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Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.
Verfasst: 28.05.2013 04:29
von Jörg
Nun müssen wir die Beziehung genauer untersuchen, die zwischen diesen beiden Beschreibungen des Glaubens besteht. Wenn Glaube Hingabe an Christus bedeutet (und nicht weniger als das), wie kann die Bibel den rettenden Glauben dann manchmal als ein Überzeugtsein von der Wahrheit beschreiben? Wenn der Glaube andererseits eine Überzeugung ist, wieso beschreibt ihn die Bibel dann manchmal als Hingabe des Willens? Der rettende Glaube wird manchmal einfach als Überzeugtsein von der Wahrheit betrachtet, denn die Bibel geht davon aus, dass wir auch angemessen reagieren werden, wenn wir wirklich von der Wahrheit einer Sache überzeugt sind. Sie geht davon aus, dass jede wahre Überzeugung Hingabe beinhaltet. Die Überzeugung, dass das Gebäude, in dem wir uns befinden, brennt, wird uns, wenn die Überzeugung echt ist, dazu bringen, dass wir uns hingegeben darum bemühen, aus dem Haus zu fliehen. Der rettende Glaube wird manchmal als Hingabe betrachtet, da es Leute gibt, die behaupten, dass sie von bestimmten Dingen überzeugt seien, aber nicht angemessen darauf reagieren. Sie müssen wissen, dass Glaube Hingabe beinhaltet. Diese Art sogenannter Überzeugungen, die jemanden in einem brennenden Haus nicht dazu bringen, den Notausgang zu benutzen, ist kein rettender Glaube. Aus dieser Darlegung zum Wesen des rettenden Glaubens lassen sich mehrere wichtige praktische Lektionen ableiten. Die Betonung der Bibel, die den rettenden Glauben als ein „daran glauben, dass“ beschreibt, ist ein hilfreiches Gegenmittel für die Neigung einiger Leute, die den Glauben als eine sehr subjektive und mystische Angelegenheit verstehen wollen. Rettender Glaube ist schlicht und einfach die Überzeugung, dass das Evangelium wahr ist. Auf der anderen Seite hebt die Bibel aber auch hervor, dass der rettende Glaube ein „glauben an, hin oder auf“ (pisteuo en, eis, epi) ist, und verwehrt sich so gegen die Neigung anderer, die den Glauben lediglich auf eine verstandesmäßige Zustimmung zu biblischen Aussagen reduzieren wollen. Die Überzeugung ist der Test für die Hingabe.
Verfasst: 30.05.2013 07:05
von Jörg
Heutzutage gibt es viele, die als „hingebungsvolle Christen“ betrachtet werden, die aber nicht an die großen christlichen Wahrheiten glauben: Schöpfung, Sünde, Hölle, das Sühnopfer Christi oder die göttliche Natur und die Auferstehung Christi. Die Hingabe solcher Leute ist falsch und kann zu keinem begründeten, anhaltenden und aufrichtigen Leben nach den Vorgaben Christi führen. Die Hingabe ist der Test für die Überzeugung. Wenn jemand behauptet, dass er an die Bibel glaubt, dann muss sein Leben durch ihre Wahrheiten grundlegend verändert werden. Sie werden zu einer umfassenden geistlichen Hingabe an Christus als Retter und Herrn führen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann ist sein Glaube eine Täuschung. Die Wahrheit nimmt beim rettenden Glauben eine zentrale Stellung ein. Glaube bedeutet, dass man etwas für wahr hält. Man kann nicht glauben, was man nicht kennt. Man kann sich nicht langfristig einer Sache hingeben, von der man nicht überzeugt ist. Glaube beinhaltet einen Willensakt. Wohlbekannte und anerkanntermaßen reformierte Schreiber haben gelehrt, dass Glaube eine passive, verstandesmäßige Überzeugung sei und dass es gesetzlich wäre, wenn man den Glauben als einen Willensakt betrachten würde. Die Bibel lehrt jedoch klar, dass der Glaube sowohl eine willentliche Bewegung auf Christus hin beinhaltet als auch ein verstandesmäßiges Begreifen Christi. Der Glaube beinhaltet eine persönliche Aneignung Christi. Es ist nicht genug, wenn man das Mahl des Evangeliums riecht und lobt, oder wenn man darüber redet. Wir müssen es essen, ansonsten wird es uns nicht erretten. Der Glaube beinhaltet auch eine persönliche Beziehung zu Christus. Wir vertrauen uns selbst einer anderen Person an. Wir vertrauen uns Christi Schutz und Leitung an.
