Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.
Moderator: eddi
B. Sein zweifaches Wesen — aktiver und passiver Gehorsam
Der erste Abschnitt in diesem Kapitel des Bekenntnisses formuliert die klassische protestantische Unterscheidung des aktiven und passiven Gehorsams Christi. Diese Unterscheidung wurde häufig so verstanden, als beinhalte sie eine Unterteilung von Christi Werk in zwei Teile. Das Leben im vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes bis hin zum Kreuz, aber ohne dasselbe mit einzuschließen, wird als aktiver Gehorsam betrachtet. Sein Leiden am Kreuz hingegen betrachtet man als den passiven Gehorsam. Ein derartiges Verständnis entbehrt jedoch jeglicher biblischen Grundlage. Der aktive und der passive Gehorsam Christi formen nicht zwei unterschiedliche Teile des Werkes Christi, sondern sie beschreiben sein ganzes Werk, das aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachtet wird. Philipper 2,8 beschreibt beispielsweise Christus als „gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“. An vielen Stellen wird das Kreuz als der Höhepunkt von Christi aktivem Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters betrachtet (Joh 14,31; 15,10; Röm 5,17-19; Hebr 5,8-9; 10,5-10). Wenn die Bibel den Gehorsam Christi nicht in zwei unterschiedliche Teile unterteilt, warum ist diese Einteilung dann überhaupt notwendig? Die Antwort lautet: Wenn wir das ewige Leben empfangen wollen, dann brauchen wir zwei Dinge. Wir brauchen erstens die Vergebung für die Schuld unserer Sünden. Diese wird uns durch den passiven Gehorsam Christi, in seinem Erleiden der Strafe des Gesetzes, zuteil. Zweitens brauchen wir die positive Gabe der Gerechtigkeit. Diese empfangen wir durch Christi aktiven Gehorsam, seinen Gehorsam gegenüber den Geboten des Gesetzes Gottes
und allen weiteren Aspekte des eigens für ihn vorgeschriebenen väterlichen Willens Gottes. Dies kann das Beispiel Adams verdeutlichen. Christus ist der zweite Adam, doch wurde seine Mission durch das Versagen des ersten Adam verkompliziert. Was musste Adam tun, um das ewige Leben zu empfangen? Er musste lediglich dem Gesetz, das auf sein Herz geschrieben war, und der besonderen Vorschrift, die Gott ihm gegeben hatte, gehorsam leisten. Was musste Christus tun, um uns das ewige Leben zu erwerben? Er musste rückgängig machen, was Adam getan hatte — er musste unsere Schuld beseitigen, und er musste tun, was Adam nicht getan hatte — er musste den positiven Gehorsam leisten, den Adam nicht erbracht hatte. Ersteres wurde durch Christi Leiden oder seinen passiven Gehorsam vollbracht. Das zweite wurde durch Christi Gerechtigkeit oder seinen aktiven Gehorsam erfüllt. Der Ruhm des zweiten Adam übertrifft den des ersten bei weitem, sowohl was die Umstände als auch was den von ihnen geforderten Gehorsam anbelangt. Der erste Adam sollte im Garten Eden gehorsam sein, während der zweite Adam in der Wüste einer gottlosen Welt gehorsam leisten sollte. Der erste Adam sollte lediglich nicht von einem bestimmten Baum essen, während der zweite Adam an einem „Baum“, dem Kreuz, sterben musste.
Christ, blicke nicht auf dich selbst,
um Gottes Wohlgefallen zu erlangen.
Blicke allein auf Christus als den Grund,
aus dem Gott dich rechtfertigen soll.
Juble über die Rechtfertigung —
sie ist vollkommen, frei und unumkehrbar.
Rühme dich des Werkes Christi für dich —
seiner Fülle und Vollkommenheit
Der erste Abschnitt in diesem Kapitel des Bekenntnisses formuliert die klassische protestantische Unterscheidung des aktiven und passiven Gehorsams Christi. Diese Unterscheidung wurde häufig so verstanden, als beinhalte sie eine Unterteilung von Christi Werk in zwei Teile. Das Leben im vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes bis hin zum Kreuz, aber ohne dasselbe mit einzuschließen, wird als aktiver Gehorsam betrachtet. Sein Leiden am Kreuz hingegen betrachtet man als den passiven Gehorsam. Ein derartiges Verständnis entbehrt jedoch jeglicher biblischen Grundlage. Der aktive und der passive Gehorsam Christi formen nicht zwei unterschiedliche Teile des Werkes Christi, sondern sie beschreiben sein ganzes Werk, das aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachtet wird. Philipper 2,8 beschreibt beispielsweise Christus als „gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“. An vielen Stellen wird das Kreuz als der Höhepunkt von Christi aktivem Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters betrachtet (Joh 14,31; 15,10; Röm 5,17-19; Hebr 5,8-9; 10,5-10). Wenn die Bibel den Gehorsam Christi nicht in zwei unterschiedliche Teile unterteilt, warum ist diese Einteilung dann überhaupt notwendig? Die Antwort lautet: Wenn wir das ewige Leben empfangen wollen, dann brauchen wir zwei Dinge. Wir brauchen erstens die Vergebung für die Schuld unserer Sünden. Diese wird uns durch den passiven Gehorsam Christi, in seinem Erleiden der Strafe des Gesetzes, zuteil. Zweitens brauchen wir die positive Gabe der Gerechtigkeit. Diese empfangen wir durch Christi aktiven Gehorsam, seinen Gehorsam gegenüber den Geboten des Gesetzes Gottes
und allen weiteren Aspekte des eigens für ihn vorgeschriebenen väterlichen Willens Gottes. Dies kann das Beispiel Adams verdeutlichen. Christus ist der zweite Adam, doch wurde seine Mission durch das Versagen des ersten Adam verkompliziert. Was musste Adam tun, um das ewige Leben zu empfangen? Er musste lediglich dem Gesetz, das auf sein Herz geschrieben war, und der besonderen Vorschrift, die Gott ihm gegeben hatte, gehorsam leisten. Was musste Christus tun, um uns das ewige Leben zu erwerben? Er musste rückgängig machen, was Adam getan hatte — er musste unsere Schuld beseitigen, und er musste tun, was Adam nicht getan hatte — er musste den positiven Gehorsam leisten, den Adam nicht erbracht hatte. Ersteres wurde durch Christi Leiden oder seinen passiven Gehorsam vollbracht. Das zweite wurde durch Christi Gerechtigkeit oder seinen aktiven Gehorsam erfüllt. Der Ruhm des zweiten Adam übertrifft den des ersten bei weitem, sowohl was die Umstände als auch was den von ihnen geforderten Gehorsam anbelangt. Der erste Adam sollte im Garten Eden gehorsam sein, während der zweite Adam in der Wüste einer gottlosen Welt gehorsam leisten sollte. Der erste Adam sollte lediglich nicht von einem bestimmten Baum essen, während der zweite Adam an einem „Baum“, dem Kreuz, sterben musste.
Christ, blicke nicht auf dich selbst,
um Gottes Wohlgefallen zu erlangen.
Blicke allein auf Christus als den Grund,
aus dem Gott dich rechtfertigen soll.
Juble über die Rechtfertigung —
sie ist vollkommen, frei und unumkehrbar.
Rühme dich des Werkes Christi für dich —
seiner Fülle und Vollkommenheit
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
V. Das Mittel der Rechtfertigung
A. Die Darlegung des Mittels
Allein die Gnade des Glaubens ist der Weg oder das Mittel zur Rechtfertigung. Dies wird durch eine Reihe von Schriftstellen deutlich, in denen der Glaube als das Mittel der Rechtfertigung hervorgehoben wird, während die „Werke des Gesetzes“ ausdrücklich als derartiges Mittel zurückgewiesen werden (Röm 1,17; 3,27-31; Gal 2,16; Phil 3,9). Ebenso wie in diese Abschnitten wird in der Heiligen Schrift allgemein besonders der Glaube hervorgehoben und diesem eine sehr zentrale Stellung zugewiesen. Auch wird nirgends eine andere Gnade als Mittel für die Rechtfertigung erwähnt.
