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Verfasst: 29.04.2009 11:56
von Joschie
Ps 40,8 W.Nee Deinen Willen zu tun, mein Gott, ist meine Lust. Psalm 40,8
Einmal, vor einer Reihe von Jahren, wußte ich mit Sicherheit, daß Gott mich zu einem bestimmten Unternehmen gerufen hatte. Aber ich war kurz vorher krank gewesen und noch zu schwach, es auszuführen. Daher bat ich Gott um Kraft. Sicherlich, dachte ich, war es sein eigener Wunsch, sie mir zu geben; und dann würde ich seinen
Willen ausführen. Ich betete und betete darüber, und es vergingen drei Monate. Dann schien Gott zu sagen: »Du hast jetzt genug über diese Sache gebetet. Hör jetzt auf und begrabe sie!« Ich weiß noch, wie ich damals mit einem Stock am Strand spazierenging. Schließlich blieb ich stehen, bohrte meinen Stock so tief in den Sand, daß man nichts mehr von ihm sah, stellte mich darauf und verkündete: »So, die Sache mit meiner Schwäche habe ich jetzt hier begraben.« Aber kaum war ich ein Stück weitergegangen, da überfiel mich von neuem das Bewußtsein meines Schwächezustandes. »Wenn ich den Auftrag ausführen soll«, dachte ich, »dann muß mir doch Gott meine Kraft wiedergeben, anders geht es doch nicht«, und unwillkürlich begann ich von neuem zu beten. Aber dann hielt ich inne. Zog ich nicht seinen Willen auf die Ebene meiner eigenen Schwachheit herab? Ich ging zu der Stelle zurück, wo ich meinen Stock in den Sand gebohrt hatte, und zeigte darauf. »Herr«, sagte ich, »dies ist mein Zeuge, daß ich die Sache begraben habe, und ich werde sie nicht wieder hervorholen. Ob schwach oder stark, ich will deinen Willen ausführen.« Von jenem Tag an, da ich mich von meiner persönlichen Schwierigkeit abwandte und mich an die von ihm befohlene Aufgabe machte, wurde ich nach kurzer Zeit aufs wunderbarste von meiner körperlichen Schwäche befreit.
Verfasst: 30.04.2009 06:58
von Joschie
Ps 42,1 J.Kroeker Von der Erkenntnis Gottes.
"Wie ein Hirsch, der lechzt an Wasserrinnen, so lechzt die Seele mein nach Dir, o Gott!" Ps. 42,2.
Offenbar aus Rücksicht auf seine priesterliche Stellung hatte man den Sänger dieses Psalmes hierher an den Fuß des Hermon gebracht. Denn hier in der Nähe der wilden Sturzbäche des wasserreichen Jordan befand sich seit alten Zeiten das Heiligtum einer daselbst verehrten Naturgottheit. Es war wohl der Quellgott des wasserreichen Jordanflusses, der an den Südabhängen des Hermon seine Quellen hat und hier in mächtigen Katarakten seine Wassermassen hinunter ins Tal sendet.
Nicht nach irgendeinem Gott, nach dem lebendigen Gott sehnt sich seine Seele: nach dem Gott, den er als Hilfe so oft erlebt, dem er als Priester so oft in der Mitte einer opfernden und feiernden Gemeinde gedient hatte. Er fehlte seiner Seele. Unmöglich konnte ihm eine andere Gottheit Ersatz bieten für diesen Gott seines Lebens. Ihn hatte er kennen gelernt in der Geschichte seiner Väter. Seine Nähe hatte er verspürt an den Altären des Heiligtums. Seine Kraft hatte er gesehen in denen, die ihm vertrauten. Gott selbst ist es der ihm fehlt; daher fühlt sich seine Seele so einsam trotz der Menschen, die ihn umgeben, und trotz des Heiligtums, in dem er sich wahrscheinlich befand.
Der Psalmist hatte Höheres kennen gelernt als das, was ihn umgab. Er hatte weit Besseres gefunden, als eine sterbende Kultur ihm bieten konnte. Hatte eine alte Vergangenheit auch geglaubt, in den gewaltigen Naturkräften die Gottheit selbst zu sehen, der Sänger wusste: Naturkräfte sind wohl Gesetze Gottes, nie aber die Persönlichkeit Gottes. So gewaltig und majestätisch sie auch sind, so sehr auch eine frühere Menschheit je und je bei ihrem Anblick innerlich erschauerte, und in knechtische Furcht und Anbetung geriet, weil sie in "dem geheimnisvollen Weben und Leben der Natur die Nähe göttlicher Gewalten verspürte", ihm, der die Gemeinschaft mit Gott selbst kennen gelernt hatte, konnten keine Naturgesetze mehr Ersatz bieten für Gott selbst.
