Joyce Meyer ist zweifellos ein faszinierende Persönlichkeit. Und das aus verschiedenen Gründen.
Zum einen ist Joyce Meyer eine Neo-Pfingstlerin und gehört theologisch der Bewegung des Prosperity Gospel an, dem Wohlstandsevangelium. Genauer gesagt: sie glaubt an die Aussagen dieser Theologie und richtet auch den inneren Aufbau des Ministries darauf aus.
Sie wird aber nicht über das Wohlstandsevangelium predigen, denn ihre Aufgabe ist es nicht, die Gemeinde zu belehren.
Ihre Aufgabe war es, als Leiterin der Frauengruppe Frauen innerhalb ihrer Gemeinde zu ermutigen und zum Dienst auszubilden. Diesen Dienst hat Joyce Meyer immer gehabt und hat ihn immer noch. Denn Joyce Meyer hat zwar eine Bibelschulausbildung wie andere pfingstliche (männliche) Pastoren auch, ist aber von keiner Kirche als Pastorin ordiniert oder berufen. Sie selbst bezeichnet sich auch nicht als Pastorin oder Evangelistin, sondern als Dienerin für christliche Frauen.
So ist zu erklären, dass eine Frau innerhalb von konservativen Kreisen an ein Rednerpult tritt und dennoch keine Pastorin oder Evangelistin ist.
Ihr Ehemann Dave hatte ein Ministry, dass besonders patriotische Werte und die Verbundenheit der USA mit dem Christentum betonte. Dieses Ministry kümmerte allerdings vor sich hin und scheint mittlerweile nicht mehr zu bestehen. Noch im Jahr 2003 konnte man sich bei Joyce Meyer Ministries problemlos auf die Website von Dave Meyer Ministries kommen. Allerdings ist Dave Meyer mittlerweile Vice President, also zweiter Vorsitzender des Ministries und auffällig oft auch im Publikum bei Veranstaltungen in der ersten Reihe (hat er früher nie gemacht).
Alles nachzulesen (auf Englisch) unter
http://www.joycemeyer.org/
Erstaunlich auch, dass Joyce Meyer in konservativen Kreisen so erfolgreich wurde, obwohl sie von Anfang ihrer Karriere an immer wieder ihren Werdegang berichtete: sexuelle Misshandlungen im Elternhaus sowie in ihrer ersten Ehe. In zweiter Ehe mit Dave verheiratet und mit vier Kindern gesegnet.
Und Joyce Meyer kümmert sich als pfingstliche Frau vornehmlich um pfingstliche Frauen. Mittlerweile mögen auch viele Männer Joyce Meyer anhören, aber die eigentlichen Adressaten sind Frauen, wie ein Blick in das Publikum beweist und wie auch die Auswahl ihrer Themen zu vermuten läßt.
Was berichtet Joyce Meyer? Genau die Ermahnungen, die unsere Mütter uns als pupertierende Jugendliche gesagt haben. Damals haben wir zu den Ermahnungen die Augen verdreht, heute bezahlen wir Joyce Meyer um das ganze nochmal zu hören. Und da dreht es sich um ganz banale Sachen:
Iss nicht so viel, sonst wirst Du fett.
Fange eine Arbeit gut gelaunt an, dann hast Du auch Spaß dabei.
Unterstütze Deinen Mann nach ganzen Kräften, aber nimm Dir auch Zeit für Dich.
Mach sauber, dann hast Du es ordentlich.
usw.
Das an sich wäre nichts besonderes, wenn Joyce Meyer nicht auch mit Tabus brechen würde. In der pfingstlichen Szene sind Kritik grundsätzlich nicht erwünscht, aber sie berichtet z.B. freimütig darüber, dass es falsch war zu glauben im Jahr 2000 gehe die Welt automatisch unter. Oft sind solche Hinweisen für zweifelnde und enttäuschte Christen tröstlich und nützlich; ihre Erlebnisse aus ihrem eigenen Familienleben oft amüsant.
Sie benennt Dinge beim Namen und setzt sie oft in eine richtige Position. Sie ist eine Hausfrau und bleibt eine Hausfrau und als solche sieht sie sich im Haushalt Gottes. Sie meckert eben (und vielleicht auch mit Recht), wenn nach dem Feudeln die Männer mit dreckigen Schuhen durch das Haus laufen. Angesprochen ist also nicht die Gemeinde, sondern die Frauen.
Aber auch das ist wichtig: die Steuerbehörden der USA haben Joyce Meyer Ministries zusammen mit 5 anderen Ministries auf eine Watchlist gesetzt (übrigens ganz offiziell), d.h. unter ganz besonderer Beobachtung. Grund ist die Höhe der Spendeneinnahmen von mehr als 20 Millionen Dollar jährlich. Unter dem obigen Link kann der Finanzbericht von 2007 aufgerufen werden, siehe dort unter "About us" den Punkt "Annual Report". Der Geschäftsbericht kann herunter geladen werden, die wirklich interessanten Zahlen beginnen ab Seite 84.
Das Vermerken auf der Watchlist ist jedoch keine Auszeichnung, sondern der erste offizielle Anfangsverdacht, dass hier etwas nicht richtig sein könnte. Wir können also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass auch in den nächsten Jahren mit einem Finanzsskandal im Hause Meyer zu rechnen ist. Das hatten wir bei anderen Predigern (den wir vertrauten) ja auch gehabt.