Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer Davids von Spurgeon

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Jörg
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Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer David Ps96

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PSALM 96 (Auslegung & Kommentar)

Inhalt

Nach 1. Chr. 16 hat dieser Psalm einen Teil des heiligen Festliedes gebildet, welches David singen ließ, da sie die Lade Gottes in die Hütte gesetzt hatten, die ihr der König aufgerichtet hatte, und sie Brandopfer und Dankopfer vor Gott opferten. Der erste Teil jenes Festgesangs (Ps. 105,1-15) bezog sich auf Israel, dieser Teil aber ist ein Lied für die Heiden, ein Jubellied, in welchem die (in den Zeiten des Evangeliums erfolgende) Bekehrung der Völker zu Jehovah gefeiert wird. Der Psalm folgt passend auf den 95., der die Widerspenstigkeit Israels bezeugt. Diese musste ja zur Folge haben, dass das Evangelium von Israel genommen wurde, um den Heiden verkündigt zu werden, die es annehmen und im Laufe der Zeit durch die Kraft desselben ganz für Christum gewonnen werden sollen. So bilden also diese beiden Psalmen ein innerlich zusammengehöriges Paar. Der 96. ist ein erhabenes Missionslied, und es nimmt einen wunder, dass die Juden es lesen und doch in ihrer ausschließenden Gesinnung verharren können. Wäre nicht Blindheit den Kindern Israel zum Teil widerfahren, so müssten sie längst erkannt haben und sonderlich jetzt erkennen, dass ihr Gott von jeher Liebesabsichten gegen alle Geschlechter der Menschheit gehabt hat und es nie seine Meinung gewesen ist, dass seine Gnade und sein Bund auf den fleischlichen Samen Abrahams beschränkt bleiben sollte. Wir wundern uns nicht, dass der weitherzige David vor großer Freude mit aller Macht vor der Bundeslade her tanzte, da er im Geiste die ganze Welt sich von den Abgöttern zu dem lebendigen und wahren Gott bekehren sah. Wäre Michal, Sauls Tochter, nur imstande gewesen, Davids Freude zu verstehen, sie hätte ihn nicht getadelt; und könnten wir nur den Juden unserer Tage das Herz erweitern, dass sie mehr Mitgefühl für die Menschheit im Ganzen hätten, so würden sie auch vor Freuden jubeln ob der großen Verheißung, dass einst noch alle Welt der Herrlichkeit des HERRN voll werden soll.

Einteilung

Wir machen keine, denn das Lied ist ein unteilbares Ganzes, ein Gewand ohne Naht, von oben an gewirkt durch und durch.

Auslegung

1. Singet dem HERRN ein neues Lied;
singet dem HERRN alle Welt!
2. Singet dem HERRN und lobet seinen Namen;
verkündiget von Tag zu Tage sein Heil!
3. Erzählet unter den Heiden seine Ehre,
unter allen Völkern seine Wunder!
4. Denn der HERR ist groß und hoch zu loben,
wunderbar über alle Götter.
5. Denn alle Götter der Völker sind Götzen;
aber der HERR hat den Himmel gemacht.
6. Es stehet herrlich und prächtig vor ihm
und gehet gewaltig und löblich zu in seinem Heiligtum.
7. Ihr Völker, bringet her dem HERRN,
bringet her dem HERRN Ehre und Macht!
8. Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens;
bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!
9. Betet an den HERRN in heiligem Schmuck;
es fürchte ihn alle Welt!
10. Sagt unter den Heiden, dass der HERR König sei
und habe sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet,
dass es bleiben soll,
und richtet die Völker recht.
11. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
12. das Feld sei fröhlich und alles was darauf ist;
und lasset rühmen alle Bäume im Walde
13. vor dem HERRN; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.


1. Singet dem HERRN ein neues Lied. Neue Freuden erfüllen die Herzen der Menschen, denn es ertönt die frohe Kunde von dem Heil, das allen Völkern widerfahren soll; darum sollen auch alle ein neues Lied anstimmen. Die Engel weihten die neue Heilsordnung mit neuen Gesängen ein; sollen wir nicht den Ton aufnehmen? Das Lied gilt Jehovah allein; die Gesänge, die das Lob Jupiters und Neptuns, Wischnus und Schiwas sangen, sind auf immer verstummt; alle bacchanalischen Klänge schweigen, kein Zotenlied vernimmt man mehr. Dem einen wahrhaftigen Gott ist alle Musik nun geweiht. Alles Trauern ist dahin; der Lenz der Herzen ist herbeigekommen, da alle fröhlich singen mögen. Keine düsteren Zeremonien werden mehr geübt, blutige Menschenopfer nicht mehr dargebracht; hinfort gibt es kein Ritzen des Leibes mehr mit Messern und Pfriemen, kein klägliches Geschrei ertönt mehr von den Lippen irregeführter Anbeter. Die Freude geht mit Sonnenglanz über der Menschheit auf, und heilige Gesänge sind der allgemeine Ausdruck der Liebe zum HERRN geworden, geweihte Musik die geziemende Sprache der ehrerbietigen Anbetung. Die Menschen selber sind neue Kreaturen geworden, und neu sind darum auch ihre Lieder. Die Namen der Baalim sind von ihrem Munde weggetan (Hos. 2,19 [17]), die wollüstige Musik des Astarten-Dienstes hat ein Ende; der tolle Singsang und das blutdürstige Kriegsgeschrei sind eins wie das andere vergessen. Es erklingt nur noch das neue Lied, heilig, himmlisch, rein und lieblich. Der Psalmdichter spricht, als wollte er das Lied anheben und dabei der Vorsänger sein; er ladet, lockt, beredet zur heiligen Anbetung, er ruft aus vollem Herzen: O singt dem HERRN ein neues Lied.

Singet dem HERRN, alle Welt. Die Eifersüchteleien der Nationen sind begraben. Ein Jude ladet die Völker zur Anbetung ein und stimmt mit ihnen an, auf dass die ganze Welt als mit einem Herzen und einer Seele ein gemeinsames Loblied Jehovah darbringe, der sie mit seinem Heil heimgesucht hat. Aus keinem Winkel der ganzen Welt soll ein Misston erklingen, kein Heidenvolk bei diesem Liede stumm bleiben. Jehovah hat die ganze Erde gemacht, und die ganze Erde soll ihm zu Ehren singen. Wie die Sonne alle Lande bescheint, so sollen alle Lande auch sich freuen in dem Licht der Sonne der Gerechtigkeit. E pluribus unum, von den vielen soll ein Lied erschallen. Die mannigfachen Sprachen der zu Babel zerteilten Menschheit sollen in den einen Psalm verschmelzen, wenn die Völker in Zion versammelt sind. Ja, nicht die Menschen allein, auch die Erde selbst soll ihren Schöpfer preisen. (Es heißt buchstäblich: die Gesamtheit der Erde.) Die Schöpfung, die eine Zeit lang einer traurigen Notwendigkeit zufolge der Eitelkeit unterworfen war, wird nun von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit und zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes erhoben, so dass Meer und Wald und Feld und Flur sich freuen können vor dem HERRN. Ist das ein Traum? Dann lasst uns ihn wieder träumen. Selig sind die Augen, die das Reich Gottes schauen werden, und die Ohren, die dessen Lieder hören werden. Beschleunige dein Kommen, lieber Herr! Ja, sende bald das Zepter deines Reichs aus Zion, dass die Völker alle sich dir neigen.

2. Singet dem HERRN und lobet seinen Namen. Dreimal wird der Name Jehovah genannt, das ist nicht ohne Bedeutung. Werden die erleuchteten Völker nicht dem dreieinigen Gott singen? Die Lehre der Unitarier (die die Dreieinigkeit leugnen) ist die Religion der Eintönigkeit; sie ist zu kalt, als dass sie die Welt zu begeisterter Anbetung erwärmen könnte. Das heilige Feuer der Anbetung brennt nur da mit lodernder Flamme, wo man an den dreieinigen Gott glaubt und ihn herzlich liebt. Auch noch in andrer Weise als im Gesang soll der eine Lobenswürdige gelobt werden. Seines Namens, seines geoffenbarten Wesens, seines im Worte kundgegebenen Willens sollen wir uns freuen und mit beständiger Danksagung gedenken. Wir haben alle Ursache, Ihn zu loben, der uns so göttlich freigebig segnet. Sooft sein Name auch nur genannt wird, ziemte es uns wohl zu sagen: Gelobt sei er immerdar! Verkündiget von Tag zu Tage sein Heil. Das Evangelium ist die hellste Offenbarung, die er uns je von sich gegeben hat; die Erlösung übertrifft an Herrlichkeit die Schöpfung wie die Vorsehung. Darum lasst unseren Lobpreis in dieser Richtung überströmen. Lasst uns die Botschaft des Heils verkündigen, und zwar fort und fort, dass das glückselige Zeugnis nimmer schweige. Die Botschaft ist immer neu, immer zeitgemäß, immer zuverlässig, immer unseren Bedürfnissen vollkommen entsprechend. Darum wollen wir sie, bis dass er kommt, stets aufs Neue laut werden lassen in Wort und Werk, in Lied und Predigt, in Taufe und Abendmahl, in schriftlichen und mündlichen Zeugnissen, in Sonntags-Gottesdiensten und in Werktags-Versammlungen. Jeder Tag bringt uns tiefere erfahrungsmäßige Erkenntnis Gottes als unseres Heilandes, jeder Tag zeigt uns aufs Neue, wie dringend wir Menschen sein Heil brauchen, jeder Tag enthüllt neu die Kraft des Evangeliums, jeden Tag ringt der Heilige Geist mit den Menschenkindern: darum sei es ohne Aufhören unser seliges Geschäft, die herrliche Botschaft von der freien Gnade kundzutun. Das sollen die tun, die aus eigener Erfahrung wissen, was es um sein Heil ist. Sie können es bezeugen, dass in keinem andern Heil ist, aber bei ihm auch das volle ewige Heil zu finden ist. Mögen sie es erschallen lassen, bis der Widerhall die ganze weite Welt umtönt und all die Heerscharen des Firmaments mit einstimmen in das Lied zu Ehren dessen, der sein Heil allen Völkern geoffenbart hat.

3. Erzählet unter den Heiden seine Ehre. Sein Heil ist seine Ehre, das Wort des Evangeliums verherrlicht ihn; darum sollte es weit und breit kundgemacht werden, bis es auch die entferntesten Völker vernommen haben. Unser Land hat viel Gut und Blut darangesetzt, sein Ansehen unter den wilden Völkern geltend zu machen und zu erhalten; wann wird es ebenso besorgt sein, die Ehre der evangelischen Wahrheit, den Ruhm des göttlichen Oberherrn zu behaupten und zu mehren? Wir fürchten wahrlich nicht ohne Grund, dass der Name des Herrn Jesus unter den Heiden gar oft geschändet worden ist durch die Laster und Grausamkeiten derer, die sich Christen nennen. Möge diese Tatsache die wahren Gläubigen zu desto größerem Eifer reizen, dass das Evangelium als mit einer Posaune Schall allen Enden der Erde verkündigt werde. Unter allen Völkern seine Wunder. Das Evangelium ist lauter Wunder; seine Geschichte ist der Wunder voll, und es selber ist an sich schon wunderbarer als die größten Wunder. In der Person seines Sohnes hat Gott Wunder der Liebe, Weisheit, Barmherzigkeit und Macht entfaltet. Alle Ehre sei seinem Namen dargebracht; wer könnte sich weigern, die Kunde von der erlösenden Gnade und der sterbenden Liebe weiter zu tragen? Alle Völker haben es dringend nötig, von Gottes wunderbaren Taten zu hören, und eine wirklich lebendige, selbstverleugnende Gottesgemeinde würde den feierlichen Entschluss fassen, dass alle bald, bald die Kunde vernehmen sollen. Die aussterbenden Volksstämme sind so wenig von der Verkündigung des Evangeliums auszuschließen wie die großen im Wachstum begriffenen Völkerschaften, die gleich den fetten Kühen von Pharaos Traum die andern verschlingen1: die rothäutigen Indianer sollen so gut wie die Angelsachsen die Wunder der erlösenden Liebe hören. Kein Volk ist dafür zu versunken, keines zu gebildet; keines zu verwildert und keines zu fein.

4. Denn der HERR ist groß und hoch zu loben. Er ist kein Göttchen, das, wie die Heiden sich ihre Götter dachten, über irgendein einzelnes Volk oder einen beschränkten Teil der Natur herrscht. Groß ist Jehovah, groß an Macht und Herrschaft, groß von Rat und mächtig von Tat; nichts Niedriges und Kleinliches findet sich an ihm oder seinem Tun, in allem zeigt er sich als der Unermessliche. Das Lob soll seinem Gegenstand entsprechen; so erklinge es denn ohne Ende, wenn es gilt, den Unendlichen zu preisen. Man kann ihn nicht zu viel, zu oft, zu eifrig, zu ehrerbietig oder zu freudig loben. Es ziemt sich, dass in seiner Verehrung nichts mittelmäßig sei; er will aus der Fülle des Herzens, mit glühendem Eifer angebetet und gepriesen sein. Furchtbar ist er über alle Götter. (Grundtext) Andre Götter sind mit schweren Opfern und großer Furcht von ihren verblendeten Dienern verehrt worden; aber Jehovah sollte mit noch viel tieferer Ehrfurcht angebetet werden. Selbst wenn die gegossenen Bilder wirkliche Götter wären, könnten sie doch auch nicht einen Augenblick den Vergleich mit Israels Gott aushalten; darum werde seinem Dienst viel größerer Eifer gewidmet, als je an den Dienst der Götzen gewendet worden ist. Furchtbar ist er; darum werde er gefürchtet. Die Furcht vor andern Göttern ist eitel Aberglaube; heilige Scheu vor dem HERRN ist echte Frömmigkeit. Die Furcht des HERRN ist aller Tugenden Anfang und doch zugleich ihre Begleiterin bis zur höchsten Stufe. Die Furcht Gottes ist die jungfräulich keusche Röte auf dem Antlitz der Heiligkeit, die dessen Lieblichkeit erhöht.

Fußnoten
1. Wir lassen uns den kleinen Irrtum gern gefallen. - James Millard
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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5. Denn alle Götter der Völker sind Götzen. Das hebräische Wortspiel ist noch stärker als das deutsche: Die Elohim alle der Völker sind elilim, sind Nichtse, wesenlos und nutzlos.2 Sie sind bloße Bilder von Holz und Stein, weiter nichts. Aber der HERR hat den Himmel gemacht. Die Wirklichkeit seiner Gottheit erweist sich an seinen Werken, und vor allen unter diesen nennt der Psalmdichter jenes unvergleichliche Meisterwerk der Baukunst, dessen mächtiger Bogen sich über jedermanns Haupt wölbt, dessen Lampen die ganze Menschheit erleuchten, dessen Regen und Tau auf jeglichen Volkes Felder niederfallen, und aus dem die Donnerstimme des HERRN zu jedem Geschöpf dringt. Die eiteln Götzen existieren nicht, unser Gott aber ist der Urquell aller existierenden Wesen; jene sind nichtige Gebilde der Erde, er dagegen ist nicht nur himmlisch, sondern hat auch die Himmel geschaffen. Diese Wahrheit wird als Grund vorgeführt, warum Jehovah von allen zu preisen sei. Wer hat Anspruch auf Anbetung, wer kann überhaupt angebetet werden, als er allein? Da keiner mit ihm in Wettstreit treten kann, so werde auch ihm allein gehuldigt.

6. Hoheit und Herrlichkeit sind vor seinem Angesichte. (Wörtl.) Sie stehen als Trabanten vor Jehovahs Thron. Die Menschen können majestätische Würde und Herrlichkeitsglanz nur nachahmen, ihr prahlender Prunk ist nur das Scheinbild der Größe. Wollen wir Majestät und Herrlichkeit in ihrer echten Urgestalt sehen: bei Gott sind sie zu finden, und bei ihm allein. Stärke und Zier in seinem Heiligtum. (Wörtl.) In Jehovah ist alles vereint, was mächtig und lieblich, gewaltig und prächtig ist. Wir sehen nicht selten rohe Kraft ohne Schönheit, oder Zierlichkeit ohne Kraft; die Verbindung beider Eigenschaften aber erweckt erst volle Bewunderung. Verlangt uns, das Erhabene und das Schöne auf einen Blick zu sehen? Dann müssen wir zum Thron des Ewigen aufblicken. In der entsprechenden Stelle der Chronika (1. Chr. 16,27) lesen wir: Stärke und Freude. Die beiden Lesarten widerstreiten einander nicht, denn in diesem Falle ist es im höchsten Sinne wahr, dass das wahrhaft Schöne ewige Freude erweckt. Nicht in äußerem Schein oder in Prunk köstlicher Gewänder besteht die Herrlichkeit Gottes; solche Dinge sind Gaukelstücke, die die Unwissenden verblüffen. Heiligkeit, Gerechtigkeit, Weisheit, Gnade, das sind die Prunkstücke des Heiligtums Jehovahs, das die Kronjuwelen und die Reichskleinode der Schatzkammer des himmlischen Hofs.

7. Der Psalm begann mit der dreimal wiederholten Aufforderung zu singen, und dreimal ward dabei der Name des HERRN genannt. Jetzt treffen wir gleichfalls dreimal nacheinander den Ausdruck: Bringet her dem HERRN. Das ist ganz die Art jener Dichter, deren zündende Klanggedichte des Volkes Ohr am meisten gewonnen haben; sie wiederholen auserlesene Worte, bis diese die Seele durchdrungen und das Herz in Flammen gesetzt haben. Der Aufruf des lieblichen Sängers Israels ist wieder an die Gesamtheit der Menschenkinder gerichtet, die er anredet: Ihr Völker, oder eigentlich: Ihr Völkergeschlechter. (Grundtext) Wie wir in Stämme und Familien eingeteilt sind, so werden wir nach Geschlecht und Ordnung aufgerufen, vor Gott hinzutreten und ihm alle Ehre zu geben. "Alle Anbetung sei Gott allein dargebracht", das ist der Sinnspruch einer der alten Zünfte Londons und dürfte wohl das Losungswort aller Familien auf Erden werden. Hausandacht ist etwas besonders Wohlgefälliges in den Augen dessen, der der Gott aller Häuser des wahren Israel ist. Bringet her dem HERRN Ehre und Macht. Das will sagen: Erkennt die Herrlichkeit und Stärke Jehovahs und preist sie in feierlichen Lobgesängen. Wer sonst ist herrlich als der HERR? Wer ist mächtig außer unserem Gott? Ihr gewaltigen Völker, die ihr euch für so ruhmreich und mächtig haltet, lasst euer groß Rühmen! Ihr Herrscher, die ihr Erlaucht und Großmächtig benannt werdet, werft euch in den Staub vor dem einzigen Gewalthaber. Herrlichkeit und Stärke sind in Wahrheit nirgends zu finden als bei dem HERRN; alle andern Großen haben nur den Schein davon. Mit Recht hat Massillon, der berühmte französische Kanzelredner, seine Grabrede am Katafalk Ludwigs des Vierzehnten mit den Worten begonnen: "Gott allein ist groß, meine Brüder."

8. Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens. Aber wer kann das nach Gebühr tun? Mögen die Völker der Erde alle zusammen mit vereinten Kräften die gewaltige Schuld abtragen? Alle nur denkbare Ehre gebührt unserem Schöpfer, Erhalter, Wohltäter und Erlöser, und was für begeisterte Huldigung wir ihm auch darbringen, wir können ihm doch kaum geben, was ihm zukommt. Gelingt es uns nicht, ihm das volle Maß darzubringen, das er billig beansprucht, so mangele es wenigstens nicht am ehrlichen Bestreben. Bringet Geschenke, und kommt in seine Vorhöfe. Kommt mit unblutigen Opfergaben; da die Sühne für die Sünde vollbracht ist, bleibt nur noch übrig, Dankopfer zu bringen; dass diese aber nicht vergessen werden! Ihm, der uns alles gibt, sollten wir freudig die Zehnten des Dankes erstatten. Sooft wir uns zum Gottesdienst versammeln, sollten wir es nicht versäumen, einen Beitrag für Gottes Reichssache mitzubringen, eingedenk des alten Wortes: Dass niemand vor mir leer erscheine! (2. Mose 34,20) Die Zeit kommt, da der HERR reiche Gaben empfangen wird von allen Ständen und von allen Völkern, wenn sie sich versammeln werden ihn anzubeten. O längstersehnter Tag, brich bald herein.

9. Betet an den HERRN in heiligem Schmuck. Heiligkeit ist der einzige Schmuck unserer Gottesdienste, aus welchem der HERR sich etwas macht, und diese Zier lässt sich durch nichts anderes ersetzen. Auf kunstvolle Bauart und feine Gewänder achtet er nicht; sittliche und geistliche Schönheit, das ist’s, was seine Seele erfreut. Unsere Anbetung darf Gott nicht in nachlässiger, oberflächlicher und unreiner Weise dargebracht werden; wir sollen beim Gebet sowohl wie beim Gesang ehrerbietig, wahr, eifrig und rein von Herzen sein. Die Reinheit ist das weiße Linnen, das die Chorsänger des HERRN wohl kleidet, Rechtschaffenheit das geziemende Gewand für seine Priester, Heiligkeit die Hoftracht seiner Diener. Es fürchte ihn alle Welt. Erzittert vor seinem Angesichte ist eigentlich der Wortlaut des Grundtextes, und damit soll die allertiefste Ehrfurcht angedeutet werden, gerade wie das vorher gebrauchte Betet an zunächst den Sinn hat: Werft euch vor ihm nieder. Ja wahrlich, auch leiblich würden die Menschen ins Zittern kommen und sich in den Staub demütigen, wenn sie sich der Macht und Herrlichkeit Jehovahs voll bewusst wären. Die Weltkinder haben wohl die Quäker verspottet, weil diese unter der mächtigen Einwirkung des Heiligen Geistes erzitterten; wären sie aber fähig gewesen, die Majestät des Ewigen zu erkennen, so hätten sie selber gezittert.3 Es gibt ein heiliges Zittern, das mit der Freude wohl verträglich ist (Ps. 2,11); ja, das Herz kann recht eigentlich vor heiliger Wonne beben. Als Johannes auf Patmos im Gesichte den König in seiner Schöne sah, ward er nicht von den Schrecken eines unversöhnten Gewissens ergriffen, und doch fiel er zu seinen Füßen als ein Toter. (Off. 1,17.) O dass wir ihn schauen und ihn anbeten könnten mit ehrfurchtsvollem Fußfall und heiliger Furcht!

10. Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König worden. (Wörtl.) Das ist die froheste Kunde, die den Völkern gebracht werden kann: Der HERR, Jehovah, hat in der Person seines Sohnes den Thron bestiegen und seine große Macht angezogen! Ruft dies aus unter den Heiden, und mögen diese, selber zum HERRN bekehrt, die herrliche Botschaft jubelnd weitertragen. Die Herrschaft Jehovah-Jesu ist kein lästiger Zwang, sein Regiment bringt unzählige Segnungen; sein Joch ist sanft, und seine Last ist leicht. So steht denn der Erdkreis fest und wird nicht wanken. (Grundtext Vergl. Ps. 93,1) Wo Gott König ist, da steht es wohl um die Gesellschaft; denn sein Reich werden keine Revolutionen erschüttern, keine feindlichen Einfälle sein Gebiet beunruhigen. Eine wohl gefestigte Regierung ist für das Volkswohl unerlässlich. Die Herrschaft des Gottes der Wahrheit und Gerechtigkeit wird die Wohlfahrt der Völker im höchsten Maße fördern. Die Sünde hat die Welt aus den Fugen gebracht, das Reich Jesu wird sie wieder auf sicherer Grundlage festigen. Er richtet die Völker recht. Das ist das beste Mittel, die menschliche Gesellschaft auf festem Grunde aufzubauen, und zugleich die reichste Freudenquelle für alle Unterdrückten. Die Ungerechtigkeit bringt die Dynastien der Tyrannen zu Fall; die Gerechtigkeit sichert dem Throne Jesu Bestand. Er wird mit voller Unparteilichkeit über Juden und Heiden, über Hohe und Niedere herrschen, und das wird alle die beglücken, die jetzt noch die Opfer despotischer Willkür sind.

11. Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich. Droben und drunten erklinge Jubel. Mögen die Engel, die sich vordem über die Gottlosigkeit der Menschen entsetzten, sich nun über ihre Buße und ihre gnädige Wiederannahme freuen; und mögen die Menschen selber mit Frohlocken ihrer Befriedigung darüber Ausdruck geben, dass ihr rechtmäßiger Fürst jetzt auf seinen Thron eingesetzt ist. Der Prachtband der Schöpfung hat zwei Seiten; möge auf beiden die Ehre des HERRN mit Lettern der Freude eingeprägt sein. Das Meer brause und was drinnen ist. Nicht mehr sei es das wild bewegte Meer, das über den Untergang wackerer Seefahrer heult und das Klagegeschrei der Witwen und Waisen in tausendfältigem Echo wiederholt; nein, jetzt rausche es fröhlich und frohlocke mit Schalle, dass das Reich des HERRN angebrochen ist. Es verkünde mit Donnerstimme den Namen des HERRN, wenn die Flut es schwellt, und all das wimmelnde Leben, das es in seinem Schoße birgt, hüpfe vor Freuden, weil der Höchste auch in den Tiefen des Meeres herrscht. Mit der ganzen übrigen Kreatur hat bis jetzt das Meer geseufzt und in Wehen gelegen; ist die Zeit nicht nahe, da sein dumpfes Klagen sich in Freudenschall verwandeln wird? Wird nicht bald jede Welle den Ruhm dessen verkündigen, der einst auf dem Meer wandelte?

12. Das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist. All die Äcker und Fluren, von fleißiger Hand bestellt, sie mögen den HERRN loben. In ungestörter Ruhe können nun die rüstigen Bauern pflügen, säen und ernten, da keine streifenden Scharen der Midianiter den Ertrag ihrer Arbeit mehr bedrohen; darum preisen sie den in frohen Liedern, dessen Herrschaft der ewige Friede ist. Sowohl die Menschen, die das Land bebauen, und das Vieh, das auf den Triften weidet, als auch die Früchte des Feldes selber, sie wetteifern nach dem Bilde unseres Verses miteinander im Lobe des HERRN; und das Bild hat, so kühn es ist, volle Berechtigung, da jeder bebaute Morgen Landes sein Lied erschallen lassen und jedes Bauerngehöft eine Gemeinde Gottes in sich fassen wird. - Bisher hat der Psalmist eigentlich den Wünschen und Hoffnungen Ausdruck gegeben, die sein Herz bewegen; jetzt wendet sein Glaube sich zum völlig gewissen Weissagen. Denn es ist wohl nicht zu übersetzen: Und lasset rühmen alle Bäume im Walde, sondern: Alsdann werden rühmen (oder jubeln, jauchzen) alle Bäume im Walde. Sie werden es tun: alsdann, wenn Jehovah kommt (V. 13), seine Herrschaft im vollen Umfange aufzurichten. In alten Zeiten sind die Haine schaudernd Zeugen gewesen der grässlichen Orgien, die in ihrem Schatten gefeiert wurden; nun kommt die Zeit, da sie jubeln vor Freude über den hehren Gottesdiensten, deren Schall sie vernehmen. Jetzt ist der Wald die Feste der Buschmänner und Räuber; aber er soll noch ganz der heiligen Sammlung und Anbetung geweiht werden. Wie schon jetzt Nachtigall und Amsel im Dickicht ihre süßen Weisen zu des Schöpfers Ehre erschallen lassen, so soll der Wald noch allerorten widerhallen von den Lobgesängen der erlösten Gotteskinder.

13. Vor dem HERRN; denn er kommt. Schon ist er nahe; sein Erscheinen soll darum die Ursache sofortiger Freude sein. Wir stehen schon in seiner Gegenwart, lasst uns mit Entzücken ihn anbeten. Denn er kommt, zu richten das Erdreich. Nach seiner göttlichen Weise wird er über die Erde herrschen. Er wird nicht kommen, um die Welt mit Gewalt zu bezwingen und mit Steuern an Gut und Blut zu drücken, wie es Eroberer jeweilen getan, sondern um wie eine weise Obrigkeit des Landes Wohl zu fördern und zuzusehen, dass zwischen Mensch und Mensch Gerechtigkeit walte. Die ganze Welt wird der Gerichtsbarkeit dieses allerhabenen Richters unterstehen, und vor seinen Richtstuhl werden alle entboten werden. Eben zu dieser Stunde ist er unterwegs, und die Zeit seiner Zukunft steht nahe bevor. Seine große Gerichtssitzung ist schon angekündigt. Hört ihr die Posaunen nicht? Sein Fuß ist schon auf der Türschwelle. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit. Seine ihm innewohnende Geradheit der Gesinnung und des Urteils wird alle Angelegenheiten und Rechtsfragen aufs beste ordnen. Da wird es keine Bestechung oder Rechtsverdrehung geben, und kein Irrtum, kein Versehen wird in seinen Entscheidungen zu finden sein. Und die Völker mit seiner Wahrheit, oder: nach seiner Treue. Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Lauterkeit werden auf seinem Richterstuhl wohnen. Kein Volk wird dort vorgezogen werden und keines unter Vorurteilen zu leiden haben. Der Schwarze wird da nach dem gleichen Gesetz gerichtet werden wie sein weißer Gebieter, der Eingeborene wird sein Recht finden gegenüber seinen "gebildeten" Verdrängern, der zertretene und gehetzte Buschmann wird Berufung einlegen können gegen den Buren, der seinen Stamm hingeschlachtet hat, und der Südseeinsulaner wird ein offenes Ohr finden für seine herzzerreißende Klage gegen den elenden Seelenverkäufer, der ihn aus seiner Heimat weggestohlen hat. Volle Gerechtigkeit wird gehandhabt werden sonder Furcht und Gunst. Ob all dem mögen die Völker sich freuen und das Weltall frohlocken.
Wir wollen die Betrachtung des Psalms nicht schließen, ohne selber in das Jubellied einzustimmen. Da die ganze Welt vor Freude strahlen wird, sollen wir nicht fröhlich sein? Wie der würdige John Howe († 1705) bemerkt hat: Sollen wir nicht an dieser allgemeinen ehrerbietigen Freude teilnehmen und in das Konzert des vielstimmigen Anbeterchors mit einfallen? Wollten wir uns von dieser willig dienenden, freudig lobsingenden unzählbaren Schar ausschließen? Und was der ganzen Welt ein frohes Gesicht verleiht, sollte das nur unser Antlitz mit dunkeln Wolken und düsterer Trauer verhüllt bleiben lassen?

