Die Gefahren oberflächlicher
Evangelisation
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(Vorbemerkung: Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch
Wagnis
Kinderevangelisation von A.P. Gibbs. Es geht zwar
um Evangelisationsarbeit an Kindern, aber die hier vorgestellten
Prinzipien gelten für jeden evangelistischen Dienst. Vorliegender
Auszug ist Teil 2; Teil 1 des Buches behandelt die Freuden,
Teil 3 die Gestaltung von Kinderevangelisation).
Für einige mag es seltsam klingen, über die Gefahren
von Evangelisation zu sprechen, denn an die Freude dieser
Arbeit denken wir ja viel lieber. Dennoch lauern auf diesem
Gebiet einige ernste Gefahren und jeder Arbeiter unter Kindern
und Jugendlichen tut gut daran, sie aufmerksam zu beachten.
Gerade heute, in unserer Zeit voller Irreführungen und
in dieser Ära der Schnelllebigkeit und Massenproduktion
geraten wir bei evangelistischer Arbeit schnell in den Strudel
des Zeitgeistes. Satan nutzt mit seinen »Mächten
und Gewalten der Finsternis« und seinen Dienern jede Gelegenheit,
der Verkündigung des Evangeliums entgegenzuwirken. Er ist
besonders dann aktiv, wenn die Arbeiter im Reich Gottes nicht
wachsam ist, und streut dann seine falsche Saat aus: »Während
aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut
mitten unter den Weizen und ging weg« (Matthäus 13,25).
Wenn Satan die Verkündigung nicht verhindern kann, wird
er mit allen Mitteln und aller Macht versuchen, das Werk des
Heiligen Geistes nachzuahmen. Er benutzt rein menschliche und
fleischliche Bemühungen, um bloße leere Lippenbekenntnisse
des Glaubens an Christus hervorzubringen. Dies dient auf lange
Sicht seinen Zwecken, denn somit macht er seine Opfer blind
für die Tatsache, dass ihnen die eigentliche Kraft des
Evangeliums, die zur Wiedergeburt führt, noch fehlt (siehe
Epheser 6,12-20; 2. Korinther 2,11).
Diese Gefahr besteht insbesondere bei Kinderevangelisation.
Kinder sind von Natur aus sehr neugierig, fantasievoll, leichtgläubig,
emotional und schnell zu beeindrucken. Mit der Unreife
ihrer Erfahrung können sie leicht in den Bann eines Erwachsenen
gezogen werden, wenn dieser eine starke und anziehende Persönlichkeit
hat. Deshalb sollten wir im Umgang mit Kindern besonders vorsichtig
sein, damit wir uns ihre natürlichen Eigenheiten nicht
leichtfertig zunutze machen. Auf solche Weise wurden schon viele
zu einem Bekenntnis gedrängt, als sie noch nicht reif dazu
waren und noch nicht verstanden, worum es beim Evangelium überhaupt
geht. Folglich wurden diese Kinder irregeleitet zu glauben,
sie seien Christen, obwohl sie in Wirklichkeit weit davon entfernt
sind. Die erste dieser Gefahren beschreiben wir als:
1. Bloße Gefühle ohne
echte Hinwendung zu Gott
Kinder sind stark gefühlsmäßig geprägt
und oft von Gefühlen geleitet. Freude und Weinen liegen
in der Kindheit nahe beieinander und innerhalb eines Augenblicks
kann sich ein strahlendes Lachen in ein Tränengesicht wandeln.
Die Gefahr besteht darin, auf Kosten des Verstands und des Willens
der Kinder mit ihren Gefühlen zu spielen. Unter diesem
Punkt sollten wir fünf Dinge beachten:
(1) Wir vergessen häufig, dass Kinder auf dieselbe Weise
errettet werden müssen wie Erwachsene. Gott hat keine zwei
Wege der Errettung einen für Erwachsene und einen
für Kinder.
Zur Errettung des Kindes (wie eines Erwachsenen) gehört
zwangsläufig, dass es
von Sünde überführt wird
umkehrt
von neuem geboren wird
Christus als Herrn bekennt und zu seiner Ehre lebt.
