Frank Viola: Die „organische Gemeinde“

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Joschie
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Frank Viola: Die „organische Gemeinde“

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Der folgende Beitrag tangiert eine Reihe von Themen.Diese sind unter anderem die "Ekklesiologie" (Gemeinde, Struktur der Gemeinde), die "Soteriologie", die 5 Solas und der Umgang mit der Kirchengeschichte.

Frank Viola: Die „organische Gemeinde“
Eine kritische Betrachtung des Gemeindekonzepts von Frank Viola
David Cloud


Die „organische Gemeinde“ ist ein Konzept, das von Frank Viola und seinen Mitarbeitern propagiert wird. Es ist Teil der größeren Hauskirchen-Bewegung und wurde als „Gemeinde mit wenig Organisation, wenig Struktur und geringer lehrmäßiger Festlegung“ bezeichnet, was der Realität entspricht und in sich selbst schon gefährlich genug wäre; aber es geht bei der organischen Gemeinde um weit mehr als dies, und „weit mehr“ ist heimtückisch.

Ein wichtiges Prinzip der organischen Gemeinde ist, dass jedes Mitglied die gleiche Autorität besitzt und es keine Pastoren oder Älteste gibt. Es wird definiert als „vom Heiligen Geist geführte Treffen, an der sich alle beteiligen sollen und es keine Leiterhierarchien gibt“ (Viola, Pagan Christianity; dt. Ausgabe: Heidnisches Christentum?, GloryWorld-Medien, 2010)). Jedes Mitglied, ob männlich oder weiblich, wird ermutigt, einen Beitrag zum Gottesdienst zu leisten, wie „der Heilige Geist führt“.

Viola hat die Vorstellung der organischen Gemeinde in populären Büchern wie Jesus Manifesto (2010, Co-Autor Leonard Sweet), Pagan Christianity (2002, Co-Autor George Barna), Reimagining Church (2008), The Untold Story of the New Testament Church, Revise Us Again, Finding Organic Church, Rethinking the Wineskin und So You Want to Start a House Church verbreitet.

Nachdem ich beobachtete, dass die “organische Gemeinde” immer mehr an Einfluss gewinnt, las ich zunächst drei der Bücher als Grundlage für diesen Artikel; darüber hinaus führte ich ausführliche Nachforschungen im Internet durch.

Warum die organische Gemeinde Verbreitung findet

Es gibt viele Gründe, warum die organische Gemeinde im Besonderen und die Hauskirchen-Bewegung im Allgemeinen Verbreitung findet.

Der eine Grund ist der Glaubensabfall und die Kompromissbereitschaft. Eine Reihe von Kritikpunkten an den traditionellen Gemeinden ist bis zu einem gewissen Punkt allzu oft gerechtfertigt. Es ist nicht falsch, menschliche Traditionen und geistliche Leblosigkeit sowie Gemeindewachstumsmethoden zu verwerfen, die die Gemeinde in eine gut geölte Maschine verwandelt haben, in welcher der Einzelne ein nahezu bedeutungsloses Zahnrad ist.

Ein zweiter Grund, warum sich das Konzept der organischen Gemeinde durchsetzt, ist der Missbrauch pastoraler Autorität. Einige Gemeinden sind nicht mehr von Pastoren geführte Gemeinden; es handelt sich bei ihnen um Gemeinden, in welchen ein menschenverehrender Kult getrieben wird. Wir haben vor dieser Fehlentwicklung oft genug gewarnt, die es auch zu häufig unter den fundamentalistischen Baptistengemeinden gibt.

Ein weiterer Grund für das rasante Wachstum der organischen Gemeinde ist die „Mich“-Generation, die gegen Autorität rebelliert, wie es in der Schrift verheißen ist:

„Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig...“ (2Tim 3,1-2)

Ein weiterer Grund für die Hauskirchen-Bewegung ist der Mangel an biblischer Lehre in so vielen Gemeinden. Die Leute sind nicht mehr in der biblischen Lehre gegründet und werden nicht mehr über die Irrtümer in der Lehre unterrichtet. Sie werden nicht unterwiesen, wie sie die Bibel auslegen können und wie sie den Missbrauch der Schrift durch Häretiker erkennen können. Folglich sind sie nicht mehr in der Lage, die Irrtümer der Hauskirchen-Bewegung zu erkennen. Das durchschnittliche Gemeindemitglied einer bekennenden, bibelgläubigen Gemeinde, das heute mit Irrlehrern in Kontakt kommt durch Internet Blogs, christliche Buchläden, christliches Radio oder durch den Einfluss christlicher Freunde, usw. ist nicht mehr fähig, den Irrtum zu entlarven. Der durchschnittliche Christ lässt sich von der Interpretation der Schrift durch einen falschen Lehrer beeindrucken, weil er nicht erkennt, wie ein Vers aus dem Zusammenhang gerissen wird und wie das Wort Gottes auf andere Weise verdreht wird.

Eine Herausforderung

Einige Dinge der organischen Gemeinde könnten für die neutestamentliche Gemeinde eine Herausforderung darstellen, obwohl die organische Gemeinde dies nicht beabsichtigt. Ich will diese Dinge ansprechen.

Die organische Gemeinde-Lehre könnte durch ihre Betonung, dass „ein jeder etwas habe“ und zum Gottesdienst „etwas beiträgt“ – im Grunde ein Kennzeichen einer neutestamentlichen Gemeinde – eine Herausforderung für die Gemeinde sein.

„ermahnt einander“ Römer 15,14
„dient einander in der Liebe“ Galater 5,13
„ein jeder trage des anderen Last“ Galater 6,2
„ertragt einander in der Liebe“ Epheser 4,2
„vergebt einander“ Epheser 4,32
„tröstet einander“ 1Thessalonicher 4,18
„erbaut einander“ 1Thessalonicher 5,11
„ermahnt einander“ Hebräer 10,24

Die Gemeinde ist nicht nur Kopf, sie ist ein Leib und jedes Glied ist notwendig. Die neutestamentliche Gemeinde ist ein Tempel, in welchem jeder ein geistlicher Baustein ist (1Kor 12,12; 1Petr 2,5). Dienstbegabte Menschen – Pastoren, Prediger, Lehrer, Evangelisten – sind der Gemeinde gegeben, um die Glieder für das Werk des Dienstes zuzubereiten und um sie von jedem Wind falscher Lehre zu bewahren (Eph 4,11-16). Ein gottesfürchtiger Pastor ist nicht in der Gemeinde, um das Werk des Geistes zu behindern, indem er andere unterdrückt, um die göttliche Vision und die Initiative anderer Glieder zu behindern. Seine Rolle in der Gemeinde besteht vielmehr darin, den Leib Christi aufzubauen, so dass alle die verschiedenen Gaben in den biblischen Grenzen sich geistlich entfalten können, damit Christus der Herr im ganzen Leib sein kann, um sein Werk zu vollenden. Gottesfürchtige Pastoren haben es sich zum Ziel gesetzt, die Herde zur Reife zu bringen, damit sie am Werk des Herrn bestmöglich teilhaben können. Sie wollen die Heiligen nicht binden, sondern sie wollen ihr ganzes Potential in Christus freisetzen. Pastorale Autorität soll „erbauen und nicht niederreißen“ (2Kor 13,10). Zu viele Pastoren sind so sehr auf ihre Autorität bedacht, dass sie das Werk Gottes behindern, indem sie den Dienst in eine „Ein-Mann-Show“ verwandeln, und die Gemeindeglieder erreichen lediglich die Stufe, Diener der Vision des Pastors zu sein, anstatt zur Reife zu gelangen in der Freiheit in Christus, wie wir sie in der Schrift sehen. Brüder, diese Dinge sollten nicht so sein.

Die organische Gemeinde könnte auch eine Herausforderung für die Gemeinde sein, sich selbst im Licht der Schrift zu untersuchen, sofern sie Traditionen nur um der Traditionen willen folgt. Wir müssen dies tun, weil es so leicht geschieht, dass Traditionen an die Stelle der Schrift treten und zu einem Trott werden. Wir Baptisten sagen: „Die Bibel ist die einzige Autorität für Glauben und Handeln.“ Aber allzu oft kämpfen wir für Dinge, die lediglich menschliche Traditionen darstellen (Evangelisationsmethoden, Jugendarbeit, Sonntagschulprogramme, Ferienfreizeiten, Bibelschulen), und wir kämpfen häufig verbissener für diese Dinge als für den Glauben und das Handeln auf der Grundlage der Schrift.

