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Verfasst: 28.04.2013 06:40
von Jörg
2. Diese Heiligung betrifft den ganzen Menschen durch und durch, bleibt jedoch in diesem Leben unvollkommen. Es bleiben in jedem Bereich noch einige Reste der Verdorbenheit zurück,1 woraus ein anhaltender und unversöhnlicher Kampf entsteht,2 in dem das Fleisch gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch aufbegehrt.3
1. 1Thess 5,23; 1Joh 1,8.10; Röm 7,18.23; Phil 3,12.
2. 1Kor 9,24-27; 1Tim 1,18; 6,12; 2Tim 4,7.
3. Gal 5,17; 1Petr 2,11.
3. Obwohl in diesem Kampf ihre bleibende Verdorbenheit noch in vielem eine Zeitlang vorherrschen mag,1 überwindet der wiedergeborene Teil diese dennoch durch die ständige Zurüstung mit Kraft von dem heiligenden Geist Christi.2 Und so wachsen die Heiligen in der Gnade, indem sie im evangelischen Gehorsam gegenüber allen Geboten, die Christus als ihr Haupt und König ihnen in seinem Wort geboten hat, ihre Heiligung in der Furcht Gottes vervollkommnen und auf ein himmlisches Leben ausgerichtet sind.3
1. Röm 7,23.
2. Röm 6,14; 1Joh 5,4; Eph 4,15-16.
3. 2Petr 3,18; 2Kor 3,18; 7,1; Mt 28,20.
Verfasst: 30.04.2013 04:13
von Jörg
Gliederung des Kapitels
Abschnitt 1
I. Die Beschreibung der Heiligung
A. Ihr Anfang in der vollkommenen Heiligung
B. Ihr Wachstum in der fortschreitenden Heiligung
1. Ihr Wesen: „wirklich und persönlich“
2. Ihr Ursprung: „durch dieselbe Kraft“1
3. Ihre Mittel: „mittels seines Wortes und Geistes“
4. Ihr Inhalt
• Negativ: Die Sünde wird abgeschwächt und
abgetötet.
• Positiv: Die Gnade wird belebt und gestärkt.
5. Ihre Notwendigkeit: „ohne die niemand den Herrn
sehen wird“
Abschnitt 2-3
2-3 II. Die Erkennungsmerkmale der Heiligung
2 A. Kampf gegen die Sünde
1. Die Ursache für diesen Kampf
2. Das Wesen dieses Kampfes
3. Die Gegner in diesem Kampf
3 B. Wachstum in der Gnade
1. Die Schwierigkeiten bei diesem Wachstum
2. Die Gewissheit für dieses Wachstum
3. Die Beschaffenheit dieses Wachstums
I. Eine Definition von Heiligung
„Heiligen“ bedeutet in der Bibel, dass etwas vom allgemeinen Gebrauch für Gott abgesondert wird. Wenn etwas geheiligt ist, dann ist es Gottes besonderes Eigentum. In seiner allgemein üblichen und theologischen Verwendung wird der Ausdruck „Heiligung“ jedoch meistens dafür gebraucht, dass man sich in seinem praktischen Verhalten von der Sünde enthält, um in seinem christlichen Leben zunehmend rechtschaffener zu werden. Diese allgemein gebräuchliche Verwendung des Ausdrucks, die das fortschreitende und anhaltende Wachstum in der Heiligung eines Christen beschreibt, ist durchaus richtig (Joh 17,17.19; Röm 6,19.22; 1Thess 4,3.4.7; 5,23; Hebr 12,14), darf aber nicht mit der biblischen Lehre vermengt werden, dass der Christ bei der Bekehrung — um einen Begriff John Murrays zu gebrauchen — definitiv geheiligt ist. Die Tatsache, dass diese Heiligung am Anfang des christlichen Glaubens steht, kann indirekt aus den Worten in Abschnitt 1 ersehen werden, wo es heißt: „Auch weiterhin werden sie … geheiligt“. Dass es sich bei dieser Heiligung um eine grundsätzliche Gegebenheit im Leben eines Christen handelt, wird in der Aussage des Bekenntnisses deutlich, wo es heißt, dass nur „[d]iejenigen, die mit Christus verbunden, wirksam berufen und wiedergeboren sind, … in sich durch die Kraft von Christi Tod und Auferstehung ein neu erschaffenes Herz und einen neuen Geist“ haben und „weiterhin … geheiligt“ werden (13,1).