Hier gilt das Prinzip: »Schon in seinen Taten gibt sich
ein Junge zu erkennen« (Sprüche 20,11). Natürlich
ist die Erfahrung eines Kindes bei seiner Bekehrung eine andere
als die einer älteren Person, denn die Welt des Kindes
ist völlig anders als die Erwachsenenwelt (siehe 1. Korinther
13,11). Dennoch kann auch bei einem Kind wahre Überführung
von Sünde, Umkehr und Hingabe des Lebens an Gott hinreichend
erkannt werden.
Unser Herr hatte deutliche Worte dazu. Er sprach von der
Gefahr, »einem dieser Kleinen, die an mich glauben«,
Anstoß zu geben (Matthäus 18,6). Viele Tausend gottesfürchtige
Mitarbeiter im Reich Gottes, die sich allesamt als Kinder bekehrten,
bezeugen, dass auch Kinder wirklich wiedergeboren sein können.
Von Timotheus heißt es: »Weil du von Kind auf die
heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen
zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist«
(2. Timotheus 3,15). Viele gläubige Kinder beschämen
mit ihrer Liebe, Hingabe und Aufopferung für den Herrn
(oft unter den widrigsten Umständen) einen Großteil
der Erwachsenen.
(2) Ein geschickter und packender Redner kann mit den Emotionen
eines Kindes spielen.
Ein Redner kann durch bloßen Druck auf die Gefühle
eine solche Begeisterung auslösen, dass er nach seinem
Gutdünken jedes beliebige Resultat erzielen kann. Tatsächlich
können diese Resultate vorher garantiert werden,
denn sie beruhen auf fachmännischer psychologischer Erfahrung
und Beobachtung. Manche Evangelisten bedienen sich der raffinierten
Taktiken von Handelsvertretern. Dabei vergessen sie, dass weltliche
Weisheit ohne Erleuchtung durch den Heiligen Geist sowie der
Einsatz fleischlicher Methoden keine empfehlenswerten Beispiele
sind und gewiss zu keinerlei geistlicher Frucht führen
werden. Wir können nur das ernten, was wir gesät haben
siehe 1. Korinther 2,1-5; 2. Korinther 10,4 und Galater
6,8. Wir können nicht genug betonen, dass allein der Geist
Gottes echte Wiedergeburt bewirken kann. Auch heute noch gilt:
»Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch
meinen Geist, spricht der Herr« (Sacharja 4,6). Psychologischer
»Pepp« ist ein schlechter Ersatz für geistliche
Vollmacht!
(3) Wir müssen stets bedenken, dass jedes Kind eine besondere
Persönlichkeit ist.
Diese Persönlichkeit setzt sich zusammen aus dem Verstand,
den Emotionen und dem Willen. Jeder dieser drei
Teilbereiche muss vom Wort Gottes erreicht und gewonnen werden,
bevor eine wahre Bekehrung stattfinden kann. Wenn wir in der
Bibel das Vorkommen des Wortes »Herz« untersuchen,
werden wir feststellen, dass es manchmal sogar den Verstand
betont. Siehe Lukas 1,51.66; 2,35 und 5,22. An anderen Stellen
liegt die Betonung auf den Gefühlen. Siehe Lukas
21,26; 24,32; 2. Korinther 2,4; Römer 9,2 und 5,5. An wieder
anderen Stellen ist der Wille betont. Siehe Apostelgeschichte
4,32; 11,23; Epheser 6,6 und Römer 10,11. Andere Passagen
kombinieren offenbar alle drei Aspekte. Siehe 2. Korinther 4,6;
Matthäus 12,34 und Römer 10,9-10. Das Wort »Herz«
beinhaltet in der Bibel also die gesamte Persönlichkeit
des Menschen. Deshalb sind drei Dinge unverzichtbar, wenn eine
Seele für Christus gewonnen werden soll:
(a) Der Verstand muss durch das verkündete Wort Gottes
erleuchtet werden. Der Hörer muss die Wahrheit des
Evangeliums mit seinem Verstand begreifen. Er muss wissen, dass
er als Sünder Errettung braucht, dass Gott diese Errettung
in Christus anbietet und er muss den Weg kennen, wie ein Sünder
errettet werden kann. Dazu ist notwendig, dass der Verkünder
das Evangelium klar und logisch vorstellt und erklärt.
