Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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Der Sinngehalt, der in der Bibel im Wort „Bund“ enthalten ist, lässt uns erkennen, dass die Erlösung aus Gottes souveränem Handeln heraus erwächst.Gottes Heilshandeln ist unilateral. Es ist nicht die Folge des menschlichen Bittens oder Schmeichelns. Es geschieht aus der freien, ungezwungenen Wirksamkeit Gottes heraus. Wenn die Errettung im Rahmen eines Bundes geschieht, bedeutet dies ferner, dass wir dadurch errettet werden, dass wir uns Gottes souveränen Vorkehrungen für die Errettung fügen und in sie einwilligen. Gott wird mit den Menschen nicht feilschen, verhandeln oder debattieren. Er oktroyiert den Menschen seinen Bund auf. Nachdem wir nun gesehen haben, dass der Begriff „Bund“ keine gemeinsam getroffene Übereinkunft bezeichnet, sondern dass es sich dabei vielmehr um etwas souverän Verordnetes, Aufoktroyiertes handelt, müssen wir uns darum bemühen, den Bund noch präziser zu definieren. Die beste knappe Definition eines Bundes ist die, dass es sich dabei um ein in einem Gelöbnis gegebenes Versprechen handelt — eine durch einen Eid beglaubigte Verpflichtung.

Diese Definition beinhaltet zwei Grundelemente:

1. Ein Bund ist ein Versprechen oder eine Verheißung (1Mose 9,11; 15,18; 17,3-8; 5Mose 7,9; 1Kön 8,23; 2Chr 6,14; Neh 1,5; 9,32; Ps 89,29; 106,45; 111,9; Eph 2,12).

2. Ein Bund ist mehr als lediglich eine Zusage. Es ist ein in einem Gelöbnis gegebenes Versprechen. Dieses Versprechen wird durch einen Eid beglaubigt. Es handelt sich um eine Zusage, die rechtlich durch einen formal geleisteten Eid abgesichert ist (1Mose 21,22-32; 26,28-31; 31,44-54; 5Mose 4,31; 7,12; 8,18; 29,12-14; Jos 9,15; 1Chr 16,15-17; Ps 89,4; 105,8-9; Hes 16,8.59; 17,13-19; Hos 10,4). Der Eid macht ein Versprechen zu einem Bund. Das rechtlich abgesicherte, formal ratifizierte, öffentlich beurkundete Versprechen ist ein Bund. Daher lesen wir bei Bundesschlüssen von Eiden, Zeugen, Geschenken, Opfern und Bundeszeichen. All dies soll den öffentlichen, rechtlichen, abgesicherten, formalen, ratifizierten und beurkundeten Charakter des Bundesversprechens oder der Bundesverheißung bestätigen.
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Jörg
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Die wohl beeindruckendste Veranschaulichung dafür bietet 1. Mose 15,9-17. Die beste Auslegung dieser Stelle versteht sie als Gottes selbstverfluchenden Eid. Gott sagt: „Lass mich getötet werden, sollte ich meine durch einen Eid bekräftigte Verheißung an dich, Abraham, nicht erfüllen.“ Wir dürfen dabei nicht aus den Augen verlieren, wie wunderbar und herrlich es ist, dass Gott Bünde schließt. Gott muss mit uns keinen Bund schließen oder uns einen Eid schwören. Seine Verheißungen brauchen keine Beglaubigung, doch Gott lässt sich dazu herab, uns einen Eid zu leisten, um sie uns glaubwürdig zu machen. Die Tatsache, dass er dies tut, zeigt, dass Gott sich darum bemüht, sein Volk von der völligen Gewissheit seiner Verheißungen, seiner Treue, ihrer vollkommenen Geborgenheit in seiner Liebe und Gnade zu versichern. Manche Leute lassen einen gerne im Ungewissen. Doch Gott ist nicht so. Er möchte, dass wir uns der Sicherheit unserer Beziehung zu ihm vollkommen gewiss sind (2Sam 23,5; Hebr 6,13-20). Der Schwerpunkt der Darstellung lag bisher auf dem souveränen, unilateralen Handeln Gottes in seinen Bünden. Diese Betonung erhält dadurch ein Gegengewicht, dass wir feststellen können, wie Gottes Bünde häufig die Reaktion ihrer Empfänger erfordern. Sechs Tatsachen, die als Reaktion auf Gottes Bundesschlüsse mit den Menschen gefordert werden, sollen im Folgenden betrachtet werden.
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Jörg
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1. In Gottes Bünden sind die geistlichen Segnungen an ein erforderliches Verhalten gebunden. Im Bund mit Abraham ist die erforderliche Reaktion offenkundig (1Mose 17,1.9.14). Der mosaische Bund betont die erforderlichen Verhaltensweisen so sehr, dass er von manchen „Bund der Werke“ genannt und den anderen Bünden gegenübergestellt wurde. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass der mosaische Bund nicht der einzige ist, der Gehorsam erfordert. Das geforderte Verhalten unterscheidet sich grundsätzlich nicht vom Bund mit Abraham. John Murray sagt: „Wir müssen uns von Anfang an dessen bewusst sein, dass die Vorstellung einer konditionellen Erfüllung nicht etwas ist, was auf den mosaischen Bund beschränkt wäre. Genau diese Frage begegnete uns sehr deutlich im Zusammenhang mit dem abrahamitischen Bund … Was nun betont werden muss, ist die Tatsache, dass sich der mosaische Bund hinsichtlich des erforderlichen Gehorsams prinzipiell nicht vom abrahamitischen Bund unterscheidet.“ Dennoch ist der mosaische Bund die umfassendste Offenbarung des in den Bünden Gottes geforderten Verhaltens. Hier wird diese Reaktion in einzigartiger Weise hervorgehoben (2Mose 19,5-6; 24,7-8). Ja, die Zehn Gebote selbst werden als Bund bezeichnet (5Mose 4,13; 9,9.11.15; 2Chr 6,11). Sie fassen zusammen, welche Anforderungen Gott durch seine eidlich bekräftigte Verheißung an Israel stellt, und sie sind Voraussetzung dafür, um den Segen des Bundes zu erlangen (2Mose 19,5-6; 3Mose 26; 5Mose 28).

