Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer Davids von Spurgeon
Moderatoren: Der Pilgrim, Anton, Peter01
Psalm 119
Erläuterungen und Kernworte
V. 169-176. Das achtfache t (T). Möge Gott wie seinen Lobpreis so dieses sein Flehen erhören und seines Knechtes, des in großer Gefahr befindlichen Schäfleins, sich annehmen.
169. Thronauf zu dir, Jahve, nahe mein Hilfeschrei,
Nach deinem Worte gib mir Verständnis.
170. Thronauf zu dir komme mein Flehen,
Nach deiner Zusage rette mich.
171. Tauen von Lobpreis sollen meine Lippen,
Dass du deine Satzungen mich lehrest.
172. Tut sich mein Mund auf, so gelte es deiner Aussage,
Denn all deine Gebote sind Rechtgemäßheit.
173. Tatkräftig mir zu helfen zeige deine Hand sich,
Denn deine Ordnungen hab ich erwählet.
174. Teilzuhaben an deinem Heil, Jahve, ersehn’ ich,
Und dein Gesetz ist mein Ergötzen.
175. Teilhaft neuen Lebens werde meine Seele, zu preisen dich,
Und deine Rechte mögen mir beistehn.
176. Tät’ ich mich verirren - wie ein verloren Schaf suche deinen Knecht,
Denn deiner Gebote vergess’ ich nicht.
Prof. Franz Delitzsch † 1890.
V. 169. Der Psalmist hat in diesem Psalme gar manche Bitte an den HERRN gerichtet; jetzt sind diese seine Gebete selbst der Gegenstand einer Schlussbitte: HERR, lass meine Klage, mein Flehen vor dich kommen. So manches Gebet findet keine Gnade vor Gott, er lässt es nicht vor sein Angesicht kommen. Darum bittet der Psalmist, dass das seinige angenommen werde. William Cowper † 1619.
Unterweise mich. Unterweisung, Belehrung, um zum Verständnis der Schrift zu gelangen, das ist ein Hauptwerk des Heiligen Geistes in unseren Seelen. So bittet der Psalmist (V. 34): Unterweise mich, dass ich bewahre dein Gesetz; und im Epheserbrief (Kap. 1,17 f.) bittet der Apostel den Herrn, dass er der Gemeinde verleihe den Geist der Weisheit zur Erkenntnis und erleuchtete Augen des Verständnisses. Der Psalmist weiß sehr wohl, dass ohne dies kein Segen, kein Heil, keine Rettung und Erlösung selbst im Wort Gottes für uns zu finden ist, darum ruft er in inbrünstigem Verlangen danach in V. 144 aus: Die Gerechtigkeit deiner Zeugnisse ist ewig; unterweise mich, so lebe ich. Denn er wusste, dass er anders keinen Anteil an der ewigen Gerechtigkeit der Zeugnisse Gottes haben würde. Überhaupt ist ja aller Verstand eine Wirkung des Geistes Gottes, mag er auch noch so sehr missbraucht und entstellt werden (Hiob 32,8): Der Geist ist es in den Leuten, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. In ganz besonderem Grade ist aber der geistliche Verstand eine Frucht der göttlichen Unterweisung. Dass auf der einen Seite die Heiligen Gottes zu allen Zeiten mit soviel Inbrunst den HERRN um Unterweisung gebeten haben, um seinen Willen und seine Absichten, die Ziele seines Schaffens und Wirkens in der Welt zu erkennen, und auf der anderen Seite Gott immer und immer wieder die Erfüllung dieser Bitten zugesagt hat, diese Tatsache ist für mich von höchster Bedeutung. Sie liefert mir den unwiderleglichen Beweis dafür, dass der Mensch den Sinn des HERRN, wie er in der Schrift niedergelegt ist, nicht erfassen kann, und alle Behauptungen vom Gegenteil, dass man in den Geist der Schrift eindringen könne ohne besondere Unterweisung des Heiligen Geistes, sind hinfällig und stehen im Widerspruch zu den ausdrücklichen, unzweideutigen Zeugnissen des Wortes Gottes. John Owen † 1683.
Nach deinem Wort. David möchte unterwiesen werden nicht in fleischlicher Weisheit, denn diese bringt den Tod; er begehrt Unterweisung nach Gottes Wort. Ohne dieses ist alle menschliche Weisheit nur Torheit, und je scharfsinniger und klüger der Mensch auf seinen eigenen Wegen erscheint, umso tiefer gerät er in die Schlingen des Teufels. Was können sie Gutes lehren, weil sie des HERRN Wort verwerfen (Jer. 8,9)? Aber David war doch ein erleuchteter Prophet, und er hat es in diesem Psalm ausgesprochen, dass er gelehrter sei als seine Lehrer, klüger denn die Alten (V. 99.100), wieso bittet er doch noch um Unterweisung? Es ist eben ein großer Unterschied zwischen den Gaben der Natur und den Gaben der göttlichen Gnade. Wohl verleiht uns die Natur herrliche Fähigkeiten: ein gutes Gedächtnis, Kenntnisse, raschen Verstand, körperliche Kraft und vieles mehr, aber sie zeigt uns nicht, worin es uns noch fehlt, was uns mangelt; und so verführt sie uns mit ihren Gaben zu Selbstüberhebung und Eitelkeit. Der natürliche Mensch bildet sich oft auf die geringsten Gaben sehr viel ein; erst die Gnade Gottes, die dem Menschen Gaben verleiht, herrlicher und besser, als es die Natur vermag, lehrt ihn auch das erkennen, was ihm fehlt, damit er nicht aufgeblasen werde, sondern in aller Demut des Herzens um das noch Mangelnde bitte. Abr. Wright † 1690.
V. 170. Lass mein Flehen vor dich kommen. Der wahrhaft Gottesfürchtige, der von Herzen seinem Gott dienen will, gibt sich erst zufrieden, wenn er in persönlichen Verkehr mit dem HERRN getreten ist. Eine bloße Erfüllung der äußeren religiösen Gebräuche kann ihm nicht genügen, wenn der Geist der Gnade und des Gebetes sich nicht fühlbar gemacht hat. Und wer sich als Kind seinem himmlischen Vater gegenüber fühlt, der sehnt sich nach inniger Gemeinschaft mit ihm. Die Hoffnung aber auf gnädige Erhörung kann sich nur auf das feste prophetische Wort des HERRN und seine Verheißung gründen. Und gemäß diesem Worte, in Übereinstimmung damit rechnet das Kind Gottes auf Erhörung. Alle seine Erlösung, das weiß es, kommt vom HERRN, dorthin richtet es sein Gebet darum, und von daher erwartet es sie mit fester Zuversicht. HERR, schenke uns mehr von dem Glauben, der sich auf die Wahrheit der göttlichen Verheißungen verlässt und das Auge unverrückt darauf gerichtet hält. J. Morison 1829.
V. 171. Meine Lippen sollen Lob sprudeln (Grundtext), wenn du mich deine Rechte lehrest.Wenn der HERR selber ein Herz unterwiesen hat, kann es sich nicht mehr zurückhalten, es bricht in laute Lobgesänge aus. So äußert sich die göttliche Erleuchtung, und der so Begnadigte erkennt dies auch mit Dank als eine hohe Gnade und als eine heilige Pflicht, die ihm daraus erwächst. Und solche Äußerungen sind Zeichen eines erneuerten Herzens, eines Herzens, das eben durch seine Dankbarkeit seine Erneuerung beweist. John Stephen 1861.
V. 172. Meine Zunge soll ihr Gespräch haben von deinem Wort. Das ist auch eine von den Pflichten der Dankbarkeit, die der Psalmist anerkennt, nämlich zur Erbauung anderer von Gottes Wort zu reden. Jeder Christ ist ein Priester, um Gott Dank zu opfern, aber auch ein Prophet, um des HERRN Namen zu predigen (Ps. 116,17); denn uns allen gilt das Gebot: Bauet einer den andern (1. Thess. 5,11). Aber wie viele Christen gibt es, die in Gesellschaft sehr gewandt und fließend über alle möglichen Gegenstände zu sprechen verstehen, nur über geistliche Dinge, über das, was der Seelen Seligkeit am nächsten angeht, versagt ihnen das Wort, da sind sie stumm. William Cowper † 1619.
V. 173. Lass mir deine Hand beistehen. Nachdem er sein Gelübde der Dankbarkeit ausgesprochen, bittet der Psalmist nunmehr den HERRN um seinen Beistand, damit er dieses Gelübde auch erfüllen könne. Wollen und Vollbringen muss uns vom HERRN geschenkt werden. Schon in zeitlichen Dingen ist alle Arbeit der Menschen oft vergebliche Mühe, weil sie sich von ihrem Gewissen nicht beraten lassen und den HERRN nicht zum Beistand haben; da geht es ihnen nicht besser als Petrus, der die ganze Nacht fischte und nichts fing, bis er sein Netz im Namen des Herrn, auf sein Wort, auswarf. Noch viel weniger dürfen wir in geistlichen Dingen auf Erfolg rechnen, wenn wir Gott nicht um seine Hilfe anrufen. Mit unserer Macht, unserem Können ist nichts getan, wenn Gottes Segen nicht bei uns ist. Wir hören die Predigt des göttlichen Wortes, wir beten, aber es ist vergeblich, wir werden nicht erbaut, denn wir haben nicht ernstlich gebeten, dass seine Hand uns beistehe. Abr. Wright † 1690.
Ich habe erwählt deine Befehle. Wenn dir Gott ins Herz gegeben hat, seine Befehle zu erwählen, o so danke ihm dafür. Es hat ja einmal eine Zeit gegeben, da du die Freuden des Fleisches erwähltest und nichts Besseres begehrtest, bis der HERR dir zeigte, dass es doch Köstlicheres gebe und dich auf den besseren Weg führte, da deine Seele anderen Trost und Befriedigung und volle Genüge fand. Dafür preise du Gott, wie der Psalmist tut, da er spricht: Ich lobe den HERRN, der mir geraten hat (Ps. 16,7). Und wie einst Pilatus sagte: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben, so sprich auch du: Was ich erwählt habe, das habe ich erwählt. Jerem. Burronghs † 1646.
V. 169-176. Das achtfache t (T). Möge Gott wie seinen Lobpreis so dieses sein Flehen erhören und seines Knechtes, des in großer Gefahr befindlichen Schäfleins, sich annehmen.
169. Thronauf zu dir, Jahve, nahe mein Hilfeschrei,
Nach deinem Worte gib mir Verständnis.
170. Thronauf zu dir komme mein Flehen,
Nach deiner Zusage rette mich.
171. Tauen von Lobpreis sollen meine Lippen,
Dass du deine Satzungen mich lehrest.
172. Tut sich mein Mund auf, so gelte es deiner Aussage,
Denn all deine Gebote sind Rechtgemäßheit.
173. Tatkräftig mir zu helfen zeige deine Hand sich,
Denn deine Ordnungen hab ich erwählet.
174. Teilzuhaben an deinem Heil, Jahve, ersehn’ ich,
Und dein Gesetz ist mein Ergötzen.
175. Teilhaft neuen Lebens werde meine Seele, zu preisen dich,
Und deine Rechte mögen mir beistehn.
176. Tät’ ich mich verirren - wie ein verloren Schaf suche deinen Knecht,
Denn deiner Gebote vergess’ ich nicht.
Prof. Franz Delitzsch † 1890.
V. 169. Der Psalmist hat in diesem Psalme gar manche Bitte an den HERRN gerichtet; jetzt sind diese seine Gebete selbst der Gegenstand einer Schlussbitte: HERR, lass meine Klage, mein Flehen vor dich kommen. So manches Gebet findet keine Gnade vor Gott, er lässt es nicht vor sein Angesicht kommen. Darum bittet der Psalmist, dass das seinige angenommen werde. William Cowper † 1619.
Unterweise mich. Unterweisung, Belehrung, um zum Verständnis der Schrift zu gelangen, das ist ein Hauptwerk des Heiligen Geistes in unseren Seelen. So bittet der Psalmist (V. 34): Unterweise mich, dass ich bewahre dein Gesetz; und im Epheserbrief (Kap. 1,17 f.) bittet der Apostel den Herrn, dass er der Gemeinde verleihe den Geist der Weisheit zur Erkenntnis und erleuchtete Augen des Verständnisses. Der Psalmist weiß sehr wohl, dass ohne dies kein Segen, kein Heil, keine Rettung und Erlösung selbst im Wort Gottes für uns zu finden ist, darum ruft er in inbrünstigem Verlangen danach in V. 144 aus: Die Gerechtigkeit deiner Zeugnisse ist ewig; unterweise mich, so lebe ich. Denn er wusste, dass er anders keinen Anteil an der ewigen Gerechtigkeit der Zeugnisse Gottes haben würde. Überhaupt ist ja aller Verstand eine Wirkung des Geistes Gottes, mag er auch noch so sehr missbraucht und entstellt werden (Hiob 32,8): Der Geist ist es in den Leuten, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. In ganz besonderem Grade ist aber der geistliche Verstand eine Frucht der göttlichen Unterweisung. Dass auf der einen Seite die Heiligen Gottes zu allen Zeiten mit soviel Inbrunst den HERRN um Unterweisung gebeten haben, um seinen Willen und seine Absichten, die Ziele seines Schaffens und Wirkens in der Welt zu erkennen, und auf der anderen Seite Gott immer und immer wieder die Erfüllung dieser Bitten zugesagt hat, diese Tatsache ist für mich von höchster Bedeutung. Sie liefert mir den unwiderleglichen Beweis dafür, dass der Mensch den Sinn des HERRN, wie er in der Schrift niedergelegt ist, nicht erfassen kann, und alle Behauptungen vom Gegenteil, dass man in den Geist der Schrift eindringen könne ohne besondere Unterweisung des Heiligen Geistes, sind hinfällig und stehen im Widerspruch zu den ausdrücklichen, unzweideutigen Zeugnissen des Wortes Gottes. John Owen † 1683.
Nach deinem Wort. David möchte unterwiesen werden nicht in fleischlicher Weisheit, denn diese bringt den Tod; er begehrt Unterweisung nach Gottes Wort. Ohne dieses ist alle menschliche Weisheit nur Torheit, und je scharfsinniger und klüger der Mensch auf seinen eigenen Wegen erscheint, umso tiefer gerät er in die Schlingen des Teufels. Was können sie Gutes lehren, weil sie des HERRN Wort verwerfen (Jer. 8,9)? Aber David war doch ein erleuchteter Prophet, und er hat es in diesem Psalm ausgesprochen, dass er gelehrter sei als seine Lehrer, klüger denn die Alten (V. 99.100), wieso bittet er doch noch um Unterweisung? Es ist eben ein großer Unterschied zwischen den Gaben der Natur und den Gaben der göttlichen Gnade. Wohl verleiht uns die Natur herrliche Fähigkeiten: ein gutes Gedächtnis, Kenntnisse, raschen Verstand, körperliche Kraft und vieles mehr, aber sie zeigt uns nicht, worin es uns noch fehlt, was uns mangelt; und so verführt sie uns mit ihren Gaben zu Selbstüberhebung und Eitelkeit. Der natürliche Mensch bildet sich oft auf die geringsten Gaben sehr viel ein; erst die Gnade Gottes, die dem Menschen Gaben verleiht, herrlicher und besser, als es die Natur vermag, lehrt ihn auch das erkennen, was ihm fehlt, damit er nicht aufgeblasen werde, sondern in aller Demut des Herzens um das noch Mangelnde bitte. Abr. Wright † 1690.
V. 170. Lass mein Flehen vor dich kommen. Der wahrhaft Gottesfürchtige, der von Herzen seinem Gott dienen will, gibt sich erst zufrieden, wenn er in persönlichen Verkehr mit dem HERRN getreten ist. Eine bloße Erfüllung der äußeren religiösen Gebräuche kann ihm nicht genügen, wenn der Geist der Gnade und des Gebetes sich nicht fühlbar gemacht hat. Und wer sich als Kind seinem himmlischen Vater gegenüber fühlt, der sehnt sich nach inniger Gemeinschaft mit ihm. Die Hoffnung aber auf gnädige Erhörung kann sich nur auf das feste prophetische Wort des HERRN und seine Verheißung gründen. Und gemäß diesem Worte, in Übereinstimmung damit rechnet das Kind Gottes auf Erhörung. Alle seine Erlösung, das weiß es, kommt vom HERRN, dorthin richtet es sein Gebet darum, und von daher erwartet es sie mit fester Zuversicht. HERR, schenke uns mehr von dem Glauben, der sich auf die Wahrheit der göttlichen Verheißungen verlässt und das Auge unverrückt darauf gerichtet hält. J. Morison 1829.
V. 171. Meine Lippen sollen Lob sprudeln (Grundtext), wenn du mich deine Rechte lehrest.Wenn der HERR selber ein Herz unterwiesen hat, kann es sich nicht mehr zurückhalten, es bricht in laute Lobgesänge aus. So äußert sich die göttliche Erleuchtung, und der so Begnadigte erkennt dies auch mit Dank als eine hohe Gnade und als eine heilige Pflicht, die ihm daraus erwächst. Und solche Äußerungen sind Zeichen eines erneuerten Herzens, eines Herzens, das eben durch seine Dankbarkeit seine Erneuerung beweist. John Stephen 1861.
V. 172. Meine Zunge soll ihr Gespräch haben von deinem Wort. Das ist auch eine von den Pflichten der Dankbarkeit, die der Psalmist anerkennt, nämlich zur Erbauung anderer von Gottes Wort zu reden. Jeder Christ ist ein Priester, um Gott Dank zu opfern, aber auch ein Prophet, um des HERRN Namen zu predigen (Ps. 116,17); denn uns allen gilt das Gebot: Bauet einer den andern (1. Thess. 5,11). Aber wie viele Christen gibt es, die in Gesellschaft sehr gewandt und fließend über alle möglichen Gegenstände zu sprechen verstehen, nur über geistliche Dinge, über das, was der Seelen Seligkeit am nächsten angeht, versagt ihnen das Wort, da sind sie stumm. William Cowper † 1619.
V. 173. Lass mir deine Hand beistehen. Nachdem er sein Gelübde der Dankbarkeit ausgesprochen, bittet der Psalmist nunmehr den HERRN um seinen Beistand, damit er dieses Gelübde auch erfüllen könne. Wollen und Vollbringen muss uns vom HERRN geschenkt werden. Schon in zeitlichen Dingen ist alle Arbeit der Menschen oft vergebliche Mühe, weil sie sich von ihrem Gewissen nicht beraten lassen und den HERRN nicht zum Beistand haben; da geht es ihnen nicht besser als Petrus, der die ganze Nacht fischte und nichts fing, bis er sein Netz im Namen des Herrn, auf sein Wort, auswarf. Noch viel weniger dürfen wir in geistlichen Dingen auf Erfolg rechnen, wenn wir Gott nicht um seine Hilfe anrufen. Mit unserer Macht, unserem Können ist nichts getan, wenn Gottes Segen nicht bei uns ist. Wir hören die Predigt des göttlichen Wortes, wir beten, aber es ist vergeblich, wir werden nicht erbaut, denn wir haben nicht ernstlich gebeten, dass seine Hand uns beistehe. Abr. Wright † 1690.
