
Besonders spannend wird es wenn bestimmte Brüder aus ihrem Verständnis als Wächter vor bestimmten Entwicklungen oder Lehrauffassungen warnen. Ihre Beweggründe sind meistens in Ordnung; sie wollen die Gemeinde vor falschen Lehren schützen. Dabei ist unverkennbar, dass viele unbiblische Einflüsse auf die Gemeinden wirken und Probleme auslösen. Andererseits wird durch die unausgewogene Weitergabe von Informationen zu strittigen Themen sehr oft Uneinigkeit und Streit hervorgerufen.
Vor diesem Hintergrund will ich der Frage nachgehen, welche Hinweise uns die Bibel zu einem ausgewogenen Wächterdienst gibt und wie wir trotz Aufklärung die Glaubensgeschwister aufbauen und nicht polarisieren. Dazu folgende Thesen:
1.Proportionen beachten.
Verschiedene Themen in Gottes Wort sind unterschiedlich wichtig. Man kann sie in drei Kategorieneinteilen.: Grundsätzliches (z.B. die Gottheit Jesu, Rettung allein durch Gnade) Wichtiges (worüber die Schrift lehrt, wie Taufe, oder Geistesgaben) Nebensächliches (z.B. Familienplanung, Halten des Sabbat) Der Umgang mit Nebensächlichem wird in Römer 14 behandelt, Hier passt der bekannte Spruch: Im Grundsätzlichen Gleichheit; im Wichtigen Einheit; in Nebensächlichem Freiheit, in allem die Liebe.
2.Von Liebe geprägter Umgang.
Liebe ist die Voraussetzung um etwas zu prüfen, zu erkennen und zu beurteilen (Phil.1,9-11). Liebe ist die Grundlage von gesunder Beurteilung und ohne sie können wir unserem Nächten nicht helfen, den Splitter in seinem Auge zu erkennen. Wir brauchen Güte und Barmherzigkeit im Umgang mit dem Andersdenkenden.
3.Aufklärung ja, aber wie?
Aufklärung ist notwendig und sinnvoll, denn es kann nicht zugelassen werden, dass falsche Lehren in die Gemeinden hineinströmen und Fuß fassen. Allerdings sollte die Aufklärung alle Aspekte des geistlichen Lebens umfassen und das Wachstum der Gläubigen fördern. Deshalb ist es gut vor allem Christus vorzustellen und weniger die falschen Lehren im Detail auszubreiten. Gerade der 1. Johannesbrief, der als Reaktion auf Irrlehren geschrieben wurde, macht das deutlich. Er ist ein wunderschönes Beispiel positiver Apologetik, weil Christus als Gegenmittel für falsche Lehren in den Mittelpunkt gerückt wird.
4.Das Gute ansprechen.
Kritik und Vorschläge werden eher angenommen, wenn man das Gute hervorhebt und lobt. Das war auch die Strategie in den Briefen des Apostel Paulus (1.Kor.1)
5 Beide Seiten sehen.
Wer nicht beide Seiten anhört ist ein Dummkopf (Sprüche 18, 13+17). Die Vorteile und Nachteile einer Sache sollten erklärt werden. Was spricht dafür, was dagegen vorstellen, damit die Betroffenen lernen ein klares Urteil zu fällen.
6.Was sagt die Bibel dazu?
In erster Linie ist zu fragen, was die Bibel zu dem jeweiligen Thema sagt. Es ist immer besser von der Bibel her zu argumentieren, als sich auf unsichere Quellen zu stützen. Z.B. ist besser aufzuzeigen, was die Bibel zu verschiedenen Irrtümern der Kath. Kirche sagt, als Hyslops (Autor von „Von Babylon nach Rom“) Informationen zu verwenden, die sich teilweise als falsch erwiesen haben.
7.Anwendung erklären
Nicht nur die Weitergabe von Informationen ist wichtig, sondern auch Ratschläge wie man mit der Information umgehen soll. Z.B. ist es interessant etwas zum Hintergrund des Filmes „Narnia“ zu erklären. Folgende Punkte könnte man erklären: C.S.Lewis verwendete das Stilmittel der Fantasyliteratur um mit einer Parallelwelt biblische Wahrheiten zu erklären. Deshalb habe ich keine Angst, dass jemand der die weiße Hexe und Faune sieht plötzlich für okkulte Einflüsse offen wird. Nutzt die Gelegenheit den Film mit ungläubigen Freunden anzuschauen, um mit ihnen über Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen.
8.Menschen abholen, wo sie sind.
Paulus holte seine Zuhörer dort ab, womit sie sich gerade beschäftigten und führt sie dann einige Schritte weiter. (z.B. Predigt in Athen, Apo.17). Wenn wir Menschen erreichen wollen, müssen wir verstanden werden. Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass wir uns rumstreiten und mit Haarspalterei beschäftigen. Mit dem Lehrer meiner Kinder, der von Harry Potter begeistert ist und es als Schullektüre verwendet werde ich anders reden als mit einem Gläubigen, der dem Herrn gehorchen will und die Gefahren von Okkultismus versteht.
9.Menschen gewinnen.
Wir sollten uns von den unterschiedlichsten Themen nicht abschrecken lassen, sondern uns auf sie einlassen und uns gut informieren. Gerade wenn wir Menschen für Jesus durch den Aufbau guter Beziehungen gewinnen möchten müssen qwir geistlich fit sein. Die Topthemen in Literatur (Sakrileg) Film (Narnia, Passion) Sport (gläubige Fussballer) sollten von uns als missionarische Chance genutzt werden.
10.Heiligkeit.
Besteht nicht aus einer Reihe von Ge- und Verboten, sondern in einer Beziehung zu Jesus Christus. Wir wollen ihm gehorchen. Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Die Beziehung zu Gott soll wachsen. Was trägt dazu bei; was ist ein Hindernis?
11.Anforderungen an die Wächter
Sie sollten in einem Team arbeiten (Sprüche 27,17, sich gegenseitig raten und unterstützen. Sie sollten an ihrem eigenen Charakter arbeiten. Auch dazu ist Korrektur durch andere nötig.
12.Beurteilen der Wächter
Welche Qualifikation hat der Gläubige, der sich als Wächter sieht. (1.Tim.3) Ist er in all seinen Aussagen an die Heilige Schrift gebunden und gegründet. Ist er fest in eine Gemeinde eingebunden und aktiv in Evangelisation und Gemeindebau? Oder ist er irgendein Einzelkämpfer, der seine speziellen Auffassungen weiterverbreitet?
Ein Teil dieser thesen habe ich aus einem Arbeitspapier meines Bruders A. Lindner übernommen.
Gruß
Sanftwut