Im Bund mit David liegt die Betonung erneut auf der souveränen Bundesgnade, aber nicht, ohne auch weiterhin deutlich auf die Forderungen hinzuweisen (2Sam 7,14; Ps 89,31-32). Der Neue Bund stellt den Höhepunkt der im Bund geoffenbarten göttlichen Gnade dar(Jer 31,33-34; 32,40; vgl. Hebr 10,19.23 verglichen mit Hebr 10,16.18). Aber selbst hier, auf dem Höhepunkt der Bundesgnade, wird die Reaktion auf den Gnadenbund nicht aufgehoben oder übergangen. Auch wenn das erwartete Verhalten selbst durch Gnade hervorgebracht wird, so unterstreicht dies um so deutlicher dessen Notwendigkeit.
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Jörg
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2. Die erwartete Reaktion stellt keine Bedingung für das Zustandekommen oder Aufrichten von Gottes Bünden dar. Unser Gehorsam ist eine Reaktion auf einen bereits vorhandenen Bund und keine Voraussetzung für die Errichtung eines Bundes. Dem scheinen 1. Mose 17,1-2 und 2. Mose 19,5-6 zu widersprechen. Tatsächlich aber ist durch ein genaueres Hinsehen leicht erkennbar, dass sich 1. Mose 17,1 erst nach der Errichtung des Bundes in 1. Mose 15 ereignet und den weiteren Bundeshandlungen in 1. Mose 17 vorangestellt ist. Auch in 2. Mose 19,5-6 wird Israel geboten, den Bund zuhalten. Dies setzt aber voraus, dass bereits eine Bundesbeziehung vorhanden ist. Ferner ist die Errichtung des Bundes nicht die Folge des Gehorsams, sondern dass uns die im Bund verheißenen Segnungen tatsächlich zu Eigen werden. John Murray bemerkt treffend: „Der Bund wird durch die Einhaltung desselben tatsächlich bereits vorausgesetzt.“ Nicht der Bund hängt von Israels Gehorsam ab, sondern die Segnungen, die er anbietet, und die Erfüllung, die von ihm erwartet wird.

3. Die erwartete Reaktion lässt die Erfüllung oder Vollendung der Bünde Gottes nicht ins Ungewisse rücken. Man könnte meinen, dass das erforderliche Verhalten die Erfüllung des Bundes und den Empfang der Bundessegnungen ungewiss werden lässt, da die Erfüllung und der Segen vom menschlichen Gehorsam abhängig sind. Dies ist nicht der Fall. Vielleicht ist die uneingeschränkte Gewissheit und Sicherheit von Gottes Bundessegnungen am besten am Bund mit David erkennbar (2Sam 7,14-15; Ps 89,31-37). Doch selbst im mosaischen Bund fehlt gänzlich die Vorstellung, dass Gottes Absicht vereitelt werden könnte (2Mose 6,2-8; 5Mose 30,1-10). Es stimmt natürlich, dass einige Leute in diesem Bund auf Grund ihres Ungehorsams seine Segnungen und seine Erfüllung nicht erfahren werden. Schlussendlich bringt Gott seine Absicht jedoch dadurch zur Vollendung, dass er mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließt (Jer 31,31-34).
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Jörg
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4. Die erwartete Reaktion ergibt sich zwangsläufig aus den Bundesverheißungen Gottes. Es ist die unvermeidliche Reaktion auf Gottes Gnade. In seinen Aussagen über das höhere geistliche Wesen spricht, das der Bund mit Abraham gegenüber dem Bund mit Noah besitzt, bemerkt John Murray Folgendes: „Das geistliche Wesen des abrahamitischen Bundes, das er im Gegensatz zum noachitischen Bund besitzt, besteht in der Tatsache, dass der abrahamitische Bund auf die religiöse Gemeinschaft auf höchster Ebene bedacht ist, auf die Einheit und Gemeinschaft mit Gott.

