Andachten zu dem Johannesevangelium

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Moderator: eddi

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Joschie
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W.Nee Jesus aber nahm die Brote. Johannes 6,11
Bei den meisten seiner Wunder benützt Gott etwas Stoffliches. Hier nimmt Jesus fünf Brote und zwei Fische. Er hätte auch Steine in Brot verwandeln können, aber er tat es nicht. Er zog es vor, mit dem zu wirken, was ihm dargeboten wurde. »Bringet sie nur her«, sagt er. Was er tut, tut er durch uns. Alle Wunder beginnen damit, daß ich alles, was mein ist, in seine Hände lege. Wenn ich meine Brote für mich behalte, wird e i n Mensch satt. Gebe ich sie dagegen ihm hin, muß ich dann hungern?

In einer Zeit, als im ganzen Volk große Armut herrschte, überbrachte der Prophet Maleachi den Israeliten die Antwort Gottes auf ihre Not. Sie lautete: Bringet den ganzen Zehnten ins Vorratshaus - und ihr werdet sehen, was geschieht! Es bedarf nur eines winzigen Stöpsels, um eine ganze Flasche zu verschließen und uns deren Inhalt damit unzugänglich zu machen. Und so ist es auch mit dem Himmel und seinen Gaben. Oft wird uns nur deshalb kein Wunder zuteil, weil wir Gott nichts geben, womit er wirken kann. Er verlangt nur ein ganz kleines bißchen - was wir haben! Aber das braucht er.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir." Joh. 6, 37.
Dieser Ausspruch schließt die Lehre von der Gnadenwahl ein: Es sind etliche, die der Vater Christo gegeben hat. Er enthält auch die Lehre von der kräftigen Wirkung der göttlichen Berufung: Wer Christo gegeben ist, kommt zu Ihm; wie sehr sie auch wider den Stachel löcken mögen, so werden sie dennoch aus der Finsternis zu Gottes wunderbarem Licht gebracht. Er lehrt uns die unerläßliche Notwendigkeit das Glaubens, denn auch die, welche Christo gegeben sind, werden nicht anders selig als dadurch, daß sie zu Jesu kommen. Ach! welch eine Macht und Majestät liegt in den Worten: ,,Das kommt zu mir." Der Herr sagt nicht, sie hätten Macht zu kommen, noch sie könnten kommen, wenn es ihnen so gefalle, sondern einfach und bestimmt: ,,das kommt zu mir." Der Herr Jesus nötigt durch seine Botschafter, sein heiliges Wort und seinen Heiligen Geist die Menschen freundlich und gnädig, hereinzukommen, und das hochzeitliche Mahl mit Ihm zu halten; und das bewirkt Er, ohne dem freien Entschluß des Menschen irgend Gewalt anzutun, allein durch die unwiderstehliche Macht seiner Gnade. Ich kann über eines andern Willen einen mächtigen Einfluß ausüben, und doch kann dabei des andern Wille sich vollkommen frei entschließen, weil der Einfluß den Gesetzen des menschlichen Gemüts entsprechend ausgeübt wird. Jehovah Jesus weiß, wie unwiderstehliche Beweisgründe, die der Vernunft entgegengehalten werden, wie mächtige Vorstellungen, die auf unsre Gemütsbestimmung einwirken, und vor allem, wie der geheimnisvolle Einfluß seines Heiligen Geistes, der alle Kräfte und Fähigkeiten unsrer Seele in Tätigkeit setzt, den ganzen Menschen in den Gehorsam gefangen nehmen, so daß er, der einst widerspenstig war, sich seiner Leitung nun willig hingibt, getrieben von der unumschränkten Macht der Liebe. Woran aber sollen wir die Auserwählten Gottes erkennen? Daran, daß sie willig und freudig den Herrn Jesum Christum annehmen, und mit einfältigem und aufrichtigem Glauben zu Ihm kommen und sich ganz allein an Ihn anklammern, als an ihr Heil und ihr Verlangen. Liebe Seele, bist auch du mit dieser Gesinnung zu Jesu gekommen?
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Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen." Joh. 6, 37.
Es ist der Gültigkeitsdauer dieser Verheißung keine Grenze gesetzt. Es heißt nicht etwa bloß: ,,Ich will einen Sünder, der das erste Mal zu mir kommt, nicht hinausstoßen," sondern fest und bestimmt: ,,Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen." Im Urtext heißt es: ,,Den werde ich nicht, gar nicht hinausstoßen," oder ,,den werde ich nie, nie hinausstoßen." Die Stelle will sagen, daß Christus einen Gläubigen das erste Mal nicht hinausstößt, und wie Er es das erste Mal nicht tut, so will Er es bis zuletzt nicht tun. Wenn aber der Gläubige wieder sündigt, nachdem er gekommen ist, wie dann? ,,Und ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist." Aber denkt einmal, ein Gläubiger weiche wieder ab? ,,So will ich ihr Abtreten wieder heilen, gern will ich sie lieben; dann soll mein Zorn sich von ihnen wenden." Aber die Gläubigen können der Versuchung unterliegen? ,,Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr es könnet ertragen." Aber der Gläubige kann in Sünden fallen, wie einst David? Wohl, aber Er entsündigt mich mit Ysop, daß ich rein werde; Er wäscht mich, daß ich schneeweiß werde; ,,ich will sie reinigen von aller Missetat." ,,Gottlob! daß Dein unschätzbar' Blut An unsern Seelen Wunder tut." ,,Ich gebe meinen Schafen," spricht Er, ,,das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen." Was sprichst du hierzu, mein armes, schwaches, zitterndes Gemüt? Ist das nicht eine köstliche Gnade, daß, wenn du zu Christo kommst, du nicht einen solchen findest, der dir eine kleine Weile Gutes tut, und dich dann wieder an deine Arbeit gehen heißt; sondern Er nimmt dich auf und macht dich zu seiner Braut, und du sollst sein bleiben in alle Ewigkeit. Empfange nicht abermals den knechtischen Geist der Furcht, sondern den Geist der Kindschaft, durch den du ausrufen kannst: ,,Abba, lieber Vater!" Ach, welche Gnade ist doch in diesen Worten enthalten: ,,Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen."
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Joh. 6,37.
Tausende haben sich im Leben und im Sterben auf dieses Heilandswort gestützt. Zitternde Seelen, die eben erst aus dem Schlamm der Sünde emporgehoben waren und es kaum zu hoffen wagten, daß sie noch Gnade finden könnten, haben beim Hören dieses Wortes Mut gefaßt, sind zu Jesu gekommen und haben es erfahren, daß sie nicht hinausgestoßen wurden. Und geheiligte Väter und Mütter in Christo, die ein Leben in seiner Nachfolge verbracht hatten, haben es leuchtenden Auges bezeugt, wie dies Wort bis zuletzt sie erquicke und ihnen ganz gewisse Zuversicht und Freude einflöße.