Ich habe erwählt deine Befehle. Wenn dir Gott ins Herz gegeben hat, seine Befehle zu erwählen, o so danke ihm dafür. Es hat ja einmal eine Zeit gegeben, da du die Freuden des Fleisches erwähltest und nichts Besseres begehrtest, bis der HERR dir zeigte, dass es doch Köstlicheres gebe und dich auf den besseren Weg führte, da deine Seele anderen Trost und Befriedigung und volle Genüge fand. Dafür preise du Gott, wie der Psalmist tut, da er spricht: Ich lobe den HERRN, der mir geraten hat (Ps. 16,7). Und wie einst Pilatus sagte: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben, so sprich auch du: Was ich erwählt habe, das habe ich erwählt. Jerem. Burronghs † 1646.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Psalm 119
Erläuterungen und Kernworte
V. 174. HERR, mich verlangt nach deinem Heil, und ich habe Lust an deinem Gesetz. Dass der Psalmdichter diese beiden Dinge, das Verlangen nach Gottes Heil und die Lust am Gesetz, in Verbindung bringt, das lehrt uns, dass es nicht genug ist, wenn wir unser Verlangen nach Errettung aussprechen, wir müssen auch die ernstliche Absicht haben, die Mittel, die uns dazu gegeben sind, zu benutzen. Es wäre von dem Psalmisten Heuchelei gewesen, wenn er das Erste ausgesprochen hätte, ohne ein Recht zu haben, auch das Zweite zu bekennen. Es ist eitel Spiegelfechterei, wenn einer behauptet, dass er Gott alle Tage um sein Brot bitte, und er dabei keinen Finger rührt, um durch seiner Hände Arbeit, durch einen rechtschaffenen Beruf sich dasselbe zu verdienen, oder gar es auf unrechte Weise zu erwerben sucht. Und der Kranke, der ernstlich um seine Gesundheit besorgt ist, der wird die Ratschläge und Mittel des Arztes gewiss nicht missachten. Gott hat in seiner Weisheit für jede erlaubte Sache die erlaubten Mittel geschaffen, und wenn wir solche recht gebrauchen, dann dürfen wir auch auf Erfolg rechnen; Anmaßung aber wäre es, wollten wir die Mittel nicht gebrauchen und doch den Erfolg erwarten. Gottes Wille war es, Noah zu erretten, aber Noah musste vorher durch seinen Glauben Gott ehren und die Arche bauen. Samuel Hieron † 1617.
HERR, mich verlangt nach deinem Heil. Vergl. 1. Mose 49,18 und in unserem Psalm V. 81.123.166. Das ist die Sehnsucht des Alten Bundes, die ihre Erfüllung findet, da Simeon sprechen konnte: HERR, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben dein Heil gesehen. Nun bedarf es keines Hoffens, Wartens, Sehnens mehr. - E. R.
Die Kraft und Wirkung der Religion auf uns hängt ganz von unserer Stellung zu ihr ab, ob sie uns bloß eine Last oder aber eine Lust ist. Der Geist ist unfähig, auf die Dauer die Last einer bloßen Pflicht zu tragen, während es ihm ganz leicht wird, wo die Lust dazu kommt. Dann wird jede Pflicht zu einem köstlichen Vorrecht, das der HERR uns selbst verliehen hat. Chr. Bridges † 1869.
V. 175. Lass meine Seele leben, dass sie dich lobe. Was anders begehrt jetzt der Psalmist, wenn er um Leben bittet, als was er im vorhergehenden Vers aussprach: Mich verlangt nach deinem Heil? Was er bis jetzt davon hat schmecken dürfen, erweckt in ihm den Hunger nach weiterem und höherem Genuss, nicht zur Befriedigung selbstischer Lust, sondern damit er seinen Herrn nur umso besser preisen könne. Charles Bridges † 1869.
Dem Frommen müssen alle irdischen Dinge zu heiligem Zwecke dienen. Du aber, wozu sammelst du dir Schätze, wozu legst du sie an? Was soll dir das Leben mit den Kräften und Gaben, die dir verliehen sind? Brauchst du deine Reichtümer, um deine Begierden zu befriedigen, oder verwendest du sie zur Notdurft deiner armen Brüder und Schwestern? Und deine Stellung, dein Ansehen? Förderst du damit die Bestrebungen der Frommen oder der Gottlosen? Und so ist es mit allen zeitlichen Gütern. Ein Frommer heiligt sie, indem er sie im Dienst des HERRN gebraucht, und wenn er darum betet, so ist es zu einem geheiligten Zwecke. Wenn der Psalmist bittet, dass seine Seele leben möge, so setzt er hinzu: dass sie dich lobe. William Gurnall † 1679.
Lass deine Rechte mir helfen. Hier scheint der Psalmist, der in dieser argen Welt so vielem Ungemach von den Gottlosen ausgesetzt ist, wie ein Schaf unter Wölfen, Gott um seine Hilfe anzurufen, dass der HERR den Gottlosen wehren möge, ihm Schaden zu tun. Es ist ein tröstliches Bewusstsein, dass wir inmitten der Anfechtungen und Stürme dieser Welt, die die Frommen bedrohen, unsere Augen zu den Rechten, den Gerichten Gottes erheben und bei ihnen Schutz finden können. Jean Calvin † 1564.
V. 176. Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf, suche deinen Knecht. Das ist also das Ende dieses längsten aller Psalmen! Ein verirret und verloren Schaf, das ist der Schluss aller dieser Anrufungen, Lobpreisungen, Gelübde, hochfliegenden Hoffnungen - ein verlorenes Schaf! Aber halt! Eine Hoffnung wenigstens ist geblieben: Suche deinen Knecht. Der Fromme weiß, dass er in der Irre ging, als Gottes Gnade ihn fand, dass er noch oft irregegangen wäre, wenn Gottes Gnade es nicht verhindert hätte, er entsinnt sich der und jener ganz besonderen Gelegenheit, dieses und jenes sonderlich unseligen Falles, er fühlt, dass er sogar in diesem Augenblicke in der Irre geht. Darum folgt der Ruf: Suche deinen Knecht, denn trotz alledem vergesse ich deine Gebote nicht. Ist das nicht ein sprechendes Zeugnis von der Verderbnis, die der menschlichen Natur anhaftet? Er ist nicht ein Gottloser, er vergisst den HERRN nicht, der rechte Grund ist vorhanden, der göttliche Same ist in ihm, aber doch kommt das Irregehen, darum die Bitte: Suche deinen Knecht. Ähnlich sagt Jesaja: Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg. Und das gilt für das ganze Menschengeschlecht. Der Psalmist spricht von persönlicher Erfahrung, wie sie auch Paulus kennt: Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Und der Psalmist des Alten Bundes hatte dasselbe Gegenmittel gegen diese Not wie der Apostel des Neuen Bundes, denn Gottes Heil ist eins. Suche deinen Knecht, fleht der Psalmist, und der Apostel ruft aus: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesum Christ, unseren Herrn. J. Stephen 1861.
Gotthold sah, dass ein Hausvater seine Schäflein, als sie aus dem Felde kamen, mit Fleiß zählte und zum Stall brachte. Weil er nun eben voll Betrübnis und Sorgen war, brach er bei sich selbst heraus und sagte: Was betrübst du dich nun, meine Seele, und was plagst du dich selbst mit solch ängstlichen Gedanken? Vermeinst du nicht, dass du dem Allerhöchsten so lieb bist als diesem Manne seine Schäflein? Oder bist du nicht besser als viele Schafe? Ist denn nicht Christus Jesus dein Hirte? Hat er nicht sein Blut und Leben an dich gewagt? Geht’s denn nicht auch dich an, dass er sagt: Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen? (Joh. 10,28) Dieser Mann zählt seine Schafe; sollte mein Gott nicht seine gläubigen und auserwählten Kinder zählen und in Acht haben, zuvoraus, da mich sein liebster Sohn versichert, dass auch die Haare auf unserem Haupt gezählt sind? (Mt. 10,30.) Gesetzt, dass ich mich den Tag über verirrt und meinen Gedanken etwas unvorsichtig nachgewandelt hätte, mein getreuer Gott wird zu Abend bei der Einzahlung seiner Schäflein, wenn er meiner vermissen wird, mich in Gnaden wieder suchen und zurechtbringen. Herr Jesu, ich bin wie ein verirrt und verloren Schaf, suche deinen Knecht, denn ich vergesse deiner Gebote nicht. Christian Scriver 1671.
Wer wird in der Schrift der Mann nach Gottes Herzen genannt? David, der Hebräerkönig, war in Fehler genug gefallen, ja in Verbrechen schwerster Art; an Sünde mangelte es in seinem Leben wahrlich nicht. Drum rümpfen die Ungläubigen die Nase und fragen: "Ist das euer Mann nach Gottes Herzen?" Dieser Spott dünkt mich aber sehr oberflächlich. Was bedeuten Fehler, was all die äußeren Einzelheiten eines Lebens, wenn das Verborgene dieses Lebens, die Reue, die Versuchungen, der oft von Niederlagen durchbrochene und doch nimmer aufhörende Kampf dieses Lebens bei der Beurteilung desselben vergessen wird? Ich halte Davids Lebensgeschichte, wie sie uns in seinen Psalmen niedergeschrieben ist, für das getreueste Bild, das uns je von den sittlichen Fortschritten und dem Lebenskampf eines Menschen hienieden gegeben worden ist. Alle aufrichtigen Herzen werden darin stets das redliche Ringen eines aufrichtigen menschlichen Herzens nach dem Guten und Besten erkennen - einen Kampf mit vielen Niederlagen, manchem schweren Fall, dass es scheint, als läge der Kämpfer mit gänzlich zerbrochener Kraft für immer überwunden am Boden; und dennoch erhebt er sich stets wieder zu neuem Ringen mit Tränen, mit Buße, mit wahrhaft unbesiegbarem Heldentum. Thomas Carlyle † 1881.
V. 174. HERR, mich verlangt nach deinem Heil, und ich habe Lust an deinem Gesetz. Dass der Psalmdichter diese beiden Dinge, das Verlangen nach Gottes Heil und die Lust am Gesetz, in Verbindung bringt, das lehrt uns, dass es nicht genug ist, wenn wir unser Verlangen nach Errettung aussprechen, wir müssen auch die ernstliche Absicht haben, die Mittel, die uns dazu gegeben sind, zu benutzen. Es wäre von dem Psalmisten Heuchelei gewesen, wenn er das Erste ausgesprochen hätte, ohne ein Recht zu haben, auch das Zweite zu bekennen. Es ist eitel Spiegelfechterei, wenn einer behauptet, dass er Gott alle Tage um sein Brot bitte, und er dabei keinen Finger rührt, um durch seiner Hände Arbeit, durch einen rechtschaffenen Beruf sich dasselbe zu verdienen, oder gar es auf unrechte Weise zu erwerben sucht. Und der Kranke, der ernstlich um seine Gesundheit besorgt ist, der wird die Ratschläge und Mittel des Arztes gewiss nicht missachten. Gott hat in seiner Weisheit für jede erlaubte Sache die erlaubten Mittel geschaffen, und wenn wir solche recht gebrauchen, dann dürfen wir auch auf Erfolg rechnen; Anmaßung aber wäre es, wollten wir die Mittel nicht gebrauchen und doch den Erfolg erwarten. Gottes Wille war es, Noah zu erretten, aber Noah musste vorher durch seinen Glauben Gott ehren und die Arche bauen. Samuel Hieron † 1617.
HERR, mich verlangt nach deinem Heil. Vergl. 1. Mose 49,18 und in unserem Psalm V. 81.123.166. Das ist die Sehnsucht des Alten Bundes, die ihre Erfüllung findet, da Simeon sprechen konnte: HERR, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben dein Heil gesehen. Nun bedarf es keines Hoffens, Wartens, Sehnens mehr. - E. R.
Die Kraft und Wirkung der Religion auf uns hängt ganz von unserer Stellung zu ihr ab, ob sie uns bloß eine Last oder aber eine Lust ist. Der Geist ist unfähig, auf die Dauer die Last einer bloßen Pflicht zu tragen, während es ihm ganz leicht wird, wo die Lust dazu kommt. Dann wird jede Pflicht zu einem köstlichen Vorrecht, das der HERR uns selbst verliehen hat. Chr. Bridges † 1869.
V. 175. Lass meine Seele leben, dass sie dich lobe. Was anders begehrt jetzt der Psalmist, wenn er um Leben bittet, als was er im vorhergehenden Vers aussprach: Mich verlangt nach deinem Heil? Was er bis jetzt davon hat schmecken dürfen, erweckt in ihm den Hunger nach weiterem und höherem Genuss, nicht zur Befriedigung selbstischer Lust, sondern damit er seinen Herrn nur umso besser preisen könne. Charles Bridges † 1869.
Dem Frommen müssen alle irdischen Dinge zu heiligem Zwecke dienen. Du aber, wozu sammelst du dir Schätze, wozu legst du sie an? Was soll dir das Leben mit den Kräften und Gaben, die dir verliehen sind? Brauchst du deine Reichtümer, um deine Begierden zu befriedigen, oder verwendest du sie zur Notdurft deiner armen Brüder und Schwestern? Und deine Stellung, dein Ansehen? Förderst du damit die Bestrebungen der Frommen oder der Gottlosen? Und so ist es mit allen zeitlichen Gütern. Ein Frommer heiligt sie, indem er sie im Dienst des HERRN gebraucht, und wenn er darum betet, so ist es zu einem geheiligten Zwecke. Wenn der Psalmist bittet, dass seine Seele leben möge, so setzt er hinzu: dass sie dich lobe. William Gurnall † 1679.
Lass deine Rechte mir helfen. Hier scheint der Psalmist, der in dieser argen Welt so vielem Ungemach von den Gottlosen ausgesetzt ist, wie ein Schaf unter Wölfen, Gott um seine Hilfe anzurufen, dass der HERR den Gottlosen wehren möge, ihm Schaden zu tun. Es ist ein tröstliches Bewusstsein, dass wir inmitten der Anfechtungen und Stürme dieser Welt, die die Frommen bedrohen, unsere Augen zu den Rechten, den Gerichten Gottes erheben und bei ihnen Schutz finden können. Jean Calvin † 1564.
V. 176. Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf, suche deinen Knecht. Das ist also das Ende dieses längsten aller Psalmen! Ein verirret und verloren Schaf, das ist der Schluss aller dieser Anrufungen, Lobpreisungen, Gelübde, hochfliegenden Hoffnungen - ein verlorenes Schaf! Aber halt! Eine Hoffnung wenigstens ist geblieben: Suche deinen Knecht. Der Fromme weiß, dass er in der Irre ging, als Gottes Gnade ihn fand, dass er noch oft irregegangen wäre, wenn Gottes Gnade es nicht verhindert hätte, er entsinnt sich der und jener ganz besonderen Gelegenheit, dieses und jenes sonderlich unseligen Falles, er fühlt, dass er sogar in diesem Augenblicke in der Irre geht. Darum folgt der Ruf: Suche deinen Knecht, denn trotz alledem vergesse ich deine Gebote nicht. Ist das nicht ein sprechendes Zeugnis von der Verderbnis, die der menschlichen Natur anhaftet? Er ist nicht ein Gottloser, er vergisst den HERRN nicht, der rechte Grund ist vorhanden, der göttliche Same ist in ihm, aber doch kommt das Irregehen, darum die Bitte: Suche deinen Knecht. Ähnlich sagt Jesaja: Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg. Und das gilt für das ganze Menschengeschlecht. Der Psalmist spricht von persönlicher Erfahrung, wie sie auch Paulus kennt: Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Und der Psalmist des Alten Bundes hatte dasselbe Gegenmittel gegen diese Not wie der Apostel des Neuen Bundes, denn Gottes Heil ist eins. Suche deinen Knecht, fleht der Psalmist, und der Apostel ruft aus: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesum Christ, unseren Herrn. J. Stephen 1861.
Gotthold sah, dass ein Hausvater seine Schäflein, als sie aus dem Felde kamen, mit Fleiß zählte und zum Stall brachte. Weil er nun eben voll Betrübnis und Sorgen war, brach er bei sich selbst heraus und sagte: Was betrübst du dich nun, meine Seele, und was plagst du dich selbst mit solch ängstlichen Gedanken? Vermeinst du nicht, dass du dem Allerhöchsten so lieb bist als diesem Manne seine Schäflein? Oder bist du nicht besser als viele Schafe? Ist denn nicht Christus Jesus dein Hirte? Hat er nicht sein Blut und Leben an dich gewagt? Geht’s denn nicht auch dich an, dass er sagt: Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen? (Joh. 10,28) Dieser Mann zählt seine Schafe; sollte mein Gott nicht seine gläubigen und auserwählten Kinder zählen und in Acht haben, zuvoraus, da mich sein liebster Sohn versichert, dass auch die Haare auf unserem Haupt gezählt sind? (Mt. 10,30.) Gesetzt, dass ich mich den Tag über verirrt und meinen Gedanken etwas unvorsichtig nachgewandelt hätte, mein getreuer Gott wird zu Abend bei der Einzahlung seiner Schäflein, wenn er meiner vermissen wird, mich in Gnaden wieder suchen und zurechtbringen. Herr Jesu, ich bin wie ein verirrt und verloren Schaf, suche deinen Knecht, denn ich vergesse deiner Gebote nicht. Christian Scriver 1671.
Wer wird in der Schrift der Mann nach Gottes Herzen genannt? David, der Hebräerkönig, war in Fehler genug gefallen, ja in Verbrechen schwerster Art; an Sünde mangelte es in seinem Leben wahrlich nicht. Drum rümpfen die Ungläubigen die Nase und fragen: "Ist das euer Mann nach Gottes Herzen?" Dieser Spott dünkt mich aber sehr oberflächlich. Was bedeuten Fehler, was all die äußeren Einzelheiten eines Lebens, wenn das Verborgene dieses Lebens, die Reue, die Versuchungen, der oft von Niederlagen durchbrochene und doch nimmer aufhörende Kampf dieses Lebens bei der Beurteilung desselben vergessen wird? Ich halte Davids Lebensgeschichte, wie sie uns in seinen Psalmen niedergeschrieben ist, für das getreueste Bild, das uns je von den sittlichen Fortschritten und dem Lebenskampf eines Menschen hienieden gegeben worden ist. Alle aufrichtigen Herzen werden darin stets das redliche Ringen eines aufrichtigen menschlichen Herzens nach dem Guten und Besten erkennen - einen Kampf mit vielen Niederlagen, manchem schweren Fall, dass es scheint, als läge der Kämpfer mit gänzlich zerbrochener Kraft für immer überwunden am Boden; und dennoch erhebt er sich stets wieder zu neuem Ringen mit Tränen, mit Buße, mit wahrhaft unbesiegbarem Heldentum. Thomas Carlyle † 1881.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Psalm 119
Homiletische Winke
V. 1. Wahre Glückseligkeit ist für uns darin zu finden, dass wir uns durch das Wort in Unsträflichkeit bewahren und an dem Wandel nach dem Worte unsere Lust haben.
