Andachten und Studien
zu Jesaja 4066
Teil 1: Jesaja 404
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Vorbemerkung: Diese abschnittsweise Betrachtung ist
ein Auszug (noch nicht druckfertig korrigiert) aus dem Buch
Trost
für Gottes Volk Ein Studien- und Andachtskommentar
zum Propheten Jesaja. Die Kapitel 4066 des Propheten
Jesaja künden die Erlösung an, die Gott seinem Volk
bereitet. Nach den vielen Gerichtsankündigen in den Kapitel
139 bieten diese letzten 27 Kapitel eine sehr erbauliche
und erweckliche Botschaft. Um sie vielen Christen zugänglich
und verständlich zu machen, veröffentlichen wir diesen
Kommentar in drei Teilen online, beginnend mit Kap. 4048.
Als Grundlage wurde der Text der Elberfelder Bibel, unrevidierte
Fassung, verwendet. Teil 2 befindet sich hier.
© Betanien Verlag, 2002
Gliederung von Jesaja 40 66
1.) Kap. 40-48: Die Person des Erlösers angekündigt
2.) Kap. 49-57: Das Werk des Erlösers ausgeführt
3.) Kap. 58-66: Die Erlösung vollendet
40,1-2 Trost für Gottes Volk
Dieser letzte Teil des Buches Jesaja ist eigentlich der dritte
Teil, da die ersten 39 Kapiteln zwei Teile umfassten: einen
prophetischen Teil (Kap. 1-35) und einen historischen bzw. typologischen
(36-39). Die ersten 39 Kapitel betonten ähnlich
wie die 39 Bücher des AT den Thron Gottes und sein
Gericht; die 27 Kapitel des zweiten Teils betonen wie
die 27 Bücher des NT Gottes Gnade und Heil durch
seinen Erretter, den Messias, das Lamm. Das berühmte 53.
Kapitel ist das mittlere Kapitel des mittleren Teils dieser
drei Jesaja-Abschnitte; wobei in der Mitte von Kap. 53 der Herr
Jesus als das Lamm Gottes vorgestellt wird. Der Thron Gottes
und inmitten des Thrones das Lamm das schaute auch der
Apostel Johannes in Offb 5,6, und das sind die Grundelemente
des Buches Jesaja, das die Regierungswege Gottes in seiner Gerechtigkeit
und seinem Heilsratschluss verkündet.
Liberale Theologen und Bibelkritiker schreiben diesen Teil
einem sogenannten Deutero-Jesaja zu, einem zweiten
Jesaja, der ein anderer Autor sein soll als der Prophet
Jesaja und diese Kapitel nach der babylonischen Gefangenschaft
verfasst habe. Aber das Neue Testament widerlegt diese Behauptung
eindeutig und schreibt Zitate aus diesen Kapiteln Jesaja zu
(siehe Mt 8,17; Lk 4,17.18). Daher können wir diese historisch-kritischen
Hypothesen getrost als Irrtum von uns weisen.
Kapitel 40 beginnt mit dem Aufruf an den Propheten, das Volk
Gottes zu trösten. Das ist Jesajas Auftrag für die
nächsten 27 Kapitel. Gott will durch seine Propheten sein
Volk trösten (vgl. 1Kor 14,3), aber dazu muss er ihnen
zunächst ihren elendigen Zustand deutlich vor Augen stellen
und dann sein Heilmittel zeigen. Zunächst hört sich
diese Botschaft nicht gerade trostreich an. Gott verwundet,
um zu heilen; er tötet, um lebendig zu machen. Erst wenn
wir mit unseren eigenen Mitteln ans Ende gekommen sind, werden
wir ihn in der Fülle seiner Macht kennen lernen, mit der
er Leben gibt, Leben erhält und in Drangsal tröstet.
Dann dürfen wir zu denen gehören, denen Gott selbst
einst ihre Tränen abwischen wird (Offb 21,4).
Der ganze Abschnitt 40-66 ist vorausblickend geschrieben
auf die Babylonische Gefangenschaft, die den Juden zur Zeit
Jesajas noch bevorstand (Jesaja wirkte ca. 739-686 v.Chr.; die
Gefangenschaft begann erst ca. 605 v.Chr.). Im Hinblick auf
das Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren verkündet Jesaja
im Voraus, dass die Mühsal des Volkes beendet
ist. Die Lektion für das Volk war, dass Sünde unweigerlich
zu schlimmen Konsequenzen führt und das Gesetz die zweifache
Erstattung verlangt (2Mo 22,3). Die frohe, tröstende Botschaft
ist hier, dass diese Schuld getilgt und Sühne geleistet
ist. Erst in Kapitel 53 wird deutlich werden, dass der Messias,
Gottes Knecht, diese Schuld selber am eigenen Leib sühnt.
Das ist für uns heute die frohe Botschaft vom Kreuz, wo
der menschgewordene Gott anstelle von Sündern den Lohn
der Sünde trug schmerzvolle Trennung von Gott und
den Zorn Gottes über die Sünde. Er ist der wahre Trost,
den Jesaja hier verkündet.
Damals war es nur ein kleiner Überrest von Juden, der
Jesaja glaubte und folgte und aus Babylon ins Gelobte Land heimkehrte.
In den folgenden Kapitel wird viel die Rede sein vom wiederhergestellten,
aufblühenden Gelobten Land, was sich erst im Tausendjährigen
Reich erfüllen wird. Dann wird ganz Israel errettet
(Röm 11,26) werden, der treue Überrest aus allen 12
Stämmen. Als Gläubige unseres Zeitalters dürfen
aber auch wir viele Lektionen daraus lernen, wie Gott uns, das
Israel Gottes (Gal 6,16), tröstet und beschreibt,
was der großartige Segen ist, den er uns verheißen
hat. Im Neuen Testament offenbart Gott sich in drei Personen
als Tröster: Gott, der Vater, ist der Gott alles
Trostes (2Kor 1,3). Den Heiligen Geist bezeichnet der
Herr Jesus viermal als den Tröster (Joh 14,16.26;
15,26; 16,7). Und ein Charakterzug unseres Herrn ist zu
trösten alle Trauernden (Jes 61,2). Er ist auch unser
Fürsprecher beim Vater (1Jo 2,1), wobei Fürsprecher
im Griechischen dasselbe Wort ist Tröster (parakletes).
Welch größeres Vorrecht könnten wir auf Erden
haben, als uns der bleibenden Gegenwart des dreifaltigen Gottes
allen Trostes zu erfreuen, wenn wir die Verwirrungen und Enttäuschungen
erleben, durch die unser Weg in die Ewigkeit führt!
40,3-8 Stimme eines Rufenden in der Wüste
Bevor Jesaja die Ankunft Jahwes selbst verheißt, kündigt
er seinen Vorläufer an, Johannes den Täufer. Dieser
war die Stimme eines Rufenden in der Wüste.
Matthäus bezeugt das seinen jüdischen Lesern gleich
zu Beginn seines Evangeliums, damit sie in Johannes die Erfüllung
dieser alttestamentlichen Prophezeiung sehen (Mt 3,3). Johannes
selbst zitierte diese Jesajastelle den Priestern und Leviten
aus Jerusalem, die ihn nach seiner Identität fragten
(Joh 1,23). Die Gottheit Jesu wird durch die Zitate dieses Verses
im NT klar gelehrt: Es war Jahwe selbst, den Johannes ankündigt,
der Messias war Gott höchstpersönlich.
Es ist stets der Dienst eines Propheten, zur Wegbereitung
für Gott aufzurufen. Elia war der erste der Reihe von israelitischen
Propheten, und Johannes der letzte von ihnen. Diese prophetische
Ermahnung richtet sich ganz persönlich an Einzelne, und
einige Israeliten zur Zeit des Johannes reagierten darauf mit
persönlicher Umkehr und Buße, was sie durch die Taufe
ausdrückten. Zu alttestamentlicher Zeit war es üblich,
wenn Könige oder Fürsten durchs Land reisten, zuvor
die Wege zu ebnen und aufzuräumen, um ihnen die Durchreise
zu erleichtern und sie willkommen zu heißen. Im geistlichen
Sinn bedeutet es, sich von den Dingen zu trennen, die Gott missfallen,
aber auch einfach, das Herz zu erniedrigen und sich demütig
Gott zu ergeben. Mit dem hebräischen Wort für hügelig
in Vers 4 (akob), wird in Jeremia 17,9 auch das menschliche
Herz beschrieben: arglistig heißt wörtlich
höckerig oder hügelig. Es
muss gepflügt und geebnet werden, damit es bereit ist,
Gott und sein Wort aufzunehmen. Es ist der Glaube, der Berge
versetzen kann, und es ist Gott, der das Höckerichte
zur Ebene macht (Kap. 42,16).
Wenn ein Sünder im Glauben auf diesen Befehlsruf reagiert
und umkehrt, wird sich ihm die Herrlichkeit Gottes offenbaren.
In Jesus kam die Herrlichkeit Gottes nach Palästina, aber
nur eine Minderheit hatte geöffnete Augen, um sich diese
Herrlichkeit von Gott offenbaren zu lassen. Die Jünger,
die alles aufgaben und ihm folgten, sahen seine Herrlichkeit
(Joh 1,14; 2Petr 1,16.17; 1Jo 1,1). Die anderen waren und blieben
blind (Mt 13,14). Aber jetzt, in der Gemeinde, sehen alle ohne
Ausnahme die Herrlichkeit des Herrn (2Kor 3,18), und so wird
es im Tausendjährigen Reich und in der Ewigkeit buchstäblich
sein.
Gottes Trostbotschaft beginnt stets damit, dass er uns unsere
Bedürftigkeit und unsere Abhängigkeit von seiner Allmacht
zeigt. Als Jesaja fragte: Was soll ich rufen? (V.
6), antwortete Gott: Alles Fleisch ist Gras, und alle
seine Anmut wie die Blume des Feldes. Das ist stets die
göttliche Reihenfolge. Erst wenn wir unsere völlige
Nichtsnützigkeit, Schwachheit, Vergänglichkeit und
Hilflosigkeit erkennen und einsehen, dass wir zu nichts
anderem wert sind, als wie Stroh ins Feuer geworfen zu werden
(vgl. Jak 1,10.11) können wir uns den Trost zunutze machen,
den der Herr uns geben will. Gras und Blumen, mit denen der
natürliche Mensch hier verglichen wird, sind eine Zeitlang
schön anzusehen, aber sowohl kurzlebig als auch empfindlich
und abhängig von der regulierten Schöpfung, mit der
Gott ihnen wohldosiert Wasser und Wärme gibt. Hier werden
diese zarten Gewächse jedoch zerstört durch einen
versengenden Windhauch den Hauch des Mundes Gottes. Dem
souveränen Wirken des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes
kann der Mensch nicht widerstehen. Er kann dem Heiligen
Geist widerstreben (Apg 7,51), aber das bedeutet umso
mehr Gericht für ihn. Die einzige Hoffnung ist das ewige
Wort Gottes. Petrus zitiert und erklärt diese Schriftstelle
in 1. Petrus 1,23-25: Der vergängliche Mensch muss wiedergeboren
werden, und das Mittel dazu ist das biblische Evangelium.
40,9-11 Die Ankunft Gottes bei seinem Volk
Wer durch das Evangelium gläubig geworden ist und im
Herrn Jesus Gott erkannt hat, ist dann berufen, anderen vom
Herrn Zeugnis zu geben. Die Verkündigung des Evangeliums
sollte von Jerusalem ausgehen (Apg 1,8), und dieser Ort war
auch im AT der Ausgangspunkt für die Offenbarung der Herrlichkeit
Gottes. Da Ablehnung der Botschaft zu erwarten ist, muss eine
Furcht vor diesem Zeugnisgeben überwunden werden (2Tim
1,7). Aber welch großartige Botschaft ist es: Gott ist
gekommen! Siehe, da ist er! In der Person Jesu Christi ist die
Gnade Gottes erschienen, heilbringend allen Menschen! Die frohe
Botschaft von Jesus Christus besagt zuerst, dass er euer
Gott ist. Wer nicht an Jesus als Gott glaubt und
das sind viele von denen, die sich als Christen bezeichnen
hat die frohe Botschaft des Evangeliums noch gar nicht ergriffen.
Alle vier Evangelien weisen mehrfach ausdrücklich darauf
hin, dass sich im Herrn Jesus die Prophezeiungen Jesajas erfüllt
haben.
Der Herr Jesus wird hier als Gott sowohl in Kraft und souveräner
Herrschaft als auch in der liebevollen Güte und Milde eines
Hirten beschrieben. Er ist der starke Gott (Kap.