So ist es mit allen Worten unseres Gottes. Felsengrund geben sie uns unter die Füße. Durch alle Finsternisse und Anfechtungen hindurch gründet sich der Glaube nur um so fester hinein und rühmt es angesichts der Feinde: Der Herr ist mein Trotz (Spr. 3, 26).

Er hat's gesagt und darauf wagt Mein Herz es froh und unverzagt. Und läßt sich gar nicht grauen.

Darum nimm auch du dieses große Wort heute in deine Seele auf. Kennst du schon dessen starken, unerschütterlichen Trost? Wenn nicht, so laß dich bitten: Willst du denn nicht heute zu ihm kommen? Wer nur immer kommt, wird angenommen.

Wie ich bin, komm ich zu Dir! Nichts hat mir die Tür erschlossen Als Dein Ruf: ,,Kommt her zu Mir!" Und Dein Blut, für mich geflossen.
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Beitrag von Joschie »

W.Nee Ich bin aus dem Himmel herab gekommen, nicht, daß ich meinen eigenen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Johannes 6,38

Was Gott von mir will, darf nicht abgeleitet werden aus meinem Charakter. Sehr oft meinen wir, etwas sei »Führung«, während es in Wirklichkeit nur persönliche Neigung ist. Ein schüchterner Bruder zum Beispiel ist dazu »geführt«, sich in die letzte Bank zu setzen; ein selbstbewußter, ganz nach vorne zu gehen. Jeder behauptet, von Gott geführt zu sein. Ist das tatsächlich so? Oder läßt er sich von seiner eigenen Vorliebe führen? Gottes Wille verlangt, daß ich das, was ich von Natur bin, beiseite setze: Ich sollte so sehr vom heiligen Geist erfüllt sein, daß ein anderer nicht voraussagen kann - bloß aufgrund meines Charakters - , wie Gott mich führen wird. Hüten wir uns davor, Gottes Willen mit unseren persönlichen Neigungen zu verwechseln! Selbst Jesus, dessen Wille doch sicher untadelig war, unterwarf ihn dem Willen des Vaters. Wenn sogar er das tat, um wieviel mehr muß ich es!
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Beitrag von Joschie »

C.Eichhorn Der Zug des Vaters zum Sohne Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat. Joh. 6, 44
Willst du wissen, was dieser geheimnisvolle Zug des Vaters ist? Dann sieh dir den Kämmerer aus dem Mohrenland an! Was trieb ihn, eine solch beschwerliche, weite und kostspielige Reise zu unternehmen bis hin nach Jerusalem? Vielleicht haben ihm die nächsten Angehörigen abgeredet. Vielleicht haben sich auch sonst noch manche Hindernisse aufgetürmt. Aber er muß hin. Woher dieser unabweisbare Zug? Er war ihm von oben ins Herz gegeben. Zuerst erkannte er das selbst nicht. Aber es fehlte ihm immer noch etwas in allem äußeren Glück und bei seiner einflußreichen Stellung. Er hatte von Jehova, dem wahren Gott, gehört. Da wurde es ihm immer klarer: Das ist's, was ich brauche! Mir fehlt noch das allein wahre und höchste Gut. So machte er sich auf den Weg. Er fand nicht gleich, was er suchte. Aber er ergriff alles, was sich ihm darbot, und kaufte sich heilige Schriften und fing auch gleich an, sie nachdenkend zu lesen. Und so kam er zu Philippus und durch Philippus zu Jesus und durch ihn in die Gemeinschaft des wahren Gottes.

