DER HEIDELBERGER KATECHISMUS erklärt mit den Worten

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Joschie
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DER HEIDELBERGER KATECHISMUS erklärt mit den Worten(30.Frage)

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30. Frage: Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

Nein. Sie rühmen sich zwar seiner mit Worten, verleugnen ihn aber mit der Tat. Denn entweder ist Jesus kein vollkommener Heiland, oder er ist denen, die ihn mit wahrem Glauben annehmen, alles, was zu ihrer Seligkeit nötig ist.


Lasset uns, sagt Reinhold Schödde, die Verleugner der Kraft des Namens Jesu anzeigen. Die entdeckt uns der Unterweiser in dieser 30. Frage. Glauben denn die auch an den einigen Seligmacher Jesus, die ihre Seligkeit und Heil bei den Heiligen, derselben überflüssigen Verdienst und Fürbitte suchen? Und durch dies Verdienst und Fürbitte der Heiligen, neben dem Verdienst und der Fürbitte Jesus Christi, Vergebung der Sünden und Gnade bei Gott zu erlangen verhoffen? Oder die neben Jesu durch ihre guten Werke oder ihren freien Willen den Himmel zu erlangen meinen? Oder die ihre Seligkeit anderswo suchen, etwa in der Messe, im römischen Ablass, in den heiligen Reliquien, im Weihwasser, in der letzten Ölung, in geweihten Glocken oder im Fegfeuer und was dergleichen mehr der Aberglaube vieler Zeiten erdichtet hat? Billig zeugt von solchen Menschen der Unterweiser, dass sie nicht glauben an den einigen Seligmacher Jesus. Denn wo viele Mittler sind, da hört ja der einige auf. Wer sein Heil nur bei Christo suchet, der wird es nicht suchen bei Paulus, noch bei Petrus, noch bei irgend einem Heiligen! Oder ist Christus zertrennet? Ist Paulus für uns gekreuzigt, oder sind wir auf Pauli Namen getauft? 1. Kor. 1,13. So bedürfen wir auch nicht unsere Werke, die Seligkeit damit zu verdienen; denn sie haben Christum verloren und sind von der Gnade abgefallen, die durch des Gesetzes Werke wollen gerecht werden. Gal. 5,4. Am aller wenigsten dienen zur Seligkeit die Dinge, welche menschlicher Aberglaube erfunden hat. Warum zählet ihr Geld dar, da kein Brot ist usw. Jes. 55,2; Jer. 2,12.13;
Matth. 15,9. Doch der Unterweiser bekräftiget selbst seine Verneinung, wenn er spricht: Sie verleugnen mit der Tat den einigen Seligmacher und Heiland Jesus, ob sie sich gleich sein rühmen, d. i. ob sie ihn schon mit dem Munde bekennen, das Kruzifix überflüssig in ihre Kirchen und Häuser stellen, ja einen ganzen Orden nach Jesu Jesuiten nennen. Herz und Mund müssen in diesem Fall übereinstimmen, und was der Mund bekennt, muss das Herz glauben und die Tat selbst zeigen, oder es bleibt bei dem Ausspruch des Apostels (Tit. 1,16): Sie sagen, sie erkennen Gott, aber mit den Werken verleugnen sie es. Entweder Jesus ist kein vollkommener Heiland, oder usw. Nun aber lehrt uns die h. Schrift, dass Jesus sei ein vollkommener Heiland. Er hat mit einem Opfer vollendet in Ewigkeit alle, die da sollen geheiligt werden, und hat eine ewige Erlösung erfunden. Hebr. 9,12; 10,14. Sein Blut reinigt uns von aller Sünde 1. Joh. 1,7. Aus seiner Fülle können wir nehmen Gnade um Gnade Joh. 1,16. Denn hat Gott seinen Sohn für uns gegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Röm. 8,32. alles nämlich, was zur Seligkeit uns nötig ist. Darum ist er uns von Gott gemacht zur Weisheit usw. 1. Kor. 1,30. Darum konnte nicht allein der Heiland am Kreuze ausbrechen: Es ist vollbracht; sondern der Apostel bezeugt auch deutlich von einem jeglichen Gläubigen, dass er in Christo vollkommen sei (Kol. 2,10). Wer denn seine Vollkommenheit noch außer oder neben Jesu, in unvollkommenen Dingen oder Werken sucht, verleugnet ja freilich mit der Tat die wahrhaftige Vollkommenheit, die allein in Christo zur Seligkeit gefunden wird. Joh.


Calvin sagt in der Institution: Sobald wir nur im geringsten von Jesu Christo abweichen, so kommt uns unser Heil unvermerkt unter den Händen weg; denn es beruht ganz und allein auf ihm.
Wer also nicht auf ihn sich gründet, wer nicht an ihm volle Genüge hat, bringt sich selbst um alle Gnade und Seligkeit. Weil wir nun unser Heil ganz und in allen Stücken in Jesu Christo beisammen finden, so müssen wir uns ja in Acht nehmen, dass wir auch nicht das mindeste von woher leiten. Wollen wir selig werden, so sagt uns schon sein Jesusname, dass wir die Seligkeit bei ihm allein finden können. Brauchen wir Erlösung, so erhalten wir sie allein durch sein Leiden und Sterben. – Niemand kann einen anderen Grund legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1. Kor. 3,11. Was ist denn eigentlich der Grund, den wir in Gott unserm Heilande haben? Ist es etwa, dass er zwar der Anfänger unserer Seligkeit sei, wir aber hernach selbst derselben Vollender sein müssten? oder dass er uns nur den Weg gebahnt habe, und wenn er uns darauf gebracht hat, es als dann unserem Fleiße und eigenem Vermögen überlassen bleibe, auf demselben fort zu wandeln? Gewiss nicht! Sondern unser Grund ist, dass wir wissen und glauben, er sei uns zur vollkommenen Gerechtigkeit gegeben. Niemand hat also wahrhaftig in Christo Jesu Grund gefasst, er habe denn alle seine Gerechtigkeit in ihm allein gefunden; denn der Apostel sagt nicht, dass er uns etwa nur zur Hilfe gegeben sei, um uns die Erlangung der Gerechtigkeit zu erleichtern, sondern: er selbst sei uns zur Gerechtigkeit gemacht usw. Kurz, er ist der Grund, darauf wir uns gründen, weil alles, was er hat, unser ist; in uns haben wir nichts, in ihm alles.

