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Verfasst: 18.06.2009 07:47
von Joschie
D.Rappard Du hältst mich bei meiner rechten Hand. Deine rechte Hand hält mich. Ps. 73,23. Ps. 63,8.
Vom besten, treuesten Führer haben wir bei Ps.32,8 gesprochen. Zu ihm weist uns auch unser heutiges Textwort. Es ist ein Doppelwort und erhält durch diese Zusammenstellung eine vielsagende Bedeutung. - Du hältst mich bei meiner rechten Hand, Du heiliger, himmlischer Führer. Wohl mir, daß ich meine zitternde Hand in die Deine legen durfte zum Bunde für Zeit und Ewigkeit. Aber übel wäre es um mich bestellt, wenn es auf m e i n Festhalten ankäme. Darum freut sich meine Seele so königlich des zweiten Wortes: Deine rechte Hand hält mich. Ja, Dir vertraue ich Herr Jesu, Deiner Liebe, Deiner Macht, Deiner Bundestreue.
Über einen mächtigen Gletscher unserer Alpenwelt geleitete ein Bergführer eine Schar junger Reisenden. Eine Zeitlang gingen alle munter vorwärts. Da aber kamen sie an eine breite Gletscherspalte und blickten schaudernd in die schwarze Tiefe des Abgrundes. Der Führer setzte leichtfüßig hinüber, aber die unerfahrenen Weggenossen blieben zögernd zurück. Da streckte der Führer einem um den andern die Hand entgegen und brachte sie alle sicher auf die andere Seite. Freudig hob er alsdann seine Rechte empor und rief: ,,Meine Herren, diese Hand hat noch keinen fallen lassen!"
Ich aber blicke auf zu Dir, Du Führer mit der durchgrabenen Hand! Du lässest keinen fallen, der Dir vertraut. Du hältst auch mich.
Verfasst: 19.06.2009 07:44
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Du krönest das Jahr mit Deinem Gut." Ps. 65, 11.
Gott segnet uns reichlich jede Stunde und Tag für Tag durch den ganzen Kreislauf des Jahres; wenn wir schlafen, wie wenn wir wachen, waltet seine Gnade über uns. Die Sonne überläßt uns die gesetzte Zeit der Finsternis, aber unser Gott hört nie auf, mit Strahlen der Liebe über seine Kinder zu scheinen. Wie ein Strom fließt seine Freundlichkeit und Güte ohne Unterbrechung fort, mit einer unerschöpflichen Fülle, wie Er selbst. Gleichwie der Luftkreis die Erde beständig umgibt und das Leben des Menschen bereitwillig erhält, so umgibt Gottes Güte alle seine Geschöpfe; in ihr leben sie als in ihrem Element, in ihr bewegen sie sich und haben sie das Wesen. Dennoch verhält es sich mit den Gnadenerweisungen wie mit der Sonne, die uns in den Sommertagen mit wärmeren und glänzenderen Strahlen erfreut als zu andren Zeiten, und wie mit den Strömen, die nach dem Regen schwellender hinabfließen, und wie mit der Luft, die manchmal von frischeren Hauchen und balsamischeren Düften durchwogt wird als sonst. Die göttliche Gnade hat ihre goldenen Stunden, ihre Tage des Überströmens, wenn der Herr seine Barmherzigkeit an den Menschenkindern verherrlicht. Unter den Segnungen der sichtbaren Welt sind die fröhlichen Tage der Ernte eine besondere Zeit überschwenglicher Güte. Es ist die Herrlichkeit des Herbstes, daß in ihm die reifen Gaben der Vorsehung uns in überströmender Fülle geschenkt werden; es ist die Zeit der Verwirklichung, während vor der Zeit der Reife alles erst Hoffnung und Erwartung war. Groß ist die Freude der Ernte. Glücklich fühlen sich die Schnitter, die ihre Arme mit den reichen Gaben der Freigebigkeit des Himmels füllen. Der Psalmist erzählt uns, daß die Ernte des Jahres Krönungsfest ist. Wahrlich, die krönende Gnade und Güte fordert uns auch zu krönendem Lob und Dank auf! Und dem wollen wir nachkommen in innigsten Gefühlen der Dankbarkeit. Ach, daß doch unsre Herzen recht warm würden! daß unser Geist sich erinnerte, und es erwöge und bedächte, wie gnädig und gütig unser Herr ist! Darum wollen wir Ihn preisen mit unserm Munde und seinen Namen loben und erhöhen, denn aus seiner Güte quillt aller dieser Reichtum des Segens. Wir wollen Gott damit verherrlichen, daß wir Ihm unsre Gaben weihen.
Verfasst: 20.06.2009 08:13
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Deine Fußstapfen triefen von Fett." Ps. 65, 11.
