Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer Davids von Spurgeon

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Jörg
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Psalm 119

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Erläuterungen und Kernworte


V. 169-176. Das achtfache t (T). Möge Gott wie seinen Lobpreis so dieses sein Flehen erhören und seines Knechtes, des in großer Gefahr befindlichen Schäfleins, sich annehmen.

169. Thronauf zu dir, Jahve, nahe mein Hilfeschrei,
Nach deinem Worte gib mir Verständnis.
170. Thronauf zu dir komme mein Flehen,
Nach deiner Zusage rette mich.
171. Tauen von Lobpreis sollen meine Lippen,
Dass du deine Satzungen mich lehrest.
172. Tut sich mein Mund auf, so gelte es deiner Aussage,
Denn all deine Gebote sind Rechtgemäßheit.
173. Tatkräftig mir zu helfen zeige deine Hand sich,
Denn deine Ordnungen hab ich erwählet.
174. Teilzuhaben an deinem Heil, Jahve, ersehn’ ich,
Und dein Gesetz ist mein Ergötzen.
175. Teilhaft neuen Lebens werde meine Seele, zu preisen dich,
Und deine Rechte mögen mir beistehn.
176. Tät’ ich mich verirren - wie ein verloren Schaf suche deinen Knecht,
Denn deiner Gebote vergess’ ich nicht.
Prof. Franz Delitzsch † 1890.

V. 169. Der Psalmist hat in diesem Psalme gar manche Bitte an den HERRN gerichtet; jetzt sind diese seine Gebete selbst der Gegenstand einer Schlussbitte: HERR, lass meine Klage, mein Flehen vor dich kommen. So manches Gebet findet keine Gnade vor Gott, er lässt es nicht vor sein Angesicht kommen. Darum bittet der Psalmist, dass das seinige angenommen werde. William Cowper † 1619.

Unterweise mich. Unterweisung, Belehrung, um zum Verständnis der Schrift zu gelangen, das ist ein Hauptwerk des Heiligen Geistes in unseren Seelen. So bittet der Psalmist (V. 34): Unterweise mich, dass ich bewahre dein Gesetz; und im Epheserbrief (Kap. 1,17 f.) bittet der Apostel den Herrn, dass er der Gemeinde verleihe den Geist der Weisheit zur Erkenntnis und erleuchtete Augen des Verständnisses. Der Psalmist weiß sehr wohl, dass ohne dies kein Segen, kein Heil, keine Rettung und Erlösung selbst im Wort Gottes für uns zu finden ist, darum ruft er in inbrünstigem Verlangen danach in V. 144 aus: Die Gerechtigkeit deiner Zeugnisse ist ewig; unterweise mich, so lebe ich. Denn er wusste, dass er anders keinen Anteil an der ewigen Gerechtigkeit der Zeugnisse Gottes haben würde. Überhaupt ist ja aller Verstand eine Wirkung des Geistes Gottes, mag er auch noch so sehr missbraucht und entstellt werden (Hiob 32,8): Der Geist ist es in den Leuten, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. In ganz besonderem Grade ist aber der geistliche Verstand eine Frucht der göttlichen Unterweisung. Dass auf der einen Seite die Heiligen Gottes zu allen Zeiten mit soviel Inbrunst den HERRN um Unterweisung gebeten haben, um seinen Willen und seine Absichten, die Ziele seines Schaffens und Wirkens in der Welt zu erkennen, und auf der anderen Seite Gott immer und immer wieder die Erfüllung dieser Bitten zugesagt hat, diese Tatsache ist für mich von höchster Bedeutung. Sie liefert mir den unwiderleglichen Beweis dafür, dass der Mensch den Sinn des HERRN, wie er in der Schrift niedergelegt ist, nicht erfassen kann, und alle Behauptungen vom Gegenteil, dass man in den Geist der Schrift eindringen könne ohne besondere Unterweisung des Heiligen Geistes, sind hinfällig und stehen im Widerspruch zu den ausdrücklichen, unzweideutigen Zeugnissen des Wortes Gottes. John Owen † 1683.

Nach deinem Wort. David möchte unterwiesen werden nicht in fleischlicher Weisheit, denn diese bringt den Tod; er begehrt Unterweisung nach Gottes Wort. Ohne dieses ist alle menschliche Weisheit nur Torheit, und je scharfsinniger und klüger der Mensch auf seinen eigenen Wegen erscheint, umso tiefer gerät er in die Schlingen des Teufels. Was können sie Gutes lehren, weil sie des HERRN Wort verwerfen (Jer. 8,9)? Aber David war doch ein erleuchteter Prophet, und er hat es in diesem Psalm ausgesprochen, dass er gelehrter sei als seine Lehrer, klüger denn die Alten (V. 99.100), wieso bittet er doch noch um Unterweisung? Es ist eben ein großer Unterschied zwischen den Gaben der Natur und den Gaben der göttlichen Gnade. Wohl verleiht uns die Natur herrliche Fähigkeiten: ein gutes Gedächtnis, Kenntnisse, raschen Verstand, körperliche Kraft und vieles mehr, aber sie zeigt uns nicht, worin es uns noch fehlt, was uns mangelt; und so verführt sie uns mit ihren Gaben zu Selbstüberhebung und Eitelkeit. Der natürliche Mensch bildet sich oft auf die geringsten Gaben sehr viel ein; erst die Gnade Gottes, die dem Menschen Gaben verleiht, herrlicher und besser, als es die Natur vermag, lehrt ihn auch das erkennen, was ihm fehlt, damit er nicht aufgeblasen werde, sondern in aller Demut des Herzens um das noch Mangelnde bitte. Abr. Wright † 1690.

