b








 

Finale auf dem Prüfstand

 

Finale auf dem Prüfstand
Hat die Buchserie „Finale“ von Tim LaHaye und Jerry Jenkins geistlichen Nutzen und Wert?

Die Buchserie Finale ist christliche Science-Fiction, orientiert an der so genannten „dispensationalistischen“ Auslegung biblischer Prophetie - d.h. erwartet wird für die Zukunft 1. die Entrückung der Gemeinde, 2. die Trübsalszeit (Herrschaft des Antichristen), 3. die sichtbare Wiederkunft Christi, 4. das Tausendjährige messianische Friedensreich. Die zehn bisher erschienen Finale Bände (geplant sind 12), sind enorm erfolgreiche Bestseller, die den Autoren und Verlagen ein Vermögen eingebracht haben. Die Bücher haben die Gewinne des Original-Verlags Tyndale House (Wheaton, USA) verdoppelt. In den USA wurden mehr als 30 Millionen Exemplare verkauft, was einen Verkaufsertrag von über 250 Millionen Dollar bedeutet. Hinzu kommen noch die Verkaufserfolge der Finale-Kinderserie, des Films (nur in Englisch) und vieler weiterer Finale-Accessoirs. Beschränkt sich der Wert dieser Serie auf ihren finanziellen Erfolg und auf die Unterhaltung der Leser, oder hat sie auch einen geistlichen Nutzen? Die Presse meldet, in den USA seien Tausende durch diese Bücher zu Christen geworden. Sind die Bücher also empfehlenswerte Mittel zur Evangelisation? Wir befürchten das Gegenteil und denken, dass die geistlichen Auswirkungen dieser Bände eher gefährlich sind, was wir mit folgenden Punkten belegen möchten:

1.) Es ist prinzipiell problematisch, aus biblischen Themen Fiktion – fantasievoll ausgeschmückte Geschichten - zu machen. Die Bibel nimmt für sich in Anspruch, völlige Wahrheit zu sein (z.B. Ps 19,8; Ps 119,160; Joh 17,17). Ausschmückung biblischer Texte bedeutet daher immer ein Vermischen von Wahrheit mit Unwahrheit. Ganz besonders gilt das natürlich für den Bereich biblischer Prophetie. Wenn wir hier über die genauen Angaben der Bibel hinausgehen, verfallen wir in Spekulation und Sensationshascherei. „Das Verborgene steht bei dem HERRN, unserm Gott; aber das Offenbare gilt uns und unsern Kindern für ewig, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5Mo 29,28). Offenbarung 22,18 warnt ausdrücklich davor, den Details der Offenbarung bzw. der Bibel etwas hinzuzufügen. Wenn die Finale-Bände reine Fantasie wären, wäre das weniger tragisch, als dieses Vermischen und Hinzufügen, da so der Leser getäuscht und ihm ein falscher Eindruck vermittelt wird, was die Bibel wirklich lehrt.

2.) „Finale“ zufolge wird eine so große Masse von Menschen entrückt, dass die Welt durch den Verlust ins Chaos stürzt. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, es gäbe sehr viele echte, wiedergeborene Christen – insbesondere an wichtigen Positionen für das Weltgeschehen. Der Herr Jesus sagt jedoch, dass „wenige“ errettet werden (Mt 7,14) und das gerade in der Endzeit echte Gläubge selten sind (Lk 18,8; 2Tim 3,1ff). Nüchtern betrachtet müssen wir davon ausgehen, dass ein Verschwinden aller echten Christen in der heutigen Zeit bei weitem kein so großes Chaos auslösen würde wie in „Finale“ beschrieben. Wenn aber laut „Finale“ auch unechte Christen entrückt werden, wird durch diese Botschaft die Schwelle zur Errettung und Wiedergeburt herabgesetzt, was einem Verfälschen des Evangeliums gleichkommt.
Übrigens kritisieren die Gegner der „dispensationalistichen“ Auslegung (vornehmlich reformiert geprägte, bibeltreue Christen) diesen Punkt sehr heftig – berechtigterweise. Leider verwerfen sie mit dieser Kritik den ganzen Dispensationalismus (Entrückungslehre) in Bausch und Bogen, weil sie „Finale“ als Musterbeispiel für dispensationalistische Theologie ansehen, einschließlich des dispensationalistischen Verständnis des Evangeliums.