B. Die Erklärung des Mittels
Weshalb hat Gott den Glauben und nicht irgendeine andere Gnade als Mittel für die Rechtfertigung ausgewählt? Der Grund dafür besteht nicht darin, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist. Alle Gnadengaben sind Gaben Gottes, und doch ist nur der Glaube das Mittel zur Rechtfertigung. Römer 4,16 und 1. Korinther 1,29-31 weisen darauf hin, dass der Glaube deshalb das Mittel ist, weil er die Tatsache verdeutlicht, dass die Rechtfertigung allein aus Gnaden auf der Grundlage der Gerechtigkeit eines anderen geschieht. Gott rechtfertigt uns durch den Glauben, damit wir wissen können, dass die Errettung allein zu seiner Ehre, allein aus Gnaden und allein durch Christus geschieht. Der Glaube ist die leere Hand, die Christus ergreift. Sie ergreift, empfängt und betrachtet ihn. Der Glaube rechtfertigt deshalb, weil er die gesamte Aufmerksamkeit auf Christus richtet und von sich selbst weg auf Christus blickt.
A. Die Darlegung des Mittels
Allein die Gnade des Glaubens ist der Weg oder das Mittel zur Rechtfertigung. Dies wird durch eine Reihe von Schriftstellen deutlich, in denen der Glaube als das Mittel der Rechtfertigung hervorgehoben wird, während die „Werke des Gesetzes“ ausdrücklich als derartiges Mittel zurückgewiesen werden (Röm 1,17; 3,27-31; Gal 2,16; Phil 3,9). Ebenso wie in diese Abschnitten wird in der Heiligen Schrift allgemein besonders der Glaube hervorgehoben und diesem eine sehr zentrale Stellung zugewiesen. Auch wird nirgends eine andere Gnade als Mittel für die Rechtfertigung erwähnt.
B. Die Erklärung des Mittels
Weshalb hat Gott den Glauben und nicht irgendeine andere Gnade als Mittel für die Rechtfertigung ausgewählt? Der Grund dafür besteht nicht darin, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist. Alle Gnadengaben sind Gaben Gottes, und doch ist nur der Glaube das Mittel zur Rechtfertigung. Römer 4,16 und 1. Korinther 1,29-31 weisen darauf hin, dass der Glaube deshalb das Mittel ist, weil er die Tatsache verdeutlicht, dass die Rechtfertigung allein aus Gnaden auf der Grundlage der Gerechtigkeit eines anderen geschieht. Gott rechtfertigt uns durch den Glauben, damit wir wissen können, dass die Errettung allein zu seiner Ehre, allein aus Gnaden und allein durch Christus geschieht. Der Glaube ist die leere Hand, die Christus ergreift. Sie ergreift, empfängt und betrachtet ihn. Der Glaube rechtfertigt deshalb, weil er die gesamte Aufmerksamkeit auf Christus richtet und von sich selbst weg auf Christus blickt.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
C. Der Schutz des Mittels
Kann es sein, dass jemand gläubig ist und weiterhin ein gottloses Leben führt? Die klassische Antwort der reformierten Theologie auf diese Frage findet sich in Abschnitt 2. Wir werden allein aus Glauben gerechtfertigt, aber nicht durch einen Glauben, der für sich allein steht (Gal 5,6; Jak 2,17.22.26). Wahrer Glaube bewirkt ein gottesfürchtiges Leben.
Die Rechtfertigung allein aus Glauben und Kirchengemeinschaft
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689 in der Rechtfertigungslehre mit der gesamten protestantischen Reformation übereinstimmt. Außerdem widerspricht es an vielen Stellen ausdrücklich den Lehren der römisch-katholischen Kirche. Diese Feindseligkeit gegenüber dem römischen Katholizismus ist so groß, dass der Papst in Kapitel 26 Abschnitt 4 sogar als Antichrist bezeichnet wird. Und natürlich hielten die Reformatoren den römischen Katholizismus in erster Linie im Blick auf seine Lehre über die Rechtfertigung für abgefallen. Da der römische Katholizismus die Irrtümer des tridentinischen Konzils (1545-1563) in der Frage der Rechtfertigung niemals widerrufen hat, gibt es keinen Grund, weshalb man annehmen müsste, dass sich seine Lehre darüber in irgendeiner Weise geändert hätte.7 Außerdem begründen die Irrtümer des Konzils von Trient nicht nur eine gravierende Abweichung von der Rechtfertigungslehre, sondern auch eine völlig entgegengesetzte religiöse Grundhaltung. Daher kann die reformatorische Lehre über dieses Thema, wie sie in dem Bekenntnis von 1689 zusammengefasst ist, niemals mit dem tridentinischen Konzil in Einklang gebracht werden. Die einzige Frage, die hier unsere Aufmerksamkeit fordert, lautet: Wie wichtig oder zentral ist die Rechtfertigungslehre für den christlichen Glauben? Oder um die Frage etwas praktischer zu formulieren: Ist es überhaupt jemals zulässig, in religiösen oder evangelistischen Aktionen mit römischen Katholiken zusammenzuarbeiten? Es ist mit Sicherheit zulässig, in religiösen Fragen mit anderen Christen zusammenzuarbeiten, mit denen wir in bestimmten Fragen nicht übereinstimmen. Dies ist deshalb so, weil es natürlich viele Lehrfragen gibt, die für den christlichen Glauben nicht grundlegend oder von zentraler Bedeutung sind. Im Blick auf diese Fragen können christliche Glaubensgeschwister darin übereinkommen, unterschiedlicher Meinung zu sein, während sie einander immer noch als echte Christen anerkennen. Die Frage, die sich hier also stellt, ist die: Wie wichtig ist die Rechtfertigung für die christliche Einheit? Jedoch erlaubt die Bibel gerade in dieser Frage keine Unklarheiten.
Kann es sein, dass jemand gläubig ist und weiterhin ein gottloses Leben führt? Die klassische Antwort der reformierten Theologie auf diese Frage findet sich in Abschnitt 2. Wir werden allein aus Glauben gerechtfertigt, aber nicht durch einen Glauben, der für sich allein steht (Gal 5,6; Jak 2,17.22.26). Wahrer Glaube bewirkt ein gottesfürchtiges Leben.