Der ,,Fußstapfen des Herrn," die ,,vom Fett triefen," sind viele, aber eine ganz besondere Fußspur ist die des Gebets. Kein gläubiger Christ, der oft in seinem Kämmerlein verweilt, wird nötig haben auszurufen: ,,Wie bin ich aber so mager? Wie bin ich aber so mager? Wehe mir!" Seelen, die Hunger leiden müssen, sind die, die sich vom Gnadenstuhl ferne halten; sie werden wie die verbrannten Fluren zur Zeit der Dürre. Anhaltendes Ringen mit Gott im Gebet stärkt den Gläubigen, ja, es macht ihn glücklich. Der nächste Ort an der Himmelspforte ist der Thron der himmlischen Gnade. Bist du viel in der Stille, so erlangst du viel innere Gewißheit; bist du selten mit deinem Jesu allein, so steht dein Christentum auf schwachen Füßen; es wird von mancherlei Zweifel und Furcht befleckt, und strahlt nicht in des Herrn Freude. Weil aber die seelenerquickenden Fußstapfen des Gebets auch den schwächsten Heiligen zum Vorwärtsgehen einladen; weil keine hohen Befähigungen erforderlich sind; weil dir als einem geförderten Christen nicht befohlen wird zu kommen, sondern weil dir die Einladung offen steht, sobald du überhaupt dich von Herzen zu Jesu bekennest: so siehe zu, lieber Christ, daß du recht oft auf dem Pfade der stillen Sammlung und des einsamen Gebets erfunden werdest. Wirf dich oft auf deine Kniee nieder, denn damit hat Elia Regen herabgebracht auf die ausgedürrten Gefilde Israels. Noch ein andrer Pfad des Herrn trieft von Fett für die, die darauf wandeln, es ist der verborgene Wandel der Gemeinschaft mit dem Herrn. O, welche Wonne gewährt doch der Umgang mit Jesu! Die Erde besitzt keine Worte, welche die heilige Ruhe einer Seele zu schildern vermöchten, die an der Brust Jesu liegt. Wenige Christen wissen, was das ist; sie leben in den Niederungen und ersteigen selten die Höhen des Nebo; sie wohnen im äußern Vorhof und kommen nicht ins Heiligtum, noch eignen sie sich das köstliche Vorrecht des priesterlichen Amtes an. Sie schauen von weitem dem Opfer zu, aber sie setzen sich nicht mit den Priestern zum Mahl des Heiligen und erfreuen sich nicht am Fett der Brandopfer. Aber du, liebe Seele, setze dich unter den Schatten deines Jesus; komm herauf zu dieser Palme und fasse ihre Zweige; dein Freund sei dir, wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, so wirst du satt werden vom Mark und Fett. O Herr Jesu, suche uns heim mit Deinem Heil!
Verfasst: 21.06.2009 07:25
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Lobsinget zu Ehren seinem Namen, rühmet Ihn herrlich." Ps. 66, 2.
Es bleibt nicht unserm eignen Gutdünken überlassen, ob wir Gott loben wollen oder nicht. Auf seinen Preis und Ruhm hat Gott das allergrößte Recht, und jeder Christ ist als ein Gefäß seiner Gnade dazu verpflichtet, Gott täglich zu loben und zu erheben. Es ist freilich wahr, daß uns kein bestimmtes Gebot zum täglichen Preise Gottes gegeben ist; wir besitzen kein Gesetz, das uns gewisse Stunden zum Lobsingen und Danken vorschreibt; aber das Gesetz, das ins Herz geschrieben ist, lehrt uns, daß wir Gott lobpreisen sollen; und der ungeschriebene Befehl dringt so gewaltig in uns, wie wenn er auf den steinernen Tafeln eingegraben, oder von den Höhen des donnernden Sinai herab eingeschärft worden wäre. Ja, es ist des Christen Pflicht, Gott zu loben. Es ist nicht eine Unterhaltung zum Zeitvertreib, sondern es ist eine unumgängliche Lebensaufgabe. Ihr, die ihr stets voll Trauer seid, meinet nicht, ihr wäret deshalb entschuldigt, bildet euch auch nicht ein, ihr dürftet euch eurer Pflicht gegen euren Gott entschlagen und Ihm eure Loblieder vorenthalten. Ihr seid verpflichtet durch die Bande seiner Liebe, seinen Namen zu erheben, so lange ein Odem in euch wohnt, und sein Lob sollte allezeit in eurem Munde sein, denn dazu hat Er euch gesegnet, daß ihr Ihn wieder segnet; ,,dies Volk habe ich mir zugerichtet, es soll meinen Ruhm erzählen;" und wenn ihr Gott nicht preist, so bringet ihr die Frucht nicht, welche Er als der göttliche Weingärtner mit Recht von euch erwartet. So lasset denn eure Harfen nicht hängen an den Weiden zu Babel, sondern holet sie herab, und stimmet sie und suchet ihr mit dankbarem Herzen die lieblichsten Töne zu entlocken, und lasset euer lautes Loblied herrlich erschallen. Erhebet euch, und singet seinen Ruhm. Mit jedem neudämmernden Morgen erhebet eure Melodien des Danks und jedem Sonnenuntergang folge eure Dankeshymne nach. Umgürtet die Erde, mit eurem Lob; umhüllt sie mit einem Lustkreis lieblicher Weisen, so wird Gott vom Himmel euren Gesang hören und euer Lobgetöne mit Wohlgefallen annehmen. ,,Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, Der seine Wunder überall Und große Dinge tut."
Verfasst: 22.06.2009 08:15
von Joschie
S.Keller Psalm 66, 10: «Denn Gott, du hast uns versucht und geläutert, wie das Silber geläutert wird.»
Wie im Silbererz edle und unedle Bestandteile durcheinandergemengt sind, daß eine Scheidung derselben ohne große Glut unmöglich ist - so sind auch bei uns wertvolle und schlechte Anlagen und Eigenschaften so verbunden, daß nur Gott sie klar voneinander unterscheiden kann. Um aber jeden Vorzug von seinem verwandten Fehler zu lösen, müssen wir in den Schmelztiegel der Prüfungen. Dem einen wird körperliches Leid verordnet, dem anderen Demütigungen, Erfolglosigkeit seiner Arbeit oder Kampf mit Menschen; was es immer sein mag, wenn nur die große Hitze den Erfolg hat, unser besseres Teil frei zu machen von dem Unedlen, Unreinen, Selbstsüchtigen in uns. Das Stück Silbererz im Tiegel hat nicht zu bestimmen, wann die Hitze aufhören soll, sondern der Schmelzer. Sein Ziel aber ist der Silberblick; wenn im flüssigen, kochenden Metall sich jener Spiegel bildet, der des Schmelzers Antlitz widerspiegelt. Dann ist's genug. Aber nicht früher. Denn vor ihm nichts gilt, als sein eigen Bild. Es ist daher töricht zu betteln: Nimm den Tiegel vom Feuer, damit ich mich von dem Leiden erhole! Höchstens könnten wir bitten um Klarheit über dasjenige an Schlacken, was jetzt fort soll, damit wir es nicht festhalten und den ganzen Vorgang zu unserem eigenen Schmerz nur verlängern.
Herr, ich beuge mich vor dir. Es war ja Barmherzigkeit von dir, damit ich los käme von den Fehlern meiner Art, daß du gerade mir dieses besondere Leid gesandt hast. So bitte ich, nimm das Böse von mir, nicht das Leid. Halte du mich fest. Amen.
