Lesung aus C.H.Spurgeon "Das Evangelium des Reiches"
Moderator: eddi
Matthäus 22.9-10
8. 9. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum geht hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.
Da, als der König zornig war, selbst da war Er gnädig. Im Zorn gedachte Er der Barmherzigkeit. Gerichthalten ist das Ihm fremde Werk, aber Er hat Freude am Erbarmen. Da sprach Er zu seinen Knechten. Der König hat noch Knechte übrig, obwohl seine Feinde umgebracht waren. Christliche Prediger blieben, als Hohepriester und Pharisäer ausgestoben waren und Jerusalem in Trümmer lag. Der königliche Gastgeber versammelte seine Knechte und stellte ihnen die genaue Sachlage vor: “Die Hochzeit ist zwar bereit.“ Die Gaben des Evangeliums waren im Überfluß da, auf seiten des Königs war kein Mangel. Seines Sohnes Hochzeit muß durch ein Fest gefeiert werden, und ein Fest erfordert Gäste: “aber die Gäste waren es nicht wert.“ Dies ist das letzte, was wir von den Geladenen hören. Da sie sich selber des ewigen Lebens unwert achteten, mußten andre gerufen werden. Die Errettung ist keine Sache der Würdigkeit, sonst würde niemand errettet. Diese Männer waren zu stolz, zu selbstgenugsam, zu hochmütig, um würdige Empfänger der Gunst des Königs zu sein. Sie hatten ihren Acker und ihre Hantierung lieber, als die Ehre des Königs und seines Sohnes, denn im Herzen waren sie Verräter.
Was war zu thun? Sollte die Hochzeit aufgehoben und all die Vorräte vernichtet werden? Nicht so. Der König sprach zu den Knechten: “Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.“ Glorreich war die Gnade, welche die Apostel sich zu den Heiden wenden hieß. Bisher war es ihnen nicht befohlen, aber als die Juden endgültig den Messias verwarfen, gab Er seinen Jüngern ihren ausgedehnteren Auftrag: „Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Im Gleichnis werden Straßenräuber, Landstreicher, Reisende, Vagabonden und alle Art Leute erwähnt; und so soll Jesus Menschen in jeder Lebenslage gepredigt werden, aber besonders denen, die verirrt sind. Es ist nicht nach der Weise der Menschen, zu einem Hochzeitsfest die zu laden, welche auf den Landstraßen umherstreichen; aber Jesus zeigte hier die glorreiche Unumschränktheit der Einladung des Evangeliums: „ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.“ Dies bedeutet keine eingeschränkte Berufung, kein Predigen für fromme Leute. Beschränkungen waren mit Recht zuerst da, aber nach dem Tode Christi wurden sie alle aufgehoben. Selbst unser Herr sprach: „Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlornen Schafen vom Hause Israels,“ und als Er zuerst seine zwölf Apostel aussandte, war sein Befehl: „Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte.“ Aber die Zeit für die allgemeine Verkündigung des Evangeliums war gekommen. nach seiner Auferstehung sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker.“
10. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.
Und die Knechte gingen aus auf die Straßen. Sie thaten, wie ihnen befohlen war. Dies war der Jünger Vollmacht für das, was ihnen sehr seltsam erschienen sein muß. Sie selbst gehörten zu dem bevorzugten Volk, das zuerst geladen war; aber Gottes Gnade überwand ihre Vorurteile, und sie „gingen aus“ unter die Heiden, verkündigten die Hochzeit des Sohnes Gottes und drangen in die Menschen, zum Hochzeitsfest zu kommen. Die Knechte gingen in verschiedenen Richtungen aus auf die Straßen, - das Wort ist in der Mehrzahl – auf die Kreuzwege, wo sie die meisten Leute versammelt finden konnten. Wo immer Menschen sind, dahin sollten die Prediger des Evangeliums mit ihrer von Gott gegebenen Botschaft gehen.
Des Königs Knechte waren so eifrig und fleißig und ihres Meisters Gnade wirkte so mächtig durch sie, daß ihre Bemühungen so ungemein erfolgreich waren. Sie brachten zusammen, wen sie fanden. Die Botschaft, welche von den Juden verachtet war, wurde von den Heiden bewillkommnet, und von den großen heidnischen Hochwegen der Welt – Rom, Athen, Ephesus u.s.w. – wurden viele zum Fest des Evangeliums versammelt. Menschen von allen Ständen, Klassen und Lebensarten kamen zum Fest der Liebe. Diese Leute waren offenbar willig zu kommen, denn des Königs Knechte „brachten zusammen, wen sie fanden.“ Charaktere, die äußerlich sehr verschieden waren, vereinten sich doch im Gehorsam gegen die Einladung: beide, Böse und Gute, waren an den Tischen versammelt. Das beste Einsammeln in die sichtbare Gemeinde wird bei dem gegenwärtigen unvollkommenen Zustande der Menschheit immer eine Mischung sein; einige werden zugelassen werden, die nicht da hätten sein sollen. Unkraut wird unter dem Weizen wachsen; Korn und Spreu wird auf derselben Tenne liegen; Schlacken werden mit dem köstlichen Golde vermischt sein; Böcke werden unter den Schafen sein; das Netz des Evangeliums wird Fische jeder Art umschließen, „beides, böse und gute.“
Und die Tische wurden alle voll: glückliche, willige, staunende, begeisterte Gäste fanden sich von den Landstraßen in königliche Gesellschaft emporgehoben; der Bettler war von der Straße genommen, um mit Fürsten in der Gegenwart des Königs zu sitzen. Halleluja! So war der König glücklich, der Prinz war geehrt, der Festsaal war voll, und alles ging fröhlich wie Hochzeitsglocken. Welches Jauchzen der Freude ertönte von diesen Ausgestoßenen, als sie am königlichen Tische saßen! Alles war zuvor für das Fest bereitet, nichts fehlte, als die Gäste, die daran teilnehmen konnten; nun sie da waren, wird gewiß alles gut gehen. Wir werden sehen.
Da, als der König zornig war, selbst da war Er gnädig. Im Zorn gedachte Er der Barmherzigkeit. Gerichthalten ist das Ihm fremde Werk, aber Er hat Freude am Erbarmen. Da sprach Er zu seinen Knechten. Der König hat noch Knechte übrig, obwohl seine Feinde umgebracht waren. Christliche Prediger blieben, als Hohepriester und Pharisäer ausgestoben waren und Jerusalem in Trümmer lag. Der königliche Gastgeber versammelte seine Knechte und stellte ihnen die genaue Sachlage vor: “Die Hochzeit ist zwar bereit.“ Die Gaben des Evangeliums waren im Überfluß da, auf seiten des Königs war kein Mangel. Seines Sohnes Hochzeit muß durch ein Fest gefeiert werden, und ein Fest erfordert Gäste: “aber die Gäste waren es nicht wert.“ Dies ist das letzte, was wir von den Geladenen hören. Da sie sich selber des ewigen Lebens unwert achteten, mußten andre gerufen werden. Die Errettung ist keine Sache der Würdigkeit, sonst würde niemand errettet. Diese Männer waren zu stolz, zu selbstgenugsam, zu hochmütig, um würdige Empfänger der Gunst des Königs zu sein. Sie hatten ihren Acker und ihre Hantierung lieber, als die Ehre des Königs und seines Sohnes, denn im Herzen waren sie Verräter.
Was war zu thun? Sollte die Hochzeit aufgehoben und all die Vorräte vernichtet werden? Nicht so. Der König sprach zu den Knechten: “Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.“ Glorreich war die Gnade, welche die Apostel sich zu den Heiden wenden hieß. Bisher war es ihnen nicht befohlen, aber als die Juden endgültig den Messias verwarfen, gab Er seinen Jüngern ihren ausgedehnteren Auftrag: „Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Im Gleichnis werden Straßenräuber, Landstreicher, Reisende, Vagabonden und alle Art Leute erwähnt; und so soll Jesus Menschen in jeder Lebenslage gepredigt werden, aber besonders denen, die verirrt sind. Es ist nicht nach der Weise der Menschen, zu einem Hochzeitsfest die zu laden, welche auf den Landstraßen umherstreichen; aber Jesus zeigte hier die glorreiche Unumschränktheit der Einladung des Evangeliums: „ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.“ Dies bedeutet keine eingeschränkte Berufung, kein Predigen für fromme Leute. Beschränkungen waren mit Recht zuerst da, aber nach dem Tode Christi wurden sie alle aufgehoben. Selbst unser Herr sprach: „Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlornen Schafen vom Hause Israels,“ und als Er zuerst seine zwölf Apostel aussandte, war sein Befehl: „Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte.“ Aber die Zeit für die allgemeine Verkündigung des Evangeliums war gekommen. nach seiner Auferstehung sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker.“
10. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.
Und die Knechte gingen aus auf die Straßen. Sie thaten, wie ihnen befohlen war. Dies war der Jünger Vollmacht für das, was ihnen sehr seltsam erschienen sein muß. Sie selbst gehörten zu dem bevorzugten Volk, das zuerst geladen war; aber Gottes Gnade überwand ihre Vorurteile, und sie „gingen aus“ unter die Heiden, verkündigten die Hochzeit des Sohnes Gottes und drangen in die Menschen, zum Hochzeitsfest zu kommen. Die Knechte gingen in verschiedenen Richtungen aus auf die Straßen, - das Wort ist in der Mehrzahl – auf die Kreuzwege, wo sie die meisten Leute versammelt finden konnten. Wo immer Menschen sind, dahin sollten die Prediger des Evangeliums mit ihrer von Gott gegebenen Botschaft gehen.
Des Königs Knechte waren so eifrig und fleißig und ihres Meisters Gnade wirkte so mächtig durch sie, daß ihre Bemühungen so ungemein erfolgreich waren. Sie brachten zusammen, wen sie fanden. Die Botschaft, welche von den Juden verachtet war, wurde von den Heiden bewillkommnet, und von den großen heidnischen Hochwegen der Welt – Rom, Athen, Ephesus u.s.w. – wurden viele zum Fest des Evangeliums versammelt. Menschen von allen Ständen, Klassen und Lebensarten kamen zum Fest der Liebe. Diese Leute waren offenbar willig zu kommen, denn des Königs Knechte „brachten zusammen, wen sie fanden.“ Charaktere, die äußerlich sehr verschieden waren, vereinten sich doch im Gehorsam gegen die Einladung: beide, Böse und Gute, waren an den Tischen versammelt. Das beste Einsammeln in die sichtbare Gemeinde wird bei dem gegenwärtigen unvollkommenen Zustande der Menschheit immer eine Mischung sein; einige werden zugelassen werden, die nicht da hätten sein sollen. Unkraut wird unter dem Weizen wachsen; Korn und Spreu wird auf derselben Tenne liegen; Schlacken werden mit dem köstlichen Golde vermischt sein; Böcke werden unter den Schafen sein; das Netz des Evangeliums wird Fische jeder Art umschließen, „beides, böse und gute.“
Und die Tische wurden alle voll: glückliche, willige, staunende, begeisterte Gäste fanden sich von den Landstraßen in königliche Gesellschaft emporgehoben; der Bettler war von der Straße genommen, um mit Fürsten in der Gegenwart des Königs zu sitzen. Halleluja! So war der König glücklich, der Prinz war geehrt, der Festsaal war voll, und alles ging fröhlich wie Hochzeitsglocken. Welches Jauchzen der Freude ertönte von diesen Ausgestoßenen, als sie am königlichen Tische saßen! Alles war zuvor für das Fest bereitet, nichts fehlte, als die Gäste, die daran teilnehmen konnten; nun sie da waren, wird gewiß alles gut gehen. Wir werden sehen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.11-12
11. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an.
Der Erfolg der Knechte beim Füllen des Festsaals war nicht ganz so groß, als er auf den ersten Anblick schien, wenigstens nicht so vollkommen, daß er ohne Beimischung gewesen wäre. Die Gäste fuhren fort, in den Palast hinein zu strömen, die Kleider anzuziehn, für die der König gesorgt hatte, und mit aufrichtiger Freude sich hinzusetzen, um die guten Sachen zu genießen, die für sie bereitet waren. Aber es war einer unter ihnen, der den König und seinen Sohn haßte, und der beschloß, in die festliche Versammlung zu kommen, ohne das Feierkleid zu tragen, und so, selbst in Gegenwart des Königs, seine Verachtung der ganzen Sache zu zeigen. Er kam, weil er eingeladen war, aber er kam nur dem Schein nach. Das Fest sollte des Königs Sohn ehren, aber dieser Mann beabsichtigte nichts dergleichen; er war willig, das Gute zu essen, was ihm vorgesetzt wurde, aber in seinem Herzen war weder Liebe für den König noch für dessen Sohn.
Seine Gegenwart ward geduldet bis zu einem gewissen feierlichen Augenblick. Als der König hinein kam, “seine Gäste zu besehen,“ da erspähte das Auge, welches über alle Dinge sieht, aber nichts übersieht, den verwegenen Eindringling: Er sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an. Das hochzeitliche Kleid stellt alles dar, was einem Christen unentbehrlich ist, was aber das unerneuerte Herz nicht annehmen will. Der Mann, der das hochzeitliche Kleid nicht anhatte, war nicht in Übereinstimmung mit der Versammlung und ihrem Zweck, ihm fehlte Treue gegen den König; demnach bot er ehernen Trotz und drängte sich unter die Hochzeitsgäste. Es war ein Stück kecker Unverschämtheit, das nicht unbeachtet und unbestraft hingehen konnte. In einiger Hinsicht war er schlimmer als die, welche die Einladung abschlugen, denn während er behauptete, sie anzunehmen, kam er nur, um den König ins Angesicht zu beschimpfen. Er wollte das Kleid, das umsonst gegeben wurde, nicht anziehen, weil er dadurch den Prinzen geehrt hätte, dessen Hochzeit ihm ein Gegenstand der Verachtung und des Hohns war.
Es ist gut, daran zu denken, daß es Feinde des himmlischen Königs gibt, nicht nur außerhalb der Gemeinde Christi, sondern auch innerhalb ihrer Grenzen. Einige weigern sich ganz und gar, zu seines Sohnes Hochzeit zu kommen; andre helfen den Festsaal füllen, sind aber dennoch Feinde des großen Festgebers. Dieser Mann ohne das hochzeitliche Kleid ist das Vorbild jener, welche in unsren Tagen behaupten, Christen zu sein, die aber weder den Herrn Jesum ehren, noch sein Versöhnungsopfer, noch sein heiliges Wort. Sie sind nicht im Einklang mit der Absicht des Festes, nämlich der Herrlichkeit des Herrn Jesu in seinen Heiligen. Sie kommen in die Gemeinde um des Gewinns, um der Ehre, der Mode willen, oder um den treuen Glauben andrer zu untergraben. Die Gottesfürchtigen können sie oft sehen; dieser Mann muß bemerkbar unter den Hochzeitsgästen gewesen sein. Die Verräter innerhalb der Gemeinde haben indes am meisten von dem Kommen des Königs zu fürchten. Er wird sie in einem Augenblick entdecken, eben wie der königliche Gastgeber im Gleichnis, sobald er herein kam, die Gäste zu besehen, den Mann sah, der kein hochzeitliches Kleid anhatte.
12. Und sprach zu ihm: Freunde, wie bist du herein gekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte.
Der König redete ihn freundlich genug an: Er sprach zu ihm: „Freund“. Vielleicht beabsichtigte er im Grunde nicht, den König zu beschimpfen, deshalb nannte er ihn „Freund“. Er gab vor, ein Freund zu sein, darum redete der König ihn als solchen an. Doch war es eine schwere Beleidigung, die er sich erlaubt, und er mußte davon Rechenschaft ablegen: “Wie bist du herein gekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an?“ „War es zufällig oder absichtlich? Sagte dir der Garderoben-Aufseher nicht von den Kleidern, die für alle Gäste da sind? Kamst du dir nicht vor wie ein „gesprenkelter Vogel“, wenn du alle deine Gefährten im Hochzeitsgewande sahest, während dein eignes Kleid sich schlecht für diesen Festsaal geziemte? Wenn du ein Feind bist, wie kamst du hier herein? Gab es keinen andren Ort, wo du mir trotzen konntest, als in meinem eignen Palast? Gab es keine andre Zeit für diese Beschimpfung als den Hochzeitstag meines Sohnes? Was hast du als Entschuldigung oder Erklärung deines seltsamen Verhaltens zu sagen?“ Beachtet, wie persönlich die Frage ist. Der König redet ihn an, als wenn er der einzige Anwesende sei.
Er aber verstummte. Er hatte eine gute Gelegenheit, sich zu entschuldigen, wenn er konnte; aber er war in Furcht gesetzt durch des Königs Majestät und überführt von seinem eignen Gewissen. Kein Zeugnis brauchte wider ihn gegeben zu werden; er stand vor der ganzen Gesellschaft, selbst verurteilt, offener und unleugbarer Untreue schuldig. Im Original steht, „ er hatte das Maul verbunden.“ Er mag geläufig genug geredet haben, ehe der König herein kam; aber er hatte nachher kein Wort zu sagen. Ein beredtes Stillschweigen! Warum fiel er nicht sogar da noch auf seine Kniee und bat um Vergebung für sein verwegenes Verbrechen? Ach! der Stolz machte ihn unfähig zur Buße, er wollte nicht einmal im letzten Augenblick nachgeben!
Es gibt keine Verteidigung für einen Menschen, der in der Gemeinde Christi ist, dessen Herz aber nicht zu Gott steht, wie es sollte. Der König kommt immer noch hinein, die Gäste zu besehen, welche die königliche Einladung zu seines Sohnes Hochzeit angenommen haben. Wehe denen, die Er ohne das hochzeitliche Kleid findet!
Der Erfolg der Knechte beim Füllen des Festsaals war nicht ganz so groß, als er auf den ersten Anblick schien, wenigstens nicht so vollkommen, daß er ohne Beimischung gewesen wäre. Die Gäste fuhren fort, in den Palast hinein zu strömen, die Kleider anzuziehn, für die der König gesorgt hatte, und mit aufrichtiger Freude sich hinzusetzen, um die guten Sachen zu genießen, die für sie bereitet waren. Aber es war einer unter ihnen, der den König und seinen Sohn haßte, und der beschloß, in die festliche Versammlung zu kommen, ohne das Feierkleid zu tragen, und so, selbst in Gegenwart des Königs, seine Verachtung der ganzen Sache zu zeigen. Er kam, weil er eingeladen war, aber er kam nur dem Schein nach. Das Fest sollte des Königs Sohn ehren, aber dieser Mann beabsichtigte nichts dergleichen; er war willig, das Gute zu essen, was ihm vorgesetzt wurde, aber in seinem Herzen war weder Liebe für den König noch für dessen Sohn.