3.) In „Finale“ bekehren sich nach der Entrückung noch sehr viele Freunde und Verwandte von Christen und werden errettet. Das vermittelt die Botschaft, man könne mit der Bekehrung bis nach der Entrückung warten. Die Bibel bietet jedoch keine solche Hoffnung. 2. Thessalonicher 2,8-11 beschreibt das Kommen des Antichristen und sagt dann, dass die Nichtchristen, die bis dahin die Wahrheit abgelehnt haben, keineswegs gerettet, sondern von Gott verblendet werden: „Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben.“
Es stimmt zwar, dass während der Trübsalszeit viele Menschen errettet werden (Offb 6,11; 7,14), doch offenbar haben diese Menschen vor der Entrückung nie das Evangelium gehört. Die „Finale“-Autoren lehren also eine Position, die im direkten Widerspruch zu 2. Thessalonicher 2,8-11 steht.

3.) Schon auf den ersten Seiten in „Finale“ wird der Leser mit Gedanken des Ehebruchs vertraut gemacht. Hier wird in der Erzählform der so genannten erlebten Rede berichtet, erkennbar an der dritten Person Präteritum. Der Effekt einer solchen Erzählweise ist die Illusion der Unmittelbarkeit. Die Gedanken des Ehebruchs spiegeln sich beim Lesen also geradezu in den Gedanken des Lesers wider. Erklärt das vielleicht den Erfolg dieser Romanserie? Die Ungläubigen bekommen das, was sie hören wollen, und ihr Gewissen wird nicht angesprochen; die christlichen Lesern hingegen lesen ohne Bedenken, da die Serie ja den Anspruch erhebt, christlich zu sein.

4.) „Finale“ berichtet von der Bildung einer „Tribulation Force“, einer christlichen Wiederstandstruppe, die sich gegen den Antichrist wehrt. So etwas wird in der Bibel nirgends auch nur angedeutet.

5.) In Band 3, „Nicolai“, wird Gebet zu Toten gelehrt. Während der Beerdigung eines Pastors aus der Trübsalszeit wird von einem Anführer der Tribulation Force berichtet, dass er zu dem Toten betet (im engl. Original S. 315).

6.) Außerkörperliche Erfahrungen (OBE) werden gelehrt und gefördert. In Band 7 („Die Rückkehr“) hat einer der Charaktere eine ausgiebige außerkörperliche Erfahrung, die detailliert beschrieben wird. LaHaye glorifiziert OBE als gute Art des Betens. LaHayes Darstellung von OBE gleicht den OBE, die von zahllosen New-Agern im Internet und in Unmengen okkulter Bücher beschrieben und vermarktet werden (im engl. Original S. 232-248).

7.) „Finale“lehrt, der Teufel beherrsche das Wetter. Eine Schlüsselfigur der Finale-Serie ist der Anführer der 144.000 Juden. In Band 4 sendet er übers Internet eine Botschaft an Gläubige in aller Welt und sagt: „Vor Zeitaltern hat Gott, der Vater, die Herrschaft über das Wetter auf der Erde an Satan übertragen. Er ist der Fürst und die Macht der Luft.“ (Band 4, „Die Ernte“, im engl. Original S. 232). Die Bibel sagt nicht, dass der Teufel die Herrschaft über das Wetter erhalten habe. Wenn die Bibel von Donner und Hagel und dergleichen spricht, sagt sie stets, dass diese Dinge von Gott kommen (z.B. Hiob 38,22-29, Ps 77,18; siehe auch Ps 104).

8.) Die Christen in den Finale-Büchern treffen ihre wichtigen Entscheidungen mehr aufgrund von Intuition als aufgrund der Bibel. Z.B. verlieben sich zwei Helden der Serie. Sie fragen sich zwar, was Gottes Wille ist, doch heiraten sie während der Trübsal, ohne die Bibel in dieser Sache geprüft zu haben. 1. Korinther 7,29-35 hätte ihre Frage geklärt. Ein weiteres Beispiel ist die Entscheidung von zwei Angehörigen der Tribulation Force, für den Antichristen zu arbeiten – der eine als sein Pilot und der einer als Chefredakteur eines Nachrichtenmagazins. Sie fragen sich, ob diese Entscheidungen richtig sind, doch anstatt die Bibel zu befragen, „fühlen“ sie, dass es Gottes Wille sei. 2. Korinhter 6,14-18 und Offenbarung 18,4 hätten ihnen klare Führung geboten.

