unter Oberflächlichkeit, mangelnder Attraktivität und wiesen eine „sehr fromme Sprache“ auf. Es fehle der Bezug zu den wirklichen Nöten der Menschen. „Die Bekehrungsrate ist gering und geht hin bis zu Null“, so Margies. Außerdem fehle es an geistlicher Vollmacht.

Laut Margies schuf die charismatische Bewegung eine „unscharfe, ja eigentlich verkehrte Theologie, indem sie einen Teilaspekt biblischer Lehre, die Taufe im Geist, zum Ganzen erklärte“. Bei den wenigen wachsenden charismatischen Gemeinden sei das charismatische Element weniger ausgeprägt oder fehle ganz. Bei diesen Gemeinden gebe es weniger öffentliches Gebet in fremden Sprachen und weniger oder gar keine Heilungen und Wunder.

Kritik übte Margies auch an der evangelikalen Bewegung. Diese habe durch Liberalisierung, Anpassung und Erosion der Lehre ebenfalls missionarische Kraft verloren. Auch die aus den USA kommende Bewegung „Emerging Church“ weise keinen Weg aus der Krise. Zwar sei es ihr gelungen, die Fragen, Bedürfnisse und Nöte postmoderner Menschen zu erfassen. Sie habe auch veraltete christliche Ausdrucksformen in Frage gestellt. Jedoch sei ihre Theologie „zu nicht geringen Teilen ausgehöhlt“ und weise einen „immer rasanter werdenden Bergrutsch der christlichen Ethik“ auf. Es komme zu „neuen Freiheiten in der Sexualität unter Einschluss der Enttabuisierung der Homosexualität“ und zu einem neuen Denken im Blick auf Ehe, Familie, Scheidung und Kindererziehung. In Gemeinden halte die Postmoderne in großer Breite Einzug. „Gottesdienste werden verändert oder abgeschafft, Ordnungen außer Kraft gesetzt, Verbindlichkeit, Pünktlichkeit, Hingabe an gemeinsame Ziele und Strukturen unterliegen den Forderungen der jeweiligen örtlichen Spielform der neuen Frömmigkeit.“

Margies erwartet eine neue Bewegung „mit klarem Konzept und präziser Lehre“. Dieser neue Aufbruch sei gekennzeichnet durch die „Autorisierung und Salbung zu Wundern, Zeichen, Heilungen und eine Kraftausstattung zu einem Befreiungsdienst“. Wie beim ersten Pfingstereignis sollten Christen dafür „in den Stand des aktiven Wartens“ treten. Gegenüber dem Nachrichtendienst idea sagte Margies, der Heilige Geist dürfe nicht als Lieferant von spektakulären Heilungen, Zeichen und Wundern missbraucht werden. Vielmehr wolle der Heilige Geist Christen mit Liebe, Erbarmen und der Erfahrung von Herrlichkeit füllen, um sie zu glaubhaften Zeugen Jesu zu machen. Dann könnten durch Christen auch Zeichen und Wunder geschehen, ohne dass sie deswegen überheblich würden.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo, weiß jemand, wo ich das Thesenpapier „Gedanken zur charismatischen Bewegung und zur Emerging Church“ von Wolfhard Margies vollständig lesen kann? Würde mich brennend interessieren, weil ich vor etlichen Jahren - durch einen Bekannten - mal Kontakt zu der "Gemeinde auf dem Weg" in Berlin hatte.

Die Sätze von Margies klingen teilweise gut - allerdings frage ich mich, ob er überwiegend Andere meint oder auch seine eigene Gemeinde und Lehre? Auch finde ich die Kritik selber oberflächlich. Was meint er mit "unprofessionellen Gottesdiensten" oder "Qualitätsmängeln" in der Anbetung? Ich denke nicht, daß er damit falsche Lehre meint! Sondern nur die äußere Form des Gottesdienstes/Anbetung. Zwar wirft er der charismatischen Bewegung vor, eine „unscharfe, ja eigentlich verkehrte Theologie, indem sie einen Teilaspekt biblischer Lehre, die Taufe im Geist, zum Ganzen erklärte“. Aber daß auch seine Lehre und die traditionell pfingstkirchliche Lehre von der "Taufe im Heiligen Geist" falsch sein könnte, zieht er nicht in Betracht!