Verworrene Gedankengänge, unklare Definitionen, leere Worthülsen
und unverständliche Illustrationen »verdunkeln den
Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis« (Hiob 38,2).
(b) Die Emotionen müssen angesprochen werden.
Gottes Geist bewirkt, dass der Hörer des Evangeliums etwas
von der Größe und Heiligkeit Gottes erahnt und zugleich
die schrecklichen Konsequenzen sieht, in Sünde zu sterben.
So wird in ihm Furcht geweckt. Außerdem wird der
Geist Gottes ihn zu Liebe und Dankbarkeit bewegen,
wenn er die Botschaft der Liebe Gottes und der Gabe seines Sohnes
hört und begreift, dass Jesus am Kreuz für Sünder
litt. Ein sehnlicher Wunsch nach Errettung dämmert
und er wird ängstlich besorgt um seine Seele. Das setzt
natürlich voraus, dass das Herz des Evangelisten, in diesem
Fall des Kindermitarbeiters, selber die geistliche
Realität seiner Botschaft empfindet. Er sollte mit Ernsthaftigkeit
sowohl seiner Stimme als auch seines Verhaltens bekunden, dass
er die Wahrheit des Evangeliums wirklich für sich persönlich
glaubt und empfindet. Er muss von Herzen zu Herzen
reden.
(c) Schließlich muss ein Aufruf an den Willen gerichtet
werden. Der Wille muss an einen Punkt der Entscheidung für
Christus gebracht werden. Erst dann kann von einer wahren Bekehrung
die Rede sein. Diese Entscheidung sollte nicht durch Druck erzeugende
Methoden oder emotionale Aufrufe aufgedrängt werden,
sondern der Hörer sollte sie unaufgefordert treffen.
Wir sollten die Persönlichkeit des Menschen und seinen
eigenen Willen respektieren. Gottes Ruf richtet sich an Verstand,
Emotionen und Willen und es ist das Werk des Heiligen Geistes,
diese Elemente der Seele in Bewegung zu versetzen. Der Evangelist
darf ihm das nicht aus der Hand nehmen. Er sollte den Sünder
niemals zwingen oder manipulieren, Christus anzunehmen.
Der Mitarbeiter kann weder Gott sein Werk abnehmen noch dem
Kind seine Verantwortung. Das Kind muss für sich selber
entscheiden und es muss wissen, was es tut und warum
es dies tut.
(4) Wenn die Gefühle auf Kosten des Verstandes und des
Willens aufgepuscht werden, wird lediglich ein leeres Bekenntnis
herauskommen.
Das ist die Hauptgefahr der Kinderevangelisation. »Eile
mit Weile« ist ein guter Rat für Kindermitarbeiter.
Unter dem Bann von Massenhysterie, ausgelöst durch Druck
auf die Gefühle, werden Kinder scharenweise zu einem christlichen
Bekenntnis gedrängt, das auf keiner reifen, mündigen
Entscheidung gründet. Dadurch wird einerseits die bereits
enorme Masse solcher Namenschristen weiter vermehrt und andererseits
dem Kind ein irreparabler Schaden zugefügt. Es wird ihm
der Eindruck vermittelt, es sei nun ein erretteter Christ, weil
es die Hand gehoben, nach vorn gekommen, ein Gebet nachgesprochen,
»ja!« oder »ich!« gerufen und oder vielleicht
eine Antwortkarte ausgefüllt hat. Doch in Wirklichkeit
sind Kinder bei solchen Methoden meistens weit davon entfernt,
tatsächlich errettet zu sein.