Seine Gegenwart ward geduldet bis zu einem gewissen feierlichen Augenblick. Als der König hinein kam, “seine Gäste zu besehen,“ da erspähte das Auge, welches über alle Dinge sieht, aber nichts übersieht, den verwegenen Eindringling: Er sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an. Das hochzeitliche Kleid stellt alles dar, was einem Christen unentbehrlich ist, was aber das unerneuerte Herz nicht annehmen will. Der Mann, der das hochzeitliche Kleid nicht anhatte, war nicht in Übereinstimmung mit der Versammlung und ihrem Zweck, ihm fehlte Treue gegen den König; demnach bot er ehernen Trotz und drängte sich unter die Hochzeitsgäste. Es war ein Stück kecker Unverschämtheit, das nicht unbeachtet und unbestraft hingehen konnte. In einiger Hinsicht war er schlimmer als die, welche die Einladung abschlugen, denn während er behauptete, sie anzunehmen, kam er nur, um den König ins Angesicht zu beschimpfen. Er wollte das Kleid, das umsonst gegeben wurde, nicht anziehen, weil er dadurch den Prinzen geehrt hätte, dessen Hochzeit ihm ein Gegenstand der Verachtung und des Hohns war.
Es ist gut, daran zu denken, daß es Feinde des himmlischen Königs gibt, nicht nur außerhalb der Gemeinde Christi, sondern auch innerhalb ihrer Grenzen. Einige weigern sich ganz und gar, zu seines Sohnes Hochzeit zu kommen; andre helfen den Festsaal füllen, sind aber dennoch Feinde des großen Festgebers. Dieser Mann ohne das hochzeitliche Kleid ist das Vorbild jener, welche in unsren Tagen behaupten, Christen zu sein, die aber weder den Herrn Jesum ehren, noch sein Versöhnungsopfer, noch sein heiliges Wort. Sie sind nicht im Einklang mit der Absicht des Festes, nämlich der Herrlichkeit des Herrn Jesu in seinen Heiligen. Sie kommen in die Gemeinde um des Gewinns, um der Ehre, der Mode willen, oder um den treuen Glauben andrer zu untergraben. Die Gottesfürchtigen können sie oft sehen; dieser Mann muß bemerkbar unter den Hochzeitsgästen gewesen sein. Die Verräter innerhalb der Gemeinde haben indes am meisten von dem Kommen des Königs zu fürchten. Er wird sie in einem Augenblick entdecken, eben wie der königliche Gastgeber im Gleichnis, sobald er herein kam, die Gäste zu besehen, den Mann sah, der kein hochzeitliches Kleid anhatte.
12. Und sprach zu ihm: Freunde, wie bist du herein gekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte.
Der König redete ihn freundlich genug an: Er sprach zu ihm: „Freund“. Vielleicht beabsichtigte er im Grunde nicht, den König zu beschimpfen, deshalb nannte er ihn „Freund“. Er gab vor, ein Freund zu sein, darum redete der König ihn als solchen an. Doch war es eine schwere Beleidigung, die er sich erlaubt, und er mußte davon Rechenschaft ablegen: “Wie bist du herein gekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an?“ „War es zufällig oder absichtlich? Sagte dir der Garderoben-Aufseher nicht von den Kleidern, die für alle Gäste da sind? Kamst du dir nicht vor wie ein „gesprenkelter Vogel“, wenn du alle deine Gefährten im Hochzeitsgewande sahest, während dein eignes Kleid sich schlecht für diesen Festsaal geziemte? Wenn du ein Feind bist, wie kamst du hier herein? Gab es keinen andren Ort, wo du mir trotzen konntest, als in meinem eignen Palast? Gab es keine andre Zeit für diese Beschimpfung als den Hochzeitstag meines Sohnes? Was hast du als Entschuldigung oder Erklärung deines seltsamen Verhaltens zu sagen?“ Beachtet, wie persönlich die Frage ist. Der König redet ihn an, als wenn er der einzige Anwesende sei.
Er aber verstummte. Er hatte eine gute Gelegenheit, sich zu entschuldigen, wenn er konnte; aber er war in Furcht gesetzt durch des Königs Majestät und überführt von seinem eignen Gewissen. Kein Zeugnis brauchte wider ihn gegeben zu werden; er stand vor der ganzen Gesellschaft, selbst verurteilt, offener und unleugbarer Untreue schuldig. Im Original steht, „ er hatte das Maul verbunden.“ Er mag geläufig genug geredet haben, ehe der König herein kam; aber er hatte nachher kein Wort zu sagen. Ein beredtes Stillschweigen! Warum fiel er nicht sogar da noch auf seine Kniee und bat um Vergebung für sein verwegenes Verbrechen? Ach! der Stolz machte ihn unfähig zur Buße, er wollte nicht einmal im letzten Augenblick nachgeben!
Es gibt keine Verteidigung für einen Menschen, der in der Gemeinde Christi ist, dessen Herz aber nicht zu Gott steht, wie es sollte. Der König kommt immer noch hinein, die Gäste zu besehen, welche die königliche Einladung zu seines Sohnes Hochzeit angenommen haben. Wehe denen, die Er ohne das hochzeitliche Kleid findet!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.13-14
13. Da sprach der König zu seinen Diener: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die äußerste Finsternis hinaus! da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Er hatte durchs ein Thun, wenn nicht mit Worten, gesagt: „Ich bin ein freier Mann und will thun, was mir beliebt.“ Darum sprach der König zu seinen Knechten: Bindet ihn. Fesselt ihn, laßt ihn nie wieder frei werden. Er war zu frei mit heiligen Dingen umgegangen, er hatte thatsächlich den König beschimpft, er hatte seine Hand in Empörung aufgehoben und gewagt, seinen Fuß in des Königs Palast zu setzen: „Bindet ihm Hände und Füße.“ Bereitet den Verbrecher für die Hinrichtung, gebt ihm keine Möglichkeit des Entfliehens. Er ist, wo er nicht sein sollte; nehmt ihn hinweg. Des Königs Palast ist kein Platz für Verräter. Zuweilen wird dieses Urteil des Ausschlusses von der Gemeinde vollführt, wenn Betrüger durch gerechte Zucht aus den Reihen des Volkes des Herrn ausgewiesen werden, aber es wird noch völliger ausgeführt in der Stunde des Todes. Es ist der Beachtung wert, daß das Wort für „Knechte“ hier nicht dasselbe ist, wie das in den vorhergehenden Versen. Hier bedeutet es die Engel, deren Geschäft es besonders ist, aus Christi Reich zu sammeln „alle Ärgernisse, und die da Unrecht thun“ (Kap. 13,41), „und die Bösen von den Gerechten zu scheiden“ (13,49).
Der Mann im Gleichnis hatte das Gewand des Lichts verschmäht, darum spricht der König zu seinen Knechten: “Werft ihn in die äußerste Finsternis hinaus.“ Werft ihn hinweg, wie Menschen das Unkraut über die Gartenmauer werfen oder die Vipern ins Feuer schlenkern. Werft ihn weit hinweg von dem Festsaal, wo die Fackeln brennen und die Lampen glänzen, „in die äußerste Finsternis.“ Sie wird um so finsterer für ihn sein, nun er das Licht drinnen gesehen hat. Seine dreiste Unverschämtheit verdient strenge Strafe; er ist bestimmt für einen Platz, wo Heulen und Zähneklappern sein wird. Es wird kein Ort der Buße sein, denn die dort vergossenen Thränen werden nicht solche der göttlichen Traurigkeit über die Sünde sein, sondern heiße, versengende Ströme, von Augen, die von dem Feuer des Neides und der Empörung blitzen, das in unbezwungenen Herzen brennt. Das „Zähneklappern“ zeigt die Art des „Heulens“ an. Der von Gott Verworfene knirscht die Zähne in aller Wut des getäuschten Hasses, dessen Versuch, dem Könige bei der Hochzeit seines Sohnes Unruhe anzuthun, gescheitert ist. Die, welche sich christlich nennen und dennoch in Wirklichkeit ungläubig und ungehorsam sind, werden ein Geschick wie das hier beschrieben haben. Möge der Herrn uns in Gnaden alle vor einen so furchtbaren Schicksal bewahren!
14. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Viele sind berufen: die Grenze liegt nicht hier. Wir predigen kein beschränktes Evangelium. Alle, welche das Evangelium hören, sind berufen; allein es kommt nicht mit Macht zu jedem Herzen: aber wenige sind auserwählt. Das Resultat zeigt, daß auf die eine oder andre Weise die große Masse das Hochzeitsfest versäumt, und einige wenige auserlesene Geister es finden durch die Wahl der Gnade Gottes.
Diese Worte beziehen sich natürlich auf das ganze Gleichnis. Die, welche „berufen sind“, schließen die ein, welche des Königs Einladung verwarfen, aber durch ihre Weigerung bewiesen, daß sie nicht „erwählt“ waren. Sogar unter denen, welche die Einladung annahmen, war einer, der nicht „erwählt“ war, denn er beleidigte den König in seinem eignen Palaste und zeigte seine Feindschaft durch seinen Ungehorsam gegen die königlichen Forderungen. Es gab indessen „Auserwählte“, und genügend, um den Festsaal des großen Königs zu füllen und der Hochzeit seines Sohnes gebührende Ehre anzuthun. Gesegnet sind alle, welche beim Hochzeitsmahl des Lammes sitzen werden! Möge der Schreiber dieses und alle seine Leser unter dieser auserwählten Gesellschaft sein und auf ewig die Gnade Gottes anbeten, welche sie so hoch begünstigt hat!
Er hatte durchs ein Thun, wenn nicht mit Worten, gesagt: „Ich bin ein freier Mann und will thun, was mir beliebt.“ Darum sprach der König zu seinen Knechten: Bindet ihn. Fesselt ihn, laßt ihn nie wieder frei werden. Er war zu frei mit heiligen Dingen umgegangen, er hatte thatsächlich den König beschimpft, er hatte seine Hand in Empörung aufgehoben und gewagt, seinen Fuß in des Königs Palast zu setzen: „Bindet ihm Hände und Füße.“ Bereitet den Verbrecher für die Hinrichtung, gebt ihm keine Möglichkeit des Entfliehens. Er ist, wo er nicht sein sollte; nehmt ihn hinweg. Des Königs Palast ist kein Platz für Verräter. Zuweilen wird dieses Urteil des Ausschlusses von der Gemeinde vollführt, wenn Betrüger durch gerechte Zucht aus den Reihen des Volkes des Herrn ausgewiesen werden, aber es wird noch völliger ausgeführt in der Stunde des Todes. Es ist der Beachtung wert, daß das Wort für „Knechte“ hier nicht dasselbe ist, wie das in den vorhergehenden Versen. Hier bedeutet es die Engel, deren Geschäft es besonders ist, aus Christi Reich zu sammeln „alle Ärgernisse, und die da Unrecht thun“ (Kap. 13,41), „und die Bösen von den Gerechten zu scheiden“ (13,49).
Der Mann im Gleichnis hatte das Gewand des Lichts verschmäht, darum spricht der König zu seinen Knechten: “Werft ihn in die äußerste Finsternis hinaus.“ Werft ihn hinweg, wie Menschen das Unkraut über die Gartenmauer werfen oder die Vipern ins Feuer schlenkern. Werft ihn weit hinweg von dem Festsaal, wo die Fackeln brennen und die Lampen glänzen, „in die äußerste Finsternis.“ Sie wird um so finsterer für ihn sein, nun er das Licht drinnen gesehen hat. Seine dreiste Unverschämtheit verdient strenge Strafe; er ist bestimmt für einen Platz, wo Heulen und Zähneklappern sein wird. Es wird kein Ort der Buße sein, denn die dort vergossenen Thränen werden nicht solche der göttlichen Traurigkeit über die Sünde sein, sondern heiße, versengende Ströme, von Augen, die von dem Feuer des Neides und der Empörung blitzen, das in unbezwungenen Herzen brennt. Das „Zähneklappern“ zeigt die Art des „Heulens“ an. Der von Gott Verworfene knirscht die Zähne in aller Wut des getäuschten Hasses, dessen Versuch, dem Könige bei der Hochzeit seines Sohnes Unruhe anzuthun, gescheitert ist. Die, welche sich christlich nennen und dennoch in Wirklichkeit ungläubig und ungehorsam sind, werden ein Geschick wie das hier beschrieben haben. Möge der Herrn uns in Gnaden alle vor einen so furchtbaren Schicksal bewahren!
14. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Viele sind berufen: die Grenze liegt nicht hier. Wir predigen kein beschränktes Evangelium. Alle, welche das Evangelium hören, sind berufen; allein es kommt nicht mit Macht zu jedem Herzen: aber wenige sind auserwählt. Das Resultat zeigt, daß auf die eine oder andre Weise die große Masse das Hochzeitsfest versäumt, und einige wenige auserlesene Geister es finden durch die Wahl der Gnade Gottes.
Diese Worte beziehen sich natürlich auf das ganze Gleichnis. Die, welche „berufen sind“, schließen die ein, welche des Königs Einladung verwarfen, aber durch ihre Weigerung bewiesen, daß sie nicht „erwählt“ waren. Sogar unter denen, welche die Einladung annahmen, war einer, der nicht „erwählt“ war, denn er beleidigte den König in seinem eignen Palaste und zeigte seine Feindschaft durch seinen Ungehorsam gegen die königlichen Forderungen. Es gab indessen „Auserwählte“, und genügend, um den Festsaal des großen Königs zu füllen und der Hochzeit seines Sohnes gebührende Ehre anzuthun. Gesegnet sind alle, welche beim Hochzeitsmahl des Lammes sitzen werden! Möge der Schreiber dieses und alle seine Leser unter dieser auserwählten Gesellschaft sein und auf ewig die Gnade Gottes anbeten, welche sie so hoch begünstigt hat!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.15-17
(Des Königs Feinde suchen Ihm eine Schlinge zu legen.)
(V. 15-22.)
15. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie Ihn fingen in seiner Rede.
Da gingen die Pharisäer hin. Sie müssen bemerkt haben, daß das Gleichnis von der Hochzeit, wie das von den bösen Weingärtnern, gegen sie gesprochen war. Unsres Herrn Worte brachten sie indes nicht zur Buße, sondern mehrten nur ihre Bosheit und ihren Haß gegen Ihn. Ihre Herzen waren verhärtet und ihre Gewissen versiegelt; so hielten sie Rat, wie sie Ihn fingen in seiner Rede. Sie wollten nicht anerkennen, daß Christus die Weisheit Gottes und die Macht Gottes war; hätten sie das gethan, so hätten sie die unmögliche Aufgabe nicht versucht. Sie sahen, daß es schwierig war, Jesum in seiner Rede zu fangen, und deshalb „hielten sie Rat“, wie sie es bewerkstelligen wollten. Wenn Er so fehlerhaft gewesen, wie wir es sind, so hätte es ihnen gelingen können, denn Leute, die uns in unsrer Rede zu fangen wünschen, brauchen nicht viel zu beratschlagen, wie sie es zu thun haben.
Dieser Vorfall lehrt uns, daß Menschen ebenso genau und formell sein können, wie dieser Pharisäer es waren, und doch mit Überlegung daran gehen können, einem Gegner eine Schlinge zu legen. Große, äußerliche Religiosität kann mit der niedrigsten Gesinnung verbunden sein.
16. Und sandten zu Ihm ihre Jünger samt Herodes Dienern, und sprachen: Meister, wir wissen, daß Du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und Du fragst nach niemand; denn Du achtest nicht das Ansehen der Menschen.
Sie sandten zu Ihm ihre Jünger; sie schämten sich wahrscheinlich wieder vor Christo zu erscheinen, nachdem Er ihr Verhalten gegen Ihn als des Königs Sohn so bloßgestellt hatte. Sie sandten eine auserlesene Zahl ihrer Jünger ab, in der Hoffnung, daß den Schülern gelingen könnte, was den Lehrern mißlungen war. Mit Herodes Dienern: die Jünger der Pharisäer sollten verstärkt werden durch eine Anzahl aus der entgegengesetzten Partei der Feinde Christi. Die vereinte Schar konnte von verschiedenen Seiten gegen Jesum arbeiten. Die Pharisäer haßten die Herrschaft einer ausländischen Macht, während die Herodianer die Oberherrschaft des Kaisers befürworteten. Verschieden, wie diese zwei Parteien waren, selbst bis zu gegenseitigem Haß, legten sie doch auf eine Zeitlang ihre eignen Streitigkeiten bei, um unsren Herrn in der einen oder andren Weise zu fangen.
Sie begannen mit schönen Worten. Sie redeten Jesum mit einem achtungsvollen Titel an: “Meister.“ Sie brauchten das Wort nur in der Heuchelei, aber sie behaupteten, Ihn als einen Lehrer des Gesetzes zu betrachten und als eine Autorität in streitigen Punkten der Lehre oder der Praxis. Sie gaben auch seine Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit zu: “Wir wissen, daß Du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht.“ Sie priesen ferner seine Furchtlosigkeit: “Du fragst nach niemand.“ Dann lobten sie seine Unparteilichkeit: “Denn Du achtest nicht das Ansehen der Menschen.“ „Du wirst sprechen ohne Rücksicht auf das, was der Kaiser oder Pilatus oder Herodes, oder irgend einer von uns denken oder sagen oder thun mag.“ Sie versuchten Ihn sicher zu machen durch ihre Schmeicheleien. Alles, was sie sagten, war wahr; aber sie meinten es nicht so. Von ihren Lippen war es betrügerische Schmeichelei. Laßt uns beachten, daß, wenn böse Menschen sehr laut loben, sie gewöhnlich etwas Schlechtes gegen uns beabsichtigen. Sie schwänzeln und schmeicheln, um uns zu betrügen und zu Grunde zu richten.
17. Darum sage uns, was dünkt Dich, ist es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe oder nicht?
“Darum sage uns“: weil Du wahrhaft bist, weil Du den Weg Gottes recht lehrest, weil Du nach keiner menschlichen Meinung fragst, wenn Du selbst im Rechte bist, sondern es wagst, die Wahrheit zu sprechen, ob man sie hören will oder nicht; sage uns deshalb: “Was dünkt dich?“ „Uns liegt viel daran, Deine Meinung zu haben über diesen wichtigen Punkt, in betreff dessen die einen dies, die andren das lehren. Es ist eine Sache von großem, öffentlichem Interesse; jedermann spricht darüber. Sie muß von einem so gelehrten Lehrer, wie Du es bist, nach allen Seiten hin erwogen sein, und wir möchten gern Deine Meinung darüber wissen: Was dünkt Dich?“ Die lieben Unschuldigen! Sie brauchten sehr den Unterricht von Ihm! Die ganze Zeit, während sie sprachen, freuten sie sich innerlich über den Triumph, dessen sie sicher waren, wenn Er durch jede Antwort, die Er gab, und selbst durch sein Schweigen, die Feindschaft der einen oder der andren Partei des Volkes reizen mußte.