Er spricht von einer neuen Bewegung. "Dieser neue Aufbruch sei gekennzeichnet durch die „Autorisierung und Salbung zu Wundern, Zeichen, Heilungen und eine Kraftausstattung zu einem Befreiungsdienst“. - Wieder diese unsägliche Überbetonung der Wunder, Zeichen und Heilungen!

Aber wie gesagt, ich würde den Margies-Text sehr gerne vollständig lesen um keine voreiligen, falschen Schlüsse zu ziehen. Bloß keine Polemik!

Viele Grüße

Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

PvE
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Beitrag von PvE »

Neigt sich charismatische Bewegung dem Ende zu?
Wenn man sich die weltweite Tendenz ansieht, sieht es nicht so aus.

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Joschie
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Kundalini-Warnung - Erobern falsche Geister die Gemeinde?

Beitrag von Joschie »

Kundalini-Warnung - Erobern falsche Geister die Gemeinde?


Rezension des Buches von Andrew Strom: Kundalini Warning – Are False Spirits Invading the Church?


Der neuseeländische Charismatiker Andrew Strom gehört seit mehr als 25 Jahren der charismatischen Bewegung an. 2004 verließ er nach 11 Jahren die sogenannte Prophetenbewegung, die sich in den USA um Rick Joyner, Bob Jones, Paul Cain und Mike Bickle formiert hatte. Er schreibt: „Im Jahre 2004 war es um die [prophetische] Bewegung so schlecht bestellt, dass ich zu dem Schluss kam, ich konnte ihr nicht länger angehören“ (S.9). Sein Rückzug aus der unter Charismatikern und Pfingstlern so populären Prophetenbewegung löste weltweit „einen enormen Feuersturm“ (S.9) aus – allerdings in einem aus Sicht des Autors positiven Sinne: die meisten Reaktionen waren von Zustimmung zu Stroms Kritik an dieser Bewegung charakterisiert.

Obgleich Andrew Strom das widergöttliche Wesen der charismatischen Bewegung teilweise erkannte und in seinem Buch schonungslos darlegt und obgleich er sich von der modernen Apostel- und Prophetenbewegung - einem Zweig der Charismatik - klar distanzierte, gehört er noch immer der charismatischen Bewegung an, weil er glaubt, die Charismen sind auch für heute bestimmt und müssten lediglich in „biblischer“ Weise praktiziert werden.

Als Strom 2004 sich von der Prophetenbewegung distanzierte, begründete er dies mit folgenden Worten: „Wir sprechen hier über eine Bewegung, die… Geld für die persönliche ‚Auslegung von Träumen‘ verlangt…, die die Leute lehrt, wie man sich durch ‚Visualisation‘ in den ‚Dritten Himmel‘ begibt…, die nach ‚Manifestationen,‘ ‚Portalen‘ [Türen in die geistliche Welt] und ‚bizarren Heimsuchungen‘ [Erfahrungen mit Engeln u.ä.] süchtig ist… Ich sehe, dass diese Bewegung von einem Geist der WAHRSAGEREI und Hellseherei dominiert ist… Haltet euch fern von ihr. Wir sprechen über DÄMONISCHE Begegnungen…“ (S.10)

Für Andrew Strom geht der Niedergang der Apostel- und Propheten Bewegung sowie Teile der Charismatik auf den südafrikanischen Charismatiker Rodney Howard-Browne zurück. Howard-Browne begann 1993 in Florida zu wirken – viele Charismatiker sprachen von einer „Erweckung.“ Nachdem Randy Clark die „Salbung“ von Howard-Browne empfangen und sie 1994 in die Vineyard Gemeinde in Toronto gebracht hatte, brach der sogenannte Toronto-Segen los mit seiner „Lachsalbung“ sowie einer Fülle von unbiblischen Manifestationen wie Tierlaute, Umfallen, Zittern und tranceähnlichen Zuständen unter dem vermeintlichen Einfluss des „Heiligen Geistes.“

