Jörg hat geschrieben:Wenn mich ein "lieber Bruder" in geschäftlichen Dingen betrogen hat, muß ich ihm sicher vergeben - aber vertrauen muß ich ihm nicht mehr!!!
Wenn eine "liebe Schwester" in ihrer Klatschsucht anvertrautes weiterträgt, muß ich ihr sicherlich vergeben - aber vertrauen muß ich ihr nicht mehr!!!!
Noch eine Frage: Jesus sagte einmal in Lukas 17, 3 "Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm".
Es hört sich doch so an, als ob die Reue des an mir schuldig gewordenen die Voraussetzung für die Vergebung ist. Was ist aber, wenn mein Gegenüber seine Schuld nicht erkennt?
Hallo Jörg,
unabhängig davon was passiert ist, ich kann nur eine Frage in deinem Beitrag erkennen.
Im „Unser Vater“ heißt es doch: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.
Die erste Frage wäre für mich entsprechend: Wie vergibt uns Gott denn unsere Schuld? – also ich würde sagen: Reue, Buße ist der Weg, den die Schrift weist. Vergibt Gott einem Menschen, der bewusst handeln kann – ohne dieses Kennzeichen? Da fehlt mir jeder biblische Beleg.
Wenn Gott so (ohne Reue oder Buße) vergibt (ich rede mal einfach) – dann kann ich auch.
Wenn Gott so (ohne Reue oder Buße) nie vergibt (ich rede mal einfach) – dann sollte ich kein falsches Bild von Vergebung abgeben.
Wenn es dem Bruder jetzt aber gar nicht bewusst ist, dass er falsch gehandelt hat, dann ist es denke ich schon meine Aufgabe (aus Liebe, ich will doch nicht, dass er wieder so fehl geht) ihm das klar zu machen. Wenn sich aber im Gespräch herausstellt, dass er das völlig anders sieht – was soll ich hier vergeben?
Mich persönlich irritieren die öffentlichen Bekundungen von „Opfern“ „Tätern“ gegenüber sehr, die dann sagen: „Aber wir haben ihm (oder ihnen) bereits vergeben“, obwohl kein Anzeichen von Unrechtsbewusstsein vorliegt. (Entschuldigt, ich suche jetzt keine aktuellen Links dazu).
Für mich stellt sich hier wirklich die Frage: was dokumentiere ich damit für einen Weg, um überhaupt an dem Sühneopfer Christi teilzuhaben? Es ist der Weg ohne Reue und Buße – letztlich ein Weg ohne Glauben doch Vergebung zu finden.
Also ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass das Sühneopfer Christi eine historische Tatsache ist, abgeschlossen und einmalig … - aber teil daran bekommt der Mensch für den das bereits geschehen ist, erst auf einem ganz bestimmten Weg. Ist dieser Weg nicht da, dann kann ich nicht so tun als ob der Segen auch ohne diesen Weg erreichbar wäre.
Lutz
PS: Wenn es um einen generellen „Misstrauensantrag“ gegen einen Bruder oder eine Schwester geht, ist es hilfreich sich folgende Fragen zu stellen:
Habe ich schon Treue bei ihm (ihr) gefunden?
Ist dieser Vorfall ein begrenztes Problem (also das Behalten von Geheimnissen bspw.)?
Wir haben alle „Schwachheiten“, die große Anfechtungen sein können, wenn sie an uns herangetragen werden. Dann ist es besser (aus Kenntnis der entsprechenden Punkte) Anfechtungen für andere Brüder und Schwestern zu vermeiden (dann erzähle ich keine solchen Geheimnisse mehr bspw.) – bei Beibehaltung der Erinnerung an die Treue, die sie durchaus schon bewiesen haben.