Es möchte jemand denken: Was kann ich dafür, wenn in meiner Seele der Zug nicht spürbar wird? Mich zieht eben Gott nicht, und so kann es mir niemand verdenken, wenn ich dem Heiland fernbleibe! Aber ist es denn wirklich wahr, daß Gott noch nie an deiner Seele gezogen hat? Hast du noch nie in dir, vielleicht ganz leise, eine Stimme gehört, die dir sagte: Du solltest doch anders sein, dir fehlt noch das Richtige!? Siehe, das war ein Ziehen des Vaters zum Sohn. Oder hast du nicht auch schon dazwischen ein Gefühl innerer Leere und Öde gehabt und etwas empfunden von dem Urteil des Predigers Salomo: Es ist alles eitel, ganz eitel!? Ein junger Mann, der zum Glauben kam, sagte mir, daß er es oft mitten im Strudel der weltlichen Vergnügungen wie einen Stich in der Seele spürte. Aber er machte zunächst noch so weiter. Ist nicht beim Anhören des Wortes Gottes schon manchmal ein Stachel in dein Inneres eingedrungen? Hieß es nicht: Das geht ja alles auf dich!? Das war ein Zug des Vaters zum Sohn. - Neben dem Zug des Vaters zum Sohn ist in uns ein anderer Zug, der zur Welt lockt. Der bessere Zug wird erstickt, sobald wir diesem Gegenzug folgen. Darum, wenn dich Gottes Gnade zieht, ringe recht! Bete ernstlich zu Gott, so wird der Zug stärker und stärker. Cornelius hielt mit Beten und Flehen vier Tage lang an. Kommen dir etwa verzagte Gedanken, ob dich wohl auch der Heiland annehmen wird, ob du es nicht zu arg getrieben hast, ob es nicht zu spät ist, ob du die Bekehrung wohl auch wirst durchführen können, dann denke an das köstliche Wort: "Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen"! Halte dich an den Heiland! Keine Macht Satans kann dir den Weg zu ihm verlegen. Gott selbst ist es ja, der dich zum Heiland hinzieht, solange du noch ein Verlangen und Sehnen nach ihm im Herzen hast.
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C.O.Rosenius Wahrlich, Ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken Sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Joh. 6, 53.
So barbarisch und schwer zu verdauen diese Rede auch für die Welt sein mag, wenn Christus von dem Essen Seines Fleisches redet, so faßlich, lieb und belebend ist sie doch für diejenigen, die täglich in der Übung und im Genuß der Sache stehen. Die Gläubigen können, wenn sie ihr eigentliches Herzensleben beschreiben wollen, sich nie besser ausdrücken, als wenn sie sagen, daß Christi Fleisch ihre Speise und das Wort von der Versöhnung ihr größtes Lebensbedürfnis und ihre Lebensnahrung ist. Blicke nur die echten Gnadenkinder an. Ich kann sie nie besser als gerade an der Eigenschaft erkennen, daß der Trost des Blutes Christi ihr Lebensbedürfnis ist. Sie sind nicht immer, wie sie sein sollten und wie man sie sich wünschen möchte. Sie haben ihre mannigfachen Gebrechen zu bekämpfen. Eines aber zeichnet sie aus: Ihr Lebensbedürfnis ist Christus. Jahraus, jahrein fahren sie beständig mit immer dem gleichen Gegenstand ihrer Betrachtungen fort, lesen, hören, singen, schreiben und reden immer wieder vom Heiland, von Jesus und Seiner Gnade, von Christi Fleisch für uns gegeben, aber auch von der Sünde, die ihnen stets anklebt und sie träge und unwürdig macht, und wie man der Sünde Herr werden soll und dergl., und dann wieder vom Heiland, von Seiner Gnade und Macht. Ja, das Wort von Christus und der Versöhnungsgnade ist ihre rechte Speise.

Wenn sie eine Zeitlang das tröstliche Wort von der Gnade entbehrt haben, sei es wegen Verhinderung durch irdische Verrichtungen, sei es wegen Trägheit oder Versäumnis, dann ist ihr inwendiger Mensch so schwach und matt, wie ein leiblicher Körper es ist, wenn er hungrig ist und die Nahrung fehlt. Sie gehen kraftlos und unlustig einher, das Antlitz ist finster, das Bekenntnis ist verstummt, der Wandel unstet und wankend. Kommen sie jetzt aber zum Worte, dann geht es ihnen wie einem leiblich Hungrigen, der zu einer Mahlzeit kommt. Wenn sie eine Stunde bei einer evangelischen Predigt von Christus und Seiner Versöhnungsgnade gesessen haben, dann sieht man den Blick bald hell werden, das Herz wird wieder belebt, die Zuversicht und der Vorsatz zur Besserung erneuert, und wenn sie davongehen, können sie kaum darüber schweigen. Es ist ihnen nach dem Sprichwort ergangen: ,,Über einem satten Magen sitzt ein froher Kopf."

Wir sagen nicht, daß sie immer imstande sind, so zu essen, daß sie von dem Wort des Evangeliums erquickt werden, nicht einmal, daß sie immer danach hungern. Zuweilen sind sie geistlich krank und ungeschickt. Aber wenn sie jemals nach ihrem inwendigen Menschen recht belebt und gestärkt werden sollen, dann muß es durch das Wort von Christus geschehen, der für uns dahingegeben ist, und dies muß ihr beständiges Lebensbedürfnis, ihre eigentliche Seelenspeise sein.

Wer ohne das Versöhnungswort nicht leben kann, hat das sicherste Zeugnis für ein geistliches Leben und eine fortschreitende Besserung. Denn gerade die lebendige Sündenerkenntnis bewirkt das beständige Bedürfnis nach der Gnade und nach dem Wort von der Gnade. Ist es nicht ein merkwürdiges Zeichen, daß ein Mensch, der nichts so viel studiert, gelesen, gehört und betrachtet hat, wie dieses Wort der Gnade von Christus, es doch nie auslernen, es nicht behalten und sich nie desselben erinnern kann? Anderes, was ich vor dreißig, vierzig Jahren gelernt habe, kann ich behalten, nicht aber dieses mir liebste Stück, das ich am meisten, ja, täglich studiere. Zeugt das nicht davon, daß mein Glaube etwas anderes als das bloße Wissen ist, da seine Nahrung verbraucht wird wie die Speise, die ich esse? Dagegen haben andere nichts so wenig nötig wie dieses Wort von der Versöhnung, weil sie es einmal gelernt haben und jetzt wissen, weshalb sie jetzt etwas anderes hören wollen. Diese können sich nicht genug über jene schwachen und wunderlichen Christen verwundern, die nie von dem Wort von der Gnade satt werden; sie meinen darum gewöhnlich, daß dies kränkelnde Seelen sind, die nie Fortschritte machen, sondern bei dem ersten Stück, dem Gesetz und den Ermahnungen, stehenbleiben, die Heiligung aber verachten usw.