Aus Sicht von Andrew Strom hatte der Toronto-Segen „einen viel größeren Einfluss auf die pfingstlich-charismatische Bewegung in Großbritannien, Australien und Neuseeland als in den USA… Rodney Howard-Browne und John Arnott (Pastor der Vineyard Gemeinde in Toronto, wo der Toronto-Segen seinen Anfang nahm) hielten große Versammlungen in Neuseeland ab, ebenso wie die weniger bekannte Jill Austin aus Kansas City – die ich für noch gefährlicher und extremer halte“ (S.13). Über eine Versammlung mit Jill Austin sagt Strom, dass sie einem „Horrorfilm“ ähnlich war (S.14). „Ganze Gemeinden wurden erfasst von einem Hyänen-gleichen Lachen, Trunkenheit, Schütteln, Bellen, Brüllen und tierähnlichen Bewegungen. Es war wie in einer Irrenanstalt…“ (S.14)

Strom beklagt, dass nur wenige pfingstlich-charismatische Leiter wie Arthur Katz, Derek Prince, J. Lee Grady und Clifford Hill sich gegen diese falsche Erweckung aussprachen. Auf das Urteil von Nichtcharismatikern wie Hank Hanegraaff und John MacArthur wollten die Charismatiker ohnehin nicht hören, obwohl Strom über sie sagt, dass deren Einschätzung des Toronto-Segens vollkommen richtig war. Dr. Summerall, bekannter Charismatiker in den USA, soll auf die Frage des Heilungspredigers Benny Hinn, was er vom Toronto-Segen halte, kurz vor seinem Tod gesagt haben: „Teufel, Teufel.“ (S.16)

Strom wurde oft angegriffen, dass er Namen öffentlich nannte und kritisierte. Er begründet sein Verhalten jedoch in seinem Buch mit Titus 1,13, 1Timotheus 5,20, wo den Ältesten geboten wird, Sünde direkt und öffentlich anzugehen. Ferner spricht Epheser 5,11 davon, die Werke der Finsternis bloßzustellen. Auch Matthäus 18,15-17, so Strom, ist kein Widerspruch dazu, öffentlich vor falschen Aposteln und Propheten zu warnen. Wenn ein BRUDER gegen einen BRUDER sündigt, dann sollen sie sich privat aussprechen und versöhnen; doch Jesus selbst hat in den Evangelien niemals Matthäus 18 auf falsche Lehrer und Propheten angewandt, sondern sie öffentlich kritisiert und vor ihnen gewarnt. (S.17-18)

Andrew Strom befasste sich ausführlich mit den Erweckungen vergangener Zeiten und konnte keine Übereinstimmungen mit den pfingstlich-charismatischen Erweckungen seit den 1990er Jahren feststellen. Im Gegenteil, im zweiten Kapitel seines Buches weist er nach, dass die Manifestationen im Toronto-Segen, in der „Erweckung“ in Pensacola sowie in der Prophetischen Bewegung mit Erscheinungen des Kundalini-Yoga, der okkulten Qigong-Bewegung und den Heilungsmethoden des dämonisch inspirierten Franz Mesmer nahezu identisch sind. „Tatsächlich bemerkten viele Beobachter, die die hinduistischen und New Age Manifestationen kannten, sofort die offenkundigen Ähnlichkeiten.“ (S.19-20)

Strom führt im 2. Kapitel seines Buches interessante Zeugnisse von Christen an, die sich diesem falschen Geist öffneten und Manifestationen erlebten, aber dennoch erkannten, dass sie einen falschen Weg eingeschlagen hatten und umkehrten. Die Zeugnisse berichten übereinstimmend, dass die Manifestationen sofort aufhörten, sobald die verführten Personen Buße taten und sich von diesen Geistern lossagten. Strom sieht die Ursache für die Verführung in einem falschen Gottesbild vieler Charismatiker und Pfingstler, weil sie Gottes Heiligkeit nicht kennen und stattdessen mit Gott eine „Party“ feiern wollen und Ihn als einen „segnenden Zucker-Daddy“ betrachten (S.30).

