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Die Pflichten eines Gemeindedieners

 

Ein Auszug aus dem Buch „Die lebendige Gemeinde“ von John MacArthur

Kapitel 12
Die Pflichten eines Gemeindedieners


In 1. Timotheus 4,6-16 listet Paulus die Qualifikationen für einen guten Diener Jesus Christi auf. Der Schlüsselbegriff steht in Vers 6: "… so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein." In gewissem Sinne ist dies das Generalthema des ganzen Briefes, den Paulus zur Unterweisung von Timotheus schrieb, wie er der Gemeinde in Ephesus dienen kann.
Das griechische Wort für "gut" kann besser übersetzt werden mit "exzellent", "edel", "bewundernswert" oder "vorzüglich". In 1. Timotheus 3,1 bezeichnet es den Aufseherdienst und hier beschreibt es den Charakter des Mannes, den Gott als Mitarbeiter im Gemeindedienst wünscht.
"Diener" ist die Übersetzung des griechischen Wortes diakonos, von dem das Wort Diakon abstammt. Es bezeichnet die offiziellen Diakone in der Gemeinde, die in Kapitel 3 dieses Briefes beschrieben werden. Hier bezeichnet dieses Wort zwar nicht das offizielle Diakonenamt, doch impliziert es auch hier, dass sich jeder, der in irgendeiner Weise im Dienst der Gemeinde mitarbeitet, als ein Diener des Herrn Jesus Christus betrachten muss.
Das Wort diakonos unterscheidet sich von doulous, das ebenfalls oft mit "Diener" übersetzt wird, aber häufig einen Sklaven bzw. Leibeigenen in Unterwerfung bezeichnet. Diakonos hingegen beschreibt einen Diener in einer freieren Stellung, der freiwillig dient. Der Ausdruck vermittelt den Gedanken der Nützlichkeit und impliziert, dass alle Christen danach streben sollten, sich im Werk des Herrn nützlich zu machen. In 1. Korinther 4,1-2 schreibt Paulus: "Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, dass einer treu befunden werde." Wir sind berufen, Diener und Verwalter zu sein, die den Besitz Gottes so verwalten, dass es seinem Namen Ehre macht. Die Anweisungen von Paulus an Timotheus gelten für alle, die dem Herrn dienen.
In 1. Timotheus 4,1-5 spricht Paulus von dämonischen Lehren, die von betrügerischen Geistern durch heuchelnde Lügner verbreitet werden. Nachdem er Timotheus gewarnt und ihm eingeschärft hat, dass falsche Lehren nicht von Menschen, sondern von Dämonen stammen, erklärt er ihm, wie er trotz der Gefahr falscher Lehre ein guter und effektiver Diener sein kann. Doch in seinen Anweisungen, wie Timotheus mit falschen Lehren umgehen sollte, betont Paulus nicht das Negative, sondern das Positive. Er fordert Timotheus nicht auf, einen defensiven Dienst des Widerlegens und Zurückweisens von Irrtum aufzubauen, sondern betont die offensive Vorgehensweise: Er soll das Wort Gottes lehren (V. 6.11.13.16). Der Dienst der Gemeindeleiter sollte hauptsächlich darin bestehen, das Volk Gottes aufzuerbauen, und nicht ausschließlich im Aufzeigen und Angreifen von Irrtümern.
In den Versen 6-16 nennt Paulus elf Charaktermerkmale, die erforderlich sind, um ein guter Diener Christi zu sein. Sie sind praktische und hilfreiche Ziele für jeden, der wünscht, dem Herrn in der Führung seines Volkes zu dienen.

Der exzellente Diener warnt vor Irrtümern

Obwohl der Verkündigungsdienst nicht vorwiegend negativ ausgerichtet ist, bedeutet das nicht, dass Warnungen vor der Schädlichkeit falscher Lehren keinen Platz hätten. Zunächst klärte Paulus vor dämonischen Lehren auf und leitete dann über zur Erläuterung, wie man ein exzellenter Diener Jesu Christi sein kann. In dieser Überleitung fordert er Timotheus auf, die Gemeinde vor derartigen Lehren zu warnen: "Wenn du dies den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein" (V. 6). Es ist notwendig, Christen vor Irrlehren zu warnen. Warnungen gehören zum Verkündigungsdienst.
Der griechische Ausdruck für "vorstellen" steht hier im Partizip Präsens, was bedeutet, dass vor real existierenden Irrlehren beständig gewarnt werden sollte. Es bedeutet nicht, Befehle zu erteilen, sondern den Zuhörern in milder, demütiger Haltung seelsorgerlichen Rat zu bieten. Ein Diener Christi muss den Leuten Unterscheidungsvermögen vermitteln, indem er sie zu biblischem Denken anleitet.
Das Aufzeigen von Irrtümern ist in der Verkündigung eines typischen Predigers nicht das Generalthema, sollte aber eine immer wiederkehrende Erinnerung sein. Paulus sagte zu den Ältesten von Ephesus: "Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen! Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, aufzuerbauen und ein Erbe unter allen Geheiligten zu geben" (Apg 20,29-32). Paulus machte die Epheser immer wieder auf Irrlehren aufmerksam und zeigte ihnen die positive Lösung: das Wort Gottes. Die Wahrheit bietet die geeignete Grundlage zum Umgang mit Irrtümern.
Wenn Christen fest gegründet im Wort Gottes sind, können sie dadurch vermeiden, "Unmündige (zu) sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre" (Eph 4,14). Auch in 1. Johannes 2,13-14 wird bestätigt, dass ein Gläubiger lernt, teuflische Irrtümer abzulehnen, wenn er stark ist im Wort Gottes, dem Schwert des Geistes. Nur so kann man im Kampf gegen jene Wesen bestehen, die sich als Engel des Lichts und Diener der Gerechtigkeit tarnen (2Kor 11,14-15).
Weil die Gemeinde in dieser Generation versäumt hat, wachsam Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden, konnten alle möglichen Irrtümer in sie eindringen. Sie ist orientierungslos, schwach und nicht selten abtrünnig. Eine oberflächliche Theologie und überzeugungslose Verkündigung sind an die Stelle von kräftiger Lehre und klarer Schriftauslegung getreten. Das zieht ein tragisches Vermächtnis nach sich. Die Gemeinde wurde überflutet mit Orientierungslosigkeit, unbiblischer Psychologie, okkulten Einflüssen, erfolgsorientierten Philosophien und Wohlstandstheologie.
Die Gemeinde muss klare Linien zwischen Irrtum und Wahrheit ziehen und ihre Gläubigen im Wort Gottes auferbauen. Gemeindeleiter sind vor Gott dafür verantwortlich, die ihnen anvertrauten Gläubigen vor geistlichen Gefahren zu warnen. Der Herr sagte zu Hesekiel: "Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel zum Wächter gesetzt; und du sollst das Wort aus meinem Munde hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn ich zu dem Gesetzlosen spreche: Du sollst gewisslich sterben! und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gesetzlosen vor seinem gesetzlosen Wege zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern" (Hes 3,17-18). Wenn geistliche Führungspersonen das unterlassen, werden sie vor Gott dafür Rechenschaft geben müssen (Hebr 13,17). Auch wenn die Gemeinde heute anscheinend alles mit offenen Armen akzeptiert, einschließlich Irrlehren, muss ein Diener Gottes solche Überzeugungen entwickeln, die auf einer biblischen Theologie gründen. Er muss die ihm anvertrauten Gläubigen beständig vor Irrtümern warnen. Es weiß sich verpflichtet, die Herde vor Gefahr zu schützen und nicht die Gefahr herabzuspielen.