Christus, bezeugt Zwingli in den Schlussreden, ist der alleinige Weg zur Seligkeit für alle, die da waren, sind oder sein werden: Joh. 14,6; 10,9; Hebr. 10,19 bis 22. Wer eine andere Türe sucht oder zeiget, der geht irre, ja er ist ein Mörder der Seelen und ein Dieb. Joh. 10,1 ff.

Kohlbrügge bezeugt von Christo, dem Abglanze der Herrlichkeit Gottes, Hebr. 1,3: Die ganze
Gewogenheit Gottes gegen uns Rettung los Verloren, das ganze Wohlgefallen, uns auf ewig errettet, gerechtfertigt und geheiligt wieder zu sich gebracht zu haben, kommt uns entgegen, strahlet uns entgegen, umleuchte uns in dem Sohne, als in dem Mittler zwischen Gott und Menschen. Und die Lehre für uns: Es soll uns um Gottes Gewogenheit gegen uns zu tun sein, dass wir es machen wie der Zöllner und rufen: Gott sei mir Sünder gnädig! Und wenn uns solche Gnade zu Teil wurde, soll es unsere Sache sein, dass wir uns aus solcher Güte nicht hinauszaubern lassen, sondern beim Glauben Christi beharren und bei dem einzigen Mittler Jesu und seinen Worten bleiben. Um sich der Gewogenheit Gottes gewiss zu machen, um zur Herrlichkeit zu gelangen, sucht mancher, suchen wir alle von Hause aus unser Heil und Seligkeit bei Engeln, bei Heiligen, bei uns selbst oder anderswo, immerdar bei den Geschöpfen, bei den Werken unserer Hände. Dazu dienen uns aber die apostolischen Worte, dass wir doch ja für dieses, wie für jenes Leben beim Glauben Christi, in seiner Lehre bleiben.

So spricht der Herr!
Eine Inschrift, welche auf einer Tafel des alten Domes zu Lübeck steht, lautet:
Christus unser Herr so zu uns spricht: Ihr nennt mich Meister und fragt mich nicht, Ihr nennt mich Licht und seht mich nicht, Ihr nennt mich Weg und geht mich nicht, Ihr nennt mich Leben und begehrt mich nicht, Ihr nennt mich Wahrheit und ehrt mich nicht, Ihr nennt mich weise und folgt mir nicht, Ihr nennt mich schön und liebt mich nicht, Ihr nennt mich reich und bittet mich nicht, Ihr nennt mich ewig und sucht mich nicht, Ihr nennt mich barmherzig und traut mir nicht, Ihr nennt mich edel und dient mir nicht, Ihr nennt mich allmächtig und ehret mich nicht, Ihr nennt mich gerecht und fürchtet mich nicht. Werde ich euch verdammen, verdenkt mir’s nicht.
Johann Jacob Breitinger, der Vorsteher der Kirche Zürichs während des dreißigjährigen Krieges, klagt in einer seiner Synodalreden: „Wie muss man viele Leute trösten, wenn ihre Kinder sterben, ehe sie getauft sind? Viele wollen, dass man ihnen in die Häuser bringe des Herren Nachtmahl. Da besonders, wo man das leibliche Essen des Leibes Christi im Abendmahle verteidiget, sagt Olevian in seiner zweiten Predigt über dasselbe, halten viele darum das Abendmahl, dass sie durch dieses Werk in dem Augenblick, darin sie solches verrichten, Vergebung der Sünden, deren sie zuvor mangelten, suchen und zu empfangen gedenken? Deswegen denn auch diese die Ehre Christi, soviel als an ihnen ist, vergraben und unterdrücken.
Entweder muss nicht alles, was zu unserem Heile erfordert wird, in Christo sein, oder, wenn alles in ihm ist, muss der, welcher durch den Glauben Jesus Christus besitzt, zugleich auch das vollkommene Heil besitzen. Deshalb zu behaupten, dass Christus nicht genugsam sei, sondern dass es außer ihm noch anderer Dinge dazu bedürfe, wäre eine zu abgeschmackte Gotteslästerung. Denn daraus würde folgen, dass Christus nur ein halber Seligmacher wäre.
Niederländ. Glaubensbek. Art. 22.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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31. Frage: Warum wird er Christus, das heißt Gesalbter, genannt?

Er ist von Gott dem Vater eingesetzt und mit dem Heiligen Geist gesalbt zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart; und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat und uns alle Zeit mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält.


Jesus ist der eigentliche Name des Mittlers, Christus sein Beiname. Denn wie er Jesus ist, so soll er auch sein Christus, d. i. der verheißene Erlöser und Messias. Mit beiden wird sein Amt bezeichnet, aber dem Namen nach mehr in allgemeinen als im besonderen; mit dem Beinamen aber ganz besonders und deutlich. Denn der Beiname Christus gibt drei bestimmte Teile seines Amtes an: den prophetischen, hohen priesterlichen und königlichen. Denn Christus bezeichnet einen Gesalbten. Also ist Jesus der Heiland so, dass er ist Christus oder der Gesalbte, d. i. dass er das Amt eines Gesalbten hat. Dieses aber besteht in drei Ämtern, im prophetischen, priesterlichen und königlichen. Grund: weil diese drei Arten von Menschen einst gesalbt wurden, die Propheten, Priester und Könige. Mit dieser Salbung wurde sowohl die Bestimmung zum Amte, als auch die zur Übernahme der Teile desselben nötige Fülle von Gaben bezeichnet. Wir folgern daher also: derjenige, welcher ein zukünftiger Prophet, Priester und König war und ein Gesalbter heißt, wird Gesalbter wegen dieser drei Teile genannt. Diese drei Teile des Amtes des Mittlers werden also mit dem einen Titel: Messias, Christus oder Gesalbter ausgedrückt. Ursinus.