Verfasst: 23.06.2009 08:19
von Joschie
S.Keller Psalm 66, 16: «Ich will erzählen, was er an meiner Seele getan hat.»
Gewiß, das ist naturgemäß; das tut wohl; das ist eine Dankespflicht; das ist ein neuer Lebenssame auf die Herzen, die das hören. Und es ist doch ein Aber dabei. Es kommt noch darauf an, wann, wo und wie das geschieht. Paßt Ort und Gelegenheit nicht dazu, dann kann solches Offenbaren des schönsten Erlebnisses taktlos, roh, unkeusch sein, und man hat Weizen auf Eis gesät. Oder geschieht es mit einer Art Prahlerei, dann wird die heimliche Strafe des Herrn am Gewissen nicht ausbleiben. Sollte man darüber nicht zuerst beten und noch einmal beten, bis einem die Vollmacht gegeben wird zum Erzählen, was Jesus an unserer Seele getan hat? Dann kann unter Umständen solche schlichte, wahre Darstellung an einer empfänglichen, suchenden Seele gewaltig einschlagen, wie ein Blitz vom Himmel. Aber von Feuer erzählen, während man lau ist oder untreu oder unsicher, das macht einen kläglichen Eindruck. Man sieht dem Verarmten, der von seinen früheren Schätzen und großen vornehmen Beziehungen mit etwas Prahlerei berichtet, unwillkürlich auf die Kleider und auf die Finger: wo ist das Feierkleid geblieben und der goldne Fingerreif, die du vom Vater bei der Heimkehr erhalten hast?
Lieber Vater im Himmel, vergib uns beides, das Zuviel und das Zuwenig, dessen wir uns schuldig machten im Reden über dich. Mach uns zu klaren, hellen Posaunen, wo du uns brauchst, und lehre uns schweigen, wo du es willst. Amen.
Verfasst: 24.06.2009 08:09
von Joschie
C.O.Rosenius Wo ich Unrechtes in meinem Herzen vorhätte, so würde der Herr nicht hören. Psalm 66, 18.
Wenn es dir schwer wird, deine Kindschaft bei Gott zu glauben, ja, wenn es dir um dieses oder jenes Umstandes willen vielleicht ganz unmöglich ist, dann beachte folgendes: Liegt der Grund deiner Trostlosigkeit darin, daß du dir einer vorsätzlichen Sünde bewußt bist, die du nicht fahren lassen willst, z. B. ein unversöhnlicher Haß gegen einen Mitmenschen, eine fleischliche Lust oder eine Unehrlichkeit im Handel oder in deiner Arbeit, eine offenbar fleischliche Tat also, in der du fortzufahren gedenkst, mit der du einen Bund geschlossen hast, - dann versuche nicht, durch das Evangelium die Widersprüche zu übertäuben und zum Schweigen zu bringen und dir einzureden, dennoch in der Gnade zu stehen. Das ganze Wort Gottes streitet viel zu klar dagegen, und der Geist des Herrn, der dir die Gewißheit des Glaubens und das Zeugnis deiner Kindschaft geben sollte, ist ,,der Geist der Wahrheit", ein reiner, heiliger Geist. Er kann dir kein Zeugnis geben, das gegen die Wahrheit streitet. Du wirst immer auf die Worte des Apostels stoßen, die er zum Zauberer sprach: ,,Du wirst weder Teil noch Anrecht haben an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott." Er sagt nicht: ,,Denn deine Sünden sind zu schwer und zu zahlreich", sondern er sagt: ,,Dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott." Aber freue dich darüber, daß er auch nicht sagt: ,,Darum mußt du für immer verloren sein", sondern: ,,Tue Buße für diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens."
Bedenke, daß nicht einmal jener Zauberer, so durchsäuert von Heuchelei, ,,voll bitterer Galle und verknüpft mit Ungerechtigkeit" er auch war, für verloren erklärt wird, sondern daß er zu Gott kommen und um Vergebung bitten darf! Beachte aber auch, daß der Apostel hier nicht sagt: ,,Glaube an den Herrn Jesus", sondern: ,,Tue Buße für diese deine Bosheit!" Und Christus sagt: ,,So dich dein Auge ärgert (wenn es dir zum Verderben, zum Hindernis für dein Gnadenleben ist), so reiß es aus und wirf es von dir!" Er sagt nicht: ,,So glaube an Mich, und du brauchst das Auge nicht auszureißen." Der Glaube und ein gutes Gewissen lassen sich nie mit ,,gehuldigten" Sünden vereinigen. Man wird durch sie immer vom Gnadenthron weggetrieben. Luther sagt, daß es viele gibt, die sich des Sakraments und des Gebets enthalten, weil sie in herrschenden Sünden gefesselt liegen - wie z. B. in unversöhnlichem Haß und dergleichen -, die sie nicht fahren lassen wollen. ,,Für solche", sagt er, ,,wäre es gewiß der beste Rat, daß sie die Sünde fahren ließen und dann zu Gott kämen im Sakrament und Gebet. Dies wäre besser, als fortzufahren in der Sünde und Leib und Seele dem Teufel zu geben." Jesus sagt: Es ist viel besser, daß du dir das Leiden des Ausreißens eines Auges machst und zum Leben eingehst, als daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen. Sei darum weise, fliehe die Sünde! Die Krone der Herrlichkeit lohnt dir herrlich alle deine Leiden während der Kreuzigung des Fleisches. - Durch das Beharren in der Sünde verhinderst du dein Gebet und verlierst den seligen Frieden Gottes in der Zeit und die himmlische Freude in der Ewigkeit.