9,5), der jeden Feind besiegen und Frieden bringen wird. Bei
seinem ersten Kommen erweckte er den Anschein von Schwachheit,
zeigte seine Kraft aber in seinen Wundern über die Natur
und über alle Mächte sowie in seiner Autorität,
Sünden zu vergeben. Sein Arm ist Ausdruck seiner Macht,
und diese Macht ist so groß, dass er Dämonen sogar
mit dem Finger Gottes (Lk 11,20) austrieb. Er verhieß
vielfältigen Lohn für die, die um seinetwillen alles
aufgeben, einschließlich ihres eigenen Lebens. Er offenbarte
sich als der gute Hirte, der dem verlorenen Schaf nachgeht,
die Lämmer auf dem Herzen trägt und fürsorglich
alle Bedürfnisse der Herde stillt.
40,12-20 Der unvergleichliche Gott
Wer ist dieser Gott, der sein Volk heimsuchen wird? Gott erkennen
ist leben, und Gotteserkenntnis ist eine Grundvoraussetzung,
um an ihn glauben zu können. Gotteserkenntnis führt
entweder zur Anbetung oder bei nicht entsprechender Reaktion
zu Schuld und Verdammnis. Deshalb offenbart sich Gott hier zu
Beginn seiner Heilsbotschaft in seinen alles überragenden
Eigenschaften als allmächtiger und allwissender Schöpfer.
Zunächst stellt er seine unermessliche Fülle an Reichtum
vor: Große Werke zeugen von einem großen Urheber,
und die Schöpfung ist in ihren Ausmaßen wirklich
unermesslich, insbesondere im Vergleich zu allen menschlichen
Errungenschaften. Nachdem es in V. 12 um die Maße der
Schöpfung ging, wird in V. 13-14 die unerreichbare Weisheit
Gottes herausgestellt. Seine Gedanken sind unendlich höher
als unsere (Kap. 55,9). Präsidenten und Könige brauchen
ihre Berater, aber wer hätte Gott bei seinem Ratschluss
belehren können? Aber als dieser allweise Gott auf der
Erde war, hat er weder politische Schachzüge vorgestellt,
noch technisch machbare Erfindungen vorweg genommen, sondern
das wirklich Wichtige und Unfassbare ausgeführt: sein Volk
von seinen Sünden zu erretten.
Einzelne Menschen mögen eingestehen, wie klein und unbedeutend
sie sind, und um Stärke und Sicherheit zu erlangen, haben
die Menschen Nationen gebildet, starke Körperschaften,
die in der Bibel oft mit monströsen Tieren verglichen werden.
Babel war der Beginn dieser nationalen Vereinigungen, und noch
heute gehören Nationalstolz und Nationalismus zu den größten
Motivationsfaktoren im Weltgeschehen. Aber wie unvergleichlich
viel mehr ist es, zu Gott und seinem Volk zu gehören, als
z.B. ein Amerikaner oder Deutscher zu sein! Der Libanon war
besonders reich an Holz und Wild, aber all das würde bei
weitem nicht hinreichen, um Gott gebührend zu verehren.
Kein anderes Holz als das des Kreuzes und kein anderes Opfer
als der Leib des Herrn Jesus leisten der Anbetung dieses Gottes
Genüge.
Wenn Gott so groß und unvergleichlich ist, welch Gräuel
ist es dann, ein Abbild anzufertigen, das ihn darstellen soll?
Solche Gebilde können nur die Götzen unserer eigenen
Einbildung sein. Und selbst ein Kruzifix könnte
es jemals auch nur annährend die Leiden dessen darstellen,
auf den unsere Sünden gelegt wurden? Ist nicht jede menschliche
Darstellung des Kreuzes eine Verharmlosung? Eine Finsternis
kam über das Land, als er am Kreuz hing und da sollten
wir meinen, ein Künstler könne sich ersinnen, was
da vorgegangen sei? Auch nicht die besten Materialen
Gold, Silber, feines Holz und nicht die geschicktesten
Kunsthandwerker können den darstellen, der so unvorstellbar
ist, dass er gebot: Du sollst dir kein Abbild machen ...!
40,21-31 Gottes Kraft für die Schwachen
Kernpunkt dieses Abschnitts ist die unberechtigte Klage Israels:
Mein Weg ist verborgen vor Jahwe und mein Recht entgeht
meinem Gott (V. 27). Ebenso fragen heute viele angesichts
von Leiden und Notlagen: Warum lässt Gott das zu?
Mangelt es ihm an Macht? Interessiert er sich nicht für
uns? Dem Volk, das auf Götzen vertraute und ein falsches
Gottesbild hatte, erteilte Gott Lektionen über sich selbst,
obgleich das Volk von Anfang an die Möglichkeit
gehabt hätte, durch die Schöpfung und durch Gottes
Offenbarung von Adam an (die 5 Bücher Mose) ihn zu erkennen.
Gott ist hoch erhaben über seine Schöpfung, hoch erhaben
auch über die höchsten der Geschöpfe, die irdischen
Regenten, die vor ihm völlig unbedeutend sind. Seine Macht
ist so groß, dass er sogar über die Sterne und das
Weltall herrscht, über dessen gigantische Ausmaße
wir heute mehr Faktenwissen haben als damals, dessen Weite für
uns dennoch unermesslich bleibt. Gott kennt alle die Milliarden
Sterne in den Milliarden Galaxien mit Namen und bestimmte ihren
Lauf. Sollte er da nicht die Macht haben, auch die Lebensbahn
von uns Menschen zu lenken? Wenn ich anschaue ... die
Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner
gedenkst? (Ps 8,3-4). Die Macht dazu hat er, aber ist
er auch willens dazu, in der Menschen Geschicke einzugreifen
und sich ihnen als Helfer und Retter zu zeigen, wo sie sich
doch von ihm abgewendet haben? Er ist ewig, nichts
ist ihm zu groß, als dass er es nicht tun könnte,
und nichts ist ihm zu klein, dass es unbedeutend für ihn
wäre. Er versorgt sogar die Sperlinge und die Lilien. Es
macht ihn nicht müde, für all die Myriaden Kleinigkeiten
in diesem Weltall zu sorgen, noch fehlt es ihm an Einsicht dazu.
Fürsten gibt er dem Nichts anheim, aber sein
besonderes Augenmerk gilt denen, die müde und kraftlos
sind. Die Einladung des Herrn Jesus gilt allen Mühseligen
und Beladenen (Mt 11,28), die um ihre Not, ihr Verlorensein,
ihre belastende Schuld und Sünde wissen und die als Folge
der Sünde krank und untüchtig sind. An ihnen verherrlicht
sich der Schöpfer und König des Weltalls, ihnen gibt
er Kraft. Auch Sünder, die Böses tun, beziehen ihre
Kraft letztlich von ihm, aber hier geht es vielmehr um die geistliche
Bedeutung: Der natürliche Mensch ist kraftlos
(Röm 5,6; 8,3) und kann den Willen Gottes nicht tun. Der
Wiedergeborene, der in einer lebendigen Beziehung zu diesem
gewaltigen Gott steht, bekommt jedoch Kraft durch Gottes Wort
und Gottes Geist von Gott selbst. Die Israeliten fühlten
sich ermüdet aufgrund der Wege Gottes mit ihnen, die Gericht
und Züchtigung bedeuteten, aber in dem Herrn Jesus sollte
ihnen die Gnade Gottes erscheinen, heil- und kraftbringend allen
Menschen. Auf ihn konnte das Volk damals schon harren
d.h. hoffen und warten und nicht an sich selbst oder
an langen Wartezeiten verzagen , und so Kraft
gewinnen zu einem Leben in geistlichen Höhen, so wie sich
Adler gen Himmel winden.
41,1-7 Gottes Souveränität über die Nationen
Obgleich Jesaja in diesem Teil seiner Prophezeiungen für
das Volk Israel schreibt und zwar im Voraus als Trost
für ihre künftige Situation in Babylon und danach
, wendet er sich hier mit seiner Botschaft an die Nationen.
Die Inseln repräsentieren in diesem Buch stets
die Nationen des Völkermeers. Auch sie brauchen neue Kraft,
wie das geplagte Israel im vorigen Abschnitt, jedoch um dem
Herrn im Gericht gegenübertreten zu können. Das angekündigte
Gericht über die Nationen bedeutete hier das Kommen eines
Eroberers, nämlich des Perserkönigs Kyrus, der das
babylonische Reich, den Inbegriff der Nationen, im Jahr 539
v.Chr. mit großer Überlegenheit an sich reißen
sollte, was in Vers 2-3 beschrieben ist. Namentlich wird Kyrus
in diesem Buch erst in 44,28 erwähnt.
Aber wer steht hinter den Kulissen und hält als Herrscher
wirklich die Fäden in der Hand? Wer hat die Feldzüge
des Kyrus gewirkt und getan? Es ist Jahwe, der am
Anfang allen Handelns und Geschehens steht, der die Geschlechter
der Erde ins Dasein gerufen und ihre Bahn bereitet hat
und auch schon ihren Ausgang und ihr Ende bestimmt hat. Er wird
sich seinen Ratschluss nicht anders überlegen und auch
bei den Letzten noch derselbe sein. Ist das nicht ein Grund,
ihn über alles zu fürchten? Und ist das nicht ein
Grund, in ihm die einzige Hilfe und Rettung zu sehen?
Aber nein, die Heiden nehmen Zuflucht zu den Götzen
ihrer Hände und ermutigen sich darin, sich durch ihre eigenen
Schliche selber Rettung zu verschaffen. So war es damals, als
die Nationen vor Kyrus erzitterten und händeringend Hilfe
suchten, aber sehen wir dasselbe nicht überall bei Notlagen
in der Welt? Programme werden aufgestellt, Philosophen und Psychologen
beauftragt, von wissenschaftlichen Errungenschaften Abhilfe
erhofft. Man ist optimistisch und berechnet, wie sicher der
Erfolg sein wird, damit es nicht wackelt. Dieser
falsche Optimismus ist dem natürlichen Menschen angeboren,
der sich aufgrund seiner gefallenen Natur weigert, zu seinem
Schöpfer umzukehren. Wie nahe ist dieser Schöpfer
dabei uns gekommen, um uns zu retten: Der Erste und der Letzte
ist kein anderer als der Herr Jesus Christus (Offb 1,17; 22,13);
wie könnte man daher bezweifeln, dass er der Jahwe des
Alten Testaments ist?
41,8-20 Worte des Trostes für das wahre Israel
Nachdem das Schwert eines Eroberers und die vergebliche Hilfesuche
bei den Götzen beschrieben wurde, erfolgt nun das du
aber, das wir aus den Timotheusbriefen kennen und das
stets einen Gegensatz zwischen den Verdorbenen und den treuen
Knechten Gottes herausstellt. Es sind Worte des Trostes an Israel,
allerdings das geistliche Israel Gottes, d.h. die waren Gläubigen,
denn nicht alle aus Israel sind Israel (Röm
9,6). Das stolze Israel verachtete das Ausland,
aber diese wahren Gläubigen sind aus fernsten Gegenden
gerufen. Das kann sich beziehen auf die Berufung Abrahams
aus Ur in Chaldäa, auf die Rückkehr der gläubigen
Israeliten aus Babylon, auf die Berufung der Erwählten
aus den Nationen in der jetzigen Haushaltung oder auch auf die
Rückführung der Juden ins Land in der Endzeit. Der
Trost in diesen Versen besteht aus 1.) der Zusicherung der Erwählung
und der Retterhilfe Gottes, 2.) der Herausstellung der herrlichen
Person Gottes und 3.) aus Prophezeiungen, in welcher Weise Gott
den Seinen helfen wird. Haben sich diese Prophezeiungen bereits
erfüllt? Zum Teil an dem treuen Überrest, der aus
Babylon zurückkehrte und dann im als kleines Häuflein
Land lebte, umgeben von Feinden, aber nicht immer sind alle
Feinde Israels beschämt und zuschanden geworden,
und ganz gewiss nicht die Römer, die dieses Volk am massivsten
unterwarfen, nachdem es seinen Messias verworfen hatte. Die
Verheißungen ich stärke dich, ich bin mit dir
und fürchte dich nicht, ich helfe dir gelten
seitdem dem treuen Überrest der Jünger (s.a. Mt 28,20):
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat
eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben (Lk
12,32). Aber auch mit dem irdischen Israel hat Gott noch seinen
Plan, und der gläubige Überrest wird sich an diesen
Verheißungen in der großen Drangsalszeit, unter
dem Antichristen, trösten und stärken. Aber gelten
diese Verheißungen nicht auch jedem Gläubigen, der
sich zu der kleinen Herde rechnet und der die tägliche
Hilfe des Herrn im Kampf gegen die geistlichen Mächte der
Finsternis braucht? Er, der am Kreuz für uns den Sieg errungen
hat, ist es auch, der uns jetzt beisteht, der alle Macht hat
und uns Sieg gibt: sei es im Kampf gegen persönliche Sünde
oder im Kampf in Gemeindebau und Evangelisation.