Fußnoten
2. Wenn denn die Ableitung von lyli)E Nichtigkeit richtig ist.

3. Der Name Quäker stammt (ursprünglich) daher, dass George Fox, 1650 in Derby "wegen Gotteslästerung" vor den Richter Bennett geführt, diesen aufforderte, Gott zu ehren und vor seinem Gericht zu zittern (to quake), worauf Bennett ihn höhnisch quaker nannte. Calwer Kirchenlexikon 1893.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Die LXX überschreibt den Psalm: 1) Ein Lied Davids. Und wirklich hat ihn der Chronist fast ganz in das Lied aufgenommen, welches am Tage der Einholung der Bundeslade gesungen worden (1. Chr. 16,23-33); aber dieser reiht dort, wie die groben Nähte zwischen V. 22.23; V. 33.34 zeigen, geläufige Psalmen-Reminiszenzen musivisch (d. i. mosaikartig) aneinander, um annäherungsweise die Feststimmung und Festklänge jenes Tages auszudrücken. 2) Als das Haus gebaut ward nach der Gefangenschaft. Mit Recht erklärt die LXX hiermit den Psalm für ein nachexilisches Lied: er entspricht durch und durch der Steigerung, welche Israels Bewusstsein von seinem Weltberuf im Exil erfahren hat. Die Bestimmung der Jahvereligion für die Menschheit kommt hier zum siegesfreudigen lyrischen Ausdruck. Schon insofern ist der Grundton des Psalms deuterojesaianisch. Denn die Herrlichkeitshöhe des messianisch-apostolischen Berufes auszusprechen, auf welche Israel durch die Leidenstiefe des Exils hindurch emporgehoben wird, das ist ein Hauptzweck von Jes. 40-66. Alle diese nachexilischen Lieder stehen dem Geiste des Neuen Testaments um vieles näher als die vorexilischen; denn das Neue Testament, welches die entschränkte Innerlichkeit des Alten Testamentes ist, ist durch das Alte Testament hindurch im Werden begriffen, und das Exil war einer der wichtigsten Wendepunkte dieses fortschreitenden Prozesses.
Die Psalmen 96-98 sind messianischer als manche im eigentlichen Sinne des Worts messianische. Denn der Schwerpunkt der alttestamentlichen Heilsverkündigung liegt nicht im Messias, sondern in der Parusie (Zukunft) Jahves - eine Tatsache, die sich daraus erklärt, dass das Geheimnis der Menschwerdung jenseits der alttestamentlichen Heilserkenntnis bleibt. Alle menschliche Heilsvermittlung erscheint deshalb als rein menschliche und erhält noch dazu vermöge der nationalen Schranke, in welche die Heilsoffenbarung eingegangen ist, ein nationales und also äußerliches, natürliches Gepräge. Wenn der ideale davidische König, welcher erhofft wird, auch Übermenschliches leistet, so ist er doch nur ein Mensch, ein Gottesmensch zwar ohne gleichen, aber nicht der Gottmensch. Das Geheimnis der Offenbarung Gottes im Fleisch wirft zwar, je näher seine tatsächliche Offenbarung kommt, Strahlen seines Aufgangs auf die Prophetie, aber die Sonne selbst bleibt unterhalb des Horizontes: die Erlösung wird als eine Selbsttat Jahves erhofft, und "Jahve kommt" ist auch noch die Losung des letzten Propheten. (Mal. 3,1.) - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Wir können den Psalm ein Lied von dem Tausendjährigen Reiche nennen. Er passt zu dem Zustand, in welchem die Welt sein wird, wenn Christus auf der willigen Untertänigkeit unseres Geschlechtes seinen Thronsitz wird aufgerichtet haben. Die Völker jauchzen dann mit vereintem Lobe ihm als ihrem rechtmäßigen Richter und König zu. Es ist eine Einstimmigkeit in dem Liede, als steige es von einer Welt empor, die zu einem heiligen Tempel gereinigt ist und deren Bewohner in Wahrheit ein königliches Priestertum darstellen, welches nun mit einmütigem Herzen Jesu als dem Könige huldigt und mit einer Stimme in herrlichem Wohlklang die Ehre dessen preist, dessen Name über alle Namen ist.

Fassen wir einmal die kostbare Aussicht, auf welche uns der Psalm einen Blick eröffnet, ins Auge. Es stimmt mit den festesten Grundlagen unserer Natur überein, dass dasjenige, was wir uns als möglich vorstellen, noch mehr dasjenige, was wir mit Sicherheit erwarten, uns den Mut und die Tatkraft verleiht, welche eben zu der Verwirklichung des Erhofften führen. Hoffnungslosigkeit dagegen lähmt alles Bestreben. Ist das nicht einer der Gründe, warum uns überall in der Weissagung, sowohl der alten als der neuen, das Ideal einer erneuerten, Freude erfüllten Welt vorgeführt wird, die sogar in noch höherer Sphäre zu dem neuen Himmel und der neuen Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnet, verklärt wird? So mächtig beherrscht dieser Gedanke den prophetischen Geist, dass die Sprache auch eines Paulus sich zum höchsten dichterischen Schwung erhebt, so dass sich ihm sogar die Kreatur beseelt. Er sieht sie gleichsam als einen Adler, der, von schweren Ketten niedergehalten, mit gerecktem Halse und weit geöffnetem Auge in die Ferne der kommenden Zeiten hinausschaut nach seiner Befreiung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. (Röm. 8,19 ff.) Der Apostel setzt alsbald hinzu, unsere Errettung zur Seligkeit geschehe durch die Hoffnung. (V. 24) Das ist von der einzelnen Seele wahr: wir werden gerettet durch Hoffnung. Das ist ebenso wahr von der Gesamtheit unseres Geschlechts: soll einmal ein Millennium über der Menschheit aufgehen, so wird sie durch solche Hoffnung gerettet. Mag die Welt jetzt zerrüttet sein, mag Finsternis am Himmel, Verwüstung auf der Erde herrschen, weil allenthalben die Sünde ist - es soll anders werden, das ist uns verheißen. Was wir demgemäß erhoffen, danach wollen wir ringen und arbeiten, und das umso mehr, als unsere Hoffnung kein Traum der Einbildung ist, sondern ihren Grund in der Gewissheit der unbedingten Wahrheit hat. Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgehet, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn, HERRN. (Jes. 61,11.) Man hört manchmal das Stimmen der Instrumente, ehe die Musik anhebt. Die Mutter lehret ihr Kind ein Liedlein lallen, noch ehe es den vollen Sinn der Worte versteht. So lehrt uns in diesem heiligen Psalme das Jerusalem droben, unser aller Mutter, ein Lied, das auf die Zeit der tausendjährigen Herrlichkeit geht, auf die Zeit, da der Moloch der Unterdrückung, der Mammon der Habsucht, die Astarte der geilen Lust, jede irrige Lehre, jede falsche Religion dem Dienst des einen wahrhaftigen, lebendigen Gottes, dem Glauben und der Liebe Christi gewichen sein werden. W. H. Goold 1865.

V. 1. Singet dem HERRN ein neues Lied. Unsre alten Lieder galten dem Hochmut, der Schwelgerei, der Geldgier, der Genusssucht oder auch der Schadenfreude; unser neues Lied ist voll von Lob, Ehrfurcht, Gehorsam und Liebe zu Gott. Es zeugt von dem neuen Leben, von dem lebendig machenden Geist, und von dem neuen Gebot der Liebe, das uns ins Herz geschrieben ist, so dass wir nun Liebe üben nicht mehr nach dem engherzigen Maße eines Stammes oder einer bloß nationalen Kirche, sondern nach dem weiten Sinn der Himmelsbürger, der die ganze Welt umfasst. James Millard Neale 1860.

Es gibt in der Haushaltung Gottes auf Erden, bei der Offenbarung seiner Gnade und Wahrheit immer auch was Neues. Ja, selbst vor Gottes Thron und bei denen, die zunächst herum sind, gibt es neue Eröffnungen. Danach richtet sich der Geist Christi in den Gläubigen und gibt ihnen darüber auch ein neues Lied in den Mund. Wie merkwürdig ist es, dass, wenn es in der Kirche Gottes auf Erden eine merkliche Förderung in der Erkenntnis und Anbetung Gottes gibt, sich auch die Gabe der Lieder in besonderer Kraft zeigt, wie zum Exempel zu den Zeiten Davids, und in neueren Zeiten bei der Reformation. Wenigstens sollte es dem neuen Wesen und der Kraft des Geistes nach bei uns immer ein neues Lied geben; denn das Neue Testament bleibt immer neu, mithin soll auch unser Leben daraus und unser Loben und Danken darüber nicht veralten. Schade, wenn man einen Tag hingehen lässt, ohne sich darin zu erneuern. Karl Heinrich Rieger † 1791.

Alle Welt. Der Psalm ist ein Missionslied für alle Zeiten der Kirche, für die unseren um so mehr geeignet, je mehr die Heiden in ihr dem Aufruf: Singet dem HERRN ein neues Lied, zu entsprechen beginnen, und je mehr wir in den trüben Verhältnissen der heimischen Kirche Veranlassung finden, den hoffenden Blick auf die Heidenwelt zu richten. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.

V. 2. Von Tag zu Tage. Andre Neuigkeiten erfreuen uns nur, wenn wir sie das erste Mal hören; aber die frohe Botschaft des Heils ist immer wieder lieblich, als ob die Tat erst heute geschehen wäre. Wie Luther einmal sagt: Christus ist mir jetzt so neu, so frisch, als hätte er eben zu dieser Stunde erst sein Blut vergossen. John Trapp † 1669.

Gottes Heil gibt Stoff zu nie endendem Lobe. Jeder Mensch sollte dafür Gott von Tag zu Tage, beständig, allezeit preisen, an jedem neuen Morgen und an jedem wiederkehrenden Abende. Stünde es recht bei uns, so würde das der erste Gedanke sein, der sich jeden Morgen unserem Gemüt aufdrängte und der alles um uns her als mit hellen Sonnenstrahlen vergolden würde; und es müsste der letzte Gedanke sein, der beim Augen schließen in unserer Seele haften bliebe. Und das würde uns dankbar, gelassen und glücklich stimmen; denn ob wir in dieser Welt wieder erwachen oder nicht, wir werden ewig selig sein. Albert Barnes † 1870.

V. 3. Seine Herrlichkeit funkelt uns aus jedem Lichtstrahl entgegen, der aus dem Stern besäten Nachthimmel zu uns herniederkommt; sie leuchtet aus dem Alpenglühen; sie breitet sich über das weite Meer und redet zu uns aus dem Brausen der ruhelosen Wellen; sie umgürtet die Erde mit einer Flut von Licht und ziert sie mit einem Kranz der Schönheit. In all den mannigfachen Gestalten der Tierwelt, in den Wechselbeziehungen unserer Welt zu den andern Welten, in den Umwälzungen der Planeten, in dem Aufsprossen der Blumen, in dem Sturz der Gewässer und dem Flug der Vögel, in Meer und Fluss und Luft, in Höhen und Tiefen, überall trägt Christus die Krone und schwingt er das Zepter und empfängt von allen die Huldigung. Wir können seine königliche Herrlichkeit nicht mehren. Wir können enthüllen, aber nicht schaffen, können anbeten, aber nicht mehren, können den Fußstapfen der Gottheit nachspüren, aber nichts hinzusetzen. John Cumming 1873.

Erzählet unter den Heiden seine Ehre. Es gehört zu der Aufgabe der Prediger des Evangeliums nicht nur, dass sie ihre Gemeinden über Christum belehren, sondern auch, dass sie dazu sehen, dass diejenigen, welche noch nichts von Christus gehört haben, erfahren mögen, wer er ist, was er getan und gelitten hat und welche Güter des Heils durch seine Vermittlung zu haben sind. Nichts verherrlicht Gott mehr und nichts ist so wunderbar wie die Rettung der Menschen durch Christum. David Dickson † 1662.

Seine Herrlichkeit soll verkündigt werden, nicht die Gelehrsamkeit, Tüchtigkeit und Beredsamkeit des Redners, der seine Sache zu vertreten vorgibt. Seine Herrlichkeit, die liebliche Schönheit, die Anziehungskraft des Evangeliums, die freigebigen Verheißungen für bußfertige Sünder, die Köstlichkeit des Himmels, das sollte der Hauptinhalt der Reden sein; nicht Drohungen, Flüche, Predigten über die Qualen der Verdammten, mit denen man den Leuten die Hölle heiß macht und sie doch im besten Falle nur zu zitternden Sklaven, nicht zu liebenden Freunden Gottes macht. Die Botschaft soll unter allen Völkern erschallen, auch in unbekannten, unberühmten Landgegenden unter ungebildeten, ungehobelten Leuten; sie soll nicht, wie feine Prediger es gerne machen, auf die mit feinem Geschmack begabte Zuhörerschaft der Hauptstadt beschränkt werden. Kard. Hugo a St. Caro † 1263.

Eben das, was er zuvor sein Heil genannt hat, nennt er jetzt seine Herrlichkeit und hernach seine Wunder. Weil dieses Heil, durch welches das Menschengeschlecht von dem ewigen Tode und von der ewigen Verdammnis gerettet wird, so herrlich und voller Wunder ist, darum ist es der Bewunderung und Verherrlichung wert. H. Moller 1639.

Seine Wunder. Wie wunderbar ist er selber, Gott geoffenbart im Fleisch. Welch wunderbare Liebe hat er gezeigt in seiner Menschwerdung, seinem Gehorsam, seinen Leiden und seinem Tode. Welch staunenswerte Wunder hat er verrichtet, welch wunderbares Werk vollbracht. Das Erlösungswerk ist ein Wunder vor Menschen und Engeln. Verkündigt seine wunderbare Auferstehung von den Toten, seine Auffahrt gen Himmel, wo er zur Rechten Gottes sitzt, und sein hohepriesterliches Amt, das er dort ausübt. Verkündigt die wunderbare Ausgießung des Heiligen Geistes, die Siege seiner Gnade, die Ausbreitung seines Reiches in der Welt; wie auch, was für Wunder er noch ausrichten wird, wenn er zum andern Mal erscheinen wird, wie dann die Toten erweckt und alle gerichtet werden sollen. John Gill † 1771.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Erläuterungen und Kernworte

V. 5. Götzen, wörtlich Nichtse, ein Ausdruck, welchen mit Vorliebe Jesaia in seinen späteren Weissagungen anwendet. Siehe Jes. 41,24 und vergl. 3. Mose 19,4; 26,1; 1. Kor. 8,4-6; 10,19. Manche ziehen eine andere, jedoch weniger wahrscheinliche Ableitung des hebräischen Wortes elilim vor, wonach es eine Verkleinerungsform von El, Gott, wäre, also gleichsam Götterchen bedeutete, im verächtlichen Sinn gebraucht. Joseph Addison Alexander 1850.

Der HERR hat den Himmel gemacht. Wie oft wird dem HERRN in der Schrift gehuldigt als dem, der die Himmel gemacht hat. Möge die Theologie der Natur sich vermählen mit der Theologie des Gewissens; eine volle Anerkennung der Macht und Herrlichkeit, die sich handgreiflich in den Wundern der Schöpfung kundtun, sich verbinden mit den geistlichen Opfern heiliger Anbetung und heiligen Dienstes. Thomas Chalmers † 1847.

Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens. Gebührt dem Namen Gottes alle Ehre und hätte sie ihm von den Menschen billigerweise von Uranfang des Geschlechts an dargebracht werden sollen, wie groß ist dann die Schuld, welche die Welt auf sich gehäuft hat, und unter deren Bürde sie jetzt seufzt! Jeden Tag, jede Stunde, die seit des Menschen Fall vergangen ist, hat sich diese Schuld gemehrt; denn jeden Tag und jede Stunde hätten alle Menschen Jehovah die Ehre geben sollen, welche ihm gebührt. Aber keiner hat das je völlig getan, und der bei weitem größte Teil unseres Geschlechts hat es überhaupt nie getan. Wie unberechenbar groß ist diese Schuld, die sich aus dem Unterschied zwischen dem, was Gott gebührt hätte, und dem, was ihm erstattet worden ist, ergibt. Edward Payson † 1827.

Nicht jede Ehrung tut’s, sondern nur eine solche, die dem Wesen des Gottes entspricht, dem wir dienen. Gott ist ein Geist, darum will er im Geist und in der Wahrheit angebetet sein. Er ist der Gott des Friedens, darum hebet auf heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. Er ist ein heiliger Gott, darum soll sein Name geheiligt werden. Thomas Manton † 1677.

V. 10. Sagt unter den Heiden usw. Es genügt nicht der bloße Wunsch, es gilt, den Heiden zu sagen, dass der HERR König ist. Wir haben den bestimmten Befehl, Mt. 28,19. Legh Richmond † 1827.

Dass der HERR König sei: das soll des Christen Losung sein, wie es die Israels war. Die erste Verkündigung unseres Heilandes und seiner Jünger war das Evangelium vom Reich. Und weil ihm war "alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden", darum sandte Jesus nach seiner Auferstehung die Jünger hinaus, alle Völker zu lehren. Der Hauptinhalt der späteren Predigt der Apostel war offenbar das Reich Gottes. J. F. Thrupp 1860.

So steht denn der Erdkreis fest und wird nicht wanken. (Wörtl.) Die natürliche Welt soll in Ordnung erhalten bleiben. Dasein und Bestand verdankt die Welt der Vermittlung Christi. Die Sünde hat ihr einen gewaltigen Stoß gegeben und bedroht sie noch stets mit dem Untergang; aber Christus erhält als Mittler alles und behütet den Lauf der Natur. Desgleichen soll die Menschenwelt, wiewohl sie als sündig Gottes Gericht herausfordert, erhalten bleiben, bis dass alle, die in der Gnadenwahl inbegriffen sind, hereingebracht sind. Die christliche Religion befestigt überall, so weit sie ihren Einfluss geltend machen kann, die Staaten und Reiche und erhält die Ordnung unter den Menschen aufrecht. Auch die Gemeinde Gottes soll in der Welt bestehen bleiben, denn sie ist auf einen Felsen gegründet. Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Gottes Reich ist ein unbewegliches Reich. Matthew Henry † 1714.

Und wird nicht wanken. Wenn wir aus den Urkunden der Geschichte unserer Erde, wie sie in den Felsen geschrieben stehen, ersehen, wie zahlreiche und durchgreifende Umwälzungen die Erde in vergangenen Zeiten erfahren hat, wie oft und wie lang das gegenwärtige Festland abwechselnd über und unter dem Weltmeer gewesen ist, wie oft die Erdkruste zerbrochen, gekrümmt und örtlich verschoben worden ist, bald hoch aufgerichtet, bald in die Tiefe geworfen, dann wieder durch seitlichen Druck übereinander geschoben worden ist, wie oft geschmolzene Massen durch die geologischen Schichten und die Erdspalten an die Oberfläche getrieben worden sind, kurz, wie jedes Atom der uns zugänglichen Teile der Erde vollständige Umgestaltungen durchgemacht hat, und besonders, wenn wir uns erinnern, was für starke Beweise dafür vorliegen, dass Meere von flüssigem Stoff unter der festen Erdkruste vorhanden sind und dass aller Wahrscheinlichkeit nach das ganze Erdinnere von solcher Beschaffenheit ist, so dass es eine Ausdehnungskraft besitzt, die völlig genügen würde, die Erdkugel in Stücke zu reißen - wenn wir das alles überdenken, so kommen wir zu dem Schluss, dass die Erdoberfläche äußerst unsicher und den Wechseln unterworfen sein müsse. Und doch ist dem nicht also. Im Gegenteil ist der gegenwärtige Zustand der Erde der beständiger Gleichheit und völliger Sicherheit, abgesehen von den verhältnismäßig doch immer geringfügigen Erschütterungen, die durch Erdbeben, Vulkane und örtliche Überschwemmungen verursacht werden. Nicht einmal das Klima und die Wärme der Erdoberfläche haben im Großen und Ganzen in geschichtlichen Zeiten eine irgend wesentliche Veränderung erfahren. Wie wichtig ist dies für das Dasein und Wohlsein der belebten Natur! Und welch unendliche Weisheit und Güte muss es erfordert haben, die mächtigen in der Erde vorhandenen Kräfte, die Wechsel und Untergang herbeiführen könnten, so zu ordnen und abzumessen, dass sie sich gegenseitig die Stange halten und die Welt zu einer ruhigen, unveränderten und sichern Wohnstatt auf so viele Tausende von Jahren machen. Wahrlich, diese unendliche Weisheit muss von unendlicher Güte geleitet gewesen sein. Edward Hitchcock 1851.

V. 11.12. Wie die ganze Schöpfung, die belebte und die unbelebte, unter der Last des Fluches geseufzt hat, so soll auch die ganze Schöpfung an der großen Erlösung teilhaben. The Speaker’s Commentary 1873.

Gott wird die heiligen Freudenäußerungen und Lobpreisungen aller, die das Reich Christi begrüßen, freundlich annehmen, mag ihre Fähigkeit, die Freude auszudrücken, noch so bescheiden sein. Das Meer kann nur brausen, und wie die Bäume im Walde ihr Rühmen kundtun sollen, weiß ich nicht; aber der die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei. Er versteht die Sprache, ja das Lallen der Schwächsten. Matthew Henry † 1714.

Die Poesie stimmt hier den höchsten Jubelton an und schwelgt, wenn ich so sagen darf, in heiligem Überschwang der Freude. Robert Lowth † 1787.

V. 13. Zu richten. Vatablus († 1547) bemerkt, der Ausdruck richten werde hier für regieren gebraucht, weil die Richter in den ersten Zeiten des Heiligen Landes die königliche und obrigkeitliche Macht in sich vereinten. Der HERR, der da kommt, wird für alle Völker ein Richter weiser als Samuel, ein Vorkämpfer stärker als Simson, ein Retter mächtiger als Gideon sein. C. H. Spurgeon 1874.

Er kommt, zu richten das Erdreich, d. i., um alles in der Welt in Ordnung zu bringen; er kommt, um alles das zu erfüllen, was das Buch der Richter als das Amt eines Richters zeichnet. Es soll, wie Hengstenberg sich ausdrückt, "ein gnädiges Richten" sein, nicht eine Zeit bloßen Beurteilens von Rechtsfällen und Aussprechens von richterlichen Erkenntnissen, sondern eine Jubelzeit, der glücklichste Tag, den unsre Welt je erlebt hat. Wer wollte ihn nicht herbeisehnen? Jener Tag wird der Tag der Ehren für den Richter und der Tag des Freiheitsanbruchs für die Welt sein, der Tag, an welchem das bei Christi Kreuzigung eingeleitete und gesicherte Gericht über diese Welt (Joh. 12,31; 16,11) vollendet wird mit der völligen Unterdrückung des Reiches Satans und mit der Aufhebung des Fluches. Dies alles wird in unserm Psalm vorausgeschaut; wir überschreiben ihn darum: die Herrlichkeit des, der da kommt, das Erdreich zu richten. Andrew A. Bonar 1859.

In diesem neuen Liede hören wir den Widerhall der Worte Henochs, des siebenten von Adam, der von der Zukunft des HERRN zum Weltgericht weissagte. Christopher Wordsworth 1868.

Homiletische Winke

V. 1. Was die Gnade alles Neues bringt. 1) Sie bereitet ein neues Heil. 2) Dieses schafft neue Herzen, 3) es lehrt neue Lieder, 4) es führt zu neuen Zeugnissen, und 5) diese wirken neue Bekehrungen.
V. 1-3. 1) Was bezweckt wird: dass alle Welt dem HERRN singe und seinen Namen lobe. 2) Welche Mittel dazu benutzt werden sollen: Verkündigung des Heils usw. 3) Wie sicher der Erfolg ist: Was der HERR befiehlt, muss Erfolg haben. Er fordert ja auch von vornherein auf: Singet. George Rogers 1874.
Wachsender Eifer. 1) Die Quelle des erwachenden Begehrens nach Ausdehnung des Reiches Gottes, V. 1. 2) Das Bächlein des täglichen Bestrebens nach der Verwirklichung desselben, V. 2. 3) Der breite Strom der Heidenmission, V. 3. Charles A. Davis 1874.
V. 1-9. Wie wir Gott ehren sollen. 1) Mit Liedern, V. 1.2. 2) Mit Predigten, V. 3. 3) Mit gottesdienstlicher Anbetung, V. 7.8.9.
V. 3. 1) Was das Evangelium ist: Gottes Ehre (oder Herrlichkeit), Gottes Wunder. 2) Was wir damit tun sollen: es erzählen. 3) Wem wir es verkündigen sollen: den Heiden, allen Völkern.
V. 3a. Erzählet unter den Heiden seine Herrlichkeit. 1) Die Herrlichkeit der Eigenschaften Jehovahs, damit sie Gott als den wahren Gott anerkennen. 2) Die Herrlichkeit seines Heils, damit sie ihn annehmen als ihren einzigen Erretter. 3) Die Herrlichkeit seiner Führungen, damit sie sich ihm als ihrem getreuen Hirten anvertrauen. 4) Die Herrlichkeit seines Wortes, damit sie es als ihren vornehmsten Schatz hochhalten. 5) Die Herrlichkeit seines Dienstes, damit sie diesen als ihre edelste Lebensaufgabe wählen. 6) Die Herrlichkeit seines Himmels, da er wohnt, damit sie diesen als ihre beste Heimat suchen. William Jackson 1874.
V. 3b. Erzählet unter allen Völkern seine Wunder. 1) Die Wunder seines Wesens, damit sie ihn mit heiliger Scheu ehren. 2) Die Wunder seiner Schöpfung, damit sie darüber staunen. 3) Die Wunder seiner Gerichte, damit sie vor der Sünde erschrecken. 4) Die Wunder seiner Gnade, damit sie dadurch gelockt werden, sich ihm zu ergeben. W. J.
V. 4-6. Eine Missionspredigt. 1) Man zeige den Gegensatz zwischen dem Gott der Offenbarung und den von Menschen erdachten Götzen. 2) Man entscheide zwischen dem Dienste Gottes und der Abgötterei. 3) Man rufe auf zur Rettung der Götzendiener. Charles A. Davis
V. 6a. Hoheit und Herrlichkeit sind vor ihm. (Grundtext) 1) Als Ausflüsse seines Wesens. 2) Als Vollkommenheiten, die ihm zugeschrieben werden. 3) Als Merkmale alles dessen, was er tut. 4) Als Kennzeichen aller derer, die ihm nahe stehen. W. J.
V. 8. Die Ehre, die wir Gott zu bringen schuldig sind, 1) wegen seines Wesens, 2) wegen seiner Offenbarungen, 3) wegen seiner Taten in der Natur, der Vorsehung und der Erlösung, 4) wegen seiner nahen Beziehungen zu uns als unser Schöpfer, Erhalter und Erlöser. Edward Payson † 1827.
Unser Gottesdienst. 1) Der Gegenstand, 2) das Wesen, 3) die Beigaben (Geschenke), 4) der Ort desselben. Charles A. Davis
V. 9a. Vergleich zwischen der wahren und der falschen Gottesverehrung. 1) Die falsche geübt in finsterer Unwissenheit, mit toten Formen, verbunden mit widerlichen Sünden oder schändlicher Heuchelei. 2) Die wahre: in heiligem Schmuck (engl. Übers.: in der Schönheit der Heiligkeit.) Charles A. Davis
V. 9b. Heilige Furcht ein wesentlicher Bestandteil der wahren Frömmigkeit.
V. 10-13. Das Reich der Gerechtigkeit. 1) Die Ankündigung eines gerechten Richters und Königs. 2) Der freudige Empfang, welcher ihm bereitet wird. 3) Seine herrliche Erscheinung. Charles A. Davis
V. 11.12. Die Teilnahme der Natur an dem Gnadenwerk - jetzt und besonders dereinst bei der vollen Entfaltung desselben. (Vergl. Röm. 8.)
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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PSALM 97 (Auslegung & Kommentar)



Inhalt

Wie der vorhergehende Psalm das Lob des HERRN verkündigt in Beziehung auf die Predigt des Evangeliums unter den Heiden, so dünkt uns dieser das mächtige Walten des Heiligen Geistes in dem Umstürzen der gewaltigen Bollwerke des Irrtums und dem Niederwerfen der Götzen vorauszusagen. Über das weite Meer hinweg zu den fernen Küsten und Inseln dringt hier ein Ruf, dass sie sich freuen mögen über Jesu Reich (V. 1); das heilige Feuer kommt hernieder (V. 3), mit Macht wie der Blitz bricht das Evangelium hervor und flammt über den Erdboden (V. 4), die Hindernisse schwinden (V. 5), und alle Völker sehen die Herrlichkeit des HERRN (V. 6). Die Götzen werden zu Schanden (V. 7), die Gemeinde des HERRN jubiliert (V. 8), und Jehovah wird erhöht (V. 9). Der Psalm schließt, indem er die Freunde des HERRN auffordert, unter allen Verfolgungen in heiliger Standhaftigkeit zu beharren und sich des zu freuen, dass ihr Weg lichtvoll und ihr herrlicher Lohn gewiss ist.1

Einteilung

Der Psalm teilt sich in vier Abschnitte zu je drei Versen. V. 1-3 wird das Kommen des HERRN geschildert, V. 4-6 die Wirkung beschrieben, welche dies sein Kommen auf die Erde ausübt, und dann V. 7-9 der Einfluss desselben auf die heidnischen Völker und auf das Volk Gottes. Der letzte Teil, V. 10-12, enthält Ermahnung und Ermunterung, dringt auf Heiligung und stellt Glückseligkeit in Aussicht.