Der exzellente Diener ist versiert im Bibelstudium

Ein guter Diener ist auch ein Experte im Bibelstudium, "der sich nährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist" (V. 6). Es ist eine traurige Feststellung, dass viele Gemeindeleiter nur eine minimale Bibelkenntnis haben und die Bibel nur mit wenig Hingabe studieren. In der Kirchengeschichte gab es eine Zeit, als die Gemeindehirten herausragende Experten in Bibel und Theologie waren. Die puritanischen Prediger waren nicht in erster Linie gute Redner oder Entertainer, sondern vor allem und zuallererst Studenten des Wortes Gottes. Sie arbeiteten daran, das Wort Gottes mit Präzision und Weisheit zu verstehen, auszulegen und anzuwenden.
Das griechische Wort, das mit "sich nähren" übersetzt wurde, ist ein Partizip Präsens passiv. Das bedeutet, dass das Ernähren mit dem Wort Gottes ein ständiger, fortdauernder Prozess ist. Dazu gehört, die Bibel zu lesen, darüber nachzusinnen, am Text zu arbeiten und ihn so lange zu studieren, bis man ihn beherrscht. Es ist elementar wichtig, dass wir uns fortwährend mit dem "Wort des Glaubens" ernähren. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Gesamtheit der christlichen Wahrheit in der Schrift. Wir sollen Meister der Bibelkenntnis sein. Wir werden sie nie völlig beherrschen, aber wir sollen danach streben. Wir sollen Experten der Schriftkenntnis sein, und nicht nur gute Redner, die den Leuten in den Ohren kitzeln und ihnen den Eindruck vermitteln, sie würden etwas Angenehmes hören (2Tim 4,3). Wir müssen das Wort Gottes sorgfältig und exakt interpretieren und verteidigen. Wir sollen uns nicht nur direkt von den "Worten des Glaubens" nähren, sondern auch von "der guten Lehre" (gr. kalê didaskalia). Zur "guten Lehre" gehört das Lehren biblischer Wahrheit und das Anwenden ihrer Prinzipien. Geistliches Wachstum basiert auf unserem vertrauten Umgang mit biblischer Wahrheit.
1. Petrus 2,2 - Wir wachsen geistlich, wenn wir die Bibel studieren.
2. Timotheus 2,15 - Paulus schrieb: "Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet!" Vorrangig vor allen anderen Aspekten des Verkündigungsdienstes sind wir dazu berufen, erfahrene Forscher im Wort Gottes zu sein.
Epheser 6,17 - Wir sollen mit großer Präzision Gebrauch machen vom "Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort".
Kolosser 3,16 - Das Wort Christi soll reichlich und tiefgründig in uns wohnen.
2. Timotheus 3,16-17 - Das Wort Gottes ist "nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet". Deshalb müssen wir es kennen, wenn wir andere geistlich zurüsten wollen.
Um biblisch denken und reden zu können, muss ein Gemeindehirte einen Großteil seiner Zeit damit verbringen, sich den Bibeltext zu erarbeiten. Die Bibel ist ein unerschöpflicher Schatz, und es erfordert eine ganze Lebenszeit, nur anzufangen, ihre Reichtümer zu begreifen. Unkenntnis ist keine Tugend. Leider sind wir eine Generation, die nicht gerne nachdenkt; Unterhaltung und Amüsement sind uns lieber. Dennoch müssen wir das Wort Gottes mit Entschlossenheit studieren, verstehen und vermitteln.
Leider gibt es viele Männer, die keine Freude am Studieren haben. Sie beschäftigen sich hier und da eine Stunde mit der Bibel oder überhaupt nicht. Viele Gemeindehirten betrachten Studium als eine unliebsame Aufgabe, die einen ansonsten leichtgängigen Tagesablauf störend unterbricht. Am liebsten haben sie so oft wie möglich Gastredner auf ihren Kanzeln, damit sie sich den fürs Bibelstudium nötigen Zeitaufwand sparen, und widmen sich lieber den vielfältigen Aufgaben in Verwaltung, Organisation und Besprechungen. Ihr Minimum an Bibelstudium bringt nur schwache Predigten hervor, die weder zum Herzen noch zum Verstand der Zuhörer vordringen.
William Tyndale, dem die englische Übersetzung des Neuen Testaments von 1525 zu verdanken ist, befand sich im Gefängnis und erwartete seinen Märtyrertod. Er schrieb einen Brief an den amtierenden Herrscher und erbat, dass ihm Folgendes aus seinem Besitz gesandt werden möge: Eine wärmere Mütze und ein wärmerer Mantel und ein Stück Tuch, um seine Hose zu flicken. Dann sagte er: "Doch am allermeisten erbitte und erflehe ich Ihr Mitleid, dem Beauftragten zu drängen, dass er mir freundlicherweise erlaubt, eine hebräische Bibel, eine hebräische Grammatik und ein hebräisches Wörterbuch zu haben, damit ich die Zeit mit deren Studium verbringen kann." Jeder Bibelschulabsolvent, der mit Hebräisch zu kämpfen hatte, wird wahrscheinlich eine solche Bitte nicht nachvollziehen können! Doch wenn man später tiefer im Wort Gottes gräbt, ist es wunderbar sagen zu können: Am liebsten ist mir das, was mir hilft, das Wort Gottes besser zu verstehen.

Der exzellente Diener meidet den Einfluss unheiliger Lehre

"Die unheiligen und altweiberhaften Fabeln aber weise ab" (V. 7). "Fabeln" ist eine Übersetzung des griechischen Wortes mythos, das uns auch aus unserem Sprachgebrauch bekannt ist. In 2. Timotheus 4,4 lesen wir: "Sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden." Wahrheit und Fabeln werden hier als Gegensätze gesehen. Der Christ muss sich von der Wahrheit ernähren und muss das Gegenteil der Wahrheit ablehnen.
Die Beschreibung der Fabeln als "altweiberhaft" hat eine kulturelle Bedeutung. Der Ausdruck wurde in philosophischen Kreisen als sarkastisches Beiwort gebraucht, wenn man eine bestimmte Auffassung mit besonderer Verachtung schmähen wollte. Er vermittelt das Bild einer alten Oma, die einem Kind ein Märchen erzählt, und wurde auf alles angewendet, was unglaubwürdig war.
Der Verstand ist eine kostbare Sache. Gott möchte, dass die geistlichen Führer einen reinen Verstand haben, der randvoll mit dem Wort Gottes gefüllt ist. Er hat keinen Platz für törichte Mythen oder unheilige Widersprüche zur Wahrheit. Doch irgendwie glaubt unsere Gesellschaft lieber fiktiven Geschichten als biblischer Wahrheit. In manchen Kreisen wird die theologische Gelehrsamkeit nicht mehr daran gemessen, wie gut man seine Bibel kennt, sondern wie gut man sich mit den Spekulationen des säkularen akademischen Establishments auskennt.
Als ich überlegte, in Theologie zu promovieren, prüfte der Vertreter des Promotionskurses an der Universität meine Skripte und schloss daraus, dass ich mich in meiner bisherigen akademischen Arbeit zu viel mit Bibel und Theologie beschäftigt hatte. Deshalb gab er mir eine Liste mit 200 Büchern, die ich zur Vorbereitung lesen sollte, bevor ich in das Programm aufgenommen werden konnte. Ich ging die Liste mit einem Experten in christlicher Literatur durch und stellte fest, dass keines dieser Bücher etwas anderes enthielt als liberale Theologie und humanistische Philosophie. Sie waren voller profaner altweiberhafter Fabeln, die als akademische Gelehrsamkeit ausgegeben wurden! Die Universität verlangte außerdem, dass ich an einem Kurs teilnahm mit dem Titel: "Jesus und das Kino." Dazu gehörte es, moderne Kinofilme anzuschauen und zu überprüfen, ob sie die "Jesus-Moral" förderten oder bekämpften. Die zweite Person Gottes wurde zu einem Moralapostel degradiert! Ich wandte mich wieder an besagten Vertreter und sagte ihm: "Ich möchte nur, dass Sie wissen: Ich habe mein ganzes Leben mit dem Studium der Wahrheit zugebracht, und ich kann nicht einsehen, welchen Wert es haben soll, dass ich die nächsten paar Jahre damit verbringen soll, Irrtum zu lernen." Dann legte ich die Unterlagen auf seinen Schreibtisch und verabschiedete mich.
Ich danke Gott, dass mein Verstand von Beginn meines Lernens an mit Wahrheit aufgefüllt worden ist. Mein Verstand ist kein Schlachtfeld der Unschlüssigkeit, was wahr ist und was falsch, und befasst sich nicht "mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern … die mehr Streitfragen hervorbringen, als sie den Verwalterdienst Gottes fördern" (1Tim 1,4). Das kann ich mit voller Überzeugung sagen, weil es in meinem Denken keine Zweideutigkeiten gibt. Um die Plage der vermeintlichen Intellektuellen oder Gelehrten, die der biblischen Wahrheit widersprechen, habe ich einen Bogen gemacht. Ein Bekannter von mir hatte jedoch Probleme auf diesem Gebiet. Er ging auf ein liberales Seminar, um sich auf seinen Gemeindedienst vorzubereiten, aber verließ das Seminar schließlich als Kellner. Die Orientierungslosigkeit des Liberalismus hat seine Motivation, Gott zu dienen, zerstört. Unser Verstand ist kostbar und wir müssen ihn vor satanischen Lügen bewahren. Der exzellente Diener des Wortes Gottes bewahrt seine biblischen Überzeugungen und seinen klaren Verstand, indem er sich viel mit dem Wort Gottes beschäftigt.