Aber beachte, dies gilt von Sünden, denen du huldigst, die du also nicht nur liebst - wie ja das Fleisch, auch bei den Heiligen, immer seine alte Liebe zur Sünde hat -, sondern denen du huldigst, d.h., wenn du aufs neue mit der Sünde einen Bund machst, sie entschuldigst und sie behalten willst, obwohl sie dir nicht eine fragwürdige, sondern eine offenbare Sünde ist. Dieses streitet geradezu gegen den Glauben und gegen die Gnade. Ganz anders verhält es sich mit einem Christen, der da spricht: ,,Ich liebe dich, Sünde, erschrecklich, aber ich hasse und verfluche meine Liebe zu dir", und der zugleich bei dem allmächtigen Gott Hilfe gegen diese Sündenliebe sucht. Ist das bei dir der Fall, daß du deine Sündenliebe so betrachtest und Erlösung davon suchst, dann sollst du sogleich in deines Vaters Arme eilen und mit voller Gewißheit Seine Gnade glauben. Und - beachte! Hüte dich, daß du dir nicht vornimmst, zuerst auf Befreiung von der Sünde zu warten, bevor du die Gnade glauben willst. Gerade dieses Warten wäre die mächtigste Schlinge, in der der Teufel dich fangen könnte. Denn nur durch den Glauben kannst du die Erlösung erwarten. (Siehe 1. Joh. 5, 4 sowie Hebr. Kap. 11.) Daß das Fleisch die Sünde liebt, ja, daß uns gewisse angeborene Unarten folgen und plagen, solange wir auf Erden sind, ist eine Tatsache, über die alle Heiligen klagen mußten. ,,Aber solche Sünden," sagt Luther, ,,die wir selbst strafen, sind nackte und bloße Sünden, die allezeit das Opfer Christi zwischen sich und Gott haben", die uns darum auch niemals verdammen werden, solange wir in Christus bleiben.
Gegen solche Sünden und alle täglichen Mängel mußt du tief und immer wieder aufs neue die ewigen Gründe unserer Begnadigung in dein Herz einprägen und um die Bewahrung deiner Kindeszuversicht wie um das Leben und die Seligkeit kämpfen. Denn du mußt wissen, daß es das größte Bestreben des Teufels ist, sie deinem Herzen zu entreißen und dich in Mutlosigkeit und Knechtschaft zu stürzen. Nimm darum hier alles Evangelium Gottes, das Sakrament, das Gebet, den Rat und die Fürbitte der Brüder zu Hilfe, damit das Gewissen nicht in die Knechtschaft hinabgezogen wird, sondern durch den Glauben über die Widersprüche siegt.
Wer sich also selber richtet, Sein Verderben recht erkennt, Alles eigne Tun vernichtet Und sich selbst verloren nennt; Dessen Schade wird durch Gnade Leicht und herrlich weggenommen; Er wird zur Gewißheit kommen.
Verfasst: 25.06.2009 07:44
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft." Ps. 66, 20.
Wenn wir aufrichtig auf die Beschaffenheit unsrer Gebete zurückblicken, so müssen wir von Staunen darüber ergriffen werden, daß Gott sie überhaupt je erhört hat. Vielleicht gibt's etliche unter uns, welche meinen, ihre Gebete seien wohl der Erhörung wert - das hat auch der Pharisäer gemeint; aber der wahre Christ, dessen Blick heller erleuchtet ist, weint und trauert über seine Gebete, und wenn er das Vergangene wieder nachholen könnte, so möchte er gern seine Gebete mit mehr Ernst und Eifer würzen. Bedenke, lieber Christ, wie kalt deine Gebete gewesen sind. In deinem Kämmerlein hättest du mit Gott ringen sollen, wie einst Jakob; aber stattdessen war dein Flehen kraftlos und saftlos, ferne von jenem demütigen, vertrauensvollen, inbrünstigen Glauben, welcher ausruft: ,,Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn." Ja, es ist wunderlich und merkwürdig; Gott hat diese deine kalten Gebete gehört, und nicht nur gehört, sondern auch erhört. Bedenke dann, wie selten deine Gebete gewesen sind, wie nachlässig du in diesem Stücke warst; ja, wenn du in Trübsal und Traurigkeit warst, dann kamst du oft vor den Gnadenthron; wenn dir aber die Erlösung aus deinen Nöten zuteil ward, wo kam denn dein anhaltendes Flehen hin? Und trotzdem du aufgehört hast, so eifrig zu beten wie sonst, hat dennoch Gott nicht aufgehört, dich mit Segen zu überschütten. Wenn du weggeblieben bist vom Gnadenstuhl, so hat Gott ihn nicht verlassen, sondern der helle Glanz seiner Gnadengegenwart ist allezeit sichtbar geblieben zwischen den Flügeln der Cherubim. O, wie wunderbar! daß der Herr solche Rücksicht nehmen mochte auf diese unregelmäßig erscheinenden Kämpfe unsrer Zudringlichkeit, welche mit unsern Bedürfnissen kamen und gingen. Was ist doch das für ein Gott, daß Er so die Gebete derer erhört, die zu Ihm kommen, wenn sie dringende Wünsche haben, und Ihn wieder vernachlässigen, wenn ihnen eine Gnade zuteil geworden ist; die zu Ihm nahen, wenn sie genötigt sind zu kommen, und die es fast vergessen, sich an Ihn zu wenden, wenn die Segen stark gehen und die Sorgen verwehen. O, daß doch seine Gnade und Güte, womit Er so armselige Gebete erhört, unsre Herzen rühren möchte, und wir hinfort erfunden würden als solche, die da ,,stets beten in allem Anliegen, mit Bitten und Flehen im Geist."
Verfasst: 30.06.2009 07:49
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Gott, unser Gott." Ps. 67, 6.