Verfasst: 02.05.2013 04:11
von Jörg
II. Der Anfang der Heiligung
Definitive Heiligung ist lediglich ein anderer Begriff für die grundlegende und tiefgreifende Veränderung, die im moralischen und ethischen Zustand eines Sünders geschieht, wenn er durch die wirksame Berufung und Wiedergeburt mit Christus vereinigt wird. Er verweist uns darauf, dass die fortschreitende Heiligung nicht im luftleeren Raum geschieht. Sie setzt die wirksame Berufung, die Wiedergeburt, die Einheit mit Christus und sogar die Rechtfertigung voraus. Die Wiedergeburt bewirkt ebenso wie die Heiligung eine Veränderung in uns, genauer gesagt, in unserem moralischen Wesen (Joh 3,3-8; 1Joh 2,29; 3,9-10). Hier geschieht der anfängliche moralische Wandel, den die fortschreitende Heiligung weiter vertieft und fortführt. Wenn wir von Heiligung reden, dann tun wir dies meist im Sinne der fortschreitenden oder anhaltenden Heiligung. Was jedoch allein die Häufigkeit des Vorkommens in der Bibel anbelangt, bezieht sich das Wort häufiger auf die definitive Heiligung als auf die fortschreitende Heiligung. Der Gebrauch dieses Wortes als Adjektiv, Verb und Nomen bestätigt diese Aussage. Der Plural des Adjektivs „heilig“ wird im Neuen Testament viele Male für die Christen gebraucht. Christen sind „Heilige“, wie diese Wort häufig übersetzt wird. Da das Volk Gottes als Ganzes und nicht nur ein paar wenige Auserlesene als „Heilige“ angesprochen werden, legt der Gebrauch dieses Namens für die Gläubigen nahe, dass jeder von ihnen bei der Bekehrung zu einem Heiligen gemacht wurde, dass jeder definitiv geheiligt ist (Röm 1,7; 1Kor 1,2; 6,1; 2Kor 1,1; Eph 1,1; Phil 1,1; Kol 3,12). Auch das Verb „heilig machen“ oder „heiligen“ wird häufig für die definitive Heiligung gebraucht (Apg 20,32; 26,18; Röm 15,16; 1Kor 1,2; 6,11). Interessanterweise wird in all diesen Versen das Verb in Passivformen der Vergangenheit gebraucht. Daraus ergeben sich zwei Dinge: 1. Die Heiligung fand in der Vergangenheit statt. 2. Die geheiligte Person wurde durch jemand anderen geheiligt, nämlich durch Gott. Bei dieser Heiligung war Gott aktiv und der Mensch passiv. Auch das Nomen, das oft mit „Heiligkeit“ oder „Heiligung“ übersetzt wird, bezieht sich auf dieses Geschehen (1Kor 1,30; 1Thess 4,7; 2Thess 2,13; 1Petr 1,2).
Verfasst: 04.05.2013 07:00
von Jörg
Dieser Gebrauch des Wortes hat zwei Konsequenzen: Erstens beinhaltet Heiligung eine moralische und ethische Veränderung im Herzen und im Verhalten eines Menschen. Sie bringt beispielsweise Glauben, Gehorsam und sexuelle Reinheit hervor. Es ist das wirksame Handeln des Heiligen Geistes (Röm 15,16; 1Kor 6,11) und daher mehr als eine bloße Veränderung in unserer rechtlichen Stellung oder unserem geistlichen Stand. Sie beinhaltet eine ethische Erneuerung (Eph 5,26; 1Thess 5,23; Offb 22,11). Zweitens umschließt die definitive Heiligung mehr als nur eine Veränderung des Herzens. Sie bewirkt einen völlig neuen geistlichen Zustand, einen völlig neuen Tatbestand (1Kor 1,2.30; 6,11). In dieser Hinsicht spricht insbesondere der Hebräerbrief von Heiligung (Hebr 2,11; 9,13; 10,10.14.29; 13,12). Heiligung hat eine neue geistliche Ausgangslage zur Folge. Es bedeutet, dass jemand in Christus ist, mit all dem, was dies für die Gnade, Vergebung, Kraft und geistlichen Quellen beinhaltet. Die definitive Heiligung wendet sich gegen eine Heiligung, die sich ausschließlich auf die Stellung bezieht. Diejenigen, die lehren, dass sich Heiligung ausschließlich auf die Stellung bezieht, behaupten häufig, dass die Heiligung, die bei der Bekehrung geschieht, nur beinhaltet, dass jemand in seiner rechtlichen Stellung für Gott abgesondert ist. Das ist falsch. Definitive Heiligung beinhaltet auch einen grundlegenden und praktischen Bruch mit der Sünde bei der Bekehrung. Die definitive Heiligung wendet sich aber ebenso gegen eine ausschließlich fortschreitende Heiligung. Manche scheinen das christliche Leben so zu verstehen, dass es zwar mit der Rechtfertigung beginnt, aber von vornherein noch keinen grundlegenden Wandel des moralischen Wesens beinhaltet. Nachdem die Rechtfertigung stattgefunden hat, beginnt bei den Gläubigen eine fortschreitende Heiligung. Diese Vorstellung geht also davon aus, dass die fortschreitende Heiligung bei Null beginnt. Auch das ist falsch. Nur diejenigen, die grundsätzlich und von vornherein geheiligt sind, sind in der Lage, fortschreitende Heiligung zu erfahren.