Ich will aber umgehend darauf hinweisen, dass die organische Gemeinde nicht das Ziel hat, eine „traditionelle“ bibelgläubige Gemeinde in irgendeinem Sinne zu unterstützen. Ihr Ziel ist es nicht, Gemeinden wieder lebendig zu machen, sondern sie zu ersetzen. Die Kritik der Vertreter der organischen Gemeinde an bibelgläubigen Gemeinden will nicht konstruktiv sein. John Beardsley hat zu Recht beobachtet, dass die Kritik der organischen Gemeinde an den Gemeinden eine „Propaganda darstellt, die ihre Leser in die Irre führen und für eine andere Agenda gewinnen will.“ (“Doctrines of Devils and Men”, 30. August 2011)

Frank Viola macht kein Geheimnis daraus, dass er die Menschen dazu ermutigen will, „traditionelle“ bibelgläubige Gemeinden zu verlassen. Betrachten sie die folgenden Aussagen seiner Bücher:

„Wir machen einen ungeheuren Vorschlag: die Kirche in ihrer gegenwärtigen, institutionellen Form hat weder ein biblisches noch ein historisches Anrecht, so zu funktionieren, wie sie es tut.“ (Pagan Christianity)

Laut Viola ist eine Gemeinde nicht schriftgemäß und sollte nicht existieren, wenn eingesetzte Leiter anderen nicht zugestehen, zu jedem Zeitpunkt einen Beitrag einzubringen.

Viola beschreibt einen Gottesdienst in einer seiner organischen Gemeinden:

„Eine christliche Schwester begann die Versammlung und stimmte ein Lied an. Und jeder sang mit ihr... eine Schwester stand auf und gab Zeugnis... zwei weitere Schwestern unterbrachen sie und teilten ihre Einsichten ihrer eigenen Erfahrungen mit... ein Bruder stand auf und begann zu reden... Er sprach mehrere Minuten, dann stand eine Schwester auf und ergänzte das, worüber der Bruder gesprochen hatte... niemand leitete diese Versammlung.“ (Reimagining Church, S.69-70)

Viola irrt sich, wenn er behauptet, dass niemand diese Versammlung leitete. Tatsächlich wurde sie offenkundig von Frauen geleitet, die sich in den Vordergrund drängten!

Und Viola ist ein Heuchler, wenn er fordert, dass die Gemeinde allen einräumen muss, etwas sagen zu können. Wie wir sehen werden, verabscheut er die dispensationalistische Theologie und den Separatismus, und wenn ein dispensationalistischer bibeltreuer Vertreter eine seiner organischen Gemeinden, die unter seiner „Apostelschaft“ stehen, besuchen und über die nahe Wiederkunft Christi sprechen würde, müsste er sehr bald den Mund halten!

Angriff auf die Dienste der Gemeinde

Die organische Gemeinde ist vor allem ein Angriff gegen die Ämter des Pastoren und Ältesten, wie folgende Zitate deutlich machen:

„Der Pastor ist ein Hindernis, dass die Glieder funktionieren können.“ (Pagan Christianity)

„Es gibt keinen einzigen Vers im gesamten Neuen Testament, der die Existenz moderner Pastoren unterstützt.“ (Pagan Christianity)

„Bis zum 2. Jahrhundert nach Christus hatte die Gemeinde keine offiziellen Leiter... Die Christen selbst leiteten die Gemeinde unter Führung ihres Hauptes Christus.“ (Pagan Christianity)

„Das Neue Testament kennt die Gemeinde, die von Ältesten geführt, geleitet oder verwaltet wird, nicht. Und sie kennt eine Gemeinde, die von einem Pastor geführt wird, noch weniger. Die Gemeinde des 1. Jahrhundert war in der Hand der Brüderschaft und Schwesternschaft. Klar und einfach.“ (Reimagining Church, S.187)

„Alles in allem weiß das Neue Testament nichts von einem autoritativen Modell der Leiterschaft.“ (Reimagining Church, S.198)

Viola unternimmt große Anstrengungen in seinem Versuch, seine Aussagen zu beweisen, aber in diesem Zuge verdreht er die Schrift, missbraucht das „Griechische“ und ignoriert die klare Bedeutung von Gottes Wort in einer erschreckenden Weise.

Tatsache ist, dass die Begriffe „Pastor“, „Ältester“ und „Aufseher“ in der Schrift synonym gebraucht werden und für das gleiche Amt in der neutestamentlichen Gemeinde stehen (1Tim 3,1). Diese Begriffe betonen drei verschiedene Aspekte des Dienstes der Leiterschaft in der Gemeinde... Und es gibt keinen Hinweis, dass Älteste nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt wurden.

Während die Ältesten gewarnt werden, ihre Autorität nicht zu missbrauchen (1Petr 5,1-3; 3Joh 9-11), verfügen sie über Autorität und werden vor Gott Rechenschaft ablegen müssen, dass sie diese in einer gottesfürchtigen Weise ausgeübt haben. Gläubige sollen denen gehorchen, die über sie gesetzt wurden („Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen“, Hebr 13,17), und dieser Vers meint genau das, was die Bibel damit meint.

Es gibt gewiss Menschen in den Gemeinden, die Autorität in ihrer Leitung haben, und die Heiligen sollen sich diesen unterordnen, solange sie gemäß Gottes Wort leiten. Ihre Autorität ist nicht ihre eigene Meinung, ihre Autorität ist Gottes Wort (Hebr 13,7). Gottes Volk soll diejenigen anerkennen (ehren), die ihnen vorstehen im Herrn (1Thess 5,12-13). Offenkundig hat nicht jedes Glied die gleiche Autorität. Älteste, die „gut vorstehen“ sollen doppelte Ehre erhalten (1Tim 5,17). Offensichtlich handelt es sich bei Ältesten um Menschen in leitender Funktion.

Die organische Gemeinde stellt die Verkündigung in Frage. Dies macht darum Sinn, weil die organische Gemeinde ein Angriff auf die Autorität in der Gemeinde ist, und biblische Verkündigung ist ein autoritativer Dienst. Es seien folgende Zitate von Viola angeführt:

„Die christliche Predigt wurde dem heidnischen Bereich der griechischen Kultur entnommen.“ (Pagan Christianity)

„Die Predigt erhält die unbiblische Mentalität des Klerus am Leben.“ (Pagan Christianity)

„Die Predigt verhindert oftmals geistliches Wachstum. Weil sie eine einseitige Sache ist, ermutigt sie die Passivität.“ (Pagan Christianity)

Viola und Barna irren sich. Gott hat vollmächtige Predigt und Lehre ausersehen.

„Daher ermahne ich dich ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!“ (2Tim 4,1-2)

„Dieses sollst du lehren und mit allem Nachdruck ermahnen und zurechtweisen. Niemand soll dich gering schätzen!“ (Tit 2,15)

„Wenn jemand redet, so [rede er es] als Aussprüche Gottes.“ (1Petr 4,11)

Die organische Gemeinde ersetzt Verkündigung in Vollmacht mit “Beiträgen” ohne Kraft. Die Lehre „So spricht der HERR“ wird durch ein blasses „es erscheint mir, als wäre dies die Bedeutung, aber was hat dir die Schriftselle zu sagen?“ ersetzt.

In Wahrheit stehlen die organischen Gemeinden die Schafe anderer Gemeinden. Wenn eine sogenannte organische Gemeinde entsteht, geschieht dies normalerweise nicht so, dass die Verlorenen für Christus gewonnen und zu Jüngern gemacht werden. Organische Gemeinden entstehen, wenn Leute „traditionelle“ Gemeinden verlassen und denken, dass sie die Autorität haben, eine Gemeinde zu sein, indem sie sich einfach mit einigen wenigen Leuten versammeln. Die organische Gemeinde ist mehr als eine Gemeinde, die die Schafe der anderen stiehlt. Sie ist eine Bewegung, die von selbsternannten „Aposteln“ geleitet wird.