Wo eine religiöse Beziehung vorhanden ist, beruht diese auf Gegenseitigkeit, und wo es eine religiöse Beziehung auf der höchstmöglichen Ebene gibt, dort muss Gegenseitigkeit auf der höchsten geistlichen Ebene erreicht werden. Damit wird schlicht gesagt, dass es eine Reaktion auf Seiten des Empfängers geben muss, und zwar eine Reaktion auf höchster Ebene religiöser Hingabe. Die Einhaltung des Bundes ist daher weit davon entfernt, mit dem Wesen des Bundes als einer Gnadenordnung unvereinbar zu sein, … vielmehr ist sie eine Notwendigkeit, die aus der darin vorhandenen innigen und geistlichen Natur der religiösen Beziehung erwächst.“ Es wird Dankbarkeit gefordert. Diese gehört in der Tat zum Segen eines Bundes, der als größtes Vorrecht die Gemeinschaft mit Gott ermöglicht. Ohne Glauben, Vertrauen, Dankbarkeit und Gehorsam kann man diese Bundessegnungen nicht genießen. Dies ist in erster Linie deshalb so, weil der vornehmliche Segen des Bundes die Gemeinschaft mit Gott ist, die teilweise aus diesen Dingen besteht.

5. Die erwartete Reaktion ist dann erreicht, wenn man persönlich den Bund erfüllt hat. Dies gilt für den Bund mit Abraham (1Mose 17,14), mit Mose (2Mose 19,5-6), mit Noah (1Mose 6,18; Hebr 11,7) und für den Neuen Bund (Jer 31,33-34; 32,40). Doch es fehlt hier jegliche Vorstellung eines Verdienstes. Der Bund ist in seiner Errichtung und Erfüllung vollkommen auf die Gnade gegründet. Die Reaktion darauf ist schlicht die notwendige Voraussetzung oder erforderliche Haltung, um die im Bund verheißenen Segnungen genießen zu können.
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6. Der Anlass für die Errichtung des Neuen Bundes ist gerade die erwartete Reaktion. Im Alten Bund wurde die Stellung im Bund unabhängig von geistlichen Voraussetzungen verliehen. Daher konnte der Bundessegen verloren gehen, und er ging auch verloren (Apg 3,23.25; 5Mose 5,2-3.27-29; Jer 31,31-32). Im Neuen Bund stellt die Verleihung der Stellung im Bund und der sich daraus ergebende Besitz derselben sicher, dass auch die erforderliche Reaktion erwirkt wird (Jer 31,33-34; 32,40; 2Kor 3,1-9). Paulus behauptet in 2. Korinther 3,1-9 nicht, dass der Alte Bund ein Bund der Werke sei. Vielmehr sagt er, dass dieser seinen Empfängern das Leben und die Gerechtigkeit nicht wirksam vermitteln konnte. Viele, die zum Alten Bund gehörten, hatten nicht die erwartete Reaktion hervorgebracht und erlangten die verheißene Segnung nicht.

Der Neue Bund hält die erforderliche Reaktion für diejenigen, die in ihn aufgenommen wurden, bereit. „Alle werden mich erkennen.“ ist sein Tenor. Die Stellung im Alten Bund konnte das Leben nicht sichern. Die Stellung im Neuen Bund tut dies (2Kor 3,3). Wenn wir nicht zu der Behauptung bereit sind, dass das Leben und die Gerechtigkeit der sichere und unveräußerliche Besitz aller Kinder von gläubigen Eltern sind, können wir auch nicht daran festhalten, dass der Neue Bund mit den Gläubigen und ihren leiblichen Nachkommen geschlossen wurde. Dies ist schon deshalb so, weil die einzig alternative Lehre die wäre, dass man die Stellung im Neuen Bund, auch wenn man sie einmal innehatte, wieder verlieren könne. Dies steht nicht nur im Gegensatz zu den unübersehbaren und überall vorhandenen biblischen Belegen, es ist schlicht und einfach Arminianismus. Schließlich ist die Säuglingstaufe nicht mit der Vorstellung vereinbar, dass der Neue Bund eine souveräne Gnadenordnung darstellt, die auch die Bedingungen bereithält, die sie erfordert.
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B. Das freie Heilsangebot in der Bibel

„Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen an, sondern dies sage ich, damit ihr errettet werdet.“ (Joh 5,34). Dieser Text bringt die Schwierigkeit des freien Heilsangebots auf den Punkt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich Gott ohne Unterschied die Errettung von Sündern wünscht. „Dies“ in diesem Text bezieht sich auf das Zeugnis von Johannes dem Täufer über die messianische Würde Jesu (Joh 5,33.35-36). Die Worte „damit ihr errettet werdet“ bekunden Jesu Absicht bei seinem Verweis auf das Zeugnis des Johannes. Dieser Nebensatz beginnt mit einem der wichtigsten griechischen Wörter, durch die eine Absicht zum Ausdruck gebracht wird. Jesus nimmt nicht deshalb auf das Zeugnis des Johannes Bezug, weil er sich selbst verteidigen will, sondern weil er seine Hörer erretten will. Das Pronomen „ihr“ macht klar, wer diejenigen sind, an die sich die Erlösungsabsicht Jesu wendet. Dieses Pronomen bezieht sich in diesem Zusammenhang eindeutig auf die „Juden“ (siehe Joh 5,18-19.33 verglichen mit 1,19-24). Im Johannesevangelium sind mit dieser Bezeichnung durchweg die jüdischen Führer gemeint (Joh 1,19-24; 5,10.15-16.18.33; 9,22). Der Charakter dieser „Juden“ ist leicht zu durchschauen. Sie waren diejenigen, die, obwohl sie durch ein großes Licht gesegnet worden waren (Joh 5,35), dieses Licht schließlich verwarfen (Joh 5,38-47).
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Diese Männer waren keine gewöhnlichen Sünder, sondern die Mörder, die Jesu Tod herbeiführen würden (Joh 5,16.18; 18,12.14.31.36.38; 19,7.12.38; 20,19). Ihr Schicksal — zumindest von vielen von ihnen — bestand darin, dass sie unter dem Zorn Gottes sterben sollten (Joh 8,21.24; Mt 12,24.31; 24,15-28; Lk 21,20-24; 1Thess 2,14-16). Und gerade unser Abschnitt lehrt, dass diese Juden falsche Messiasse aufnehmen würden, nachdem sie den wahren Messias verworfen hatten (Joh 5,43). Die Worte Jesu „dies sage ich“ betonen, dass sie von niemand Geringerem als Gottes ewigem Sohn (Joh 1,18; 5,18-26) und Gottes ewigem Wort gesprochen wurden (Joh 1,1; 5,19.43). Mit dieser Betonung im Johannesevangelium vor Augen müssen wir uns zudem noch daran erinnern, dass Jesus hier Gottes Herzenswunsch und Gottes Willen offenbart (Joh 12,49-50; 14,10.24; 17,8). Die übrige Heilige Schrift bestätigt die Lehre dieses Textes, dass sich Gott ernsthaft die Errettung jedes Menschen wünscht, der das Evangelium hört, und dass er ihnen daher Christus frei anbietet. Die Bibel lehrt, dass die guten Gaben, die Gott für alle Menschen, einschließlich der nicht erwählten, bereithält, Ausdruck von Gottes allgemeiner Liebe und allgemeiner Gnade ihnen gegenüber sind (Mt 5,43-48; Lk 6,35; Apg 14,17). Auch wenn sie dazu dienen, die Schuld derer zu vergrößern, die sie missbrauchen, ist dies nicht die alleinige Absicht, die Gott damit, dass er diese Gaben gibt, gegenüber den nicht Erwählten verfolgt. Die Heilige Schrift lehrt, dass Gott selbst denen Gutes wünscht, die niemals das Gute erfahren werden, das Gott ihnen schenken möchte (5Mose 5,29; 32,29; Ps 81,14-17; Jes 48,18).
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Die Heilige Schrift lehrt auch, dass Gott die Sünder so sehr liebte, dass er in der Person seines Sohnes über sie weinte, weil sie sich selbst das Verderben zuzogen (Mt 23,37; Lk 13,34; 19,41-44). Gott bringt sein Verlangen deutlich zum Ausdruck, dass einige derer Buße tun sollten, die nicht Buße tun (Hes 18,23.32; 33,11; Röm 10,11). Die Heilige Schrift lehrt, dass das Evangelium allen Menschen verkündigt werden soll, es wendet sich unterschiedslos an die Hörer des Evangeliums, und es mag sein und es kommt auch vor, dass ihm häufig widersprochen wird (Spr 1,24; 8,4; Jes 50,2;65,12; 66,4; Jer 7,13-14; 35,17; Mt 22,14).

Dieses Zeugnis der Heiligen Schrift macht die biblische Lehre von einer bedingungslosen Erwählung und unwiderstehbahren Gnade nicht zunichte. Wenn wir mit unserem begrenzten Denken über die Herrlichkeit des unbegreiflichen Gottes nachsinnen, wie sie in der Heiligen Schrift geoffenbart ist, werden wir oft nicht dazu in der Lage sein, vollkommen zu ergründen, wie zwei sich scheinbar widersprechende Wahrheiten zusammenpassen. Dieses Zeugnis sollte uns jedoch von jeder Zurückhaltung davor freimachen, die Menschen unterschiedslos, leidenschaftlich, freimütig und vollmächtig aufzufordern, Jesus Christus zu ergreifen, wie er im Evangelium frei angeboten wird.
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8.Über Christus, den Mittler

1. Es gefiel Gott1 in seinem ewigen Vorsatz,2 den Herrn Jesus, seinen eingeborenen Sohn — gemäß des ewigen Bundes, der zwischen beiden geschlossen wurde — zu erwählen und zu bestimmen,3 dass er Mittler zwischen Gott und Menschen, Prophet, Priester und König, Haupt und Erlöser seiner Gemeinde, Erbe aller Dinge und Richter der Welt sei.4 Ihm hat er von Ewigkeit her ein Volk gegeben, das seine Nachkommenschaft sein sollte und von ihm zu seiner Zeit erlöst, berufen, gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht werden sollte.5
1. Jes 42,1; Joh 3,16.
2. 1Petr 1,19.
3. Ps 110,4; Hebr 7,21-22.
4. 1Tim 2,5; Apg 3,22; Hebr 5,5-6; Ps 2,6; Lk 1,33; Eph 1,22-23; 5,23; Hebr 1,2; Apg 17,31.
5. Röm 8,30; Joh 17,6; Jes 53,10; Ps 22,31; 1Tim 2,6; Jes 55,4-5; 1Kor 1,30.