Hier ist die Frage, die sie unsrem Herrn vorlegten: “Ist es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe oder nicht?“ Sie bezog sich auf die jährliche Kopfsteuer, die von den Römern aufgelegt und die Ursache großen Unwillens unter den Juden war und zu häufigen Aufständen geführt hatte. Judas von Galiläa (Apg. 5,37), einer von den vielen falschen Christi, hatte gelehrt, daß es nicht recht sei, dem Kaiser Zins zu geben, und war bei seiner Empörung gegen Rom umgekommen. Die, welche Christum befragten, mögen gehofft haben, daß ein solches Schicksal Ihn auch treffen könne.
Ihre Frage war in vieler Weise eine zarte und schwierige. Jede Antwort, welche es auch sei, konnte voll von Punkten sein, durch welche seine Feinde Ihn zu fangen hofften. Wenn Er sagte: „Es ist recht,“ so wollten sie Ihn anklagen als Bundesgenossen des Bedrückers seines Volks und Verräter an der Theokratie, mit der sie prahlten, obwohl sie thatsächlich die göttliche Herrschaft abgeworfen hatten. Wenn Er gesagt hätte: „Es ist nicht recht, so konnten sie Ihn vor dem römischen Landpfleger anklagen als einen, der das Volk zur Empörung reizte. Dies war in der That eine der falschen Anklagen, die gegen Jesum vorgebracht wurde, als Er vor Pilatus stand: „Diesen finden wir, daß Er das Volk abwendet, und verbietet, den Schoß dem Kaiser zu geben, und spricht, Er sei Christus, ein König.“ Wenn Er still schwieg, so wollten sie Ihm vorrücken, daß Er ein Feigling sei, der nicht zu sagen wagte, was Er dächte, um seine Hörer nicht zu beleidigen. Sehr geschickt war das Netz ausgespannt; aber die, welche es so listig machten und bereiteten, dachten wenig daran, daß sie nur eine Schlinge legten, in der sie selbst gefangen würden. So geschieht es oft, wie David sagt: „Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände.“
(V. 15-22.)
15. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie Ihn fingen in seiner Rede.
Da gingen die Pharisäer hin. Sie müssen bemerkt haben, daß das Gleichnis von der Hochzeit, wie das von den bösen Weingärtnern, gegen sie gesprochen war. Unsres Herrn Worte brachten sie indes nicht zur Buße, sondern mehrten nur ihre Bosheit und ihren Haß gegen Ihn. Ihre Herzen waren verhärtet und ihre Gewissen versiegelt; so hielten sie Rat, wie sie Ihn fingen in seiner Rede. Sie wollten nicht anerkennen, daß Christus die Weisheit Gottes und die Macht Gottes war; hätten sie das gethan, so hätten sie die unmögliche Aufgabe nicht versucht. Sie sahen, daß es schwierig war, Jesum in seiner Rede zu fangen, und deshalb „hielten sie Rat“, wie sie es bewerkstelligen wollten. Wenn Er so fehlerhaft gewesen, wie wir es sind, so hätte es ihnen gelingen können, denn Leute, die uns in unsrer Rede zu fangen wünschen, brauchen nicht viel zu beratschlagen, wie sie es zu thun haben.
Dieser Vorfall lehrt uns, daß Menschen ebenso genau und formell sein können, wie dieser Pharisäer es waren, und doch mit Überlegung daran gehen können, einem Gegner eine Schlinge zu legen. Große, äußerliche Religiosität kann mit der niedrigsten Gesinnung verbunden sein.
16. Und sandten zu Ihm ihre Jünger samt Herodes Dienern, und sprachen: Meister, wir wissen, daß Du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und Du fragst nach niemand; denn Du achtest nicht das Ansehen der Menschen.
Sie sandten zu Ihm ihre Jünger; sie schämten sich wahrscheinlich wieder vor Christo zu erscheinen, nachdem Er ihr Verhalten gegen Ihn als des Königs Sohn so bloßgestellt hatte. Sie sandten eine auserlesene Zahl ihrer Jünger ab, in der Hoffnung, daß den Schülern gelingen könnte, was den Lehrern mißlungen war. Mit Herodes Dienern: die Jünger der Pharisäer sollten verstärkt werden durch eine Anzahl aus der entgegengesetzten Partei der Feinde Christi. Die vereinte Schar konnte von verschiedenen Seiten gegen Jesum arbeiten. Die Pharisäer haßten die Herrschaft einer ausländischen Macht, während die Herodianer die Oberherrschaft des Kaisers befürworteten. Verschieden, wie diese zwei Parteien waren, selbst bis zu gegenseitigem Haß, legten sie doch auf eine Zeitlang ihre eignen Streitigkeiten bei, um unsren Herrn in der einen oder andren Weise zu fangen.
Sie begannen mit schönen Worten. Sie redeten Jesum mit einem achtungsvollen Titel an: “Meister.“ Sie brauchten das Wort nur in der Heuchelei, aber sie behaupteten, Ihn als einen Lehrer des Gesetzes zu betrachten und als eine Autorität in streitigen Punkten der Lehre oder der Praxis. Sie gaben auch seine Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit zu: “Wir wissen, daß Du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht.“ Sie priesen ferner seine Furchtlosigkeit: “Du fragst nach niemand.“ Dann lobten sie seine Unparteilichkeit: “Denn Du achtest nicht das Ansehen der Menschen.“ „Du wirst sprechen ohne Rücksicht auf das, was der Kaiser oder Pilatus oder Herodes, oder irgend einer von uns denken oder sagen oder thun mag.“ Sie versuchten Ihn sicher zu machen durch ihre Schmeicheleien. Alles, was sie sagten, war wahr; aber sie meinten es nicht so. Von ihren Lippen war es betrügerische Schmeichelei. Laßt uns beachten, daß, wenn böse Menschen sehr laut loben, sie gewöhnlich etwas Schlechtes gegen uns beabsichtigen. Sie schwänzeln und schmeicheln, um uns zu betrügen und zu Grunde zu richten.
17. Darum sage uns, was dünkt Dich, ist es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe oder nicht?
“Darum sage uns“: weil Du wahrhaft bist, weil Du den Weg Gottes recht lehrest, weil Du nach keiner menschlichen Meinung fragst, wenn Du selbst im Rechte bist, sondern es wagst, die Wahrheit zu sprechen, ob man sie hören will oder nicht; sage uns deshalb: “Was dünkt dich?“ „Uns liegt viel daran, Deine Meinung zu haben über diesen wichtigen Punkt, in betreff dessen die einen dies, die andren das lehren. Es ist eine Sache von großem, öffentlichem Interesse; jedermann spricht darüber. Sie muß von einem so gelehrten Lehrer, wie Du es bist, nach allen Seiten hin erwogen sein, und wir möchten gern Deine Meinung darüber wissen: Was dünkt Dich?“ Die lieben Unschuldigen! Sie brauchten sehr den Unterricht von Ihm! Die ganze Zeit, während sie sprachen, freuten sie sich innerlich über den Triumph, dessen sie sicher waren, wenn Er durch jede Antwort, die Er gab, und selbst durch sein Schweigen, die Feindschaft der einen oder der andren Partei des Volkes reizen mußte.
Hier ist die Frage, die sie unsrem Herrn vorlegten: “Ist es recht, daß man dem Kaiser Zins gebe oder nicht?“ Sie bezog sich auf die jährliche Kopfsteuer, die von den Römern aufgelegt und die Ursache großen Unwillens unter den Juden war und zu häufigen Aufständen geführt hatte. Judas von Galiläa (Apg. 5,37), einer von den vielen falschen Christi, hatte gelehrt, daß es nicht recht sei, dem Kaiser Zins zu geben, und war bei seiner Empörung gegen Rom umgekommen. Die, welche Christum befragten, mögen gehofft haben, daß ein solches Schicksal Ihn auch treffen könne.
Ihre Frage war in vieler Weise eine zarte und schwierige. Jede Antwort, welche es auch sei, konnte voll von Punkten sein, durch welche seine Feinde Ihn zu fangen hofften. Wenn Er sagte: „Es ist recht,“ so wollten sie Ihn anklagen als Bundesgenossen des Bedrückers seines Volks und Verräter an der Theokratie, mit der sie prahlten, obwohl sie thatsächlich die göttliche Herrschaft abgeworfen hatten. Wenn Er gesagt hätte: „Es ist nicht recht, so konnten sie Ihn vor dem römischen Landpfleger anklagen als einen, der das Volk zur Empörung reizte. Dies war in der That eine der falschen Anklagen, die gegen Jesum vorgebracht wurde, als Er vor Pilatus stand: „Diesen finden wir, daß Er das Volk abwendet, und verbietet, den Schoß dem Kaiser zu geben, und spricht, Er sei Christus, ein König.“ Wenn Er still schwieg, so wollten sie Ihm vorrücken, daß Er ein Feigling sei, der nicht zu sagen wagte, was Er dächte, um seine Hörer nicht zu beleidigen. Sehr geschickt war das Netz ausgespannt; aber die, welche es so listig machten und bereiteten, dachten wenig daran, daß sie nur eine Schlinge legten, in der sie selbst gefangen würden. So geschieht es oft, wie David sagt: „Der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände.“
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.18-22
18. Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach Er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?
Unser großer, gedankenlesender König ließ sich nicht täuschen, weder durch ihre Schmeichelei, noch durch ihre listigen Fragen. “Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit,“ denn das war es in hohem Grade. Bosheit und Betrug wollten seinen Sturz bewirken; aber Er durchschaute die List der Feinde und nahm die Bosheit wahr, die sie trieb, Ihn so anzugreifen. Zuschauer mochten die Bosheit nicht bemerkt haben, und unsres Herrn Jünger mögen sich beunruhigt haben über das, was Er antworten würde; aber wie in allen schwierigen Umständen wußte Jesus, was Er thun wollte. Wahrscheinlich erwarteten nicht einmal seine Feinde eine solche Frage, wie Er sie ihnen jetzt vorlegte: “Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?“ Sie hofften, ihre wirkliche Absicht so klug verhüllt zu haben, daß sie überrascht sein mußten, als die Maske so rasch von ihrem Gesicht gezogen wurde, und sie dem Auge des Volkes in ihrem wahren Charakter als „Heuchler“ bloßgestellt wurden. Jesus verglich sie mit Schauspielern, Betrügern, Menschen, die in der Absicht, zu täuschen, eine falsche Rolle spielen. Richtig benannte Er sie, und weislich sprach Er zu ihnen: „Was versucht ihr mich?“ Es ist, als wollte Er sagen: „Ihr seht, ich bin nicht durch eure falschen und schmeichlerischen Reden getäuscht, ich kann die Bosheit lesen, die in eurem Herzen ist; ihr seid ganz machtlos vor mir, wenn es mir gefällt, euch zu behandeln, wie ich es thun kann. Was können arme, winzige Geschöpfe, wie ihr seid, gegen mich thun? Warum versucht ihr mich?“ Es ist unendliche Verachtung in unsres Heilandes Frage, und dennoch ist ein verborgener Ton des Mitleids darin, selbst für die, welche es nicht verdienten: “Warum versucht ihr mich? Habe ich euch irgend eine Ursache gegeben, weshalb ihr sucht, mich in einer Schlinge zu fangen? Warum seid ihr so thöricht, Fragen zu thun, die zu eurem eignen Schaden sein müssen?“
Wenn Menschen große Ehrfurcht vor Jesu vorgeben und dann suchen, durch irrige Lehre oder ihre fälschlich sogenannte Wissenschaft sein Evangelium umzustürzen, so sind sie niedrige Heuchler.
19. Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten Ihm einen Groschen dar.
Nachdem Er ihre Thorheit und Heuchelei bloßgestellt, fährt Jesus weiter fort und läßt sie öffentlich zu schanden werden. Er sprach zu ihnen: “Weiset mir die Zinsmünze.“ Diese Forderung von seiner Seite und ihre Erfüllung derselben machte die ganze Sache lebendiger und eindringlicher für die Umstehenden. Wenn etwas zu sehen und zu handhaben da ist, so wird eine Lehre schlagender. Unser Herr bat sie, Ihm die Münze zu zeigen, die gewöhnlich für die Kopfsteuer bezahlt wurde; und sie reichten Ihm einen Groschen dar, einen Denarius. Diese Münze war der tägliche Lohn eines römischen Soldaten, und im Gleichnis vom Weinberg war sie als der Tagelohn eines Arbeiters dargestellt. Hätten diese Menschen erraten, wozu Jesus den Denarius gebrauchen würde, so hätten sie Ihm nicht so schnell einen verschafft. Sie kauften ihre eigne Verwirrung mit dieser Münze. Sie konnten später nie auf diese Zinsmünze blicken, ohne daran zu denken, wie sie zurückgeschlagen waren in ihrem Versuch, den gehaßten Nazarener ins einer Rede zu fangen.
20. 21. Und Er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu Ihm: Des Kaisers. Da sprach Er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!
Er that eine andre Frage, damit sie helfen möchten, sich selber zu antworten. Er sprach zu ihnen: „Wes ist das Bild und die Überschrift?“ Oder vielmehr, die Inschrift. Vor ihnen war das Bild und die Inschrift des römischen Kaisers auf dem Geldstück, aber Er wollte, daß sie dies sagten, darum fragt Er: „Wes ist dies?“ Die jüdischen Rabbiner lehrten: „wenn eines Königs Münze in einem Lande gangbar ist, so legen die Einwohner des Landes damit Zeugnis ab, daß sie ihn als ihren Herrn anerkennen.“
Wenn wir mit ungöttlichen Menschen zu thun haben, ist es gut, wenn wir sie zu ihren eignen Anklägern machen können.
Sie sprachen zu Ihm: „Des Kaisers.“ Keine andre Antwort war möglich. Dieser Zinsgroschen war nicht ein Sekel jüdischer Münze, sondern Geld des römischen Reiches. Dies war ein klarer Beweis, daß sie, ob es ihnen gefiel oder nicht, römische Unterthanen waren und der Kaiser ihr Herrscher. Was mußte daraus folgen, als daß sie ihrem anerkannten Herrscher das Seine geben sollten? Da sprach Er zu ihnen: „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Was dem Kaiser gehört, muß ihm gegeben werden. Jesus sagte nicht, was des Kaisers war, die Münze selber entschied die Frage des Zinszahlens. Seine Erwiderung schloß alle Pflichten treuer Unterthanen gegen den Herrscher, unter dessen Gerichtsbarkeit sie leben, ein, aber dies berührte nicht die Herrschaft Gottes. Jehovah hatte die Herrschaft über Gewissen und Herzen, und sie mußten dahin sehen, daß, wie der Kaiser das Seine bekam, so Gott auch das Seine erhielt. Gebet deshalb “Gott, was Gottes ist.“ Dies war keine ausweichende Antwort von seiten Christi; sie war voll Bedeutung und traf den rechten Punkt, und doch war sie so gehalten, daß weder Pharisäer noch Herodianer sie zu Parteizwecken benutzen konnten, oder für ihre elende Absicht, Jesum in seiner Rede zu fangen. Keine der beiden Sekten gewann einen Groschen durch ihren Groschen.
Für uns ist die Lehre dieses Vorfalls die, daß der Staat seine Sphäre hat, und wir unsre Pflichten gegen ihn erfüllen sollen; aber dabei nicht vergessen müssen, daß Gott seinen Thron hat, und wir dem Erdenreich nicht verstatten dürfen, uns zu Verrätern des Himmelreichs zu machen. Der Kaiser muß seinen Platz behalten, und keineswegs darüber hinaus gehen; aber Gott muß die geistliche Herrschaft für sich allein haben.
22. Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen Ihn und gingen davon.
Sie hatten noch einigen Verstand übrig, wenn sie auch kein Gefühl hatten. Sie sahen, daß ihr Anschlag schimpflich mißlungen war; sie verwunderten sich über die Weisheit, womit Christus ihre List zu schaden gemacht hatte. Sie wußten, daß es hoffnungslos sei, den Kampf fortzuführen, darum “ließen sie Ihn und gingen ihres Weges.“ Ihr Weg war nicht sein Weg. Sie hatten in ihrer Schmeichelrede schon zugegeben, daß Er den Weg Gottes recht lehrte; und nun vollendeten sie ihre eigne Verurteilung, indem sie Ihn verließen und ihren eignen Weg gingen.
Herr, behüte uns davor, ihrem bösen Beispiel zu folgen! Mögen wir lieber Christo anhangen und seinen Weg gehen!
Unser großer, gedankenlesender König ließ sich nicht täuschen, weder durch ihre Schmeichelei, noch durch ihre listigen Fragen. “Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit,“ denn das war es in hohem Grade. Bosheit und Betrug wollten seinen Sturz bewirken; aber Er durchschaute die List der Feinde und nahm die Bosheit wahr, die sie trieb, Ihn so anzugreifen. Zuschauer mochten die Bosheit nicht bemerkt haben, und unsres Herrn Jünger mögen sich beunruhigt haben über das, was Er antworten würde; aber wie in allen schwierigen Umständen wußte Jesus, was Er thun wollte. Wahrscheinlich erwarteten nicht einmal seine Feinde eine solche Frage, wie Er sie ihnen jetzt vorlegte: “Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?“ Sie hofften, ihre wirkliche Absicht so klug verhüllt zu haben, daß sie überrascht sein mußten, als die Maske so rasch von ihrem Gesicht gezogen wurde, und sie dem Auge des Volkes in ihrem wahren Charakter als „Heuchler“ bloßgestellt wurden. Jesus verglich sie mit Schauspielern, Betrügern, Menschen, die in der Absicht, zu täuschen, eine falsche Rolle spielen. Richtig benannte Er sie, und weislich sprach Er zu ihnen: „Was versucht ihr mich?“ Es ist, als wollte Er sagen: „Ihr seht, ich bin nicht durch eure falschen und schmeichlerischen Reden getäuscht, ich kann die Bosheit lesen, die in eurem Herzen ist; ihr seid ganz machtlos vor mir, wenn es mir gefällt, euch zu behandeln, wie ich es thun kann. Was können arme, winzige Geschöpfe, wie ihr seid, gegen mich thun? Warum versucht ihr mich?“ Es ist unendliche Verachtung in unsres Heilandes Frage, und dennoch ist ein verborgener Ton des Mitleids darin, selbst für die, welche es nicht verdienten: “Warum versucht ihr mich? Habe ich euch irgend eine Ursache gegeben, weshalb ihr sucht, mich in einer Schlinge zu fangen? Warum seid ihr so thöricht, Fragen zu thun, die zu eurem eignen Schaden sein müssen?“
Wenn Menschen große Ehrfurcht vor Jesu vorgeben und dann suchen, durch irrige Lehre oder ihre fälschlich sogenannte Wissenschaft sein Evangelium umzustürzen, so sind sie niedrige Heuchler.
19. Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten Ihm einen Groschen dar.