Es ist auffallend, wie wenig Gebrauch wir von den geistlichen Segnungen machen, die Gott uns verleiht; aber es ist noch auffallender, wie wenig wir Gott selber uns zu nutze machen. Ob Er gleich ,,unser Gott" ist, so wenden wir uns doch wenig an Ihn, und bitten wenig von Ihm. Wie selten begehren wir Rat aus dem Munde des Herrn! Wie oft gehen wir an unsre Berufsarbeit, ohne seinen Beistand zu suchen! Wie hartnäckig suchen wir in unsern Trübsalen unsre Last selber zu tragen, statt daß wir all unser Anliegen auf den Herrn werfen, damit Er uns versorge! Das geschieht nicht, weil wir nicht dürften; denn der Herr spricht gleichsam zu uns: ,,Ich bin dein eigen, liebe Seele, komme und brauche mich, wie du willst; du darfst mit Freudigkeit herzutreten und von meinem Reichtum nehmen; und je öfter du kommst, desto willkommener bist du." Es ist unser eigner Fehler, wenn wir mit den Schätzen Gottes nicht frei schalten und walten. Weil du denn einen solchen Freund hast, und Er dich einladet, so brauche Ihn täglich. Du darfst nimmermehr Mangel leiden, dieweil du einen Gott hast, zu dem du kommen darfst; du darfst dich weder scheuen noch fürchten, so lange du einen Gott hast, der dir hilft; gehe zu deinem Schatz, und hole, so viel du bedarfst, das ist alles, was du nur wünschen magst. Lerne die göttliche Kunst, aus deinem Gott alles zu machen. Er kann dich mit allem versorgen, oder noch besser, Er kann dir alles ersetzen. So laß dich denn nötigen, deinen Gott zu brauchen. Brauche Ihn im Gebet. Gehe oft zu Ihm, denn Er ist dein Gott. Ach, willst du ein so großes Vorrecht unbenützt lassen? Fliehe zu Ihm, klage Ihm all dein Anliegen. ,,Ach, öffne mir die Gnadentür! In Jesu Namen steh' ich hier." Brauche Ihn fort und fort jederzeit durch den Glauben. Wenn eine dunkle Schickung dich umdüstert, dann brauche Gott als deine ,,Sonne"; wenn ein mächtiger Feind dich anfällt, dann suche in Jehovah einen ,,Schild", denn Er ist Sonne und Schild seines Volkes. Wenn du in den Irrgängen des Lebens deinen Pfad verloren hast, dann brauche Ihn als ,,deinen Führer", denn Er will dich leiten. Was du auch bist, und wo du auch bist, so bedenke, daß Gott gerade das ist, was du bedarfst, und daß Er dort ist, wo du Ihn brauchst, und daß Er alles vollbringen kann, was du nötig hast.
Verfasst: 30.06.2009 13:08
von Joschie
J.Kroeker Von unserer Glaubenszuversicht.
"Gepriesen sei der Herr! Er trägt uns Tag für Tag, der Gott unseres Heils!" Ps. 68,20.
Ein Silvesterbekenntnis! Selig, wer es am Schluss eines Jahres mit seinen Sorgen und Nöten, mit seinen Kämpfen und Diensten, mit seinen Segnungen und Erwartungen ablegen kann. Wie oft war ein Tag bereits schwer genug, dass wir unter seinen Lasten hätten zusammenbrechen müssen! Wie oft war eine Stunde dunkel genug, um unsere Seele in Nacht und Verzagtheit zu hüllen! Wie hart konnte die Zeit mit ihren Verhältnissen sein, dass Erwartung um Erwartung in Enttäuschungen enden mussten! Wenn wir trotzdem am letzten Tage eines Jahres nun bekennen: .,Gepriesen sei der Herr!", so ist es nur möglich, weil Er uns Tag für Tag als der Gott unseres Heils getragen hat.
Es ist mithin nicht einfach selbstverständlich, wenn dieses Psalmwort mit seiner Anbetung und seinem Zeugnis auf unserer Seele brennt. Gott hat zuvor gehandelt, drum kann unsere Seele anbeten! Er trug uns in den Tagen unserer Schwachheit und ließ seine Kraft in uns wirksam sein. Er trug uns in den Tagen unseres Dienstes und ließ uns unsere Aufgaben lösen in dem Vermögen, das Er uns darreichte. Er deckte uns in den Tagen unseres Ringens, sodass unser Glaube der Sieg wurde, der die Welt überwindet. Er kam zu uns, als wir in unserem Irren und in unserer Verzagtheit nicht mehr den Weg zu Ihm zurückfanden. Er ließ seine Vergebung größer sein als unsere Schuld. Er stellte wieder her, was wir verdorben hatten. Er weitete unseren Blick für die Zukunft, wenn uns Gegenwärtiges im Ringen der Zeit zusammenbrach, und hielt unsere Hoffnung stark und lebendig.
So hast Du, o Gott des Heils, uns getragen Tag für Tag! Auch im Dunkel ließt Du all deine Güte an uns vorüberziehen. Wir sahen Dich zwar nicht. Als aber das Dunkel vorüber war, sahen wir deine zurückgelassenen Fußspuren. Dir gilt daher unser Psalm und unser Bekenntnis. Das Geheimnis unseres Lebens bist Du. Du bist der Inhalt unserer Freude und unserer Zuversicht. Dass wir Dich im verflossenen Jahr als solch einen Gott des Heils erlebten, ist uns Garantie, dass wir Dich auch im nächsten so erleben dürfen. Du bist unser Anfang und Ende, unser A und O bleibst Du, bis Du uns heimtragen wirst in Dein großes schönes Vaterhaus!
Gestalte nun in unserem Leben und in unserer Zukunft alles zu einem Wege hin zu Dir. Wir sind heimwehkrank geworden, seitdem Du mit deiner Welt in unser Leben getreten bist. So groß Du in deinem Handeln uns in unserem Leben auch je und je warst, auch wir beten mit Mose: "Lass mich Deine Herrlichkeit sehen!" Du hast uns durch den Umgang mit Dir zu Gästen und Fremdlingen gemacht auf Erden. Nun warten wir mit allen, die Dich lieb haben, auf jene Heimat mit ihrem Sabbat der Vollendung, die keinen Wechsel der Zeiten und keine Nacht mehr kennen wird.
Verfasst: 01.07.2009 07:37
von Joschie
C.O.Rosenius Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn HErrn, der vom Tod errettet. Ps. 68, 20.