Die Notlage besteht jedoch nicht nur darin, dass Feinde drohen
und angreifen, sondern auch im Mangel an dem Lebensnotwendigsten:
an Wasser. Und auch hier ist der Herr der große Retter;
er verheißt, welche großartigen Wunderwerke er tun
wird: Quellen auf Bergen, Wasserteiche in der Wüste, reiche
Pflanzungen in der Steppe. All das tut er zu seiner Verherrlichung.
Wir dürfen der Einladung des Herrn Jesus folgen: Wenn
jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! (Joh
7,37) und aus seiner Fülle die Segnungen des Heiligen Geistes
empfangen: Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist.
Ein solcher Mensch wird sein wie ein Baum, gepflanzt an
Wasserbächen (Ps 1,3).
41,21-29 Nur Gott kennt und lenkt die Zukunft
Nun werden wieder die Ungläubigen angesprochen, die sich
von ihren Götzen Hilfe versprechen. Da sie selbst die Schöpfer
ihrer Götter sind, halten sie sich selbst für die
eigentlichen Götter. Wer einen Gott macht, kann Gott nicht
unterlegen sein. Aber eine solche Haltung erfordert eine berechtigte
Grundlage und Beweise. Gott fordert sie zu solchen Beweisen
heraus: Können Sie sagen, was vor ihrer Zeit geschehen
ist? Heute behaupten viele Wissenschaftler zu wissen, was vor
Millionen Jahren geschehen sein soll, und beschreiben diese
prähistorische Zeit so detailliert, als wären
sie selber dabei gewesen. Aber nur Gott selbst war dabei, und
er hat uns einen zuverlässigen Bericht gegeben, wie die
Welt erschaffen wurde. Auch versuchen sich viele an Zukunftsprognosen,
nicht nur Scharlatane wie z.B. Astrologen, sondern auch gebildete
Leute, die Berechnungen und Analysen anstellen. Wie viel mehr
wäre für sie gewonnen, wenn sie der vorlaufenden Geschichtsschreibung
Gottes vertrauen würden! Sei es abergläubische Religiosität
oder belehrte Wissenschaft, von der Welt werden sie mit Vertrauen
geehrt, aber vor Gott sind sie nichts und ein
Gräuel ist, wer sie erwählt.
Gott, der nicht nötig hat zu beweisen, dass er Gott
ist, kennt die Zukunft nicht nur, sondern er hat sich auch bestimmt.
In Vers 25f. sagt er wiederum das Auftreten des Perserkönigs
Kyrus voraus, das sich über 150 Jahre später erfüllen
sollte (vgl. 41,2f). Kyrus fiel von Norden in Babylon ein, kam
aber eigentlich aus dem östlich von Babylon liegenden Persien.
Daher treffen beide Angaben, von Norden und von
Sonnenaufgang her zu. Aber Gott wusste nicht nur im voraus,
dass dieser Kyrus kommen wird, sondern es war sein Plan, er
hat ihn erweckt. Wie nichtig ist das Geschöpf
dagegen, und wie hochmütig und wichtigtuerisch spielt es
sich auf! Anstatt sich dem Schöpfer zu unterwerfen, meint
der Mensch, selber der höchste Ratgeber zu sein, aber Gott
sagt: Da ist kein Ratgeber, dass ich sie fragen könnte
... sie alle sind Betrug.
42,1-4 Die Person und das Wesen des Messias
In den ersten beiden Kapiteln des neutestamentlichen
Teils von Jesaja (Kap. 40-66) ging es um die Ankündigung
des Herrn, wie sie in Johannes dem Täufer erfüllt
wurde. Nun wird der Herr Jesus selber vorgestellt. Nachdem im
vorigen Abschnitt die Verdorbenheit der Menschen herausgestellt
wurde, leuchtet seine Person hier hell hervor: An ihm, und nur
an ihm, hat Gott Wohlgefallen, denn er ist sein Knecht, gehorsam
bis zum Tod (Phil 2,8). Er ist der Auserwählte, der nach
Gottes Plan und Ratschluss das Erlösungswerk ausführen
soll, wozu er von Urzeiten her bestimmt ist (Apg 2,23; 1Petr
1,20). Er ist auch deshalb Gottes Auserwählter, weil Gott
nur ihn wählen würde, auch wenn er aus noch so einer
großen Menge wählen könnte. Er ist sein geliebter
Sohn, die Wonne seines Herzens. In ihm sind die
Seinen auserwählt (Eph 1,4). In diesem kurzen Abschnitt
sind so viele Dinge über ihn gesagt, dass sie bei ausführlicher
Betrachtung Bände füllen würden: Auf ihm ruhte
die siebenfache Fülle des Heiligen Geistes (siehe 11,2);
sodass hier alle drei Personen der Gottheit inbegriffen sind;
er bringt Gerechtigkeit zu den Heidenvölkern durch das
Evangelium, d.h. sowohl praktische Gerechtigkeit, indem er sie
dazu befähigt, als auch stellungsmäßige Gerechtigkeit,
indem seine eigenen den Gläubigen angerechnet werden sollte
welch großartiges Erlösungswerk und welche
Frucht seiner Mühsal (Jes 53,11)! Er war sanftmütig,
von Herzen demütig und suchte nicht die öffentliche
Popularität. Er verwarf weder solche Menschen, die geknickte
Rohre waren, d.h. bußfertige, zerbrochene Sünder,
noch richtete er Gläubige, die geistlich versagt hatten
und deren Glaube nur noch auf Sparflamme brannte.
Die Gerechtigkeit Gottes richtet er nicht durch Kompromisse
auf, sondern in Treue bzw. Wahrheit, durch das Evangelium. Dazu
war es nötig, dass er litt und am Kreuz starb, aber obwohl
er vorher heftig rang, schreckte er nicht davor zurück
und hielt aus, bis das Werk vollbracht war. Diese Abfolge seiner
Beschreibung zeichnet seinen Weg hier auf der Erde nach (in
der Mitte seines Dienstes in Matthäus 12,18-21 werden diese
Verse zitiert und als erfüllt erklärt): mit der Taufe,
als der Heilige Geist sichtbar auf ihn herabkam, begann sein
Dienst, den er auch zu den Nationen, z.B. nach Tyrus und Sidon,
ausweitete. Er diente mit Sanftmut, Demut und heilbringender
Barmherzigkeit und heilte viele körperlich und seelisch
Schwache und richtete sie auf. Doch damit nicht genug, gipfelte
sein Dienst im schweren Werk am Kreuz. Vollendet wurde es in
der Auferstehung, Himmelfahrt und Aussendung des Heiligen Geistes.
Seitdem ist das Recht (die Gerechtigkeit Gottes)
in unsichtbarer Weise auf Erden aufgerichtet, in sichtbarer
Weise wird das im Tausendjährigen Reich der Fall sein.
Was bleibt uns noch zu tun übrig, nachdem er alles so wunderbar
gemacht hat? Wir sind die Inseln aus dem Völkermeer,
die auf seine Weisung warten. Tun wir das, indem
wir täglich sein Angesicht suchen und von Herzen dem gehorchen,
was er uns durch sein Wort offenbart?
42,5-9 Der Auftrag und das Werk des Messias
Nun spricht Gott selbst zu seinem Knecht, dem Messias. Das
wird klar aus Vers 7, wo die Berufung des Messias beschrieben
wird. Gott verweist darauf, dass er nicht nur der Schöpfer
des Himmels und der Erde ist, sondern auch der Lebensspender,
von dem jedes Geschöpf mit jedem Atemzug abhängig
ist. Aber wahres Leben ist das Leben im Heiligen Geist in enger
Beziehung zu Gott, welches durch den Sündenfall verloren
ging und zu dessen Erneuerung der Messias kommen muss. Er selbst
steht in dieser engen Beziehung zu Gott und kann diese Beziehung
für die Verlorenen wiederherstellen: Er ist in Gerechtigkeit
berufen, von Gott ergriffen, geführt und behütet.
Aber als Mittler zu Gott muss er auch in einer besonderen Beziehung
zum Volk stehen: Er ist ihr Bund ja, die
biblischen Bündnisse sind keine Papierverträge, sondern
stellen den Herrn Jesus selbst dar , und er ist für
sie das Licht der Welt, die ansonsten völlig
finster wäre. Aber bevor verirrte Sünder das Licht
sehen können, müssen ihre geistlichen Augen geöffnet
werden. Das Heilen von Blinden war ein Wunder, das ausschließlich
dem Messias vorbehalten war, und als solcher gibt sich der Herr
für Johannes den Täufer zu erkennen, als dieser nach
seiner Identität fragte (Mt 11,5).
Gefangene zu befreien gehörte im buchstäblichen
Sinn nicht zum Dienst des Herrn auf der Erde, ist aber in Jesaja
mehrfach erwähnt (49,9; 61,1). Um seinetwillen aus dem
Gefängnis befreit wurde nur Barabbas, an dessen Stelle
der Herr hingerichtet wurde. Später wurden einige Apostel
durch den Engel des Herrn aus Kerkerhaft befreit. Doch der Herr
selbst heilte alle, die vom Teufel überwältigt
waren (Apg 10,38), was sich auf die Heilung Besessener
bezieht. Jeder natürliche Mensch ist der Sünde und
dem Teufel versklavt und ist in dieser Lage hoffnungslos gefangen.
Welch enorme Befreiung ist es, aus der Macht Satans und der
Finsternis errettet und ins Reich des Sohnes seiner Liebe
versetzt zu werden (Kol 1,13)! Außerdem bedeutet
diese Voraussage, dass der Herr die Gläubigen aus dem Totenreich
befreien und in den Himmel führen sollte, wie in Epheser
4,8 angedeutet. Wahrscheinlich wurden nach seinem Erlösungstod
die Seelen von der Seite des Hades, wo sich Abraham befand (Lk
16,23.26), in den Himmel geführt. Das Bild der Gefangenbefreiung
ist eines der treffendsten für die Errettung: Der Sünder
ist ein Gefangener Satans und wartet auf sein Todesurteil, seine
einzige Hoffnung ist ein starker Retter und Befreier. Nur ein
Sünder, der sich in dieser Situation erkennt, kann wirklich
wertschätzen, was Errettung bedeutet.
Der Rettergott ist Jahwe, Bundesgott der ganzen Offenbarungs-
und Heilsgeschichte. Sowohl die Schöpfung als auch die
Erlösung verherrlichen ihn unermesslich, und kein Konkurrent
kann Anteil an dieser Ehre haben. Menschen können ihn nur
durch Glauben verherrlichen, und als Zeugnis für diesen
Glauben haben sie das prophetische Wort: Er hat alles genau
vorausgesagt, und in Christus hat sich alles genau erfüllt.
In ihm sei Gott die Herrlichkeit!
42,10-17 Jubel über den Rettergott
Nach dieser Offenbarung Jahwes und seines Messias können
die Erlösten nur noch in Jubel ausbrechen. Es ist ein neues
Lied, das angestimmt werden soll, und darin werden neu erkannte
Wesenszüge und Werke Gottes besungen. In der Fülle
seiner Gnade, seines Charakters und seiner Werke gibt es immer
Neues zu entdecken, aber wenn die Erlösung vollzogen ist,
gehen einem die Augen auf für wirklich Neues, was man zuvor
nicht zu erträumen wagte.
Das Ziel Gottes ist, dass seine ganze Schöpfung ihn
verherrlicht, und die neue, erlöste Schöpfung wird
dies unumschränkt tun: das Land (repräsentativ für
Israel), das Meer samt Inseln und Bewohner (das Völkermeer).
Sie preisen das größte seiner Werke: dass er die
Welt so liebte, dass er seinen Sohn gab. Aber dies ist keine
Verheißung oder Prophezeiung, sondern ein Befehl. Es ist
das größte Gebot: Du sollst den Herrn, deinen
Gott, lieben ... mit deiner ganzen Kraft. Wir dürfen
uns dieses Lob nicht für die Ewigkeit aufsparen. In jedem
Moment, wo wir ihm Lob vorenthalten, machen wir uns ihm gegenüber
schuldig.
Der Messias kommt wie ein Held auf die Erde, und er ist Jahwe,
der Herr, selbst. Der natürliche Mensch stellt sich einen
Helden anders vor, aber der Herr Jesus hat hier als ein Kriegsmann
gelebt und gekämpft und den Eifer seiner Jünger geweckt.