V. 170. Lass mein Flehen vor dich kommen. Der wahrhaft Gottesfürchtige, der von Herzen seinem Gott dienen will, gibt sich erst zufrieden, wenn er in persönlichen Verkehr mit dem HERRN getreten ist. Eine bloße Erfüllung der äußeren religiösen Gebräuche kann ihm nicht genügen, wenn der Geist der Gnade und des Gebetes sich nicht fühlbar gemacht hat. Und wer sich als Kind seinem himmlischen Vater gegenüber fühlt, der sehnt sich nach inniger Gemeinschaft mit ihm. Die Hoffnung aber auf gnädige Erhörung kann sich nur auf das feste prophetische Wort des HERRN und seine Verheißung gründen. Und gemäß diesem Worte, in Übereinstimmung damit rechnet das Kind Gottes auf Erhörung. Alle seine Erlösung, das weiß es, kommt vom HERRN, dorthin richtet es sein Gebet darum, und von daher erwartet es sie mit fester Zuversicht. HERR, schenke uns mehr von dem Glauben, der sich auf die Wahrheit der göttlichen Verheißungen verlässt und das Auge unverrückt darauf gerichtet hält. J. Morison 1829.

V. 171. Meine Lippen sollen Lob sprudeln (Grundtext), wenn du mich deine Rechte lehrest.Wenn der HERR selber ein Herz unterwiesen hat, kann es sich nicht mehr zurückhalten, es bricht in laute Lobgesänge aus. So äußert sich die göttliche Erleuchtung, und der so Begnadigte erkennt dies auch mit Dank als eine hohe Gnade und als eine heilige Pflicht, die ihm daraus erwächst. Und solche Äußerungen sind Zeichen eines erneuerten Herzens, eines Herzens, das eben durch seine Dankbarkeit seine Erneuerung beweist. John Stephen 1861.

V. 172. Meine Zunge soll ihr Gespräch haben von deinem Wort. Das ist auch eine von den Pflichten der Dankbarkeit, die der Psalmist anerkennt, nämlich zur Erbauung anderer von Gottes Wort zu reden. Jeder Christ ist ein Priester, um Gott Dank zu opfern, aber auch ein Prophet, um des HERRN Namen zu predigen (Ps. 116,17); denn uns allen gilt das Gebot: Bauet einer den andern (1. Thess. 5,11). Aber wie viele Christen gibt es, die in Gesellschaft sehr gewandt und fließend über alle möglichen Gegenstände zu sprechen verstehen, nur über geistliche Dinge, über das, was der Seelen Seligkeit am nächsten angeht, versagt ihnen das Wort, da sind sie stumm. William Cowper † 1619.


V. 173. Lass mir deine Hand beistehen. Nachdem er sein Gelübde der Dankbarkeit ausgesprochen, bittet der Psalmist nunmehr den HERRN um seinen Beistand, damit er dieses Gelübde auch erfüllen könne. Wollen und Vollbringen muss uns vom HERRN geschenkt werden. Schon in zeitlichen Dingen ist alle Arbeit der Menschen oft vergebliche Mühe, weil sie sich von ihrem Gewissen nicht beraten lassen und den HERRN nicht zum Beistand haben; da geht es ihnen nicht besser als Petrus, der die ganze Nacht fischte und nichts fing, bis er sein Netz im Namen des Herrn, auf sein Wort, auswarf. Noch viel weniger dürfen wir in geistlichen Dingen auf Erfolg rechnen, wenn wir Gott nicht um seine Hilfe anrufen. Mit unserer Macht, unserem Können ist nichts getan, wenn Gottes Segen nicht bei uns ist. Wir hören die Predigt des göttlichen Wortes, wir beten, aber es ist vergeblich, wir werden nicht erbaut, denn wir haben nicht ernstlich gebeten, dass seine Hand uns beistehe. Abr. Wright † 1690.

Ich habe erwählt deine Befehle. Wenn dir Gott ins Herz gegeben hat, seine Befehle zu erwählen, o so danke ihm dafür. Es hat ja einmal eine Zeit gegeben, da du die Freuden des Fleisches erwähltest und nichts Besseres begehrtest, bis der HERR dir zeigte, dass es doch Köstlicheres gebe und dich auf den besseren Weg führte, da deine Seele anderen Trost und Befriedigung und volle Genüge fand. Dafür preise du Gott, wie der Psalmist tut, da er spricht: Ich lobe den HERRN, der mir geraten hat (Ps. 16,7). Und wie einst Pilatus sagte: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben, so sprich auch du: Was ich erwählt habe, das habe ich erwählt. Jerem. Burronghs † 1646.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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