Auslegung

1. Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich
und seien fröhlich die Inseln, soviel ihrer sind.
2. Wolken und Dunkel ist um ihn her;
Gerechtigkeit und Gericht sind seines Stuhls Festung.
3. Feuer geht vor ihm her
und zündet an umher seine Feinde.


1. Der HERR ist König worden. (Grundtext2 Das ist das Losungswort des Psalms. Eben dasselbe ist der Kern der evangelischen Verkündigung und die Grundlage des neutestamentlichen Himmelreichs. Jesus ist gekommen, und alle Gewalt ist ihm gegeben im Himmel und auf Erden; darum werden die Menschen aufgefordert, sich ihm in gläubigem Gehorsam zu ergeben. Die Königstreuen schöpfen Trost aus diesen Worten; nur die Empörer murren darüber. Des freue sich das Erdreich. Es ist wahrlich Grund zum Jubeln da! Die Regierung so mancher andern König hat Ungerechtigkeit, Bedrückung, Blutvergießen und Schrecken angerichtet; die Herrschaft des unendlich gnädigen Jehovah aber ist die Hoffnung der Menschheit: wenn alle sich ihr unterworfen haben, wird das Paradies wiederhergestellt sein. Die Erde selber darf wohl darüber in Jubel ausbrechen, dass ihr Schöpfer und Lehensherr in sein Eigentum wiedergekehrt ist, und das ganze Menschengeschlecht hat auch zu hoher Freude Anlass, denn jedem willigen Untertan bringt Jesus ungezählte Segnungen. Und seien fröhlich die Inseln, soviel ihrer sind. Die alten Israeliten unterschieden nicht zwischen eigentlichen Inseln und Küstenländern; das Wort bezeichnet alle Länder, zu denen man mit Schiffen gelangt. Es ist immerhin bemerkenswert, dass gerade auf manchen Inseln die größten Siege des Kreuzes errungen worden sind. Das gilt von unserem eignen geliebten Angelland, aber nicht minder von den Inseln der Südsee und Madagaskar. Wie viele Inseln gibt es! Ach, dass sie alle Heilige Inseln und Inseln der Heiligen 3 würden; dann dürften sie auch den Namen der Glücklichen Inseln (Insulae fortunatae) und der Schönen (Formosa) tragen. Manches Inselland verdankt seinen Frieden dem Meer; läge es nicht so abgesondert, so wäre es längst zerstört. Darum sollen die Einwohner den HERRN loben, der sie mit einem solchen Wassergraben umschlossen und ihnen damit eine bessere Wehr als eherne Riegel gegeben hat. Jesus ist würdig, der Herrscher der Inseln zu sein, und es ziemt sich, dass sein Lob längs aller Meeresküsten hin schalle. Ja Amen, so sei es!

2. Wolken und Dunkel ist um ihn her. In solcher Weise hat der HERR sich am Sinai geoffenbart; so muss er stets das Innerste seines göttlichen Wesens verhüllen, wenn er sich den Menschenkindern zeigt, sonst würde seine übermäßige Herrlichkeit sie töten. Jede Offenbarung Gottes muss zugleich eine Verhüllung sein; es muss eine Beschattung seines blendenden Glanzes stattfinden, wenn denn beschränkte Wesen irgendetwas davon sehen sollen. Ähnlich ist es oft mit den Führungen des HERRN: bei dem Durchführen der Pläne seiner vollkommenen Liebe verbirgt er oft seine gnädigen Absichten, damit diese am Ende umso klarer erkannt werden. Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen. (Spr. 25,2) Um die Geschichte seiner auserwählten Gemeinde schweben dunkle Wolken der Verfolgung, und manchmal senkt sich schauerliche Finsternis auf die Seinen nieder (vergl. 1. Mose 15,12 f.); aber doch ist der HERR da, und wiewohl die Menschen eine Zeit lang das helle Licht, das inmitten der Wolke ist, nicht sehen, bricht es zur rechten Stunde durch, den Widersachern des Evangeliums zum Schrecken. Unser Schriftwort mag uns lehren, wie ungeziemend es ist, in das überweltliche Wesen der Gottheit hineinspähen zu wollen, wie eitel alle Versuche sind, das Geheimnis der Dreieinigkeit menschlich zu ergründen, wie anmaßend es ist, den Allerhöchsten vor den Richtstuhl unserer beschränkten Vernunft zu fordern, und wie töricht, dem Ewigen vorzuschreiben, wie er handeln solle. Klugheit verhüllt ihr Antlitz und betet die Gnade an, welche den göttlichen Ratschluss verbirgt; Torheit stürzt tollkühn ins Heiligste und kommt um, von der Glut der Herrlichkeit Jehovahs erst geblendet und dann verzehrt.
Gerechtigkeit und Gericht sind seines Stuhls Festung. Nie weicht der HERR von dem Recht; sein Thron ist auf den Fels der ewigen Heiligkeit gegründet. Gerechtigkeit ist bei ihm eine unverlierbare, unveränderliche Eigenschaft, und Rechtlichkeit ein Merkmal jeder seiner Taten. Ob wir auch, was er tut, nicht durchschauen oder verstehen können, dennoch sind wir des gewiss, dass er weder uns noch irgendeinem seiner Geschöpfe ein Unrecht zufügen wird. Ist das uns nicht voll genügender Grund, uns sein zu freuen und ihn anzubeten? Jehovah ist Autokrat, aber er ist kein Tyrann; seine Macht kennt, so frei sie ist, doch keine Willkür. Die unumschränkte Gewalt mag unbedenklich in dessen Händen ruhen, der weder irren noch ungerecht handeln kann. Wenn einst die versiegelte Buchrolle der Entschlüsse seines Willens und die Urkunden seiner Führungen offen vorliegen werden, wird kein Auge darin ein Wort entdecken, das ausgelöscht werden sollte, keine Silbe, die mit einem Irrtum behaftet, keine Zeile, aus der Ungerechtigkeit zu lesen wäre, keinen Buchstaben, von dem man auf Unheiligkeit schließen könnte. Das alles kann nur von einem König gesagt werden, von dem, der der Herr ist über alles.

3. Feuer geht vor ihm her: wie eine Vorhut, die ihm den Weg bahnt. So war es am Sinai und muss es allenthalben sein; denn das Wesen Gottes ist Macht, eine Macht, die jeden Widerstand verzehrt: und zündet an umher seine Feinde. Wohl ist Gott sehr langmütig; aber wenn er anfängt zu richten, macht er mit seinen Widersachern kurzen Prozess, sie sind vor ihm wie Spreu vor den Flammen. Wenn wir diesen Vers mit dem ersten Kommen Jesu und der Ausgießung des Heiligen Geistes in Verbindung bringen4, so werden wir an die feurigen Zungen erinnert und an die Kraft, welche das Evangelium begleitete, so dass aller Widerstand schnell gebrochen ward. Auch jetzt noch wohnt dem Evangelium solche Feuerskraft inne; wo es in Vollmacht des Geistes und der Kraft verkündigt wird, bricht es sich Bahn wie die Flammen und vernichtet unwiderstehlich Lüge, Aberglauben, Unglauben, Sünde, Gleichgültigkeit und Herzenshärtigkeit. In der Kraft dieses Feuers herrscht der HERR, des freue sich das Erdreich.

4. Seine Blitze leuchten auf den Erdboden;
das Erdreich sieht es und erschrickt.
5. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN,
vor dem Herrscher des ganzen Erdbodens.
6. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit,
und alle Völker sehen seine Ehre.


4. Seine Blitze leuchten auf den Erdboden. Bei einem schweren Unwetter wird die ganze Natur unheimlich grell beleuchtet; selbst das Licht der Sonne erscheint düster im Vergleich zu dem blendenden Leuchten der Blitze. Steht es so mit dem ganz gewöhnlichen Licht der Natur, was muss dann der Glanz der Gottheit selber sein? Schiebt Gott den verhüllenden Vorhang nur einen Augenblick ein wenig beiseite, so erschrecken die Völker; das blendende Licht zwingt die Menschenkinder, sich die Augen zu bedecken und das Haupt in heiliger Scheu zu neigen. Durch das Evangelium erhellt Jesus den Erdboden mit solchem flammenden Licht der Gnade und Wahrheit, wie man es nie zuvor gesehen oder geahnt hat. In der apostolischen Zeit blitzte das Wort von dem einen Ende des Himmels zu dem andern, dass kein Teil der gebildeten Welt unbeleuchtet blieb. Das Erdreich sieht es und erschrickt. Vor Gottes Gegenwart erzittert die feste Erde; ob der Offenbarung seiner Herrlichkeit erbebt sie in heiliger Ehrfurcht. Diese Worte eignen sich auch vorzüglich zur Anwendung auf die Erscheinung des Herrn Jesu und die Aufrichtung seines Reiches unter den Menschen. Nichts hat je eine solche Bewegung und Erschütterung der Welt verursacht wie die Verkündigung des Evangeliums, nichts war majestätischer als dessen Lauf. Es hob die alte Welt aus den Angeln, es kehrte das Oberste zuunterst auf Erden, erniedrigte die Berge und erhöhte die Täler. Jesus kam, sah und siegte. Als sich der Heilige Geist auf die Knechte des HERRN niederließ, ward ihr Lauf dem eines gewaltigen Sturmes gleich, die Wahrheit flammte über die Welt mit der Kraft und Schnelligkeit des Blitzes, und Philosophen und Priester, Fürsten und Völker wurden völlig verwirrt und aller Macht zum Widerstand beraubt. Es wird noch einmal so sein. Sogar jetzt setzt der Glaube noch die Welt in Flammen und erschüttert die Völker bis ins Mark.

5. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN. Die unbeseelte Natur kennt ihren Schöpfer und huldigt ihm nach ihrer Weise. Staaten und Reiche, die sich wie Berge in der Welt erheben, lösen sich auf in nichts, sobald er ihren Untergang beschließt. Einrichtungen und Systeme, so alt und fest gegründet wie die Alpen, schwinden hin, sobald sie nur ein Blick seiner Feueraugen trifft. Wie offenkundig geschah dies in der ersten Zeit der christlichen Kirche! Das Heidentum wich vor dem Lichtglanz Jehovahs, der sich in Jesu offenbarte, und die auf den Götzendienst gegründeten Gewaltreiche der Welt zerschmolzen wie Wachs. Vor dem Herrscher des ganzen Erdbodens. Sein Reich ist das einzige wirkliche Weltreich, seine Macht gibt sich allenthalben zu spüren. Die Menschen können wahrlich die Berge nicht bewegen; nur mit Mühe ersteigen sie sie, mit unsäglicher Anstrengung bohren sie sich Wege durch ihr festes Gemäuer. Wie ganz anders der HERR! Vor seiner Gegenwart macht alles Bahn, die Hemmnisse schwinden, eine königliche Heerstraße ebnet sich seinen Schritten; und zu dem allen bedarf es nicht seiner Hand, als kostete es ihn Mühe, sondern sein Erscheinen genügt: Macht geht von ihm aus, sei es durch Wort oder Blick. O dass der HERR sich zu dieser Stunde also in seiner Gemeinde offenbarte! Sein Erscheinen ist das Ein und Alles, das wir brauchen. Vor ihm würden Berge von Schwierigkeiten entfliehen und alle Hindernisse verschwinden. Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! (Jes. 64,1.)
In der kleinen Welt unseres persönlichen Lebens ist die machtvolle Gegenwart Jesu wie ein Feuer, das unsre Lüste verzehrt und unsre Seelen in Gehorsam zerschmelzen macht. Manchmal zweifeln wir zwar daran, ob der HERR in uns gegenwärtig ist, weil er sich in Wolken verhüllt; aber bald werden wir des wieder gewiss, wenn sein Licht uns bestrahlt und mit heiliger Furcht erfüllt, während zugleich die milde Wärme der Gnade unsre Herzen zu Buße, Ergebung und Gehorsam erweicht, wie das Feuer das Wachs formbar macht.

6. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit. Diese tritt vor aller Augen hervor, als stände sie am Firmament geschrieben; die himmlischen und die irdischen Welten strahlen in ihrem Schein. Es ist bei den von Gott erfüllten Dichtern Sitte, die ganze Schöpfung als voller Mitempfindung für Gottes Herrlichkeit darzustellen. Das ist auch keineswegs bloße Dichtung; vielmehr liegt dem eine erhabene Wahrheit zu Grunde: die ganze Schöpfung ist um der Sünde des Menschen willen dem Seufzen unterworfen und soll noch ebenso an der Freude der Wiederherstellung des Menschen teilnehmen. Und alle Völker sehen seine Ehre. In der Zeit der Apostel ward das Evangelium so allgemein bekannt und wurde so weit und breit verkündigt, dass es gleichsam war, als ob jeder Stern die Botschaft weiter trüge und der Himmel selbst sie ausposaunte; daher Menschen aller Stämme die frohe Kunde vernahmen und die leuchtende Herrlichkeit der Gnade Gottes, die darin erstrahlte, erblickten. Möge bald der alte Missionseifer neu belebt werden, so dass die herrliche Kunde zu jedem Teil von Adams Geschlecht hin dringe und abermals alles Fleisch die Herrlichkeit Gottes sehe. Es muss einmal so kommen, darum lasst uns frohlocken vor dem HERRN.

Fußnoten
1. Spurgeon gibt dann noch, wiewohl er selber bemerkt, die Sache sei nicht wichtig, in lebhaften Worten seiner Meinung Ausdruck, dass David der Verfasser des Psalms sei. Es könne ebenso gut sein, dass spätere Gottesmänner sich die Worte Davids angeeignet hätten, als dass irgendein Namenloser die Worte des vorliegenden Liedes aus Propheten und Psalmen zusammengestellt habe. - James Millard

2. Vergl. die Auslegung zu Ps. 93,1.

3. Irland trug einst wegen seiner zahlreichen Klöster, in welchen stille Frömmigkeit mit eifrigem Schriftstudium blühte und von welchen zahllose Volkslehrer und Glaubensboten ausgingen, den Namen der Insula Sanctorum. (Kurtz.) Zum Folgenden vergl. zu Ps. 72,10.

4. Diese Deutung stützt sich auf Augustinus und andere Väter.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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7. Schämen müssen sich alle, die den Bildern dienen
und sich der Götzen rühmen.Betet ihn an, alle Götter!
8. Zion höret’s und ist froh;
und die Töchter Judas sind fröhlich,
HERR, über deinem Regiment.
9. Denn Du, HERR, bist der Höchste in allen Landen;
du bist hoch erhöht über alle Götter.


7. Schämen müssen sich alle, die den Bildern dienen und sich der Götzen rühmen. So wird es werden. Schmach wird ihr Angesicht bedecken, sie werden erröten, wenn sie gedenken, wes sie sich früher gerühmt haben. Wenn ein Mensch im Ernst anbetet, was von Menschenhand gemacht ist, und sein Vertrauen setzt auf ein Nichts5, so ist er ein Tor; und wird er von solchem Unsinn bekehrt, dann hat er wahrlich Ursache, sich des Vergangenen zu schämen. Ein Mensch, der ein Bild anbetet, ist selbst nur ein Scheinbild von einem Menschen; der Verstand muss ihn verlassen haben. Und wer sich eines Nichtses rühmt, rühmt seine eigene Nichtsnutzigkeit. Betet ihn an, alle Götter. Werft euch vor ihm in den Staub, ihr Staubgebilde der menschlichen Einbildung! Jupiter huldige Jehovah, Thor lege seinen Hammer am Fuße des Kreuzes nieder, und Dschagannatha schaffe seinen blutbefleckten Wagen vor Immanuel aus dem Wege! Wenn die falschen Götter so aufgefordert werden, den nahenden HERRN anzubeten, wie viel mehr sollen die gottähnlichen Geschöpfe des Himmels, die Engel, ihm ihre Huldigung darbringen! Der Verfasser des Hebräerbriefs führt diese Stelle an6 als von Gott zu den Engeln gesprochen, da er den Erstgeborenen in die Welt eingeführt habe. Alle Mächte sollen sich vor der Obermacht Jesu beugen. Da sie selbst ihre Autorität, soweit sie rechtmäßig ist, von dem HERRN erhalten, sollen sie es sich auch angelegen sein lassen, seine Oberherrschaft zu allen Zeiten durch ehrerbietige Huldigung anzuerkennen.

8. Zion höret’s und ist froh. Während die Heiden beschämt werden, fängt das Volk Gottes an zu jubilieren; denn es sieht gerne seinen Gott erhöht. Der Tag wird kommen, da sich das so lang verlassene irdische Zion an dem gemeinsamen Heil mitfreuen wird. Einst herrschte zu Jerusalem Freude, als die Apostel da wohnten, und solch frohe Tage sollen wiederkehren. Und die Töchter Judas sind fröhlich, HERR, um deiner Gerichte willen. (Grundtext) Jeder einzelne Gläubige7 ist froh, wenn er sehen darf, dass Gebäude der Lüge zusammengerissen und Götzen über den Haufen geworfen werden. Die Gerichte des HERRN gewähren denen, die den lebendigen Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten, ungetrübte Wonne. In der ersten Zeit des Christentums freute sich das gläubige Israel über die Siege, welche das Reich Christi unter den Heiden gewann; und wenn die Töchter Judas sich auch für eine Weile von dem HERRN abgewendet haben, werden sie doch einst mit Freuden teilnehmen an dem sich durch das Evangelium von seinem geliebten Sohne weithin ausbreitenden Reiche Jehovahs, ihres Gottes. Wie einst die Frauen Israels im Reigen Davids Sieg über die Philister besangen, so werden sie noch einmal mit Jubelliedern den Triumph dessen feiern, der Davids Sohn und Herr zugleich ist.

9. Denn Du, HERR, bist der Höchste in allen Landen. Und eben darum frohlocken wir, wenn wir sehen dürfen, dass die Götzen zunichte gemacht werden und sich alle Menschenkinder vor deinem Throne neigen. Es gibt nur einen Gott, es kann nicht noch einen geben, und er ist und muss sein der Herr über alles. Du bist hoch erhöht (oder erhaben) über alle Götter, so hoch wie das All über das Nichts und die höchste Vollkommenheit über die niedrigste Torheit. Jehovah ist der Höchste nicht nur in Juda, sondern in allen Landen; er ist erhaben nicht nur über alle Menschen, sondern auch über alle, die Götter genannt werden mögen. Die Tage sind im Kommen, da jedermann diese Wahrheit erkennen und dem HERRN die Ehre geben wird, die ihm gebührt.

10. Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge!
Der HERR bewahrt die Seelen seiner Heiligen;
von der Gottlosen Hand wird er sie erretten.
11. Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen
und Freude den frommen Herzen.
12. Ihr Gerechten, freuet euch des Herrn
und danket ihm und preiset seine Heiligkeit!


10. Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge; denn er hasst es, sein Feuer verzehrt es, seine Blitze vernichten es, seine Gegenwart verscheucht es, und seine Herrlichkeit bringt Schmach über alle, die es lieben. Wir können Gott nicht lieben, ohne zu hassen, was er hasst. Wir müssen das Böse nicht nur meiden und uns jeder Begünstigung desselben enthalten, sondern wir sollen es mit Entrüstung von uns stoßen und stets dawider in Waffen stehen. Der HERR bewahrt die Seelen seiner Heiligen, die sich in einer Zeit des Abfalls bekenntnistreu zum HERRN halten. Darum brauchen sie sich nicht zu fürchten, denen den Krieg zu erklären, welche die Sünde begünstigen. Die Heiligen sind kraft des Glaubens unverletzlich; sie sind errettet und sollen errettet bleiben. Gott bewahrt die, welche sein Gesetz bewahren. Die den HERRN lieben, werden seine Liebe darin mächtig erfahren, dass sie vor ihren Feinden beschützt werden, und wie sie das Arge meiden, so wird das Arge auch von ihnen ferngehalten werden. Von der Gottlosen Hand wird er sie erretten. Es verträgt sich nicht mit der Ehre seines Namens, dass er diejenigen der Gewalt seiner Widersacher ausliefere, welche seine Gnade zu seinen Freunden erhoben hat. Mag er die nichtigen Leiber seiner verfolgten Heiligen den Händen der Gottlosen überlassen, so doch nimmer ihre Seelen; diese sind gar teuer geachtet in seinen Augen, und er behütet sie sorgsam an seinem Busen. Dieser Vers stellt zwar der Gemeinde des HERRN eine Zeit des Kampfes mit den Mächten der Finsternis in Aussicht; aber der HERR wird die Seinen bewahren und zum Licht führen.

11. Licht ist gesät dem Gerechten. So liest der gewöhnliche hebräische Text. Seinen ganzen Lebensweg entlang ist dem Gerechten Licht gestreut, so dass er Schritt für Schritt im Licht sich fortbewegt. Wir mögen da an Miltons Worte (im verlorenen Paradies, 5. Gesang) denken:

Auf Rosenschritten naht der Morgen sich
Im Osten, sät des Orientes Perlen
Auf Erden aus.

Die volle Wonneernte ist zwar noch nicht reif, aber doch schon ausgesät; sie keimt und sprosst und wird bald in den vollen Ähren stehen. Doch gilt dies nur für die, die in der Gerechtigkeit des HERRN richtig vor ihm wandeln; allen andern ist behalten das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit. (Jud. V. 13.) - Die Übersetzung Luthers: Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen schließt sich an mehrere alte Übersetzungen an8 und passt besser zu dem folgenden Glied: Und Freude den frommen Herzen. Freude ist nicht nur Einzelnen (dem Gerechten) zugedacht, sondern dem ganzen Geschlecht der Frommen; wie auch der Apostel, nachdem er von der ihm beigelegten Krone der Gerechtigkeit gesprochen hat, sich gleichsam verbessernd alsbald hinzufügt: nicht mir aber allein, sondern auch allen, die die Erscheinung des Herrn lieb haben. (2. Tim. 4,8) Die aufrichtigen Herzens sind, sollten sich freuen, denn sie haben allen Grund dazu, und sie werden sich freuen. Ob ihre Freude sich manchmal wie die Sonne hinter Wolken verbirgt, sie muss doch wieder hervorbrechen; oder ob sie in der Nacht der Trübsal zu versinken droht, wie das große Licht der Erde am Abend - sie muss doch wieder aufgehen, wie die Sonne am Morgen wieder aus den Schatten der Finsternis emporsteigt. Die im Herzen richtig stehen, sollen auch im Herzen Freude schmecken. Recht führt zum Licht. Friede mit Gott bringt Freude ins Gemüt. In den Furchen der Lauterkeit gedeiht die Saat des Glückes und wird sich zu einer Ernte der Seligkeit entfalten. Blitze für die Sünder, Licht für die Heiligen, das ist Gottes Ordnung. Wohin immer das Evangelium dringt, streut es überall in der Welt Freude aus für die, welche daran glauben; denn das sind die Leute, die vor dem HERRN recht beschaffen sind.

12. Ihr Gerechten, freuet euch des HERRN. Der Psalmdichter hatte vorher die Erde zu Freude und Frohlocken aufgefordert; jetzt wendet er sich an die Herrlichen der Erde (Ps. 16,3) und ruft sie auf, das Freudenlied anzustimmen. Ob alle andern es unterlassen den HERRN zu preisen, so dürfen doch die Gottseligen nicht schweigen. Ihnen hat er sich sonderlich geoffenbart, so sollen sie ihn denn auch sonderlich anbeten. Und preiset sein heiliges Gedächtnis (wörtl.), d. i. seinen heiligen Namen.9 Gottes Heiligkeit ist die Harmonie aller seiner Vollkommenheiten, sein ganzes Wesen fasst sich darin als in seiner Krone zusammen. Sie ist den Gottlosen ein Schrecken, den Begnadigten aber ein Gegenstand dankenden Lobpreises. Der Heiligkeit Jehovahs zu gedenken ziemt solchen, die in seinen Vorhöfen wohnen; dass sie ihm unter den Eindrücken solcher Erinnerung danken und lobsingen, ist ein sicheres Kennzeichen ihrer Würdigkeit, in seiner Gegenwart zu verweilen. Durch das Evangelium vor allem hat Gott sich ein heiliges Gedächtnis gestiftet, sich uns als der Heilige zu erkennen und zu gedenken gegeben; denn das Evangelium bringt der Sünde den Tod und der Tugend das Leben. Ein unheiliges Evangelium wäre kein Evangelium. Die Reinheit der Religion Jesu ist deren Herrlichkeit; dadurch wird sie erst zu einer frohen Botschaft. Denn solange der Mensch in seiner Sünde belassen wird, gibt es für ihn keine wahre Glückseligkeit. Rettung von der Sünde, das ist die unschätzbare Gabe unseres dreimal heiligen Gottes. Er wird die Welt mit Heiligkeit und darum dann auch mit Glückseligkeit erfüllen; so lasst uns denn seinen heiligen Namen preisen immer und ewiglich. Amen!

Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Der vorliegende Psalm ist nach Inhalt und Form mit den demselben vorhergehenden Psalmen 93; 95; 96, sowie auch mit 98 und 99 aufs engste verwandt. Nur dass er das zu erwartende Kommen Gottes nicht sosehr von dessen die Völkerwelt beseligender Seite, als vielmehr von seiten des strafrichterlichen Ernstes Gottes gegen die ihm widerstrebenden Nationen auffasst. Lic. H.V. Andreä 1885.

Was wir schon von Ps. 95 an bemerklich machten, dass die mit demselben beginnende Psalmengruppe es mit Liedern zu tun habe, die nicht sosehr aus einer privaten Frömmigkeitsäußerung, sondern sozusagen aus einer absichtlichen kirchlichen Tätigkeit hervorgegangen seien, dies tritt uns hier in Ps. 97 mit besonderer Deutlichkeit entgegen; denn derselbe besteht fast nur aus einer Anzahl von aus früheren Psalmen- und Prophetenstellen herangezogenen Ausdrücken und Gedanken, welche uns in ihrer Zusammenstellung den Charakter eines in heiligem der Tempelsprache angemessenem Stile gehaltenen Formulars zu Gottes Ehre und Lob gar nicht verkennen lassen. Man vergleiche nur z. B. V. 1 unseres Psalms mit Ps. 72,10; Jes. 26,15; 42,10.12; - V. 2 mit Ps. 89,15; - V. 3 mit Ps. 50,3; - V. 2-4 mit Ps. 18,9-14; - V. 5 mit Ps. 68,3; Nah. 1,5; - V. 10 mit Ps. 37,27; - V. 11 mit Ps. 37,6 und V. 12 mit Ps. 30,5; 32,11, um sich von der Wahrheit des soeben Gesagten zu überzeugen. Lic. H.V. Andreä 1885.

Die nähere Betrachtung der Anspielungen und Entlehnungen unseres Psalms und der ganzen kleinen Sammlung, der er angehört, ist auch in anderer Beziehung von Bedeutung. Sie zeigt, wie falsch die besonders von Ewald auf die Spitze getriebene Vorstellung von einer verloren gegangenen umfassenden heiligen Literatur ist. Wir können in unserem Psalm von Vers zu Vers die Beziehungen verfolgen: kein Vers bleibt ohne seine nachweisbare Grundstelle. Das erklärt sich nur daraus, dass uns die heilige Literatur vollständig erhalten ist. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.