Geistliche Wanderer werden in dem Psalm oft erwähnt, und in diesem ersten Verse werden uns solche beschrieben, deren Wandel vorbildlich ist. Betrachten wir 1) ihr Wesen: ohne Tadel. Dies sind sie a) in Christo: in ihm erfunden, in ihm vollkommen, in ihm angenehm gemacht, Phil. 3,9; Kol. 2,10; Eph. 1,6. b) Durch Christum: sein Geist, seine Wahrheit, seine Gnade sind in ihnen wirksam. – Betrachten wir 2) den Weg, den sie wandeln: sie wandeln im Gesetz des HErrn. Dieser Weg ist a) deutlich, ein gebahnter, gut erkennbarer, von jedem anderen Wege unterschiedener Weg; b) alt: es ist der uralte Weg Jer. 6,16. Die Heiligkeit ist älter als die Sünde, die Weisheit älter als die Torheit, das Leben älter als der Tod, die Freude älter als das Leid. c) Sicher: Christus hat ihn wieder gangbar gemacht. Abgesehen von seinem Werke kann niemand ihn sicher wandeln. Er hat Berge erniedrigt, Täler erhöht, krumme Pfade zu geraden und rauhe zu ebenen Wegen gemacht. Er hat den Löwen vertrieben. d) Schmal: Dieser Weg hat einen Zaun von Geboten auf der einen, von Verboten auf der andern Seite. Man gelangt auf ihn durch eine enge Pforte, die die Großen nötigt, wie Kinder zu werden und alles dahinten zu lassen.
– Betrachten wir 3) ihre Fortschritte: sie wandeln. Sie reden nicht nur fromm, sondern treten in die Fußtapfen Jesu. Sie folgen dem Erfüller des Gesetzes nach. Sie schreiten fort in der Anwendung seiner Gnadengaben, in der Ausübung seiner Tugenden, in der Erfüllung seiner Befehle und in dem Genusse seiner Huld. – Betrachten wir 4) ihre Glückseligkeit: Wohl dem. Sie genießen nimmer fehlenden Beistand, passende Gesellschaft und ermutigende Ausblicke auf dem Wege. W. Jackson 1882.
V. 2. Eine zwiefache Seligpreisung, ausgesprochen 1) über das Halten der Zeugnisse des HErrn, 2) über das Suchen des HErrn.
1) Das heilige Suchen. Man hat Gott gesucht unter den Bäumen, auf den Bergen, in den Planeten, den Fixsternwelten. Man hat ihn gesucht in seinem entstellten Ebenbilde, dem Menschen. Man hat ihn gesucht in den geheimnisvollen Bahnen der Weltgeschichte, der Menschen- und Völkergeschicke. Aber dieses Suchen ist oft nur einseitig von dem Verstande abgegangen oder nur durch vorübergehende Regungen des Gewissens erzwungen worden und hat darum nur wenig Licht gebracht, das zur Genüge weder das Herz erwärmen noch den Sinn erleuchten konnte. Man hat Gott auch gesucht in dem von dem Dichter unseres Psalms so hoch gepriesenen Worte, wenn es zu den von Rauch bedeckten, flammenden Gipfeln des Sinai führte. Dasselbe Wort führt aber weiter, unter die Ölbäume Gethsemanes, wo wir Zeugen werden eines geheimnisvollen Kampfes in blutigem Schweiß und Todesgrauen, und auf Golgatha, wo an der Richtstätte Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht worden sind. Hier erst beginnt so recht das heilige Suchen. 2) Die Art des rechten Suchens. Gott suchende Seelen könnten leicht irrtümlicherweise entmutigt werden, indem sie den Ausdruck »von ganzem Herzen« allzu buchstäblich deuten. Wir sagen unbedenklich, ein Strom fließe mit seiner ganzen Wassermasse dem Meere zu, wiewohl es kleine Seitenbuchten gibt, wo das Wasser sich zurückstaut; desgleichen, dass die Flut komme, obwohl die Wogen an der Brandung zurückschlagen; oder dass der Frühling im Anzug sei trotz April-Hagelschauern und beißender Märzluft. Der Ausdruck deutet auf Hingabe des Herzens, Zielbewusstheit und Anspannung der Kräfte hin. Niemand treibt dieses Suchen recht, wer nicht durch den Geist der Gnade dazu gebracht und darin wacker erhalten wird. 3) Das Glück, das sowohl schon in dem Streben selbst als auch besonders in dessen Erfolg für uns liegt. a) Glück, Seligkeit mitten in den Schmerzen der Reue. Wenn er uns den Riegel am Schloss auftut, so triefen seine Hände mit Myrrhe (Hohel. 5,5). Die aufgehende Sonne sendet zündende Strahlen auf die höchsten Spitzen. b) Glück in dem beseligenden Finden von Heil und Kindschaft. c) Glück in der beharrlichen Nachfolge. William Anderson 1882.
Wohl denen, die ihn von ganzem Herzen suchen. 1) Was suchen sie? Gott selber. Es gibt keinen Frieden für uns, bis wir ihn gefunden. 2) Wo suchen sie ihn? In seinen Zeugnissen. 3) Wie suchen sie ihn? Von ganzem Herzen. G. Rogers 1882.
Erinnern wir uns an sechs Stücke, die bei denen, die den HErrn recht suchen wollen, vorhanden sein müssen. Wir müssen ihn suchen: 1) in Christo, dem Mittler, Joh. 14,6; 2) in Wahrheit, Joh. 4,24; 3) mit 1855 Psalm 119 Heiligung des Lebens, 2.Tim. 2,19; Hebr. 12,14; 1.Joh. 3,3; 4) über alles und um seiner selbst willen;
5) bei dem Licht seines eigenen Wortes; 6) mit Eifer und Ausdauer, nimmer rastend, bis wir ihn finden, wie die Braut im Hohenliede (3,1-4). W. Cowper † 1619.
V. 2.4.5.8. Das Halten der Gebote Gottes: befohlen V. 4, als glückselig gepriesen V. 2, ersehnt und erbeten V. 5, beschlossen V. 8. C. A. Davis 1882.
V. 3. Die tun kein Übel: 1) vorsätzlich, 2) mit Lust, 3) beharrlich, 4) überhaupt nicht, wenn das Herz völlig Gott geweiht ist, da Christus in ihren Herzen wohnt durch den Glauben und er die Sünde austreibt. Adam Clarke † 1832.
Der Wandel mit Gott der beste Schutz gegen das Übeltun, oder: Wie Wachstum in der Gnade und Meiden des Bösen Hand in Hand gehen.
V. 4. 1) Beachte, wer der Gesetzgeber ist: nicht deinesgleichen, nicht einer, den man hintergehen kann, sondern der Allsehende, Allwissende, Allmächtige. 2) Er verlangt mit göttlicher Hoheit unsern vollen, eifrigen Gehorsam. 3) Gehorsam gegen seine Befehle verlangt er, nicht selbsterwählten Gottesdienst usw. Th. Manton † 1677.
Das Gebot über die Gebote. Nachdem Gott das Sittengesetz gegeben, setzt er ein Gebot hinzu, das die Art vorschreibt, wie es zu halten ist. 1) Gott ist also nicht gleichgültig dagegen, wie die Menschen sein Gesetz behandeln, ob sie es halten oder vernachlässigen oder ihm gar Hohn sprechen. 2) Auch wenn Gottes Befehle beobachtet werden, macht Gott doch scharfen Unterschied, in welcher Gesinnung sie gehalten werden, ob in knechtischem Zwang, ob nur stückweise, wählerisch, ob nachlässig oder fleißig. 3) Nur die letztgenannte Art des Gehorsams entspricht Gottes Anforderung. Fleißig, das bedeutet einen Gehorsam, der darauf bedacht ist, festzustellen, was Gottes Wille ist, der bereit ist, ihn sofort zu erfüllen, der keine Vorbehalte macht, sondern einen Eifer entwickelt, der aus der Liebe kommt (vergl. V. 47.97.113). 4) Fragen wir uns denn, ob unser Gehorsam diesem Maßstabe entspricht. C. A. Davis 1882.
Unser Gehorsam muss eifrig, sorgfältig und ausdauernd sein; sonst wird er nicht aufrichtig und nicht gleichmäßig sein und die Schwierigkeiten nicht überwinden.
Wie wir gehorchen sollen: fleißig. 1) Nicht teilweise, sondern völlig; 2) nicht zweifelnd, sondern zuversichtlich; 3) nicht widerstrebend, sondern willig; 4) nicht kalt, sondern eifrig; 5) nicht hie und da einmal, stoßweise, sondern regelmäßig. W. Jackson 1882.
V. 4.5.6. 1) Willige Anerkennung der Pflicht (V. 4). 2) Inbrünstiges Verlangen, sie zu erfüllen (V. 5).
3) Eine glückliche Folge (V. 6). W. Durban 1882.
V. 5. Der heiße Gebetswunsch des Psalmisten, angeregt 1) durch die vorhergehenden Seligpreisungen,
2) durch das Bewusstsein der Schwächen des eigenen Wollens und Vollbringens, 3) durch die Liebe zum HErrn.
Die Sehnsucht, die Rechte des HErrn mit ganzem Ernst zu halten. 1) Das ist ein edles Streben. Es gibt nichts Größeres als dies Verlangen, außer dem Halten selbst. 2) Es ist ein geistliches Streben. Es kommt nicht aus unserer fleischlichen Natur, sondern aus dem erneuerten Herzen. 3) Es ist ein Streben nach Erreichbarem. Der Mensch wünscht sich oft Unmögliches, diesen Wunsch aber können wir erlangen durch Gottes Gnade. 4) Es ist ein inbrünstiges Verlangen, wenigstens bei dem Psalmisten; möge es das auch bei uns sein. 5) Es ist ein wirkungsvolles Streben, das nicht in Seufzern verfliegt. Es ist ein mächtiger Trieb, durch die Gnade Gottes uns eingepflanzt, der uns nicht rasten lässt, bis wir das Ziel, die vollkommene Heiligung, erreicht haben. W. Jackson 1882.
V. 6. Heiliger Freimut eine Frucht des völligen Gehorsams.
Ein stich- und hiebfester Harnisch. I. Völliger Gehorsam würde uns eine unbeschämbare Zuversicht geben 1) gegenüber den Urteilen der Welt,. 2) vor dem Richtstuhl des eigenen Gewissens, 3) am Gnadenthron, 4) im Blick auf das Jüngste Gericht. II. Aber unser Gehorsam ist von ferne nicht vollkommen; darum stehen wir offen 1) den Wurfspeeren der Welt, 2) den Stichen des Gewissens;
3) darum wird auch unser Gebet oft gelähmt, und 4), wir können damit nicht bestehen vor dem Richterstuhl Gottes. III. Darum lasst uns durch den Glauben uns bergen in dem vollkommenen Gehorsam Christi. Dieser ist unsere Antwort auf die Tadelsucht der Welt. Wir sind nicht fehlerlos, und unsere ganze Hoffnung der Seligkeit ruht nicht auf uns, sondern einzig auf Christo. Seine Gerechtigkeit ist 1) der Balsam für das verwundete Gewissen, 2) unser mächtiger Stützgrund beim Gebet, 3) unsere triumphierende Rechtfertigung am Jüngsten Tage. C. A. Davis 1882. Psalm 119 1856 Thema: Die rechte Selbstachtung ist abhängig von der Achtung vor einem Größeren, als wir selber sind. W. Durban 1882.
V. 7. Ich will dich mit rechtem Herzen preisen. (Grundt.) 1) Ein Meister heiliger Musik. 2) Der Gegenstand seines Sanges. 3) Sein Instrument (das Herz). 4) Dies Instrument gestimmt (mit rechtem Herzen). 5) Die Akademie, auf der er solche Kunst gelernt hat (die Rechte deiner Gerechtigkeit). W. Durban 1882.
Lernen und Lobpreisen. 1) Zwei geistliche Übungen. Allerdings kann man bei beiden auch fleischlich, sinnlich sein; in diesem Falle jedoch richten sich beide auf die gerechten Ratschlüsse, Taten und Führungen des HErrn. 2) Zwei geziemende Übungen. Was kann für uns angemessener sein, als von Gott zu lernen und ihn zu loben? 3) Zwei nützliche Übungen. Sie gewähren über Erwarten viel Vergnügen und Vorteil. Herz, Kopf und Leben haben davon Gewinn. 4) Zwei einander unterstützende Übungen. Bei der einen verhalten wir uns empfangend, bei der anderen gebend. Durch die eine werden wir angespornt und ausgerüstet für die andere. Wie wundersam wird aus der Lektion ein Lied, aus dem Schüler ein Sänger! W. Jackson 1882.
V. 8. 1) Ein hoffnungsvoller Entschluss fürs Leben. 2) Eine schreckliche Befürchtung. 3) Eine Reihe von Erwägungen, durch welche diese Furcht beseitigt wird.
I. Der Entschluss: Deine Rechte will ich halten. II. Die Bitte: Verlass mich nimmermehr (wörtl.: nicht völlig). Sie zeugt 1) von kindlicher Unterwürfigkeit (Ich verdiente es wohl manchmal, dass du mich verließest); 2) von kindlichem Vertrauen (»nicht völlig«). III. Der Zusammenhang zwischen beiden. Gehorsam ohne Gebet und Gebet ohne Gehorsam sind beide gleich unnütz. Um vorwärts zu kommen, muss man beide Ruder gebrauchen. Gott hat nichts übrig für bettelnde Müßiggänger, die nicht arbeiten wollen, solange sie noch etwas durchs Betteln erlangen können. G. Rogers 1882.
Verlass mich nicht völlig. (Grundt.) I. Die angsterfüllte Bitte. 1) Gott hat unumschränkte Macht, mit seinen Geschöpfen zu tun, was er will. Aber seine souveräne Freiheit ist nicht Willkür und Launenhaftigkeit; am besten umschreiben wir sie vielleicht als geheimnisvoll waltende königliche Liebe. Wir erkennen sie jetzt noch nicht; aber sie wird völlig gerechtfertigt erscheinen, wenn sie uns ihre Rätsel einst enthüllt. 2) Es gibt ein stellvertretendes Verlassenwerden. 3) Es gibt ein Verlassenwerden um der Sünde willen. David, Jona, Petrus, die meisten Gemeinden der sieben Sendschreiben, das Volk Israel sind davon Beispiele. Um aber zu wissen, was völliges Verlassenwerden bedeutet, müssen wir in die Hölle gehen. In der Tat betet der Psalmist, und manches Kind Gottes nach ihm, zitternd und bebend wie am Rande des Höllenabgrundes. Er klagt wie ein Wanderer, der in endlosem Walde verirrt und von wilden Tieren umgeben über das Schwinden der Abenddämmerung seufzt. Er gleicht einem Schiffbrüchigen auf notdürftig gezimmerten Floß, der das Schiff, das anzuhalten er sich heiser geschrien, am Horizonte verschwinden sieht. II. Die Wahrheit, die dieser Bitte zu Grunde liegt: die Treue Gottes. Wo Gott sich eine Wohnstätte erwählt hat, da bleibt er. Er könnte uns völlig nur verlassen, weil er sich in uns getäuscht hätte. Er könnte uns völlig nur verlassen, weil er zu Schanden geworden. Beide Gedanken wären lästerlich. O du, der du noch nie irgendeinen, der auf dich vertraute, völlig verlassen hast, lass mich nicht die einzige Ausnahme werden! III. Die Gewissheit der Erhörung. Sie steht geschichtlich fest. Der einzelne Gläubige und die Gemeine des HErrn sind noch immer errettet worden. Wohl mag die Hilfe verziehen, wohl mag es erst um den Abend licht werden, wie bei manchen schwer geprüften Gotteskindern, oder mag das Licht erst am Morgen der Ewigkeit wieder aufgehen, aber kommen muss es (wie bei dem geistlichen Dichter William Cowper, der siebenunddreißig Jahre lang bis zu seinem Heimgang im Jahre 1800 durch Schwermut und Geisteskrankheit viel bedrückt war; sein Antlitz trug im Tode den Ausdruck seligster Überraschung). W. Anderson 1882.
V. 9. 1) Des Jünglings Frage. 2) Des Weisen Antwort.
Das Wort Gottes hilft dem Jüngling, seinen Wes unsträflich zu gehen, indem es 1) ihm die Gefahren seines Lebensweges zeigt, 2) ihm ein untrügliches Heilmittel darbietet für die Gefahren, die in seiner eigenen Natur liegen, und 3) ihm ein Wegweiser ist für alle die Pfade der Pflicht, zu denen er berufen werden mag. So ist denn die Bibel recht ein Buch für junge Leute. D. Wilson 1828.
Wir finden in dem Worte Gottes 1) Licht über die Irrwege und den rechten Weg, 2) Kraft, jene zu meiden und diesen zu gehen, 3) Ermutigung und Freude auf dem Wege.
Ein Wort an die Jugend. I. Jünglinge sind in besonderer Gefahr, ihren Weg zu beflecken 1) wegen ihrer 1857 Psalm 119 starken Triebe und Neigungen, 2) wegen der Unreife ihres Urteils, 3) wegen ihrer Unerfahrenheit,
4) wegen ihrer Geneigtheit, eine hohe Meinung von sich selbst zu hegen, 5) weil sie sich leicht von andern, z. B. von leichtfertigen Genossen, beeinflussen lassen, 6) wegen ihrer allgemeinen Flüchtigkeit und Unbedachtsamkeit. II. Die Selbstzucht, die ein Jüngling ausüben sollte, um seinen Weg unsträflich zu gehen. Er muss sich hüten 1) vor seinen bösen Neigungen, 2) vor den Gefahren des Umgangs, 3) vor den Gefahren, die in seinem Streben liegen, 4) vor den unbedachten Folgen, die sein Tun haben kann. III. Der unfehlbare Führer, mit dessen Hilfe er sich bewahren kann. Er soll sein Tun regeln 1) nach den Vorschriften des Wortes Gottes, 2) nach den Vorbildern, die es ihm vorführt, 3) nach den Beweggründen, die die Schrift ihm empfiehlt, 4) unter Beachtung der Warnungen und 5) der lockenden Verheißungen des Wortes Gottes. C.A. Davis 1882.
V. 9-16. Die Lebensregeln des Psalmisten zur Erreichung eines unsträflichen Wandels (V. 9), abgeleitet aus seiner eigenen Erfahrung: 1) Suche Gott von ganzem Herzen, V. 10a. 2) Werde dir deiner Mängel aufrichtig bewusst, V. 10b. 3) Birg in deinem Herzen alles, was Gott sagt, V. 11a, und wende es aufs Leben an, V. 11b. 4) Preise Gott anbetend für alles, was er gegeben, V. 12a. 5) Bitte um mehr,
V. 12b. 6) Sei bereit, seine Erkenntnis anderen mitzuteilen, V. 13. 7) Lass diese Erkenntnis an deinem eigenen Herzen die rechte Wirkung haben, V. 14. 8) Forsche viel in Gottes Wort und sinne tief darüber nach, V. 15. Wie unverdaute Speise den Körper nicht nährt, so stärkt auch das Wort Gottes die Seele nicht recht, wenn es nicht ernstlich erwogen und ins Herz aufgenommen wird. 9) Hast du diese Weise angenommen, so beharre dabei – vergiss der Worte des HErrn nicht, sondern lass sie allezeit deine Lust sein, V. 16, so wird dein Lebensglück besiegelt sein, denn Heiligkeit ist Freude. Adam Clarke † 1832.
V. 1. Wahre Glückseligkeit ist für uns darin zu finden, dass wir uns durch das Wort in Unsträflichkeit bewahren und an dem Wandel nach dem Worte unsere Lust haben.