Die Rechtfertigung allein aus Glauben und Kirchengemeinschaft
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689 in der Rechtfertigungslehre mit der gesamten protestantischen Reformation übereinstimmt. Außerdem widerspricht es an vielen Stellen ausdrücklich den Lehren der römisch-katholischen Kirche. Diese Feindseligkeit gegenüber dem römischen Katholizismus ist so groß, dass der Papst in Kapitel 26 Abschnitt 4 sogar als Antichrist bezeichnet wird. Und natürlich hielten die Reformatoren den römischen Katholizismus in erster Linie im Blick auf seine Lehre über die Rechtfertigung für abgefallen. Da der römische Katholizismus die Irrtümer des tridentinischen Konzils (1545-1563) in der Frage der Rechtfertigung niemals widerrufen hat, gibt es keinen Grund, weshalb man annehmen müsste, dass sich seine Lehre darüber in irgendeiner Weise geändert hätte.7 Außerdem begründen die Irrtümer des Konzils von Trient nicht nur eine gravierende Abweichung von der Rechtfertigungslehre, sondern auch eine völlig entgegengesetzte religiöse Grundhaltung. Daher kann die reformatorische Lehre über dieses Thema, wie sie in dem Bekenntnis von 1689 zusammengefasst ist, niemals mit dem tridentinischen Konzil in Einklang gebracht werden. Die einzige Frage, die hier unsere Aufmerksamkeit fordert, lautet: Wie wichtig oder zentral ist die Rechtfertigungslehre für den christlichen Glauben? Oder um die Frage etwas praktischer zu formulieren: Ist es überhaupt jemals zulässig, in religiösen oder evangelistischen Aktionen mit römischen Katholiken zusammenzuarbeiten? Es ist mit Sicherheit zulässig, in religiösen Fragen mit anderen Christen zusammenzuarbeiten, mit denen wir in bestimmten Fragen nicht übereinstimmen. Dies ist deshalb so, weil es natürlich viele Lehrfragen gibt, die für den christlichen Glauben nicht grundlegend oder von zentraler Bedeutung sind. Im Blick auf diese Fragen können christliche Glaubensgeschwister darin übereinkommen, unterschiedlicher Meinung zu sein, während sie einander immer noch als echte Christen anerkennen. Die Frage, die sich hier also stellt, ist die: Wie wichtig ist die Rechtfertigung für die christliche Einheit? Jedoch erlaubt die Bibel gerade in dieser Frage keine Unklarheiten.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Der Apostel Paulus macht in den beiden Briefen, in denen er ausführlich auf die Rechtfertigungslehre eingeht, sehr deutlich, dass es sich hierbei um eine zentrale Lehre des Evangeliums handelt. Dies wird im Römerbrief unmissverständlich deutlich. In Römer 1,16 nennt Paulus das Evangelium „Gottes Kraft zum Heil“. Im darauffolgenden Vers erklärt Paulus den Grund für diese rettende Wirkung des Evangeliums, er sagt: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart.“ (Röm 1,17). Diese Aussage macht deutlich, dass die Lehre von der Zurechnung (Imputation) der Gerechtigkeit Gottes für die rettende Wirksamkeit des Evangeliums von entscheidender Bedeutung ist. Dies wird noch um so deutlicher, wenn Paulus, nachdem er ausführlich die völlige Hoffnungslosigkeit der Welt in ihrer Sünde dargestellt hat, die einzige Möglichkeit offenbart, wie man dem Zorn Gottes entrinnen kann. Diese Möglichkeit besteht in der Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes (Röm 3,21), die Paulus als die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Glauben entfaltet und damit die klassische Darlegung dieser Lehre in der Bibel präsentiert (Röm 3,21-5,21). Während die zentrale Stellung dieser Lehre im Römerbrief in ruhigen und ausgewogenen theologischen Aussagen vorgebracht wird, verdeutlicht der Galaterbrief das unaufgebbare Wesen dieser Lehre in der Weißglut apostolischer Erregung. Denn hier spricht Paulus als Antwort auf den Angriff der Judaisten schreckliche Flüche über jeden aus, der das Evangelium in ein System der Rettung durch Werke und Zeremonien verkehren will (Gal 1,8-9; 3,10; 4,30; 5,12). Die klassische Stelle, in der die zentrale Bedeutung der Rechtfertigungslehre hervorgehoben wird, findet sich denn auch in Galater 5,4: „Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.“ Hier macht Paulus unmissverständlich deutlich, dass ein Abweichen in dieser Frage den Abfall von Christus bedeutet und den Verlust der Gnade, ohne die niemand errettet werden kann. Die römisch-katholische Rechtfertigungslehre ist daher nicht nur falsch oder sehr falsch. Es handelt sich hierbei vielmehr um eine Häresie, einen Irrtum im Blick auf die Grundlage, bei der kein Christ mit gutem Gewissen übereinkommen kann, darin unterschiedlicher Meinung sein zu können. Es darf mit denjenigen, die an einer Häresie festhalten, keine religiöse Zusammenarbeit geben.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
12.Über die Adoption
All denen, die gerechtfertigt sind,1 gewährte Gott2 in seinem und um seines einzigen Sohnes Jesu Christi willen,3 dass sie an der Gnade der Kindschaft teilhaben, durch die sie in die Schar der Kinder Gottes aufgenommen werden und deren Freiheiten und Vorrechte genießen, seinen Namen tragen,4 den Geist der Kindschaft empfangen, freimütigen Zugang zum Thron der Gnade haben, „Abba, Vater“ rufen können,5 von ihm Erbarmen, Schutz, Fürsorge und Züchtigung wie von einem Vater erfahren, doch werden sie niemals verstoßen, vielmehr sind sie auf den Tag der Erlösung hin versiegelt6 und empfangen als Erben die Verheißungen des ewigen Heils.7
1. Gal 3,24-26.
2. 1Joh 3,1-3.
3. Eph 1,5; Gal 4,4-5; Röm 8,17.29.
4. Röm 8,17; Joh 1,12; 2Kor 6,18; Offb 3,12.
5. Röm 8,15; Eph 3,12; Röm 5,2; Gal 4,6; Eph 2,18.
6. Ps 103,13; Spr 14,26; Mt 6,30.32; 1Petr 5,7; Hebr 12,6; Jes 54,8-9; Klgld 3,31; Eph 4,30.
7. Röm 8,17; Hebr 1,14; 9,15.
Gliederung des Kapitels
Abschnitt 1
I. Die Grundlage der Adoption
A. Ihre Empfänger: „all denen, die gerechtfertigt sind“
B. Ihre Quelle: „gewährte Gott“1
C. Ihre Grundlage: „in seinem und um seines einzigen Sohnes Jesu Christi willen“
Abschnitt 2
II. Der Segen der Adoption
A. Die Einverleibung in die Familie Gottes
B. Der Empfang einer kindlichen Haltung
C. Die Erfahrung von Gottes väterlicher Fürsorge
D. Der Empfang des verheißenen Erbes
Die oben dargebotenen Belegstellen und die Gliederung für dieses Kapitel bieten die Grundlage, anhand derer man das Thema der Kindschaft (Adoption) vertiefen kann. In den folgenden Ausführungen werden eine Reihe der tiefgreifenderen biblischen und praktischen Themen aufgegriffen werden, die allgemein unter den Punkt der biblischen Lehre von der Adoption fallen. Dabei werden die Erläuterungen unter den zwei folgenden Hauptaspekten gemacht: „Die Adoption in der Heilsgeschichte“ und „Die Adoption bei der Zueignung des Heils“. Diese Gliederung muss kurz erläutert werden: Gewöhnlich — und das mit gutem Recht — unterscheiden die Theologen die Heilsgeschichte, die historia salutis (die Geschichte der Erlösung), von der Zueignung des Heils, der ordo salutis (der Heilsordnung). In der historia salutis (der Geschichte der Erlösung) sind die großen zentralen, offensichtlichen Ereignisse der Heilsgeschichte enthalten, die sich auf das Volk Gottes als Ganzes beziehen (die Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten). In der ordo salutis befasst man sich mit den Geschehnissen, die unsere persönliche, individuelle Heilserfahrung betreffen (Wiedergeburt, Glaube, Rechtfertigung), unter besonderer Berücksichtigung der logischen und kausalen Abfolge ihres Eintretens. Diese beiden Bereiche sind ganz offensichtlich voneinander geschieden und doch eng aufeinander bezogen, indem die Heilsgeschichte den notwendigen Hintergrund für die Heilszueignung bildet. Die Anordnung dieser Darlegung geht also davon aus und will vermitteln, dass die Adoption in diesen beiden Bereichen eine entscheidende Stellung innehat. Dies bedeutet außerdem, dass man auf die biblische Lehre von der Adoption in der Heilsgeschichte nicht verzichten kann, wenn man die Lehre von der individuellen Adoption bei der Zueignung des Heils verstehen will.
All denen, die gerechtfertigt sind,1 gewährte Gott2 in seinem und um seines einzigen Sohnes Jesu Christi willen,3 dass sie an der Gnade der Kindschaft teilhaben, durch die sie in die Schar der Kinder Gottes aufgenommen werden und deren Freiheiten und Vorrechte genießen, seinen Namen tragen,4 den Geist der Kindschaft empfangen, freimütigen Zugang zum Thron der Gnade haben, „Abba, Vater“ rufen können,5 von ihm Erbarmen, Schutz, Fürsorge und Züchtigung wie von einem Vater erfahren, doch werden sie niemals verstoßen, vielmehr sind sie auf den Tag der Erlösung hin versiegelt6 und empfangen als Erben die Verheißungen des ewigen Heils.7
1. Gal 3,24-26.
2. 1Joh 3,1-3.