Der große englische Gottesgelehrte Wilhelm Perkins schreibt: Die Salbung Christi war nach seinen beiden Naturen. Denn nach welcher Natur Er ein Mittler ist, in derselben ist er auch gesalbt. Nun ist er ein Mittler nach beiden Naturen, darum erstreckt sich seine Salbung auf beide. Die Salbung Christi hat zwei Teile, beide abgebildet durch die Salbung bei den Juden. Der erste ist Heiligung, dadurch Er ausgesondert wird, das Amt eines Mittlers zwischen Gott und den Menschen zu verrichten und ein König, Priester und Prophet zu sein. Ein König, zu sammeln und zu regieren sein Volk; ein Priester, damit Er genugtäte und betete für die Sünde der Auserwählten; ein Prophet, damit Er seinem Volke den Willen Gottes seines Vaters offenbarte und sie lehrte. Und ob es wohl wahr ist, dass Christus geordnet ist zum Werk des Mittlers, sofern als Er Mittler ist, so sondert Er sich doch selbst aus zu diesem Werke. Denn den Mittler zu verordnen ist ein gemeinsames Tun der drei Personen, des Vaters, des Sohnes und des H. Geistes. Und in Anbetracht, dass der Vater der erste ist in der Ordnung und deswegen den Anfang des Tuns hat, wird deshalb besonders gesagt, dass Er berufe und abfordere, wie Johannes sagt Kap. 6,29: Diesen hat Gott der Vater versiegelt. Der zweite Teil der Salbung Christi ist das Ausgießen der Fülle des H. Geistes oder der Gnade auf die Menschheit Christi, welches besonders abgebildet war durch das heilige Öl. Denn erstlich kein Mensch, sondern Gott allein war der Urheber dieser Öle, also dass die aller vortrefflichsten und unaussprechlichen Gaben der Menschheit Christi ihren Anfang haben von der Gottheit Christi. Ferner, obwohl dieses Öl sehr köstlich war so war es doch gemacht von irdischen Substantien, als Myrrhen, Calmus, Casia (2. Mos. 30) u. dgl. Damit zu lehren, dass das geistliche Öl der Gnaden, dessen die Menschheit Christi ein Fass und eine Schatzkammer war, nicht bestünde in den wesentlichen Eigenschaften der Gottheit, sondern in gewissen geschaffenen Gaben und Eigenschaften, gegeben in seine menschliche Natur; denn sonst hätten wir keinen Teil daran. Zum dritten bedeutet der liebliche Geruch des H. Öles, dass die Reichtümer aller Gnaden samt derselben Wirkungen im Gehorsame Christi den schädlichen Geruch unserer eigenen abscheulichen Sünden wegnehmen von des Herrn Nase, und zugleich bewirken, dass unsere Personen und alle unsere Taten ihm angenehm seien als ein liebliches Rauchwerk, wie Paulus sagt 2. Kor. 2,16. Und wegen dieser Ursache wird der Tod Christi genannt ein Opfer eines süßen Geruches.

Wir müssen auch ferner wissen, dass diese Gaben der Menschheit Christi nicht spärlich sind gegeben, in geringem Maße, denn Johannes sagt Kap. 3,34: Gott gibt ihm den Geist ohne Maß, deshalb, dass die Gaben, die in Christo sind, weit mehr sind an Zahl und Grad, denn alle Engel und Menschen haben oder haben sollen.“

Petrus Lo, der Reformator des Wuppertales, schreibt 1556 an die Christen zu Elberfeld:
Im letzten Buche Moses lesen wir eine über die Maßen herrliche und tröstliche Verheißung, welche der allmächtige, gütige, barmherzige Gott Vater durch Moses seinen Diener seinem Volke Israel von einem zukünftigen Propheten oder Lehrmeister getan hat. Kap. 18,17-20: Sie haben wohl geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken usw. Das sind ja klare Worte, in welchen Gott der Vater nicht allein einen besonderen Propheten seinem Volk zu schicken verheißet, sondern auch gelobet, er wolle demselben seine eigenen Worte in den Mund legen, dass er dieselben an den Tag bringen, verkündigen und lautbar machen solle, mit dieser beigesetzten Drohung: Welcher Mensch den Worten nicht aller Dinge folgen werde, wolle er erstlich darum strafen. Aber dieser Prophet ist nicht gewesen Moses, David, Jesaja oder der alttestamentlichen einer, sondern allein derjenige, von welchem das Volk sagt nach geschehenen Wunderzeichen Joh. 6: Dieses ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll, welcher war Jesus Christus, Gottes ewiger und eingeborener Sohn, von Maria seiner gebenedeiten Mutter als wahrhaftiger Mensch durch Wirkung des h. Geistes zur Welt geboren. Wie denn klar der h. Apostel Petrus diese Weissagung allein auf Christum den gekreuzigten Heiland auslegt Apg. 3,22.23. Und dass Christus wahrer Gottes Sohn, der ganzen Welt einiger Prophet und Lehrmeister nach des Vaters Verordnung und Zusage ewiglich sein und bleiben soll, dafür haben wir zwei herrlichste Zeugnisse, durch den hl. Geist vom Himmel über ihn geschehen, eins am Jordan Matth. 3, und das andere auf dem Berge Tabor Matth. 