2. Der Sohn Gottes, die zweite Person in der Dreieinigkeit, ist wahrer und ewiger Gott, der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, von einem Wesen und gleich mit dem, der die Welt erschaffen hat und der alle Dinge, die er gemacht hat, erhält und regiert.1 Als die Fülle der Zeit gekommen war,2 nahm er die menschliche Natur mit all ihren wesensmäßigen Eigenschaften3 und allgemeinen Schwachheiten an,4 jedoch ohne Sünde.5 Er wurde durch den Heiligen Geist im Leib der Jungfrau Maria empfangen. Dies geschah, indem der Heilige Geist auf sie herniederkam und die Kraft des Höchsten sie überschattete. Auf diese Weise wurde er von einer Frau aus dem Stamme Juda aus der Nachkommenschaft Abrahams und Davids geboren, wie es die Schrift angekündigt hatte.6 So sind die beiden vollständigen, vollkommenen und unterschiedlichen Naturen untrennbar in einer Person vereinigt, ohne Verwandlung, Zusammensetzung oder Vermischung. Diese Person ist wahrer Gott7 und wahrer Mensch,8 doch nur ein Christus, der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen.9
1. Joh 8,58; Joel 3,5 verglichen mit Röm 10,13; Ps 102,26 verglichen mit Hebr 1,10; 1Petr 2,3 verglichen mit Ps 34,9; Jes 8,12-13 verglichen mit 3,15; Joh 1,1; 5,18; 20,28; Röm 9,5; Tit 2,13; Hebr 1,8-9; Phil 2,5-6; 2Petr 1,1; 1Joh 5,20.
2. Gal 4,4.
3. Hebr 10,5; Mk 14,8; Mt 26,12.26; Lk 7,44-46; Joh 13,23; Mt 9,10-13; 11,19; Lk 22,44; Hebr 2,10; 5,8; 1Petr 3,18; 4,1; Joh 19,32-35; Mt 26,36-44; Jak 2,26; Joh 19,30; Lk 23,46; Mt 26,39; 9,36; Mk 3,5; 10,14; Joh 11,35; Lk 19,41-44; 10,21; Mt 4,1-11; Hebr 4,15 verglichen mit Jak 1,13; Lk 5,16; 6,12; 9,18.28; 2,40.52; Hebr 5,8-9.
4. Mt 4,2; Mk 11,12; Mt 21,18; Joh 4,6-7; 19,28; Mt 8,24; Röm 8,3; Hebr 5,8; 2,10.18; Gal 4,4.
5. Jes 53,9; Lk 1,35; Joh 8,46; 14,30; Röm 8,3; 2Kor 5,21; Hebr 4,15; 7,26; 9,14; 1Petr 1,19; 2,22; 1Joh 3,5.
6. Röm 1,3-4; 9,5.
7. Siehe oben Anm. 1.
8. Apg 2,22; 13,38; 17,31; 1Kor 15,21; 1Tim 2,5.
9. Röm 1,3-4; Gal 4,4-5; Phil 2,5-11.
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3. Der Herr Jesus Christus — auf diese Weise in seiner menschlichen mit seiner göttlichen Natur in der Person des Sohnes vereinigt — wurde über die Maßen geheiligt und mit dem Heiligen Geist gesalbt. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Es gefiel dem Vater, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, mit dem Ziel, dass er — heilig, unschuldig, unbefleckt und voller Gnade und Wahrheit — völlig ausgerüstet sei, um das Amt des Mittlers und Bürgen auszuführen.1 Er hatte dieses Amt nicht selbst ergriffen, sondern wurde von seinem Vater dazu berufen. Dieser hat ihm auch alle Macht und alles Gericht in die Hand gegeben und ihn beauftragt, diese auszuführen.2
1. Ps 45,8; Kol 1,19; 2,3; Hebr 7,26; Joh 1,14; Apg 10,38; Hebr 7,22.
2. Hebr 5,5; Joh 5,22.27; Mt 28,18; Apg 2,36.