Verfasst: 01.06.2013 07:20
von Jörg
II. Das Mittel des rettenden Glaubens
Die Bibel bestätigt in reichem Maße die Behauptung, dass der Glaube an Christus das entscheidende Mittel zur Rettung ist. Sie lehrt eindeutig, dass der Glaube in der Heilsordnung eine entscheidende und zentrale Stellung einnimmt. Wir sind durch den Glauben errettet (Röm 1,16-17; 10,9; Eph 2,8). Wir werden durch den Glauben erlöst werden (1Petr 1,8-9; Hebr 10,38-39). Wir haben durch den Glauben ewiges Leben empfangen (Joh 20,31). Wir leben im Glauben (Gal 2,20; 3,11). All die Bestandteile der Errettung oder des ewigen Lebens werden uns durch den Glauben zuteil: Rechtfertigung, Vergebung (Apg 10,43; 26,18), Adoption (Röm 4,14.16; Gal 3,26), Empfang des Heiligen Geistes (Joh 7,39; Gal 3,2.5.14.22; Eph 1,13) und Beharren (Hebr 4,3; 6,12; 10,39; 1Petr 1,5). Der rettende Glaube nimmt eindeutig eine zentrale und entscheidende Stellung in der Heilsordnung ein. Aus diesem Grund kommt dieses Wort mehr als 500mal im Neuen Testament vor. Weshalb jedoch ist gerade der Glaube das entscheidende Mittel zur Errettung? Er ist es, negativ ausgedrückt, nicht deshalb, weil er eine Gabe Gottes ist. Denn auch Liebe, Buße, Hoffnung, Gehorsam und alle anderen Gnaden sind Gaben Gottes. Er nimmt diesen entscheidenden Platz in der Heilsordnung vielmehr deshalb ein, weil er besonders betont und darauf hinweist, dass das Heil durch die freie und souveräne Gnade geschieht. Er verringert die Gefahr, dass der Zustand der Menschen, den nach seinem Wohlgefallen von ihnen fordert, den Ruhm der Gnade Gottes schmälert oder verdunkelt. Das große Ziel der Rettung besteht im Ruhm Gottes und seiner Gnade. Alles in der Heilsordnung ist darauf hin ausgerichtet, dieses eine, große Ziel zu erreichen (1Kor 1,29.31; 2Kor 5,18). Eben deshalb, weil das Heil darauf ausgerichtet ist oder dazu bestimmt ist, dieses Ziel zu erreichen, geschieht es aus Glauben (Röm 4,2.5.16.20-21). Der Glaube verdeutlicht das gnädige Wesen der Errettung. Er besteht im Wesentlichen daraus, dass wir uns demütig einander anvertrauen. Ein Puritaner hatte den Glauben einmal eine „selbstentleerende Gnade“ genannt und sie als eine Gnade beschrieben, „die einen Menschen sich selbst ablegen lässt und Christus und seiner freien Gnade alle Ehre gibt.“ Ein anderer hat zur Beschreibung des Glaubens das Wort „extrospektiv“ (nach außen gewandt) gebraucht, um damit zu verdeutlichen, dass er aus sich heraus auf einen anderen blickt. Der Glaube wurde aus demselben Grund dazu bestimmt, das entscheidende Mittel zur Rettung zu sein, so wie Gideons Armee auf 300 Mann reduziert wurde. Der Glaube ist wie die 300 Männer Gideons. Weshalb hat Gott Gideon gesagt, er solle die 22.000 und selbst die 10.000 wegschicken? In Richter 7,2 findet sich die Antwort: „Und der HERR sprach zu Gideon: Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand geben könnte. Israel soll sich nicht gegen mich rühmen können und sagen: Meine Hand hat mich gerettet!“ Der Glaube ist das Mittel, weil er selbst nichts ist. Er ist nur die leere Hand, die Christus ergreift, der leere Teller, auf dem das Evangeliumsmahl liegt. Wenn Buße, Liebe, gute Werke oder Gehorsam zum Mittel erhoben würden, durch das man Gottes Heil empfängt, dann würden manche denken, dass sie durch ihre eigenen Werke das Heil verdient haben. Diese Dinge lenken die Aufmerksamkeit auf sich selbst. Der Glaube lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf Christus und die Gnade.
Verfasst: 03.06.2013 05:15
von Jörg
III. Der Zusammenhang des rettenden Glaubens
Unter dieser Überschrift wollen wir verschiedene konkrete Fragen über den Zusammenhang zwischen Glauben und anderen wichtigen Themen
aufgreifen.