Der exzellente Diener übt sich in persönlicher Gottseligkeit

J. Oswald Sanders schreibt in seinem Buch Spiritual Leadership ("Geistliche Leiterschaft"): "Geistliche Ziele können nur von geistlichen Menschen erreicht werden, die geistliche Methoden anwenden." Im Gemeindedienst geht es vor allem um Gottseligkeit. Es geht nicht darum, wie clever man ist oder wie gut man sich verkaufen kann; sondern ob man das Wort Gottes kennt und ein gottseliges Leben führt. Der Dienst für den Herrn ergibt sich aus Letzterem.
In 1. Timotheus 4,7 lesen wir: "… übe dich aber zur Gottseligkeit". Unser Wort Gymnasium stammt von dem griechischen Ausdruck, der hier mit "üben" übersetzt ist (gymnasô). Es wurde für Sportler verwendet, die für einen Wettkampf trainierten und bedeutet strenges, selbstkasteiendes Training. In der griechischen Kultur wurde eine Turnhalle als Gymnasium bezeichnet, die für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren der zentrale Platz der Stadt war. Da großer Wert auf Sport gelegt wurde, gab es gewöhnlich in jeder Stadt eine solche Turnhalle. Dieser Körperkult führte dazu, dass übermäßig viel Zeit mit Sport, Training und Wettkämpfen verbracht wurde, ganz ähnlich wie heute bei uns.
Paulus spielte auf diese kulturelle Gegebenheit an, als er Timotheus ermahnte, auf das Ziel der Gottseligkeit hin zu "trainieren", und sagte damit im Endeffekt: "Wenn du dich mit Training beschäftigen willst, so konzentriere dich darauf, deine innere Natur zur Gottseligkeit zu trainieren." Das griechische Wort für Gottseligkeit ist eusebia, was "Frömmigkeit", "Gottesfurcht" oder "wahre geistliche Tugend" bedeutet. "Trainiere eifrig für eine Steigerung der geistlichen Tugend", wäre eine passende Übersetzung von Paulus' Ermahnung an Timotheus.
Paulus war sich im Klaren, wie wichtig Disziplin im geistlichen Dienst ist: "Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde" (1Kor 9,27). Timotheus sagte er: "Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu! Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft" (2Tim 2,3-5). So wie ein Soldat Entbehrungen auf sich nimmt, Opfer bringt und sich von der Welt trennt, um demjenigen zu gefallen, der ihn rekrutiert hat, und so wie ein Sportler fleißig trainieren und sich im Wettkampf an die Regeln halten muss, so muss ein Diener Gottes Opfer auf sich nehmen, Disziplin üben und sich an den Maßstab Gottes halten.
Körperliche Übungen nützen wenig (V. 8). Erstens dienen sie nur dem Körper und nicht dem Geist. Zweitens halten ihre positiven Auswirkungen nur kurze Zeit an. Man kann Jahre damit verbringen, sich in Form zu bringen, aber sobald man mit dem Training nachlässt, verliert man sofort die Fitness, die man sich so hart antrainiert hat.
Im Gegensatz dazu gilt: "Die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nütze, weil sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen" (V. 8). Gottseligkeit ist nützlich nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Wenn Sie sich Vorsätze für das neue Jahr machen, dann nehmen Sie sich nicht vor, drei Mal pro Woche Sport zu treiben, wenn Sie nicht bereits täglich Zeit mit dem Wort Gottes verbringen und Ihre Gottseligkeit fördern. Geistliche Disziplin wird Ihnen ein erfülltes, von Gott gesegnetes, fruchtbares und sinnvolles Leben einbringen. Und der Segen der Gottseligkeit bleibt in Ewigkeit bestehen.
"Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert" (V. 9). Diesen Ausdruck verwendete Paulus noch an vier weiteren Stellen seiner Pastoralbriefe (1Tim 1,15; 3,1; 2Tim 2,11; Titus 3,8). "Aller Annahme wert" betont seine Bekräftigung und bezeichnet eine vertrauenswürdige Aussage oder ein offenkundiges Axiom. Es liegt unbestreitbar auf der Hand, dass geistliche Übung von größerem Nutzen ist als körperliche.
Sich übermäßig viel mit seinem Körper zu beschäftigen, zeugt von geistlicher Unreife und von einer eingeschränkten Wahrnehmung geistlicher und ewiger Dinge. In der Gemeinde sollte es unzweifelhaft feststehen, dass Christen keinen Körperkult betreiben, sondern Menschen sind, die sich geistlich ertüchtigen, um dem Willen Gottes zu entsprechen.
Der exzellente geistliche Diener strebt nach Gottseligkeit. Er wendet dazu alle verfügbaren Gnadenmittel an - Gebet, Bibelstudium, Teilnahme am Mahl des Herrn, Sündenbekenntnis, aktive Mitarbeit, Verantwortung und manchmal auch Fasten - um sich in der Gottseligkeit zu üben.
Gottseligkeit ist das Herzstück der Wahrheit (1Tim 6,3). Sie wird durch Christus empfangen (2Petr 1,3), doch müssen wir auch danach streben (1Tim 6,11). In einer feindlichen Umgebung verursacht sie Drangsal (2Tim 3,12). Und sie segnet uns für die Ewigkeit, aber nicht unbedingt mit zeitlichem Wohlstand (1Tim 6,5-8).