Paradigmenwandel

Frank Viola ruft zu einem „Paradigmenwandel“ auf, ein Begriff, der von Vertretern der Emerging Church sowie des New Age verwendet wird, um einen dramatischen Wandel, den sie in Gang setzen wollen, zu bezeichnen. Er bezieht sich darauf, dass man das Alte durch etwas Neues und Anderes ersetzt. Viola schreibt:

„Um den Begriff des wissenschaftlichen Philosophen Thomas Kuhn zu übernehmen, wir brauchen einen ‚Paradigmenwandel‘ in Bezug auf die Gemeinde, bevor wir sie richtig bauen können... meiner Meinung nach braucht die Gemeinde keine Erweckung. Sie muss komplett über den Haufen geworfen werden. Das bedeutet, der einzige Weg, die institutionelle Gemeinde vollkommen zu erneuern, besteht darin, sie vollständig aufzulösen und etwas ganz anderes aufzubauen.“ (Reimagining Church, S. 272, 276) Hier erkennen wir Violas wahres Ziel. Um etwas zu BAUEN, bedarf es BAUMEISTER. Es ist LEITERSCHAFT und BEGUTACHTUNG notwendig. So etwas geschieht nicht von selbst, „in einer organischen Weise“. Der organischen Gemeinde liegt keine „Bewegung der Menschen“ zugrunde, sondern es handelt sich um eine „apostolische Bewegung“. Viola ist Teil eines Netzwerkes selbsternannter Apostel, die dieses neue Paradigma verbreiten. Die organische Gemeinde ist nichts weiter als ein weiteres Bruchstück des endzeitlichen Abfalls.

Die Philosophie der integralen oder organischen Gemeinde besagt, dass es nur eine Gemeinde vor Ort geben sollte. Und raten Sie, welche „Gemeinde“ das sein sollte? Und raten Sie, wer die Kontrolle über eine solche Gemeinde haben sollte! „Gottes Volk hat sich massenhaft in lose, getrennte Versammlungen aufgesplittert, die alle unabhängig voneinander agieren... In der neutestamentlichen Zeit war die Gemeinde in vollkommener Einheit. Alle Gläubigen an einem bestimmten Ort lebten als Glieder der einen Familie.“ (Reimagining Church, S.129)

Es stimmt nicht einmal, dass in den Anfängen der Gemeinde „alle Gläubigen an einem bestimmten Ort als Glieder der einen Familie lebten.“ Diese Aussage ignoriert die Tatsache, dass es viele falsche Lehrer und häretische Sekten schon in den Tagen der ersten Apostel gab. Sie werden genannt an Schriftstellen wie Apg 20, 1Kor 15, 2Kor 11, Gal 1, Phil 3, Kol 2, 1Tim 1,4, 1Joh 2, 1Joh 4, 2Joh, Judas und Offb 2-3. Einige leugneten die Gottheit Christi, einige leugneten die Auferstehung, einige leugneten die Lehre der Gottseligkeit, einige predigten ein falsches Evangelium, einen falschen Christus und einen falschen Geist, einige missbrauchten das Gesetz. Einige verdrehten Gottes Wort (2Kor 2,17; 2Petr 3,16).

Dies zeigt uns, dass die bekennenden Christen des 1. Jahrhunderts weit davon entfernt waren, eine vereinte Familie zu sein. Paulus und Petrus und Johannes riefen die Brüder insbesondere dazu auf, diejenigen, die Irrlehren verbreiteten, zu benennen und zu meiden. Dies bedeutet, dass sie sich von ihnen fernhalten sollten. Paulus benannte sogar viele der Führer dieser Sekten mit Namen (1Tim 1,20; 2Tim 1,15; 2,17).

Die organische Gemeinde-Bewegung will Unzufriedenheit mit der „traditionellen“ neutestamentlichen Gemeinde schaffen und die Leute in das verführerische Wasser des Abfalls führen. Es ist keine Hingabe an die gesunde Lehre vorhanden, kein Schutz durch berufene Leiter, sondern lediglich eine vage „Aufsicht“ durch mystische „Apostel“, die im Grunde Wölfe im Schafspelz sind.

In einem der Bücher Violas – Jesus Manifesto – führt er seine Leser buchstäblich in die ganze Palette alter und moderner Vertreter einer fragwürdigen Theologie ein: Karl Barth, Thomas von Aquin, Origenes, Dietrich Bonhoeffer, John Henry Newman, Sören Kierkegaard, Thomas von Kempen, Roger Schutz (Taizé), Papst Johannes Paul II., Papst Benedikt XVI. und Reinhold Niebuhr. Sie alle wurden positiv zitiert ohne einen Hinweis auf deren unbiblische Lehren.

Viola spricht viel über das Evangelium, aber in den drei Büchern, die ich von ihm gelesen habe, definiert er an keiner Stelle in einer klaren, schriftgemäßen Weise, was das Evangelium beinhaltet. Im Lichte der Warnungen des Paulus über die Gefahren eines falschen Evangeliums, sollte dies ein Warnzeichen sein (2Kor 11,3-4; Gal 1,6-9).

Viola sagt, dass es nicht ausreichend ist, ein Evangelium zu verkündigen, das „sich darauf konzentriert, den Geist/die Seele des Menschen zu erretten“ (Reimagining Church, S.137). Er bezeichnet dies als „Menschen-zentriertes Evangelium“ und drängt die Menschen, dies hinter sich zu lassen (S.149), doch genau dies ist, was das neutestamentliche Evangelium betont. Viola sagt, dass es „kein ‚Evangelium‘ gibt, das nicht ein ‚soziales Evangelium‘ ist“ (Jesus Manifesto, S.108), doch das ist schlichtweg falsch. Das Evangelium lehrt uns, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, aber dies ist die Frucht des Evangeliums und nicht das Evangelium selbst. Es ist nicht verwunderlich, dass Viola die Vertreter der Emerging Church wie Brian McLaren lobend erwähnt und sie als Freunde bezeichnet, statt dass er ihre falschen Lehren aufdeckt.

Ökumenismus

Die organische Gemeinde steht für einen radikalen Ökumenismus und dessen Zwillingsbruder, der nicht-dogmatischen Sichtweise der Lehre. Lesen Sie folgendes:

„Jeder, der die einen Glieder willkommen heißt aber andere ablehnt, nimmt Christus nicht vollkommen auf.“

(Frank Viola and Leonard Sweet, Jesus Manifesto, S.147)

“Obgleich wir niemals eines dieser Themen diskutiert haben, können wir beide über viele Dinge anderer Meinung sein – Ekklesiologie (Lehre von der Gemeinde), Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen), Soteriologie (Lehre vom Heil), Wirtschaft, Globalismus oder Politik. Aber in diesem Buch haben wir in das Horn gestoßen für die Einheit. Wir haben versucht, die Vision unserer Herzen vorzustellen, und wir erhoffen uns, dass diese im Leib Christi Raum gewinnt.“

(Jesus Manifesto, S.172)

Folglich betrachtet Viola die Soteriologie als nicht so wesentlich. Seine „Vision“ beinhaltet nicht eine klare Lehre des Heils, der Gemeinde oder der letzten Dinge (Prophetie). Viola sagt:

„Die Reinheit der Lehre zur Grundlage von Gemeinschaft zu machen, endet typischerweise in der Spaltung des Leibes Christi. Es ist grundlegend unbiblisch und zutiefst unchristlich, unsere Mitbrüder mit einem kritischen Auge zu betrachten.“ (Viola, Reimagining Church, S.126)

Tatsächlich aber ist es grundlegend biblisch und zutiefst christlich, dem Gebot Gottes zu gehorchen und ernstlich für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal überliefert wurde. Paulus kämpfte gegen falsche Lehre und in praktisch in jedem seiner Briefe schrieb er über und warnte vor falschen Lehrern.