3. Eph 1,5; Gal 4,4-5; Röm 8,17.29.
4. Röm 8,17; Joh 1,12; 2Kor 6,18; Offb 3,12.
5. Röm 8,15; Eph 3,12; Röm 5,2; Gal 4,6; Eph 2,18.
6. Ps 103,13; Spr 14,26; Mt 6,30.32; 1Petr 5,7; Hebr 12,6; Jes 54,8-9; Klgld 3,31; Eph 4,30.
7. Röm 8,17; Hebr 1,14; 9,15.
Gliederung des Kapitels
Abschnitt 1
I. Die Grundlage der Adoption
A. Ihre Empfänger: „all denen, die gerechtfertigt sind“
B. Ihre Quelle: „gewährte Gott“1
C. Ihre Grundlage: „in seinem und um seines einzigen Sohnes Jesu Christi willen“
Abschnitt 2
II. Der Segen der Adoption
A. Die Einverleibung in die Familie Gottes
B. Der Empfang einer kindlichen Haltung
C. Die Erfahrung von Gottes väterlicher Fürsorge
D. Der Empfang des verheißenen Erbes
Die oben dargebotenen Belegstellen und die Gliederung für dieses Kapitel bieten die Grundlage, anhand derer man das Thema der Kindschaft (Adoption) vertiefen kann. In den folgenden Ausführungen werden eine Reihe der tiefgreifenderen biblischen und praktischen Themen aufgegriffen werden, die allgemein unter den Punkt der biblischen Lehre von der Adoption fallen. Dabei werden die Erläuterungen unter den zwei folgenden Hauptaspekten gemacht: „Die Adoption in der Heilsgeschichte“ und „Die Adoption bei der Zueignung des Heils“. Diese Gliederung muss kurz erläutert werden: Gewöhnlich — und das mit gutem Recht — unterscheiden die Theologen die Heilsgeschichte, die historia salutis (die Geschichte der Erlösung), von der Zueignung des Heils, der ordo salutis (der Heilsordnung). In der historia salutis (der Geschichte der Erlösung) sind die großen zentralen, offensichtlichen Ereignisse der Heilsgeschichte enthalten, die sich auf das Volk Gottes als Ganzes beziehen (die Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten). In der ordo salutis befasst man sich mit den Geschehnissen, die unsere persönliche, individuelle Heilserfahrung betreffen (Wiedergeburt, Glaube, Rechtfertigung), unter besonderer Berücksichtigung der logischen und kausalen Abfolge ihres Eintretens. Diese beiden Bereiche sind ganz offensichtlich voneinander geschieden und doch eng aufeinander bezogen, indem die Heilsgeschichte den notwendigen Hintergrund für die Heilszueignung bildet. Die Anordnung dieser Darlegung geht also davon aus und will vermitteln, dass die Adoption in diesen beiden Bereichen eine entscheidende Stellung innehat. Dies bedeutet außerdem, dass man auf die biblische Lehre von der Adoption in der Heilsgeschichte nicht verzichten kann, wenn man die Lehre von der individuellen Adoption bei der Zueignung des Heils verstehen will.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
I. Die Adoption in der Heilsgeschichte
A. Der ursprüngliche Stand der Kindschaft — die Sohnschaft Adams
Das biblische Wort für Adoption (es kommt nur fünfmal in der Bibel und nur im Neuen Testament vor: Röm 8,15.23; 9,4; Gal 4,5; Eph 1,5) bedeutet wörtlich „Annahme an Kindes statt“. Folglich wird keine Erläuterung der Adoption der Sache gerecht, die nicht auch den größeren Zusammenhang der biblischen Lehre über das Thema der Kindschaft mit berücksichtigt. Diese Lehre beginnt natürlich damit, dass Adam ursprünglich der Sohn Gottes war. Dies wird in Lukas 3,23 und 38 ausdrücklich bezeugt. Ebenso ergibt sich dies aus einem Vergleich von 1. Mose 1,26-27 mit 1. Mose 5,1-3, wo die Vorstellung der Ebenbildlichkeit eng mit der der Kindschaft verknüpft ist. Der letzte Gedankengang macht deutlich, dass das Konzept der Kindschaft nicht auf eine Stellung oder eine rechtliche Beziehung beschränkt bleibt. Trotzdem steht die Stellung in der Frage der Kindschaft natürlich besonders im Vordergrund. Darüber hinaus beinhaltet die Kindschaft auch noch die Vorstellung einer gemeinsamen Natur (Joh 5,18-23; 8,33-47). Der Bericht im ersten Buch Mose (1Mose 2,17; 3,24) und die gesamte Bibel bezeugen, dass dieses ursprüngliche Verhältnis der Gottessohnschaft bei Adams Sündenfall verloren ging. Daher ist das Vorrecht, ein Sohn Gottes sein zu dürfen, nach dem Sündenfall nahezu ausschließlich auf diejenigen beschränkt, auf die sich Gottes Heilsabsicht und Bundeshandeln erstreckt (1Mose 6,2; 2Mose 4,22-23; Joh 1,12-13). Doch gerade diese ursprüngliche Stellung Adams erklärt die gelegentlichen und selten vorkommenden Aussagen, dass in gewisser Hinsicht alle Menschen Gottes Geschlecht oder Nachkommen sind (Apg 17,28-29 und möglicherweise Hebr 12,9). Man kann die Menschen immer noch in der Hinsicht als Söhne Gottes bezeichnen, dass die Menschen ihre Existenz von dem Schöpfer empfangen und in gewisser Weise von ihm versorgt werden (Apg 17,25-28), jedoch nur in dieser eingeschränkten Weise. Die ganze biblische Geschichte befasst sich damit, wie die ursprüngliche Kindschaftsbeziehung der Menschen zu Gott als ihrem Vater durch das Werk Jesu Christi wiederhergestellt wird. Nur wenn ein Mensch erneut an der Natur Gottes teilhat und Gegenstand von Gott ihm besondere Gunst erweist, ist er im vollen Sinne sein Sohn. John Murray bemerkte scharfsinnig: „Wenn man das, was die Erlösung und Adoption bewirkt, durch die Botschaft von der universellen Vaterschaft Gottes ersetzt, erklärt man das Evangelium für nichtig.“
A. Der ursprüngliche Stand der Kindschaft — die Sohnschaft Adams
Das biblische Wort für Adoption (es kommt nur fünfmal in der Bibel und nur im Neuen Testament vor: Röm 8,15.23; 9,4; Gal 4,5; Eph 1,5) bedeutet wörtlich „Annahme an Kindes statt“. Folglich wird keine Erläuterung der Adoption der Sache gerecht, die nicht auch den größeren Zusammenhang der biblischen Lehre über das Thema der Kindschaft mit berücksichtigt. Diese Lehre beginnt natürlich damit, dass Adam ursprünglich der Sohn Gottes war. Dies wird in Lukas 3,23 und 38 ausdrücklich bezeugt. Ebenso ergibt sich dies aus einem Vergleich von 1. Mose 1,26-27 mit 1. Mose 5,1-3, wo die Vorstellung der Ebenbildlichkeit eng mit der der Kindschaft verknüpft ist. Der letzte Gedankengang macht deutlich, dass das Konzept der Kindschaft nicht auf eine Stellung oder eine rechtliche Beziehung beschränkt bleibt. Trotzdem steht die Stellung in der Frage der Kindschaft natürlich besonders im Vordergrund. Darüber hinaus beinhaltet die Kindschaft auch noch die Vorstellung einer gemeinsamen Natur (Joh 5,18-23; 8,33-47). Der Bericht im ersten Buch Mose (1Mose 2,17; 3,24) und die gesamte Bibel bezeugen, dass dieses ursprüngliche Verhältnis der Gottessohnschaft bei Adams Sündenfall verloren ging. Daher ist das Vorrecht, ein Sohn Gottes sein zu dürfen, nach dem Sündenfall nahezu ausschließlich auf diejenigen beschränkt, auf die sich Gottes Heilsabsicht und Bundeshandeln erstreckt (1Mose 6,2; 2Mose 4,22-23; Joh 1,12-13). Doch gerade diese ursprüngliche Stellung Adams erklärt die gelegentlichen und selten vorkommenden Aussagen, dass in gewisser Hinsicht alle Menschen Gottes Geschlecht oder Nachkommen sind (Apg 17,28-29 und möglicherweise Hebr 12,9). Man kann die Menschen immer noch in der Hinsicht als Söhne Gottes bezeichnen, dass die Menschen ihre Existenz von dem Schöpfer empfangen und in gewisser Weise von ihm versorgt werden (Apg 17,25-28), jedoch nur in dieser eingeschränkten Weise. Die ganze biblische Geschichte befasst sich damit, wie die ursprüngliche Kindschaftsbeziehung der Menschen zu Gott als ihrem Vater durch das Werk Jesu Christi wiederhergestellt wird. Nur wenn ein Mensch erneut an der Natur Gottes teilhat und Gegenstand von Gott ihm besondere Gunst erweist, ist er im vollen Sinne sein Sohn. John Murray bemerkte scharfsinnig: „Wenn man das, was die Erlösung und Adoption bewirkt, durch die Botschaft von der universellen Vaterschaft Gottes ersetzt, erklärt man das Evangelium für nichtig.“