Der exzellente Diener weiß sich zu harter Arbeit verpflichtet

Nachdem Paulus uns zur Gottseligkeit aufgefordert hat, bringt er uns nun auf den Erdboden zurück. Der Verkündigungsdienst ist eine himmlische Beschäftigung, aber gleichzeitig eine irdische Aufgabe - harte Arbeit. "… denn dafür arbeiten und kämpfen wir" (V. 10).
In 2. Korinther 5,9 schreibt Paulus: "Deshalb setzen wir auch unsere Ehre darein, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein." Dann nennt er zwei Gründe, weshalb wir hart arbeiten sollten. Erstens sagt er in Vers 10: "Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden." Wir werden vor Christus stehen und für unseren Dienst für ihn ewigen Lohn empfangen. Der Lohn wird dem von uns geleisteten Dienst entsprechen, sei er gut oder nutzlos (vgl. 1Kor 3,11-15).
In Vers 11 sagt Paulus dann: "Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir Menschen." Hier blickte Paulus über sich selbst hinaus auf unerrettete Menschen. Sie werden keinen Lohn zu erwarten haben, sondern Gericht. Und da wir das wissen, sollen wir sie von der Wahrheit des Evangeliums überzeugen, damit sie gerettet werden und dem Gericht entgehen können.
Paulus arbeitete hart, weil er wusste, dass seine Mühen Konsequenzen für die Ewigkeit haben werden: Lohn für ihn selbst und die Möglichkeit, das Schicksal der Ungläubigen zu wenden. Das ist die Perspektive, von der die Diener Gottes angetrieben werden. Es gibt einen ewigen Himmel, aber auch eine ewige Hölle.
In 1. Timotheus 4,10 bedeutet "arbeiten" (gr. kopiaô) "arbeiten bis zur Erschöpfung". "Kämpfen" (gr. agônizomoai) bedeutet "im Todeskampf ringen". Wir arbeiten bis zur Erschöpfung und oft in Schmerzen, weil wir wissen, um welche ewigkeitsrelevanten Ziele es geht.
J. Oswald Sanders schrieb, wenn ein Mann "nicht bereit ist, für seinen Führungsdienst den Preis der Erschöpfung zu zahlen, wird er immer mittelmäßig bleiben." Er sagte außerdem: "Wahre Leiterschaft fordert stets einen hohen Preis, und je effektiver Leiterschaft ist, desto höher wird der Preis sein." Wir wollen diesen Preis nicht herabsetzen, weil wir wissen, wie dringlich unser Dienst ist. Müdigkeit, Einsamkeit, Kämpfe, frühes Aufstehen, kurze Nächte und Verzicht auf Vergnügen gehören alle zum Dienst dazu. In 1. Korinther 9 sagt Paulus: "Ein Zwang liegt auf mir. Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte! … Ich kämpfe so, nicht wie einer, der in die Luft schlägt; sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn" (V. 16.26-27). Damit beschreibt er seine enorme Mühe und Hingabe für einen Dienst mit ewigkeitsrelevanten Konsequenzen. In 2. Korinther 11,24-27 berichtet Paulus, wie oft er geschlagen und ausgepeitscht wurde und Erschöpfung, Leid, Schmerz, Kampf und Schiffbruch erfahren hat. Er nahm alle diese Gefahren auf sich, weil er seinem unmittelbaren Dienst völlig hingegeben war. Warum? Weil er die Ewigkeit im Blick hatte. Er erkannte, dass das Schicksal von Seelen auf dem Spiel stand.
"Weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen" (V. 10) bedeutet wörtlich: "Wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gerichtet." Missionare, die das Evangelium über Jahre hin verkünden, verzichten auf nahezu jede irdische Annehmlichkeit, weil ihre Hoffnung auf den lebendigen Gott gerichtet ist. Sie glauben, dass er über dieses Leben hinaus für sie sorgen wird. Niemand von uns sollte versuchen, hier ein Vermögen anzusammeln, um vor seinem Abscheiden noch in Überfluss schwelgen können. Unsere Hoffnung ist auf die Zukunft gerichtet.
Man beachte, dass Paulus Gott hier beschreibt als "ein Retter aller Menschen, besonders der Gläubigen" (V. 10). In welchem Sinne ist Gott der Retter aller Menschen? Und inwiefern ist er der Retter insbesondere der Gläubigen? Hierzu gibt es viele verschiedene Auslegungsversuche. Der Schlüssel zur Auslegung dieses Ausdrucks besteht darin, den Kontext zu beachten.
Als Paulus zu den gebildeten Athenern auf dem Marshügel sprach, sagte er, dass Gott "nicht von Menschenhänden bedient wird, als wenn er noch etwas nötig hätte, da er selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Denn in ihm leben und weben und sind wir … Denn wir sind auch sein Geschlecht" (Apg 17,25.28). In einem allgemeinen Sinne ist Gott der Versorger und Erhalter des Lebens aller Menschen.
Bei einem Unwetter auf See sagte Paulus zur Schiffsmannschaft: "Deshalb ermahne ich euch, Speise zu euch zu nehmen, denn dies gehört zu eurer Rettung" (Apg 27,34). Hier steht für "Rettung" dieselbe griechische Wurzel wie bei "Retter" in 1. Timotheus 4,10. Paulus sprach hier nicht von geistlicher, sondern leiblicher Errettung.
In Jakobus 5,15 lesen wir: "Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten" (Hervorhebung zugefügt). Die griechischen Wörter für "Rettung" oder "retten" sind in ihrer Bedeutung nicht auf die Rettung der Seele beschränkt. Sie können sich auf Befreiung von Krankheit oder Problemen beziehen oder auf die Versorgung mit Nahrung.
Davon spricht Paulus in 1. Timotheus 4,10. Wir haben gesehen, dass Gott auf weltweiter Ebene Kraft gibt. Wir haben gesehen, wie er großzügig für die zeitlichen Bedürfnisse aller Menschen sorgt. Doch diese Fürsorge ist für den Gläubigen besonders kostbar, weil sie nicht nur zeitlich, sondern auch ewig ist.
Paulus argumentiert so: Wir arbeiten und kämpfen im Verkündigungsdienst, weil wir glauben, dass diese Arbeit Konsequenzen für die Ewigkeit haben wird. Wir haben unsere Hoffnung auf einen lebendigen Gott gerichtet und wir wissen, dass er die Seelen derer retten wird, die dem Evangelium glauben, weil wir seine erhaltende Macht in der Welt gesehen haben. Deshalb arbeiten wir hart.
Ich erinnere mich, wie ich von einem Mann namens Thomas Cochrane las, der interviewt wurde, weil er in die Mission gehen wollte. Er wurde gefragt: "Auf welchen Teil des Missionsfeldes fühlen Sie sich besonders berufen?" Er antwortete: "Ich weiß nur, dass ich das Schwierigste wünsche, das Sie mir anbieten können." Das Werk des Herrn ist nichts für Leute, die Bequemlichkeit und Wohlleben wollen. Aber es bietet ewigen Lohn für solche, die ihre Hoffnung auf die Ewigkeit richten.
Richard Baxter schrieb: "Die Arbeit als geistlicher Diener muss mühsam und fleißig ausgeführt werden, da sie von solch unaussprechlicher Konsequenz für andere und für uns selbst ist. Wir versuchen, die Welt zu bewahren, sie vor dem Fluch Gottes zu retten, die Schöpfung vollkommen zu machen, die Ziele der Erlösung Christi zu erreichen und das Reich Christi aufzurichten, und helfen anderen, das Reich der Herrlichkeit zu erreichen. Und können diese Arbeiten mit einer leichtfertigen Gesinnung oder einer schlaffen Hand verrichtet werden? Oh, siehe zu, dass du diese Arbeit mit all deiner Kraft tust! Studiere emsig, denn der Brunnen ist tief und unsere Hirne seicht".
Unsere ganze Arbeit ist eine Mühe, aber keine menschliche Mühe: Paulus sagte, sein Ziel sei es, "jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen" (Kol 1,28). Dann sagte er: "… wozu ich mich auch bemühe [gr. kopiaô "im Todeskampf ringen"] und kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft" (V. 29). Unsere Arbeit wird nicht im Fleisch vollbracht. Der Herr kräftig die, die ihm dienen, durch seinen Geist.