Kinder Gottes, die sich schon der Hoffnung der seligen Stunde herzlich freuen, in der sie aus dem Elend in die Herrlichkeit eingehen werden, beben dennoch zuweilen vor dem Tod und scheuen sich davor. Das rührt ganz natürlich nur daher, daß sie noch nicht lauter Geist, sondern auch Fleisch sind, und daß, wie Luther sagt, das ,,dumme Fleisch" nichts Besseres weiß. Bist du fremd vor Gott, ist das Gewissen krank und hast du nicht die Gewißheit der Freundschaft Gottes, dann ist es nicht verwunderlich, daß du beim Anblick des Todes erbebst, dann hast du aber auch allen Grund, diese Gewißheit bald zu suchen. Wenn aber auch diejenigen, die in einem guten Verhältnis zu ihrem Gott stehen, zuweilen von einer merkwürdigen Angst vor dem Tod ergriffen werden, dann sollen sie doch wissen, daß dies nur herrührt von den ,,feurigen Pfeilen" des argen Satans, mit denen der Feind, solange er kann, die armen Herzen der Gläubigen zu verwunden sucht. Es hilft da nichts anderes, als den anzurufen, der mit Macht die Teufel austrieb.
In den Zeiten der Todesfurcht sollten wir besonders zwei Dinge bedenken. Erstens, daß uns nichts geschehen kann, was nicht der treue Vater uns zusandte. Wir sollten nie vergessen, daß unser Heiland, der Treue und der Wahrhaftige, gesagt hat: ,,Eure Haare auf dem Haupte sind alle gezählt. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Und doch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater. Ihr seid besser als viele Sperlinge." Ja, Herr, Du achtest uns wohl mehr wert als einen Sperling. Dank und Lob sei Dir! Dann wird uns nichts geschehen ohne Deinen Befehl. Niemand stirbt aus Zufall, sondern man stirbt gerade in dem Augenblick, in dem man sterben soll, nicht früher und nicht später. ,,Alle Tage waren in Dein Buch geschrieben, die noch werden sollten", sagt David. Und Hiob sagt: ,,Du, Herr, hast uns ein Ziel gesetzt, das wird kein Mensch überschreiten." Der Tod ist nicht ein Werk einer Krankheit oder des Schwertes, sondern ein Werk des Willens Gottes. Wie ungebührlich ist es darum, wenn Christen sich vor dem Tod fürchten! Kein Unglücksfall, keine Menschenhand, keine Seuche kann ihnen schaden, solange die Stunde nicht geschlagen hat, die neben ihrem Namen in dem Buch im Himmel eingetragen steht.
Zweitens: Ob es dem Fleisch auch widerstrebt, so ist es doch gut, daß der Herr uns ruft, wenn Seine Stunde da ist. Obwohl eine Mutter ihr Kind gar oft zum Schlafen zwingen muß und darum seinen kleinen Arm festhält, bis es durch Weinen ermüdet einschläft, so tut es dem Kind doch gut, daß es Schlaf erhält. So ist es auch für einen Christen ein unendliches Glück, wenn er im Glauben entschläft aus einer Welt voller Gefahren, Sorgen und Not, obwohl das Fleisch diesen Schlaf nicht liebt. Wir müssen Gott danken, daß unsere Abneigung gegen den Tod uns nicht verdammt, da wir ja immer auf Vergebung leben. Unsere Begnadigung steht auf einem weit festeren Grund, als daß sie durch eine Sünde oder Schwachheit erschüttert werden könnte, solange wir in allen Dingen unsere Hoffnung unter den Flügeln Christi haben. Wenn der Herr uns ruft, dann geschieht das Große, woran wir so lange gedacht haben, der feierliche Eintritt in die Ruhe des Herrn, in eine Welt, deren Herrlichkeit kein Auge vorher gesehen und kein Ohr vorher gehört hat. Bedenke nur, was es bedeutet, wenn wir von allem Übel in dieser argen Welt der Sünden und der Sorgen erlöst werden und all das Gute in Empfang nehmen sollen, das ein allmächtiger Gott Seinen Freunden in einem Reich der Seligkeit bereiten kann, wenn Er ihnen Gutes tun will!
So sehen wir denn, daß der Tod, obwohl die Natur ihn nicht liebt, sondern sich windet und sich vor ihm scheut, doch gut und wohltuend ist, wenn man nur unter den Flügeln Christi entschläft. Darum sollen die Christen ihr Herz vor Gott stillen und versuchen, eine milde, versöhnte Haltung dem Tod gegenüber zu erhalten, auf daß sie nicht in die Schlinge des Teufels fallen und anfangen, sich eigenwillig vor dem weisen und guten Willen ihres zärtlichen Vaters mit ihnen zu scheuen. - Dennoch ist es ganz in der Ordnung, daß es einem Christen wunderlich zumute wird, wenn der letzte Gast ihn grüßt. Aus einer Welt in eine andere zu gehen - o welch ein Schritt ist das! Aus dem Schlafgemach vor das Antlitz des Höchsten zu treten, in den Kreis der heiligen Engel - bedenke, welch eine Veränderung! Vor welch wundersamem Gefühl muß das Herz doch in einer solchen Stunde klopfen!
Was aber für ein begnadigtes Kind ungebührlich ist, das ist jene eigenwillige Abscheu und jenes Bangen des Unglaubens, wodurch man den Einbruch des Todes als einen feindlichen Eingriff betrachtet, während er doch kommt, um uns von allem Übel zu befreien und uns eine gute Ruhe zu bereiten. Sollte man es wohl für einen feindlichen Eingriff halten, wenn eine Mutter ihr zartes Kind in die Wiege legt? Oder wenn ich von Feinden eingesperrt wäre, und ein König käme mit seiner Kriegsmacht, mich zu befreien, dann erhöbe sich gewiß ein Streit und Lärm, sollte ich dann aber beben wie vor einem feindlichen Angriff? Sollte ich nicht bedenken, daß es mir zum besten wäre? - Soll ich ängstlich werden, wenn ein feierlicher Zug von Engeln naht, um mich meinen Feinden zu entreißen und die Krone des Lebens auf mein Haupt zu setzen? Alles dies geschieht ja jedem Kind Gottes in seinem Tode ebenso gewiß, wie unser Heiland bei Seinem zärtlichen Abschied sprach: ,,Ich werde wiederkommen und euch zu Mir nehmen, auf daß ihr seid, wo Ich bin."