In Kapitel 3 beschreibt Andrew Strom die Ausbreitung des Toronto-Segens in Großbritannien durch Ken Gott in Sunderland und Sandy Millar in der anglikanischen Kirche Holy Trinity Brompton Church in London sowie in den USA durch die „Erweckung“ in Pensacola. Letztere war eine Mischung aus dem Geist der Buße und Heiligung, den Strom als authentisch ansieht, und dem falschen Geist des Toronto-Segens. Die „Erweckung“ in Pensacola war die Frucht des Evangelisten Steve Hill und brach am Vatertag des 18. Juni 1995 nach einer Predigt des Evangelisten aus und erstreckte sich über mehrere Jahre.

Strom zeigt, dass auch Steve Hill seine „Salbung“ in der Holy Trinity Brompton Church in London empfangen hatte, bevor er nach Brownsville, Pensacola, in die Pfingstgemeinde von John Kilpatrick (Assemblies of God) kam. Steve Hill berichtet: „… sie lachten, sie fielen um und ich war sehr kritisch… ich betrat die englische Staatskirche in einem Vorort von London… und ging mitten durch etwa 500 Personen, die am Boden lagen und sich schüttelten… Ich ging zu Sandy Miller, er legte seine Hände auf meinen Kopf und es war vorbei. Ich meine damit, ich ging unter der Kraft zu Boden…“ (S.33). Sowohl der Evangelist Steve Hill als auch John Kilpatrick, der Pfingstpastor aus Brownsville, räumten ein, dass die „Erweckung“ von Pensacola stark vom Toronto-Segen beeinflusst war.

Strom spricht immer wieder von einer „Invasion“ falscher Geister in den pfingstlich-charismatischen Gemeinden und zeigt auf, wie der „Segen des Neuen Weines“ - dies ist eine gängige Bezeichnung für den Toronto-Segen - immer unbiblischere Früchte hervorbrachte. Am Ende des 3. Kapitels zieht Strom den Schluss: „Ich glaube, es würde mir schwerfallen, in der ganzen Kirchengeschichte etwas Vergleichbares zu finden, das mehr Chaos hervorgebracht hätte. Man könnte fast meinen, dass es sich hierbei um das ‚Gericht‘ handelt, das im Hause Gottes seinen Anfang nimmt.“ (S.39)

Im Kapitel 4 wendet sich Strom der Prophetischen Bewegung zu, der er 11 Jahre lang angehörte. Lange beobachtete er die schlechte Frucht dieser Bewegung, verharrte aber in ihr in der Hoffnung, dass sich etwas zum Guten wenden würde. Über die Kansas City Propheten unter Mike Bickle schreibt er: „Stattdessen wurden sie für verdrehte Lehren, gefallene Propheten und bizarre ‚Manifestationen‘ bekannt“ (S.42). Da die Kansas City Propheten seit den 1980er Jahren eine große Erweckung prophezeiten, glaubten sie in den Ereignissen um den Toronto-Segen endlich die Erfüllung ihrer Prophetien zu erleben. „Eine Menge Leute, die Mike Bickles Dienst heute unterstützen, wissen nicht, dass sein Buch Growing in the Prophetic (Wachstum im Prophetischen) einen ganzen Abschnitt enthält, der Toronto und die bizarren Manifestationen verteidigt.“ (S.43)

Strom charakterisiert die Prophetische Bewegung und deren Anhänger sehr drastisch. Er spricht von einem „totalen Mangel an Unterscheidungsvermögen,“ eine „Art Blindheit;“ „jemand, der darauf beharrt, einer Lüge zu glauben, wird am Ende total in ihr verstrickt sein“ (S.44). Und es wurde noch schlimmer. Strom erläutert: „Um 1999 waren die ersten beiden ‚Wellen‘ – Toronto und Brownsville – schließlich zu Ende. Aber die Kundalini-Invasion war noch lange nicht am Ende! Sie schwappte in die Prophetische Bewegung hinüber, wo sie weiterwirken und sich verändern konnte – bereit, um die charismatische Welt erneut zu verführen, sobald sich eine Gelegenheit ergeben sollte. Aber nun wurden die Dinge noch verrückter als zuvor.“ (S.47)

Es begann eine Zeit der verrücktesten und bizarrsten Dinge - „New Age Phänomene,“ wie Strom sie nennt (S.47). Trance, Goldstaub, Edelsteine, die vom Himmel fielen oder von Engeln überbracht wurden, geistliche Trunkenheit, Visualisationen, Astralreisen in den Dritten Himmel und alle möglichen Dinge ereigneten sich und wurden als das Wirken des „Heiligen Geistes“ angesehen. Aber auch die weniger auffälligen Charismatiker wie Bill Johnson und Che Ahn sieht Strom in einem kritischen Licht, weil sie seiner Meinung nach unter demselben falschen Geist wirken.

