Lieber Jürgen,
über Deine Worte muß ich doch sehr staunen: die Bibel soll die Heilige Schrift, aber nicht das Wort Gottes sein?
Du schreibst:
Was ist der Unterschied zwischen dem Wort Gottes und der Heiligen Schrift? [...] Wie benannte der HERR die Heiligen Schriften? [...] "Die Schrift" [...]
In der Schrift selbst (Joh.1 zB.) wird Jesus Christus als DAS WORT GOTTES bezeichnet. Niemals wird die Heilige Schrift so bezeichnet.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Die Heilige Schrift ist das Wort Gottes.
- Moses nennt das Gesetz „das Wort Gottes“ (4Mose 15,31; 5Mose 5,5).
- Jesus nennt die Heilige Schrift „das Wort Gottes“ (Mt 4,4; 15,6; Mk 7,13; 10,35).
- Paulus nennt die Heilige Schrift „das Wort Gottes“ (Röm 9,6).
- Paulus nennt seine eigenen Briefe „das Wort Gottes“ (1Kor 14,36f; Kol 1,25).
- Petrus nennt die Paulusbriefe „Heilige Schriften“ (2Pet 3,15f).
- Das Evangelium ist „das Wort Gottes“ (Apg 4,31; 8,14; 11,1; 1Thes 2,13; 2Tim 2,9; 1Pet 1,23-25).
Besonders die zuletzt genannte Stelle (1Pet 1,23-25; ein Zitat von Jes 40,8) widerspricht Deiner Meinung:
Die Schrift wird vergehen, weil sie materiell ist.
Nun, die Bibel sagt über sich selbst:
„In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln.“ (Psalm 119,89)
„Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.“ (Jesaja 40,8)
„Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein einziges Strichlein des Gesetzes falle.“ (Lk 16,17)
„Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.“ (Mt 24,35; Lk 21,33)
Du schreibst weiter:
Keinesfalls wurde die Schrift als ganzes eindiktiert. Das wäre automatisches Schreiben. So würden wir bei Mohammed und dem Koran landen. Und das wäre Okkultismus. Dämonenlehre.
Pardon, aber Diktat und automatisches Schreiben sind ja wohl zwei verschiedene Dinge. Beim Diktat ist der Schreiber bei vollem Bewußtsein, seine Persönlichkeit ist nicht ausgeschaltet; beim automatischen Schreiben ist genau das Gegenteil der Fall.
Gerade das von Dir genannte Beispiel Jeremias widerlegt Deine These. Der Ausdruck „das Wort des HERRN geschah zu...“ ist eine feststehende Formel dafür, daß Gott einem Propheten eine Offenbarung Wort für Wort gegeben hat, und sehr oft steht sie auch in der Überschrift eines kompletten biblischen Buchs (vgl. z.B. Hes 1,3; Hos 1,1; Joel 1,1; Mi 1,1; Zef 1,1; Mal 1,1).
Jürgen hat geschrieben:D.h. Jeremia hat mit seinen menschlichen Worten wiedergegeben, getrieben vom Geist Gottes, was er schrieb.
Und eben deshalb sind seine Worte zugleich Gottes Worte. Das ist ja genau, was die Lehre von der Inspiration der Heiligen Schrift besagt.
Jürgen hat geschrieben:Wird sich Jeremia bewußt gewesen sein, daß er an der Bibel schrieb?
Ich glaube nicht.
Dann lies bitte Jer 30,2!
Jürgen hat geschrieben:Wird sich Paulus bei seinen Briefen an die Korinther, Galater etc. bewußt gewesen sein, daß er an der Bibel schreibt? Ganz sicher NEIN!
Dann lies bitte 1Kor 14,36f und Kol 1,25 (Elberf. Übers.)!
Jürgen hat geschrieben:Die Bibel als DAS WORT GOTTES zu bezeichnen, nämlich als JESUS CHRISTUS, ist eines der furchtbarsten Instrumente Satans.
Dann hätten also die Propheten des AT, die Apostel und sogar der Herr Jesus satanisch gehandelt? Au weia!
Jürgen hat geschrieben:Zahllosen Lippenbekennern wird es somit leicht gemacht, sich Glauben einzureden, weil sie ja das Wort Gottes (buchstäblich) in der Hand haben. Eine lebendige Beziehung zum lebendigen WORT GOTTES, welches JESUS CHRISTUS ist, brauchen sie ja dann nicht mehr.
Das Einfallstor für alle Irrlehrer, Schriftgelehrten und falschen "Herr, Herr - Sagern".
Nein, es ist genau umgekehrt: Wer den Herrn Jesus wirklich liebt, erweist das am Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes (Joh 14,15.21.23f; 15,10; 1Jo 5,3). Wer nicht an der Bibel als dem Wort Gottes festhält,
der fällt allen möglichen Irrlehren zum Opfer (vgl. 2Thes 2,11f). Und genau das bringt Paulus auch in 2Tim 3 auf den Punkt:
„Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, da sie ‹andere› verführen und sich verführen lassen. 14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist [o.: was dir anvertraut ist], da du weißt, von wem du es gelernt hast, 15 und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.
16 Jede ‹einzelne Heilige› Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet.“
Wenn wir uns daran halten, sind wir wie der „Mann, der sein Haus auf Fels baute“ (Mt 7,24f).
Freundliche Grüße
Joachim