Verfasst: 06.05.2013 04:28
von Jörg
Die Schlüsselstelle zum Verständnis der definitiven Heiligung findet sich in Römer 6,1-11. Die Bedeutung dieser Stelle für die Lehre von der Heiligung findet sich in Vers 1 und 2. Paulus spricht insbesondere die Frage der fortschreitenden Heiligung an, wenn er die Frage stellt: „Sollen wir weiterhin sündigen?“ (Röm 6,1 NGÜ). Und er redet deutlich von der definitiven Heiligung, wenn er bemerkt: „Wir sind doch, was die Sünde betrifft, gestorben.“ (Röm 6,2 NGÜ). Der Zusammenhang, der zwischen diesem Vers und Paulus’ vorangehender Aussage in Vers 1 besteht, ist von großer Bedeutung. Paulus hat erklärt, dass wir nicht durch Werke gerechtfertigt sind, sondern durch Gottes überreiche Gnade. Er beugt auch der Entgegnung vor, dass uns diese Lehre gestatten würde, weiterhin zu sündigen, damit die Gnade zunehme. Paulus weist diesen Einwand zurück und zeigt, dass die freie Rechtfertigung weit davon entfernt ist, ein Leben in der Sünde zuzulassen und sie stattdessen vielmehr für den Gläubigen ein neues Leben in Gerechtigkeit bereithält. Die Kernaussage dieses Abschnitts findet sich in Vers 2. Paulus’ Antwort auf die Frage: „Sollen wir weiterhin sündigen?“ (Röm 6,1 NGÜ) lautet weder einfach, dass wir nicht weiter sündigen sollen, noch besagt sie, dass wir versprochen haben, nicht weiter zu sündigen, noch dass wir alle nur er denklichen Gründe haben, nicht weiter zu sündigen, und nicht einmal, dass es unserem Glauben widersprechen würde, wenn wir weiter sündigen. Das mag alles richtig sein, aber Paulus gibt eine andere Antwort. Seine Antwort besagt, dass es für einen Gerechtfertigten nicht möglich ist, weiter zu sündigen. „Wir sind doch, was die Sünde betrifft, gestorben. Wie können wir da noch länger mit der Sünde leben?“ (Röm 6,2 NGÜ). Das Wörtlein „wie“ weist darauf hin, wie undenkbar es ist, dass ein Christ weiterhin in Sünde lebt. Die These dieses Abschnitts wird dann in den Versen 3-10 sorgfältig entfaltet und ist in den Worten zusammengefasst: „Wir sind der Sünde gestorben.“ Es ist eine Reihe an Fragen zu dieser Aussage zu beantworten: Wie sterben wir der Sünde? Wir sterben der Sünde im Sterben des Herrn Jesus gegenüber der Sünde. Wir sterben der Sünde durch die Vereinigung mit Christus in seinem Tod gegenüber der Sünde (Röm 6,3-6.8). In Vers 3 wird die Taufe erwähnt, da sie das Zeichen der Einheit mit Christus ist, wie sie in der Bekehrung entsteht. Was bedeutet es, der Sünde zu sterben? Es bedeutet nicht, dass wir den sündigen Handlungen gegenüber gestorben sind. Christen sündigen auch weiterhin. Es kann dies nicht bedeuten, da Christus niemals sündigte, aber der Sünde gestorben ist (Röm 6,8-10). Der Sünde sterben steht zwar in einem Zusammenhang mit unseren sündigen Handlungen, aber darum geht es hier nicht. Es bedeutet, dass wir gegenüber der Herrschaft der Sünde sterben. Christus war unter der Herrschaft der Sünde (Röm 6,9). Die Sünde wird hier und im gesamten Textzusammenhang als König oder Sklavenhalter betrachtet (Röm 5,21; 6,6.9.12.14). Wir sind nicht länger Bürger im Königreich der Sünde.
Verfasst: 08.05.2013 04:18
von Jörg
Doch wie befreit uns die Tatsache, dass Christus die Strafe für die Sünde getragen hat, von der Herrschaft der Sünde? Die Antwort lässt sich anhand von 1. Korinther 15,56 erkennen, wo wir gelehrt werden, dass „die Kraft der Sünde aber das Gesetz“ ist. John Brown erklärt diesen Zusammenhang sehr deutlich: „Das christliche Geschehen der geistlichen Umwandlung ist das einzige, das den Schwierigkeiten in dieser Frage begegnet oder sie überhaupt angeht. Es fängt ganz vorne an. Es sorgt für einen grundlegenden Wandel in den Beziehungen eines Menschen und legt ebenso eine solide Grundlage für den Wandel in seinem Wesen … Indem das Verdammungsurteil aufgehoben wird, zerschlägt es die Fesseln der Verdorbenheit, stellt einen Einfluss zur Heiligung sicher, der dem Einfluss der Verdorbenheit von innen und außen überlegen ist, und hält passende Motive bereit, um jemanden dazu zu bewegen, die Sünde zu töten und die Heiligkeit zu fördern.“ Schuld ist die Fessel, die uns an die Sünde kettet und uns von Gottes heiligender Kraft fernhält. Wann sterben wir der Sünde? Bei der Bekehrung sterben wir ein für allemal der Sünde. Der Aorist Indikativ in Römer 6,2, „wir [sind] der Sünde gestorben“ und in Vers 6 „unser alter Mensch [ist] mitgekreuzigt worden“ bezieht sich wegen der Aktionsart der in diesem Kontext verwendeten Verben auf eine in der Vergangenheit abgeschlossene Handlung. Auch der Zusammenhang in Röm 6,10-11 erfordert diese Deutung. Vers 10 besagt, dass Jesus „ein für allemal der Sünde gestorben“ ist. Vers 11 fordert die Christen auf: „Haltet euch der Sünde für tot.“ Was folgt aus dem Tod gegenüber der Sünde? Ein neues Leben der praktischen Gerechtigkeit ist das zwangsläufige Ergebnis (Röm 6,4-6.17-18.22; 7,4-6). Die Zusammenfassung des Abschnitts findet sich in Vers 11. Dies ist ein schwieriger Vers, denn er wirft eine Reihe von Fragen auf. Wenn ich wirklich der Sünde gestorben bin, warum muss ich mich dann der Sünde für tot „halten“? Wenn ich andererseits nicht der Sünde gestorben bin, wie kann ich dann „ der Sünde für tot“ gehalten werden? Der Befehl, uns selbst der Sünde für tot zu halten, hat nichts mit positivem Denken zu tun. Positives Denken lehrt, dass, wenn wir uns selbst der Sünde für tot halten, wir dadurch auch bewirken, dass es so ist. Dieser Befehl ist jedoch in der Tatsache begründet, dass wir der Sünde gestorben sind. Doch gehört diese Tatsache nicht zu den Dingen, die man sehen kann. Es ist äußerlich nicht so offenbar, dass es nicht eigens als solches anerkannt werden müsste. Dass wir der Sünde gestorben sind, ist eine Angelegenheit des Glaubens. Daher besteht die Notwendigkeit, dass wir anerkennen, dass es sich so verhält. Paulus ermahnt die Gläubigen in Rom, dass sie diese Einstellung beibehalten sollen, denn dies ist eine Grundhaltung, wenn ein Christ in seinem Leben nach Heiligung strebt.