Zwar ist Massenproduktion bei der Herstellung unbelebter Waren
durchaus völlig berechtigt, wenn ein Produkt dem anderen
absolut gleichen soll; doch ist Massenproduktion gewiss nicht
Gottes Methode für die Errettung individueller Menschen.
Christen werden nicht am Fließband produziert und als
Massenartikel verkauft. Gott ist ein Gott grenzenloser Vielfalt
und er rettet jede Seele ganz individuell. Jeder Christ muss
seine eigene persönliche Erfahrung von Gottes errettender
Gnade haben und sagen können: »Siehe, Gott ist mein
Heil, ich bin voller Vertrauen und fürchte mich nicht.
Denn Jahwe, der Herr, ist meine Stärke und mein Loblied
und er ist mir zum Heil geworden« (Jesaja 12,2).
George Goodman, ein hingegebener Bibelleser, begabter Autor
und langjähriger Kinderevangelist mit über 50 Jahren
Erfahrung, schreibt: »Wenn man mich nach einer einzigen
Sache vor allen anderen fragen würde, woran die Evangelikalen
heute kranken, würde ich sagen: an voreiligen Bekenntnissen,
errettet zu sein, was zu falscher Heilssicherheit führt.
Die Frucht wurde gepflückt, bevor die Zeit der Ernte
gekommen war. Angebliche Christen, die sich in ihrer Kindheit
ein für allemal bekehrt haben, wiegen sich
in Sicherheit, obwohl sie offensichtlich weltförmig leben,
in mancherlei Begierden und Lüsten (Titus 3,3).«
Bei einer Impfung gegen Pocken wird eine kleine Dosis von
Erregern einer ähnlichen Krankheit verabreicht, sodass
der Körper der geimpften Person den tatsächlichen
Pockenvirus erfolgreich bekämpfen kann, sobald dieser den
Organismus befällt. Es ist sehr zu befürchten, dass
viele vermeintlich Errettete nur mit einem rein emotionalen
religiösen Erlebnis »geimpft« und somit gegen
die Realität des Evangeliums immunisiert worden sind. Weil
sie »es« erlebt haben, meinen sie, sie bräuchten
»Ihn« nicht mehr anzunehmen, der doch der eigentliche
Inhalt des Evangeliums ist. Ewiges Leben besteht darin, in eine
lebendige Beziehung zu einer Person gebracht worden zu sein,
und diese Person ist Christus, der Sohn Gottes (Johannes 17,3;
1. Johannes 5,11-13).
(5) Somit beinhaltet eine echte Bekehrung folgende Aspekte:
(a) Ein Begreifen der Wahrheit des Evangeliums mit
dem Verstand;
(b) eine Reaktion der Gefühle auf die im Glauben
angenommenen Tatsachen, und
(c) eine willentliche Entscheidung für diese Wahrheiten,
was zu einem verbindlichen Annehmen von Christus als Erretter
führt, sowie zu einem Bekenntnis zu ihm als persönlichen
Herrn über das eigene Leben. Paulus drückt es so aus:
»Ihr habt euch von den Götzen zu Gott bekehrt, um
dem lebendigen und wahren Gott zu dienen« (1. Thessalonicher
1,9). Deshalb ist bloße Emotion ohne Bewegung hin zu Gott
eine Gefahr, die bei evangelistischer Arbeit mit Kindern wie
eine Infektionskrankheit gemieden werden muss.
Oftmals werden Kinder genötigt, sich »für
Jesus zu entscheiden«, ohne die geringste Erkenntnis zu
haben, weshalb sie sich entscheiden sollten und was
diese Entscheidung mit sich bringt. Niemand wird bestreiten,
dass es ein gewaltiger Unterschied ist, ob man »sich entscheidet,
Christ zu werden« oder ob man tatsächlich Christ
wird. Stellen wir uns vor, ein kleiner Junge sagt zu
seinen Eltern: »Ich habe mich entschieden, Arzt zu werden.«
Ist er damit jetzt ein Arzt? Bei weitem nicht. Dazu müssen
bestimmte wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden, bevor
sein Wunsch Wirklichkeit werden kann. Er muss die höhere
Schullaufbahn beenden, sich dann für einen bestimmten Studiengang
bewerben und bestimmte Prüfungen erfolgreich absolvieren,
bevor er sich offiziell Arzt nennen und als solcher praktizieren
darf.