Wenn wir heute seine Jünger sind, erweckt er uns zu demselben
Eifer, und wir dürfen uns davon nicht durch die Dinge des
Alltags abhalten lassen. Der gute Kampf, der Kampf
gegen die Mächte der Finsternis, verlangt Eifer und Hingabe,
und wir können ihn voller Freude und Motivation aufnehmen,
denn der Herr Jesus beweist sich als Held gegen seine
Feinde. Auf welcher Seite wollen wir da stehen? Diese
prophetischen Aussagen beziehen sich sowohl auf sein erstes
Kommen in äußerer Schwachheit, seinem Sieg auf Golgatha,
als auch auf seine Wiederkunft in allumfassender Macht zur Aufrichtung
seines Reiches.
Gott greift erst nach langer Wartezeit ins Weltgeschehen
ein. Etwa 4000 Jahre vergingen von der ersten Verheißung
des Messias bis zu seinem Kommen, weiterhin mehr als 2000 bis
zu seiner Wiederkunft. Für die Sünder bedeutet das
Zeit zur Umkehr, aber Gott muss sehnlichst darauf warten, seine
Pläne zu verwirklichen. Wenn er handelt, führt das
zu radikalen Umwälzungen. So wird es zu Beginn des Tausendjährigen
Reiches sein, aber so muss es auch sein, wenn jemand eine
neue Schöpfung in Christus Jesus wird, wenn er die
Wiedergeburt erfährt und Christus Gestalt in ihm nimmt.
Gott selbst spricht hier und betont die Souveränität
in seinem Handeln; fünf Mal sagt er in V. 14-16 ich
will, und so wird es geschehen. Wenn Blinde den Weg finden,
dann deshalb, weil er sie leitet, ihnen Licht gibt und den Weg
ebnet. Das dürfen alle erleben, die ihre Götzen verwerfen
und auf ihn vertrauen. Wer jedoch an seinen persönlichen
Götzen festhält, wird zwar auch das Eingreifen Gottes
in sein Leben erfahren, aber das wird dann schreckliches Gericht
bedeuten.
42,18-25 Das Versagen Iraels
In diesem Abschnitt wird wieder das Volk Israel als mein
Knecht angesprochen. Das Volk war taub und blind, hörte
nicht auf Gottes Wort und erkannte ihn nicht. Das war ihr natürlicher
Zustand, und die meisten von ihnen waren nicht wiedergeboren.
Gott musste sie ihres Zustands überführen, damit sie
überhaupt die Notwendigkeit erkennen, zu ihm umzukehren.
Besonders schlimm ist Israels Zustand deshalb, weil es eigentlich
von Gott als sein Knecht, sein Bote und sein Zeugnis in dieser
Welt berufen ist. Ebenso gibt es heute viele, die sich zur Christenheit
zurechnen, aber nur dem Namen nach und nicht wiedergeboren,
sondern blind und taub sind. Wenn sie christlich erzogen wurden,
haben auch sie viel gesehen und offene Ohren,
aber haben es nicht zu Herzen genommen. Gott aber hat es gefallen,
sich damals wie heute ein Volk zu bewahren, damit es sein Gesetz
bzw. sein Wort bewahrt und verbreitet. Gottes Gerechtigkeit
kommt durch sein Gesetz und sein Evangelium zum Ausdruck. Dieses
Wort Gottes der Welt zu bringen, ist eine wesentliche Bestimmung
des Volkes Gottes.
Dann muss Gott seinem Volk seinen erbärmlichen Zustand
vor Augen halten: nicht nur blind und taub, sondern auch von
Feinden bedrängt, ausgeplündert und in schrecklichen
Lebensumständen. All das sollte auf Israel tatsächlich
durch die Hand Gottes zukommen, als die Babylonier sie unterwarfen
und in Gefangenschaften führten. Das war aber nicht vornehmlich
das Werk der Babylonier, sondern Gott selbst hat es beschlossen
und bewirkt, um sein Volk zu züchtigen und es zur Umkehr
zu bewegen. Aber auch unter Zucht verhärteten sie sich:
Sie wollten nicht auf Gottes Wegen gehen. Ganz entsprechend
soll dem unerretteten, natürlichen Menschen sein schlimmer
Zustand immer mehr deutlich werden: taub, blind, bedrängt
und im eigenen Willen versklavt, er will nicht zum Herrn Jesus
kommen und ihm nachfolgen (Joh 5,40; Mt 23;37). Es sieht aus,
wie eine völlig verfahrene, ausweglose Situation: Der Unwille
zur Umkehr führt zu noch mehr Zucht und Zorn Gottes, und
das Ergebnis ist nur, dass keine Einsicht da ist und das Volk
im Herzen unbeweglich bleibt. Hoffnung in diese Hoffnungslosigkeit
wird erst im nächsten Kapitel kommen.
43,1-7 Gott bewahrt seine Erlösten
Der Gegensatz zwischen Kapitel 41 und 42,1-17 bestand im Kontrast
zwischen der Verdorbenheit der Sünder und der Herrlichkeit
des auserwählten Sohnes Gottes. Nun wird wieder ein Kontrast
eingeführt: zwischen der Verdorbenheit der Sünder
(42,18-25) und der absolut sicheren Errettung Gottes. Der sündige
Zustand des irdischen Volkes Gottes verlangt Gericht (42,25),
aber Gott hat die, die wirklich zum Volk Gottes gehören,
erlöst und er wird sie erretten. Sie sind sein Eigentum,
1.) weil er sie erschaffen hat, und 2.) weil er sie mit teurem
Lösegeld losgekauft hat, mit dem Blut Jesu. Wisst
ihr nicht, dass ihr nicht euch selbst gehört? (1Kor
6,19). Für den Gläubigen bedeutet das einerseits Selbstverleugnung,
aber andererseits den tiefen Frieden der Geborgenheit in Gottes
sicherer Hand. Gläubige aller Zeitalter haben aus diesem
Abschnitt Trost empfangen. Hier sind es die wenigen gläubigen
Juden, denen der Beistand Gottes zugesichert wird bei allem,
was an Drangsalen auf sie zukommen wird. Den Weg durchs Wasser
hatte Israel bei seinem Auszug aus Ägypten erlebt und wurde
von Gott durchs Rote Meer und durch den Jordan geleitet. Vor
Feuer bewahrt wurden später die Freunde Daniels im babylonischen
Feuerofen (Dan 3,19-27). Sicherlich kannten diese drei Gläubigen
die Schriften Jesajas denn Daniel hatte z.B. auch den
Propheten Jeremia studiert (Dan 9,2). Auch für uns gilt,
dass wir durch viele Drangsale ins Reich Gottes eingehen
müssen (Apg 14,22), und dabei dürfen wir die
Nähe des Herrn so erleben wie Paulus (2Tim 4,17). Das Fürchtet
euch nicht kann leicht zu einer frommen Floskel werden,
wenn es nicht mit Realität gefüllt ist. Wir dürfen
konkret wissen, wovor Gott uns schützen wird, und auch,
weshalb und wie Gott das tut. Der Grund dafür ist sein
Wesen: Denn ich bin Jahwe ..., und weil du
teuer bist (durch Jesu Blut) weil du wertvoll bist
(der Heilige Geist in dir), weil ich dich lieb habe
(weil der Vater Liebe ist). Eigene Eigenschaften oder Leistungen
werden nicht als Begründung für die liebe Gottes genannt;
es heißt nicht weil du treu bist etc. Gottes
Schutz ist unabhängig von uns, Gottes Lohn jedoch nicht
(Lk 19,17).
Erlösung bedeutet wörtl. Loskauf durch einen Preis
und hat zwei Seiten, wie wir es beim Auszug aus Ägypten
sehen: das Blut des Lammes war das Lösegeld im positiven
Sinne, aber die Ägypter selbst mussten ebenfalls als Lösepreis
sterben; sie stellen die negative Seite der Feinde dar. So war
es auch am Kreuz: das kostbare Blut Jesu ist das Lösegeld,
mit dem die Gläubigen erkauft wurden, aber in Jesu Fleisch
wurde die Sünde und damit der Feind gerichtet.
Wenn Israel aus seinem Gerichtszustand erlöst wird, müssen
andere Völker, Israels Feinde, mit ihrem Leben dafür
zahlen. Das war so bei der Rückkehr aus Babylon, die nur
durch die persischen Siegeszüge möglich wurde, und
so wird es auch vor der Aufrichtung des Tausendjährigen
Reiches sein, wenn die vereinten Nationen Israel angreifen und
dann vom Messias selbst geschlagen werden. Dann werden alle
noch lebenden gläubigen Israeliten in ihr Land zurückgeführt
und so wird ganz Israel errettet werden (Röm
11,26).
43,8-13 Herausforderung Ich bin Gott
Dies ist ein weiterer von mehreren Zyklen seit Kap. 40, in
denen Gott die Ungläubigen herausfordert zu beweisen, dass
sie im Recht sind. Aber Gott erweist sich als der souveräne,
einzige Retter. Seine Errettung ist so groß, dass er sogar
ein geistlich blindes und taubes Volk rettet. Wer könnte
ihm das je nachmachen? Wer hätte das je voraussagen und
als im Voraus verordneten Ratschluss in die Wege leiten können?
Nur Gott allein. Auch alle Nationen und Völkerschaften
zusammen können weder seinen Ratschluss vereiteln, noch
etwas Vergleichbares selber auf die Beine stellen.
Gottes Heilswege mit Israel seinem Zeugen
sind deshalb so wunderbar, weil Gott in vielfacher Weise
genau vorausgesagt hat, was diesem Volk widerfahren wird. Bereits
im 5. Buch Mose hat er in großen Zügen skizziert,
wie es diesem Volk ergehen wird, wenn es ihm nicht gehorcht
bis hin zur Zerstreuung unter alle Nationen, weltweiter
Verfolgung und Wiederherstellung als Nation (5Mo 28,15-69 etc.).
Gott verherrlicht sich durch seine Wege mit Israel, auch wenn
es in der Weltgeschichte oft so aussah, als sei dieses bedauernswerte
Volk endgültig dem Untergang geweiht. Wer nach Beweisen
für die Glaubwürdigkeit der Bibel sucht, muss sich
nur die erfüllten biblischen Prophezeiungen über das
Volk Israel ansehen, dann wird kein Zweifel mehr bestehen bleiben
können, dass nur Gott die Geschichte so unglaublich gelenkt
haben kann; einschließlich dessen, was sich heute vor
unseren Augen in Palästina abspielt. Auch wenn das Volk
Israel geplagt, bedrängt und verfolgt erscheint, wird es
letztendlich doch gerettet werden (Röm 11,25), durch seinen
Messias Jesus Christus. Ja, er ist Gott, denn sonst gibt es
keinen Gott, der Israel retten könnte. Und ansonsten gibt
es keinen Gott, der einen hoffnungslos in Sünde verstrickten
Menschen retten könnte, der versklavt ist von Sünde
und Gott nicht sucht. Doch auch daran verherrlicht sich Gott,
dass er verdorbene, ihm entfremdete Sünder rettet, als
der souveräne Retter-Gott. Niemand wird die Errettung derer,
die er erretten will, verhindern können. Niemand wird die
Gläubigen aus der Hand des guten Hirten rauben können.
Jeder, den Gott von seinen Sünden errettet, ist ein Zeuge
dafür, dass Jesus Christus der Retter-Gott ist, denn diese
Errettung wird vor den Augen der Welt nicht verborgen bleiben
können.
43,14-21 Gott ist der Retter
Gott will seinem Volk die Augen dafür öffnen, dass
er es ist, der alles Geschehen verordnet hat. So offenbart er
sich ihnen als ihr Erlöser und als ein
solcher Retter immer wieder ab Kap. 40 , und als der Heilige
Israels in seiner Gerechtigkeit, Heiligkeit und
seinem Zorn im gesamten Propheten Jesaja. Wenn die Babylonier
(Chaldäer) von den Persern überfallen werden, bedeutet
das die nahe Rettung für die in Babylon gefangenen Israeliten.
Die Babylonier flohen später, als sie 538 v.Chr. von den
Persern erobert wurden, tatsächlich auf ihren Schiffen
auf dem Euphrat. Wie erschreckend ist der Gedanke, dass Israel
seinen Heiligen, Schöpfer und König nicht
erkannte, als Jesus Christus zu ihnen kam. Gebe Gott, dass niemand
unter Lesern den Tag seiner Heimsuchung verpasst (Lk 19,4).