Strom beschreibt ferner, wie Mike Bickle 1999 sein Amt als Pastor seiner Gemeinde in Kansas City niederlegte - jene Gemeinde, in der die umstrittenen Propheten Bob Jones und Paul Cain Mitglieder sind -, um das International House of Prayer (IHOP, Internationales Haus des Gebets) zu gründen. Nachdem John Arnott von John Wimber aus der Vineyard Bewegung ausgeschlossen wurde, solidarisierte sich Bickle mit ihm und trat ebenfalls aus der Vineyard Bewegung aus, weil er der Ansicht war, dass der Toronto-Segen ein authentisches Wirken des Heiligen Geistes sei.

Eine der Hauptlehren von IHOP ist als „Bridal Paradigma“ bekannt – „Bräutigam Paradigma.“ Diese Lehre vergeistigt das Hohelied der Liebe in einer extremen Weise und ermutigt die Gläubigen, in Jesus verliebt zu sein wie in einen Bräutigam, eine „sehr ‚sinnliche‘ Methode,“ um Gott zu begegnen, so Strom (S.54).

Ausführlich geht Strom auf den Traum von Mike Bickle vom 13. Februar 2009 ein. Bickle erwachte nachts um 2:30 Uhr nach einem „prophetischen Traum,“ der ihn in eine Konferenz in einem Stadion mit 40.000 Teilnehmern geführt hatte. Gemäß dem Traum predigte Bickle an einem Nachmittag über Gebet, die Kraft Gottes und Endzeit. Gegen 17 Uhr wurden die Ereignisse aus Offenbarung 12,7-9 plötzlich Realität. Dämonische Gewalten wurden auf die Erde geworfen in Form von Schlangen, die 90 Meter lang und 15 Meter dick waren. Alle Teilnehmer einschließlich der Leiter aller charismatischen Richtungen wurden von Angst ergriffen und rannten konfus davon, einschließlich der Anhänger von IHOP. Auch Bickle selbst floh voller Furcht. Viele wurden von feuchter Asche bedeckt und von den Schlangen gebissen. Polizisten des Bösen schickten die Leute, die völlig verwirrt den Ausgang gefunden hatten, in das Stadion zurück. Bickle erwachte schließlich mit der Einsicht: „All die verschiedenen charismatischen Strömungen von heute (einschließlich IHOP) haben leere Argumente, was die Kraft im Endzeitdrama angeht, und sie sind in Wirklichkeit nicht auf diesen Tag vorbereitet.“ (S.59)

Strom glaubt, dass Bickle, IHOP und viele der Charismatiker, die denselben Irrgeist empfangen haben, „unter einer äußerst ernsthaften Verführung leiden“ – die Verführung durch den Kundalini Geist (S.59). Strom warnt eindrücklich vor IHOP ebenso wie vor Heidi Baker (extremcharismatische Missionarin) und Stacey Campbell ("Prophetin").

Am 31. Oktober 2004, am Reformationstag, verkündete Andrew Strom schließlich endgültig seine Abkehr von der Prophetischen Bewegung sowie von all den charismatischen Strömungen, die damit verbunden sind (IHOP, Toronto-Segen, Pensacola, Apostel- und Propheten-Bewegung unter C. Peter Wagner). Strom erklärt: „Die Bewegung war so sehr irregeführt, dass es buchstäblich gefährlich war, sich in irgendeiner Weise mit ihr einzulassen. Ich hatte noch keine Ahnung, dass in den kommenden Jahren alles noch schlimmer kommen sollte“ (S.62).