Viola schreibt:

„Ich habe viele Freunde, die Pioniere in der Emerging Church sind. Und ich stimme vielem zu, was sie sagen, insbesondere auf dem Gebiet, wo sie eine ‚großzügige Orthodoxie‘ hochhalten, die betont, dass wir alle Christen akzeptieren, die Gott angenommen hat.“ (Reimagining Church, S.265)

"Eine großzügige Orthodoxie" (A Generous Orthodoxy) lautet der Titel eines der Bücher von Brian McLaren, und Viola propagiert genau den gleichen unbiblischen Ökumenismus. Tatsächlich nennt Viola das Buch A Generous Orthodoxy auf einer Liste auf seinem Blog unter den 100 besten Büchern, die jemals geschrieben wurden. McLaren vertritt die Position, dass wir nicht sicher sein können, ob unsere Lehre korrekt ist, also sollten wir großzügig sein statt zu streng, aber die Bibel sagt, wir sollen ein Urteil auf der Grundlage der Schrift fällen und falsche Lehrer benennen und meiden (Rö 16,17); folglich ist offenkundig, dass wir ein „richtiges“ Urteil fällen können. „Wir haben von den unterschiedlichen Ansichten über Jesus viel gelernt: feministische Theologie, Schöpfungstheologie, Prozess-Theologie, Befreiungstheologie, narrative Theologie, postliberale Theologie, emergente Theologie“ (Jesus Manifesto, S.109). Viola listet eine atemberaubende Anzahl häretischer Endzeittheologien auf, und anstatt sie zu verurteilen, sagt er, dass wir „viel von ihnen lernen können.“ Und dennoch wird er als „Evangelikaler“ bezeichnet!

„Die historischen Glaubensbekenntnisse des Christentums sind ein Ausdruck des Bedürfnisses, eine Antwort auf die Frage Jesu ‚Wer sagt ihr, das ich sei?‘ zu geben. Aber das ‚Wer sagt ihr‘ muss kontextualisiert werden. Jeder neuen Generation in jeder Kultur wird ein ‚Ihr sagt‘ gegeben“ (Jesus Manifesto). „Die Gemeinde braucht keine Regeln, sie muss keine Gesetze erlassen oder Wölfe abschießen“ (Jesus Manifesto, S.25). Die „Gemeinde“ ohne biblische Lehre, die Frank Viola anstrebt, ist eine irregeleitete Gemeinde. Die Schrift ist gegeben zur Lehre (2Tim 3,16-17). Wir sollen die Lehre verkündigen (2Tim 4,2). Wir sollen in der Lehre der Apostel verharren (Apg 2,42). Wir sollen keine andere Lehre dulden (1Tim 1,3). Wir sollen eines Sinnes sein in der Gemeinde (1Kor 1,10). Wir sollen treue Menschen unterweisen, die wiederum andere unterweisen sollen (2Tim 2,2).

Allversöhnung

Viola lehrt die Häresie, dass das Universum bereits mit Gott versöhnt ist durch das Kreuz Christi. „Und durch diesen schrecklichen Tod versöhnte er den gefallenen Kosmos mit Gott“ (Jesus Manifesto, S.28). „Ich [Jesus] machte Frieden mit allem im Himmel und auf Erden durch mein Blut am Kreuz“ (Jesus Manifesto). Tatsächlich wird die Erlösung sich stufenweise zeigen, und, obgleich Gottes Ziel es ist, alle Dinge zu erlösen, sind die neutestamentlichen Gläubigen die Erstlingsfrucht (Kol 1,20-21). Heute ist die Schöpfung definitiv noch nicht versöhnt mit Gott. Paulus sagt uns, dass die gesamte Schöpfung noch unter dem Fluch Gottes in Wehen liegt und mitseufzt (Rö 8,22). Der Kosmos wird erst dann mit Gott versöhnt sein, wenn der gegenwärtige Himmel und die gegenwärtige Erde durch einen neuen Himmel und eine neue Erde ersetzt sein werden (2Petr 3,10-13). Die Ungläubigen sind gegenwärtig nicht mit Gott versöhnt. Sie sind eingeladen, mit Gott versöhnt zu werden durch den Glauben an Christus (2Kor 5,18-20). Alle diejenigen, die im Unglauben sterben, werden niemals mit Gott versöhnt werden, sondern sie werden ewige Strafe erleiden in dem Feuersee (Offb 20,15).

Katholischer Mystizismus

Viola räumt selbst ein, dass er in den 1990er Jahren tief im kontemplativen Mystizismus verstrickt war:

„Im Jahre 1994 erreichte das, was als ‚Toronto-Segen‘ [hypercharismatische sogenannte Erweckung] bekannt wurde, die USA. Rodney Howard-Browne hielt seine erste Versammlung in der Carpenter's Home Church in Lakeland, Florida. Diese Versammlungen wurden viele Wochen fortgeführt. Von dort breitete sich dies schnell über ganz Nordamerika aus... Nachdem ich von der neuen Bewegung des Geistes gehört hatte, reiste ich nach Lakeland und saß in der vordersten Reihe, wo der ‚Segen‘ gerade begonnen hatte. Im folgenden Jahre reiste ich nach Melbourne, Florida, und besuchte eine Versammlung von Randy Clark, als das Phänomen in voller Kraft ausbrach...

Einer meiner engsten Freunde ist Frank Valdez. Ich traf ihn im Jahre 1992... Im Jahre 1995 hatten wir ein gemeinsames Essen. Ich berichtete Frank über den ‚Toronto-Segen‘. Dies führte zu einer Diskussion von unschätzbarem Wert, was zu einem Wendepunkt in meinem Leben führte. Frank sagte zu mir: ‚Es gibt eine christliche Tradition, die eine Form von Gebet praktiziert, ohne Worte zu gebrauchen. Es geht über das Zungenreden hinaus und es ist tiefer als der ‚Toronto-Segen‘. Er hatte meine Aufmerksamkeit in den Bann gezogen. Als ich nachhakte, begann Frank mich über die kontemplative Gebetstradition zu unterrichten. Er sprach über das Gebet der Sammlung, Lectio Divina und andere alte spirituelle Methoden, von denen ich damals nichts wusste... Frank führte mich in die christlichen Mystiker ein... Meister Eckhart war ein deutscher Mystiker aus dem 13. Jahrhundert, der im Allgemeinen als die Quelle des ‚Rheinischen Mystizismus‘ betrachtet wird. Er lehrte, dass Gott jenseits aller Vorstellungen ist... Meister Eckhart lehrte die Menschen, sich ‚zu dem Gott jenseits Gottes‘ aufzumachen, der Gott, der jenseits aller Vorstellungen ist, die wir haben könnten... Thomas Merton war stark von Eckhart beeinflusst. Merton ergänzte Eckharts Kritik an der Religion mit einer sozialen und historischen Dimension.“ (“Slaughtering Sacred Cows: Part 3 The Felt-Presence of God,” Present Testimony Ministry newsletter, April 2006)

Nichts könnte erhellender und zugleich erschreckender sein als dieser Einblick in die Überzeugungen und die Philosophie von Frank Viola.

New Age Panentheismus

Der kontemplative Mystizismus führt die Seele oft in die heidnische Lehre des Panentheismus ein – der Glaube, dass Gott in allem ist –, eine Leugnung des Sündenfalls und des Fluches, wie die Bibel es lehrt. Die Vertreter der kontemplativen Bewegung sind oft fasziniert von Vertretern des New Age.

Frank Violas Nähe zu Leonard Sweet (Co-Autor seines Buches Jesus Manifesto) weist genau in diese Richtung. Sweet schrieb:

„Der Mystizismus, als er in der christlichen Tradition vergessen wurde, wird in der postmodernen Kultur wieder ins Zentrum gerückt... Mit den Worten eines der größten Theologen des 20. Jahrhunderts, des Jesuiten, Philosophen und Dogmatikers Karl Rahner, ‚Der Christ von morgen wird ein Mystiker sein, jemand, der eine Erfahrung gemacht hat, oder er wird nichts sein‘“ (Quantum Spirituality, 1991, S.11,76).