17. Wahrlich er ist allein der ewige und einige Sohn seines himmlischen Vaters, hat allein in seinem Schoß gelegen, seine göttliche vollkommene Weisheit, Wort und Willen gehört, und wie er dasselbe der ganzen Welt kund zu machen vom Himmel aufs Erdreich ist gesandt worden, auch demselben in allem wirklich nachgekommen, also dass er auch im Proph. Jes. 5,4 mit Wahrheit gesagt hat: Was sollte ich noch mehr tun, das ich nicht getan habe? Wie? Sollten denn alle Menschen seinem gehörten Wort, nachgelassenen und erkannten Befehl nicht mit aller Inbrunst folgen, damit sie Gottes ernsten und ewigen Strafen möchten entfliehen und dagegen hier zeitlich und her nachmals ewiglich Gottes zugesagten Segen, Gnade und ewige Huld erwerben? Denn das ist ein teurer Spruch und ernste Sentenz, von diesem Propheten Jesu Christo gefällte und in diesen Worten beschlossen, Joh. 12,48-50: Welcher mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an derselbige hat schon einen, der ihn richtet usw. Über dem Spruch wolle sich ein jeglicher, dem seiner armen Seele Wohlfahrt lieb ist, aufs Fleißigste durch Gottes Geist eifern, dass er ja in allem Jesu Wort und Lehre annehme, und danach mit allem Fleiß glaube und lebe, auf dass er der jetzt gedachten Strafe her nachmals in dem strengen Gerichte Gottes frei und gnädig überhoben bleiben möge. Ja, damit männiglich dasjenige erlangen möge, dass Christus gleicher Maßen selbst allen Rechtgläubigen, welche sein Wort hören und behalten Luk. 11,28: Selig sind, die usw. und Joh. 5,24; 8,51: Gib doch, lieber Gott und milder Vater, durch deinen h. Geist um deiner Ehre willen, und gieß gnädig in aller Menschen Herzen einen solchen gottseligen Eifer, dadurch jedermann bei Zeiten und ohne einiges Aufschieben sich vornehme, dies wohl zu beherzigen und nichts anders zu lernen (weil Paulus bezeugt 1. Kor. 5, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig verderbe), denn dieses allein, was dieser einige Prophet und Lehrmeister, dein geliebter Sohn, in seinem Wort der Wahrheit zu lehren und zu halten befohlen hat. Amen.
Georg Karl Hanfeld, Prediger zu Meisenheim um 1633, schreibt:
Zu den Propheten werden wir gewiesen, dass wir sie hören sollen Luk. 16 als die da zeugen von Jesu, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen Apg. 10. Von den Aposteln aber spricht der Herr Jesus Luk. 10: wer sie höret, der höret ihn, wer sie verachtet, der verachtet ihn; wer aber ihn verachtet, der verachtet den, der ihn gesandt hat. Hören aber die Stimme Christi heißt nicht nur mit den leiblichen Ohren die Auslegung h. Schrift anhören oder darin lesen, sondern es begreift in sich einen heiligen Gehorsam, welcher bestehet in den Geboten des Glaubens und des Lebens. In Glaubenssachen lassen die Schäflein allein das Wort und die Stimme Christi gelten, ob’s schon der Vernunft unbegreiflich ist, obschon die ganze Welt demselben widersprechen sollte. Von der Menschen Stimme: ein Christ müsse glauben, was die Kirche zu glauben befiehlt (wie bei den Römischen), es sei in der Bibel geschrieben oder nicht, wollen sie nichts wissen, denn es ist der Stimme Christi und seiner Apostel zuwider. In allen Lehrpunkten christlicher Religion müssen wir Christi, der Propheten und Apostel Stimme hören, alsdann kann man nicht fehlen noch irre gehen. Und wie die Schäflein Christi in Glaubenssachen die Stimme ihres Hirten gern hören (Joh. 10,27), so tun sie auch in anderen Stücken. Im Leben richten sie sich nach der Stimme und dem Wort ihres Hirten und im Tode hören sie seine Stimme.
Der uns den himmlischen Rat und Willen Gottes von unserer Erlösung vollkommen offenbart.
Darum zeuget, wie Georg Spindler lehrt, St. Johannes Kap. 1,18: Niemand hat Gott je gesehen, der eingeborenen Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündiget, das ist, der des Vaters Herz, Rat, Weisheit und Ebenbild, sein lieber Sohn ist, der hat uns solches offenbart und an den Tag gegeben. Darum der Herr Jesus im zweiten Psalm, V. 7 spricht: Ich will Gottes heimlichen Rat oder Beschluss erzählen und predigen. Eines Herzens Rat, Bedenken, Vornehmen und Beschluss weiß aber niemand, denn das Herz. Deshalb der Sohn Gottes, der in des Vaters Schoß ist, der kann uns des Vaters Rat und Willen offenbaren, wie Er denn spricht Psalm 22,23: Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern und St. Paulus spricht Hebr. 2,12: Christus ist gekommen, hat verkündiget den Frieden, auch die ihr ferne wart, und denen, die da nahe waren. Denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geiste zum Vater. Wer nun will etwas gründliches, wahrhaftiges und gewisses von Gott und seinem Willen wissen, Gott recht erkennen, ehren und anrufen, und zu Gott kommen, mit ihm versöhnet werden, der lerne Christus in der Propheten und Apostel Schriften erkennen, lieben und ehren, dahin uns auch die ganze Schrift und alle treuen Lehrer weisen, so wird er zu einer rechten Erkenntnis kommen und in Christus den Vater, sein Vaterherz und gnädige Liebe sehen, und durch den Mittler zum Vater kommen.