V. 1. Der HERR ist König. Das ist fürwahr eine frohe Botschaft, die sich ohne Jubel, ohne Preis und Dank gar nicht verkündigen lässt. Sie ist so süß und trostreich, dass die ganze Welt darob mit Frohlocken erfüllt werden soll. Aller Ohr und Zunge und Herz preise Gott. Nur die Hölle erschrecke, nur die Teufel mögen darüber in Angst geraten.
Das Reich, das Gott nun aufrichtet, ist ein ewiges Reich. Nicht in der Menschen Schwachheit, sondern in Gottes Kraft soll es verwaltet werden; nicht nach der Menschen Torheit, sondern nach Gottes allweisem Urteil. All der Hochmut und Ehrgeiz, all die Unterdrückung und tyrannische Willkür, all die Fehlgriffe und Übelstände, die mit dem Regieren von Menschen verbunden waren, sind gänzlich verschwunden; es herrschen Gerechtigkeit, Billigkeit und unfehlbare Weisheit, unbegrenzte Macht gepaart mit unendlicher Güte. Die Armen seufzen nicht mehr unter Schmach und hartem Druck, sie werden nicht mehr ein Opfer der Lüste und Begierden der Reichen, sie vergießen nicht mehr ihren Schweiß für die Genusssucht anderer; sie stehen unter Gottes Schutz. Der HERR ist König!
Bis jetzt hat der HERR zumeist gedient, in Knechtsgestalt gedient. Er hat die Menschen versorgt, hat ihnen Kraft und Weisheit und Reichtümer und öffentliche Gewalt gegeben, dass sie groß und glücklich würden. Hinfort aber wird der HERR nicht mehr dienen, sondern herrschen; er wird alle Gewalt und Autorität in seine Hände nehmen, dass er Herr sei über alles. Es ist auch Zeit, dass es so werde, und es ist recht und billig. Alles muss sich jetzt ihm beugen, und kein Herz, kein Mund wird mehr erfunden werden, die sich gegen Gottes Herrschaft auflehnen.
Bisher ist Satan Fürst gewesen, und er hat aus eurer Gefangenschaft und eurem Elend ein eisernes Gesetz gemacht und euch gezwungen, für ihn Frondienst zu tun, und hat es euch nicht zugelassen, Gott zu nahen. Aber jetzt hat es mit seiner gottlosen und grausamen Gewalt ein Ende. Jetzt soll das Sehnen eures Herzens nach Liebe, Friede, Freiheit, Gerechtigkeit und allem Guten vollauf gestillt werden. Nun ist euch ewig wohl.
Dieses Gottesreich soll nach Dan. 7,27 zur Ehre Gottes von den Heiligen des Höchsten verwaltet werden. Das wird ein zartes, mildes Regiment sein, getragen von dem Geist der Bruderliebe. Man wird kein anderes Gesetz kennen als das Gottes, keinen andern Meister als Jehovah. Er hat uns gemacht zu Königen und Priestern, und wir werden mit ihm herrschen auf Erden. Er will nicht ohne uns herrlich sein. Sein Reich ist verhüllt, bis wir mit ihm hervorleuchten. Schon hören wir von ferne das Hallelujah, das dann von aller Kreatur im Himmel und auf Erden dem HERRN zu Ehren erschallen wird. - Nach William Sedgwick 1648.

Der HERR ist König: derselbe, der einst vor dem Richter stand, der Backenstreiche erduldete, der gegeißelt und angespieen ward, der mit Dornen gekrönt, mit Fäusten geschlagen wurde, er, der ans Kreuz genagelt und, als er da am Fluchholz hing, verhöhnt wurde, er, der am Kreuze starb und mit dem Speer durchstochen wurde, er, der begraben wurde - er, der aus den Toten auferstand. Der HERR ist König. Mögen die Reiche dieser Welt toben, soviel sie wollen - was können sie gegen den König aller Könige, den Herrn aller Herren, den Schöpfer aller Welten ausrichten? Aurelius Augustinus † 430.

Fußnoten
5. Anspielung auf die hebräischen Wörter (für Bild und Götze), deren erstes etwas Ausgehauenes, deren zweites ein Nichts bedeutet.

6. Die Septuaginta, welcher der Hebräerbrief meist folgt, hat allerdings in unserer Psalmstelle, wie auch sonst etwa, aus dogmatischen Gründen Götter mit Engel übersetzt: Betet ihn an, alle seine Engel. Es ist aber jetzt allgemein anerkannt, dass die Worte im Hebräerbriefe nicht unmittelbar nach dem Psalm, sondern, wie das kai/ und das qeou beweisen, wörtlich nach dem in der Septuaginta (aus unserem Psalmvers und andern Stellen) erweiterten Schlussvers des Liedes Moses (5. Mose 32,43) angeführt ist, der dort beginnt:

Freut euch über ihn, ihr Himmel, allzumal,
und anbeten sollen ihn alle Engel Gottes.
Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volke,
Und anerkennen sollen seine Stärke alle Kinder Gottes usw. James Millard

7. Unter den Töchtern Judas sind aber nach hebräischem Sprachgebrauch die Landstädte Judas gemeint.

8. LXX, Hieronymus usw., die (rz gleich xrz genommen oder, wie etliche hebr. Handschriften, geradezu xrz gelesen haben.

9. Vergl. die Anm. zu der Lehnstelle Ps. 30,5.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Erläuterungen und Kernworte

V. 1. Mykonius sagt in einem Briefe an Calvin im Blick auf die Feinde der Kirche Christi: Ich bin froh, dass Christus der Herr über alle ist, denn sonst wäre mir alle Hoffnung vergangen. John Trapp † 1669.

Der HERR ist König. 1) Der HERR regiert als der einige Gesetzgeber. Nichts dient mehr zum Wohl der Gesellschaft als gute Gesetze; darum freue sich das Erdreich, dass der nunmehr herrscht, der die besten Gesetze für die sittliche Welt und namentlich für die Menschheit erlassen hat. Und diese Gesetze sind durch vortreffliche Bürgschaften gesichert, durch Gottes unendliche Weisheit, unbeschränkte Macht, unbeugsame Gerechtigkeit, fleckenlose Heiligkeit und unbegrenzte Güte. Menschliche Gesetze können im besten Fall nur das äußere Verhalten glätten, die Gesetze des himmlischen Königs aber dringen mit der Kraft des Geistes in den inneren Menschen, in Herz und Gewissen ein und haben keinen geringeren Zweck, als eine völlige Übereinstimmung zwischen Gesinnung und Wandel hervorzubringen. 2) Der HERR regiert durch seine Führungen, im Leben der Einzelnen, in der Geschichte der Völker und Reiche und in seiner Gemeinde. Des freue sich das Erdreich. 3) Er herrscht auf dem Gnadenthron. Das vor allem ist Grund zur Freude. Und 4) wird der HERR in einer Kürze den großen Gerichtsstuhl vor dem ganzen versammelten Weltall einnehmen. Des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, soviel ihrer sind. Samuel Davies † 1761.

Als Bulstrode Whitelock sich als Gesandter Cromwells im Jahre 1653 nach Schweden einschiffen wollte, wurde er in der Nacht zuvor, da er sich bei sehr stürmischem Wetter in Harwich aufhielt, im Gemüte sehr erregt, während er über den schlimmen Zustand seines Volkes nachdachte. Ganz nahe bei ihm ruhte ein vertrauter Diener, der, da er merkte, dass sein Herr gar nicht schlafen konnte, endlich sagte: "Herr, darf ich mir eine Frage erlauben?" "Gewiss." "Mit Verlaub, Herr, glauben Sie, dass Gott die Welt weise regiert hat, ehe Sie da waren?" "Natürlich." "Nun, und meinen Sie,. mit Verlaub, er werde die Welt ebenso gut regieren, wenn Sie nicht mehr da sind?" "Ohne Frage." "Nun, dann bitte, entschuldigen Sie - meinen Sie nicht, Sie könnten es ihm zutrauen, dass er die Welt ebenso gut regieren werde, solange Sie leben?" Darauf wusste Whitelock nichts zu antworten; er kehrte sich auf seinem Lager um und fiel bald in festen Schlummer, aus dem er erst erwachte, als man ihn zum Einsteigen rief. G. S. Bowes 1862.

V. 2. Wolken und Dunkel ist um ihn her. Die Bildersprache in den poetischen Stücken des Alten Testaments ist oft den geschichtlichen Büchern entnommen und bezieht sich auf dort berichtete Ereignisse. So sind die von den Vätern erlebten Gotteserscheinungen der Ursprung des in unserer Stelle gebrauchten Bildes. Fast alle diese Erscheinungen waren von Wolken und Dunkel begleitet. Man denke unter anderem an die Wolken- und Feuersäule, an das Blitzen und die dicke Wolke auf dem Sinai (2. Mose 19,16), an die Wolke und die "Herrlichkeit des HERRN", welche den Tempel Salomos erfüllten. (1. Könige 8,10 f.) Bei allen diesen Kundgebungen der Gegenwart Gottes sehen wir eine Verbindung von heller Pracht und geheimnisvollem, schaurigem Dunkel. Und sogar bei der Verklärung Christi "überschattete sie eine lichte Wolke" (Mt. 17,5). Robert Hall † 1831.

Gott regiert die Welt in geheimnisvoller Weise. Wie es in Gottes Wort Dunkelheiten gibt (vergl. 2. Petr. 3,16), so auch in seinen Taten und Führungen viele Rätsel, welche selbst Männer von umfassendem und tief eindringendem Verstande verwirren. Vergl. Hiob 23,8-10. Gott kennt alle unsre Wege, aber der Weiseste kennt nicht alle die Wege Gottes. Auch die ihn mit dem Auge des Glaubens schauen, sehen und begreifen ihn doch nicht mit dem Verstande. Manche seiner Wege liegen freilich offen und klar vor unserem Blick; Gerechtigkeit, Billigkeit, Freundlichkeit und Liebe erstrahlen aus ihnen. Aber öfters sind sie dunkel und rätselhaft, unerforschlich, wie Paulus sagt (Röm. 11,33). Wer auf ihnen Gott nachgehen will, kann sich leicht verlieren. Sie gehören zu den arcana imperii, zu den Staatsgeheimnissen, die nicht an die Öffentlichkeit gehören. Eins aber ist tröstlich: gibt Gott uns jetzt auch keine Auskunft - wozu er auch gar nicht verpflichtet ist - so könnte er es doch in völlig befriedigender Weise, und eines Tages wird er die Seinen in die Geheimnisse einweihen. (Vergl. Joh. 13,7; 16,12) Dann werden sie Gottes Walten nach Grund und Ziel begreifen und, völlig einverstanden mit all seinem Tun, ihn dafür preisen und anbeten. Samuel Slater † 1704.

Gerechtigkeit und Gericht. Gerechtigkeit ist die innere Eigenschaft, Gericht oder Recht die Anwendung derselben in den Handlungen. Robert Hall † 1831.

Soll die Freundlichkeit und Gnade unseres himmlischen Königs geschildert werden, so wird er mit der Sonne verglichen, wie sie am klaren Himmel scheint und die ganze Schöpfung mit ihren wohltuenden Strahlen erfreut. Soll Gott uns aber vor Augen geführt werden, wie er in Gerechtigkeit und Gericht einherschreitet, um seine Widersacher zu zerstreuen und zu strafen, so wird das Bild von dem finster umwölkten Himmel genommen; dann wird er dargestellt als von Wolken und Dunkel umgeben, aus denen Blitz und Donner, Sturm und Unwetter losbrechen, die die Gottlosen erschrecken und vernichten. Samuel Burder 1839.

V. 3. Feuer gehet vor ihm her. Wie der Hofmarschall oder die Leibwächter, die vor der königlichen Majestät einherschreiten, oder wie die Lictoren vor den römischen Richtern. Das Feuer ist ein Bild sowohl der Gnade als des Zorns (2. Mose 3,2; Ps. 18,9). In beiden Offenbarungen Gottes tut sich seine Majestät kund. C. H. Spurgeon 1874.

Nicht geringerer, sondern größerer Zorn wartet derer, die das Evangelium verwerfen, als die traf, welche das Gesetz missachteten. Hebr. 12,29. David Dickson † 1662.

V. 4. Der bloße Anblick Gottes macht die Erde erzittern. A. R. Fausset 1866.

V. 5. Berge zerschmelzen usw. Vergl. Micha 1,4: Und es zerfließen die Berge unter ihm und die Täler spalten sich, wie Wachs vor dem Feuer. Das Präteritum steht auch dort prophetisch. Die Worte, welche dort zur Ankündigung des Gerichtes über Israel gehören, werden hier in die Schilderung des Gerichtes über die Heidenwelt verwebt, dessen faktische Weissagung das Gericht über Israel ist. Vergl. 1. Petr. 4,17. Die Berge werden individualisierend genannt als das Festeste und Erhabenste auf Erden. Berleburger Bibel: Auch die Berge der menschlichen Höhe und des Hochmutes, die Höhen der menschlichen Vernunft und Eitelkeit, und auch die Königreiche der Welt. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.

V. 6. Die Himmel verkündigen usw. Die Kreatur dient der Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes. Und alle Völker - nicht nur die Gottlosen zur Strafe, sondern auch die anderen Sterblichen zu ihrer Erbauung - sollen die Herrlichkeit Gottes sehen. Sehen, nicht bloß davon hören oder wissen: es soll endlich einmal die Gerechtigkeit Gottes sich überzeugend und überwältigend erweisen. Der Zweck soll nicht nur die Vertilgung der Gottlosen und Errettung der Unschuldigen, sondern die Kundmachung der Ehre Gottes sein. Wolfgang Musculus † 1563.

V. 7. Alle Götter. Indem in Elohim ganz allgemein die im göttlichen Wesen liegende Machtfülle ausgeprägt ist, haftet an dem Wort eine gewisse Unbestimmtheit (wie an dem lateinischen numen). Der Ausdruck schließt in seiner unbestimmten Weite die konkreteren Bestimmungen der Gottesidee nicht aus, er bleibt durch das ganze Alte Testament hindurch der allgemeine Gottesname. Aber wegen der Unbestimmtheit seiner Bedeutung kann Elohim auch zur Bezeichnung heidnischer Götter gebraucht werden, ja einmal (1. Samuel 28,13 im Munde der Zauberin) zur Bezeichnung einer Grauen erregenden übermenschlichen Erscheinung. Danach könnte es nicht auffallen, wenn für die Engel, die als der göttlichen Natur teilhaftig öfters Söhne Gottes heißen, geradezu die Benennung Elohim vorkäme. Doch ist dieser Gebrauch des Wortes nirgends nachzuweisen; anerkanntermaßen nicht Ps. 8,6; 97,7; 13,1, wo es die LXX durch Engel übersetzen; aber auch Ps. 82 nicht, wo trotz der entgegenstehenden Versicherung Hupfelds Elohim nicht Engel, sondern die Träger der richterlichen Gewalt in der Theokratie bezeichnet. - Theol. des A.T. von Prof. Gust. Fr. Öhler † 1872.

V. 10. Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge. Unsere Bekehrung erweist sich dann als eine gesunde, wenn wir die Sünde von Herzen hassen und verabscheuen. Ob sein Hass der Sünde echter Art ist, kann einer erstens daran wissen, ob er jede Sünde hasst. Und dieser Hass muss ein unversöhnlicher sein, der nicht anders zu befriedigen ist, als durch Ausrottung dessen, das man hasst. Bloßer Zorn lässt sich stillen, aber der Hass bleibt tief eingewurzelt und bekämpft nicht nur einzelne Fälle, sondern das Böse in seiner Gesamtheit. Ist unser Hass gegen die Sünde aufrichtig, so werden wir nicht, wie Juda (1. Mose 38,24.23), streng im Tadel gegen andere, aber nachsichtig gegen uns selber sein. Verabscheuen wir die Kröten, so werden sie uns am eigenen Busen am widerlichsten sein. Ferner: wer die Sünde wirklich hasst, verabscheut die größte Sünde auch am meisten. Der geistliche Hass muss vom geistlichen Urteil geleitet sein. Und endlich erweist sich unser Hass des Bösen darin als echt, dass wir Ermahnung und Tadel wegen der Sünde ertragen können und nicht darüber in Wut geraten. Wer sich gegen den Tadel auflehnt, hasst die Sünde wohl nicht wirklich. Richard Sibbes † 1635

Strebe nach solcher Gnade, die die Sünde tötet. Das tut sonderlich die Liebe zu Gott, denn die den HERRN lieben, hassen das Arge, und je mehr sie ihn lieben, je mehr werden sie auch alles Arge hassen. David Clarkson † 1686.

Gott ist Geist und beurteilt uns nach unserem innersten Wesen. Es kann jemand eine böse Tat aus Furcht oder andern Gründen meiden, ohne dass sein Herz die Sünde hasst. Meide das Böse nicht nur, sondern hasse es, und zwar aus aufrichtiger Rücksicht auf Gott und Liebe zu Gott. Richard Sibbes † 1635.

Der HERR bewahret - wird erretten. Das sind die beiden Seiten des göttlichen Schutzes. Der Hirt bewacht seine Schafe, damit sie nicht unter die Wölfe geraten; sind sie aber in die Klauen des Feindes gefallen, dann setzt er dem Räuber nach und befreit sie. Wolfgang Musculus † 1563.

V. 11. Licht ist gesät, steht im Text. Wie kann man das Licht säen? Freilich, hat nicht Gott den ganzen Himmel voller Sterne gesät? Siehe den klaren Himmel in der Nacht recht an, du wirst sagen, die unzähligen kleinen Sternlein sind in den Himmel gesät. Nun sieht man diese wunderliche Saat nicht, wenn der Himmel trübe ist und mit Wolken bedeckt; dennoch ist gleichwohl der Himmel voll gesät. Also, wenn der Himmel deines Geistes und deiner Seele trübe ist, sieht man nicht die Freudensaat, die drinnen verborgen ist, bis in deinem Herzen wieder Licht ist, bis Gott zu deiner Finsternis sagt: Es werde Licht! Da gehen denn so viel tausend Freudensterne in deinem Herzen auf, so viel Lichter am Himmel sind. Johann Arnd † 1621.

V. 12. Freuet euch des HERRN. Das heißt 1) dass wir eine herzliche Freude haben sollen an allem, was Gottes ist, an seinen Eigenschaften, seinen Offenbarungen, seinen Führungen, seinen Verheißungen; 2) dass unsre Freude an Gott alle andern Freuden übertreffen soll; 3) dass auch, wenn wir uns über anderes freuen, unsre Freude doch im Grunde eine Freude am HERRN sei. All die Freudenbächlein, die dem Geschaffenen entspringen, haben doch ihren verborgenen Urquell in Gottes Freundlichkeit und Freigebigkeit. Er ist es, der uns einen unauslöschlichen Trieb nach Glückseligkeit ins Herz gelegt und uns Leib und Seele mit den verschiedensten Kräften und Fähigkeiten ausgestattet hat, von denen keine unbenutzt und unbefriedigt gelassen werden soll. Allein die Seele darf sich in diesem Reichtum von Freuden nicht als in einem Labyrinth verlieren, darf sich nicht durch sie abziehen lassen von dem, der in sich selbst im höchsten, vollkommenen Maße alle Freuden vereinigt. Henry Grove † 1738.

Die Wurzel des Dankes und Lobpreises ist die Freude am HERRN, die Frucht das Gedächtnis seiner Heiligkeit. Wolfgang Musculus † 1563.

V. 12. mit V. 11. Ihr Gerechten. Ja, die Gerechten mögen sich des HERRN freuen. Aber wo sind sie zu finden? (Spr. 20,9; Ps. 53,1.4) Ist es nicht zwecklos, Menschen zur Freude aufzufordern, wenn die beigefügte Bestimmung alle Menschen von der Freude ausschließt? Die Antwort mögen wir aus dem unmittelbar Vorhergehenden entnehmen: die Gerechten, das sind solche, die von Herzen aufrichtig sind. Das sperrt die Heuchler aus, das ist ein Riegel gegen alle Falschmünzer, alle Scheinheiligen, die sich selbst rechtfertigen vor den Menschen, aber Gott, den Herzenskündiger, nicht fürchten, und ist zugleich ein Schlüssel, der allen Einfältigen und Aufrichtigen die Tür aufschließt. Thomas Gataker † 1654.

Homiletische Winke

V. 1. Gottes Königsherrschaft, ein Anlass zu vielfältiger Freude für viele - besonders wie sie sich in dem Reich der Gnade kundgibt.
V. 3-6. Die Erscheinungen, welche das gnadenreiche Kommen Christi begleiten: 1) Das Feuer seines Geistes. 2) Das Licht des Wortes. 3) Die Erregung der Welt. 4) Die Beseitigung der Hindernisse. 5) Die Kundgebung der göttlichen Herrlichkeit.
V. 4.5. 1) Die Schrecken der Gesetzgebung. 2) Der Zweck dieser Schrecken: dem Menschen zu zeigen a) seine Schuld, b) seine Unfähigkeit, das Gesetz zu halten, c) die Notwendigkeit, dass ein anderer für ihn das Gesetz erfülle. George Rogers 1874.
V. 4-6. Eine Beschreibung der Gesetzgebung. 1) Die Herolde des Gesetzgebers bereiten Überzeugung von der Sünde, V. 4. 2) Seine Gegenwart wirkt Reue, V. 5. 3) Die Kundmachung des Gesetzes wirkt Erkenntnis, V. 6. 4) Der Zweck der Gesetzgebung ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, V. 6 b. Charles A. Davis 1874.
V. 5. Gottes Gegenwart in seiner Gemeinde ist deren unwiderstehliche Kraft.
V. 7. Die Beschämung, welche allem Götzendienst, auch dem feinen, geistigen, folgen muss. Der Götze bricht zusammen, die Hoffnungen erweisen sich als trügerisch, es bleibt der angerichtete Schade, es gibt ein schmerzliches Losreißen.
V. 8. 1) Die Welt erschrickt über Gottes Gerichte. 2) Die Gemeinde freut sich über sie. George Rogers 1874
1) Wenn die Welt sich freut, so trauert die Gemeinde Gottes. 2) Wo die Welt trauert, freut sich die Gemeine. George Rogers 1874
V. 10. 1) Was ihr jetzt tut: den HERRN lieben. Ihr liebt ihn in Erwiderung seiner Liebe, liebt ihn persönlich, über alles, unabänderlich, immer mehr. 2) Was ihr darum auch tun müsset: das Arge hassen im Wirken, Reden, Schreiben, Denken. Ihr sollt das Arge meiden, überwinden und ausrotten. William Jackson 1874.
1) Die unterscheidende Eigentümlichkeit der Kinder Gottes: sie lieben den HERRN. 2) Ihr äußeres Kennzeichen: das Hassen des Argen. 3) Ihr Lohn: Bewahrung und Errettung. George Rogers 1874
V. 10-12. Gott der treue Freund seiner Frommen: 1) Er behütet in Treue ihre Seelen. 2) Er errettet sie mit Macht von ihren Feinden. 3) Er erleuchtet und erfreut sie durch seine Weisheit und Heiligkeit. Thomas Le Blanc † 1669.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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PSALM 98 (Auslegung & Kommentar)



Überschrift

Dieses heilige Lied, welches einfach ein Psalm überschrieben ist, folgt passend auf das vorhergehende und nimmt in der Reihe der Königspsalmen eine wichtige Stelle ein. Beschreibt der 97. Psalm die Kundmachung des Evangeliums und damit die Aufrichtung des Himmelreichs, so ist der vorliegende Psalm eine Art Krönungshymne, in welcher unter Trompetenschall, Händeklatschen und festlichem Jubel dem siegreichen Messias als dem Alleinherrscher über alle Nationen gehuldigt wird. Es ist ein gar schwungvolles Lied, kühn in einer poetischen Sprache und lebhaft im Rhythmus. Die Gelehrten haben überzeugend nachgewiesen, dass viele der im Psalm gebrauchten Ausdrücke im zweiten Teile des Jesaia vorkommen; aber die Folgerung, dass der Psalm deshalb von Jesaia verfasst sein müsse, hat für uns keine Beweiskraft. Gälte dieser Grundsatz, so müsste die Hälfte der in der englischen Sprache geschriebenen Bücher dem Shakespeare zugeschrieben werden. Klar scheint uns, dass diese einander beigesellten Psalmen ein Mosaik bilden, in dem jeder einzelne Teil seinen geeigneten Platz hat und zur Vollständigkeit des Ganzen nötig ist. Deshalb halten wir dafür, dass sie alle das Erzeugnis eines und desselben Geistes sind. Demnach schreiben wir (vergl. die Vorbemerkung zu Ps. 95) auch den vorliegenden Psalm dem Sohne Jesses zu. Wer immer aber der Verfasser sei, das Lied gehört jedenfalls zu den inbrünstigsten und herzbewegendsten heiligen Gesängen.

Einteilung

Es sind der Strophen drei zu je drei Versen. In der ersten (V. 1-3) wird angezeigt, wem der Lobpreis gelten soll; in der zweiten (V. 4-6) wird vorgeschrieben, wie das Lob sich gestalten soll; und in der dritten (V. 7-9) wird die unbegrenzte Allgemeinheit für den Lobgesang in Anspruch genommen.

Auslegung

1. Singet dem HERRN ein neues Lied;
denn er tut Wunder.
Er siegt mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
2. Der HERR lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern lässt er seine Gerechtigkeit offenbaren.
3. Er gedenkt an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel.
Aller Welt Enden sehen das Heil unsers Gottes.


1. Singet dem HERRN ein neues Lied; denn er hat Wunder getan. (Grundtext) Schon im 96. Psalm haben wir die Aufforderung gehört, Jehovah ein neues Lied zu singen. Dort, weil der HERR im Kommen sei. Hier aber wird zu einem neuen Liede aufgerufen, weil der HERR gekommen ist, und zwar als mächtiger Sieger. Jesus, unser König, hat ein wunderbares Leben gelebt, ist einen wunderbaren Tod gestorben, ist kraft einer wunderbaren Erweckung auferstanden und in wunderbarer Weise gen Himmel gefahren. In seiner göttlichen Macht hat er den Heiligen Geist herniedergesandt, der neue Wunder wirkte, und in dieser heiligen Kraft haben auch seine Jünger wunderbare Dinge ausgerichtet, die alle Welt in Staunen setzten. Götzen sind gestürzt und Bollwerke des Aberglaubens gefallen, mächtige Irrtümer haben die Waffen gestreckt und furchtbare Gewaltreiche sind untergegangen. Für alles dies gebührt dem HERRN der höchste Lobpreis. Seine Taten haben seine Gottheit erwiesen; Jesus ist Jehovah, darum singen wir ihm als dem HERRN. Es half ihm (zum Sieg) seine Rechte und sein heiliger Arm. (Grundtext) Nicht mit Hilfe anderer, sondern durch seine eigene unbewaffnete Hand hat er die wunderbaren Siege errungen. Sünde, Tod und Hölle fielen dahin unter seiner selbsteigenen Tapferkeit, und die Götzen und die Irrtümer der Menschheit sind durch seine Hand allein gestürzt und zerschlagen worden. Die Siege, welche Jesus in der Menschenwelt errungen hat, sind umso wunderbarer, da sie durch Mittel erwirkt sind, die allem Anschein nach völlig unzulänglich waren. Sie sind nicht natürlicher, sondern sittlicher Macht zuzuschreiben, der Tatkraft der Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, mit Einem Wort: der Kraft seines heiligen Armes. Seine heilige Einwirkung war die einzige Ursache seines Erfolges. Jesus lässt sich nie herab, schlaue Künste oder rohe Gewalt zu gebrauchen; seine unbefleckte Vollkommenheit sichert ihm wahren und dauernden Sieg über alle bösen Mächte, und diesen Sieg erringt er ebenso leicht und hurtig, wie wenn ein Kriegsheld seinen Widersacher mit der Rechten trifft und kopfüber zu Boden streckt. Heil dem Überwinder! Lasst neue Lieder ihm zu Ehren erschallen!
Das Heil, welches Jesus ausgewirkt hat, ist wunderbar weise zustande gebracht worden; darum wird es seiner rechten Hand zugeschrieben. Es entspricht völlig den Forderungen der Gerechtigkeit; darum lesen wir, dass sein heiliger Arm es ausgerichtet hat. Es ist sein ureigenes, ohne jede Beihilfe zustande gekommenes Werk; darum wird alle Ehre ihm allein zugeschrieben. Und es ist über alle Maßen wunderbar; darum geziemt es sich, es mit einem neuen Lied zu preisen.

2. Der HERR hat sein Heil kundgetan (Grundtext): durch die Erscheinung Jesu und durch die Ausgießung des Heiligen Geistes, in dessen Kraft das Evangelium unter den Heiden verkündigt ward. Der HERR ist zu preisen nicht nur dafür, dass er das Heil für die Menschen erwirkt hat, sondern auch dafür, dass er es kundgemacht hat; denn aus sich selbst hätte der Mensch es nie entdeckt. Ja, auch nicht eine einzige Seele hätte je für sich diesen wunderbaren Weg des Heils, dass nämlich wir Sünder durch einen Mittler der Gnade teilhaftig werden, herausgefunden; in jedem einzelnen Falle ist es eine göttliche Offenbarung an Sinn und Herz. Nur in Gottes eigenem Lichte sehen wir das Licht. (Ps. 36,10.) Er muss seinen Sohn in uns offenbaren (Gal. 1,16), sonst werden wir nie fähig sein ihn zu erkennen. Vor den Augen der Völker offenbarte er seine Gerechtigkeit. (Grundtext) Gottes Gerechtigkeit, das ist gerade ein Lieblingsausdruck des Apostels der Heiden geworden; er verweilt mit Vorliebe bei der wunderbaren Weise, wie der HERR den Menschen gerecht macht und die göttliche Gerechtigkeit dabei durch das Blut der Sühne wahrt. Was für fröhliche Lieder sollten wir, die wir einem einstmals heidnischen Geschlechte angehören, dem HERRN ob dem gesegneten Evangelium darbringen, welches in sich hat Gottes selig machende Kraft, denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben in Glauben! (Röm. 1,16 f. wörtl.) Das ist kein rätselhaftes Geheimnis; es wird in der Schrift klar gelehrt und ist der Völkerwelt deutlich verkündigt worden. Was vordem in den Sinnbildern des Alten Bundes verborgen war, ist im Evangelium vor den Augen der Völker enthüllt worden.