Ach, daß sie wüßten, was diese ihre Meinung von ihnen selbst verrät! Wenn sie unter der Zucht des Geistes in wahrer Übung der Buße und des Glaubens lebten, würden sie wissen, daß im Gegenteil die Seele gerade in diesen Fällen unausgesetzt aufs neue das Wort von der Gnade und von der Versöhnung Christi benötigt, weil der Geist täglich das Herz wegen aller innewohnenden Sünden treibt und züchtigt und weil das sich auf das inwendige Verderben beziehende Gesetz so tief geht, daß der Mensch nie Ruhe und Trost in seiner eigenen Frömmigkeit erhalten kann.

Ich verstehe es nicht ganz, aber etwas Seltsames muß es doch mit denen sein, die das Stück, das sie am meisten studieren, nie auslernen können. An solchen werden die Worte Christi bestätigt, daß Sein Fleisch ihre Speise ist, und dann haben sie Seine bestimmte Versicherung, daß sie ,,um Seinetwillen" auch leben werden. Und wenn dich jemand wegen der Eigenschaft beunruhigt, daß Sein Fleisch und Seine Versöhnung deine beständige Seelenspeise sind, dann sollst du getrost die Worte des Herrn bedenken: ,,Mein Fleisch ist die rechte Speise." Von denen aber, die ein solches Herz nicht haben, sondern in diesem Lebenspunkt ausgelernt haben und jetzt ebensosehr von Lehren belebt werden, die zum mindesten nie das Brot des Lebens sein können, sagt Prätorius: ,,Sie sind ebensosehr von Sirach wie von Paulus erbaut." Und solche tragen ein bedenkliches Zeichen davon, daß sie ihr Lebensbedürfnis und ihre Nahrung nicht in der Versöhnung Christi haben. Wer nicht vorsätzlich ,,das Licht scheut", muß vor diesem bedenklichen Zeichen stillhalten. Es ist ja der Herr Christus selbst, der dies gesagt hat.
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, der bleibt in Mir und Ich in ihm. Joh. 6,56.
Dies tiefinnerliche Wort unseres göttlichen Meisters bezieht sich nicht allein auf das Heilige Abendmahl, wiewohl es in jener gesegneten Handlung gleichsam ein Gewand anzieht, durch welches wir es fassen und geistlich verstehen lernen. Essen und Trinken bedeutet die völligste Vereinigung, die sich denken läßt. Was ich esse und trinke, nehme ich völlig in mich auf. Es wird ein Teil meiner selbst. Jesu Fleisch essen und sein Blut trinken heißt, ihn selbst im Glauben so innig umfassen, aus seinem Leben so wahrhaftig schöpfen, daß sein Geist und Wesen in uns übergeht.

Das muß des Gotteskindes tägliche Übung sein, wenn das Leben frisch und gesund bleiben soll. Sagt doch der Heiland: Wie ich lebe durch den Vater, also wer mich isset, der wird auch leben durch Mich (V. 57). So wenig wir physisch leben können ohne Nahrung und Luft, so wenig können wir geistlich leben ohne Verbindung mit Jesus.

Dies wird uns, wie oben gesagt, im Heiligen Abendmahl ganz besonders veranschaulicht. Wenn wir das gesegnete Brot essen und vom heiligen Kelche trinken, spricht der Glaube: Ich nehme D i c h auf, o Jesu; ich g e n i e ß e D i c h. Du bist in mir und ich bin in Dir.

O gib Dein Manna mir zu essen, Dein Freudenwein erquicke mich! O laß mich Deiner nie vergessen, In meinem Geist verkläre Dich!
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C.O.Rosenius Wie Mich gesandt hat der lebendige Vater und Ich lebe um des Vaters Willen, also, wer Mich ißt, derselbe wird auch leben um Meinetwillen. Joh. 6, 57.
Das Wesentliche, ja, das Wesen überhaupt in dem neuen Menschen, nach dem wir Christen heißen, ist dieses, daß Jesus unseres Herzens Leben und Lebensbedürfnis geworden ist, Christus, der Gekreuzigte, der Sündentilger, der Heiland, der Freund vor anderen Freunden. Der Heiland ist in Seiner Versöhnung das Notwendigste und Lieblichste für uns. Das zeugt davon, daß wir Christen sind, daß wir vom Brote des Lebens gegessen haben und um so mehr hungern, vom Wasser des Lebens getrunken haben und um so mehr dürsten. Wenn ein Christ bedenkt, was sein neues Leben vor allem auszeichnet und das größte darin ist, so ist es dies, daß er mit dem Heiland bekannt und vereinigt worden, daß Christus der Inhalt seines Lebens, sein A und O, sein Erstes und Letztes geworden ist. In seinem neuen Leben ist Jesus die Sonne, von der alles erleuchtet und bestrahlt wird und um die sich alles bewegt. Christus gefunden, ist seine Freude, Christus verschwunden, ist seine Sorge, kurz: Christus ist sein Leben. Daran erkennt man einen Christen.

