
Gruß Joschie
Moderator: eddi
Doch nicht nur der Zehnte dient zur Versorgung der Leviten und der Priester. In Exodus und Leviticus wird zudem noch bestimmt, dass die Priester sich von dem Opfer (ausser dem Brandopfer) ernähren. (Ex. 10, Lev. 1-7 Opferanweisungen). Bei allen Opfern ausser dem Brandopfer, das ein Ganzopfer ist, und einem Opfer für die eigenen Sünden hatte der Priester einen Anteil. Auch in Numeri 18 wird ein Opferanteil und der Zehnte den Priestern zugewiesen. Das wird auch in Deuteronomium 18 bestätigt. Bei dem Zehnten handelt es sich also nicht, wie von Jeremia nahegelegt, um eine spätere Erfindung der Leviten um sich auf Kosten des Volkes zu versorgen, sondern um ein biblisches Gebot.Da soll dann der Levit kommen, weil er weder Teil noch Erbe mit dir hat, und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren sind, und sie sollen essen und sich sättigen, damit dich der HERR, dein Gott, segne in allen Werken deiner Hände, die du tust.
So hat auch der Herr angeordnet, dass die, welche das Evangelium verkündigen, vom Evangelium leben sollen. 1.Korinther 9,14
Zwar nimmt Paulus selbst kein Geld entgegen, aber das macht er nicht zur allgemeinen Regel. Er sagt vielmehr, dass ein Prediger sehr wohl bezahlt werden soll. Es ist falsch hier ein "fremdes Joch" auf die zu legen, die in einem bezahlten vollzeitlichen Dienst stehen.Wer im Wort unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allen Gütern!
So sehe ich das auch.Johannes S. hat geschrieben: Ich halte es auch für falsch vom einem Prediger zu verlangen, in armseligsten Verhältnissen zu leben. In einem solch reichen Land wie dem unseren muss der Prediger nicht unbedingt in einer Bruchbude leben. Hier denke ich kann man als Richtwert die finanziellen Verhältnisse der Gemeindemitglieder nehmen. Es aber nicht richtig, dass die Gemeinde ein Armutsideal an ihren Pastor hinträgt, während sie selbst in ihren Einfamilienhäusern sitzen. Es ist sicher ehrenwert, wenn der Pastor sich mit dem allernötigsten begnügt, er muss es aber nicht, denn: "ein Arbeiter ist seines Lohnes wert".
Leistet ein Pastor "Arbeit"?Johannes S. hat geschrieben:[...]"ein Arbeiter ist seines Lohnes wert".
Jetzt müßte man nämlich "weltliche" Berufe und den Dienst des Christen in der Gemeinde gegeneinander abwägen, also Äpfel und Birnen vergleichen. Selbst innerhalb der Gemeinde hätten wir dieses Problem: Ist jene Gabe "wertvoller" als andere? Ist Pastor so "gut" wie ein Ingenieur? Oder sollte man ihn gehaltstechnisch irgendwo zwischen Volkshochschuldozenten und Versicherungsvertretern einordnen... wäre ja auch nicht ganz abwegig. Oder sollte sein Gehalt "erfolgsbasiert" sein? Was ist "Erfolg" - viele "Bekehrungen"...? Und wieviel sollte dann ein vollzeitlicher Fürbitter bekommen -- so viel wie ein Sozialarbeiter vielleicht? Oder sollten wir einander nicht einfach Rechnungen schreiben und unsere Gaben der freien Marktwirtschaft aussetzen. Ich bete für Dich für halb so viel, dafür lediglich drei Minuten kürzer. Aus meiner Internetseite kannst Du nachlesen, wie meine Gebete bei anderen wirklich funktioniert haben. Na klasse.tschilli hat geschrieben:Je nach Region finde ich ein Jahresgehalt von 35.000 - 60.000 Euro fuer einen vollzeitlichen Pastor angebracht. Ein Ingenieur arbeitet auch nicht fuer weniger.