Geistliche Wanderer werden in dem Psalm oft erwähnt, und in diesem ersten Verse werden uns solche beschrieben, deren Wandel vorbildlich ist. Betrachten wir 1) ihr Wesen: ohne Tadel. Dies sind sie a) in Christo: in ihm erfunden, in ihm vollkommen, in ihm angenehm gemacht, Phil. 3,9; Kol. 2,10; Eph. 1,6. b) Durch Christum: sein Geist, seine Wahrheit, seine Gnade sind in ihnen wirksam. – Betrachten wir 2) den Weg, den sie wandeln: sie wandeln im Gesetz des HErrn. Dieser Weg ist a) deutlich, ein gebahnter, gut erkennbarer, von jedem anderen Wege unterschiedener Weg; b) alt: es ist der uralte Weg Jer. 6,16. Die Heiligkeit ist älter als die Sünde, die Weisheit älter als die Torheit, das Leben älter als der Tod, die Freude älter als das Leid. c) Sicher: Christus hat ihn wieder gangbar gemacht. Abgesehen von seinem Werke kann niemand ihn sicher wandeln. Er hat Berge erniedrigt, Täler erhöht, krumme Pfade zu geraden und rauhe zu ebenen Wegen gemacht. Er hat den Löwen vertrieben. d) Schmal: Dieser Weg hat einen Zaun von Geboten auf der einen, von Verboten auf der andern Seite. Man gelangt auf ihn durch eine enge Pforte, die die Großen nötigt, wie Kinder zu werden und alles dahinten zu lassen.
– Betrachten wir 3) ihre Fortschritte: sie wandeln. Sie reden nicht nur fromm, sondern treten in die Fußtapfen Jesu. Sie folgen dem Erfüller des Gesetzes nach. Sie schreiten fort in der Anwendung seiner Gnadengaben, in der Ausübung seiner Tugenden, in der Erfüllung seiner Befehle und in dem Genusse seiner Huld. – Betrachten wir 4) ihre Glückseligkeit: Wohl dem. Sie genießen nimmer fehlenden Beistand, passende Gesellschaft und ermutigende Ausblicke auf dem Wege. W. Jackson 1882.
V. 2. Eine zwiefache Seligpreisung, ausgesprochen 1) über das Halten der Zeugnisse des HErrn, 2) über das Suchen des HErrn.
1) Das heilige Suchen. Man hat Gott gesucht unter den Bäumen, auf den Bergen, in den Planeten, den Fixsternwelten. Man hat ihn gesucht in seinem entstellten Ebenbilde, dem Menschen. Man hat ihn gesucht in den geheimnisvollen Bahnen der Weltgeschichte, der Menschen- und Völkergeschicke. Aber dieses Suchen ist oft nur einseitig von dem Verstande abgegangen oder nur durch vorübergehende Regungen des Gewissens erzwungen worden und hat darum nur wenig Licht gebracht, das zur Genüge weder das Herz erwärmen noch den Sinn erleuchten konnte. Man hat Gott auch gesucht in dem von dem Dichter unseres Psalms so hoch gepriesenen Worte, wenn es zu den von Rauch bedeckten, flammenden Gipfeln des Sinai führte. Dasselbe Wort führt aber weiter, unter die Ölbäume Gethsemanes, wo wir Zeugen werden eines geheimnisvollen Kampfes in blutigem Schweiß und Todesgrauen, und auf Golgatha, wo an der Richtstätte Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht worden sind. Hier erst beginnt so recht das heilige Suchen. 2) Die Art des rechten Suchens. Gott suchende Seelen könnten leicht irrtümlicherweise entmutigt werden, indem sie den Ausdruck »von ganzem Herzen« allzu buchstäblich deuten. Wir sagen unbedenklich, ein Strom fließe mit seiner ganzen Wassermasse dem Meere zu, wiewohl es kleine Seitenbuchten gibt, wo das Wasser sich zurückstaut; desgleichen, dass die Flut komme, obwohl die Wogen an der Brandung zurückschlagen; oder dass der Frühling im Anzug sei trotz April-Hagelschauern und beißender Märzluft. Der Ausdruck deutet auf Hingabe des Herzens, Zielbewusstheit und Anspannung der Kräfte hin. Niemand treibt dieses Suchen recht, wer nicht durch den Geist der Gnade dazu gebracht und darin wacker erhalten wird. 3) Das Glück, das sowohl schon in dem Streben selbst als auch besonders in dessen Erfolg für uns liegt. a) Glück, Seligkeit mitten in den Schmerzen der Reue. Wenn er uns den Riegel am Schloss auftut, so triefen seine Hände mit Myrrhe (Hohel. 5,5). Die aufgehende Sonne sendet zündende Strahlen auf die höchsten Spitzen. b) Glück in dem beseligenden Finden von Heil und Kindschaft. c) Glück in der beharrlichen Nachfolge. William Anderson 1882.
Wohl denen, die ihn von ganzem Herzen suchen. 1) Was suchen sie? Gott selber. Es gibt keinen Frieden für uns, bis wir ihn gefunden. 2) Wo suchen sie ihn? In seinen Zeugnissen. 3) Wie suchen sie ihn? Von ganzem Herzen. G. Rogers 1882.
Erinnern wir uns an sechs Stücke, die bei denen, die den HErrn recht suchen wollen, vorhanden sein müssen. Wir müssen ihn suchen: 1) in Christo, dem Mittler, Joh. 14,6; 2) in Wahrheit, Joh. 4,24; 3) mit 1855 Psalm 119 Heiligung des Lebens, 2.Tim. 2,19; Hebr. 12,14; 1.Joh. 3,3; 4) über alles und um seiner selbst willen;
5) bei dem Licht seines eigenen Wortes; 6) mit Eifer und Ausdauer, nimmer rastend, bis wir ihn finden, wie die Braut im Hohenliede (3,1-4). W. Cowper † 1619.
V. 2.4.5.8. Das Halten der Gebote Gottes: befohlen V. 4, als glückselig gepriesen V. 2, ersehnt und erbeten V. 5, beschlossen V. 8. C. A. Davis 1882.
V. 3. Die tun kein Übel: 1) vorsätzlich, 2) mit Lust, 3) beharrlich, 4) überhaupt nicht, wenn das Herz völlig Gott geweiht ist, da Christus in ihren Herzen wohnt durch den Glauben und er die Sünde austreibt. Adam Clarke † 1832.
Der Wandel mit Gott der beste Schutz gegen das Übeltun, oder: Wie Wachstum in der Gnade und Meiden des Bösen Hand in Hand gehen.
V. 4. 1) Beachte, wer der Gesetzgeber ist: nicht deinesgleichen, nicht einer, den man hintergehen kann, sondern der Allsehende, Allwissende, Allmächtige. 2) Er verlangt mit göttlicher Hoheit unsern vollen, eifrigen Gehorsam. 3) Gehorsam gegen seine Befehle verlangt er, nicht selbsterwählten Gottesdienst usw. Th. Manton † 1677.
Das Gebot über die Gebote. Nachdem Gott das Sittengesetz gegeben, setzt er ein Gebot hinzu, das die Art vorschreibt, wie es zu halten ist. 1) Gott ist also nicht gleichgültig dagegen, wie die Menschen sein Gesetz behandeln, ob sie es halten oder vernachlässigen oder ihm gar Hohn sprechen. 2) Auch wenn Gottes Befehle beobachtet werden, macht Gott doch scharfen Unterschied, in welcher Gesinnung sie gehalten werden, ob in knechtischem Zwang, ob nur stückweise, wählerisch, ob nachlässig oder fleißig. 3) Nur die letztgenannte Art des Gehorsams entspricht Gottes Anforderung. Fleißig, das bedeutet einen Gehorsam, der darauf bedacht ist, festzustellen, was Gottes Wille ist, der bereit ist, ihn sofort zu erfüllen, der keine Vorbehalte macht, sondern einen Eifer entwickelt, der aus der Liebe kommt (vergl. V. 47.97.113). 4) Fragen wir uns denn, ob unser Gehorsam diesem Maßstabe entspricht. C. A. Davis 1882.
Unser Gehorsam muss eifrig, sorgfältig und ausdauernd sein; sonst wird er nicht aufrichtig und nicht gleichmäßig sein und die Schwierigkeiten nicht überwinden.
Wie wir gehorchen sollen: fleißig. 1) Nicht teilweise, sondern völlig; 2) nicht zweifelnd, sondern zuversichtlich; 3) nicht widerstrebend, sondern willig; 4) nicht kalt, sondern eifrig; 5) nicht hie und da einmal, stoßweise, sondern regelmäßig. W. Jackson 1882.
V. 4.5.6. 1) Willige Anerkennung der Pflicht (V. 4). 2) Inbrünstiges Verlangen, sie zu erfüllen (V. 5).
3) Eine glückliche Folge (V. 6). W. Durban 1882.
V. 5. Der heiße Gebetswunsch des Psalmisten, angeregt 1) durch die vorhergehenden Seligpreisungen,
2) durch das Bewusstsein der Schwächen des eigenen Wollens und Vollbringens, 3) durch die Liebe zum HErrn.
Die Sehnsucht, die Rechte des HErrn mit ganzem Ernst zu halten. 1) Das ist ein edles Streben. Es gibt nichts Größeres als dies Verlangen, außer dem Halten selbst. 2) Es ist ein geistliches Streben. Es kommt nicht aus unserer fleischlichen Natur, sondern aus dem erneuerten Herzen. 3) Es ist ein Streben nach Erreichbarem. Der Mensch wünscht sich oft Unmögliches, diesen Wunsch aber können wir erlangen durch Gottes Gnade. 4) Es ist ein inbrünstiges Verlangen, wenigstens bei dem Psalmisten; möge es das auch bei uns sein. 5) Es ist ein wirkungsvolles Streben, das nicht in Seufzern verfliegt. Es ist ein mächtiger Trieb, durch die Gnade Gottes uns eingepflanzt, der uns nicht rasten lässt, bis wir das Ziel, die vollkommene Heiligung, erreicht haben. W. Jackson 1882.
V. 6. Heiliger Freimut eine Frucht des völligen Gehorsams.
Ein stich- und hiebfester Harnisch. I. Völliger Gehorsam würde uns eine unbeschämbare Zuversicht geben 1) gegenüber den Urteilen der Welt,. 2) vor dem Richtstuhl des eigenen Gewissens, 3) am Gnadenthron, 4) im Blick auf das Jüngste Gericht. II. Aber unser Gehorsam ist von ferne nicht vollkommen; darum stehen wir offen 1) den Wurfspeeren der Welt, 2) den Stichen des Gewissens;
3) darum wird auch unser Gebet oft gelähmt, und 4), wir können damit nicht bestehen vor dem Richterstuhl Gottes. III. Darum lasst uns durch den Glauben uns bergen in dem vollkommenen Gehorsam Christi. Dieser ist unsere Antwort auf die Tadelsucht der Welt. Wir sind nicht fehlerlos, und unsere ganze Hoffnung der Seligkeit ruht nicht auf uns, sondern einzig auf Christo. Seine Gerechtigkeit ist 1) der Balsam für das verwundete Gewissen, 2) unser mächtiger Stützgrund beim Gebet, 3) unsere triumphierende Rechtfertigung am Jüngsten Tage. C. A. Davis 1882. Psalm 119 1856 Thema: Die rechte Selbstachtung ist abhängig von der Achtung vor einem Größeren, als wir selber sind. W. Durban 1882.
V. 7. Ich will dich mit rechtem Herzen preisen. (Grundt.) 1) Ein Meister heiliger Musik. 2) Der Gegenstand seines Sanges. 3) Sein Instrument (das Herz). 4) Dies Instrument gestimmt (mit rechtem Herzen). 5) Die Akademie, auf der er solche Kunst gelernt hat (die Rechte deiner Gerechtigkeit). W. Durban 1882.
Lernen und Lobpreisen. 1) Zwei geistliche Übungen. Allerdings kann man bei beiden auch fleischlich, sinnlich sein; in diesem Falle jedoch richten sich beide auf die gerechten Ratschlüsse, Taten und Führungen des HErrn. 2) Zwei geziemende Übungen. Was kann für uns angemessener sein, als von Gott zu lernen und ihn zu loben? 3) Zwei nützliche Übungen. Sie gewähren über Erwarten viel Vergnügen und Vorteil. Herz, Kopf und Leben haben davon Gewinn. 4) Zwei einander unterstützende Übungen. Bei der einen verhalten wir uns empfangend, bei der anderen gebend. Durch die eine werden wir angespornt und ausgerüstet für die andere. Wie wundersam wird aus der Lektion ein Lied, aus dem Schüler ein Sänger! W. Jackson 1882.
V. 8. 1) Ein hoffnungsvoller Entschluss fürs Leben. 2) Eine schreckliche Befürchtung. 3) Eine Reihe von Erwägungen, durch welche diese Furcht beseitigt wird.
I. Der Entschluss: Deine Rechte will ich halten. II. Die Bitte: Verlass mich nimmermehr (wörtl.: nicht völlig). Sie zeugt 1) von kindlicher Unterwürfigkeit (Ich verdiente es wohl manchmal, dass du mich verließest); 2) von kindlichem Vertrauen (»nicht völlig«). III. Der Zusammenhang zwischen beiden. Gehorsam ohne Gebet und Gebet ohne Gehorsam sind beide gleich unnütz. Um vorwärts zu kommen, muss man beide Ruder gebrauchen. Gott hat nichts übrig für bettelnde Müßiggänger, die nicht arbeiten wollen, solange sie noch etwas durchs Betteln erlangen können. G. Rogers 1882.
Verlass mich nicht völlig. (Grundt.) I. Die angsterfüllte Bitte. 1) Gott hat unumschränkte Macht, mit seinen Geschöpfen zu tun, was er will. Aber seine souveräne Freiheit ist nicht Willkür und Launenhaftigkeit; am besten umschreiben wir sie vielleicht als geheimnisvoll waltende königliche Liebe. Wir erkennen sie jetzt noch nicht; aber sie wird völlig gerechtfertigt erscheinen, wenn sie uns ihre Rätsel einst enthüllt. 2) Es gibt ein stellvertretendes Verlassenwerden. 3) Es gibt ein Verlassenwerden um der Sünde willen. David, Jona, Petrus, die meisten Gemeinden der sieben Sendschreiben, das Volk Israel sind davon Beispiele. Um aber zu wissen, was völliges Verlassenwerden bedeutet, müssen wir in die Hölle gehen. In der Tat betet der Psalmist, und manches Kind Gottes nach ihm, zitternd und bebend wie am Rande des Höllenabgrundes. Er klagt wie ein Wanderer, der in endlosem Walde verirrt und von wilden Tieren umgeben über das Schwinden der Abenddämmerung seufzt. Er gleicht einem Schiffbrüchigen auf notdürftig gezimmerten Floß, der das Schiff, das anzuhalten er sich heiser geschrien, am Horizonte verschwinden sieht. II. Die Wahrheit, die dieser Bitte zu Grunde liegt: die Treue Gottes. Wo Gott sich eine Wohnstätte erwählt hat, da bleibt er. Er könnte uns völlig nur verlassen, weil er sich in uns getäuscht hätte. Er könnte uns völlig nur verlassen, weil er zu Schanden geworden. Beide Gedanken wären lästerlich. O du, der du noch nie irgendeinen, der auf dich vertraute, völlig verlassen hast, lass mich nicht die einzige Ausnahme werden! III. Die Gewissheit der Erhörung. Sie steht geschichtlich fest. Der einzelne Gläubige und die Gemeine des HErrn sind noch immer errettet worden. Wohl mag die Hilfe verziehen, wohl mag es erst um den Abend licht werden, wie bei manchen schwer geprüften Gotteskindern, oder mag das Licht erst am Morgen der Ewigkeit wieder aufgehen, aber kommen muss es (wie bei dem geistlichen Dichter William Cowper, der siebenunddreißig Jahre lang bis zu seinem Heimgang im Jahre 1800 durch Schwermut und Geisteskrankheit viel bedrückt war; sein Antlitz trug im Tode den Ausdruck seligster Überraschung). W. Anderson 1882.
V. 9. 1) Des Jünglings Frage. 2) Des Weisen Antwort.
Das Wort Gottes hilft dem Jüngling, seinen Wes unsträflich zu gehen, indem es 1) ihm die Gefahren seines Lebensweges zeigt, 2) ihm ein untrügliches Heilmittel darbietet für die Gefahren, die in seiner eigenen Natur liegen, und 3) ihm ein Wegweiser ist für alle die Pfade der Pflicht, zu denen er berufen werden mag. So ist denn die Bibel recht ein Buch für junge Leute. D. Wilson 1828.
Wir finden in dem Worte Gottes 1) Licht über die Irrwege und den rechten Weg, 2) Kraft, jene zu meiden und diesen zu gehen, 3) Ermutigung und Freude auf dem Wege.
Ein Wort an die Jugend. I. Jünglinge sind in besonderer Gefahr, ihren Weg zu beflecken 1) wegen ihrer 1857 Psalm 119 starken Triebe und Neigungen, 2) wegen der Unreife ihres Urteils, 3) wegen ihrer Unerfahrenheit,
4) wegen ihrer Geneigtheit, eine hohe Meinung von sich selbst zu hegen, 5) weil sie sich leicht von andern, z. B. von leichtfertigen Genossen, beeinflussen lassen, 6) wegen ihrer allgemeinen Flüchtigkeit und Unbedachtsamkeit. II. Die Selbstzucht, die ein Jüngling ausüben sollte, um seinen Weg unsträflich zu gehen. Er muss sich hüten 1) vor seinen bösen Neigungen, 2) vor den Gefahren des Umgangs, 3) vor den Gefahren, die in seinem Streben liegen, 4) vor den unbedachten Folgen, die sein Tun haben kann. III. Der unfehlbare Führer, mit dessen Hilfe er sich bewahren kann. Er soll sein Tun regeln 1) nach den Vorschriften des Wortes Gottes, 2) nach den Vorbildern, die es ihm vorführt, 3) nach den Beweggründen, die die Schrift ihm empfiehlt, 4) unter Beachtung der Warnungen und 5) der lockenden Verheißungen des Wortes Gottes. C.A. Davis 1882.
V. 9-16. Die Lebensregeln des Psalmisten zur Erreichung eines unsträflichen Wandels (V. 9), abgeleitet aus seiner eigenen Erfahrung: 1) Suche Gott von ganzem Herzen, V. 10a. 2) Werde dir deiner Mängel aufrichtig bewusst, V. 10b. 3) Birg in deinem Herzen alles, was Gott sagt, V. 11a, und wende es aufs Leben an, V. 11b. 4) Preise Gott anbetend für alles, was er gegeben, V. 12a. 5) Bitte um mehr,
V. 12b. 6) Sei bereit, seine Erkenntnis anderen mitzuteilen, V. 13. 7) Lass diese Erkenntnis an deinem eigenen Herzen die rechte Wirkung haben, V. 14. 8) Forsche viel in Gottes Wort und sinne tief darüber nach, V. 15. Wie unverdaute Speise den Körper nicht nährt, so stärkt auch das Wort Gottes die Seele nicht recht, wenn es nicht ernstlich erwogen und ins Herz aufgenommen wird. 9) Hast du diese Weise angenommen, so beharre dabei – vergiss der Worte des HErrn nicht, sondern lass sie allezeit deine Lust sein, V. 16, so wird dein Lebensglück besiegelt sein, denn Heiligkeit ist Freude. Adam Clarke † 1832.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Psalm 119
Homiletische Winke
V. 10. Die zwei großen Anliegen des Gläubigen. 1) Was er zu finden bemüht ist: Ich suche dich von ganzem Herzen. 2) Was er zu verlieren fürchtet: den Weg der Gebote Gottes. W. Durban 1882. Aufrichtigkeit kein Grund zum Selbstvertrauen. 1) Der Gläubige soll sich dessen bewusst sein, dass er Gott von ganzem Herzen sucht. 2) Aber dies Bewusstsein der Aufrichtigkeit rechtfertigt nicht Selbstgenügsamkeit, sondern 3) auch der aufrichtigste und ernsteste Christ muss sich ganz an die Gnade halten, um vor dem Abirren bewahrt zu werden. C. A. Davis 1882.