Der exzellente Diener lehrt mit Autorität

"Dies gebiete und lehre!", befahl Paulus Timotheus (V. 11). Das griechische Wort, das mit "lehre" übersetzt ist, beschreibt das Vermitteln von Informationen, in diesem Fall das Weitergeben von Anweisungen bzw. Glaubenslehren. Dies soll in Form eines Befehls geschehen.
Heute wird oft in vergnügter, unterhaltsamer Weise gepredigt, aber selten so, dass die Predigt vollmächtig ist oder das Leben der Hörer umgestaltet. Sind die seichten Meinungen, die heute von den Kanzeln zu hören sind, wirklich das, was Gott will? In Apostelgeschichte 17,30 sagte Paulus, dass Gott den Menschen gebietet, dass sie alle überall Buße tun sollen" (Hervorhebung zugefügt).
In Matthäus 7,28-29 lesen wir: "Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte [die Bergpredigt], da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat." Paulus forderte Timotheus vielmals auf, autoritativ zu sein. In 1. Timotheus 1,3 sagt er: "… du solltest einigen Weisung erteilen, nichts anderes zu lehren." Dann schrieb er: "Dies gebiete!" (5,7). In 5,20 drängt er Timotheus, bestimmte Personen öffentlich zurechtzuweisen. In 6,17 nennt er ihm Befehle für die Reichen in der Gemeinde. In Titus 2,15 schreibt er: "Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich verachten!" Das bedeutet nicht, dass wir unsere Autorität missbrauchen oder gnadenlos sein sollen. Aber wenn Christen dem Wort Gottes nicht gehorchen, müssen wir sie zur Verantwortung ziehen.
Der treue Diener ist freimütig. Er brandmarkt Sünde ohne Umschweife. Er verurteilt Unglauben, Ungehorsam und Mangel an Hingabe. Gott beschrieb Jesus als "mein geliebter Sohn … Ihn hört!" (Mt 17,5). Der exzellente Diener gibt diese Aufforderung Gottes weiter und befiehlt allen Menschen, Buße zu tun und auf Jesus Christus zu hören.
Unsere Autorität hat eine Grundlage. Erstens müssen wir wissen, was wir über die Bibel glauben. Wenn wir nicht sicher sind, dass sie Gottes Wort ist, können wir nicht autoritativ sein. Dann müssen wir wissen, was Gottes Wort sagt. Wenn wir nicht sicher sind, was es bedeutet, können wir nicht autoritativ sein. Dann muss es uns wichtig sein, dass das Wort Gottes richtig vermittelt wird, weil wir dafür Sorge tragen, dass es bewahrt wird. Und schließlich sollte uns wichtig sein, wie die Leute auf Gottes Wort reagieren.
Unsere Lehre sollte nicht nur mit sentimentalen Vorschlägen angefüllt sein, sondern mit Befehlen. Anstatt uns mit Gottes Wahrheit an die Leute heranzuschleichen, müssen wir das Wort Gottes freimütig und geradewegs verkünden und darauf vertrauen, dass es nicht unwirksam bleiben wird.

Der exzellente Diener ist ein Vorbild an geistlicher Tugend

Paulus schrieb Timotheus: "Niemand verachte deine Jugend, vielmehr sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit!" (V. 12). Das griechische Wort, das hier mit "Vorbild" übersetzt wurde, ist typos, was Modell, Muster oder Abdruck bedeutet. Wenn ein Schneider ein Kleidungsstück mit Hilfe eines Musters anfertigt, legt er das Muster oben auf den Stoff und schneidet rundherum. Ein Maler verwendet ein Modell, um seine Gemälde zu reproduzieren. Wenn wir ein Vorbild sind, liefern wir den Menschen eine Mustervorlage für ihr Leben. Jemand sagte einmal: "Dein Leben redet so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst." Ihr Lebensstil ist Ihre vollmächtigste Botschaft.
Ein Freund von mir besuchte kürzlich seine frühere Hochschule, eine der bekanntesten theologischen Ausbildungsstätten in den USA. Er stellte fest, dass die meisten Absolventen offenbar ein mangelhaftes Verständnis von wahrer Gottseligkeit hatten. Er schlug vor, dass sie zusätzlich das Unterrichtsfach "Persönliche Heiligung" aufnehmen sollten. Einer der Professoren sagte zu ihm: "Das hätte keine akademische Glaubwürdigkeit." Aber akademische Glaubwürdigkeit ist im Hirtendienst nicht das Wichtigste. Nennen Sie mir einen gottesfürchtigen Menschen, und ich werde Ihnen zeigen, dass er dadurch ein Vorbild für unser Leben ist. Nennen Sie mir einen Menschen, dessen Kopf voller Erkenntnis ist, dem es aber an Heiligung fehlt, und ich zeige Ihnen, dass man sich an ihm besser kein Vorbild nehmen sollte. Er würde Sie orientierungslos machen und Sie würden anfangen, es ihm gleichzutun: Die richtige Lehre ist vorhanden, aber das richtige Verhalten fehlt. Diese Doppelmoral ist tödlich und abschreckend.
Das Neue Testament fordert immer wieder dazu auf, ein Vorbild für ein gottesfürchtiges Leben zu sein. Schauen wir uns allein diese Befehle des Apostels Paulus an:
1. Korinther 4,16 - "Ich bitte euch nun, seid meine Nachahmer!" Man könnte meinen, Paulus sei anmaßend. Aber nein, er demonstrierte einfach den Charakter eines gottesfürchtigen Menschen, der sich im Klaren war, dass er ein Vorbild sein musste. Offensichtlich wusste er, dass er nicht vollkommen war, aber er strebte danach - soweit es möglich ist -, so zu sein, wie der Mensch sein soll. Ein geistlicher Diener sollte nach nichts weniger streben als das. Das griechische Wort für "Nachahmer" ist mimête, wovon unsere Worte Mimik und mimen abstammen.
1. Korinther 10,31.33; 11,1 - "Tut alles zur Ehre Gottes! Wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch dass ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden. Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin!"
Philipper 3,17 - "Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt!"
Philipper 4,9 - "Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut!"
1. Thessalonicher 1,5-6 - "Unser Evangelium erging an euch nicht im Wort allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewissheit; ihr wisst ja, als was für Leute wir um euretwillen unter euch auftraten. Und ihr seid unsere Nachahmer geworden und die des Herrn."
2. Thessalonicher 3,7.9 - "Ihr selbst wisst, wie man uns nachahmen soll; denn wir haben unter euch nicht unordentlich gelebt. Nicht, dass wir nicht das Recht dazu haben, sondern damit wir uns euch zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmt."
2. Timotheus 1,13 - "Halte fest das Vorbild der gesunden Worte, die du von mir gehört hast."
Der Schreiber des Hebräerbriefes sagte: "Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an und ahmt ihren Glauben nach!" (13,7). Wer in der Gemeinde als Hirte dient, muss ein Leben führen, das andere nachahmen können. Das ist eine enorme Herausforderung. Deshalb sagte Jakobus: "Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden!" (Jak 3,1). Es ist eine schlimme Sache, wenn man sich falscher Lehre oder eines heuchlerischen Lebens schuldig macht. Das Leben eines Mannes muss mit seiner Botschaft übereinstimmen. Leider wird gegen dieses Prinzip im Gemeindedienst immer wieder verstoßen.
Timotheus war jung, wahrscheinlich noch keine vierzig, und daher wurde seine Autorität und Kompetenz zum Teil in Frage gestellt. Deshalb schrieb Paulus an Timotheus, dass er respektiert werden müsse, wenn die Gläubigen ihm folgen sollen. Doch da Timotheus jung war, musste er sich diesen Respekt verdienen. Wie sollte er das erreichen? Indem er sich als "ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Geist, im Glauben, in Keuschheit" erwies.

Im Wort

Der Diener Gottes muss in seinem Reden vorbildlich sein. In Matthäus 12,34 sagt Jesus: "Aus der Fülle des Herzens redet der Mund." Was aus dem Mund eines Menschen hervorgeht, zeigt, was in seinem Herzen ist. Deshalb sagte Jesus: "Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden" (V. 37).
Aus Epheser 4 lernen wir, wie unsere Rede sein soll. In Vers 25 lesen wir: "Legt die Lüge ab." Ein Diener des Herrn sollte nie etwas Falsches sagen. Er sollte nicht dem einen etwas anderes sagen als dem anderen. Dann sagt Paulus: "Redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten!" (V. 25). Wir sollen zu allen die Wahrheit sagen. Wenn die Leute untereinander feststellen, dass ein geistlicher Führer dem einen etwas anderes gesagt hat als dem anderen und sie angelogen hat, wird das seine Glaubwürdigkeit zunichte machen.
In Vers 26 schreibt Paulus: "Zürnet, und sündigt nicht!" Heiliger Zorn und gerechter Grimm haben zwar ihren Platz, aber nicht, wenn dieser Zorn Sünde ist. Das gilt insbesondere für diesen schwelenden Zorn, der über mehrere Tage anhält. Ein exzellenter Diener darf sich nicht dazu hinreißen lassen, derart zornig zu sein, dass seine Worte bitter, hetzend oder gnadenlos werden. Auch für ihn gilt: "Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt" (Kol 4,6).
Vers 29 sagt: " Kein faules Wort komme aus eurem Mund." Ein Gläubiger sollte sich niemals in unreiner Weise ausdrücken. Es ist peinlich zu hören, wie jemand behauptet, Christus zu dienen, aber gottlose Worte gebraucht. Das offenbart ein unreines Herz. Im Leben des Christen gibt es keinen Platz für verderbliche oder schmutzige Ausdrücke. Eine Sprache, die Gott verherrlicht, ist "gut zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe" (V. 29). Freude und Spaß haben ihren Platz, denn "ein fröhliches Herz bringt gute Besserung" (Spr 17,22). Keinen Platz gibt es hingegen für schmutzige Ausdrücke, aufbrausende Worte oder eine lügnerische Zunge.