9.) Frauen können Bibellehrer sein. In Band 3 sind zwei weibliche Mitglieder der Tribulation Force ausgebildet, um einer gemischten Gruppe Bibelunterricht zu geben (Band 3, Nicolai, engl. Original Seite 354-355). Das widerspricht klar 1. Timotheus 2,12.

10.) In Band 4 wird die Irrlehre der Kindertaufe gelehrt. Eine der Schlüsselfiguren ist mit dem Kind des Antichristen schwanger! Sie möchte, dass ein Mitglied der Tribulation Force „Taufpatin“ des Kindes wird (Bd. 4, Die Ernte, S. 390). Dieser Ausdruck unterstützt die unbiblische Praxis der Säuglingstaufe.

11.) Sogar der Papst wird entrückt! Auch wenn dieser "Finale-Papst" laut Buchaussagen "Ansichten wie Luther" vertritt, ist es bestenfalls naiv zu glauben, der Führer der einflussreichsten antichristlichen Organisation könne sich bekehren und doch in seinem Amt bleiben. Diese Botschaft der Finale-Bände fördert eine ungesunde Sympathie gegenüber dem Papst. Schließlich ist es das Ziel des Katholizismus, alle nichtkatholischen Christen wird unter dem Dach des Vatikan zu vereinen. Somit helfen LaHaye und Jenkins mit dieser Serie, zusammen mit Chuck Colson, Billy Graham und anderen Sympathisanten des Katholizismus, die klare Grenze zwischen echtem und abgefallenen Christentum zu verwischen.

12.) Wenn die Bücher schon schlecht, unbiblisch und verwerflich sind, so ist der Film zur Serie erst recht indiskutabel. Das größte Problem an dem Film (der als evangelistisches Werkzeug verstanden wird) ist, dass das Evangelium völlig fehlt. Der Name Jesu wird im ganzen Film nur drei Mal erwähnt. Wenn Menschen beten, um errettet zu werden, drücken sie sich mit den allgemeinsten Formulierungen aus („Gott, bitte vergib mir“) und die Aufforderungen zur Bekehrung sind ebenfalls höchst allgemein („du musst an Gott glauben“). Weder das Kreuz wird erwähnt noch Jesu stellvertretender Sühnetod, noch das leere Grab, noch die Sündhaftigkeit des Menschen, noch die Bedingungen der Errettung wie Buße. Jeder religiöse Mensch, der „an Gott glaubt“, muss meinen, er habe bereits rettenden Glauben - obwohl auch Dämonen an GOtt glauben (Jak 2,19).

Fazit: Wir bezweifeln, dass das Evangelium wirksam im Zusammenhang mit spektakulärer sensationslustiger Science-Fiction und als Mischung aus Wahrheit und Unwahrheit verkündet werden kann. Außerdem verwässern die Finale-Bände die Botschaft, wie Sünder errettet werden. Als drittes Manko in Bezug auf das Evangelium muss angeführt werden, dass die Leser den Eindruck gewinnen, sie könnten ihre Bekehrung auf die Zeit nach der Entrückung hinausschieben. Viertens fördert das Buch ökumenisches Denken. Ist „Evangelisation“ in diesem Stil nicht vielmehr ein Mittel, um Menschen in „Babylon“ hinein zu verführen?
Außerdem enthalten die Bände so viel der Bibel widersprechende Aussagen und Lehren, dass man die Lektüre weder Nichtchristen noch Gläubigen empfehlen kann. Anscheinend sind es massenwirksame, das „Fleisch“ reizende und finanziell erträgliche Produkte der religiösen Welt ohne mit wesentlich mehr geistlichen Gefahren als geistlichen Nutzen. Ein solcher Nutzen wäre es, wenn die Leser dadurch motiviert werden, nachzulesen, was wirklich in der Bibel steht. Das bleibt letztendlich zu hoffen, wird aber in der Praxis wohl nur selten der Fall sein.

(Dieser Artikel wurde zusammengestellt aus einer englischen Buchrezension unter http://www.rapidnet.com/~jbeard/bdm/BookReviews/left.htm sowie Hinweisen aus privaten eMails. Ungekürzte Verbreitung ist erwünscht.)

nach oben