Den Ereignissen, die „noch schlimmer sein sollten,“ widmet Andrew Strom das ganze 5. Kapitel seines Buches. Es war die „Lakeland Erweckung“ unter Führung von Todd Bentley von April bis Juli 2008. Andrew Strom hatte gerade sein Buch True & False Revival (Wahre und falsche Erweckung) veröffentlicht in einer Zeit, in der sich diese falschen Geister immer stärker und immer schneller weltweit in der Charismatik ausbreiteten. Strom ist überzeugt, dass die große Ordinationszeremonie für den großen „Erweckungsprediger“ Bentley, an der so bekannte charismatische Leiter wie C. Peter Wagner, Che Ahn, John Arnott u.a. teilgenommen hatten, sich ereignete, noch bevor bekannt wurde, dass Bentley ein Alkoholproblem hatte und sich in ein ehebrecherisches Verhältnis mit einer anderen Frau einließ. Dies, so Strom, war das deutliche Reden Gottes über den Zustand führender Charismatiker. (Mittlerweile wurde bekannt, dass Rick Joyner u.a. seit langem von den Problemen Bentleys wussten.)

Rick Joyner erklärte sich bereit, Todd Bentley in der Seelsorge „wiederherzustellen,“ und im Januar 2010 nahm Bentley, der mittlerweile geschieden und wieder verheiratet ist, seinen Predigtdienst erneut auf. Strom sieht keine Anzeichen von wahrer Buße und schreibt: „Es ist noch immer business as usual [alles wie gewohnt]. Der Kundalini Geist lebt und es geht ihm gut… Wir können keine Spielchen mit dem machen, was ich für einen ‚New Age‘ Geist halte, der auf breiter Ebene eingebrochen ist.“ (S.84)

In Kapitel 6 greift Andrew Strom eine Prophetie von Stanley Frodsham, einem britischen Pfingstprediger, aus dem Jahre 1965 auf. In dieser Prophetie wird vor allem gewarnt, was sich heute in der charismatischen Bewegung ereignet: Menschenkult, verführerische Apostel und Propheten, ein falscher Geist und Irrlehren. Strom sieht auch hier in den gegenwärtigen Ereignissen der so populären charismatischen Strömungen bereits das Gericht, das im Hause Gottes beginnt.

In Kapitel 7 nimmt Strom Bezug auf einen Artikel von Rick Joyner aus dem Jahre 1996 (Civil War in the Church), in dem Joyner von einem „Bürgerkrieg unter Christen“ spricht. Joyner sieht in der Kritik von Teilen der pfingstlich-charismatischen Bewegung an den extremcharismatischen Verirrungen der letzten zwei Jahrzehnte den Bürgerkrieg, den er „prophezeite.“

In den letzten beiden Kapiteln des Buches versucht Andrew Strom die Zeichen und Früchte einer wahren Erweckung anhand vergangener Erweckungen aufzuzeigen. Wenn Buße, Heiligung und die Verkündigung des Kreuzes in den Hintergrund treten und bizarre Manifestationen in den Vordergrund, bedeutete dies immer das Ende einer Erweckung, so Strom.

Andrew Strom ist aufgrund seiner Erfahrungen in den extremcharismatischen Kreisen, denen er selbst viele Jahre angehörte, zu einem vorsichtigen und gemäßigten Charismatiker geworden. Er ist noch immer der Überzeugung, dass es heute Apostel und Propheten gibt und dass alle Geistesgaben für unsere Zeit wichtig sind. Strom glaubt, dass es mit Wachsamkeit und auf der Grundlage biblischer Prinzipien gelingen kann, sich dem Geist Gottes so hinzugeben, dass sich keine falschen Geister einschleichen können und eine echte „Erweckungen“ auch heute noch möglich ist. Seine schonungslose Diagnose großer Teile der Charismatik ist äußerst zutreffend:

„Seit Jahren haben unsere Prediger mit ihrem ‚zuckersüßen‘ Evangelium den Samen der Verführung gesät. Keine Predigt über Sünde oder Gericht, über tiefe Buße oder Heiligung. Nur eine Diät mit ‚Zuckerwasser.‘ Aber all dies muss sich ändern. Wir leben in der Endzeit - die Zeit der großen Verführung und der Irrwege, die Zeit der ‚Zeichen und Wunder der Lüge‘ - und niemals gab es eine größere Notwendigkeit für Wahrheit als heute.“ (S.116)

In diesem Punkt muss man Andrew Strom unumwunden zustimmen. Dass es heute noch der urchristlichen Geistesgaben und das Amt des Propheten und Apostels bedarf, dem muss indessen widersprochen werden. Wir haben das klare Wort, wie Luther zu pflegen sagte, und dieses Wort ist allgenügsam und enthält alles, was wir für ein gottseliges Leben brauchen. Andrew Stroms Buch fasst die Ereignisse um die charismatischen Erweckungen und deren Ursprünge sowie unbiblischen und dämonischen Einflüsse prägnant und zutreffend zusammen.