O, Herr Jesu, laß mich nicht, Laß mich nicht von Deiner Seite; Du bist meine Zuversicht, Deine Hand mich führ' und leite, Bis Du mich aus aller Not Heim wirst hol'n zu Dir, mein Gott!
Verfasst: 02.07.2009 07:53
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Dein Reich wollest Du, Gott, in uns stärken, denn es ist Dein Werk." Ps. 68, 28.
Es ist sowohl unsre Weisheit als unser Bedürfnis, Gott beständig darum zu bitten, daß Er sein Werk in uns wolle stärken. Viele Christen haben sich gerade deshalb Vorwürfe zu machen, daß sie um ihrer Vernachlässigung dieser Bitte willen alle jene geistlichen Anfechtungen und Trübsale, die aus dem Unglauben entspringen, selbst verschuldet haben. Freilich sucht der Erzfeind den schönen Garten des Herzens zu überschwemmen und in einen Schauplatz der Verwüstung zu verwandeln; aber es ist ebenso wahr, daß manche Christen die Schleusen selber offen stehen lassen, und der verderblichen Überschwemmung den Weg bereiten durch Nachlässigkeit und Mangel an Gebet zu ihrem gnadenreichen Helfer. Wir vergessen öfter, daß der Urheber unsres Glaubens diesen auch bewahren und erhalten muß. Die Lampe, die im Tempel brannte, durfte nie verlöschen, sondern mußte täglich mit frischem Öl versehen werden; und gleicherweise kann unser Glaube nur leben, wenn er mit dem Öl der Gnade genährt wird; und das können wir nur von Gott empfangen. Wir zeigen uns als törichte Jungfrauen, wenn wir nicht für den notwendigen Unterhalt unsrer Lampen sorgen. Der die Welt erschaffen hat, erhält sie auch, sonst würde sie mit furchtbarem Krachen zergehen. Der uns zu Christen gemacht hat, muß uns durch seinen Heiligen Geist in unsrem Christenwandel erhalten, sonst bricht unser Verderben schnell und schrecklich herein. Dann wollen wir Tag um Tag und einen Abend um den andern zum Herrn gehen, und Gnade und Stärkung bei Ihm suchen, die wir bedürfen. Wir haben einen guten Grund zu unsrem Gebet, denn es ist sein eignes Gnadenwerk, das wir Ihn bitten in uns zu stärken: ,,Dein Reich in uns, denn es ist Dein Werk." meinst du, Er werde es anstehen lassen, dasselbe zu schützen und zu erhalten? Nur laß deinen Glauben sich an seine Macht anklammern, so werden alle Mächte der Finsternis, die der höllische Fürst anführt, nicht imstande sein, auch nur eine Wolke oder einen Schatten über deinen Frieden und deine Freude zu führen. Warum wollt ihr zagen, wo ihr stark sein könnt? warum unterliegen, wo ihr könnt siegen? Ach, laßt Ihn doch euren zagenden Glauben beleben und stärken!
Verfasst: 03.07.2009 08:45
von Joschie
S.Keller Psalm 69, 3: «Das Gesicht vergeht mir, daß ich so lange muß harren auf meinen Gott.»
Das haben wir beobachtet: wir standen an einer Stelle, da wir die Straße entlang schauen konnten, von woher der Ersehnte kommen sollte. Unwillkürlich spannte sich unsere Sehkraft an, um das erste Erscheinen an jener fernen Ecke nicht zu verpassen. Aber Viertelstunde um Viertelstunde verrann; wir wurden müde und verzagt vom Warten. Der Psalmist überträgt das auf das innere Leben. So geht's, wenn man angstvoll spähte nach der Hilfe Gottes, und sie blieb lange aus. Da meint man auch, unsere gesteigerte Sehnsucht muß ein Magnet sein, der die Hilfe herbeizaubert. Darüber wird man elend im Gefühl, schwankend im Glauben und gelähmt in allem Tun. Ist es da nicht besser, daß du die schmerzenden Augen mal zumachst? All dieses Spähen, diese ganze Spannung ist nicht Glaube, sondern Unglaube. Kehre dich ab in dem festen Vertrauen, daß der Herr dich nicht vergessen hat, daß er seine Hilfe auf andere Weise, als du denkst, schon herbeiführen kann, daß deine Bitte droben schon erhört ist. Man will dort vielleicht nur so lange warten mit dem Eintretenlassen der Hilfe, als bis du stille geworden bist, als bis du aufhörst, angstvoll hinauszuspähen nach ihrem Erscheinen. Erhebe deine Augen, damit sie klar seien, die Hilfe zu sehen, wenn sie kommt.
Herr Jesus, vergib mir meine unwürdige Ungeduld. Ich habe deine Hilfe schon so oft und so reichlich erfahren, daß ich mich an dir versündige durch solchen Unglauben. Mach' mich stille und stark zum Warten. Amen.
Verfasst: 04.07.2009 08:16
von Joschie
W.MacDonald »Was ich nicht geraubt habe, muß ich alsdann erstatten.« Psalm 69,4
Der Sprecher in Psalm 69 ist der Herr Jesus. Im 4. Vers sagt Er, daß Er in Seinem herrlichen Werk der Erlösung Gott die Wiedergutmachung anbietet für die Verluste, die durch die Sünde des Menschen entstanden sind. Ohne Zweifel sieht Er sich hier als das wahre Sündopfer. Wenn ein Jude einem anderen Juden etwas gestohlen hatte, verlangte das Gesetz des Sündopfers von ihm, dem Geschädigten die Summe zurückzuzahlen, die er genommen hatte, und noch ein Fünftel des Wertes hinzuzufügen. Nun wurde auch Gott bestohlen durch die Sünde des Menschen. Man hat Ihm den Dienst, die Anbetung, den Gehorsam und die Ehre geraubt. Den Dienst, weil der Mensch sich von Ihm abgewendet und sich selbst, der Sünde und dem Satan gedient hat. Die Anbetung, weil der Mensch sich vor selbstgemachten Götzenbildern verneigt hat. Den Gehorsam, weil der Mensch die Autorität Gottes abgelehnt hat. Die Ehre, weil der Mensch Gott nicht die Ehre gegeben hat, die Ihm zukam. Aber der Herr Jesus kam, um zurückzuerstatten, was Er nicht geraubt hat.