Genauso ist es, wenn man Christ werden will. Allein der Entschluss,
Christ zu werden, macht niemanden zum erretteten Gläubigen.
Es stimmt zwar, dass niemand Christ wird, solange er sich nicht
dazu entschieden hat, doch der bloße Entschluss macht
noch lange keinen Christen. Wir müssen dem Kind vollkommen
klar machen, was das Christsein mit sich bringt, und wir müssen
darauf achten, dass wir »das Bild gesunder Worte festhalten«
(2. Timotheus 1,13). Andernfalls werden wir das Kind nicht erleuchten,
sondern lediglich verwirren.
Wir müssen uns stets vergegenwärtigen, dass die
Wiedergeburt kein Endziel ist, sondern nur ein Anfang.
Wir gehen durch die Tür, um auf dem Weg zu gehen.
Wir werden geboren um zu leben. Wir wurden ins Licht
gebracht, um darin zu wandeln. Wir sind zu Christus gekommen,
um ihm zu folgen. Wir dürfen nie vergessen, dass
dem Ernten viele und langwierige Mühen vorausgehen:
Pflügen, Säen und Begießen. Letztere Dinge können
Monate dauern, die Ernte hingegen nur einen Tag. Das Ernten
geht niemals auf Kosten des Säens. Der Fluch der
heutigen »Hochdruck-Evangelisation« ist, dass man
ein Minimum an Säen aufwendet, um daraus ein Maximum
an Ernte zu ziehen. Oder man setzt bei einem Minimum an geistlichem
Gehalt ein Maximum menschlicher Methoden und ausgefeilter
Rahmenshows ein und erwartet ebenso eine Riesenernte. Häufig
folgen auf nur ein paar Gramm Evangeliumsverkündigung Tonnen
emotionaler Aufrufe!
Es ist heute die Regel, dass die »Einladung«
oder das rein unterhaltende Vor- und Nachgeplänkel und
Beiwerk länger dauert als die Verkündigung der biblischen
Botschaft. Man bedient sich jeglicher Art von Kunstgriffen und
Methoden, mit denen die Leute zu einer Art Bekenntnis gelockt
werden, um den unersättlichen Appetit des Evangelisten
auf Zahlen zu stillen. Auf dem Papier sieht das dann sehr imposant
aus, doch letztlich ist es, wie alles, was aus dem Fleisch hervorgeht,
»zu nichts nütze« (Johannes 6,63). Es wird
nicht lange dauern, bis der Wind die Echtheit prüft und
die Spreu des bloßen Bekenntnisses davonbläst. Die
Worte von Jakobus 5,7 sollten allen, die evangelistisch
mit Kindern arbeiten, auf dem Herzen liegen: »Siehe, der
Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat
Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen
empfange.« Glaube, um zu säen, Geduld, um zu warten
und Weisheit, um die Zeit der Ernte zu erkennen, sind unverzichtbare
Anforderungen für alle Mitarbeiter bei evangelistischer
Arbeit an Kindern. Wenn der Herr Jesus und sein Wort der Weg
ist, gibt es keine Abkürzungen.
2. Errettung per Formel
Das ist die zweite bedeutende Gefahr und damit meinen wir
eine Reihe gezielter Fragen an das Kind, die es mit »ja«
beantwortet und daraufhin angeblich Christ sein soll.