Im Lichte dieser unbedachten Empfehlung des Mystizismus und des katholischen Universalisten/Panentheisten Karl Rahner, der eine Brücke vom Katholizismus zu den östlichen Religionen baute, ist es kein Wunder, dass Sweet mit dem New Age sympathisiert oder möglicherweise selbst durch und durch ein New Ager ist. Sweet propagiert eine Lehre, die an den Universalismus anklingt. Er bezeichnet sie als das "Neue Licht", die „Quanten-Spiritualität“ oder das „Christus-Bewusstsein“. Er beschreibt sie als die „Vereinigung des Menschen mit dem Göttlichen“, was „Zentrum aller Weltreligionen ist“ (Quantum Spirituality, S.235). Er definiert das "Neue Licht" als eine „Struktur menschlichen Werdens, ein Fluss (channeling) von Christus-Energien durch Mindbody Erfahrungen [Mentale und körperliche Erfahrungen]“ (Quantum Spirituality, S.70).

Viola empfiehlt das Buch Die Hütte

Im Lichte der erschreckenden Irrlehren Violas und seiner Verstrickung im kontemplativen Mystizismus, nimmt es kein Wunder, dass er das Buch Die Hütte von William Paul Young mit seinem nicht-richtenden Vater-Mutter-Gott empfiehlt. Viola schreibt:

„Alles in allem bin ich so schamlos und werfe meinen Hut in den Ring mit denen, die dem Buch Die Hütte ein uneingeschränktes Lob geben." (hier)
Frank Viola und die organische Gemeinde befinden sich in gefährlichen spirituellen Wassern. Hüten Sie sich davor!
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David Cloud, Auszug aus dem Buch The House Church Movement. Auszüge aus dem Newsletter vom 22. Februar 2012.

Das folgende Zitat finde ich sehr passend zu diesem Beitrag
Wie Kinder mit Diamanten und Perlen spielen, als ob es Glasscherben und Steinchen wären, so werfen wir mit den biblischen Begriffen umher und ahnen nicht mehr, was für ungeheure Dinge in ihnen uns gesagt sind! Werner de Boor


Anmerkungen: Deutsche Bücher erschienen bei Gloryworld-Medien:
Frank Viola, Ur-Gemeinde, 2010
Frank Viola, Ur-Schrei, 2010
Frank Viola, Ur-Christen, 2011
Frank Viola, Ur-Praxis, 2011
Frank Viola &Georg Barna, Heidnisches Christentum?, 2010
Frank Viola & Leonard Sweet, Jesus Manifest, 2012
Quelle: distomos
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Zu den Beitrag Frank Viola: Die „organische Gemeinde“, zwei Zitate von John MacArthur:
„Der Gedanke, dass die christliche Botschaft, biegsam und verschwommen sei, scheint insbesondere auf junge Leute anziehend zu wirken, die auf einer Wellenlänge mit der Kultur und in dem Zeitgeist verliebt sind". "Einige Gemeindeleiter sind von Fragen des Stils und der Methodik geradezu besessen. Sie verlieren das Interesse an der Ehre Gottes und werden gegenüber der Wahrheit und gesunder Lehre völlig gleichgültig“.aus "Der Kampf um die Wahrheit"
Es ist ja bekannt, dass man von zwei Seiten vom Pferd fallen kann, so auch hier. Beim Anklicken diverser Blogs und Seiten im Netz ist mir aufgefallen, dass bei einigen die Benutzung der Begriff Irrlehre oder Irrlehrer schon inflationäre Ausmaße angenommen hat. Der Begriff Irrlehre/Irrlehrer wird als verbale Keule auf diese Seiten/Blogs benutzt, um andere Geschwister zu diffamieren, die eine andere Meinung als die Betreiber dieser Seiten/Blogs haben. Was ist aber der genaue biblische Rahmen für den Begriff Irrlehrer. Was sind eigentlich genau Irrlehren und woran erkennt man sie ganz konkret?
Gruß Joschie
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Manfred01
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Beitrag von Manfred01 »

Vielen Dank für Deine sehr informativen Ausführungen. Es ist gut, wenn solche Verführungen aufgedeckt werden.

Manfred
1.Kor.14. 26: Lasset alles geschehen zur Auferbauung.

Servant
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Beitrag von Servant »

Hallo Joschie,
Joschie hat geschrieben:Was sind eigentlich genau Irrlehren und woran erkennt man sie ganz konkret?
eine "Irrlehre" ist eine Lehre die von der Biblischen Lehre abweicht und dadurch in die Irre führt, vom rechten Weg weg führt, wenn man an ihr festhält. Die Biblische Lehre ist das was GOTT MEINT, in diesem Sinne sind alle Menschlichen MEINUNGEN unrelvant - allso alle Interpretationen - die nicht Gottes Wort wiederspiegeln. Es gibt nur eine "Wahrheit", also etwas was richtig ist und das was falsch ist. Man nennt es heute "schwarz weiß denken" (Pharisäherhaftes, engstirniges, kleinkarriertes, Fanatisches, Fundamentalistisches, liebloses, Spalterisches, usw. denken).

Es kann jedoch auch sein, das man aus einem faslchen Verständnis herraus etwas faslch inerpretiert, hier kann man sich jedoch auch gegenseitig korregieren - in dem versucht dem anderen den Biblischen Sachverhalt zu erlätuern. Eine "Irrlehre" jedoch hat sich schon verfestigt - und wird als Biblische Wahrheit gelehrt.

So kann man das wohl ausdrücken Irrlehren Spalten die Gemeinschaft ... darum gab es auch immer wieder Spaltungen in den Versammlungen von "Christen" um die Biblische Lehre und Gemeinschaft zu Bewahren - und dies mußte auch so sein, auch wenn dies immer eine schmerzhafte Erfahrung war. (so kann man es auch in der Kirchengeschichte sehen und in den lehrbriefen des Paulus lesen)

Viola ist in meinen Augen ein "Irrlehrer", das Vorweg ...

So kann man sagen das es viele "Lehren" gibt - z.B. über die "Taufe", das "Brotbrechen;Liebesmahl; Abendmahl", über die "Gemeinde" u. "ekklesia", über die "Rechtfertigung" und vieles mehr - die eben nicht stimmen, und so in die Irre führen, also am Ziel vorbei führen.

Die Lehre der "Taufwiedergeburt", "Sakrament der Säuglingstaufe", "Sakrament des Abendmahls" ect. - das wird einmal als Lehre u. Irrlehre dagestellt. Die Vertreter dieser Lehren sehen natürlich in denen die das als Irrlehre abweisen - wieder Irrlehrer da sie sich im Bliblischen sinne aufgrund ihres Glaubens taufen lassen. Was ist nun eine Irrlehre? Eine Lehre die nicht der Biblischen Botschaft entspricht und "gelehrt" wird.

Wie würdest du es beantworten Joschie ?
1. Korinther 15,50 - wie kommt man dort hinein? Johannes Ev. 3,1-18; Joh. 12, 44f; 1.Thes. 1, 9.10

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Servant hat geschrieben:Die Lehre der "Taufwiedergeburt", "Sakrament der Säuglingstaufe", "Sakrament des Abendmahls" ect. - das wird einmal als Lehre u. Irrlehre dagestellt. Die Vertreter dieser Lehren sehen natürlich in denen die das als Irrlehre abweisen - wieder Irrlehrer da sie sich im Bliblischen sinne aufgrund ihres Glaubens taufen lassen. Was ist nun eine Irrlehre? Eine Lehre die nicht der Biblischen Botschaft entspricht und "gelehrt" wird.
Wie würdest du es beantworten Joschie ?
Die Lehre der "Taufwiedergeburt" ganz klar eine Irrlehre, da sie der Gesamtheit der Aussagen im N.T. über die Wiedergeburt wiederspricht! Bei der Frage wegen des Sakramente, müsste man erstmal abklären was man unter dem Begriff "Sakrament" versteht, damit man dadurch über die gleiche Sachlage spricht und nicht aneinander vorbei. Bei der Frage der Taufe würde ich mir erstmal von den Vertretern der "Säuglingstaufe" ihre Agumente geben lassen und diese mit dem biblischen Aussagen vergleichen. Ich finde persönlich sehr wichtig das man dabei die Bibelstellen in ihren Kontext betrachtet um nicht auf falsche Schlüsse(Eisexegese) zu kommen.
Gruß Joschie
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Beitrag von Servant »