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
B. Der symbolische Stand der Kindschaft — die Adoption Israels
Eine der fünf Bibelstellen, in denen von der Adoption die Rede ist, beschreibt ausdrücklich die nationale Adoption Israels (Röm 9,4). Indem Paulus die großen Vorrechte aufzählt, die das irdische Volk Israel empfangen hatte, spricht er davon, dass ihnen „die Kindschaft gehört“ (LÜ). Dass hier der bestimmte Artikel verwendet wird, macht deutlich, dass es sich bei dieser Adoption um eine eindeutige, allgemein bekannte Tatsache handelt.Im Alten Testament wird Israel häufig als Sohn Gottes bezeichnet (2Mose 4,22; 5Mose 32,5-6.18-20; Jes 45,9-11; Jer 31,9; Mal 2,10). Dabei fällt vor allem auf, dass Israels Kindschaft besonders an den Stellen erwähnt wird, an denen von der Erlösung Israels aus der Knechtschaft die Rede ist (2Mose 19,5; 5Mose 7,6-8; Jer 3,1-22; Hes 16,1-15). Diese Hinweise auf die Adoption Israels verweisen auf die Tatsache, dass es von dem adoptierenden Vater auserwählt wurde, sie verweisen auf seinen vorherigen hilflosen Zustand der Knechtschaft und ihre Erlösung aus dieser Knechtschaft durch Jahwe, was zur Folge hatte, dass Gott wie ein Vater für das Volk Israel sorgte. Dieses Verständnis von Israels Adoption ist ein eindeutiger Hinweis auf den symbolhaften Charakter derselben. Die Knechtschaft in Ägypten und die Erlösung aus Ägypten, die den Rahmen darstellen, in dem die Adoption Israels beschrieben wird, sind beide von symbolhafter Natur. Sie verweisen auf die wahre Knechtschaft des Menschen unter der Sünde und auf seine Erlösung aus dieser Knechtschaft durch das Werk Christi. Dies wird auch in dem gesamten Zusammenhang besonders betont, in dem Paulus von Israels Adoption spricht. Gerade an der Stelle, wo Paulus von Israels Adoption spricht, ist sein Herz von Schmerz erfüllt, weil sie Christus verworfen haben und sich in einem unerlösten Zustand befinden (Röm 9,1-3; 10,1-3).
Eine der fünf Bibelstellen, in denen von der Adoption die Rede ist, beschreibt ausdrücklich die nationale Adoption Israels (Röm 9,4). Indem Paulus die großen Vorrechte aufzählt, die das irdische Volk Israel empfangen hatte, spricht er davon, dass ihnen „die Kindschaft gehört“ (LÜ). Dass hier der bestimmte Artikel verwendet wird, macht deutlich, dass es sich bei dieser Adoption um eine eindeutige, allgemein bekannte Tatsache handelt.Im Alten Testament wird Israel häufig als Sohn Gottes bezeichnet (2Mose 4,22; 5Mose 32,5-6.18-20; Jes 45,9-11; Jer 31,9; Mal 2,10). Dabei fällt vor allem auf, dass Israels Kindschaft besonders an den Stellen erwähnt wird, an denen von der Erlösung Israels aus der Knechtschaft die Rede ist (2Mose 19,5; 5Mose 7,6-8; Jer 3,1-22; Hes 16,1-15). Diese Hinweise auf die Adoption Israels verweisen auf die Tatsache, dass es von dem adoptierenden Vater auserwählt wurde, sie verweisen auf seinen vorherigen hilflosen Zustand der Knechtschaft und ihre Erlösung aus dieser Knechtschaft durch Jahwe, was zur Folge hatte, dass Gott wie ein Vater für das Volk Israel sorgte. Dieses Verständnis von Israels Adoption ist ein eindeutiger Hinweis auf den symbolhaften Charakter derselben. Die Knechtschaft in Ägypten und die Erlösung aus Ägypten, die den Rahmen darstellen, in dem die Adoption Israels beschrieben wird, sind beide von symbolhafter Natur. Sie verweisen auf die wahre Knechtschaft des Menschen unter der Sünde und auf seine Erlösung aus dieser Knechtschaft durch das Werk Christi. Dies wird auch in dem gesamten Zusammenhang besonders betont, in dem Paulus von Israels Adoption spricht. Gerade an der Stelle, wo Paulus von Israels Adoption spricht, ist sein Herz von Schmerz erfüllt, weil sie Christus verworfen haben und sich in einem unerlösten Zustand befinden (Röm 9,1-3; 10,1-3).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Es handelt sich dabei also eindeutig um eine andere Form der Adoption als diejenige, die jemanden zum „Miterben Christi“ macht und ihm das ewige Heil zusichert (Röm 8,15-17.23). Es ist offensichtlich eine andere Adoption als diejenige, von der in Johannes 1,11-13 die Rede ist. In Johannes 1,11 wird Israel als „das Seine“, als Christi Eigentum, bezeichnet. Dies bezieht sich eindeutig auf das besondere Bundesverhältnis Israels, das im Alten Testament häufig mit dem Bild der Kindschaft beschrieben wird. In Johannes 1,12-13 wird jedoch die Kindschaft auf diejenigen beschränkt, „so viele ihn aber aufnahmen, … denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus Geblüt, auch nichtaus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ In diesen Versen werden beide Dimensionen der erlösenden Kindschaft angesprochen. Vers 13 spricht insbesondere davon, dass jemand aus Gott geboren ist und so an seiner göttlichen Natur Anteil hat. Die Aussage in Vers 12, dass er denen „das Recht [oder die Vollmacht] gab, Kinder Gottes zu werden“, bezieht sich hingegen eindeutig auf die rechtliche Stellung der adoptierten Kinder. Somit findet sich implizit in Römer 9,4 und explizit in Johannes 1,11-13 ein klarer Gegensatz zwischen der symbolischen Kindschaft des Alten Testaments und der tatsächlichen, wirklichen und antitypischen Kindschaft, die im Neuen Bund verliehen wird. Dieser Gegensatz darf von denjenigen, die geneigt sind, den Unterschied zwischen dem Alten und Neuen Testament einzuebnen, um so für die Säuglingstaufe argumentieren zu können, nicht einfach übergangen werden. Die Kindschaft im Alten Bund und die Kindschaft im Neuen Bund haben eine symbolhafte Beziehung zueinander, aber sie sind nicht ein und dasselbe. Es stimmt, dass sowohl im Alten wie auch im Neuen Bund alle KinderGottes das Bundeszeichen empfangen sollten. Daher wurden im Alten Bund alle männlichen Kinder Gottes beschnitten. Im Neuen Bund sollen alle Kinder Gottes getauft werden. Dabei darf man nur nicht vergessen, dass eine derartige Stellung im Neuen Bund nicht auf der alttestamentlichen Grundlage verliehen wird, bei der jemand aus Geblüt, aus dem Willen des Fleisches oder aus dem Willen des Mannes geboren wird. Im Neuen Bund erhalten nur diejenigen „das Recht, Kinder Gottes zu werden“, die Christus empfangen haben.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
C. Der Stand der Kindschaft — die Adoption der Gemeinde
Während die Adoption der Gemeinde, des Israels des Neuen Bundes, als Gesamtheit in Römer 8,15.23 und Epheser 1,5 implizit angesprochen wird, bezieht sich insbesondere der Hinweis auf die Kindschaft in Galater 4,5 auf das heilsgeschichtliche Ereignis der Adoption der Gemeinde als Gesamtheit. Der gesamte Zusammenhang von Galater 4,5 untermauert diese Behauptung. Der Brief an die Galater wendet sich gegen die Judaisten, die behaupteten, dass es notwendig sei, die mit dem Gesetz verbundenen Zeremonien (die Beschneidung, die Speisegebote und den Festkalender) zu beachten, um gerechtfertigt zu werden. Paulus’ Entgegnung beschränkt sich jedoch nicht nur auf eine Entfaltung der Lehre von der Rechtfertigung, die allein aus Glauben geschieht. Er argumentiert vielmehr damit, dass die gesamte Haushaltung, der die Judaisten solch hohe Bedeutung beimaßen, lediglich von vergänglicher Natur war. Damit war die gesamte Grundlage für das Argument der Judaisten zunichte gemacht. Dies bedeutet also auch, dass der Galaterbrief nicht nur von der ordo salutis und der Rechtfertigung aus Glauben, sondern auch von der historia salutis und dem sekundären und vergänglichen Charakter des mosaischen Bundes bestimmt ist. Außerdem ist der gesamte Zusammenhang, in dem Galater 4,5 steht, von der Auseinandersetzung mit der Heilsgeschichte bestimmt. Galater 3 spricht davon, wie die abrahamitische Verheißung dem mosaischen Gesetz vorangestellt ist, sowohl historisch als auch im Blick auf ihre Bedeutung. Galater 3,23 redet von der Zeit, „bevor … der Glaube kam“, und in Vers 25 heißt es: „Nun aber ist dieser Glaube gekommen.