3. Er gedachte an seine Gnade und Wahrheit (oder Treue) dem Hause Israel. (Grundtext) Zu denen vom Hause Israel kam Jesus ja im Fleische, und ihnen ward das Evangelium zuerst verkündigt; und obwohl ihrer die meisten sich selbst des ewigen Lebens nicht wert achteten (Apg. 13,46), ward doch der Bund nicht aufgehoben, denn das wahre Israel ward zu der Gemeinschaft mit Gott berufen und steht noch darin. Die Gnade, die da ewiglich währt, und die Treue, die das gegebene Versprechen nimmer vergessen kann, sichern dem erwählten Samen das durch den Gnadenbund vorlängst verbürgte Heil. Aller Welt Enden sahen das Heil unsers Gottes. (Grundtext) Nicht nur dem eigentlichen Samen Abrahams, sondern den Auserwählten unter allen Völkern ist Gnade erwiesen worden; darum soll die ganze Gottesgemeinde ihrem Erlöser ein neues Lied anstimmen. Es war fürwahr kein geringer Segen, kein kleines Wunder, dass das Evangelium in so kurzer Zeit mit solch erstaunlichem Erfolg und solch bleibenden Wirkungen durch alle Lande verkündigt ward. Der Pfingstzeit gebührt so gut ein neues Lied wie der Passion und dem Auferstehungstag. Lasst unsre Herzen aufjubeln, sooft wir an jene Wunder der Gnade gedenken. Unser Gott, unser eigener, ewig preiswürdiger Gott ist geehrt worden von solchen, die sich einst vor stummen Götzen neigten. Und man hat bei allen Völkern nicht nur von seinem Heil gehört, sondern es ist gesehen worden; es ist nicht nur verkündigt, sondern auch erfahren worden: Gottes Sohn ist in der Tat und Wahrheit der Heiland einer großen aus allen Völkern gewonnenen Schar geworden.

4. Jauchzet dem HERRN, alle Welt.
Singet, rühmet und lobet!
5. Lobet den HERRN mit Harfen,
mit Harfen und Psalmen;
6. mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem HERRN, dem Könige!
In diesen drei Versen wird uns gezeigt, wie wir den HERRN preisen sollen.


4. Jauchzet dem HERRN, alle Welt. Jegliche Zunge soll Jehovah zujubeln, und das mit einer Kraft, wie sie allein die innige Freude hervordrängen kann. Wir sollen es machen wie das Volk, das seinem König das Willkommen bietet. Laute Hosianna voller Begeisterung sollen ertönen. Wenn je, dann sollten wahrlich doch die Menschenkinder jauchzen, wenn der HERR zu ihnen kommt mit der Ankündigung seines Gnadenreiches. John Wesley rief einmal seinen Zuhörern zu: "Singt heraus aus voller Brust! Hütet euch, so zu singen, als wäret ihr halb tot oder beinahe eingeschlafen; erhebt eure Stimme mit Macht. Schont eure Kehle nicht mehr, als da ihr des Teufels Lieder sanget. Damals waret ihr doch nicht ängstlich, eure Stimme hören zu lassen; wollt ihr euch jetzt davor schämen?" Singet, rühmet (wörtl.: brecht aus und jubelt, d. h. brecht in Jubel aus) und lobet. Lasst euer Rühmen auf jegliche Weise laut werden, macht jede Art Musik dem erhabenen Zwecke dienstbar, bis das gehäufte Lob den Himmel zum Widerhall der frohen Töne nötigt. Es hat keine Gefahr, dass wir bei dem Verherrlichen des Gottes unsres Heils allzu herzhaft werden; wir müssen nur zusehen, dass unser Lobpreis wirklich von Herzen komme, sonst ist auch die kunstvollste Musik in Gottes Ohren nichts als wüster Lärm, ob die Töne aus Menschenkehlen oder Orgelpfeifen oder weit tönenden Posaunen kommen. Mit kräftigem Schall lasse unser Herz die Ehre unsres siegreichen Heilandes erklingen; mit aller Macht wollen wir den HERRN erhöhen, der alle unsre Feinde überwunden und unser Gefängnis gefangen geführt hat. In diesem edlen Wettstreit wird der den Preis davontragen, der Jesum am inbrünstigsten liebt.

5. Lobet den Herrn mit Harfen. Die Kunst der Musik sollte niemals dadurch entweiht werden, dass man sie der ausgelassenen Weltlust dienstbar macht, sondern sollte stets, ihrer edlen Bestimmung gemäß, der häuslichen Erbauung der Gläubigen zur Förderung dienen. So pflegte Martin Luther den HERRN, den er so innig liebte, im Kreis der Seinen mit der Laute zu preisen. Das Lob Gottes sollte so schön wie möglich erklingen, aber die eigentliche Lieblichkeit desselben liegt doch in seinem geistlichen Gehalt. Der Zusammenklang von Glaube und Buße, die Harmonie von Gehorsam und Liebe, das ist in den Ohren des Höchsten die wahre Musik, das gefällt ihm besser als der Lärm keuchender Windbälge, ob auch des tüchtigsten Meisters Hand ihnen die Töne entlockt. Mit Harfen. Ein gar liebliches Instrument, das großen Ausdrucks fähig ist. Die Wiederholung des Worts ist höchst dichterisch und zeigt, dass die gewähltesten Formen der Poesie nicht zu köstlich sind, wo sie dem Lob Jehovahs gilt. Die Anbetung Gottes sollte schlicht sein, aber nicht ungeschlacht. Steht uns Zierlichkeit des Ausdrucks zu Gebote, so gibt es Gelegenheiten genug, bei welchen sie höchst passend zur Anwendung kommen kann. Der Gott, der das kunstlose Lied des Pflügers gerne annimmt, weist doch auch die fließenden Verse eines Paul Gerhardt oder die erhabenen Ergüsse eines Klopstock nicht zurück. Nicht alle Wiederholungen sind müßig, in heiligen Liedern sind sie oft gar anmutig und nützlich; sie heben gewisse Wahrheiten mit besonderer Kraft hervor und schüren die Glut im Herzen, bis das Feuer der Seele hell auflodert. Auch Prediger tun nicht übel, wenn sie bei einem Wort sonderlich verweilen und es wieder und wieder hervorheben, bis auch dicke Ohren die Kraft der Wahrheit verspüren. Und Psalmen, engl. Übers.: mit der Stimme eines Psalms.1 Die menschliche Stimme ist vieler Wandlungen fähig. So gibt es den Gesprächston, den Klageton, den Befehlston, den flehenden Ton, und es sollte auch der Psalmenton bei unser jedem zu vernehmen sein. Die menschliche Stimme erreicht ihr Bestes, wenn sie im besten Geist die besten Worte dem besten Herrn zu Ehren singt. Irdische Liebe und menschliche Heldentaten dürfen die singende Muse nicht ganz in Beschlag nehmen; die lieblichsten Weisen sollten von Gottes Liebe und den Siegen Immanuels wachgerufen werden. Singen wir wohl genug dem HERRN? Könnten uns nicht die Vöglein am Himmel wegen unsres grämlichen, undankbaren Schweigens strafen?

6. Mit Trompeten und Posaunen (-Schall) jauchzet. Die Anbetung Gottes sollte sich in herzhaft lauten Tönen kundtun. Die weit schallenden Trompeten und Posaunen sind Sinnbild der Kraft, mit welcher das Lob aus unserem Herzen strömen sollte. Vor dem HERRN, dem Könige. Am Krönungstage oder wenn gefeierte Herrscher durchs Land ziehen, jauchzt das Volk und die Posaunen schallen, bis die Mauern von den Festesklängen widerhallen. Sollten die Menschen für ihre irdischen Fürsten mehr begeistert sein als für den himmlischen König? Ist denn keine Treue mehr bei den Untertanen dieses herrlichsten, ja einzigen Herrschers? König Jehovah ist sein Name, und es gibt seinesgleichen nicht; wollen wir ihm denn nicht zujauchzen? O dass die Herrlichkeit der Königsmacht Jesu sich unseren Seelen recht enthülle, so wird es bald aus sein mit dem kaltherzigen, von der dröhnenden Orgel erstickten Gemurmel, das jetzt so oft die Stelle herzinnigen Gemeindegesanges vertritt.

Fußnote
1. Der Grundtext lautet: mit Stimme (Getöne) des Gesangs, d. h. mit lautem Gesang.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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7. Das Meer brause und was darinnen ist;
der Erdboden und die darauf wohnen.
8. Die Wasserströme frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich
9. vor dem HERRN; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht.


7. Das Meer brause und was darinnen ist. Ja, auch das Donnern der Wasserwogen ist eine nicht zu großartige Musik bei solchem Vorhaben. Händel hätte bei manchen seiner gewaltigen Chöre gewiss gerne solche Kraft in Dienst genommen, um seine erhabenen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen, und der von Gott begeisterte Psalmist hat fürwahr daran wohl getan, das unvergleichliche Brausen des Meeres zu Hilfe zu rufen. Das Meer ist des HERRN, so preise es seinen Schöpfer! Es trägt in und auf seinem Schoße einen reichen Schatz göttlicher Güte; warum sollte ihm in dem Orchester der Natur ein Platz versagt werden? Seines Basses Grundgewalt stimmt trefflich zu den tiefen Geheimnissen der göttlichen Herrlichkeit. Der Erdboden und die darauf wohnen. Das Festland soll mit dem Ozean einstimmen. Berg und Tal, Stadt und Land sollen den Jubelklang weitertragen, der den Allherrn willkommen heißt. Gibt es wohl ein erhabeneres Dichterwort als dieses? Die Musen des Parnassus können es der Muse Zions nicht gleich tun; der kastalische Quell hat nie so klar gefunkelt wie der Born des Heils, dem die heiligen Sänger ihre Begeisterung zuschreiben. Und doch erreicht kein Lied die Erhabenheit seines Gegenstandes, wenn König Jehovah gepriesen werden soll.

8. Die Wasserströme (sollen) frohlocken, wörtl.: in die Hände klatschen. Die wallenden Flüsse, die von Flut und Ebbe bewegten Strommündungen und die rauschenden Wasserfälle, sie werden hier aufgefordert, dem Allmächtigen zu huldigen und gleichsam die Hände zusammen zu schlagen, wie Menschen es tun, wenn sie ihren Fürsten frohlockend begrüßen (2. Könige 11,12). Und alle Berge seien fröhlich in Gemeinschaft mit den Wasserfluten. Die so schweigsamen Berge mögen ihre Natur vergessen und in einem heiligen Überschwang von Wonne ihre Stimme laut werden lassen.

9. Vor dem HERRN, denn er kommt, das Erdreich zu richten. Musik sanfterer Art, die die Sterne mit ihren freundlichen Äuglein blinken machte, ziemte bei dem ersten Kommen des HERRN in Bethlehem; bei seinem zweiten Kommen aber sollen die Trompeten tönen; denn dann erscheint er als Richter. Und die ganze Welt soll ihm alsdann zujauchzen, da er mit königlicher Pracht umgürtet ist. Die Regierung Christi ist der tausendjährige Wonnemond der Natur. Alle Kreatur segnet sein Zepter; ja, schon das Nahen seines Reiches entfesselt hehren Jubelklang. Wie bei des Tages Anbruch die Erde vor Freude weint, bis ihr die Tautröpflein in den Augen stehen, so soll das Herannahen der Weltherrschaft Jesu die ganze Schöpfung mit Wonne füllen. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht. Dies eben ist der Grund der Freude. Er ist kein Zwingherr und kein Schwächling; er unterdrückt nicht die Guten und begünstigt nicht die Nichtsnutzigen; sein Gesetz ist gut, seine Taten sind rechtschaffen, seine Regierung die Verkörperung der Gerechtigkeit. Gibt es in dieser armen mit Weh und Leid geschwängerten Welt irgendetwas, worüber man sich freuen kann, so ist es das Kommen eines solchen Befreiers, die Thronbesteigung eines so herrlichen Herrschers, dem alles untertan werden soll. Willkommen, o Jesu, von Herzen willkommen! Unsre Seele versinkt in Entzücken beim Rauschen deines nahenden Siegeswagens und kann nur rufen: Komm bald! Ja, komme bald, Herr Jesu!

Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Der Gegenstand des Psalms ist das Lob Jehovahs. Das Lied zerfällt in drei Strophen zu je drei Versen. Der erste Teil zeigt, weshalb, der zweite, wie, und der dritte, von wem Jehovah gepriesen werden soll. Frederick Fysh 1850.

Die syrische Übersetzung überschreibt den Psalm: "Von der Erlösung des Volkes aus Ägypten"; aber das "neue Lied" ist nicht das Lied Moses, sondern das Gegenbild dieses, vergl. Off. 15,3. Dort am Meer erscholl das "Jehovah ist König worden" erstmals, hier wird die Vollendung des dort angehobenen Anfangs besungen, die schließliche Glorie des durch Gericht zu voller Wirklichkeit hindurchbrechenden göttlichen Reiches. Anfang und Schluss sind aus Ps. 96. Dazwischen ist fast alles aus Jes. 40-66. Dieses Buch des Trostes für die Exilanten ist wie ein kastalischer Quell für die religiöse Lyrik geworden. - Nach dem Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Der Psalm ist offenbar eine Weissagung von dem Kommen Christi zur Rettung der Welt; und was hier von dem Psalmisten vorhergesagt ist, wird in dem Liede der gebenedeiten Jungfrau als in der Erfüllung begriffen besungen. Der Psalm ist die Stimme, Maria gleichsam das Echo.
1. Die Stimme: Singet dem HERRN ein neues Lied.
Das Echo: Meine Seele erhebt den HERRN.
2. Die Stimme: Denn er hat Wunder getan.
Das Echo: Denn er hat große Dinge an mir getan.
3. Die Stimme: Es half ihm (zum Sieg) seine Rechte und sein heiliger Arm.
Das Echo: Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet. usw.
4. Die Stimme: Der HERR hat sein Heil kundgetan; vor den Augen der Völker offenbarte er seine Gerechtigkeit.
Das Echo: Seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten.
5. Die Stimme: Er gedachte an seine Gnade und Treue dem Hause Israel.
Das Echo: Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.
Die Parallelen sind auffallend; Maria hat offenbar diesen Psalm im Sinn gehabt, als sie ihren Lobgesang dichtete. Und das zeigt, dass der Psalm, mag er auch auf den vorbildlichen Errettungen aus Ägypten und Babel fußen, schließlich doch auf die Erlösung der Welt durch Jesum Christum zu deuten ist. Und um diese anzukündigen, kann keine Sprache zu stark, kein dichterisches Bild zu erhaben sein. Adam Clarke † 1832.

V. 1. Er hat Wunder getan. (Wörtl.) Er hat seine Erhabenheit und seine Güte in dem Erlösungswerke erschlossen. Was für Wunder hat Christus nicht getan! Beschaue seine Wunder, von seiner Menschwerdung bis zu seinem - o Wunder über Wunder - Kreuzestode, seiner Auferstehung und Himmelfahrt und der Erfüllung der Welt mit dem Evangelium! Nach Adam Clarke † 1832.

Es half ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. (Wörtl.) Aus Jes. 59,16; 63,5. An beiden Stellen steht der Arm Gottes den gewöhnlichen Mitteln gegenüber, die, wiewohl sie der Macht Gottes nichts abbrechen, doch ihren Anblick manchmal wie Vorhänge verhüllen. Jean Calvin † 1564.

Die Schöpfung ist das Werk der Finger Gottes (Ps. 8,4), die Erlösung ein Werk seines Armes - ja seines Herzens: selbst das blutete sich zu Tode, um es zu vollbringen. Thomas Adams 1614

Ein Pfarrer in Irland hatte mehrere Wochen hindurch im Gottesdienst einen kleinen zerlumpten Knaben bemerkt, der jeden Sonntag kam und sich mitten im Chorgang der Kanzel gerade gegenüber hinstellte, wo er mit gespanntester Aufmerksamkeit dem Gottesdienst folgte. Der Pfarrer hätte gerne gewusst, was das für ein Kind sei, und beeilte sich darum mehrmals, gleich nach der Predigt hinauszugehen; aber er konnte es nie erspähen, denn so wie der Gottesdienst zu Ende war, war auch der Knabe verschwunden, und niemand vermochte über ihn Auskunst zu geben. Nach einiger Zeit erschien der Knabe nicht mehr. Es vergingen etliche Wochen, da kam ein Mann zu dem Pfarrer und sagte ihm, ein Schwerkranker verlange sehr nach ihm. Er setzte hinzu: "Ich schäme mich eigentlich, Sie zu bitten, den weiten Weg zu machen; aber es ist eins meiner Kinder, und er will niemand anders haben als Sie. Er ist ein merkwürdiges Kind und redet allerlei, das ich gar nicht verstehe." Der Pfarrer versprach zu kommen und machte sich bald auf den Weg, wiewohl der Regen in Strömen floss und es zwei Stunden Wegs in rauhem Bergland zu gehen galt. Als er an dem bezeichneten Ort ankam, sah er eine elende Hütte vor sich, an deren Tür der Mann ihn erwartete. Als er hineingeführt worden war, sah er, dass das Innere der Wohnung so erbärmlich war wie das Äußere. In einer Ecke auf ein wenig Stroh gebettet lag ein Kind, in dem der Pfarrer alsbald jenen Knaben wiedererkannte, der so regelmäßig seine Kirche besucht hatte. Wie der Prediger sich dem elenden Lager nahte, richtete sich der Knabe auf und rief, indem er die Arme emporhob: "Er hat gesiegt mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm" - und hauchte damit seine Seele aus. K. Arvine 1859.

V. 2. Der HERR hat sein Heil kundgetan: durch das Erscheinen des Sohnes Gottes im Fleisch und die Wunder, die dieser getan hat. Vor den Augen der Völker offenbarte er seine Gerechtigkeit: in dem Evangelium, siehe Röm. 1,17; 3,22. Benjamin Boothroyd † 1836.

Kundgetan. Das hebräische Wort bezeichnet nicht nur ein Verkündigen (mit Worten), sondern ein Kundtun mit Tatbeweisen. Hinzugefügt ist das Wort offenbaren, das eigentlich aufdecken heißt, dass etwas bloß und klar daliegt. Damit ist das Wesen dieser evangelischen Kundmachung gar deutlich beleuchtet, im Gegensatz zu dem, was dunkel, in Schattenbilder und Vorbilder eingehüllt und durch die Zeremonien des Gesetzes verschleiert ist. Vergl. 2. Kor. 3 Wenn endlich beigefügt wird, dass die Enthüllung vor den Augen der Völker geschehen sei, so deutet das an, dass das Heil auch diesen gehört und ihnen ohne Unterschied dargeboten wird, da das Evangelium offen und klar verkündigt wird. Hieraus erhellt, dass der Gegenstand und der Grund des neuen Liedes (V. 1) in dem so wundersamen Ereignis zu finden ist, dass Gott, der vormals die Völker ihre eigenen Wege wandeln ließ, sie jetzt in der Zeit des messianischen Heils alle ohne Unterschied zur Seligkeit beruft durch Glauben und Wiedergeburt. Hermann Venema † 1787.

V. 3. Er gedachte an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel. Der Dichter sagt sehr treffend, Gott habe, indem er die Welt erlöste, an seine Wahrheit gedacht, welche er dem Volke Israel gegeben hatte. Dieser Ausspruch schließt zugleich in sich, dass Gott von keinem anderen Beweggrund getrieben wurde, als dass er treulich halten wollte, was er selbst verheißen hatte. Und um recht deutlich hervorzuheben, dass die Verheißung in keiner Weise auf Verdienst oder Gerechtigkeit des Menschen gegründet worden, nennt der Psalmist zuerst die Gnade und dann die Wahrheit oder Treue Gottes. Die Ursache lag nicht außerhalb Gottes, sondern lediglich in seinem freien Liebeswillen, der lange zuvor Abraham und seinem Samen bezeugt worden war. Das Wort "gedachte" wird in Anpassung an die menschliche Auffassung gebraucht, weil uns, was lange ausgesetzt worden ist, vergessen zu sein scheint. Mehr denn zwei Jahrtausende verflossen von der Zeit an, da die Verheißung gegeben wurde, bis zu der Erscheinung Christi, und da das Volk Gottes vielen Trübsalen und Widerwärtigkeiten unterworfen war, braucht es uns nicht zu wundern, wenn die Glieder desselben viel geseufzt und allerlei bösen Befürchtungen über die Ausführung der verheißenen Erlösung Raum gegeben haben. Jean Calvin † 1564.

Aller Welt Enden sahen das Heil unsers Gottes. O unglückseliges Judenland, die Enden der Erde haben Gottes Heil gesehen, jegliches Land ist von Freude bewegt, das ganze Weltall ist froh, die Wasserströme schlagen die Hände zusammen, die Berge jauchzen; nur die verstockten Herzen der Juden glauben nicht, sondern sind mit der Strafe des Unglaubens in der Finsternis ihrer Verblendung geschlagen! Gregor v. Nazianz † 390.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Erläuterungen und Kernworte

V. 4. Jauchzet, singet, rühmet und lobet! Preiset Gott, dass er euch Christum gegeben. Als die Bewohner von Argolis durch die Römer von der Willkürherrschaft der Macedonier und Spartaner befreit waren, quae gaudia, quae vociferationes fuerunt! quid florum in Consulem profuderunt! welch große Freude sie da bezeugten, was für laute Ausrufe sie da machten! Sogar die Vögel, die über sie hinflogen, fielen der Sage nach vor Schrecken über ihren Lärm zu Boden. Der Ausrufer bei den dort gefeierten nemeischen Spielen ward angehalten, das goldene Wort Freiheit wieder und immer wieder erschallen zu lassen. John Trapp † 1669.

V. 5. Wir sind nicht nur Tempel, sondern, wie Clemens von Alexandrien sich ausdrückt, auch Zimbeln des Heiligen Geistes. John Boys † 1625.

Mit Harfen, mit Harfen. Die Wiederholung ist bedeutsam; sie soll anzeigen, dass auch die eifrigsten Anstrengungen, welche Menschen machen mögen, um das große Werk der Welterlösung zu feiern, doch weit zurückbleiben gegen den Reichtum der Gnade Gottes. Jean Calvin † 1564.

Mit Psalmen feierten Josaphat und Hiskia ihre Siege. Psalmen ergötzten die Herzen der Verbannten, als sie aus Babylon wiederkehrten. Psalmen ermunterten und stärkten die Makkabäer bei ihren mannhaften Kämpfen um die Unabhängigkeit ihres Landes, und in Psalmen ertönten immer wieder ihre Danksagungen. Der Herr aller Psalmdichter und Sohn Davids bewies mit den Worten eines Psalms, dass er größer war als David, und sang mit seinen Jüngern Psalmen in der Nacht vor seinem Leiden, als er das heilige Mahl der Liebe einsetzte. Mit Psalmen priesen Paulus und Silas Gott um Mitternacht im Gefängnis, als ihre Füße in den Stock gelegt waren, und sangen so laut, dass die andern Gefangenen sie hörten. Und nach seinem eigenen Vorbild ermahnt der Apostel die Christen zu Ephesus und Kolossä, sich untereinander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern zu lehren und zu vermahnen. Hieronymus berichtet,2 dass man in seinen Tagen die Psalmen überall in den Feldern und Weingärten des Heiligen Landes habe hören können, und dass sie gar lieblich geklungen hätten, vermischt mit dem Gesang der Vögel und dem würzigen Lenzesduft der Blumen. Der Bauer stimmte, während er den Pflug lenkte, ein Hallelujah an, Schnitter, Weingärtner und Schafhirt sangen Davids Lieder. Das, sagt Hieronymus, sind unsre Liebeslieder, das unsre Hirtenflöten und Ackerwerkzeuge. Sidonius Apollinaris, Bischof von Clermont, † 488, lässt sogar die Schiffer, während sie ihren schwer beladenen Kahn stromaufwärts ziehen, Psalmen singen, bis die Ufer vom Hallelujah widerhallen, und benutzt diese Sitte in gar lieblicher Weise als Bild der christlichen Lebensreife.3 J. J. St. Perowne 1864.

Der Literarhistoriker Isaak d’Israeli († 1848) kommt in seinem Buche, betitelt "Literatur-Merkwürdigkeiten", auch auf das Psalmensingen zu sprechen und erwähnt dabei die Verbreitung dieser Sitte des Psalmensingens in Frankreich, die dort unter den Katholiken zuerst durch die Übersetzung des Clement Marot, des Lieblingssängers von Franz I., entstanden sei. Das Singen der Psalmen wurde so volkstümlich, dass d’Israeli meint, es habe sich dadurch zuerst "dem grämlichen Sinn des strengen Calvin" der Gedanke aufgedrängt, es in seine Genfer Kirchenordnung einzuführen. Diese "ansteckende Wut des Psalmensingens", wie Warton sie fast lästerlich nennt, breitete sich rasch durch Deutschland sowohl wie durch Frankreich aus und ging dann auch nach England hinüber. D’Israeli erzählt höhnisch, zu der Zeit der Republik seien bei dem Festmahl des Lord Mayors und anderen Stadtfestlichkeiten in London Psalmen gesungen worden; die Soldaten hätten sie auf dem Marsch und bei der Parade angestimmt, und es habe wenige Häuser mit Fenstern nach der Straße gegeben, aus denen nicht des Abends ein Psalm erklungen sei. Wir können nur hinzufügen: Wollte Gott, es wäre wieder so! C. H. Spurgeon 1874.

V. 5.6. Offenbar will hier der Psalmdichter, indem er zum Gebrauch von Musikinstrumenten beim Preise Gottes auffordert, darauf hinweisen, welch brünstiger Eifer die Gläubigen bei diesem edlen Werk beseelen sollte. Er will eben nichts unterlassen wissen, was Gemüt und Empfindung des Menschen beim Lobsingen anregen und unterstützen kann. Zwar kann Gottes Name offenbar eigentlich nur durch die artikulierte Stimme gepriesen werden; aber es hat guten Grund, dass David solche Hilfsmittel hinzufügt, durch welche die Gläubigen des Alten Bundes gewohnt waren, sich zur Gottesverehrung zu ermuntern. Wir dürfen jedoch nicht unterschiedslos alles, was einstmals den Juden anbefohlen war, als auf uns anwendbar ansehen. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass das Spielen auf Zimbel, Harfe und Leier und diese ganze Art Musik, die in den Psalmen so oft erwähnt wird, einen Teil der Erziehung, d. i. der dem Kindesalter zugehörenden Unterweisung des Gesetzes bildete. Ich rede dabei nur von dem geordneten Tempelgottesdienst. Denn auch in unserer Zeit sollten, meine ich, Gläubige, wenn sie sich durch Musikinstrumente erheitern wollen, es sich zur Regel machen, ihre Fröhlichkeit nicht von dem Lobpreis Gottes zu scheiden. Aber wenn sie ihre heiligen Versammlungen besuchen, wären Musikinstrumente zum Feiern des Preises Gottes ebenso wenig passend wie das Verbrennen von Weihrauch, das Anzünden von Lichtern und die Wiederherstellung der andern Schatten des Gesetzes. Die Päpstlichen haben darum gar törlich diesen Gebrauch wie so manchen anderen von den Juden entlehnt. Menschen, die äußeres Gepränge lieben, mögen sich wohl an solchem Getöne ergötzen; Gott aber hat viel größeres Wohlgefallen an der Schlichtheit und Einfalt, die er uns durch den Apostel empfiehlt. Paulus will, dass wir in der öffentlichen Versammlung der Heiligen Gott nur in verständlicher Sprache preisen (1. Kor. 14,16). Die menschliche Stimme übertrifft doch, auch wenn sie nicht von der Allgemeinheit verstanden wird, sicherlich bei weitem alle leblosen Musikinstrumente; dennoch wissen wir, was Paulus wegen des Redens in einer unbekannten Sprache angeordnet hat. Was sollen wir dann von solchem Musizieren sagen, welches das Ohr mit nichts als leerem Schall erfüllt? Wirft jemand ein, dass die Musik doch sehr nützlich sei, das Gemüt der Menschen zu wecken und die Herzen zu rühren? Ich gebe es zu, allein hüten wir uns, dass sich nichts Verderbliches einschleiche, das den reinen Gottesdienst befleckt und die Menschen in Aberglauben hineinzieht. Umso mehr als der Heilige Geist uns durch den Mund Pauli ausdrücklich vor dieser Gefahr warnt, so ist es, das muss ich sagen, nicht nur unbedachter Eifer, sondern arge Widersetzlichkeit, über das, wozu er uns berechtigt, hinauszugehen. Jean Calvin † 1564.