Hallo Joschie,

das mit der Taufe etc. war ein Beispiel. Deine Frage die du an alle gestellt hattest - Was ist eine Irrlehre und woran erkennt man sie? - wollte ich teilweise Beantworten :) und dann zum Schluss dich Fragen - Wie du deine eigene Frage Beantworten würdest :) - Also was würdest du Antworen, wenn diese Frage dir gestellt würde? So wie jetzt :)
Joschie hat geschrieben:Ich finde persönlich sehr wichtig das man dabei die Bibelstellen in ihren Kontext betrachtet um nicht auf falsche Schlüsse(Eisexegese) zu kommen.
Dem anderen kann ich auch nur Beipflichten. Säuglingstaufe (Hier möche ich auf das Buch von Horst Niehues Hinweisen: "Taufe-Türöffner in den Himmel?"), Taufwiedergeburtslehre und ein katholische Verständnis für Abendmahl, Taufe (sowie weitere Lehren der katholischen Kirche) und Allversöhnung, sehe ich auch als Irrlehre.

Gruß Arne
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Beitrag von Servant »

David C. schreibt:

Der durchschnittliche Christ lässt sich von der Interpretation der Schrift durch einen falschen Lehrer beeindrucken, weil er nicht erkennt, wie ein Vers aus dem Zusammenhang gerissen wird und wie das Wort Gottes auf andere Weise verdreht wird.
Also wie erkennt man "Irrlehren" ? - durch Bibelstudium !

- in dem man Bibeltexte im Kontext ließt, also den ganzen zusammenhang Betrachtet, und sich auch andere Stellen zu Rate zieht die sich auf den Text Beziehen, oder auf das geschilderte geschehen. Es is wirklich gut sich ganze Kapitel durchzulesen - denn dadurch bekommt man einen besseren Eindruck worum es in diesem Text abschnitt geht. Ein Stichwortverzeichnis ist auch sehr gut, denn hier kann man sich auch mal alle Stellen ansehen in denen es zum Beispiel um "Taufe" geht, das Herrenmahl, das Reich Gottes, den Leib Christi "ekklesia Gottes" etc.

Man muß bei allem was man hört immer das "Evangelium Jesu" im Herz und Hinterkopf behalten - denn schon hier hat man eine Unterscheidungshilfe. Auch Johannes 14, 6 ist ein wunderbares Wort - alles was sich daran vorbeimogelt - IST FALSCH :)
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Beitrag von Servant »

Zu diesem Thema - sollte man auch Alan Hirsch nennen mit seiner mDNA

Alan Hirsch, „Vergessene Wege“. - Eine kritische Buchbesprechung von Rudolf Ebertshäuser (hier)
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Wann ist es Zeit, (m)eine Gemeinde zu verlassen?

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
In der letzen Zeit hat ich einige Gespräche über das Thema Gemeinde/Gemeindezugehörigkeit-sich einer Ortsgemeinde anzuschließen oder eine Gemeinde zu verlassen . Ich möchte den folgenden "Wann ist es Zeit, (m)eine Gemeinde zu verlassen?" von Kurt Vetterli hier reinsetzen

Wann ist es Zeit, (m)eine Gemeinde zu verlassen?
Wir leben in einer Zeit, in der viele Kirchen und kirchenähnliche Gemeinschaften nicht mehr bemüht sind, eine biblische Form des Gemeindelebens zu suchen. Stattdessen suchen sie sich an vielen anderen, meist menschlich erdachten Vorlagen und Mustern zu orientieren. Ebenso ist ein großer Mangel an biblischer Lehre festzustellen. Die Wortverkündigung leidet, bzw. wird ersetzt durch Motivations-Talks und Mitteilungen über persönliche Erfahrungen und 'Einsichten'. Biblische Leiterschaft mutiert zu einem von der Business-Welt geprägten Führungs-Management.

Bei Christen, die noch nicht vergessen haben, dass der Glaube unverzichtbar auf dem Wort Gottes und den darin gegebenen Verheißungen gegründet ist, kann die Überlegung auftreten, sich auf die Suche nach einer entsprechenden Gemeinde zu machen.

Ich habe öfters erlebt, dass sich Christen mit der Frage an mich wandten, ob ich es für ratsam halte, dass sie ihre Gemeinde verlassen würden. Allerdings musste ich auch beobachten, wie Christen, die mit ihrer Gemeinde unzufrieden waren, aus Gründen weggingen, die gemäß meiner Bibelkenntnis einen solchen Schritt nicht rechtfertigen.

Im folgenden Artikel gehe ich auf die Frage ein: Wann ist es Zeit, die eigene Gemeinde zu verlassen? Gleich zu Beginn will ich eine Kurzantwort geben: Vermutlich liegt der Zeitpunkt viel später, als es dir lieb ist! Meine Ausführungen wollen nicht eine allgemein verbindliche „Richtschnur für das rechtzeitige Verlassen einer unbiblischen Gemeinde“ geben. Eher ist es als ein Denkanstoß gedacht, der auf pastoralen Erfahrungen und Gespräche beruht, aber jeweils auf die individuelle Situation angewendet werden muss. Tatsächlich sind die Situationen, mit denen wir konfrontiert werden, dermaßen unterschiedlich, dass man die hier behandelte Thematik nicht anhand eines Punkte-Schemas abwickeln kann. Es ist ratsam, sich bei der Beantwortung dieser Frage nicht zu überhasten, sondern sich Zeit zu lassen und sich auch mit reifen geistlichen Personen zu beraten.

In der Hoffnung, dass die folgenden Ausführungen dem einen oder dem anderen eine Hilfe bieten, nicht zuletzt auch die eigenen Motive zu überprüfen, um dann die richtige Entscheidung zu treffen, seien sie hier gegeben.


Unzureichende Begründungen
Viele Gründe, die Christen anführen, um das Verlassen ihrer Gemeinde zu rechtfertigen, halte ich für unzureichend oder nicht für legitim. Oft ist sogar die Motivation von der Haltung geprägt, sich nicht wirklich der Leitung der Gemeinde unterordnen zu wollen. Zum Beispiel war einmal ein Mann nicht einverstanden mit einem Beschluss, den die Gemeindeleitung nach längerem Beraten getroffen hatte. Er sagte daraufhin: „Wenn ihr das so macht, dann muss ich mir überlegen, ob Gott mich an einem anderen Ort haben möchte.“

Die häufigsten Begründungen, die ich von Geschwistern zu hören bekam, wenn sie ihre Gemeinde verlassen wollten, basierten mehr oder weniger auf Geschmacks- oder Empfindungsfragen: Ich fühle mich einfach nicht mehr wohl; die Atmosphäre ist so kühl; es herrscht so wenig Freude. Das alles sind zweifellos wichtige Aspekte beim Miteinander von Christen. Aber wenn man solche Punkte anspricht, ist eine gehörige Portion Selbstprüfung und Selbstkritik angesagt. Zum Beispiel wird man sich selbst die Frage zu stellen haben, was man denn selbst zu einer freudigen und liebevollen Atmosphäre beigetragen habe und beitrage.

Gott hat uns in eine Gemeinde gestellt, nicht in erster Linie damit wir es schön haben, sondern damit wir in das Bild seines Sohnes verändert werden. Dazu gebraucht er auch schwierige Umstände und problematische Geschwister. Indem wir uns darin üben, auch die Schwierigen zu lieben, lernen wir, wie Gott zu lieben. Wir können davon ausgehen, dass eine Gemeinde, in der der Herr der Arzt ist, viele „Kranke“ beherbergt. In gewisser Weise bleiben wir „krank“, solange wir in diesem Leib auf dieser Erde leben. Somit sollte es uns nicht überraschen, wenn auch die Gemeinde etwas von dieser Unvollkommenheit widerspiegelt.