Im Wandel

Der Diener muss ein Vorbild für ein gerechtes Leben sein - jemand, der seine Überzeugungen auslebt, die auf biblischen Prinzipien basieren. Was Sie tun, wohin Sie gehen, was Sie besitzen - jeder Aspekt Ihres Lebens ist eine Predigt. Diese Predigt untermauert oder untergräbt das, was Sie sagen.
Worin investieren Sie Ihre Zeit, Ihr Geld und Ihre Kraft? Der Lebensstil, der heute von der Welt vorgelebt wird, ist mit dem biblischen Maßstab völlig unvereinbar. Viele Familien gehen kaputt, weil beide Elternteile arbeiten wollen, damit sie sich ein größeres Haus und ein größeres Auto leisten können. Die wenige verbleibende Freizeit widmen sie ihrer körperlichen Fitness, anstatt sie zur Erbauung ihrer Seelen, ihrer Familien und ihrer Kinder zu nutzen. Und auch die Gemeinde ahmt oft die Perspektive der Welt nach.

In Liebe

In Liebe zu dienen, bedeutet nicht unbedingt, allen die Hände schütteln und auf die Schulter klopfen zu müssen. Paulus und Epaphroditus zeigten ihre Liebe zur Gemeinde durch harte Arbeit (1Thes 2,7-12; Phil 2,27-30). Manchmal frage ich mich: "Soll ich in der Grace Church bleiben und mich hier aufreiben, oder soll ich in eine andere Aufgabe wechseln?" Doch ich weiß, dass Gott mich berufen hat, mein Leben für die Menschen dieser Gemeinde zu geben. Dadurch kommt meine Liebe zu den Geschwistern zum Ausdruck. Wir alle müssen aufopferungsvoll anderen dienen.

Im Glauben

Das griechische Wort, das hier mit "Glauben" übersetzt ist, kann auch "Treue", "Zuverlässigkeit" oder "Verbindlichkeit" bedeuten. Timotheus musste in seinem Dienst zuverlässig und treu sein, man musste sich auf ihn verlassen können. Einem solchen Führer können die Menschen folgen. In 1. Korinther 4,2 schreibt Paulus: "Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, dass einer treu befunden werde." Zuverlässigkeit unterscheidet die Erfolgreichen von den Versagern.
Paulus war für seine Zuverlässigkeit bekannt. Das Gleiche galt für seine Mitarbeiter. Epaphras (Kol 1,7) und Tychikus (Kol 4,7) waren nur zwei von vielen zuverlässigen Dienern Christi.

In Reinheit

Das griechische Wort, das mit "Reinheit" übersetzt wurde (hagneia) bezeichnet nicht nur sexuelle Reinheit, sondern auch die innere Reinheit des Herzens. Wenn unser Herz rein ist, wird auch unser Verhalten rein sein.
Die Geschichte hat gezeigt, dass ein geistlicher Dienst durch sexuelle Unreinheit einer Führungsperson ruiniert werden kann. Männer in Führungspositionen sind auf diesem Gebiet verwundbar, wenn sie nicht auf der Hut sind. Wir alle müssen absolute sittliche Reinheit bewahren.

Der exzellente Diener übt einen gründlichen biblischen Dienst aus

"Bis ich komme", schrieb Paulus an Timotheus, "achte auf das Vorlesen, auf das Ermahnen, auf das Lehren!" (V. 13). Das griechische Verb, das mit "achten" übersetzt wurde, ist prosechô. Es steht im Imperativ Präsens aktiv, d.h. es ist ein fortdauernder Befehl. Paulus befahl Timotheus, beständig auf das Vorlesen, Ermahnen und Lehren zu achten. Das sollte zum Lebensstil von Timotheus werden. Der Bibelausleger Donald Guthrie schreibt, das Verb "impliziert vorherige persönliche Vorbereitung". Dasselbe Verb wird in Hebräer 7,13 von den Priestern gesagt, die sich ständig ihrem Dienst am Altar widmeten (ihn "warteten"). So sollte der Mittelpunkt des Dienstes von Timotheus aus Vorlesen, Ermahnen und Lehren bestehen.

Vorlesen

In Vers 13 steht im Griechischen ein bestimmter Artikel vor "Vorlesen". Timotheus sollte auf "das Vorlesen" achten. Bei den Zusammenkünften der Urgemeinde war eine bestimmte Zeit für das Verlesen der Schrift vorgesehen. Darauf folgte eine Auslegung des Textes. Dieses Modell der textauslegenden Predigt stammt aus Nehemia 8,8: "Und sie lasen aus dem Buch, aus dem Gesetz Gottes, abschnittsweise vor und gaben den Sinn an, sodass man das Vorgelesene verstehen konnte." Die Bibel muss erklärt werden, damit die Menschen sie verstehen können. Je weiter wir uns kulturell, geografisch, sprachlich, philosophisch und geschichtlich von der ursprünglichen Welt der Bibel entfernen, desto notwendiger wird es, diese ursprünglichen Gegebenheiten zu erforschen. Das ist die Herausforderung für den Bibellehrer und dort sind seine Mühen gefragt.

Ermahnen

Wenn wir durch das Vorlesen und Auslegen der Schrift bereits erfahren, was sie bedeutet, wozu dient dann noch das Ermahnen? Es ist der Aufruf an die Zuhörer, das Verstandene anzuwenden. Ermahnen bedeutet, jemanden zu warnen, damit er im Hinblick auf das Gericht dem Wort Gottes gehorcht. Wir sollen andere ermuntern, entsprechend auf das Wort Gottes zu reagieren, indem wir ihnen sagen, welchen Segen oder welche Konsequenzen ihr Verhalten haben wird. "Ermahnen" ist der verbindliche Appell an das Gewissen, das Verhalten entsprechend zu ändern.

Lehren

Das griechische Wort, das mit "Lehren" übersetzt wurde (didaskalia), bedeutet "Lehre vermitteln". Damit ist das systematische Lehren des Wortes Gottes gemeint. Das bezieht sich sowohl auf Gruppen- als auch Einzelunterricht. Didaskalia erscheint fünfzehn Mal in den Pastoralbriefen. Das gibt uns einen Eindruck, wie wichtig das Lehren für das Leben der Gemeinde ist. Es verwundert nicht, dass ein Ältester "lehrfähig" sein muss (1Tim 3,2). Da sich der ganze Gemeindedienst um das Lehren des Wortes Gottes dreht, wie könnte da jemand auf eine Führungsposition in der Gemeinde hoffen, wenn er kein begabter Lehrer ist?
In 1. Timotheus 5,17 lesen wir: "Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden, besonders die in Wort und Lehre arbeiten." Je intensiver jemand in der Vermittlung des Wortes Gottes arbeitet, desto mehr Ehre verdient er. Es ist traurig, dass viele Männer im Gemeindedienst von der wichtigsten Aufgabe abgebracht worden sind.
Wir müssen unnachgiebige Lehrer sein. Der puritanische Prediger John Flavel schrieb: "Bei uns ist es nicht wie bei anderen Arbeitern: Wenn sie zu ihrer Arbeit zurückkehren, finden sie diese genauso vor, wie sie sie verlassen haben." Stellen wir uns einen Tischler vor, der abends sein unvollendetes Werk verlässt und es am nächsten Morgen genauso vorfindet, wie er es am Tag zuvor zurückgelassen hat. Flavel fährt fort: "Sünde und Satan machen fast alles zunichte, was wir tun; die Eindrücke, die wir bei der einen Predigt den Seelen vermitteln, sind bis zur nächsten Predigt verschwunden."
Mit diesem Auflösungsprozess haben wir stets zu kämpfen. Deshalb wiederhole ich viel von dem, was ich bereits gelehrt habe. Jeder gute Gemeindeleiter und Lehrer weiß, dass die Leute vergessen, was er gelehrt hat, und deshalb muss er es wiederholen. Aber er ist sich auch im Klaren, dass die Leute mit seiner Lehre vertraut werden. Wenn sie merken, dass etwas gelehrt wird, was sie schon einmal gehört haben, meinen sie, dass kennen sie schon und fühlen sich gelangweilt. Der Lehrer steht vor der Herausforderung, seine Lehre in solcher Weise zu wiederholen, dass die Leute meinen, er lehre etwas Neues. Es wäre für mich ein Leichtes, hundert Predigtunterlagen zu nehmen, auf Reise zu gehen und diese Predigten immer wieder zu verkündigen. Meine Herausforderung ist es, hier am selben Ort zu bleiben, immer wieder dieselben Dinge zu sagen und doch den Leuten den Eindruck zu vermitteln, dass ich etwas lehre, was sie noch nie zuvor gehört haben. Wenn Sie die Bibel studieren, werden Sie feststellen, dass die Bibel genauso vorgeht. Ihre Prinzipien werden immer und immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen und durch Erzählungen aus anderer Perspektive wiederholt.

