Regelmäßige Lesung aus der Schatzkammer Davids von Spurgeon

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Jörg
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Psalm 123

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Erläuterungen und Kernworte


Wie die Augen der Magd. Nicht nur die Männer dürfen auf Gottes Macht trauen, sondern auch die Frauen, die gebrechlicheren und schwächeren Gefäße. Und die Frauen dürfen nicht nur es Gott klagen, wo ihnen Unbill widerfährt, auch nicht nur Gott ihre Sünde reuig bekennen, sondern auch ihre Zuversicht auf Gott setzen. Darum wird auch bei der Aufzählung von Glaubenshelden und der Schilderung der Wolke von Zeugen Hebr. 11 nicht nur der Glaube von Männern durch den Geist Gottes aufgezeichnet und empfohlen, sondern desgleichen der Glaube von Frauen, wie der Sara, der Mutter des Mose, der Rahab und anderen. Alexander Henderson † 1646.

Mit einer Bewegung der Hand können wir fordern, bitten, versprechen, herbeirufen, verabschieden, drohen, das Mitleid anflehen, eine Bitte verweigern, ein Anerbieten abschlagen, fragen, antworten, rechnen, bekennen, der Furcht, der Scham, Zweifeln Ausdruck geben, unterweisen, befehlen, vereinigen, trennen, ermutigen, schwören, bezeugen, anklagen, verurteilen, freisprechen, bewundern, beleidigen, verachten, zum Kampfe herausfordern, schmeicheln, Beifall bezeigen, segnen, demütigen, lächerlich machen, versöhnen, loben, empfehlen, uns beklagen, jemand erquicken, ergötzen, betrüben, beunruhigen, entmutigen, erstaunen, erschrecken, einen Ausruf darstellen, Schweigen gebieten, bejahen, verneinen, ja man möchte fast fragen: was können wir nicht mit einer Bewegung der Hand kundgeben? Michael de Montaigne † 1592.

V. 3. Uns, wir. Beachten wir, dass der gottselige Sänger nicht nur für sich und die Schmach, die er zu tragen hat, Gottes Mitleid und Gnade erfleht, sondern dass ihm die allgemein auf den Gottesfürchtigen und treuen Glauben Haltenden ruhende Verachtung das Herz so beschwert. Es besteht unter den Gottseligen nicht nur eine Gemeinsamkeit im Tragen des Kreuzes, sondern auch ein Einklang der Gemüter in den Seufzern und der Anrufung der göttlichen Gnade. Wolfg. Musculus † 1563.

V. 3.4. Wir sind satt genug von Verachtung. (Wörtl.) Die Weltmenschen schauen auf die Pilgrime, die zu Gottes Heiligtum wallen, und ihre ganze Religion mit verächtlichem Lächeln hernieder, und wundern sich, dass es Leute gibt, die, während das gegenwärtige Leben doch Anforderungen genug an einen stellt, schwachköpfig genug sind, sich um einen unsichtbaren Gott und eine unbekannte Ewigkeit zu kümmern. Das ist für die Gottseligen keine leichte Prüfung. Sie müssen den Spott der Sicheren, der Sorglosen tragen. Diejenigen ihrer Nachbarn und Mitmenschen, denen es äußerlich wohl geht, erklären, dass sie gefunden haben, die Welt lohne allen, die ihrer Gaben würdig sind, freigebig. Armut und Kummer schreiben sie einzig dem Verhalten der Frommen zu, das es nicht anders verdiene. "Lasst sie sich mehr anstrengen", rufen sie gefühllos; "sie sollen lieber in der Welt vorwärtszukommen suchen, statt zu beten, so wird es ihnen bald ebenso gut gehen wie uns", und solche Worte harter, mitleidloser Unwissenheit sind wie Gift für die wunden, blutenden Herzen. Dann aber leiden die Gottseligen auch unter der Hoffärtigen Verachtung, unter denen, die ihrer stolzen Verachtung dadurch Ausdruck geben, dass sie mit höhnenden Worten über die Frommen herfallen und sie durch herben Tadel um ihren Frieden zu bringen und von der Frömmigkeit abzuziehen suchen. Noch immer haben die, welche Zion lieben, schweigende Verachtung, offene Missdeutungen und feindselige Angriffe zu erdulden. Ihr Glaube, ihr einziger Trost, wird verlacht, die Ruhe, die sie so sehnlich begehren, ihnen verweigert. Aber Gott ist ihre Zuflucht bei allen diesen Anfeindungen. Robert Nisbet 1863.