In V. 16-17 erinnert Gott die Israeliten an ihre frühere
Rettung aus Ägypten, als er sie durchs Wasser des Schilfmeeres
ausziehen und ihre Feinde darin umkommen ließ. Aber dann
fordert er auf, nicht mehr daran zu denken, sondern ihren Sinn
auf eine neue, noch gewaltigere Rettung zu richten, die er ihnen
bieten wird. Eigentlich hatte er ihnen geboten, durch das Passah
den Auszug aus Ägypten stets im Gedächtnis zu bewahren,
und das soll hier sicherlich nicht aufgehoben werden. Aber gerade
durch diesen Gegensatz wird deutlich, wie herausragend die neue
Rettung sein wird. Gottes Mittel sind niemals erschöpft
und er erreicht nie die Grenzen seiner Möglichkeiten, und
so kann er Neues wirken. Wer hätte je gedacht,
dass er seinen einzigen Sohn als Sühnopfer für Sünde
geben würde? Beim Exodus legte er buchstäblich einen
Weg durch die Wüste, aber durch den Messias hat er den
lebendigen Weg zu ihm selbst durch diese geistliche Wüste
gelegt; der Herr Jesus ist der Weg. Ob die Tiere
aus V. 20 nun buchstäblich zu verstehen sind oder nicht,
gilt jedenfalls: Gott kann durch seine Rettung aus solch skurrilen
Kreaturen durch die Folgen des Sündenfalls entartet
wie es z.B. einige der Söhne Jakobs waren (Junglöwe,
knochiger Esel, Hirschkuh; 1Mo 49) neue
Geschöpfe machen, die ihn ehren, wenn er sie von ihren
Sünden rettet. Wenn wir uns als solche Monster
erkennen, können wir uns in Demut und Zerbruch ihm ergeben
und uns von ihm retten lassen und dürfen dann wissen, zu
seinem auserwählten Volk zu gehören, das
er hegt und pflegt und in dieser Wüste mit Wasser versorgt.
Als neue Geschöpfe, von ihm gebildet, werden wir seinen
Ruhm erzählen.
43,22-28 Der Mensch ist das Problem, das Gott löst
Dieser Abschnitt führt uns zu einem Höhepunkt der
Gnade im Alten Testament, denn hier werden die Schuld Israels
und die Vergebung Gottes in Kontrast gegenüber gestellt.
Das Volk Israel konnte sich keinerlei Verdienste rühmen,
nicht einmal, aus eigener Initiative Gott angerufen zu haben.
Dieser Vorwurf muss die Israeliten besonders getroffen haben,
da sie sich doch ihrer Religiosität rühmten. Aber
der Tempeldienst wurde ihnen genommen, als sie von Babylon erobert
und weggeführt wurden, und ihre Errettung aus Babylon beruhte
daher nicht auf der Treue ihres Tempelgottesdienstes. So wird
es auch bei der künftigen Wiederherstellung Israels sein,
denn dann wird Israel über 2000 Jahre ohne Tempel und ohne
Opfer gewesen sein. Es ist der Herr Jesus, der das eine wahre,
gültige und Gott wohlgefällige Opfer gebracht hat.
Wenn Israel opferte und wenn die Gemeinde ihren Gottesdienst
feiert, kann das nichts anderes sein als ein Rühmen dieses
Errettungswerkes Gottes. Auch bei der Errettung von Sündern
ist es ähnlich: Der natürliche Mensch hat nichts,
was er Gott bringen könnte oder wodurch er Verdienste vor
Gott sammeln könnte. Er kann nichts anderes tun, als den
Herrn Jesus als sein stellvertretendes Opferlamm annehmen.
Der Gläubige jedoch kann das tun, was Israel versäumte:
Er kann und soll Gott ehren mit Schlachtopfern der Lippen (Hebr
13,15), wenn er das Werk des Herrn Jesus preist. Er kann und
soll sich Gott selbst mit Haut und Haar hingeben als lebendiges,
heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer (Röm 12,1).
Gläubige sind geistliche Priester, die Gott geistliche
Schlachtopfer bringen können (1Petr 2,5). Aber wenn sie
das nicht tun, wird Gott sie aus diesem Zustand herausretten.
Bewegt es unser Herz, wenn wir bedenken, was das für Gott
bedeutet, der ja würdig ist und verdient, dass wir ihn
über alles lieben und ihn von ganzem Herzen ehren und ihm
dienen? Er hätte Freude an uns haben können, wenn
wir als Frucht den Charakter von Söhnen Gottes hervorgebracht
hätten, aber wir haben ihn dieser Freude beraubt (Mal 3,8-9)
und ihm stattdessen äußerste Mühsal bereitet.
Gott ist ein Gott, der nie ermüdet (Kap. 40,28), nur unsere
Sünden haben ihm bis aufs Äußerste zu schaffen
gemacht. Wegen unserer Sünden schmerzte es ihn in sein
Herz hinein (1Mo 6,6); im Garten Gethsemane litt er deswegen
unsägliche Angst und am Kreuz wurde er deswegen zu einem
Fluch. Wenn wir Gott lieben und fürchten, lässt uns
schon die geringste Sünde erschaudern, wenn wir bedenken,
was sie den Herrn gekostet hat.
Aber um seine Gnade zu offenbaren und sich selbst zu verherrlichen
hat er die Verbrechen seines Volkes ausgelöscht. Das tat
er ausdrücklich nicht um unsertwillen, sondern um seinetwillen.
Ist das etwa ungerecht, wenn er es nicht zum Wohl der Sünder,
sondern zu ihrer Heiligung und seiner Verherrlichung tut? Was
könnte der Mensch einwenden, um seine eigene Gerechtigkeit
zu verteidigen? Dieser Herausforderung muss sich der Sünder
stellen, der mit erhobener Faust gegen Gott rebelliert und den
Souveränen anklagt; das ist von Anfang an das Thema Jesajas
(1,18). Kein Deut an Gerechtigkeit ist am Sünder vorhanden;
denn da er von Adam abstammt, wie könnte da ein Gerechter
von Ungerechten kommen (Hi 14,4)? Was aus Fleisch geboren
ist, ist Fleisch (Joh 3,6). Sogar Männer wie Abraham,
Mose und David, die Mittler Israels, waren zeitweise
in Sünde gefallen, ebenso wie die Priester des Volkes.
Deshalb hat Gott das Recht, sein Volk auf schmerzlichen Wegen
zu züchtigen und zu ihm zurückzuführen, und so
gab er auch Israel hin in Gefangenschaft, Zerstreuung und Schmach.
44,1-8 Verheißungen des Heils
Selbst- und Sündenerkenntnis, wozu die vorigen Verse
dienten, führt zu Furcht, nämlich zur Furcht vor dem
verdienten Gericht und Zorn Gottes. Deshalb spricht Gott hier
das wahre Israel an, um es zu trösten. Er zeigt ihnen,
was er in der Vergangenheit getan hat seine Erwählung
und was er in Zukunft tun wird seine Errettung,
und wer er ist und wer sein Volk ist. Für Israel war dieser
Trost besonders wichtig, weil mit der babylonischen Gefangenschaft
viele Züchtigungen und Drangsale auf sie zukommen sollten.
Aber für die, die Gott lieben, wirkt alles zum Guten mit,
und genau mit dieser Wahrheit musste Paulus auch die neutestamentlichen
Gläubigen trösten, damit sie nicht daran zweifelten,
dass Gott auch in Drangsalen für sie ist (Röm 8,28ff).
Wenn die Zeit der Drangsal durch Ausharren überstanden
ist, wird Gott reichen Segen geben. Die sonst symbolische Sprache
wechselt hier in V. 3 in deutliche Ausdrücke: Gott wird
seinen Heiligen Geist ausgießen, durch den allein ein
Leben unter dem Wohlwollen Gottes möglich ist, und er wird
geistliche Fruchtbarkeit geben. Die Gläubigen werden fruchtbar
sein und ihre geistlichen Kinder werden sein wie ein Baum,
gepflanzt an Wasserbächen (Ps 1,3), d.h. aus dem
Wort Gottes leben, und sie werden einsehen, dass sie nicht sich
selbst gehören (1Kor 6,19), sondern dem Herrn, der sie
erkauft hat. Welche Freude bedeutet das auch für die Elterngeneration,
seien es die leiblichen oder geistlichen Eltern dieser jungen
Gläubigen (siehe 3Jo 1,4)! Diese Verheißungen sind
für Israel noch nicht in Erfüllung gegangen, aber
eine Teilerfüllung besteht seit Pfingsten unter den Christen
(Apg 2,17) und die volle Erfüllung wird im Tausendjährigen
Reich sein.
Gott ist absolut einzigartig in seiner Person, als der ewige
Gott, König, Erlöser und Gott des Himmelsheers. Der
Herr Jesus ist dieser wunderbare Jahwe-Gott, der Erste und der
Letzte (Offb 1,17 u.a.); das ist wieder einer der vielen herrlichen
Beweise der Gottheit Jesu aus dem Buch Jesaja. Gott gibt seit
Urzeiten Verheißungen und Prophezeiungen, die er mit Macht
ausführen wird. Für die wahren Israeliten und Gläubigen
gibt es keinen Grund, sich zu fürchten. Kein anderer Gott
könnte Gott in die Quere kommen. Seinen Zeugen gelten die
unwiderruflichen Verheißungen. Sind wir von ihm als seine
Zeugen berufen und ausgesandt als Licht der Welt? Wenn Gott
an uns seine rettende Gnade und Herrlichkeit offenbaren will,
kann nichts uns von ihm trennen. Er ist der wahre und einzige
Fels, auf dem wir unser Leben und unser ewiges Schicksal bauen
können, so wie er für die Israeliten der einzige Zufluchtsfels
war, der ihnen Schutz vor den Babyloniern bot.
44,9-28 Der Irrsinn der Götzendiener
Wer nicht auf Jahwe, den Felsen, vertraut, richtet sein Vertrauen
damit auf etwas anderes. Wer kein Zeuge des Herrn ist, zeugt
für einen Götzen. Zu Jesajas Zeit waren das vor allem
Götzenbildnisse, aber das Neue Testament bezeichnet auch
z.B. Habgier als Götzendienst und somit den Mammon als
Götzen. Das allgemeine Prinzip des Götzenglaubens
ist, dass der Mensch auf das Werk seiner eigenen Hände
vertraut und damit über seine Rettung und sein Wohlergehen
selber zu verfügen meint, anstatt sich dem lebendigen Gott
in Abhängigkeit zu unterwerfen. Einem vernünftig denkenden
Menschen sollte klar sein, dass leblose Materie nicht retten
kann, aber dennoch haben Menschen aller Zeitalter materiellen
Dingen übernatürliche Kräfte zugeschrieben, und
heute nimmt dieser Trend sogar wieder zu: Immer mehr glauben
an die Heilkräfte von Edelsteinen, homöopathischen
Mitteln etc., und die religiöse Verehrung von Kruzifixen
oder Reliquien ist sogar unter Protestanten in Mode gekommen.
Die römische Eucharistie ist ein Gipfel des Götzendienstes:
Brot wird gebacken; der Bäcker verkauft es zum Teil als
Nahrungsmittel, und zum anderen Teil hält es ein Priester
in der Hand und macht es zu seinem Gott und zum Gott seines
Volkes. Der Katholizismus ist ohnehin ein Paradebeispiel für
das Prinzip des Götzendienstes, da die Kirche mit ihren
Priestern beansprucht, Gottes Heil in ihren eigenen Händen
zu haben und es gemäß ihrer Gewalt an das Volk auszuteilen.
Die Angehörigen dieser Kirche sind von ihr versklavt, anstatt
in einer unmittelbaren, lebendigen Beziehung zu Gott zu leben.
Aber bevor wir mit den Fingern auf andere zeigen, müssen
wir uns hüten, nicht selber dem Prinzip des Götzendienstes
zu verfallen. Erhoffen wir uns Wohlergehen für Geist, Seele
oder Leib von irgendetwas anderem als direkt von Gott? Sogar
im geistlichen Bereich, wenn es um christliche Ziele geht, schleicht
so leicht Götzendienst ein: Man entwirft sich Konzepte,
Methoden und Modelle nach menschlicher Weisheit, um zu evangelisieren,
Gemeinden zu bauen usw. Oder man entwickelt Techniken
des Betens und Heilens, oder richtet menschliche Systeme auf,
die man als die einzige wahre Gemeinde Gottes hinstellt, aber
diese Lieblinge nützen nichts. Nichts, was
vom Menschen ist, kann etwas nützen.
Warum sind die Menschen so blind für diese so offenkundige
Tatsache? Ihre Augen und Herzen sind verklebt (V. 18). Bevor
der Sünder zum Glauben kommen kann, muss er von seiner
geistlichen Blindheit geheilt werden.
