Mephiboscheth hat geschrieben:
NB: glaubst Du, daß die Wiedergeburt erst mit dem Empfang des hl. Geistes stattfindet? Sind Bekehrung und Wiedergeburt dasselbe, wurde der Schächer am Kreuz also wiedergeboren und empfing den hl. Geist? Oder wurde er anders "errettet"? Das sind die Fragen, die mit meiner bereits gestellten Frage zusammenhängen, ob die Menschen vor Pfingsten irgendwie "anders" errettet wurden als danach.
Hallo M., zunächst einmal etwas Grundsätzliches zum Thema Bekehrung von Martyn Lloyd-Jones (das fettgedruckte eine Antwort auf einige Deiner Fragen): "Was meinen wir mit der Bekehrung?
Sie ist die erste Äußerung der neuen Natur, die von alten Lebensformen ablässt und ein neues Leben beginnt. Sie ist die erste Tat der wiedergeborenen Seele, die sich von etwas weg und zu etwas hin bewegt. Der Ausdruck als solcher legt das schon nahe: Die Bekehrung meint eine Umkehr von einer Sache zu einer anderen. Der Ausdruck wird in der Heiligen Schrift nicht sehr häufig gebraucht, aber die Wahrheit, die dieses Wort bezeichnet und repräsentiert, kommt ständig vor.
Sie werden entdecken, dass der Ausdruck selbst in der Bibel manchmal in einem allgemeineren Sinn für jedwede Umkehr gebraucht wird. Er wird zum Beispiel sogar für einen Gläubigen gebraucht. Bei einem Anlass tadelte unser Herr Petrus und sagte: "Wenn du dich dereinst bekehrst, so stärke deine Brüder" (Lukas 22,32). Er meinte: Wenn du zurückkommen wirst, wenn du umgekehrt sein wirst. Hier bezieht sich das Wort nicht auf Petrus ursprünglichen Eingang ins christliche Leben, denn er war bereits eingegangen; er würde jedoch rückfällig werden, er würde vom Weg abkommen und dann zurückkommen. Das wird als Bekehrung beschrieben, aber bei der Betrachtung biblischer Lehren tun wir gut daran, das Wort "Bekehrung" auf den Sinn zu begrenzen, den es normalerweise erhält, wenn wir miteinander über diese Dinge sprechen.
"Bekehrung" ist mithin der Anfangschritt in der bewussten Geschichte der Seele in ihrer Beziehung zu Gott; sie ist die erste Ausübung, die erste Manifestation des neuen Lebens, das in der Wiedergeburt empfangen worden ist
......Die nächste Frage ist daher: Wie findet Bekehrung statt? Was ist das ausführende Organ in der Bekehrung? Und die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Sie ist zuallererst und in erster Linie das Werk des Heiligen Geistes, und der Heilige Geist wirkt sie durch die wirksame Berufung. Wir haben jene Lehre betrachtet, und auf diese Weise findet der Prozess der Bekehrung statt. Die Berufung wird wirksam, und das führt zum nächsten Schritt - zu dem, was Sie und ich tun. Sie bemerken, dass wir dies zum ersten Mal erwähnen, aber in jede Definition der Bekehrung muss man sowohl die menschliche als auch die göttliche Aktivität einbeziehen. Die Berufung wird wirksam, und weil sie wirksam wird, reagieren wir darauf. Das ist Bekehrung! Sie hat zwei Seiten: den Ruf - die Antwort. Wir haben gesehen, wie all dies möglich wird, aber wenn wir uns mit der Bekehrung beschäftigen, müssen wir notwendigerweise in gleichem Maße die Aktivität des Menschen betonen. In der Wiedergeburt und in der Einung mit Christus sind wir zwar völlig passiv und spielen darin überhaupt keine Rolle - beide sind gänzlich das Werk des Geistes Gottes im Herzen-, doch bei der Bekehrung handeln wir: Wir bewegen uns; wir werden berufen, und wir tun es." (aus M. Lloyd-Jones, Gott der Heilige Geist, S. 148f, 3L Verlag)
Ja, ich glaube, daß der Schächer am Kreuz wiedergeboren wurde, weil nach Johannes 3, 3 niemand ins Reich Gottes kommt ohne wiedergeboren zu sein.
Was ist mit den Menschen, die vor Christus gelebt haben? Ich frage mich, welche Rolle spielen Verse wie 1. Petrus 3, 19: "In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis" oder 1. Petrus 4, 6: "Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, daß sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist."
Sehr wichtig in diesem Zusammenhang finde ich aber Hebräer 11 (der Glaubensweg im alten Bund). "Diese alle haben
durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen" (V.39)
Eins ist jedenfalls für mich sicher: kein Mensch ist vor Gott gerecht aufgrund seiner Werke. Jeder Mensch, der jemals gelebt hat, hat nur eine Hoffnung: "Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn"
Grüße, Jörg