Hier sind vor allem zwei Umstände zu beachten. Erstens: Jetzt gehört es zu unserer neuen Natur, daß uns viel an der Freundschaft Gottes gelegen ist. Wenn wir früher ganz gleichgültig gegen Gott und Seine Gnade waren und nur irdische Bedürfnisse und Wünsche hatten: ,,Was werden wir essen? Was werden wir trinken?" usw., so ist jetzt unsere immerwährende Hauptsorge diese: ,,Bin ich ein Kind Gottes? Habe ich Gottes Freundschaft?" Es ist dies gleichsam der Atemzug oder der Herzschlag des neuen Menschen und muß darum deine neue Natur sein, nicht zufällige Sorge, sondern deine dein ganzes Leben lang fortdauernde Natur, so daß es dir in erster Linie und vor allen Dingen daran gelegen ist, Gottes Freundschaft zu haben. Es kann sehr abwechselnd mit deinem Trost, deinem Frieden oder deiner Kraft sein, auch kann die Sorge um Gottes Freundschaft durch zufällige Zerstreuung unterbrochen sein, bald aber erwachen wir darüber mit um so größerer Besorgnis. Diese Sorge ergreift uns im allgemeinen am tiefsten, und sie ist etwas, was besonders den neuen Menschen auszeichnet und durchaus nicht vom Fleisch und Blut herkommt, sondern geradezu gegen unsere Natur streitet.

Der andere Umstand ist der, daß in deiner Bekümmernis um die Gnade Gottes nichts anderes dein Trost geworden ist als Christus allein, Sein Versöhnungsblut und das Wort des Evangeliums. Da hast du deinen Zufluchtsort, dein Leben, deine Speise und dein Vergnügen. Gerade davon redet Jesus am meisten: ,,Wer von Mir ißt" - ,,wer zu Mir kommt" -,,wer Mein Wort hält" - ,,wer an Mich glaubt". - Es sind starke, nachdrückliche Worte, wenn Er sagt: ,,Wer von Mir ißt - Ich bin das Brot des Lebens, Mein Fleisch ist die rechte Speise", ,,wer von Mir ißt, der wird leben in Ewigkeit." Sie machen deutlich, daß Er der Gläubigen Lebensbedürfnis, ihre Lebensbedingung, ihr Alles in Allem ist.

Daß du religiös geworden bist oder daß die kirchlichen Sachen dir am Herzen liegen, beweist noch nicht, daß du ein Christ bist; beachte vielmehr, daß Jesus sagt: ,,Wer von Mir ißt" - von Mir - wer in Ihm, Seiner Gnade und Seiner Versöhnung sein Lebensbedürfnis hat. - Ebensowenig liegt irgendein Beweis wahren Christentums darin, daß du Christus als deinen Lehrer oder dein Vorbild verehrst, das kann der sicherste christliche Pharisäer tun, sondern hier ist die Frage diese, ob Er in Seinem Versöhnungstod dein täglicher Trost gegen die Sünde geworden ist. Das allein zeichnet einen Christen aus. Gerade das wird im Buch der Offenbarung als das Erkennungszeichen, das die Versiegelten auszeichnete, dargestellt. Niemand außer diesen konnte das Lied lernen, und das Lied war: ,,Das Lamm, das erwürgt ist und uns Gott erkauft hat mit Seinem Blut." Luther wiederholt unausgesetzt, wenn er in seiner Erklärung über Gal. 4, 6 die Zeichen des Innewohnens des Geistes Gottes in unserem Herzen hervorhebt und sagt: ,,Wer gern von Christus hört, redet, denkt und schreibt, der wisse, daß solches wahrlich nicht aus menschlichem Willen oder Vernunft geschieht." Ja, dies ist an dem neuen Menschen so wesentlich und bezeichnend, daß ich, wenn ich nur dieses bei einem Menschen finde, sofort sage: ,,Der ist ein Christ", gleichwie ich, wenn ich eine menschliche Sprache reden höre, sofort sage: ,,Das ist ein Mensch." Hat nun ein solcher Christ einen abstoßenden Fehler oder eine Unart, so sage ich: ,,Das ist ein Gebrechen, eine Krankheit, aber - ein Christ ist er. Denn es ist unmöglich, daß jemand in der genannten Weise in Christus sein Lebensbedürfnis, seinen Trost und sein Leben haben kann, ohne ein Freund Christi, ein Christ zu sein." So wesentlich ist dies.