Auch die Israeliten waren diesem törichten Götzendienst
verfallen und hatten es nötig, zum lebendigen Gott umzukehren
(V. 22). Deshalb erinnert Gott sie daran, dass sie ihm als seine
Knechte gehören sie sind in seiner Hand, und nicht
die Götzen in ihren Händen sind Gott und dass
niemand etwas nützliches wirkt als nur er allein (V. 24),
er wirkt alles. Er zählt hier noch einmal auf, was er alles
im krassen Gegensatz zu den Götzen getan
hat: Er hat sie gebildet, ihre Sünden ausgelöscht,
sie erlöst ein Grund zu großem Jubel. Gott
muss den Israeliten seine unumschränkte Macht vor Augen
führen, um sie zur Umkehr von den Götzen zu bewegen:
Er hat die gewaltige Schöpfung gemacht, aber er lenkt auch
die Geschicke der Menschen nach seinem Belieben und sogar
ihre Herzen. Ja, seine ewigen Ratschlüsse wird er allen
Widerständen zum Trotz vollbringen: Jerusalem wird wieder
aufgebaut werden und auch die Gemeinde wird von ihm gebaut:
Wenn der HERR das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer
vergebens daran (Ps 127,1). Dass er den Wiederaufbau Jerusalems
durch Kyrus bereits beschlossen hat, wird er im folgenden Abschnitt
ankündigen. V. 28 ist jedenfalls eine äußerst
bemerkenswerte Prophezeiung: Hier wird namentlich der etwa 150
Jahre später auftretende persische Herrscher genannt, der
durch seinen berühmten Erlass tatsächlich den Wiederaufbau
des Tempels in Jerusalem verfügte! (vgl. Esr 1,1-4). Das
sind keine dunklen Weissagungen wie z.B. eines Nostradamus,
sondern klare, definitive Aussagen Gottes, der damit die Göttlichkeit
seines Wortes beweist.
45,1-7 Kyrus, der Gesalbte des Herrn
Hier führt Gott das bisherige Thema weiter aus: seine
alles überragende Macht und Souveränität im Gegensatz
zu den Götzen, die nichtig sind und nicht retten können.
Damit bewegt Gott sein Volk dazu, nicht den Götzen zu dienen,
sondern ihm. Gott verheißt nicht nur irgendwie allgemein,
dass er die Seinen retten wird, sondern prophezeit ganz konkret
und detailliert, wie er das tun wird: Er nennt sogar den Namen
des persischen Machthabers, Kyrus, der über 150 Jahre später
das Werkzeug in Gottes Händen sein sollte, um Israel aus
Babylon heimzuführen: Nachdem die Perser 539 v.Chr. Babylon
erobert hatten, erließ Kyrus bereits ein Jahr später,
538 v.Chr., die Verordnung, Jerusalem wieder aufzubauen (Esr
1,4-8; siehe auch Dan 9,25). Dass dies kein glücklicher
Zufall war, sondern Gottes Ratschluss und Vorsehung, ist mit
dieser Prophezeiung offensichtlich. Den Skeptikern bleibt natürlich
nichts anderes übrig, als diesen Teil Jesajas auf eine
nachexilische Zeit zu datieren.
Er bezeichnet Kyrus als mein Hirte (44,28), weil
er das Volk Gottes wieder zusammen an seinen Ort führte.
Ein Hirte Gottes ist davon gekennzeichnet, dass er den Willen
Gottes vollführt. In 45,1 nennt er Kyrus seinen Gesalbten,
im Hebräischen wörtlich Messias, was von
göttlicher Bevollmächtigung, Gottes Führung durch
seinen Heiligen Geist und einem Retterauftrag spricht. Als Hirte
und Messias ist Kyrus natürlich ein Bild, ein Typus, für
den Herrn Jesus, und so können wir die konkreten Details
hier auch geistlich anwenden auf den Dienst des Herrn auf der
Erde. Kyrus steht ganz in der Hand Gottes, von Gott ergriffen,
obwohl er menschlich gesehen ein souveräner Herrscher war
und gar nicht wusste, dass er einer höheren Macht unterworfen
ist. Aber das Herz eines Königs ist in Gottes Hand wie
Wasserbäche; er lenkt es nach seinem Belieben (Spr 21,1).
Kannte Kyrus wohl diese Prophezeiungen Jesajas und fühlte
er sich davon angesprochen? Dem jüdischen Historiker Flavius
Josephus zufolge las Daniel dem Kyrus diese Prophezeiungen vor,
und Kyrus reagierte darauf mit Glauben und Ehrerbietung gegenüber
dem Gott Israels. Wie demütigend muss es für ihn gewesen
sein, zu wissen, dass Gott die Hüften der Könige entgürtet
sie ihrer Kraft beraubt, dass es Gott ist, der im Feldzug
vor ihm herzieht, wo seiner Meinung nach diese Führungsposition
doch den Feldherren gebührt. Gott ist es, der Türen
und Toren mit Gewalt öffnet (bei der Eroberung Babylons),
auch wenn Könige meinen, sie würden das aus eigener
Kraft tun. Gott ist es, der Kyrus seinen ganzen Triumph bescherte,
obwohl Kyrus selber ungläubig war: Er kannte Jahwe nicht
(V. 4.5). Aber gerade durch Gottes Macht und Vorsehung sollte
Kyrus den lebendigen Gott erkennen. Der Endzweck alles dessen
war jedoch Gottes Liebe zu seinem Volk, das er aus der züchtigenden
Gefangenschaft befreien wollte: Er wirkte dies alles um
seines Knechtes Jakobs willen.
Kyrus Eroberung Babylons und sein Erlass, Jerusalem
wieder aufzubauen, waren seinerzeit weltpolitische Ereignisse,
die sicherlich nicht unbekannt blieben. Vom Osten bis zum Westen,
in aller Welt, sollte offenbar werden, dass der Gott Israels
der wahre Gott ist. So diente das Volk Israels damals als weltweites
Zeugnis, quasi zur Weltmission, denn auch zu jener
Zeit war es Gottes Wille, dass alle Nationen die Herrlichkeit
Gottes erkennen und an ihn glauben (z.B. Ps 9,12; 96,3). So
tat es z.B. Rahab, die ebenfalls von dem mächtigen Wirken
Gottes gehört hatte (Jos 2,9-10).
Das erste Ziel ist dabei, Gott zu fürchten, denn die
Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis (Spr 1,7).
Wenn der Mensch die Souveränität Gottes erkennt, fürchtet
er sich und wagt es nicht mehr, leichtfertig über Gott
hinwegzugehen. Er ist völlig von Gott abhängig, sowohl
um das Gute von ihm zu bekommen (Licht und Frieden,
V. 7), als auch vor Übel bewahrt zu bleiben oder dadurch
die Wege Gottes zu lernen. Denn so unfassbar es für
unseren verdorbenen Verstand auch ist: Gott sagt von sich auch,
dass er Finsternis und sogar Unheil
schafft; er ist es, der alles wirkt (V. 7; 44,24;
siehe auch Amos 3,6; Spr 16,4). Letztendlich wird er aber vor
allem Rettung und Gerechtigkeit wirken: Jetzt im Leben des Gläubigen,
einst im Tausendjährigen Reich und in der Ewigkeit.
45,9-19 Demütigung der Nationen
Die Götzendiener sind die Herren über ihre Götzen,
und sie würden sich auch gern über den wahren Gott,
ihren Schöpfer erheben. Aber es ist ein gänzlich törichter
und verwerflicher Gedanke, Gott etwas vorschreiben oder im Vorwürfe
machen zu wollen. Gott spricht ein Wehe eine ernstliche
Gerichtsandrohung über solche aus, die keine unterwürfige,
ergebende Haltung ihm gegenüber haben. Sicherlich hat es
den Juden nicht gefallen, dass Gott ihre Wegführung nach
Babylon verordnet und ihre Wiederherstellung durch Kyrus, einen
heidnischen König. Aber darin sollten sie geprüft
werden: ob sie sich gedemütigt wegen ihres Versagens
den Wegen Gottes ergeben würden. Gleiches beabsichtigt
eine ähnliche Stelle im Römerbrief (9,20-24), wo Gottes
souveränes, unantastbares Recht als Töpfer herausgestellt
wird. Damals empörte es die Juden, dass Gott auch unter
den Heiden Gefäße der Begnadigung bereitete.
Anstatt sich gegen Gott zu empören, soll der Mensch besser
die Zukunft bei Gott erfragen denn diese steht in Gottes
Händen , und die Errettung (seine Kinder)
und Vorantreibung seines Reiches (sein Werk) ihm
überlassen.
In V. 13 stellt Gott heraus, dass er, der allmächtige
Schöpfer es ist, der Kyrus auf den Plan gebracht hat und
dafür sorgt, dass Kyrus Vorhaben gelingt. Im Buch
Esra können wir nachlesen, wie Kyrus tatsächlich durch
seine Befehle vollmächtig dafür Sorge trägt,
dass Jerusalem wieder aufgebaut wird, trotz allem Widerstreben
der Feinde (s. Esr 1,2; 3,7; 4,3; 5,13.17; 6,3.14). Der eigentliche
Kyrus ist natürlich der Herr Jesus, der seine Gemeinde
baut, ohne dass die Widersacher dies verhindern können.
Er ist es auch, der ganz Israel retten wird, und in seinem Tausendjährigen
Reich werden Ägypter, Sabäer und alle Nationen erkennen,
dass Gott mit seinem Volk Israel ist (V. 14). Noch hält
sich dieser Gott, Jesus Christus, verborgen und muss im Glauben
gesucht und angenommen werden, aber einst wird auf der ganzen
Erde offenbar sein, dass er Gott ist, wenn er sichtbar auf seinem
Thron sitzt. Für die Ungläubigen ist dann die Zeit
des Gerichts, für Gottes Volk jedoch die Zeit des Heils
sie werden nicht beschämt werden.
V. 18. wird oft als Argument für die Hypothese missbraucht,
dass zwischen 1. Mose 1,1 und 1,2 eine Katastrophe die Erde
verwüstet haben soll, da Gott in Vers 1 bereits eine vollkommene,
bewohnbare Erde geschaffen habe. Aber darum geht es hier überhaupt
nicht. Der Vers sagt einfach Folgendes: Gott hat auch für
diese Erde noch einen Plan, sie ist nicht dem Untergang geweiht,
sondern er hat sie zum Bewohnen geschaffen. Dieses Bewohnen
wird erst dann seine Erfüllung finden, wenn der Herr Jesus
hier sein Tausendjähriges Reich aufrichtet. Manche halten
es für einen den Herrn erniedrigenden Gedanken, dass er
noch einmal den Himmel verlassen und auf die Erde kommen wird,
um hier zu herrschen. Aber das Gebet des Herrn ist: Dein
Reich komme, dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden,
und auch auf der Erde muss demonstriert werden, dass Jesus Gott
ist und dass er niemals umzudenken braucht. Der Plan Erde
ist Gott nicht aus den Händen geraten, sondern er lenkt
unseren Planten auf ein glorreiches Ziel zu!
45,20-25 Das Evangelium im AT
Wer an ihn glaubt, Jesus, den HERRN, der alles wirkt, der
Gerechtigkeit redet und Wahrheit verkündet (V. 19)
wer an das Wort vom Kreuz und das Evangelium glaubt ,
der ist aufgerufen und befähigt, zu Gott zu kommen. Dieser
Aufruf ergeht an alle Nationen, ähnlich wie in Matthäus
11,28 und Offenbarung 22,17. Den Gegensatz zu diesen bilden
die Ungläubigen, die keine Erkenntnis haben und an Götzen
glauben. Buchstäblich waren Götterbilder aus Holz,
aber Holz ist in der Bibel auch ein Bild für die verdorbene,
von Gott getrennte Menschennatur, die zu nichts taugt, als nur
vom Feuer des Gerichts verzehrt zu werden. In diesem Sinne sind
auch die Menschen Götzendiener, die auf Menschenwerk irgendeiner
Art vertrauen, d.h. auf irgendetwas, was nicht auf Gottes Wirken,
sondern auf menschliche Werke zurückgeht.
Niemand anders kann retten, niemand anders die Zukunft nicht
nur voraussehen, sondern bestimmen. In den Kapiteln 44-46 sagt
Gott sieben Mal, dass es außer ihm keinen Gott gibt, davon
hier drei Mal (und 44,6; 45,5.14; 46,9). Wer ist dieser Gott?
Der Gott, der in 40,3.9 angekündigt wurde: Siehe
da, euer Gott. Das ist kein anderer als der Messias, der
Herr Jesus Christus. Er ist Gott und niemand sonst. Wenn all
das, was Gott seit Kapitel 40 über sich selbst erklärt
hat, auf den Herrn Jesus zutrifft, mit welch einem einzigartigen,
mächtigen und souveränen Retter-Gott haben wir es
dann in ihm zu tun! Er ist der gerechte Gott, der in seinem
Leben alle Gerechtigkeit erfüllt hat, seine Geschöpfe
völlig gerecht beurteilt und am Kreuz in seinem eigenen
Leib die Rechtsforderungen Gottes im Hinblick auf die Sünden
der Erlösten erfüllte. Ja, er ist ein gerechter und
rettender Gott; er hat gerettet, indem er als Gerechter an der
Stelle von Ungerechten starb, und er rettet, weil es sein liebendes
und gnadenvolles Wesen ist, zu retten. Ein solcher Gott ist
unvorstellbar und einzigartig! Und wie weit reicht seine Errettung?