Nachdem Er ihre Thorheit und Heuchelei bloßgestellt, fährt Jesus weiter fort und läßt sie öffentlich zu schanden werden. Er sprach zu ihnen: “Weiset mir die Zinsmünze.“ Diese Forderung von seiner Seite und ihre Erfüllung derselben machte die ganze Sache lebendiger und eindringlicher für die Umstehenden. Wenn etwas zu sehen und zu handhaben da ist, so wird eine Lehre schlagender. Unser Herr bat sie, Ihm die Münze zu zeigen, die gewöhnlich für die Kopfsteuer bezahlt wurde; und sie reichten Ihm einen Groschen dar, einen Denarius. Diese Münze war der tägliche Lohn eines römischen Soldaten, und im Gleichnis vom Weinberg war sie als der Tagelohn eines Arbeiters dargestellt. Hätten diese Menschen erraten, wozu Jesus den Denarius gebrauchen würde, so hätten sie Ihm nicht so schnell einen verschafft. Sie kauften ihre eigne Verwirrung mit dieser Münze. Sie konnten später nie auf diese Zinsmünze blicken, ohne daran zu denken, wie sie zurückgeschlagen waren in ihrem Versuch, den gehaßten Nazarener ins einer Rede zu fangen.
20. 21. Und Er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu Ihm: Des Kaisers. Da sprach Er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!
Er that eine andre Frage, damit sie helfen möchten, sich selber zu antworten. Er sprach zu ihnen: „Wes ist das Bild und die Überschrift?“ Oder vielmehr, die Inschrift. Vor ihnen war das Bild und die Inschrift des römischen Kaisers auf dem Geldstück, aber Er wollte, daß sie dies sagten, darum fragt Er: „Wes ist dies?“ Die jüdischen Rabbiner lehrten: „wenn eines Königs Münze in einem Lande gangbar ist, so legen die Einwohner des Landes damit Zeugnis ab, daß sie ihn als ihren Herrn anerkennen.“
Wenn wir mit ungöttlichen Menschen zu thun haben, ist es gut, wenn wir sie zu ihren eignen Anklägern machen können.
Sie sprachen zu Ihm: „Des Kaisers.“ Keine andre Antwort war möglich. Dieser Zinsgroschen war nicht ein Sekel jüdischer Münze, sondern Geld des römischen Reiches. Dies war ein klarer Beweis, daß sie, ob es ihnen gefiel oder nicht, römische Unterthanen waren und der Kaiser ihr Herrscher. Was mußte daraus folgen, als daß sie ihrem anerkannten Herrscher das Seine geben sollten? Da sprach Er zu ihnen: „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Was dem Kaiser gehört, muß ihm gegeben werden. Jesus sagte nicht, was des Kaisers war, die Münze selber entschied die Frage des Zinszahlens. Seine Erwiderung schloß alle Pflichten treuer Unterthanen gegen den Herrscher, unter dessen Gerichtsbarkeit sie leben, ein, aber dies berührte nicht die Herrschaft Gottes. Jehovah hatte die Herrschaft über Gewissen und Herzen, und sie mußten dahin sehen, daß, wie der Kaiser das Seine bekam, so Gott auch das Seine erhielt. Gebet deshalb “Gott, was Gottes ist.“ Dies war keine ausweichende Antwort von seiten Christi; sie war voll Bedeutung und traf den rechten Punkt, und doch war sie so gehalten, daß weder Pharisäer noch Herodianer sie zu Parteizwecken benutzen konnten, oder für ihre elende Absicht, Jesum in seiner Rede zu fangen. Keine der beiden Sekten gewann einen Groschen durch ihren Groschen.
Für uns ist die Lehre dieses Vorfalls die, daß der Staat seine Sphäre hat, und wir unsre Pflichten gegen ihn erfüllen sollen; aber dabei nicht vergessen müssen, daß Gott seinen Thron hat, und wir dem Erdenreich nicht verstatten dürfen, uns zu Verrätern des Himmelreichs zu machen. Der Kaiser muß seinen Platz behalten, und keineswegs darüber hinaus gehen; aber Gott muß die geistliche Herrschaft für sich allein haben.
22. Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen Ihn und gingen davon.
Sie hatten noch einigen Verstand übrig, wenn sie auch kein Gefühl hatten. Sie sahen, daß ihr Anschlag schimpflich mißlungen war; sie verwunderten sich über die Weisheit, womit Christus ihre List zu schaden gemacht hatte. Sie wußten, daß es hoffnungslos sei, den Kampf fortzuführen, darum “ließen sie Ihn und gingen ihres Weges.“ Ihr Weg war nicht sein Weg. Sie hatten in ihrer Schmeichelrede schon zugegeben, daß Er den Weg Gottes recht lehrte; und nun vollendeten sie ihre eigne Verurteilung, indem sie Ihn verließen und ihren eignen Weg gingen.
Herr, behüte uns davor, ihrem bösen Beispiel zu folgen! Mögen wir lieber Christo anhangen und seinen Weg gehen!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.23-29
(Der König und die Sadduzäer. V. 23-33.)
23. An demselbigen Tage traten zu Ihm die Sadduzäer, die da halten, es sei keine Auferstehung, und fragten Ihn.
An demselbigen Tage: es gab keine Ruhe für Jesum; sobald die eine Reihe der Feinde hinweg getrieben war, marschierte eine andre auf, Ihn anzugreifen. Er hatte die Pharisäer und Herodianer zum Schweigen gebracht; nun kamen die Sadduzäer zu Ihm, die liberalen Kirchenmänner, die Rationalisten jener Zeit, die da halten, es sei keine Auferstehung. Sie verwarfen sehr viel mehr von der Schriftlehre als diesen einen Punkt von der Auferstehung, aber dieser wird hier besonders erwähnt, weil er der Gegenstand war, bei dem sie den Heiland zu verstricken oder zu verwirren hofften. Die Sadduzäer „halten, es sei keine Auferstehung,“ dennoch kamen sie zu Jesu, um zu fragen, was bei einem gewissen Falle „in der Auferstehung“ geschehen würde. Sie dachten augenscheinlich, daß sie einen Fall vorlegen könnten, welcher die Lehre von der Auferstehung der Toten in Verachtung bringen würde. Sie hätten sich warnen lassen sollen durch die Erfahrung der Pharisäer und Herodianer, aber ohne Zweifel fühlten sie sich so sicher in ihrer eignen Stellung, daß sie Erfolg erwarteten, obwohl es den andren so sichtlich fehlgeschlagen war.
24. Und sprachen: Meister, Mose hat gesagt: So einer stirbt und hat nicht Kinder, so soll sein Bruder sein Weib freien und seinem Bruder Samen erwecken.
“Meister;“ sie kamen mit vorgeblicher Achtung vor den großen „Lehrer.“ Sie waren ebenso höflich als die vorige Reihe der Angreifer; aber wie jene hatten sie doch Krieg im Sinn, obgleich ihr Mund glatter war denn Butter, und ihre Worte gelinder waren denn Öl, waren sie doch bloße Schwerter. (Ps. 55,22.)
“Mose hat gesagt.“ Sie gaben den Inhalt, obwohl nicht die genauen Worte, die im 5. Buch Mose 25,5 stehen. Das Gesetz Mose erkannte in dieser wie in mancher andren Sache existierende Sitten an und schrieb gewisse Regeln dafür vor. Es wurde als ein so großen Unglück betrachtet, wenn ein Mann starb, ohne ein Kind zu hinterlassen, welches seinen Namen trug und sein Erbteil empfing, daß die Juden meinten, jedes mögliche Mittel müsse gebraucht werden, um dies zu verhüten. Die hier beschriebene Sitte herrscht bis auf diesen Tag unter verschiedenen orientalischen Nationen.
25-28. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freite und starb; und dieweil er nicht Samen hatte, ließ er sein Weib seinem Bruder; desselben gleichen der andre und der dritte bis an den siebenten. Zuletzt nach allen starb auch das Weib. Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.
Diese Sadduzäer mögen einen solchen Fall wie den vorliegenden gekannt haben, obwohl er ungemein unwahrscheinlich ist. Wahrscheinlicher war es jedoch eine von den vorrätigen Geschichten, die sie zu erzählen pflegten, um die Auferstehung lächerlich zu machen. Sie hatten keinen Glauben an geistliche Wesen, deshalb nahmen sie an, wenn ein künftiger Zustand wäre, so würde er dem gegenwärtigen ähnlich sein. Nachdem sie den Fall dargelegt hatten, stellten sie an den Heiland die Frage: “Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt?“ Ohne Zweifel dachten sie, diese Frage würde Christum in Verwirrung bringen, wie andre, denen sie vorgelegt war, aber für Ihn war es nicht schwieriger, diese zu beantworten, als die der früheren Fragenden.
29. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes.
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: „Ihr irret.“ Der Irrtum fand sich nicht bei Ihm, sondern bei ihnen. Ihr vermeintlicher Beweisgrund ruhte auf ihren eignen irrigen Vorstellungen von der unsichtbaren Welt; und als das Licht des Wortes über ihre sieben Strohmänner ergossen ward, zerflossen sie in dünne Luft. Die Antwort für Gegner, Zweifler, Ungläubige mag noch heute in unsres Herrn Worten gegeben werden: “Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes.“ Diese Sadduzäer dachten, sie hätten eine Schwierigkeit in der Schrift gefunden, aber ihr Irrtum rührte daher, daß sie „die Schrift nicht wußten.“ Dies ist die Wurzel von fast allem Irrtum: Unkenntnis des inspirierten Wortes Gottes. Diese Männer waren mit dem Buchstaben bekannt, aber sie kannten die Schrift nicht wirklich, sonst hätten sie dort reichliche Offenbarungen über die Auferstehung gefunden.
Ihr Irrtum entsprang auch aus Unkenntnis der „Kraft Gottes.“ Die Auferstehung der Toten ist einer der größten Beweise der Kraft Gottes, bei dem alle Dinge möglich sind. Diese Sadduzäer beschränkten den Heiligen Israels in ihrer Unwissenheit oder ihrem Leugnen seiner Kraft. Was ist in der Auferstehung, das dem Manne unglaublich ist, der „die Kraft Gottes“ kennt? Gewiß, Der, welcher alle Dinge durch das Wort seiner Kraft erschuf, kann durch diese selbe Kraft die Toten zu der von Ihm bestimmten Zeit auferwecken.
23. An demselbigen Tage traten zu Ihm die Sadduzäer, die da halten, es sei keine Auferstehung, und fragten Ihn.
An demselbigen Tage: es gab keine Ruhe für Jesum; sobald die eine Reihe der Feinde hinweg getrieben war, marschierte eine andre auf, Ihn anzugreifen. Er hatte die Pharisäer und Herodianer zum Schweigen gebracht; nun kamen die Sadduzäer zu Ihm, die liberalen Kirchenmänner, die Rationalisten jener Zeit, die da halten, es sei keine Auferstehung. Sie verwarfen sehr viel mehr von der Schriftlehre als diesen einen Punkt von der Auferstehung, aber dieser wird hier besonders erwähnt, weil er der Gegenstand war, bei dem sie den Heiland zu verstricken oder zu verwirren hofften. Die Sadduzäer „halten, es sei keine Auferstehung,“ dennoch kamen sie zu Jesu, um zu fragen, was bei einem gewissen Falle „in der Auferstehung“ geschehen würde. Sie dachten augenscheinlich, daß sie einen Fall vorlegen könnten, welcher die Lehre von der Auferstehung der Toten in Verachtung bringen würde. Sie hätten sich warnen lassen sollen durch die Erfahrung der Pharisäer und Herodianer, aber ohne Zweifel fühlten sie sich so sicher in ihrer eignen Stellung, daß sie Erfolg erwarteten, obwohl es den andren so sichtlich fehlgeschlagen war.
24. Und sprachen: Meister, Mose hat gesagt: So einer stirbt und hat nicht Kinder, so soll sein Bruder sein Weib freien und seinem Bruder Samen erwecken.
“Meister;“ sie kamen mit vorgeblicher Achtung vor den großen „Lehrer.“ Sie waren ebenso höflich als die vorige Reihe der Angreifer; aber wie jene hatten sie doch Krieg im Sinn, obgleich ihr Mund glatter war denn Butter, und ihre Worte gelinder waren denn Öl, waren sie doch bloße Schwerter. (Ps. 55,22.)
“Mose hat gesagt.“ Sie gaben den Inhalt, obwohl nicht die genauen Worte, die im 5. Buch Mose 25,5 stehen. Das Gesetz Mose erkannte in dieser wie in mancher andren Sache existierende Sitten an und schrieb gewisse Regeln dafür vor. Es wurde als ein so großen Unglück betrachtet, wenn ein Mann starb, ohne ein Kind zu hinterlassen, welches seinen Namen trug und sein Erbteil empfing, daß die Juden meinten, jedes mögliche Mittel müsse gebraucht werden, um dies zu verhüten. Die hier beschriebene Sitte herrscht bis auf diesen Tag unter verschiedenen orientalischen Nationen.
25-28. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freite und starb; und dieweil er nicht Samen hatte, ließ er sein Weib seinem Bruder; desselben gleichen der andre und der dritte bis an den siebenten. Zuletzt nach allen starb auch das Weib. Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.
Diese Sadduzäer mögen einen solchen Fall wie den vorliegenden gekannt haben, obwohl er ungemein unwahrscheinlich ist. Wahrscheinlicher war es jedoch eine von den vorrätigen Geschichten, die sie zu erzählen pflegten, um die Auferstehung lächerlich zu machen. Sie hatten keinen Glauben an geistliche Wesen, deshalb nahmen sie an, wenn ein künftiger Zustand wäre, so würde er dem gegenwärtigen ähnlich sein. Nachdem sie den Fall dargelegt hatten, stellten sie an den Heiland die Frage: “Nun in der Auferstehung, wessen Weib wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt?“ Ohne Zweifel dachten sie, diese Frage würde Christum in Verwirrung bringen, wie andre, denen sie vorgelegt war, aber für Ihn war es nicht schwieriger, diese zu beantworten, als die der früheren Fragenden.
29. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes.
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: „Ihr irret.“ Der Irrtum fand sich nicht bei Ihm, sondern bei ihnen. Ihr vermeintlicher Beweisgrund ruhte auf ihren eignen irrigen Vorstellungen von der unsichtbaren Welt; und als das Licht des Wortes über ihre sieben Strohmänner ergossen ward, zerflossen sie in dünne Luft. Die Antwort für Gegner, Zweifler, Ungläubige mag noch heute in unsres Herrn Worten gegeben werden: “Ihr irret und wisset die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes.“ Diese Sadduzäer dachten, sie hätten eine Schwierigkeit in der Schrift gefunden, aber ihr Irrtum rührte daher, daß sie „die Schrift nicht wußten.“ Dies ist die Wurzel von fast allem Irrtum: Unkenntnis des inspirierten Wortes Gottes. Diese Männer waren mit dem Buchstaben bekannt, aber sie kannten die Schrift nicht wirklich, sonst hätten sie dort reichliche Offenbarungen über die Auferstehung gefunden.
Ihr Irrtum entsprang auch aus Unkenntnis der „Kraft Gottes.“ Die Auferstehung der Toten ist einer der größten Beweise der Kraft Gottes, bei dem alle Dinge möglich sind. Diese Sadduzäer beschränkten den Heiligen Israels in ihrer Unwissenheit oder ihrem Leugnen seiner Kraft. Was ist in der Auferstehung, das dem Manne unglaublich ist, der „die Kraft Gottes“ kennt? Gewiß, Der, welcher alle Dinge durch das Wort seiner Kraft erschuf, kann durch diese selbe Kraft die Toten zu der von Ihm bestimmten Zeit auferwecken.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.30-33
30. In der Auferstehung werden sie weder freien, noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel.
“In der Auferstehung:“ unser Herr setzte stillschweigend voraus, daß eine Auferstehung ist. Er verweilte nicht dabei, diese Wahrheit zu beweisen, sondern fuhr fort, indem Er von dem Auferstehungsleben sprach als einem Leben höherer Art, als unser jetziges, natürliches Leben: “sie werden weder freien, noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel.“ Unsres Heilandes Antwort traf einen andren sadduzäischen Irrtum, denn seine Fragesteller glaubten nicht, daß es Engel gäbe. Jesus versuchte nicht, das Dasein der Engel zu beweisen, sondern nahm auch dies als ausgemacht an, indem Er sagte, „in der Auferstehung sind Menschen gleich wie die Engel Gottes im Himmel.“ Er sagte nicht, daß sie in Engel verwandelt werden, sondern sie sind den Engeln gleich. Sie sind geistliche Wesen, wie Paulus 1. Kor. 15 erklärt.
31. 32. Habt ihr aber nicht gelesen von der Toten Auferstehung, das euch gesagt ist von Gott, der da spricht: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?“ Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.
Unser Heiland gibt nun diesen Sadduzäern weitere Belehrung “von der Toten Auferstehung.“ Er gebrauchte die Formel, die Er so oft anwandte, wenn Er zu denen sprach, welche behaupteten, die Schrift zu lesen: “Habt ihr aber nicht gelesen?“ „Ihr verwerft die mündlichen Überlieferungen, welche die Pharisäer annehmen und statt der Gebote Gottes lehren, habt ihr nicht gelesen, das euch gesagt ist von Gott?“ Jesus legte stets die äußerste Ehrfurcht vor dem geoffenbarten Worte Gottes an den Tag. Hier zeigte Er, daß die in der Schrift bekannt gemachte Wahrheit eine sehr persönliche Sache ist. Diese Botschaft war zu den Sadduzäern gesprochen, obgleich sie es nicht wußten; sie war von Gott gesprochen, dennoch nahmen sie dieselbe nicht an.
Wie notwendig ist es, daß wir in der Schrift forschen, sonst könnte es göttlich geoffenbarte Wahrheiten geben, die wir nicht einmal gelesen hätten! Wie nötig ist auch die Unterweisung des Heiligen Geistes, sonst könnten wir, wie diese Sadduzäer, lesen und doch die Schrift nicht wissen!
Jesus hätte sich auf viele Stellen im Alten Testament in betreff der Auferstehung beziehen können, aber da die Sadduzäer den Pentateuch (die fünf Bücher Mose), mit besonderer Ehrfurcht betrachteten, so führte Er an, was Mose im 2. Buch 3,6 schreibt: “Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs;“ und dann fügte Er seine eigne Bemerkung und Auslegung hinzu: “Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“ Abraham, Isaak und Jakob waren längst tot, als der Herr zu Mose aus dem feurigen Busche sprach. Seine Worte deuteten an, daß die Patriarchen noch lebten. Sein Bund war mit denen gemacht, die noch existierten.
Es ist viel Lehre in dieser Wahrheit, daß „Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist.“ Einige nehmen an, daß bis zu der Auferstehung hin die Heiligen nicht wirksam existieren, aber dies kann nicht sein. Obwohl entkörpert, leben sie noch. Jesus läßt sich nicht auf Beweise ein, sondern erwähnt der Thatsache als über allen Zweifel hinaus. Der lebendige Gott ist der Gott lebendiger Menschen, und Abraham, Isaak und Jakob leben noch als dieselben Personen, die auf der Erde lebten. Gott ist der Gott von Abrahams Leib sowohl, als von seiner Seele, denn das Bundessiegel war auf sein Fleisch gesetzt. Das Grab kann keinen Teil derer, die in dem Bunde sind, halten; Gott ist der Gott unsres ganzen Wesens, des Geistes, der Seele und des Leibes.