Er tat die Pracht der Gottheit ganz beiseite Und kleidet irdisch sich in Erd' und Staub. So wurde sichtbar Seine große Liebe, Die Gott zurückgibt, was wir Ihm geraubt.
Aber Er gab nicht nur wieder zurück, was durch die Sünde des Menschen gestohlen worden war, sondern Er fügte auch noch etwas hinzu. Denn Gott hat durch das vollbrachte Werk Christi mehr Ehre empfangen als Er durch die Sünde Adams verloren hatte. »Durch die Sünde hat Er Seine Geschöpfe verloren; doch durch die Gnade hat Er Söhne gewonnen.« Wir können sogar soweit gehen, daß wir sagen: Gott ist durch das Werk des Heilandes mehr verherrlicht worden, als Er jemals in Ewigkeit durch Menschen nach der Art Adams, die aber nicht in Sünde gefallen wären, hätte verherrlicht werden können. Vielleicht liegt hier auch die Antwort auf die Frage: »Warum hat Gott es zugelassen, daß die Sünde in die Welt kam?« Wir wissen wohl, daß Gott den Menschen ohne die Macht der freien sittlichen Entscheidung hätte erschaffen können. Aber es hat Ihm gefallen, die Menschen als Geschöpfe zu machen, die Ihn aus ihrer eigenen Willensentscheidung heraus lieben und anbeten können. Und das bedeutet natürlich auch, daß sie ebenfalls die Fähigkeit haben, Ihm ungehorsam zu sein, Ihn abzulehnen, sich von Ihm abzuwenden. Der Mensch entschied sich für den Ungehorsam und brachte so die große Katastrophe der Sünde in die Welt. Aber Gott erleidet durch die Sünde Seiner Geschöpfe keine Niederlage. Der Herr Jesus Christus hat durch Seinen Tod, Sein Begräbnis, Seine Auferstehung und Himmelfahrt über Sünde, Hölle und Satan triumphiert. Durch Sein Werk hat Gott viel größere Herrlichkeit erlangt und der erlöste Mensch viel reicheren Segen erhalten als wenn die Sünde niemals in unsere Welt hineingekommen wäre.
Verfasst: 05.07.2009 07:31
von Joschie
J.Kroeker Von unserem Gottgeweihtsein.
"Lass nicht zuschanden werden an mir, die Deiner harren, Herr, Herr Zebaoth; lass nicht schamrot werden meinethalben, die Dich suchen, Gott Israels!" Ps. 69,7.
Gerade in Krisenzeiten, Volksleidenschaften, Wirtschaftsnöten, Geschichtskatastrophen steht auch die Welt des Glaubens in Gefahr, mit erschüttert zu werden. Nicht von Gott aus, der sie wirkt, steht sie in Gefahr. Ihr droht Gefahr von uns aus, die wir angeben, in ihr zu leben. Geben wir sie in der Stunde der Versuchung preis, verlassen wir sie als unsere einzige Position und Stärke, suchen wir uns auf jenen Boden zu retten, von der aus die Welt die Krisen meistern und die Zukunft gestalten will, dann wird die Welt des Glaubens unsichtbar. Sobald die Liebe in den vielen zu erkalten beginnt, die Glaubenden sich der Sünde teilhaftig machen, durch welche die Welt sich Gericht um Gericht schafft, dann wird die Macht Gottes unsichtbar im Weltgeschehen und die Herrlichkeit des Herrn zieht sich zurück aus dem Jüngerleben.
Wir wissen nicht, wie sehr die kommenden Zeiten uns noch zu einer Stunde der Versuchung werden können. Eins ist aber wohl auch bei allen Überraschungen, die an Gutem oder Bösem die Zukunft uns bringen mag, klar: es wird nicht an Versuchen fehlen, die Glaubenden aus ihrer eigentlichen Position, aus der Welt Gottes in "die Stunde des Menschen" zu ziehen.
Wie lebendig wird da die Sehnsucht: "Nicht zu Schanden lass werden an mir, die Deiner harren, nicht beschämt lass werden an mir, die Dich suchen, Gott Israels." Umfasst letzthin diese Sehnsucht doch das ganze Gebiet unserer prophetischen Sendung an die Welt, den ganzen Opferdienst der Liebe, zu dem uns das größte Opfer der Welt erlöst hat. Berief doch Jesus die Jünger in seine Nachfolge, damit sie von der Welt seines Vaters aus hinfort zum "Licht der Welt" und "Salz der Erde" werden möchten. Wie rang Paulus als Apostel später um die einzelnen Glieder der Gemeinde, wie warnte er die Stehenden vor geistlicher Berauschung an sich selbst, damit nicht auch ihr Leben und Dienen zu einem Fall und damit zum Skandalon für alle Schwachen und Suchenden werden möchte.
Das ist heilige Sehnsucht nach kindlicher Glaubensbewährung! Laodicäa kennt sie nicht mehr. Sie ist aber zu Hause in dem leidenden Smyrna, in dem ringenden Pergamon und in dem kleinen Philadelphia. Nicht Leiden wie in Smyrna, nicht Kämpfe wie in Pergamon, nicht Schwachheiten wie in Philadelphia hindern Gott, uns im Leben und Dienen so bewährt zu machen, dass wir durch sie zu einer Stärkung und Erquickung für andere werden. An Lot mussten einst schamrot werden alle, die in seinem Zeitalter Gott zu finden und zu dienen suchten. Abraham dagegen wurde in seinem bewährten Umgang mit Gott zum Vater der Gläubigen durch die kommenden Geschlechter und Jahrtausende hindurch.