Je länger wir in einer Gemeinde mit anderen Menschen zusammen sind, desto deutlicher werden uns deren Schwächen. Eine solche Erkenntnis sollte uns ebenfalls nicht veranlassen, davonzulaufen. Vielmehr sollte sie uns ins Gebet um Heiligung treiben. Anstatt zu sagen, „Herr, ich halte diese schwierigen Typen nicht mehr aus, lass mich weggehen!“, sollten wir flehen: „Herr, ich habe einen solchen Mangel an Liebe für meine Geschwister. Lehre mich zu lieben, wie du liebst!“

Ein anderer, häufiger Beweggrund abzuwandern, kommt in der Klage zum Ausdruck: „Die Form des Gottesdienstes spricht mich einfach nicht an! Es ist langweilig, es ist immer dasselbe!“ R.C. Sproul stellte dazu einmal die Frage: „Kann ein Ort oder ein Anlass, in dem der dreieinige Gott anwesend ist, langweilig sein?“ Unser Herr lehrt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt. 18,19).

Vielleicht haben wir, wenn wir uns im Gottesdienst langweilen, uns die Frage zu stellen: Weiß ich wirklich, dass Gott hier anwesend ist? Bin ich hergekommen, um ihm zu begegnen oder um unterhalten zu werden?

Es ist meine Verantwortung, mich stets darum zu bemühen, Gott zu suchen. Zum Beispiel kann ich das dadurch tun, dass ich mich auf den Gottesdienst innerlich vorbereite. Auch gut ausgeschlafen zu sein, ist sinnvoll. Bin ich überhaupt bereit, mich auf die Predigt einzulassen, mitzudenken?

Manchmal liegt die Unzufriedenheit mit dem Gottesdienst auch daran, dass die Verantwortlichen es versäumen, meine Lieblingsthemen zu bringen. Leider musste ich schon mehrfach hören, dass jemand sich deswegen eine andere Gemeinde suchen wollte, weil bestimmte Themen, die ihm wichtig erschienen, in den Predigten zu kurz kamen oder völlig übergangen wurden.

Nehmen wir einmal an, ich gelange zu einer Einsicht, die mich geistlich sehr voranbringt. Es kann sein, dass ich diesen Punkt dann als so wichtig einstufe, dass ich mich in die Überzeugung verrenne, die gesamte Gemeinde oder gar die gesamte Christenheit müsse das nun schleunigst ebenfalls erkennen.

Es ist zweifellos zutreffend, dass Themen, die wichtige Wahrheiten beinhalten, in Gemeinden gelegentlich zu kurz kommen. Es ist auch zweifellos gut und hilfreich, wenn sie in einer ausgewogenen Weise zur Sprache gebracht werden. Aber nur aus dem Grund eine andere Gemeinde suchen zu wollen, weil in der gegenwärtigen Gemeinde nicht die Themen im Zentrum stehen, die mir persönlich gerade wichtig geworden sind, ist falsch. Suchen Sie doch stattdessen das Gespräch mit den Hirten der Gemeinde! Sagen Sie ihnen, was Ihnen wichtig ist, und stellen Sie die Frage, ob man nicht einmal dieses oder jenes Thema ausführlicher behandeln kann. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn man nicht sofort auf Ihr Anliegen eingeht! Die meisten Pastoren und Ältesten, die ich kenne, sind tatsächlich bemüht, die Lehrthemen in der Gemeinde so auszuwählen, dass die Gemeinde insgesamt eine ausgewogene Kost bekommt. Vergessen wir nicht: Es kann durchaus auch anmaßend sein, als einzelner wissen zu wollen, was für jeden in der Gemeinde gerade jetzt wichtig ist.

Ein weiterer Grund, eine Gemeinde verlassen zu wollen, kann der Umstand sein, dass der Pastor in bestimmten Fragen eine andere Sicht vertritt als man selbst. Ich denke hier nicht an zentrale Lehren des Heils oder Fragen, die die Person Christi betreffen. Darauf kommen wir später. Ich meine eher Fragen des praktischen Christenlebens oder Ansichten über Bibelabschnitte, die zweifellos gewisse Auslegungsspielräume zulassen.

Ich kann mich noch gut entsinnen, wie enttäuscht ich war, als ich erkannte, dass mein erster Pastor, den ich sehr schätzte, keine pazifistische Einstellung hatte, wie ich sie damals vertreten zu müssen meinte, oder dass er das Buch der Offenbarung an gewissen Stellen anders auslegte als ich es für richtig hielt.

Solche Unterschiede stellen eher Herausforderungen dar, einmal ins Gespräch miteinander zu kommen, einander zuzuhören, um einander besser zu verstehen. Aber ein Pastor, der nicht in jedem Punkt meine Ansichten teilt, ist sicher kein Grund, eine Gemeinde zu verlassen.

Ich könnte noch vieles aufzählen, das mir im Laufe der Jahre begegnet ist. Ich denke an diverse persönliche Auseinandersetzungen, Unterschiede in der Ansicht, wie die Gemeinde zu führen sei, wie gewisse Anlässe zu organisieren seien, usw. Vielfach ist sogar schlicht nur Unversöhnlichkeit der Grund für jemanden, seine Gemeinde zu verlassen. Das kann häufig nicht offen gesagt werden, also tarnt man es durch vorgeschobene Gründe.

Zusammenfassend möchte ich noch einmal dazu aufrufen, sehr wachsam und skeptisch gegenüber den eigenen Erwartungen und Empfindungen zu sein. Ich habe einmal eine Gemeinde erlebt, aus der innerhalb weniger Jahre mehr als 50 Geschwister weggingen. Verschiedene kamen in diesem Zeitraum auch hinzu, sind dann aber nach einiger Zeit ebenfalls wieder gegangen. Die Begründungen für das Weggehen waren durchaus unterschiedlich, zum Teil gegensätzlich. Aber alle hatten damit zu tun, dass man überzeugt war, die empfundenen Bedürfnisse würden nicht richtig erkannt und bedient werden. Sie kämen in der Gemeinde nicht „auf ihre Kosten.“ Es waren keine wirklich biblisch begründeten Abgänge. Das sollte uns nachdenklich machen. Es sollte uns vorsichtig machen, wenn wir selbst vor der Entscheidung stehen, ob es richtig ist, sich eine neue geistliche Heimat zu suchen.


Legitime oder zwingende Gründe
Auf der anderen Seite gibt es Gründe, die es rechtfertigen, ja gegebenenfalls sogar zwingend erforderlich machen, eine Gemeinde zu verlassen und eine andere zu suchen. Noch einmal: Ich behaupte, es gibt weniger Gründe, einen solchen Schritt zu tun, als uns möglicherweise lieb ist. Vielleicht kann man es folgendermaßen auf den Punkt bringen: Angemessene Gründe, eine Gemeinde zu verlassen, sind dieselben Gründe, die eigentlich Gemeindezucht erforderlich machen würden.

Das heißt konkret: Wenn der Pastor und/oder die Hirten der Gemeinde auch nach wiederholten Hinweisen durch zwei oder mehr Zeugen an unbiblischer Lehre und/oder schriftwidriger kirchlicher Praxis festhalten, entspricht es dem Wort Gottes, eine solche Gemeinde zu verlassen.

Wir können uns bei der Frage, was falsche (und somit sündhafte) Lehre ist, an der Geschichte der christlichen Kirche orientieren. In den großen Lehrstreitigkeiten, aus denen die diversen Bekenntnisse hervorgegangen sind, hat im Kern die Kirche entweder unbiblische Auffassungen in der Lehre über Christus (Christologie) oder in der Lehre über die Erlangung des Heils (Soteriologie) verurteilt.

Es kann deutlich sein, dass die historischen Bekenntnisse, also zum Beispiel das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Athanasianum, das Bekenntnis von Chalcedon, der Heidelberger Katechismus oder das Westminster Bekenntnis die gesunde biblische Lehre bekennen. Wenn Prediger Inhalte lehren, die diesen überkommenen Bekenntnissen eindeutig widersprechen, verkünden sie Unbiblisches.