Verfasst: 10.05.2013 04:16
von Jörg
III. Die Fortdauer der Heiligung
Wie geht man dabei vor, wenn man der Forderung, heilig zu werden, Folge leisten will? Was soll man tun, um dieses Ziel zu erreichen? Die folgenden Bemerkungen wollen auf diese Frage Antworten geben.
A. Das enge Verhältnis zur Gnade
Wir setzen hier dort ein, wo wir bei der definitiven Heiligung aufgehört haben. Die Heiligung geschieht nicht im luftleeren Raum. Sie geht davon aus und ist darauf gegründet, dass die souveräne Gnade in unserem Leben als Christen wirksam ist. Theologen sprechen hier von dem Verhältnis zwischen Indikativ und Imperativ. Was ist ein Indikativ, und was ist ein Imperativ? Die Aussage: „Ihr … seid … eine heilige Nation.“ (1Petr 2,9) ist ein Indikativ. Der Befehl: „[S]eid auch ihr im ganzen Wandel heilig!“ (1Petr 1,15) ist eine Imperativ. Im ganzen Neuen Testament stehen diese beiden Formen von Aussagen Seite an Seite nebeneinander (vgl. Röm 6,2 mit 6,12; 8,2.9 mit 8,12-14; Gal 5,24 mit 5,25; Eph 4,21-23 mit 4,25; Kol 3,3 mit 3,5; 3,10 mit 3,9 und Gal 3,36-29 mit Röm 13,14). Bei diesen Abschnitten gilt es, zwei Dinge zu beachten. Erstens kann das Verhältnis nicht einfach umgekehrt werden. Der Indikativ kommt stets zuerst, und erst danach der Imperativ. Der Imperativ beruht immer auf dem Indikativ. Dieses Verhältnis kann nicht umgekehrt werden (Phil 2,12-13). Heiligung geschieht aus Gnade. Sie muss auf der Grundlage von Gottes Gnadenhandeln in unserem Leben erstrebt werden. Es geht nicht darum, dass unsere Werke Gottes Gnade etwas hinzufügen. Nur diejenigen, die allen Grund dazu haben, sich selbst als Christen zu betrachten, sollten dazu aufgefordert werden, sich selbst um Heiligung zu bemühen. Zweitens ist der Imperativ nicht nur eine Möglichkeit. Es gibt keinen Indikativ ohne Gehorsam gegenüber dem Imperativ. Der Gehorsam gegenüber dem Imperativ zeigt, dass der Indikativ in unserem Leben Realität ist (Gal 6,7-10; Kol 3,1). Das bedeutet nicht, dass damit die Reihenfolge umgekehrt wird! Es zeigt lediglich, dass der Indikativ und der Imperativ nicht voneinander getrennt werden können. Niemand kann sagen: „Ich bin geheiligt.“, ohne dass er darum bemüht ist, der Sünde zu sterben und geheiligt zu werden.