“ (BRUNS). Was immer diese Aussagen genau bedeuten mögen — sie können auf keinen Fall in einem individuellen Sinn verstanden werden, sondern müssen in einem historischen Sinn gedeutet werden. Paulus spricht mit anderen Worten nicht davon, wie jemand individuell bei seiner Bekehrung den Glauben empfängt, sondern vom Kommen des Glaubens in die Welt bei seiner Offenbarung im historischen Ereignis des Kommens Christi. So schreibt er in Galater 4,4: „[A]ls aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn.“ Der sich daraus ergebenden Adoption (Gal 4,5) stellt er die Zeit vor Christi Kommen gegenüber, als Gottes minderjährige Kinder „unter die Elemente der Welt versklavt“ waren (Gal 4,3). Diese Adoption der Gemeinde durch das Erlösungswerk Christi beinhaltet Segnungen, die weit über die zeitlichen Segnungen hinausgehen, die Israel durch seine nationale Adoption zuteil wurden. Nach Galater 4,6-7 beinhaltet diese Kindschaft die Segnungen der Innewohnung des Heiligen Geistes und das ewige Erbteil. An diesen Segnungen hatte das Volk Israel keinen Teil, es befand sich trotz all seiner Vorrechte in der Stellung der Sklaverei und Knechtschaft (Gal 4,1-3.5.7). An dieser Stelle ist eine Erklärung notwendig. Es wird hier natürlich nicht behauptet, dass einzelne Gläubige im Alten Bund keinesfalls die Segnungen der Innewohnung des Heiligen Geistes und der ewigen Erbschaft empfangen hatten. Es soll hier nur gesagt werden, dass diese Segnungen nicht Israel insgesamt auf Grund seiner nationalen Adoption zuteil wurden. Andererseits gehören diese Segnungen der Gemeinde in ihrer Gesamtheit auf Grund ihrer Adoption, weil sich die Gemeinde nur aus denjenigen zusammensetzt, die Christus empfangen haben. (Vgl. die Erläuterungen zu diesem Bekenntnis in Kapitel 11,6 und 21,1).
Während die Adoption der Gemeinde, des Israels des Neuen Bundes, als Gesamtheit in Römer 8,15.23 und Epheser 1,5 implizit angesprochen wird, bezieht sich insbesondere der Hinweis auf die Kindschaft in Galater 4,5 auf das heilsgeschichtliche Ereignis der Adoption der Gemeinde als Gesamtheit. Der gesamte Zusammenhang von Galater 4,5 untermauert diese Behauptung. Der Brief an die Galater wendet sich gegen die Judaisten, die behaupteten, dass es notwendig sei, die mit dem Gesetz verbundenen Zeremonien (die Beschneidung, die Speisegebote und den Festkalender) zu beachten, um gerechtfertigt zu werden. Paulus’ Entgegnung beschränkt sich jedoch nicht nur auf eine Entfaltung der Lehre von der Rechtfertigung, die allein aus Glauben geschieht. Er argumentiert vielmehr damit, dass die gesamte Haushaltung, der die Judaisten solch hohe Bedeutung beimaßen, lediglich von vergänglicher Natur war. Damit war die gesamte Grundlage für das Argument der Judaisten zunichte gemacht. Dies bedeutet also auch, dass der Galaterbrief nicht nur von der ordo salutis und der Rechtfertigung aus Glauben, sondern auch von der historia salutis und dem sekundären und vergänglichen Charakter des mosaischen Bundes bestimmt ist. Außerdem ist der gesamte Zusammenhang, in dem Galater 4,5 steht, von der Auseinandersetzung mit der Heilsgeschichte bestimmt. Galater 3 spricht davon, wie die abrahamitische Verheißung dem mosaischen Gesetz vorangestellt ist, sowohl historisch als auch im Blick auf ihre Bedeutung. Galater 3,23 redet von der Zeit, „bevor … der Glaube kam“, und in Vers 25 heißt es: „Nun aber ist dieser Glaube gekommen.“ (BRUNS). Was immer diese Aussagen genau bedeuten mögen — sie können auf keinen Fall in einem individuellen Sinn verstanden werden, sondern müssen in einem historischen Sinn gedeutet werden. Paulus spricht mit anderen Worten nicht davon, wie jemand individuell bei seiner Bekehrung den Glauben empfängt, sondern vom Kommen des Glaubens in die Welt bei seiner Offenbarung im historischen Ereignis des Kommens Christi. So schreibt er in Galater 4,4: „[A]ls aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn.“ Der sich daraus ergebenden Adoption (Gal 4,5) stellt er die Zeit vor Christi Kommen gegenüber, als Gottes minderjährige Kinder „unter die Elemente der Welt versklavt“ waren (Gal 4,3). Diese Adoption der Gemeinde durch das Erlösungswerk Christi beinhaltet Segnungen, die weit über die zeitlichen Segnungen hinausgehen, die Israel durch seine nationale Adoption zuteil wurden. Nach Galater 4,6-7 beinhaltet diese Kindschaft die Segnungen der Innewohnung des Heiligen Geistes und das ewige Erbteil. An diesen Segnungen hatte das Volk Israel keinen Teil, es befand sich trotz all seiner Vorrechte in der Stellung der Sklaverei und Knechtschaft (Gal 4,1-3.5.7). An dieser Stelle ist eine Erklärung notwendig. Es wird hier natürlich nicht behauptet, dass einzelne Gläubige im Alten Bund keinesfalls die Segnungen der Innewohnung des Heiligen Geistes und der ewigen Erbschaft empfangen hatten. Es soll hier nur gesagt werden, dass diese Segnungen nicht Israel insgesamt auf Grund seiner nationalen Adoption zuteil wurden. Andererseits gehören diese Segnungen der Gemeinde in ihrer Gesamtheit auf Grund ihrer Adoption, weil sich die Gemeinde nur aus denjenigen zusammensetzt, die Christus empfangen haben. (Vgl. die Erläuterungen zu diesem Bekenntnis in Kapitel 11,6 und 21,1).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
II. Die Adoption bei der Zueignung des Heils
Wenn Galater 4,5 der Schlüsseltext für die Adoption der Gemeinde in ihrer Gesamtheit ist, so müssen Römer 8,15 und 23 als die entscheidenden Passagen betrachtet werden, in denen es um die individuelle Adoption von Christen geht. (Auch wenn Epheser 1,5 ein sehr wichtiger Vers zu diesem Thema ist, so bezieht er sich doch wesentlich weniger deutlich auf die Adoption.) Die sicherlich erstaunlichste Sache bei den beiden Texten ist ihr deutlich unterschiedlicher Bezug zu dem jeweiligen Zeitpunkt des Geschehens. Römer 8,15 bezieht sich auf den Empfang des Geistes der Kindschaft in der Vergangenheit und den gegenwärtigen Besitz desselben, bezieht sich also eindeutig auf die Adoption, die bei der Bekehrung stattfindet.5 Wenn in Römer 8,23 davon die Rede ist, dass auch wir „seufzend die Sohnesstellung …, die Erlösung unseres Leibes“ erwarten (RSCH), dann spricht dieser Vers ebenso deutlich von einer Adoption, die bei der Auferstehung geschieht. Diese zweifache Perspektive kann am besten so erklärt werden, dass sie auf römische Adoptionssitten und Adoptionsgesetze zurückzuführen ist. Offensichtlich gab es bei römischen Adoptionen zwei Zeremonien: Es gab zum einen eine private Zeremonie vor Zeugen, in welcher der Adoptivsohn rechtlich von der Autorität seines natürlichen Vaters entbunden und der des adoptierenden Vaters unterstellt wurde. Zum anderen gab es eine öffentliche Zeremonie, in welcher der Adoptivsohn feierlich zum Sohn des adoptierenden Vaters erklärt wurde. Auch wenn zwischen den beiden Ereignissen nur selten eine lange Zeitspanne lag, erklären diese Bräuche dennoch, wie Paulus so leicht von einem Ereignis in der Vergangenheit zu einem Ereignis in der Zukunft wechseln kann. Außerdem legt dies nahe, dass Paulus nicht an zwei unterschiedliche Adoptionen denkt, sondern vielmehr an eine Adoption, die jetzt schon rechtlich gültig ist, die aber erst zu einem zukünftigen Zeitpunkt öffentlich anerkannt werden wird.