Daher war seine Seele so einsam, trotz des kultisch-heidnischen Heiligtums, so ohne Gottesnähe, trotz der wilden und majestätischen Naturkräfte, von denen er sich hier umgeben sah. Seelische Einsamkeit ist aber das Tiefste und Schwerste, was eine Seele zu durchkosten vermag. Sie liegt auf jener Linie, wo der Größte von allen einst rief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!" Auch unsere Zeit hat viele heimwehkranke Seelen, trotz der vielen Heiligtümer und trotz der unzähligen Altäre, die unsere Lande erfüllen. Was dem Sänger fehlte, das sucht unsere Zeit: Nicht Kult mit einer Sache, sondern Gemeinschaft mit der Person! Denn man kann uralte Kultstätten besitzen, von heiligen Handlungen umgeben sein und doch vor Durst nach Gott verschmachten.
Verfasst: 01.05.2009 13:32
von Joschie
Ch.Spurgeon "Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott." Psalm 42,6
Der Psalmdichter redet sich selbst an, als wäre er eine Doppelpersönlichkeit. Sein Glaube sucht seine Furcht zu beschwichtigen und seine Sorgen durch Beweisgründe zu vertreiben. Werden die gegenwärtigen Nöte immer dauern? Ist das Frohlocken der Feinde mehr als eitles Geschwätz? Ist meine Abwesenheit von den heiligen Festen eine lebenslängliche Verbannung? Warum diese tiefe Niedergeschlagenheit, diese feige Verzagtheit, diese glaubenslose Schwermut? Der Psalmdichter rüttelte sich selbst scheltend aus seinem düsteren Grämen auf, und darin ist er ein Vorbild für alle, die dem Verzagen nahe sind.
Die Ursache unseres Kummers zu erforschen ist oft das beste Heilmittel. Es ist ein großes Elend, wenn man sich selbst nicht kennt noch versteht. Der Nebel der Unwissenheit vergrößert die Ursache unseres Schreckens. Bei klarerem Blick schrumpft das Ungeheuerliche in eine unbedeutende Kleinigkeit zusammen.
Warum bist du so unruhig in mir? Warum bin ich aufgeregt wie ein vom Sturm zerwühltes Meer, und warum toben meine Gedanken in mir wie eine aufrührerische Volksmenge? So traurig, wie meine Lage auch ist, so rechtfertigt sie doch nicht, daß ich mich widerstandslos der Verzweiflung hingebe. Auf, mein Herz! Was soll das Trauern? Zeige dich als Mann, so wirst du aus deiner tiefen Niedergeschlagenheit aufgerichtet werden und aus der quellenden Unruhe zu stillem Frieden kommen. Harre auf Gott!
Wohl wird das Harren uns ungeduldigen Menschen schwer, aber es bringt köstlichen Gewinn. Gott ist unwandelbar, und darum ist seine Gnade der Grund unbeweglicher Hoffnung. Ist es auf Erden auch ganz finster, so wird der Tag doch wieder dämmern, und inzwischen blinken am nächtlichen Himmel die Sterne. Die Lampe der Hoffnung ist nicht davon abhängig, daß ihr von außen Öl zugeführt wird; ihr Licht wird durch die Gnade Gottes gespeist, welche den Mut stets neu belebt. Die Hoffnung weiß, was ihr als Besitz verbrieft ist, wenn sie auch die Urkunde manchmal nicht deutlich lesen kann.
Verfasst: 02.05.2009 08:22
von Joschie
W.Nee Tiefe ruft der Tiefe. Psalm 42,7
Nur die Tiefe kann der Tiefe eine Antwort geben. Was bloß aus dem Seichten stammt, kann die Abgründe nicht verstehen, und nur was bei uns selbst in die Tiefenschichten hinabreicht, vermag den tiefen Nöten anderer gerecht zu werden. Wenn wir denen, die gerade durch Wasserfluten hindurch müssen, helfen wollen, müssen wir selbst auch durch Fluten gegangen sein. Haben wir eine Geschichte, wo Gott im Verborgenen an uns gearbeitet hat, oder ist das, was man sehen kann, alles, was wir besitzen? Viele von uns sind seicht. Dem Anschein nach wachsen wir, aber nur äußerlich, und wir haben nichts in Reserve. Wenn wir es vorziehen, nur oberflächlich zu leben, können wir manchen Hilfsbedürftigen vielleicht helfen, aber das Glück, das wir ihnen bringen, wird bald vergehen. Wir sind ihnen nicht dort begegnet, wo sie tatsächlich sind. Paulus hatte ein Geheimnis, das er vierzehn Jahre für sich behielt, und welche Hilfe brachte dann seine schließliche Aufdeckung! Wenn Gott in der Tiefe der Abgründe zu uns gesprochen hat, dann besitzen wir einen Schatz von Erfahrungen, von dem wir anderen in der Stunde ihrer Prüfung mitteilen können.
Verfasst: 03.05.2009 08:23
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Warum muß ich so traurig gehen?" Ps. 42, 9.
