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Verfasst: 06.07.2009 07:32
von Joschie
S.Keller Psalm 69, 13: «... Gott, durch deine große Güte erhöre mich mit der Treue deines Heils.»
Bestimmte Stufen des Leidens und der Anfechtung haben uns ihr besonderes Stück der Gotteserkenntnis zu bringen. Da gehört schon eine große Tiefe und eine langanhaltende Nichterhörung unseres Flehens dazu, bis wir die sonderliche Seite der Treue seines Heils erfahren. Daß er dennoch der treue Gott ist, auf den wir uns bis zum äußersten verlassen können - gegen allen Augenschein, gegen alles Reden der Leute, gegen alle verzweifelnden Stimmungen unserer Seele - das lernen wir nicht auf einem Nachmittagsspaziergang im Sonnenschein erkennen. Da muß wirklich schon viel voraufgegangen sein, bis sich aus seinen andern Eigenschaften, die wir früher bemerkten, gerade die Treue seines Heils herausschält. Sollen wir den schmerzhaften Mitteln, den langen, hilflosen Stunden, den sich häufenden Schwierigkeiten grollen oder sie schnell wegwünschen, wenn doch erst durch das alles seine Treue sichtbar wird? Wie die Feuchtigkeit der Luft nötig ist, damit die schönsten Farbenspiele des Sonnenuntergangs am Meer unser Auge entzücken können, so waren die Nöte vorher das Material, in dem sich die Treue Gottes ihr unvergeßliches Bildwerk und Denkmal schuf.
Du bist dennoch unser treuer Gott, Herr Jesus Christus! Laß uns fester und immer fester auf deine Treue bauen und uns nicht verlassen auf Menschen. Wenn wir nur dich haben, fragen wir nichts nach Himmel und Erde. Über solchem Bekenntnis schweigt das bange Klagen und Fragen mit einmal still. Amen.
Verfasst: 07.07.2009 01:36
von Joschie
Ch.Spurgeon "Du weißt, was für Schimpf, für Schande und Schmach mir angetan wird; meine Widersacher sind alle vor dir." Psalm 69,20
Die drei Worte "Schimpf", "Schande" und "Schmach" sind genannt, um auszudrücken, wie beißend der Erlöser die Verachtung empfand, mit der er überhäuft wurde, und wie gewiß es ihm war, daß jede Art Bosheit, die ihm erwiesen wurde, von Gott beachtet wurde. "Meine Widersacher sind alle vor dir" - sie entgehen deinem Auge nicht. Diese ganze schamlose Rotte steht vor deinen Blicken, und ihre boshafte Nichtswürdigkeit ist dir nicht verborgen: Judas und sein Verrat, Herodes und seine List, Kajaphas und sein blutiger Rat, Pilatus und seine Wankelmütigkeit, die Pharisäer und Sadduzäer, die Schriftgelehrten und Hohenpriester, das Volk und die Obersten, sie alle siehst du und wirst du zur Verantwortung ziehen.
"Die Schmach hat mir das Herz gebrochen." Kein Hammer zerschlägt so sehr wie Hohn. Verleumdungen verursachen stechende Seelenschmerzen. Bei der so zart empfindenden Natur des makellosen Menschensohnes genügten ihre Stiche, sein Herz zu durchbohren, bis es brach. Die Kränkungen und Lästerungen beugten ihn in den Staub. Sein Herz litt unsägliches Weh. Wie furchtbar das Gemüt des Heilands unter all dem litt, was er erdulden mußte, zeigen unter anderem die Vorgänge in Gethsemane. Da war keiner, der ihm ein liebevolles Wort sagte; ja nicht einmal jemand, der durch den Anblick seines Elends gerührt wurde; nicht einer, dessen Herz fähig gewesen wäre, menschlich für ihn zu fühlen. Ja, in seiner größten Not wurde er auch von denen verlassen, die seine milde Hand früher gespeist und geheilt hatte. Er fand keinen Tröster. Selbst diejenigen, die seine treue Liebe in höchstem Maß erfahren hatten, suchten nur ihre eigene Sicherheit und ließen ihren Meister allein. Wer an Herzweh leidet, bedarf des Trostes; wer verfolgt wird, hat Anspruch auf Mitleid. Aber unser Bürge fand keines von beiden in jener finsteren Nacht, als für die Mächte der Finsternis die gelegene Zeit gekommen war.
Verfasst: 08.07.2009 07:20
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen." Ps. 72, 19.