Der exzellente Diener erfüllt seine Berufung

In 1. Timotheus 4,14 schreibt Paulus: "Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!" Manche Christen werden Prediger oder Gemeindeleiter, aber steigen nach einer Zeit aus, weil sie nicht in diese Position berufen waren. Aber manchmal steigen Gläubige aus dem Dienst aus, obwohl sie dazu berufen sind, und damit verlassen sie den Platz, an dem Gott sie haben wollte.
Die Aufforderung "vernachlässige nicht die Gnadengabe", kann ein Hinweis darauf sein, dass Timotheus im Begriff stand, seinen Dienst zu vernachlässigen oder bereits nachlässig geworden war. Vielleicht stand er sogar kurz vor dem Aufgeben und befand sich an einem Punkt, wo er mit dem inneren und äußeren Druck der Situation nicht mehr fertig wurde. Das griechische Verb "vernachlässige nicht" steht im Imperativ Präsens aktiv. Es ist ein Befehl im Hinblick auf ein fortdauerndes Verhalten. Das griechische Wort für "Gnadengabe" ist charisma und bezeichnet ein Geschenk der Gnade Gottes. Jeder Gläubige hat eine Gabe bekommen, die ein Mittel oder Werkzeug ist, durch das der Geist Gottes anderen dient. Umfassende Listen dieser Gaben finden sich in Römer 12 und 1. Korinther 12 und weitere Hinweise dazu in Epheser 4 und 1. Petrus 4.
Ich beschreibe Geistesgaben gern als von Gott gegebene Fähigkeiten. Sie werden uns vom Geist Gottes gemäß seinem souveränen Plan erteilt. Die Gemeinde besteht aus vielen Menschen. Sie funktioniert wie ein Körper, wobei jeder Mensch ein Teil dieses Körpers ist. Die uns verliehenen Geistesgaben befähigen zusammen den Körper, richtig zu funktionieren. Timotheus hatte die Gabe des Lehrens. Deshalb forderte Paulus ihn auf zu lehren, zu predigen, Anweisungen zu erteilen und zu ermahnen. Er sollte die Arbeit eines Evangelisten tun und somit seinen Dienst völlig unter Beweis stellen (2Tim 4,5). Er war begabt auf den Gebieten Evangelisation, Predigt, Lehre und Leitung. Diese Begabungen ergaben zusammen eine einzigartige Geistesgabe.
Jeder Christ hat eine Geistesgabe, eine Mischung aus verschiedenen Gaben, die der Heilige Geist für jeden von uns zusammengestellt hat. Wie ein Maler aus den wenigen Farben auf seiner Palette durch deren Kombination eine unendliche Anzahl von Farbtönen mischen und kreieren kann, so mischt der Geist Gottes ein wenig von der einen Gabe mit ein wenig von einer anderen und gestaltet so die perfekte Kombination in uns. Folglich haben wir eine einzigartige Stellung im Leib Christi und können in einer Weise dienen wie niemand sonst.
In Vers 14 schreibt Paulus an Timotheus, dass ihm seine Gabe unter Weissagung gegeben worden ist. Das ist die objektive Bestätigung für die Berufung von Timotheus in den Dienst. Ich glaube nicht, dass er die Gabe durch die Weissagung empfing, aber ich glaube, dass seine Gabe durch eine Offenbarung von Gott öffentlich bestätigt wurde.
Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass die Erfahrung von Ti­mo­theus untypisch war. Ich übe meinen Dienst nicht deshalb aus, weil Gott mir eine Offenbarung gegeben hat. Die Gabe von Timotheus wurde in der apostolischen Zeit bestätigt. Heute würde die Gabe nicht durch direkte Offenbarung objektiv bestätigt, sondern durch Vorsehung. Gott bestätigt unsere Berufung oft dadurch, wie er unsere Umstände und Gelegenheiten lenkt und wie er Menschen zueinander führt. Manchmal werde ich von jungen Männern gefragt, ob ich denke, dass sie auf ein theologisches Seminar gehen sollten. Einer sagte mir: "Ich fühle mich so zum Predigen gedrungen, aber ich weiß nicht, ob ich auf ein Seminar gehen sollte." Ich antwortete: "Besteht denn für dich die Möglichkeit, ein Seminar zu besuchen?" Das bejahte er. Dann fragte ich: "Kannst du es dir leisten?" Auch das bestätigte er. Ich fragte weiter: "Kennst du ein gutes Seminar, das du besuchen möchtest?" Wiederum bejahte er. Daher sagte ich schließlich: "Hört sich das vielleicht danach an, dass der Herr die Umstände durch seine Vorsehung so gelenkt hat?" Dem jungen Mann wurde klar, dass es wohl so sein müsse. Wenn Sie sich also zu einer bestimmten Aufgabe gedrängt fühlen und die Gelegenheit dazu bietet sich, kann das Gottes Bestätigung durch seine Vorsehung sein.
Die "Handauflegung der Ältestenschaft" (V. 14) war die gemeinsame Bestätigung der Berufung von Timotheus. Die Gemeinde bestätigte seine Gabe. Ich bin sicher, dass dies während des Zeitraums von Apostelgeschichte 16,1-5 geschah.
Als die Ältesten Timotheus die Hände auflegten, bestätigte die Gemeinde damit, dass Timotheus der richtige Mann war. Und der eigene Wunsch von Timotheus, zu predigen und zu lehren, bestätigte seine Berufung. Auf diese Weise ruft Gott auch heute noch Menschen in den Dienst. Zunächst muss der Gläubige den Wunsch haben zu dienen. Als nächstes müssen die Umstände die Vorsehung Gottes bezeugen. Und schließlich muss eine Gruppe von geistlichen Führungspersonen dem angehenden Diener ihre Hände auflegen, um damit seine Qualifikation anzuerkennen. Paulus ermutigte also Timotheus, die Berufung Gottes zu erfüllen und nicht die Gnadengabe zu vernachlässigen, die Gott bei ihm bestätigt hatte.
Im Gemeindedienst gibt es viele, die eine Zeitlang dienen, dann aber plötzlich aufgeben. Sie sind wie Sternschnuppen oder kurzlebige Kerzen. Im Gegensatz dazu bewundere ich solche, die bis an ihr Lebensende am Wort Gottes dienen. Ich nenne sie geistliche Marathon-Prediger. Sie haben womöglich eine kleine Gemeinde, sind unbekannt, aber bleiben ihrer Berufung treu und erfüllen sie. Bildlich ausgedrückt, sterben sie im geistlichen Sattel.
Niemand wird den Dienst von John MacArthur auswerten können, bevor nicht alle Faktoren bekannt sind. Das wahre Kennzeichen eines exzellenten Dieners Jesu Christi ist, dass er seine Berufung bis zum Ende erfüllt. Er wird innerlich von der Leidenschaft seines Herzens angetrieben und äußerlich von den Gelegenheiten überzeugt, die Gott ihm gibt, sowie von der Bestätigung durch geistliche Gläubige. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als ich mich in Gegenwart heiliger Männer niederkniete und sie mir ihre Hände auflegten, um mich für den Dienst auszusondern. In meinem Büro hängt eine Urkunde mit den Namen derer, die bestätigt haben, dass ich mein Leben lang das Werk des Dienstes tun soll. Das Erfüllen der Berufung gehört untrennbar dazu, ein solcher Diener zu sein, wie Gott ihn haben möchte.