Verfasst: 12.05.2013 06:26
von Jörg
B. Die grundlegenden Handlungen
Die Frage nach den grundlegenden Handlungen, die beim Streben nach Heiligung beteiligt sind, wirft eine Frage auf, die Gegenstand wiederholter und lebhafter Diskussionen unter den Evangelikalen des 19. Jahrhunderts war. Aussagen wie die folgende waren nicht ungewöhnlich: „Wie jemand bei der Keswick-Zusammenkunft einmal gesagt hatte, wissen wir Christen alle, dass wir aus Glauben errettet sind, aber wir sind irgendwie zu der Vorstellung gelangt, dass wir uns bei der Heiligung selbst anstrengen müssten. Preist den Herrn, dass wir uns nicht selbst um etwas mühen müssen, was uns die Gnade Gottes darbietet … Wir reden über die Gnade Gottes, vergessen aber, dass uns der Sieg gegeben ist. Man muss für ein Geschenk nichts tun, noch ist man irgendwie am Kauf des Geschenkes mitbeteiligt. Uns wird alles geschenkt, ganz ohne eigenes Mühen und ohne eigene Werke.“ Ein anderer Vertreter der Lehre vom „siegreichen Leben“ macht folgende ähnliche Bemerkungen: „Jemand fragt: ‚Wie kann dies geschehen?‘ Die Antwort ist sehr einfach und findet sich in Römer 6,10-18. Alles hängt an den zwei Worten: ‚dafür halten‘ und ‚zur Verfügung stellen‘. Haltet euch selbst für tot gegenüber jeglicher Sünde, die euch versuchen mag, und haltet euch selbst für lebendig in Gott. Dann stellt euch zur Verfügung, entsprechend dem, wofür ihr euch haltet. Stellt euch Gott zur Verfügung und nicht der Sünde … Ja, liebe Freunde, es ist so einfach, wie ich gesagt habe. Haltet euch selbst für tot und stellt euch dann zur Verfügung, entsprechend dem, wofür ihr euch haltet.“ Diese Behauptungen führen zwangsläufig zu Fragen wie diesen: „Sind wir allein aus Glauben geheiligt, oder müssen wir an unserer Heiligung arbeiten? Werden wir auf dieselbe Weise geheiligt, wie wir gerechtfertigt werden? Gibt es im Leben eines Christen Raum für eigenes Bemühen und Streben? Ist unsere Pflicht tatsächlich damit erfüllt, dass wir uns dafür halten und uns zur Verfügung stellen?“ Derartige Fragen sollen in der folgenden Erörterung der biblischen Aussagen beantwortet werden. Die grundlegenden Handlungen, die Gottes Wort von uns im Ringen um die fortschreitende Heiligung fordert, lässt sich in zwei Punkten zusammenfassen: zuversichtliches Dafürhalten und eifriges Wirken. Als Erstes müssen wir das, wovon Gott gesagt hat, dass es im Leben seiner Kinder geschieht, vertrauensvoll als für uns gültig anerkennen. Wir müssen im Glauben erforschen, was Gott für uns in Christus getan hat und tun will. Römer 6,11 ist hier der klassische Schriftbeleg. John Murray hat die Bedeutung dieses Befehls sehr hilfreich erklärt: „Es muss sorgsam darauf geachtet werden, was genau befohlen wird. Uns wird nicht befohlen, dass wir der Sünde sterben und Gott leben sollen, das wird bereits vorausgesetzt. Ebenso werden diese Tatsachen nicht erst dadurch zu Tatsachen, dass wir sie als solche anerkennen. Dieser Imperativ spricht davon, dass wir von diesen Tatsachen, die durch die Einheit mit Christus bereits erlangt wurden, ausgehen und sie anerkennen.“
Verfasst: 14.05.2013 05:34
von Jörg
Die Verheißung der Bibel besagt, dass diejenigen, die an Christus glauben und über ihre Sünden Buße tun, mit Christus verbunden sind und Teil seiner neuen Schöpfung werden. Die Kräfte des künftigen Zeitalters sind in ihnen schon wirksam. Die souveräne Gnade ist in ihrem Leben bereits entfesselt. Paulus ermahnt uns, mit diesen Dingen im Glauben zu rechnen. Das ist das erste, was Paulus den Gläubigen aufträgt, dass sie es im Blick auf die Heiligung tun sollen. Ähnliche Aufforderungen finden sich in 1. Petrus 4,1-2 und Römer 13,14. Wie wichtig diese Perspektive ist, lässt sich auch daran ablesen, dass Paulus die Christen häufig an ihren neuen Stand erinnert (Röm 6,14; 7,4-6; Kol 2,9-12.20; 3,1-3). Diese Perspektive ist entscheidend, wenn ein Christ seinen mächtigen und grimmigen Feinden im Kampf um Heiligkeit entgegentreten will. Wenn nun das vertrauensvolle Anerkennen dieser Tatsache die einzige Aktivität wäre, zu der uns Gott beim Streben nach Heiligung auffordert, dann sollten wir meinen, dass Ketcham und Trumbull recht haben. Das Problem ist nur, dass das Neue Testament nicht dort stehen bleibt, wo sie stehen bleiben! Die Bibel fährt dann damit fort, dass sie uns in zweiter Linie auch dazu ermahnt, für unsere Heiligung eifrig etwas zu tun (vgl. Röm 6,11 mit 6,12; 13,14a mit 13,14b; Phil 2,12-13). Dieses Wirken hat in der Heiligen Schrift immer wieder eine zweifache Stoßrichtung. Wie das Bekenntnis erkennen lässt, muss die Sünde getötet und die Gnade gepflegt werden (Röm 6,13; 2Kor 7,1; Eph 4,22-25). Dies lehrt uns das entscheidende Prinzip, dass im geistlichen Bereich Dinge ausgetauscht werden müssen (Gal 5,17). Die Verhaltensweisen des alten Menschen müssen durch die des neuen Menschen ersetzt werden. Warum ist gerade dieses Prinzip von solch entscheidender Bedeutung? Aus dem Grund, dass nur ein solches Bemühen, das diese beiden Ausrichtungen hat, erfolgreich sein kann.