Das ist eine große Bitte. Wer für eine ganze Stadt bittet, muß die Seile seines Glaubens schon weit spannen, und doch gibt es Zeiten, wo auch die Fürbitte für einen einzigen Menschen fast über unser Vermögen geht. Aber wie weit reicht des Psalmisten Fürbitte am Ende seines Lebens! Wie umfassend, wie erhaben ist sie! ,,Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden!" Da ist auch das ungebildetste, roheste Volk nicht ausgeschlossen. Das Gebet erstreckt seine Arme über den Menschenfresser wie über den Weisesten, über alle Himmelsstriche und über alle Geschlechter der Menschenkinder: der ganze Erdkreis wird davon umspannt, und kein Sohn Adams bleibt dabei vergessen. Wir müssen uns aufmachen und für unsern Meister arbeiten, sonst können wir nicht aufrichtig solch ein Gebet darbringen. Die Bitte kommt nicht aus einem aufrichtigen Herzen, wenn wir nicht angelegentlich danach trachten, mit Gottes Hilfe an der Ausbreitung des Reiches unsers Herrn mitzuwirken. Sind nicht viele, die beides versäumen, Gebet und Arbeit? Siehe, der Herr des Lebens ist ans Kreuz genagelt, eine Dornenkrone verwundet seine Stirn, aus Haupt und Händen und Füßen fließen blutige Ströme nieder. Wie! kannst du dies Wunder über alle Wunder betrachten, den Tod des Sohnes Gottes mit ansehen, ohne in deiner Brust von einer gewaltigen Macht der Anbetung ergriffen zu werden, die keine Zunge auszusprechen vermag? Und wenn du fühlst, wie das Blut auch dein Gewissen besprengt, und wenn du weißt, daß Er deine Sünden ausgetilgt hat, so bist du kein Mensch, wenn du nicht sogleich dich von deinen Knieen erhebst und ausrufst: ,,Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen." Kannst du dich in liebender Huldigung vor dem Gekreuzigten neigen und nicht zugleich auch wünschen, daß dein König auch Herr sei über alle Reiche der Erde? Wehe dir, wenn du zu sagen wagst, du liebest deinen Herrn, und begehrst nicht einmal Ihn als den alleinigen Gebieter der sichtbaren wie der unsichtbaren Welt zu erblicken. Deine Frömmigkeit hat keinen Wert, wenn sie nicht den Wunsch in dir erweckt, daß dieselbe Gnade, die dir zuteil geworden ist, auch der ganzen Welt zu gute kommen möge. Herr, es ist Erntezeit, sammle Deinen Weizen!
Verfasst: 12.07.2009 14:48
von Joschie
A.Christlieb Es verdroß mich der Ruhmredigen, da ich sah, daß es den Gottlosen so gut ging ...; bis ich ging in das Heiligtum Gottes. Psalm 73, 3 u. 17
Wir leben in einer Zeit, in der viel Unzufriedenheit herrscht. Da ist es heilsam, an einem biblischen Beispiel zu beobachten, wie man vom Geist der Unzufriedenheit erlöst werden kann. Asaph, der Sänger des 73. Psalmes, kann es uns zeigen. Wir sehen zuerst den unzufriedenen Asaph. - Er hatte die Ruhmredigen, die Stolzen, in ihrem Reichtum und ihrem Wohlleben beobachtet. Gedanken des Neides und Ärgers, Zweifel an Gottes Gerechtigkeit und Macht drohten den Frieden seiner Seele zu zerstören. Er sagte: ,,I c h s a h , daß es den Gottlosen so wohl ging." Wenn unsere Augen nur auf gewissen Zuständen unserer Zeit haften, können auch wir innerlich verwirrt werden. Was muß man da nicht sehen! Die Lüge triumphiert über die Wahrheit. Gewissenlose Menschen bringen es zu etwas. Schmeichler erlangen Gunst und drücken Ehrliche an die Wand. Da lebt ein Ungerechter bei ungeheuer hohem Einkommen in Saus und Braus, während ein Gerechter kaum das tägliche Brot zu verdienen weiß. Asaph sagt: ,,Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, reden und lästern hoch her und tun, was sie nur gedenken." - Aber, Asaph ist aus der Not dieser Anfechtung herausgekommen. ,,Ich dachte ihm nach, daß ich es begreifen möchte, aber es war mir zu schwer; bis ich ging in das Heiligtum Gottes." Da wurde ihm geholfen! Da mußten die finsteren Wolken der Unzufriedenheit weichen, da empfing er Licht über sich selbst, über die Torheit seiner Gedanken und über das schreckliche Geschick derer, die er beneidete. - Wie Asaph, so können auch wir aus der Verwirrung herauskommen. wenn wir uns mit all unseren Klagen und Anfechtungen in das Heiligtum des Gebetskämmerleins zurückziehen. Da wird der Blick weggelenkt von dem, was hier unten ist, und aufgehoben zu dem, was da droben ist. - Erleben wir das auch?
Verfasst: 13.07.2009 07:24
von Joschie
W.MacDonald »Wenn ich gesagt hätte: Ich will ebenso reden, siehe, so wäre ich treulos gewesen dem Geschlecht deiner Söhne.« Psalm 73,15
Der Psalmist machte eine schwierige Zeit durch. Er sah, saß es den Gottlosen in dieser Welt wohlging, während sein eigenes Leben ein Alptraum von Leid und Not war. Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes begannen an ihm zu nagen, Zweifel an Seiner Liebe und an Seiner Weisheit. Es schien geradeso, als würde der Herr Gottlosigkeit belohnen und Rechtschaffenheit bestrafen.
Aber Asaph hatte einen vorbildlichen Entschluß gefaßt. Er war entschlossen, seine Zweifel nicht zur Schau zu stellen, um keinem Gotteskind ein Anlaß zum Straucheln oder gar Fallen zu sein.
Wahrscheinlich haben die meisten von uns ab und zu Zweifel oder Fragen. Besonders wenn wir das Ganze scheinbar nicht mehr aushalten können, wenn alles über uns zusammenzustürzen droht, dann geraten wir leicht dahin, die Vorsehung Gottes in Frage zu stellen. Wie verhalten wir uns in dem Zusammenhang richtig?
Es ist bestimmt möglich, unser Zweifel jemandem mitzuteilen, der die geistliche Qualifikation hat, uns zu helfen. Manchmal sind wir einfach zu verwirrt von unseren Problemen, um das Licht am Ende des Tunnels wahrnehmen zu können, während es für andere vielleicht ganz deutlich strahlt, und sie uns dahin geleiten können.