Bis an die Enden der Erde ergeht der einladende Ruf: Lasst
euch retten, lasst euch versöhnen mit Gott
(2Kor 5,20). Wie? Indem man sich zu diesem Gott, und zu keinem
sonst, hinwendet. Gab es im Alten Testament etwa ein anderes
Evangelium als im Neuen; hat Gott auf andere Weise errettet?
Nein, aber heute haben wir das Vorrecht, dass im Herrn Jesus
das Heil Gottes völlig geoffenbart ist nicht mehr
schleierhaft , und dass diese Botschaft tatsächlich
bis an die Enden der Erde erklungen ist.
Aber sich zu ihm zu wenden, bedeutet nicht, ihn als Kamerad
anzusehen und so weiterzuleben wie bisher, sondern vielmehr
sich ihm als Gott und Herrn zu unterwerfen, die Knie vor ihm
in Ergebung und Anbetung zu beugen und offen zu bekennen, dass
er der persönliche Herr ist. Wie gut, wenn wir das tun
dürfen, bevor es bei den Ungläubigen einmal aus Zwang
geschehen wird, denn auch ihre Knie werden sich beugen und auch
sie werden vor dem Gerichtsthron bekennen müssen, dass
Jesus Christus der HERR, Jahwe, ist (Phil 2,10-11; s.a. Röm
14,11). Dafür hat Gott sich durch einen Eid verbürgt,
das heißt es ist sein Ratschluss, durch dessen Verwirklichung
er sich verherrlichen wird. In Christus ist alles enthalten,
was wir vor Gott brauchen: Gerechtigkeit, um vor ihm angenehm
zu sein, und Stärke, um ihm zu dienen. Aber nur in ihm
finden wir dies alles; getrennt von ihm kann ein Mensch nichts
tun (Joh 15,5). Die Erlösten werden in allen Zeitaltern
und aus allen Völkern zu ihm kommen, aber der natürliche
Mensch, der sich ihm nicht unterwerfen will, wird beschämt
werden. Am Ende steht Gottes Triumph und das Erreichen seines
Ziels: Alle wahren Kinder Abrahams, das Israel Gottes
(Gal 6,16), werden im Herrn gerecht sein und sich in ihm rühmen.
Welch demütigende Botschaft muss das für die Israeliten
in Babylon gewesen sein, dass auch die Nationen am Heil Gottes
teilhaben sollen, doch konnten sie Trost finden in der Verheißung,
dass das wahre Israel wahre Errettung finden wird.
46,1-13 Wer trägt wen?
Babylon war die Hochburg der Götzen, deren Irrsinn Gott
in den letzten Kapiteln so oft aufgezeigt hat und auf deren
verführerische Anziehung für das Fleisch die Israeliten
sich in Babylon einließen. Nebo und Bel waren die zwei
bedeutendsten dieser so genannten Gottheiten und finden sich
in Namen wieder wie z.B. Nebukadnezar oder Baal-Sebub. Diese
Götzenbilder sind nicht belastbar, sondern eine Last. Nicht
sie konnten retten, sondern ihre Diener versuchten, sie auf
Lasttieren vor dem in Babylon einfallenden Kyrus in Sicherheit
zu bringen und zu retten.
Das Verhältnis von Gott zu den Seinen ist ganz umgekehrt:
Nicht sie tragen Gott, sondern Gott trägt sie von Anfang
an. Der Herr Jesus Christus ist es, der die ganze Schöpfung
durch das Wort seiner Macht trägt (Hebr 1,3), der mit unseren
Sünden eine unsagbar Schwere Last am Kreuz getragen hat
(1Petr 2,24) und der die Gläubigen jetzt auf dem Herzen
trägt, wie der Hohepriester die Edelsteine mit dem Namen
der zwölf Stämme Israels auf seinen Schultern und
seinem Brustschild trug (2Mo 28,29). Gott trägt sein Volk
wie der Adler, der seine Jungen mit seinen Schwingen auffängt,
wenn sie bei ihren ersten Flugversuchen erschöpfen. Wie
anmaßend ist es, wenn wir in unserer Vorstellung meinen,
etwas leisten zu können, was für Gott existenziell
wichtig wäre! Ussa dachte so, als er meinte, den Wagen
mit der Bundeslade vor dem Sturz zu bewahren müssen, und
er bezahlte das mit dem sofortigen Gerichtstod (2Sam 6,6-7).
Gott ist absolut unvergleichbar und deshalb auch durch keinen
Wert zu erwerben. Was könnte der Mensch mit seinen lächerlichen
Mitteln als Preis geben, um Gott für sich zu gewinnen?
Bei den Götzendienern ist das ganz anders; die bloße
Existenz der Götterbilder beruht auf menschlicher Bezahlung,
und ihr Fortbestehen auf menschlicher Leistung. Doch leider
gibt es keine scharf erkennbare Trennlinie zwischen Götzendienern
und dem Volk Gottes, den Letzteres hat sich mit den Ersteren
gemischt. Deshalb muss Gott diese Abtrünnigen
seines Volkes zurückrufen. Seine Schafe werden seine Stimme
hören und ihm folgen. Wie? In dem sie sich darauf besinnen,
wer der lebendige Gott ist und Buße tun, d.h. sich bekehren
von den Götzen zum lebendigen Gott. Er ist es, der seinen
Ratschluss vorher durch seine Propheten aufschrieben ließ.
Das dürfen wir in diesem Buch Jesaja besonders sehen, dessen
Voraussagen im Neuen Testament so vielfältig in Erfüllung
gegangen sind. Er war es auch, der Kyrus aus dem Osten (Persien)
berief, der wie ein Raubvogel über Babylon herfiel und
durch seine Eroberung das Ende der babylonischen Gefangenschaft
einleitete. Im Buch Jeremia ist sogar die genaue Dauer der babylonischen
Gefangenschaft von 70 Jahren vorausgesagt (Jer 25,11.12; 29,10).
Das ist Gottes Souveränität in der Vorsehung! Ja,
er ist wirklich der Gott, der alles wirkt und vollbringt, ständig
aktiv am Werke, um seinen Ratschluss auszuführen.
Die Trotzigen sind wörtlich die, die
starken Herzens sind. Sie sind fern vom gerechten Reich
Gottes und haben es nötig, auf Gott zu hören und durch
eine neue Geburt zu solchen zu werden, die arm sind im
Geist und die als Mühselige und Beladene
die Einladung des Herrn annehmen können. Obwohl sie so
weit von Gottes gerechter Herrschaft entfernt sind, hat Gott
ihnen sein Reich nahe gebracht. Genau diese Botschaft verkündete
der Herr Jesus: Das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Wenn dieses Wort an den Sünder ergeht, hat dieser die seltene
Gelegenheit, das Heil Gottes anzunehmen, das zum Greifen nahe
ist. Durch das Blut des Christus dürfen die,
die einst fern waren jetzt nahe sein
(Eph 2,13). Welche Gnade, dass Gott uns abscheulichen Feinden
und Sündern sein Heil anbietet. Ja, er wird sich daran
verherrlichen, im Tausendjährigen Reich ebenso wie in der
ewigen Herrlichkeit!
47,1-15 Das Siegeslied über Babylon
Das grundsätzliche Versagen der Juden in Babylon war
es, dass sie sich dort mit der götzendienerischen Kultur
identifizierten und vermischten. Deshalb musste Gott immer wieder
das Gericht über Babylon ankündigen, um sein Volk
aufzufordern, sich davon zu trennen. Dieses Kapitel verdeutlicht
das Wesen Babylons und kündigt ihr künftiges Gericht
an, führt aber auch das Thema des vorherigen Kapitel weiter
aus, weil bereits dort auf die Zerstörung Babylons durch
Kyrus angespielt wurde (V. 11) und weil dort das im Götzendienst
verhärtete Herz der Juden herausgefordert wurde (V. 12).
Zunächst mutet es seltsam an, dass Babylon hier Jungfrau
genannt wird, wo das babylonische System doch in Offb 17-18
als Hure beschrieben wird. Doch auch jede Hure war
irgendwann einmal Jungfrau, und sogar eine unberührte Jungfrau
kann in ihrem Herzen schon eine wollüstige
(V. 8) Hure sein. Babylon war unberührt in dem Sinne, dass
diese Stadt noch nie von fremden Mächten erobert worden
war; und sie war eine stolze und verwöhnte und verzärtelte
Jungfrau, weil sie dem Wohlstand frönte und unbekümmert
und überheblich war. Aber in ihrem Herzen war sie eine
Hure, die von ihrer Treue zu Gott abgefallen war
und sich um des Gewinns willen mit jedem Götzen einließ.
Ihr Sturz durch Kyrus würde bedeuten, dass sie zu einer
Sklavin erniedrigt wird und niedere Frondienste wie Mahlen oder
Wassertragen leisten muss (V. 2-3). Weil Gott die versklavende
Herrin stürzt, erweist er sich als Erlöser seines
Volkes. Er bestätigt hier nochmals, dass er die Juden zur
Züchtigung an Babylon preisgab, aber weil Babylon die Juden
so schlecht behandelte, wird es gerichtet (V. 6).
Dieses Kapitel ist ganz ähnlich wie Kapitel 14, wo das
Gericht über den König von Babylon angekündigt
wird und das zugleich den Sturz Satans beschreibt. Ebenso geht
es in diesem Kapitel nicht allein um das historische Babylon,
das im Jahre 538 v.Chr. an die Perser fiel, sondern um das weltweite
götzendienerische System, die Mutter der Huren
(Offb 17,5), das in sich das abgefallene Volk Gottes absorbiert
hat. Das wird deutlich aus der klaren Übereinstimmung von
V. 7-9 mit Offb 18,7-10.18-19. In der Endzeit wird Babylon
eine ökumenisch-namenschristliche Weltkirche sein, die
sich heute bereits herausbildet und am deutlichsten in der römisch-katholischen
Kirche erkennbar ist, die die religiöse Ökumene in
sich vereinnahmen will. Der römisch-katholische Kult ist
mit seinen zahlreichen außerbiblischen Praktiken eine
direkte Weiterführung des antiken babylonischen Götzendienstes
(siehe z.B.: A. Hislop: Von Babylon nach Rom, CLV: 1997), und
die frühere Weltherrschaft der Päpste und die heutige
politische Buhlerei des Katholizismus ist allseits bekannt.
Wir brauchen uns aber nicht gerechtfertigt fühlen, wenn
wir mit dem Finger auf andere zeigen. Das hier beschriebene
Wesen Babylons ist genau der Charakter unserer sündigen
Natur; deshalb lässt sich der natürliche Mensch auch
so gern mit dem religiösen Babylon ein. Sie ist vor allem
stolz, selbstsicher und vertraut für ihre Zukunft auf sich
selbst. Sie ist selbstbestimmend und meint, ihr Leben in ihrer
eigenen Hand zu haben. Genau das, so wird uns heute von Psychologen
eingebläut, sei für eine gesunde Seele unverzichtbar:
ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Welch babylonische
Lüge! Und wie weit in die Zukunft reicht ihre vermeintliche
Sicherheit! Ich werde auf ewig Herrin sein (V. 7).
Sie will sich niemanden unterordnen ist Herrin; sie will
auf nichts verzichten ist wollüstig; sie
meint, sie habe keine Hilfe nötig, keinen Retter, ja, niemanden.
Doch Unterordnung, Verzicht, Selbstverleugnung und Ergebung
an den Retter zeichnen einen Jünger Jesu, einen wahren
Gläubigen aus.
Sie bedient sich übernatürlicher Mittel (Zauberei)
und Weisheit (V. 9-10); all das hat einen Anschein der Frömmigkeit
und Geistlichkeit. Aber es ist genau das Gegenteil wahren Glaubens,
weil sie meint, auch über das Jenseits verfügen und
herrschen zu können, anstatt sich dem jenseitigen Gott
zu unterwerfen. Sie ist müde von ihren vielen Ratssitzungen
aber der Ratschluss des Gottes, der niemals müde
wird, der wird zustande kommen: Ihr Untergang ist fest beschlossen.
Dann werden die Weisen mit ihrer Wissenschaft
die übrigens in Babylon ihren Ursprung nahm mit
ihrer Weisheit schnell am Ende sein. Und auch die wirtschaftliche
Stärke und Handelsbündnisse jegliche erhoffte
Hilfe vom Fleisch können dann nicht
mehr retten.