Kannst du eine Antwort hierauf geben, gläubige Seele? Kannst du irgend einen Grund finden, warum du so oft voller Traurigkeit und nicht voller Freude bist? Warum gibst du traurigen Vermutungen Raum? Wer sagt dir, daß die Nacht sich nie wieder in einen Tagesanbruch enden werde? Wer sagt dir, daß das Meer der Führungen Gottes vertrocknen werde, bis daß nichts mehr übrig bleibe als trübe Sümpfe schrecklicher Armut? Wer sagt dir, daß der Winter deiner Widerwärtigkeiten fortgehen werde von Frost zu Frost, von Schnee und Eis und Hagel zu tieferm Schnee, ja, zum furchtbaren Sturm der Verzweiflung? Weißt du nicht, daß auf die Nacht ein Tag folgt, daß nach der Ebbe wieder Flut eintritt, daß der Winter dem Frühling und dem Sommer weichen muß? Darum hoffe! hoffe immerfort! denn Gott verläßt dich nicht. Weißt du nicht, daß Gott dich mitten in all diesen Stürmen lieb hat? Die Bergesriesen sind wohl in dunklen Wolken verborgen, aber sie sind dennoch da, und Gottes Liebe trägt dich jetzt so gewiß, als in den schönsten Augenblicken deines Lebens. Ein Vater züchtigt nicht immerfort; der Herr haßt die Zuchtrute so gut wie du selber; Er braucht sie nur darum, weil sie dein ewiges Heil wirken soll, und darum solltest du sie willig und freudig ertragen. Du sollst ja dennoch mit den Engeln über Jakobs Leiter hinauf steigen und Den schauen, der oben darauf sitzt, deinen Bundesgott. Du sollst dennoch, inmitten der Herrlichkeiten der Ewigkeit, der Trübsale dieser Zeit vergessen, oder dich ihrer nur erinnern, damit du Gott preisen mögest, der dich durch sie hindurchgeleitet, und dein ewiges Heil durch sie gewirkt hat. Komm, singe inmitten deiner Leiden. Freue dich, während du durch den Feuerofen gehest. Laß die Wüste sprossen wie eine Rose! Laß die weite Ebene wiederhallen vom Gesang deiner Freude, denn diese Trübsal, die zeitlich und leicht ist, geht bald vorüber, und dann wirst du ,,bei dem Herrn sein ewiglich," deine Wonne wird nie wieder erblassen. ,,Der dich durch Jesum herzlich liebt, Sucht, wenn Er dir dein Herz betrübt, Der Seele wahre Wonne. Ja, diese Bahn Führt himmelan Zur ew'gen Gnadensonne."
Verfasst: 04.05.2009 07:44
von Joschie
Ps 43,3 W.Nee Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berge. Psalm 43,3
»Dein Licht und deine Wahrheit«: Beides ist miteinander verknüpft. In Christus ist die vollständige Wahrheit, aber auf sie muß das Licht Gottes fallen, damit wir sie auch erkennen können. Zwar ist die Grundlage aller unserer Gewißheit die Wirklichkeit von Christi Person und seinem vollbrachten Heilswerk, aber wir müssen diese Wirklichkeit auch tatsächlich sehen und damit erkennen, daß Christus schon jetzt, nicht erst in Zukunft, der Herr über alles ist.
Was Gott heute an uns tut, ist schon vorher in Christus getan worden. Das muß uns vor allem anderen gezeigt werden. Alle geistliche Erfahrung entspringt daraus, daß Gottes Licht auf die ewige Wahrheit fällt. Wenn wir Wahrheit ohne das Licht aus Gott predigen, ist sie nur Lehre. Dagegen mit diesem Licht verbunden, verwandelt sie uns, so daß die Wirklichkeit, die zunächst nur in Christus zu finden ist, auch in dem sichtbar wird, zu dem uns Gott immer mehr macht. Und dieser Pfad führt geradeweges zu Gottes »heiligem Berge«.
Verfasst: 05.05.2009 09:32
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Du bist der Schönste unter den Menschenkindern." Ps. 45, 2.