Grundsätzlich sollten wir »niemals in der Finsternis bezweifeln, was uns im Licht geoffenbart worden ist«. Wir sollten Gottes Wort nicht durch die Umstände auslegen, wie düster sie auch sein mögen. Stattdessen sollten wir unsere Umstände im Licht der Schrift auslegen und uns klarmachen, daß nichts die Pläne Gottes jemals verhindern oder Seine Verheißungen zunichte machen kann.
Aber vor allem sollten wir nicht umhergehen und unsere Zweifel zur Schau stellen. Es besteht nämlich die furchtbare Gefahr, daß wir die schwachen Kinder Gottes zu Fall bringen, die »Kleinen«, über die der Herr gesagt hat: »Wer aber irgend eines dieser Kleinen ärgern (d.h. ihm einen Fallstrick legen (Fußnote Elberf.)) wird, dem wäre nütze, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde« (Matthäus 18,6).
Unsere Gewißheiten sind zahllos; unsere Zweifel, wenn wir überhaupt welche haben, sind wenige. Wir wollen einander unsere Gewißheiten mitteilen. Schon Goethe sagte: »Gebt mir den Nutzen Eurer Überzeugungen, wenn Ihr welche habt, aber behaltet Eure Zweifel für Euch selbst, denn ich habe genug eigene.«
Verfasst: 14.07.2009 08:30
von Joschie
C.Eichhorn Manchmal geht es bis ans Ende der Kraft Ich gedachte ihm nach, daß ich's begreifen möchte; aber es war mir zu schwer, bis daß ich ging ins Heiligtum und merkte auf ihr Ende. Ps. 73, 16.17
Im Leben der Frommen gibt es Zeiten der Anfechtung. Es ist für uns sehr tröstlich, daß uns die Gottesmänner der Bibel nicht nur in ihrer Glaubensstärke, sondern auch in ihren schwachen Stunden vor Augen geführt werden. Sie selbst verschweigen ihre Schwachheiten nicht, sondern bekennen sie ganz offen. Asaph wurden schwere äußere Erlebnisse zur Anfechtung. Leiden über Leiden, Züchtigung über Züchtigung reihten sich aneinander. Mit jedem Morgen brach die Trübsal neu an. Neben sich sah er Menschen, die nicht nach Gott fragten. Ihnen ging es gut. Sie hatten nicht ihr Leidensteil wie andere Sterbliche. All ihr Vorhaben führten sie hinaus. Ihr Hochmut kannte keine Grenzen. Sie rissen den Mund weit auf und führten das große Wort. Die Menge gab ihnen Beifall. Ihr Anhang war zahllos. Er einsam, verachtet, in die Ecke gestellt, täglich geplagt! Da kannte er sich nicht mehr aus. Quälende Zweifel an der Liebe und Gerechtigkeit Gottes setzten ihm zu. Er sann und grübelte, aber mit seinem Verstand kam er nicht zum Ziel und strauchelte schier.
- Ach ja, die göttlichen Führungen sind mitunter sehr dunkel und unverständlich. Aber müssen wir sie gleich verstehen? Tersteegen sagt: Je göttlicher sie sind, desto mehr entziehen sie sich unserem Begreifen. Wollen wir darum irre werden? Oder wollen wir es besser wissen als er, ihn meistern? Dann sind wir die größten Toren, wie Asaph bekennt: Ich war ein Tor und wußte nichts, ich war wie ein einsichtsloses Tier vor Gott, dem allein Weisen, als es mir so weh tat im Herzen und bittere Empfindungen sich in mein Innerstes einbohrten. - Was brachte die Wendung bei ihm? Er ging ins Heiligtum Gottes. Anstatt sich mit fruchtlosen Grübeleien herumzuschlagen, nahte er sich betend dem Gott, gegen den sich Zweifel in ihm erhoben. Er warf sich zu seinen Füßen. Er ließ ihn nicht los, wiewohl Gott scheinbar nichts von ihm wissen wollte. Nun lichtete es sich. Es ging aus der Tiefe in die Höhe. Er schämte sich seiner Zweifel an der Liebe Jehovas, dessen Name "Gnädig", "Barmherzig" und "Treu" heißt. Gott müßte sich selbst fallen lassen, wenn er seine Kinder fallen ließe, die sich zu ihm halten. Aus der Nacht der Anfechtung wurde Asaph auf eine lichte Glaubenshöhe gehoben. Gott ist dennoch seines Herzens Trost und sein Teil, mag ihm auch Leib und Seele verschmachten, also alles genommen werden, was das Dasein auf Erden schön und begehrenswert macht. - Ins Heiligtum Gottes wollen auch wir gehen, wenn Zweifel wider unsere Seele einstürmen, ins Heiligtum des Wortes, da Gott mit uns redet, ins Heiligtum des Gebets, wo wir mit ihm reden. Je mehr Gott uns entschwinden will, wollen wir ihm nahen, unter Beugung und Buße über unsere Zweifel und argen Gedanken. Dann werden wir getröstet und als ganz neue Menschen aus dem Heiligtum herausgehen, wie einst Asaph.
Verfasst: 15.07.2009 08:52
von Joschie
A.Christlieb Wie man von der Unzufriedenheit geheilt wird »Es verdroß mich der Ruhmredigen, da ich sah, daß es den Gottlosen so wohl ging . . . bis daß ich ging in das Heiligtum Gottes . . . Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde« (Ps. 73, 3.17.25).