Es bleibt zu hoffen, dass Andrew Strom noch nicht am Ende seiner geistlichen Reise ist und zu derselben Einsicht wie der ehemalige Pfingstler Rudi Holzhauer kommt, der seine Beobachtungen über das Geisteswirken in der Pfingstbewegung (Charismatik) prägnant zusammenfasste: Wer „nur die Wildwüchse des Schwarmgeistes beschneidet, kann keine Geisteswirkung im biblischen Sinne erreichen.“1 Und „ein Geist, der unter der Bedingung strenger Überwachung in Zucht gehalten wird, ist niemals mit dem Heiligen Geist identisch.“2 Wer über die Heilige Schrift hinaus apostolische, prophetische oder charismatische Gaben und Kräfte anstrebt, steht immer in Gefahr in extremcharismatischen Verirrungen zu enden, denn der in der pfingstlich-charismatischen Bewegung „wirkende Geist ist derselbe, nur die Phasen seiner Enthüllung sind jeweils verschieden.“3


Anmerkungen

Alle Zitate aus dem Buch von Andrew Strom stammen aus der 1. Ausgabe 2010, Lightning Source, Inc., über Amazon.de zu bestellen: hier

1 Rudi Holzhauer, Okkult-Religiosität und Seelische Erkrankungen, Heft 1, Verlag Bibel & Gemeinde, Waldbronn, 1991, S.8.
2 Ebd., S.10.
3 Ebd., S.8.
Quelle: http://distomos.blogspot.com/2010/07/ku ... lsche.html
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Manfred01
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Beitrag von Manfred01 »

ZITAT:
Dass es heute noch der urchristlichen Geistesgaben und das Amt des Propheten und Apostels bedarf, dem muss indessen widersprochen werden. Wir haben das klare Wort, wie Luther zu pflegen sagte, und dieses Wort ist allgenügsam und enthält alles, was wir für ein gottseliges Leben brauchen."


Das ist eben der große Irrtum: Geistesgaben haben nach 1.Kor.14, 3 die Aufgabe der Erbauung, der Ermahnung und des Trostes.

Und wenn die Bibel dies sagt, dann lasst es doch bitte so stehen.

Bibelfundi
1.Kor.14. 26: Lasset alles geschehen zur Auferbauung.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Bibelfundi hat geschrieben:ZITAT:
Dass es heute noch der urchristlichen Geistesgaben und das Amt des Propheten und Apostels bedarf, dem muss indessen widersprochen werden. Wir haben das klare Wort, wie Luther zu pflegen sagte, und dieses Wort ist allgenügsam und enthält alles, was wir für ein gottseliges Leben brauchen."


Das ist eben der große Irrtum: Geistesgaben haben nach 1.Kor.14, 3 die Aufgabe der Erbauung, der Ermahnung und des Trostes.
Das ist richtig, doch nicht für einen selbst, sondern zum allgemeinen Nutzen. Des weiteren stimmt dass das Wort Gottes alles für ein gottseliges Leben enthält (2Tim 3,16-17). Es werden keine neuen Offenbarungen etc. benötigt. Gott hat vielfältig durch Propheten geredet. Am Ende redet er durch seinen Sohn - das Wort (Hebr. 1,1-3; Joh 1,1).

Weissagung, wodurch Ermahnung, Erbauung und Trost kommen, ist keine neuen Offenbarung. Diese geschieht auf Grundlagen und im Einklang mit dem Wort Gottes. Mit den Geistesgaben, wie in dem Zitat , werden die Zeichen eines Apostels gemeint, daher passt dein Kritikpunkt zu dem Zitat uberhaupt nicht.

Gruß

Peter

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