Buchbesprechung
Erich Brüning:
Der fremde Agent
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Erich Brüning:
Der fremde Agent. Freimaurerei, Vatikan und die Evangelikalen.
Verlag für reformatorische Erneuerung 2003, 141 S., ISBN
3-87857-326-X
Euro 7,90
Brünings Titel entstammt einem Zitat aus dem Munde von
Papst Paul VI.
(1963-1978), der damit das Eindringen der Hochgradfreimaurerei
in den Vatikan charakterisierte. Brüning hat sich die Mühe
gemacht, die umfänglichen aber den meisten unbekannten
Hinweise in päpstlichen und freimaurerischen Veröffentlichungen
in eine Synopse zu bringen. Warum ist das so bedeutsam? Die
Annäherung der Evangelikalen an die Ökumene reißt
viele zwischen Besorgnis und Hoffnung hin und her. Sollte die
Kath. Kirche wirklich einen Kurswechsel vollzogen haben, so
daß man mit ihr eine "Neuevangelisation Europas"
anstreben könnte? Oder steckt hinter allem eine groß
angelegte und verschleiernde Strategie? Zu seinem Erstaunen
erfährt der Leser, daß wir es nicht mehr mit dem
traditionellen Katholizismus zu tun haben, der einen Alleinvertretungsanspruch
in altbekannter Weise geltend macht, auch wenn er immer noch
diesen Eindruck erweckt. Stattdessen haben wir es mit einer
schillernden Vermischung dogmatischer und liberaler Vorstellungen,
mit Marienverehrung und Humanismus, mit der Heiligenverehrung
der Kath. Kirche und der Baumeisterideologie der Freimaurer
zu tun. Im Vatikan hat mit dem II. Vatikanischen Konzil eine
"Neue Theologie" Einzug gehalten. Auslöser und
Antreiber im Hintergrund war Papst Johannes XXIII. (1958-1963).
Für Skeptiker sei hinzugefügt, daß diese neue
Linie auch in dem am 15.12.2003 vom ZDF ausgestrahlten italienischen
Film "Papst Johannes XXIII. - ein Leben für den Frieden"
klar wurde. Eine große Anzahl der Kurienmitglieder und
ranghohe Prälaten und Bischöfen - es heißt,
bis zu 30 Prozent - sind Mitglieder unterschiedlicher Freimaurerlogen.
Kern der Kath Umorientierung sind die Konzilsvereinbarung "pacem
in terris" und die Enzyklika "gaudium et spes"
(Bau einer neuen Menschheit). Kenner der Szene argwöhnen,
daß nicht die Freimaurer die Kath. Kirche unterwandert
haben, sondern die Kath. Kirche die Freimaurer vor ihren Karren
spannt. Man kann auf den Ausgang des Ringens gespannt sein,
sicher ist aber, daß mit verdeckten Mitteln und Methoden
operiert wird, um eine Welteinheitsgesellschaft mit einer Weltregierung
zu etablieren. Hierin treffen sich freimaurerische und katholische
Absichten.
Bedeutsam daran ist für die Evangelikalen, daß
es sich nicht um Vorgänge abseits von Gemeinde und Evangelisation
handelt, sondern längst durch bekannte Persönlichkeiten
und Programme das ganze evangelikale Lager betrifft. Brüning
listet viele bekannte Namen mit ihren Querbeziehungen und Beeinflussungen
auf.
Es geht um Bill Bright und Billy Graham, die den Templeton-Preis
für "Fortschritt in der Religion" erhielten.
Der US-Milliardär und Fonds-Manager
Templeton ist Evolutionist, Pantheist und Okkultist. Da ist
Bill Hybels, der
sich als gelehriger Schüler von Robert Schuller (Hour of
power) erweist, der wiederum von Norman Vincent Peale, einem
Hochgradfreimaurer, Erfinder der "Kraft der Positiven Denkens",
beeinflusst wurde. Brüning zitiert Pritchard (Willow Creek
- die Kirche der Zukunft?), der deutlich den Einfluß des
"fremden Agenten" durch Pluralismus, Relativismus,
Toleranz und Pragmatismus in der Willow-Creek-Arbeit nachweist.
Und er zeigt unter Bezug auf Gassmann, wie "Deutsche Evangelikale
auf dem Weg nach Rom" sind. Ob es sich nun um Peter Beyerhaus
handelt, der sich durch die Vision Solowjews von einer "Ökumene
der Konfessionen" unter Leitung des Papstes animiert sieht
und auffällig Kardinal Ratzinger zu dessen 70. Geburtstag
belobigt, oder um Bischof Gerhard Maier, der neben dem Leiter
des vatikanischen Einheitssekretariats, Kardinal Kasper, als
stellvertretender Prokurator des Vereins zur "Förderung
der Einheit der Christen" (Unita dei christiani) amtiert.
Brüning bezieht sich auch auf Christoph Morgner, Präses
des Gnadauer Verbandes, der einem "konfessionsübergreifenden
Zug" frönt, ebenso wie Hartmut Steeb, den Generalsekretär
der Deutschen Evangelischen Allianz, der "Einheit"
zum "Pflichtprogramm" für die Gemeinde erhebt.
Brüning listet auch die Events der evangelikalen Spaßgesellschaft
mit ihren "ultimativen" Kicks auf, "Spring",
"Christival", "Jesus-House". Den Abschluß
bilden die Hinweise und Zitate aus dem politischen Raum, wo
in Geheimtreffen von den Top-Politikern an einer freimaurerischen
"Neuen Weltordnung" gestrickt wird. Brüning hat
sich der Mühe unterzogen, die unterschiedlichen Einflußgrößen
in einem Überblick zusammenzufassen. Wem bei dieser Lektüre
nicht die Augen aufgehen, dem ist nicht mehr zu helfen.
Dipl.-Ing. Gottfried Meskemper, Bremen
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