Wir leben in einer Zeit, wo die Unzufriedenheit bei vielen eine große Gefahr ist. In solcher Zeit ist es doppelt lehrreich, an einem biblischen Beispiel zu beobachten, wie man aus dem Geist der Unzufriedenheit herauskommen kann. Asaph, der Sänger des 73. Psalms, gibt uns ein solches Beispiel.
1. Wir sehen den unzufriedenen Asaph
Asaph war dadurch in eine unzufriedene Herzensstellung gekommen, daß sein Auge und sein Gedankenleben an dem äußeren Glück so mancher Gottlosen hängengeblieben war. Er beobachtete die »Ruhmredigen« (V. 3), ihr stolzes Auftreten, ihre Macht, ihren Reichtum und ihr Wohlleben. Das erfüllte ihn mit Unwillen. Gedanken des Ärgers und Neides, Zweifel an Gottes gerechter Weltregierung drohten den Frieden seiner Seele zu zerstören. Es ist lehrreich, daß diese Anfechtung durch das Auge ihren Weg in Asaphs Herz hineinfand: »Ich sah, daß es den Gottlosen so wohl ging.« Wenn unsere Augen nur auf gewissen Zuständen auch in unserer Zeit haften, so können auch wir in innere Verwirrung hineinkommen. Was für Verhältnisse muß mancher Gerechte auch heute noch beobachten! Wie manchmal scheint die Lüge zu triumphieren über die Wahrheit! Wie manchmal bringt es der gewissenlose Mensch viel weiter als der gewissenhafte! Wie mancher gewandte Schmeichler versteht es, das Urteil des Vorgesetzten zu trüben, sich in Gunst zu setzen und einen lauteren, ehrlichen Menschen in den Schatten zu stellen und zurückzudrängen! Es ist für manche Gerechte keine Kleinigkeit, solche Dinge täglich anschauen zu müssen. Da ist ein gläubiger Christ in untergeordneter Stellung, der sehen muß, wie ein ungerechter Vorgesetzter sich alles erlauben darf, gemächlich lebt, ungeheures Einkommen hat und nichts nach Recht und Gerechtigkeit fragt. Noch heute laufen sie zu Tausenden auf der Erde herum, die »sich brüsten wie ein fetter Wanst« (V. 7), die »reden und lästern hoch her« (V. 8), die »tun, was sie nur gedenken« (V. 7). Wahrlich, wir können es begreifen, wie sogar ein so frommer Mann wie Asaph von dem Geist der Unzufriedenheit gepackt und eine Zeitlang fortgerissen wird. Aber bei wahren Gotteskindern kann es nicht so bleiben.
2. Wir sehen den ins Heiligtum gehenden Asaph
Solange Asaph nur auf das Wohlleben der stolzen Weltkinder blickte, kam er nicht zurecht. Auch alles Nachdenken half ihm nicht aus den Schlingen des unzufriedenen Gewissens heraus (V. 16). Aber etwas anderes half: ein Gang in das Heiligtum Gottes. In das Heiligtum Gottes pflegten die Frommen des Alten Bundes zu gehen, um Gemeinschaft mit Gott zu haben im Gebet und im Betrachten seines Wortes. Dorthin ging Asaph, und hier kam er zurecht. Die finsteren Wolken des unzufriedenen Geistes mußten weichen, er empfing göttliches Licht über sich selbst, über die Torheit seiner verdrießlichen Gedanken (V. 21 u. 22) und über die Person und das Schicksal derer, die ihn so sehr in Verwirrung gebracht hatten. Sein Blick wurde geweitet, daß er nicht mehr bei dem kurzen, vergänglichen Glück stehenblieb, sondern das traurige, letzte Ende der Gottlosen mit in Betracht zog. Da, wo Asaph aus der Verwirrung herauskam, können auch wir ihr entrinnen. Gottlob gibt es auch für uns allenthalben ein Heiligtum Gottes, in das wir uns mit allen Klagen und Anfechtungen zurückziehen dürfen, aus dem wir nicht leer zurückkommen sollen. Ein Studiengenosse des gewaltigen Zeugen Ludwig Hofacker (1798-1828) erzählt uns, wie dieser sich oft als Student, in Ermangelung eines anderen Gebetsplatzes, in einen Holzschuppen zurückgezogen habe; von hier sei er oft mit leuchtendem Antlitz herausgekommen. Laßt uns irgendwo solch ein Heiligtum Gottes aufsuchen und benutzen! Dort weicht die Unzufriedenheit.