Das Suchen Gottes. I. Wie der Psalmist Gott suchte. 1) Er suchte ihn mit dem Herzen. Nur das Herz kann Gott finden. Das Auge lässt uns im Stich. Die wissenschaftliche Methode führt nicht zum Ziel. Aller Verstand versagt. Nur Liebe und Glaube sind erfolgreich. Die Liebe sieht viel, wo alle andern Fähigkeiten nichts wahrnehmen. Der Glaube hat stets Glück im Entdecken, und nirgends in so reichem Maße, als wenn er Gott selber findet. 2) Er suchte Gott von ganzem Herzen. a) Mit halbem Herzen findet man selten etwas, das des Besitzens wert ist. b) Halbherzigkeit ist ein Zeichen von Geringschätzung Gottes. c) Gott offenbart sich keinem, der ihn nur mit halbem Herzen sucht. Das hieße ja der Gleichgültigkeit den höchsten Preis gewähren. II. Das Gebet des Gott suchenden Psalmisten: Lass mich nicht irren von deinen Geboten. 1) Gottes Gebote führen uns alsbald in seine Gegenwart. Jedes der Zehn Gebote führt uns weg von Welt und Sünde in jene heilige Abgeschiedenheit, in der Gott wohnt. So ist es aber mit allen Geboten der Schrift. 2) Die Aufrichtigkeit der Gott suchenden Seele, die sich in dieser Bitte ausspricht, gilt an sich schon bei Gott als Rechtsgrund, dass er sich wird von uns finden lassen. Gott, der es überhaupt liebt, dass wir kühn und dringend bitten, wird solch dringendes Flehen nicht weniger lieben, wenn es sich dabei darum handelt, dass wir ihn selbst von ganzem Herzen suchen. Wer aber Gott von ganzem Herzen sucht, der darf mit besonderer Zuversicht bitten: Lass mich nicht abirren von deinen Geboten. F. G. Marchant 1882.
V. 11. 1) Das beste Ding, 2) am besten Ort, 3) zum besten Zweck.
V. 12. Der Psalmist 1) rühmt Gott anbetend und 2) erbittet eine große Gnade von Gott. Matth. Henry † 1714.
Das Verlangen nach göttlicher Unterweisung erweckt durch die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes.
1) Was für Grund haben wir, Gott anbetend zu preisen? 2) Wie können wir Gottes herrlichen Vollkommenheiten ähnlich werden? Welche Bitte legt sich uns dadurch aufs Herz? C. A. Davis 1882.
V. 12b. 1) Wie lehrt uns Gott? a) Auf die von ihm verordneten Weisen durch den Dienst von Menschen (Bibel, Eltern, Lehrer, Prediger usw.). b) Innerlich durch die Erleuchtung und all das Wirken seines Geistes. 2) Wie notwendig es ist, dass Gott uns lehre. 3) Wie segensreich solch göttliches Lehren ist. Th. Manton † 1677. Psalm 119
1858
V. 13. Die trefflichste Anwendung der Gabe des Sprechens. 1) Ein köstlicher Gegenstand.
2) Unerschöpflicher Stoff. 3) Ein Gesprächsthema, das den Menschen nützlich ist und 4) Gott verherrlicht.
V. 14. Praktisches Christentum, im rechten Sinn des Wortes, eine Quelle von Lebensgenuss, die davon mehr als aller Reichtum gewährt. Es gibt dem Menschen Freiheit von Gram und Sorge, macht ihn unabhängig von andern, befreit ihn von dem Bedürfnis nach Einfluss und vielem anderen, was man gewöhnlich als Vorzüge des Reichtums ansieht.
1) Wessen sich der Psalmist freut: nicht nur der Zeugnisse des HErrn an sich, sondern auch des Weges, den diese Zeugnisse gebieten. 2) Warum er sich dessen freut: a) um des Friedens willen, den sein Herz da findet; b) um der Bewahrung willen, die ihm bei seinem Wandeln auf diesem Wege zuteil wird; c) um des Zieles willen, zu dem dieser Weg ihn immer näher bringt. 3) Wie groß seine Freude ist: als über allerlei Reichtum.
Der Reichtum und Gottes Wort, gegeneinander abgewogen. Alles, wozu der Reichtum gut ist, dazu dienen uns auch Gottes Zeugnisse, auf einer höheren Stufe. 1) Die Menschen begehren den Reichtum, um dadurch die Bedürfnisse des Lebens zu haben; Gottes Zeugnisse aber gewähren das, was die Seele am Leben erhält. 2) Die Menschen trachten nach Reichtum, weil sie sich davon Freude versprechen; Gottes Zeugnisse aber führen uns zu den höchsten Freuden. 3) Der Reichtum erscheint begehrenswert als Mittel, um Bildung und Vervollkommnung aller Art zu erlangen; Gottes Zeugnisse aber gewähren die beste und höchste Erziehung. 4) Mancher möchte gerne reich sein, um, wie er sagt, viel Gutes stiften zu können; Gottes Zeugnisse aber befähigen uns, das höchste Gute zu wirken. C. A. Davis 1882.
V. 15. (Grundt.) Beschauliches Sinnen und tätiges Wirken. Ihre gemeinsame Quelle der Kraft, ihr gemeinsames Ziel und ihr gemeinsamer Lohn.
V. 16. 1) Was gewährt uns an Gottes Rechten solche Wonne? 2) Was ergibt sich aus solchem Ergötzen »Ich vergesse deiner Worte nicht«. 3) Was kommt aus solchem Gedenken? Mehr Lust.
V. 17. 1) Ein guter Meister. 2) Ein bedürftiger Knecht – der sogar das Leben sich erbitten muss. 3) Ein geziemender Dank: Dass ich dein Wort halte.
Wir werden hier gelehrt, 1) dass wir unser Leben der Gnade Gottes verdanken, 2) dass wir darum unser Leben in Gottes Dienst verwenden sollten. Matth. Henry † 1714.
V. 18. 1) Das wertvolle Schatzkästlein: Dein Gesetz. 2) Die unsichtbaren Kleinodien: Wunder. 3) Das wunderbare Sehvermögen: Dass ich sehe. 4) Der göttliche Augenarzt: Öffne mir die Augen.
Die verborgenen Wunder der Bibel. Es gibt viele verborgene Dinge in der Natur, viele in unsern Mitmenschen, aber auch viele in der Bibel. Die Wunder der Bibel sind dem Menschen verborgen, weil er von Natur blind ist. 1) Der Kummer des Blinden. Ich kann nicht sehen. Ich habe Augen und sehe nicht. Der Schmerz eines Menschen, wenn er sich seiner geistlichen Blindheit wirklich bewusst wird.
2) Die Überzeugung des Blinden: Es gibt Wunder im Worte zu schauen. Ich bin dessen gewiss. Es gibt darin wunderbare Blicke a) auf die Sünde, b) in die Hölle, als die verdiente Strafe der Sünde, c) auf einen, der mächtig ist zu erretten, d) in eine vollkommene Vergebung, e) in Gottes Liebe, f) in eine allgenugsame Gnade, g) in den Himmel. 3) Der weise Schluss des Blinden. Der Fehler liegt an meinen Augen, nicht an deinem Worte. Öffnest du meine Augen, so wird alles in Ordnung sein. Der Grund, warum meine Augen nicht sehen können, ist der, dass sie durch die Sünde verblendet sind. An der Bibel ist kein Makel noch Mangel. 4) Die Bitte des Blinden: Öffne du meine Augen. a) Ich kann sie mir nicht selber auftun. b) Auch meine besten Freunde vermögen es nicht. c) Du allein kannst es. HErr, ich bitte dich, öffne sie mir jetzt! – Viele werden dich in solchem Bitten hindern wollen; da mach du es wie der blinde Bartimäus, der nur desto lauter rief (Luk. 18,39). 5) Die gespannte Erwartung und Vorahnung des Blinden (»dass ich sehen möge«). a) Die Freude eines geheilten Blinden, wenn er beginnt, die Schönheiten der Natur zum ersten Mal wahrzunehmen. b) Die Freude des geistlich Geheilten, wenn er anfängt, auf Jesum zu blicken. c) Die ganz persönliche Art dieser Freude (»meine Augen«). Bisher habe ich mit Hilfe der Augen anderer sehen müssen. Ich möchte hinfort nicht mehr von anderer Angen abhängig sein. Vergleiche die frohe Erwartung Hiobs: Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder (Hiob 19,27). F. G. Marchant 1882.
Gottes Wort ist, wie allen Fähigkeiten des Menschen, so auch dem Sinn des Menschen für das Wunderbare angepasst. 1) Wir wollen zunächst einige Bemerkungen machen über diesen Sinn des 1859 Psalm 119 Menschen für das Wunderbare und darüber, was ihn gewöhnlich anregt. Eine der ersten Ursachen der Verwunderung ist das Neue oder Unerwartete. Die zweite Quelle findet sich in dem Schönen und Erhabenen. Eine dritte ist das Geheimnisvolle, das den Menschen umgibt; es gibt Dinge, die uns eben darum so anziehen, weil sie in ihren Tiefen unerkennbar sind. 2) Gott hat in seinem geoffenbarten Worte für diesen Wundersinn des Menschen Vorsorge getroffen. Die Bibel regt unser tiefstes Erstaunen an, indem sie uns stets Neues und Unerwartetes darbietet. Sie führt uns ferner Schönes und Erhabenes in einzigartiger Weise vor Angen. Und kommen wir zu der dritten Quelle der Verwunderung, zu dem, was die Verwunderung zu ehrfurchtsvoller Scheu steigert, so ist dies ja das besondere Fach, mit dem es die Bibel zu tun hat: sie offenbart uns das sonst Unerforschliche und lässt uns dabei doch in immer größere, unerforschlichere Tiefen blicken. 3) Besehen wir nun das Mittel, das wir anwenden sollen, um Gottes Wort uns also erschlossen zu bekommen. Da sei das Gebet des Psalmisten unser Leitstern: Öffne du mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz. John Ker 1877.
Wunderblicke für geöffnete Augen. 1) Die Wunder in Gottes Gesetz. Eine wunderbare Lebensregel. Ein erstaunlicher Fluch gegen die Übertretung derselben. Eine wunderbare Erlösung von dem Fluch, vorgebildet in dem Opfergesetz usw. 2) Ein besonderes Augenlicht ist aber nötig, um diese Wunder wahrzunehmen. Es sind geistliche Dinge, und der Mensch ist geistlich blind (1.Kor. 2,14). 3) Die Bitte des Glaubens, gerichtet an den, der allein die Angen zu öffnen vermag. C. A. Davis 1882.
V. 19. Einsicht in Gottes Willen eine vorzügliche Hilfe für unsere Wanderschaft durch die Welt. Oder: Was bin ich? Wo bin ich? Wohin gehe ich? Wie kann ich ans Ziel gelangen?
Der Gast auf Erden. I. Eine kurze Auslegung. Unser Textwort will uns sagen: 1) Das Gotteskind stammt nicht von der Erde, es ist. seiner Geburt nach nicht von dieser Welt. 2) Der Gläubige ist darum auf Erden ein Fremdling, die Welt kennt ihn nicht. 3) Sein Teil ist nicht auf Erden. 4) Er ist hienieden von Beschwerden und Anfechtungen umgeben. 5) Er wird bald diese Welt verlassen. II. Eine kurze Anwendung. 1) Darum stelle dich nicht der Welt gleich. 2) Sei bereit, auf Erden Ungemach aller Art zu leiden. 3) Lass nichts Irdisches dich binden. 4) Pflege Verkehr mit der Heimat. 5) Übe brüderliche Liebe gegen deine Mitpilger auf Erden. 6) Trachte nach Hause. 7) Suche andere zu bewegen, dass sie mit dir kommen. Duncan Macgregor 1869.
Des Fremdlings Gebet. 1) Wie war es gekommen, dass er auf Erden ein Fremdling war? Er hatte eine Wiedergeburt erlebt. Er lernte in göttlicher Erziehung die Sitten seiner neuen Heimat. Er redete die Sprache seines himmlischen Vaterlandes. So ward er auf Erden nicht mehr verstanden und wurde missachtet. 2) Nun hatte er ein Sehnen nach allem Heimatlichen. Nach den Lebensregeln seiner Heimat (deine Gebote), nach heimatlicher Unterweisung und Beratung, in Sonderheit nach seines Vaters Stimme. 3) Wie tröstete er sich in seiner Einsamkeit? Durch Verkehr mit seinem Vater. 4) Möchtest du nicht solch ein Fremdling werden auf Erden? C. A. Davis 1882.
V. 20. Eines der besten Kennzeichen davon, was ein Mensch ist, und eine Weissagung, was aus ihm werden wird, ist, was den Gegenstand seines Verlangens bildet. I. Was war es, das den Psalmisten so ganz in Anspruch nahm? Die Rechte des HErrn. Damit ist hier das Wort Gottes gemeint. 1) Der Psalmist hatte eine hohe Meinung von dem Worte Gottes. 2) Er begehrte inbrünstig, seinen Inhalt zu wissen. 3) Er verlangte, sich an dem Wort zu nähren. 4) Er wünschte, ihm zu gehorchen. 5) Er sehnte sich danach, die Kraft des Wortes Gottes an seinem Herzen zu erfahren. II. Das inbrünstige Verlangen des Gottesmannes. 1) Es zeugt von geistlichem Leben. 2) Es zeugt von demütigem Bewusstsein der Unvollkommenheit. 3) Es zeugt von vorgeschrittener Erfahrung. 4) Solch Verlangen ist eine bittersüße Erfahrung. 5) Es wirkt, wenn es übermächtig wird, auf die Seele des Menschen aufreibend. III. Ermunternde Erwägungen. 1) Gott ist offenbar in einer solchen Seele am Werke. 2) Die Frucht dieses göttlichen Wirkens ist sehr kostbar. 3) Es führt zu noch Köstlicherem. 4) Das Verlangen selber ist dir heilsam. 5) Es macht dir Christum überaus köstlich.
V. 21. 1) Das Wesen der Stolzen. 2) Gottes Verhalten gegen sie. 3) Unsere eigenen Beziehungen zu ihnen.
1) Die Sünde: Abirren von Gottes Geboten a) durch Fahrlässigkeit oder b) durch Verwerfung derselben.
2) Ihr Ursprung: der Stolz; Stolz der Vernunft, des Herzens oder des Lebens. 3) Ihre Strafe: a) Göttliches Schelten, b) die Verdammnis. G. Rogers 1882.
V. 23. Stilles Forschen in Gottes Wort 1) unsere beste Beschäftigung, wenn andere uns schmähen, 2) Psalm 119 1860 unser bester Trost bei ihrer Falschheit, 3) unser bester Schutz gegen die Anwandlungen der Rachsucht,
4) unsere beste Weise, zu zeigen, dass wir den Angriffen unserer Feinde überlegen sind.
V. 24. Lasst uns mit dem Psalmisten 1) Gottes Wort als des HErrn heilige Willensbezeugungen ehren,
2) uns an den teuren Gotteszeugnissen als unserer Lust ergötzen, und 3) uns an sie wenden als an unsere Ratsleute.
V. 25. 1) Die Natur und ihre Neigung zum Staube. 2) Gottes Gnade und ihre Weise des Wirkens. 3) Beide Wahrheiten in persönlicher Anwendung.
V. 26. Bekenntnis. Vergebung. Belehrung.
(Andere Auslegung.) 1) Lasst uns dem HErrn unsere Anliegen darlegen, 2) so wird er uns erhören, indem er a) uns Hilfe sendet, b) uns seine Rechte lehrt.
V. 27. I. Das Gebet eines rechten Schülers der Gottesgelehrtheit. 1) Es hat es mit dem vornehmsten Gegenstand zu tun, der ihn beschäftigen soll, mit dem Wege, den Gottes Befehle verordnen. 2) Es schließt offenbar ein Bekenntnis des Mangels ein. 3) Es erbittet eine große Gabe: Verständnis, nicht nur äußerliches Wissen. 4) Es wendet sich an die Quelle aller Weisheit. II. Die Lebensaufgabe des Unterwiesenen. 1) Er will und soll zeugen von Gottes Wundern, seinen wunderbaren Taten, insbesondere von Christi Werk für uns und dem Werk des Heiligen Geistes in uns, zwei unerschöpflichen Gegenständen, wie des Forschens, so auch des Redens. 2) Davon will er ganz einfach reden, aus dem Herzen zu den Herzen. (Reden die einfachste Sprachweise.) 3) Er will das oft, immer tun. III. Die innige Beziehung zwischen dem Gebet des Schülers der Wahrheit und dem Streben, das ihn hinfort beseelt.
Zubereitung für den Dienst am Wort. 1) Der Student auf der Hochschule Gottes: Unterweise mich den Weg deiner Befehle. Was er gelehrt wird, wer sein Lehrer ist, die Anwendung des Gelernten. 2) Der Prediger an der Arbeit: So will ich reden von deinen Wundern. Seine Lehrbefähigung, sein Thema, seine Art zu reden. C. A. Davis 1882.
V. 28. Der Gram, seine Ursachen, seine Wirkungen und seine Heilung.
V. 29. Der falsche Weg, oder der Weg der Lüge. 1) Beschreibe ihn, oder vielmehr das Gewirre von Lügenpfaden, z. B. irrige Lehranschauungen, falsche Gründe des Glaubens, leichtfertige Grundsätze, Zurückweichen vor dem täglichen Kreuz usw. 2) Zeige, warum er so genannt ist. Er gewährt nicht die Lust, die er verspricht. Er führt nicht zu dem Ziel, zu dem zu leiten er vorgibt. Er liegt in dem Herrschaftsgebiet des Vaters der Lüge. 3) Weise an dem Gebet des Psalmisten nach, wie wir von dem Weg der Lüge errettet und vor ihm bewahrt werden können. C. A. Davis 1882.
V. 29.30. 1) Der Weg der Lüge, unser Verlangen, dass er von uns ferngehalten werden möge, und wie Gott dies Gebet erhört. 2) Der Weg der Wahrheit, unsere Wahl desselben und wie wir diese Wahl behaupten, unsern Vorsatz ausführen können.
V. 31. Gründe, warum wir an Gottes Zeugnissen hangen sollen.
1) Standhafte Treue. 2) Misstrauen gegen sich selbst. 3) Dringendes Flehen. (Eine sehr zu empfehlende Mischung.) C. A. Davis 1882.