Verfasst: 16.05.2013 04:16
von Jörg
Die Heilige Schrift nennt uns auch verschiedenste Formen, die unser Bemühen annehmen muss. Römer 13,14 lässt erkennen, wie notwendig es ist, Vorsorge zu treiben und überlegt zu handeln, damit man Versuchungen zur Sünde von vornherein aus dem Weg geht. Römer 12,1-2 zeigt uns, wie wichtig es ist, dass man lernt, liest, zuhört und studiert. Hebräer 10,25 verweist uns auf die Notwendigkeit, mit Gottes Volk in den Gemeindeversammlungen zusammenzukommen. Matthäus 26,41 lehrt uns, wie wichtig es ist, dass wir wachen und beten. Andere konkrete Ermahnungen, die im christlichen Leben von Bedeutung sind, lassen sich leicht hinzufügen. Werden wir allein aus Glauben geheiligt? Oder sollen zum Glauben Werke hinzugefügt werden? Die Antwort lautet: Es geht hier nicht darum, dass zum Glauben Werke hinzugefügt werden. Es geht um einen wirksamen Glauben (Gal 5,6). Wir werden durch den Glauben geheiligt, aber nicht durch einen Glauben, der sich lediglich auf Gottes Verheißungen ausruht, sondern durch einen Glauben, der auch nach Gottes Weisungen tätig ist. Wenn wir davon sprechen, dass etwas „allein aus Glauben“ geschieht, dann denken wir dabei gewöhnlich an einen Glauben, der sich auf Gottes Verheißungen verlässt. Auf diese Weise wird ein Sünder gerechtfertigt: nicht durch Werke, sondern dadurch, dass er auf Gottes Verheißungen vertraut. Wenn wir also sagen, dass wir allein aus Glauben geheiligt werden, hinterlässt dies einen falschen Eindruck. Heiligung ist jedoch nicht nur eine Angelegenheit verbissener Entschlossenheit. Immer und immer wieder begründet Paulus den Imperativ der Heiligung durch den Indikativ. Immer wieder sagt er uns, dass wir mit der Tatsache rechnen sollen, dass wir, als wir uns bekehrt haben, heilbringend mit Christus vereinigt wurden. Tatsächlich können wir Römer 6,11 nicht gehorsam sein, wenn wir nicht auf Grund biblischer Tests gewiss sein können, dass wir in Christus sind. Die Frage nach unserem gegenwärtigen Stand und der tatsächlich geschehenen Errettung lässt sich bei der Heiligung nicht vermeiden. Wenn wir überhaupt einen wirklichen Fortschritt bei der Heiligung machen wollen, müssen wir an den Punkt gelangen, an dem wir dem Werk der Heiligung auf der Grundlage nachstreben, dass wir uns selbst für tot in Christus halten
Verfasst: 18.05.2013 05:45
von Jörg
14.Über den rettenden Glauben
1. Die Gnadengabe des Glaubens, durch welche die Erwählten dazu befähigt werden, zur Rettung ihrer Seelen zu glauben, ist das Werk des Geistes Christi in ihren Herzen. Sie wird gewöhnlich durch den Dienst des Wortes bewirkt,1 durch den sie auch ebenso wie durch die Spendung der Taufe und des Abendmahls, durch Gebet und andere von Gott verordnete Mittel zunimmt und gestärkt wird.2
1. Joh 6,37.44; Apg 11,21.24; 13,48; 14,27; 15,9; 2Kor 4,13; Eph 2,8; Phil 1,29; 2Thess 2,13; 1Petr 1,2.
2. Röm 10,14.17; Lk 17,5; Apg 20,32; Röm 4,11; 1Petr 2,2.
2. Durch diesen Glauben hält ein Christ um der Autorität Gottes willen alles für wahr, was im Wort geoffenbart ist, und er erkennt in ihm einen Vorzug gegenüber allen anderen Schriften und Dingen in dieser Welt, da es die Herrlichkeit Gottes in seinen Eigenschaften, die Vorzüglichkeit Christi in seiner Natur und seinen Ämtern und die Kraft und Fülle des Heiligen Geistes in seinen Werken und Handlungen hervorbringt: Dadurch wird er in die Lage versetzt, sich mit seiner Seele auf die Wahrheit, an die er auf diese Weise glauben kann, zu verlassen.1 Er verhält sich auch unterschiedlich, je nachdem, was die jeweilige Schriftstelle beinhaltet: Er leistet den Geboten Gehorsam.2 Er zittert vor den Drohungen.3 Er ergreift die Verheißungen Gottes für dieses und das zukünftige Leben.4 Aber die grundlegenden Handlungen des rettenden Glaubens stehen in unmittelbarer Verbindung zu Christus: ihn anzunehmen, ihn zu empfangen und sich auf Grund des Gnadenbundes auf ihn allein zur Rechtfertigung, zur Heiligung und zum ewigen Leben zu verlassen.5
1. Apg 24,14; 1Thess 2,13; Ps 19,8-11; 119,72.
2. Joh 15,14; Röm 16,26.
3. Jes 66,2.
4. 1Tim 4,8; Hebr 11,13.