3. Wir sehen den zufriedenen Asaph
Welch eine Änderung hat doch der Gang in das Heiligtum bei Asaph hervorgerufen! Zwar waren die Zustände noch dieselben geblieben; die Gottlosen trieben ihr stolzes, freches Wesen nach wie vor, aber Asaph konnte sie jetzt anders ansehen. Nicht mehr mit den Augen des Neides oder des Unwillens, sondern mit tiefem Mitleid schaute jetzt der Sänger auf jene hochmütigen, frechen Menschen. Gott hatte ihm etwas Besseres gezeigt, was ihn triumphieren ließ. Während jene einst haltlos auf schlüpfrigem Boden umsinken werden, um nie wieder aufzustehen, so hat er einen ewigen Halt, eine Hand, die ihn nie losläßt. Während jene ihr Herz an die zeitlichen Güter hängen, darf er es an den Herrn selbst hingeben, der allein wahrhaft befriedigen kann. Während jene für kurze Zeit eitle Menschenehre genießen, geht er dem Tag entgegen, wo er mit bleibender Ehre gekrönt wird (V. 23-26). Was ist alles stolze Brüsten der Gottlosen gegen das »Dennoch« seines Glaubens (»Dennoch bleibe ich stets an dir«), gegen das »Nur« seiner Liebe (»Wenn ich nur dich habe«) und gegen das »Endlich« seiner Hoffnung (»Du nimmst mich endlich mit Ehren an«)? Wer Asaphs Halt, Leitung und Ziel gefunden hat, der ist zufrieden. Gott kann auch heute noch unzufriedene Menschen in der Stille seines Heiligtums selig, zufrieden und voll Triumph machen. »Wer dich hat, ist still und satt; wer dir kann im Geist anhangen, darf nichts mehr verlangen.«
Verfasst: 16.07.2009 08:05
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Ich muß ein Narr sein, und nichts wissen, und muß wie ein Tier sein vor Dir." Ps. 73, 22.
Bedenke, daß dies das Bekenntnis eines Mannes nach dem Herzen Gottes ist; und wenn er uns hier sein inneres Leben schildert, so spricht er: ,,Ich muß ein Narr sein, und nichts wissen." Das Wort: ,,ein Narr" bedeutet etwas mehr, als was der gewöhnliche Gebrauch des Ausdrucks in sich faßt. Assaph schreibt in einem frühern Vers desselben Psalms: ,,Es verdroß mich auf die Ruhmrätigen, da ich sahe, daß es den Gottlosen so wohl ging," woraus hervorgeht, daß die eitle Torheit, auf welche Assaph an beiden Stellen anspielt, etwas Sündliches war. Er bekennt demütig, daß er ,,ein Narr" sei, und fügt ein Wörtlein bei, das die Sache noch verstärkt: ,,Ich muß ein Narr sein." Wie sehr närrisch, konnte er nicht sagen; es war eine sündliche Torheit, eine Narrheit, die in der Schwäche keine Entschuldigung finden konnte, sondern verdammlich war um ihrer Hartnäckigkeit und absichtlichen Stumpfheit willen; denn es hatte ihn verdrossen, auf das zeitliche Glück der Gottlosen zu sehen, und er hatte vergessen, welch ein schreckliches Ende ihrer harret. Und sind wir besser denn Assaph, daß wir uns weise nennen dürften? Bekennen wir etwa, daß wir der Vollkommenheit nachtrachteten, oder daß wir so gezüchtigt wurden, bis die Rute all unsren Eigenwillen ausgetrieben hatte? O, das wäre törichter Stolz! Wenn Assaph ein Narr war, wieviel närrischer müßten wir uns selber achten, wenn wir nur sehen könnten, wie's mit uns steht! Schaue rückwärts, Christ; denke daran, wie du an Gott zweifeltest, während Er so treu an dir war; denke an deinen törichten Schrei: ,,Nicht also, mein Vater," als Er dich betrübte, um dich umso reichlicher segnen zu können; gedenke der vielen Zeiten, wo du seine Schickungen mit trüben Blicken betrachtetest, wo du seine wunderbaren Führungen verkanntest, und in den Schmerzensruf ausbrachst: ,,Alles ist gegen mich," da doch alles zu deinem Besten dienen mußte! Bedenke, wie oft du die Sünde erwählt hast um ihrer vergänglichen Lust willen, da doch diese Lust dir zu einer bittern Wurzel geworden ist! Wahrlich, wenn wir unser Herz kennten, so müßten wir uns einer sündlichen Narrheit und Torheit schuldig bekennen; und wir müßten im Bewußtsein dieser Narrheit zu dem seligen Schluß kommen, wie Assaph, daß Gott allein weise ist, und ausrufen: ,,Du leitest mich nach Deinem Rat."
Verfasst: 17.07.2009 08:59
von Joschie
C.H.Spurgeon ,,Dennoch bleibe ich stets an Dir." Ps. 73, 23.
Dennoch. - Wie wenn es trotz aller Torheit und Unwissenheit, die Assaph gerade zuvor seinem Gott bekannt hatte, nicht um ein Stäublein weniger wahr und gewiß wäre, daß er errettet und selig und angenehm gemacht sei in dem Geliebten, und daß das selige Vorrecht, in der beständigen Gnadengegenwart Gottes verweilen zu dürfen, ihm unzweifelhaft zu eigen geschenkt sei. Obgleich seines verderbten Zustandes, wie der Tücke und Bosheit seiner alten Natur sich vollkommen bewußt, singt er gleichwohl in siegesfreudigem Ausbrechen seiner Glaubenszuversicht: ,,Dennoch bleibe ich stets an Dir." Liebe Seele, mußt du in Assaphs Bekenntnis und Geständnis mit einstimmen, so trachte danach, daß du auch mit ihm ausrufen kannst: ,,Dennoch, dieweil ich Christo angehöre, bleibe ich stets an Gott!" Damit ist gemeint: ich bleibe Ihm stets im Sinne; Er denkt allezeit an mich, um mein Bestes zu fördern. Stets vor seinen Augen; des Herrn Auge schläft noch schlummert nicht, sondern wacht immerdar über mir, daß es mir wohl ergehe. Stets in seiner Hand, so daß mich niemand Ihm aus seiner Hand zu reißen vermag. Stets an seinem Herzen; Er trägt mich auf seiner Brust zum Gedächtnis, gleichwie der Hohepriester die Namen der zwölf Geschlechter Israels auf seinem Brustschildlein trug, ihrer jederzeit eingedenk zu sein.