Der Gesang und das Spielen auf den Saiteninstrumenten war Sache der Leviten, die Trompeten und Hörner dagegen wurden von den Priestern, und nur von diesen, geblasen. Die Harfen und die Singstimmen bewirkten den Wohlklang, während die Trompeten und Posaunen dem Ganzen Kraft verliehen. Lieblichkeit und kraftvolle Energie sollten beim Dienste Gottes vereint sein. C. H. Spurgeon 1874.

Die Trompeten kommen im Psalmbuch nur hier vor. Sie waren von gerader, langgestreckter Form, wie auch an dem bekannten Triumphbogen des Titus ersichtlich ist, und wurden im Krieg, wie auch an Neumonden und Festen von den Priestern geblasen. Von diesen hell schmetternden Trompeten unterschieden sind die dumpfer klingenden gekrümmten Posaunen oder Hörner. William Kay 1871

Die Trompeten dienten den Israeliten bei religiösen oder bürgerlichen Anlässen ähnlichen Zwecken wie die Glocken bei den Christen und der Ruf der Türmer bei den Mohammedanern. Man meint sogar, Mohammed habe das Ausrufen der Gebetstunden angeordnet, um einen Unterschied zwischen seiner Religionsgemeinschaft und den Juden mit ihren Trompeten sowie den Christen mit ihren Glocken hervortreten zu lassen. John Kitto † 1854.

Vor dem HERRN, dem Könige. Dieser Zusatz zu den Worten "Jauchzet mit Trompeten und Posaunen" zeigt, dass es sich um eine Anspielung auf das Gejauchze handelt, welches bei der Krönung eines Königs oder anderen das Wohl des Landes betreffenden Feiern üblich war. Hermann Venema † 1787.

V. 7.8. Diese Aufforderungen an die Natur in ihren großartigsten Gestaltungen - an das Meer in seiner mächtigen Weite und an die Erde mit ihren Wasserströmen und Bergen - berechtigen nicht nur, sondern ermuntern und verpflichten sogar den christlichen Prediger, in seinen Gebeten und Predigten Gott mehr als den Gott der Schöpfung anzuerkennen, statt sich so ausschließlich auf die dem Christentum eigentümlichen Lehren zu beschränken. Das eine sollte man tun und das andere nicht lassen. Thomas Chalmers † 1847.

V. 8. Das Händeklatschen ist eine Gebärde der Freude und des Beifalls. Das Klatschen oder Rauschen des Wassers im Fluss gibt einen ähnlichen Klang. Darum wird hier gesagt, dass die Wasserströme in die Hände klatschen sollen. Henry Hammond † 1660.

Die Sprache ist bildlich, insofern der unbeseelten Schöpfung Leben, bewusstes Handeln, eine Stimme usw. beigelegt wird. Und doch drückt sie, wie die Bildersprache der Schrift überhaupt, eine Wahrheit aus, nämlich diejenige, welche der Apostel ohne Bild gemäß der ihm gewordenen Offenbarung in den Worten ausgesprochen hat, dass die Kreatur frei werden solle von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Und diese Befreiung wird eintreten, weil die Ursache der gegenwärtigen Gebundenheit, die Sünde, nickt mehr bestehen wird. Wenn die Welt, wie es in dem letzten Vers dieses Psalms geweissagt ist, der gerechten Herrschaft des kommenden Königs unterworfen sein wird, dann wird die Erde und die ganze Schöpfung ihrem dann herrlich gegenwärtigen Herrscher huldigen und mit einstimmen in das Lob, welches dann Israel und die Völker, die erlöste und verklärte Gemeinde, ihm darbringen werden. William de Burgh 1860.

V. 9. Der Psalter beschäftigt sich viel damit, die wohltätigen Früchte zu feiern, welche die Herrschaft Christi auf der ganzen Erde hervorbringen wird. Sein Reich wird seinem innersten Wesen nach ein Reich der Heiligkeit und darum ein Reich der Gerechtigkeit sein. Kriege und Grausamkeiten, unbillige Gesetze und gottlose Einrichtungen, die so lange die Erde gequält haben, werden verbannt sein. Diese glückliche Umgestaltung wird gewöhnlich dargestellt in der Form einer feierlichen Ankündigung, dass der HERR komme, den Erdboden zu richten. Es ist wichtig, dass wir dies im Auge behalten, damit wir nicht auf die Meinung kommen, es sei von dem letzten großen Gerichtstag die Rede. Die Psalmen, welche diese Ankündigung zum Hauptinhalt haben, sind Jubelpsalmen erster Ordnung. Ihre Aufgabe ist es, Christum anzukündigen als den Friedensfürsten, der gerechte Gesetze mit Unparteilichkeit handhaben und damit allem Unrecht und Streit ein Ende machen wird. O welcher Trost für alle Unterdrückten und Notleidenden! Ja, da mag wohl alle Kreatur aufgefordert werden, vor Freude die Hände zusammenzuschlagen, da der HERR dies herrliche Werk unternommen hat. Er wird es hinausführen! William Binnie 1870.

Homiletische Winke

V. 1. Ein neues Lied. Notwendigkeit, Lieblichkeit und Nützlichkeit der Bewahrung der geistlichen Frische in der Frömmigkeit, dem Christendienst und der Anbetung Gottes.
Er hat Wunder getan (Grundtext): Er hat 1) ein wunderbares Weltall geschaffen; 2) eine wunderbare Weltregierung geordnet; 3) eine wunderbare Gabe (Christum) gegeben; 4) eine wunderbare Erlösung gestiftet; 5) ein wunderbares Buch mit dem Griffel seines Geistes geschrieben; 6) eine wunderbare Fülle eröffnet; 7) eine wunderbare Umwandlung bewirkt. William Jackson 1874.
Er siegt. Gottes Siege in Gericht und Erbarmen, sonderlich durch Christum am Kreuz und durch seinen Geist in den einzelnen Herzen, wie im Großen in seiner Gemeinde und durch dieselbe.
V. 2a. Das Heil Gottes. 1) Worin es besteht. 2) Warum es geplant worden ist. 3) Was seine Ausführung gekostet hat. 4) Unter welchen Bedingungen daran Anteil gegeben wird. 5) Wie es darum verkündigt werden soll. 6) Wie die Verachtung desselben gestraft werden wird. William Jackson 1874.
1) Was haben wir unter dem Heil zu verstehen? 2) Warum heißt es sein (des HERRN) Heil? 3) Wie hat er es kundgetan? 4) Zu welchem Zweck? 5) Mit welchem Erfolg? E. G. Gange 1874.
Das große Vorrecht, das Evangelium zu kennen. 1) Worin das Evangelium besteht: a) nach der Offenbarung der Schrift; b) nach der Predigt des Wortes; c) nach der Erleuchtung des Geistes; d) nach der Erfahrung des Lebens. 2) Was es gewirkt hat. a) Wir haben es geglaubt. b) Unsre Freude an demselben wächst fort und fort mit der zunehmenden Erkenntnis. c) Wir können es andern verkündigen. d) Wir verabscheuen alle, die es verdunkeln.
V. 2. Die Herrlichkeit des Heils. 1) Es ist göttlich: sein Heil. 2) Es stimmt mit der Gerechtigkeit: seine Gerechtigkeit. 3) Es ist schlicht und klar: er hat es kundgetan, geoffenbart. 4) Es ist für alle Arten von Menschen bestimmt: vor den Völkern.
V. 3a. Wie der HERR an seinen Bund gedenkt. Es gibt Zeiten, in welchen er ihn zu vergessen scheint; aber selbst dann erweist er sich treu. Und zu andern Zeiten zeigt es sich in großen Gnadenerweisungen, dass er seines Wortes eingedenk ist. Gründe, die ihn nötigen, allezeit an seinen Bund zu gedenken.
V. 3b. Aller Welt Enden usw. 1) Das gilt buchstäblich. Die Sendboten des Heils suchen jedes Land auf. 2) Das gilt in bildlichem Sinn, von Leuten, die am Rande der Verzweiflung und des Abgrunds stehen. 3) Das gilt als Weissagung. Man verweile bei den herrlichen Verheißungen, die für die Zukunft gegeben sind. E. G. Gange 1874.
1) Fremdlinge von den entlegensten Ländern haben das Heil Gottes gesehen. Die Griechen (Joh. 12,20), die Menge zu Pfingsten, der Kämmerer aus dem Mohrenland, Grönländer, Südseeinsulaner, Neger, Rothäute usw. 2) Die gereiftesten Gläubigen haben es gesehen, als sie am äußersten Rand der irdischen Welt standen, im Begriff, in die obere Welt einzugehen. 3) Die schnödesten Sünder haben es gesehen, solche, die sich so weit verirrt hatten, dass sie sich mit dem nächsten Schritt in der Hölle gefunden hätten; so der sterbende Schächer, die stadtbekannte Sünderin, so manche, die Whitefield treffend Teufels-Auskehricht nannte. W. Jackson 1874.
V. 6. Die Freude ist ein wesentlicher Bestandteil des Lobes. Dass der Herr König ist, ist ein wichtiger Gedanke bei seiner Anbetung. Bei der frohen Ehrung dieses Königs dürfen sich die Gefühle in mannigfacher Weise kundgeben.
V. 7.8. Die anbetende Schöpfung. 1) Eine großartige Versammlung: Meer, Erde, Flüsse, Berge. 2) Die Mannigfaltigkeit, die da hervortritt. Verschieden in Wesen, Ausdruck, Erscheinung, aber geeint in dem einen, dass alle allezeit Gott preisen. 3) Die Freude, die da herrscht. Hierin gleichend den Anbetern im Himmel, und aus dem gleichen Grunde: weil keine Sünde da ist. E. G. Gange 1874.
V. 8. Der Wasserströme Frohlocken und der Berge Jubel.
V. 9. Das letzte Gericht als ein Grund der Dankbarkeit.
Vor dem HERRN. Wo sind wir? Worin sollte unsre Freude bestehen? Vor wem sollten alle unsere Taten geschehen? Wo werden wir einst sein? Vor dem HERRN? Was sind wir vor dem HERRN? Was werden wir sein, wenn er kommt?

Fußnoten
2. Hieronymus an die Witwe des Marcellus: Quocunque te verteris, arator stivam tenens Alleluja decantat, sudans messor psalmis se avocat et curva attondens vitem falce vinitor aliquid Davidicum canit. Haec sunt in hac provincia carmina, hae (ut vulgo dicitur) amatoriae cantiones, hic pastorum sibilus, haec arma culturae.

3. Sidonius:
Curvorum hinc chorus helciariorum
Responsantibus Alleluja ripis
Ad Christum levat amicum celeusma
Sic, sic psallite, nauta et viator! (Nach Delitzsch)
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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PSALM 99 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Wir können diesen Psalm das Sanctus nennen, denn das Wort Heilig ist der Kehrreim seiner drei Teile. Sein Gegenstand ist die Heiligkeit der göttlichen Weltregierung. Unserm Dafürhalten nach bezeugt der Psalm in V. 1-3 die Heiligkeit Jehovahs selber; sodann erwähnt er V. 4-5, als ein Beispiel dafür, wie der HERR die Heiligkeit liebt, die Gerechtigkeit des Königs, den der HERR verordnet hat, oder beschreibt wohl wahrscheinlicher Jehovah selber als König, und endlich stellt er V. 6-9 die so streng gerechte Art ins Licht, in welcher Gott mit den bevorzugten Männern gehandelt hat, die er in vorigen Zeiten dazu ausgesondert hatte, dass sie ihm zum Besten des Volkes nahten. Das Lied passt für die im ersten Vers erwähnten Cherube, die Gottes Thron umgeben; höchst geziemend ist der Psalm aber auch für die Heiligen, die in Zion, der Heiligen Stadt, wohnen, und sonderlich ist er wert, ehrfurchtsvoll von allen denen gesungen zu werden, die gleich David dem König, Mose dem Gesetzgeber, Aaron dem Priester oder Samuel dem Seher gewürdigt werden, die Kirche Gottes zu leiten und für sie vor dem HERRN einzutreten.

Auslegung

1. Der HERR ist König, darum zittern die Völker;
er sitzt auf Cherubim, darum bebt die Welt.
2. Der HERR ist groß zu Zion
und hoch über alle Völker.
3. Man danke deinem großen und wunderbaren Namen,
der da heilig ist.


1. Der HERR ist König worden. (Grundtext) Das ist einer der fröhlichsten Ausrufe, der je sterblichen Lippen entquollen ist. Der Umsturz des Reiches des Bösen und die Aufrichtung der Herrschaft Jehovahs, seines Königreichs der Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, ist es wert, immer aufs Neue besungen zu werden, wie wir es hier schon zum dritten Mal in den Psalmen finden. Darum zittern die Völker. Die Menschheit wird ob dieser Offenbarung der Königsherrlichkeit Jehovahs von heiligem Schauer ergriffen. Die Frommen erbeben in ehrfurchtsvoller Freude und die Sünder fahren vor Schrecken zusammen, wenn sich die Herrschaft des Allgewaltigen völlig wahrzunehmen und zu fühlen gibt. Es handelt sich da ja nicht um eine der kurzlebigen politischen Tagesneuigkeiten, die wir gleichgültig lesen und morgen wieder durch andere aus unserem Gedächtnis drängen lassen, sondern um eine welterschütternde Tatsache, die mehr denn alles andere die Tiefen unseres Gemütes bewegen sollte. Er sitzt auf Cherubim. In der Erhabenheit überweltlicher Herrlichkeit und doch in der Nahbarkeit mittlerischer Herablassung offenbarte Jehovah sich über dem Gnadenstuhl, auf welchem sich die Abbilder der glänzenden Gestalten befanden, die im Himmel seine Herrlichkeit schauen und allezeit rufen: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen. Gerade diese Offenbarung des HERRN als dessen, der da regiert auf dem Thron der Gnade, welcher mit dem Sühnblut besprengt und von den die Sünde bedeckenden Flügeln der mittlerischen Liebe beschattet ist, ist unvergleichlich köstlich und wohl geeignet, in der ganzen Menschheit eine tiefe Bewegung hervorzurufen. Deshalb wird hinzugefügt: Darum bebt die Welt, oder wörtl.: es schwankt die Erde. Die ganze Erde wird sich von heiliger Scheu durchdrungen fühlen, wenn offenbar wird, dass Gott auf dem Gnadenthrone sitzt als Alleinherrscher aller Welt. Die Pracht des Himmels umgibt ihn, wie das ja durch die ausgestreckten Flügel der Cherube abgebildet wird; möge denn die Erde nicht weniger zur Anbetung bewegt sein, sondern mit ehrfurchtsvollem Leben seine Gegenwart anerkennen.

2. Der HERR ist groß zu Zion. Vor alters war der heilige Tempelberg der Mittelpunkt der Anbetung des großen Königs und die Stätte, da seine Hoheit am deutlichsten erschaut ward. Jetzt ist seine Gemeinde der Ort, wo seine Größe sich erweist und anerkannt und angebetet wird. Dort enthüllt er seine herrlichen Eigenschaften und zwingt die Herzen zu der demütigsten Huldigung. Die Unwissenden vergessen ihn, die Ruchlosen verachten ihn, die Gottesleugner widersetzen sich ihm; aber unter seinen Auserwählten tut sich seine unvergleichliche Erhabenheit kund. Er ist groß in der Wertschätzung der Begnadigten, groß in seinen Gnadentaten, wahrhaft groß in sich selbst: groß an Gnade, Macht, Weisheit, Gerechtigkeit und Herrlichkeit. Und hoch über alle Völker. Seine Erhabenheit übersteigt die höchsten Gedanken und die kühnsten Vorstellungen der Menschen. Die Höchsten sind vor ihm nicht hoch und - gepriesen sei sein Name - die Niedrigsten bei ihm nicht verachtet. Über einen solchen Gott frohlocken wir; seine Größe und Majestät sind uns über alle Maßen köstlich. Je mehr er in den Herzen der Menschen geehrt und erhöht wird, desto mehr triumphiert sein Volk. Wenn Israel über Saul jauchzte, weil er jedermann im Volke um Haupteslänge überragte (1. Samuel 10,23.24), wie viel mehr sollten wir über unseren König frohlocken, der so hoch ist über uns wie der Himmel über der Erde!

3. Sie sollen preisen deinen großen und furchtbaren Namen. (Grundtext) Mögen alle, die zu Zion wohnen, und alle Nationen auf der ganzen Erde den HERRN loben und dankbar die Güte des göttlichen Wesens anerkennen, so vieles in demselben auch ist, das ihnen heilige Scheu einflößt. Selbst wo der HERR sich in der Furcht erregendsten Weise enthüllt, ist er dennoch zu preisen. Gar viele sind voller Bewunderung für die milderen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit, lodern aber in Empörung gegen ihren heißer flammenden Glanz. Aber es sollte wahrlich nicht so sein; wir sind verpflichtet, Gott auch als den Erschrecklichen zu preisen und ihn als den, der die Gottlosen in die Hölle wirft, anzubeten. Sang Israel nicht dem, "der Pharao und sein Heer ins Schilfmeer stieß, denn seine Güte währet ewiglich"? (Ps. 136,15) Der schreckliche Vergelter ist ebenso zu preisen wie der liebevolle Erlöser. Dagegen empört sich freilich das arge Menschenherz wegen seiner geheimen Übereinstimmung mit der Sünde; es ruft nach einem verweichlichten Gott, in welchem das Mitleid die Gerechtigkeit erstickt hat. Aber die wohl unterwiesenen Knechte Jehovahs lobpreisen sein Wesen, in welchem Lichte es sich auch enthülle, ob furchtbar oder zart und mild. Nur die Gnade kann in uns diese Stellung zu dem HERRN bewirken. Heilig ist er. In ihm ist kein Makel oder Tadel, kein Übermaß oder Mangel, kein Irrtum oder Unrecht. Er ist in allen Stücken gut, darum heißt er der Heilige. In seinen Worten, seinen Gedanken, seinen Taten und seinen Offenbarungen sowohl als in sich selber ist er die Vollkommenheit selbst. Ja kommt, lasst uns anbeten und niederfallen vor ihm!

4. Im Reich dieses Königs hat man das Recht lieb.
Du gibst Frömmigkeit,
Du schaffest Gericht und Gerechtigkeit in Jakob.
5. Erhebet den HERRN, unseren Gott,
betet an zu seinem Fußschemel;
denn Er ist heilig!


4. Und die Stärke des Königs liebt das Recht.1 Gott ist dieser König, der Gnadenstuhl ist sein Thron, und das Zepter, welches er schwingt, ist heilig wie er selber. Seine Kraft zeigt sich niemals tyrannisch; er ist unbeschränkter Alleinherrscher, aber seine Macht hat an Gerechtigkeit ihre Freude, seine allgewaltige Kraft wird nur zu rechten Zwecken verwendet. Die Menschen fechten in unseren Tagen immer wieder Gottes Weltregierung an und setzen sich hin, darüber zu urteilen, ob Gott das Rechte tue oder nicht; aber die gottseligen Alten waren andern Sinnes, sie waren überzeugt, dass alles, was der HERR tut, gerecht sei, und statt ihn zur Verantwortung zu fordern, beugten sie sich demütig unter seinen Willen, indem sie sich der Gewissheit freuten, dass Gott mit all seiner Allmacht sich verbürgt hat, die Gerechtigkeit zu fördern und unter allen seinen Geschöpfen das Recht auszuführen. Du hast Gerechtigkeit (gerechte Ordnung) aufgerichtet. (Grundtext) Du urteilst nicht nur gelegentlich nach Billigkeit oder stellst vorübergehend gerechte Ordnung her, sondern du richtest die Gerechtigkeit als eine bleibende Einrichtung auf, die fest ist wie dein Thron. Auch nicht der Barmherzigkeit zuliebe hebt der HERR die Unparteilichkeit seiner sittlichen Weltregierung auf oder verletzt er sie; in der Vorsehung wie in dem Gnadenreich ist er sorgfältig darauf bedacht, die unbefleckte Reinheit seiner Rechtshandhabung zu bewahren. Die meisten Reiche haben viele Einrichtungen, die der Billigkeit nicht entsprechen; hier sehen wir die Billigkeit selber als große Staatseinrichtung. Der HERR, unser Gott, zerstört jedes ungerechte System, und nur das Recht bleibt bestehen. Du hast Gerechtigkeit und Gericht an Jakob geübt. (Grundtext) In Gottes Reich werden nicht nur gerechte Ordnungen aufgestellt, sondern es wird Gerechtigkeit geübt; die Gesetze werden ausgeführt, die ausübende Gewalt ist dort so gerecht wie die gesetzgebende. Liegt darin nicht reicher Anlass zu Lobpreis für alle Unterdrückten wie für alle, die das Recht lieb haben? Andere Völker sind unter ihren launischen Gewalthabern Opfer und wiederum selbst Verüber arger Ungerechtigkeiten gewesen; Israel aber erfreute sich, sofern es dem HERRN untertänig war, einer rechtschaffenen Regierung in seinem Lande und handelte auch redlich gegen seine Nachbarn. Eine Regierungskunst, die an Ränken, Günstlingschaft und rohen Gewalttaten ihre Freude hat, ist dem göttlichen Königtum so entgegengesetzt wie die Finsternis dem Lichte. Jehovahs Königsschloss ist keine Raubburg und keine Tyrannenfeste, auf Kerkern erbaut aus Steinen, die von Sklaven behauen sind, und zusammengekittet mit dem Blut geplagter Leibeigener. Die Chroniken der meisten irdischen Regierungen sind geschrieben mit den Tränen Untertretener und den Flüchen Bedrückter; die Annalen des Königreichs des HERRN sind anderer Art, bei ihnen leuchtet aus jeder Zeile Wahrheit, aus jeder Silbe Güte, aus jedem Buchstaben Gerechtigkeit. Preis sei dem Namen des Königs, dessen milde Herrlichkeit zwischen den Cherubsflügeln hervorstrahlt.

5. Erhebet den HERRN, unseren Gott. Wenn andere ihn nicht anbeten, so bringe doch sein Volk ihm inbrünstigste Verehrung dar. In unendlicher Herablassung steigt er zu uns hernieder, lässt sich unsern Gott nennen, und seine Wahrhaftigkeit und Treue verbinden ihn, dies Bundesverhältnis aufrecht zu halten; da sollten wir, denen er sich aus freier Gnade so liebend hingibt, ihn doch wahrlich von ganzem Herzen erhöhen! Sein Glanz erstrahlt über uns vom Gnadenthron her, darum kommt und betet an zu seinem Fußschemel. Da er sich in Christo Jesu als unser versöhnter Gott offenbart, der uns erlaubt, sogar zu seinem Thron zu nahen, so ziemt es sich uns, Freimut mit Demut, Freude mit Ehrfurcht zu vereinigen und, während wir ihn erhöhen, uns vor ihm in den Staub zu werfen. Aber müssen wir denn wirklich so dazu angetrieben werden, den HERRN anzubeten? Wie müssen wir uns solcher Lässigkeit, wohl gar Abgeneigtheit schämen! Sollte es uns doch täglich neue Wonne sein, einen so guten und großen Gott zu lobpreisen. Denn Er ist heilig. Zum zweiten Mal ertönt dieser Ruf, und da soeben die Bundeslade, der Fußschemel des Höchsten, erwähnt worden, scheint die Stimme von den Cherubim am göttlichen Thron auszugehen, die unablässig rufen: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth! Die Heiligkeit ist der Zusammenklang aller Tugenden. Der HERR hat nicht eine herrliche Eigenschaft allein oder über die Maßen, sondern alle Vollkommenheiten sind in ihm zu einem Ganzen harmonisch vereint. Das ist die Krone seiner Ehren und die Ehre seiner Krone. Nicht seine Macht und nicht seine unbeschränkte Freiheit ist der köstlichste Edelstein in seinem Diadem, sondern seine Heiligkeit. Diese seine allumfassende sittliche Vortrefflichkeit soll nach seinem Willen die Wonne seiner Geschöpfe sein; und ist das bei ihnen der Fall, so erweist sich darin, dass ihre Herzen erneuert worden und sie seiner Heiligkeit selbst teilhaftig geworden sind. Die Götter der Heiden waren, nach ihren Anbetern, wollüstig, grausam und brutal; ihr einziger Anspruch auf Verehrung lag in der ihnen angedichteten Gewalt über die Schicksale der Menschen. Wer wollte da nicht lieber Jehovah anbeten, dessen Wesen unbefleckte Reinheit, unbestechliche Gerechtigkeit, unbeugsame Wahrhaftigkeit, unendliche Liebe, mit einem Wort gesagt: vollkommene Heiligkeit ist?

Fußnote
1. So übersetzt die engl. Bibel. (Vergl. die LXX.) Dann wäre die Stärke des Königs gesetzt für: der starke König. Das ist kaum haltbar. Übersetzt man aber, wie es natürlicher ist: und Macht des (oder eines) Königs, der das Recht liebt, so ist es ein Satzteil, den man entweder mit Überspringen des Refrains "Heilig ist er" zu dem Vorhergehenden: Mögen sie preisen, oder zu dem Nachfolgenden: hast du festgestellt billiglich, ziehen muss.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer David Ps99

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6. Mose und Aaron unter seinen Priestern,
und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen,
sie riefen an den HERRN, und er erhörte sie.
7. Er redete mit ihnen durch eine Wolkensäule;
sie hielten seine Zeugnisse
und Gebote, die er ihnen gab.
8. HERR, Du bist unser Gott, du erhörtest sie;
du, Gott, vergabest ihnen
und straftest ihr Tun.
9. Erhöhet den HERRN, unseren Gott,
und betet an zu seinem heiligen Berge;
denn der HERR, unser Gott, ist heilig.


6. Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen. Wiewohl Mose nicht zu dem vorbildlichen Priesteramt geweiht war, war er doch ein echter Priester, wie vor ihm Melchisedek. Gott hat stets ein Priestertum neben und über dem gesetzlichen gehabt. Die drei hier genannten heiligen Männer hatten alle in Jehovahs Vorhöfen gestanden und seine Heiligkeit geschaut, ein jeder nach seiner Ordnung. Mose hatte den HERRN im flammenden Feuer sein vollkommenes Gesetz offenbaren sehen, Aaron war gar oft Augenzeuge davon gewesen, wie das heilige Feuer das Sündopfer verzehrte, und Samuel hatte das Gericht geschaut, das über das Haus Elis kam um der Missetat willen seiner Söhne. Jeder dieser drei war in den Riss getreten, wann der Zorn Gottes hervorbrach, weil seine Heiligkeit geschändet worden war. Indem sie so als Fürsprecher ins Mittel getreten waren, hatten sie das Volk vor dem großen und schrecklichen Gott beschirmt, der sonst in furchtbarer Weise an Jakob Gericht geübt haben würde. Mögen Männer wie sie uns bei dem Anrufen Gottes leiten; und lasst uns dem HERRN am Gnadenthron nahen, wie sie es getan, denn er ist uns so zugänglich wie ihnen. Sie machten es zu ihrer Lebensaufgabe, ihn im Gebet anzurufen, und zogen durch ihr Flehen unzählige Segnungen auf sich und andere herab. Ruft der HERR uns nicht auch, mit Mose auf den Berg zu steigen und mit Aaron in das Allerheiligste zu treten? Hören wir ihn nicht auch uns beim Namen rufen wie einst Samuel? Und ist nicht unsre Antwort auch: Rede, HERR, denn dein Knecht hört? Sie riefen an den HERRN, und Er erhörte sie. Ihre Gebete waren nicht vergeblich, sondern er, der Heilige, war seinen Zusagen treu und horchte auf ihr Flehen von dem Gnadenthron aus. Das bietet uns Ursache zu gläubigem Lobpreis; denn die Antworten auf die Gebete einiger sind Beweise, dass Gott bereit ist, auch andere zu erhören. Jene drei Gottesmänner erbaten große Dinge, sie flehten für ein ganzes Volk, taten schweren Plagen Einhalt und wandten flammenden Zorn ab; wer wollte sich nicht befleißen, einen so erhabenen und gnädigen Gott anzubeten? Wäre er nicht heilig, so würde er seinem Worte untreu werden und seiner Kinder Flehen abweisen. Darum wird es hier zu unserem Troste und seiner Verherrlichung festgestellt, dass er die heiligen Männer der alten Zeit nicht vergeblich hat beten lassen.