Jean Despagne bekennt:
In einer einzigen Nacht am Fuße der Himmelsleiter, das ist, unter Jesu Kreuze, kann man mehr Geheimnisse erfahren, als man in vielen schönen hellen Tagen in einer noch so wohl versehenen Bibliothek lernen kann. Der Schächer zur Seiten Jesu hat in einer Viertelstunde mehr Gottesgelehrtheit erlangt, als mancher große Theologe in seinem ganzen Leben.
„Und zu unserm einigen Hohenpriester, der uns mit dem Opfer seines Leibes erlöset hat und immerdar mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt.“

Der hessische Hofprediger Theoph. Neuberger: Röm. 8,34: Wer will verdammen. Paulus will also schließen: Gott als ein gerechter Gott wird einerlei Bezahlung nicht zweimal fordern, und was einmal genug gestraft ist, nicht wiederum rächen. Nun aber hat Christus für uns bezahlt, er hat unsere Strafe auf sich genommen und genug gebüßt für die, so an ihn glauben. Darum wird Gott auch vermöge seiner Gerechtigkeit dieselben nicht noch einmal strafen oder verdammen. Denn Christus ist hier, der für uns gestorben ist und durch solchen Tod für unsere Sünde genug getan hat. Dass aber Christus vollkommen für uns bezahlt habe, erweiset Paulus daraus, weil Christus auch auferwecket sei von den Toten. Denn so nur eine einzige Sünde ungebüßt wäre übrig gewesen, hätte Christus aus dem Schuldturm des Todes nicht kommen können. Weil er aber auferstanden ist, sind wir versichert, dass alles vollkommen bezahlet und die Gerechtigkeit erworben sei. Daher Röm.4,25 gesagt wird, Christus sei um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket, uns nämlich derselben zu versichern und auch teilhaftig zu machen. Ob aber nun auch die Gläubigen schon bisweilen aus Schwachheit noch straucheln und fehlen, so soll und wird doch dasselbe ihnen nicht zugerechnet, zumal Christus unser Mittler nicht nur gestorben und auferstanden ist, und also einmal für uns bezahlet und die Gerechtigkeit erworben hat, sondern wie Paulus weiter sagt: Er ist auch nun zur Rechten Gottes und vertritt uns. Er ist unser stetiger und getreuer Fürsprecher vor dem Vater und erscheinet vor dem Angesicht Gottes für uns (1. Joh. 2,1; Hebr. 9,24; Röm. 8,26). Welches wir recht müssen verstehen lernen. Denn auch der h. Geist vertritt uns gewaltig unaussprechlichem Seufzen. Aber ganz anders vertritt uns der h. Geist denn Christus; er wirkt durch seine Kraft in uns solche Seufzer, die einen unaussprechlichen Nachdruck haben, die durch die Wolken dringen und nicht ablassen, bis sie hinzukommen, und nicht aufhören, bis der Höchste dreinsehe. Christus aber vertritt uns, indem er selbst im Himmel als unser Fürsprecher vor dem Vater erscheinet. Nicht zwar, als ob der Herr Jesus mit leiblichen Gebärden im Himmel vor dem Vater auf den Knien liege und für uns bete, wie etwa wir Menschen zu beten pflegen, sondern also vertritt uns Christus und ist unser Fürsprecher, indem er 1) wie bereits angedeutet, in dem Himmel erscheinet vor dem Angesichte Gottes für uns. Und zwar 2) nicht leer, sondern mit seiner immerwährenden Genugtuung und seinem ewiggültigen Opfer für unsere Sünde, wovon der Apostel sagt Hebr. 10,12.14: Christus habe ein Opfer für die Sünde geopfert, das ewig gilt, und sitze nun zur Rechten Gottes. Ja, mit einem Opfer habe er in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden. Wozu dann 3) hinzukommt der beständige Wille Christi, dass der Vater uns Gläubigen um seines Verdienstes willen gnädig sei und uns absolviere. (Joh. 11,42) Mit welchem Willen des Sohnes der Wille des Vaters allezeit übereinstimmt, welches Christus zu verstehen gibt, da er spricht: Er wisse, dass ihn der Vater allezeit erhöre. Also vertritt uns der Herr Jesus Christus und ist unser getreuer Fürsprecher im Himmel. Damit aber sich niemand betrüget und sich seine Wohltaten fälschlich zumesse, hat der Apostel ausdrücklich diejenigen beschreiben wollen, welche dieses alles angeht, und nennet sie die Auserwählten Gottes.
Christus, unser ewiger König, hat ein Reich, von dem Kohlbrügge zu dem 93. Psalm bekennt, dass es so zugerichtet ist, dass es bleiben soll; denn die Herrschaft seiner Gnade ist eine ewige; ewig ist die Gerechtigkeit, womit er gerecht macht; er gibt einen ewigen Erlass von Sünden. Wo er den Glauben schenket, da sorgt er dafür, dass dieser Glaube nicht ausgehe; wo er seine Salbung gibt, die Salbung seines Geistes, da ist sie eine bleibende; wo er Leben gibt, gibt er ein ewiges. Ewiglich gilt das Opfer, welches er hat angebracht; er ist in Ewigkeit Hohepriester; er hat die Beharrung dargestellt als Hohepriester in Ewigkeit und schafft sich Untertanen, die ewig seine Herrlichkeit schauen sollen, das wird der Teufel ihnen nicht nehmen. Darum spricht die Gemeine: „Von dem an stehet dein Stuhl fest. Du bist ewig.“ Welche Umwälzungen auch auf der Erde, bei den verschiedenen Völkern, in verschiedenen Landen, in verschiedenen Königreichen stattfinden mögen, es muss alles dienen, um offenbar zu machen, dass der Stuhl unseres Herrn Jesu Christi fest steht.

Er regiert seine Kirche durch sein Wort und seinen Geist; und so gibt denn der Vater diesen Geist, und er, Christus, sendet als König vom Vater diesen Geist allen, die den Vater darum bitten; auf dass wir, die da glauben, an diesem Bekenntnisse fest halten, welches wir bekennen von dem Vater und seinem Sohne Jesu Christo, mit freudigem Mut und guter Zuversicht, und also in uns überwunden finden unsere inneren Feinde, und es zu jeder Zeit erfahren, wie unser König, der Gott des Friedens, den Satanas zertritt unter unsere Füße.

Der Herborn er Professor Piscator schreibt:
Zu dem königlichen Amte Christi gehört auch dieses, dass er seine Auserwählten beschützt wider die Feinde und zwar wider die leiblichen, nämlich die Verfolger und die Tyrannen, und wider die geistlichen, nämlich den Teufel und die anderen bösen Geister. Wider die Verfolger beschützt Christus die Auserwählten auf zweierlei Weise: zum Teil, indem Er ihnen wehrt, dass sie die Kirche oder Gemeine der Rechtgläubigen nicht ganz und gar vertilgen und nicht alle Bekenner des Evangeliums töten, zum Teil, indem Er diejenigen im Glauben stärket, welche er den Verfolgern und Tyrannen zu töten übergibt, dass nämlich dieselben den christlichen Glauben standhaft bis ans Ende bekennen und sich von solchem Bekenntnis durch keine Marter abschrecken lassen, und also überwinden (Ps. 110,2; Apg. 9, 4 ff.; Offb. 2,7.11.17).
Wider die bösen Geister beschützt Christus die Auserwählten zum Teil durch das Wort (Eph. 6,17) beides der Verheißung und Drohung, und dann durch die Regierung des h. Geistes, indem er verschaffet, dass sie steif und fest glauben dieser Verheißung, dass ihm seine Schafe niemand aus seiner Hand reißen werde (Joh. 10,28), und dass Er seine Furcht in die Seinen legen und geben werde (Jer. 42,40), damit sie nicht von ihm abweichen. – Diese Beharrung aber im Glauben wirket Er durch den h. Geist.
Der Zürcher Professor Johann Heinrich Heidegger, gestorben den 18. Januar 1698, redete auf
seinem Sterbebette viel von der großen Herrlichkeit im Himmel, es müsse ja herrlich sein, wenn die Klarheit Christi, unseres Hauptes, an den Gläubigen offenbar werde. Den Sterbenden solle man glauben, denn sie können nichts als von Herzensgrund reden.
Ich glaube, bekannte er weiter, dass Jesus Christus sei mein Prophet, mein Hohepriester und mein ewiger König, und dem will ich anhangen bis an mein Ende.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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32. Frage: Warum wirst aber du ein Christ genannt?

Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite und hernach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche.