Du gedenkest meiner stets, o Gott. Dein lieberfülltes Herz schlägt mir beständig entgegen. Du wirkest allezeit nach Deiner weisen Vorsehung, was mir zum Besten dienen muß. Du hast mich wie ein Siegel auf Dein Herz gesetzt und wie ein Siegel auf Deinen Arm; Deine Liebe ist stark wie der Tod, daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen mögen, noch die Ströme sie ersäufen. Erstaunliche Gnade! Du siehest mich in Christo, und obgleich ich in meinen eigenen Augen häßlich bin, so hast Du doch Wohlgefallen an mir, weil ich gekleidet bin in Christi Gerechtigkeit und abgewaschen in seinem Blut und angenehm gemacht vor Dir in dem Geliebten. So stehe ich stets in Deiner Gunst, ,,ich bleibe stets an Dir."
Hier ist Trost und Erquickung für die geängstete Seele; wenn dich der Sturm inwendig erschüttert, so schaue auf die Ruhe, die dich umgibt. ,,Dennoch," o, sprich's in deinem Herzen aus und eigne dir den Frieden an, den dieses Wort dir in allen Lagen des Lebens, in Traurigkeit und Zweifeln gewährt: ,,Dennoch bleibe ich stets an Dir."
Verfasst: 18.07.2009 08:11
von Joschie
A.Christlieb Dennoch bleibe ich stets an dir. Du bist doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Psalm 73, 23. 26
Ein Studiengenosse des gewaltigen Zeugen Ludwig Hofacker erzählt uns, daß Hofacker sich als Student oftmals in Ermangelung eines anderen Gebetsplatzes in einen Holzschuppen zurückgezogen habe. Mit leuchtendem Angesicht sei er oftmals von dort zurückgekommen. - Laßt auch uns das Heiligtum des Kämmerleins oft aufsuchen. Die Wirkungen des ernsten Gebetes sind heute noch dieselben wie zu Hofackers und Asaphs Zeiten. - Sehen wir noch einmal die Änderung an, die der Gang ins Heiligtum bei Asaph hervorgerufen hat. Die Zustände um ihn her waren geblieben wie vorher. Die Gottlosen trieben ihr freches, stolzes Unwesen wie zuvor. Aber, Asaph hatte einen anderen Blick gewonnen. Er schaute die Verhältnisse nicht mehr an mit den Augen des Neides oder Unwillens, sondern mit den Blicken tiefsten Mitleids. Gott hatte ihm die Augen geöffnet für die Welt der Ewigkeit. Und da sah er, wie die Gottlosen auf schlüpfrigem Boden haltlos dahinsanken, um nie wieder aufzustehen. Ihm aber streckte Gott die Hand entgegen, die niemals losläßt, wen sie ergriffen hat. Während jene ihr Herz an zeitliche Güter hängten, die schnell vergehen, durfte er sein Herz dem weihen, der allein ewig befriedigt. Jene hatten für kurze Zeit eitle Menschenehre genießen dürfen, sich sah er mit ewiger Ehre gekrönt. - Was ist das stolze Brüsten der Gottlosen gegen das ,,Dennoch" seines Glaubens (dennoch bleibe ich stets an dir), das ,,Nur" seiner Liebe (wenn ich dich nur habe) und das ,,Endlich" seiner Hoffnung (du nimmst mich endlich mit Ehren an)? Wer Asaphs Halt, Leitung und Ziel gefunden hat, der ist zufrieden. Er betet mit Tersteegen: Wer dich hat, ist still und satt. Wer dir kann im Geist anhangen, darf nichts mehr verlangen.
Verfasst: 19.07.2009 07:42
von Joschie
.H.Spurgeon ,,Du leitest mich nach Deinem Rat, und nimmst mich endlich mit Ehren an." Ps. 73, 24.
Der Psalmist fühlte, wie sehr er der göttlichen Leitung bedürftig sei. Er hatte unlängst die Torheit seines Herzens erkannt, und damit er durch dieselbe nicht beständig aufs neue möchte irre geleitet werden, faßte er den Entschluß, daß ihn von nun an Gottes Rat sollte leiten und regieren. Die Erkenntnis unsres Mangels an Einsicht ist ein großer Schritt vorwärts zum Weisewerden, wenn sie uns dazu veranlaßt, daß wir uns ganz auf die Weisheit des Herrn verlassen. Denn wir wissen bestimmt, daß auch wo wir's nicht einzusehen imstande sind, es dennoch allezeit das Beste und Sicherste für uns ist, auf den allsehenden Gott zu vertrauen. ,,Du leitest mich." Das ist ein köstlicher Ausdruck des unbedingtesten Vertrauens. David war dessen gewiß, daß der Herr sein herablassend liebevolles Werk nicht aufgeben würde. Das ist ein Wort für dich, du gläubige Seele; verlasse du dich darauf. Sei versichert, daß dein Gott will dein Ratgeber und Freund sein; Er will dich leiten; Er will alle deine Wege bereiten. In seinem geschriebenen Wort ist dir diese Zusicherung zum Teil schon in Erfüllung gegangen, denn die Heilige Schrift ist sein Rat für dich. Selig sind wir, wenn wir Gottes Wort stets lassen unsre Richtschnur und Leitung sein! Was wäre der Seemann ohne seinen Kompaß? Und was wäre der Christ ohne seine Bibel? Sie ist die untrügliche Karte, die Seekarte, auf welcher jede Untiefe verzeichnet steht, wo alle Fahrstraßen von den Sandbänken des Verderbens bis zum himmlischen Hafen des Heils angegeben und eingetragen sind von einem, der vertraut ist mit dem ganzen Seeweg. Hochgelobt seist Du, o Gott, daß wir Dir vertrauen dürfen, und daß Du uns jetzt leitest und leiten willst bis ans Ende! Nach dieser Führung durch das Leben betrachtet der Psalmist mit voraussehendem Blick die endliche göttliche Annahme: ,,und nimmst mich endlich mit Ehren an." Welch ein Gedanke, liebe gläubige Seele! Gott selber will dich mit Ehren annehmen - ja, dich! Du irrst ab, und streifst auf Abwegen hin und her und strauchelst, und dennoch will Er dich endlich wohlbehalten einbringen zur Herrlichkeit! Siehe, das ist dein Erbteil; erquicke dich heute daran, und sollten dich auch Schwierigkeiten rings umgeben, so gehe in der Kraft dieses Wortes geradeswegs hin zum Thron der Herrlichkeit.