Das ganze Wesen und Leben des Herrn Jesu ist wie ein einziges köstliches Kleinod; und all sein Wirken und Wandeln ist ein einziger vollendeter Siegelabdruck. Er ist ganz und gar vollkommen; nicht bloß in all seinen verschiedenen Teilen, sondern als ein herrliches, alles überstrahlendes Ganzes. Sein heiliges Gemüt ist nicht eine wirre Masse von schönen Farben, nicht ein Haufen edler Steine, die ohne alle Ordnung und Sorgfalt aufeinander gelegt sind; Er ist ein Bild voller Schönheit und ein Brustschildlein voller Herrlichkeit. In Ihm ist alles, ,,was lieblich, was wohl lautet, was etwa ein Lob." am rechten Ort, und dient sich gegenseitig zum Schmuck. Nicht ein einziger Zug in seinem herrlichen Wesen tritt auf Kosten der andern hervor, sondern Er ist ganz lieblich, ganz lieblich ist Er. O Jesu! Deine Macht, Deine Gnade, Deine Gerechtigkeit, Deine Zärtlichkeit, Deine Wahrheit, Deine Hoheit und Deine Unwandelbarkeit machen einen solchen Menschen, oder vielmehr solch einen Gottmenschen aus, daß weder Himmel noch Erde je etwas Ähnliches gesehen haben. Deine Kindheit, Deine Ewigkeit, Deine Liebe, Dein Sieg, Dein Tod und Deine Unsterblichkeit sind alle zusammen in einen großen Prachtteppich verwoben, der weder Naht noch Risse hat. Du bist Wohllaut ohne Mißton; Du bist mannigfaltig und doch nicht zerteilt; Du bist alles und doch nicht uneins. Gleichwie sich die Gesamtheit aller Farben vereint zu einem herrlichen, harmonischen Regenbogen, so begegnen sich alle Schönheiten Himmels und der Erde in Dir und verschmelzen sich so wunderbar, daß allüberall nichts Dir gleich ist; ja, wenn alle Tugenden der Alleredelsten in ein Bündlein zusammengebunden würden, so hielte es von ferne noch nicht den Vergleich aus mit Dir, Du Spiegel aller Vollkommenheit. Du bist gesalbt mit dem heiligen Öl aus Myrrhen und Kezia, das dein Gott für Dich allein aufbewahrt hat; und Dein Duft ist wie der heilige Weihrauch; seinesgleichen kann niemand wieder mengen, mit aller Apothekerkunst; jede Spezerei ist Wohlgeruch, aber das Ganze ist ein göttliches Meisterwerk. ,,Höchste Schönheit, o, entzünde Himmelslust in meiner Brust, Daß ich Dich nur köstlich finde, O Du, aller Engel Lust!"
Verfasst: 06.05.2009 08:56
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Du hassest gottloses Wesen." Ps. 45, 7.
Zürnet und sündiget nicht. Es kann kaum etwas Gutes in einem Menschen sein, wenn er sich nicht über die Sünde erzürnt; wer die Wahrheit lieb hat und aus der Wahrheit ist, haßt alle falschen Wege. Wie haßte doch unser Herr Jesus die Versuchung so tief, wenn sie sich Ihm nahte! Dreimal stürmte sie in jedesmal andrer Gestalt auf Ihn ein, und jedesmal trat Er ihr mit dem Wort entgegen: ,,Hebe dich weg von mir, Satan!" Er haßte das gottlose Wesen in andern; und das nicht umso weniger von ganzem Herzen, wenn Er auch diesen Haß öfter in Tränen des Mitleids, als in Worten des Vorwurfs ausdrückte; und dennoch könnte keine Sprache strenger, Eliasgleicher sein, als die Worte: ,,Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset, und wendet lange Gebete vor." Er haßte die Sünde so sehr, daß Er sein Herzblut vergoß, um sie auf den Tod zu verwunden; Er litt den Tod, um sie zum Tode zu bringen; Er ward begraben, damit Er sie mit begraben möchte in seiner Gruft; und Er erstand vom Tode wieder, damit Er sie auf ewig möchte unter seine Füße treten. Christus ist uns im Evangelium geschenkt, und dies Evangelium ist dem gottlosen Wesen in jeder Gestalt abhold und widerstehet demselben. Die Gottlosigkeit schmückt sich mit schönen Gewändern und redet mit heuchlerischer Zunge die Sprache der Heiligkeit; aber Jesu gewaltige Lehre treibt, seiner unsanften Geißel aus Stricken gleich, sie zum Tempel hinaus, und mag sie in seiner Gemeinde nicht dulden. Und so ist auch in einem Herzen, wo Christus wohnt, ein erbitterter Krieg zwischen Christus und Belial! Und wenn unser Heiland uns einst als Richter erscheint, dann werden die donnernden Worte: ,,Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer" (die in der Tat nichts andres sind, als die Fortsetzung seiner Lehrvorträge über die Sünde), seinen Abscheu vor aller Gottlosigkeit bezeugen. So warm und innig seine Liebe zu den Sündern ist, so heiß ist sein Haß gegen die Sünde; so vollkommen seine Gerechtigkeit ist, so vollständig wird die Vernichtung jeder Art von Bosheit sein. O Du siegreicher Held im Schmuck der Heiligkeit, Du herrlicher Überwinder des Bösen, ,,Du liebst Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen, darum hat Dich Gott, Dein Gott, gesalbt, mit Freudenöl, mehr denn Deine Gesellen; Dein Stuhl bleibet immer und ewig."
Verfasst: 07.05.2009 08:04
von Joschie
D.Rappard Gott, dein Gott, hat dich gesalbt mit Freudenöl. Ps. 45,7; Hebr. 1,9.