„Ein wahrer Christ ist nur derjenige, welcher den H. Geist empfangen hat, und kein anderer; denn wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein, und nur die sind Gottes Kinder, welche der Geist Gottes treibt. Wer aber hat den H. Geist? Das lässt sich nur aus den Wirkungen erkennen.“ G. D. Krummacher.
„Zu Antiochien wurden die Gläubigen zuerst Christianer genannt (Apg. 11,26), und so wurden sie bald von allen Heiden und Juden geheißen. Es war ein Schimpfname, welchen namentlich der Evangelist Johannes in solcher Ehre hielt, dass er sich im Evangelio nie einen Juden nennt, obschon er ein Jude war.“ Kohlbrügge.
Olevian: Christen werden wir genannt darum, dass wir glauben in Christum und auf seinen Namen getauft sind. Und eben der Glaube an Christum ist die Salbung, die wir von Christo empfangen haben und die bei uns bleibt in Ewigkeit, wie Johannes lehret 1. Joh. 2,27. Mit welcher Salbung wir durch Christum unserm lieben Gott gesalbet sind zu Königen, Priestern und Lehrern, als Glieder Christi des Herrn, die da Gemeinschaft haben an den geistlichen Gaben ihres Hauptes Christi, nach dem Maße, das Gott weiß, einem jeden insonderheit und dem ganzen Leibe der Kirche dienlich sind. Deshalb sollen wir diesen herrlichen Zunamen, dass wir Christen genannt werden und auch sind, bedenken, dass wir nicht mehr im Reiche des Teufels, sondern im Reiche Christi sind, dass Er uns durch den Glauben und das Zeugnis der heiligen Taufe mit seinem H. Geiste gesalbt hat: Erstlich, dass wir jetzt als seine Glieder durch die Kraft Christi, der in uns regieret, mit freiem Gewissen in diesem Leben wider die Sünde und den Teufel streiten sollen, und hernach in Ewigkeit mit Christo über alle Kreaturen werden herrschen (Röm. 6), zweitens auch, dieweil unser Leib und unsere Seele durch sein Opfer geheiligt sind, dass wir uns selbst, samt allem, was Er uns gegeben hat, ihm zum heiligen Dankopfer aufopfern, und, als die von Gott gelehrt sind, einander erbauen, und den Namen Christi mit öffentlichem Bekenntnis preisen, welches Gott dem Vater durch Jesus Christum angenehm ist. (Mark. 8,38; Luk. 9,26)
Kohlbrügge: Solch ein Christ also, der, was er ist, durch den Glauben ist, wie er ja durch den Glauben der Salbung Christi, d. i. des H. Geistes teilhaftig ist und also von Gott gemacht ist zu einem Propheten, Priester und König, der muss notwendig haben eine Waffe, auf dass er als Prophet, Priester und König den Stab weiter vor ansetzen könne, und endlich einen geräumigen Eingang bekomme in das neue Jerusalem dort oben. Diese Waffe ist das Gebet. Das ist uns notwendig, erstens weil es Gott befohlen hat, und zum andern unserer tiefen Not und Hilflosigkeit wegen gegenüber unsern abgesagten Feinden, dem Teufel, der Welt und unserm eigenen Fleisch und Blut (Fr.127). Diese hören nicht auf des Herrn Propheten, Priester und Könige anzufechten. Sie lassen einen jeden Andern in Ruhe, aber wo ein Prophet, Priester und König des Herrn ist, da sind die Feinde, diese Philister, fortwährend über einen solchen her und haben nicht Ruhe noch Rast, bis sie einem solchen Propheten den Mund gestopft haben, dass er den Namen des Herrn nicht bekenne, bis sie einen solchen Priester mit seinem Opfer getötet haben, dass er den Mut sinken lasse und bis sie einen solchen König gefangen nehmen, binden und hinführen, wo er nicht hin will. Wir bekennen, dass, ob wir auch Christen sind, Propheten, Priester und Könige, wir von uns selbst so schwach sind, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können. Da tut uns also Not, dass wir durch den Geist des Herrn gestärkt werden. Solche Christen nennt Gottes Wort Ps. 35,20: die Stillen im Lande. (Ein solcher war auch der am 7. Juli 1874 heimgegangene Elberfelder Kommerzienrat Daniel von der Heydt, der vor Hohen und Gewaltigen den Namen des Herrn Jesu Christi unerschrocken bekannt und viele Entsagungen und Demütigungen um des guten reformierten Bekenntnisses willen erlitten hat.)
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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33. Frage: Warum heißt Jesus Christus Gottes eingeborener Sohn, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

Christus allein ist von Ewigkeit her seinem Wesen nach der Sohn Gottes. Wir aber sind um seinetwillen aus Gnade als Kinder Gottes angenommen.


In seinen 1613 zu Heidelberg erschienenen Predigten über unseren Katechismus lehrt Albert
Hanfeld, Prediger daselbst, zu unserer Frage: Darum wird Christus der Sohn Gottes genannt, weil er vom Vater gezeugt ist. Ps. 2,7. Denn sofern er ein Sohn ist, ist er nicht von sich selbst, sondern vom Vater gezeugt. Sofern er aber Gott ist, ist er nicht gezeugt, sondern von sich selbst, wie der Vater und Heilige Geist. Denn das Wesen der Gottheit des Vaters ist von sich selbst, ohne einigen Anfang, und die Gottheit des Sohnes ist eben die Gottheit, welche da ist des Vaters. Ist deswegen der Sohn vom Vater gezeugt, sofern er ein Sohn, nicht sofern er Gott ist. Der eingeborene Sohn aber wird er darum genannt, weil ihn allein Gott der Vater aus oder in seinem Willen von Ewigkeit her gezielt oder gezeugt. Diese Zeugung ist geschehen durch eine unaussprechliche Gemeinmachung des ganzen Wesens der Gottheit vom Vater zum Sohne, der es empfangen und bekommen, gleichwie ein Licht vom andern wird angezündet, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott, wie das Concilium Nicenum recht gelehrt hat. Die Zeit dieser Zeugung hat weder Anfang noch Mittel noch Ende, sondern sie ist ewig, vor aller Zeit geschehen. Und ist eine wunderbare Sache und Geheimnis, dass der Zeugende gleich ewig ist mit dem, den er gezeugt hat. Der Herr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege, spricht Christus, die Weisheit Spr. 8,22. Und ehe er was macht, war ich da. Tun wir also in diesen Worten unseres Glaubens Bekenntnis von der wahren ewigen Gottheit unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, dass nämlich Jesus Christus, Mariä Sohn, wahrer, ewiger und natürlicher Gott sei.

Da fragt man aber, wie Christus, der eingeborene Sohn Gottes sei, so doch wir auch Kinder Gottes sind?