V. 32. Der gefesselte Wettläufer und seine Befreiung. 1) Die Bahn, die ihn zum Laufe einlud. 2) Die Beinfesseln, die ihn hinderten. 3) Die Begier, die ihn erfasste. 4) Wie der HErr ihn freimachte. 5) Nun frisch auf! C. A. Davis 1882.
Freiheit, 1) begehrt, 2) recht angewandt. Oder: Der Einfluss des Herzens auf die Füße.
Unser Text gibt uns Veranlassung, zu reden 1) von dem Nutzen eines getrosten, freudigen Herzens; 2) davon, dass Gott zuerst an unserem Herzen wirken muss, ehe von einer ernstlichen Neigung zu Gottes Geboten bei uns die Rede sein kann; 3) von dem darauf folgenden Entschluss des Gläubigen, den Weg der Gebote Gottes zu wandeln; 4) davon, mit welch frischem, fröhlichem Eifer, welcher Hurtigkeit und Kraft des Geistes dieser Entschluss ausgeführt werden sollte (»laufen«). Th. Manton † 1677.
1) Der Weg des Gehorsams: Deine Gebote. 2) Die Pflicht des Gehorsams: laufen – nicht stille stehen, nicht kriechen, nicht gehen, sondern laufen. 3) Die Kraft des Gehorsams. a) Wo sie sein muss: im Herzen; b) woher sie kommt: wenn du mein Herz tröstest (eigentlich weit, d. i. frei, getrost und freudig machst). G. Rogers 1882.
V. 33. Beachten wir an diesem Gebet des Psalmisten: 1) zu wem er betet, 2) für wen, 3) um welche Gnade er bittet, und 4) zu welchem Zweck er diese Gnade begehrt. Th. Manton † 1677. 1861 Psalm 119 Die allem menschlichen Lehren überlegene Wirksamkeit des göttlichen Lehrens: es gewährleistet heiligen Wandel und sichert dessen Beharrlichkeit.
V. 10. Die zwei großen Anliegen des Gläubigen. 1) Was er zu finden bemüht ist: Ich suche dich von ganzem Herzen. 2) Was er zu verlieren fürchtet: den Weg der Gebote Gottes. W. Durban 1882. Aufrichtigkeit kein Grund zum Selbstvertrauen. 1) Der Gläubige soll sich dessen bewusst sein, dass er Gott von ganzem Herzen sucht. 2) Aber dies Bewusstsein der Aufrichtigkeit rechtfertigt nicht Selbstgenügsamkeit, sondern 3) auch der aufrichtigste und ernsteste Christ muss sich ganz an die Gnade halten, um vor dem Abirren bewahrt zu werden. C. A. Davis 1882.
Das Suchen Gottes. I. Wie der Psalmist Gott suchte. 1) Er suchte ihn mit dem Herzen. Nur das Herz kann Gott finden. Das Auge lässt uns im Stich. Die wissenschaftliche Methode führt nicht zum Ziel. Aller Verstand versagt. Nur Liebe und Glaube sind erfolgreich. Die Liebe sieht viel, wo alle andern Fähigkeiten nichts wahrnehmen. Der Glaube hat stets Glück im Entdecken, und nirgends in so reichem Maße, als wenn er Gott selber findet. 2) Er suchte Gott von ganzem Herzen. a) Mit halbem Herzen findet man selten etwas, das des Besitzens wert ist. b) Halbherzigkeit ist ein Zeichen von Geringschätzung Gottes. c) Gott offenbart sich keinem, der ihn nur mit halbem Herzen sucht. Das hieße ja der Gleichgültigkeit den höchsten Preis gewähren. II. Das Gebet des Gott suchenden Psalmisten: Lass mich nicht irren von deinen Geboten. 1) Gottes Gebote führen uns alsbald in seine Gegenwart. Jedes der Zehn Gebote führt uns weg von Welt und Sünde in jene heilige Abgeschiedenheit, in der Gott wohnt. So ist es aber mit allen Geboten der Schrift. 2) Die Aufrichtigkeit der Gott suchenden Seele, die sich in dieser Bitte ausspricht, gilt an sich schon bei Gott als Rechtsgrund, dass er sich wird von uns finden lassen. Gott, der es überhaupt liebt, dass wir kühn und dringend bitten, wird solch dringendes Flehen nicht weniger lieben, wenn es sich dabei darum handelt, dass wir ihn selbst von ganzem Herzen suchen. Wer aber Gott von ganzem Herzen sucht, der darf mit besonderer Zuversicht bitten: Lass mich nicht abirren von deinen Geboten. F. G. Marchant 1882.
V. 11. 1) Das beste Ding, 2) am besten Ort, 3) zum besten Zweck.
V. 12. Der Psalmist 1) rühmt Gott anbetend und 2) erbittet eine große Gnade von Gott. Matth. Henry † 1714.
Das Verlangen nach göttlicher Unterweisung erweckt durch die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes.
1) Was für Grund haben wir, Gott anbetend zu preisen? 2) Wie können wir Gottes herrlichen Vollkommenheiten ähnlich werden? Welche Bitte legt sich uns dadurch aufs Herz? C. A. Davis 1882.
V. 12b. 1) Wie lehrt uns Gott? a) Auf die von ihm verordneten Weisen durch den Dienst von Menschen (Bibel, Eltern, Lehrer, Prediger usw.). b) Innerlich durch die Erleuchtung und all das Wirken seines Geistes. 2) Wie notwendig es ist, dass Gott uns lehre. 3) Wie segensreich solch göttliches Lehren ist. Th. Manton † 1677. Psalm 119
1858
V. 13. Die trefflichste Anwendung der Gabe des Sprechens. 1) Ein köstlicher Gegenstand.
2) Unerschöpflicher Stoff. 3) Ein Gesprächsthema, das den Menschen nützlich ist und 4) Gott verherrlicht.
V. 14. Praktisches Christentum, im rechten Sinn des Wortes, eine Quelle von Lebensgenuss, die davon mehr als aller Reichtum gewährt. Es gibt dem Menschen Freiheit von Gram und Sorge, macht ihn unabhängig von andern, befreit ihn von dem Bedürfnis nach Einfluss und vielem anderen, was man gewöhnlich als Vorzüge des Reichtums ansieht.
1) Wessen sich der Psalmist freut: nicht nur der Zeugnisse des HErrn an sich, sondern auch des Weges, den diese Zeugnisse gebieten. 2) Warum er sich dessen freut: a) um des Friedens willen, den sein Herz da findet; b) um der Bewahrung willen, die ihm bei seinem Wandeln auf diesem Wege zuteil wird; c) um des Zieles willen, zu dem dieser Weg ihn immer näher bringt. 3) Wie groß seine Freude ist: als über allerlei Reichtum.
Der Reichtum und Gottes Wort, gegeneinander abgewogen. Alles, wozu der Reichtum gut ist, dazu dienen uns auch Gottes Zeugnisse, auf einer höheren Stufe. 1) Die Menschen begehren den Reichtum, um dadurch die Bedürfnisse des Lebens zu haben; Gottes Zeugnisse aber gewähren das, was die Seele am Leben erhält. 2) Die Menschen trachten nach Reichtum, weil sie sich davon Freude versprechen; Gottes Zeugnisse aber führen uns zu den höchsten Freuden. 3) Der Reichtum erscheint begehrenswert als Mittel, um Bildung und Vervollkommnung aller Art zu erlangen; Gottes Zeugnisse aber gewähren die beste und höchste Erziehung. 4) Mancher möchte gerne reich sein, um, wie er sagt, viel Gutes stiften zu können; Gottes Zeugnisse aber befähigen uns, das höchste Gute zu wirken. C. A. Davis 1882.
V. 15. (Grundt.) Beschauliches Sinnen und tätiges Wirken. Ihre gemeinsame Quelle der Kraft, ihr gemeinsames Ziel und ihr gemeinsamer Lohn.
V. 16. 1) Was gewährt uns an Gottes Rechten solche Wonne? 2) Was ergibt sich aus solchem Ergötzen »Ich vergesse deiner Worte nicht«. 3) Was kommt aus solchem Gedenken? Mehr Lust.
V. 17. 1) Ein guter Meister. 2) Ein bedürftiger Knecht – der sogar das Leben sich erbitten muss. 3) Ein geziemender Dank: Dass ich dein Wort halte.
Wir werden hier gelehrt, 1) dass wir unser Leben der Gnade Gottes verdanken, 2) dass wir darum unser Leben in Gottes Dienst verwenden sollten. Matth. Henry † 1714.
V. 18. 1) Das wertvolle Schatzkästlein: Dein Gesetz. 2) Die unsichtbaren Kleinodien: Wunder. 3) Das wunderbare Sehvermögen: Dass ich sehe. 4) Der göttliche Augenarzt: Öffne mir die Augen.
Die verborgenen Wunder der Bibel. Es gibt viele verborgene Dinge in der Natur, viele in unsern Mitmenschen, aber auch viele in der Bibel. Die Wunder der Bibel sind dem Menschen verborgen, weil er von Natur blind ist. 1) Der Kummer des Blinden. Ich kann nicht sehen. Ich habe Augen und sehe nicht. Der Schmerz eines Menschen, wenn er sich seiner geistlichen Blindheit wirklich bewusst wird.
2) Die Überzeugung des Blinden: Es gibt Wunder im Worte zu schauen. Ich bin dessen gewiss. Es gibt darin wunderbare Blicke a) auf die Sünde, b) in die Hölle, als die verdiente Strafe der Sünde, c) auf einen, der mächtig ist zu erretten, d) in eine vollkommene Vergebung, e) in Gottes Liebe, f) in eine allgenugsame Gnade, g) in den Himmel. 3) Der weise Schluss des Blinden. Der Fehler liegt an meinen Augen, nicht an deinem Worte. Öffnest du meine Augen, so wird alles in Ordnung sein. Der Grund, warum meine Augen nicht sehen können, ist der, dass sie durch die Sünde verblendet sind. An der Bibel ist kein Makel noch Mangel. 4) Die Bitte des Blinden: Öffne du meine Augen. a) Ich kann sie mir nicht selber auftun. b) Auch meine besten Freunde vermögen es nicht. c) Du allein kannst es. HErr, ich bitte dich, öffne sie mir jetzt! – Viele werden dich in solchem Bitten hindern wollen; da mach du es wie der blinde Bartimäus, der nur desto lauter rief (Luk. 18,39). 5) Die gespannte Erwartung und Vorahnung des Blinden (»dass ich sehen möge«). a) Die Freude eines geheilten Blinden, wenn er beginnt, die Schönheiten der Natur zum ersten Mal wahrzunehmen. b) Die Freude des geistlich Geheilten, wenn er anfängt, auf Jesum zu blicken. c) Die ganz persönliche Art dieser Freude (»meine Augen«). Bisher habe ich mit Hilfe der Augen anderer sehen müssen. Ich möchte hinfort nicht mehr von anderer Angen abhängig sein. Vergleiche die frohe Erwartung Hiobs: Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder (Hiob 19,27). F. G. Marchant 1882.
Gottes Wort ist, wie allen Fähigkeiten des Menschen, so auch dem Sinn des Menschen für das Wunderbare angepasst. 1) Wir wollen zunächst einige Bemerkungen machen über diesen Sinn des 1859 Psalm 119 Menschen für das Wunderbare und darüber, was ihn gewöhnlich anregt. Eine der ersten Ursachen der Verwunderung ist das Neue oder Unerwartete. Die zweite Quelle findet sich in dem Schönen und Erhabenen. Eine dritte ist das Geheimnisvolle, das den Menschen umgibt; es gibt Dinge, die uns eben darum so anziehen, weil sie in ihren Tiefen unerkennbar sind. 2) Gott hat in seinem geoffenbarten Worte für diesen Wundersinn des Menschen Vorsorge getroffen. Die Bibel regt unser tiefstes Erstaunen an, indem sie uns stets Neues und Unerwartetes darbietet. Sie führt uns ferner Schönes und Erhabenes in einzigartiger Weise vor Angen. Und kommen wir zu der dritten Quelle der Verwunderung, zu dem, was die Verwunderung zu ehrfurchtsvoller Scheu steigert, so ist dies ja das besondere Fach, mit dem es die Bibel zu tun hat: sie offenbart uns das sonst Unerforschliche und lässt uns dabei doch in immer größere, unerforschlichere Tiefen blicken. 3) Besehen wir nun das Mittel, das wir anwenden sollen, um Gottes Wort uns also erschlossen zu bekommen. Da sei das Gebet des Psalmisten unser Leitstern: Öffne du mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz. John Ker 1877.
Wunderblicke für geöffnete Augen. 1) Die Wunder in Gottes Gesetz. Eine wunderbare Lebensregel. Ein erstaunlicher Fluch gegen die Übertretung derselben. Eine wunderbare Erlösung von dem Fluch, vorgebildet in dem Opfergesetz usw. 2) Ein besonderes Augenlicht ist aber nötig, um diese Wunder wahrzunehmen. Es sind geistliche Dinge, und der Mensch ist geistlich blind (1.Kor. 2,14). 3) Die Bitte des Glaubens, gerichtet an den, der allein die Angen zu öffnen vermag. C. A. Davis 1882.
V. 19. Einsicht in Gottes Willen eine vorzügliche Hilfe für unsere Wanderschaft durch die Welt. Oder: Was bin ich? Wo bin ich? Wohin gehe ich? Wie kann ich ans Ziel gelangen?
Der Gast auf Erden. I. Eine kurze Auslegung. Unser Textwort will uns sagen: 1) Das Gotteskind stammt nicht von der Erde, es ist. seiner Geburt nach nicht von dieser Welt. 2) Der Gläubige ist darum auf Erden ein Fremdling, die Welt kennt ihn nicht. 3) Sein Teil ist nicht auf Erden. 4) Er ist hienieden von Beschwerden und Anfechtungen umgeben. 5) Er wird bald diese Welt verlassen. II. Eine kurze Anwendung. 1) Darum stelle dich nicht der Welt gleich. 2) Sei bereit, auf Erden Ungemach aller Art zu leiden. 3) Lass nichts Irdisches dich binden. 4) Pflege Verkehr mit der Heimat. 5) Übe brüderliche Liebe gegen deine Mitpilger auf Erden. 6) Trachte nach Hause. 7) Suche andere zu bewegen, dass sie mit dir kommen. Duncan Macgregor 1869.
Des Fremdlings Gebet. 1) Wie war es gekommen, dass er auf Erden ein Fremdling war? Er hatte eine Wiedergeburt erlebt. Er lernte in göttlicher Erziehung die Sitten seiner neuen Heimat. Er redete die Sprache seines himmlischen Vaterlandes. So ward er auf Erden nicht mehr verstanden und wurde missachtet. 2) Nun hatte er ein Sehnen nach allem Heimatlichen. Nach den Lebensregeln seiner Heimat (deine Gebote), nach heimatlicher Unterweisung und Beratung, in Sonderheit nach seines Vaters Stimme. 3) Wie tröstete er sich in seiner Einsamkeit? Durch Verkehr mit seinem Vater. 4) Möchtest du nicht solch ein Fremdling werden auf Erden? C. A. Davis 1882.
V. 20. Eines der besten Kennzeichen davon, was ein Mensch ist, und eine Weissagung, was aus ihm werden wird, ist, was den Gegenstand seines Verlangens bildet. I. Was war es, das den Psalmisten so ganz in Anspruch nahm? Die Rechte des HErrn. Damit ist hier das Wort Gottes gemeint. 1) Der Psalmist hatte eine hohe Meinung von dem Worte Gottes. 2) Er begehrte inbrünstig, seinen Inhalt zu wissen. 3) Er verlangte, sich an dem Wort zu nähren. 4) Er wünschte, ihm zu gehorchen. 5) Er sehnte sich danach, die Kraft des Wortes Gottes an seinem Herzen zu erfahren. II. Das inbrünstige Verlangen des Gottesmannes. 1) Es zeugt von geistlichem Leben. 2) Es zeugt von demütigem Bewusstsein der Unvollkommenheit. 3) Es zeugt von vorgeschrittener Erfahrung. 4) Solch Verlangen ist eine bittersüße Erfahrung. 5) Es wirkt, wenn es übermächtig wird, auf die Seele des Menschen aufreibend. III. Ermunternde Erwägungen. 1) Gott ist offenbar in einer solchen Seele am Werke. 2) Die Frucht dieses göttlichen Wirkens ist sehr kostbar. 3) Es führt zu noch Köstlicherem. 4) Das Verlangen selber ist dir heilsam. 5) Es macht dir Christum überaus köstlich.
V. 21. 1) Das Wesen der Stolzen. 2) Gottes Verhalten gegen sie. 3) Unsere eigenen Beziehungen zu ihnen.
1) Die Sünde: Abirren von Gottes Geboten a) durch Fahrlässigkeit oder b) durch Verwerfung derselben.
2) Ihr Ursprung: der Stolz; Stolz der Vernunft, des Herzens oder des Lebens. 3) Ihre Strafe: a) Göttliches Schelten, b) die Verdammnis. G. Rogers 1882.
V. 23. Stilles Forschen in Gottes Wort 1) unsere beste Beschäftigung, wenn andere uns schmähen, 2) Psalm 119 1860 unser bester Trost bei ihrer Falschheit, 3) unser bester Schutz gegen die Anwandlungen der Rachsucht,
4) unsere beste Weise, zu zeigen, dass wir den Angriffen unserer Feinde überlegen sind.
V. 24. Lasst uns mit dem Psalmisten 1) Gottes Wort als des HErrn heilige Willensbezeugungen ehren,
2) uns an den teuren Gotteszeugnissen als unserer Lust ergötzen, und 3) uns an sie wenden als an unsere Ratsleute.
V. 25. 1) Die Natur und ihre Neigung zum Staube. 2) Gottes Gnade und ihre Weise des Wirkens. 3) Beide Wahrheiten in persönlicher Anwendung.
V. 26. Bekenntnis. Vergebung. Belehrung.
(Andere Auslegung.) 1) Lasst uns dem HErrn unsere Anliegen darlegen, 2) so wird er uns erhören, indem er a) uns Hilfe sendet, b) uns seine Rechte lehrt.
V. 27. I. Das Gebet eines rechten Schülers der Gottesgelehrtheit. 1) Es hat es mit dem vornehmsten Gegenstand zu tun, der ihn beschäftigen soll, mit dem Wege, den Gottes Befehle verordnen. 2) Es schließt offenbar ein Bekenntnis des Mangels ein. 3) Es erbittet eine große Gabe: Verständnis, nicht nur äußerliches Wissen. 4) Es wendet sich an die Quelle aller Weisheit. II. Die Lebensaufgabe des Unterwiesenen. 1) Er will und soll zeugen von Gottes Wundern, seinen wunderbaren Taten, insbesondere von Christi Werk für uns und dem Werk des Heiligen Geistes in uns, zwei unerschöpflichen Gegenständen, wie des Forschens, so auch des Redens. 2) Davon will er ganz einfach reden, aus dem Herzen zu den Herzen. (Reden die einfachste Sprachweise.) 3) Er will das oft, immer tun. III. Die innige Beziehung zwischen dem Gebet des Schülers der Wahrheit und dem Streben, das ihn hinfort beseelt.