Der exzellente Diener geht ganz in seiner Arbeit auf

"Bedenke dies sorgfältig", schrieb Paulus an Timotheus, "lebe darin" (V. 15). Ein vorzüglicher Diener ist mit ungeteilter Gesinnung auf seinen Dienst ausgerichtet, im Gegensatz zu einem geteilten Menschen, der in allen seinen Wegen unbeständig ist (Jak 1,8). Das griechische Wort, das mit "sorgfältig bedenken" übersetzt wurde (meletaô) vermittelt den Gedanken, etwas im Voraus durchzudenken, zu planen, Strategien zu entwickeln und etwas gedanklich zu durchdringen. Wenn ein Diener Gottes gerade nicht mit dem Werk des Dienstes selbst beschäftigt ist, muss er es planen.
"Lebe darin" heißt im Griechischen wörtlich "sei darin". Wir müssen im Dienst völlig aufgehen, völlig davon in Beschlag genommen sein. Es verlangt von einem Gläubigen nicht nur viel, ein Diener zu sein, sondern es verlangt alles von ihm. Ein vorzüglicher Diener geht völlig in seiner Arbeit auf.
Ein Diener im Gemeindedienst kann keine zwei Ziele zugleich anstreben. Er kann seine Kräfte nicht aufteilen zwischen den beiden Zielen, seinen Dienst zu erfüllen und ein Tennis- oder Golf-Ass zu sein, reich zu werden oder nebenbei eine Firma aufzubauen. Wer in diese Falle hineintappt, wird nie sein ganzes Potential erkennen, weil zu viele Dinge ihn ablenken und Kräfte verzehren. Ein exzellenter Diener Christi muss sich ganz seinem Dienst hingeben, wie Epaphroditus, der beim Erfüllen seiner Aufgabe beinahe ums Leben gekommen wäre (Phil 2,25-27).
In 2. Timotheus 4,2 schreib Paulus an Timotheus: "Predige das Wort, stehe bereit!" Der Griechischexperte Fritz Rienecker erklärt, dass der griechische Begriff für "stehe bereit" (ephistêmi) ein militärischer Ausdruck ist und so viel bedeutet wie "auf dem Posten sein", "Dienst haben"26. Ein Diener Gottes ist niemals außer Dienst, sondern steht immer auf seinem Posten. Mein Vater sagte oft zu mir, ein Prediger müsse stets auf der Stelle bereit sein zu predigen, zu beten oder zu sterben.
Paulus forderte Timotheus auf: "Stehe bereit zu gelegener und ungelegener Zeit!" (2Tim 4,2). Ein Diener Christi ist im Dienst, sowohl wenn es ihm passt als auch wenn es ihm ungelegen ist. Ich erinnere mich an einen Sonntagabend, als ich sehr müde nach Hause kam. Ich hatte nur zwei Wünsche: Ein kühles Getränk und einen Sessel um auszuruhen. Doch ich hatte mich noch nicht gesetzt, da klingelte das Telefon. Eine Familie steckte in schweren Problemen. Ich telefonierte fast eine dreiviertel Stunde, während der das Essen, das meine Tochter mir zubereitet hatte, ungenießbar wurde. Als ich aufgelegt hatte, klingelte das Telefon schon wieder, und diesmal ging es um eine noch schlimmere Katastrophe. Ich nehme an, dass der Herr mir auf diese Weise klar machte, dass ich immer im Dienst bin. So ist das im Gemeindedienst - man muss völlig davon in Beschlag genommen sein.

Ein exzellenter Diener ist ständig geistlich am Wachsen

Paulus schreibt: "… damit deine Fortschritte allen offenbar seien!" (V. 15). Das bedeutet, dass das geistliche Wachstum von Timotheus für alle offenkundig sein sollte. Demzufolge hatte er noch keine Perfektion erlangt. Ein Diener sollte die ihm anvertrauten Gläubigen nicht zu überzeugen versuchen, dass er fehlerlos sei, sondern ihnen vielmehr sein Wachstum vor Augen führen. Der Maßstab für einen Diener Christi ist hoch; niemand erreicht ihn völlig. Sogar Paulus sagte: "Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet bin; ich … jage auf das Ziel zu" (Phil 3,12.14). Paulus hatte seine Fehler; er war nicht vollkommen (Apg 23,1-5). Die Leute müssen unsere Aufrichtigkeit und Demut erkennen können. Ich bin nicht perfekt, aber ich hoffe, dass ich Fortschritte mache.
Das griechische Wort, das mit "Fortschritte" übersetzt wurde (prokopê), wird im militärischen Sinne für eine herannahende Truppe verwendet. Die Stoiker bezeichneten damit den "Fortschritt in der Erkenntnis"27. Es wurde auch für einen Pionier verwendet, der mühevoll eine Schneise schlug und sich so an ein neues Ziel heranarbeitete. Wir sollen Fortschritte machen hin zur Christusähnlichkeit, und das soll nicht im Verborgenen geschehen.
Manchmal macht mich jemand darauf aufmerksam, dass ich auf einer Vortragskassette etwas sage, was einer Aussage auf einer späteren Vortragskassette widerspricht. Dann antworte ich, dass ich am Wachsen bin. Ich wusste damals noch nicht alles, und ich weiß auch jetzt noch nicht alles.
Menschlich gesprochen, eignet sich niemand für die Aufgabe des Verkündigungsdienstes. Der Herr weiß das; derselbe Herr, der uns hohe Maßstäbe gab, weiß auch, dass wir diese Maßstäbe nie aus unserer Kraft erfüllen können. Doch wenn wir uns dem Geist Gottes ergeben und von ihm das erwarten, was wir selber niemals erreichen könnten, wird seine Kraft durch uns wirken.
Am Ende von 1. Timotheus 4 schreibt Paulus: "Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen!" (V. 16). "Habe Acht" bedeutet aufpassen. Timotheus sollte auf zwei Dinge achten: auf sein Verhalten und auf seine Lehre. Diese zwei bilden das Herzstück des Gemeindedienstes. Die elf Kennzeichen, die wir in diesem Abschnitt betrachtet haben, können in diesen zwei Befehlen zusammengefasst werden.
Die Bibel bekräftigt immer wieder: Wer wirklich gerettet ist, wird im Glauben ausharren. Paulus versicherte Timotheus, dass sein Beharren in der persönlichen Heiligung und seine korrekte Lehre ihn weiterbringen werden auf seinem Weg zur letztendlichen und glorreichen Errettung: "Denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, die dich hören" (V. 16). Seine Beharrlichkeit sollte der Beweis sein für die Echtheit seines Glaubens.
Wenn wir in Gottseligkeit und Wahrheit ausharren, wird unser Leben Auswirkungen auf andere haben; wir werden ihnen die Botschaft der Errettung vermitteln. Wir selbst sind nicht die Retter, aber wir werden von Gott dazu gebraucht, wenn wir sein Wort verkünden und ein heiliges Leben führen. Alle Qualifikationen des vortrefflichen Diener Gottes dienen letztlich der Errettung von Seelen. Das ist der Zweck unseres Lebens und der Grund, weshalb wir noch auf der Erde bleiben, nachdem wir erlöst worden sind. Wenn Gott nichts weiter von uns wollte, als dass wir ihn anbeten, könnte er uns im Augenblick unserer Errettung in den Himmel nehmen. Aber er will, dass wir die Heilsbotschaft zu den Verlorenen bringen. Das ist die Summe des ganzen geistlichen Dienstes. Das ist eine hohe, heilige und herrliche Berufung!
© EBTC Berlin, 2002