A. Glaube und Heilsgewissheit
Heilsgewissheit kann als das Wissen oder der Glaube definiert werden, dass man ewiges Leben hat und am letzten Tag ins ewige Leben eingehen wird. Zwei Dinge müssen notwendigerweise über das Verhältnis von Glaube und Heilsgewissheit gesagt werden. Glaube bedeutet nicht Gewissheit. Der biblische Sprachgebrauch für Glauben unterscheidet Glaube und Gewissheit eindeutig voneinander. Es gibt biblische Ausdrücke, welche die Vorstellung von persönlicher Gewissheit eindeutig beinhalten: Vertrauen und Hoffnung. In der Bibel werden diese Worte nicht als zentrale Begriffe verwendet, um damit den rettenden Glauben zu bezeichnen. Glaube auf der einen und Hoffnung sowie Vertrauen auf der anderen Seite sind zwei Wortfelder, die ganz deutlich nicht miteinander vermischt werden können. Diese beiden Wortfelder werden sowohl im Griechischen als auch im Hebräischen klar voneinander unterschieden. Wenn in der Septuaginta diese beiden Wortfamilien aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt werden, dann wird diese Trennlinie sorgsam beibehalten. Die biblische Grundlage für den Glauben ist stets das Wort Gottes. Dies zeigt deutlich, dass Glaube nicht Gewissheit ist. Die Bibel behauptet an keiner Stelle, dass Sam Waldron ewiges Leben besitzt. Wenn dies so wäre, dann wäre es für mich ein Akt des Glaubens, Gewissheit zu haben. Aber die Heilige Schrift behauptet nirgends, dass namentlich einer von uns ein Christ sei. Daher ist Glaube nicht Gewissheit. Wie wir gesehen haben, ist Glaube das Überzeugtsein von der Wahrheit des Evangeliums und die Hingabe an den Christus des Evangeliums. Dies ist ganz eindeutig nicht die Definition für Gewissheit. Gewissheit bedeutet, dass jemand von sich selbst weiß, dass er das Heil besitzt.
Verfasst: 05.06.2013 04:24
von Jörg
Glaube ist das entscheidende Mittel zur Errettung. Wenn jemand behauptet, dass der Glaube die Gewissheit beinhaltet, sagt er damit, dass jemand glauben muss, dass er errettet ist, um errettet zu sein. Hier gibt es einen logischen Widerspruch. Ein Sünder geht zu Christus, weil er glaubt, dass er nicht errettet ist, nicht weil er glaubt, dass er errettet wäre. Wenn wir das Heil durch den Glauben empfangen, dann kann Glaube nicht die Gewissheit sein, dass wir errettet sind. All diese Überlegungen zwingen uns dazu, klar zwischen dem Glauben und der Heilsgewissheit zu unterscheiden. Doch bringt uns dies zu einer ausgewogenen Sicht der Wahrheit. Glaube ist unzertrennlich mit der Gewissheit verbunden. Auf den Acker eines jeden gläubigen Herzens wurde der Same der Gewissheit gesät. Dies ist so, weil der Glaube, der bei der Bekehrung ausgeübt wird, den Geist der Kindschaft empfängt (Gal 3,2; 4,6). Der Geist der Kindschaft wiederum beinhaltet den Samen der Gewissheit, denn durch ihn rufen die adoptierten Kinder: „Abba, Vater!“ (Röm 8,15; Gal 4,6). Dies kann auch an der Tatsache ersehen werden, dass sich jeder Gläubige durch die Gnade der Hoffnung auszeichnet (1Thess 1,3-4; 1Petr 1,3). Gewissheit entsteht im Wesentlichen aus Hoffnung und durch (das eng verwandte Konzept von) Vertrauen. Es lässt sich biblisch definieren als die persönliche, reinigende, positive, vertrauensvolle Erwartung im Blick auf die unsichtbare Zukunft, die auf Gott und seinem Wort beruht (Ps 119,74.81.114; Apg 24,15; Röm 8,24-25; Phil 1,20; Hebr 3,6; 6,19; 1Joh 3,1-3). Aus dem Zusammenhang, der zwischen dem Glauben und der Heilsgewissheit besteht, lassen sich eine ganze Reihe praktischer Lektionen ableiten. Diese Überlegungen befreien uns von einer unnötigen Ursache von Anfechtungen für die Gewissheit. Wenn jemand wirklich glaubt, dass der Glaube im Grunde genommen dasselbe wie Gewissheit ist, dann kann ihm bereits jede Anfechtung seiner Gewissheit auch die Gewissheit rauben. Allein die Tatsache, dass er manchmal seine Errettung in Frage stellt, wird ihn noch mehr darin bestärken, dass er überhaupt nicht errettet ist. Die Lehre, dass der Glaube mit der Gewissheit gleichzusetzen sei, ist für schwache Gläubige, die mit ihrer Heilsgewissheit zu kämpfen haben, nur hinderlich. Diese Überlegungen befreien uns von wenig hilfreichen und falschen Ratschlägen hinsichtlich unserer Nöte mit der Gewissheit.