33. Und da solches das Volk hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.
Unsres Herrn Erwiderung an die Sadduzäer war so vollständig, daß ihnen „das Maul gestopft“ war. (V. 34.) Sie versuchten keinen weiteren Angriff, denn sie müssen von ihrer Machtlosigkeit überzeugt worden sein. Die, welche als Hörer dabei gestanden, das Volk, das sich versammelte, wie die Menge es so gern thut, wenn eine öffentliche Besprechung stattfindet, “entsetzten sich über seine Lehre.“ Sie „entsetzten“ sich über den Inhalt und die Form der Lehre Christi. Dies ist ein Ausdruck, den wir oft in dem Leben unsres Herrn finden; aber trotzdem sie „sich entsetzten“, nahmen sie seine Lehre nicht an. Sie redeten miteinander über die wunderbare Weise, in welcher Er alle Fragen beantwortete, aber sie gaben nicht zu, daß ein solcher Lehrer kein andrer sein könne, als der lange erwartete Messias. Sogar die Schriftgelehrten, die Christo ein Kompliment machten über seine Antwort, indem sie sprachen (Lk. 20,39): „Meister, Du hast recht gesagt,“ handelten nicht diesem Bekenntnis gemäß, sie wurden nicht seine Jünger.
“In der Auferstehung:“ unser Herr setzte stillschweigend voraus, daß eine Auferstehung ist. Er verweilte nicht dabei, diese Wahrheit zu beweisen, sondern fuhr fort, indem Er von dem Auferstehungsleben sprach als einem Leben höherer Art, als unser jetziges, natürliches Leben: “sie werden weder freien, noch sich freien lassen, sondern sie sind gleich wie die Engel Gottes im Himmel.“ Unsres Heilandes Antwort traf einen andren sadduzäischen Irrtum, denn seine Fragesteller glaubten nicht, daß es Engel gäbe. Jesus versuchte nicht, das Dasein der Engel zu beweisen, sondern nahm auch dies als ausgemacht an, indem Er sagte, „in der Auferstehung sind Menschen gleich wie die Engel Gottes im Himmel.“ Er sagte nicht, daß sie in Engel verwandelt werden, sondern sie sind den Engeln gleich. Sie sind geistliche Wesen, wie Paulus 1. Kor. 15 erklärt.
31. 32. Habt ihr aber nicht gelesen von der Toten Auferstehung, das euch gesagt ist von Gott, der da spricht: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?“ Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.
Unser Heiland gibt nun diesen Sadduzäern weitere Belehrung “von der Toten Auferstehung.“ Er gebrauchte die Formel, die Er so oft anwandte, wenn Er zu denen sprach, welche behaupteten, die Schrift zu lesen: “Habt ihr aber nicht gelesen?“ „Ihr verwerft die mündlichen Überlieferungen, welche die Pharisäer annehmen und statt der Gebote Gottes lehren, habt ihr nicht gelesen, das euch gesagt ist von Gott?“ Jesus legte stets die äußerste Ehrfurcht vor dem geoffenbarten Worte Gottes an den Tag. Hier zeigte Er, daß die in der Schrift bekannt gemachte Wahrheit eine sehr persönliche Sache ist. Diese Botschaft war zu den Sadduzäern gesprochen, obgleich sie es nicht wußten; sie war von Gott gesprochen, dennoch nahmen sie dieselbe nicht an.
Wie notwendig ist es, daß wir in der Schrift forschen, sonst könnte es göttlich geoffenbarte Wahrheiten geben, die wir nicht einmal gelesen hätten! Wie nötig ist auch die Unterweisung des Heiligen Geistes, sonst könnten wir, wie diese Sadduzäer, lesen und doch die Schrift nicht wissen!
Jesus hätte sich auf viele Stellen im Alten Testament in betreff der Auferstehung beziehen können, aber da die Sadduzäer den Pentateuch (die fünf Bücher Mose), mit besonderer Ehrfurcht betrachteten, so führte Er an, was Mose im 2. Buch 3,6 schreibt: “Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs;“ und dann fügte Er seine eigne Bemerkung und Auslegung hinzu: “Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“ Abraham, Isaak und Jakob waren längst tot, als der Herr zu Mose aus dem feurigen Busche sprach. Seine Worte deuteten an, daß die Patriarchen noch lebten. Sein Bund war mit denen gemacht, die noch existierten.
Es ist viel Lehre in dieser Wahrheit, daß „Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist.“ Einige nehmen an, daß bis zu der Auferstehung hin die Heiligen nicht wirksam existieren, aber dies kann nicht sein. Obwohl entkörpert, leben sie noch. Jesus läßt sich nicht auf Beweise ein, sondern erwähnt der Thatsache als über allen Zweifel hinaus. Der lebendige Gott ist der Gott lebendiger Menschen, und Abraham, Isaak und Jakob leben noch als dieselben Personen, die auf der Erde lebten. Gott ist der Gott von Abrahams Leib sowohl, als von seiner Seele, denn das Bundessiegel war auf sein Fleisch gesetzt. Das Grab kann keinen Teil derer, die in dem Bunde sind, halten; Gott ist der Gott unsres ganzen Wesens, des Geistes, der Seele und des Leibes.
33. Und da solches das Volk hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.
Unsres Herrn Erwiderung an die Sadduzäer war so vollständig, daß ihnen „das Maul gestopft“ war. (V. 34.) Sie versuchten keinen weiteren Angriff, denn sie müssen von ihrer Machtlosigkeit überzeugt worden sein. Die, welche als Hörer dabei gestanden, das Volk, das sich versammelte, wie die Menge es so gern thut, wenn eine öffentliche Besprechung stattfindet, “entsetzten sich über seine Lehre.“ Sie „entsetzten“ sich über den Inhalt und die Form der Lehre Christi. Dies ist ein Ausdruck, den wir oft in dem Leben unsres Herrn finden; aber trotzdem sie „sich entsetzten“, nahmen sie seine Lehre nicht an. Sie redeten miteinander über die wunderbare Weise, in welcher Er alle Fragen beantwortete, aber sie gaben nicht zu, daß ein solcher Lehrer kein andrer sein könne, als der lange erwartete Messias. Sogar die Schriftgelehrten, die Christo ein Kompliment machten über seine Antwort, indem sie sprachen (Lk. 20,39): „Meister, Du hast recht gesagt,“ handelten nicht diesem Bekenntnis gemäß, sie wurden nicht seine Jünger.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.34-36
(Der König wird von einem Schriftgelehrten versucht. V. 34-40.)
34. Da aber die Pharisäer hörten, daß Er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich.
Das Volk, das Christo zugehört und sich „entsetzt“ hatte über seine Antworten an die Sadduzäer, verbreitete bald die Nachricht von ihrer Niederlage. Da aber die Pharisäer hörten, daß Er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, waren sie ohne Zweifel froh, daß ihre Feinde geschlagen waren, aber ärgerlich, daß Jesus sich wiederum siegreich in der Beweisführung erwiesen hatte. Er hatte an einem Tage die Hohenpriester und Ältesten des Volks, die Pharisäer und ihre Jünger, die Herodianer und Sadduzäer in Verwirrung gebracht. Wenn Er fortfuhr, zu siegen, so wäre das ganze Volk auf seine Seite gebracht, darum kamen sie noch einmal zusammen, um Rat zu halten, “sie versammelten sich.“ Sie müssen einen neuen Anschlag ersinnen, einen frischen Plan zu seine Stutz. Wie beharrlich sind gottlose Menschen in ihrer bösen Laufbahn! Während wir ihre Gottlosigkeit beklagen, laßt uns ihre Beharrlichkeit nachahmen.
35. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte Ihn und sprach:
Dem Anschein nach war das Resultat ihrer Konferenz, daß sie einen aus ihrer Zahl auswählten, um Jesu eine andre Frage vorzulegen: “einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter,“ einer von denen, die beständig damit beschäftigt waren, das Gesetz abzuschreiben, und auch einer, der desselben Sinn dem Volke auslegte. Er war ein „Rechtsgelehrter“. Er kam, entweder als Vertreter der Pharisäer oder aus eignem Antrieb, und versuchte Jesum. Wenn wir dem Wort die mildeste Bedeutung geben, so hat es die des Prüfens und des auf die Probe-Stellens in einem unfreundlichen Sinne. Wahrscheinlich war er ein Mann mit klarerem Licht und schärferem Urteil als seine Gefährten, denn er war augenscheinlich halbherzig in seinem Werk des „Versuchens“ Christi. Markus sagt, daß er unsres Herrn Worte an die Sadduzäer gehört hatte und „sah, daß Er ihnen fein geantwortet hatte,“ und darauf Jesu seine eigne Frage vorlegte. Er war offenbar ein freimütiger Mann und hatte auch recht viel geistliche Erkenntnis. Dies mag helfen, den Grund für seine Frage zu erklären:
36. Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?
Nach den Rabbinern gab es viele Gebote, die untergeordnete Natur und andre, die von erster Wichtigkeit waren. Sie setzten oft Gebote, die wirklich vergleichungsweise klein waren, auf dieselbe Stufe mit den größesten. Einer von ihnen wagte sogar, zu sagen, daß die Gebote der Rabbiner wichtiger seien, als die Gebote des Gesetzes, weil diese klein und groß seien, während alle Gebote der Rabbiner groß wären. Einige von ihnen betrachteten das Essen mit ungewaschenen Händen als ein ebenso großes Verbrechen wie Mord, und stellten das Reiben von Kornähren am Sabbat in eine Klasse mit Ehebruch, so daß sie große Verwirrung verursachten in betreff der wirklichen Ordnung sittlicher Vorschriften. Es war darum sehr wünschenswert, von diesem weisen Lehrer, den der Schriftgelehrte als “Meister“ anredete, eine bestimmte Antwort auf die Frage zu erhalten: “Welche ist das vornehmste Gebot im Gesetz?“ Die Frage war eine, die sicherlich den Heiland in Verwickelung bringen mußte, wenn Er sie nicht weislich beantwortete; und dadurch versuchte, prüfte, erprobte der Schriftgelehrte Ihn.
Gelobt sei sein teurer Name, Er kann jede Probe bestehen! Satan versuchte und prüfte Ihn bis zum Äußersten seiner Macht, aber selbst er fand nie einen Fehler, einen Mangel oder ein Gebrechen in Ihm.
34. Da aber die Pharisäer hörten, daß Er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich.
Das Volk, das Christo zugehört und sich „entsetzt“ hatte über seine Antworten an die Sadduzäer, verbreitete bald die Nachricht von ihrer Niederlage. Da aber die Pharisäer hörten, daß Er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, waren sie ohne Zweifel froh, daß ihre Feinde geschlagen waren, aber ärgerlich, daß Jesus sich wiederum siegreich in der Beweisführung erwiesen hatte. Er hatte an einem Tage die Hohenpriester und Ältesten des Volks, die Pharisäer und ihre Jünger, die Herodianer und Sadduzäer in Verwirrung gebracht. Wenn Er fortfuhr, zu siegen, so wäre das ganze Volk auf seine Seite gebracht, darum kamen sie noch einmal zusammen, um Rat zu halten, “sie versammelten sich.“ Sie müssen einen neuen Anschlag ersinnen, einen frischen Plan zu seine Stutz. Wie beharrlich sind gottlose Menschen in ihrer bösen Laufbahn! Während wir ihre Gottlosigkeit beklagen, laßt uns ihre Beharrlichkeit nachahmen.
35. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte Ihn und sprach:
Dem Anschein nach war das Resultat ihrer Konferenz, daß sie einen aus ihrer Zahl auswählten, um Jesu eine andre Frage vorzulegen: “einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter,“ einer von denen, die beständig damit beschäftigt waren, das Gesetz abzuschreiben, und auch einer, der desselben Sinn dem Volke auslegte. Er war ein „Rechtsgelehrter“. Er kam, entweder als Vertreter der Pharisäer oder aus eignem Antrieb, und versuchte Jesum. Wenn wir dem Wort die mildeste Bedeutung geben, so hat es die des Prüfens und des auf die Probe-Stellens in einem unfreundlichen Sinne. Wahrscheinlich war er ein Mann mit klarerem Licht und schärferem Urteil als seine Gefährten, denn er war augenscheinlich halbherzig in seinem Werk des „Versuchens“ Christi. Markus sagt, daß er unsres Herrn Worte an die Sadduzäer gehört hatte und „sah, daß Er ihnen fein geantwortet hatte,“ und darauf Jesu seine eigne Frage vorlegte. Er war offenbar ein freimütiger Mann und hatte auch recht viel geistliche Erkenntnis. Dies mag helfen, den Grund für seine Frage zu erklären:
36. Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?
Nach den Rabbinern gab es viele Gebote, die untergeordnete Natur und andre, die von erster Wichtigkeit waren. Sie setzten oft Gebote, die wirklich vergleichungsweise klein waren, auf dieselbe Stufe mit den größesten. Einer von ihnen wagte sogar, zu sagen, daß die Gebote der Rabbiner wichtiger seien, als die Gebote des Gesetzes, weil diese klein und groß seien, während alle Gebote der Rabbiner groß wären. Einige von ihnen betrachteten das Essen mit ungewaschenen Händen als ein ebenso großes Verbrechen wie Mord, und stellten das Reiben von Kornähren am Sabbat in eine Klasse mit Ehebruch, so daß sie große Verwirrung verursachten in betreff der wirklichen Ordnung sittlicher Vorschriften. Es war darum sehr wünschenswert, von diesem weisen Lehrer, den der Schriftgelehrte als “Meister“ anredete, eine bestimmte Antwort auf die Frage zu erhalten: “Welche ist das vornehmste Gebot im Gesetz?“ Die Frage war eine, die sicherlich den Heiland in Verwickelung bringen mußte, wenn Er sie nicht weislich beantwortete; und dadurch versuchte, prüfte, erprobte der Schriftgelehrte Ihn.
Gelobt sei sein teurer Name, Er kann jede Probe bestehen! Satan versuchte und prüfte Ihn bis zum Äußersten seiner Macht, aber selbst er fand nie einen Fehler, einen Mangel oder ein Gebrechen in Ihm.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.37-40
37. 38. Jesus aber sprach zu ihm: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das vornehmste und größte Gebot.
Dies waren für die Hörer unsres Herrn sehr bekannte Worte, denn alle frommen Juden hatten die Gewohnheit, sie jeden Morgen und jeden Abend zu wiederholen. 4. Mose 6,4-9, woraus unser Herr zitierte, war eine der vier Stellen, welche als „Denkzettel“ getragen wurden. (Mt. 23,5.) Jesus sprach zu ihm: “Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen.“ Weil Er unser Gott ist, fordert Jehovah unsres Herzens Liebe. Als unser Schöpfer, Erhalter, Versorger und Richter befiehlt Er uns, Ihm die ganze Zuneigung unsres Herzens zu geben; Ihn zuerst, am meisten und am herzlichsten zu lieben, über allen Vergleich hinaus, mehr als irgend welche Mitmenschen oder als uns selber.
“Und von ganzer Seele.“ Wir sollen Gott mit unsrem ganzen Leben lieben, Ihn mehr als unser Leben lieben, so daß wir, wenn nötig, eher unser Leben aufgeben würden, als unsre Liebe zu Gott.
“Und von ganzem Gemüt.“ Wir sollen Gott mit unsrem Verstand, mit allen Kräften unsres Geistes lieben und unser Gedächtnis, unser Denken, unsre Einbildungskraft, unsre Vernunft, unser Urteil und alle unsre geistigen Fähigkeiten als willige Unterthanen bringen, die sich in Anbetung und Liebe zu Gottes Füßen beugen.
“Dies ist das vornehmste und größeste Gebot.“ Es ist das „erste“, der Zeit nach, denn es galt für die Engel, noch vor der Schöpfung der Menschen; es galt für Adam von der Stunde an, wo er zum Bilde Gottes geschaffen war. Es ist das „erste“ der Wichtigkeit nach, denn keine Liebe zu einem Geschöpfe ist des Vergleiches wert mit der Liebe zum Schöpfer. Dies Gebot ist auch „groß“, weil es alle andren einbegreift, und weil seine Forderungen so groß sind, nämlich die ganze Liebe unsres Herzens, unsrer Seele und unsres Gemüts.
Wer kann Gott diese vollkommene Liebe geben? Niemand von unsrem gefallenen Geschlechte. Errettung durch die Werke des Gesetzes ist augenscheinlich eine Unmöglichkeit, denn wir können nicht einmal dem ersten Gebot gehorchen. Es gibt Einen, der demselben gehorcht hat, und der Gehorsam Christi wird als der Gehorsam aller derjenigen gerechnet, die Ihm vertrauen. Frei von der Verdammung des Gesetzes, suchen sie nachher stets diesem großen und ersten Gebote zu gehorchen durch die Kraft des Heiligen Geistes, welcher in ihnen wohnt.
39. Das andre aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.
Die Antwort ist umfassender als die Frage. Der Schriftgelehrte fragte nach dem größten Gebot; Christus beantwortete seine Frage und fügte dann hinzu: “Das andre aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.“ Wer von uns hat wirklich seinen Nächsten geliebt als sich selbst? Unter dem Evangelium ist dies Gebot sicherlich nicht weniger bindend, als unter dem Gesetz.
40. In diesen zwei Geboten hangt das ganze Gesetz und die Propheten.
Die Lehre Mose und aller Propheten kann in “diese zwei Gebote“ zusammengefaßt werden. Die Pflicht, Gott über alles und unsren Nächsten als uns selber zu lieben, ist der höchste Gegenstand der göttlichen Offenbarung. Hieran, wie an einem großen Haken, “hangt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Nehmt diesen Haken hinweg, und was bleibt übrig als Stütze für die Lehre, welche der Herr durch die heiligen Männer gegeben hat, die vorzeiten schrieben, getrieben von dem heiligen Geist?
Dies waren für die Hörer unsres Herrn sehr bekannte Worte, denn alle frommen Juden hatten die Gewohnheit, sie jeden Morgen und jeden Abend zu wiederholen. 4. Mose 6,4-9, woraus unser Herr zitierte, war eine der vier Stellen, welche als „Denkzettel“ getragen wurden. (Mt. 23,5.) Jesus sprach zu ihm: “Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen.“ Weil Er unser Gott ist, fordert Jehovah unsres Herzens Liebe. Als unser Schöpfer, Erhalter, Versorger und Richter befiehlt Er uns, Ihm die ganze Zuneigung unsres Herzens zu geben; Ihn zuerst, am meisten und am herzlichsten zu lieben, über allen Vergleich hinaus, mehr als irgend welche Mitmenschen oder als uns selber.
“Und von ganzer Seele.“ Wir sollen Gott mit unsrem ganzen Leben lieben, Ihn mehr als unser Leben lieben, so daß wir, wenn nötig, eher unser Leben aufgeben würden, als unsre Liebe zu Gott.