4. Dieses Amt hat der Herr Jesus völlig freiwillig angenommen.1 Um es auszuführen, wurde er unter das Gesetz getan.2 Er erfüllte es vollständig. Er erlitt die Strafe, die wir verdient haben, die wir erdulden und erleiden hätten sollen,3 indem er für uns zur Sünde und zum Fluch gemacht wurde.4 Er erduldete die bittersten Qualen an seiner Seele und die schmerzhaftesten Leiden an seinem Leib.5 Er wurde gekreuzigt und starb. Er blieb im Zustand des Todes, aber verweste nicht.6 Am dritten Tag ist er mit demselben Leib, in dem er gelitten hatte, von den Toten auferstanden, 7 mit diesem fuhr er auch in den Himmel auf,8 sitzt dort zur Rechten seines Vaters und legt Fürsprache ein.9 Von dort wird er wiederkommen, um Menschen und Engel am Ende der Welt zu richten.10
1. Ps 40,8-9 verglichen mit Hebr 10,5-11; Joh 10,18; Phil 2,8.
2. Gal 4,4.
3. Mt 3,15; 5,17.
4. Mt 26,37-38; Lk 22,44; Mt 27,46.
5. Mt 26-27.
6. Phil 2,8; Apg 13,37.
7. Joh 20,25.27.
8. Apg 1,9-11.
9. Röm 8,34; Hebr 9,24.
10. Apg 10,42; Röm 14,9-10; Apg 1,11; Mt 13,40-42; 2Petr 2,4; Jud 6.
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5. Durch seinen vollkommenen Gehorsam und das Opfer seiner selbst,1 das er durch den ewigen Geist ein für alle Mal Gott darbrachte,2 hat der Herr Jesus der Gerechtigkeit Gottes völlige Genüge geleistet.3 Damit hat er die Versöhnung bewirkt4 und ein ewiges Erbe im Himmelreich für alle diejenigen erworben,5 welche ihm der Vater gegeben hat.6
1. Röm 5,19; Eph 5,2.
2. Hebr 9,14.16; 10,10.14.
3. Röm 3,25-26; Hebr 2,17; 1Joh 2,2; 4,10.
4. 2Kor 5,18-19; Kol 1,20-23.
5. Hebr 9,15; Offb 5,9-10.
6. Joh 17,2.


6. Obwohl der Preis für die Erlösung von Christus vor seiner Menschwerdung nicht wirklich bezahlt worden war, so hatten die Erwählten doch teil an dessen Geltung, Wirksamkeit und Nutzen zu allen aufeinanderfolgenden Zeiten seit Beginn der Welt,1 in und durch jene Verheißungen, Vorbilder und Opfer, in denen er geoffenbart wurde und die darauf hindeuteten, dass er der Nachkomme der Frau sei, der den Kopf der Schlange zertreten sollte,2 und das Lamm, das von Grundlegung der Welt an geschlachtet worden ist,3 derselbe gestern und heute und in
Ewigkeit.4
1. Gal 4,4-5; Röm 4,1-9.
2. 1Mose 3,15; 1Petr 1,10-11.
3. Offb 13,8.
4. Hebr 13,8.
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7. Christus handelt im Werk der Mittlerschaft nach beiden Naturen, durch jede Natur so, wie es ihr selbst entspricht; doch wegen der Einheit der Person wird in der Schrift manchmal das, was zur einen Natur gehört, der Person zugeschrieben, die als die andere Natur bezeichnet wird.1
1. Apg 20,28; Joh 3,13.


8. Auf all diejenigen, für welche Christus die ewige Erlösung erworben hat, wendet er sie sicher und wirksam an und lässt sie daran teilhaben.1 Dabei tritt er für sie als Fürsprecher ein,2 vereint sie durch seinen Geist mit sich selbst,3 offenbart ihnen in und durch sein Wort das Geheimnis der Erlösung,4 bringt sie dazu, zu glauben und gehorsam zu sein,5 regiert ihre Herzen durch sein Wort und seinen Geist6 und überwindet durch seine allmächtige Kraft und Weisheit alle ihre Feinde. 7 Dies tut er auf eine Art und Weise, die völlig seiner wunderbaren und unerforschlichen Fügung entspricht,8 und sämtlich aus freier und vollkommener Gnade, ohne dass irgendeine Voraussetzung, um die Gnade herbeizuführen, in den Erlösten vorhergesehen wurde.9
1. Joh 6,37.39; 10,15-16; 17,9.
2. 1Joh 2,1-2; Röm 8,34.
3. Röm 8,1-2.
4. Joh 15,13.15; 17,6; Eph 1,7-9.
5. 1Joh 5,20.
6. Joh 14,16; Hebr 12,2; Röm 8,9.14; 2Kor 4,13; Röm 15,18-19; Joh 17,17.
7. Ps 110,1; 1Kor 15,25-26; Kol 2,15.
8. Eph 1,9-11.
9. 1Joh 3,8; Eph 1,8.


9. Dieses Amt des Mittlers zwischen Gott und Menschen hat allein Christus inne, denn er ist der Prophet, Priester und König der Gemeinde Gottes. Es darf weder ganz noch teilweise von ihm auf irgend jemand anderen übertragen werden.1
1. 1Tim 2,5.