Verfasst: 07.06.2013 04:05
von Jörg
Herr Typisch Evangelikal sagt nicht selten zu jemandem, der keine Heilsgewissheit hat: „Hör auf, Gott in Frage zu stellen! Vertraue nur auf Gott!“ Wenn Glaube dasselbe wie Gewissheit wäre, dann wären solche Ermahnungen alles in allem angemessen. Aber häufig zweifelt so jemand weniger an Gott als an sich selbst. Diese Überlegungen befreien uns von einer Haltung, die sich gegen jegliche Selbstprüfung und den Gebrauch von Beweisen im Blick auf die Gewissheit verwehrt. Diese Haltung findet sich häufig bei denjenigen, die glauben, dass Glaube und Heilsgewissheit dasselbe ist. Wenn Glaube und Gewissheit dasselbe ist, dann ist alles, was die Gewissheit in Frage stellt, schlecht und gesetzlich. Dann ist es verkehrt, nach etwas zu suchen, worin die Gnade sichtbar wird. Selbstprüfung wäre dann ebenfalls falsch. Auch erforschendes Predigen ist dann verkehrt. Der Glaube darf aber nicht mit der Gewissheit gleichgesetzt werden. Was für die Heilsgewissheit mancher Leute schlecht sein mag, ist für sie selbst unter Umständen keineswegs schlecht. Diese Überlegungen bestärken jeden wahren Gläubigen in der Hoffnung, dass die Gewissheit gesteigert werden kann. Sie kann gesteigert werden, weil sie das Ergebnis und die fest damit verbundene Begleiterscheinung des Glaubens an Christus ist. Der Same der Gewissheit ist bereits im Geist der Kindschaft und in der Gnade der Hoffnung vorhanden. Gewissheit ist also keine Sache, bei der es nur alles oder nichts gibt. Wie bei allen anderen Gnaden können wir in der Gnade der Hoffnung und Heilsgewissheit zunehmen. Uns mag der Geist der Kindschaft bewusster werden. Stärkerer Glaube, aktiverer Glaube, wird ein gewisserer Glaube sein. Andererseits wird ein wankender und geschwächter Glaube eher mit der Frage der Heilsgewissheit ringen. Die Nöte mit der Heilsgewissheit, welche die Empfänger des 1. Johannesbriefes erfahren hatten (5,13), wurden durch die Zweifel der gnostischen Häresie, die in ihren Gemeinden ihr Unwesen trieb, verursacht (2,18-27; 4,1). Es waren also Glaubenszweifel, die ihnen solche Nöte mit der Gewissheit beschert hatten. Das Mittel, um die Gewissheit zu mehren, besteht darin, im Glauben an Christus zu handeln und diesen Glauben auszuüben. Der Glaube, der sich auf Christus verlässt und in Liebe handelt (Gal 5,6), wird ein zunehmendes Maß der Gnade an Gewissheit erfahren (2Petr 1,5-10).
Verfasst: 10.06.2013 04:03
von Jörg
B. Echter und falscher Glaube
Dass es einen vorgetäuschten Glauben gibt, bezeugt die Heilige Schrift klar und deutlich. Es gibt so etwas wie einen falschen Glauben (Joh 2,23-25; 8,30-33; Apg 8,13). Indem uns Gott in seinem Wort offenbart, dass es so etwas wie einen falschen oder vorgetäuschten Glauben gibt, konfrontiert er uns unvermeidlich mit der Frage: „Ist mein Glaube echt oder eine Täuschung?“ Wenn wir uns ernsthaft um unsere Seelen kümmern, ist diese Frage unvermeidlich, und man kann sich ihr auch nicht entziehen. Das Wesen des vorgetäuschten Glaubens unterscheidet sich nach Abschnitt3 des Glaubensbekenntnisses nicht nur hinsichtlich der Dauer vom echten Glauben, sondern auch in seiner Art und in seinem Wesen. Dies ist die Lehre der Heiligen Schrift (Jak 2,14; 2Petr 1,1; 1Joh 5,4). Der falsche Glaube unterscheidet sich vom echten Glauben nicht nur im Blick auf die Dauer, sondern auch in seiner Art und seinem Wesen. Einer der großen Unterschiede zwischen dem falschen und dem echten Glauben besteht darin, dass der falsche Glaube vergänglich ist. Dies ist allerdings nicht der einzige Unterschied. Wenn dies der einzige Unterschied wäre, hätte dies mehrere Konsequenzen zur Folge. Erstens könnte es keine Heilsgewissheit geben, bis jemand nicht bis ans Ende ausgeharrt hat. Wenn wir nur auf Grund des Beharrens wissen könnten, ob unser Glaube echt und nicht falsch ist, könnte es keine Gewissheit des ewigen Lebens geben. Dies würde der biblischen Lehre über die Realität der Gewissheit widersprechen. Zweitens würde der vorübergehend Gläubige vorübergehend gerechtfertigt und adoptiert sein und vorübergehend Vergebung erlangt haben (Apg 10,43; Röm 1,16). Wenn der vergängliche Glaube seinem Wesen nach dem wahren Glauben entsprechen würde, dann hätte der vorübergehend Gläubige die Voraussetzungen zum Heil erfüllt. Folglich wäre Gott durch seine Verheißungen gebunden, den vorübergehenden Gläubigen vorübergehend zu erretten. Aber es ist nicht möglich, vorübergehend gerechtfertigt und adoptiert zu sein oder vorübergehend Vergebung zu erlangen. Das wäre Arminianismus.