Denn also steht geschrieben Joh. 1,12: Wie viel ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden. Und Christus hat darum, nach der Weissagung des Kaiphas, sterben sollen, auf dass er die Kinder Gottes, so zerstreut waren, zusammen brächte. Joh. 11,52. Paulus sagt auch, die den Geist Christi haben, die sind Gottes Kinder. Röm. 8,14. Darauf ist die Antwort, dass nicht unbillig Christus der eingeborene Sohn Gottes genannt wurde. Denn auf eine besondere Weise ist er der Sohn seines Vaters, nach welcher Weise niemand anders wie er ein Sohn des Vaters mag oder kann genannt werden. Und dasselbe beides nach seiner göttlichen und menschlichen Natur, obwohl mit einem Unterschied. Denn nach seiner göttlichen ist er von Natur der natürliche Sohn Gottes, weil er nach derselben aus oder in dem Wesen seines Vaters gezeugt und deswegen gleichen Wesens ist. Nach seiner menschlichen Natur ist er zwar nicht der natürliche und eingeborene Sohn Gottes, denn nach derselben hat er Brüder, wie aus seinem Geschlechtsregister, Luk. 3, Matth. 1, zu sehen, und nach derselben ist die menschliche Natur nicht aus dem Wesen des Vaters, sondern der Mutter, der Jungfrau Maria, fortgepflanzt worden, sondern da ist er der Sohn Gottes durch die Gnade, nicht zwar aus Gnade der Kindschaft, sondern aus Gnade der Empfängnis und durch die Gnade der persönlichen Vereinigung, denn die menschliche Natur in Maria ist geheiligt und vereiniget worden der Gottheit.

Wir aber werden aus Gnaden zu Kindern Gottes angenommen. Und ist doch dies nicht ein eitler oder bloßer Name oder Titel. Denn gleichwie, wer einen Fremden zu seinem Erben adoptiert und annimmt, denselben in sein Gut also einsetzet, als wenn er sein natürlicher Erbe wäre und macht ihn zum Erben aller seiner Güter: also bekommen wir doch durch solche Kindschaft Gottes das vollkommene Recht der Kinder Gottes, dass wir sind Brüder Christi, weil wir einerlei Natur mit ihm teilhaftig sind, die er auch brüderlich liebet, und durch dessen Geist wir werden wiedergeboren zu rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit, und also teilhaftig der göttlichen Natur.

Darum, dass Christus allein der ewige natürliche Sohn Gottes ist.
Dass Christus der ewige Sohn des ewigen Vaters ist; hat der Apostel Paulus (Hebr. 1,4-6) gewiss aus dem 2. Psalm verstanden. Wie auch unser Herr selbst es in allen seinen Äußerungen zu verstehen gibt, dass er den Namen Sohn nicht bloß dadurch hat, dass er denselben ererbet. Spricht er doch zu Nikodemus: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab; und wiederum spricht er: Der Dienstknecht bleibt nicht ewiglich im Hause, der Sohn aber bleibet ewiglich, wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr frei. Aber eben weil er der Sohn war, konnte er den Namen „Sohn“ ererben. Und weil David es von dem ewigen „Sohn-sein“ verstand, musste er es auch notwendig so verstehen, dass der Sohn diesen Namen „Sohn“ ererben würde, dass die Zeugung für gestern, für heute und für alle Ewigkeit gelten würde, und dass die Zeugung fortgesetzt werden würde durch seine Auferstehung und vollkommene Erhöhung hindurch, auch, dass es für Zeit und Ewigkeit offenbar werden würde, dass der Vater sein Vater, und er sein Sohn war, namentlich bei seiner Erhöhung. Kohlbrügge, „Der verheißene Christus.“

Natürlicher Sohn Gottes wird Christus genannt, weil ihm die göttliche Natur von Ewigkeit her
durch eine unbegreifliche Geburt ist mitgeteilt worden. Unser Heiland redet davon also Joh. 5,26: Gleichwie der Vater hat das Leben in ihm selber, also hat er auch dem Sohne gegeben, das Leben zu haben in ihm selber. Aus diesem Ehrentitel folgt, dass Christus wahrer, ewiger Gott ist, wie der Vater und Heil. Geist, wie er Joh. 10,30 sagt: Ich und der Vater sind eins. Stähelin, „Katech. Hausschatz.“

Vgl. auch das 1. Kap. d. Ev. Joh. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Wir aber um seinetwillen aus Gnaden zu Kindern Gottes angenommen sind.
Wie oder auf welche Weise wir Gottes Söhne heißen und seien, ist zu wissen, dass solches nicht sei wie bei Christus, welcher der eingeborene natürliche Sohn Gottes ist, auf eine unbegreifliche, geheimnisvolle Weise vom Vater von Ewigkeit geboren (Psalm 2,7), sondern dass wir adoptierte, in Christo Jesu von Gott aus lauter Gnaden angenommene Kinder sind. Christus hat uns Gott zum Vater und uns zu Gottes Kindern gemacht durch seinen kindlichen Gehorsam, sein blutiges Kreuz, seinen Tod, sein unschuldiges Leiden und Sterben. Eben darum sandte auch Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf dass er die, so unter dem Gesetze waren, erlösete; dass wir die Kindschaft empfingen (Gal. 4,4.5). Ja, er hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst durch Jesus Christum (Eph. 1,5). Darum rühmt auch der Apostel, dass sie alle Kinder seien Gottes durch den Glauben an Jesum Christum. Das ist nun ein großes Vorrecht (Praerogativ), dass wir Kinder Gottes geworden. Von Natur waren wir Kinder Belials (5. Mos. 13,13), Kinder des Teufels (Joh. 8,44). Denn kein Kind seinem Vater so ähnlich ist, als wir von Natur dem Teufel, und der ganze Lauf unseres natürlichen Lebens ist nichts als eine eigentliche Abbildung des Teufels. Von Natur sind wir Kinder der Übertretung und ein falscher Same (Jes. 57,4). Denn wir anders nichts können als Gottes Gebote übertreten, sündigen, Gott erzürnen und den Nächsten beleidigen. Wir sind Kinder des Todes (Ps. 79,11). Denn wir alle sind dem Tod im Mutterleibe schon übergeben und er ist gleichsam unser Vater (Hiob 17,14). Ist das nun nicht eine Gnade dass Gott der Menschen Vater geworden, da er vorhin ein zorniger Richter war? Das ist eine unbegreifliche Liebe, dass Gott uns zu Kindern angenommen hat, da wir vorher seine Feinde waren. Das ist eine große Gnade. Das war eine besondere Liebe, dass die Tochter Pharaos durch ihre Magd den Moses aus dem Wasser zog und als Sohn annahm (2. Mos. 2,10). Aber das ist noch eine weit größere Gnade und Liebe, dass uns Gott aus dem Schlamm der Sünden und Wasser des Elendes und Verderbnis herausgezogen und erlöset hat. Das weiß der Apostel Johannes nie genugsam zu erheben, da er alle Gläubigen hierauf weiset (1. Brief 3,1): Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen. Das ist auch eine überschwängliche Kraft, dass Jesus Christus durch sein Verdienst das zornige Herz des gerechten eifrigen Gottes in ein sanftmütiges, mildes Vaterherz verwandelt hat.“
Mich. Faber, um 1669 Inspektor zu Nassau.
„Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben, schreibt Joh. Kap. 1,12. Du fragst: wo liegt die Macht, dass ich glauben darf, ich sei ein Kind Gottes? Nun siehe, wo die Macht liegt, dass du ein Kind Gottes werdest. Christus das Wort gibt dir die Macht. Hat er dir diese Macht gegeben, so wird er dir durch seinen Heil. Geist es auch wohl versiegeln, dass du es glauben darfst, du seiest ein Kind Gottes. Die an welche Johannes dieses Evangelium schrieb, mögen sich wohl bemüht haben, Kinder Gottes zu werden, aber sie waren in Gefahr, es zu suchen bei Nebenwegweisern und bei Nebenlichtern, es von neuem zu suchen in den Werken des „Tue das“. In solchen Wegen bekommt man aber nie die Macht, ein Kind Gottes zu werden. Die Macht dazu gibt nur das Wort Christus, als des Vaters Licht und Weisheit; so musst du denn erst Christum haben, willst du diese Macht bekommen.“ Kohlbrügge.
Es ist eine große Vermessenheit, wenn die Menschen es wagen, sich als Kinder Gottes zu rühmen, es sei denn insofern als sie des eingeboren Sohnes Gottes Glieder sind.“ Calvin.
„Diese Herrlichkeit, dass wir Gottes Kinder sind, müssen wir wohl betrachten und hochhalten.
Denn von Natur sind wir Kinder des Zorns. Durch Christum aber sind wir Gottes Kinder worden. In der Welt hält man Edelleute Kinder und fürstliche Erben groß und hoch. Dass aber einer ein Kind Gottes ist, dessen achtet man wenig, das doch viel höher und größer ist. Alb. Hanfeld.