10. Diese Anzahl und Anordnung von Ämtern ist notwendig. Denn hinsichtlich unserer Unwissenheit brauchen wir sein prophetisches Amt.1 Hinsichtlich unserer Entfremdung von Gott und der Unvollkommenheit selbst unserer besten Dienste brauchen wir sein priesterliches Amt, um uns zu versöhnen und uns Gott annehmbar darzustellen.2 Hinsichtlich unserer Abneigung und vollkommenen Unfähigkeit, zu Gott umzukehren, und zu unserem Schutz und unserer Sicherheit vor unseren geistlichen Feinden brauchen wir sein königliches Amt, damit er uns überführt, unterwirft, zu sich zieht, aufrecht erhält, rettet und für sein himmlisches Königreich bewahrt.3
1. Joh 1,18.
2. Kol 1,21; Gal 5,17; Hebr 10,19-21.
3. Joh 16,8; Ps 110,3; Lk 1,74-75.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Gliederung des Kapitels
Abschnitt
1 I. Seine Einsetzung in das Mittleramt

A. Der Urheber der Einsetzung
B. Der Zeitpunkt der Einsetzung
C. Die Umstände der Einsetzung
D. Das Wesen der Einsetzung
E. Die Absicht der Einsetzung

2 II. Seine Menschwerdung für das Mittleramt
A. Die menschgewordene Person
B. Der Zeitpunkt der Menschwerdung
C. Das Wesen der Menschwerdung
D. Die Art und Weise der Menschwerdung
E. Das Ergebnis der Menschwerdung
1. Sein vollkommenes göttliches Wesen
2. Sein wahrhaft menschliches Wesen
3. Seine einzigartige Person

3 III. Seine Befähigung zum Mittleramt

A. Die Salbung mit dem Heiligen Geist
B. Die Bevollmächtigung durch Gott den Vater
4-10 IV. Seine Ausübung des Mittleramtes
4 A. Seine historische Beschreibung
5 B. Seine entscheidende Tätigkeit
6 C. Seine vorherige Vermittlung
7 D. Seine geheimnisvolle Gemeinschaft
8 E. Seine wirksame Zurechnung
9 F. Sein unveräußerlicher Besitz
10 G. Seine notwendigen Aufgaben


Dieses Kapitel stimmt in seinen ersten acht Abschnitten nahezu vollkommen mit dem des Westminster Bekenntnisses überein. Die letzten beiden Abschnitte, die sich nicht im Westminster Bekenntnis befinden, stellen eine Erweiterung des Ersten Londoner Bekenntnisses dar, die von den Autoren des Bekenntnisses von 1689 vorgenommen wurde. Auch wenn an dieser Stelle das herrliche Thema von Christus, dem Mittler, in großer Ausführlichkeit entfaltet werden könnte, gestattet es uns der begrenzte Raum lediglich, drei der entscheidenden Themen aufzugreifen, die in diesem Kapitel angesprochen werden.

I. Die Person Christi

Die ersten acht Jahrhunderte der Kirchengeschichte konzentrierten sich auf die Lehre über die Person Christi. Dies zeigt, wie wichtig diese Lehre für die christliche Gemeinde ist! Ein Grund, warum es für die Gemeinde so lange dauerte, um die Lehre von der Person Christi klar zu formulieren, besteht darin, dass es sich hierbei um ein Glaubensgeheimnis handelt. Ein Christ kann auf die Frage: „Wer ist Jesus Christus?“ keine einfache Antwort geben. Er muss bekennen, dass er Gott ist, aber nicht nur das. Er muss auch bekennen, dass er ein Mensch ist. Er darf aber nicht nur sagen, dass Christus Gott und Mensch ist. Er muss auch sagen, dass er Gott und Mensch in zwei unterschiedlichen Naturen ist und er doch nur eine Person ist. Dies ist das Geheimnis.

A. Seine vollkommen göttliche Natur
In der Bibel gibt es viele verschiedene Beweise für die göttliche Natur Christi. Man kann zeigen, dass Christus im Neuen Testament göttliche Verehrung, göttliche Titel, göttliche Taten und göttliche Eigenschaften zuteil werden. In Johannes 8,58 wird Christus die Eigenschaft der ewigen Existenz zugeschrieben. Alttestamentliche Schriftstellen, die den göttlichen Namen „Jehova“ oder „Jahwe“ enthalten (der von Gott als dem von anderen Faktoren unabhängigen Bundesgott, dem großen „Ich bin“, spricht), werden wiederholt auf Christus angewandt (Joel 3,5 verglichen mit Röm 10,32; Ps 102,26 verglichen mit Hebr 1,10; 1Petr 2,3 verglichen mit Ps 34,9; Jes 8,12-13 verglichen mit 1Petr 3,15). Der eindeutigste Beweis sind jedoch die Bibelstellen, in denen der Herr Jesus schlicht und einfach „Gott“ genannt wird (Joh 1,1; 5,18; 20,28; Röm 9,5; Tit 2,13; Hebr 1,8-9; Phil 2,5-6; 2Petr 1,1; 1Joh 5,20).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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B. Seine wahre menschliche Natur
Sieben Argumentationslinien für die wahre menschliche Natur Christi verdeutlichen deren biblische Grundlage und ihr Wesen.

1. Die Verheißung eines Menschen
In den Voraussagungen und Prophetien des Alten Testaments wurde verheißen, dass der Messias Israels ein Mensch sein sollte (Micha 5,1; Jes 7,14; 9,6-7; 1Mose 3,15; 17,7; Jes 52,13-53,12; Jer 23,5-6).