(1) Hier ein Beispiel für eine solche Fragenfolge. Stellen
wir uns vor, ein christlicher Mitarbeiter spricht mit einem
Kind:
(a) »Glaubst du, dass Gott sagt, dass alle Menschen
gesündigt haben und dass du deshalb auch ein Sünder
bist?« Das Kind antwortet: »Ja.«
(b) »Glaubst du, dass du ewig verloren bist, wenn du
in deinen Sünden stirbst?« »Ja.«
(c) »Glaubst du, dass Gott dich liebt und seinen Sohn
gab, der am Kreuz für dich gestorben ist?« »Ja.«
(d) »Jesus starb für Sünder und auch du bist
ein Sünder. Glaubst du also, dass Jesus für dich starb?«
»Ja.«
(e) »Willst du ihm als deinem Erretter vertrauen?«
»Ja.«
(f) »Da du jetzt Jesus als deinem Retter vertraust,
bist du nun gerettet. Glaubst du das?« »Ja.«
(g) »Willst du Jesus als deinen Herrn bekennen?«
»Ja.«
Aufgrund seines Bejahens von sieben Suggestivfragen wird dem
Kind versichert, es sei nun erretteter Christ! Man hat ihm Worte
in den Mund gelegt, deren Bedeutung es kaum oder gar nicht versteht.
Es hat nichts weiteres getan, als auf sieben Fragen mit »ja«
geantwortet.
(2) Geben Sie den Kindern auf jeden Fall die Möglichkeit
zu einem weiterführenden Gespräch nach der Veranstaltung.
Am besten kündigt man diese Gelegenheit zu Beginn der
Veranstaltung an. Der Evangelist oder Mitarbeiter könnte
z.B. sagen: »Wenn irgendjemandem von euch klar wird, dass
er Errettung braucht und wenn er wirklich und aufrichtig wünscht,
errettet zu werden, kann er hinterher einfach sitzenbleiben
und ich werde auf ihn zukommen und ihn ansprechen. Aber bleibt
nicht sitzen, wenn ihr nicht wisst, worum es geht.« Auf
diese Möglichkeit zu einem anschließenden Gespräch
sollte kein weiterer Hinweis erfolgen. Wenn eine Seele wirklich
um ihr Heil besorgt ist, wird sie sich an die Ankündigung
erinnern und hinterher dableiben, um ein weiterführendes
Gespräch zu suchen.
(3) Hüten Sie sich davor, die Kinder aufzufordern, ihre
Hände zu heben.
Leider wird es oft praktiziert, dass die Kinder mit Handzeichen
signalisieren sollen, dass sie errettet werden möchten.
Zweifellos führt das zu einer überschwänglichen
Reaktion! Kinder lieben es, mit ihren Händen aufzuzeigen.
Das tun sie täglich Dutzend Male in der Schule und warten
nur voller Eifer auf die nächste Gelegenheit dazu.
(4) Kinder sind geborene Nachahmer.
Sie lieben es, »Folge-dem-Leiter« zu spielen und
werden das auch bis in den Bereich des Bekenntnisses als Christen
tun. In vielen Gemeinden und Kirchen wird ein »Tag der
Entscheidung« oder Ähnliches veranstaltet, was zu
Scharen von leeren Bekenntnissen führt. Sonntagsschullehrer,
die selber nicht wiedergeboren oder schlecht belehrt und übereifrig
sind, drängen ihre Schüler massenweise, nach vorn
zu gehen. Sie nötigen sie, »ein Schäflein des
Herrn Jesus zu werden«, »in die Armee des Herrn
einzutreten« oder »ein Mitglied der Gemeinde zu
werden«. Ohne eine klare Überzeugung dessen, worum
es eigentlich geht, werden die Kinder ermutigt, »einen
Anfang zu machen« oder »sich zu entscheiden«.
All diese scheinbaren Erfolge tragen nur dazu bei, die Ränge
der bereits großen Masse toter »Gemeindemitglieder«
zu füllen.
(5) Kinder sind außerdem sehr gefällig.