Ein Freund ist vor andern mein Heiland so gut; Er tilgte die Sünden einst mit Seinem Blut, Er heilt mich beständig, Er liebt und vergibet, Wenn oftmals mein Herz Ihn leider betrübet. Mein höchstes Bedürfnis ist drum Seine Gnad, Sein köstliches Nahsein, Sein Leiten, Sein Rat. Ich kann jetzt nicht leben, wenn Ihn ich nicht habe, Ihn und Seine Freundschaft, die köstlichste Gabe.
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C.Eichhorn Solche, die nur eine Strecke weit mitgehen Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich. Joh. 6, 66
Viele glaubten an Jesus, aber ihr Glaube war nicht durch seine Worte voll Geist und Leben begründet. Darum war es nur ein oberflächlicher Scheinglaube. Jesus kannte und durchschaute diese unechten Jünger. Er wollte sie darum auch nicht bei sich festhalten, sondern rief eine Scheidung herbei. Was hat sie bewogen, dem Heiland den Rücken zu kehren? Sie stießen sich an seiner Rede. Sie war ihnen hart und ganz unverdaulich. Jesus hatte sie zuerst wunderbar gespeist. Das hatte ihnen gefallen. Aber nun will er sie weiterführen von der Gabe zum Geber selbst. Er spendet nicht nur Brot, er ist selbst das wahre Brot. Er muß genossen werden in seinem Fleisch, das er für das Leben der Welt gibt, und in seinem Blut, das er für sie vergießt. Viele wollen Segnungen vom Herrn, aber ihn selbst begehren sie nicht. Sie kommen zu ihm in Nöten und nehmen seine Hilfe und Gnadenerweisungen gern an, aber sie treten nicht in ein inniges Verhältnis zu ihm selbst. Die Verbindung mit Jesu ist nicht nur eine rein geistige, bei der nur der Wille und das Bewußtsein beteiligt sind. Sie ist eine geist-leibliche, wie die der Reben mit dem Weinstock. Auch unser natürliches Wesen wird von seiner verklärten Natur durchdrungen und durchtränkt. "Wir sind von seinem Fleisch und von seinem Gebein." Auch wenn unser Bewußtsein im Schlaf oder in Ohnmachten aussetzt, bleiben wir mit ihm verbunden. Auch wenn unser Geist anderweitig beschäftigt ist, ruht doch unser Wesensgrund in ihm. Diese selige Wahrheit faßten jene Jünger nicht, sie stießen sich daran. Es zeigte sich, daß noch kein tieferes Bedürfnis da war, ihn und nur ihn und ihn ganz zu haben. Jesus hat damals eine Scheidung absichtlich herbeigeführt. Er hat seine Worte so gesetzt, daß sie abstoßend waren allen, die ihn nicht von ganzem Herzen suchten. Er will Entscheidung und Scheidung der Unechten von den Echten. Er will nicht viele, sondern ganze Jünger. Als einst eine große Menge hinter ihm herzog, sprach er ein so einschneidendes und hartes Wort über seine Nachfolge, daß alle Mitläufer die Lust verlieren mußten (Luk. 14, 25.26). Jesus will alle die abstoßen, die nicht wirklich an ihm hängen. Er schafft eine klare innere Lage. Wer zunächst abgestoßen wird, kommt vielleicht später erst recht. Wir wollen niemand künstlich fesseln und mit allerlei Zugmitteln bei Jesu festhalten, wen er und sein herrliches Evangelium nicht festhält. Er soll lieber gehen; es erwacht dann vielleicht später einmal das Bedürfnis, ihn zu haben. Besser Scheidung als unklares Gemisch und halbe Stellungnahme! Jesus hielt diese Davonläufer nicht auf; er war nicht gekränkt darüber, daß sie ihn im Stich ließen. Sie dauern ihn, weil er weiß, daß ferne von ihm dunkle Nacht ist und daß dieser Weg im Verderben endet. Der Herr will nur ganz echte Jünger, die durch einen festgegründeten Glauben mit ihm verbunden sind.
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C.H.Spurgeon ,,Wollt ihr auch weggehen?" Joh. 6, 67.
Viele haben Christum vergessen und seine Nachfolge verlassen; aber was hast du denn für einen Grund, daß du Ihn verlassen willst? Ist's etwas Vergangenes, was dich dazu veranlaßt? Hat sich dir Jesus nicht als Der erwiesen, der dir alles in allem sein kann und will, der überschwengliche Liebe und Treue an dir bewiesen hat? Er beruft sich heute auf dein eignes Zeugnis und fragt dich: ,,Bin ich dir eine Wüste gewesen?" Bist du je einmal zuschanden geworden, wo deine Seele in aller Einfalt ihr Vertrauen auf den Herrn Jesum gesetzt hat? Hast du nicht bis zu diesem Augenblick erfahren, daß dein Herr dir ein barmherziger und gnädiger Freund gewesen ist? Kannst du dir einen bessern Freund denken, als Ihn? Dann vertausche nicht das Alte, Bewährte gegen etwas Neues, was du nicht kennst. Und wenn du an die Gegenwart denkst, was könnte dich denn da zu einem Wechsel veranlassen? Wenn wir in dieser Welt in schwere Kämpfe geraten, oder wenn wir in die noch schwerern Kämpfe der streitenden Gemeinde mit verflochten werden, so erfahren wir es als etwas höchst Beseligendes, wenn wir unser Haupt an der Brust Jesu dürfen ruhen lassen. Das ist unsre Freude, daß wir heute wissen: wir sind in Ihm selig und errettet; und wenn uns diese Freude so erquickt und beglückt, warum sollten wir uns einfallen lassen, zu ändern? Wer mag Schlacken eintauschen für Gold? Wir wollen die Sonne nicht verwünschen, bevor wir eine bessere Leuchte finden; wir wollen unsern Herrn nicht verlassen, bevor ein herrlicherer und liebevollerer Freund erscheint; und weil dies nimmermehr geschehen kann, so wollen wir Ihn mit unermüdlicher Kraft festhalten und seinen Namen wie ein Siegel auf unsern Arm setzen. Und wenn du in die Zukunft blickst, kannst du irgend ein Ereignis vermuten, das dich zu einem Wechsel nötigen, oder das dich veranlassen könnte, der alten Fahne untreu zu werden und einem neuen Herzog zu folgen? Wir glauben nicht. Und ist das Leben noch so lang: Er ändert sich nicht. Sind wir arm, was können wir Besseres besitzen, als Christum, der uns reich macht? Sind wir krank, was brauchen wir mehr als Christum, der uns erquickt auf unserm Siechbette? Und geht's mit uns zum Sterben, heißt es da nicht: ,,Weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu, unserm Herrn!"
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C.Eichhorn Der Glaube ist eine Gewißheit, nicht nur ein Meinen Wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Joh. 6, 69
Bei wichtigen Dingen verursacht Ungewißheit Bangigkeit, Gewißheit macht froh. Wie gelangte Petrus zu der Gewißheit, daß Jesus Christus der längst verheißene Heiland der Welt sei? Nicht vor allem die Wunder haben diese Glaubensgewißheit begründet. Sie wirkten auch mit. Nach dem erstem Wunder dort auf der Hochzeit zu Kana lesen wir: "Seine Jünger glaubten an ihn." Doch der Wunderglaube ist nur ein Anfangsglaube. Jesus hielt nicht viel vom ihm. "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" Entscheidend waren für Petrus die Worte Jesu. "Du hast Worte des ewigen Lebens." Als solche haben sie sich an seinem Herzen beglaubigt. Es wurde ihm innerlich gewiß: Er ist's und kein anderer, in dem all unser Heil beschlossen liegt. "Ich fühl's, du bist's, dich muß ich haben!" Bei Petrus und seinem Mitaposteln hieß es: "Wohin sollen wir gehen?" Durch deine Worte haben wir ein neues Leben bekommen. Wir können von dir nicht mehr fort, wir verlieren unser Leben und sterben innerlich ab, versinken wieder in geistlichen Tod, wenn wir uns von dir trennen. Wer so mit dem Herrn Jesus verbunden ist, kann wohl etwas von ihm abkommen, aber doch nicht von ihm loskommen. Er kehrt immer wieder in schmerzlicher Reue zu ihm zurück.