2. Die Bezeichnung als Mensch Apostelgeschichte 2,22; 13,38; 17,31; 1. Korinther 15,21 und 1. Timotheus 2,5 bestätigen sehr deutlich, dass Christus ein Mensch war. Da die meisten dieser Texte im Präsens von dem auferstandenen Christus sprechen, machen sie deutlich, dass Christus auch nach seiner Auferstehung und somit für immer Mensch bleibt.

3. Das Bewusstsein eines Menschen
Nicht nur seine Jünger und andere Leute hielten Jesus für einen Menschen und beschrieben ihn als solchen. Jesus selbst hielt sich für einen Menschen und sprach von sich selbst als von einem Menschen (Joh 8,39-40). Gerade der Titel „Sohn des Menschen“ war die häufigste Selbstbezeichnung Jesu. Er gebrauchte diesen Titel etwa 80mal in Bezug auf sich selbst. „Der Sohn des Menschen,“ sagte er, „ist Herr des Sabbats.“ (Mt 12,8). Ein anderes Mal sagte er: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19,10).

4. Die Erscheinung eines Menschen
Johannes 4,29; 7,46.51; 9,11.16.24; 10,33; 11,47.50; 18,14.17.29 und 19,5 zeigen deutlich, dass Jesus als Mensch in Erscheinung trat. Dabei schien Jesus nicht nur ein Mensch zu sein, er war tatsächlich durch und durch Mensch. Wir dürfen nicht vergessen, dass, wenn Jesus zu unserer Zeit als Mensch auf Erden leben würde, er nicht anders aussehen würde als wir.

5. Der Leib eines Menschen
Zwei der frühesten Irrlehren, welche die Gemeinde bedrängten, besagten, dass der himmlische Geist-Christus kein Fleisch haben könne, sondern nur scheinbar ein Mensch gewesen war. Die häufigen biblischen Aussagen, dass er einen wahren Leib besaß, widersprechen dem (Hebr 10,5; Mk 14,8; Mt 26,12.26; Lk 7,44-46; Joh 13,23; Mt 9,10-11; 11,19; Lk 22,44;Hebr 2,10; 5,7-8; 1Petr 3,18; 4,1; Joh 19,32-35).

6. Die Seele eines Menschen
Das Leiden Jesu lässt direkt auf die wichtige Tatsache schließen, dass Jesus eine echte menschliche Seele besaß. Ganz sicher war das Leiden im Garten in erster Linie geistlicher Natur und weniger stark leiblicher Natur (Mt 26,36-44). Der Tod Jesu zeigt ebenfalls deutlich, dass er eine menschliche Seele besaß. Denn der Tod wird in der Bibel als die Scheidung von Leib und Seele definiert (Jak 2,26). Der Tod Jesu trat ein, als er seinen Geist übergab (Lk 23,46; Joh 19,30). Zudem wird diese Wahrheit durch die Tatsache veranschaulicht, dass Jesus einen menschlichen Willen besaß (Mt 26,39). Des Weiteren besaß Jesus menschliche Gefühle und Empfindungen. Auch Gott besitzt Gefühle und Empfindungen, doch oft halten wir Gefühle für etwas spezifisch Menschliches. Viele Male hatte er das Gefühl des Mitleids erfahren (Mt 9,36). Er wurde zornig (Mk 3,5; 10,14) und auch so traurig, dass er manchmal seufzte (Mk 8,12), manchmal leise weinte (Joh 11,35) und manchmal laut klagte (Lk 19,41-44). Auf der anderen Seite kannte er Jubel und Freude im Geist (Lk 10,21). Darüber hinaus erlebte Jesus auch einige Gefühlsregungen, die Gott nicht erfahren kann. Er erlebt Furcht und das Flehen um Erbarmen, das diese erweckt (Mt 26,36-39). Auch die Tatsache, dass Jesus versucht wurde, erfordert es, dass er eine menschliche Seele besaß (Mt 4,1-11; Hebr 4,15). Da nur eine menschliche Seele versucht werden kann, Gott jedoch nicht (Jak 1,13), bedeutet dies, dass Jesus eine menschliche Seele besaß. Außerdem wurde Jesus in der Versuchung durch die Kraft des Heiligen Geistes und Gebet bewahrt (Lk 10,21; Hebr 9,14; Mk 1,35; Lk 5,16; 6,12; 9,18.28). Dass Jesus eine menschliche Seele besaß, wird aber am schlagkräftigsten durch die wiederholte Erwähnung der Tatsache bekundet, dass er einen geistlichen und moralischen Entwicklungsprozess durchlebte (Lk 2,40.52; Hebr 5,8-9).


7. Die Einschränkungen eines Menschen
Jesus erlebte viele menschliche Einschränkungen, die Gott nicht erfährt und nicht erfahren kann. Er wurde hungrig (Mt 4,2; 21,18; Mk 11,12), Gott aber kennt keinen Hunger (Ps 50,12). Er war durstig (Joh 4,7; 19,28), doch Gott ist niemals durstig. Er wurde müde (Joh 4,6), doch Gott ist niemals müde (Jes 40,28). Er schlief (Mt 8,24), doch Gott schläft nie (Ps 121,4). Schließlich, und das mag uns am meisten überraschen, bekannte Jesus, dass es manche Dinge gab, die er nicht wusste (Mk 13,32).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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