Diese zweite Strophe nimmt das "Begnade uns" wie im Echo auf. Sie beginnt mit einem Kyrie eleison, welches in staffelförmig anschwellender Weise begründet wird. Prof. Franz Delitzsch † 1890.

Satt genug (V. 3), reichlich satt (V. 4). Spott und Verachtung drücken offenbar schon lange auf das Volk, so dass also der Glaube schwer geprüft ist. Umso beachtenswerter ist, dass der Sprache des Psalms jede Spur von Ungeduld fehlt. J. J. St. Perowne 1868.

Homiletische Winke

V. 1-4.
Wir achten 1) auf das Gebet demütiger Abhängigkeit, V. 2; 2) auf das Gebet gläubiger Aneignung: zu dir, V. 1; 3) auf den Geist des Gehorsams: wie die Augen der Knechte usw.; 4) auf die Geduld der Heiligen: bis er uns gnädig werde. Robert Nisbet 1863.
Wir sehen hier 1) Leute, die Augen haben. a) Augen, die vertrauensvoll, betend, sinnend aufwärts zu Gott gerichtet sind, in Ehrfurcht, Achtsamkeit, Gehorsam; b) einwärts, woraus die Bitte um Gnade folgt. 2) Leute, die keine Augen haben. Sie haben a) keinen Blick für die Vortrefflichkeit der Gottseligen, b) keinen Blick für ihre eigene Gefahr; c) keine Demut vor Gott (Stolze); d) keine in Hoffnung, Gebet, gläubiger Erwartung erhobenen Augen.
V. 1.
Das Auge des Glaubens. 1) Es muss erhoben werden. 2) Es sieht am besten über sich. 3) Es hat stets etwas, wozu es aufschauen kann. 4) So lasst uns denn aufschauen und somit unsere Augen davon abhalten, zu viel einwärts und rückwärts zu schauen.
1) Die Sprache der Anbetung: der du im Himmel thronest. 2) Die Sprache des Bekenntnisses a) des Mangels, b) der Hilflosigkeit. 3) Die Sprache des Flehens: zu dir usw. 4) Die Sprache der Erwartung, siehe V. 2. George Rogers 1890.
V. 2.
mit Ps. 121,4. Zwei Siehe. 1) Gottes aufmerksam auf uns gerichtetes Auge. 2) Unser aufmerksam auf Gott gerichtetes Auge.
Des HERRN leitende Hand. Sie winkt uns 1) herzuzutreten, 2) hier- oder dorthin zu gehen, 3) still zu bleiben, wo wir sind. George Rogers 1890.
Bilder aus dem Alltagsleben, oder was wir von Knechten und ihren Herren, Mägden und ihren Herrinnen lernen können.
V. 3a.
Sei uns gnädig: 1) als wertlose Litanei des Sündendieners, 2) als ernstes Flehen des Gottseligen.
V. 3b.
Die Verachtung, mit der die Welt die Frommen behandelt. Wie häufig sie ist, was ihr Grund ist, wie schwer sie zu tragen ist, und welchen Trost die Frommen dabeihaben.
V. 3.4.
I. Die Veranlassung des Gebetes: die Verachtung der Menschen. Diese ist oft etwas vom Schwersten, das die Gottseligen zu tragen haben. 1) Sie ist sehr unvernünftig. Warum verspottet man Leute, weil sie dem folgen, was nach ihrer Gewissensüberzeugung recht ist? 2) Sie ist unverdient. Wahre Frömmigkeit tut niemand Schaden, sondern sucht aller Wohl. 3) Sie ist gottlos. Wer die Frommen schmäht, weil sie Gottes Volk sind, schmäht Gott selbst. II. Der Inhalt des Gebets. 1) Die Beter flehen hier nicht, dass Gott ihnen vor ihren Feinden Recht schaffe, was ja wohl berechtigt wäre, sondern flehen um Gnade. 2) Die Begründung: Denn wir sind usw. Die Schmähungen der Gottlosen sind für die Gottseligen eine Ermutigung, auf besondere Hilfe von Gott zu harren. Die an den Weiden hangende Harfe lässt ihre lieblichsten Töne erklingen. Gerade wo sie von Menschenhand am wenigsten berührt wird, spielt darauf desto freier der Geist Gottes. Georg Rogers1890.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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