5. Joh 1,12; Apg 15,11; 16,31; Gal 2,20.
Verfasst: 20.05.2013 06:38
von Jörg
3. Dieser Glaube, auch wenn er verschiedene Grade aufweist und schwach oder stark sein kann,1 besitzt dennoch auch schon im geringsten Maße — ebenso wie die übrige Gnade der Errettung — ein anderes Wesen und eine andere Natur als der Glaube und die allgemeine Gnade bei denen, die eine Zeit lang glauben.2 Daher behält er, auch wenn er viele Male angefochten und geschwächt sein kann, dennoch den Sieg,3 indem er in vielen zur Erlangung völliger Gewissheit durch Christus heranwächst,4 der sowohl der Anfänger als auch der Vollender unseres Glaubens ist.5
1. Mt 6,30; 8,10.26; 14,31; 16,8; 17,20; Hebr 5,13-14; Röm 4,19-20.
2. Jak 2,14; 2Petr 1,1; 1Joh 5,4.
3. Lk 22,31-32; Eph 6,16; 1Joh 5,4-5.
4. Ps 119,114; Hebr 6,11-12; 10,22-23.
5. Hebr 12,2.
Gliederung des Kapitels
Abschnitt 1.
I. Der Ursprung des rettenden Glaubens
A. Der daran beteiligte persönliche Mittler
B. Die daran beteiligten Mittel
Abschnitt 2.
II. Die Handlungen des rettenden Glaubens
A. Der rettende Glauben nimmt die Unfehlbarkeit und Vorzüglichkeit
der Heiligen Schrift an.
B. Der rettende Glauben reagiert in angemessener Weise auf
alles, was in der Heiligen Schrift steht.
C. Der rettende Glaube vertraut allein auf Christus zur Errettung
von Sünde.
Abschnitt 3.
III. Die besondere Art des rettenden Glaubens
A. Die Tatsache seiner besonderen Art
1. Die Tatsache näher bestimmt
2. Die Tatsache hervorgehoben
B. Die Frucht seiner besonderen Art
Das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689 folgt in diesem Kapitel eng der in der Savoy-Erklärung enthaltenen Überarbeitung des Westminster Bekenntnisses. Die einzig entscheidende Abweichung von der Savoy- Erklärung befindet sich in Abschnitt 2, in dem erklärt wird, wie der Glaube die Vortrefflichkeit der Heiligen Schrift begreift. Es gibt viele ausgezeichnete Abhandlungen zum Thema des rettenden Glaubens. Die hier dargebotene Auslegung beschränkt sich daher auf eine Auswahl, die das Wesen, das Mittel und der Zusammenhang des rettenden Glaubens beinhaltet.
Verfasst: 22.05.2013 04:21
von Jörg
I. Das Wesen des rettenden Glaubens
In der Heiligen Schrift wird der Glaube aus zwei sich ergänzenden Blickwinkeln heraus betrachtet. Die folgende Erörterung des rettenden Glaubens folgt daher in ihrer Anordnung dieser zweifachen biblischen Perspektive. Glaube ist in erster Linie ein Überzeugtsein von der Wahrheit des Evangeliums. Rettender Glaube ist die Überzeugung, dass das Evangelium wahr ist. Rettender Glaube glaubt, dass die Botschaft, die durch die Prediger des Evangeliums verkündigt wird, richtig ist. Diese Beschreibung kann deutlich an dem alttestamentlichen Wort „aman“ erkannt werden, das bedeutet, dass man etwas für wahr oder zuverlässig hält. Es findet sich an Hunderten von Stellen, in denen der rettende Glaube als ein „daran glauben, dass“ beschrieben wird. Rettender Glaube beinhaltet, dass „man glaubt, dass“ (Hebr 11,6). Er ist das Wissen, dass etwas wahr ist (Joh 6,69; 10,38; 12,46; 1Joh 4,16). Er öffnet die Augen für die Realität (Joh 12,38-39). Hierum geht es bei der klassischen biblischen Definition des rettenden Glaubens (Hebr 11,1). Die zwei maßgeblichen Beschreibungen des Glaubens in diesem Text lassen klar die Vorstellung erkennen, dass Glaube eine Überzeugung beinhaltet. Das erste Wort, das in diesem Text den Glauben beschreibt, kann mit „Beharren“ (RSCH) übersetzt werden. Es hat eine sehr ähnliche Bedeutung wie das alttestamentliche Wort für Glauben, aman. Griechische Wörterbücher nennen die Übersetzungsmöglichkeiten „Unterlage, Grundlage, Wirklichkeit, Verwirklichung“ oder „innerliche Gewissheit/ Festigkeit“. Das zweite Wort, das in diesem Vers gebraucht wird, kann mit „Überzeugung“ (RSCH) wiedergegeben werden. Griechische Wörterbücher nennen „Beweis, Gewissheit, feste Zuversicht“ als Übersetzungsmöglichkeiten (Jud 15; Tit 1,9).