Eine sehr betrübte Mutter kniete inmitten einer kleinen Schar von Betern. Nicht lange zuvor war ihr heißgeliebter Sohn ihr durch den Tod entrissen worden, und tiefe Traurigkeit lagerte sich um ihr Gemüt. Aber in dem Leid hing sie dennoch an ihrem Herrn. Auch suchte sie die Gemeinschaft mit seinen Kindern auf. Dort war es ihr wohl, weil Jesu Gegenwart sich gerne offenbart, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Es sei dies ein Wink für andere Leidtragende.
Ein edler Greis in Silberhaaren leitete die Andachtsstunde und in tiefem Mitgefühl betete er: ,,Herr, unser Haupt, der Du gesalbt bist mit Freudenöl, gieße aus Deiner Fülle in die betrübten Herzen Deiner Glieder e i n T r ö p f l e i n F r e u d e n ö l v o n D i r!"
Freudenöl. Nicht nur stille Ergebung? Das wäre ja schon viel. Aber Er, der gesprochen hat: Tue deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen! erhörte das glaubensvolle Flehen und ließ wirklich etwas von dem Öl seiner Freude fließen in die verwundete Seele. Sie blickte hinweg von sich und sah auf zu Jesu, dem herrlichen Heiland. Und dieser Blick brachte ihr tausendfach Heil zurück: Ruhe, Kraft und Zuversicht, F r e u d e n ö l mitten im Schmerz.
Ein Tropfen von dem Freudenöl, Das weiß ich ganz gewiß, Kann wandeln meine finstre Höhl' In lichtes Paradies.
Verfasst: 11.05.2009 17:45
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Der König wird Lust an deiner Schöne haben." Ps. 45, 11.
Und wem wird ein so hoher Vorzug zuteil, dem Heiland solche Lust zu bereiten? Seiner Gemeinde, seinem Volk. Aber ist denn das möglich? Er macht ja uns fröhlich, wie aber können wir Ihm zur Lust und Freude sein? Durch unsre Liebe. Ach! wir wissen, daß sie so kalt, so matt ist; und wahrlich, wir müssen traurig bekennen, daß es so ist, und dennoch ist sie unserm Heiland so süß. Höret, wie Er selbst diese Liebe im Hohenliede preist: ,,Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut; deine Liebe ist lieblicher denn Wein!" Sieh', liebende Seele, wie Er sich über dich freut. Wenn du mit deinem Haupt an seiner Brust liegst, so empfängst du nicht nur, sondern du gibst Ihm auch Wonne. Wenn du mit Blicken der Liebe sein glorreiches Angesicht betrachtest, dann empfängst du nicht nur Trost, sondern gewährst süßes Entzücken. Auch unser Lob und Preis verursacht Ihm Freude und Lust; nicht der Gesang der Lippen nur, sondern der Wohlklang tiefgefühlter Herzensdankbarkeit. Auch unsre Gaben sind Ihm unvergleichlich angenehm; wie gern hat Er's, wenn wir unsre Zeit, unsre Kraft, unser Vermögen auf seinen Altar legen, nicht als ob unsre Gabe hohen Wert hätte, sondern wegen der Gemütsstimmung, aus welcher solche Gabe entspringt. Ihm sind die bescheidenen Gaben seiner Heiligen angenehmer, als Tausende von goldenen und silbernen Kostbarkeiten. Heiligkeit des Sinnes gilt Ihm als Weihrauch und Myrrhen. Vergib deinem Feinde, so erfreust du Christum, deinen Herrn; gib den Armen, so bereitest du Ihm Wonne; hilf Seelen für sein Reich gewinnen, so gibst Du Ihm die Frucht seiner Seelenarbeit zu schmecken; bezeuge sein Evangelium, so bist du Ihm eine süße Salbe; gehe unter die Unwissenden und rühme das Kreuz, so bereitest du Ihm Ehre und Preis. Und gerade auch jetzt vermagst du das köstliche Salbenglas zu zerbrechen und die Narde auf sein Haupt auszuschütten, wie vor alters jenes Weib, dessen man eingedenk ist bis auf diesen Tag überall, wo dies Evangelium gepredigt wird. Willst du denn zurückbleiben? Willst du nicht deinen teuren Herrn und Heiland salben mit köstlichem Freudenöl, mit Myrrhen und Aloe und Kezia vom Lobe deines Herzens? Ja, ihr elfenbeinernen Paläste, ihr sollt erschallen vom Lobgesang der Heiligen.
Verfasst: 12.05.2009 08:43
von Joschie
W.Nee Ganz herrlich ist des Königs Tochter drinnen, mit Gold durchwirkt ihr Gewand. Psalm 45,13
Die Braut soll zum König geführt werden in einem Brautkleid, kunstvoll und in geduldiger Arbeit aus »Stickereiwerk« für sie bereitet. Es ist nicht aus purem Gold, sondern mit »Gold durchwirkt«, das heißt, in den Stoff sind Goldfäden hineingewoben oder darauf gestickt worden. Das, scheint mir, kann man als ein Bild dafür nehmen, daß der Heilige Geist ständig ihr Leben mit der Realität des Kreuzes von Golgatha durchwirkt, damit die Herrlichkeit Christi darin offenbar werde. Und bei diesem göttlichen Wirken ist sie selber eine willige Mitwirkerin. Des Lammes Weib »hat sich bereitet«.
