aus dem geschlossenen Thema (Unsere Logik ist nicht …) jetzt hier zugeordnet und möchte mit einer kleinen Zusammenfassung beginnen.Die Prädestinationslehre, wie sie Augustinus ausformuliert hat, war sicherlich eine Grundlage für Calvins Lehre von der doppelten Prädestination. Wenn diese Aussage verkehrt ist, bitte ich dich um Korrektur.
Es gibt Experten, die bei Augustin keine doppelte Prädestination sehen.
http://documents.irevues.inist.fr/bitst ... sequence=1
Das sind 24 Seiten: Augustins Briefe zur entscheidenden Phase des Pelagianischen Streites.
S. 23 – Zitat:
endlich finden sich so eindeutige Aussagen, daß die Behauptung, Augustin habe eine doppelte Prädestination gelehrt, vollends als unhaltbar erscheinen muß. So definiert der Kirchenlehrer in dem ersten der beiden Traktate die Prädestination als die Bereitung (praeparatio) der Gnade, die Gnade aber als das Schenken (donatio) selbst. Und wenn ebendort gesagt ist, das strahlendste Licht der Prädestination und Gnade und ihre Quelle sei Christus, der Erlöser und Mittler, dann wird die Vorherbestimmung nicht nur mit der Gnade in einem Atemzug genannt, sondern auch durch ihre Verknüpfung mit Christus als Vorherbestimmung ausschließlich zum Heil charakterisiert. Das Gegenstück zu dieser Prädestination ist nicht etwa eine negative Vorherbestimmung, sondern die Nichtprädestination der von Gott gerechterweise in ihrem durch die Erbsünde bedingten schuldhaften Zustand belassenen Menschen. An den nicht zum Heil Vorherbestimmten handelt Gott also überhaupt nicht.
Ferner wird in den Seiten deutlich, dass im Mittelpunkt des theologischen Interesses die Frage nach der Sünde, die Frage nach der Gnade und die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes steht.
S. 11 /12 – Zitat:
Das heißt, dass die Lehre von der Erbsünde, diejenige von der zuvorkommenden Gnade und das Problem der Gerechtigkeit Gottes die drei konstitutiven Elemente der augustinischen Prädestinationslehre sind. Da die beiden zuerst genannten Lehrpunkte aber eine relative Eigenständigkeit haben, ist das eigentliche Prädestinationsproblem die Frage, wie sich der absolute Gnadenwille Gottes zu seiner Gerechtigkeit verhält. Wenn nämlich Gottes Wille, der die Menschen erwählt, gleich freier Willkür ist, dann verträgt er sich nicht mit seiner Gerechtigkeit. Wenn Gottes Gerechtigkeit aber abhängig vom Tun des Menschen ist, so schließt das einen absoluten Willen Gottes überhaupt aus.
Es ist bemerkenswert, dass zu Augustins bewusster Erkenntnis dieses Problems, das von so entscheidender Bedeutung ist, die gegnerischen Einwände wesentlich beigetragen haben. Die lebendige Auseinandersetzung also, nicht die allein den Gesetzen des eigenen Denkens folgende Spekulation, führte den Bischof von Hippo zu seiner ersten gültigen Formulierung der Prädestinationslehre.
Nun zu Calvin:
Calvin hat einen Grund sich bei seinen Ausführungen auf Augustin zu beziehen
http://www.cbuch.de/product_info.php?products_id=3455
(Johannes Calvin, Von der ewigen Vorherbestimmung Gottes)
Es ist also zu erwarten, dass bei einem Vorwurf: Widerspruch zu Kirchenlehrern – entsprechend mit Kirchenlehrern gezeigt werden muss, dass dieser Vorwurf sich nicht halten lässt.„Weil uns aber das Ansehen der Kirche auf gehässige Weise vorgehalten wird, so ist es der Mühe wert, hier kurz vorauszuschicken, auf wie ungerechte Weise die Wahrheit Christi durch diese teils falsche, teils nichtige Anfeindung unterdrückt wird. Dennoch will ich lieber diese und alle Anfeindungen mit den Worten Augustins als mit meinen eigenen Worten widerlegen. Denn auch diesen heiligen Mann beunruhigten einst die Pelagianer mit demselben Vorwurf, dass er im Widerspruch zu anderen Schriftstellern der Kirche stehe.“(S. 13 /14)
Calvin sieht keinen Widerspruch zu Augustin.
Ferner ist Augustin so ganz auf unserer Seite, dass es mir, wenn ich ein Bekenntnis zu schreiben hätte, vollauf genügte, aus seinen Schriften Zusammengefasstes zu bringen. (S. 15)
Zurück zu Augustin im Buch von Johannes Calvin.
Zuerst nämlich entschuldigt er [Augustin], dass man vor der Entstehung der Ketzerei des Pelagius nicht so fein und genau die Sache der Vorherbestimmung gelehrt hätte. „Was nützt es daher“, sagt er, „dass wir die Werke derer durchsuchen, die es, bevor diese Ketzerei entstand, nicht nötig hatten, sich mit dieser schwierig zu lösenden Frage zu beschäftigen? Sie hätten es sicher getan, wenn sie gezwungen gewesen wären, solchen Leuten zu antworten“.
…
in dem Buch mit dem Titel „Die Gabe des Beharrens“ sagt er: „Dies ist die sichere und offenbare Vorherbestimmung der Heiligen, zu deren sorgfältiger und mühsamer Verteidigung mich nachher die Notwendigkeit trieb, als ich gegen eine neue Sekte disputierte. Denn wir haben gelernt, dass alle einzelnen Häresien in der Kirche besondere Fragen aufwarfen, gegen welche die heilige Schrift sorgfältiger verteidigt wurde, als wenn keine solche Notwendigkeit dazu gezwungen hätte. Was hat aber dazu genötigt, die Stellen der Schrift, in denen die Vorherbestimmung gelehrt wird, weitläufiger und genauer durch diese unsere Arbeit zu verteidigen, wenn nicht dass die Pelagianer sagen, die Gnade Gottes werde nach unseren Verdiensten erteilt, was nichts anderes ist, als die Leugnung der Gnade?“(S. 14)
„Nachher behauptet er [Augustin] jedoch zugleich, dass man aus einigen Zeugnissen der Alten schließen könne, dass sie nicht anderer Meinung gewesen sind, als er jetzt lehre. Um anderes zu übergehen, so ist mehr als deutlich, was er von Ambrosius anführt: „Christus beruft, wessen er sich erbarmt“. Gleichfalls: „Wenn Christus gewollt hätte, hätte er aus Ungehorsamen Gehorsame gemacht. Aber Gott beruft diejenigen, die er würdigt, und macht gottesfürchtig, wen er will.“ (S. 14)
Wenn du also die Abhandlung Calvins nimmst, die er extra ausführlich verfasste – würde ich keinesfalls auf die Idee kommen, Calvins Grundlage für doppelte Prädestination sei Augustin gewesen. Hier jagt eine Bibelstelle samt Auslegung die andere ….
Wenn du jetzt aber so vorgehst: Bei Augustin wird man auch Bibelstellen finden samt Auslegung … und das Ganze entspricht dann den Recherchen Calvins mit seiner Auslegungsmethode in der Bibel – dann ist es durchaus möglich zu sagen: Augustin hat … und so habe ich …
(Wenn wir zusätzliche Bücher mit Auslegung lesen und stimmen mit dem Autor überein, kommt es so ähnlich vor: X, Y hat gesagt … und dem schließe ich mich an. – Grundlage wäre aber eigentlich genau genommen immer die Bibel.)
Lutz