Zubereitung für den Dienst am Wort. 1) Der Student auf der Hochschule Gottes: Unterweise mich den Weg deiner Befehle. Was er gelehrt wird, wer sein Lehrer ist, die Anwendung des Gelernten. 2) Der Prediger an der Arbeit: So will ich reden von deinen Wundern. Seine Lehrbefähigung, sein Thema, seine Art zu reden. C. A. Davis 1882.
V. 28. Der Gram, seine Ursachen, seine Wirkungen und seine Heilung.
V. 29. Der falsche Weg, oder der Weg der Lüge. 1) Beschreibe ihn, oder vielmehr das Gewirre von Lügenpfaden, z. B. irrige Lehranschauungen, falsche Gründe des Glaubens, leichtfertige Grundsätze, Zurückweichen vor dem täglichen Kreuz usw. 2) Zeige, warum er so genannt ist. Er gewährt nicht die Lust, die er verspricht. Er führt nicht zu dem Ziel, zu dem zu leiten er vorgibt. Er liegt in dem Herrschaftsgebiet des Vaters der Lüge. 3) Weise an dem Gebet des Psalmisten nach, wie wir von dem Weg der Lüge errettet und vor ihm bewahrt werden können. C. A. Davis 1882.
V. 29.30. 1) Der Weg der Lüge, unser Verlangen, dass er von uns ferngehalten werden möge, und wie Gott dies Gebet erhört. 2) Der Weg der Wahrheit, unsere Wahl desselben und wie wir diese Wahl behaupten, unsern Vorsatz ausführen können.
V. 31. Gründe, warum wir an Gottes Zeugnissen hangen sollen.
1) Standhafte Treue. 2) Misstrauen gegen sich selbst. 3) Dringendes Flehen. (Eine sehr zu empfehlende Mischung.) C. A. Davis 1882.
V. 32. Der gefesselte Wettläufer und seine Befreiung. 1) Die Bahn, die ihn zum Laufe einlud. 2) Die Beinfesseln, die ihn hinderten. 3) Die Begier, die ihn erfasste. 4) Wie der HErr ihn freimachte. 5) Nun frisch auf! C. A. Davis 1882.
Freiheit, 1) begehrt, 2) recht angewandt. Oder: Der Einfluss des Herzens auf die Füße.
Unser Text gibt uns Veranlassung, zu reden 1) von dem Nutzen eines getrosten, freudigen Herzens; 2) davon, dass Gott zuerst an unserem Herzen wirken muss, ehe von einer ernstlichen Neigung zu Gottes Geboten bei uns die Rede sein kann; 3) von dem darauf folgenden Entschluss des Gläubigen, den Weg der Gebote Gottes zu wandeln; 4) davon, mit welch frischem, fröhlichem Eifer, welcher Hurtigkeit und Kraft des Geistes dieser Entschluss ausgeführt werden sollte (»laufen«). Th. Manton † 1677.
1) Der Weg des Gehorsams: Deine Gebote. 2) Die Pflicht des Gehorsams: laufen – nicht stille stehen, nicht kriechen, nicht gehen, sondern laufen. 3) Die Kraft des Gehorsams. a) Wo sie sein muss: im Herzen; b) woher sie kommt: wenn du mein Herz tröstest (eigentlich weit, d. i. frei, getrost und freudig machst). G. Rogers 1882.
V. 33. Beachten wir an diesem Gebet des Psalmisten: 1) zu wem er betet, 2) für wen, 3) um welche Gnade er bittet, und 4) zu welchem Zweck er diese Gnade begehrt. Th. Manton † 1677. 1861 Psalm 119 Die allem menschlichen Lehren überlegene Wirksamkeit des göttlichen Lehrens: es gewährleistet heiligen Wandel und sichert dessen Beharrlichkeit.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)
Psalm 119
Homiletische Winke
V. 33.34. Licht von oben. I. Die blendende (blind machende) Kraft der Sünde. Wie armselig hat sich die Erleuchtung erwiesen, die die Schlange dem Menschen als Wirkung des Essens von dem Baume der Erkenntnis verhieß! Die Menschen bedürfen der Erleuchtung von oben, um 1) den rechten Weg von dem falschen zu unterscheiden und 2) die Schönheiten des rechten Weges zu erkennen. Solche Schönheiten säumen allerdings den Weg der Wahrheit zu beiden Seiten ein; aber nur ein von Gott gelehrter Sinn vermag sie zu würdigen. Selbst Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, ist uns unansehnlich wie ein Wurzelreis aus dürrem Erdreich, bis Gott uns das Verständnis für seine Schönheit erschließt. Die Sünde ist die Ursache dieser Blindheit. Je weiter ein Mensch in der Sünde voranschreitet, desto weniger ist er imstande, von den Schönheiten der Heiligkeit etwas wahrzunehmen.
II. Die erleuchtende Gnade des HErrn. 1) Um diese Gnade darf man kühn bitten. »So jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott.« 2) Sie wird uns gerne gegeben. »Der da gibt einfältiglich.« »Bittet, so wird euch gegeben.« 3) Sie wird völlig hinreichen: dass ich ihn (den Weg deiner Rechte) bewahre bis ans Ende. Diese Erleuchtung bewirkt Gehorsam; da heißt den Weg sehen ihn gehen. III. Die anspornende Kraft der hell enthüllten Wahrheit: Und halte es von ganzem Herzen. Sie sehen heißt nicht nur sie befolgen, sondern sie aus Liebe und mit Freuden befolgen. Von dem Lichte, das uns vor dem Throne erleuchten wird, heißt es: Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. O du, der du Joseph leitest wie die Schafe, der du thronst über den Cherubim, glänze auf (Ps. 80,2) über uns schon jetzt, auf dem Wege, der in deine Gegenwart führt! F. G. Marchant 1882.
V. 33-35. Gott das A und das O in unserem geistlichen Leben. Er ist es, der da gibt 1) geistliche Belehrung, V. 33; 2) geistliches Verständnis, ohne welches diese Belehrung vergeblich wäre, V. 34; 3) Gnade zu wirklichem Gehorsam nach empfangener Unterweisung, V. 35; 4) Gnade zu einem Gehorsam von ganzem Herzen, V. 34; 5) Gnade zum Beharren bis ans Ende, V. 33. C. A. Davis 1882.
V. 33-36. Die Abhängigkeit des Menschen von Gottes Gnadenbeistand. Ihn, der gesagt hat: »Ohne mich könnt ihr nichts tun«, bedürfen wir, um den Weg des HErrn zu sehen, V. 33, zu verstehen, V. 34, zu wandeln, V. 35, und zu lieben, V. 36. F. G. Marchant 1882.
V. 33-40. Treue als Frucht des göttlichen Wirkens im Herzen. Der Psalmist bittet, dass der HErr ihn lehre, ihm Einsicht verleihe, sein Herz zum Guten neige und Augen und Herz in Zucht halte, auf dass dadurch anhaltende, ganze Treue bei ihm gesichert werde (V. 33-37). Also in dem Wort des HErrn befestigt, bittet der Psalmist, dass das Wort auch ihm sich als fest erweise (V. 38), bittet um Verhütung der Schmach der Untreue (V. 39) und verstärkt das ganze Gebet durch Betonung des mächtigen Verlangens, aus dem es hervorgegangen. C. A. Davis 1882.
V. 34. Der Einfluss des Verstandes auf das Herz und die vereinte Macht des Verstandes und des Herzens über das Leben.
Erkenntnis und Liebe. 1) Sehen führt zum Lieben. 2) Lieben führt zum Sehen. Nur ein liebendes Herz konnte hell genug sehen, um einen solchen Vers zu schreiben. F. G. Marchant 1882.
V. 35. Das Gebet eines Kindes und die Lust eines Kindes (des Vaters Willen zu erfüllen). Die Lust unseres inwendigen Menschen an Gottes Gebot als Begründung der Bitte um Gnade.
V. 35.36. 1) Ich habe Lust an deinem Gesetz. 2) Aber mein Herz ist auch andern Neigungen offen. 3) Darum beeinflusse du mächtig mein Herz. 4) Und gib zum Wollen das Vollbringen (mach mich gehen, V. 35).
V. 36. Heiligung in göttlicher Gnade das Heilmittel wider den Geiz.
V. 36.112. Das Zusammenwirken des Göttlichen und Menschlichen bei dem Seligwerden. 1) Gott ist es, der in euch wirket, V. 36. 2) Darum schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern, V. 112.
C. A. Davis 1882.
V. 37. Erquicke mich auf deinem Wege. Dies kurze Gebet 1) betrifft eines der häufigsten Bedürfnisse des Gläubigen, nämlich Neubelebung, 2) weist uns auf den hin, der allein Belebung wirken kann,
3) zeigt das Gebiet an, auf dem sich die erneuerte Kraft betätigen muss, 4) weist darauf hin, dass es besondere Gründe und besondere Zeiten für diese Bitte geben kann: Zeiten der Versuchung, V. 37, Zeiten der Trübsal, V. 25, oder wenn wir zu irgendeiner außerordentlichen Aufgabe berufen werden.
1) Bekehrung von dem Eitlen. 2) Bekehrung zu dem Wege des HErrn. 3) Bekehrung durch die Leben wirkende Kraft des HErrn. G. Rogers 1882. Psalm 119 1862
I. Der Psalmist bittet hier in einer Hinsicht um Gnade, um zu ersterben, nämlich dem Eitlen in jeder Gestalt, der Leichtfertigkeit, der Sinnlichkeit, der unnützen Lehre, der Gottlosigkeit aller Art. 1) Er betet so, weil er fühlt, dass seine Angen geneigt sind, nach dem Eitlen zu schauen. 2) Er wusste ferner, wie groß die Gefahr ist, immer mehr von dem Eitlen gefesselt zu werden. Darum wollte er nichts damit zu tun haben. 3) Er erwartet von Gott, dass er ihm in einer besonderen Weise helfen werde, nämlich indem er seine Augen von dem Eitlen weg auf etwas Besseres richte. II. Der Psalmist bittet um Belebung in anderer Hinsicht: auf dem Wege des HErrn. 1) Er weiß sich auf Gottes Weg. 2) Er bittet aber um vermehrte Lebenskraft, auf diesem Wege zu wandeln. 3) Niemand als Gott selbst kann diese geben. 4) Wir alle bedürfen oft solcher neuen Kraft. Harte Arbeit kann nur von starken Leuten getan werden; aber auch zum Leiden bedarf es der Kraft von oben.
Der Psalmist bittet 1) um Gnade, die ihn zurückhalte von allem, was ihn auf dem Wege der Pflicht hindern könnte; 2) um Gnade, die ihn befähige, auf diesem Wege vorwärts zu dringen. Matth. Henry † 1714.
V. 38. Innere Befestigung. Worin? In dem Worte Gottes. Wem soll sie widerfahren? Mir, deinem Knechte, o HErr. Zu welchem Zwecke? Dass ich dich fürchte.
Die rechte Gottesfurcht erweist sich 1) in der Scheu, Gottes Missfallen herauszufordern, 2) in dem Verlangen nach Gottes Huld, 3) in der Ergebung in seinen Willen, 4) in Dankbarkeit für seine Wohltaten, 5) in gewissenhaftem Gehorsam gegen seine Gebote. Charles Buck † 1815.
Viererlei Furcht. 1) Die Menschenfurcht, durch die wir verleitet werden, eher Böses zu tun, als dass wir Übel leiden. 2) Die knechtische Furcht, durch die wir angetrieben werden, die Sünde lediglich aus Schrecken vor der Hölle zu meiden. 3) Die unvollkommene Furcht, in der wir die Sünde teils aus Furcht vor den Folgen meiden, teils aber auch aus Liebe zu Gott – dies ist der Stand der meisten Christen. 4) Die kindliche Furcht, wenn wir uns scheuen, Gott ungehorsam zu sein, einzig und allein wegen der Liebe, die wir zu ihm hegen. Jer. 32,40. Michael Ayguan 1416.
V. 39. Schmach, die wir mit Recht scheuen: die Schmach des Abweichens von Gottes guten Rechtsordnungen. 1) Welche Schande wir dadurch uns selbst, aber auch unserem Gott bereiten (2.Sam. 12,14). 2) Wie nahe die Gefahr liegt. 3) Das Gebet um Bewahrung. C. A. Davis 1882.
V. 40. 1) Ein durch die Gnade erzeugtes Herzensverlangen: Gottes Befehle zu erkennen und ihre heiligende Kraft zu erfahren. 2) Ein mächtiges Bedürfnis: mehr Leben. 3) Eine weise Bitte.
V. 41. 1) Viele Gnadenerweisungen widerfahren uns beständig, auch ungesucht: Erhaltung des Lebens, zeitliche Segnungen usw. 2) Die vorzüglichste Gnadenerweisung ist Gottes Heil. Es ist unser größtes Bedürfnis und seine größte Gabe. 3) Es gilt, dass wir persönlich an Gottes Gnade Anteil haben: Lass mir deine Gnadenerweisungen, dein Heil widerfahren. 4) Bei der Bitte um Gottes Gnadenheil dürfen wir uns auf seine Zusage berufen: nach deinem Wort. Horatio Wilkins 1882.
Mir. 1) Ich bedarf Gnade. 2) Mir kann sie widerfahren. 3) Dein Heil ist ganz meinem Bedürfnisse entsprechend. 4) Doch habe ich auch meine besonderen Bedenklichkeiten, die mich im Glauben entmutigen möchten. 5) Jedoch dein Wort ermutigt mich.
V. 41-43. Ein viel umfassendes Gebet. Der Psalmist erbittet sich 1) Erfahrung des Heils aus Gnaden,
V. 41, 2) als beste Verteidigung, V. 42, 3) und als Vorbedingung der Bekenntnisfreudigkeit, V. 43. C.
A. Davis 1882.
V. 41-48. Verheißene Gnadenerweisungen begehrt (V. 41) als beste Antwort wider die Lästerer (V.
42.43), als Mittel zur Treue (V. 44), zur inneren Freiheit (V. 45), zum Freimut (V. 46), zur Freude (V.
47) und zu immer innigerem Verlangen nach Gottähnlichkeit (V. 48). C. A. Davis 1882.
V. 42. Die Antwort des Glaubens auf die Schmähungen der Welt: stilles Gottvertrauen.
V. 42.43.47. Glaube, Hoffnung, Liebe. Der Glaube führt heiligen Krieg, die Hoffnung hält das Banner hoch, die Liebe folgt mit Lust.
V. 43. Das Schwerste, das einem Verkündiger der göttlichen Wahrheit widerfahren kann: dass Gott ihm den Mund schließt. Verschiedenerlei Weisen, wie dies geschehen kann, nebst den Gründen, die es veranlassen können. Die Bitte des Verkündigers, dass ihm das nicht widerfahren möge, und ihre Begründung.
V. 44. Das Leben des Himmels, hienieden begonnen. 1) Was ist des Gläubigen Lebensfreude hienieden? Gottes Willen zu tun. 2) Was ist seine beständige Sorge? Gottes Willen zu tun allewege. 3) Was ist seine Aussicht für die Ewigkeit? Gottes Willen zu tun immer und ewiglich. 1863
Psalm 119
V. 45-47. Fröhlicher Wandel. Freimütiges Zeugnis. Ein frohes Herz.
V. 45-48. Worin sich die wahre Freiheit erweist: in der Freiheit heiligen Wandels, V. 45, in der Freiheit mutigen Bekenntnisses, V. 46, und in der Freiheit heiliger Liebe zu Gott und seinem Worte, V.
47.48. W. Durban 1882.
V. 46. Das Motto der Augsburgischen Konfession als unser Wahlspruch.
V. 46-48. Mund, Herz und Hände. Öffentliches Bekennen der Wahrheit muss 1) seine Wurzel haben in Liebe zur Wahrheit und 2) begleitet sein von Gehorsam gegen die Wahrheit, der in der Liebe die Quelle seiner Kraft hat.
1) Wem Gottes Wahrheit am Herzen liegt, der muss von ihr zeugen. 2) An Stoff, von ihr zu reden, soll es ihm nie fehlen – das Gebiet ist unermesslich, die Mannigfaltigkeit endlos. 3) Er scheut sich vor niemand, wer es auch sei. W. Williams 1882.
V. 48. 1) Der Liebe Verlangen. 2) Der Liebe Nahrung.
Die Bibel 1) in der Hand, zum Lesen; 2) im Sinn, zum stillen Sinnen und Forschen; 3) im Herzen, zum Lieben und Befolgen.
Die Frömmigkeit nahm bei dem Psalmisten den ganzen Menschen in Anspruch, Hände, Herz und Kopf. 1) Die aufgehobenen Hände. a) Aufgehoben zum Schwur (1.Mose 14,22; Hes. 20,28) der Treue gegen Gottes Wort, dass er dessen Lehren annehmen, seinen Befehlen gehorchen, seine Warnungen beherzigen, seine Ehre verteidigen wolle. b) Aufgehoben zum Herabflehen des Segens (1.Mose 48,14; 3.Mose 9,22; Luk. 24,50) über das Wort, dass das Licht des Wortes sich ausbreite, sein Einfluss die ganze Welt umfasse. 2) Das treugesinnte Herz. a) Es ist die Ursache der aufgehobenen Hände. Er hatte selber das Wort liebgewonnen. Die Gottseligkeit ist zunächst etwas Innerliches, dann macht sie sich auch nach außen kund. Wir müssen die Frömmigkeit erst selber lieben, ehe es uns anliegt, sie auszubreiten. b) Aber was ist der Grund für seine Treugesinntheit gegen das Wort? Das Wort hatte ihm das Heil gebracht, es gab ihm Kraft und gewährte ihm Leitung. Wir lieben das Wort wegen seiner segensreichen Wirkungen, die wir an unserem eigenen Herzen erfahren. 3) Das sinnende Gemüt. a) Frommes Sinnen ist die köstlichste Beschäftigung. b) Das Wort Gottes bietet dafür ein reiches Feld. c) Um darüber viel zu sinnen, lerne es lieben: Ich habe deine Gebote liebgewonnen – ich will über deine Satzungen nachsinnen. (Grundt.) W. Williams 1882.
1) Gottes Gebote als Gegenstand unserer Liebe. Wir lieben das Gesetz, wenn wir den Gesetzgeber lieben. Wir lieben seinen Willen nur, wenn wir mit ihm versöhnt und unsere Herzen erneuert sind. Daher die Notwendigkeit der geistlichen Erneuerung. 2) Gottes Gebote als Gegenstand des Gebets: Ich hebe meine Hände auf usw. Der Ausdruck bezeichnet die Handlung des Gebets. Wir können beten um völligere Erkenntnis, tiefere Erfahrung, eifrigeren und vollkommeneren Gehorsam. 3) Gottes Gebote als Gegenstand des Nachsinnens. Vergessen wir über dem vielen Schaffen und Wirken nicht die Notwendigkeit des stillen Sinnens und Forschers! Horatio Wilkins 1882.
V. 49. Das Wort der Hoffnung. 1) Gottes Wort als die Grundlage, auf der die Hoffnung des Menschen ruhen muss. (Die Tatsache der Offenbarung sowie der Inhalt der Offenbarung.) 2) Besondere Gottesworte, die als sonderlich die Hoffnung belebend erfunden worden sind. 3) Das Geltendmachen solcher Worte am Gnadenthron. C. A. Davis 1882.