“Und von ganzem Gemüt.“ Wir sollen Gott mit unsrem Verstand, mit allen Kräften unsres Geistes lieben und unser Gedächtnis, unser Denken, unsre Einbildungskraft, unsre Vernunft, unser Urteil und alle unsre geistigen Fähigkeiten als willige Unterthanen bringen, die sich in Anbetung und Liebe zu Gottes Füßen beugen.
“Dies ist das vornehmste und größeste Gebot.“ Es ist das „erste“, der Zeit nach, denn es galt für die Engel, noch vor der Schöpfung der Menschen; es galt für Adam von der Stunde an, wo er zum Bilde Gottes geschaffen war. Es ist das „erste“ der Wichtigkeit nach, denn keine Liebe zu einem Geschöpfe ist des Vergleiches wert mit der Liebe zum Schöpfer. Dies Gebot ist auch „groß“, weil es alle andren einbegreift, und weil seine Forderungen so groß sind, nämlich die ganze Liebe unsres Herzens, unsrer Seele und unsres Gemüts.
Wer kann Gott diese vollkommene Liebe geben? Niemand von unsrem gefallenen Geschlechte. Errettung durch die Werke des Gesetzes ist augenscheinlich eine Unmöglichkeit, denn wir können nicht einmal dem ersten Gebot gehorchen. Es gibt Einen, der demselben gehorcht hat, und der Gehorsam Christi wird als der Gehorsam aller derjenigen gerechnet, die Ihm vertrauen. Frei von der Verdammung des Gesetzes, suchen sie nachher stets diesem großen und ersten Gebote zu gehorchen durch die Kraft des Heiligen Geistes, welcher in ihnen wohnt.
39. Das andre aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.
Die Antwort ist umfassender als die Frage. Der Schriftgelehrte fragte nach dem größten Gebot; Christus beantwortete seine Frage und fügte dann hinzu: “Das andre aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.“ Wer von uns hat wirklich seinen Nächsten geliebt als sich selbst? Unter dem Evangelium ist dies Gebot sicherlich nicht weniger bindend, als unter dem Gesetz.
40. In diesen zwei Geboten hangt das ganze Gesetz und die Propheten.
Die Lehre Mose und aller Propheten kann in “diese zwei Gebote“ zusammengefaßt werden. Die Pflicht, Gott über alles und unsren Nächsten als uns selber zu lieben, ist der höchste Gegenstand der göttlichen Offenbarung. Hieran, wie an einem großen Haken, “hangt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Nehmt diesen Haken hinweg, und was bleibt übrig als Stütze für die Lehre, welche der Herr durch die heiligen Männer gegeben hat, die vorzeiten schrieben, getrieben von dem heiligen Geist?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 22.41-46
(Der König stellt Fragen. V. 41-46.)
41. 42. Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus und sprach: Wie dünkt euch um Christus? Wes Sohn ist Er? Sie sprachen: Davids.
Der König spielte nun den Krieg in des Feindes Land hinüber. Er hatte alle Ihm gestellten Fragen beantwortet; nun war an Ihm die Reihe, denen welche vorzulegen, die gekommen waren, Ihn zu prüfen. Da nun die Pharisäer beieinander waren, d.h. während sie immer noch in seiner Nähe waren, getäuscht und geschlagen, doch auf eine Gelegenheit lauernd, Ihn anzugreifen, “fragte sie Jesus und sprach: Wie dünkt euch um Christus?“ Unser Herr gibt hier seinen Knechten ein Beispiel, wie sie mit Krittlern, Wortklaubern und Gegnern verfahren sollten. Nachdem Er alle ihre Fragen weislich beantwortet hatte, legte Er ihnen die Frage der Fragen ans Herz: „Wie dünkt euch um Christus?“ Sie hatten versucht, Ihn in Verwirrung zu setzen mit ihren Fragen über Kirche und Staat, über das künftige Leben und den bezüglichen Wert der Gebote; aber Er stellte ihnen die viel wichtigere Frage: „Wie dünkt euch um Christus?“
Jesus legte seinen Hörern eine weitere Frage vor über „den Christ“, denn die gebrauchten Worte beziehen sich augenscheinlich auf den Messias: “Wes Sohn ist Er?“ Sie sprachen: „Davids.“ Sie wußten, daß der verheißende Befreier von David abstammen würde; aber entweder wußten sie nicht oder wollten nicht bekennen, daß Er ebensowohl einen göttlichen wie einen menschlichen Ursprung hätte. Dies bringt der Heiland durch fernere Fragen heraus.
43-45. Er sprach zu ihnen: Wie nennt Ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße?“ So nun David Ihn einen Herrn nennt, wie ist Er denn sein Sohn?
Diese Fragen unsres Herrn enthalten selber die Antworten für die heutigen Kritiker, welche die göttliche Inspiration der Schrift und die Davidische Autorschaft und die messianische Beziehung gewisser Psalmen leugnen. Er sprach zu ihnen: Wie nennt Ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße?“ Indem Er Ps. 110,1 zitiert, erklärt unser Heiland, daß dies die Worte Davids sind, der „durch den Heiligen Geist spricht“ (s. Mk. 12,36) von dem Christ, dem Messias. Dies sollte für immer die Frage über die Inspiration, Autorschaft und Beziehung auf den Messias, wenigstens dieses Psalms, entscheiden. „Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt“ – Jehovah (der Ewige) hat zu meinem Adonai (Herrn) gesagt. David lernte durch den Heiligen Geist, was der Vater zu dem Sohne gesagt hatte, und war so in Verbindung mit der ganzen heiligen Dreieinigkeit gebracht. „Setze Dich zu meiner Rechten.“ Dem Messias ward geheißen, zu ruhen, nachdem sein großes Mittlerwerk vollendet war, und zur Rechten seines Vaters zu sitzen, an dem Platz der Ehre, der Macht und der Majestät. „Bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße.“ Jesus soll seinen Sitz behalten, bis seine Feinde alle zu seinen Füßen liegen.
Dies war die Aufgabe, welche die Pharisäer zu lösen hatten. Wenn der Messias Davids Sohn war, wie kam es dann, daß David Ihn durch den Heiligen Geist seinen Herrn nannte? Der „Christ“ muß etwas mehr als ein bloßer Mensch sein; sonst wären des Psalmisten Worte unpassend und sogar lästerlich gewesen. Er war höher als die Engel, denn zu keinem von diesen hat Jehovah jemals gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“ (Hebr. 1,13.)
46. Und niemand konnte Ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an hinfort Ihn zu fragen.
Wenn die Pharisäer hätten leugnen können, daß der Psalm sich auf den Messias bezöge, so würde es leicht für sie gewesen sein, auf Christi Frage zu antworten, aber niemand konnte Ihm ein Wort antworten. Die Rabbiner zur Zeit unsres Heilandes räumten ein, daß dies einer der messianischen Psalmen sei, ohne anzuerkennen, was ihre Einräumung in sich schloß. In späteren Zeiten, wie in der Gegenwart, suchten falsche Lehrer den wahren Sinn desselben zu verdrehen.
Christi Fragen brachten seine Gegner in einem doppelten Sinne zum Schweigen; zuerst, sie konnten Ihm nicht ein Wort antworten, und danach, niemand durfte von dem Tage an hinfort Ihn fragen. Er behauptete das Feld. Sie konnten Ihn nicht in ihren Fallen und Schlingen bei seinen Reden fangen; wenn sie Ihn zum Schweigen bringen wollten, mußten sie es thun, indem sie Ihn zum Tode brachten.
41. 42. Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus und sprach: Wie dünkt euch um Christus? Wes Sohn ist Er? Sie sprachen: Davids.
Der König spielte nun den Krieg in des Feindes Land hinüber. Er hatte alle Ihm gestellten Fragen beantwortet; nun war an Ihm die Reihe, denen welche vorzulegen, die gekommen waren, Ihn zu prüfen. Da nun die Pharisäer beieinander waren, d.h. während sie immer noch in seiner Nähe waren, getäuscht und geschlagen, doch auf eine Gelegenheit lauernd, Ihn anzugreifen, “fragte sie Jesus und sprach: Wie dünkt euch um Christus?“ Unser Herr gibt hier seinen Knechten ein Beispiel, wie sie mit Krittlern, Wortklaubern und Gegnern verfahren sollten. Nachdem Er alle ihre Fragen weislich beantwortet hatte, legte Er ihnen die Frage der Fragen ans Herz: „Wie dünkt euch um Christus?“ Sie hatten versucht, Ihn in Verwirrung zu setzen mit ihren Fragen über Kirche und Staat, über das künftige Leben und den bezüglichen Wert der Gebote; aber Er stellte ihnen die viel wichtigere Frage: „Wie dünkt euch um Christus?“
Jesus legte seinen Hörern eine weitere Frage vor über „den Christ“, denn die gebrauchten Worte beziehen sich augenscheinlich auf den Messias: “Wes Sohn ist Er?“ Sie sprachen: „Davids.“ Sie wußten, daß der verheißende Befreier von David abstammen würde; aber entweder wußten sie nicht oder wollten nicht bekennen, daß Er ebensowohl einen göttlichen wie einen menschlichen Ursprung hätte. Dies bringt der Heiland durch fernere Fragen heraus.
43-45. Er sprach zu ihnen: Wie nennt Ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße?“ So nun David Ihn einen Herrn nennt, wie ist Er denn sein Sohn?
Diese Fragen unsres Herrn enthalten selber die Antworten für die heutigen Kritiker, welche die göttliche Inspiration der Schrift und die Davidische Autorschaft und die messianische Beziehung gewisser Psalmen leugnen. Er sprach zu ihnen: Wie nennt Ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße?“ Indem Er Ps. 110,1 zitiert, erklärt unser Heiland, daß dies die Worte Davids sind, der „durch den Heiligen Geist spricht“ (s. Mk. 12,36) von dem Christ, dem Messias. Dies sollte für immer die Frage über die Inspiration, Autorschaft und Beziehung auf den Messias, wenigstens dieses Psalms, entscheiden. „Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt“ – Jehovah (der Ewige) hat zu meinem Adonai (Herrn) gesagt. David lernte durch den Heiligen Geist, was der Vater zu dem Sohne gesagt hatte, und war so in Verbindung mit der ganzen heiligen Dreieinigkeit gebracht. „Setze Dich zu meiner Rechten.“ Dem Messias ward geheißen, zu ruhen, nachdem sein großes Mittlerwerk vollendet war, und zur Rechten seines Vaters zu sitzen, an dem Platz der Ehre, der Macht und der Majestät. „Bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße.“ Jesus soll seinen Sitz behalten, bis seine Feinde alle zu seinen Füßen liegen.
Dies war die Aufgabe, welche die Pharisäer zu lösen hatten. Wenn der Messias Davids Sohn war, wie kam es dann, daß David Ihn durch den Heiligen Geist seinen Herrn nannte? Der „Christ“ muß etwas mehr als ein bloßer Mensch sein; sonst wären des Psalmisten Worte unpassend und sogar lästerlich gewesen. Er war höher als die Engel, denn zu keinem von diesen hat Jehovah jemals gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“ (Hebr. 1,13.)
46. Und niemand konnte Ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an hinfort Ihn zu fragen.
Wenn die Pharisäer hätten leugnen können, daß der Psalm sich auf den Messias bezöge, so würde es leicht für sie gewesen sein, auf Christi Frage zu antworten, aber niemand konnte Ihm ein Wort antworten. Die Rabbiner zur Zeit unsres Heilandes räumten ein, daß dies einer der messianischen Psalmen sei, ohne anzuerkennen, was ihre Einräumung in sich schloß. In späteren Zeiten, wie in der Gegenwart, suchten falsche Lehrer den wahren Sinn desselben zu verdrehen.
Christi Fragen brachten seine Gegner in einem doppelten Sinne zum Schweigen; zuerst, sie konnten Ihm nicht ein Wort antworten, und danach, niemand durfte von dem Tage an hinfort Ihn fragen. Er behauptete das Feld. Sie konnten Ihn nicht in ihren Fallen und Schlingen bei seinen Reden fangen; wenn sie Ihn zum Schweigen bringen wollten, mußten sie es thun, indem sie Ihn zum Tode brachten.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 23.1-4
(Des Königs Warnung vor falschen Lehrern. V. 1-12.)
1-3. Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut es; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun. Sie sagen es wohl, und thun es nicht.
“Da redete Jesus zu dem Volk“: Der König begann seine letzte Rede an das Volk. Er sollte so bald von ihnen weggehen, aber zuvor wollte Er sie vor ihren falschen Lehrern warnen. Sie hatten gehört, was Er zu den Schriftgelehrten und Pharisäern gesagt hatte; nun sollten sie hören, was Er von ihnen sagte. “Und zu seinen Jüngern;“ nach Lukas sprach Jesus zu seinen Jüngern, „da alles Volk zuhörte.“ Sein Thema war eins, das die ganze Bevölkerung sowohl anging wie seine Jünger. Er wußte, daß Er binnen kurzem von ihnen hinweg genommen werden würde, darum warnte Er sie vor denen, die ihr Verderben suchten. “Auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut es.“ Es war die Pflicht des Mose, dem Volke das Gesetz Gottes auszulegen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer nahmen seinen Platz ein; aber ach! der Geist, der ihn leitete, war nicht in ihnen. Sie sprachen wie von dem Stuhl Mose, und soweit sie wirklich seinen Sitz ausfüllten und seinen Aussprüchen folgten, sollte man ihren Worten gehorchen. Unser Heiland konnte nicht meinen, daß das Volk ihre falschen Auslegungen und thörichten Glossen zu dem Gesetz Mose beachten sollte, denn Er hatte schon erklärt, daß sie durch ihre Überlieferungen das Gebot Gottes übertreten und aufgehoben hätten.
Zu dieser Zeit jedoch sprach unser Herr von einem andren schweren Fehler der Schriftgelehrten und Pharisäer, nämlich, daß ihre Werke nicht mit ihren Worten stimmten. “Aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun. Sie sagen es wohl, und thun es nicht.“ Traurig in der That ist der Zustand des Religionslehrers, von dem der Herzenskündiger zu sagen hat: „Thut, wie er sagt, aber nicht, wie er thut.“ Viele solche gibt es noch immer unter uns, die ein Ding predigen und ein andres thun. Möge der Herr das Volk davor bewahren, ihrem bösen Beispiel zu folgen!
4. Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.
Der Gegensatz zwischen dem wahren Lehrer und den falschen wird klar in diesem Verse an den Tag gebracht. “Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals.“ Ihre Regeln über sittliche und zeremonielle Pflichten waren gleich ungeheuren Bündeln Reiser oder erdrückenden Lasten, die ein solches Gewicht hatten, daß sie unerträglich für jeden Menschen waren. Viele von diesen Regeln waren jede für sich schon schwer genug, aber alle zusammen bildeten ein Joch, das weder das Volk, noch seine Väter tragen konnten. Die Schriftgelehrten und Pharisäer legten ihnen die große Last auf, aber sie halfen ihnen nicht, dieselbe zu tragen und boten sich auch nicht an, ihnen einen Teil derselben abzunehmen: “sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.“ Wie anders war Christi Lehre: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“ Er nimmt ihre Bürden der Sünde und des Schmerzes und der Sorge auf seine Schultern und legt ihnen dafür sein sanftes Joch auf, das allen Ruhe gibt, die es tragen.
1-3. Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut es; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun. Sie sagen es wohl, und thun es nicht.
“Da redete Jesus zu dem Volk“: Der König begann seine letzte Rede an das Volk. Er sollte so bald von ihnen weggehen, aber zuvor wollte Er sie vor ihren falschen Lehrern warnen. Sie hatten gehört, was Er zu den Schriftgelehrten und Pharisäern gesagt hatte; nun sollten sie hören, was Er von ihnen sagte. “Und zu seinen Jüngern;“ nach Lukas sprach Jesus zu seinen Jüngern, „da alles Volk zuhörte.“ Sein Thema war eins, das die ganze Bevölkerung sowohl anging wie seine Jünger. Er wußte, daß Er binnen kurzem von ihnen hinweg genommen werden würde, darum warnte Er sie vor denen, die ihr Verderben suchten. “Auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut es.“ Es war die Pflicht des Mose, dem Volke das Gesetz Gottes auszulegen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer nahmen seinen Platz ein; aber ach! der Geist, der ihn leitete, war nicht in ihnen. Sie sprachen wie von dem Stuhl Mose, und soweit sie wirklich seinen Sitz ausfüllten und seinen Aussprüchen folgten, sollte man ihren Worten gehorchen. Unser Heiland konnte nicht meinen, daß das Volk ihre falschen Auslegungen und thörichten Glossen zu dem Gesetz Mose beachten sollte, denn Er hatte schon erklärt, daß sie durch ihre Überlieferungen das Gebot Gottes übertreten und aufgehoben hätten.
Zu dieser Zeit jedoch sprach unser Herr von einem andren schweren Fehler der Schriftgelehrten und Pharisäer, nämlich, daß ihre Werke nicht mit ihren Worten stimmten. “Aber nach ihren Werken sollt ihr nicht thun. Sie sagen es wohl, und thun es nicht.“ Traurig in der That ist der Zustand des Religionslehrers, von dem der Herzenskündiger zu sagen hat: „Thut, wie er sagt, aber nicht, wie er thut.“ Viele solche gibt es noch immer unter uns, die ein Ding predigen und ein andres thun. Möge der Herr das Volk davor bewahren, ihrem bösen Beispiel zu folgen!
4. Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.
Der Gegensatz zwischen dem wahren Lehrer und den falschen wird klar in diesem Verse an den Tag gebracht. “Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals.“ Ihre Regeln über sittliche und zeremonielle Pflichten waren gleich ungeheuren Bündeln Reiser oder erdrückenden Lasten, die ein solches Gewicht hatten, daß sie unerträglich für jeden Menschen waren. Viele von diesen Regeln waren jede für sich schon schwer genug, aber alle zusammen bildeten ein Joch, das weder das Volk, noch seine Väter tragen konnten. Die Schriftgelehrten und Pharisäer legten ihnen die große Last auf, aber sie halfen ihnen nicht, dieselbe zu tragen und boten sich auch nicht an, ihnen einen Teil derselben abzunehmen: “sie wollen dieselben nicht mit einem Finger regen.“ Wie anders war Christi Lehre: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“ Er nimmt ihre Bürden der Sünde und des Schmerzes und der Sorge auf seine Schultern und legt ihnen dafür sein sanftes Joch auf, das allen Ruhe gibt, die es tragen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 23.5-12
5-7. Alle ihre Werke aber thun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß. Sie sitzen gern obenan über Tisch und in den Schulen, und haben es gern, daß sie gegrüßt werden auf dem Markt und von den Menschen Rabbi genannt werden.