Verfasst: 12.06.2013 04:13
von Jörg
Das Wesen des vorgetäuschten Glaubens zeichnet sich durch das Fehlen von drei Merkmalen aus, die den rettenden Glauben kennzeichnen: 1. Beim rettenden Glauben ist die Bindung an Christus am allerwichtigsten. Sie ist allen anderen Verpflichtungen und Bindungen vorgeordnet. (Sie ist auch die Wurzel anderer Kennzeichen.) Falscher Glaube hingegen ist von einer seichten und oberflächlichen Überzeugung und Hingabe gekennzeichnet (Lk 8,13; Joh 2,23-3,1). Der echte Glaube zeichnet sich dadurch aus, dass das Überzeugtsein von der Wahrheit des Evangeliums und die Hingabe an den Christus des Evangeliums den Vorrang hat (Mk 8,34-38; Lk 14,25-35; Joh 6,68; 1Petr 2,7; Jak 2,20-24 [vgl. 1Mose 22,12-18]). 2. Umfassende Heiligkeit ist ein weiteres Kennzeichen rettenden Glaubens. Umfassende Heiligkeit bedeutet nicht perfekte Heiligkeit. Damit wird gesagt, dass wir von den Geboten Christi keine herausgreifen und auswählen. Umfassender Gehorsam beinhaltet, dass keine bewusste und unbußfertige Weigerung, einem Gebot Christi gehorsam zu sein, vorhanden ist. Es gibt einen aufrichtigen Wunsch und das ernsthafte Bemühen, sie alle zu befolgen (Joh 6,60.68). Echter Glaube hält alles für wahr, was Christus gesagt hat, und nimmt es an. Er unterwirft sich allen Geboten Christi, indem er sie als Recht anerkennt. Abraham glaubte Gottes äußerst schwierigen Aussage und unterwarf sich seinen äußerst schwierigen Geboten (Apg 3,22-23; Jak 2,9-13). Psalm 119 beschreibt in wunderschöner Weise diese charakteristische Eigenschaft des Glaubens (Ps 119,6.13.66.80.86.101.104.128.160.172).
3. Der rettende Glaube ist außerdem durch anhaltende Fruchtbarkeit gekennzeichnet. Vorgetäuschter Glaube offenbart sich häufig durch seine Vergänglichkeit (Lk 8,13). Es kommt jedoch manchmal vor, dass ein steriler oder fruchtloser Glaube oder eine Art Rechtgläubigkeit fortbestehen (Lk 8,14; Jak 2,19). Echter Glaube zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass er ständig gute Werken hervorbringt (Lk 8,15; Gal 5,6; Jak 2,17.26). Gott und die Bibel stellen uns vor die Frage: „Welche Art von Glauben haben Sie?“ Nur der rettende Glaube vermittelt einen Anspruch auf die Verheißungen Gottes. Falscher und echter Glaube sind vollkommen unterschiedlich. Daher ist es auch nicht besonders schwer, falschen und echten Glauben voneinander zu unterscheiden. Wenn Sie daran interessiert sind, dann können Sie auch herausfinden, ob Ihr Glaube rettender Glaube ist oder nicht.
Verfasst: 14.06.2013 04:40
von Jörg
C. Glaube und Buße
Es gibt keine wichtigere Frage als diese: „Was muss ich tun, dass ich errettet werde?“ (Apg 16,30). Doch scheint sich hier die Bibel selbst zu widersprechen, indem sie zwei unterschiedliche Antworten auf diese Frage gibt. Man vergleiche Apostelgeschichte 2,37-38 mit Apostelgeschichte 16,30-31. Lautet die Antwort auf die Frage „Was muss ich tun, dass ich errettet werde?“ (Apg 16,30), „tue Buße“ oder „glaube“ oder beides? Das Buch der Apostelgeschichte ist ein erstklassiges Beispiel für die zwei Antworten, welche die Bibel auf diese Frage gibt. Für die Antwort „tue Buße“ betrachte man Apostelgeschichte 3,19; 5,31; 11,18; 17,30. Für die Antwort „glaube“ betrachte man Apostelgeschichte 8,12-13; 10,43; 11,17; 13,39. Wenn die Antwort „tue Buße“ lautet, weshalb spricht die Bibel an manchen Stellen nur davon, dass man glauben soll? Wenn die Antwort „glaube“ lautet, weshalb erwähnt die Bibel dann an manchen Stellen nur die Buße? Wenn beides notwendig ist, warum wird nicht immer beides genannt? Es gibt nur eine Lösung für dieses Problem, das mit den biblischen Daten in logischem Einklang ist und mit diesen übereinstimmt. Obschon der Glaube und die Buße zwei unterschiedliche Gnaden sind, sind sie doch so eng miteinander verknüpft, dass es das eine niemals ohne das andere gibt. Buße und Glaube sind verschiedene Dinge. Jemand könnte meinen: „Die Lösung besteht darin, dass Buße und Glaube zwei unterschiedliche Namen für dieselbe Sache sind. Sie sind synonym.“ Aber dies wäre eine falsche Schlussfolgerung, denn die biblischen Vorgaben widersprechen dem. Buße und Glaube beschreiben unterschiedliche Tatsachen. Zwei griechische Wörter bezeichnen die Buße. Das eine beschreibt einen Sinneswandel im Blick auf Gott und die Sünde. Das andere bringt die Abkehr von der Sünde hin zu Gott zum Ausdruck. Glaube ist ein Überzeugtsein von der Wahrheit und die Hingabe an Christus, was eng damit zusammenhängt, sich aber doch davon unterscheidet. Buße und Glaube wenden sich an zwei unterschiedliche Dinge (Apg 20,21).