Andy,andy hat geschrieben: 60.000 Euro werde ich trotz FH vermutlich mein Leben lang nie verdienen. Die "Versorgung" allein scheint schon lange nicht mehr zu reichen. Es geht um einen "angemessenen Lebensstandard". Was ist "angemessen"? Gemessen an der Welt?! Man verzeihe mir die altertümliche Umrechnung: Das vorgeschlagene Pastorengahalt sind bis zu 120.000 Mark oder 10.000 Mark im Monat. Jetzt wird mir langsam klar, warum in den Gemeinden der Kommerz und das aggressive Fundraising neuerdings als "normal" gelten. Und warum auf fast jedem christlichen Buch bestimmter Verlage großkotzige Zitate stehen... "dieses Buch wird Dein Leben verändern" ... "dieses Buch ist ein Muß für jeden ernsthaften Nachfolger Christi" ... "dieses Buch ist zweifellos das mächstigste Werkzeug Gottes im 21. Jahrhundert" ... ihr wißt, was ich meine: Hauptsache, es kommt Geld rein. Sollen wir's wirklich genauso machen?!
Das ist etwas anderes! Diese Probleme sehe ich auch. Aber zu wettern "die wollen nur Geld und es geht nur um Kommerz" finde ich daneben.mh-ing hat geschrieben:Ich finde den Beitrag von Andy sehr gut. Das Problem ist nicht das Gehalt des Pastors. Das Problem ist, dass Pastoren eine Position in der Gemeinde einnehmen, die so nicht vorgesehen ist. Pastorentum ist biblisch nicht abzudecken! Pastoren sind auch keine Älteste!
Durch diese Pastoren wird die Gemeinde zum Gabenempfänger einiger Spitzenkräfte und letztlich entmündigt. Einige wenige beherrschen die Gemeinde und leiten mehr oder weniger alles. Die anderen sind zur Zuarbeit und zu Hilfsdiensten dann reduziert. Diese Reduktion ergibt sich nicht aus dem persönlichen Streben der Pastoren, sondern schon allein aus der verfügbaren Zeit.
Anderseits führt auch dieses System, dass dieser Pastor zum Lastesel der Gemeinde wird. Die Gemeinde kauft sich frei von ihrer Arbeit und dieser Pastor ist dann verpflichtet zu allem, meist ist dann dafür das Gehalt viel zu niedrig.
Martin
Diese Probleme existieren. Sehe ich auch so.mh-ing hat geschrieben:Hallo Tschilli,
ob es nur um den Kommerz geht, kann man immer mit ja und nein beantworten, weill es immer jeweilige Fälle gibt. Wenn Pastoren ihre Aufgabe vernünftig erfüllen, sind sie im Grunde jedes Geld wert. Ich möchte aber einen Schritt zurück gehen und stelle prinzipiell (so wie Andy) in Frage, ob es überhaupt richtig ist, Pastoren zu haben. Dieser Zuschnitt der Gemeinde auf eine Person zerstört das Gemeindeprinzip, welche die Bibel lehrt. Statt, dass jeder gleichbereichtigt beitragen kann, ist alles auf wenige Akteure beschränkt und das Anforderungsniveau der Beteiligung so hoch gelegt, dass viele vorher gar aussteigen.
Zudem wird das Amt in der Gemeinde mit der Lebensgrundlage verbunden. Der Pastor, der etwas gegen die Gemeinde predigt, riskiert seine Existenz. Auch dieser Aspekt der Abhängigkeit passt mir nicht. Folglich wird der Pastor gezwungen, letztlich entweder in unsicherer Existenz zu leben und eckt schnell an oder er muss gegensteuern und sich Machtposition schaffen, damit er in Freiheit ohne Existenzangst aggieren kann.
Ich komme daher, sooft ich über diese Pastorenämter nachdenke, immer zum Schluss, dass es sich hier um eine völlig unbiblische und falsche Struktur handelt, egal, ob dieser Pastor seinen Job gut oder schlecht macht.
Martin