Neben unbiblischer/falscher Lehre ist auch unbiblische kirchliche Praxis ein berechtigter Grund, eine Gemeinde zu verlassen. Wenn zum Beispiel offensichtliche Sünden, also Verhaltensweisen, die in der Bibel unzweideutig als Übertretungen verurteilt werden, bei Gemeindegliedern bekannt sind und geduldet werden, macht sich die Gemeinde insgesamt dieser Sünde teilhaftig. In diesem Fall ist es geboten, zu intervenieren. Gemäß der Anweisung von Matthäus 18,15-17 hat man die Sache anzusprechen; gegebenenfalls mehrfach und unter Zeugen. Wenn die Verantwortlichen der Gemeinde sich weigern, gegen bekannte Sünden vorzugehen, muss der Gemeinde die Gemeinschaft versagt werden, und man sollte gehen.

Ein Beispiel von schriftwidriger gemeindlicher Praxis ist gegeben, wenn Frauen gemeindeleitende Ämter beanspruchen oder gar als Pastorinnen predigen. Derartiges ist in der Heiligen Schrift eindeutig untersagt. Einer Gemeinde, die eine solche Praxis akzeptiert, und trotz mehrfacher Ansprache und Ermahnung daran festhält, sollte man die Gemeinschaft versagen.

In diesem Zusammenhang sei angemerkt: Im Fall, dass man aufgrund des Wortes Gottes keine andere Möglichkeit sieht, als die Gemeinde zu wechseln, sollte man sich nicht heimlich davonstehlen. Vielmehr sollten wir die falschen Lehren oder die Sünden beim Namen nennen. Dabei sollte auch genügend Zeit eingeräumt werden, dass eine Einsicht erfolgen kann, so dass Umkehr möglich ist. Aber im Fall, dass die Verantwortlichen in ihrer falschen Haltung oder Lehre beharren, sollte man seinen Weggang offen kundtun und begründen.


Wohin soll ich gehen?
Wir können (oder müssen) vielleicht eine Ortsgemeinde verlassen. Aber wir können und dürfen nicht die weltweite Gemeinde/Kirche Jesu Christi verlassen. Folglich sind wir dazu aufgerufen, wieder verbindlich an einer lokalen Gemeinde Anschluss zu suchen. Dazu möchte ich einige Richtlinien geben.

Zuerst ist hier auf die Kriterien zu weisen, die bereits in der Zeit der Reformation als Kennzeichen für eine wahre Kirche erkannt worden sind. Bei der Suche nach einer neuen Gemeinde sollte für uns bestimmend sein: rechte (schriftgemäße) Verkündigung des Wortes Gottes, rechte Verwaltung der Sakramente (Taufe und Abendmahl) und die Bereitschaft der Gemeindeleitung, gegebenenfalls Gemeindezucht zu üben. Von daher können Antworten auf folgende Fragen uns leiten: Werden in der Gemeinde Gottesdienste so gefeiert, dass in ihnen das Wort Gottes im Zentrum steht? Wird in den Predigten die Heilige Schrift ausgelegt und erklärt? Sind die übrigen Elemente des Gottesdienstes (zum Beispiel Loblieder, die gesungen werden) am Wort Gottes orientiert? Wird darauf geachtet, dass Gott in allem geehrt wird? Gibt es eine Gemeindeleitung, die sich in ihren Entscheidungen an den Aussagen der Bibel verbindlich orientiert? Gibt es überhaupt ordentlich eingesetzte Leiter, Älteste, Pastoren, die der ganzen Gemeinde bekannt sind? Sind diese Ältesten/Pastoren bemüht, die Gemeindeglieder zu kennen und sie geistlich durch das Wort der Wahrheit zu nähren und Hilfestellung im geistlichen Wachstum zu geben?

Gehen Sie ruhig im Anschluss an ein oder zwei 'Schnupperbesuchen' auf die Leiter der Gemeinde zu und erkundigen Sie sich bei ihnen. Es ist gut, wenn die Verantwortlichen ihrerseits Sie bald danach fragen, aus welcher Gemeinde Sie kommen und warum Sie dort nicht länger bleiben können/wollen. Seien Sie nicht beleidigt, wenn genau nachgefragt wird, Ihnen gewissermaßen „auf den Zahn gefühlt“ wird! Dieses zeugt von einem verantwortungsvollen Wahrnehmen des Hirtendienstes.

Wenn Sie sich entscheiden, sich einer solchen Gemeinde anzuschließen, nehmen Sie eine demütige Haltung ein! Ordnen Sie sich unter! Halten Sie sich zurück, gleich da und dort mitmischen zu wollen! Fragen Sie sich, wo sie im Kleinen dienen und Treue üben können! So wie Sie selbst Zeit brauchen (oft viel länger, als man vermutet und einem lieb ist), sich an einem neuen Ort zurecht zu finden und alles kennen zu lernen, benötigen die Gemeinde sowie die Gemeindeleiter Zeit, Sie kennenzulernen.

Ein Gemeindewechsel ist, wenn er ordentlich vonstatten geht, keine Kleinigkeit. Er geht mit vielen schmerzhaften Prozessen einher, mit zeit- und kräfteraubenden Gesprächen und Entscheidungen. Derjenige, der eine Gemeinde verlässt, ist häufig durch große Enttäuschungen hindurchgegangen. Er ist dann vielleicht voller Hoffnungen und Erwartungen und allzu oft auch voller Illusionen in Bezug auf die „neue“ Gemeinde. Seine Vorstellungen, was dort alles besser sein wird, was er alles erreichen und gewinnen kann, sind nicht selten überzogen. Das mag zu Ernüchterungen führen. Bei einem Gemeindewechsel werden auch immer bisherige menschliche Beziehungen auseinander gerissen. Neue müssen aufgebaut werden. Das alles ist kein Sonntagsspaziergang, und es ist sinnvoll, sich das vorher klar zu machen.
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

albi
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Registriert: 21.11.2014 12:40

Beitrag von albi »

Hallo!

Zu einem Buch von Frank Viola und George Bana meine Erfahrung.

Ich las vor zwei Jahren "Heidnisches Christentum" der beiden Autoren.

Damals war ich etwa zwei Jahre im Glauben.

Das Buch beschreibt die heidnischen Einflüsse in die Kirche und Gemeinde. Teils sehr zurecht und treffend.

Sie ziehen daraus jedoch Schlüsse, die gegen biblische Lehre und Predigt und Gemeindeordnung eine direkte Führung von "Jesus Christus" der Gemeindeglieder schreibt. Das heißt, sie leugnen jegliche menschlich Führung einer Versammlung als Menschenwerk (noch stärker als die Brüderversammlungen) und betonen, dass Jesus Christus selbst die GEmeinde leiten will. (aber nicht durch das Wort, sondern durch eine wie ich sage mystische Form der Führung).

Wie sie schreiben und was sie schreiben klingt derart fesseld, auch die heidnischen Einflüsse werden so dargestellt, dass man als ungefestigter Christ glaubt, was sie schreiben,

Ich war damals deart von ihren Ideen gefesselt und gebannt und von ihrer Beschreibung der "direkten Führung" von "Jesus Chrisus", dass es mich glatt fortriss.

Hätte ich in diesem Zeitpunkt so eine Gemeinschaft gefunden, wäre ich nun völlig unter dem Einfluss dieses Geistes!

Erst in diesem Jahr wurde mir die Bedeutung der Bibel und ihrer Wahrheit tief bewusst. Auch die biblische Belehrungen und Auslegungen. Und dass der Herr Jesus Christus durch sein Wort spricht und dass alle Anweisungen für die GEmeinde in der Bibel niedergelegt sind und er SO leitet.

Ich möchte vor diesem Buch und den Autoren sehr stark warnen.
Ihre GEdanken und Lehren sind sehr stark schwärmerisch, aber sehr gut verpackt. Ich dachte damals, endlich findet einer das Urchristentum wieder, was über 2000 Jahre Kirchengeschichte verloren war.

Auch den oben gedruckten Artikel las ich, hat mich damals aber nicht überzeugt.

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Sonja
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Frank Viola: Die „organische Gemeinde“

Beitrag von Sonja »

Ich habe sehr ähnliche Erfahrungen wie albi gemacht und kann mich dem Beitrag nur anschließen.

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