Verfasst: 16.06.2013 07:06
von Jörg
Buße blickt auf Gott und sein Gesetz. Glaube blickt auf Christus und seine Gnade. Buße und Glaube nehmen bei der Errettung unterschiedliche Aufgaben wahr. Die Bibel behauptet beispielsweise nie, dass wir durch Buße gerechtfertigt sind. Glaube betont die Gnade, durch die das Heil bewirkt wird. Buße betont den Wandel, den die Errettung hervorbringt. Es handelt sich um die notwendige Reaktion einer wiedergeborenen Seele auf Gott und die Sünde. Andererseits sind Buße und Glaube so eng miteinander verknüpft, dass das eine nicht ohne das andere existieren kann (vgl. Apg 10,43; 11,17-18; 17,30.34). Man kann keine Buße tun, wenn man nicht glaubt. Man kann nicht glauben, wenn man nicht Buße tut. Jeder echte Glaube ist bußfertig. Jede wahre Buße geschieht im Glauben. Daher sind sowohl Glaube als auch Buße notwendig, um errettet zu werden. In einer bestimmten Situation kann es sein, dass Sünder nur zu einem von beiden aufgefordert werden, denn das eine recht zu tun beinhaltet, dass man auch das andere tut. Aus dieser Erläuterung über das Verhältnis, das zwischen Glauben und Buße besteht, ergeben sich mehrere praktische Schlussfolgerungen. Erstens ist keine zeitliche oder logische Abfolge von Glaube und Buße erkennbar. Zweitens ist Buße ein Kennzeichen rettenden Glaubens. Drittens muss eine ausgewogene Betonung dieser beiden Pflichten des Evangeliums aufrechterhalten werden, wenn nicht das eine oder das andere verfälscht werden soll. Schließlich muss in der jeweils gegebenen Situation die jeweils passende Wahrheit besonders betont werden
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Verfasst: 18.06.2013 04:13
von Jörg
15. Über Buße zum Leben und zur Erlösung
1. Denjenigen der Erwählten, die sich erst im fortgeschrittenen Alter bekehren und schon für geraume Zeit in ihrem natürlichen Zustand gelebt1 und dabei mancherlei Begierden und Lüsten gedient hatten, schenkt Gott bei ihrer wirksamen Berufung Buße zum Leben.2
1. Tit 3,2-5.
2. 2Chr 33,10-20; Apg 9,1-19; 16,29-30.
2. In Anbetracht der Tatsache, dass es niemanden gibt, der Gutes tut und nicht sündigt,1 und dass die besten Menschen durch die Macht und den Betrug der in ihnen wohnenden Verdorbenheit mit der herrschenden Versuchung in große Sünden und Lästerungen geraten,2 hat Gott es im Bund der Gnade barmherzigerweise so eingerichtet, dass Gläubige, die so sündigen und zu Fall kommen, durch die Buße zum Heil erneuert werden.3
1. Ps 130,3; 143,2; Spr 20,9; Pred 7,20.
2. 2Sam 11,1-27; Lk 22,54-62.
3. Jer 32,40; Lk 22,31-32; 1Joh 1,9.
3. Diese rettende Buße ist eine evangelische Gnade,1 durch die sich derjenige, der vom Heiligen Geist ein Empfinden für die vielfältigen Schlechtigkeiten seiner Sünde vermittelt bekommen hat,2 wegen dieser durch den Glauben an Christus3 mit Gott wohlgefälliger Reue, Abscheu und Selbstverachtung, demütigt. Er bittet um Vergebung und Kraft durch die Gnade,4 wobei er sich vornimmt und sich darum bemüht, mit der Hilfe des Geistes vor Gott zu leben, um ihm in allen Dingen wohlzugefallen. 5
1. Apg 5,31; 11,18; 2Tim 2,25.
2. Ps 51,3-8; 130,1-3; Lk 15,17-20; Apg 2,37-38.
3. Ps 130,4; Mt 27,3-5; Mk 1,15.
Über Buße zum Leben und zur Erlösung 229
4. Hes 16,60-63; 36,31-32; Sach 12,10; Mt 21,29; Apg 15,19; 20,21; 26,20;
2Kor 7,10-11; 1Thess 1,9.