Verfasst: 13.05.2009 08:47
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Eine Hilfe." Ps. 46, 1.
Bundesgüter und Bundesgnaden sollen wir nicht nur anschauen, sondern sie uns auch aneignen. Dazu ist ja gerade der Herr Jesus uns geschenkt, daß wir Ihn in unsren Bedürfnissen brauchen sollen. Liebe gläubige Seele, du brauchst Christum nicht, wie du solltest. Wenn du in Nöten bist, warum erzählst du Ihm da nicht alles, was dich drückt? Hat Er nicht ein mitleidiges Herz, und kann Er dich denn nicht trösten und erquicken? Nein, da gehst du zu allen deinen Freunden, nur zu deinem besten Freunde nicht, und schüttest dein Herz überall aus, nur nicht in den Busen deines Heilandes? Drücken dich die Sünden des heutigen Tags? Hier ist ein Brunnen, gefüllt mit Blut: Brauche ihn, Lieber, brauche ihn. Lastet ein Schuldgefühl auf dir? Die vergebende Gnade Jesu bewährt sich immer aufs neue wieder. Willst du rein werden, so komm einmal zu Ihm. Klagst du über deine Untüchtigkeit? Er ist deine Stärke, warum stützest du dich nicht auf Ihn? Fühlst du dich nackt und bloß? Komme hierher, liebe Seele, ziehe an den Rock der Gerechtigkeit Christi. Bleibe nicht staunend davor stehen, sondern trage ihn. Ziehe deine eigne Gerechtigkeit aus und deine Ängste mit: kleide dich mit der feinen Seide, denn sie ist für dich zum Tragen bestimmt. Fühlst du dich krank? Dann läute die Abendglocke des Gebets, und rufe den lieben Arzt herbei! Er gibt dir die Stärkung, die du bedarfst zu deiner Genesung. Du bist arm; aber in Ihm hast du einen reichen und mächtigen Verwandten. Wie, willst du nicht zu Ihm gehen und Ihn bitten, daß Er dir seinen Überfluß schenke, weil Er dir doch die Verheißung gegeben hat, daß du sollst sein Miterbe sein und teilhaben an allem, was Er ist, und was Er hat? Nichts mißfällt deinem Herrn Christus mehr, als wenn die Seinen nur ein Schaustück aus Ihm machen und Ihn nicht brauchen wollen. Je größere Lasten wir seinen Schultern aufladen, umso köstlicher wird Er uns. ,,Mein alles, was ich liebe, Mein alles, was ich übe, Sei mein Herr Jesus Christ; Weil ich in Ihm besitze, Was einer Seele nütze, Was einem Menschen köstlich ist!"
Verfasst: 14.05.2009 09:03
von Joschie
J.Kroeker Von seiner bleibenden Gegenwart.
"Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe in Nöten gewaltig erfunden!" Ps. 46,2.
Welch ein Friede spricht aus dem Psalm auch angesichts der großen Welterschütterungen, die der Psalmist entweder durchlebte oder durchlebt hatte. Ist es nicht erhebend, wenn er bezeugt: "Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe in Nöten gewaltig erfunden." Daher geht er über zu dem Bekenntnis und bezeugt: "Drum fürchten wir nichts, ob die Erde weiche und die Berge wankten im Herzen des Meeres." Alles Bilder für das gigantische und dämonische Geschehen im Völkermeer, dem der Einzelne völlig ohnmächtig gegenübersteht. Aber "mögen tosen, mögen schäumen seine Wasser, ja, durch sein Ungestüm die Berge beben, Jahve der Heere ist mit uns, Bergungsort ist uns der Gott Jakobs."
Ist das nicht eine Sprache des Glaubens, wie sie nur jemand finden kann, der zuvor in Gott selbst zur Ruhe gekommen ist? Nicht in den günstigen uns umgebenden Verhältnissen, nicht in der großen Wendung der äußeren Geschehnisse, nicht in dem, was der Einzelne je und je mit seinem Gott erlebte, - nein, der Glaube ist zur Ruhe gekommen in der Majestät und Größe Gottes und in dessen Weltregierung.
Oder aber welche Zuversicht spricht der Psalm aus im Blick auf die Gottesgemeinde und ihre Sicherheit? Sicherheit auch dann, wenn die Berge beben, die Meere tosen, die Welten wanken und die Grundfesten eines Zeitalters im Gericht zusammenbrechen! Denn:
"Gott ist in ihrer Mitte: Drum wankt sie nicht, Es hilft ihr Gott beim Anbruch des Morgens."