Der Glaube ist ein unmittelbares Innewerden, auch ohne Beweggründe. Er ruht auf dem Zeugniswort. Er kommt aus der Predigt, aus dem Hören, nicht aus dem Sehen. Wer glaubt, hat das Wort nun auch in sich. Es ist sein innerster Besitz. Johannes sagt: Wer an dem Sohn glaubt, der hat das Zeugnis in sich, das Gott selbst auf dem Berg der Verklärung von seinem Sohn gezeugt hat (1. Joh. 5, 10). Man müßte ihm das Herz herausreißen, wenn man es ihm nehmen wollte. Der Glaube ist die tiefste Überzeugung, die es gibt. Es ist kein Meinen, keine bloße Ansicht. Ungläubige sagen wohl: Das sind Ansichten, wenn man ein Bekenntnis von Jesu an sie heranbringt. O nein, der Glaube ist keine Ansicht, die man heute faßt, und die morgen vielleicht wieder durch eine andere umgestoßen wird. Er ist ein tiefinneres Erlebnis, das persönlichste und zentralste Erlebnis, das es gibt. Es fällt wie Schuppen von den Augen. Vor der Seele steht Jesus in seiner Herrlichkeit voll Gnade. Dieser Heiland ist mein Heiland. Das heißt Glauben. Nicht Fleisch und Blut, nicht eigenes Forschem, nicht menschliche Überredungskunst, sondern der Vater im Himmel selbst offenbart solches durch seinen Geist. Der Glaube ist eine von Gott gewirkte Gewißheit, die in deinem Herzen aufleuchtet. Du glaubst und - betest an (Joh. 9, 38). Beachten wir, daß Petrus zuerst sagt: "geglaubt", und aus diesem heraus kommt das "Erkannt". Es geht nicht, wie die Vernunft meint: erst erkennen und dann glauben!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

A.Christlieb Ein dreifaches Leiden Jesu vor der Passion
Das Leiden Jesu beginnt nicht erst bei seiner Gefangennahme oder in Gethsemane. Das ganze Leben Jesu, besonders seine dreijährige Tätigkeit vorher, war eine große Leidenszeit. Wir wollen unter dem, was dem Heiland schwer wurde, dreierlei hervorheben:

1. »Auch seine Brüder glaubten nicht an ihn« Johannes 7, 5

Wer will den stillen, verborgenen Druck aussprechen, der in diesem Satz enthalten liegt? Seine Brüder standen Jesus doch besonders nahe. Sie waren die allernächsten Verwandten. Wie köstlich wäre es für Jesus gewesen, wenn sie ganz auf seiner Seite gestanden und Verständnis für seine gottgegebene Aufgabe gehabt hätten! Nun mußte der Herr sehen, wie die Brüder es mehr mit seinen Kritikern hielten als mit ihm. Welche Versuchung lag in dieser Stellung der Brüder Jesu für ihn! Wie leicht hätte er ihnen gegenüber ungeduldig werden können! Jesus aber trug die gläubigen Brüder. Er machte nicht vorzeitige Besserungsversuche an ihnen. Er suchte nicht, bei ihnen recht zu behalten und die Richtigkeit seines Weges ihnen mit Gewalt klar zu machen. Er wartete, bis die Überzeugung von oben in ihnen gewirkt wurde.