7. Er redete mit ihnen durch eine Wolkensäule. Diese war ein weiteres sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes inmitten Israels. Aus der herrlichen sie überschattenden Wolke kamen dem Mose und Aaron göttliche Antworten, und wiewohl Samuel die Wolke nicht sah, so kam doch auch an ihn die geheimnisvolle Stimme, die so oft mit Donnerschall von jenem göttlichen Thronhimmel aus geredet hatte. Zu Menschen hat Gott gesprochen, so mögen denn die Menschen auch wieder mit Gott reden. Er hat uns zukünftige Dinge verkündigt; lasst uns in Erwiderung darauf die Sünden der vergangenen Zeit bekennen. Er hat uns geoffenbart, wie er gegen uns gesinnt ist; so wollen wir vor ihm unsre Herzen ausschütten. Sie hielten seine Zeugnisse. Wenn andre abtrünnig wurden, blieben sie treu; sie bargen sein Wort im Herzen und gehorchten demselben im Leben. Wenn er zu ihnen redete, so achteten sie auf das, was er ihnen als seinen Willen kundtat; darum willfahrte er auch ihren Begehren, wenn sie sie ihm vorlegten. Dies Halten der göttlichen Zeugnisse ist eine in unseren Tagen gar selten gewordene Tugend. Die Menschen richten ihren Lauf nach ihren eigenen Anschauungen und Meinungen und nehmen es mit der göttlichen Wahrheit sehr leicht; deshalb beten sie so oft vergeblich, und Spötter haben es sogar gewagt, zu behaupten, dass das Beten überhaupt nichts nütze. Ach dass der HERR sein Volk wieder dazu bringe, sein Wort mit wahrer Ehrfurcht zu achten; dann wird er auch wieder auf die Stimme ihres Flehens achten. Und Gebote (wörtl. Einzahl: die Verordnung), die er ihnen gab. Seine Lebensregel beobachteten sie ebenso wohl wie seine Lehrzeugnisse. Man darf die Verordnungen des HERRN nicht als bedeutungslose Kleinigkeiten behandeln, andernfalls werden auch die Lehren der Verachtung anheimfallen; und das Gegenteil ist ebenso wahr: Geringschätzung der gottgeoffenbarten Lehrwahrheit wird stets in Vernachlässigung der sittlichen Tugenden enden. Einem Mose, Aaron und Samuel waren besondere persönliche Aufgaben übertragen, und sie waren ein jeder dem ihm anvertrauten Amte treu, weil sie den HERRN, ihren Gott, fürchteten und ihm mit ganzer Seele dienten. Sie waren gar verschiedener Art und hatten jeder ein eigentümliches Lebenswerk zu vollbringen; aber weil ihrer jeglicher ein Mann des Gebets war, wurden sie in ihrer Rechtschaffenheit bewahrt, erfüllten ihre Aufgabe und waren dem Geschlecht ihrer Tage ein Segen. HERR, lehre uns, gleich Mose unsre Hände im Gebet emporhalten und Amalek besiegen (2. Mose 17,11), gleich Aaron das Räucherwerk zwischen den Lebendigen und den Toten weben, bis der Plage gewehrt ist (4. Mose 17,11 ff. [16,46 ff.]), und gleich Samuel einem schuldbeladenen Volke sagen: Es sei ferne von mir, mich also an dem HERRN zu versündigen, dass ich sollte ablassen für euch zu beten. (1. Samuel 12,23) Gibst du, o HERR, uns Kraft, dich mit Flehen zu überwinden, so werden wir auch treu bewahrt werden vor dir in dem Dienste, den du uns auferlegt hast.

8. HERR, unser Gott (wörtl.), Du erhörtest sie. Ein köstlicher Gottesname und eine höchst ermunternde Tatsache. Unser Bundesgott erhörte diese drei Knechte in ganz besonderer Weise, wenn sie für ihr Volk bittend eintraten. Ein vergebender Gott warst du ihnen, und ein Rächer ihrer Taten. (Wörtl.) Er vergab den Sündern, aber ihre Sünden strafte er. Manche beziehen diesen Vers auf Mose, Aaron und Samuel und erinnern uns daran, dass jeder dieser Männer in einen Fehler verfallen und dafür gezüchtigt worden sei. Auch von Samuel behaupten sie das, denn dadurch, dass er seine Söhne zu seinen Nachfolgern eingesetzt habe, sei er zu seinem großen Kummer gezwungen gewesen, die Salbung Sauls zum König über sich ergehen zu lassen. Das ist aber unserer Meinung nach eine sehr zweifelhafte Behauptung, die uns veranlasst, diese ganze Deutung fahren zu lassen. Wir glauben, dass die Stelle sich auf das Volk bezieht, das durch die Fürbitte jener drei heiligen Männer vor der Vernichtung bewahrt, aber dennoch für seine Übertretungen streng gezüchtigt wurde. Auf das Flehen Moses blieben die zwölf Stämme am Leben, doch konnte das damals lebende Geschlecht nicht in das verheißene Land eingehen. Aarons goldenes Kalb ward zermalmt, wiewohl das Feuer des HERRN das Volk nicht verzehrte. Und Israel schmachtete unter der harten Regierung Sauls, obgleich auf Samuels Bitte hin des Volkes Murren gegen das theokratische Regiment des Gottes ihrer Väter nicht mit Pestilenz oder Hungersnot heimgesucht ward. Auf solche Weise Sünde zu vergeben, dass zu gleicher Zeit der Abscheu vor ihr zum Ausdruck kommt, das ist der eigentümliche Ruhm Gottes, wie wir es am besten an der durch unseren Herrn Jesus vollbrachten Erlösung ersehen können. Lieber Leser, gehörst du zu den Glaubenden? Dann ist deine Sünde dir vergeben; aber so gewiss du ein Kind Gottes bist, wird die Rute der väterlichen Zucht sich dir zu fühlen geben, wenn du nicht in enger Gemeinschaft mit Gott wandelst. "Aus allen Geschlechtern auf Erden hab ich allein euch erkannt, darum will ich auch euch heimsuchen in all eurer Missetat." (Amos 3,2.)

9. Erhöhet den HERRN, unseren Gott. Abermals wird der kostbare Name "Jehovah unser Gott" gebraucht, und ein drittes Mal folgt schnell. Der Psalm ist trinitarisch in seiner ganzen Anlage. In jeder seiner drei Personen oder Offenbarungsweisen ist Gott der Gott seines Volkes: der Vater ist unser, der Sohn ist unser, der Heilige Geist ist unser - so lasst uns den dreieinigen Gott als unseren Gott erhöhen mit allen unseren geheiligten Kräften. Und betet an zu seinem heiligen Berge. Wo er seinen Tempel bestimmt hat, dahin lasst uns gehen und in Anbetung niedersinken. Kein Fleck Erde ist jetzt als besonderes Heiligtum abgezäunt oder als heiliger denn andere zu betrachten; doch ist die sichtbare Gemeinde des HERRN der Berg, den er erwählt hat und da er Lust hat zu wohnen. Da will auch ich erfunden werden, zu seinem Volke zählend und mit ihm zu Gottes Füßen sinkend. Denn der HERR, unser Gott, ist heilig. Wieder wird diese anbetende Beschreibung wiederholt und damit zum Gipfel des Psalms gemacht. O dass unsre Herzen gereinigt und geheiligt werden möchten, die unendliche Vollkommenheit des dreieinigen Gottes recht zu erkennen und würdig zu preisen!

Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Der Psalm hat drei Teile, in welchen der HERR als der da kommt, als der da ist und als der da war gerühmt wird, und jeder Teil wird mit dem Lobspruch beschlossen: Er ist heilig. Prälat Joh. Albrecht Bengel † 1752.

In jeder der drei Strophen wird Jehovah in seiner besonderen Bundesbeziehung zu seinem Volke gefeiert. Nach der ersten Strophe ist er "groß zu Zion" (V. 2); nach der zweiten hat er "Recht und Gerechtigkeit in Jakob gehandhabt" (V. 4); in der dritten werden hervorragende Beispiele dieses seines Bundesverhaltens aus Israels alter Geschichte angeführt und wird Gott wieder, sogar zweimal, als "Jehovah unser Gott" in Anspruch genommen. J. J. St. Perowne 1864.

In diesem Psalm - dem letzten der drei, die mit dem Ausruf "Der HERR ist König" beginnen - werden die Worte "Er ist heilig" dreimal (V. 3.5.9) wiederholt. So können wir den Psalm ein Glied in der Kette nennen, welche die erste Offenbarung Gottes in der Genesis mit der vollen Enthüllung der Wahrheit von der Heiligen Dreieinigkeit verbindet, die in dem Auftrag des auferstandenen Heilandes an seine Apostel Mt. 28,19 f. hervortritt und die Gläubigen dazu bereitet, in das himmlische Halleluja der verherrlichten Gemeinde: "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt" (Off. 4,8), einzustimmen. Die andern Glieder dieser Kette im Alten Testamente sind der aaronitische Segen 4. Mose 6,24-27 und das seraphische Dreimal-heilig in Jes. 6,1-3. Christopher Wordsworth 1868.

Viele der vorhergehenden Psalmen hatten von dem Messias, indem sie seine Herrschaft und Oberhoheit priesen, nur als Gegenstand des Rühmens und Frohlockens gesprochen. Er war dargestellt worden in der ganzen Freigebigkeit seiner Gnade und dem Überschwang seiner Freundlichkeit, und die Macht und Majestät, mit welcher er bekleidet ist, schien hauptsächlich als das Mittel gedacht zu sein, mit welchem diese gnadenreichen Absichten zu ihrer sicheren Verwirklichung geführt werden sollten. In solchen Gedanken liegt stets eine große Gefahr, dass wir die Gegenseitigkeit des Bundes zu sehr vergessen und auf unsere Vorrechte pochen mit Außerachtlassung des uns geziemenden Wandels. Das war ja bei den Juden ein eingefleischter Fehler. "Wir haben Abraham zum Vater", das hatten sie beständig auf der Zunge, als ob die ihrem Volke gegebene Verheißung ewig unveräußerlich und unübertragbar gewesen wäre. Spätere Zeiten haben das Vorhandensein des gleichen falschen Grundsatzes bei den Völkern dargetan; er ist ein Teil der Schwachheit der menschlichen Natur. Deshalb ward der Prophet durch Gottes Geist dazu angeleitet, die Welt vor dem Bösen zu warnen und das Gemüt der Menschen zu einer richtigen Empfindung von der Schrecklichkeit der Majestät des Erlösers zu leiten. Da der Psalm damit die Versicherung verbindet, dass der Messias allezeit bereit sei, den im Glauben Bittenden zu erhören, ist er von großer Kraft und reichem Trost zugleich. William Hill Tucker 1840.

V. 1. Darum zittern die Völker - es schwankt die Erde. Sowohl jene Furcht, die rein aus der Ehrfurcht hervorgeht, wie diejenige, die der Vorahnung drohenden Gerichts entstammt, bewirken ein Zittern des Körpers. Daher kann diese Aussage sowohl auf gläubige als auf ungläubige Nationen gehen. Moyse Amyraut (Amyraldus) † 1664.

Jarchi bezieht es auf den Krieg von Gog und Magog. John Gill † 1771.

Es ist kein Zittern gemeint, welches der Gegensatz der Freude schlechthin ist, sondern ein Zittern zum Heil. Das Breviarium in Psalterium, welches den Namen des Hieronymus trägt, bemerkt: Solange die Erde unbeweget ist, kann sie nicht genesen; wann sie in Wahrheit bewegt sein wird, dann wird sie die Gesundheit erlangen. Nach dem Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Diejenigen, die ihm huldigen, werden gefestigt werden und nicht wanken; aber seine Widersacher werden zittern und wanken. Himmel und Erde werden bewegt werden und alle Nationen der Erde; aber das Reich Christi kann nicht wanken. Das Unbewegliche wird bleiben, Hebr. 12,27. Matthew Henry † 1714.

V. 2. Hoch über alle Völker. Das Bild ist von großen Dingen, wie großen Bäumen, Tieren, Menschen, Schlössern, Türmen und dergleichen, genommen, die je mehr geschätzt und je stärker geachtet werden, je höher sie sich über andere erheben. Vergl. 5. Mose 1,28; 2,10.21. Martin Geier † 1681.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Erläuterungen und Kernworte

V. 3. Sie sollen preisen deinen großen und furchtbaren Namen; heilig ist er. Welche Kraft hat für ein beladenes Gewissen dieser Ausdruck: dein furchtbarer Name. Der Jammer der Sünde besteht nicht nur in ihren Folgen, sondern in ihrer Natur, dass sie zwischen Gott und die Seele tritt, uns von Gott und Gott von uns scheidet. Doch zeigt der Geist Gottes in dem Gnadenbunde eine dreifache Wirkung der Heiligkeit Gottes auf uns, deren Ende das Gegenteil von Verzweiflung ist. Die verschiedenen Stufen dieser Wirkung werden als preisen, erheben und anbeten bezeichnet, V. 3.5.9. Von diesen scheint das letzte am schwersten zu sein, denn es liegt in der Natur der Sündenerkenntnis, dass sie uns daran hindert, zu Gott zu nahen, uns von aller vertrauten Gemeinschaft mit Gott abhält und mit dem erdrückenden Gefühl unserer unendlichen und hoffnungslosen Gottesferne erfüllt. Dennoch sollen wir den großen und furchtbaren Namen Gottes preisen, denn er ist heilig. Groß ist er, überaus herrlich und erhaben, hoch über alle menschlichen Begriffe. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet führt selbst die sonst so tröstliche Tatsache, dass der HERR König ist, nur zu der Folgerung: "Es müssen zittern die Volker", und die Wahrheit, dass er über Cherubim thronet (oder sich als der Bundesgott offenbart), zu dem Schluss: "Es schwankt die Erde". Aber sein Name ist nicht nur groß und furchtbar in seinen Offenbarungen, sondern auch heilig, und darum preisen wir ihn. Seine Größe zeigt sich vornehmlich in seiner Güte, seine Macht in seiner Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit. Alfred Edersheim 1873.

Furchtbar - heilig. In den Taten der menschlichen rächenden Gerechtigkeit ist etwas Unreines, Unruhiges, Leidenschaftliches, eine Beimischung von Grausamkeit; doch nichts von alledem befleckt Gott bei seinen Zorneserweisungen. Als Jehovah dem Hesekiel in feuriger Gestalt erschien zum Zeichen seines Zornes gegen das Haus Israel wegen ihres Götzendienstes, siehe da war es von seinen Hüften herunterwärts gleichwie Feuer, aber oben über seinen Lenden war es lichthelle, wie das Leuchten von Glanzerz. (Hes. 8,2) Sein Herz ist klar wie Kristall auch in seinen sichtbarsten Gerichtstaten; rein ist die Flamme, mit der er seine Feinde verbrennt. Er ist heilig auch in der verzehrendsten Feuergestalt. Stephen Charnock † 1680.

Heilig ist er. Keine Eigenschaft Gottes wird so laut und mit solcher Feierlichkeit verkündigt und so häufig von den Engeln, die vor seinem Throne stehen, gepriesen wie gerade diese. Vergl. Jes. 6,3 und Off. 4,8, wo seine Herrschermach als des HERRN der Heerscharen nur einmal, eine Heiligkeit aber dreimal genannt wird. Hören wir in irgendeinem biblischen Lobgesang eine andere göttliche Vollkommenheit dreimal wiederholt? Wo lesen wir den Ruf: Du Ewiger, Ewiger, Ewiger, oder Du Treuer, Treuer, Treuer, HERR der Heerscharen? Welche andre seiner Eigenschaften auch übergangen werden möge, von dieser soll der Mund der heiligen Engel und der seligen Geister im Himmel allezeit überströmen. - Wie diese Eigenschaft Gottes eine alle andern Eigenschaften überstrahlende Herrlichkeit an sich hat, so ist sie auch die Herrlichkeit, die Zier aller andern. Wie sie die Herrlichkeit der Gottheit ist, so auch die Herrlichkeit aller Eigenschaften der Gottheit. Wie alle Eigenschaften Gottes schwach sein würden, wenn nicht die Allmacht sie stützte, so wären sie alle auch nicht schön, wenn nicht Heiligkeit sie zierte. Könnte diese befleckt werden, so verlören auch die übrigen ihre Ehre und ihre erfreuliche Wirksamkeit, gerade wie die Sonne in demselben Augenblicke, da ihr Licht verlöschte, auch ihre Wärme, ihre Macht, ihre Leben weckende und erhaltende Kraft einbüßen würde. Wie die Lauterkeit des Herzens dasjenige ist, was allen Tugenden eines Christen erst ihre strahlende Schönheit verleiht, so ist die Reinheit der Lichtglanz jeglicher Eigenschaft der Gottheit. Seine Strafgerechtigkeit ist eine heilige Gerechtigkeit, seine Weisheit eine heilige Weisheit, sein Arm der Macht ein heiliger Arm (Ps. 98,1), sein Verheißunswort ein heiliges Wort (Ps. 105,42). Heiligkeit und Wahrhaftigkeit sind in ihm vereinigt (Off. 6,10). Sein Name, das ist alle seine Eigenschaften in ihrer Vereinigung, ist heilig. Stephen Charnock † 1680.

V. 4. Die Auffassungen und Einteilungen dieses Verses sind sehr verschieden. Wir heben zwei heraus. Man kann die ersten Worte von V. 4 noch von dem "Mögen sie preisen" V. 3 abhängen lassen, über das dann als Zwischenruf (eines zweiten Chors) gedachte "Er ist heilig" hinweg, so dass V. 3.4 also lauten: Mögen sie preisen deinen Namen, groß und furchtbar - "heilig ist Er (Jehovah) " - und die Macht des Königs, der das Recht liebt! Du hast gerechte Ordnung aufgerichtet; Recht und Gerechtigkeit hast Du an Jakob geübt. So Bäthgen. Fasst man dagegen V. 4 als ein zusammengehörendes Ganzes, so wird man ihn mit Delitzsch übersetzen: Und eines Königs Gewalt, der das Recht liebt, hast Du festgestellt in Geradsinnigkeit; Recht und Gerechtigkeit hast Du in Jakob vollzogen. Im ersteren Fall wird unter dem König Jehovah selber, im letzteren der theokratische Herrscher verstanden. "Er ist heilig" bezieht man wohl am besten auch V. 3 auf Jehovah. - James Millard

Wir können aus unserem Vers drei Stufen im Entwicklungsgange guter Grundsätze entnehmen: das Recht lieben, gerechte Ordnung aufrichten (als Gesetz), und Recht und Gerechtigkeit vollziehen. (Siehe den Grundtext.) Diese drei Stücke entsprechen dem Wesen Gottes und treten in seinem Walten zu Tage. Sie sollen sich auch in unserem Denken und Handeln sowohl im privaten wie im bürgerlichen Leben wiederfinden. Nach Charles A. Davis 1874.

V. 6. Das Gesicht des dritten Sanctus (V. 6-9) blickt in die Geschichte der vorköniglichen Zeit. Der Dichter beruft sich dafür, dass Jehovah ein lebendiger und in Gnade und Gericht sich bewährender Gott ist, auf drei Heroen der Vorzeit und deren urkundliche Erlebnisse. Die Verteilung der Prädikate auf die drei ist wohl bedacht. Mose war auch ein gewaltiger Beter, denn mit seinen zum Gebet emporgehobenen Händen schaffte er seinem Volke Sieg über Amalak (2. Mose 17,11 f.) und stellte sich ein ander Mal vor den Riss und rang es von Gottes Zorne und dem Untergang los (Ps. 106,23; 2. Mose 32,30-32, vergl. auch 4. Mose 12,13), und Samuel ist zwar der Abkunft nach nur Levit, aber dem Amte nach in einer Zeit des Notstandes Priester, denn er opfert selbständig an Orten, wo wegen Abwesenheit des heiligen Zeltes mit der Lade nach dem Gesetzesbuchstaben nicht geopfert werden durfte, baut in Rama, seinem Richtersitze, einen Altar und hat bei den Gottesdiensten auf der "Höhe" daselbst eine mehr denn hohepriesterliche Stellung, indem das Volk die Opfermahlzeiten nicht beginnt, ehe er die Opfer gesegnet (1. Samuel 9,13). Aber der Charakter des gewaltigen Beters wird bei Mose und zumal bei Aaron, bei dem an solche Interzessionen (Fälle von mittlerischem Eintreten), wie 4. Mose 17,12 f. [16,47 f.] gedacht sein mag, durch den des Priesters überwogen. Mose ist sozusagen der Urpriester Israels, indem er zweimal auf ewige Zeiten grundlegliche priesterliche Akte vollzogen, nämlich bei der Bundesweihe unten am Sinai die Blutsprengung 2. Mose 24 und bei der Priesterweihe das gesamte, für die geweihte Priesterschaft musterbildliche Ritual 3. Mose 8; auch war er es, der vor der Priesterweihe den Dienst im Heiligtum versah: die Schaubrote auslegte, den Leuchter herrichtete und auf dem goldenen Altar räucherte, 2. Mose 40,22-27. Und Aaron ist der erste durch Mose bestellte Priester, der Vater der Priesterschaft, mit welchem das gotterkorene mittlerische Priestertum seinen Anfang genommen. Bei Samuel hingegen wird der Charakter des gottesdienstlichen Mittlers durch den des gewaltigen Beters überwogen: er erflehte Israel den Sieg von Ebenezer über die Philister 1. Samuel 7,8 f. und bekräftigte seine Mahnworte mit dem Wunderzeichen, dass es auf seinen Ruf zu Gott mitten in wolkenloser Zeit donnerte und regnete 1. Samuel 12,16-18, vergl. Sirach. 46,16 f. - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Aben-Ezra nennt Mose den Priester der Priester, und Philo schließt das Leben Moses mit den Worten: Das war das Leben und der Tod Moses des Königs, Gesetzgebers, Propheten und obersten Priesters. John Trapp † 1669.

Das Wort Priester wird nicht nur als Amtstitel der levitischen Priester gebraucht; es wird auch auf Melchisedek und andere angewandt. Mose wird hier unter Gottes Priester gerechnet in Übereinstimmung mit der wahren Idee von dem Priester als dem verordneten Repräsentanten der Liebe und Gnade Gottes - einem Manne, der Gottes Sache vertritt, wiewohl er zum Besten der Menschen handelt. Robert Baker Girdlestone 1871.

Im gewöhnlichen Sinne war nur Aaron Priester, aber auf Grundlage desselben erhob sich ein anderer geistigerer Sprachgebrauch, nach welchem alle diejenigen Priester genannt wurden, die das Wesentliche des gewöhnlichen Priestertums (wenn auch nicht seine Äußerlichkeiten) besaßen, die innige Verbindung mit Gott, den freien Zutritt zu dem Throne der Gnade, die Gabe und Vollmacht der Fürbitte. Dieser geistigere Sprachgebrauch findet sich schon im Gesetze selbst, vergl. 2. Mose 19,6, wo zu ganz Israel gesagt wird: Ihr sollt mir sein ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.

V. 6-9. Absichtlich sagt der Dichter: unter seinen Priestern - unter seinen Betern. Diese dritte zwölfzeilige Strophe gilt nicht den drei insbesondere, sondern dem zwölfstämmigen Priester- und Beter-Volke, zu dem sie gehören. Denn V. 7a (in Wolkensäule redete er zu ihnen) kann nicht von den drei gemeint sein, da es, ausgenommen einen einzigen Fall, 4. Mose 12,5, immer nur Mose, nicht Aaron, geschweige Samuel ist, mit welchem Gott solchergestalt verhandelt. Das "zu ihnen" geht auf das Gesamtvolk, welches 2. Mose 33,7 ff. mit seinen Anliegen an die durch Mose vermittelte Gottesoffenbarung aus der Wolkensäule gewiesen wird. So wird denn auch der Schluss von V. 6 von den drei mit Einschluss des Volkes zu verstehen sein, welches sie mittlerisch vertraten. - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

V. 7. In Wolkensäule redete er zu ihnen, die da beobachteten seine Zeugnisse. Ein Blick auf V. 8 zeigt, dass in Israel Gute und Böse, Gutes und Böses unterschieden werden. Gott erhörte die, welche erhörlich beten konnten. Prof. Frz. Delitzsch † 1890.

V. 8. Ein vergebender Gott warst du ihnen und ein Rächer ihrer Taten. (Grundtext) Der in Christo geschlossene Bund ist nicht ein Bund mit Werken, sondern mit Personen; darum fährt Gott fort, die Personen zu lieben, obgleich ihre Werke oft hassenswert sind, und vertilgt aus ihnen, damit seine Liebe gegen sie Bestand haben könne, das, was er hasst, vertilgt sie selber aber nicht. Ein Mensch, der ein Glied hat, das schwärt, liebt es als sein eigen Fleisch, wiewohl er den Eiter und Stank, der darin ist, verabscheut; darum schneidet er das Glied nicht alsbald ab, sondern reinigt es täglich und legt ein Pflaster auf, das das Böse herausziehen soll. Thomas Goodwin † 1679.

Nicht von leichter Bestrafung, sondern von Rächen ihrer bösen Taten wird geredet, zu zeigen, dass Gott die Sünde als Sünde hasst und nicht etwa nur, wenn und weil ausnehmend schlechte Personen sie begehen. Vielleicht hätte, wenn ein ganz gottloser Mensch die heilige Lade berührt hätte, die Hand Gottes diesen nicht so schnell getroffen. Wo aber Usa, den wir nach seiner Sorge um die wankende Lade doch für einen um Gott eifernden Mann ansehen dürfen, den Glaubensgehorsam verlässt, da schlägt Gott ihn zur Seite der Bundeslade nieder (2. Samuel 6,7). Und unser Heiland hat die Pharisäer kaum so hart gescholten, sich nicht so schroff von ihnen gewandt wie von Petrus, als dieser ihm einen fleischlichen Rat gab, der dem, worin sich die göttliche Heiligkeit aufs erhabenste offenbaren sollte, nämlich dem Sterben Christi, widersprach. (Mt. 16,23). Da nennt Jesus ihn einen Satan, zeichnet ihn mit einem Namen, der noch schärfer ist als der Name Teufelssöhne, mit welchem er die Pharisäer brandmarkte (Joh. 8,44). Solch schrecklichen Namen hat er außer Petro nur noch dem Judas gegeben (Joh. 6,70 Teufel), der sich auch zu ihm bekannt hatte und der Jüngerschar eingereiht war. Ein Gärtner hasst das Unkraut umso mehr, wenn es sich in einem Beet sonderlich kostbarer Blumen findet. Stephen Charnock † 1680.

Homiletische Winke

V. 1. 1) Der Psalmist verkündigt die Tatsache, dass der HERR König (worden) ist. 2) Der Psalmist fordert auf zur Anerkennung dieser göttlichen Herrschaft. In den Herzen sollte diese anerkannt werden, denn dort vor allem will Gott König sein. Alle Sterblichen haben Ursache, vor ihm, der allein Unsterblichkeit hat, zu erbeben, sonderlich die Gottlosen. 3) Der Psalmist deutet an, dass Gott trotz seiner Herrschermacht und in seiner Herrscherglorie nahbar ist. Seine Herrlichkeit ruht auf dem Gnadenstuhl, denn dort sind die Cherubim, die Throndiener des Höchsten. 4) Der Psalmist beschreibt die Wirkung der göttlichen Herrschaft, die starken Erschütterungen (zittern, beben) sollen die Menschen dazu bewegen, den König, vor dem die Cherubim sich neigen, zu fürchten und ihm zu gehorchen, und seine Gnade zu suchen, in welche Engel gelüstet zu schauen. William Durban 1874.
1) Wo Gott thront: auf dem Gnadenstuhl, über den Cherubim. Dort hört er Gebet und Bekenntnis und gibt Heil. 2) Die Wirkung, die von dem göttlichen Throne ausgeht: die Welt bebt - bewegt von Anbetung, Reue, Flehen um Gnade usw. E. G. Gange 1874
V. 2. Der HERR ist groß zu Zion: 1) in der Offenbarung seines Wesens, denn alle seine Vollkommenheiten enthüllen sich hier abseitiger als in der Schöpfung, auf dem Sinai oder in der Engelwelt; 2) in seinen dort zur Erlösung der Sünder geschehenen Taten; 3) in den Erweisungen seiner Liebe gegen seine Erlösten. George Rogers 1874.
Der Herr ist groß zu Zion: 1) an Herablassung (Ps. 132,13), 2) an Herrlichkeit, 3) an Menge der Untertanen (Ps. 87), 4) an Reichtum des Segens, den er austeilt, 5) an Macht und Gewalt, die er ausübt. William Jackson 1874.
V. 3. Die Ehrfurcht gebietende Größe Gottes: ("dein großer und furchtbarer Name") ist verbunden mit Heiligkeit und preiswürdig.
V. 5. Erhebet den HERRN, unseren Gott: 1) Warum? Um deswillen, was er euch ist, was er für euch getan und euch zugesagt hat. 2) Wie? Im Lieben, Sinnen, Flehen, Reden, Bekennen, Verleugnen, Mitarbeiten. William Jackson 1874.
Bei der Anbetung Gottes sei vereint treuliebende Begeisterung, die den HERRN erhebt, ihn frohlockend preist, und demutsvolle Schüchternheit, die sich zu seiner Füße Schemel niederwirft. Wir haben allen Grund zu solcher Anbetung, denn Er ist heilig. Charles A. Davis 1874.
V. 6.7. 1) Gebet. Mose der Prophet, Aaron der Priester, Samuel der Richter: sie riefen an usw. 2) Bestätigung des Gebets durch Gott: er erhörte sie, redete zu ihnen. 3) Bestätigung des Gebets durch die Beter selbst: sie hielten seine Zeugnisse usw. George Rogers
V. 7. Die Offenbarung in der Wolke, oder was Gott in der Wolkensäule Israel vorbildlich anzeigte: 1) dass Gott willens sei, mit dem Menschen zu verkehren; 2) dass der sündige Mensch nicht Gott sehen und doch leben könne; 3) dass Gott sich verhüllt enthüllen, sich in Fleisch kleiden werde, wie er sich im Schattenbund mit der Wolke umkleidete; 4) dass Gott des Menschen Zuflucht, Schutz und Führer sein werde; 5) dass Gott, geoffenbart im Fleisch, sie in das gelobte Land, die himmlische Heimat, einführen werde. Charles A. Davis.
V. 8b. Gnade und Gericht, oder das Meer von Glas mit Feuer gemengt. Charles A. Davis.
Beachte, 1) dass Gottes Heimsuchung der Sünde seine Vergebungsgnade nicht ausschließt; 2) dass Gottes Vergebungsgnade nicht die Heimsuchung der Sünde ausschließt. Stephen Bridge 1852.
V. 9. Der HERR unser Gott. Eine köstliche Predigt könnte sich aus der Betrachtung folgender Fragen ergeben: Wie fern ist Gott unser, und in welchen Beziehungen steht er zu seinem Volke?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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PSALM 100 (Auslegung & Kommentar)

Überschrift

Ein Dankpsalm. Der einzige Psalm, der diese Inschrift trägt. Er glüht ganz von dankerfüllter Anbetung und ist aus diesem Grunde bei dem Volke Gottes stets ganz besonders beliebt gewesen. Wir besingen in diesem Liede voller Freude die Schöpfermacht und die Gnade des HERRN, wie wir in den vorhergehenden Psalmen mit Zittern seine Heiligkeit angebetet haben.