Das ist das Geheimnis: Gott in ihrer Mitte! Drum wankt die Gottesstadt auch mitten in einem Weltgericht nicht. Sie ist Gottes Werk und Gottes Wohnung, zwar vergänglich in ihren zeitlichen Formen, aber unvergänglich in ihrem überzeitlichen Wesen. Ist das wahr? Oder übersteigt der Glaube hier die Grenzen? Ignoriert er vielleicht die Wirklichkeit des Lebens, die Tragik der Geschichte und die Wucht des Weltgeschehens? Hat er sich verloren in Illusionen und verstiegen in toten Hoffnungen, wenn er fortfährt: "drum wankt sie nicht"!
Mir ist es immer wieder überaus köstlich in der Geschichte eines Josephs gewesen, dass es nie so dunkel, nie so einsam auf seinem Glaubenswege werden konnte, wo es nicht geheißen hätte: "und Gott war mit ihm!" Er kam in das Haus eines Pharao und "Gott war mit ihm"! Er wurde zum Zweiten in dem ganzen pharaonischen Reiche erhoben und "Gott war mit ihm!" Das gab seinem Leben und seinem Dienst solch einen weltüberwindenden Charakter. Und sein Vater Jakob taufte auch eine einsame Landstraße, nachdem er auf derselben Gott geschaut hatte, zu einer Pforte des Himmels und nannte einen einfachen Stein ein "Beth-El", ein Haus Gottes, wo sich ihm die Gegenwart Gottes offenbart hatte.
Verfasst: 15.05.2009 07:45
von Joschie
C.O.Rosenius Wenn auch das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen - dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. Ps. 46, 3.
Das ist ja ein recht fröhlicher und triumphierender Gesang, geboren aus einem recht freimütigen Herzen, das mit seinem Gott über die Mauer springt und sich über alle Höhen hinaufschwingt, sowohl über Berge als auch über jähe Abgründe! Hier ist keine Spur von Verzagtheit, und doch ist dieser fröhliche Psalm zu einer Zeit geschrieben, als ,,das Meer wütete", als ,,große Nöte eingetroffen waren", wie wir aus Vers 2 des gleichen Psalms sehen, so daß man fragen möchte, wie man in solchen Zeiten froh und freimütig sein kann.
,,Gott ist unsere Zuversicht und Stärke", so beginnt der königliche Sänger den Psalm, ,,der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz", so schließt er ihn. Es brauchen solche Verhältnisse nur wahr und lebendig vor unserem Herzen zu werden, unsere Augen brauchen nur geöffnet zu werden, es braucht nur eine kleine Öffnung in den dicken Wolken, die die Herrlichkeit Gottes vor unseren Augen verbergen, zu entstehen, und wir singen und springen alle mit derselben Freude wie David. Als der Knabe des Elisa wegen des Heeres, das mit Rossen und Wagen die Stadt umgab, ausrief: ,,O weh, mein Herr, wie sollen wir nun tun?" sagte Elisa: ,,Fürchte dich nicht; denn derer ist mehr, die bei uns sind, denn derer, die bei ihnen sind." Als der zitternde Knabe damit noch nicht getröstet war, betete Elisa und sprach: ,,Herr, öffne ihm die Augen, daß er sehe!" Da öffnete der Herr dem Knaben seine Augen, daß er sah. Und sieh, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her. Nun war der Knabe nicht mehr ängstlich. Wir sehen also, was erforderlich ist: ,,Herr, öffne uns die Augen, daß wir sehen!"
Hier müssen wir nun verstehen, daß mit der Stadt Gottes nicht eine äußere Gemeinde gemeint ist, die ein ganzes Land umfassen kann und deren Einwohner alle auf Christus getauft sind, sondern hier ist die heilige, allgemeine Kirche gemeint, ,,die Gemeinschaft der Heiligen", die aus den lebendigen Gliedern Christi innerhalb aller Kirchengemeinschaften besteht, und die darum über die ganze Welt zerstreut ist. Diese lebendigen Glieder an Christus, hier und da zerstreut, sind ,,die Braut des Lammes," die hier eine kurze Zeit hindurch in einem feindlichen Land lebt, fern von ihrem rechten Heim, dem Palast ihres Bräutigams. Sie sind ,,der Leib Christi," der auf Erden noch viel zu leiden hat und der auf seine Erlösung wartet. Sie sind die Gemeinde des Herrn, die Herde des guten Hirten und ,,die Schafe Seiner Weide". Sie sind ,,der heilige Tempel von lebendigen Steinen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist." Sie sind ,,die Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen," unter denen der Herr lebt und wie ein Vater in seinem Haus regiert. Sie sind die Pflanzung des Herrn und ,,Sein Garten, da Er sie weidet unter den Rosen". Sie sind ,,die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem, die Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind." Von dieser Stadt Gottes singt David hier so freudevoll und freimütig: ,,Wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen - dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind."