Hofprediger Theophyl Neuberger zu Kassel bezeugt im 5. Teil seines Trostbüchleins, Von der Gnadenwahl der Kinder Gottes: Gott hat seinen eigenen Sohn gegeben, d. i. seinen natürlichen ewigen Sohn, welcher aus dem göttlichen Wesen des Vaters von Ewigkeit unerforschlicher Weise gezeugt und also auch ewiger und wahrhaftiger Gott ist. Der wird Gottes eigener Sohn genannt zum Unterschiede der gläubigen Menschen, welche von Gott aus Gnaden um Christi willen zu seinen Kindern angenommen sind. Gleich wie hinwiederum der Vater genannt wird Christi eigener Vater.

Abraham Booth ein gesalbter englischer Prediger und Verfasser einer überaus herrlichen Schrift, betitelt: Der Thron der Gnade, war in seinen jüngeren Jahren der Lehre von der freien, unbedingten und ewigen Gnadenwahl sehr abhold, ja verspottete dieselbe öffentlich in einem Gedichte. Nachher überzeugte ihn der Herr, der es den Aufrichtigen gelingen lässt, dass Christus und seine Apostel und Propheten jene Lehre bekannt haben, und dass, wenn es nicht freie Gnade gäbe, kein Mensch selig würde. Mit bitteren Tränen erinnerte er sich nun als in der Schule des Herrn herangereifter Mann jenes Gedichtes, und pries nun ebenso entschieden die ewige Freimacht Gottes, als er ehedem den freien Willen des Menschen verherrlicht hatte. Denn sie ist nur der eine Weg, auf welchem der Sünder zu Gott kommen und gerechtfertigt werden kann.

Ein Büblein wurde in der Schule gefragt, wer es geschaffen habe. Der Kleine antwortete: „Gott; aber nur so groß“ und er zeigte mit den Händchen die Länge eines Wickelkindes – „das andere bin ich dann selbst hinzugewachsen.“

Es ist, als hörten wir aus dem Munde des drolligen Knaben die Sprache so mancher hoch erleuchteten Weisen und Großen unserer Tage. Sie können nicht gerade leugnen, dass sie einem Höheren die ersten Anfänge ihres Daseins verdanken; aber nachher ihre Lebensstellung, ihre Tüchtigkeit, ihre Klugheit, ihre Berühmtheit haben sie sich natürlich selbst erworben, und ihre Talente sind ihr eigen Verdienst. In solch eigenem Glanz wollen sie strahlen, und vergessen, dass alle Sterne ihr Licht doch nur von der einen Sonne entlehnen, und dass alles Geisteslicht, das auf Erden strahlt, nur ein schwacher Schein ist von dem göttlichen Glanz ewiger Weisheit.

Aus dem herrlichen, demütigen Händefalten Luthers: „und das alles aus reiner göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit“ – machen die Pharisäer unserer Zeit ihr Glaubensbekenntnis zurecht: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat, – aber nur so groß; das andere bin ich dann selbst, hinzugewachsen.“

Der Prediger John Newton empfing einst in seinem hohen Alter den Besuch eines Freundes. Morgens, nachdem sie gefrühstückt, wurde Familienandacht gehalten. Newton sah nicht mehr gut. Von seinem Glaubensauge zwar konnte man sagen: „es war nicht dunkel geworden“, aber seine irdischen Sinne hatten ihre Schärfe verloren. Daher pflegte er aus Bogatzkys „goldenem Schatzkästlein“ sich die für jeden Tag im Jahre bestimmten Sprüche vorlesen zu lassen und davon auf sich und die Seinigen die Anwendung zu machen. Diesmal wurde die Stelle verlesen: „Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Er hörte nachdenkend zu, hielt einige Augenblicke inne und sprach mit tiefer Bewegung: „Ich bin nicht, was ich sein soll! O wie unvollkommen und wie voller Mängel noch! Ich bin nicht, was ich zu sein wünsche! Ich hasse, was an mir vom Argen ist, und jage dem Guten nach. Auch bin ich nicht, was ich zu sein hoffe; so kann ich dennoch in Wahrheit sagen: Ich bin nicht mehr, was ich war ein Sklave der Sünde und des Satans! Von Herzen kann ich mit dem Apostel einstimmen und bekennen: „Von Gottes Gnaden bin ich, was ich bin!“
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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