5. Spr 28,13; Hes 36,25; 18,30-31; Ps 119,59.104.128; Mt 3,8; Lk 3,8; Apg 26,20; 1Thess 1,9.
Verfasst: 20.06.2013 04:18
von Jörg
4. So wie Buße wegen unseres dem Tod verfallenen Leibes und dessen Beweggründen unser ganzes Leben lang nicht aufhören darf,1 so ist es die Pflicht eines jeden Menschen, für seine konkreten Sünden jedes Mal wieder Buße zu tun.2
1. Hes 16,60; Mt 5,4; 1Joh 1,9.
2. Lk 19,8; 1Tim 1,13.15.
5. Gott hat es durch Christus im Bund der Gnade für die Bewahrung der Gläubigen zum Heil so eingerichtet, dass es, auch wenn es keine Sünde gibt, die so gering ist, dass sie nicht die Verdammung verdient hätte,1 dennoch keine Sünde gibt, die so groß ist, dass sie diejenigen verdammt, die Buße tun. Daher ist es notwendig, dass ständig über Buße gepredigt wird.2
1. Ps 130,3; 143,2; Röm 6,23.
2. Jes 1,16-18; 55,7; Apg 2,36-38.
Gliederung des Kapitels
Abschnitt 1-2
I. Die Empfänger der Buße
1 A. Insbesondere diejenigen, die sich in fortgeschrittenem Alter bekehren
2 B. Ganz allgemein alle Gläubigen
3 II: Das Wesen der Buße
4 III. Das Andauern der Buße
5 IV. Die Vorkehrung der Buße
I. Antworten auf Fragen, die dieses Kapitel aufwirft
Es mag sein, dass dieses Kapitel bei aufrichtigen Christen
verschiedene Fragen aufwirft. Drei derartige Fragen sollen an dieser Stelle vorweggenommen und beantwortet werden.
A. Empfangen nur diejenigen, die sich im fortgeschrittenen Alter
bekehren, Buße?
Diese Frage ergibt sich aus der Aussage in Abschnitt 1, wo es heißt, dass Gott den Erwählten, die sich im fortgeschrittenen Alter, d. h. wenn sie schon etwas älter sind, bekehren, Buße schenkt. Es ist ein wenig gefährlich, dass der Wortlaut des Bekenntnisses überhaupt eine derartige Frage aufkommen lässt. Es mag sein, dass eine Revision des Bekenntnisses an dieser Stelle angebracht wäre. Dennoch sollte man nicht davon ausgehen, dass diejenigen, die diese Abschnitt aufgeschrieben haben, tatsächlich auch eine falsche Vorstellung hatten. Die Antwort des Bekenntnisses auf die oben gestellte Frage lautet eindeutig: „Nein.“ Sowohl Abschnitt 2 als auch Abschnitt 4 machen deutlich, dass alle Gläubigen Buße tun und damit von Gott Buße empfangen haben. An dieser Stelle ist es wichtig, darauf hinzuweisen, das vorliegende Kapitel aus der ziemlich umfassenden Revision des Westminster Bekenntnisses übernommen hat, wie sie von John Owen und den Autoren der Savoy-Erklärung vorgenommen worden war. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb wir nicht zu dem Schluss kommen dürfen, das Bekenntnis würde lehren, dass nicht alle Menschen Buße tun müssen, um errettet zu werden. Diese Männer wussten, dass Buße absolut notwendig ist, wenn jemand errettet werden soll. Diese Männer wussten, dass Buße absolut notwendig ist, wenn jemand errettet werden soll.
Verfasst: 22.06.2013 06:11
von Jörg
Aber all dies wirft eine weitere Frage auf: Weshalb macht die Savoy-Erklärung und das Glaubensbekenntnis von 1689, das ihr folgt, einen Unterschied zwischen der Buße, die denjenigen gegeben wird, die sich in fortgeschrittenem Alter bekehren, und der Buße, die allgemein allen Gläubigen zuteil wird? Mit dieser Unterscheidung möchte das Bekenntnis die Buße als krisenhafte Erfahrung von der Buße als einer allgemein üblichen Gnade unterscheiden. Alle Gläubigen haben die allgemein übliche Gnade erfahren, aber nicht alle Gläubigen wissen oder müssen wissen, was eine Buße als krisenhafte Erfahrung ausmacht. In diesem Kapitel werden zwei Arten einer solch krisenhaften Erfahrung erwähnt. Zuerst verweist das Bekenntnis auf diejenigen, „die sich erst im fortgeschrittenen Alter bekehren und schon für geraume Zeit in ihrem natürlichen Zustand gelebt“ hatten (15,1). Biblische Beispiele dafür wären Manasse, Paulus oder der Kerkermeister von Philippi. Zweitens spricht es von Gläubigen, die „in große Sünden und Lästerungen geraten“ (15,2). Biblische Beispiele hierfür wären David oder Petrus. Ich glaube, unsere baptistischen Glaubensväter hatten mehrere praktische Gründe, weshalb sie diese Unterscheidung vornahmen. Sie wollten damit in erster Linie sicherstellen, dass ihnen niemand vorwerfen konnte, sie würden glauben, alle Christen müssten eine krisenhafte Bekehrung erleben, wie sie der Kerkermeister in Philippi erfahren hatte. Sie machten dadurch deutlich: „Auch wenn wir ausdrücklich auf einer persönlichen Bekehrung bestehen, so wissen wir doch, dass die Erfahrung eines Kindes, das in einer christlichen Familie aufwächst, vollkommen anders sein mag, als die Erfahrung von jemandem, der sich ohne das Vorrecht einer christlichen Kindererziehung bekehrt.“ Beide werden Buße erfahren, aber es mag sein, dass nicht alle beide ein krisenhaftes Bekehrungserlebnis haben. Dies lässt sich vielfältig und in wichtigen Punkten anwenden. Zweifle nicht an deiner Errettung, nur weil du keine solch krisenhafte Erfahrung gemacht hast wie ein angesehener Bruder oder eine geachtete Schwester im Herrn. Fordere von anderen nicht, dass sie eine bestimmte Art von Bekehrungserlebnis als notwendiges Kennzeichen wahrer Gnade vorweisen können. Ein emotionales Erdbeben, radikale äußerliche Veränderungen im Lebensstil, das Wissen um den genauen Zeitpunkt der eigenen Wiedergeburt, eine umfassendes Werk der Überführung durch das Gesetz, unmittelbare, plötzliche Freude — all das mag eine Bekehrung begleiten, aber nichts davon ist ein zwingend notwendiges Kennzeichen für wahre Buße.