Verfasst: 20.07.2009 07:33
von Joschie
C.Eichhorn Gottes weise Führung Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an. Ps. 73, 24
Zu dieser Glaubensgewißheit kam Asaph, der Dichter des 73. Psalms, erst nach schweren Kämpfen. Er konnte sich in die Wege Gottes nicht finden. Den Gottlosen gelingen ihre Pläne. Sie gedeihen, sie kommen vorwärts und triumphieren. Den Frommen geht's übel. Nicht die Barmherzigkeit Gottes, sondern ihre Plage ist täglich neu. Es reiht sich ein Jammer an den andern. Das sieht aus wie ein sinnloses Spiel des Zufalls. So etwas legt sich als ein dunkles Rätsel schwer auf die Seele. Asaph wollte schier irre werden und straucheln, bis er ins Heiligtum ging und sein Herz vor Gott ausschüttete. Da fiel ein Lichtstrahl von oben ins Dunkel. Aufs letzte Ende kommt es an: dies wurde ihm klar. Ein Ratschluß Gottes waltet in meinem Ergehen. Es ist alles von ihm weise geordnet. Er hat seinen Plan für mich gemacht, und sein Ziel ist Herrlichkeit. Das wurde ihm im Glauben gewiß. So ist es. Gotteskinder stehen unter der genauesten Leitung ihres Vaters im Himmel. Es ist alles wohl bedacht und sinnvoll geordnet. Es scheint manchmal sinnwidrig. Es sieht so aus, als seien Gotteskinder einfach der Willkür herzloser Menschen preisgegeben, als seien sie ein Spielball blinder Naturmächte, als fielen sie einem tückischen Schicksal zum Opfer. Es scheint so, aber es ist nicht so. Hüten wir uns vor dem vorlauten Dreinreden und Meistern! Gott fragt uns nicht um Rat, und das ist gut. Vielleicht haben wir uns selbst ins Unglück gesetzt. Wenn wir, wie der verlorene Sohn, unsere eigenen Wege gehen, dürfen wir uns nicht wundern, daß wir in Jammer und Elend geraten. Das wollen wir nicht unserem Gott zuschieben. Es geht nach dem Wort: "Es ist deiner Sünde Schuld, daß du so gezüchtigt wirst, und deines Ungehorsams, daß du so gestraft wirst." Da heißt es, in sich gehen und umkehren, dann kommen wir unter die gnädige Hand Gottes, die alles zum guten Ende führt. Gott handelt nach seiner Einsicht und Weitsicht. Er weiß besser, was uns taugt, als wir. Eine Frau, die jahrelang ans Lager gefesselt war, hatte sonst nicht viel geistliche Erkenntnis. Aber eines stand bei ihr fest: "Es ist so der beste Weg für mich. Wenn Gott einen andern, leichteren Weg für mich gehabt hätte, so hätte er ihn eingeschlagen." Diese Gewißheit bewahrte sie vor Bitterkeit und Murren, erhielt sie heiter und getrost. Verdunkeln wir doch nicht den Ratschluß Gottes mit unserem Unverstand wie einst Hiob in Stunden schwerer Anfechtung! Laßt uns glauben und harren! Es löst sich schon hier manches Rätsel, und einst wird alles klarwerden. Das Ziel Gottes mit den Seinen ist Herrlicheit. Darum führt er sie Demütigungs- und Zerbrechungswege. Aufs Ende kommt es an. "Du nimmst mich zuletzt mit Ehren an oder in Herrlichkeit zu dir auf." Wir bedenken nicht genug, was das Wörtlein "ewig" in sich faßt. Sonst ließen wir uns die Schmerzenswege gern gefallen, die in ewiger Herrlichkeit enden.