Verfasst: 24.05.2013 06:01
von Jörg
Landläufig dachte man lange Zeit, dass die Bibel „glauben“ zur Bezeichnung eines falschen Glaubens verwendet wird, während „glauben an“ zur Beschreibung des wahren Glaubens gebraucht wird. Doch diese Annahme ist falsch. Bei manchen, die an Jesus glauben, stellt sich heraus, dass sie einen falschen Glauben haben (Joh 2,23; 8,31). Andere, von denen es lediglich heißt, dass sie dem Evangelium oder seinen Boten glaubten, werden als wahre Gläubige angesehen (Apg 8,12). Andererseits ist Glaube die Bindung an den Christus des Evangeliums. Bindung beschreibt hier, wie wir uns selbst Christus anvertrauen. John Murrays hervorragende Bemerkungen stellen diesen Aspekt klar heraus: „Glaube muss zum Vertrauen anwachsen, zu einem Vertrauen, das darin besteht, dass man sich ihm anvertraut. Im Glauben ist die enge Verbindung zwischen zwei Personen enthalten, die innerliche Hinwendung des ganzen Menschen, Christus allein zum Heil zu empfangen und sich ihm anzuvertrauen. Dies bedeutet, dass man jegliches Vertrauen auf sich selbst oder irgendeine andere menschliche Quelle aufgibt und sich selbst Christus uneingeschränkt anvertraut.“ Glaube ist die uneingeschränkte, vertrauensvolle Selbsthingabe an Christus. Glaube ist der vertrauensvolle Verzicht auf jegliche Hoffnung und die Übergabe unseres ganzen Schicksals in die Hand Jesu Christi. Vier Überlegungen weisen darauf hin, dass Glaube Hingabe bedeutet: 1. Das griechische Wort, das gewöhnlich mit „glauben“ übersetzt wird, kann „sich verlassen auf“ oder „jemandem etwas anvertrauen“ bedeuten, was darauf hindeutet, dass Glauben Hingabe beinhaltet. Man beachte beispielsweise das Wortspiel in Johannes 2,23-24. Die Bedeutung dieses Wortspiels kann in dem einen Satz zum Ausdruck gebracht werden: „Sie glaubten an Christus, aber er glaubte nicht an sie.“ Dasselbe Wort wird sowohl in Vers 23 mit der Bedeutung „glauben“ gebraucht als auch in Vers 24 mit der Bedeutung „vertrauen“. Die Vorstellung, dass jemandem etwas anvertraut wird, kommt auch klar in 2. Timotheus 1,12 zum Ausdruck. 2. Das häufige Vorkommen der Verbindung „glauben an / hin zu“ (pisteuoeis) beinhaltet die Vorstellung von Hingabe (Joh 2,11; 3,16.18.36; 4,39; 6,29). John Murray weist darauf hin, dass dieser Ausdruck „die Vorstellung einer ‚Bewegung in eine Richtung‘ beinhaltet“. Benjamin Warfield sagt: „Diese Stellen bringen auf jeden Fall, die völlige Übergabe des Vertrauens von uns selbst auf jemand anderen‘ zum Ausdruck, eine vollkommene Selbstaufgabe an Christus.“
Verfasst: 26.05.2013 06:24
von Jörg
3. Die häufige Verwendung der Verbindung „glauben an / auf“ (pisteuo epi) (Lk 24,25) beinhaltet die Vorstellung des Vertrauens und damit auch der vertrauensvollen Hingabe, was die Wendung „sich verlassen auf Christus“ andeutet. Der Fassungslosigkeit der Jünger steht in Lukas 24,25 der „Glaube an / auf“ die Propheten gegenüber. Sie ist das Gegenteil von dem ruhigen Vertrauen, das ihnen ein derartiger Glaube hätte geben können. 4. Die Analogien oder Veranschaulichungen, die für den Glauben gebraucht werden, machen deutlich, dass es sich um mehr als ein bloßes Überzeugtsein von der Wahrheit handelt. Es geht um einen Willensakt. In Johannes 1,12 wird der Glaube parallel zum Empfang Christi gebraucht und stellt das Gegenteil zu der Ablehnung seiner Forderungen dar (vgl. Joh 1,11). In Johannes 3,36 steht Glaube im Gegensatz zu der skeptischen Ablehnung, Christus gehorsam zu sein und seine Forderungen im eigenen Leben herrschen zu lassen. In Johannes 6,35.64-65 wird Glauben dadurch beschrieben, dass jemand zu Christus kommt, indem wir uns die Vorkehrung, die für uns getroffen wurde, und unsere Rettung durch ihn zunutze machen. In Johannes 6,47-51.53 zeigt sich der Glaube im Essen des Brotes des Lebens und im Trinken seines Blutes. Es handelt sich also um eine persönliche Besitzergreifung der Vorsorge, die Christus für unsere geistlichen Nöte getroffen hat. Das gemeinsame Element in all diesen Analogien besteht darin, dass der Glaube einen Willensakt beinhaltet, er beinhaltet Empfangen, Gehorsam, Kommen, Besitzergreifen. Der Glaube ist eine Überzeugung, die uns zu einer angemessenen Reaktion veranlasst. Er ist nicht nur eine passive Überzeugung unseres Denkens. Es geht nicht um die bloße Zustimmung zu bestimmten Lehren. Glauben heißt, von der Wahrheit überzeugt zu sein, welche die ganze Seele umfasst, die zur Hingabe an den Christus des Evangeliums führt.