I. Die Bitte. Gedenke des Wortes an deinen Knecht. 1) Dieses Gebet ist nach Menschenweise geredet, denn Gott vergisst nicht. 2) Der Beter meint damit, Gott möge sein Wort erfüllen. 3) Der Wortlaut der Bitte ist aber dennoch geziemend. Es liegt darin: Gedenke deines Worts, nicht aber meines Tuns usw. 4) Gott hat ein starkes, langes, erbarmungsreiches Gedächtnis. II. Die Begründungen der Bitte, in ihr selbst enthalten.
1) Gedenke des Wortes. Es ist ja dein eigenes königliches, unwiderrufliches, allmächtiges Wort. 2) Des Wortes an deinen Knecht. Du selber hast mich zu deinem Knecht gemacht. Der Knecht hat ein Anrecht an seinen Herrn. Er darf erwarten, dass sein Herr ihm alles zur Erfüllung seiner Pflichten Nötige geben werde.
3) Auf welches du mich lässest hoffen. a) Ich habe Glauben. b) Du selbst hast diesen in mir gewirkt.
V. 49-56. Hoffnung in Trübsal gibt Gottes Wort (V. 49), das wahren Trost darreicht (V. 50), selbst in den äußeren und inneren Leiden, die die Gottlosen verursachen (V. 51-53). Es erheitert dem Pilger seine Wanderschaft und seine nächtlichen stillen Stunden (V. 54-56). C. A. Davis 1882.
V. 50. Jeder Mensch hat sein besonderes Leid und bedarf des besonderen Trostes. Innere Erquickung, Erfrischung des geistlichen Lebens aber ist in allen Fällen die beste Stärkung. Das Wort ist das Mittel dazu.
1) Wie nötig uns Trost ist. 2) Welcher Trost uns nötig ist. G. Rogers 1882. Psalm 119
V. 33.34. Licht von oben. I. Die blendende (blind machende) Kraft der Sünde. Wie armselig hat sich die Erleuchtung erwiesen, die die Schlange dem Menschen als Wirkung des Essens von dem Baume der Erkenntnis verhieß! Die Menschen bedürfen der Erleuchtung von oben, um 1) den rechten Weg von dem falschen zu unterscheiden und 2) die Schönheiten des rechten Weges zu erkennen. Solche Schönheiten säumen allerdings den Weg der Wahrheit zu beiden Seiten ein; aber nur ein von Gott gelehrter Sinn vermag sie zu würdigen. Selbst Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, ist uns unansehnlich wie ein Wurzelreis aus dürrem Erdreich, bis Gott uns das Verständnis für seine Schönheit erschließt. Die Sünde ist die Ursache dieser Blindheit. Je weiter ein Mensch in der Sünde voranschreitet, desto weniger ist er imstande, von den Schönheiten der Heiligkeit etwas wahrzunehmen.
II. Die erleuchtende Gnade des HErrn. 1) Um diese Gnade darf man kühn bitten. »So jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott.« 2) Sie wird uns gerne gegeben. »Der da gibt einfältiglich.« »Bittet, so wird euch gegeben.« 3) Sie wird völlig hinreichen: dass ich ihn (den Weg deiner Rechte) bewahre bis ans Ende. Diese Erleuchtung bewirkt Gehorsam; da heißt den Weg sehen ihn gehen. III. Die anspornende Kraft der hell enthüllten Wahrheit: Und halte es von ganzem Herzen. Sie sehen heißt nicht nur sie befolgen, sondern sie aus Liebe und mit Freuden befolgen. Von dem Lichte, das uns vor dem Throne erleuchten wird, heißt es: Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. O du, der du Joseph leitest wie die Schafe, der du thronst über den Cherubim, glänze auf (Ps. 80,2) über uns schon jetzt, auf dem Wege, der in deine Gegenwart führt! F. G. Marchant 1882.
V. 33-35. Gott das A und das O in unserem geistlichen Leben. Er ist es, der da gibt 1) geistliche Belehrung, V. 33; 2) geistliches Verständnis, ohne welches diese Belehrung vergeblich wäre, V. 34; 3) Gnade zu wirklichem Gehorsam nach empfangener Unterweisung, V. 35; 4) Gnade zu einem Gehorsam von ganzem Herzen, V. 34; 5) Gnade zum Beharren bis ans Ende, V. 33. C. A. Davis 1882.
V. 33-36. Die Abhängigkeit des Menschen von Gottes Gnadenbeistand. Ihn, der gesagt hat: »Ohne mich könnt ihr nichts tun«, bedürfen wir, um den Weg des HErrn zu sehen, V. 33, zu verstehen, V. 34, zu wandeln, V. 35, und zu lieben, V. 36. F. G. Marchant 1882.
V. 33-40. Treue als Frucht des göttlichen Wirkens im Herzen. Der Psalmist bittet, dass der HErr ihn lehre, ihm Einsicht verleihe, sein Herz zum Guten neige und Augen und Herz in Zucht halte, auf dass dadurch anhaltende, ganze Treue bei ihm gesichert werde (V. 33-37). Also in dem Wort des HErrn befestigt, bittet der Psalmist, dass das Wort auch ihm sich als fest erweise (V. 38), bittet um Verhütung der Schmach der Untreue (V. 39) und verstärkt das ganze Gebet durch Betonung des mächtigen Verlangens, aus dem es hervorgegangen. C. A. Davis 1882.
V. 34. Der Einfluss des Verstandes auf das Herz und die vereinte Macht des Verstandes und des Herzens über das Leben.
Erkenntnis und Liebe. 1) Sehen führt zum Lieben. 2) Lieben führt zum Sehen. Nur ein liebendes Herz konnte hell genug sehen, um einen solchen Vers zu schreiben. F. G. Marchant 1882.
V. 35. Das Gebet eines Kindes und die Lust eines Kindes (des Vaters Willen zu erfüllen). Die Lust unseres inwendigen Menschen an Gottes Gebot als Begründung der Bitte um Gnade.
V. 35.36. 1) Ich habe Lust an deinem Gesetz. 2) Aber mein Herz ist auch andern Neigungen offen. 3) Darum beeinflusse du mächtig mein Herz. 4) Und gib zum Wollen das Vollbringen (mach mich gehen, V. 35).
V. 36. Heiligung in göttlicher Gnade das Heilmittel wider den Geiz.
V. 36.112. Das Zusammenwirken des Göttlichen und Menschlichen bei dem Seligwerden. 1) Gott ist es, der in euch wirket, V. 36. 2) Darum schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern, V. 112.
C. A. Davis 1882.
V. 37. Erquicke mich auf deinem Wege. Dies kurze Gebet 1) betrifft eines der häufigsten Bedürfnisse des Gläubigen, nämlich Neubelebung, 2) weist uns auf den hin, der allein Belebung wirken kann,
3) zeigt das Gebiet an, auf dem sich die erneuerte Kraft betätigen muss, 4) weist darauf hin, dass es besondere Gründe und besondere Zeiten für diese Bitte geben kann: Zeiten der Versuchung, V. 37, Zeiten der Trübsal, V. 25, oder wenn wir zu irgendeiner außerordentlichen Aufgabe berufen werden.
1) Bekehrung von dem Eitlen. 2) Bekehrung zu dem Wege des HErrn. 3) Bekehrung durch die Leben wirkende Kraft des HErrn. G. Rogers 1882. Psalm 119 1862
I. Der Psalmist bittet hier in einer Hinsicht um Gnade, um zu ersterben, nämlich dem Eitlen in jeder Gestalt, der Leichtfertigkeit, der Sinnlichkeit, der unnützen Lehre, der Gottlosigkeit aller Art. 1) Er betet so, weil er fühlt, dass seine Angen geneigt sind, nach dem Eitlen zu schauen. 2) Er wusste ferner, wie groß die Gefahr ist, immer mehr von dem Eitlen gefesselt zu werden. Darum wollte er nichts damit zu tun haben. 3) Er erwartet von Gott, dass er ihm in einer besonderen Weise helfen werde, nämlich indem er seine Augen von dem Eitlen weg auf etwas Besseres richte. II. Der Psalmist bittet um Belebung in anderer Hinsicht: auf dem Wege des HErrn. 1) Er weiß sich auf Gottes Weg. 2) Er bittet aber um vermehrte Lebenskraft, auf diesem Wege zu wandeln. 3) Niemand als Gott selbst kann diese geben. 4) Wir alle bedürfen oft solcher neuen Kraft. Harte Arbeit kann nur von starken Leuten getan werden; aber auch zum Leiden bedarf es der Kraft von oben.
Der Psalmist bittet 1) um Gnade, die ihn zurückhalte von allem, was ihn auf dem Wege der Pflicht hindern könnte; 2) um Gnade, die ihn befähige, auf diesem Wege vorwärts zu dringen. Matth. Henry † 1714.
V. 38. Innere Befestigung. Worin? In dem Worte Gottes. Wem soll sie widerfahren? Mir, deinem Knechte, o HErr. Zu welchem Zwecke? Dass ich dich fürchte.
Die rechte Gottesfurcht erweist sich 1) in der Scheu, Gottes Missfallen herauszufordern, 2) in dem Verlangen nach Gottes Huld, 3) in der Ergebung in seinen Willen, 4) in Dankbarkeit für seine Wohltaten, 5) in gewissenhaftem Gehorsam gegen seine Gebote. Charles Buck † 1815.
Viererlei Furcht. 1) Die Menschenfurcht, durch die wir verleitet werden, eher Böses zu tun, als dass wir Übel leiden. 2) Die knechtische Furcht, durch die wir angetrieben werden, die Sünde lediglich aus Schrecken vor der Hölle zu meiden. 3) Die unvollkommene Furcht, in der wir die Sünde teils aus Furcht vor den Folgen meiden, teils aber auch aus Liebe zu Gott – dies ist der Stand der meisten Christen. 4) Die kindliche Furcht, wenn wir uns scheuen, Gott ungehorsam zu sein, einzig und allein wegen der Liebe, die wir zu ihm hegen. Jer. 32,40. Michael Ayguan 1416.
V. 39. Schmach, die wir mit Recht scheuen: die Schmach des Abweichens von Gottes guten Rechtsordnungen. 1) Welche Schande wir dadurch uns selbst, aber auch unserem Gott bereiten (2.Sam. 12,14). 2) Wie nahe die Gefahr liegt. 3) Das Gebet um Bewahrung. C. A. Davis 1882.
V. 40. 1) Ein durch die Gnade erzeugtes Herzensverlangen: Gottes Befehle zu erkennen und ihre heiligende Kraft zu erfahren. 2) Ein mächtiges Bedürfnis: mehr Leben. 3) Eine weise Bitte.
V. 41. 1) Viele Gnadenerweisungen widerfahren uns beständig, auch ungesucht: Erhaltung des Lebens, zeitliche Segnungen usw. 2) Die vorzüglichste Gnadenerweisung ist Gottes Heil. Es ist unser größtes Bedürfnis und seine größte Gabe. 3) Es gilt, dass wir persönlich an Gottes Gnade Anteil haben: Lass mir deine Gnadenerweisungen, dein Heil widerfahren. 4) Bei der Bitte um Gottes Gnadenheil dürfen wir uns auf seine Zusage berufen: nach deinem Wort. Horatio Wilkins 1882.
Mir. 1) Ich bedarf Gnade. 2) Mir kann sie widerfahren. 3) Dein Heil ist ganz meinem Bedürfnisse entsprechend. 4) Doch habe ich auch meine besonderen Bedenklichkeiten, die mich im Glauben entmutigen möchten. 5) Jedoch dein Wort ermutigt mich.
V. 41-43. Ein viel umfassendes Gebet. Der Psalmist erbittet sich 1) Erfahrung des Heils aus Gnaden,
V. 41, 2) als beste Verteidigung, V. 42, 3) und als Vorbedingung der Bekenntnisfreudigkeit, V. 43. C.
A. Davis 1882.
V. 41-48. Verheißene Gnadenerweisungen begehrt (V. 41) als beste Antwort wider die Lästerer (V.
42.43), als Mittel zur Treue (V. 44), zur inneren Freiheit (V. 45), zum Freimut (V. 46), zur Freude (V.
47) und zu immer innigerem Verlangen nach Gottähnlichkeit (V. 48). C. A. Davis 1882.
V. 42. Die Antwort des Glaubens auf die Schmähungen der Welt: stilles Gottvertrauen.
V. 42.43.47. Glaube, Hoffnung, Liebe. Der Glaube führt heiligen Krieg, die Hoffnung hält das Banner hoch, die Liebe folgt mit Lust.
V. 43. Das Schwerste, das einem Verkündiger der göttlichen Wahrheit widerfahren kann: dass Gott ihm den Mund schließt. Verschiedenerlei Weisen, wie dies geschehen kann, nebst den Gründen, die es veranlassen können. Die Bitte des Verkündigers, dass ihm das nicht widerfahren möge, und ihre Begründung.
V. 44. Das Leben des Himmels, hienieden begonnen. 1) Was ist des Gläubigen Lebensfreude hienieden? Gottes Willen zu tun. 2) Was ist seine beständige Sorge? Gottes Willen zu tun allewege. 3) Was ist seine Aussicht für die Ewigkeit? Gottes Willen zu tun immer und ewiglich. 1863
Psalm 119
V. 45-47. Fröhlicher Wandel. Freimütiges Zeugnis. Ein frohes Herz.
V. 45-48. Worin sich die wahre Freiheit erweist: in der Freiheit heiligen Wandels, V. 45, in der Freiheit mutigen Bekenntnisses, V. 46, und in der Freiheit heiliger Liebe zu Gott und seinem Worte, V.
47.48. W. Durban 1882.
V. 46. Das Motto der Augsburgischen Konfession als unser Wahlspruch.
V. 46-48. Mund, Herz und Hände. Öffentliches Bekennen der Wahrheit muss 1) seine Wurzel haben in Liebe zur Wahrheit und 2) begleitet sein von Gehorsam gegen die Wahrheit, der in der Liebe die Quelle seiner Kraft hat.
1) Wem Gottes Wahrheit am Herzen liegt, der muss von ihr zeugen. 2) An Stoff, von ihr zu reden, soll es ihm nie fehlen – das Gebiet ist unermesslich, die Mannigfaltigkeit endlos. 3) Er scheut sich vor niemand, wer es auch sei. W. Williams 1882.
V. 48. 1) Der Liebe Verlangen. 2) Der Liebe Nahrung.
Die Bibel 1) in der Hand, zum Lesen; 2) im Sinn, zum stillen Sinnen und Forschen; 3) im Herzen, zum Lieben und Befolgen.
Die Frömmigkeit nahm bei dem Psalmisten den ganzen Menschen in Anspruch, Hände, Herz und Kopf. 1) Die aufgehobenen Hände. a) Aufgehoben zum Schwur (1.Mose 14,22; Hes. 20,28) der Treue gegen Gottes Wort, dass er dessen Lehren annehmen, seinen Befehlen gehorchen, seine Warnungen beherzigen, seine Ehre verteidigen wolle. b) Aufgehoben zum Herabflehen des Segens (1.Mose 48,14; 3.Mose 9,22; Luk. 24,50) über das Wort, dass das Licht des Wortes sich ausbreite, sein Einfluss die ganze Welt umfasse. 2) Das treugesinnte Herz. a) Es ist die Ursache der aufgehobenen Hände. Er hatte selber das Wort liebgewonnen. Die Gottseligkeit ist zunächst etwas Innerliches, dann macht sie sich auch nach außen kund. Wir müssen die Frömmigkeit erst selber lieben, ehe es uns anliegt, sie auszubreiten. b) Aber was ist der Grund für seine Treugesinntheit gegen das Wort? Das Wort hatte ihm das Heil gebracht, es gab ihm Kraft und gewährte ihm Leitung. Wir lieben das Wort wegen seiner segensreichen Wirkungen, die wir an unserem eigenen Herzen erfahren. 3) Das sinnende Gemüt. a) Frommes Sinnen ist die köstlichste Beschäftigung. b) Das Wort Gottes bietet dafür ein reiches Feld. c) Um darüber viel zu sinnen, lerne es lieben: Ich habe deine Gebote liebgewonnen – ich will über deine Satzungen nachsinnen. (Grundt.) W. Williams 1882.
1) Gottes Gebote als Gegenstand unserer Liebe. Wir lieben das Gesetz, wenn wir den Gesetzgeber lieben. Wir lieben seinen Willen nur, wenn wir mit ihm versöhnt und unsere Herzen erneuert sind. Daher die Notwendigkeit der geistlichen Erneuerung. 2) Gottes Gebote als Gegenstand des Gebets: Ich hebe meine Hände auf usw. Der Ausdruck bezeichnet die Handlung des Gebets. Wir können beten um völligere Erkenntnis, tiefere Erfahrung, eifrigeren und vollkommeneren Gehorsam. 3) Gottes Gebote als Gegenstand des Nachsinnens. Vergessen wir über dem vielen Schaffen und Wirken nicht die Notwendigkeit des stillen Sinnens und Forschers! Horatio Wilkins 1882.
V. 49. Das Wort der Hoffnung. 1) Gottes Wort als die Grundlage, auf der die Hoffnung des Menschen ruhen muss. (Die Tatsache der Offenbarung sowie der Inhalt der Offenbarung.) 2) Besondere Gottesworte, die als sonderlich die Hoffnung belebend erfunden worden sind. 3) Das Geltendmachen solcher Worte am Gnadenthron. C. A. Davis 1882.
I. Die Bitte. Gedenke des Wortes an deinen Knecht. 1) Dieses Gebet ist nach Menschenweise geredet, denn Gott vergisst nicht. 2) Der Beter meint damit, Gott möge sein Wort erfüllen. 3) Der Wortlaut der Bitte ist aber dennoch geziemend. Es liegt darin: Gedenke deines Worts, nicht aber meines Tuns usw. 4) Gott hat ein starkes, langes, erbarmungsreiches Gedächtnis. II. Die Begründungen der Bitte, in ihr selbst enthalten.
1) Gedenke des Wortes. Es ist ja dein eigenes königliches, unwiderrufliches, allmächtiges Wort. 2) Des Wortes an deinen Knecht. Du selber hast mich zu deinem Knecht gemacht. Der Knecht hat ein Anrecht an seinen Herrn. Er darf erwarten, dass sein Herr ihm alles zur Erfüllung seiner Pflichten Nötige geben werde.
3) Auf welches du mich lässest hoffen. a) Ich habe Glauben. b) Du selbst hast diesen in mir gewirkt.
V. 49-56. Hoffnung in Trübsal gibt Gottes Wort (V. 49), das wahren Trost darreicht (V. 50), selbst in den äußeren und inneren Leiden, die die Gottlosen verursachen (V. 51-53). Es erheitert dem Pilger seine Wanderschaft und seine nächtlichen stillen Stunden (V. 54-56). C. A. Davis 1882.
V. 50. Jeder Mensch hat sein besonderes Leid und bedarf des besonderen Trostes. Innere Erquickung, Erfrischung des geistlichen Lebens aber ist in allen Fällen die beste Stärkung. Das Wort ist das Mittel dazu.
1) Wie nötig uns Trost ist. 2) Welcher Trost uns nötig ist. G. Rogers 1882. Psalm 119
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)