Verfasst: 21.07.2009 08:48
von Joschie
W.Nee Wen hätte ich im Himmel außer dir? Und wenn ich dich habe, so wünsche ich nichts auf Erden. Psalm 73,25
Unsere völlige Hingabe an Gott hängt oft an einer bestimmten Sache, die wir nicht hergeben wollen. Aber Gott wartet auf dieses Eine. Er braucht es, denn er will nicht nur einen Teil unserer Habe, sondern das Ganze. Mich beeindruckte sehr, was ein großer Staatsmann in seiner Autobiographie schreibt: »Ich will nichts für mich selbst; ich will alles für mein Land.« Wenn einer den Wunsch haben kann, daß sein Vaterland alles und er selbst nichts haben soll, können dann wir nicht zu Gott sagen: »Herr, ich will nichts für mich selbst, sondern alles für dich. Ich möchte sein, was du willst, und ich will nichts haben, was nicht deinem Willen entspricht.«? Erst wenn wir die Stellung eines Dieners einnehmen, kann er in seine Stellung als Herr eintreten. Er ruft uns nicht dazu auf, uns seiner Sache zu widmen; er verlangt, daß wir uns uneingeschränkt seinem Willen anheimgeben.
Verfasst: 22.07.2009 08:27
von Joschie
W.Nee Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Psalm 73,26
Ich kannte einen Bruder, der sehr an seiner Frau hing. Einmal sollte er auf eine mehrmonatige Predigtfahrt gehen. Seiner Frau ging es gesundheitlich nicht gut, denn sechs Tage vorher hatte sie ein Kind bekommen. Ein Freund hatte mich gebeten, ihm einen Brief zu überbringen, und als ich in die Nähe seines Hauses kam, sah ich, ohne daß er mich bemerkte, wie er auf die Straße trat, ein paar Schritte ging, sich nach seinem Hause umblickte und dann zögernd zurückging. Ich wartete nicht weiter, aber da ich spürte, daß in seinem Innern irgendein Konflikt sich abspielte, ging ich auf einem anderen Wege zu der Abfahrtsstelle seines Schiffes. Als er dort ankam, gab ich ihm den Brief und sagte: »Gott segne dich«, und aus der Art, wie er mir darauf erwiderte, ersah ich, daß er jetzt ganz ruhig war. Als er nach Monaten zurückkam, fragte ich, ob er sich daran erinnere. »O ja«, sagte er, »ich erinnere mich gut. Meine Frau hatte keine Hilfe, und es waren auch die beiden anderen Kinder zu
versorgen. Außerdem hatte ich ihr nur wenig Geld dalassen können. Ich hatte das Gefühl: Nein, in diesem Zustand kann ich sie doch nicht allein lassen. Aber als ich dann zurückging, fiel mir der Vers ein: ,Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.' Da machte ich wieder kehrt und ging zum Schiff.« Die Hand an den Pflug legen und seine Tränen abwischen - das heißt Christsein.
Verfasst: 23.07.2009 08:30
von Joschie
J.Kroeker Von der Erkenntnis Gottes.
"Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich. Ich habe den Herrn, Herrn zu meiner Zuflucht gemacht, zu erzählen alles, was Du tust!" Ps. 73,28.
Wir dürfen in der Gesamtschau des Lebens eines David nie das Tiefste und Wertvollste übersehen: Die Glaubenssprache seiner Psalmen. Es spricht etwas in seinen Psalmen, das weit über David selbst hinausweist, und einen selten tiefen Widerhall in jeder menschlichen Seele findet.
Dies Geheimnis der Psalmen löst sich nur aus dem Bekenntnis Davids: "Der Geist des Herrn redete durch mich, und sein Wort ist auf meiner Zunge." So menschlich die Zunge auch war, die da sang, - was sie sang, bleibt ewig. So stark auch das Ewige in seiner Offenbarung an das Empfangen und Erleben Davids gebunden war, es spricht auch heute zu uns als überzeitliche Botschaft von dem Gott alles Trostes und dem Vater der Barmherzigkeit, der weit größer ist als die verflossenen Jahrtausende und unser menschliches Leben. Ihm gehört das Heute nicht weniger als das Gestern Ihm gehörte und das Morgen Ihm gehören wird.
Haben wir Gott auch in den einzelnen Lebensphasen Davids gesehen, in seinen lichten und tragischen Stunden, - die verborgene Werkstatt Gottes betreten wir erst in seinen Psalmen. Hier wurde zunächst von Gott gewirkt, was eines Tages als Erkenntnis und Beugung, als Vertrauen und Hingabe, als Mut und Zuversicht, als Erleuchtung und Kraft in David Tat und Leben wurde.
Gab es auch manches in Davids Leben, das eines Tages dem Gericht verfiel, war auch in seiner königlichen Mission unendlich viel, das sich nur als ein wertvoller Beitrag in der Geschichte seines Volkes erwies, - sein Lied und Glaubenspsalm gehören der Gottesgemeinde aller Zeiten. In denselben ist er mehr als ein gesegneter Spross Isais und als ein zeitgenössischer Sänger seines Volkes. Er ist Glied der Menschheit, die ihn als Propheten hören wird, sobald auch sie in ihrem Suchen und Ringen Gott erlebt in seiner Wirklichkeit und Kraft.
So bescheiden er uns auch als Mensch erscheint, so tapfer er auch als Diener seines Königs Saul war, so schwer er auch an den Konflikten mit Saul trug, so glanzvoll er auch seine königliche Mission in Israel erfüllte - am schönsten bleibt David uns doch in dem, was er gesungen. In seinen Psalmen spricht der Mensch in seinem Leid und Kampf, in seiner Armut und Schuld, in seinem Flehen und Warten, in seiner Freude und Anbetung. Sein Lied spricht nicht von menschlicher Größe und Kunst, sondern von jenem Gott des Heils und der Kraft, der Offenbarung und Zukunft, der in seinem verborgenen Wirken über jedem menschlichen Leben steht.