Wenn Galater 4,5 der Schlüsseltext für die Adoption der Gemeinde in ihrer Gesamtheit ist, so müssen Römer 8,15 und 23 als die entscheidenden Passagen betrachtet werden, in denen es um die individuelle Adoption von Christen geht. (Auch wenn Epheser 1,5 ein sehr wichtiger Vers zu diesem Thema ist, so bezieht er sich doch wesentlich weniger deutlich auf die Adoption.) Die sicherlich erstaunlichste Sache bei den beiden Texten ist ihr deutlich unterschiedlicher Bezug zu dem jeweiligen Zeitpunkt des Geschehens. Römer 8,15 bezieht sich auf den Empfang des Geistes der Kindschaft in der Vergangenheit und den gegenwärtigen Besitz desselben, bezieht sich also eindeutig auf die Adoption, die bei der Bekehrung stattfindet.5 Wenn in Römer 8,23 davon die Rede ist, dass auch wir „seufzend die Sohnesstellung …, die Erlösung unseres Leibes“ erwarten (RSCH), dann spricht dieser Vers ebenso deutlich von einer Adoption, die bei der Auferstehung geschieht. Diese zweifache Perspektive kann am besten so erklärt werden, dass sie auf römische Adoptionssitten und Adoptionsgesetze zurückzuführen ist. Offensichtlich gab es bei römischen Adoptionen zwei Zeremonien: Es gab zum einen eine private Zeremonie vor Zeugen, in welcher der Adoptivsohn rechtlich von der Autorität seines natürlichen Vaters entbunden und der des adoptierenden Vaters unterstellt wurde. Zum anderen gab es eine öffentliche Zeremonie, in welcher der Adoptivsohn feierlich zum Sohn des adoptierenden Vaters erklärt wurde. Auch wenn zwischen den beiden Ereignissen nur selten eine lange Zeitspanne lag, erklären diese Bräuche dennoch, wie Paulus so leicht von einem Ereignis in der Vergangenheit zu einem Ereignis in der Zukunft wechseln kann. Außerdem legt dies nahe, dass Paulus nicht an zwei unterschiedliche Adoptionen denkt, sondern vielmehr an eine Adoption, die jetzt schon rechtlich gültig ist, die aber erst zu einem zukünftigen Zeitpunkt öffentlich anerkannt werden wird.
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A. Eine Definition von Adoption
Nachdem wir nun die Aussagen von Römer 8 vor Augen haben und den Hintergrund für die Adoption als ein heilsgeschichtliches Ereignis bereits betrachtet haben, können wir nun den Versuch unternehmen, diese Adoption, die ein Teil der individuellen, geistlichen Vorrechte eines jeden Christen ist, zu definieren: Die Adoption ist der Wechsel vom rechtlichen Stand eines Sklaven in die Stellung eines Sohnes Gottes, der durch den Glauben im Augenblick der Vereinigung mit Christus geschieht, aber erst bei der Auferstehung für jeden sichtbar offenbart werden wird. Sie ist ein Akt der freien Gnade Gottes, die von Ewigkeit her aus der erwählenden Liebe Gott des Vaters entspringt und in der Zeit durch die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes vollzogen wird, wodurch gleichzeitig der Geist der Kindschaft und das Vorrecht, ein Erbe Gottes zu sein, sowie andere Vorrechte, Verpflichtungen und Verbindlichkeiten verliehen werden.