Wenn Kinder jemanden bewundern, tun sie nahezu alles, um ihm
zu gefallen. Sie werden sogar bekennen errettet zu sein, um
ihrem Idol eine Freude zu machen! Das ist eine sehr reale, aber
unterschwellige Gefahr. Der übereifrige Verkündiger
übernimmt praktisch die Rolle des Herrn Jesus und das Werk
des Heiligen Geistes. Die Aufmerksamkeit und der Glaube des
Kindes werden damit auf einen Menschen gerichtet, anstatt auf
den Sohn Gottes. Gottes Ruf an den Sünder lautet: »Wendet
euch zu mir und lasst euch retten, alle ihr Enden der
Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst« (Jesaja 45,22).
Unser Retter sagte einfach: »Lasst die Kinder und wehrt
ihnen nicht, zu mir zu kommen« (Matthäus 19,14).
Seine große Einladung lautet: »Kommt her zu mir
und ich werde euch Ruhe geben« (Matthäus
11,28).
Beim Umgang mit Kindern müssen wir stets darauf
bedacht sein, dass wir ihnen mit großer Sorgfalt Christus
und ihn allein als Gegenstand und Inhalt ihres
Glaubens vorstellen. Der Arbeiter ist, wie Johannes der Täufer,
nur eine »Stimme« (Johannes 1,22-23). Es ist äußerst
wichtig zu erkennen, dass errettete Seelen von oben von
Gott geboren werden müssen und nicht hier unten
von Menschen gemacht werden (Johannes 1,12; 3,3-8).
Ein guter Vergleich für Errettung eines Kindes ist das
Zubereiten eines Feuers in einem Ofen. Zuerst wird Papier an
die richtige Stelle platziert, danach etwas leichtes Holz, gefolgt
von schwererem Holz und schließlich Kohle in richtiger
Anordnung und Abmessung. Nun braucht man nur noch ein Streichholz
zünden und an das Papier halten. So ist es auch mit der
Vorbereitung für das »Feuer« der Errettung:
Sie erfordert sorgfältige und systematische biblische Belehrung
des Kindes. Es muss dem Kind klar werden, dass es als schuldiger
Sünder Errettung braucht, dass Gott in der Gabe seines
Sohnes alles dazu Notwendige anbietet, dass Christi Tod stellvertretend
für Sünder gilt und was es bedeutet, an den Herrn
Jesus Christus zu glauben. Außerdem ist viel ernstliches
Gebet um Führung und um den Segen des Herrn nötig.
Hat der Lehrer dies erfüllt, bleibt ihm nichts zu tun übrig;
denn nur Gott selbst kann »das Streichholz anzünden
und die Flamme an das vorbereitete Gebilde halten«.
Jeder Kindermitarbeiter sollte sich die Warnung zu Herzen
nehmen, die uns in den Söhnen Aarons, Nadab und Abihu,
gegeben ist. Dann wird er nicht versucht sein, wie diese beiden
Priester dem Herrn »fremdes Feuer« darzubringen
(3. Mose 10). Das »Feuer«, das durch die Energie
fleischlicher Begeisterung entzündet wird, ist kein Ersatz
für das »Feuer« einer göttlichen Wiedergeburt,
das nur vom Heiligen Geist hervorgebracht werden kann. Bei unserem
Bestreben, junge Menschen zu Christus zu führen, müssen
wir stets bedenken, dass »beim Herrn Rettung ist«
(Jona 2,10) und dass allein sein souveränes Handeln
erretten kann.
Zwar benutzt Gott menschliche Werkzeuge, doch gibt es einen
Punkt, über den hinaus ein Evangelist nichts tun kann.
Die geistliche Reife des Evangelisten und die Gabe geistlicher
Weisheit sind an dieser Stelle absolut unverzichtbar. Allein
das befähigt den Evangelisten zu wissen, wann er ermuntern
sollte, Jesus Christus anzunehmen, oder wann er das Schwert
des Geistes noch tiefer ins Herz treiben sollte. Dazu ist offensichtlich
ein geistliches Beurteilungsvermögen einer höheren
Ordnung nötig. Deshalb ist auch das ernstliche Gebet des
Glaubens um geistliche Weisheit von Gott so unverzichtbar wichtig:
»Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte
er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht,
und sie wird ihm gegeben werden« (Jakobus 1,5).
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