Dies war der verhängnisvolle Fehler in ihrem Charakter: “Alle ihre Werke aber thun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden.“ Solange sie in den Augen ihrer Mitgeschöpfe gut standen, kümmerten sie sich wenig oder gar nicht darum, wie sie vor dem Antlitz Gottes erschienen. Sie nahmen es sehr genau mit der buchstäblichen Beobachtung gewisser mosaischer Befehle, obgleich sie den geistlichen Sinn derselben durchaus nicht verstanden: “Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß.“ Vier Stellen aus dem Gesetz: 2. Mose 13,3-10, 11-16; 5. Mose 6,4-9; 11,13-21, wurden auf Pergamentstreifen geschrieben und an der Stirn, der Hand oder dem Arm als Amulette oder Bewahrungsmittel getragen. Diese machten die Schriftgelehrten und Pharisäer sehr sichtbar, doch war dabei das Wort des Herrn nicht in ihren Herzen verborgen und sie gehorchten Ihm nicht in ihrem Leben. Der Herr befahl den Kindern Israels, daß sie Fransen an dem Saum ihrer Kleider machen sollten und auf den Fransen ein blaues Band oder einen blauen Faden, damit sie diesen ansähen und an alle Gebote des Herrn dächten und danach thun. (4. Mose 15,38.39.) Diese Ritualien in unsres Heilandes Zeit nahmen es ängstlich genau damit, breite Fransen oder große Troddeln an ihren Kleiden zu haben, aber sie gedachten nicht der Gebote des Herrn und thaten nicht danach. Viele halten die Gesetze Gottes vor Augen, aber brechen sie in ihrem Herzen. Vor solcher Betrügerei möge der Geist der Wahrheit uns bewahren!
Jesus stellt darauf vier Dinge zusammen, welche die Schriftgelehrten und Pharisäer liebten: “Den obersten Platz bei Festlichkeiten, die Hauptsitze in den Synagogen, das Großen auf den Märkten, und von den Menschen Rabbi genannt zu werden.“ Ob sie mit ihren Nebenmenschen zusammenkamen zum Fest, zum Gottesdienst, zum Geschäft oder zur Unterweisung, sie liebten es, die Ersten und Vordersten zu sein. Dies ist eine gewöhnliche Sünde und eine, in die wir leicht geraten können. Unser Herr fühlte die Notwendigkeit, selbst seine Jünger vor diesem Übel zu warnen, denn seine nächsten Worte waren augenscheinlich besonders zu diesen gesprochen.
8-10. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder. Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen; denn Einer ist euer Meister, Christus.
In der Gemeinde Christi werden hier alle Titel und Ehren, welche Menschen erhöhen und Gelegenheit zum Stolz geben, verboten. In dem christlichen Gemeinwesen sollten wir eine wahrhaftere „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ zu verwirklichen suchen, als die, nach welcher die Welt vergebens schreit. Wer sich “Rabbi“ nennen läßt, raubt Christo die Ehre als dem einzigen Meister oder Lehrer seiner Jünger, “denn Einer ist euer Meister, Christus.“ Er nimmt auch seinen Mitchristen das Vorrecht, das sie mit Ihm teilen: “ihr aber seid alle Brüder.“ Die, welche Titel brauchen, wie „Heiliger Vater“ und „Ehrwürdiger Vater in Gott“, würden es schwierig finden, unsres Heilandes Worte hinweg zu deuten: “Ihr sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ Im zehnten Verse könnten unsres Herrn Worte übersetzt werden: “Und ihr sollt euch nicht lassen Führer (Leiter, Lehrer) nennen, denn Einer ist euer Führer (Leiter, Lehrer), Christus (der Messias):“ Wenn wir ihm folgen, können wir nicht verkehrt gehen.
11. 12. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.
Dies ist beinahe dieselbe Lehre, die Kap. 20,27 gegeben ist. Unser Herr mußte viele Male dies Gesetz seines Reiches wiederholen: “Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ Ihr seid alle gleich, aber wenn einer unter euch beansprucht, der Größte zu sein, so soll er der Diener aller sein. Wo unser König herrscht, da soll ein jeder seiner Jünger, der sich selbst erhöht, erniedrigt werden; während andrerseits der, welcher sich selbst erniedrigt, erhöht werden soll. Der Weg zum Emporsteigen ist das Sinken des eignen Ichs; je tiefer wir in unsrer eignen Achtung sinken, desto höher werden wir in unsres Meisters Schätzung steigen.
Dies war der verhängnisvolle Fehler in ihrem Charakter: “Alle ihre Werke aber thun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden.“ Solange sie in den Augen ihrer Mitgeschöpfe gut standen, kümmerten sie sich wenig oder gar nicht darum, wie sie vor dem Antlitz Gottes erschienen. Sie nahmen es sehr genau mit der buchstäblichen Beobachtung gewisser mosaischer Befehle, obgleich sie den geistlichen Sinn derselben durchaus nicht verstanden: “Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß.“ Vier Stellen aus dem Gesetz: 2. Mose 13,3-10, 11-16; 5. Mose 6,4-9; 11,13-21, wurden auf Pergamentstreifen geschrieben und an der Stirn, der Hand oder dem Arm als Amulette oder Bewahrungsmittel getragen. Diese machten die Schriftgelehrten und Pharisäer sehr sichtbar, doch war dabei das Wort des Herrn nicht in ihren Herzen verborgen und sie gehorchten Ihm nicht in ihrem Leben. Der Herr befahl den Kindern Israels, daß sie Fransen an dem Saum ihrer Kleider machen sollten und auf den Fransen ein blaues Band oder einen blauen Faden, damit sie diesen ansähen und an alle Gebote des Herrn dächten und danach thun. (4. Mose 15,38.39.) Diese Ritualien in unsres Heilandes Zeit nahmen es ängstlich genau damit, breite Fransen oder große Troddeln an ihren Kleiden zu haben, aber sie gedachten nicht der Gebote des Herrn und thaten nicht danach. Viele halten die Gesetze Gottes vor Augen, aber brechen sie in ihrem Herzen. Vor solcher Betrügerei möge der Geist der Wahrheit uns bewahren!
Jesus stellt darauf vier Dinge zusammen, welche die Schriftgelehrten und Pharisäer liebten: “Den obersten Platz bei Festlichkeiten, die Hauptsitze in den Synagogen, das Großen auf den Märkten, und von den Menschen Rabbi genannt zu werden.“ Ob sie mit ihren Nebenmenschen zusammenkamen zum Fest, zum Gottesdienst, zum Geschäft oder zur Unterweisung, sie liebten es, die Ersten und Vordersten zu sein. Dies ist eine gewöhnliche Sünde und eine, in die wir leicht geraten können. Unser Herr fühlte die Notwendigkeit, selbst seine Jünger vor diesem Übel zu warnen, denn seine nächsten Worte waren augenscheinlich besonders zu diesen gesprochen.
8-10. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder. Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen; denn Einer ist euer Meister, Christus.
In der Gemeinde Christi werden hier alle Titel und Ehren, welche Menschen erhöhen und Gelegenheit zum Stolz geben, verboten. In dem christlichen Gemeinwesen sollten wir eine wahrhaftere „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ zu verwirklichen suchen, als die, nach welcher die Welt vergebens schreit. Wer sich “Rabbi“ nennen läßt, raubt Christo die Ehre als dem einzigen Meister oder Lehrer seiner Jünger, “denn Einer ist euer Meister, Christus.“ Er nimmt auch seinen Mitchristen das Vorrecht, das sie mit Ihm teilen: “ihr aber seid alle Brüder.“ Die, welche Titel brauchen, wie „Heiliger Vater“ und „Ehrwürdiger Vater in Gott“, würden es schwierig finden, unsres Heilandes Worte hinweg zu deuten: “Ihr sollt niemand Vater heißen auf Erden, denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ Im zehnten Verse könnten unsres Herrn Worte übersetzt werden: “Und ihr sollt euch nicht lassen Führer (Leiter, Lehrer) nennen, denn Einer ist euer Führer (Leiter, Lehrer), Christus (der Messias):“ Wenn wir ihm folgen, können wir nicht verkehrt gehen.
11. 12. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.
Dies ist beinahe dieselbe Lehre, die Kap. 20,27 gegeben ist. Unser Herr mußte viele Male dies Gesetz seines Reiches wiederholen: “Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ Ihr seid alle gleich, aber wenn einer unter euch beansprucht, der Größte zu sein, so soll er der Diener aller sein. Wo unser König herrscht, da soll ein jeder seiner Jünger, der sich selbst erhöht, erniedrigt werden; während andrerseits der, welcher sich selbst erniedrigt, erhöht werden soll. Der Weg zum Emporsteigen ist das Sinken des eignen Ichs; je tiefer wir in unsrer eignen Achtung sinken, desto höher werden wir in unsres Meisters Schätzung steigen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 23.13-19
(Der König ruft ein Wehe! aus. V. 13-33.)
13. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.
Während unser Heiland zu dem Volk und zu seinen Jüngern sprach, mochten die Schriftgelehrten und Pharisäer sich wieder genähert haben. Jedenfalls waren die folgenden Worte an sie gerichtet: “Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“ Dies ist das erste der acht „Wehe“, in denen der Herr Jesus sowohl das Geschick der vor Ihm versammelten Heuchler vorhersagt, als auch die Tiefe seines Mitleides sogar mit ihnen, enthüllt. In sieben der acht „Wehe“ nennt Er sie „Heuchler“, in einem redet Er sie als „verblendete Leiter“ an. Dies erste „Wehe“ ward über sie ausgesprochen, weil sie, soweit sie es konnten, das Himmelreich zuschlossen vor den Menschen. Dies war eine furchtbare Anklage, die gegen sie erhoben wurde von Demjenigen, der die Gedanken ihrer Herzen lesen und mit Wahrheit zu ihnen sprechen konnte: “Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.“ Sie hätten den Menschen helfen sollen, hineinzugehen, aber statt dies zu thun, hinderten sie die, welche hinein wollten. Gibt es nicht heutzutage falsche Lehrer, welche statt der Trittsteine denen, die ins Himmelreich eingehen wollen, Steine des Anstoßes in den Weg legen.
14. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor! Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.
Das zweite „Wehe“ ward begründet durch zwei sehr ernste Anschuldigungen, die unser Herr nicht ausgesprochen haben würde, wenn sie nicht wahr gewesen wären: ihr fresset der Witwen Häuser und wendet lange Gebete vor. Jede dieser Sünden würde an sich schon sehr schwer gewesen sein; beide zusammen reichten hin, die, welche ihrer schuldig waren, in die unterste Hölle zu senken. Die Männer, welche Witwen betrogen hatten, werden für ihre Missethaten dem „Richter“ der Witwen (Ps. 68,6) Rechenschaft zu geben haben. Die, welche versucht hatten, ihre Verbrechen mit dem Mantel höherer Heiligkeit zu decken, verdienten es, vor den von ihnen Betrogenen enthüllt zu werden und des Königs gerechten Spruch zu hören: “Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.“ Diese Worte beweisen, daß es Grade der Strafe gibt, wie es Stufen der Herrlichkeit gibt. Alle Ungöttlichen werden von dem gerechten Richter gerichtet und verdammt werden, aber die größere Verdammnis wird für die Heuchler aufbehalten werden, die „lange Gebete“ vorgewendet haben, während sie hinter der Maske das Eigentum der Witwen und der Waisen gefressen haben.
15. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zweifältig mehr, denn ihr seid!
Das dritte „Wehe“ bezog sich auf den unheiligen Eifer der Schriftgelehrten und Pharisäer, dem Judentum und ihrer eignen Partei Anhänger zu gewinnen, und diese durch solches Verfahren noch schlimmer zu machen, als sie selber waren. Sie wandten Zeit und Mühe an diese Arbeit mit der Aussicht auf geringen Gewinn: “die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet.“ Sie wollten, sozusagen, ein Schleppnetz durch das große Meer ziehen, in der Hoffnung, einen Proselyten in den Maschen desselben zu verstricken, oder sie durchzogen das ganze Land, um einen Heiden zu bereden, sich beschneiden zu lassen, auf daß er „auswendig ein Jude“ würde. Das Resultat war für den Proselyten nur ein schlechtes: “Wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr, denn ihr seid.“ Die, welche nicht bekehrt, sondern verkehrt worden sind, werden gewöhnlich scheinheilig. Der Proselyt ahmte natürlich die Laster seiner heuchlerischen Lehrer nach, ohne jene Schriftkenntnis zu haben, die in einigem Maße als heilsame Beschränkung hätte dienen können. Der beschnittene Heide war mehr ein Judas, als ein Jude, ein wahrhafter „Sohn des Verderbens.“
16-19. Wehe euch, verblendete Leiter, die ihr sagt: Wer da schwört bei dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Golde am Tempel, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer? das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Wer da schwört bei dem Altar, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Opfer, das droben ist, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer? das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?
Die Form des vierten „Wehe“ ist von allen übrigen verschieden. In den andren sieben sagte unser Heiland: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“ Hier sind seine Worte: “Wehe euch, verblendete Leiter!“ Sie waren dem Namen nach die religiösen Leiter der Juden, aber sie waren in Wirklichkeit „verblendete Leiter.“ Sünde, Vorurteil, Scheinheiligkeit und Heuchelei hatten ihre Augen verblendet. Sie hielten sich für die weisen Männer der Nation, aber Jesus redete sie als “Narren und Blinde“ an. Niemand ist so dumm wie die, welche nicht lernen wollen, und niemand so blind wie die, welche nicht sehen wollen. Dies war der Fall mit den Schriftgelehrten und Pharisäern; sie waren aus Eigensinn närrisch und mit Willen blind.
Unser Herr verurteilte hier ihre mißleitende Lehre über Eide. Sie lehrten thatsächlich, daß, wenn ein Mann “bei dem Tempel“ schwöre, sein Eid nicht bindend sei, aber daß er, wenn er “bei dem Golde des Tempels“ schwöre, durch seinen Eid verpflichtet sei; und in gleicher Weise erklärten sie, daß ein Eid “bei dem Altar“ nicht bindend sei, aber daß ein Mann, wenn er “bei dem Opfer, das droben ist“, schwöre, durch seinen Eid verpflichtet sei! Wir wundern uns nicht über unsres Heilandes unwilligen Ausruf: “Ihr Narren und Blinde, was ist größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?“ Die Heiligkeit lag in dem Tempel und Altar, nicht in dem Gold oder dem Opfer.
Jesus hatte alles Schwören verboten (Kapitel 5,34-36), so daß Er nicht die eine Form des Eides über die andre erhob, sondern vielmehr auf die Narrheit und Blindheit der Schriftgelehrten und Pharisäer hinwies, welche die rechte Ordnung der Dinge verkehrten. Wenn das Schwören erlaubt gewesen wäre, so müßte der Eid „bei dem Tempel“ bindender gewesen sein, als einer „bei dem Golde des Tempels,“ dennoch sagten diese falschen Lehrer: “Das ist nichts.“ Wenn die Menschen einmal die deutliche Lehre Christi verlassen, so ist es leicht für sie, in alle Arten von Ketzereien und Abgeschmacktheiten hinein zu geraten.
13. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.
Während unser Heiland zu dem Volk und zu seinen Jüngern sprach, mochten die Schriftgelehrten und Pharisäer sich wieder genähert haben. Jedenfalls waren die folgenden Worte an sie gerichtet: “Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“ Dies ist das erste der acht „Wehe“, in denen der Herr Jesus sowohl das Geschick der vor Ihm versammelten Heuchler vorhersagt, als auch die Tiefe seines Mitleides sogar mit ihnen, enthüllt. In sieben der acht „Wehe“ nennt Er sie „Heuchler“, in einem redet Er sie als „verblendete Leiter“ an. Dies erste „Wehe“ ward über sie ausgesprochen, weil sie, soweit sie es konnten, das Himmelreich zuschlossen vor den Menschen. Dies war eine furchtbare Anklage, die gegen sie erhoben wurde von Demjenigen, der die Gedanken ihrer Herzen lesen und mit Wahrheit zu ihnen sprechen konnte: “Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.“ Sie hätten den Menschen helfen sollen, hineinzugehen, aber statt dies zu thun, hinderten sie die, welche hinein wollten. Gibt es nicht heutzutage falsche Lehrer, welche statt der Trittsteine denen, die ins Himmelreich eingehen wollen, Steine des Anstoßes in den Weg legen.
14. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor! Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.
Das zweite „Wehe“ ward begründet durch zwei sehr ernste Anschuldigungen, die unser Herr nicht ausgesprochen haben würde, wenn sie nicht wahr gewesen wären: ihr fresset der Witwen Häuser und wendet lange Gebete vor. Jede dieser Sünden würde an sich schon sehr schwer gewesen sein; beide zusammen reichten hin, die, welche ihrer schuldig waren, in die unterste Hölle zu senken. Die Männer, welche Witwen betrogen hatten, werden für ihre Missethaten dem „Richter“ der Witwen (Ps. 68,6) Rechenschaft zu geben haben. Die, welche versucht hatten, ihre Verbrechen mit dem Mantel höherer Heiligkeit zu decken, verdienten es, vor den von ihnen Betrogenen enthüllt zu werden und des Königs gerechten Spruch zu hören: “Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.“ Diese Worte beweisen, daß es Grade der Strafe gibt, wie es Stufen der Herrlichkeit gibt. Alle Ungöttlichen werden von dem gerechten Richter gerichtet und verdammt werden, aber die größere Verdammnis wird für die Heuchler aufbehalten werden, die „lange Gebete“ vorgewendet haben, während sie hinter der Maske das Eigentum der Witwen und der Waisen gefressen haben.
15. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zweifältig mehr, denn ihr seid!
Das dritte „Wehe“ bezog sich auf den unheiligen Eifer der Schriftgelehrten und Pharisäer, dem Judentum und ihrer eignen Partei Anhänger zu gewinnen, und diese durch solches Verfahren noch schlimmer zu machen, als sie selber waren. Sie wandten Zeit und Mühe an diese Arbeit mit der Aussicht auf geringen Gewinn: “die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen machet.“ Sie wollten, sozusagen, ein Schleppnetz durch das große Meer ziehen, in der Hoffnung, einen Proselyten in den Maschen desselben zu verstricken, oder sie durchzogen das ganze Land, um einen Heiden zu bereden, sich beschneiden zu lassen, auf daß er „auswendig ein Jude“ würde. Das Resultat war für den Proselyten nur ein schlechtes: “Wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr, denn ihr seid.“ Die, welche nicht bekehrt, sondern verkehrt worden sind, werden gewöhnlich scheinheilig. Der Proselyt ahmte natürlich die Laster seiner heuchlerischen Lehrer nach, ohne jene Schriftkenntnis zu haben, die in einigem Maße als heilsame Beschränkung hätte dienen können. Der beschnittene Heide war mehr ein Judas, als ein Jude, ein wahrhafter „Sohn des Verderbens.“
16-19. Wehe euch, verblendete Leiter, die ihr sagt: Wer da schwört bei dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Golde am Tempel, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer? das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Wer da schwört bei dem Altar, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Opfer, das droben ist, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer? das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?