Nachdem wir nun die Aussagen von Römer 8 vor Augen haben und den Hintergrund für die Adoption als ein heilsgeschichtliches Ereignis bereits betrachtet haben, können wir nun den Versuch unternehmen, diese Adoption, die ein Teil der individuellen, geistlichen Vorrechte eines jeden Christen ist, zu definieren: Die Adoption ist der Wechsel vom rechtlichen Stand eines Sklaven in die Stellung eines Sohnes Gottes, der durch den Glauben im Augenblick der Vereinigung mit Christus geschieht, aber erst bei der Auferstehung für jeden sichtbar offenbart werden wird. Sie ist ein Akt der freien Gnade Gottes, die von Ewigkeit her aus der erwählenden Liebe Gott des Vaters entspringt und in der Zeit durch die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes vollzogen wird, wodurch gleichzeitig der Geist der Kindschaft und das Vorrecht, ein Erbe Gottes zu sein, sowie andere Vorrechte, Verpflichtungen und Verbindlichkeiten verliehen werden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
B. Der Zusammenhang, in dem die Adoption geschieht
Wenn man von der Definition von Adoption, wie sie oben mit Belegen dargelegt wurde, ausgeht, dann ergeben sich daraus eine Reihe von lehrmäßigen und praktischen Konsequenzen. Zunächst stellen wir fest, dass die Adoption bei der Zueignung des Heils einen sehr klar umrissenen Platz einnimmt. Der Adoption gehen als erstes logisch und kausal (wenn auch nicht zeitlich) die Berufung und die Wiedergeburt voraus. Der Schlüsseltext hierfür ist Johannes 1,12-13. Hier wird klargestellt, dass diejenigen, die an den Namen Christi glauben und so das Recht haben, Kinder Gottes zu werden, diejenigen sind, die „aus Gott geboren sind.“ Die verwendete Zeitform legt nahe, dass die Geburt aus Gott logisch dem Glauben und dem Recht, ein Kind Gottes zu werden, vorangeht. Dieser Zusammenhang wird durch Johannes 3,3-5 bestätigt, wo von der neuen Geburt gesagt wird, dass sie die Fähigkeit verleiht, das Reich Gottes zu „sehen“ und in das Reich Gottes „hineinzugehen“ — Ausdrücke, die sich auf den Glauben beziehen. Auch Johannes 1,12-13 macht deutlich, dass der Glaube (der Empfang von Christus) der Adoption logisch und kausal vorangeht. (Diejenigen, die Christus aufnehmen, erhalten das Recht …) Dieser Zusammenhang zwischen Glaube und Adoption wird durch Galater 3,26 untermauert: „Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus.“
Wenn man von der Definition von Adoption, wie sie oben mit Belegen dargelegt wurde, ausgeht, dann ergeben sich daraus eine Reihe von lehrmäßigen und praktischen Konsequenzen. Zunächst stellen wir fest, dass die Adoption bei der Zueignung des Heils einen sehr klar umrissenen Platz einnimmt. Der Adoption gehen als erstes logisch und kausal (wenn auch nicht zeitlich) die Berufung und die Wiedergeburt voraus. Der Schlüsseltext hierfür ist Johannes 1,12-13. Hier wird klargestellt, dass diejenigen, die an den Namen Christi glauben und so das Recht haben, Kinder Gottes zu werden, diejenigen sind, die „aus Gott geboren sind.“ Die verwendete Zeitform legt nahe, dass die Geburt aus Gott logisch dem Glauben und dem Recht, ein Kind Gottes zu werden, vorangeht. Dieser Zusammenhang wird durch Johannes 3,3-5 bestätigt, wo von der neuen Geburt gesagt wird, dass sie die Fähigkeit verleiht, das Reich Gottes zu „sehen“ und in das Reich Gottes „hineinzugehen“ — Ausdrücke, die sich auf den Glauben beziehen. Auch Johannes 1,12-13 macht deutlich, dass der Glaube (der Empfang von Christus) der Adoption logisch und kausal vorangeht. (Diejenigen, die Christus aufnehmen, erhalten das Recht …) Dieser Zusammenhang zwischen Glaube und Adoption wird durch Galater 3,26 untermauert: „Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus.“
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Schwieriger ist es, den genauen kausalen Zusammenhang zwischen Rechtfertigung und Adoption zu bestimmen, wobei dies weniger entscheidend ist. Gottes erster Schritt bei der Errettung (Berufung und Wiedergeburt) geht ihr klar voraus. Die Reaktion des Menschen (Glaube und Buße) geht ihr ebenfalls klar voraus. Die Adoption ist eine der Segnungen, die uns gegeben wird, nachdem wir den Forderungen des Evangeliums nachkommen. Daher besteht zwischen ihr und den anderen Segnungen, die wir durch unsere gläubige Reaktion auf das Evangelium empfangen, eine sehr enge logische Beziehung. Doch es gibt einen guten Grund für die Annahme, dass die Rechtfertigung der Adoption logisch vorangeht. Es ist schwer vorstellbar, dass Gott jemanden adoptiert, der immer noch unter seinem Zorn steht. Daher scheint die Annahme richtig zu sein, dass die Rechtfertigung vor der Adoption geschieht. Dass die Gabe des Heiligen Geistes logisch und kausal nach der Adoption verliehen wird, lässt sich eher exegetisch begründen. Die Gabe des Heiligen Geistes darf nicht mit dem Werk des Heiligen Geistes in der Wiedergeburt durcheinandergebracht werden, da diese logisch und kausal dem Glauben nachfolgt (Spr 1,23; Joh 7,37-39; Apg 2,38; Gal 3,2).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Außerdem ist es sinnvoll, die Gabe des Heiligen Geistes und den Geist der Kindschaft als ein und dasselbe zu betrachten (Röm 8,15; Gal 4,5). In Galater 4,6 wird uns ausdrücklich gesagt, dass Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen sendet, weil wir Söhne sind. Außerdem ist es das Werk des Geistes der Kindschaft, „zusammen mit unserem Geist“ zu bezeugen, „dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,16). Dieses Wirken geht jedoch logischerweise davon aus, dass wir bereits von Gott adoptierte Kinder sind. Diese Sichtweise von der ordo salutis enthält eine wichtige Implikation. Während es sowohl theologisch als auch praktisch irreführend wäre, Menschen die Wiedergeburt oder die neue Geburt dafür zu versprechen, dass sie dem Evangelium gehorsam sind, ist es richtig, den Menschen die Rechtfertigung, Adoption und die Gabe des Heiligen Geistes anzubieten, wenn sie Christus annehmen, so wie er im Evangelium frei angeboten wird. Wir sollen den Leuten sagen, dass sie nicht denken müssen, dass sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ein christliches Leben führen könnten. Vielmehr müssen sie als arme und hilflose Sünder zu Christus kommen und von ihm alles empfangen, was sie zum Leben und zur Gottseligkeit brauchen. Sie müssen die unaussprechlichen Segnungen der Rechtfertigung, Adoption und der Gabe des Heiligen Geistes von Christus in ihre leeren Hände hinein empfangen. Als gerechtfertigte, adoptierte und bevollmächtigte Söhne Gottes können sie dann ein christliches Leben führen. Welch erstaunliche Segnungen können wir den Menschen im Evangelium Christi anbieten!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
13. Über Heiligung
1. Diejenigen, die mit Christus verbunden, wirksam berufen und wiedergeboren sind, haben in sich durch die Kraft von Christi Tod und Auferstehung ein neu erschaffenes Herz und einen neuen Geist.1 Auch weiterhin werden sie wirklich und persönlich2 durch dieselbe Kraft3 mittels seines Wortes und Geistes, der in ihnen wohnt,4 geheiligt. Die Herrschaft des ganzen Leibes der Sünde ist gebrochen, und seine vielfältigen Begierden werden mehr und mehr geschwächt und abgetötet. Und sie selbst werden mehr und mehr in allen rettenden Gnadengaben belebt und gestärkt, um in jeder wahren Heiligung zu leben,5 ohne die niemand den Herrn sehen wird.6
1. Joh 3,3-8; 1Joh 2,29; 3,9-10; Röm 1,7; 2Kor 1,1; Eph 1,1; Phil 1,1; Kol 3,12; Apg 20,32; 26,18; Röm 15,16; 1Kor 1,2; 6,11; Röm 6,1-11.
2. 1Thess 5,23; Röm 6,19.22.
3. 1Kor 6,11; Apg 20,32; Phil 3,10; Röm 6,5-6.
4. Joh 17,17; Eph 5,26; 3,16-19; Röm 8,13.
5. Röm 6,14; Gal 5,24; Röm 8,13; Kol 1,11; Eph 3,16-19; 2Kor 7,1; Röm 6,13; Eph 4,22-25; Gal 5,17.
6. Hebr 12,14.
1. Diejenigen, die mit Christus verbunden, wirksam berufen und wiedergeboren sind, haben in sich durch die Kraft von Christi Tod und Auferstehung ein neu erschaffenes Herz und einen neuen Geist.1 Auch weiterhin werden sie wirklich und persönlich2 durch dieselbe Kraft3 mittels seines Wortes und Geistes, der in ihnen wohnt,4 geheiligt. Die Herrschaft des ganzen Leibes der Sünde ist gebrochen, und seine vielfältigen Begierden werden mehr und mehr geschwächt und abgetötet. Und sie selbst werden mehr und mehr in allen rettenden Gnadengaben belebt und gestärkt, um in jeder wahren Heiligung zu leben,5 ohne die niemand den Herrn sehen wird.6
1. Joh 3,3-8; 1Joh 2,29; 3,9-10; Röm 1,7; 2Kor 1,1; Eph 1,1; Phil 1,1; Kol 3,12; Apg 20,32; 26,18; Röm 15,16; 1Kor 1,2; 6,11; Röm 6,1-11.
2. 1Thess 5,23; Röm 6,19.22.
3. 1Kor 6,11; Apg 20,32; Phil 3,10; Röm 6,5-6.
4. Joh 17,17; Eph 5,26; 3,16-19; Röm 8,13.
5. Röm 6,14; Gal 5,24; Röm 8,13; Kol 1,11; Eph 3,16-19; 2Kor 7,1; Röm 6,13; Eph 4,22-25; Gal 5,17.
6. Hebr 12,14.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)