Verfasst: 24.06.2013 04:12
von Jörg
B. Warum trägt dieses Kapitel nicht den Titel „Über die rettende Buße“, so wie Kapitel 14 „Über den rettenden Glauben“ heißt?
Auch wenn der Ausdruck „rettende Buße“ in Abschnitt 3 vorkommt, so verwendet ihn das Westminster Bekenntnis nicht, ebenso wenig findet er sich in der Überschrift zu diesem Kapitel im Glaubensbekenntnis von 1689. Der Grund dafür ist sehr bedeutsam. Buße ist nicht in der gleichen Weise zum Heil notwendig wie der Glaube. Buße ist notwendig, um das ewige Leben zu empfangen, aber sie steht nicht im gleichen Verhältnis zum Heil wie der Glaube. Louis Berkhof weist darauf hin, wenn er die Buße eine „negative Voraussetzung … zum Heil“ nennt.2 Es wäre ein recht grobschlächtiger Vergleich, den Glauben mit dem Essen des Brotes des Lebens zu vergleichen, während die Buße das Erbrechen unserer Sünde ist. Buße entleert den geistlichen Magen von Sünde und Selbst und bewirkt einen Hunger nach dem Brot des Lebens.
C. Welcher Irrtum wird zurückgewiesen, wenn betont wird, dass es sich um eine „evangelische Gnade“ (15,3) handelt?
Berkhof weist auf Folgendes hin: „Lutheraner betonen gewöhnlich, dass Buße durch das Gesetz bewirkt wird und Glaube durch das Evangelium.“ Nach dem Bekenntnis ist Buße keine natürliche Furcht, welche die gefallene menschliche Natur durch das Gesetz hervorbringt. Es handelt sich um eine Gabe und ein Gebot des Evangeliums der Gnade.
Verfasst: 26.06.2013 04:14
von Jörg
II. Erläuterung des Kapitelinhalts
Der Kleine Westminster Katechismus definiert die biblische Buße äußerst prägnant. In Frage 87 heißt es dort: „Was ist die Buße zum Leben?“ Die Antwort darauf lautet: „Die Buße zum Leben ist eine heilsame Gnadengabe, wodurch ein Sünder auf Grund der wahren Empfindung seiner Sünde und der Ergreifung der Barmherzigkeit Gottes in Christo, von Betrübnis und Hass gegen seine Sünde erfüllt, sich von ihr zu Gott bekehrt mit dem vollen Vorsatz und Streben nach dem neuen Gehorsam.“ (KWK 87). Diese Zusammenfassung der biblischen Buße wurde von Pastor Albert N. Martin in hilfreicher Weise mit einem Baum verglichen. Da die Lehre des Kleinen Westminster Katechismus an dieser Stelle mit der Lehre des Bekenntnisses voll übereinstimmt, soll mit dieser Antwort zusammen mit dem Bild des Baumes das Wesen der Buße in knappen Zügen entfaltet werden.
A. Der Nährboden der wahren Buße
Was ist der Nährboden? „Die Buße … ist eine heilsame Gnadengabe.“ (KWK 87). Durch die Bezeichnung der Buße als Gnadengabe im Kleinen Westminster Katechismus wird deutlich gemacht, dass es sich um eine Gabe Gottes handelt. Sie ist eine Pflanze, die nur auf dem erneuerten Boden eines wiedergeborenen Herzens wächst (Apg 5,31; 11,18; 2Tim 2,25). Wahre Buße ist also mehr als das, was in der römisch-katholischen Theologie „attritio“ (Zerknirschung) genannt wird. Es geht eindeutig um mehr als um eine bloße Abneigung gegenüber den Konsequenzen der Sünde, eine Furcht vor der Hölle, eine äußerliche Reformation des Lebens. Ein nicht wiedergeborener Mensch mag diese Dinge vorweisen (Apg 24,24-27) und dabei doch die Buße zum Leben nicht kennen.