Die Form des vierten „Wehe“ ist von allen übrigen verschieden. In den andren sieben sagte unser Heiland: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!“ Hier sind seine Worte: “Wehe euch, verblendete Leiter!“ Sie waren dem Namen nach die religiösen Leiter der Juden, aber sie waren in Wirklichkeit „verblendete Leiter.“ Sünde, Vorurteil, Scheinheiligkeit und Heuchelei hatten ihre Augen verblendet. Sie hielten sich für die weisen Männer der Nation, aber Jesus redete sie als “Narren und Blinde“ an. Niemand ist so dumm wie die, welche nicht lernen wollen, und niemand so blind wie die, welche nicht sehen wollen. Dies war der Fall mit den Schriftgelehrten und Pharisäern; sie waren aus Eigensinn närrisch und mit Willen blind.
Unser Herr verurteilte hier ihre mißleitende Lehre über Eide. Sie lehrten thatsächlich, daß, wenn ein Mann “bei dem Tempel“ schwöre, sein Eid nicht bindend sei, aber daß er, wenn er “bei dem Golde des Tempels“ schwöre, durch seinen Eid verpflichtet sei; und in gleicher Weise erklärten sie, daß ein Eid “bei dem Altar“ nicht bindend sei, aber daß ein Mann, wenn er “bei dem Opfer, das droben ist“, schwöre, durch seinen Eid verpflichtet sei! Wir wundern uns nicht über unsres Heilandes unwilligen Ausruf: “Ihr Narren und Blinde, was ist größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?“ Die Heiligkeit lag in dem Tempel und Altar, nicht in dem Gold oder dem Opfer.
Jesus hatte alles Schwören verboten (Kapitel 5,34-36), so daß Er nicht die eine Form des Eides über die andre erhob, sondern vielmehr auf die Narrheit und Blindheit der Schriftgelehrten und Pharisäer hinwies, welche die rechte Ordnung der Dinge verkehrten. Wenn das Schwören erlaubt gewesen wäre, so müßte der Eid „bei dem Tempel“ bindender gewesen sein, als einer „bei dem Golde des Tempels,“ dennoch sagten diese falschen Lehrer: “Das ist nichts.“ Wenn die Menschen einmal die deutliche Lehre Christi verlassen, so ist es leicht für sie, in alle Arten von Ketzereien und Abgeschmacktheiten hinein zu geraten.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 23.20-26
20-22. Darum, wer da schwört bei dem Altar, der schwört bei demselben und bei allem, das droben ist. Und wer da schwört bei dem Tempel, der schwört bei demselbigen und bei dem, der drinnen wohnt. Und wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Stuhl Gottes und bei dem, der drauf sitzt.
Die Juden erfanden phantastische Formen des Schwörens, um den Gebrauch des göttlichen Namens zu vermeiden. Unser Herr bewies darum ferner das gänzliche Fehlschlagen aller ihrer Versuche. Schwören „bei dem Altar“ war Schwören „bei allem, was darauf war.“ Ein Eid „bei dem Tempel“ war in Wirklichkeit „bei dem, der darinnen wohnt.“ Die bindende Kraft des Eides konnte nicht in dem bloßen Gebäude liegen, sondern in dem höchsten Gott, der sich herabließ, darin zu wohnen. Viele Juden schworen „bei dem Himmel,“ obwohl sie nicht Gott zum Zeugen ihres Eides anrufen wollten, aber Jesus zeigte ihnen, daß sie gerade das thaten, was sie vermeiden wollten: Wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Stuhl Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Das einzig Richtige für uns ist, unsres Herrn Befehl zu gehorchen: „Ich aber sage euch, daß ihr allerdings nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.“
23. 24. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Till und Kümmel und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man thun und jenes nicht lassen. Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!
In diesem fünften „Wehe“ nannte unser Herr die Schriftgelehrten beides, “Heuchler“ und “verblendete Leiter,“ als religiöse Führer der Nation. Jesus sprach zuerst von ihrer genauen Beachtung gewisser kleiner Dinge: “Ihr verzehntet Minze, Till und Kümmel.“ einige waren so genau im Verzehnten, daß sie zum Tempeldienst sogar den Zehnten der Kräuter gaben, die sie auf dem Markt kauften, ebensowohl wie von denen, die in ihrem Garten wuchsen. Obgleich sie es so genau mit Dingen von untergeordneter Wichtigkeit nahmen, so ließen sie “dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht (oder die Gerechtigkeit) die Barmherzigkeit und den Glauben.“ Ihre Herzen waren vor Gottes Augen rechtschaffen, darum hatte ihr Urteil das Gleichgewicht verloren. Sie hielten die geringeren Forderungen des Gesetzes für Dinge von erster Wichtigkeit, während sie „das Schwerste“ ganz und gar unterließen. Unser Herr tadelte sie nicht, weil sie den Zehnten bezahlten, sondern Er zeigte, daß sie zuerst hätten „Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben“ üben müssen: “Dies sollte man thun und jenes nicht lassen.“ Kein Gebot Gottes ist unwesentlich, aber dasjenige, was sich auf den Zustand unsres Herzens und Lebens in den Augen Jehovahs bezieht, verlangt unsre erste und größte Aufmerksamkeit.
Jesus gebrauchte ein sehr schlagendes Gleichnis, um die Inkonsequenz dieser Leute darzustellen: “Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt.“ Sie betrachteten Kleinigkeiten als sehr wichtig, und seihten so gewissermaßen die Mücken aus ihrem Wein, um nicht Ersticktes zu genießen, aber sie begingen große Sünden ohne Gewissensbisse und verschluckten so ein Kamel, ein unreines Tier, das an Umfang einer sonst fast unzählbaren Menge von Mücken gleichkam. Es gibt noch immer Mückenseiher unter uns, die es anscheinend nicht schwer finden, ein Kamel zu verschlucken mit „Höcker und allem.“
25. 26. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist’s voll Raubes und Fraßes. Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Inwendige an Becher und Schüssel, auf daß auch das Auswendige rein werde!
Das sechste „Wehe“ wird über die Schriftgelehrten und Pharisäer ausgesprochen mit Rücksicht auf ihr Essen und Trinken: “Die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist es voll Raubes und Fraßes.“ Sie hatten häufige Waschungen, ihrer selbst und ihrer Gefäße zum Essen und Trinken. Sie thaten wohl, das Auswendige an Becher und Schüssel zu reinigen, aber das Böse bestand in der Weise, wie sie die Gefäße füllten und leerten. Sie wurden durch „Raub“ gefüllt und zum Fraße gebraucht, darum half all das äußerliche Waschen nichts. Indem Er einen von den Übelthätern aussonderte, sprach unser Herr: “Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Inwendige an Becher und Schüssel,“ mache dich frei vom „Raube“ im Sammeln und vom „Fraße“ im Verzehren, dann werden die reinen Becher und Schüsseln im Einklang stehen mit dem, was darin ist.
Die Juden erfanden phantastische Formen des Schwörens, um den Gebrauch des göttlichen Namens zu vermeiden. Unser Herr bewies darum ferner das gänzliche Fehlschlagen aller ihrer Versuche. Schwören „bei dem Altar“ war Schwören „bei allem, was darauf war.“ Ein Eid „bei dem Tempel“ war in Wirklichkeit „bei dem, der darinnen wohnt.“ Die bindende Kraft des Eides konnte nicht in dem bloßen Gebäude liegen, sondern in dem höchsten Gott, der sich herabließ, darin zu wohnen. Viele Juden schworen „bei dem Himmel,“ obwohl sie nicht Gott zum Zeugen ihres Eides anrufen wollten, aber Jesus zeigte ihnen, daß sie gerade das thaten, was sie vermeiden wollten: Wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Stuhl Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Das einzig Richtige für uns ist, unsres Herrn Befehl zu gehorchen: „Ich aber sage euch, daß ihr allerdings nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.“
23. 24. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Till und Kümmel und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man thun und jenes nicht lassen. Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!
In diesem fünften „Wehe“ nannte unser Herr die Schriftgelehrten beides, “Heuchler“ und “verblendete Leiter,“ als religiöse Führer der Nation. Jesus sprach zuerst von ihrer genauen Beachtung gewisser kleiner Dinge: “Ihr verzehntet Minze, Till und Kümmel.“ einige waren so genau im Verzehnten, daß sie zum Tempeldienst sogar den Zehnten der Kräuter gaben, die sie auf dem Markt kauften, ebensowohl wie von denen, die in ihrem Garten wuchsen. Obgleich sie es so genau mit Dingen von untergeordneter Wichtigkeit nahmen, so ließen sie “dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht (oder die Gerechtigkeit) die Barmherzigkeit und den Glauben.“ Ihre Herzen waren vor Gottes Augen rechtschaffen, darum hatte ihr Urteil das Gleichgewicht verloren. Sie hielten die geringeren Forderungen des Gesetzes für Dinge von erster Wichtigkeit, während sie „das Schwerste“ ganz und gar unterließen. Unser Herr tadelte sie nicht, weil sie den Zehnten bezahlten, sondern Er zeigte, daß sie zuerst hätten „Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben“ üben müssen: “Dies sollte man thun und jenes nicht lassen.“ Kein Gebot Gottes ist unwesentlich, aber dasjenige, was sich auf den Zustand unsres Herzens und Lebens in den Augen Jehovahs bezieht, verlangt unsre erste und größte Aufmerksamkeit.
Jesus gebrauchte ein sehr schlagendes Gleichnis, um die Inkonsequenz dieser Leute darzustellen: “Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt.“ Sie betrachteten Kleinigkeiten als sehr wichtig, und seihten so gewissermaßen die Mücken aus ihrem Wein, um nicht Ersticktes zu genießen, aber sie begingen große Sünden ohne Gewissensbisse und verschluckten so ein Kamel, ein unreines Tier, das an Umfang einer sonst fast unzählbaren Menge von Mücken gleichkam. Es gibt noch immer Mückenseiher unter uns, die es anscheinend nicht schwer finden, ein Kamel zu verschlucken mit „Höcker und allem.“
25. 26. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist’s voll Raubes und Fraßes. Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Inwendige an Becher und Schüssel, auf daß auch das Auswendige rein werde!
Das sechste „Wehe“ wird über die Schriftgelehrten und Pharisäer ausgesprochen mit Rücksicht auf ihr Essen und Trinken: “Die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist es voll Raubes und Fraßes.“ Sie hatten häufige Waschungen, ihrer selbst und ihrer Gefäße zum Essen und Trinken. Sie thaten wohl, das Auswendige an Becher und Schüssel zu reinigen, aber das Böse bestand in der Weise, wie sie die Gefäße füllten und leerten. Sie wurden durch „Raub“ gefüllt und zum Fraße gebraucht, darum half all das äußerliche Waschen nichts. Indem Er einen von den Übelthätern aussonderte, sprach unser Herr: “Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten das Inwendige an Becher und Schüssel,“ mache dich frei vom „Raube“ im Sammeln und vom „Fraße“ im Verzehren, dann werden die reinen Becher und Schüsseln im Einklang stehen mit dem, was darin ist.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Matthäus 23.27-33
27. 28. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats. Also auch ihr; von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend.
Die für das siebente „Wehe“ gegebene Ursache zeigt, was die Schriftgelehrten und Pharisäer in Wirklichkeit vor den Augen Christi waren: “Die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats.“ Das jährliche Übertünchen der Gräber hatte kürzlich stattgefunden, so daß die Begräbnisplätze ihr bestes Aussehen hatten; aber im Innern der Gräber that die Verwesung ihr schreckliches Werk. Sie wurden übertüncht, nicht nur aus Gesundheitsrücksichten, sondern hauptsächlich, um die Leute von ihnen fern zu halten, damit sie nicht verunreinigt würden. Unser Herr schmeichelte sicherlich den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht durch diesen Vergleich, aber je genauer derselbe geprüft wird, desto geeigneter für ihren abscheulichen Charakter wird er sich erweisen. Wie “fromm sie auch von außen vor den Menschen scheinen“ mochten, “inwendig“ waren sie “voll Heuchelei und Untugend.“ Wohl mochte der heilige Jesus solchen schmutzigen Sündern ein „Wehe“ zurufen.
29-31. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Propheten Gräber baut und schmückt der Gerechten Gräber, und sprecht: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wollten wir nicht theilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut. So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.
Das achte „Wehe“ bezog sich auf ihre falschen Bekenntnisse der Ehrfurcht vor den „lieben Propheten“ und den „teuren Märtyrern allzumal:“ “Die ihr der Propheten Gräber baut und schmückt der Gerechten Gräber.“ Sie gaben vor, solche Hochachtung vor den heiligen Männern der Vergangenheit zu haben, daß sie, da sie dieselben nicht in Person ehren konnten, zu ihrem Gedächtnis Denkmäler aufrichten und ihre Ruheplätze mit Zeichen ihrer Hochachtung schmücken wollten. Sie bezeugten auch, was sie gethan haben würden, wenn sie in den Tagen ihrer Väter gelebt hätten: “so wollten wir nicht teilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut.“ Welch bittere Ironie lag in solchen Worten von den Lippen der Menschen, die eben da den Tod des Herrn, der Propheten und der Gerechten aller Zeiten planten! So sprechen Menschen immer noch mit scheinbarem Grauen von den dunkelen Thaten früherer Verfolger, deren direkte Abkömmlinge sie sind, nicht nur dem Fleische nach, sondern auch dem Geiste nach. Aus ihrem eignen Munde verdammte unser Herr die Heuchler: “So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.“ Im wesentlichen sagte Jesus ihnen: „Ihr bekennt, daß ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Diese Einräumung schließt viel mehr in sich, als ihr denkt. Ihr seid ihre Söhne, nicht nur durch Geburt, sondern auch durch Ähnlichkeit; ihr seid wahre Kinder derer, welche die Propheten töteten. Wenn ihr zu ihrer Zeit gelebt hättet, so würdet ihr die Verbrechen begangen haben, die ihr zu verdammen vorgebt.“
32. Wohlan, erfüllt auch ihr das Maß eurer Väter!
Dies ist einer der furchtbarsten Aussprüche, der je von Christi Lippen fiel. Es ist wie sein Wort zu Judas: „Was du thust, das thue bald.“ Das “Maß“ der Missethat Israels war beinahe voll. Der Heiland wußte, daß die Schriftgelehrten und Pharisäer entschlossen waren, Ihn zu töten und so ihre eigne Verdammnis zu vollenden. Diese scheußliche Sünde würde das Maß der Schuld ihrer Väter erfüllen und das gerechte Gericht Gottes auf sie hernieder bringen.
33. Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht! wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?
Unser Herr sprach sehr strenge, aber die Treue verlangte eine solche Sprache wie diese. Ein guter Wundarzt schneidet tief; Jesus that es auch. Unsre neueren Prediger würden nicht so sprechen, nicht einmal zu Schriftgelehrten und Pharisäern, die Christum von neuem kreuzigen und für Spott halten. Der ist nicht der Liebevollste, der die glattesten Worte spricht. Wahre Liebe zwingt oft einen ehrlichen Mann, das zu sagen, was ihm viel mehr Schmerzen verursacht, als seinen verhärteten Hörern.
Die für das siebente „Wehe“ gegebene Ursache zeigt, was die Schriftgelehrten und Pharisäer in Wirklichkeit vor den Augen Christi waren: “Die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats.“ Das jährliche Übertünchen der Gräber hatte kürzlich stattgefunden, so daß die Begräbnisplätze ihr bestes Aussehen hatten; aber im Innern der Gräber that die Verwesung ihr schreckliches Werk. Sie wurden übertüncht, nicht nur aus Gesundheitsrücksichten, sondern hauptsächlich, um die Leute von ihnen fern zu halten, damit sie nicht verunreinigt würden. Unser Herr schmeichelte sicherlich den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht durch diesen Vergleich, aber je genauer derselbe geprüft wird, desto geeigneter für ihren abscheulichen Charakter wird er sich erweisen. Wie “fromm sie auch von außen vor den Menschen scheinen“ mochten, “inwendig“ waren sie “voll Heuchelei und Untugend.“ Wohl mochte der heilige Jesus solchen schmutzigen Sündern ein „Wehe“ zurufen.
29-31. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Propheten Gräber baut und schmückt der Gerechten Gräber, und sprecht: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wollten wir nicht theilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut. So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.
Das achte „Wehe“ bezog sich auf ihre falschen Bekenntnisse der Ehrfurcht vor den „lieben Propheten“ und den „teuren Märtyrern allzumal:“ “Die ihr der Propheten Gräber baut und schmückt der Gerechten Gräber.“ Sie gaben vor, solche Hochachtung vor den heiligen Männern der Vergangenheit zu haben, daß sie, da sie dieselben nicht in Person ehren konnten, zu ihrem Gedächtnis Denkmäler aufrichten und ihre Ruheplätze mit Zeichen ihrer Hochachtung schmücken wollten. Sie bezeugten auch, was sie gethan haben würden, wenn sie in den Tagen ihrer Väter gelebt hätten: “so wollten wir nicht teilhaftig sein mit ihnen an der Propheten Blut.“ Welch bittere Ironie lag in solchen Worten von den Lippen der Menschen, die eben da den Tod des Herrn, der Propheten und der Gerechten aller Zeiten planten! So sprechen Menschen immer noch mit scheinbarem Grauen von den dunkelen Thaten früherer Verfolger, deren direkte Abkömmlinge sie sind, nicht nur dem Fleische nach, sondern auch dem Geiste nach. Aus ihrem eignen Munde verdammte unser Herr die Heuchler: “So gebt ihr zwar über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.“ Im wesentlichen sagte Jesus ihnen: „Ihr bekennt, daß ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Diese Einräumung schließt viel mehr in sich, als ihr denkt. Ihr seid ihre Söhne, nicht nur durch Geburt, sondern auch durch Ähnlichkeit; ihr seid wahre Kinder derer, welche die Propheten töteten. Wenn ihr zu ihrer Zeit gelebt hättet, so würdet ihr die Verbrechen begangen haben, die ihr zu verdammen vorgebt.“
32. Wohlan, erfüllt auch ihr das Maß eurer Väter!
Dies ist einer der furchtbarsten Aussprüche, der je von Christi Lippen fiel. Es ist wie sein Wort zu Judas: „Was du thust, das thue bald.“ Das “Maß“ der Missethat Israels war beinahe voll. Der Heiland wußte, daß die Schriftgelehrten und Pharisäer entschlossen waren, Ihn zu töten und so ihre eigne Verdammnis zu vollenden. Diese scheußliche Sünde würde das Maß der Schuld ihrer Väter erfüllen und das gerechte Gericht Gottes auf sie hernieder bringen.
33. Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht! wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?
Unser Herr sprach sehr strenge, aber die Treue verlangte eine solche Sprache wie diese. Ein guter Wundarzt schneidet tief; Jesus that es auch. Unsre neueren Prediger würden nicht so sprechen, nicht einmal zu Schriftgelehrten und Pharisäern, die Christum von neuem kreuzigen und für Spott halten. Der ist nicht der Liebevollste, der die glattesten Worte spricht. Wahre Liebe zwingt oft einen ehrlichen Mann, das zu sagen, was ihm viel mehr Schmerzen verursacht, als seinen verhärteten Hörern.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)