Gibt es nun wirklich etwas, das diesen lieblichen Worten entspricht, oder sollten es nur Worte sein? Und was ist dann das bezeichnende Merkmal des Volkes Gottes, derjenigen, die der Herr für die Seinen erkennt? Diese Frage wird allen redlichen Christen die wichtigste sein. Wir antworten darauf: Zu diesem lebendigen Leibe Christi gehört ein jeder, der, unter größerem oder geringerem Sündenelend nach Erlösung suchend, endlich seinen einzigen Trost, sein Leben und seine Seligkeit im Heiland und nur in Ihm gefunden hat, so daß nur Er allein der Gegenstand der Sehnsucht und des Friedens des Herzens ist. Es ist des Herzens größte Sorge, wenn Er entschwunden scheint, und seine größte Freude, wenn Er nahe ist. Sieh, das ist das Kennzeichen der Braut. Und in diesem Sinne, daß nämlich Christus immer und vor allen Dingen zur Versöhnung und zur Gerechtigkeit sowie auch zur Heiligung und zur Erlösung unentbehrlich ist, in diesem Sinne sind sich alle Christen gleich. Wie merkwürdig ist es doch, daß in allen Ländern und Zeiten, unter allen Völkern, Geschlechtern und Sprachen, wo man Christen findet, in diesem Herzenspunkt sich alle so ganz und gar gleich sind: Christus, Christus ist ihr Leben und ihr Lied.
Diese sind das Volk Gottes, das in unserem Text mit der Stadt Gottes bezeichnet wird. In Wahrheit eine wunderliche Stadt, klein und unansehnlich - und doch groß und herrlich - von einem Pol zum anderen sich erstreckend und überaus herrlich ihrem inneren Wesen und ihrer endlichen Bestimmung nach. Einstmals wird man auch die Zerstreuten gesammelt sehen, dann wird man die Braut schauen in ihrem vollen Schmuck und Glanz.
Dann werden die Gebeine grünen, Der große Sabbat ist erschienen, Wo man von keiner Not mehr weiß.
Verfasst: 16.05.2009 08:40
von Joschie
J.Kroeker Von der Erkenntnis Gottes.
"Der den Kriegen ein Ende macht, Bogen zerbricht, Speere zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid still und erkennet, dass Ich Gott bin. Ich will erhaben sein unter den Völkern, erhaben sein auf Erden." Ps. 46,10 f.
"Was nach diesem geschehen werde", - diese gewaltige ernste Frage bewegte einmal bereits den ersten Weltbeherrscher, den König Nebukadnezar, als er auf seinem Lager lag und die Frage erwog, wie sich wohl die weitere Entwicklung der Welt gestalten werde. Sie drängte sich ihm in nie empfundener Stärke auf. Sein Leben war bis dahin von Glück begünstigt gewesen. Die assyrische Macht hatte er zerbrochen, Ninive hatte kapituliert. Die starke gewaltige Macht im Süden, Ägypten unter der Führung Pharao Necho hatte zwar sich aufgemacht, um Nebukadnezars Siegeslauf zu brechen. Bei Karchemis am oberen Euphrat war sie aber so geschlagen worden, dass Necho sich nur noch mit einem Rest seiner Heere retten konnte.
Da war nun noch ein Staat geblieben, von dem in jener alten Welt die Sage ging, dass er unbezwingbar wäre. Das war der theokratische Staat Israels mit seinem Heiligtum in Jerusalem. Doch eines Tages brach auch dieser Staat vor dem mächtigen Herrscher auf dem damaligen babylonischen Weltthron zusammen. - "Was mag nach diesem geschehen?", so fragte Nebukadnezar. Ihm konnte die Antwort nur durch eine Offenbarung werden, die ihm in einem Traum wurde, den Daniel als Prophet ihm dann deutete.
Wir fragen heute auch wieder in Not und Sorge, wie wohl die Zukunft sich gestalten möge. Der Glaube antwortet: sie wird von Gott gestaltet werden! Und wo Gott die Zukunft gestaltet, da gelangt eines Tages doch das Reich Gottes zum Triumph! So vieles, was die Völkerwelt bewegt, wird zur Ruhe gebracht werden durch den, der die Verkörperung eines ewigen Sabbats ist. Und das ist unser Gott, der größer ist als jede Not der Zeit.
Solch eine Glaubenssprache, wie sie unser Psalmwort hier ausspricht, hätte niemals geführt werden können, wenn der Glaube des Psalmisten nicht bis zu Gott selbst gekommen wäre. Wäre er stehen geblieben bei den Ereignissen der Zeit, - das hätte ihm niemals diese innere Ruhe und diese Gewissheit im Blick auf die Zukunft gegeben. Aber nun schaut er Gott. Er schaut Ihn nicht nur als den, der da in Zion wohnen soll, sondern auch als den, der die Fäden der ganzen Weltregierung in seiner Hand hält. Daher kann der Glaube solch eine gewaltige Sprache führen, wie sie auch hier geführt wird, und mit einer Zukunft rechnen, die einmal unseres Gottes und seines Sohnes Jesu Christi sein wird.