48,1-11 Der souveräne Gott der Vorsehung
In diesem letzten Kapitel des Abschnittes Kap. 40-48 richtet
Gott seinen Aufruf an das Volk Israel, auf ihn zu hören
und sich von Babylon zu trennen. Die das tun, werden sich als
die wahren Gläubigen erweisen, die zu Gott umgekehrt sind;
als der treue Überrest, der unter Nehemia auf den Erlass
des Kyrus hin zurück durch die Wüste nach Jerusalem
zog. Der nächste Abschnitt (Kap. 49-57) beginnt dann mit
einem Aufruf an die Völker der Welt.
Gott spricht das Volk, das nach ihm benannt ist, als bloße
Namens-Gläubige an. Aufgrund ihrer natürlichen Abstammung
(aus den Wassern Judas) gehören sie zum Volk
Gottes, sind Israeliten. Sie sind erzogen worden in diesem
Glauben und bekennen sich dazu, vertrauen sogar auf Gott (stützen
sich auf ihn, V. 2), aber das Eigentliche und Wichtigste
fehlt ihnen: Sie sind nicht von neuem aus Geist geboren (Joh
3,5) und haben kein Leben von Gott; sie haben keinen lebendigen
Glauben, sondern nur einen toten (Jak 2,17). Dass sie sich mit
dem Namen Gottes benennen, entspricht weder der Wahrheit noch
der Gerechtigkeit. Es ehrt Gott keineswegs, wenn sich Unerrettete
nach ihm benennen: wie würde mein Name entweiht werden
(V. 11).
Letztlich geht es darum, zu verstehen, wer der Herrscher
über alles Geschehen in der Welt und somit auch der Herrscher
über alle Herzen ist. Schon bei früheren Ereignissen
war es so, dass Gott sie durch Propheten vorausgesagt hatte,
und als es dann geschah, war damit offensichtlich, dass Gott
es verordnet und bewirkt hatte. Doch der Ungläubige ist
so verhärtet in seinem von Gott abgewandten Denken, dass
er das Geschehen seinen eigenen Götzen zuschreibt. Wir
haben im Buch Jesaja schon mehrfach zwei Kategorien von Götzen
gesehen: geschnitzte aus Holz und gegossene aus Metall. Die
hölzernen versinnbildlichen die Vergötterung des Selbst
der Mensch rühmt sich seiner Klugheit, seiner Geschicklichkeit
usw. und die gegossenen Götzen stellen die Leistungen und
Werke des Menschen dar. Wenn dies seine Götter wären,
dann wäre er selber Herrscher über die Götter,
über die Welt und über sich selbst; dann wäre
er souverän. Aber dass dies ein fataler Irrtum ist, liegt
auf der Hand, weil Gott seine Souveränität durch seine
Vorsehung beweist. Nun hätte das Volk Israel in Babylon
den Auftrag gehabt, sich vor den Heiden zu den Prophezeiungen
Gottes zu bekennen (V. 6), aber stattdessen stimmten sie lieber
kopfnickend den ungläubigen Götzendienern zu. Wie
leicht geraten wir auch heute in dieses Fahrwasser! Doch gläubig
ist der, der sich freimütig zu Jesus als seinem Herrn bekennt
(Röm 10,9)!
Das abtrünnige Volk, das sich so in Babylon
integrierte, sollte nun eine zweite Chance bekommen. Gott wollte
durch seinen Propheten etwas Neues ankünden,
was sie vorher noch nie gehört hatten. Bisher erstreckte
sich der prophetische Plan bis zur Verheißung, dass das
Volk letztendlich im verheißenen Land wohnen wird. Doch
nun stand die Verkündigung ganz neuer Gedanken bevor: das
Sühneopfer durch den leidenden Messias (Kap. 49-57) und
die daraus resultierende glorreiche Erlösung des Volkes
Gottes (Kap. 58-66) bis hin zur Erschaffung eines neuen
Himmels und einer neuen Erde (65,17). Es ist traurig,
dass Israel diese wunderbare Offenbarung nicht angenommen hat;
noch heute ist Jesaja 53 das Kapitel über den leidenden
Messias das größte Rätsel für die
Juden in ihrer eigenen Literatur. Nur ein Überrest verkündete
und bewies später anhand des Propheten in den Synagogen,
dass Jesus der Christus ist (siehe Apg 17,3; 18,28;
28,38 etc.). Doch Gott hatte durch seine Prophezeiungen bewiesen,
dass er Gott ist: er, der Herr Jesus Christus.
Dazu war es natürlich nötig, dass Gott sein Volk
nicht ausrottete (V. 9), denn aus diesem Volk sollte der Messias
hervorkommen. Es war reine Gnade, dass er es verschonte, und
zwar um seines eigenen Namens willen: durch seinen Messias würde
er letztlich die Ehre bekommen, die aller Gerechtigkeit Genüge
tut. Bis dahin musste sein Volk Gottes souveräne Wege verstehen
lernen: Auch das Leid, das ihnen in Babylon wiederfuhr, wenn
sie sich zu ihm bekannten, war von ihm verfügt, denn dadurch
sollten sie erprobt werden und ihr Glaube sich als echt oder
falsch erweisen.
48,12-16 Die Berufung und die Verkündigung Gottes
Das Volk wird aufgerufen, auf Gott zu hören.
Wer die Worte Jesu Christi hört und ihm glaubt,
hat die Verheißung des ewigen Lebens (Joh 5,24). Für
dieses Hören ist jedoch das Ohr des Glaubens nötig,
denn der natürliche Mensch kann Gott nicht hören;
sein verhärtetes Herz ist unempfänglich für das
Reden des Geistes Gottes (Joh 6,60; Joh 8,43.47; 1Kor 2,14).
Es ist Gnade, dass Gott sich überhaupt mit seinen Ruf an
sein Volk wendet. Nicht alle werden hören, denn viele
sind Berufene, wenige aber Auserwählte. Doch wer
von Gott persönlich berufen ist, wird seinen Ruf auch hören
und ihm folgen, denn die er berufen hat, die hat er auch
gerechtfertigt (Röm 8,30). Denn Gott ist der Gott,
der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft,
wie wenn es da wäre (Röm 4,17). So war es mit
dem Himmel, als er sie schuf, und so ist es auch mit den Gläubigen,
den wiedergeborenen Himmelslichtern in dieser Welt.
Gott verdeutlicht die Notwendigkeit, auf ihn zu hören,
durch seine Gegenwart und Macht. Auf jemanden, der fern ist
oder der wenig Einfluss hat, würde man nicht hören,
aber der allumfassende Gott, der ist dessen
Wirken nichts entgeht , wie könnte man sich von seinem
Ruf abwenden? Zu Beginn des erhabenen 53. Kapitels wird Jesaja
die Frage stellen: Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?,
was in Johannes 12,38 als Beleg dafür zitiert wird, dass
ohne Gottes Gnadenwirken niemand die Verkündigung glauben
würde, dessen Inhalt der Herr Jesus ist. Hier hingegen
wird gefragt: Wer unter ihnen hat dies verkündet?
Der Messias selbst ist auch der Verkündiger. Er ist sowohl
der Inhalt des Evangeliums als auch der, der als Verkündiger
mit dem Evangelium beruft.
Die Redenden sind in diesen Versen abwechselnd Gott selbst
(V. 12-13.15), Jesaja bzw. der Heilige Geist (V. 14), und der
Messias (V. 16). Auf historischer Ebene könnte man meinen,
in V. 14b-15 sei Kyrus gemeint, aber die einzigartige Beschreibung
den Jahwe liebt trifft nur auf den Messias zu (siehe
42,1). Christus, der Messias, ist es, der alles ausführt,
was Gott gefällt, sei es Errettung oder sei es Gericht.
Er verkündet nicht im Verborgenen (siehe 18,20). Seine
Verkündigung ist geleitet und erfüllt vom Heiligen
Geist, den der Mensch so dringend zu seiner Errettung braucht.
Seine Worte sind Geist und sind Leben (Joh 6,63).
48,17-22 Der Erlöser und seine Erlösung
In den letzten Versen dieses großen Abschnitts von Kap.
40-48 stellt sich Gott noch einmal als der Erlöser vor
und beschreibt sein Volk als diejenigen, die Erlösung nötig
haben. Er ist der Erlöser, aber haben die einzelnen Israeliten
ihn als ihren persönlichen Erlöser angenommen? Haben
sie sich von ihm lehren und leiten lassen? Nein, und damit ist
klar, dass sie genau die Erlösung und den Erlöser
nötig haben, die und der in den beiden restlichen Abschnitten
des Propheten Jesaja verkündet werden wird (siehe Gliederung
zu Beginn von Kap. 40.).
Aus Vers 18 könnte man bei oberflächlichem Lesen
schließen, dass hier ein Prinzip der Errettung aus Werken
gelehrt wird. Aber dort steht nicht: Dass du getan oder
erfüllt hättest meine Gebote. Nein, worin die
Israeliten versagt hatten, war, dass sie nicht auf Gottes Gebote
gemerkt oder geachtet haben. Gott wollte sie durch seine Gebote
lehren und leiten. Wohin? Das erfahren wir aus Galater 3,24:
Das Gesetz ist unser Zuchtmeister auf Christus hin.
Zuchtmeister heißt wörtlich Pädagoge
oder Kinderführer. Das Gesetz leitet den Sünder
zur Erkenntnis, dass er ein Sünder ist, und dass er Christus
als Retter von Sünden braucht. Genau diese Erkenntnis fehlte
den Israeliten. Sie hatten kein Anliegen dafür, die Gebote
Gottes zu erfüllen, zumindest nicht über das Maß
hinaus, wie sie es in ihrer beschränkten Kraft vermochten.
Es ist ein großer Unterschied, ob man etwas nicht schaffen
kann obwohl man es sich sehnlichst wünscht ,
oder ob man es gar nicht erreichen will. Wer das Gesetz Gottes
nicht erfüllen will, ist gesetzlos, und für Gesetzlose
ist das Evangelium nicht. Das Evangelium ist die Botschaft der
Errettung von Sünde, d.h. gerade von dem Problem, dass
man das Gesetz Gottes nicht erfüllen kann. Die Israeliten
hätten auch merken können, dass sie die Gebote Gottes
gar nicht erfüllen wollen, und auch diese Erkenntnis hätte
sie vor Gott demütigen können und sie dazu führen
können, sich ihm als ihrem Erlöser zu unterwerfen.
Dann hätten sie kostbare Segnungen und Verheißungen
in Anspruch nehmen können: Frieden mit Gott und stellungsmäßige
und praktische Gerechtigkeit. Genau das stellt uns der Römerbrief
als Ergebnis des Evangeliums vor. Dann hätten sie sich
tatsächlich als Kinder Abrahams erwiesen, der die Verheißung
hatte, dass seine Nachkommen wie der Sand sein werden
(1Mo 22,17). Ihre Frucht wäre dann der Herr Jesus Christus
gewesen, der an ihnen Gestalt genommen hätte und der der
einzige ist, der ewig vor Gott bestehen wird.
Aber es gibt Hoffnung für die, die dieses Wort der Ermahnung
im Glauben annehmen, mit Gehorsam darauf reagieren und aus Babylon
fortziehen. Unter Serubbabel, Esra und Nehemia zog später
dreimal eine kleine Anzahl von Juden aus Babylon fort zurück
nach Jerusalem. Nur wenige nahmen die großartige Errettungsmöglichkeit
an, die Gott ihnen bereitet hatte. Und welch großartiges
Erlösung dies war, die sie erleben durften! Die Heimkehr
und der Wiederaufbau Jerusalems war ein gefährliches und
entbehrungsreiches Unterfangen, aber in allem war die
gute Hand Gottes mit ihnen, wie wir so oft in Esra und
Nehemia lesen. Wir wissen nichts davon, dass er sie, wie aus
dem Auszug aus Ägypten, wiederum mit Wasser aus einem gespaltenen
Felsen getränkt hat (wenngleich Nehemia dies im Dankgebet
erwähnt, Neh 9,15.20), aber Esra brachte ihnen das lebendige
Wasser, als er sie im Wort Gottes unterwies (Esr 7,10; Neh 8,4-8)
wir dürfen wissen, dass die höhere geistliche Bedeutung
auf jeden Fall zutrifft: Christus ist dieser Fels (1Kor 10,4),
am Kreuz geschlagen, und an ihm können sich alle stärken
und erquicken, die dem Ruf Gottes gefolgt sind, mit dem er uns
herausreißt aus dieser bösen Welt (Gal
1,4) und hinführt zum himmlischen Jerusalem.
Dieser Abschnitt wird beendet von der erhabenen Aussage,
die auch den Endpunkt der beiden folgenden Abschnitte markiert
(57,20; 66,24). So kostbar der Friede der Erlösten ist,
so schrecklich wird das Ende der Gottlosen sein.
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