Das ist ein aufrichtendes Wort für solche, die Jesus angehören und im engsten Familienkreis nicht verstanden werden. Jesus kennt ihr Leiden.



siehe auch 1. »Auch seine Brüder glaubten nicht an ihn« -> Johannes 7, 5 2. »Judas aber war ein Dieb« -> Johannes 12, 6 3. »Er hat ein Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet« -> Hebräer 12, 3
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Beitrag von Joschie »

C.Eichhorn Ein sicherer Weg zum Glauben Wer da will des Willen tun, der wird innewerden, ob meine Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. Joh. 7, 17
Wie gelangt man zu dem großen Erlebnis, das man Glauben nennt? Ist es nur so ein glücklicher Zufall oder auch ein unberechenbares Geschenk von oben, wenn einer zum Glauben kommt? Man hört öfter sagen: Die Frommen sind zu beneiden mit ihrem Glauben. Kürzlich äußerte jemand: "Ich habe die Tatsache der Erlösung bisher nicht fassen können." Ich erwiderte: "Zuerst müssen Sie erfaßt werden, dann werden Sie erfassen." Der Heiland redet von einem "Innewerden". Das ist ein Erfaßt- und Ergriffenwerden von der Macht der Wahrheit. Es ist das, was die Schrift unter dem Glauben versteht. Wenn ich nur auch glauben könnte! Der Herr Jesus hat uns einen Weg angegeben, auf dem wir sicher zum Glauben kommen können. Der Glaube fällt uns nicht in den Schoß wie das große Los. - "Wer will", wer sich fest entschließt, den Willen Gottes zu tun, der wird innewerden, ob Jesus der von Gott gesandte Erlöser ist oder nicht. Auf diesem Weg kam Petrus zur Glaubensgewißheit. Er machte vollen Ernst, wurde ein Jünger des Täufers Johannes und ging dann in der Nachfolge Jesu noch weiter in den Willen Gottes ein. Versuche es einmal ernstlich, dein Leben nach den Geboten Gottes einzurichten, so wirst du sicherlich innewerden, daß nur Jesus allein dir das geben kann, was du durch eigene Anstrengungen vergeblich zu erlangen suchst. Erfasse nur einmal den Willen Gottes in seinem ganzen Umfang und seiner Tiefe! Mach dich einmal ernstlich daran, alle böse Lust, alle die schlimmen Regungen des Zornes, des Neides aus deinem Herzen zu reißen; versuche es, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst und dein eigenes Ich vom Thron zu stoßen! Du bringst es niemals fertig. Du wirst immer mehr an und in dir bankerott werden. Das Schuldgefühl steigert sich, das Bewußtsein der Ohnmacht nimmt zu. Einer, der es ernstlich versucht hat, Martin Luther, bekennt: "Ich sank nur immer tiefer drein, es war kein Gut's am Leben mein, die Sünd' hatt' mich besessen." So näherst du dich dem Heiland der Sünder. Du wirst empfänglich für die Botschaft vom Kreuz. Gott kann dir seinen Sohn offenbaren als den, der allein dir zu Leben und Freiheit, zu Friede und Freude verhilft. Es wird dir zur Glaubensgewißheit: Er ist es, sonst keiner.

Mit deiner Kraft mich rüste, zu kreuz'gen mein' Begier und alle bösen Lüste, auf daß ich für und für der Sündenwelt absterbe und nach dem Fleisch verderbe, hingegen leb' in dir!

Darum, du Gott der Gnaden, du Vater aller Treu, wend allen Seelenschaden und mach mich täglich neu; gib, daß ich deinen Willen gedenke zu erfüllen, und steh mir kräftig bei!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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W.MacDonald »Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede.« Johannes 7,17
'Hoffnung für alle' überträgt den ersten Teil des Verses: »Wer von euch bereit ist, Gottes Willen zu tun, der wird erkennen...« Es ist eine wunderbare Verheißung, daß, wenn jemand wirklich ehrlich wissen und erkennen will, Gott Sich ihm offenbart.

Wenn ein Sünder mit sich am Ende ist, und wenn er in tiefer Not betet: »O Gott, zeige Dich mir«, dann handelt Gott immer danach. Es ist ein Gebet, das niemals unerhört bleibt.

Ein Hippie, der in einer Höhle im Südwesten der USA lebte, wollte mit allem Schluß machen. Er hatte in Alkohol, Drogen, Sex und Okkultismus Befriedigung gesucht. Aber sein Leben war immer noch leer. Er sah keinen Ausweg aus seinem Elend. So saß er eines Tages zusammengekauert in der Höhle und rief: »O Gott - wenn es einen Gott gibt - offenbare Dich mir, oder ich werde meinem Leben ein Ende setzen.«

Zehn Minuten später kam »zufällig« ein junger Christ vorbei, steckte seinen Kopf in den Eingang der Höhle, bemerkte den Hippie-Einsiedler und sagte: »Hallo - hast du was dagegen, wenn ich mit dir über Jesus rede?«

Und stellen wir uns vor, was geschah: Der Hippie hörte die gute Nachricht von der Errettung durch Glauben an den Herrn Jesus Christus. Er fand zum Herrn und erfuhr Vergebung, Annahme und neues Leben. Ich habe noch nie von jemand gehört, der so gebetet hat, ohne daß der Herr Sich ihm in besonderer Weise geoffenbart hätte.

Natürlich gilt diese Verheißung auch für Christen. Wenn jemand ernsthaft den Willen Gottes für sein Leben erkennen will, wird Gott ihm diesen offenbaren. Wenn er den richtigen Weg bezüglich der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde erkennen möchte, wird Gott ihn auch darin führen. Gleichgültig, um was unsere Bitte sich handelt, Gott wird sie auf jeden Fall erfüllen, wenn wir Seinen Willen an die erste Stelle setzen. Was oft zwischen uns und einem wirklichen Erkennen der Gedanken Gottes steht, ist unser Mangel an echter Sehnsucht danach.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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