Auslegung

1. Jauchzet dem HERRN, alle Welt!
2. Dienet dem HERRN mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!
3. Erkennet, dass der HERR Gott ist!
Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst,
zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
4. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
danket ihm, lobet seinen Namen!
5. Denn der HERR ist freundlich,
und seine Gnade währet ewig,
und seine Wahrheit für und für.


1. Jauchzet dem HERRN, alle Welt. Diese Worte sind eine Wiederholung aus dem vierten Vers des 98. Psalms. Das im Grundtext gebrauchte Zeitwort bedeutet Freudentöne ausstoßen, jubeln, jauchzen, wie es von getreuen Untertanen geschieht, wenn ihr König unter ihnen erscheint. Unser seliger Gott will von einem frohen Volke angebetet werden; ein freudiger Geist entspricht dem Wesen und den Taten Gottes sowie der Dankbarkeit, welche wir für seine Gnadenerweisungen im Herzen hegen sollten. In allen Landen wird Jehovahs Güte kund, darum soll er auch in allen Landen gepriesen werden. Die Welt wird nie in der richtigen Verfassung sein, bis sie mit einmütigem Jubel den alleinigen Gott verehrt. Ach, ihr Nationen, wie lange wollt ihr ihn in Verblendung verwerfen? Euer goldenes Zeitalter kommt nicht, bis jedes Herz nur ihm zur Ehre schlägt.

2. Dienet dem HERRN mit Freuden. Eine liebliche Ergänzung zu dem andern Psalmwort: Dienet dem HERRN mit Furcht. (2,11) Er ist unser Herr, darum ist es unsre Pflicht, ihm zu dienen; er ist uns ein gnadenreicher Herr, darum gebührt es sich, dass wir es mit Freuden tun. Der Aufruf, welcher hier an alle die Erde bevölkernden Menschen ergeht, dem HERRN zu dienen, bedarf keiner Leichenbittermiene; er ist eine fröhliche, liebliche Einladung, als würden wir zu einem Hochzeitsfest geladen. Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. Wir sollten uns beim Gottesdienst der wahrhaftigen Gegenwart Gottes recht bewusst werden und durch Erhebung des Geistes ihm nahen. Vor Gott erscheinen, das ist für jedes richtig unterwiesene Herz ein gar ernster, feierlicher Schritt; doch darf dieses Herzunahen nicht in der Knechtsgesinnung der Furcht geschehen. Darum kommen wir vor sein Angesicht nicht mit Weinen und Heulen, sondern mit Psalmen und lieblichen Liedern. Da der Gesang zugleich eine fröhliche und eine fromme Übung ist, sollte er stets erklingen, wenn wir zu Gott nahen. Wenn eine Gemeinde von Gläubigen in feierlichen, harmonischen und von Herzen kommenden Tönen den Lobpreis des HERRN verkündigt, so ist das nicht nur geziemend, sondern köstlich, ein wahrhafter Vorschmack des Himmels, wo der Lobpreis das Gebet ganz in sich aufgenommen hat und die ausschließliche Weise der Anbetung geworden ist. Wie eine gewisse Gesellschaft von Brüdern1 es übers Herz bringen kann, das Singen im öffentlichen Gottesdienst zu verbieten, ist uns ein Rätsel, das wir nicht zu lösen vermögen. Von solchen, die unseren Gott nie kennen gelernt haben, könnten wir es verstehen, wenn nie ein frohes Lied über ihre Lippen käme, aber die Günstlinge des himmlischen Königs sollten ihres Herren Lob überall verkündigen.

3. Erkennet, dass der HERR Gott ist. Unser Gottesdienst soll ein vernünftiger sein. Wir sollen wissen, wen wir anbeten und warum wir es tun. "Mensch, erkenne dich selbst" ist ein weiser Lehrsatz, aber unseren Gott erkennen, das ist noch höhere Weisheit; auch ist es sehr zweifelhaft, ob jemand sich wirklich selber erkennen kann, solange er seinen Gott noch nicht erkannt hat. Jehovah ist Gott im vollsten, unumschränktesten und ausschließlichsten Sinn, er allein ist Gott; ihn nach diesem seinem Wesen zu kennen und solche Erkenntnis und Bekanntschaft in Gehorsam, Vertrauen, Ergebung, Eifer und Liebe zu erweisen, das ist eine Gabe, welche nur die Gnade verleihen kann. Nur wer die Göttlichkeit des HERRN tatsächlich im Leben anerkennt, hat überhaupt Aussicht, wohlgefällige Opfer des Lobes darzubringen. Er hat uns gemacht und nicht wir selbst.2 Soll das Geschöpf nicht seinen Schöpfer ehren? Mancher Mensch lebt dahin, als hätte er sich selbst gemacht, stolz nennt er sich einen "selbstgemachten Mann" und betet seinen eingebildeten Schöpfer an; aber Christenmenschen erkennen es, woher ihr Dasein wie ihr Wohlsein stammt, und legen sich selber keinen Ruhm bei, weder in Bezug auf ihr Sein überhaupt, noch in Bezug auf das, was sie sind. Sowohl für unsere natürliche Erschaffung als unsere geistliche Neuschaffung dürfen wir auch nicht den geringsten Teil der Ehre für uns in Anspruch nehmen, denn diese ist ausschließliches Vorrecht des Allmächtigen. Die Ehre von uns selbst abzuweisen ist ein notwendiges Stück der wahren Verehrung Gottes, und es ist ebenso wichtig, sie dem HERRN zuzuschreiben. "Nicht uns, HERR" (Ps. 115,1), das wird stets das Bekenntnis des lauteren Gläubigen bleiben. In unseren Zeiten hat die Weltweisheit sich viel Mühe gegeben nachzuweisen, dass alles sich aus Urstoffteilchen entwickelt oder, mit andern Worten, sich selber gemacht habe. Wenn diese Lehre Glauben findet, so fällt wahrlich aller Anlass dahin, abergläubische Menschen der Leichtgläubigkeit zu bezichtigen; denn die Anforderungen, welche dieses Dogma der Zweifelsucht an die Glaubwilligkeit stellt, sind tausendmal größer als sie selbst der abgeschmackte Glaube an blinzelnde Madonnen und lächelnde Bambinos3 den Menschen zumutet. Wir für unser Teil finden es weit leichter, zu glauben, dass der HERR uns gemacht habe, als dass wir uns vermittelst einer unendlich langen Reihe von Akten unbewusster Wahl aus umherschwirrenden Atomen, die sich selber gebildet hätten, entwickelt haben sollen. Zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Das ist unsre Ehre, dass wir aus der ganzen Menschenwelt auserwählt worden sind, Gottes Volk des Eigentums zu sein, und unser Vorrecht ist es nun, uns durch Gottes Weisheit leiten, durch seine Sorgfalt hüten und durch seine Güte nähren zu lassen. Die Schafe sammeln sich um ihren Hirten und blicken zu ihm auf; lasst uns in der gleichen Weise uns um den treuen Menschenhüter scharen. Das Bekenntnis unserer Zugehörigkeit zum HERRN ist in sich selbst ein Lobpreis Gottes; wenn wir seine Güte verkündigen, zollen wir ihm die beste Anbetung. Unsre Lieder bedürfen nicht der Ausschmückung mit Zutaten der dichterischen Fantasie; die nackten Tatsachen genügen vollständig, und die einfache Erzählung der Gnadentaten des HERRN ist wunderbarer als alle Erzeugnisse der Einbildungskraft. Dass wir die Schafe seiner Weide sind, ist eine gar schlichte Wahrheit und zugleich höchste Poesie.

4. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken. Von dem Vorkommen des Wortes Dank in diesem Vers rührt die Überschrift des Psalmes wahrscheinlich her. Bei allen unseren öffentlichen Gottesdiensten muss das Danksagen und Lobpreisen reichlich geübt werden; es ist wie der Weihrauch im Tempel, der das ganze Haus mit seinem Duft erfüllte. Die Sühnopfer haben ein Ende, aber die Opfer des Dankes werden nie ihre Berechtigung verlieren. Solange wir Gnaden empfangen, müssen wir auch Dank erstatten. Die Gnade erlaubt uns, zu Jehovahs Toren einzugehen; lasst uns denn diese Gnade preisen. Womit könnten sich unsere Gedanken im Hause Gottes besser beschäftigen, als mit dem Herrn des Hauses selbst? Zu seinen Vorhöfen mit Loben. Zu welchem der Vorhöfe des HERRN du auch eingehen magst, lass deine Zulassung dir ein Anlass zum Lobpreis sein. Gott sei Dank, der innerste Hof ist jetzt uns, den Gläubigen, geöffnet, ja wir gehen hinein in das Inwendige des Vorhangs. Da liegt es uns denn wahrlich ob, dies hohe Vorrecht als solches durch frohe Loblieder anzuerkennen. Danket ihm. Der Lobpreis sei sowohl in euren Herzen als auf eurer Zunge, und aller Dank sei Ihm geweiht, dem er allein und ganz gehört. Lobet seinen Namen. Er hat euch gesegnet, so benedeiet ihn. Lobet seine Offenbarung, seine Vollkommenheiten, sein Wesen. Was er auch tue, lobet ihn dafür; preist ihn, wenn er euch etwas nimmt so gut wie wenn er gibt. Lobsinget ihm, solange ihr lebt und unter allen Umständen. Rühmt ihn nach allen seinen Eigenschaften, von welchem Gesichtspunkt aus ihr ihn auch betrachten möget.

5. Denn der HERR ist freundlich, wörtl.: gut. Das ist die Summa seines Wesens und schließt in sich eine Menge von Gründen zu seinem Preise. Er ist gut, gütig, gnädig, freundlich, barmherzig, liebreich, ja, die Liebe. Wer den Guten nicht preist, ist selber nicht gut. Die Art des Lobes, zu welcher der Psalm uns ermuntert, nämlich frohlockendes, dankerfülltes Rühmen, wird uns aufs passendste zu Herzen gebracht durch den Hinweis auf die Güte Gottes. Und seine Gnade währet ewig. Gottes Wesen ist nicht bloß Gerechtigkeit, die strenge, kalte Gerechtigkeit; er hat ein Herz voll Erbarmens und will nicht den Tod des Sünders. Gegen die Seinen offenbart sich noch herrlicher seine Gnade; sie ist ihnen zugewandt von Ewigkeit und wird ihr Eigentum sein für immerdar. Diese ewige Gnade ist wahrlich ein herrlicher Anlass für heilige Lobgesänge. Und seine Wahrheit (oder Treue) für und für. Er ist kein unbeständiges, wetterwendisches Wesen, das ebenso schnell vergisst wie verspricht. Er ist mit seinem Volke in einen Bund eingetreten, und er wird ihn nie widerrufen, noch ändern, was aus seinem Munde gegangen ist. Wie unsre Väter ihn treu erfunden haben, so werden unsre Söhne und deren Nachkommen bis in die fernsten Geschlechter stets die gleiche Erfahrung machen. Ein veränderlicher Gott wäre ein Schrecken für die Gerechten; sie hätten dann keinen sichern Ankergrund, sondern würden inmitten einer ewig sich ändernden Welt hilflos hin- und hergetrieben werden in beständiger Furcht vor dem Schiffbruch. Wie gut wäre es, wenn die göttliche Treue von so manchen Theologen in vollerem Maße im Gedächtnis behalten würde; diese Wahrheit würde ihre Meinung von der Möglichkeit des Abfalls wahrer Gläubigen über den Haufen werfen und ihnen den Untergrund für ein trostreicheres Lehrgebäude geben. Unsere Herzen hüpfen vor Freude, da wir uns vor einem Gott neigen, der nie sein Wort gebrochen oder seinen Ratschluss verändert hat. Indem wir so auf seiner gewissen Zusage ausruhen, empfinden wir eben die Freude, zu welcher wir in unserem Psalm aufgefordert werden, und in Kraft dieser Freude kommen wir auch jetzt vor sein Angesicht und preisen auch andern seinen Namen an.

Fußnoten
1. Spurgeon denkt hier an die "Gesellschaft der Freunde", die engl. und amerikanischen Quäker. Ihrer viele haben freilich auf noch bessere Weise, durch ein Leben der Liebe, den HERRN gepriesen.

2. Die meisten ziehen die LA. des Keri Olw: vor: Er hat uns gemacht und sein sind wir, sein Volk und die Schafe seiner Weide.

3. Bambino = kleines Kind, Nachbildungen des Jesuskindleins, die in Italien zur Weihnachtszeit in den Kirchen ausgestellt und in Prozessionen umhergetragen werden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer David Ps100

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Erläuterungen und Kernworte

Zur Überschrift. Dieser Psalm ist der einzige, der die Überschrift ein Dankpsalm trägt. Man vermutet, dass er diese Überschrift bekommen habe, weil er vorzüglich geeignet, wenn nicht von vornherein dazu bestimmt war, bei der Darbringung eines Dankopfers gesungen zu werden. Das Wort, welches hier und Vers 4 mit Dank übersetzt ist, bezeichnet nämlich auch das Dankopfer. Über diese Opferart siehe 3. Mose 7,11-15. Nach Samuel Burder 1839.

Zum ganzen Psalm. Dieser Psalm schließt die mit Psalm 91 begonnene Reihe deuterojesaianischer Psalmen. Ihnen allen ist jene sanfte Erhabenheit, sonnige Heiterkeit, ungetrübte Geistlichkeit, neutestamentliche Entschränktheit gemein, welche wir an dem zweiten Teile des Buches Jesaia bewundern. Auch die Anordnung ist, wenigstens von Psalm 93 an, jesaianisch: sie vergleicht sich dem Verhältnisse von Jesaia Kap. 24-27 zu Kap. 13-23. Wie jener Weissagungszyklus den über die Völker nach Art eines musikalischen Finale abschließt, so haben die Gottherrschaftspsalmen von Psalm 93 an, welche die entfaltete Glorie des Königtums Jehovahs vergegenwärtigen, Jubilate- und Kantate-Psalmen im Gefolge. Wie sinnig die Anordnung ist, zeigt sich auch daran, dass dieses letzte Jubilate ganz und gar das Echo des ersten, nämlich der ersten Hälfte von Psalm 95 ist. Dort finden sich schon alle hier wiederklingenden Gedanken. Siehe dort Vers 7.2. Nach dem Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Wenn wir, ohne Zweifel mit Recht, Psalm 93-99 als eine fortlaufende Reihe ansehen, als ein großes prophetisches Oratorium, dessen Überschrift lautet: Jehovah ist König, und durch welches sich eben dieser erhabene Gedanke hindurchzieht, so können wir diesen Psalm 100 als die Doxologie betrachten, welche das ganze Stück beschließt. Es klingen in ihm die gleichen majestätischen Akkorde an. Er ist durchhaucht von demselben freudigen Geist, und es belebt ihn die gleiche Hoffnung, dass noch alle Völker sich vor Jehovah anbetend neigen werden und bekennen, dass er Gott ist. J. J. St. Perowne 1864.

V. 2. Dienet dem HERRN mit Freuden. Es ist ein Zeichen davon, dass das Öl der Gnade in das Herz gegossen ist, wenn das Öl der Freude auf dem Antlitz scheint. Fröhlichkeit beglaubigt die Frömmigkeit. Thomas Watson 1660.

Dienet dem HERRN. Es ist unser Vorrecht, dem HERRN in allen Dingen zu dienen. Und wenn es nur wäre, dass wir ihm einen Schuhriemen auflösen dürften, so sollten wir uns der Huld freuen, die er uns damit erweist. Der Knecht Gottes dient nicht noch einem andern Meister; er ist nicht für gelegentliche Dienste geworben, sondern steht in dem Dienst seines Gottes und kann nichts anderem als seines Herrn Geschäften nachgehen. Er isst, trinkt, schläft, wandert, führt Unterredungen, sammelt neue Kräfte - alles im Dienste seines Meisters. Dienet dem HERRN mit Freuden. Möchtest du dich wohl von einem Knecht oder einer Magd bedienen lassen, die an jede Aufgabe betrübt und mürrisch herangehen? Du hättest sicher lieber gar keinen Diener, als einen, der deinen Dienst augenscheinlich freudlos und verdrießlich findet. George Bowen 1873.

Wie greift man sich in der Welt an, wie wird einem Tag und Nacht nichts zu sauer, wenn man die Gnade eines Regenten dadurch zu erlangen hofft. Wie nun diese einem zu allem Fleiß und Munterkeit macht, wie viel mehr kann im Reiche Gottes die Gnade und Freundlichkeit des HERRN ein Herz beleben, und zu allem Dienst Freude machen! Bei allem Diensteifer in der Welt kommen doch manche Dienste und Verdienste nicht vor das Angesicht dessen, dem man dienen will. Andere verdrängen einen; die Umstände leiden es nicht, dass jeder vorkommen kann. Aber im Reich Gottes kann und darf jeder vor das Angesicht seines gnädigen Gottes kommen. Karl H. Rieger † 1791.

Statt "Dienet Jehovah mit Freuden" heißt es Ps. 2,11: "Dienet Jehovah mit Furcht." Furcht und Freude schließen sich nicht aus: die Furcht gilt dem erhabenen Herrn und dem heiligen Ernst seiner Forderungen, die Freude dem gnadenreichen Herrn und dem glückseligen Dienste. - Die Aufforderung, diese Freude in gottesdienstlicher, festlicher Weise zu betätigen, quillt aus alles hoffender, weltumfassender Liebe, und diese ist die Selbstfolge lebendigen Glaubens an die Verheißung vom Segen aller Sippen der Erde im Samen Abrahams und an die Weissagungen, in denen sich diese Verheißung entfaltet. - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

V. 3. Erkennet, dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht usw. Aus dieser Ermahnung können wir ersehen, dass die natürliche Blindheit unseres Herzens so gottvergessener und gottesleugnerischer Art ist, dass wir es nötig haben, immer von neuem darüber unterwiesen zu werden, dass der HERR Gott ist, von dem, durch den und zu dem alle Dinge sind. David Dickson † 1662

Er hat uns gemacht, und sein sind wir. (Grundtext, siehe die 1. Anmerkung Seite 190.) Sehr häufig wird in der Schrift Gottes Eigentumsrecht auf seine Schöpferwürde zurückgeführt. So Psalm 89,12.13; 95,5; 74,16.17. Er hat alles aus nichts, ohne Hilfe und für ihn selber gemacht; so ist alles unzweifelhaft sein alleiniges Eigentum. Und auch darum, weil alles Geschaffene noch jeden Augenblick nur von ihm Dasein und Wohlsein hat. David Clarkson † 1686.

Schon der Midrasch findet in diesem Bekenntnis das Widerspiel des übermütigen "Ich selbst habe mich gemacht" im Munde Pharaos, Hes. 29,3. - Schon manche Seele hat aus dem ipse fecit nos et non ipsi nos (Er hat uns gemacht und nicht wir selbst) balsamischen Trost gezogen, z. B. Melanchthon, der im Jahre 1527 über der Leiche seines zweijährigen Georg trostlos betrübte. Aber auch in ipse fecit nos et ipsius sumus (Er hat uns gemacht, und sein sind wir) liegt ein Schatz des Trostes und der Mahnung, denn der Schöpfer ist auch der Eigner, sein Herz hängt an seinem Geschöpfe, und dieses schuldet sich ganz und gar dem, ohne den es nicht wäre und bestände. - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Er hat uns gemacht, nämlich zu dem, was wir sind, zu seinem Eigentumsvolk, vergl. Psalm 95,6 f.; 1. Samuel 12,6; 5. Mose 32,6. Andrew A. Bonar 1859.

Gemacht. Die Sünde hat verursacht, dass Gott viele seiner Geschöpfe, die ehemals gut waren, hernach aber befleckt, zerrüttet und verderbt wurden, auf ein Neues schaffen und machen musste. So wird in Sonderheit von dem Volk Israel gesagt, dass Gott es zu seinem Volk gemacht (Ps. 100,3; Jes. 54,5), zubereitet (Jes. 44,21) und geschaffen habe (Jes. 43,1.7.15 Die Apostel sagen, dass die Heiligen ein Werk Gottes zu guten Werken geschaffen, neue Kreaturen, Erstlinge seiner Kreaturen seien. (Eph. 2,10; Gal. 6,15; Jak. 1,18) Man schlage die angezogenen Stellen nach, so wird man finden, dass die Propheten und Apostel dieses Machen, Zubereiten und Schaffen als eine ausnehmende Probe der Liebe Gottes vorstellen, welche auch bei den größten Schwierigkeiten eine gute Hoffnung aufs Künftige mache, aber auch zur Anbetung Gottes verpflichte und antreibe. Ps. 100. Folglich sollen wir ihn und nicht uns selbst preisen. Alle diese neuen Werke Gottes bekommen einmal ihre Vollendung. Off. 21. Hallelujah! Prälat M. Fr. Roos 1774.

Das "nicht wir" wird hinzugefügt, weil jeder Anteil der Gemeinde an dem ihr gewordenen Heile das Zeugnis, welches dasselbe für die alleinige Gottheit des HERRN ablegt, schwächen würde. Prof. E. W. Hengstenberg 1845.

V. 3.5. Erkennet, was Gott in sich selbst und was er für euch ist. Erkenntnis ist die Mutter der Anbetung und allen Gehorsams; blinde Opfer können einem sehenden Gott nicht gefallen. Erkennet, d. i. erwägt es und wendet es dann an: 1) dass Jehovah der einzig lebendige und wahre Gott ist, dass er ein unendlich vollkommenes, vermöge seines eigenen Wesens daseiendes und sich in sich selbst völlig genugsames Wesen und der Urquell alles Seins ist; 2) dass er unser Schöpfer und darum auch 3) unser rechtmäßiger Eigentümer ("und sein sind wir") und 4) unser unumschränkter Gebieter ist. Wir sind sein Volk, seine Untertanen, er unser Fürst und Gesetzgeber, der uns für unser Tun zur Verantwortung ziehen wird. 5) Dass er unser freigebiger Wohltäter ist: wir sind die Schafe seiner Weide, die er versorgt. 6) Dass er ein Gott von unendlicher Güte ist: er ist gut und tut Gutes. 7) Dass er ein Gott von unverletzlicher Wahrhaftigkeit und Treue ist, von dessen Worten auch nicht eines als veraltet oder zurückgenommen dahinfallen wird. Matthew Henry † 1714.

V. 4. Mit Danken. Dasselbe Wort bedeutet auch Dankopfer, vergl. 3. Mose 7,12. Schon Rabbi Menahen sagt: Alle Opfer werden aufhören; aber das Dankopfer wird bleiben. George Phillips 1846.

V. 4.5. Darum sollen die Menschen aller Völker dankend zu den Toren seines Tempels und preisend in die Vorhöfe seines Tempels eingehen (96,8), um sich anbetend der Gemeinde anzuschließen, welche, eine Schöpfung Jehovahs der ganzen Erde zugute, um diesen Tempel geschart ist und ihn zur Stätte der Anbetung hat. Die Wallfahrt aller Völker nach dem heiligen Berge (wofür 5. Mose 33,19 die Grundstelle) ist alttestamentliche Einkleidung der Hoffnung auf die Bekehrung aller Völker zu dem Gotte der Offenbarung und den Zusammenschluss aller mit dem Volke dieses Gottes. Sein Tempel ist offen für sie alle. Sie dürfen in ihn eingehen und haben, wenn sie eingehen, Großes zu erwarten. Denn der Gott der Offenbarung ist gut, und seine Gnade und Treue währen ewiglich. Die Gnade Gottes ist die Freigebigkeit und seine Treue die Beständigkeit seiner Liebe. - Kommentar von Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Homiletische Winke

V. 1. Der ganze Psalm ist eine Traube von Eskol, ein Vorgeschmack von dem gelobten Land, dahin wir wallen. Wir lesen aus dem prophetischen Psalm die Vollendung des Reiches Gottes:
1) Es wird einmal einen freudevollen Zustand der ganzen Welt geben. V. 1. a) An wen die Aufforderung gerichtet wird: an alle Welt. b) Wozu alle Welt aufgefordert wird: zu jauchzen. Welch traurigen Lärm hat sie bisher gemacht! c) Von wem die Aufforderung ergeht: von dem, der selber verbürgt, was er befiehlt.
2) Dieser freudevolle Zustand der ganzen Welt wird aus der Lust an dem HERRN hervorgehen. V. 2. a) Die Menschen haben es lange versucht, ohne Gott glücklich zu sein. b) Endlich werden sie entdecken, dass ihr Glück in Gott liegt. Die Sinnesänderung des Einzelnen ist auch in dieser Hinsicht ein Vorbild von der künftigen Sinnesänderung der ganzen Welt.
3) Diese Lust an dem HERRN wird einem neuen Verhältnis zu ihm entsprechen. V. 3. a) Auf unserer Seite neue Erkenntnis Gottes. b) Auf seiner Seite vollberechtigter Anspruch an uns, und zwar aa) auf Grund der Erschaffung: er hat uns gemacht; bb) auf Grund der Erlösung: 1. Petr. 2,10; Jes. 43,1; cc) auf Grund der Erhaltung: wir die Schafe seiner Weide.
4) Dieses neue Verhältnis zu Gott wird uns den Dienst in seinem Hause lieb machen. V. 4. a) Was man dort tun wird: danken und loben. b) Wem solch fröhliche Huldigung gelten wird: Ihm.
5) Dieser Dienst wird ewig währen - er wird begonnen auf Erden, fortgesetzt im Himmel. Dies gegründet a) auf Gottes persönliche (sittliche) Güte: Der HERR ist gut; b) auf seine ewige Gnade; c) auf seine unveränderliche Treue. Prof. George Rogers 1874.
V. 2. Dienet dem HERRN mit Freuden. 1) Er ist der beste Meister. 2) Seine Gebote sind nicht schwer. 3) Er ist euer Heiland sowohl als euer Schöpfer, euer Freund so gut wie euer Gebieter. 4) Die Engel, ob sie wohl so viel erhabener sind denn ihr, wissen keinen Grund, warum sie ihm nicht mit Freuden dienen sollten. 5) Indem ihr ihm dienet, dient ihr euch selbst. 6) Ihr macht durch solch freudiges Dienen seinen Dienst auch für andere anziehend. 7) Ihr bereitet euch dadurch für den Himmel vor. George Bowen 1873.
Ein aufrichtiges Herz ist 1) demütig: es dient; 2) gottselig: es dient dem HERRN; 3) tätig: es dient; 4) darum auch fröhlich: mit Freuden.
V. 3. Erkennet, dass der HERR Gott ist, auf dass ihr treu seiet inmitten von Unglauben und Aberglauben, hoffnungsvoll in Reue, anhaltend am Gebet, unermüdlich an Eifer, getrost in Trübsal, fest in Versuchung, mutig in Verfolgung, freudig selbst im Tode. William Jackson 1874.
Wir sind sein Volk. (Vergl. die 2. Anm. S. 190.) Wir haben eine Neuschaffung erfahren wie alle, die sein geworden sind (und vorbildlich schon Israel). Wir lieben sein Volk. Wir schauen auf zu dem, der uns gemacht und erlöst hat, wie alle die Seinen. Wir sind von der Welt geschieden wie sein Volk. Wir erfahren die Trübsale, lieben die Pflichten, genießen die Vorrechte seines Volkes. William Jackson 1874.
V. 4. 1) Das Vorrecht, Gott zu nahen. 2) Die Pflicht, ihn zu preisen. 3) Auf Grund wovon uns beides zuteil geworden.
V. 5. 1) Der unerschöpfliche Quell: die (sittliche) Güte Gottes. 2) Der immerfließende Strom: die Gnade Gottes. 3) Der unergründliche Ozean: die Wahrheit Gottes. "O welche Tiefe!" (Röm. 11,33.) William Durban 1874.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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